Er wachsen Begleitung in Übergängen - Stärkungen für den Weg - Stefan Müller Diplomarbeit

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Er wachsen Begleitung in Übergängen - Stärkungen für den Weg - Stefan Müller Diplomarbeit
er wachsen
 Begleitung in Übergängen - Stärkungen für den Weg
                                                                          Stefan Müller

                                                                          Diplomarbeit
                                                           im Rahmen der Weiterbildung
- Systemische Erlebnispädagogik nach der Methode der kreativ-rituellen Prozessgestaltung -

                                                        Planoalto, Untereggen, Schweiz
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Mein Dank gilt
                                            den wunderbaren Menschen, an denen ich
                                            wachsen durfte und noch darf
                                            meinen Eltern, die mein Aufwachsen
                                            nährten
                                            bewährten Wegbegleitern mit denen ich
                                            heranwachsen konnte
                                            meiner Frau, die meine Verwachsungen
                                            aushält und mich wachsen lässt
                                            meinen Kindern, deren lebendiges
                                            Wachsen mich Demut und Freude lehrt.

                                            Dankbar bin ich
                                            den Menschen, die ich beim Wachsen
                                            begleiten durfte
                                            den Erwachsenden, von denen ich lernen
                                            kann zu er wachsen

Stefan Müller

im April 2013

stefanm@gmx.net - +49 01701881086

Am oberen Wall 21 – 97421 Schweinfurt (D)

Die Veröffentlichung und Verbreitung bedarf der Zustimmung des Autors.
Er wachsen Begleitung in Übergängen - Stärkungen für den Weg - Stefan Müller Diplomarbeit
- Inhalt -

                                                                             - INHALT -

1 Zum Geleit....................................................................................................................................4

2 Mein Lebensweg........................................................................................................................6
        2.1 Kindheit, Schule & Studium..................................................................................................................6
        2.2 Berufs – und Lebenserfahrung............................................................................................................7

3 Mein Profil...................................................................................................................................8
        3.1 Werte: Wachsen benötigt Nährendes und Orientierung – von Haltungen .......................8
        3.2 Zielgruppen: Entwicklung erwächst in Beziehung – von Menschen .................................9
        3.3 Settings: Wachsen findet draußen statt - von Naturräumen................................................10
        3.4 Sicherheit: Wachstum braucht gute Bedingungen – von Kompetenzen ........................11

4 Die Systemische Erlebnispädagogik – kreativ rituelle Prozessgestaltung.........12
        4.1 Merkmale einer systemischen Haltung ........................................................................................12
        4.2 Naturerfahrung.......................................................................................................................................13
        4.3 Kreativtechniken....................................................................................................................................14
        4.4 szenisches Arbeiten..............................................................................................................................14
        4.5 rituelle Gestaltung.................................................................................................................................15
        4.6 Sprachbegleitung....................................................................................................................................15
        4.7 Ästhetik......................................................................................................................................................16

5 'Die Wildnis in dir – unterwegs auf verschlungenen Pfaden'
ein Praxisprojekt........................................................................................................................18
        5.1 Vorbereitungen.......................................................................................................................................19
        5.2 Unterwegs.................................................................................................................................................20
        5.3 Nachbereitungen....................................................................................................................................25

6 Von einem der auszog... wie aus Jungs Männer erwachsen
Gedanken und Impulse ............................................................................................................26
        6.1 Erwachsen - von Bedingungen und Bedürfnissen des Heranwachsens von Jungs......26
        6.2 Mannsbilder - von Helden und ihren Sehnsüchten .................................................................30
        6.3 Initiation & Heldenreise - vom Ernst des Lebens......................................................................33
        6.4 Praxis – von geeigneten Methoden ................................................................................................38
        6.5 Mentoren - von Anforderungen an die Begleitung ..................................................................43

7 Bildnachweis............................................................................................................................45

8 Literatur.....................................................................................................................................45

9 Anmerkungen..........................................................................................................................48

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Zum Geleit

1 ZUM GELEIT
...Wachsen – Wurzeln – Überblick...

Diese Arbeit bildet einen formalen Abschluss des Diplomlehrgangs 'Systemische
Erlebnispädagogik' nach der Methode der kreativ-rituellen Prozessgestaltung. Es bliebe das
Kunststück zu vollbringen, die gesammelte, geteilte, gehörte, erspürte, eingeatmete,
ausgedrückte, dargestellte und verkörperte Erfahrung der Weiterbildung in ihrer Essenz zu
Papier zu bringen. Dazu stünde als Rahmen die Darstellung meines Verständnisses von
kreativ-ritueller Prozessgestaltung, ein durchgeführtes Praxisprojekt und Ausführungen mit
einem fachlichen Fokus zur Verfügung. Ein wohlfeiler Anspruch, der von vorneherein zum
Scheitern verurteilt ist. Ist doch eine meiner wesentlichen Lernerfahrungen, dass Wachstums-,
Entwicklungs- und Lernprozesse nur neben vielen anderen Wegen durch Worte und Bilder
vermittelbar sind. So bleibt mir der Anspruch dem geneigten Leser dieser Arbeit einen
Geschmack der besonderen Note der systemischen Erlebnispädagogik zu vermitteln.
Gleichsam einen Samen zu sähen, dessen Spross im Laufe der Seiten erwächst und nach der
Lektüre -bei sorgsamer Pflege- Früchte trägt, die zu einem späteren Zeitpunkt geerntet
werden dürfen.
Die systemische Erlebnispädagogik ist natürlich nicht bezogen auf literarischen
Erkenntnisgewinn, sondern hat die achtsame Begleitung von Menschen im Fokus. Es sind
persönliche Entwicklungs- und Wachstumsprozesse, welche initiiert, gefördert und
unterstützt werden. Auch hier geht es um Wachsen –nicht im Sinne des vermeintlich
unbeschränkten In-die-Höhe-Schießens oder Über-wucherns anderer im Zuge einer
postulierten Selbstoptimierung. Eher sanft, fein und leise (wenn auch manchmal mächtig, roh,
archaisch und gewaltig) treten uns die Phänomene und Bedingungen individuellen Wachsens
gegenüber. Wir gestalten den Rahmen für Entdeckungsreisen und regen an, Bedürfnisse des
Wachsens zu erforschen.
Woraus bist du erwachsen? Was brauchst du um Wurzeln zu schlagen? Was lässt dich Stürme
und Dürrezeiten überstehen? Was nährt dich? Wie nährst du andere? An welchen
Verletzungen bist du gewachsen? Was bewegt dich? Wonach Dürstet dich? Welche Ideen
reifen in dir? Wem bist du Heimat? Was ist dir Heimat? Was packst du in Dein Bündel für
deine Wanderjahre? Welchen Rhythmen folgt dein Wachstum? Welches Symbol beschreibt
deinen Umgang mit der Zeit? Welche toten Äste wirfst du ab, um gesund weiter zu wachsen?
Welche Früchte kannst du genießen?
Solche leitende Fragen ließen mich das Bild des (Er-)Wachsens als Motiv für meine Arbeit
auswählen. Beim Menschen findet Wachstum in bzw. nach oft unsicheren Zeiten des
Übergangs statt. In solchen Phasen schürft Erlebnispädagogik nach Ressourcen und stärkt
Kompetenzen. Möglichkeitsräume werden eröffnet. Hier wird mit Perspektiven gespielt,
werden Ausdrucksformen erprobt oder innere Prozesse gestaltet. Das Ziel ist eine Förderung
des individuellen Wachstuns. Stärkungen für den Weg.
Wie sich in meiner Vorstellung im folgenden Abschnitt zeigen wird, bin ich kein Gärtner, habe
gleichwohl einen engen Bezug zum Wachsen und Begleiten von Entwicklungsprozessen. Im
anschließenden Kapitel wartet eine Skizze meines Profils als systemisch ausgerichteter
Erlebnispädagoge auf ihre Entdeckung. Wesentliche Merkmale der Systemischen

