NATURGEFAHRENREPORT 2016 - DIE SCHADEN-CHRONIK DER DEUTSCHEN VERSICHERER IN ZAHLEN, STIMMEN UND EREIGNISSEN - GDV

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NATURGEFAHRENREPORT 2016 - DIE SCHADEN-CHRONIK DER DEUTSCHEN VERSICHERER IN ZAHLEN, STIMMEN UND EREIGNISSEN - GDV
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.

Naturgefahrenreport 2016
Die Schaden-Chronik der deutschen Versicherer
in Zahlen, Stimmen und Ereignissen
NATURGEFAHRENREPORT 2016 - DIE SCHADEN-CHRONIK DER DEUTSCHEN VERSICHERER IN ZAHLEN, STIMMEN UND EREIGNISSEN - GDV
NATURGEFAHRENREPORT 2016

                 Inhaltsverzeichnis

                      		   Einleitung

                     1  Editorial
                     2	„Wir müssen die neue Risikowelt noch besser verstehen lernen.“
                        Ein Gespräch mit GDV-Präsident Dr. Alexander Erdland
                     3  Schäden durch Naturgefahren auf einen Blick

                      		   Kapitel eins: Unwetter-Frühsommer 2016. Katastrophen – und die große Hoffnung

                     6  So viel Katastrophe in so kurzer Zeit. Der Unterwetter-Frühsommer 2016
                    10  „Ärmel hochkrempeln und los.“ Das Schadenmanagement der Versicherer
                    14  Endlich Hilfe für das Weltklima. Der Gipfel von Paris
                    17  Klimaanpassung ergänzt Klimaschutz. Der Klimaschutzplan 2050
                    18  „Schutz kann eine Win-win-Situation sein.“ Ein Gespräch mit Dr. Achim Daschkeit von KomPass
                    20	„Wir wollen grundsätzliche Strukturen erforschen.“ Ein Gespräch mit Dr. Andreas Becker
                        (DWD) und Dr. Olaf Burghoff (GDV) zum Starkregen-Projekt
                    22  Führende Stimmen für das Klima. Die Naturgefahrenkonferenz des GDV

                      		Kapitel zwei: Das Jahr der Stürme und Tornados. Die Schadenbilanz 2015 der
                         Sachversicherung

                    26     Heiß, trocken, stürmisch. Der Jahresrückblick 2015
                    28     Der Sturm und seine tückischen Geschwister. Die Schadenbilanz 2015
                    30     Wie Schäden die Seele beschweren. Psychische Schäden nach Naturkatastrophen
                    32     Individuelle Lösungen auch für knifflige Fälle. Schutz für Unternehmen
                    34     Höchster Schutz vor gefährlichen Stoffen. Neue Richtlinien für Risikobranchen

                      		   Kapitel drei: Vier Tage Hagel, verheerend. Die Schadenbilanz 2015 an Kfz

                    38     Schwer verhagelt: Freiburg und der Westen

                      		   Kapitel vier: Die digitalen Dienstleister

                    42  Digital heißt kundennah. Wie die Versicherungswirtschaft die Digitalisierung nutzt
                    45  Mehr Daten für besseren Risikoschutz. Das Zonierungssystem ZÜRS Geo
                    47  Hausbesitzer unterschätzen Überschwemmungsgefahr. Ein Meinungsbild
                    48	Information und Vorsorge: Die Länderkampagnen und der Kompass Naturgefahren

                      		   Anhang: Publikationen/Links
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EINLEITUNG   1

Editorial
Das Thema Naturgefahren wird für unsere Ge-            Es gibt viele Möglichkeiten, um die Risiken zu redu-
sellschaft immer wichtiger. Die Ereignisse dieses      zieren. Über konkrete Möglichkeiten sprechen wir
Jahres bestätigen das einmal mehr – leider.            in diesem Report. Im Mittelpunkt steht die Klima-
                                                       politik. Denn die Bekämpfung des Klimawandels
Hatten wir bereits im vorigen Jahr die häufig un-      ist zweifellos die wichtigste Aufgabe, wenn wir
terschätzte Bedrohung durch Starkregen in den          die Risiken durch Naturgefahren in der Zukunft
Mittelpunkt gestellt, so kam es in diesem Jahr         beherrschbar halten wollen. Das Potsdam-Institut
noch schlimmer: Allein die versicherten Schäden,       für Klimafolgenforschung hat erst vor wenigen
die von den schweren Unwettern des Frühsom-            Wochen noch einmal deutlich gemacht: Ohne ei-
mers verursacht wurden, liegen bei über einer          nen Kurswechsel werden sich allein die Schäden
Milliarde Euro. Gemeinden wie Braunsbach oder          durch Überschwemmungen vervielfachen.
Simbach am Inn haben schwerste Zerstörungen
davongetragen. Menschen haben ihr Leben verlo-         Das Klimaabkommen von Paris ist dabei nur ein
ren, zahllose andere ihr Eigentum. Häuser wurden       Anfang. Entscheidend ist, dass auf die Worte jetzt
geflutet. Und Hunderte sind so schwer beschä-          Taten folgen. Wie wir die anspruchsvollen Klima-
digt, dass sie abgerissen werden müssen.               ziele in Deutschland, in Europa und weltweit er-
                                                       reichen – das muss jetzt Gegenstand der öffentli-
Diese Ereignisse sind uns eine Warnung. Wir            chen Debatte und klarer, verbindlicher Beschlüsse
dürfen die Gefahren durch Sturm und Starkre-           werden. Diese Diskussion führen wir in diesem
gen, Hagel und Hochwasser nicht auf die leichte        Report, und wir werden uns dazu auch in der
Schulter nehmen. Wir haben hier unser Schicksal        kommenden Zeit immer wieder hörbar zu Wort
auch ein Stück weit selbst in der Hand. Das fängt      melden. Denn wir helfen nicht nur, wenn das
bereits im Kleinen an. Es ist eben nicht trivial, wo   Schlimmste geschehen ist. Sondern wir helfen vor
und wie gebaut wird. Es macht einen Unterschied,       allem dabei, das Schlimmste zu verhindern. Denn
ob man auf einer Anhöhe lebt oder ein Haus am          wir kennen die Herausforderungen und die Risi-
Rande eines Überflutungsgebietes errichtet. Es         ken, die Zahlen und die Fakten. Wir unterstützen
macht einen Unterschied, ob wir in der Stadt- und      und begleiten die Erforschung des Klimawandels
Landschaftsplanung der Natur und dem Was-              und der Naturgefahren. Wir beraten Menschen
ser Raum lassen, oder ob Flächen versiegelt und        und Kommunen bei der Verbesserung ihrer Si-
Überschwemmungsgebiete bebaut werden. Was              cherheit. So wollen wir dazu beitragen, eine neue
wir brauchen, ist ein neuer Umgang mit diesem          Risikokultur zu entwickeln.
Risiko.

Dr. Alexander Erdland           Dr. Jörg von Fürstenwerth
Präsident                       Vorsitzender der Geschäftsführung
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2   INTERVIEW

                    „Wir müssen die neue Risikowelt noch besser
                    verstehen lernen.“
                    Die Ergebnisse der Klimakonferenz von Paris sind ein Anfang, auch für Deutschland. Die Anpassung an den
                    Klimawandel ist das Gebot der Stunde. GDV-Präsident Dr. Alexander Erdland erklärt im Interview, wie die
                    Versicherer das Klimaziel anpacken wollen.

