Epilepsie & epileptischer Anfall: Bestmögliche Lebensqualität ist das Ziel der ganzheitlichen Therapie - Gesundheitskompass

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Epilepsie & epileptischer Anfall: Bestmögliche Lebensqualität ist das Ziel der ganzheitlichen Therapie - Gesundheitskompass
Epilepsie & epileptischer Anfall:
Bestmögliche Lebensqualität
ist das Ziel der ganzheitlichen Therapie
„Jemand hat die Fallsucht“ sagt der Volksmund, wenn ein Mensch bewusstlos und zuckend auf den Boden stürzt
und möglicherweise noch Schaum aus seinem Mund kommt. Dabei handelt es sich vermutlich um einen
epileptischen Anfall in einer schweren Ausprägung. Da die Epilepsie jedoch zahlreiche „Gesichter“ hat, von kaum
bemerkt bis hin zu einem lebensbedrohlichen Zustand, soll der Artikel dazu beitragen, den Umgang mit der
Erkrankung zu verbessern und dadurch Ängste zu nehmen. Zudem gibt es Empfehlungen, wie Sie durch Ihr
eigenes Verhalten die Häufigkeit von Anfällen verringern können.
Epilepsie & epileptischer Anfall: Bestmögliche Lebensqualität ist das Ziel der ganzheitlichen Therapie - Gesundheitskompass
Letzte Aktualisierung: 8. März 2021
Epilepsie & epileptischer Anfall: Bestmögliche Lebensqualität ist das Ziel der ganzheitlichen Therapie - Gesundheitskompass
Experte/Expertin:
Dr. med. Ursula Andrien
Ärztin (Fachrichtung Gynäkologie), Expertin für Akupunktur und TCM

        Das-Wichtigste-in-Kürze

        Fakten in der Übersicht

             Epilepsie – was ist das? Eine kurzzeitige plötzliche Funktionsstörung im Gehirn, die mit
             oder ohne Bewusstlosigkeit einhergehen kann. Es wird unterschieden zwischen
             epileptischen Anfällen ohne erkennbaren äußeren Reiz (nicht provoziert) und mit
             erkennbar auslösenden Einflüssen (provoziert).

             Ursachen & Risikofaktoren: Vielfach ist keine Ursache erkennbar; es sind jedoch auch
             genetische Defekte bekannt. Weitere Ursachen sind Beeinträchtigungen des Gehirns
             aufgrund von Durchblutungsstörungen mit Sauerstoffmangel, Entzündungen und Tumore
             im Gehirn, ebenso wie Hirnverletzungen nach Unfällen, aber auch Stoffwechselstörungen.
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Symptome: Es gibt keinen einheitlichen Verlauf. Von einer leichten Abwesenheit über
Zuckungen einzelner Körperteile bis hin zu schwer krampfenden Muskeln ist alles möglich.
Mitunter gibt es eventuelle Warnzeichen, die man Prodrome oder Auren nennt. Ein
Prodrom kann Stunden bis Tage einem Anfall vorausgehen und äußert sich in Reizbarkeit,
Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Ruhelosigkeit oder Stimmungsschwankungen,
während eine Aura nur Sekunden dauert und Halluzinationen, seltsame Gefühle, Blitze
sehen oder Geruchs- und Geschmackswahrnehmungen, Angst- oder Glücksgefühle
auslösen kann.

Diagnose und Tests: Wichtig ist eine ausführliche Anamnese bzw. Fremdanamnese über
den Ablauf des Anfalls. Ergänzend werden die Gehirnaktivität (durch EEG oder MEG)
sowie die Gehirnstruktur (mittels MRT, PET oder CCT) dargestellt.

Prognose und Verlauf: Die meisten Epilepsieformen lassen eine normale körperliche und
geistige Entwicklung zu. Manche Epilepsien verlieren sich während der Pubertät von
allein. Andere Epilepsieformen hängen nicht nur von der Art der Anfälle, ihrer Häufigkeit
sowie der Ursache und dem Ausmaß einer möglichen Hirnschädigung ab, sondern auch
von der eigenen Verhaltens- und Lebensweise (ausreichender Schlaf, Balance zwischen
Arbeit und Auszeit, regelmäßige Bewegung, Verzicht auf Nikotin und Alkohol, eine
Ernährung mit vielen Mikronährstoffen sowie ausreichenden Trinkmengen an stillem
Wasser und Entspannungstechniken).

Empfohlene Ernährung: Eine anti-entzündliche Ernährung entspricht einer gesunden,
vollwertigen Ernährung, die reich an Gemüse, Obst, Vollwertprodukten, fettem Fisch,
Nüssen, Saaten und pflanzlichen Ölen ist. Bei manchen Epilepsieformen hat sich eine
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ketogene Ernährungsweise bewährt, die jedoch unter ärztlicher Kontrolle durchgeführt
werden muss.

Therapie und Prävention:
    Mikronährstoffe: Da es durch verschiedene Antiepileptika zu Störungen in der
    Mikronährstoffversorgung kommt, ist deren Ergänzung besonders wichtig. Dazu
    gehören: Vitamin D, Vitamin K, Folsäure, Biotin, weiterhin die Vitamine B1, B6, E, A,
    C sowie Carnitin, Zink, Selen, Mangan, Magnesium und sekundäre Pflanzenstoffe.

    Lebensstil: Er spielt eine große Rolle bei der Reduzierung von Anfällen: siehe unter
    Prognose und Krankheitsverlauf. Zu den empfohlenen Entspannungstechniken
    zählen Autogenes Training und Yoga. Eine positive Lebenseinstellung unterstützt
    zusätzlich einen ausgeglichenen Lebensrhythmus.

    Konventionelle Therapie: Es werden als Medikamente die sogenannten
    Antiepileptika oder Antikonvulsiva (von lat. convulsio = Krampf) eingesetzt, die einen
    erneuten Krampfanfall verhindern oder die Häufigkeit von epileptischen Anfällen
    reduzieren sollen. Dabei handelt es sich um eine symptomatische Behandlung, da es
    keine Heilung gibt.

    Ganzheitliche Therapie: Unterstützend können folgende Anwendungen zum Einsatz
    kommen: Biofeedback, Akupressur, Homöopathie, Kinesiologie, Osteopathie und
    Heilpflanzen.

Checkliste und Empfehlungen bei Epilepsie: Das können Sie selbst tun.
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Was ist Epilepsie?

    Das-Wichtigste-in-Kürze

    Epilepsie in der Übersicht
    Vorkommen und Auftreten:

       jährlich erkranken 40-70 auf 100 000 Menschen neu (Kinder eingerechnet)

       da Kinder und Jugendliche das höchste Erkrankungsrisiko haben, ist die Epilepsie
       bei diesen die häufigste Erkrankung des zentralen Nervensystems, wobei Jungen häufiger
       erkranken als Mädchen

       Epilepsie kann in jedem Lebensalter auftreten, jedoch bei Erwachsenen am häufigsten
       zwischen dem 50.-70.Lebensjahr

       das Risiko, selbst zu erkranken, liegt bei 3-4%.
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bei Kindern im Vorschul-Schulalter:

             a) Rolando-Epilepsie
             b) Absence-Epilepsie
             c) Temporallappen-Epilepsie

    bei Jugendlichen: Juvenile Absence-Epilepsie

    im Alter tritt eine Epilepsie meist aufgrund organischer Störungen wie Traumata oder
    Stoffwechselstörungen auf.