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Zum Geleit

Erlebnispädagogik gilt es im nächsten Kapitel zu ergründen. Danach zeigen Erfahrungen eines
Praxisprojektes mit einer Gruppe Jugendlicher exemplarisch auf, wie eine Lernreise gestaltet
werden kann. Aus einem Fachartikel, der die Umstände des Erwachsenwerdens von Jungs und
die Strukturen von Initiation und Heldenreise untersucht, leite ich Impulse für die praktische
Arbeit mit dieser besonderen Zielgruppe ab.
Es sei erwähnt: Diese Arbeit thematisiert die Mannwerdung – so sind Männer und solche die
es werden wollen, Bezugspunkt und die hauptsächlichen Adressaten dieser Arbeit. Auch um
diese Zielgruppe im Besonderen anzusprechen und nicht abzuschrecken, gebrauche ich die
gewohnte 'männliche' Schreibweise. Natürlich dürfen sich 'andere Menschen' in dieser
Schreibweise einbegriffen fühlen.

                               „Wo sich was vollendet,
                               wird dir dein Werk entwendet
                               und heimlich heimgesendet
                               von fernher als Geschenk.“
                               (Rainer Maria Rilke)

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Mein Lebensweg

2 MEIN LEBENSWEG
… Wie ich wurde wer ich bin ...

2.1 KINDHEIT, SCHULE & STUDIUM
... spielen – lernen – Erfahrungen sammeln – Verantwortung übernehmen ...

1976         geboren in Volkach.
             Kindheit geprägt vom Alltag in den Weinbergen, Feldern und Wäldern des
             elterlichen Weinbaubetriebs.
1995         Abitur am neusprachlichen Gymnasium Franken-Landschulheim Schloss
             Gaibach.
             Erfahrungen im Fußball- und Kampfsportverein, erste Rucksackreisen und ein
             erwachendes Interesse an dem 'was die Welt zusammenhält und die Menschen
             antreibt'.
'95 – '96    absolvierte ich meinen Zivildienst im Mobilen Sozialen Hilfsdienst der Caritas
             Sozialstation in Volkach im Bereich der Altenhilfe.
             Neue Blickwinkel durch Verantwortungsübernahme, Initiative und Mitgefühl.
             Engagement im 'Verein zur Förderung und Erweiterung von Kultureller
             Kommunikation e. V.' und Redaktionsmitglied der Zeitschrift 'Subjektiv'.
1996         Reise nach Indien.
'97 – '03    studierte ich Diplom Pädagogik an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg.
             Studienschwerpunkte: Elementar- und Familienpädagogik und Sportdidaktik.
             Als Tutor am Lehrstuhl für allgemeine Pädagogik gewirkt.
             Erfahrungen mit verschiedenen Methoden der Erlebnispädagogik in Theorie
             und Praxis
             Passion für das Klettern am Fels & Berg entdeckt.
1998         Erste Reise nach und Praktikum in Nepal.

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Mein Lebensweg

2001         Praktikum bei Outward Bound - Erfahrung von 'Erlebnispädagogik' als effektive
             Methode vor allem junge Menschen zu erreichen.
'01 - '02    5 Monate leben in Nepal. Recherche für meine Diplomarbeit ‚(I)NGOs als
             Ergänzung zum staatlichen Bildungssystem in Nepal. Rahmenbedingungen,
             gemeinsame Problemfelder und mögliche Arbeitsbereiche’.

2.2 BERUFS – UND LEBENSERFAHRUNG
... begleiten – entwickeln – initiieren – Verantwortung tragen ...

'01 - '04    Organisation und Leitung von erlebnispädagogischen Kursen bei Outward
             Bound e.V. und Tigersprung e.V.
seit 2001    Jugendleiter beim Deutschen Alpenverein (DAV) Sektion Schweinfurt
2002         Ropes Course Trainer (DAV/ VDBS/ Outward Bound)
2003         Heirat von Uke & Geburt von Tochter Malina
             Sportübungsleiter (BLSV)
seit 2004    Streetworker bei der evangelischen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe (EKJFH)
             des Diakonischen Werkes Würzburg e.V.
             Ehrenamtsmanagement der Anlaufstelle Underground
2005         Geburt von Tochter Maya
seit 2005    flexible Übernahme von Einzellfallbetreuungen (Erziehungshilfen) im Bereich
             der ambulanten Hilfen der EKJFH
             Referent zu den Feldern 'Streetwork/Mobile Jugendarbeit', 'Gesprächsführung'
             und 'Gruppenarbeit': Hochschule für angewandte Wissenschaften
             Würzburg/Schweinfurt, International Society for Mobile Youth Work (ISMO),
             Evang. Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Würzburg, Akademie Frankenwarte,
             Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg, u.a.
'06 – '09    Elternbeirat im Waldorfkindergarten Schweinfurt
'08 - '12    Konzeption und Leitung der freizeit- und erlebnispädagogischen 'Komm Raus!' -
             Gruppe
seit 2009    Jugendreferent des DAV Sektion Schweinfurt
             Trainer C Sportklettern (DAV)
seit 2010    Fachdienst Erlebnispädagogik der ambulanten Hilfen der EKJFH
             Ehrenamtsbeauftragter der EKJFH
'11 - '13    Weiterbildung 'Systemische Erlebnispädagogik' bei planoalto in der Schweiz

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Mein Profil

3 MEIN PROFIL
…Wachstum und Entwicklung verantwortungsvoll begleiten...

Als Person, Vater, Partner, (Erlebnis-)Pädagoge, Gruppenbegleiter, Einzelfallhelfer,
Streetworker, Jugendreferent, Ehrenamtsbeauftragter, Kletterer, Referent, Öffentlichkeits-
arbeiter, Impulsgeber, Konzeptionierer, Gestalter, Wanderer, Suchender und Lernender stelle
ich mich neugierig und zuversichtlich vielfältigen Herausforderungen.
Im Laufe meines Lebens eignete ich mir in verschiedenen Bereichen vielfältige Kompetenzen
an und bin einigen Lagen gewachsen. Sowohl im Umgang und der Begleitung von Menschen,
in der Bewältigung von Konflikten, Krisen und auch im kritischen und liebevollen
Auseinandersetzen mit mir durfte ich wachsen und andere in ihren Wachstumsschritten
unterstützen.
Meine Kernkompetenz ist es, für die Menschen, Projekte und Bereiche, welche mir am Herzen
liegen, engagiert, sensibel, zuverlässig und ausdauernd Verantwortung zu übernehmen.

3.1 WERTE: WACHSEN BENÖTIGT NÄHRENDES UND ORIENTIERUNG – VON HALTUNGEN
…zuverlässig – gestaltend – präsent – Raum gebend...