                                        Herr Dr. Erdland, die Wasserfluten      um Überflutungsflächen und Rückhaltebecken
                                        von Braunsbach und Simbach am           kümmert. Da könnte der Bund durch klare Regeln
                                        Inn haben die Deutschen in diesem       und Fördermittel zum Beispiel über die Städtebau­
                                        Sommer erschreckt. Wie haben Sie        programme helfen.
                                        sich im Angesicht der Katastro-
                                        phenbilder gefühlt?                     Müssen wir uns also vor allem an den Klimawan-
                                        Als ich die Bilder zum ersten Mal ge-   del anpassen?
                                        sehen habe, die in Braunsbach von       Natürlich müssen wir uns auf den Klimawandel
                                        den Menschen gemacht wurden –           vorbereiten. Selbst wenn es gelingt, wie man es
                                        das hat mich sehr getroffen. Als        sich in Paris vorgenommen hat, die Erwärmung
                                        Versicherer weiß ich natürlich, dass    unserer Erde auf zwei Grad zu begrenzen, wird sich
                                        so etwas eigentlich fast überall pas-   unser Leben merklich verändern. Wir müssen aber
                                        sieren kann, dass das Risiko in den     auch alles dafür tun, dass wir wenigstens dieses
                                        letzten Jahren eher größer gewor-       Klimaziel erreichen. In einer Welt, die vier oder fünf
    Dr. Alexander Erdland
                                        den ist. Aber Wahrscheinlichkeiten      Grad wärmer ist, werden Risiken und Kosten wahr-
                        sind eben das eine. Wenn es konkrete Menschen           scheinlich unkalkulierbar.
                        trifft, die Haus und Hof, vielleicht sogar Freunde
                        und Angehörige verlieren, dann ist da aber immer        Was sind hier Ihre Erwartungen an die Politik?
                        auch ein Mitleiden.                                     Zuerst einmal habe ich großen Respekt, dass die
                                                                                Klimakonferenz in Paris tatsächlich konkrete Er-
                    Und was denkt der Präsident der Versicherungs-              gebnisse gebracht hat. Dass es ein Übereinkom-
                    wirtschaft in so einem Moment?                              men gibt, das war ja alles andere als sicher. Aber
                    Ich ärgere mich vor allem, dass wir in Deutschland          jetzt muss es weitergehen. Deutschland und Eu-
                    immer noch viel zu wenig tun, um solchen Ereig-             ropa müssen Vorreiter bleiben. Dazu gehört auch
                    nissen vorzubeugen. Natürlich gibt es nie hundert-          die schnelle Ratifizierung der Verträge. Nachdem
                    prozentige Sicherheit. Aber wir können viel tun,            die USA und China bereits unterzeichnet haben,
                    um das Ausmaß der Schäden zu reduzieren. Das                sollten die Staaten der Europäischen Union schnell
                    fängt an bei der Stadt- und Landschaftsplanung              folgen.
                    und endet bei der Frage, ob sie im Keller die Elektro­-
                    kabel am Boden oder an der Decke verlegen.                  Und was können – und müssen – die Versicherer
                                                                                tun?
                    Was ist aus Ihrer Sicht die Ursache dafür?                  Wir müssen die neue Risikowelt noch besser ver-
                    Die Politik hat das Problem eigentlich erkannt. Der         stehen lernen. Dazu brauchen wir mehr Daten und
                    Entwurf zum sogenannten Hochwasserschutz-                   Forschungsergebnisse. Die Digitalisierung bietet
                    gesetz II etwa geht in die richtige Richtung. Aber          uns da große Möglichkeiten. Und gleichzeitig
                    die Vorgaben, z. B. für hochwasserangepasstes               müssen wir die Menschen stärker sensibilisieren.
                    Bauen, sind oft nicht konkret genug. Und vielen             Viele unterschätzen das Risiko und sind darum
                    Kommunen fehlt schlicht das Geld, um sich besser            auch unzureichend versichert. Da würden wir auch
                    gegen Naturgefahren zu schützen. Im Zweifel wird            gern stärker mit der Politik zusammenarbeiten.
                    lieber ein neues Wohn- oder Industriegebiet aus-            Ein gemeinsames Naturgefahrenportal wie in der
                    gewiesen oder die Schule saniert, bevor man sich            Schweiz wäre etwa ein wichtiger Schritt nach vorn.
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Schäden durch Naturgefahren auf einen Blick

Schadenaufwand 2015:
knapp 2,6 Milliarden Euro in der Sach- und Kfz-Versicherung

                                                                                 Sachversicherung                                              Kfz-Versicherung
                                           Wohngebäude, Hausrat, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft                                         Voll- und Teilkasko

1,9                                           1.800 Mio. €                                                   100
                                                                                                            Mio. €
                                                                                                                                   650 Mio. €                  5
                                                                                                                                                             Mio. €
                                                                                                                                                                        655
Mrd. €                                                                                                                                                                   Mio. €

                                                1.520.000                                                    30.000                  325.000                       1.250
                                               Sturm- und                                                  Elementar-               Sturm- und              Überschwemmungs-
                                              Hagelschäden                                                  schäden                Hagelschäden                  schäden

Sachversicherung*: Jährlicher Schadenaufwand für Sturm, Hagel und Elementarereignisse**
in Milliarden Euro***

                                                                                8,2

8

                                                                                                                            6,7
7

                                                                                                                                                                5,8
6
                  5,0           5,0
5                                                                                                                                        4,6

4

3

                                                                                                                                                                       1,9
2

1

0
          1970             1975              1980             1985             1990             1995              2000            2005             2010               2015

*) Wohngebäude, Hausrat, Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft
**) Schäden durch Überschwemmung/Starkregen, Hochwasser, Erdbeben, Erdsenkung, Schneedruck, Lawinen/Erdrutsch und Vulkane
***) Sturm-/Hagel-, seit 1999 auch Elementarschäden; hochgerechnet auf Bestand und Niveau 2015                                                                        Quelle: GDV
NATURGEFAHRENREPORT 2016 - DIE SCHADEN-CHRONIK DER DEUTSCHEN VERSICHERER IN ZAHLEN, STIMMEN UND EREIGNISSEN - GDV
4   KAPITEL EINS: DER UNWETTER-FRÜHSOMMER 2016
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Unwetter-Frühsommer 2016.
Katastrophen – und die
große Hoffnung

       So viel Katastrophe in so kurzer Zeit. An Orten, die es nicht erwartet
       haben. Unwetter mit Starkregen und Hagel überziehen Deutsch-
       land im Frühsommer 2016 mit Fluten, mit Geröll und mit Schlamm.
       Unfassbar, wie schnell kleine Bäche anschwellen und halbe Ort-
       schaften mit sich fortreißen können.
       Wie viel Klimawandel steckt in diesen Katastrophen? Welcher
       Schutz ist angemessen?
       Der Blick auf das Weltklima und den Klimagipfel von Paris zeigt,
       wie verletzlich die Erde geworden ist. Und mit ihr wir Menschen.
NATURGEFAHRENREPORT 2016 - DIE SCHADEN-CHRONIK DER DEUTSCHEN VERSICHERER IN ZAHLEN, STIMMEN UND EREIGNISSEN - GDV
6   KAPITEL EINS: STARKREGEN

                   D E R U N W E T TE R- F R Ü H S OM M E R 2 0 1 6

                   So viel Katastrophe in so kurzer Zeit
                   Gewitterfronten, die einfach nicht abziehen wollen und Überschwemmungen bringen – in Regionen,
                   die Hochwasser nicht kennen. Erdrutsche, Schlamm und wieder Starkregen. Die Naturkatastrophen im
                   Mai und Juni 2016 richten im ganzen Land verheerende Schäden an. Eine Landkarte des Geschehens.

                      1Wiesbaden, Hessen                                    2   Minden, Stolberg, Hamminkeln, Nordrhein-
                       In der Eifel beginnt es am 26. Mai, Tief Elvira           Westfalen
                   zieht rüber nach Hessen. Es hagelt weiße Klum-           In Minden in Nordrhein-Westfalen ziehen Sturm-
                   pen, die sich auf die Straßen legen als wäre Winter.     böen, Hagel und Starkregen einen Tag später eine
                   Unzählige beschädigte Dächer, Fahrzeuge, Fenster.        Schadenschneise. Fünf Häuser werden wegen
                                                                            Einsturzgefahr geräumt, 33 Bewohner in Sicher-
                                                                            heit gebracht. Tief Elvira flutet auch die Stadt Eu-
                                                                            skirchen, den Ort Kall.
                                                                            In Stolberg im Rheinland stehen die Notruf­
    Die Unwetter-Tiefs: Elvira und Friederike

                          +++ Freitag, 26.5. +++                                 +++ Samstag, 27.5. +++

               26                                                     27
                          Beginn des Unwetters                                   Tiefdruckgebiet weitet sich über Mitte und Süden
                          mit Starkregen und                                     Deutschlands aus: Überflutungen in der Eifel,
                MAI       Hagel in der Eifel                          MAI        Wiesbaden, Kaiserslautern und Regensburg
NATURGEFAHRENREPORT 2016 - DIE SCHADEN-CHRONIK DER DEUTSCHEN VERSICHERER IN ZAHLEN, STIMMEN UND EREIGNISSEN - GDV
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                                                                                                                                              7
                                                             11

                                                                  2
                                                                                                               Unwetter-Frühsommer 2016:
                                                                                                               die am stärksten betroffenen
                                                                                                               Regionen Deutschlands

telefone nicht still. Laub und Schlamm
verstopfen Kanalrohre, das Wasser
                                                                                              9
läuft über die Straßen weiter in die Kel-             3
ler. Die Feuerwehr pumpt das Wasser
ab und baut mit Sandsäcken Deiche.                          1
                                                                      6 4
In Hamminkeln im Kreis Wesel droht                                               7
ein Deich zu brechen. 500 Feuerwehr-
                                                                            5
leute aus der ganzen Region stabilisie-
ren ihn eine ganze Nacht lang mit Tausen-                                                         8

den Sandsäcken.