Differenzierung/Arten:
Ein epileptischer Anfall kann isoliert auftreten; von einer Epilepsie spricht man erst nach
einem zweiten Anfall, der mindestens 24 Std. später auftritt.
Psychogene nicht epileptische Anfälle (PNEA) haben ihre Ursache in psychischen
Störungen; oftmals Depressionen, Ängsten und Persönlichkeits- sowie posttraumatischen
Belastungsstörungen (PTBS)
    Arten von Epilepsien nach ihrem Erscheinungsbild:

         generalisiert: mit Versteifungen des Körpers (tonisch) oder, rhythmischen Zuckungen
         (klonisch); wenn beides vorhanden, dann tonisch-klonisch oder Grand Mal-Anfall;
         weitere Unterteilung in primär und sekundär.

         fokal: es ist ein bestimmtes Hirnareal betroffen mit der dazugehörenden Muskulatur,
         weshalb z. B. nur ein Arm krampft; weitere Unterteilung in einfach-fokal, wobei der
         Betroffene bei vollem Bewusstsein ist und evtl. eine Aura vorausging und komplex-
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fokal: dabei beginnt der Anfall zunächst fokal, doch im weiteren Verlauf kommt es zu
                  einer Bewusstseinstrübung.

        Hinweis

        ILEA
        Die    INTERNATIONALE       LIGA    GEGEN      EPILEPSIE     (ILEA)   definiert   die   Epilepsie
        folgendermaßen: Es müssen zwei Anfälle im Abstand von mindestens 24 Stunden auftreten,
        oder es muss die Wahrscheinlichkeit nach einem ersten Anfall 60% oder mehr betragen für
        einen erneuten Anfall innerhalb der nächsten 10 Jahre.

Vorkommen und Auftreten

Ein epileptischer Anfall wird ausgelöst durch eine kurzzeitige Funktionsstörung im Gehirn in Form einer zu
starken elektrischen Erregung, mit oder ohne Bewusstseinsverlust. Es kann dabei zu motorischen Störungen wie
Zuckungen und Beißen auf die Zunge kommen. In Deutschland leiden 5-9 von 1000 Menschen an einer
Epilepsie und jährlich erkranken 40-70 von 100 000 Personen neu, inklusive Kinder – Jungen sind häufiger
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betroffen als Mädchen. Eine Epilepsie kann in jedem Alter auftreten, wobei das höchste Risiko bei Kindern und
Erwachsenen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr liegt. Bei Kindern und Jugendlichen zählt die Epilepsie
sogar zu den häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Das Risiko, selbst zu erkranken, liegt bei
3-4 %. Es kommt entweder zu einer Funktionsstörung des Gehirns in einem begrenzten Areal (fokaler Anfall)
oder des gesamten Gehirns (generalisierter Anfall).

Epilepsie bei Neugeborenen

Benigne (gutartige) familiäre Neugeborenenkrämpfe: Sie gehören zu den genetisch bedingten Epilepsien, die
autosomal dominant vererbt werden und in den ersten Tagen nach der Geburt auftreten können. Da sie meist
nach einigen Wochen von selbst verschwinden und seltener vorkommen, werden sie nur der Vollständigkeit
halber erwähnt.

Epilepsie im Säuglingsalter

Das    West-Syndrom       (Blitz-Nick-Salaam-Epilepsie)   und   das   Dravet-Syndrom      sind   zwar   sehr
ernstzunehmende, aber seltene Formen der Epilepsie, weshalb hier nicht näher auf sie eingegangen wird
(Vorkommen zwischen dem 2. und 12. Lebensmonat, bei Jungen häufiger als bei Mädchen).

Epilepsie im Kindergarten- und Vorschulalter

Das Lennox-Gastaut-Syndrom (LGS) ist ebenfalls eine seltene Form von Epilepsie bei Kindern im Alter
zwischen 3 und 5 Jahren (Jungen häufiger betroffen als Mädchen). Allen drei letztgenannten Arten ist
gemeinsam, dass die Kinder sich verzögert entwickeln und bleibende Schäden zurückbleiben, sowohl auf
körperlicher als auch auf geistiger Ebene.
Epilepsien im Vorschul- und Schulalter:

Rolando-Epilepsie:

Mit 15-20 % ist sie die häufigste Epilepsieform im Kindesalter zwischen dem 3. und 12. Lebensjahr. Jungen sind
wiederum häufiger betroffen als Mädchen. Die Anfälle treten oft nachts auf und wecken die Kinder durch
Missempfindungen und Zuckungen in einer Gesichtshälfte. Das Schlucken und Sprechen machen Probleme und
der Speichelfluss ist stark vermehrt. Mitunter wird aus einem fokalen (regionalen) ein generalisierter tonisch-
klonischer Anfall (Grand Mal). Da die Anfälle nur sporadisch auftreten, ist eine medikamentöse Behandlung in
der Regel nicht nötig, und häufig treten die Anfälle nach dem 15. Lebensjahr nicht mehr auf. Die Kinder
entwickeln sich normal.

Absence-Epilepsie:

Sie ist genetisch bedingt, tritt zwischen dem 5. und 8. Lebensjahr auf und ist häufiger bei Mädchen als bei
Jungen anzutreffen. Sie gehört zu den „generalisierten“ Formen der Epilepsie (siehe dort), bei der es bis zu 100
Absencen pro Tag kommen kann: Darunter versteht man Pausen des Bewusstseins von einigen Sekunden, in
denen das Kind nicht bewusstlos ist, jedoch seine aktuelle Tätigkeit (z. B. spielen, reden, laufen) kurzfristig
unterbricht, ohne es zu bemerken. Die Prognose ist überwiegend gut: Bei einem Drittel der Kinder verlieren sich
die Absencen von selbst; ein weiteres Drittel behält sie bis ins Erwachsenenalter, und beim letzten Drittel können
große epileptische Anfälle hinzukommen.

Temporal (= Schläfen)lappenepilepsie (TLE):
Sie ist definiert als eine partielle Form der Epilepsie, da sie ihren Fokus (Herd) im Schläfenlappen hat. Sie
gehört zu den häufigsten Epilepsieformen im Kindes- und Erwachsenenalter und tritt zwischen dem 5. und 10.
Lebensjahr auf.

Sie wird noch einmal unterteilt in:

    mesial (mTLE) : Sie ist die häufigere der beiden Formen und hat ihren Fokus im Bereich des Hippocampus,
    einer anatomischen Struktur im Gehirn, die an der Gedächtnisbildung beteiligt ist.

    lateral (lTLE oder nTLE): Hier liegt der Fokus im temporalen Neocortex, wie stammesgeschichtlich der
    jüngste Teil der Großhirnrinde genannt wird, da er sich im menschlichen Gehirn zuletzt entwickelt hat.

Oftmals sind für die TLE keine Ursachen bekannt oder aber solche wie Tumore, Gefäßmissbildungen,
Hirnblutungen, Schädel-Hirntraumen sowie Folgen von Entzündungen wie Meningitis und Enzephalitis bis hin zu
einer Hippocampussklerose (Verhärtung).

Die auftretenden Anfälle sind sehr unterschiedlich: Sie reichen von einfach fokal oder komplex fokal bis hin zu
Grand Mal-Anfällen (siehe „Anfallsarten nach Erscheinungsbild“). Die Kinder mit einer TLE verhalten sich häufig
auffällig. Dies hängt mit einer gestörten Entwicklung auf körperlicher und geistiger Ebene zusammen. Daher ist
auch ihre Intelligenz vermindert. Die Behandlung ist oft schwierig, da in 70 % der Fälle die eingesetzten
Medikamente keine Wirkung zeigen. Dennoch sollte ein Versuch beispielsweise mit Valproat, unternommen
werden. Im Einzelfall ist eine operative Entfernung des epileptischen Bereichs im Gehirn möglich.

Epilepsien im Jugendalter

Juvenile Absence Epilepsie: Sie tritt zwischen dem 9. und 15. Lebensjahr auf; Mädchen und Jungen sind
gleich häufig davon betroffen. Es kommt zu wenigen Absencen, die jedoch mit Grand Mal-Anfällen verbunden
sind. Die Prognose ist dann ungünstig, wenn der Lebensstil unregelmäßig ist/bleibt und keine medikamentöse
Behandlung stattfindet.

Epilepsien im Alter

Diese entstehen durch krankmachende Einflüsse auf das Gehirn wie z. B. eine Hirnhautentzündung, Tumore,
Durchblutungsstörungen (ischämischer Untergang von Gewebe durch Sauerstoffmangel), Schädel-Hirn-
Verletzungen sowie Stoffwechselstörungen.