Wachstumsprozesse benötigen einen Nährboden,
der es erlaubt, Wurzeln zu schlagen und sich zu
verbinden. Als Leiter habe ich den Anspruch,
präsent zu führen und gleichzeitig mich
zurücknehmend Raum zu lassen. Die Basis bilden
glaubwürdig gelebte Werte. Ich stehe für Haltung
statt Pose. Echtheit und Authentizität im Ausdruck
bilden den Rahmen für Vertrauen und Offenheit.
Ernsthaft und gewissenhaft organisiere und plane
ich erlebnispädagogische Unternehmungen – mit der Freiheit in der Durchführung spontane
Impulse aufzugreifen und einen gefassten Plan flexibel zu gestalten. Als Ideengeber, Initiator,
neugieriger Forscher und Gestalter kann ich Menschen begeistern und Verantwortung tragen.
Umsichtig, besonnen und ausgleichend in der Leitung, bin ich ein zuverlässiger Begleiter auch
jenseits der Komfortzone. Tiefe und Witz sowie Lebendigkeit und Ruhe zeichnen mich aus.
In der Begleitung ist mir die Fähigkeit empathisch in Beziehung zu treten wesentlich. Eher
zuhörend, lauschend und fragend, als Rat gebend und belehrend, begegne ich den Menschen.
Lernen und wachsen geschieht in Handlung und Bewegung. Ziel ist es, auf Vergangenes ohne
Zorn zurückzublicken, sich in der Welt umzusehen und demütig, dankbar und zuversichtlich
in die Bedingungen einzutreten. Menschen erwachsen in Erfahrungen und Erlebnissen durch
die Übernahme von Verantwortung.

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Mein Profil

3.2 ZIELGRUPPEN: ENTWICKLUNG ERWÄCHST IN BEZIEHUNG – VON MENSCHEN
…sich selbst in der Gruppe finden – am Gegenüber wachsen...

Mein Angebot richtet sich an Menschen, die neugierig
sind, sich auf eine Entdeckungsreise zu sich selbst
mit Gleichgesinnten in wundervollen Naturräumen
einzulassen. Ich spreche Menschen in Übergängen
und Wachstumsphasen an, die spüren, dass die alten
Kleider nicht mehr passen.
Sind die alten Kleider abgetragen? Braucht es eine
neue Garderobe für neue Aufgaben? Bist du aus den
Klamotten herausgewachsen? Kannst du dich in den
alten Gewändern nicht mehr sehen? Hast du deinen Stil noch nicht gefunden? Oder hast du
'ein wenig zugelegt' oder 'an Gewicht verloren' und etwas Achtsamkeit tut Not?
Konkret begleite ich Menschen, die
      abseits vom Alltag Ruhe, Kraft und Orientierung suchen
      im Übergang zum Erwachsenwerden 'ihren Weg' finden möchten
      in der beruflichen Orientierung eine Entscheidung finden wollen
      in der Familiengründungsphase veränderten Anforderungen gegenüberstehen
      die als Paar in ihrer Bindung wachsen möchten
      als Elter(n) mit Kind(ern) gemeinsam frische Luft atmen, gestalten und staunen wollen
      die vor einer wichtigen Entscheidung stehen
      Menschen im Übergang zum so genannten Ruhestand, die aber nicht stillstehen oder
      stehen bleiben möchten.
Daneben begleite und bilde ich Personen weiter, die selbst Menschen unterstützen und
begleiten bzw. die sich in Studium oder Ausbildung befinden. Ich gestalte interne
Fortbildungen in Einrichtungen, Seminare für Studierende an der Universität, Fachhochschule
oder anderen (Aus-)Bildungsinstituten. Hier werden Methoden selbst erlebt, um dann in
einem weiteren Schritt die Anwendbarkeit für die konkrete Zielgruppe zu erarbeiten.
Für Einrichtungen stehe ich als Impulsgeber und Fachdienst zur Entwicklung von
spezifischen Angeboten und der Erarbeitung, Planung und Durchführung von Pilotprojekten
zur Verfügung.
Mit Gruppen und Teams von Betrieben oder Verbänden arbeite ich zusammen, um spezifische
Fragestellungen oder Themen zu bearbeiten. Nicht das Kreisen um Probleme, sondern der
Fokus auf Ressourcen und Lösungen steht im Vordergrund.
Wir sind z. B. den Qualitäten von Dauer und Wechsel, von Nähe und Distanz, des Aufbruchs,
des Widerstandes, des Bewahren-wollens von Liebgewonnenen, des Heimisch-werdens oder
der Neuorientierung auf der Spur.

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Mein Profil

               „Wachsen ist das Gefühl, dass das Uranfänglichste
               zu seinem Ursprung in die Ewigkeit dringt.“
               (Bettina von Arnim)

3.3 SETTINGS: WACHSEN FINDET DRAUSSEN STATT - VON NATURRÄUMEN
…auf Quellensuche – Gratwanderungen – wunderbare Waldwelten – stille Wasser –
Sehnsucht nach dem Meer...

Wenn wir draußen unterwegs sind, bewegen wir uns meist in
mehr oder weniger kultivierten Naturräumen. Weg vom
Bildschirm weitet sich der Blick sowohl für die Natur, als auch
in das Innen. Ob Wald, Wiese, Berg, Fluss, Meer oder Wüste –
diese einzigartigen Räume wirken sowohl unmittelbar
elementar, entfalten dazu aber auch besondere Stimmungen
und metaphorische Wirkungen. Beispielsweise weckt der Wald,
anders als die Küste, nicht Assoziationen von Entspannung,
Sehnsucht und Wohlfühlen. Unsicherheit, Unbehagen,
Wachsamkeit sind zumeist erste Emotionen, die der Wald
hervorruft. Der Wald steht eher für das Dunkle, Wilde,
Verborgene – so sind z.B. dies Aspekte, mit denen Menschen im
Wald in Kontakt kommen und denen in diesem vielfältigen
Naturraum Bedeutung geschenkt werden kann.1

Wir nutzen die besonderen Qualitäten von Naturräumen im Hinblick auf deren Wirkungen auf
die zu bearbeitenden Themen und wählen eine Umgebung aus, die den jeweiligen Prozess
unterstützt. Gilt es eher frischen Wind um die Nase zu spüren, die Dinge aus einer anderen
Warte zu betrachten, sich wieder mit dem Fluss des Lebens zu verbinden oder an einem
einsamen Ort im Wald zu sich zu kommen? So sind Naturräume für uns immer auch
Lernräume – zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Doch keine Sorge: Es handelt sich nicht
um ein 'Survival Training'. Wir achten darauf, uns auch im Unterwegssein 'gut einzurichten'
und 'für uns Sorge zu tragen'.

                           „Müsset im Naturbetrachten
                           Immer eins wie alles achten:
                           Nichts ist drinnen, nichts ist draußen;
                           Denn was innen, das ist außen.“
                           (Johann Wolfgang Goethe)

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Mein Profil

3.4 SICHERHEIT: WACHSTUM BRAUCHT GUTE BEDINGUNGEN – VON KOMPETENZEN
...Führung – Orientierung – Verantwortung...

Als kundiger Pädagoge ist es mein Bestreben,
Entwicklungsprozesse verantwortlich zu begleiten.
Durch meine Erfahrung als Erlebnispädagoge,
Streetworker, Einzel- und Gruppenbegleiter kann ich
flexibel auf vielfältige Fähigkeiten und Fertigkeiten
zugreifen.   Als     leidenschaftlicher  Sport-   und
Alpinkletterer bewege ich mich gerne und routiniert in
der Natur in einem Feld, in dem Sorgfalt, Planung und
die Einschätzung sowie das Vertrauen in meine
Kompetenzen und äußere Bedingungen wesentlich ist. Nicht nur in meinem Beruf, sondern
auch als Jugendreferent meiner Alpenvereinssektion übernehme gerne die Planung und
Organisation von Unternehmungen für Gruppen in der Natur.
Ich bin es gewohnt, zu führen und Menschen auch in Krisen zu begleiten. In Projekten in der
Natur oder in Lernreisen schaffe und gestalte ich gerne Rahmen und eröffne Räume, die den
Menschen in ihren Prozessen dienlich sind. Gleichwohl mute ich den Teilnehmern zu, für sich
und ihr Handeln Verantwortung und Sorge zu tragen. Ich sehe für eine verantwortliche
Leitung, die in hohem Maße präsent ist, flexibel agieren kann und den Teilnehmern
Gestaltungsraum lässt, um Selbstwirksamkeit zu erfahren.
Bereits in der Planung und auch im Nachklang einer Maßnahme ist es mir ein Anliegen die
Familie und das das Gemeinwesen als Zeugen, Unterstützer und Sponsoren einzubinden. Falls
es fachlich sinnvoll und gewünscht ist, werden die erlebnispädagogischen Unternehmungen
öffentlichkeitswirksam dokumentiert und präsentiert.

