Generationen - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster

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Generationen - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
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6. Jahrgang
Frühjahr 2019

                DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER   MÜNSTER-WEST

                Generationen
Generationen - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
„In den Kindern erlebt man sein eigenes Leben noch einmal,      Vorwort
    			                     und erst jetzt versteht man es ganz.“

                  Søren Kierkegaard (1813–1855)                     Liebe Leserinnen und Leser!

                                                                    vor kurzem durfte ich einen Mann beer-        Dass es nicht nur den großen Generatio-
                                                                    digen, der am Beginn seines 100. Lebens-      nenvertrag der Bundesrepublik gibt, auf
                                                                    jahres verstorben war. Der Bogen seines       dem unser Rentensystem aufbaut, son-
                                                                    ungewöhnlich langen Lebens spannte            dern viele kleine und größere Beispiele
                                                                    sich also auf zwischen einer Zeit, in der     des gelungenen Miteinanders der ver-
                                                                    in Deutschland so gerade der letzte Kai-      schiedenen Lebensalter, hier in unserem
                                                                    ser abgedankt hatte, und einer Zeit, in der   Lebensraum in Münsters Westen, ist das
                                                                    durch gezielten Einsatz von sozialen Me-      Thema dieser Ausgabe von „Lebendig“.
                                                                    dien im Internet Diktaturen ins Wanken        Ob die schon bekannteren Formate wie
                                                                    gebracht werden können. Viele Genera-         „Wohnen für Hilfe“ oder „Studium im Al-
                                                                    tionen von Menschen hatte dieser Mann         ter“, ob Mehrgenerationenhaus oder Zu-      Martin Sinnhuber,
                                                                    in seinem Leben gesehen. Allein vier in       sammenleben in einer neuen geistlichen      Jahrgang 1968,
                                                                    seiner eigenen Familie.                       Gemeinschaft – aus ganz unterschiedli-      ist seit 20 Jahren Priester
                                                                                                                  chen Blickwinkeln wollen wir das Thema      und seit September 2018
                                                                    „Im soziokulturellen Verständnis ist eine     beleuchten. Dabei fehlt auch nicht ein      als Seelsorger in der
                                                                    Generation eine große Gruppe von Men-         ehrliches Wort der jüngeren Generation      Pfarrei St. Liudger.
                                                                    schen, die als „Altersgruppe“ in ihrer        zu den Schwierigkeiten im Umgang mit-
                                                                    Gesellschaft oder aufgrund der gemein-        einander.
                                                                    samen Prägung durch eine spezifische
                                                                    historische oder kulturelle Konstellation     Gerade eine Kirchengemeinde ermöglicht
                                                                    eine zeitbezogene Ähnlichkeit aufwei-         an vielen Stellen, über Verwandtschafts-
                                                                    sen“, kann man bei Wikipedia nachlesen.       verhältnisse hinaus, die Begegnung ver-
                                                                    So ist z.B. von der Generation „Golf“ die     schiedener Altersstufen. Die Menschen,
                                                                    Rede bei den in den späten sechziger und      die sich hier engagieren, leisten damit
                                                                    siebziger Jahren Geborenen, oder der Ge-      einen wichtigen Beitrag zum Zusam-
                                                                    neration „Why“ oder „Maybe“ bei denen         menhalt unserer Gesellschaft. Sollten Sie
                                                                    aus den achtziger und neunziger Jahren.       beim Lesen Lust verspüren, sich in dem
                                                                    Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ging        einen oder anderen Bereich auch mit zu
                                                                    man von einer mittleren Generationen-         engagieren, lassen Sie es uns wissen. Wir
                                                                    dauer von über 30 Jahren aus. Bei den ra-     freuen uns immer über neue Gaben und
                                                                    santen Entwicklungen der letzten fünfzig      Talente. Und schließlich braucht auch die
                                                                    Jahre, die prägend für eine Altersgruppe      Kirche immer wieder den Generationen-
                                                                    sind, schafft man in der Zeit wahrschein-     wechsel, um gut in die Zukunft gehen zu
                                                                    lich drei oder vier Generationen.             können.

                                                                    Was haben sie einander zu sagen, die ver-     Viel Freude beim Lesen!
                                                                    schiedenen Generationen? Wo begegnen
                                                                    sie sich und kommen in einen fruchtba-                           Pfr. Martin Sinnhuber
                                                                    ren Austausch? Wie lernen die Jungen
                                                                    von den Alten und umgekehrt?