        Hinweis

        Unterschied zwischen einem epileptischen Anfall und einer Epilepsie
        Ein epileptischer Anfall ist durch eine kurzzeitige, d. h. zeitlich begrenzte Funktionsstörung im
        Gehirn gekennzeichnet, die aufgrund gestörter Entladungsvorgänge von Nervenzellen im
        Gehirn entsteht. Erst wenn nach mindestens 24 Stunden ein erneuter Anfall auftritt oder die
        Wahrscheinlichkeit für weitere Anfälle über die nächsten 10 Jahre besteht, spricht man von
        dem Krankheitsbild der Epilepsie.

Psychogener, nicht epileptischer Anfall (PNEA):
Dieser ähnelt einem epileptischen Anfall, weshalb es oft Jahre dauern kann bis zur richtigen Diagnose. Allerdings
hat der Betroffene während des Anfalls die Augen geschlossen und verharrt oft reglos für mehr als 10 Minuten.
Zugrundeliegende psychische Störungen kommen auf diese Weise zum Vorschein. Oftmals leiden diese
Menschen an Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Angst- und Persönlichkeitsstörungen.

Epilepsiearten

„Generalisierte“ Epilepsien: Dies betrifft 30 % der Epilepsien, wobei das gesamte Gehirn betroffen ist. Es
kommt zu Verkrampfungen bzw. Versteifungen der Muskulatur (tonischer Anfall) oder zu rhythmischen
Zuckungen von Gliedmaßen oder des gesamten Körpers (klonischer Anfall). Tritt beides zusammen auf, spricht
man vom tonisch-klonischen oder von einem Grand Mal-Anfall.

Die generalisierten Anfälle werden weiter unterteilt in:

    Primäre, d. h. genetisch bedingte und in

    Sekundäre, die zunächst in einer Region beginnen, sich dann jedoch auf beide Gehirnhälften ausdehnen.

Fokale (herdförmige) Epilepsien: Diese sind für 60-70 % der Fälle verantwortlich. Hierbei ist ein Teil des
Gehirns betroffen mit der dazugehörigen Muskulatur, so dass z. B. nur ein Arm krampft oder Sehstörungen
auftreten.

Es gibt eine Unterteilung in:
Einfach-fokal: Hierbei bleibt der Betroffene bei vollem Bewusstsein und erlebt möglicherweise im Vorfeld
    eigenartige Geruchs- und/oder Geschmacksempfindungen und/oder hat Zuckungen und Körperdrehungen.

    Komplex-fokal: Häufig beginnt der Anfall ‚einfach fokal‘ aber im weiteren Verlauf trübt sich das Bewusstsein
    des Betroffenen ein, und er ist nicht mehr ansprechbar.

Kann Epilepsie vererbt werden und ist Epilepsie ansteckend?

Epileptische Anfälle und Epilepsien sind nicht ansteckend.

Die Erforschung genetischer Ursachen von Epilepsien ist noch lange nicht abgeschlossen. Bekannt ist, dass es
bei verschiedenen Epilepsieformen sehr unterschiedliche Faktoren gibt, die auf eine genetische Beteiligung
schließen lassen. Das reicht von Veränderungen in einzelnen Genen bis hin zu einem Zusammenwirken
verschiedener genetischer Varianten, auch „multifaktoriell“ genannt. Zusätzlich bedarf es oft ungünstiger äußerer
Einflüsse, die den Ausbruch der Erkrankung fördern.

                                                      . . .

Ursachen und Risikofaktoren
Das-Wichtigste-in-Kürze

Ursachen und Risikofaktoren in der Übersicht
Einteilung der Ursachen:

    Kryptogene Epilepsie: Es sind keine Ursachen erkennbar (Temporallappen -Epilepsie).

    Idiopathische Epilepsie: Vermutlich Vorliegen genetischer Defekte, was aber nicht
    eindeutig geklärt ist (Absence-Epilepsie).

    Symptomatische Epilepsie: Eine Ursache kann zugeordnet werden.

Es gibt viele Auslöser (Trigger)

    Es können Vorzeichen auftreten als sogenannte Auren oder Prodrome.

    Aura: kommt nur bei fokalen Anfällen vor; dauert nur Sekunden; es handelt sich um real
    nicht vorhandene Sinneswahrnehmungen visueller (über die Augen), olfaktorischer (über
    die Nase) und gustatorischer (über die Zunge) Art. Eine Aura gilt per se als fokaler Anfall,
    wenn keine Bewusstseinsstörung auftritt.

    Prodrom: Stunden bis Tage vor einem Anfall auftretend in Form von Reizbarkeit,
    Stimmungsschwankungen, migräneartigen Kopfschmerzen, Ruhelosigkeit,
    Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen

    Nachwirkungen epileptischer Anfälle: Sie hängen von der Schwere des Anfalls ab und
    sind somit entweder gar nicht vorhanden bis hin zu Müdigkeit und schwerer Erschöpfung
mit hohem Schlafbedürfnis. Ebenso zählen Verletzungen aller Art durch mögliche Stürze
sowie Bisswunden in der Wangenschleimhaut und Zunge dazu.

nach Schlaganfall: Tritt innerhalb der ersten 3-7 Tage ein epileptischer Anfall auf, so
wird er Frühanfall genannt und wiederholt sich in der Regel nicht; tritt ein entsprechender
Anfall jedoch nach 7 Tagen und später auf, so spricht man von einem Spätanfall, der
meist einer Langzeitbehandlung bedarf, da die Anfälle sich wiederholen.

Ernährung: Eine pro-entzündliche und mikronährstoffarme Ernährung begünstigt
epileptische Anfälle. Da Antiepileptika zudem viele Vitamine, Spurenelemente und andere
Mikronährstoffe verbrauchen, ist eine ausgewogene Ernährung besonders wichtig –
siehe Kapitel Ernährung und Mikronährstoffe.

seelische Ursachen: In der Regel wird unter diesen Umständen ein epileptischer Anfall
nur ausgelöst, wenn eine körperliche Bereitschaft (Disposition) dazu besteht. Umgekehrt
können jedoch als Folge einer Epilepsie psychische Störungen auftreten.

Alkohol: Gegen 2-3 Gläser Wein (1/4 l) oder 2-3 Flaschen Bier (0,5 l) pro Woche
bestehen keine Einwände, jedoch schaden große Mengen an Alkohol, da Antiepileptika
seine Wirkung noch verstärken, der Alkohol die Aufnahme wichtiger Vitamine und
Spurenelemente verhindert und bei seinem Abbau in der Leber zusätzlich Nährstoffe
verbraucht werden.

Rauchen: Bekanntlich verengt Rauchen die Gefäße im gesamten Körper, was im Gehirn
zu einer erhöhten Anfallsneigung beitragen kann. Ebenso steigt der Verbrauch an
antioxidativen Enzymen, die sodann für die Entfernung der sogenannten „freien Radikale“
nicht mehr zur Verfügung stehen.

Stress: Es ist ein dehnbarer Begriff: je nachdem wie Stress empfunden wird, als positiver
Eustress oder als negativer Distress, nützt oder schadet er. Positiver Stress kann sogar
die Anfallshäufigkeit senken, da die Wachheit und Konzentrationsfähigkeit erhöht werden.

Schwermetallbelastungen: möglicherweise durch Zahnfüllungen. Mangan, Selen und
Magnesium werden als Gegenspieler der Schwermetalle reduziert. Durch den Mangel an
diesen Mikronährstoffen sinkt die Reizschwelle für die Erregung von Nervenzellen, was
leichter zur Auslösung eines Anfalls führen kann.

Störfelder im Zahn- und Kieferbereich: Beispielsweise nicht aus dem Kiefer
ausgetretene Weisheitszähne, die in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zu
den Funktionskreisen von Herz und Dünndarm gehören. Durch die energetische Nähe zur
Großhirnrinde erklärt sich die erhöhte Krampfneigung.