                           „Im Hafen ist ein Schiff sicher, aber
                           dafür wurde es nicht gebaut.“
                           (William G. T. Shedd)

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Die Systemische Erlebnispädagogik – kreativ rituelle Prozessgestaltung

4 DIE SYSTEMISCHE ERLEBNISPÄDAGOGIK – KREATIV RITUELLE PROZESSGESTALTUNG
…handlungsleitend: Sichtweisen und Methodenfelder...

Menschen kompetent und unterstützend in der Natur zu begleiten und dabei Entwicklungen,
Wandlungen und Übergänge zu initiieren oder zu gestalten - das ist der Anspruch
systemischer Erlebnispädagogik. Dabei bleibt die Person im lebendigen Veränderungs- und
Wachstumsprozess im Fokus. Charakteristisch in der Begleitung ist eine systemische Haltung
und der Gebrauch von Methoden aus den vier Feldern der kreativ rituellen Prozessgestaltung.
Wesentlich ist neben einer achtsamen sprachlichen Begleitung das Lernen mit allen Sinnen
sowie vor allem in Handlung. Im Falle von Gruppenprojekten nimmt die aktive Zeugenschaft
der anderen Teilnehmer eine zentrale Rolle ein.

4.1 MERKMALE EINER SYSTEMISCHEN HALTUNG
…in Beziehung treten – Ressourcen befreien – Kompetenzen aufdecken – Ziele
erarbeiten – Lösungen finden…

Ein erstes Kennzeichen einer systemischen Sichtweise auf
Menschen ist die Fokussierung auf Ressourcen und Potentiale von
Personen - in der Gewissheit, dass Verhalten nicht isoliert
'geschieht' sondern im Zusammenspiel einer Vielzahl von äußeren
und inneren Bedingungen, Absichten und Einflüssen für das
Individuum 'Sinn macht'. Nach systemischer Sicht ist jeder
befähigt, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen und in
seinem Sinne kompetent zu handeln. Dem oft 'hilfesuchenden
Klienten' wird zugemutet, Ziele zu entwickeln, für sich selbst den
Expertenstatus     zu    reklamieren   und    verantwortungsvoll
Veränderungen, Entscheidungsspielräume und Perspektiven-
wechsel für sich zu nutzen.
Aufgabe des Beraters, Leiters oder Coachs ist es weniger durch
ausgiebige Analyse den Problemen auf den Grund zu gehen, als vielmehr durch Suchen nach
Ausnahmen und kleinen Erfolgen hoffnungsvolle Möglichkeiten zu konstruieren und so einer
Lösung auf der Spur zu sein. Verschüttete Ressourcen und Kompetenzen werden z. B. in
ungewohnten Naturräumen oder Handlungsfeldern ans Licht gebracht. Der Mensch bleibt
Akteur und Experte. Wirksamer als Leidensdruck und gute Ratschläge motivieren und weisen
Erfolg, Freude, Hoffnung und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit Menschen in
Veränderungsprozessen den Weg.

      Es gibt nur zwei Möglichkeiten Menschen zu helfen, ihre Probleme zu lösen. Die
      eine ist, ihnen eine neue Art des Handelns in Bezug auf das Problem zu
      ermöglichen, und die andere, ihnen eine neue Art des Denkens in Bezug auf das
      Problem zu ermöglichen.“
      (Ben Furman)

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Die Systemische Erlebnispädagogik – kreativ rituelle Prozessgestaltung

4.2 NATURERFAHRUNG
...unter freiem Himmel übernachten – am offenen Feuer kochen – den warmen Regen
riechen – nomadisch unterwegs sein...

Im einfachen nomadischen Unterwegssein ohne Zelt
wird die Natur konkret erfahrbar. In dieser Reduktion
stellt sich Entschleunigung und Ruhe ein – eine
Kontrasterfahrung zum oft überfrachteten Alltag mit
all seinen Ablenkungen. Das Knistern des Feuers, der
Duft nasser Erde, ein sternenklarer Himmel, ein
klarer Gebirgsbach, das Trinken aus einer Quelle sind
starke direkte sinnliche Wahrnehmungen, die einen
Kontrapunkt zur medial vermittelten Umwelt bilden.
Die Naturerfahrung lässt uns achtsam werden für Phänomene im Außen und auch für das, was
uns bewegt. Da gibt es aber auch die Kälte der Nacht, den Tau am Morgen, die lästigen
Stechmücken, der unerwartete Regen, das Schlafen am Boden und das mühsame Fortbewegen
aus eigener Kraft – rohe, ursprüngliche Erfahrungen jenseits der Komfortzone. In
ungewohnter Umgebung, wenn gewohnte Muster keinen Sinn haben, darf sich 'Anderes'
zeigen, darf Wandel stattfinden.
Unmittelbare Notwendigkeiten lassen Zusammen-
arbeit unabdingbar werden: Ohne Holz kein Feuer,
ohne Sorge um das Feuer keine Wärme und kein
Essen, beim Lagerbau muss jeder mit anpacken.
Dazu lädt die Natur ein, Erfahrungen auf
metaphorischer Ebene zu erschließen. In Bildern,
Symbolen, Metaphern oder Szenen, die übertragbar
sind, ist Lernen möglich und lassen sich Brücken in
den Alltag bauen.
Naturräume wirken und berühren. Im Inneren einer Höhle, im tiefen Wald, im Kajak auf dem
Wasser, der Weitblick auf dem Gipfel eines Berges, das Plätschern des klaren Gebirgsbaches,
die Stille im Schnee – die Qualitäten von Naturräumen
ermöglichen       sinnliche     und     metaphorische
Erfahrungen jenseits des gesprochenen Wortes. Die
Passage mit dem Kajak, der entbehrungsreiche Weg
zum Gipfel, die Gratwanderung, das Finden von
Geborgenheit im Wald - Naturräume werden als
Wirkkräfte entsprechend des beabsichtigten Ziels
einer Maßnahme aufgesucht.

                        „Holz und Steine werden dich lehren, was
                        du bei den Lehrern nicht hören kannst.“
                        (Bernhard von Clairvaux)

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Die Systemische Erlebnispädagogik – kreativ rituelle Prozessgestaltung

4.3 KREATIVTECHNIKEN
…Biographie wird ästhetisch greifbar – Beziehungen als Kosmos gestalten – eine
Wurzel wird zur Ressource…

Beim Gestalten mit Naturmaterialien wird ein inneres Erleben
in die äußere Welt gebracht. Beziehungen, Entwicklungen,
Themen oder Situationen werden sichtbar, greifbar und
erfahrbar. Unterstützt durch die Wirkungen von Naturräumen
am ausgesuchten 'passenden Ort' der konkreten Arbeit
verbindet sich der Gestalter im Schaffen mit 'dem Thema' und
erfährt oft ein Aufgehen im 'Flow'. Im künstlerischen Ausdruck
durch Naturmaterialien wird Ästhetik sichtbar. In dieser
Methode können Prozesse in einem Symbol verdichtet werden
oder Ressourcen eine Gestalt bekommen. Auf einmal wird ein
Anliegen fassbar, verschiebbar und behandelbar. Distanz und
Perspektivenwechsel werden so sprichwörtlich und lebendig
möglich.