2 | Lebendig                                                                                                                                                          Lebendig | 3
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Aus Alt mach Neu!
                                „Generationenwechsel“
                                                                                                                           Doch genauso schwer wie Genera-          pörung der Massen aussortiert, und Na-
                                                                                                                        tionenwechsel sind, so wichtig können       tionaltrainer Joachim Löw setzte einmal
                                Manchmal muss man darüber nachdenken, bestimmte Dinge zu erneuern. Weil                 sie auch sein. Jüngere Menschen haben       mehr auf viele seiner Altstars. Auf seine
                                sie kaputt sind. Weil sie nicht mehr auf dem neusten Stand sind. Einfach, weil          neue Ideen und gehen andere Wege.           Weltmeister von 2014, auf die er sich
                                                                                                                        Wege, die für den zukünftigen Erfolg        glaubte verlassen zu können. Der Aus-
                                sie die von ihnen geforderte Leistung nicht mehr bringen und ihren Zweck nicht          unerlässlich sein können. Natürlich gibt    gang ist Geschichte, Löw und sein Team
                                mehr erfüllen können. Eine solche Situation kann einen zwar vor finanzielle             es Ausnahmen, im Allgemeinen ist es         schienen in der Zeit stehen geblieben,
                                Probleme stellen, abgesehen davon ist dieser Wechsel aber meist keine große             aber sehr wichtig, ab einem bestimmten      während die Konkurrenten einen riesi-
                                Sache. Wenn mein Handy nicht mehr richtig funktioniert oder gar kaputtgeht,             Zeitpunkt das Ruder aus der Hand zu ge-     gen Schritt nach vorne gemacht hatten.
                                                                                                                        ben. Dabei geht es nicht einfach darum,
                                dann fahre ich in die Stadt und kaufe mir ein neues. Viele Dinge sind völlig
                                                                                                                        die eine Version durch eine aktuellere         Trotz der großen Versprechungen von
                                unkompliziert durch eine neuere Version zu ersetzen. Doch dabei geht es um              zu ersetzen. Es geht darum, seinen Stuhl    Löw und Co, jetzt endlich alles besser
                                Dinge. Geräte, Kleidung, Lebensmittel. Eben Gegenstände.                                zu räumen und rechtzeitig Platz für die     zu machen, ist das Problem in den Au-
                                                                                                                        Zukunft zu machen. Denn die Zeit bleibt     gen vieler Experten einige Monate später
                                   Schwieriger wird es, wenn sich die   Betriebs, Grundbesitzer von hektarweise         nicht stehen.                               immer noch nicht richtig angegangen.
      Camillo von Ketteler,     Auslaufmodelle gegen ihre Auswechs-     Wald und Feldern und Arbeitgeber für                                                        Nach dem 0:3 der deutschen National-
Jahrgang 1997, zog es nach      lung wehren können, weil es sich eben   jede Menge Mitarbeiter. Es war immer               Menschen wie mein Großvater ha-          mannschaft gegen die Niederlande Mitte
 dem Abitur vom Aasee an
                                nicht um Gegenstände handelt. Wenn      klar, dass sein Sohn das Ganze mal über-        ben wenigstens lange Zeit, sich darauf      Oktober des letzten Jahres wetterte der
      die Alster. Er studiert
    jetzt Sportjournalismus
                                man aufpassen muss, wie man mit ihnen   nehmen sollte. Doch wann? Es verging            vorzubereiten und einen Nachfolger auf-     ehemalige Nationalspieler Olaf Thon:
               in Hamburg.      umgeht und wie man ihnen ihr fortge-    also die Zeit und mein Onkel, bereits           zubauen. Generationenwechsel können         „Ein Neuanfang von Joachim Löw mit
                                schrittenes Alter möglichst schonend    fertig ausgebildet, war längst bereit für       aber auch sehr viel früher und vor Al-      neuen Kräften sieht anders aus. Vor Al-
                                vor Augen führt. Kompliziert wird es,       seine neuen Aufgaben. Der Betrieb           lem plötzlicher stattfinden. Im Profifuß-   lem in der Innenverteidigung mit Jérôme
                                wenn es um Menschen geht.                       aber blieb weiter in fester Hand        ball zum Beispiel. Das Geschäft mit dem     Boateng und Mats Hummels. Das ist Alt-
                                Stichwort Generationen-                          meines Großvaters. Als es dann         runden Leder ist so schnelllebig wie nie    herrenfußball“. Wumms.
                                wechsel.                                          vor einigen Jahren endlich zur        zuvor. Das hat viele Vorteile, birgt
                                                                                   Übergabe kam, war das ein ex-        aber auch ein extrem                               Da ist man gerade noch Welt-
                                        Ich persönlich                              trem emotionaler Moment für         hohes Risiko für ältere                           meister und gewinnt alle mögli-
                                       habe das bei mei-                              ihn. So etwas ist hart, weil es   Spieler. Im Sommer                                  chen Titel mit den Bayern, und