ElektroMagnetischeFelder (EMG): Sie umgeben uns überall, sodass wir nur für eine
größtmögliche Reduktion derselben sorgen können; im Schlafraum technische Geräte
aller Art fernhalten: Kein Fernseher, kein Handy, keine LED-Beleuchtung, keine
elektrischen Kabel in der Nähe des Bettes, welches frei von Metall sein sollte. Denn alle
diese Felder können bei Menschen mit Epilepsie die Auslösung eines Anfalls triggern.

Virale Infektionen (Cytomegalie-Virus, Epstein-Barr-Virus) können bei einem
geschwächten Immunsystem als Auslöser epileptischer Anfälle in Frage kommen.
Da die Entstehung einer Epilepsie sehr komplex ist, lässt sich vielfach keine Ursache erkennen. Es gibt jedoch
zum einen genetische Komponenten (z. B. eine Veränderung (Mutation) eines Gens auf Chromosom 11 bei der
Rolando-Epilepsie) oder auch die Vererbung der Veranlagung für die Entwicklung einer Epilepsie (Disposition),
zum anderen spielen Veränderungen im Gehirn – seien sie angeboren (wie etwaige Fehlbildungen des
Gehirns) oder erworben (durch Entzündungen, Verletzungen oder Stoffwechselstörungen) – eine Rolle.

        Hinweis

        Epigenetik
        Bis zur Entdeckung der Epigenetik ging man davon aus, dass unsere Gene unveränderbar
        feststehen und somit Persönlichkeitsmerkmale oder die Veranlagung für bestimmte
        Krankheiten oder Neigungen von Geburt an feststehen.
        Die Epigenetik beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit das uns vererbte Genmaterial durch
        äußere Einflüsse wie Ernährung, Lebensstil, Stress, Umweltgifte und Lebenseinstellung
        veränderbar ist und Gensequenzen schwächer oder stärker abgelesen oder ein- bzw.
        ausgeschaltet werden können.
        Erkenntnisse zeigen, dass wir zwar einerseits durch negative Einflüsse Schäden und
        Veränderungen an unserer DNA verursachen können, die über Generationen weitervererbt
werden. Anderseits jedoch auf die gleiche Weise geschädigte DNA-Sequenzen positiv
         beeinflussen können, deren Ausprägung wir bislang für unveränderbar gehalten haben.
         Eine ausgewogene Ernährung, eine umfassende Versorgung mit den lebenswichtigen
         Mikronährstoffen – wozu vor allem auch B-Vitamine, Vitamin D und sekundäre Pflanzenstoffe
         gehören -, positive Gedanken und eine optimistische Lebenseinstellung sowie die Vermeidung
         von Schadstoffen, Chemikalien und Stress sind nach den Erkenntnissen der Epigenetik somit
         elementar für Gesundheit und Vitalität.
         Hoffnung besteht, dass mit Hilfe der Forschungsergebnisse zur Epigenetik in der Zukunft auch
         derzeit als unheilbar betrachtete Erkrankungen heilbar sein werden.

Vorzeichen eines epileptischen Anfalls

Die Warnzeichen sind so individuell wie vielfältig. Manchmal gibt es überhaupt keine Vorzeichen oder mitunter
nur wenige Sekunden vorher oder aber Stunden bis Tage. Man unterteilt diese Vorahnungen in Prodrome und
Auren.

Ein Prodrom kann sich Stunden bis Tage vor einem Anfall äußern in Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen,
begleitet von Kopfschmerzen, die einer Migräne ähneln können. Auch eine gewisse Ruhelosigkeit und
Konzentrationsstörungen bis hin zu Schlafstörungen können auftreten.

Eine Aura hingegen dauert in der Regel nur wenige Sekunden und kommt nur bei fokalen Anfällen vor.
Tatsächlich wird bereits eine Aura alleine als ein fokaler Anfall ohne Bewusstseinsstörung gewertet. Häufig
jedoch geht sie in einen fokalen Anfall mit Bewusstlosigkeit über. Eine Aura kann als übersteigerte
Sinneswahrnehmung der Augen (visuell) in Form von Flecken, Wellen oder Lichtblitzen, der Nase (olfaktorisch)
durch wahrgenommene Gerüche oder ebenso über Geschmacksempfindungen der Zunge (gustatorisch)
auftreten. Dabei sind diese Empfindungen nicht wirklich vorhanden. Eine Aura kann sich aber auch in Angst-
oder Glücksgefühlen, Halluzinationen und „Déjà-vu“-Erlebnissen (‚als ob man das, was man sieht, schon einmal
gesehen hat‘) zeigen.

Nachwirkungen eines epileptischen Anfalls

Abhängig von der Schwere eines Anfalls bemerkt der Betroffene hinterher entweder gar nichts oder ist müde,
erschöpft, evtl. auch reizbar und aggressiv.

Da es bei schweren Grand Mal-Anfällen aufgrund der Muskelverkrampfungen zu einer unverhältnismäßig hohen
Kraftverschwendung kommt, fühlen sich diese Menschen hinterher meist wie „erschlagen“ und haben ein großes
Schlafbedürfnis.

Sollte der Betreffende während des Anfalls gestürzt sein, zählen etwaige Verletzungen aller Art bis hin zu
Brüchen ebenso zu den Nachwirkungen wie Bissverletzungen der Zunge und Wangenschleimhaut.

Wesentliche Trigger können sein: Ernährung, Alkohol, Rauchen, seelische Ursachen und Stress

         Hinweis

         Epilepsie-Auslöser (Trigger) in der Übersicht
Die Liste solcher Auslöser – auch Trigger genannt, ist umfangreich und breit gefächert. So
gehören dazu:

    Schlafmangel

    hoher Alkoholkonsum/-missbrauch

    Ärger

    Angst

    Alkohol- und Drogenentzug

    Medikamentenentzug

    hormonelle Schwankungen

    Flackerlicht aller Art (durch Disco, Fernsehen, Videospiele)

    Sonnenlicht, welches ständig unterbrochen wird, z. B. beim Autofahren

    laute Geräusche

    Stoffwechselstörungen (z. B. zu hohe oder zu niedrige Blutzuckerwerte)

    Sauerstoffmangel im Gehirn während der Schwangerschaft oder unter der Geburt

    Sauerstoffmangel nach Schlaganfall oder Hirnblutungen,

    Gefäßmissbildungen im Gehirn

    Gehirnentzündungen (Meningitis, Encephalitis)
Hirntumore

             Hirnverletzungen durch Unfälle (Schädel-Hirn-Trauma)

             Stress

             Stromschläge

             Vergiftungen

Ernährung

Falsche Ernährung per se löst keinen epileptischen Anfall aus, jedoch kann eine pro-entzündliche
Ernährungsweise ein Risikofaktor sein. Pro-entzündlich ist eine Ernährung, die zu viel Zucker, gesättigte
Fettsäuren, zu viele Kalorien, zahlreiche Konservierungsstoffe und Stabilisatoren enthält. Meist ist dies der Fall
bei industriell gefertigter Nahrung (Fastfood, Junkfood, Fertigprodukte allgemein). Da einige der Medikamente
gegen Epilepsie vermehrt Mikronährstoffe verbrauchen, ist eine an Mikronährstoffen reiche Ernährung umso
wichtiger, um einem Mangel vorzubeugen.

Alkohol

Grundsätzlich ist gegen 2-3 Gläser (1/4 l) Wein oder 2-3 Flaschen Bier (0,5 l) pro Woche nichts einzuwenden.
Jedoch werden alkoholische Getränke von vielen Epilepsiepatienten deshalb schlechter vertragen, weil die
betreffenden Antiepileptika die Wirkung des Alkohols verstärken können. Zudem erschwert der Alkohol einerseits
die Aufnahme wichtiger Mikronährstoffe in den Körper, andererseits werden beim Abbau von Alkohol in der Leber
wichtige Nährstoffe verbraucht, die an anderer Stelle fehlen. Die Auswirkungen von chronischem Alkoholkonsum
wurden u. a. hinsichtlich Vitamin B6 erforscht.