                       „Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt
                       werden, kannst du etwas Schönes bauen.‘‘
                       (Erich Kästner)

4.4   SZENISCHES ARBEITEN

…lebendig darstellen – lustvoll spielen – körperlich ausdrücken...

Das Methodenfeld der szenischen Gestaltung ermöglicht
Ausdruck und Darstellung von innerem Erleben durch
Inszenierungen.     Aufstellungen,   Skulptings    oder
spielerisches Auseinandersetzen mit Themen erlauben
sowohl ein 'Auf-sich-wirken-lassen' in der Position des
Betrachters als auch das 'Erfahren am eigenen Leib' in
der Rolle eines Protagonisten.
Szenisches Gestalten lädt ein, Körpern Ausdruck zu
verleihen, Perspektiven zu wechseln oder als Repräsentant in eine andere Rolle zu schlüpfen.
Die Fülle von Informationen auf sprachlicher Ebene und jenseits der Kognition erzeugen
Resonanz. In diesem dichten Feld lassen sich Veränderungen spielerisch und lustvoll im 'so-
tun-als-ob' ausprobieren.
                       „Der Körper ist der Übersetzer der Seele
                       ins Sichtbare“
                       (Christian Morgenstern)

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Die Systemische Erlebnispädagogik – kreativ rituelle Prozessgestaltung

4.5   RITUELLE GESTALTUNG

…einen Übergang bewältigen – ein Mahl rituell zu sich nehmen – einen Abschluss
feierlich begehen...

Die Erlebnispädagogik nutzt rituelle Strukturen, um
pädagogische Prozesse zu verdichten und zu
bestärken. Rituelle Gestaltungen in unserem Setting
stehen nicht im Dienst von Ritualen bestimmter
religiöser bzw. spiritueller Traditionen.2 Vielmehr wird
angeknüpft an die archetypischen (Wandlungs-)
Strukturen, die, wie z. B. Joseph Campbell untersuchte,
vielen Märchen, Mythen und Sagen verschiedener
Kulturkreise zugrunde liegen.3 Solchen Mustern und
Prinzipien sogn. Monomythen, Initiationen oder
Heldenreisen folgen nicht nur große Erzählungen, sondern auch modernes Kino.4
Das Methodenfeld der rituellen Gestaltung nutzt z. B. solche Choreografien als klaren
vorgegebenen äußeren Rahmen, der Orientierung gibt und die Sicherheit bietet, sich
einzulassen und den Fokus auf innere Prozesse zu richten.
Rituelle Strukturen finden sich in der systemischen Erlebnispädagogik zum einen als
Einzelinterventionen, wie z.B. dem bewussten Überschreiten einer Schwelle am Ende einer
Reise oder dem Gestalten von Momenten des Dankes, der Würdigung oder der Übernahme
von Verantwortung. Zum anderen werden auch längerfristige Prozesse wie z.B. ein Solo, ein
WalkAway, eine Visionssuche oder eine Heldenreise im Dienste von Wachstumsprozessen in
rituelle Strukturen eingebettet. Hier können symbolische Handlungen wie z. B. das
Hinausgehen, das Ablegen alter Rollen oder das Eintreten in einen neuen Lebensabschnitt
spürbar Wirkung entfalten. Sparsam und gezielt eingesetzt, werden in rituellen Gestaltungen
Übergänge in ihrer Tiefe erlebbar.

                    „Die Wahrheit kommt mit wenigen Worten aus.“
                    (Lao-Tse)

4.6 SPRACHBEGLEITUNG
…Ziele formulieren – Schlüsselstellen erkennen – Ausnahmen fokussieren –
Zuschreibungen ändern...

Die Begleitung von Menschen in erlebnispädagogischen Unternehmungen lenkt den Fokus auf
Handlung und möglichst vielfältige Sinneswahrnehmungen. Ein Ziel ist es, die im Alltag im
Vordergrund stehende rationale Erfassung von Sachverhalten in den Hintergrund treten zu
lassen. Gleichwohl bleibt das gesprochene Wort ein zentrales Medium der wirksamen
Auslotung von Erlebnissen. Zur Sprache gehört gleichzeitig das Zuhören, das Lauschen, das
Präsent sein und das Sich-einlassen. Als Begleiter ist es die Aufgabe Sprache dosiert und

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Die Systemische Erlebnispädagogik – kreativ rituelle Prozessgestaltung

gezielt zu nutzen, um positive Lernerfahrungen zu verstärken und nicht etwa in ausufernden
Reflexionsprozessen zu zerreden. Der Begleiter nimmt eine empathische, neugierige,
forschende und fragende Haltung ein. Ein systemisch orientierter Sprachgebrauch dient hier
der Aktivierung, der Auflösung von Zuschreibungen und kann neue Sprachwelten und
Perspektiven eröffnen. Lebendige Bilder und anschlussfähige ('isomorphe') Metaphern lassen
seelische Landkarten beschreibbar, erlebbar und veränderbar werden.

                          „Du darfst niemals vergessen: Deine
                          Wahrnehmung bestimmt deine Realität“
                          (Qui-Gon Jinn in Star Wars - Episode I)

4.7 ÄSTHETIK
...Natur – Gestaltung – Sinn...

Die Ästhetik ist ein grundlegendes Wirkprinzip der
systemischen           Erlebnispädagogik.       Der
innewohnende Sinn für das Schöne wird
angesprochen durch die besondere Ästhetik des
gewählten Naturraums, einladend gestaltete Räume,
ein anregendes Frühstücksbuffet, passende Lager-
gestaltung und auch ansprechende Ausrüstung.
Darüber hinaus sucht sich Schönheit auch im kreativen Gestalten z. B. bei einem sozialen
Kosmos oder einer Linienarbeit ihren Ausdruck und bekommt Bedeutung zugemessen.
Schönheit wirkt auch im Bereich des szenisches Gestaltens. Der Sinn für eine Bewegung hin
zum Schönen, hin zum stimmigen Bild, zur guten Gestalt wird genutzt, um Lösungen zu
antizipieren. Ästhetik entfaltet Resonanz im Betrachter. Die sorgfältig gestaltete Lebenslinie,
die 'gute Gestalt' bei einem Skulpting wird auch von außen betrachtet als schön, berührend
und stimmig empfunden.
Neben dem Sinn für das Schöne wirkt also auch der Sinn im Schönen. In dieser

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Die Systemische Erlebnispädagogik – kreativ rituelle Prozessgestaltung

Wechselwirkung finden Bedeutungszuschreibungen statt: In das als schön Wahrgenommene
wird Sinn gelegt: Es ist genau dieser eigenartige Stein, dieser krumm gewachsene Ast, dieses
Blatt mit dieser besonderen Farbschattierung, welches als Stellvertreter für einen inneren
Zustand, eine Person oder ein Thema passt. Es ist genau dieser krabbelnde Käfer, der mir
suggeriert, dass Bewegung die treibende Kraft ist, mit der ich mich verbinden muss. Auch die
'Suche nach einem guten Platz' entfaltet Wirkung. Beim Verschmelzen mit/in 'stimmigen'
Tätigkeiten wird vom 'Flow' gesprochen. Finden sich der 'stimmige' Platz oder Gegenstand
und der Suchende, entsteht ebenfalls ein Gefühl inniger Verbundenheit. Ist es der Platz den
ich finde oder findet mich der Platz?