3   Koblenz, Nierendorf, Rheinland-Pfalz
    Regen und Hagel entlauben die Weinberge,
unterspülen eine Zugstrecke. Erdrutsche sperren
Straßen.
Im kleinen Ort Nierendorf hält das neu gebaute        Fachwerkstädtchen – zerstört. „Braunsbach wird
Regenrückhaltebecken den Wassermassen nicht           nie wieder, wie es war“, sagen die Einheimischen.
stand und flutet den Ort. Die Menschen müs-
sen per Hubschrauber von ihren Dächern geholt         6   Künzelsau, Baden-Württemberg
werden.                                                   Künzelsau, 30.000-Einwohner-Stadt, nur
                                                      wenige Kilometer von Braunsbach entfernt. Der
4   Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg               Starkregen flutet einen Großteil der Innenstadt.
    Die Unwetter dieses Frühsommers fordern           Unzählige Häuser unter Wasser, Schulen und Kin-
ihre ersten Toten. Vier Menschen sterben am           dergärten bleiben tagelang geschlossen. Der Flut
29. Mai im rasenden Wasser, darunter ein Feuer-       folgen die Müllberge: Hausrat, Fenster, Heizun-
wehrmann, der einen Menschen retten wollte.           gen, Parkett.
                                                      „Auf so etwas kann sich niemand vorbereiten“,
5   Braunsbach, Baden-Württemberg                     sagt der Landesfeuerwehrchef: „Wenn ein gan-
    Kein Mensch kennt hier so ein Hochwasser. Es      zer Ort unter Wasser steht und Straßen über-
geht so schnell, so rasend schnell. Drei kleine Bä-   schwemmt sind, dann dauert es seine Zeit, bis die
che schwellen am 29. Mai an, vereinen sich, treten    Hilfe überall ankommt.“
über die Ufer. Bäume, Autos, Öltanks schwemmt
die Flut durch die Straßen, gegen und durch die       7   Ansbach, Würzburg, Bayern
Häuser. Der Schlamm der umliegenden Felder                Hagelschauer überziehen Straßen zentime-
kommt mit, die Erde rutscht und bringt Geröll.        terdick. Keller laufen voll, Bäume knicken um,
Die Hälfte der Häuser zerstört, einsturzgefährdet.    Autos schwimmen fort, immer wieder Blitzein-
Menschen obdachlos.                                   schläge. 65 Liter Regen pro Quadratmeter und
2.000 Tonnen Schutt räumt das Technische Hilfs-       mehr.
werk in den ersten Tagen nach der Katastrophe         Die Altstadt von Ansbach entgeht knapp einer
aus Braunsbach. Der Ort ist eine Woche lang nicht     Überflutung. Schlamm und Geröll auf der Bahn-
erreichbar, weil die Zufahrtsstraße geborsten ist.    strecke Ansbach – Würzburg. Kein Zugverkehr,
Kein Trinkwasser, kein Strom. Das hübsche kleine      keine Schulbusse fahren.

                +++ Sonntag, 28.5. +++                                               +++ Montag, 29.5. +++

                                                                  29
                Unwetter in Erzgebirge,                                              Schwere Überschwemmungen in
    28MAI
                Thüringer Wald, Bayern,
                Baden-Württemberg                                     MAI
                                                                                     Braunsbach, Schwäbisch Hall, Schwäbisch
                                                                                     Gmünd, Baden-Württemberg
NATURGEFAHRENREPORT 2016 - DIE SCHADEN-CHRONIK DER DEUTSCHEN VERSICHERER IN ZAHLEN, STIMMEN UND EREIGNISSEN - GDV
8  Simbach, Rottal-Inn, Niederbayern                    10  Hamburg
                57 Kilometer von Passau entfernt, der Hoch-              Ausnahmezustand in Hamburg. Ein Tornado
            wasserstadt des Jahres 2013. Der kleine Simbach,         legt am 7. Juni 2016 weite Teile der Hansestadt
            Nebenflüsschen des Inn, hat an normalen Tagen            lahm. Unzählige abgedeckte Dächer und vollge-
            eine Pegelhöhe von 50 Zentimetern. An diesem             laufene Keller, über 1.000 Feuerwehrleute und
            Mittwoch, dem 1. Juni, steigt das Wasser auf das         das Technische Hilfswerk sind im Einsatz. Es fal-
            Zehnfache, auf über fünf Meter. Einen halben Me-         len an diesem Abend mehr als 50 Liter Regen pro
            ter hoch steht es in der Stadt. Es steht nicht, es       Quadratmeter.
            strömt. Schwemmt Baumstämme, Autos, Öltanks
            mit sich, wie in Braunsbach, wie andernorts. Sieben      11  Damme bei Vechta, Niedersachsen
            Menschen sterben.                                             Die niedersächsische Kleinstadt Damme
            „Gesperrt!“ sprühen Mitarbeiter des Technischen          steht drei Tage später nahezu komplett unter
            Hilfswerkes fünf Tage nach diesem Höchststand an         Wasser. 70 Liter pro Quadratmeter in 20 Minu-
            Dutzende der Häuser. Nicht mehr bewohnbar. „Öl           ten schafft die Kanalisation längst nicht mehr.
            im Keller“ sprühen sie an andere. Die roten Schrift-     „Wir hatten hier schon mal Wasser auf den Stra-
            züge teilen die Stadt. Zerstört die eine Hälfte. Viel-   ßen stehen, aber so etwas wie heute hatten wir
            leicht noch zu retten die andere. Die Abrissbagger       noch nicht“, sagt ein Polizeisprecher. Der Satz
            arbeiten längst.                                         dieses Frühsommers: „So etwas hatten wir noch
            175 Liter pro Quadratmeter Regen, binnen kürzes-         nicht.“
            ter Zeit. Der ganze Landkreis Rottal-Inn im Kata­        Weite Teile der Republik sind zu diesem Zeit-
            strophenzustand. In Bayern wird es den ganzen Juni       punkt im Bann der Naturgewalten. Im Norden
            über nur einen einzigen Tag ohne Regen geben.            tobt am zweiten Juni-Wochenende bereits die
                                                                     dritte Unwetterwelle des Frühsommers.
             9  Eibenstock, Aue, Sachsen
                Hagel und Starkregen am 1. Juni über dem                  Die Bilanz der Katastrophen
            Erzgebirge. 50 Zentimeter hohe Eismassen auf den
            Straßen, Autofahrer eingeschlossen. In Aue fallen        Hagel, Starkregen, Überschwemmung, Erd-
            25 Liter pro Quadratmeter binnen weniger Stun-           rutsch. Elf Tote. Vom Wasser eingeschlossene
            den, Straßen überflutet.                                 Menschen in Lebensgefahr, Tausende zerstörte

       +++ Mittwoch, 1.6./Donnerstag, 2.6. +++                                          +++ Dienstag, 7.6. +++

1                                                                             7
       Gewitter, Starkregen vor allem über Niederbayern,                                Tornado in Hamburg,
       am stärksten betroffen: Simbach durch Starkregen                                 schwere Unwetter in
JUNI   und Überflutung                                                       JUNI       Niedersachsen
9

Häuser, Straßen, Bahnlinien. Im Westen, schlim-                          Sturzfluten, die die Kana-
mer im Süden und Südwesten.                                              lisation nicht fassen kann.         „Sachschäden in Höhe
Tief Mitteleuropa verharrt seit Ende Mai über                            Alles auf einmal. Lebensge-         von rund 1,2 Milliarden
dem Land und zieht nicht ab. Regnet, regnet, ha-                         fährlich.                           Euro. Noch nie haben
gelt, gewittert. Hagelkörner bis zu sechs Zentime-                                                           Unwetter mit heftigen
ter, Tagesmengen an Regen bis zu 150 Litern pro                          Was ist anders an diesen            Regenfällen innerhalb
Quadratmeter, teilweise binnen zweier Stunden.                           Unwettern 2016? Die Men-
                                                                                                             so kurzer Zeit so hohe
Kein Bundesland in diesem Frühsommer ohne                                schen sprechen nicht mehr
                                                                                                             Schäden verursacht.“
Schäden.                                                                 über das Unwetter, ohne
                                                                         auch vom Klimawandel zu          Dr. Alexander Erdland,
Was ist anders an diesen Überschwemmungs-                                sprechen. In einer aktuellen     Präsident des GDV

katastrophen, anders als das Juni-Hochwasser                             Sonderstunde des Bundes-
2013, das August-Hochwasser 2002 oder die                                tages nennen Politiker aller
Oderflut 1997? Keine tagelange Vorwarnung,                               Fraktionen die menschengemachte Katastrophe
keine nahende Scheitelwelle. Die Flut kommt von                          beim Namen und fordern: Klimaschutz und ange-
oben, dann geht es rasend schnell. Kein Deich,                           messenen Schutz vor Naturgefahren im ganzen
kein Schutz, weil niemand damit rechnet.                                 Land.

Die kleinen Bäche brechen sich ihre neuen, me-                           Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bund Natur-
terhohen und meterbreiten Verläufe direkt durch                          schutz, sagt in Bayern: „Mein erster Gedanke war:
die Straßen, die Häuser. Andernorts Hagel und                            Niemand kann mehr sicher sein.“

Geschätzter Schadenaufwand durch Elvira und Friederike:
1,2 Milliarden Euro in der Sach- und Kfz-Versicherung

           Sachversicherung                                                                                          Kfz-Versicherung
           Wohngebäude, Hausrat, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft                                                  Voll- und Teilkasko

                                                    1.000 Mio. €                                        1,2           200 Mio. €
                                                                                                        Mrd. €
10   KAPITEL EINS: STARKREGEN

                     DAS SC HADENMANAGEMENT DER VERSIC H ER ER

                     „Ärmel hochkrempeln und los.“
                     Das Schadenmanagement der Versicherer nach Katastrophen folgt einem festgelegten Sonderablauf-
                     plan. Routiniert, abgeklärt nicht. Es geht schließlich um Menschen, deren Existenz unter Schlamm
                     liegt. Momentaufnahmen der Arbeit aus den Katastrophengebieten des Frühsommers 2016.