         Hinweis

         Epilepsie und Alkoholismus
         Anders verhält es sich bei Alkoholkranken. Da sie bereits dauerhaft unter der Einwirkung von
         Alkohol stehen, könnte ein geplanter Alkoholentzug epileptische Anfälle (Entzugskrämpfe)
         auslösen. Daher sollte dieser nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.

Rauchen

Rauchen verengt die Gefäße, u. a. auch im Gehirn, was zur Auslösung von Anfällen führen kann. Eine
prospektive Studie aus den USA mit 116 608 Frauen bestätigte dies durch ein 3-fach erhöhtes Risiko für
Raucherinnen.1

Auch sind bei Rauchern die besonders wichtigen antioxidativen Enzyme in den Zellen deutlich erniedrigt 2. So
war beispielsweise die Aktivität der Superoxiddismutase (SOD) bei jugendlichen Rauchern deutlich erniedrigt.
Damit sind die Zellen besonders anfällig für Schäden durch freie Radikale.
Ausflug in die Wissenschaft

Mitochondrien
Mitochondrien sind unsere Zellkraftwerke. Sie stellen die Energie für alle Lebensprozesse in
unserem Körper her. Aus Zucker, Fett und Eiweiß können die Mitochondrien das Energie-
Molekül ATP (Adenosin-Tri-Phosphat) herstellen.
Hier ein etwas genauerer Blick darauf, was in den Mitochondrien passiert:
An der inneren Membran der Mitochondrien wird Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser
verbunden. Die enorme Energie dieser Reaktion wird in vielen kleinen Schritten auf das
Energiemolekül ATP übertragen. Dabei müssen die Elektronen fünf Eiweißkomplexe (Komplex
I bis V) durchlaufen und am Ende entsteht durch eine magnesium-abhängige ATP-Synthase
(Komplex V) die Energie zum Leben.
Im Komplex IV wird der Sauerstoff verarbeitet, der bekanntermaßen sehr aggressiv ist. Dort
entstehen große Mengen an freien Radikalen (ROS). Dieser Eiweißkomplex wird als erster
zerstört, wenn der antioxidative Schutz der Zellkraftwerke durch Mikronährstoffe nicht
ausreicht. Die Natur stellt uns einen hochwirksamen Schutz zur Verfügung: die Kombination
aus Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen schützt mehr als 200-mal stärker vor freien
Radikalen als einzeln eingenommene Vitamine.

Warum wir Mitochondrien schützen sollten
Wird dieser Vorgang unterbrochen, entwickeln sich gefährliche „Freie-Radikale-Kanonen“.
Diese vermehrte Bildung von freien Radikalen wiederum schädigt die mitochondriale DNA, was
zu einem weiteren Anstieg der Radikal-Produktion führt. Und das stört den Stoffwechsel der
       Zellen empfindlich und kann zu allerlei Krankheiten führen. Entsprechend wichtig ist die
       optimale Versorgung der Zellen und Zellkraftwerke mit Mikronährstoffen. Nicht nur
       der antioxidative Schutz muss zu jeder Zeit gewährleistet sein, auch die Energieproduktion
       selbst benötigt zahlreiche Mikronährstoffe.
       So benötigen die Enzyme der Atmungskette neben den Spurenelementen Zink, Kupfer,
       Mangan und Eisen auch einige B-Vitamine zum Funktionieren. Coenzym Q10 dient als
       Elektronenüberträger zwischen den Eiweißkomplexen und Magnesium treibt am Ende des
       Prozesses die ATP-Synthase an. Dazu ist dann beispielsweise auch noch L-Carnitin nötig,
       das die Fettsäuren – den „Lieblingsbrennstoff“ der Mitochondrien – durch die Membran
       transportiert.     Dieser   Bedarf   lässt   sich   gut   mit   einem    breitbandigen   natürlichen
       Mikronährstoffkonzentrat decken. Zusätzlich enthalten diese sekundäre Pflanzenstoffe, die
       zu einer Neubildung dieser Kraftwerke beitragen können und die Mitochondrien schützen4 .

       Medikamente und Mitochondrienfunktion
       Eine geschädigte Funktion unserer Zellkraftwerke (Mitochondrien) gilt heute als eine der
       wichtigsten Ursachen für chronische Erkrankungen. Zahlreiche gängige Medikamente, wozu
       auch    die      Antiepileptika/Antikonvulsiva   gehören,   können      zu   einer   Schädigung   der
       Mitochondrien beitragen. Dadurch wird die Krankheit schneller chronisch und auch die Zahl der
       Nebenwirkungen steigt.

Seelische Ursachen
Es gibt viele seelische Störungen und Auffälligkeiten im psycho-sozialen Bereich als Folge einer epileptischen
Erkrankung. Dazu zählen Depressionen, Psychosen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen sowie auch
Wesensveränderungen als Nebenwirkung verabreichter Medikamente. Teilweise äußern sich die erwähnten
Auffälligkeiten – die auch bei Menschen ohne Epilepsie vorkommen – in etwas veränderter Form.

Stress

Stress ist ein dehnbarer Begriff. Es gibt den Stress, der durch belastende äußere Ereignisse entstehen kann (z.
B. Hochwasser (4) und terroristische Angriffe) und den Stress „im Kleinen“ durch Missgeschicke und
Auseinandersetzungen mit anderen Menschen im Alltag            6.   Zudem empfindet jeder Stress auf ganz
unterschiedliche Weise. Stressforscher unterscheiden auch sogenannten positiven Stress (Eustress), der hilft,
Kräfte zu aktivieren und die Konzentration zu steigern vom negativen Stress (Distress), der die
Leistungsfähigkeit eher hemmt. Ebenso spielt die Art der Epilepsie eine Rolle: So fühlen sich Menschen mit einer
Temporallappen-Epilepsie leichter gestresst als jene mit einer idiopathisch generalisierten Epilepsie7. Obwohl
Stress für viele Menschen mit Epilepsie ein Problem darstellt, sollte er als Auslöser nicht überbewertet werden.
Denn als stressvoll empfundene Situationen aller Art können eine Epilepsie nur auslösen, wenn die Bereitschaft
(Disposition) des Körpers besteht. Ein Eustress kann sogar aufgrund des damit verbundenen erhöhten
Wachheitsgrades eher zu einer Verminderung von Anfällen führen.

Schwermetallbelastung

Ebenso wichtig ist die Suche nach einer Schwermetallbelastung, die möglicherweise durch Zahnfüllungen
bedingt sein kann. Solche Schwermetalle reduzieren zusätzlich zu den Antikonvulsiva Mangan, Selen und
Magnesium als deren Gegenspieler. Daraus wiederum folgt, dass ein Mangel an Spurenelementen und
Mineralien die Reizschwelle für die elektrische Erregung von Nervenzellen senkt, was leichter zur Auslösung
eines Anfallsgeschehens beitragen kann.

Störfelder im Zahn- und Kieferbereich

Nicht zu unterschätzen sind Störfelder im Zahn- und Kieferbereich. Beispielsweise können Weisheitszähne,
die gar nicht richtig aus dem Kiefer heraustreten, zu gewaltigen Störfeuern werden. In der Traditionellen
Chinesischen Medizin (TCM) gehören sie den Funktionskreisen von Herz und Dünndarm an. Durch ihre
energetische Nähe zur Großhirnrinde erklärt sich die erhöhte Krampfneigung sowie eine verminderte
emotionale Stabilität.

Elektromagnetische Felder (EMG)

Ein großes Thema unseres 21. Jahrhunderts sind elektromagnetische Felder. Niemand wird sich diesen ganz
entziehen können, aber im persönlichen Umfeld kann man für eine größtmögliche Reduktion derselben sorgen.
Das beginnt damit, seinen Schlafraum nach Möglichkeit komplett von technischen Geräten aller Art frei zu halten:
kein Fernseher, kein Handy, keine LED-Beleuchtung, ja, nicht einmal elektrische Kabel in der Nähe des Bettes,
das frei von Metall sein sollte. Denn alle diese Felder können bei einem Menschen mit Epilepsie die Auslösung
eines Anfalls triggern.