                       „Schönheit ist Ewigkeit, die sich in einem
                       Spiegel anblickt.“
                       (Kahlil Gibran)

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'Die Wildnis in dir – unterwegs auf verschlungenen Pfaden' ein Praxisprojekt

5 'DIE WILDNIS IN DIR – UNTERWEGS AUF VERSCHLUNGENEN PFADEN'
   EIN PRAXISPROJEKT

Hier folgt die Beschreibung einer exemplarischen Projektwoche für Jungs in Übergängen, an
der Schwelle zum Erwachsen werden. Nutzbar z. B. als sozialer Trainingskurs im Rahmen der
'Hilfen zur Erziehung' nach SGB VIII, eingebettet in eine ausführliche Vor- und Nachbereitung.
Weitere sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten einer solchen Lernreise bieten sich.

   •    innerhalb einer Einrichtung beispielsweise beim Wechsel von Jugendlichen (natürlich
        auch Mädchen) aus einer Heimgruppe in ein betreutes Wohnen.
   •    als ein Baustein im Rahmen der Berufsvorbereitung nach SGB II.
   •    für die Zielgruppe junge 'Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten' nach SGB
        XXII, die z. B. in einer betreuten Einrichtung mit dem Ziel der Verselbständigung leben.
   •    Für Präventions- und Therapiegruppen junger Menschen z. B. im Kontext der
        Suchtprävention oder der Erziehungsberatung.
   •    zur Persönlichkeitsbildung für interessierte (Jugend-) Gruppen der kommunalen,
        verbandlichen oder kirchlichen Jugendarbeit.

       „Die Reduktion auf das ‘einfache Unterwegssein’ in ursprünglicher Natur bildet
       einen Kontrapunkt zum Alltag, der oft geprägt ist von Konsumangeboten,
       Informationsfülle und starren Strukturen. Damit neue Erfahrungen ermöglicht
       werden, regen wir dazu an, die Komfortzone zu verlassen, Wagnisse einzugehen
       und Neues auszuprobieren. Wir folgen hier einem in Erlebnispädagogik und im
       Projektmanagement etablierten Modell, wonach Lernen und Entwicklung immer
       außerhalb des vertrauten Bereichs stattfindet, in einer (geschützten)
       Wachstumszone.“
       (Bettina Grote)

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'Die Wildnis in dir – unterwegs auf verschlungenen Pfaden' ein Praxisprojekt

5.1 VORBEREITUNGEN
…Die Idee entfalten – eine Konzeption auf die Beine stellen – Teilnehmer, Eltern,
Sponsoren und Unterstützer begeistern – Motivation und Verbindlichkeit wecken…

Für die Vorbereitungsphase sind mindestens drei
Monate für die Projektentwicklung einzuplanen. Ziele
werden erarbeitet, geeignete Naturräume ausgewählt,
Teilnehmer      motiviert     und     gegebenenfalls
Unterstützer    und     Sponsoren    gefunden.    In
Vorbereitungstreffen werden die Teilnehmer_innen
motiviert, mit der oft ungewohnten Lernkultur
vertraut gemacht und, wenn es dienlich ist, in die
Planungen mit eingebunden. Erste Aufträge helfen
sich mit 'dem Thema' zu verbinden.
Hier war eine Gruppe von Jungen zwischen 14 und 17 Jahren, die im Rahmen der ambulanten
Erziehungshilfen (SGB VIII) betreut wurden, in einem Wildnisgebiet in Norditalien unterwegs.
Begleitet wurde die Gruppe von zwei Männern. Die Gruppe war fünf Tage in der Natur
unterwegs, errichtete Schlafplätze, kochte am offenen Feuer und zog weiter. Das Gepäck und
die Verpflegung wurden im Rucksack mitgetragen. Übernachtet wurde unter Planen unter
freiem Himmel.
Ziel war es, Ressourcen (Kenntnisse, Fähigkeiten und
Stärken) der Teilnehmer durch Methoden der
systemischen Erlebnispädagogik erlebbar zu machen
bzw.    zu    stärken.   Neue     Sichtweisen    und
Handlungsoptionen, vor allem im Hinblick auf zu
bewältigende Übergänge, sollten ermöglicht werden.
Die angesprochene Zielgruppe bildeten max. sieben
Jungen ab 14 Jahren, die

   •   an einem Übergang (Wechsel von Heimgruppe in die ambulante Betreuung,
       Schulwechsel, Ausbildungsbeginn, Auszug aus dem betreuten Wohnen o. ä. ) stehen
   •   Schwierigkeiten haben, mit Gleichaltrigen in Kontakt zu treten, Beziehungen
       aufzubauen und zu gestalten
   •   eine geringe Kompetenz haben, sich in ihrer
       Freizeit altersgerecht, sinnvoll zu beschäftigen
   •   ein überhöhtes oder fehlendes Selbstwertge-
       fühl bzw. Selbstvertrauen erkennen lassen,
       keinen Zugang zu eigenen Ressourcen kennen,
       über geringes Durchhaltevermögen verfügen
   •   eher in Handlung oder Herausforderungen als
       auf der Gesprächsebene erreichbar sind

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'Die Wildnis in dir – unterwegs auf verschlungenen Pfaden' ein Praxisprojekt

Seitens der Einrichtung und der Leitung bestand der Anspruch die Teilnehmer an folgende
Ziele heranzuführen:
   •   Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie
   •   Entdecken, Wertschätzung und Anwendung eigener
       Ressourcen angesichts bevorstehender Übergänge
   •   Entwicklung von Leistungsbereitschaft und Durchhalte-
       vermögen / Erleben von Erfolg nach Anstrengung
   •   Reflexion des eigenen Handelns in/mit herausfordernden
       Situationen
   •   Entwicklung von Kompetenzen, wie z.B. Verantwortungs-
       übernahme, Zusammenarbeit, angemessenes Austragen von
       Konflikten, bestehende Kommunikationsmuster erkennen
       und erweitern
   •   Perspektivenwechsel hinsichtlich Selbst- und Fremdwahrnehmung in der Gruppe
   •   Auseinandersetzung mit männlichen Rollenbildern
   •   Erlernen von ‘outdoor skills’ wie Feuer machen, Lagerbau, Orientierung, Kochen mit
       einfachsten Hilfsmitteln u. a.
Potentielle Teilnehmer wurden angesprochen und
mit der Idee vertraut gemacht. Ein erstes Vortreffen
auch mit den Eltern diente dem Kennenlernen, der
Zielklärung, der Information und der Motivation. Die
Teilnehmer erhielten eine Plane, die ihnen Obdach
sein würde, und leihweise Rucksäcke.
Ein Projekt sollte auf vielen Schultern getragen
werden. Hier ist mir eine Einbindung des
Gemeinwesens wichtig. Für diese Lernreise konnten
ein ortsansässiges Schuhgeschäft und eine
Outdoorfirma als Sponsoren für das Schuhwerk der Jugendlichen und grundlegende
Ausrüstung gewonnen werden. Eine lokale Jugendstiftung und eine Kirchengemeinde füllten
das Budget für die Reise. Ein Vater unterstützte mit Gemüse aus dem Garten. An zwei weiteren
Vortreffen bedankten sich die Teilnehmer bei den Unterstützern und halfen Material und
Einkauf zu organisieren.

5.2 UNTERWEGS
…aufbrechen - reifen - zurückkommen…

In aller Frühe trafen wir uns zur Abfahrt. Einige Teilnehmer kamen vor der Zeit und halfen
beim Räumen und verstauen der Gruppenausrüstung die Rucksäcke. Die meisten wurden von
ihren Eltern begleitet. Alle hatten ihre Ausrüstung dabei und beluden ihre Rucksäcke mit dem

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'Die Wildnis in dir – unterwegs auf verschlungenen Pfaden' ein Praxisprojekt

Gruppenmaterial und den Lebensmitteln. Das 'Probeschultern' der Rucksäcke ließ erste
ernsthafte Zweifel bei einigen Jungs aufkommen...
Nachdem die Rucksäcke im Bus verstaut waren, traf sich die Gruppe im Kreis. Das Zentrum
bildeten Routenplaner, Karte und ein Führer vom Zielgebiet. Die Route wurde vorgestellt,
Befindlichkeiten abgefragt. Es folgte ein kurzer Abschied von den Eltern. Los geht's!
Am späten Nachmittag trafen wir am Zielort im Nationalpark Val Grande ein.