                                        nem Großvater                                  am eigenen Ego kratzt. Es        haben wir gesehen,                                   nach einem eher mittelmäßi-
                                         erlebt. Er war                               führt einem vor Augen, dass       was passiert, wenn                                    gen Jahr wird man schon als
                                          bis vor einiger                            die Zeit vergeht und dass          man einen Genera-                                     Altherrenfußballer abgestem-
                                           Zeit stolzer                              man älter wird. Und es be-         tionenwechsel ver-                                    pelt. Wobei mittelmäßig bei
                                             Leiter eines                             deutet einen Kontroll- und        schläft. Sang- und                                   Hummels und Boateng immer
                                                                                             Machtverlust.              Klanglos schied                                      noch deutscher Meister, Pokal-
                                                                                                                        die deutsche Na-                                   finale und Champions League
                                                                                                                        tionalmannschaft                                  Halbfinale bedeutet. Und das als
                                                                                                                        bereits in der Grup-                                   Stammspieler.
                                                                                                                        penphase der Fuß-
                                                                                                                        ball-WM in Russland                                                Also, wie geht
                                                                                                                        aus und blieb weit                                                 man mit so et-
                                                                                                                        hinter den Erwar-                                                   was um? In der
                                                                                                                        tungen zurück.                                                       Tat       haben
                                                                                                                        Junge Talente                                                         die beiden
                                                                                                                        wie der 22-jäh-                                                        I n n e n ve r -
                                                                                                                        rige Leroy Sané                                                         teidiger
                                                                                                                        wurden zur Em-                                                           zuletzt im-      C
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Chatroom statt Küchentisch?
mer wieder eklatante Fehler gemacht. Sie haben Schwächen             Ein gutes Beispiel hierfür ist der Ex-
                                                                                                               Wie läuft der Austausch zwischen den Generationen?
und Unsicherheiten aufgewiesen, die andeuten, dass ihre           Schalker Naldo, der inzwischen in Diens-
große Zeit bereits vorbei sein könnte. Doch darf man sie          ten der AS Monaco steht. Im Winter
deswegen auf eine solch respektlose Art und Weise degra-          wechselte er frustriert aus dem grauen
dieren? Der 23-jährige Niklas Süle, in Verein sowie Verband       Ruhrgebiet in das Fürstentum in Frank-          Wenn wir als Jugendliche alleine an          Dieses Zitat zeigt uns Jugendlichen
Hauptkonkurrent von Boateng und Hummels, sieht das an-            reichs Süden. Jetzt könnte man ihn be-       einem Tisch mit Erwachsenen sitzen,          ein Stück weit, wie wir wahrnehmen, wie
ders: „Es sind zwei hochverdiente Spieler. Ich bin froh, dass     glückwünschen und denken: Toll! Som-         passiert es immer wieder: Die Themen         Erwachsene uns betrachten – als würden
ich von beiden viel lernen kann, und versuche weiterhin,          mer, Sonne, Meer. Was will man denn          passen einfach nicht. Je weiter die Men-     wir zu wenig Priorität auf die wichtigen
viel aufzusaugen. Ich kann doch nicht sagen, ich sei auf ei-      mehr? Doch Naldo fühlte sich wohl auf        schen alterstechnisch von einem entfernt     Dinge legen, klebten zum Beispiel nur
ner Ebene mit ihnen. Nicht mal ansatzweise.“ Süle hebt die        Schalke. Er verbringt zweieinhalb tolle      sind, desto schlimmer wird das, denn         am Handy, während sie gerade wichtige
beiden Stars also auf ein Podest und stellt sich selbst in ih-    Jahre in Gelsenkirchen, macht wichtige       schon bei der Generation unserer Eltern      Mails beantworten. Doch genau hierin
ren Schatten. Taktisches Kalkül oder wahrhaftiger Respekt?        Tore gegen den Erzrivalen aus Dortmund       merken wir, dass Gespräche schwer zu         steckt der Trugschluss.
Denn trotz aller Bewunderung, sind Hummels und Boateng            und ist Abwehrchef bei den Königsblau-       verfolgen sind. Wenn sie zum Beispiel
natürlich Konkurrenz für ihn, und er profitiert von ihren         en. Das Wetter und das Land sind nicht       über Politik reden, hilft es nichts, über        Im Handy steckt für die vorigen Gene-