Virale Infektionen

Nach überstandenen viralen Infektionen mit dem Cytomegalie-Virus oder Epstein-Barr-Virus und anderen
können diese bei einer Schwächung des Immunsystems als Auslöser eines epileptischen Anfalls in Frage
kommen.
Der erwähnte Stress (körperlich und psychisch), Schwermetalle, Entzündungen sowie Bakterien- und
Virusinfektionen führen zur Erhöhung des nitrosativen Stresses.

        Ausflug in die Wissenschaft

        Nitrosativer Stress und Einfluss auf die Gesundheit
        Nitrosativer Stress bezeichnet die Überproduktion des lebensnotwendigen Botenstoffs
        Stickstoffmonoxid (NO).
        Nitrosativer Stress ist vergleichbar mit dem oxidativen Stress (siehe INFO-BOX) der freien
        Radikale:   auch   beim   Stoffwechsel    des   Stickstoffmonoxids   (NO)   ist   eine   geringe
        Grundproduktion für unsere Gesundheit unabdingbar:

             NO wirkt bakterientötend

             NO wirkt erweiternd auf Blutgefäße

             NO reguliert den Stoffwechsel von Mitochondrien

             NO ist notwendig für die Weiterleitung von Nervenimpulsen

        Nitro-Stress ist durch das vermehrte Auftreten von NO und dessen Folgeprodukt Peroxynitrit
        gekennzeichnet. Verschiedene, oft nur kurz einwirkende Stressoren können eine übermäßige
        Produktion von NO auslösen und es beginnt ein biochemischer Teufelskreis. Dieser bleibt
meist auch noch bestehen, wenn der Auslöser längst verschwunden ist. Die Abbildung
gegenüber zeigt ein vereinfachtes Schema dieses Teufelskreises.
Wichtige Auslöser und Verstärker dieses Teufelskreises sind:

    Entzündungen

    Bakterien- oder Viruserkrankungen (bis zu 30-fache NO-Bildung)

    Medikamente, auch Antiepileptika/Antikonvulsiva

    Chemikalien, Schwermetalle

    Körperlicher Stress

    Psychischer Stress

    Kohlenhydratreiche Ernährung

Einfluss auf die Gesundheit
Ein komplexes Netzwerk biochemischer Veränderungen beeinflusst die Gesundheit der
Betroffenen enorm:
Eisenhaltige Enzyme der mitochondrialen Atmungskette werden blockiert und es kommt durch
diese Schädigung der Zellkraftwerke zu einem sekundären Energie-Mangel. Dadurch wird als
„Notstromaggregat“ die anaerobe Glykolyse aktiviert. Es kommt zur intrazellulären (und später
auch zur extrazellulären) Übersäuerung mit deutlich erhöhtem Lactat/Pyruvat-Verhältnis.
Durch die Aktivierung der NO-Synthasen kommt es zur vermehrten Bildung von Citrullin
(Arginin + Sauerstoff ® NO + Citrullin, kann im Urin nachgewiesen werden) und Proteine
werden citrulliniert. Diese citrullinierten Eiweiße übererregen das Immunsystem und lösen
        Autoimmunerkrankungen und Entzündungen und die vermehrte Bildung von Histamin aus.
        Dadurch entsteht ein Mangel an diversen Vitaminen (Vitamin C, B1, B2, B5, B6, B12, Vitamin
        E, Vitamin D, Folsäure), Mineralien und Spurenelementen (Selen, Magnesium, Zink)
        sowie Enzymen. Vitamin B12 wird durch NO irreversibel zerstört, was die Anfälligkeit für
        neurologische Erkrankungen erklärt. Aus dem gleichen Grund ist Vitamin B12 als direktes
        Gegenmittel von NO und Peroxinitrit einsetzbar.
        Für sehr viele chronische Krankheiten gilt der oxidative Stress als eine der Ursachen für deren
        Entstehung. Im Umkehrschluss gilt, genügend Radikalfänger (Antioxidantien) sind ein wichtiger
        Baustein, um Krankheiten zu verhindern.
        Heute wissen wir, dass Antioxidantien viel besser schützend wirken, wenn wir viele
        verschiedene, natürliche Antioxidantien gemeinsam aufnehmen, so wie es in gesunden
        Lebensmitteln auch vorgesehen ist.
        Die   Gabe   von    natürlichen   Mikronährstoffkombinationen    ist   bislang   die   wichtigste
        Therapieoption bei Nitrostress und mitochondrialer Dysfunktion. Zahlreiche Studien bestätigen
        die Meinung der erfahrenen Experten, wonach „die Therapie des nitrosativen Stress eine
        Domäne der Mikronährstoffe“ (Dr. Bodo Kuklinski) sei.
        Eine Checkliste mit Kriterien zur Auswahl des richtigen Produktes finden Sie hier.

Epilepsie nach Schlaganfall
Durch einen Schlaganfall kommt es zu einer mangelnden Blutversorgung und damit zu einem Mangel an
Sauerstoff für die Gehirnzellen in dem betroffenen Gebiet. Kommt es außer den Folgen in Form von Lähmungen
und/oder Sprachstörungen innerhalb von 3-7 Tagen zusätzlich zu einem epileptischen Anfall, so bezeichnet
man dies als Frühanfall. In der Regel bleibt es bei diesem einen Anfall. Ereignet sich ein Anfall erstmalig jedoch
nach einer Woche oder später, so spricht man vom Spätanfall. Meist sind diese Episoden schwerer und
werden chronisch. Dies erfordert eine Langzeit-Behandlung und belastet den Betroffenen mit großen
Einschränkungen zusätzlich zu jenen, die er bereits durch den Schlaganfall erlitten hat.

                                                     . . .

Symptome bei Epilepsie

         Das-Wichtigste-in-Kürze

         Symptome in der Übersicht

             geistige Abwesenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit

             Versteifungen sämtlicher Muskeln am Körper (tonische Krämpfe)

             rhythmische Muskelzuckungen (klonische Krämpfe)
Aura- oder Prodromalstadien

             begleitende Kopfschmerzen

Epileptische Anfälle kommen immer dann, wenn die Erregungsübertragung von Nervenzellen übersteigert
abläuft. Meist ist die Schwelle, die eine Erregung zwischen den Nervenzellen weiterleitet, viel zu niedrig, weshalb
Signalübertragungen unkoordiniert ablaufen. Es gibt keinen genauen Zeitpunkt für die Anfälle. Sie können Tag
und Nacht (z. B. Rolando-Epilepsie) auftreten.

Je nach Art des Anfalls kann er von unbemerkt bis zu ca. 2 Minuten andauern und hört von selbst wieder auf!
Dauert er länger als 5 Minuten an und der Betroffene ist weiterhin bewusstlos, so ist es sehr wahrscheinlich,
dass es zu einem Zustand eines lebensbedrohlichen Status epilepticus gekommen ist. SOFORT NOTARZT
unter 112 anrufen.

         Hinweis

         „Status epilepticus“
         Dauert ein epileptischer Anfall länger als 5 Minuten an, oder kommt es zu Anfallsserien bei
         gleichzeitig anhaltender Bewusstlosigkeit, so ist sofort ein Notarzt unter der Nr.112 zu rufen, da
ein Status epilepticus lebensbedrohlich ist: Je länger er andauert, umso wahrscheinlicher wird
         eine schwere Hirnschädigung.
         Mitunter hat der Betroffene ein Notfallmedikament dabei.
         Dauert ein solcher Anfall sogar länger als 30-60 Minuten an, muss der Patient beatmet
         werden.