                      In der Mittagszeit kommt der Ort für eine halbe         Frühsommers 2016 einen Namen gibt. Brauns-
                      Stunde zur Ruhe. Hunderte Helfer sitzen aufge-          bach. 2.500 Einwohner, ländliches Baden-Würt-
                      reiht im Straßendreck. Sie essen, was in der im-        temberg, hübsche kleine Fachwerkhäuser. Davor.
                                            provisierten Suppenküche          Danach ist die Hälfte der Häuser weg, liegt der
                                            in einer Garage für sie           Ortskern unter Schlamm.
        „Für uns ist es besonders           gekocht wird. Die Garage
        wichtig, schnell vor Ort            gehört zu einer Bäckerei,         Geräusche und Bilder. Als Breuning, der Chef­
        bei den Betroffenen zu              die keine Bäckerei mehr           koordinator Schadenregulierung der Sparkassen-
        sein. Das gibt den Men-             sein kann. Nichts mehr            Versicherung, das erste Mal in Braunsbach ist,
        schen die Sicherheit, dass          drin, feucht bis ins erste        am Nachmittag nach der Katastrophe, sieht er
        sie zumindest mit den               Stockwerk.                        einen Ort, der in Ohnmacht liegt. Wund gerissen,
        materiellen Schäden nicht                                             an vielen Stellen noch Wasser, überall Schlamm
        alleingelassen werden.“                 Ein halbe Stunde später       und Geröll. Menschen vor den Resten ihrer Häu-
                                                kehren die Helfer an die      ser. Furchtbar. Breuning kann keine Fotos machen.
        Roland Stoffels, Leiter der             Arbeit zurück. Der Ort wird   „Das ging irgendwie nicht.“ Das gehört eigentlich
        Geschäftsführung, Generali
        Deutschland Schadenmanage-              wieder laut. Bagger reißen    zu seinem Job: Fotos machen, Schäden dokumen-
        ment Gesellschaft                       die nassen Gemäuer ab,        tieren.
                                                die Menschen schmeißen
                                                den unbrauchbar gewor-        Wie kann er jetzt helfen? Zunächst hilft ihm ein
                        denen Hausrat – Kühlschränke, Möbel, Kuckucks-        Einheimischer, den er anspricht. Er hat ja ohnehin
                        uhren – auf die Müllhalden an den Straßenrän-         nichts anderes zu tun, sagt der Mann, der kein
                        dern. Was noch da ist, muss jetzt auch weg.           Haus mehr hat und führt ihn durch Braunsbach.
                                                                              70 kaputte Häuser besucht Breuning, ihre Bewoh-
                     Es sind diese Geräusche nach der Katastrophe, die        ner, hört zu, macht Fotos jeder einzelnen Katast-
                     Stephan Breuning wahrnimmt, als er zum zwei-             rophe. Jetzt, nach den ersten Begegnungen, ist es
                     ten Mal in den Ort fährt, der den Sturzfluten des        möglich. 49 der 70 Häuser sind versichert.
11

                                        „In Krisensituationen rufen
Normalerweise läuft es an-                                                         unglaublich kurzer Zeit.
                                      wir unsere Schadenregulierer
dersherum. Versicherte Kun-                                                        Sparkassen-Versicherung,
den melden ihren Schaden
                                      auch aus anderen Regionen                    Allianz, R+V Versicherung,
telefonisch oder online bei           zusammen und aktivieren                      Generali und Versiche-
ihrer Agentur, fotografieren,         unseren    Handwerkerservice.                rungskammer Bayern
schreiben auf. Doch was               Da heißt es dann für alle                    werden die am schlimms-
ist schon normal in diesem            Beteiligten: Ärmel hochkrem-                 ten betroffenen Unter-
Juni 2016, in Braunsbach,             peln und los.“                               nehmen sein, das wissen
Simbach, Künzelsau, in den            Beatrice Fischer, Abteilungsleiterin
                                                                                   sie Ende Mai indes noch
Katastrophenorten im Süden            Sach-Schaden, Region Südost, Allianz         nicht. In Bayern nur ein
und Südwesten, im Westen              Versicherungs-AG                             einziger Tag ohne Regen,
und Osten. Mit den Häusern                                                         im Südwesten und Wes-
ist vieles weg, die Versiche-                                                      ten Unwetter an Unwet-
rungspolicen, die Kameras. Also gehen die Scha-           ter. Eine Schadenmeldung jagt die andere.
denregulierer von der Sparkassen-Versicherung,
der Allianz, der Generali, der Versicherungskam-          „Die Maschinerie läuft“, heißt es bei der Sparkas-
mer Bayern, der R+V Versicherung und vieler ande-         sen-Versicherung. Auch der interne Sprech hat die
rer Versicherer zu ihren Kunden und machen viele          Routine verinnerlicht. Die Allianz fährt „ad hoc die
der Schadenmeldungen selbst. Damit sich das Le-           Service-Einheiten hoch“. Die Generali übergibt das
ben wieder sortieren kann.                                Management der Einsätze an einen Kumulbeauf-
                                                          tragten. „Wir haben die Lage im Griff“, meldet die
   Entscheidungen, Entscheidungen,                        R+V. „Wir sind vor Ort“, die Versicherungskammer
Entscheidungen                                            Bayern.

Unwetterwarnungen und Wetter-News verfolgen,             Die 24-Stunden-Hotlines der Versicherungsun-
alle zehn Minuten. Teams in Bereitschaft verset-         ternehmen sind geschaltet, auf denen Kunden
zen, Innendienstler, Außendienstler. Anruf bei           mit geringeren Schäden ihre Schadenmeldungen
Handwerkern und Dienstleistern mit Trockenge-            durchgeben können. Manche Unternehmen teilen
räten: „Da kommt was. Ruckelt euch zurecht.“ Der         ihre IT-Systeme, damit die großen Schäden, die
Krisenstab ruft die Krise aus. Los.                      über 75.000 Euro, getrennt von den kleineren be-
                                                         arbeitet werden können. Es sind Hunderte. Man-
Sie wissen, was zu tun ist. Nach den Katast-             che Unternehmen schicken ihre Innendienstler
rophenjahren 2002 und 2013, den schweren                 mit in die Krisenregionen. Die Schadenregulierer
Überschwemmungs- und Hageljahren, haben                  werden auch aus anderen Gebieten zusammen-              Die Schadenregulierer
                                                                                                                 packen selbst mit an:
die Versicherungsunternehmen ihre Kumul-                 gezogen, damit sie schnell und konzentriert Schä-
                                                                                                                 schaufeln den
pläne konkretisiert, Pläne für Krisen wie die des        den besichtigen, aufnehmen, Reparaturen und             Schlamm weg, räumen
Frühsommers, mit unglaublich vielen Schäden in           Vorauszahlungen in die Wege leiten können.              den Schutt auf.
VERSICHERER GEHEN INS
12   KAPITEL EINS: UNWETTER-FRÜHSOMMER 2016
                                                                                  R I S I KO

                                                                                  In Ausnahmezeiten wie den Unwetter-
                                                                                  katastrophen des Frühsommers 2016
                                                                                  geben Versicherer Tipps, was im Scha-
        „Bei starken Unwetter-                                                    denfall zu tun ist, managen die Scha-
                                            Schnell. Manchmal sind
        warnungen verfolgen                                                       denfälle vor Ort und beraten individuell.
                                            die Ablaufpläne schneller
        wir besonders intensiv              als die Realität. Die Scha-           Dabei agieren sie vorausschauend und
        die Wetterlagen. Sobald             denregulierer der Generali            gehen bewusst ins Risiko. Die NÜRNBER-
        wir meinen, da könnte               kommen nach Simbach, die              GER beispielsweise startet eine umfas-
        was Schlimmes kommen,               Straßen sind noch gesperrt,           sende Aufklärungsaktion noch während
        rufen wir unsere Hand-              die Polizei geleitet sie, da ist      der verheerenden Ereignisse. Ihre Ver-
        werker und Dienstleister            das Wasser noch nicht ab-             mittler vor Ort beraten gezielt diejenigen
        an: Bereitet euch vor.“             geflossen, die Häuser noch            Kunden, die noch keine Elementarversi-
                                            voll Schlamm. Simbach ist             cherung für ihr Gebäude abgeschlossen
        Stephan Breuning, Chefkoor-
                                            der zweite Ortsname der               haben. Diese gibt Schutz auch bei Star-
        dinator Schadenregulierung,
        Sparkassen-Versicherung             Juni-Unwetter. Im nieder-             kregen und Überschwemmung.
                                            bayrischen Ort sterben                Parallel dazu startet eine umfangrei-
                                            sieben Menschen, als der              che Mailingaktion. Bundesweit werden
                     anschwellende Simbach sich unter einer Brücke                Kunden mit privaten und gewerblichen
                     staut und sich in Minutenschnelle einen neuen                Sachverträgen ohne Elementar-Ein-
                     Weg durch den Ort, durch die Häuser bahnt. Mit               schluss angeschrieben. Sie erhalten den
                     Baumstämmen, Autos, Geröll beladen, walzt sich               Hinweis auf ihre Versicherungslücke
                     das Wasser alles aus dem Weg.                                und umfangreiche Informationen, wel-
                                                                                  cher Versicherungsschutz der richtige
                        Der Schlamm muss raus                                     ist. Kunden, deren Häuser in Gebieten
                                                                                  weitab von großen Flüssen liegen, er-
                     Die Schadenregulierer sind so frühzeitig in Sim-             halten auf Wunsch sofort ein passen-
                     bach, dass sie noch gar nicht mit der Arbeit be-             des Angebot von ihrem zuständigen
                     ginnen können: Die genauen Schäden lassen sich               Vermittler. Für Kunden in Gebieten mit
                     noch nicht feststellen. Also packen sie mit an.              höherem Überschwemmungsrisiko, den
                     Sie räumen das Geröll mit weg, schaufeln den                 sogenannten ZÜRS-Gefährdungsklassen
                     Schlamm aus den Häusern. Mit allem, was da noch              3 – 4, erstellt das Unternehmen individu-
                     ist: Töpfen, Suppenschüsseln, Dosen. Der Schlamm             elle Angebote.
                     muss raus, bevor er trocken wird wie Beton und
                     noch mehr zerstört.