Fehlern.                                                          die Gründe für den Wechsel. Der 36-jäh-      das aktuelle Geschehen informiert zu         rationen zwar nur ein Spielgerät, solan-
                                                                  rige Brasilianer fühlt sich nicht mehr       sein, denn wenn die Diskussion sich um       ge es nicht zum Telefonieren verwendet
    Für Clubs und Nationalverbände ist es extrem schwierig,       wertgeschätzt, kommt nicht mehr zum          Politiker dreht, welche schon aus der ak-    wird – für uns ist es jedoch das zentrale
den Zwiespalt zwischen Alt und Neu zu bewältigen. Setzt           Zuge. In der Vorsaison war der Innen-        tiven Politik ausgestiegen sind, bevor wir   Organisationsmedium. Alle Mails, alle       Simon (r.) und Jonas (l.)
man auf Identifikationsfiguren, oder baut man nicht doch          verteidiger noch die gefeierte Stütze in     das fünfte Lebensjahr erreicht hatten,       organisatorischen Abläufe, nahezu jeder     Klein kommen aus Meck-
eher auf die Zukunft in Person von jungen Spielern, wie           Schalkes Abwehr, doch die darauffolgen-      können wir schlichtweg schlecht mitre-       Besuch des Internets und der gesamte        lenbeck. Simon studiert
eben Niklas Süle einer ist? Denn eigentlich können Vereine        de Hinrunde bescheren ihm nur 7 von 17       den. Dieser Effekt verstärkt sich dann in    Auftritt in sozialen Medien unsererseits    in Münster Arabistik und
                                                                                                                                                                                                        Informatik und Jonas macht
es sich heutzutage kaum noch leisten, ihre Altstars mit Wür-      Spielen. Die Reaktionen aus der Schalker     der Generation unserer Großeltern noch,      findet über das Handy statt. Während
                                                                                                                                                                                                        gerade sein Abitur. Beide
de abtreten zu lassen. Zu schnell ist das Geschäft geworden,      Fanszene sind heftig, man könne einen        da diese gerne zum Beispiel über Winter-     Leute im Alter von 30 bis 60 Jahren zur     sind in der Pfarrei im Öffent-
zu groß der Abstand zu anderen Clubs. Wenn man nicht              so verdienten Spieler doch nicht einfach     sportarten redet, die uns häufig nicht nur   digitalen Kommunikation vorrangig am        lichkeitsausschuss aktiv, da-
rechtzeitig agiert und sich für die Zukunft aufstellt, verpasst   gehen lassen. Aber wenn die Leistung         nicht wirklich interessieren, sondern mit    Computer mailen, verwendet die „Jugend      rüberhinaus unter anderem
man den „Umbruch“ oder das „Übergangsjahr“, wie der Ge-           plötzlich nicht mehr reicht oder der Trai-   denen wir uns zumeist auch nicht aus-        von heute“ dafür fast nur noch Whats-       in der Jugendarbeit.
nerationenwechsel im Fußball-Vokabular oft betitelt wird.         ner nicht mehr auf einen setzt, dann ist     kennen.                                      App. Erwachsene nutzen dies weniger
Und dann wird man abgehängt. Ein angemessener Abtritt             der Erfolg vergangener Tage schnell ver-                                                  tiefgründig und im Verhältnis selten, für
fällt hierbei oft dem Willen nach Profit und Erfolg zur Last.     gessen. Auch wenn es erst gestern war.          Das führt dann dazu, dass wir Jugend-     junge Menschen hingegen findet darüber
Denn heutzutage sind Vereine Wirtschaftsunternehmen.              Dann ist man nur froh, wenn man den          liche schnell über unsere eigenen The-       nicht nur zum Beispiel die Planung von
Die Interessen vieler verschiedener Besitzer, Sponsoren und       Altstar von der Gehaltsliste streichen und   men reden, uns zum Beispiel über unsere      Terminen statt, sondern auch fundamen-
teilweise sogar Aktionäre müssen bedient werden. Und das          durch ein frisches Talent ersetzen kann.     Lehrer oder Professoren unterhalten, was     tale Gespräche über Sorgen und Nöte.
macht den Fußball vielerorts zu einer doch sehr düsteren                                                       dazu führt, dass auch die Älteren keine
und undankbaren Welt: Wer nicht liefert, muss weg, egal              Klingt hart. Ist es auch. ■               Chance mehr haben, in unser Gesprächs-           Wenn die unterschiedlichen Genera-
wie toll die letzten Jahre waren.                                                                              thema einzutauchen.                          tionen sich mehr Mühe geben, die ver-
                                                                                        Camillo von Ketteler                                                schiedenen Kommunikationsmethoden
                                                                                                                  Darüberhinaus verstehen andere Ge-        zu akzeptieren und die jeweils eigenen
                                                                                                               nerationen häufig nicht, wie wir kom-        Themen verständlicher darzustellen, kön-
                                                                                                               munizieren: „Die Jugend kann nicht mehr      nen sie sich den Umgang miteinander er-
                                                                                                               auf die Erwachsenen hören. Dazu ist ihre     leichtern. ■
                                                                                                               Musik zu laut.“ (Oliver Hassencamp, Autor
                  „Erziehung ist organisierte Verteidigung                                                     von „Burg Schreckenstein“)                                     Jonas und Simon Klein
                                      der Erwachsenen gegen die Jugend.“
                                       Mark Twain (1835–1910)