Die Warnzeichen für einen bevorstehenden Anfall sind sehr unterschiedlich. Mitunter gibt es überhaupt keine
Vorankündigung, oder diese erfolgt nur wenige Sekunden vorher oder aber Stunden bis Tage.

Man unterscheidet zwischen Auren und Prodromal-Stadien.

Eine Aura dauert in der Regel Sekunden und kommt nur bei fokalen Anfällen vor. Tatsächlich wird bereits eine
Aura als fokaler Anfall gewertet, wenn keine Bewusstseinsstörung eintritt. Meist geht sie jedoch in einen fokalen
Anfall mit Bewusstlosigkeit über. Eine Aura kann als übersteigerte Sinneswahrnehmung über Augen (Lichtblitze,
Wellen, Flecken), über die Nase und die Zunge durch ungewöhnliche Geruchs- und Geschmacksempfindungen
auftreten; es können sich jedoch auch Angst- oder Glücksgefühle einstellen. Halluzinationen und sogenannte
„Déjà vu“- Erlebnisse gehören ebenfalls dazu.

Ein   Prodromal-Stadium     geht   Stunden      bis   Tage   voraus   und   äußert   sich   in   Reizbarkeit   und
Stimmungsschwankungen, begleitet von Kopfschmerzen, die einer Migräne ähneln können. Auch eine gewisse
Ruhelosigkeit und Konzentrationsstörungen bis hin zu Schlafstörungen können auftreten.
Je nach Art des Anfalls kommt es zu unterschiedlichen Auswirkungen. Es zuckt z. B. nur ein Arm oder ein Bein,
oder es kommt zu Sehstörungen. Bei den generalisierten Anfällen breitet sich die unkoordinierte elektrische
Entladung auf beide Hirnhälften aus, so dass es zunächst zu Versteifungen der Gliedmaßen oder des ganzen
Körpers kommen kann (tonisch), die dann auch noch in rhythmische Zuckungen (klonisch) des gesamten
Körpers übergehen können. Dieses Vollbild entsteht bei den sogenannten Grand Mal-Anfällen, die aber
glücklicherweise seltener sind.

Es gibt jedoch auch atonische Anfälle, wo ein Kind z. B. plötzlich stürzt, weil die Muskulatur kurzfristig erschlafft
und somit die Knie nachgeben. Viele Anfälle spielen sich während der Nacht ab, bleiben unbemerkt oder wecken
die Kinder durch unangenehme Kribbelempfindungen, Schluck- und Sprechstörungen sowie starke
Speichelbildung.

Abhängig von der Schwere eines Anfalls bemerkt der Betroffene entweder gar nichts oder ist müde, erschöpft,
mitunter auch reizbar und aggressiv. Da es bei schweren Grand Mal-Anfällen zu einer verhältnismäßig hohen
Kraftverschwendung kommt, fühlen diese Menschen sich hinterher oft wie „erschlagen“ und haben ein großes
Schlafbedürfnis.

Sollte der Epilepsiekranke während seines Anfalls gestürzt sein, zählen etwaige Verletzungen aller Art bis hin
zu Knochenbrüchen und Bissverletzungen an Zunge und Wangenschleimhaut ebenfalls zu den Nachwirkungen
und bedürfen ärztlicher Versorgung.

Ein epileptischer Anfall wird mitunter oft auch von heftigen Kopfschmerzen begleitet. Es können dabei die bei
einer Migräne bekannten Begleitsymptome wie Schwindel, Erbrechen und Bauchschmerzen sowie
psychische Störungen und Krämpfe auftreten. Es ist bekannt, dass zwei Drittel der Betroffenen mit Rolando-
Epilepsie unter Migränekopfschmerzen leiden8.
Migräne und Epilepsien können sich gegenseitig auslösen. In seltenen Fällen kann es passieren, dass ein
epileptischer Anfall auf eine Migräne folgt, die ungefähr eine Stunde zuvor mit einer Aura vorausging. Dies wird
als Migralepsie bezeichnet.

        Hinweis

        Erste Hilfe
        Die meisten Anfälle hören von selbst wieder auf – sie sind selbstlimitierend. Das Wichtigste ist,
        Ruhe zu bewahren, den Betroffenen nicht festzuhalten und auch keine Gegenstände zwischen
        die Zähne zu schieben. Evtl. enge Kleidung öffnen, auf die Uhr schauen, wie lange der Anfall
        dauert, da im Falle von mehr als 5 Minuten Gefahr eines lebensbedrohlichen Status epilepticus
        droht – sofort NOTARZT über 112 rufen. Sorgen Sie dafür, dass sich der Betroffene nicht
        weiter verletzen kann. Bei erstem Anfall evtl. fotografieren als hilfreiches Dokument für eine
        erste Anamnese. Nach dem Anfall, wenn möglich, in eine stabile Seitenlage bringen.

                                                    . . .
Diagnose und Tests

    Das-Wichtigste-in-Kürze

    Diagnose in der Übersicht

       Epilepsie-Selbsttest: Vorsicht ist geboten, da solche Tests, die in großer Zahl auf
       Youtube kursieren, tatsächlich einen Anfall auslösen könnten. Ich rate davon dringend ab.

       Epilepsie Diagnostik:

       Am Wichtigsten ist eine ausführliche Anamnese, meist durch eine Person, die den Anfall
       beobachtet hat (Fremdanamnese); ebenso können Fotos vom Anfallsgeschehen hilfreich
       sein.

       Technische Verfahren: EEG, MRT, CCT sowie SPECT und PET, um eine Epilepsie
       besser eingrenzen zu können.

       Blutuntersuchungen: Prolaktin, Kreatinin

       Liquoruntersuchung

       Angiographie
Hinweis

        Gefährliche Selbsttests
        Auf Youtube existieren zahlreiche Kurzvideos, die minutenlang entweder flackerndes Licht von
        blau nach rot nach blau etc. zeigen, sowie ebenso geometrische Formen, die permanent
        flackern und flimmern. Vor dieser Art der „Selbsttests“ kann ich nur dringend warnen und
        abraten, denn ein solches Geflicker und Geflacker könnte bei entsprechender Disposition
        tatsächlich einen epileptischen Anfall auslösen.

Anamnese

Das Wichtigste ist die (Fremd-)Anamnese: Eine möglichst exakte Schilderung eines abgelaufenen Anfalls am
besten durch eine Person, die den Anfall beobachtet hat, und eventuelle Fotos geben die wichtigsten Hinweise
darauf, wie der Vorfall einzuordnen ist. Dazu Fragen nach der Dauer des Anfalls, nach möglichen Auslösern,
nach Epilepsie in der Verwandtschaft etc.

EEG (Elektroencephalogramm):
Durch elektrische Aufzeichnung der Hirnströme sucht man nach dem Ursprungsort und der Art des Anfalls im
Gehirn. Auch wenn das EEG nicht immer Aufschluss geben kann, so zeigt es vielfach spezielle Muster für ganz
bestimmte Epilepsieformen.

        Hinweis

        Elektroencephalographie (EEG)
        Die Elektroencephalographie (EEG) ist eine Methode, die ohne Eingriff in den Körper (nicht-
        invasiv) die elektrische Aktivität der Hirnrinde messen kann. Dabei entspricht jede elektrische
        Aktivität einer Spannungsänderung, die man als Spannungsschwankungen über zuvor am
        Kopf angelegte Elektroden aufzeichnen kann. Anhand der Erfassung dieser elektrischen
        Ströme (Potentialveränderungen) lassen sich aufgrund unterschiedlicher Frequenzen (in Hertz
        gemessen) und Stärken typische Muster für verschiedene Formen der Epilepsie erkennen.
        Meist wird das EEG im Liegen durchgeführt. Der Proband hält die Augen geschlossen oder
        öffnet sie – je nach Aufforderung. Spezielle Formen sind das Schlaf-EEG (im Schlaflabor
        durchgeführt) für Epilepsien, die vermehrt nachts auftreten, das Langzeit-EEG für eine
        Aufzeichnung über einen längeren definierten Zeitraum oder das Provokations-EEG, bei dem
        versucht wird, durch Schlafentzug oder Lichtstimulation einen Anfall auszulösen.
MRT (Magnetresonanztomographie) und CCT (Cerebralecomputertomographie) sind weitere bildgebende
Verfahren, um auch mögliche andere Ursachen wie z. B. eine Hirnblutung auszuschließen.