                     Helfen, wo Hilfe gebraucht wird, doch die Infra-          Geräusche, Bilder, Gerüche. Der Geruch der Kata-
                     struktur dafür fehlt. Kein Strom, kein Trinkwasser,       strophen ist der von Öl. Günter Selentin von der
                     kaum ein trockener Platz. Die Unternehmen bauen           Versicherungskammer Bayern nimmt zuerst die-
                     vor Ort Stützpunkte auf, in Containern oder den           sen Ölgeruch wahr, als er in Simbach ankommt.
                     heimischen Vertriebsagenturen, parken Versiche-           Wieder – wie bei der Flut 2013 in Deggendorf –
                     rungs-Vans. Von hier aus gehen die Schadenregu-           zerdrückt das Wasser die Öltanks, reißt sie auf,
                     lierer aus dem ganzen Land zur                                                schwemmt sie fort. Das Öl
                     Arbeit. Von hier aus werden die                                               hängt im Schlamm, setzt sich
                     Trockner ausgeliefert, die die           „Das wissen wir seit den             in den Hausmauern fest. To-
                     feuchten, nackten Häuser wie-                                                 talschaden, Abriss. Auch das
                                                              Überschwemmungska-
                     der trocknen sollen. Hier lagert                                              ist eine Erfahrung aus frü-
                                                              tastrophen 2013. Wie
                     das Material, das die Handwer-                                                heren Überschwemmungs­
                                                              wichtig es ist, schnell
                     ker der Unternehmen für die                                                   katastrophen: Das Öl hängt
                     Reparatur brauchen. Denn das
                                                              und persönlich bei den               fest und geht nicht mehr
                     gehört zum Netzwerk, neben               Kunden vor Ort zu sein.“             raus, auch nach aufwendiger
                     der reinen Schadenaufnahme.              Günter Selentin, Leiter Son-         Sanierung nicht. Schneller
                     Auch den Wiederaufbau ma-                derschaden Sachversicherung,         fallen die Entscheidungen
                     nagen die Versicherungsunter-            Versicherungskammer     Bayern       für einen Abriss, weil ja doch
                     nehmen für ihre Kunden.                                                       nichts zu retten ist.
13

Die Schäden. Typische Überschwemmungsschä-          aufgeben. „Das sind die bewegendsten Momente,                 Gewissheit geben,
                                                                                                                  dass es weitergeht.
den einerseits. Wasser bis ins Erdgeschoss, ins     wenn wir solche Menschen beraten“, sagt Frau
                                                                                                                  Auch das gehört
erste Stockwerk. Alles feucht, alles muss raus.     Fischer. Was bleibt, ist dabei oft: „Die positive Er-         zum Job der
Vom Hausrat bis zum Putz an den Wänden. Ent-        fahrung, dass wir sie unterstützen können.“ Ge-               Schaden­regulierer.
kernen. Trocknen, Sanieren. Wochen-, monate-        wissheit geben, dass es weitergeht. Das gehört
lange Bauarbeiten.                                  zum Job dazu.

Doch diese Sturzfluten, die mit Hagel und Blit-     Das Geld von der Versicherung. Es bringt nichts
zen einhergehen, bringen auch andere Schäden.       zurück, nicht die persönlichen Erinnerungen,
Mitgespültes Geröll und Schlamm, die abrut-         nicht das Flair der alten
schenden Erdmassen stürzen gegen Häuser und         Fachwerkorte, in denen
knicken Mauern weg. Das tosende Wasser un-          die Menschen seit Genera-         „Bei solchen Großereig-
terspült die Gebäude und erschüttert die Statik.    tionen leben. Haustür an          nissen hilft es, dass wir
Totalschaden, Abriss. Dutzendfach. Schäden in       Haustür. Was es schafft:          sämtliche regional anfal-
Millionenhöhe.                                      diese Gewissheit, dass es         lenden Elementar­schäden
                                                    weitergeht. Dass eine neue        bundesweit verteilen und
Es hört nicht auf. Allein in zwei Wochen sind es    Existenz aufgebaut werden         bearbeiten lassen, damit
1,2 Milliarden Euro versicherte Schäden – an        kann, in Braunsbach, Sim-         es schneller geht.“
Wohngebäuden und Hausrat, an Gewerbe, In-           bach oder anderswo.
dustrie und Fahrzeugen. Es sind mehr, viel mehr                                            Sylvine Löhmann, Gruppen­
                                                                                           leiterin Sachschäden Grundsatz,
Schäden. Doch viele der kaputten Häuser sind gar    „Glück im Unglück“, sagt
                                                                                           R+V Versicherung
nicht elementarversichert.                          der elfjährige Sohn, als
                                                    seine Familie vom Scha-
„Ärmel hochkrempeln und machen, besonnen“,          denregulierer der Allianz
nur so, sagt Beatrice Fischer, Abteilungsleiterin   erfährt, dass sie Versicherungsschutz hat. Sie ste-
Sach-Schaden bei der Allianz, lassen sich solche    hen zu dritt in ihrem kahlen Haus in Simbach, ge-
Katastrophenzeiten überhaupt schultern. Und         rade neu erbaut, der Kredit noch nicht abbezahlt.
auch persönlich überstehen: Sie alle begegnen       Nahezu den kompletten Schaden werden sie
Menschen, denen die Sturzfluten die Existenz        ersetzt bekommen. „Glück im Unglück“, sagt der
weggespült haben, die entscheiden müssen, ob        Sohn, und die Familie kann, wenigstens in diesem
sie bleiben oder gehen, wieder aufbauen oder        einen Moment, wieder lachen.
14     KAPITEL EINS: STARKREGEN

                        D E R K L I M A G I P F E L V O N PA R I S

                        Endlich Hilfe für das Weltklima
                        Naturkatastrophe folgt auf Naturkatastrophe. In Deutschland und weltweit. Der Klimagipfel in Paris hat
                        Ende 2015 weitreichende Beschlüsse zum Stopp des Klimawandels gefasst. Was muss getan werden,
                        damit sie wirksam umgesetzt werden? Fakten zum Klima und Statements von Jochen Flasbarth, Staats-
                        sekretär im Bundesumweltministerium, deutscher Unterhändler beim Pariser Klimagipfel.

                           Die Überschwemmungen in Deutschland               Passau erlebt das stärkste Hochwasser seit 500
                                                                             Jahren. Das bayerische Deggendorf steht nach ei-
                        Juni 2016, ganz Deutschland. Ein Unwetter mit        nem Deichbruch unter Wasser. Versicherter Scha-
                        Sturm, Hagel und Starkregen bringt ungeahnte         den innerhalb eines Monats: 1,8 Milliarden Euro.
                        Überschwemmungen. Kleine Bäche schwellen             August 2002, Mittel- und Norddeutschland.
                        nach Regengüssen urplötzlich an und reißen           Schlimmstes Elbhochwasser: Die historische
                        halbe Ortschaften mit sich fort. Versicherter        Altstadt von Dresden versinkt. Die Elbe schiebt
                        Schaden: eine Milliarde Euro in 14 Tagen.            den höchsten Wasserscheitel aller Zeiten vor
                        Juli 2014, es regnet so stark – 292 Liter pro Qua­   sich her – überflutet Sachsen, Sachsen-Anhalt,
                        dratmeter –, dass große Teile der Stadt Münster      Niedersachsen, Hamburg. Versicherter Schaden:
                        unter Wasser stehen. Versicherter Schaden:           1,8 Milliarden Euro.
                        200 Millionen Euro in sieben Stunden.
                                                                             Schäden durch Überschwemmungen könnten
                                                                             sich bis zum Ende des Jahrhunderts verdoppeln,
                               „Das Pariser Abkommen gibt uns eine           möglicherweise verdreifachen. Auch neueste For-
                                  klare Richtung vor: die Transforma-        schungen bestätigen diese Ergebnisse der Klima-
                               tion hin zu einer treibhausgasneutra-         studie, die der GDV im Jahr 2011 mit führenden
                                len und ökologisch wie sozial gerech-        Klimaforschern, u. a. des Potsdam-Institut für
                               ten Wirtschaft und Gesellschaft. Jetzt        Klimafolgenforschung (PIK) und der Freien Uni-
                                   geht es darum, die Beschlüsse von         versität Berlin, herausgegeben hat. Für Deutsch-
                               Paris umzusetzen. Das tun wir, indem          land heißt das: Hochwasser, die wir bisher alle
                               wir unsere Klimaschutzziele für 2020,         50 Jahre erlebten, könnten künftig alle 25 Jahre
                                                                             auftreten.
                                  2030 und 2050 einhalten. Und wir
                                   müssen uns immer wieder fragen,
                                                                               Die Überschwemmungen weltweit
                                     ob wir genug tun. Deshalb sehen
     Jochen Flasbarth            wir unter anderem ein regelmäßiges          Der Blick auf die Welt zeigt: Unter zunehmenden
                                                      Monitoring vor.“       Überschwemmungen wird von allen Kontinenten
                                                                             am stärksten Asien leiden. Regen und Monsune
                                                        Jochen Flasbarth
                                                                             werden extremer und häufiger auftreten. Gefahr
                                                                             droht auch den Inselstaaten. Die Küsten Europas
                        Juni 2013, Passau, Deggendorf, Fischbeck, ganz       sind stärkeren Sturmfluten ausgesetzt, weil vor
                        Deutschland. Überschwemmungen an den                 allem das Eis Grönlands schmilzt und der Meeres-
                        großen Flüssen und abseits der großen Flüsse.        spiegel steigt.
PA R I S I N FA K T E N & Z A H L E N