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„Wohnen für Hilfe“ –                                                                                               „Eine Stunde Hilfeleistung im Monat
     ein Projekt, das Jung und Alt miteinander verbindet                                                                          pro Quadratmeter Wohnraum.“

     An einem herrlichen Herbsttag radeln meine Frau und ich ins Kreuzviertel zu Frau Bauhaus.
     Die Tochter ist aus London gekommen, weil Mutter Hilfe benötigt. Wir sind gespannt, was uns
     erwartet. Denn vor drei Jahren haben wir der betagten alleinstehenden Dame einen jungen
     Studenten aus Japan vermittelt.

                                 Schon beim Betreten des Grundstücks       der Uni arbeitet. Im Bett hört sie, wie er
                             begrüßt uns unser alter Bekannte Toshi        abends die Haustür zuschließt und sie
                             freudestrahlend. Er jätet im großen Gar-      kann dann ebenfalls beruhigt die Augen
                             ten und harkt die Blätter zusammen. Das       schließen. Was ihr fehlt, ist Leben im
                             ist seine Arbeit im Rahmen des Projekts       Haus. Sie wünscht sich zusätzlich eine
                             „Wohnen für Hilfe“. Voller Stolz erzählt      Studentin, gern auch aus dem Ausland,
                             er uns, dass er von der Universität einen     die ihre Wohnung mit ihr teilt und ihr
                             Preis für gelungene Integration bekom-        Gesellschaft leistet. Wie schön wäre es,
                             men hat.                                      wenn sie morgens den Frühstückstisch
                                                                           decken würde, bevor sie aus dem Haus
                                An der Haustür erwarten uns Mut-           geht, und nachmittags oder abends, wenn
                             ter und Tochter. Bei einer Tasse Kaffee       sie zurückkommt, erzählt, wie es an der
                             erzählt uns Frau Bauhaus, dass ihr To-        Uni gelaufen ist. Wenn es mit der Sprache
                             shi ein lieber Kerl ist, den sie auf keinen   Probleme gibt, würde sie gern helfen, wie
Ursula und Erwin Stroot      Fall missen möchte. Aber er studiert          sie es ja auch beim Toshi gemacht hat.
   Projektleiter seit 2005   so eifrig, dass er schon in der Früh aus
 Mail: e.stroot@gmx.de       dem Haus geht und den ganzen Tag an               Wir sehen uns das vorgesehene circa
                                                                           12 qm große möblierte Zimmer und das
                                                                           gemeinsame Bad an und besprechen alle
                                                                           anstehenden Fragen. Die Nebenkosten
                                                                           betragen 50 Euro, und 12 Stunden Hilfe
                                                                           im Monat für Einkauf und Gesellschaft
                                                                           werden vereinbart. Die Faustregel lautet:

                                                                           Eine Stunde Hilfeleistung im Monat pro
                                                                           Quadratmeter Wohnraum.

                                                                           C

     8 | Lebendig                                                                                                                                       Lebendig | 9
Generationen - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
Die „liebe“ Familie –
                                                                                                         eine Illusion?*
                                                                                                         „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf
                                                                                                         ihre eigene Weise unglücklich.“ Mit diesem (berühmt gewordenen) Satz be-
                                                                                                         ginnt Leo Tolstois Roman „Anna Karenina“. Als eine Art Programm des Ro-
                                                                                                         mans empfunden, wurde er sogar zum Motto für ein verhaltenspsychologi-
                                                                                                         sches Prinzip, das „Anna-Karenina-Prinzip“.
                                                                                                             Ob es sich wirklich so verhält, dass –   man wäre? Und der Satz provoziert eine
                                                                                                         wie dieses „Prinzip“ definiert wird – für    weitere Frage: ob es vielleicht gar keine
                                                                                                         Erfolg sämtliche relevanten Faktoren         glücklichen Familien (mit individuell
                                                                                                         gegeben sein müssen, während der Miss-       glücklichen Mitgliedern) geben kann?
                                                                                                         erfolg vom Fehlen nur einer einzigen Be-        Aber ist das so? Gibt es am Ende gar
                                                                                                         dingung abhängig ist, sei einmal dahin-      keine glücklichen Familien, weil die
                                                                                                         gestellt. Man kann diesen Satz auch als      Hoffnung oder das Bestreben, sämtliche         Claudia Maria Korsmeier
                                                                                                         Hinweis Tolstois darauf verstehen, dass      Bedingungen für ein glückliches Fami-          engagiert sich in verschie-
                  Wie läuft das Ganze ab?                                                                es in seinem Roman selbstredend um un-       lienleben in einer Familie versammeln          denen Gremien und bei der
                                                                                                                                                                                                     Kirchenmusik. Sie arbeitet
                                                                                                         glückliche Familien gehen wird – etwa,       und realisieren zu können, ohnehin kei-
                                                                                                                                                                                                     als Sprachwissenschaftlerin
                  1. Schritt: Sie rufen uns an und bekunden Ihr Interesse an dem Projekt. Wir verein-    weil eine Handlung allein mit glückli-       ne Aussicht auf Gelingen hat? Und wenn         und ist Freie Mitarbeiterin
                  baren einen Besuchstermin, um in aller Ruhe über Ihre Wünsche zu reden und             chen Familien keine Voraussetzung für        es sie gäbe: Sind glückliche Familien          bei „Kirche + Leben“.
                  die Wohnmöglichkeit in Augenschein zu nehmen.                                          einen lesenswerten, interessanten Ro-        langweilig? ... ist die wirklich „liebe“ Fa-
                                                                                                                                                      milie eine Illusion?
                  2. Schritt: Das Wohnangebot wird anonym auf unserer Homepage www.muens-
                                                                                                                                                                                                     C
                  ter.org/wohnen-fuer-hilfe veröffentlicht. Interessierte Studierende oder Azubis
                  bewerben sich gezielt darauf.