Blutuntersuchungen: Die Kreatinkinase (CK) steigt unter der Anspannung von Muskulatur und hat ihren
höchsten Wert nach einem epileptischen Anfall mit Muskelzuckungen 6 Stunden nach dem Anfall. Der
Prolaktinwert ist bei einem Fünftel der Epileptiker erhöht und weist somit ebenfalls auf diese Diagnose hin.
Durch Messung der Schilddrüsenhormone kann eine Schilddrüsenunterfunktion ausgeschlossen werden.
Ebenso sollte ein Unterzucker als Grund für eine Bewusstlosigkeit ausgeschlossen werden.

Liquoruntersuchung: Bei Verdacht auf eine Infektion als Ursache für einen Anfall, wird mittels Punktion
Nervenwasser (Liquor) aus dem Spinalkanal entnommen.

Differentialdiagnosen

Andere Krankheiten, die ebenfalls Anfälle auslösen können, nennt man Differentialdiagnosen. Dazu gehören:
Migräne, TIAs (Transitorisch-ischämische Attacken), Synkopen, Narkolepsie und Fieberkrämpfe bei Kindern.
Ist es unklar, ob es sich bei einem Anfall um eine Epilepsie handelt, werden weitere Untersuchungsmethoden
eingesetzt:

    SPECT (Singlephotonemissionscomputertomographie): Wenn es keine Veränderungen im MRT gab,
    aber klinische Symptome vorliegen, könnte ein Verdacht auf Durchblutungsstörungen bestätigt werden.

    PET (Positronenemissionstomographie): Sie zeigt Stoffwechselprozesse im Gehirn an.

    Angiographie: Bei Verdacht auf eine Gefäßmissbildung wird eine Gefäßdarstellung veranlasst.
. . .

Krankheitsverlauf und Prognose

    Das-Wichtigste-in-Kürze

    Krankheitsverlauf in der Übersicht

       Es ist wichtig, eine diagnostizierte Epilepsie mit Medikamenten zu behandeln, da 70-80
       % der Betroffenen dadurch anfallsfrei werden.

       Ebenso wichtig ist die Anpassung des Lebensstils: Geregelte Tag- und Nachtrhythmen,
       Ausgleich zwischen Arbeit und Auszeit, ausreichende Mikronährstoffversorgung in der
       Ernährung, Entspannungstechniken.

       Die Spannbreite der Epilepsien reicht von selbstlimitierend bis zu chronischen
       Verlaufsformen mit oder ohne geistige Behinderung und/oder Verhaltensauffälligkeiten.

       Verhaltensauffälligkeiten gehen mit Persönlichkeitsveränderungen einher.
Je nach Ursache und Ausprägung einer Epilepsie kann es durch Schädigungen des
             Gehirns zu schweren Entwicklungsstörungen auf geistiger und körperlicher Ebene
             kommen. Die Kinder sind schwerbehindert.

             Gedächtnisverluste treten häufig bei der mesialen Temporallappen-Epilepsie auf, da der
             „Herd“ (Fokus) für die Anfälle anatomisch in der Nähe der Gedächtnisbildung liegt.

             Ein epileptischer Anfall führt in der Regel nicht zum Tode. Nur wenn ein
             lebensbedrohlicher Status epilepticus nicht unterbrochen wird, kann er tödlich enden.
             Ebenso könnte ein ungünstiger Sturz im Zusammenhang mit einem Anfall zum Tode
             führen.

             An einer Epilepsie Erkrankte dürfen nach den BAST-Richtlinien Auto fahren.

             Die alleinige Diagnose Epilepsie rechtfertigt keine Rehamaßnahmen. Erst wenn die
             Teilnahme des Betroffenen am gesellschaftlichen Leben gefährdet ist, kann eine
             medizinische Reha in Frage kommen.

Die Krankheit ist nicht heilbar, jedoch gibt es zahlreiche Möglichkeiten, ihren Verlauf günstig zu beeinflussen –
durch Medikamente, durch einen entsprechenden Lebensstil, durch ausreichende Mikronährstoff-Zufuhr,
da auch ein hoher Verbrauch an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien sowie Antioxidantien und vielem
mehr mit der Krankheit einhergehen.
Der Krankheitsverlauf einer Epilepsie kann von selbst enden (z. B. Rolando-Epilepsie) oder chronisch werden bis
hin zu schwerer geistiger Behinderung und Verhaltensauffälligkeiten (z. B. Lennox-Gastaut-Syndrom), abhängig
von der Art und der Ursache der Epilepsie. Im Falle schwerster Entwicklungsstörungen (z. B. Blitz-Nick-Salaam-
Anfälle oder Dravet-Syndrom) sind die Kinder schwerbehindert.

Bei der mesialen Temporallappen-Epilepsie treten häufig Gedächtnisverluste auf, da der Fokus des epileptischen
Anfalls in der Nähe des Hippocampus liegt, jener Struktur, die an der Gedächtnisbildung beteiligt ist.

In der Regel führt ein epileptischer Anfall nicht zum Tod. Nur wenn ein lebensbedrohlicher Status epilepticus
nicht unterbrochen wird, kann ein Anfall zum Tode führen. Ebenso kann ein ungünstiger Sturz während eines
Anfalls tödlich enden und beim Dravet-Syndrom sind Fälle von Kindstod bekannt.

Sobald eine Epilepsie diagnostiziert wurde, sollte man sie medikamentös behandeln. Das jeweilige Medikament
wird unter ärztlicher Kontrolle individuell angepasst und gesteigert. Dieser Prozess erfordert sehr viel Geduld
aufgrund der möglichen Rückschläge. Jedoch kann in 70-80 % der Fälle durch eine Langzeittherapie eine völlige
Anfallsfreiheit erreicht werden. Besteht diese über mindestens 2-5 Jahre, kann ein sogenannter Absetzversuch
unter EEG-Kontrolle ausprobiert werden.

Eine gute Nachricht: An Epilepsie Erkrankte dürfen unter bestimmten Voraussetzungen Auto fahren.
Hinweis

        Epilepsie und Autofahren
        An einer Epilepsie Erkrankte dürfen Autofahren, wenn ihre Beeinträchtigungen auf
        körperlicher und psychischer Ebene dies zulassen. Ihr behandelnder Arzt gründet seine
        Entscheidung auf die „Begutachtungsrichtlinien zur Kraftfahrereignung bei epileptischen
        Anfällen und Epilepsien“, herausgegeben am 1. Mai 2014 vom Bundesamt für Straßenwesen
        (BAST-Richtlinien).
        Nach einem erlittenen Anfall oder der Diagnose Epilepsie muss sich der Betroffene einmal
        jährlich neurologisch untersuchen lassen. Liegt der letzte Anfall bereits einige Zeit zurück,
        muss nicht mehr jährlich kontrolliert werden.
        Ein Fahrschüler muss bei der Beantragung des Führerscheins angeben, dass er Epileptiker
        ist und dies durch ein Attest nachweisen. Unter Umständen wird in einem weiteren ärztlichen
        Gutachten die Fahrtauglichkeit geklärt.
        Beim Absetzversuch von Antiepileptika muss während des Zeitraums der Reduzierung des
        Medikaments sowie 3 Monate danach eine Fahrpause eingehalten werden.
        Für weitere Informationen siehe: www.bast.de und/oder „bussgeld.katalog.org.“

Sollten Sie über Reha-Maßnahmen nachdenken, rechtfertigt die alleinige Diagnose Epilepsie noch keine
Rehabilitation. Erst bei einem komplizierten Verlauf, bei dem Sie auch in Ihrem sozialen und beruflichen Umfeld
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