         Die historischen Beschlüsse von Paris,
                                                                                                                                                                15
         getroffen von 195 Ländern:
         1. Die Erderwärmung wird auf unter
         zwei Grad, idealerweise auf 1,5 Grad ge-
         genüber dem vorindustriellen Zeitalter,                                  „Deutschland hatte schon vor der Pariser Klimakonferenz
         begrenzt.                                                                das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 bis
                                                                                  95 Prozent zu mindern. Seit Paris ist klar, dass wir dabei
         2. Die Länder verpflichten sich alle, zum
                                                                                  eher den oberen Bereich dieses Korridors ansteuern müs-
         Klimaschutz beizutragen. Mit teilweise
                                                                                  sen. Der Klimaschutzplan 2050 soll für diesen Prozess
         noch nachzuschärfenden nationalen Kli­-
         maschutzplänen.
                                                                                  inhaltliche Orientierung geben.“

         3. In der zweiten Hälfte des Jahrhun-                                    Jochen Flasbarth
         derts soll Klimaneutralität erreicht wer-
         den – nur so viel Treibhausgasemissio-
                                                                             Treibhausgasemissionen ab 2050 weltweit. Aus-
         nen wie auch absorbiert werden können.
                                                                             stieg aus dem fossilen Zeitalter, Umstieg auf er-
         4. Den Klimaschutz ergänzt die Klima-                               neuerbare Energien.
         anpassung. Dazu helfen die reichen In-                              Dr. Fred Hattermann: „Da muss jetzt noch kräftig
         dustrieländer den Entwicklungsländern                               draufgelegt werden.“ Denn die Ziele, zu denen sich
         mit Finanz- und Technologietransfer.                                die Staaten der Welt in Paris verpflichtet haben,
                                                                             ergeben in der Summe derzeit noch eine Erwär-
                                                                             mung um 3,3 Grad. Zu viel, um die Erde wirksam zu
                                                                             schützen. Die einzelnen Länderbeiträge brauchen
   Der Stopp der Erderwärmung                                                transparente, klare Strategien. 2016 – zum nächs-
                                                                             ten Klimagipfel – sollen sie vorgelegt und fortan
Dezember 2015, Paris. Nach 14 Tagen Verhand-                                 alle fünf Jahre überprüft werden.
lung einigen sich 195 Staaten auf einen Welt-
klimavertrag, der die Erderwärmung auf unter                                     Die Stürme in Deutschland
zwei Grad begrenzen soll. „Historisch“, nennt die
ganze Welt diesen Vertrag, der das Klima endlich                             Juni 2014, Deutschland. Orkan Ela wütet in
unter Schutz stellt. Stopp des Klimawandels, wenn                            Deutschland und walzt Wälder nieder, reißt Dä-
möglich soll der globale Temperaturanstieg sogar                             cher entzwei. Versicherter Schaden nach zwei Ta-
auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeit-                            gen: 440 Millionen Euro.
alter begrenzt werden. Alle Länder verpflichten
sich dafür mit nationalen Klimaschutzplänen.
„Ein ambitioniertes Ziel“, sagt Hydrologe Dr. Fred                                 „Starkregen und Sturzfluten verursachen im Frühsommer 2016
Hattermann vom PIK, der an der Klimastudie                                         erhebliche Schäden. Aber auch auf mehr Hitze und Dürren
des GDV mitgewirkt hat. Sein Institut hat auch                                     müssen wir uns u. a. in der Landwirtschaft sowie dem Gesund-
ein wesentliches wissenschaftliches Argument                                       heitswesen einstellen. Die Bundesregierung hat daher 2008 eine
für Paris geliefert. Die Ökonomie. Es wird teurer,                                 Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels beschlos-
sich nur den Folgen des Klimawandels anzupas-                                      sen und setzt diese Schritt für Schritt mit Aktionsplänen um.“
sen, als ihn auch zu begrenzen. Paris entscheidet
sich für Begrenzung. Der Weg dorthin: Stopp der                                    Jochen Flasbarth

Globaler Anstieg der Temperatur
                                                                                                                   Aus dem Sachstandsbericht des
                                                                                                                   Weltklimarates:
                 Abweichung der globalen                                                                          Die weltweit beobachteten Tempe-
3,0 °C
                  Jahresmittelwerte erdnaher                                                                       raturen von Land- und Ozeanoberflä-
2,5 °C            Temperaturen vom Mittel
                  1850 – 1900 (vereinfacht)                                                                        chen zeigen einen Anstieg von etwa
2,0 °C           Prognose nach verschiede-                                                                        0,85 °C zwischen 1880 bis 2012.
                  nen Szenarien                Paris: max. Erwärmung
1,5 °C                                                                                                             Jedes der letzten drei Jahrzehnte
                                                                                                                   war an der Erdoberfläche sukzessive
1,0 °C
                                                                                                                   wärmer als alle vorangehenden
0,5 °C                                                                                                             Jahrzehnte seit 1850.
 0 °C                                                                  Mittel 1850 – 1900

                                                                                                                     Quelle: Climatic Research Unit und IPCC,
            1950         1970           1990        2010          2030              2050     2070      2090                            2014 Synthesis Report
16     KAPITEL EINS: UNWETTER-FRÜHSOMMER 2016

                                                                                        1
       Globale Klima-Brennpunkte
                                                                                                       3
       1    An den Polen und in den Höhenlagen schmilzt das Eis.
       2    Zunehmende Überschwemmungen drohen vor allem
             in Asien.
                                                                                    5                                        2
       3    Häufigere und heftigere Sturmfluten bedrohen die
             Inselstaaten und die Küsten Europas.                                                            4
       4    Unter zunehmender Hitze leidet Afrika am stärksten.
                                                                                                                                        6
       5    Stärkere Stürme sind in Nord- und Südamerika zu
             erwarten.
       6    Die Versauerung der Meere lässt die Korallen am Great
             Barrier Reef nördlich Australiens sterben.

     „Versicherer sind bereits in der Vorsorge wichtige Partner und                         Stürmen am meisten leiden wird. Doch der globale
        Wissensträger. Sie sollten beim Verkauf von Versicherungs-                          Temperaturanstieg bringt nicht nur mehr Unwet-
       abschlüssen private und gewerbliche Kunden entsprechend                              ter und Stürme, er bringt mehr Hitze und Trocken-
        fachkundig beraten, um im eigenen wie im gesamtgesell-                              heit. Vor allem in Afrika. Die Ernteerträge könnten
     schaftlichen Interesse, Schäden und Schadenkosten so gering                            um 50 Prozent zurückgehen, weil das Wasser fehlt.
       wie möglich zu halten. Dabei darf die Eigenvorsorge jedoch                           Ein Drittel der Pflanzen und Tiere könnte bis 2080
                                nicht außer Acht gelassen werden.“                          ausgestorben sein.

                                                                     Jochen Flasbarth         Die neue Welttemperatur

                                                                                            Dezember 2015, Paris. Der Stopp der Erderwär-
                             Juli 2013, Niedersachsen, Baden-Württemberg,                   mung bei 1,5 Grad bis 2050.
                             Deutschland. Ganze Straßenzüge mit zerstörten                  „Auch 1,5 Grad heißt ja nicht, dass wir keine klima-
                             Dächern, ganze Ortschaften mit löchrigen Mau-                  tischen Veränderungen haben“, sagt Meteorologe
                             ern. Durch Hagel. Allein eine Unwetterfront im                 Prof. Dr. Uwe Ulbrich von der Freien Universität Ber-
                             Juli hinterlässt 1,6 Milliarden Euro zerstörte Sach-           lin, der an der Klimastudie des GDV mitgewirkt hat.
                             werte.                                                         Neben den zunehmenden Wetterextremen sind es
                             Mai 2008, der Westen und Süden Deutsch-                        auch die mittel- und langfristigen Veränderungen
                             lands. Unwetterfront Hilal überzieht weite Teile               des Temperaturanstiegs, die das Ökosystem der
                             Deutschlands mit Orkanböen und Hagelschlägen.                  Welt ins Wanken bringen. Der erwartete allmähli-
                             Versicherter Schaden binnen 24 Stunden: 430 Mil-               che Anstieg des Meeresspiegels bedroht die Insel-
                             lionen Euro.                                                   staaten. Die Versauerung der Meere lässt die Ko-
                             Noch verheerender sind die Winterstürme. Niklas                rallen am Great Barrier Reef vor Australien sterben.
                             zerstört im März 2015 Sachwerte von 750 Millio-                Dennoch, auch Ulbrich wertet die Beschlüsse von
                             nen Euro. Kyrill bringt im Januar 2007 2,1 Milliar-            Paris als „Hoffnung gebend“. Es müssen nun Taten
                             den Euro Schaden an zwei Tagen; Jeanett im Okto-               folgen. Allein durch den Ausstieg aus dem fossilen
                             ber 2002 760 Millionen Euro binnen 24 Stunden.                 Zeitalter ist das Schutzziel nicht zu erreichen. Es
                             Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten Schäden                  braucht auch Lösungen, wie das Treibhausgas CO2
                             durch Stürme und Hagel um 50 Prozent zuneh-                    in der Atmosphäre wieder gebunden werden kann.
                             men, sagt die Klimastudie des GDV. Stürme, die                 Es braucht großflächige Wiederaufforstung, CO2-
                             wir jetzt alle 50 Jahre erleben, könnten künftig alle          Auffangsysteme für Industrieanlagen, weltweit.
                             zehn Jahre auftreten.
                                                                                            Das Versprechen von Paris: Es gibt Ausgleichszah-
                                 Stürme und Hitze weltweit                                  lungen und Kredite für die ärmeren Länder. Damit
                                                                                            sie das Klima schützen können, damit sie – wie die
                             Der Blick auf die Welt macht von allen Kontinenten             reichen Länder – sich wirksam vor den Folgen des
                             Amerika – den Norden und den Süden – als den                   Klimawandels schützen können. Paris ist der Auf-
                             Erdteil aus, der unter häufigeren und stärkeren                takt für den Schutz des Weltklimas.
KLIMA
                                                                                                      2050