                  3. Schritt: Wir laden die Bewerber/innen ein, um Sie kennenzulernen und Fragen
                  zu besprechen und das weitere Vorgehen zu erörtern.

                  4. Schritt: Bei diesem entscheidenden Schritt bringen wir die beiden Parteien
                  zusammen. Sie stellen fest, ob Sympathie für den anderen vorhanden ist und ob
                  ein vertrauensvolles Miteinanderwohnen möglich erscheint. Nach ein paar Tagen
                  Bedenkzeit signalisieren sie Zustimmung oder Ablehnung.

                  5. Schritt: Bei Zustimmung wird ein Wohnpartnerschaftsvertrag geschlossen, um
                  eine rechtliche Grundlage zu haben, bei Ablehnung geht die Suche weiter.

                   Ungeduldig wartet Frau Bauhaus auf        die schweren Koffer tragen kann. Sie
                eine Bewerbung und freut sich, dass nach     weiß, falls es zu Problemen kommt, ste-
                10 Tagen eine liebe Studentin aus China      hen wir zur Verfügung, um gemeinsam
                gern bei ihr einziehen möchte. Sie sorgt     eine Lösung zu finden. ■
                sich, ob diese zierliche Person denn wohl
                                                                                Ursel und Erwin Stroot

10 | Lebendig                                                                                                                                                                                              Lebendig | 11
Generationen - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
Wie kann eine „liebe“ Familie entste-                 Vergebung nötig. Vorbehaltlose Kommu-
                                                                                                          hen und wachsen? Das muss sicherlich                     nikation ist ebenso wichtig wie ein Vor-
                                                                                                          ein Gemeinschaftswerk sein. Familien-                    schuss an Liebe, um eine gemeinsame
                                                                                                          mitglieder kennen sich oft sowohl viel zu                Basis des Vertrauens zu schaffen, aus der
                                                                                                          gut, weil sie jahrelang „in guten und in                 Verantwortung füreinander und auch
                                                                                                          bösen Tagen“ zusammen gelebt haben,                      Harmonie im Zusammensein erwachsen
                                                                                                          als auch viel zu schlecht, weil sich jeder               können. Eine solche Basis hält auch eini-
                                                                                                          auch in seinen anderen Lebenszusam-                      ge Schwachpunkte aus, die nicht per se
                                                                                                          menhängen entwickelt, wofür die ande-                    zum Scheitern des „Projekts“ „heile Fa-
                                                                                                          ren vielleicht den Blick verlieren oder                  milie“ führen.
                                                                                                          gar nicht erst entwickeln. Was man an-
                                                                                                          deren Menschen gegenüber an Toleranz,                      Die liebe Familie ist keine Illusion.
                                                                                                          Höflichkeit, Rücksichtnahme, Vertrauen                   Aber es gibt sie nicht einfach und un-
                                                                                                          und Aufmerksamkeit entgegenbringt,                       umstößlich, denn sie muss stets gehegt
                                                                                                          haben Familienmitglieder zumindest                       und gepflegt werden, und zwar in dem
                                                                                                          in gleicher Weise als Behandlung „ver-                   Bewusstsein, dass sich jeder einzelne
                                                                                                          dient“. Das Gegenteil scheint oft der Fall               und dadurch auch alle zusammen stets
                                                                                                          zu sein. Verletzungen der einen oder                     ändern und entwickeln. Das verhindert
                                                                                                          anderen Art unter Familienmitgliedern                    dann auch Langeweile. ■
                                                                                                          lassen sich nicht durch immerwährendes
                                                                                                          Erinnern aus der Welt schaffen; hier ist                                      Claudia Maria Korsmeier