                  Tag 1                   Tag 2                    Tag 3                   Tag 4               Tag 5
            Aufbrechen                                       Biographie            Ziele
                                Lebensweg                                                                 Übertragung
 Themen     Verantwortung                                    Ressourcen            Bedürfnisse
                                Ressourcen                                                                Integration
            Entscheidungen                                   Verantwortung         Verantwortung
            Heraustreten aus    Erstes Eintauchen in die                           Aushalten, Komfort
                                                             auseinandersetzen
            der                 Biographie;                                        schaffen, Lagerbau,
                                                             mit der Biographie,                          Wirkung
            Komfortzone;        Zugang zu Emotionen &                              Bedürfnisse erkennen
                                                             Ressourcen                                   entfalten,
 Ziele      Reflexion           Ressourcen finden;                                 und formulieren,
                                                             erkennen,                                    zurückkehren,
            einüben;            Rollenverhalten erkennen;                          vertrauen,
                                                             verantwortungs-                              Wissen um...
            Entscheidungsfä     Kompetenz: Lagerbau,                               Rückmeldung
                                                             volle Zeugenschaft
            higkeit erlangen    Kochen am Feuer                                    geben/annehmen
                                                                                   Welche
                                Wie fühlte sich der
                                                             Wo komme ich          Herausforderungen
            Welche Rolle        perfekte Tag deiner                                                       Mein nächster
                                                             her?                  stehen an?
            nehme ich ein?      Kindheit an?                                                              Schritt?
 Fragen                                                      Was sind meine        Was brauche ich
            Welche Rolle will   Wer bist du?                                                              Was nehme ich
                                                             Erfahrungen?          noch?
            ich ausfüllen?      Wie sehen mich die                                                        mit?
                                                             Was stärkt mich?      Was liegt mir am
                                anderen?
                                                                                   Herzen?
            Fragen auf dem      Biographiearbeit mit Fotos
                                                             Kreatives
            Weg,                der TN, Symbolarbeit,                              Naturerfahrung,
                                                             Gestalten,                                   Rituelle
 Methoden   Rituelle            Platzgestaltung,                                   Rituelle Gestaltung,
                                                             Zeugenschaft,                                Gestaltung
            Gestaltung          Naturerfahrung,                                    Gruppenfeedback
                                                             Naturerfahrung
            Naturerfahrung      Feedback
                                Erster Blick in die                                Ein neuer Aufbruch,
                                                             Gestaltung der
            Anreise             Vergangenheit im Kreis der                         ein letztes Lager im
                                                             Lebensläufe,                                 Rückweg
            Loslaufen           Gruppe,                                            Regen,
 Ablauf                                                      Baden,                                       Zurückkommen
            Einen Lagerplatz    einen guten Platz finden,                          die Brücke
                                                             Lagerleben,                                  Heimkehren
            finden              Weiterziehen,                                      überschreiten,
                                                             Männer am Feuer
                                Lagerbau                                           eine letzte Runde

Eine gestaltete Schwelle verdeutlichte den Eintritt in einen besonderen Raum. Bewusst und
einzeln wurde die Schwelle überschritten. Nach drei Stunden
Fußmarsch inmitten ergreifender Gebirgs- und Schluchten-
landschaft blieben einige Sicherheiten am Bus zurück. Mit auf
den Weg bekamen die Jungen die Fragen 'Welche Rolle nimmst
du hier ein?', 'Welche Rolle möchtest du ausfüllen?' und 'Wie
bist du in zwei Jahren?'
Die Teilnehmer waren angestrengt vom Tragen der Last, ein 14
jähriger Junge mit Übergewicht bestimmte das Gruppentempo
und die häufigen kurzen Pausen. Die anderen Teilnehmer
hielten sich mit Unmutsäußerungen zurück.
Wir stießen auf einen guten Lagerplatz recht nah am Weg. Es
dämmerte, trotzdem war es hell, fast Vollmond. Die Gruppe

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'Die Wildnis in dir – unterwegs auf verschlungenen Pfaden' ein Praxisprojekt

diskutierte und kam überein weiterzugehen und die Stirn-
lampen heraus zu holen. Diese Entscheidung überraschte uns
Leiter hinsichtlich der Motivation und Anstrengungs-
bereitschaft der Jungs.

Der Weg mündet bald in einen Pfad, der über einen kleinen
Bach führte. Der Pfad war erst gut sichtbar, verlor sich
streckenweise im bewaldeten Hang. Wir benötigten das Licht
der Stirnlampen, um den Weg im Wald zu finden. Unseren
Rückweg machten wir mit Steinmännchen sichtbar. Eine steile
Passage wurde überquert, dann stießen wir auf eine kleine
tiefe Schlucht, die über eine Wurzel kriechend oder
balancierend überquert werden musste. Ein roter
Markierungspunkt unmittelbar neben diesem Hindernis zeigte, dass wir auf dem richtigen
Weg waren. Einer der Teilnehmer entschied angesichts der Schwierigkeit auf keinen Fall
darüber zu gehen. Die Gruppe diskutierte nur einen kurzen Moment und entschied dann
umzukehren, Einwände bestanden nur kurz. So kamen wir spät am Abend wieder zurück zum
ersten Lagerplatz, entfachten dort das erste Feuer, errichteten ein Lager, und kochten über den
Flammen ein leckeres Mahl und warmen Tee. Erste Heldengeschichten machten die Runde
und schließlich schliefen alle müde unter den Sternen ein.
Ein erster Morgen inmitten der Natur brachte die
Entdeckung einer Quelle, den Genuss frischen
Wassers. Wir begannen an einer Spirale aus Steinen
den Lebensfaden ein erstes Stückchen aufzurollen,
indem wir die mitgebrachten Fotos aus der Kindheit
der Jungen gemeinsam betrachteten und eintauchten
in Erinnerungen. Die Offenheit und Anteilnahme tat
wohl und schaffte Vertrauen. Die Teilnehmer waren
aufmerksam und respektvoll im Geschehen. Einzelne
Teilnehmer zeigten eine feine Beobachtungsgabe.
Nach dem gemeinsamen Feuerholzsammeln ließen wir uns einen leckeren Linseneintopf
schmecken.
Zu einem anschließenden Verdauungsspaziergang oder einem
Schlummer in der Sonne gab es für jeden Folgendes zu
bedenken: Erinnere einen wunderschönen Tag deiner Kindheit.
Was geschah? Wer war dabei? Was hat dich bewegt? Finde ein
Symbol für dein Gefühl an diesem Tag.
Im Anschluss fanden die Jungen gemeinsam einen Baum als
'guten Platz', den sie gestalteten und an dem sie ihre Symbole
platzierten.
Danach bauten wir das Lager ab und zogen weiter. Im Lichte
des Tages fand sich rasch eine Möglichkeit die gefährliche Stelle
zu umgehen. Wir stießen auf Ruinen längst verlassener Häuser.
In der Nähe schlugen wir unser nächstes Lager auf. Der

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'Die Wildnis in dir – unterwegs auf verschlungenen Pfaden' ein Praxisprojekt