KLIMASCHUTZPLAN 2050

Klimaanpassung ergänzt Klimaschutz
Mit dem Klimaschutzplan 2050 will die Bundesregierung den Treibhausgasausstoß Deutschlands ab 2050 auf
null senken. Wie ergänzen sich dabei Klimaschutz und Klimaanpassung? Die Versicherungswirtschaft hat ihre
Expertise in die Strategie eingebracht. Andreas Hahn, Experte für Sachversicherung des GDV, gibt Einblicke in die
Entstehung des Klimaschutzplanes.

April 2015. Das Bundesumweltministerium ruft              mit Öl, und Neubauten werden – wo möglich – mit
einen Beteiligungsprozess zum Klimaschutzplan             sauberer Erdwärme oder aus anderen grünen Ener-
2050 aus. In Dialogforen für Bevölkerung, Kom-            giequellen versorgt. Unsere Unternehmen gewähren
munal- und Landespolitik und für Verbände soll            auch dafür Versicherungsschutz, finanzieren im Scha-
Deutschlands Weg zur Klimaneutralität entstehen.          denfall schon heute den modernsten Standard. Ein
Der GDV ist als starke Stimme für das Themenfeld          Umstieg auf Ökostrom ist unaufwendig.
„Gebäude“ dabei, die anderen Bereiche sind Energie,
Industrie, Landwirtschaft und Verkehr. Unsere Versi-     2. Dialog der Verbände, 24. und 25. Februar 2016. Die
cherungsunternehmen schützen nahezu alle Wohn­           Diskussion dreht sich um die weiteren Bausteine eines
gebäude in Deutschland. Sie bieten Versicherungs-        klimaneutralen Gebäudes. Konsequenterweise muss
schutz bei Naturgefahren wie Sturm und Hagel für         sein kompletter Lebenszyklus CO2-frei sein, dazu ge-
über 90 Prozent des Gesamtbestandes, zusätzlich für      hören Baustoffe, Bauweise, Unterhalt und Recycling.
etwa 40 Prozent gegen Elementargefahren wie Über-        Wir ergänzen Aspekte der Anpassung an Naturrisiken.
schwemmung, Starkregen und Schneedruck.                  Klimaneutrale Materialien müssen auch widerstands-
                                                         fähig bei Hochwasser, Hagel und Überschwemmung
1. Dialog der Verbände, 21. September 2015. Wohn-        sein. Neubauten brauchen Standorte, die außerhalb
gebäude, vor allem ihre Versorgung mit Heizung und       von Überschwemmungszonen liegen. Auch Null-
Warmwasser, sind für 30 Prozent der Treibhausgas-        Energie-Häuser oder Plus-Energie-Häuser benötigen
emissionen in Deutsch-                                                             baulichen Schutz vor Na-
land verantwortlich. Wie                                                           turkatastrophen. Auch das
lässt sich dieser Wert bis       DER KLIMASCHUTZPLAN 2050                          sind Herausforderungen bis
2050 auf null senken?                                                              2050, wenn Versicherun-
Nur durch Energie-Ein-           Bis zum Jahr 2050 will Deutschland                gen weiter bezahlbar blei-
sparungen wird dieses            seine Treibhausgasemission um 80 bis              ben sollen.
Ziel nicht erreicht wer-         95 Prozent gegenüber 1990 senken –                Unsere Experten beraten
den, das macht der Dia-          der deutsche Beitrag zur Begrenzung               dazu schon heute Haus­
log schnell deutlich. Rund       der Erderwärmung auf unter zwei Grad.             eigentümer. Fachleute der
40 Teilnehmende – Ver-           Das bedeutet: Bis zu diesem Jahr muss             Versicherungswirtschaft
treter von Mieterbünd-           die Energieversorgung komplett aus                arbeiten an neuen Bauvor-
nissen bis zu Energieer-         erneuerbaren Energien erfolgen. Keine             schriften für Deutschland
zeugern – diskutieren            Kohle mehr. Der Klimaschutzplan 2050              und Europa mit. Unser
verschiedene Modelle.            nennt Strategien, wie dieser Umstieg in           Know-how im Bereich
Die Schlussfolgerung des         den Bereichen Energie, Landwirtschaft,            Naturrisiken und Schä-
GDV lautet: vollständiger        Gebäude, Industrie und Verkehr zu ma-             den durch Wetterextreme
Umstieg auf erneuerbare          chen ist. Sie sind wissenschaftlich fun-          bildet die Grundlage für
Energien. Das bedeutet:          diert und fließen in die klimapolitischen         eigene Forschungen, wie
Altbauten heizen kom-            Grundsätze und Ziele der Bundesregie-             Klimaschutz und Klimaan-
plett mit Ökostrom statt         rung ein.                                         passung zusammenwirken.
K L I M A A N PA S S U N G

                      „Schutz kann eine Win-win-Situation sein.“
                      Die schweren Unwetter des Frühsommers 2016 haben gezeigt, wie hilflos Menschen mit all ihrem Hab
                      und Gut Naturgewalten gegenüberstehen können. Wie lassen sich Orte, lässt sich ein Land vor solchen
                      Naturgewalten schützen? Ein Gespräch mit Dr. Achim Daschkeit von KomPass, dem Kompetenzzentrum
                      Klimafolgen und Anpassung des Umweltbundesamtes.

                                    Herr Dr. Daschkeit, wie verwundbar       beziffern und Informationen über Ausmaß und
                                    ist Deutschland gegenüber Naturka-       Wirkung von extremen Naturereignissen zu erhal-
                                    tastrophen und den Folgen des Kli-       ten. In unseren Anpassungsprojekten arbeiten wir
                                    mawandels?                               mit vielen Institutionen zusammen, die uns Daten
                                    Der Klimawandel bringt eine Ver-         zur Verfügung stellen. Ich wünschte mir, dass wir
                                    letzlichkeit mit sich, die wir bereits   von allen belastbare Daten zeitnah und in einer
                                    jetzt spüren: Urbane Räume leiden        gut verwertbaren Form erhalten würden. Das
                                    unter zunehmender Hitze und Stark­       würde unsere Forschungen auf eine noch solidere
                                    regen. Das hat Auswirkungen auf          Basis stellen.
                                    die menschliche Gesundheit, bringt
                                    Überschwemmungsrisiken für Ge-           Ihre Behörde hat für die Bundesregierung vor we-
                                    bäude und Infrastrukturen. Auch          nigen Monaten einen Fortschrittsbericht zur Deut-
Dr. Achim Daschkeit                 Flussüberschwemmungen bedrohen           schen Klimaanpassungsstrategie aus dem Jahr
                                    Siedlungen und Infrastruktur. Die        2008 vorgelegt, der durch die Vulnerabilitätsstudie
                      zunehmende Trockenheit in manchen Regionen             fundiert ist. Was sind die Umrisse dieser Strategie?
                      Deutschlands führt zu Schäden in der Land- und         Die Strategie verfolgt zwei Zielrichtungen: zum
                      Forstwirtschaft. Wir haben in unserer Vulnera-         einen die Verletzlichkeit von natürlichen, gesell-
                      bilitätsstudie diese Verletzlichkeit erforscht – als   schaftlichen und ökonomischen Systemen zu
                      Grundlage für die notwendige Anpassung an die          mindern. Zum anderen: die Anpassungsfähig-
                      Risiken.                                               keit zu erhalten bzw. zu erhöhen. Und das in der
                                                                             Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kom-
                      Der GDV hat an der Vulnerabilitätsstudie mitge-        munen und in 15 Handlungsfeldern, wie zum
                      wirkt. Wo sehen Sie die Rolle der Versicherungs-       Beispiel menschliche Gesundheit, Bauwesen und
                      wirtschaft für Prävention und Anpassung an Na-         Verkehr. Die Strategie ist der Rahmen dafür, dass
                      turrisiken?                                            Veränderungen durch den Klimawandel in allen
                      Sie spielt eine wichtige Rolle. Ihre Schadendaten      Planungs- und Entwicklungsprozessen berück-
                      sind eine Grundlage, um versicherte Schäden zu         sichtigt werden.
19

                  Renaturierter Flusslauf, Grün statt Asphalt:
                  Gewinn für Mensch und Klima.
                                                                 G U T E B E I S P I E L E D E R A N PA S S U N G