                                                               Ein weiteres Gegenbild: Ein junges
                                                            Mädchen wird schwanger, sie ist noch          * Es gibt Familien, in denen durch Gewalt solch massive Verletzungen geschehen sind, dass sie nicht „heilbar“
                   Wenn man sich so umhört, scheint         keine 18. Sie entscheidet sich für das        sind. Diese Familien sind hier ausdrücklich nicht gemeint.
                es in den meisten Familien „Streit“ zu      Kind. Eltern und Geschwister halten zu-
                geben, womit nicht nur Auseinanderset-      sammen und bereiten alles vor, um das
                zungen um verschiedenste Themen und         Baby liebevoll und offenherzig zu emp-
                in jeder denkbaren Intensität, Verlet-      fangen. Alle verbindet ein unbedingtes
                zungen oft schweren Grades bis hin zu       Vertrauen, auf das sich jeder verlassen
                regelrechter Feindschaft gemeint sind,      kann.
                sondern auch Kommunikationsprobleme
                mehr oder minder gravierender Art bis           „Die Familie sucht man sich nicht aus“,
                hin zur „Funkstille“.                       ist immer wieder zu hören, oft genug als      „Der einzige Mensch, der sich vernünFtig benimmt, ist mein Schneider.
                                                            Argument gegen das Bemühen um Har-            Er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich trifFt,
                   Ein Gegenbild: Gottesdienst mit Fa-      monie oder überhaupt Kontakt. Eine Fa-        während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen
                miliensegnung. Im Kreis stehen Eltern,      milie ist tatsächlich keine Gemeinschaft,     in der Meinung, sie passten auch heute noch.“
                Kinder und die Großmutter, haben die        deren Existenz auf gegenseitiger Sympa-
                Arme umeinander geschlungen und stel-       thie beruht. Man kann den Kontakt zwar
                                                                                                          				George Bernard Shaw (1856–1950)
                len sich als Familie unter Gottes Segen     abbrechen, wird seine Familie aber trotz-
                – wie eine lebendige Schutzburg, die nie-   dem nicht los. Gleichwohl gibt es Fälle
                mand zerstören kann, weil alle zusam-       derart zerrütteter Familien, dass ein Kon-
                menstehen. Ein Bild der Freude und des      taktabbruch die einzige Möglichkeit ist,
                Friedens.                                   weiteren Schaden von sich abzuwenden.

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Generationen - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
Meine lieben Kinder,
                                                                                                     Ich werde nicht mehr lange leben und     Euch schnell wieder vergnügt die Hand.
                                                                                                  will nun von Euch Abschied nehmen.          Helft Euch, wo Ihr könnt. Ist einer trau-
                                                                                                  Das wird mir sehr schwer; denn ich          rig oder mißmutig, kümmert Euch, bis
                                                                                                  habe jeden von Euch so sehr lieb, und       er wieder heiter ist. Lauft nicht ausein-
                                                                                                  ihr habt mir immer nur Freude gemacht.      ander. Pflegt, was Euch zusammenführt.
                                                                                                  Ich werde nun nicht mehr sehen, wie Ihr     Spielt, singt und tanzt miteinander, wie
                                                                                                  heranwachst und selbstständige Men-         wir es so oft gemacht haben. Schließt
                                                                                                  schen werdet. Ich bin aber ganz zuver-      Euch mit Euren Freunden nicht ab, wenn
                                                                                                  sichtlich, dass ihr an Mamas Hand den       Ihr die Geschwister teilnehmen lassen
                                                                                                  rechten Weg geht und dann auch von          könnt. Das festigt auch die Freundschaft.
                                                                                                  Verwandten und Freunden Rat und Bei-
                                                                                                  stand finden werdet. Liebe Kinder, ich         Ich trage an meiner rechten Hand
                                                                                                  habe viel gesehen und noch mehr erlebt.     den Ring, mit dem mich Mama glück-
                                                                                                  Meine väterlichen Erfahrungen können        lich gemacht hat. Es ist das Zeichen,
                                                                                                  Euch aber nicht mehr leiten. Ich möch-      dass ich ihr und auch Euch gehöre. Der
                                                                                                  te deshalb noch einiges sagen, was für      Wappenring an meiner Linken mahnt
                                                                                                  Euer Leben wichtig ist, wenn Euch auch      an die Familie, der wir angehören, an
                                                                                                  manches erst später aufgehen wird.          die Vor- und Nachfahren. Er sagt: Höre
                                                                                                                                              die Stimme der Vergangenheit. Verliere
                                                                                                     Vor allem haltet weiter in Liebe, Ver-   dich nicht selbstherrlich an die flüchtige
                                                                                                  trauen, Ritterlichkeit und Sorge fest zu    Gegenwart. Sei treu der guten Art dei-
                                        Klaus Bonhoeffer, Ostern 1945                             Mama, so lange Gott sie Euch erhält.        ner Familie und überliefere sie Kindern