Naturraum unterstützte das Vorhaben, den Teilnehmern an
diesem Tag einzelne Schlafplätze zu suchen: Nur wenige
einzelne ebene Flächen eigneten sich zum Schlafen. So
spannten die Teilnehmer mit Unterstützung zum ersten mal
ihre Plane und richteten sich ein.
Eine große Steinplatte inspirierte zum Bau eines Pizzaofens.
Für alle ein schmackhaftes Erlebnis.
Der Abend am Feuer wurde bestimmt von den Fragen des
ersten Tages. Rollen in der Gruppe, Pläne, Selbstbilder als
werdende Männer und Unsicherheiten wurden thematisiert.
Ein Junge bezeichnete sich als nutzlos, würde gerne eine
wichtigere Rolle einnehmen. Die Gruppe stellte klar, dass
ausgerechnet er die einzig richtige Entscheidung am Abend
zuvor für uns getroffen hatte, die uns evtl. vor einer Dummheit
bewahrt hatte. Er verstand und freute sich über diese Rückmeldung.
Vielen Teilnehmern fiel es schwer, ihr eigenes Lager zu beziehen und sprachen offen über
Ängste. Alle Lager standen in Sichtweite, immer zwei waren unmittelbar nebeneinander.
Einige nahmen das Angebot an, ein Teelicht mit ins
Dunkel des eigenen Lagers zu nehmen.
Am folgenden Morgen halfen zwei Jungen, das Feuer
zu entfachen und für die Gruppe Bannok zu backen.
Am Vormittag konnten die Jungen die Erinnerung an
den Lebensfaden wieder aufnehmen. Es galt 'den
guten Platz' zu finden, um dort den eigenen Lebens-
weg zu gestalten, von der Geburt bis zum Jetzt. Dazu
gaben wir den Hinweis die Hände statt den Kopf
sprechen zu lassen. Zur Gestaltung standen vielfältige Naturmaterialien in der reich
gegliederten Landschaft zur Verfügung.
Die Teilnehmer waren erst zögerlich, fragten, ob sie etwas dazu erzählen müssten. Wir
vereinbarten, dass uns jeder seinen Platz zeigte. Zum Mittag kamen stille Jungs zum Essen
zurück. Anschließend begleiteten wir die Lebenslinien unter
verantwortungsvollen Zeugen.
Die Jungen stellten stolz ihre Plätze vor. Ein großer Findling im
Fluss, eine verborgene Nische am Ufer, die Schwelle an einem
eingestürzten Haus, eine Lichtung im Wald. Die Jungs erzählten
sich ihre Geschichte und fanden Stärkendes auf ihrem
Lebensweg. Auffallend war bei einigen Teilnehmern die
Markierung der Abschnitte der Kindheit durch erlittene
Verletzungen. Im nahen klaren Bach wurde nach dieser
intensiven Arbeit ausgiebig gebadet: Eine Zeit des 'Reinigens',
'Erfrischens', und 'Spielens'.
Die Übernachtung am jeweiligen Geburtsort wurde verworfen,
da dunkle Wolken aufzogen und die Orte unzugänglich waren.

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'Die Wildnis in dir – unterwegs auf verschlungenen Pfaden' ein Praxisprojekt

Ein Wetterumschwung kündigt sich an. Stattdessen war es wichtig, die Lager wetterfest zu
optimieren.
Um das Feuer sprachen Jungs und Männer über Anforderungen an das Mann-werden,
Unsicherheiten und Aufgaben in dieser Zeit ebenso über Vorstellungen von einem 'guten
Leben'.
In der Nacht begann es dann zu regnen. Konnten wir
nach einem stärkenden Frühstück noch bei guter
Motivation das Lager abbrechen und anschließend
unter einigen Schwierigkeiten den angeschwollenen
Bach überqueren, war beim Erreichen eines
Lagerplatzes die Stimmung auf einem Tiefpunkt.
Nässe und Kälte setzten einigen zu. Erst recht musste
viel Holz für ein wärmendes Feuer gesammelt,
geschützte Lager errichtet und viel heißer Tee sowie
ein kräftiger Eintopf zubereitet werden. Nach
anstrengenden Stunden kam mit dem Essen wieder
ein Lachen in die Gesichter und auch Stolz auf die vollbrachten Anstrengungen.
Am Nachmittag, als der Regen nachließ, konnten wir uns wieder den inneren Prozessen
zuwenden. Äußerlich waren wir wieder auf dem Weg 'zurück'. Bei den Jungs stand 'ein Blick
nach vorne' an. Welcher Ort war besser geeignet als eine uralte Steinbrücke über eine tosende
tiefe Schlucht? Die Teilnehmer bekamen die auf den
ersten Blick paradoxe Aufgabe, je drei trockene Steine
zu finden. Diesseits der Brücke fand sich die Gruppe
im Kreis: 'Was brauchst du als junger Mensch, um gut
ins Erwachsenenalter starten zu können?' Die
Bedingungen/Eigenschaften wurden auf die Steine
geschrieben und gesammelt. Nun nahm jeder für sich
seine eben bedeutsamste Eigenschaft für die nächste
kommende Herausforderung zu sich. Die übrigen
Steine wurden am Rande der Brücke platziert. Jeder
schritt nun einzeln über die Brücke.
Bis zum letzten Abendessen wurden die Jungs eingeladen, dass jeder für sich unter seiner
Plane an sich selbst einen Brief zu schreibt.
Am letzten Abend am Feuer galt es für jeden, sich dem
Feedback der Gruppe zu stellen. Immer einzeln wurde
einer der Jungs in die Dunkelheit geschickt, während
die Gruppe Rat hielt zu den Fragen 'Was kann er
stecken lassen?', 'Was zeigte sich, was ihn besonders
wertvoll macht?' Symbol für 'stecken lassen' war ein
Holzstück, welches ins Feuer geworfen wurde,
Symbol für die individuelle Ressource: eine Süßigkeit.
Eine sehr berührende Runde. In dieser Nacht
prasselte wieder Regen auf die Planen über uns. Im
Regen traten wir am nächsten Morgen den Rückweg an. Unterwegs strahlt die Sonne zum

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'Die Wildnis in dir – unterwegs auf verschlungenen Pfaden' ein Praxisprojekt

Abschied. Bei der letzten Quelle vor dem Dorf rasteten wir und tauschten noch einmal 'was
uns erfrischt und am Leben hält' aus. Dieselbe Schwelle, die wir einzeln bewusst beim
Loslaufen übertraten, überschritt nun wieder jeder achtsam für sich auf dem Weg zurück.

5.3 NACHBEREITUNGEN
...gemeinsame Würdigung - Integration der Erfahrungen - Öffentlichkeit schaffen...

Die Reise wurde fotografisch dokumentiert und an
einem Abend vier Wochen nach der Rückkehr den
Eltern, verantwortlichen Pädagogen und interes-
sierten Unterstützern in gestalteter Umgebung mit
den Teilnehmern präsentiert. Hier erhielten die
Teilnehmer ein Foto von sich in ihrem gestalteten
Lebensweg, eine CD mit Rezepten und weiteren
Bildern der Reise. Bei nicht anwesenden Unter-
stützern haben sich die Teilnehmer schriftlich mit
Fotos bedankt. In Veröffentlichungen der Ein-
richtung als Träger der Maßnahme (Jahresbericht,
Homepage, Infobriefen), erfuhren die Teilnehmer, die Gestaltung des Projekts und auch die
Unterstützer und Sponsoren die gebührende Würdigung. Einige Wochen nach der Lernreise
fand ein Interview mit zwei Teilnehmern, den Leitern und einer interessierten Redakteurin
statt, welches im Rahmen eines umfassenden Artikels in der Tagespresse veröffentlicht wurde.
Im Weiteren wurden die Erfahrungen der Reise in der fortlaufenden Einzelbetreuung mit den
Leitern fruchtbar gehalten.

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