                  Wie geschützt ist Deutschland vor dem          Beispiel Eins: Grün-blauer Klima-
                  Klimawandel?                                   Korridor in Kamen
                  Klimaanpassung fällt dort auf guten
                  Boden, wo es interdisziplinäre und             Die Stadt Kamen hat ihren Fluss Se-
                  intensive Zusammenarbeit auf Augen­            seke auf über zwei Kilometern Länge
                  höhe gibt. Wo unterschiedliche Fach-           renaturiert. Das Betonbett ist entfernt,
                  bereiche einer Verwaltung zusam-               das Ufer erweitert und begrünt. Zudem ha-
                  menarbeiten und Bürger einbezogen              ben 80 Anwohner ihre Dächer und Freiflächen von
                  werden. Viele Großstädte mit mehr als          der Kanalisation abgekoppelt und lassen künftig ihr
                  100.000 Einwohnern sind gut aufge-             Regenwasser in den Fluss fließen bzw. versickern.
                  stellt. Sie haben z. B. Stabstellen einge-     Win-win-Situation: Die Überschwemmungsgefahr
richtet wie die Stadt Neuss oder Referate „Nachhaltige           durch Starkniederschläge verringert sich, und im
Stadtentwicklung“ wie die Stadt Ludwigsburg. Oder sie            Sommer ist der Fluss vor dem Austrocknen ge-
berücksichtigen in ihren Stadtplanungen umfangreiche             schützt. Kamen hat ein neues, naturnahes Biotop
Maßnahmen der Klimaanpassung, wie Bremen, Ham-                   für Pflanzen, Tiere und Menschen.
burg oder Berlin für Hochwasser bzw. Starkregen. Viel
getan hat sich auch in Sachen Hochwasserschutz in                Beispiel Zwei: Natur in graue Zonen
den Küstenregionen.
Wichtig ist, dass wir künftig auch kleinere Kommunen             Gemeinsam mit lokalen Unterneh-
und Unternehmen besser erreichen.                                men haben Mitarbeiter des Wis-
                                                                 senschaftsladens Bonn versiegelte
Wie geschieht das?                                               Flächen zu Grünflächen umgestal-
Wir geben Hilfestellungen, etwa mit wissenschaft-                tet. In den Städten Erfurt, Wiesloch und
lichen Vorhaben, die Anpassungsaktivitäten vor Ort               Duisburg packen Quartiersbewohner mit an.
begleiten und unterstützen. Das Umweltministerium                Sie entfernen den Beton von Plätzen oder Park­
stellt Fördergelder für kommunale Leuchtturmprojekte,            flächen und bepflanzen das gewonnene Land. Sie
Bildungs­einrichtungen und Unternehmen bereit.                   schaffen damit natürliche Räume für ein gesun-
Mit unserem „Klimalotsen“ können Kommunen oder                   des Mikroklima und zur Erholung der Anwohner.
Unternehmen einen Check-up zur Widerstandsfähig-                 Zudem nehmen die unversiegelten Böden Nie-
keit und zu Anpassungsmöglichkeiten durchführen. Wir             derschlagswasser auf und beugen Überschwem-
organisieren Stakeholder-Dialoge und sind in Gremien             mung vor. Eine unaufwendige, kostengünstige
vertreten, die technische Standards, etwa für Gebäude            Win-win-Situation.
und Baumaterialien, festlegen. In unserer Onlineplatt-
form Tatenbank sind zudem gute Beispiele von Kom-                Beispiel Drei: Klimarobust Planen
munen, Vereinen und Unternehmen zur Nachahmung                   und Bauen
aufgeführt.
                                                                 Gebäude, die Naturkatastrophen
Was ist für eine wirksame Klimaanpassung wichtig?                standhalten sollen, brauchen beson-
Es gibt nicht die eine Checkliste oder das eine Konzept.         dere Schutzvorrichtungen, robuste
Dafür sind die Regionen zu unterschiedlich von Extrem­           Baumaterialien – und Bauhandwerker,
ereignissen betroffen.                                           die in Sachen Resilienz das entsprechende Know-
Wichtig ist, dass Maßnahmen zur Klimaanpassung                   how besitzen. Die Handwerkskammer Frankfurt-
nachhaltig und vorausschauend sind. Dass bei der Pla-            Rhein-Main entwirft ein Schulungskonzept für
nung unterschiedliche Klimaszenarien berücksichtigt              Berater der Handwerksorganisation. Der Lehrgang
werden. Bayern beispielsweise plant bei der Konstruk-            zum klimaresilienten Bauen wird mit insgesamt
tion von Hochwasserschutzanlagen schon jetzt um                  1.000 Teilnehmenden erprobt und evaluiert, die
15 Prozent mehr als aktuell notwendig wäre.                      Unterlagen werden anschließend kostenfrei zum
Eine gute Maßnahme ist auch immer eine Win-win-                  Download bereitgestellt.
Situation für alle Beteiligten.
20   KAPITEL EINS: UNWETTER-FRÜHSOMMER 2016

                          K L I M A A N PA S S U N G

                          „Wir wollen grundsätzliche Strukturen erforschen.“
                          Mit dem Starkregen-Projekt erobern Deutscher Wetterdienst (DWD) und GDV wissenschaftliches Neu-
                          land. Erstmals wird erforscht, wo Starkregen genau auftritt und welche Schäden er dabei anrichtet.
                          Über die ersten Erkenntnisse auf dem Weg zu einer deutschlandweiten Gefahrenkarte berichten Mete-
                          orologe Dr. Andreas Becker vom DWD und GDV-Experte Dr. Olaf Burghoff.

                                        Herr Dr. Becker, Herr Dr. Burghoff,     verteilen. Allein diese Bestandsaufnahme ist in
                                        die verheerenden Überschwemmun-         dieser Form weltweit einzigartig.
                                        gen des Frühsommers 2016 haben
                                        gezeigt, wie notwendig detaillierte     Dr. Burghoff: Die zweite Frage ist: Worauf fällt
                                        Erkenntnisse über Starkregen und        der Regen und wie verhält sich das Wasser?
                                        seine Schäden sind. Was genau er-       Dazu haben wir ergänzend mit einem Gelände-
                                        forscht Ihr gemeinsames Projekt?        modell für das Testgebiet Nordrhein-Westfalen
                                        Dr. Becker: Wir gehen dabei arbeits-    entsprechende Strukturen ermitteln lassen und
                                        teilig vor. Der Deutsche Wetterdienst   mit unseren Schadendaten abgeglichen. Die Test­
                                        übernimmt den meteorologischen          ergebnisse bestätigen die beiden zunächst nahe-
                                        Teil des Projekts. Wir werten die       liegenden Annahmen: Es gibt dort mehr Schäden,
                                        deutschlandweiten Starkregen der        wo es mehr und häufiger regnet. Und es treten
     Dr. Andreas Becker                 vergangenen 15 Jahre aus, über die      mehr Schäden an Gebäuden in Senken auf, weil
                                        wir verlässliche Daten unserer 17       dort das Wasser länger stehen bleibt.
                                        Radarsysteme haben. Dazu kommen
                                        die Daten unserer aktuell rund 2.000    Wie sehen die nächsten Forschungsschritte aus?
                                        Messstationen, die teilweise bis zum    Dr. Becker: Wir haben bisher diese Messungen
                                        Jahr 1950 zurückreichen. Wir bestim-    im Stundenabstand ausgewertet. Diese werden
                                        men Dauer, Wiederkehrzeit und Nie-      wir jetzt verfeinern, möglich ist dies bis zu Dau-
                                        derschlagsmenge der Starkregen.         erstufen von fünf Minuten. Die Ereignisse des
                                                                                Frühsommers 2016 mit ihren kurzen, extremen
                                      Dr. Burghoff: Wir wollen grundsätz-       Unwettern signalisieren, dass wir eine hohe Ge-
                                      liche Strukturen entdecken, erfor-        nauigkeit brauchen. Zum anderen werden wir die
                                      schen, welcher Starkregen wo wel-         Starkregenereignisse näher analysieren, die zu
                                      che Schäden verursacht. Deswegen          hohen Schäden geführt haben.
                                      werden die meteorologischen Daten
     Dr. Olaf Burghoff
                                      mit den Schadendaten der Versiche-        Dr. Burghoff: Dazu werden wir auch die Gelände-
                                      rungswirtschaft abgeglichen. Ziel ist     modellierung auf ganz Deutschland ausweiten,
                          eine Gefahrenkarte, die der Versicherungswirt-        damit wir die Standortrisiken von Gebäuden noch
                          schaft eine genaue Kalkulation ermöglicht und         genauer erkennen können. Die Ergebnisse unserer
                          damit ihren Kunden risikogerechten Versiche-          Testregion in Nordrhein-Westfalen zeigen indes
                          rungsschutz bietet.                                   schon deutlich, dass Versicherungsschutz auch in
                                                                                Gebieten mit hohem Starkregenrisiko bezahlbar
                          Das Forschungsvorhaben ist auf drei bis vier Jahre    bleiben dürfte.
                          angelegt. Wie ist – nach etwas mehr als einem
                          Jahr Arbeit – der Erkenntnisstand?                    Welchen Einfluss haben die schlimmen Über-
                          Dr. Becker: Wir haben jetzt die deutschlandwei-       schwemmungen des Frühsommers 2016 auf Ihre
                          ten Starkregen-Daten der vergangenen 15 Jahre         Forschungen?
                          aufbereitet. Das gibt uns einen ersten Überblick,     Dr. Becker: Wir sollten in den Zusammenhang
                          wie sich Starkregen in Häufigkeit und Intensität      von Regen und Schaden auch die Kategorie des
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