                                                Brief an seine Kinder
                                                                                                  Denkt immer, ob Ihr ihr nicht irgendeine    und Enkeln. Liebe Kinder, versteht nun
                                                                                                  Freude machen könnt. Wenn Ihr einmal        diese besondere Verpflichtung recht. Die
                                                                                                  groß seid, wünsche ich Euch, dass Ihr       Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die
                                                                                                  Eurer Mutter so herzlich nahe bleibt, wie   Verantwortung gegenüber der Zukunft
                                                                                                  ich meinen Eltern nahe geblieben bin. So    geben fürs Leben die rechte Haltung.
                Klaus (1901–1945) ist ein älterer Bruder von Dietrich Bonhoeffer. Nach seinem     recht versteht man seine Eltern nämlich     Haltet stolz zu Eurer Familie, aus der sol-
                Jurastudium erhält er 1930 seine Anwaltszulassung und heiratet Emmi Delbrück      erst, wenn man selbst erwachsen ist. Ich    che Kräfte wachsen. Stellt Ansprüche an
                                                                                                  habe Mama gebeten, bis zum Ende bei         Euch und Eure Freunde.- Nach Anerken-
                (1905–1991), mit der er zusammen eine Tochter und zwei Söhne hat: Thomas,
                                                                                                  mir zu bleiben. Es waren schwere aber       nung streben macht Euch unfrei, wenn
                Cornelie und Walter. Klaus hatte über seinen Bruder Dietrich Kontakt zum kirch-   herrliche Monate. Sie waren auf das         Ihr sie nicht mit Anmut auch entbehren
                lichen Widerstand, über Hans von Dohnanyi zum militärischen und über den          Wesentliche gerichtet und von der Lie-      könnt und das gelingt nicht jedem. Hört
                Vetter seiner Frau, Ernst von Harnack, zum sozialdemokratischen Widerstand        be und der starken Seele Eurer Mutter       nicht auf billigen Beifall.
                und somit die Möglichkeit, die einzelnen Widerstandsgruppen gezielt mitein-       getragen. Ihr werdet das erst später ver-
                                                                                                  stehen.                                         Die Menschen, die Euch sonst be-
                ander zu verbinden. 1944 wird er im Zusammenhang mit dem Attentat vom                                                         gegnen, nehmt, wie sie sind. Stoßt Euch
                20. Juli auf Adolf Hitler verhaftet und am 2. Februar 1945 vom Volksgerichts-        Haltet auch Ihr Geschwister fest und     nicht gleich an dem, was fremd ist oder
                hof zum Tode verurteilt. Drei Monate später wird Bonhoeffer von einem Son-        immer fester zusammen. Dass Ihr so          Euch mißfällt und schaut auf die guten
                derkommando des Reichssicherheitshauptamts hingerichtet. Seine Kinder sind        verschieden seid, ist jetzt noch manch-     Seiten. Dann seid Ihr nicht nur gerech-
                gerade mal dreizehn, zehn und sechs Jahre alt. Im folgenden Abschiedsbrief        mal Anlaß zum Zank. Wenn Ihr erst           ter, sondern bewahrt Euch selbst vor
                                                                                                  älter seid, werdet Ihr Euch um so mehr      Engherzigkeit. Im Garten wachsen viele
                an seine Kinder bestärkt er sie zu Toleranz, Respekt und Rückgrat. Das ist ein    geben können. Mal ein Zank ist nicht so     Blumen. Die Tulpe blüht schön aber duf-
                großes Vermächtnis.                                                               schlimm. Tragt ihn aber nicht mit Euch      tet nicht und die Rose hat ihre Dornen.
                                                                                                  herum. Denkt dann an mich und gebt          Ein offenes Auge aber freut sich auch am      C
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unscheinbaren Grün. So entdeckt man         einmal an dem unerschöpflichen Glück        Weisheit und Frömmigkeit, die sich vom    chen, sondern vertieft und festigt sie. Bleibt nicht im Halb-
                bei den Menschen meist verborgene, er-      einer lebendigen Bildung teilhabt. Sucht    Vergänglichen dem Ewigen zuwendet.        dunkel, sondern ringt nach Klarheit, ohne das Zarte zu
                freuliche Seiten, wenn man sich erst ein-   aber nicht den Wert der Bildung in den                                                verletzen und das Unnahbare zu entweihen. Ergreift selbst
                mal in sie hineinversetzt. Wer sich nur     höreren Leistungen, zu denen sie Euch          Das ist der Segen dieser Zeit. Über-   von dieser Welt Besitz, in der nur gilt, was Ihr erfahren
                mit sich beschäftigt, hat dafür keinen      befähigt, sondern darin, dass sie den       laßt Euch nun nicht allein den frommen    und Euch selbst in letzter Ehrlichkeit erworben habt. Dann
                Sinn. Glaubt mir aber, liebe Kinder, das    Menschen adelt durch die innere Frei-       Stimmungen, die solche Erschütterun-      wird Euer Leben gesegnet und glücklich sein. Lebt wohl!
                Leben erschließt sich Euch erst dann im     heit und Würde, die sie ihm verleiht.       gen hervorrufen oder die in der Hast      Gott schütze Euch!
                kleinen Kreis und im Großen, wenn Ihr       Sie weitet Euch den Horizont von Raum       und Verwirrung dieser Welt aus einem
                nicht nur an Euch, sondern auch an die      und Zeit. Die Berührung mit dem Ede-        Gefühl der Leere ab und zu hervorbre-        In treuer Liebe umarmt Euch Euer Papa. ■
                andern denkt, sie miterlebt. Wer beim       len und Großen veredelt Anstand, Urteil
                Musizieren sich nur an seine Stimme         und Gefühl und entzündet die nie erlö-
                klammert oder gar nur sich selbst hö-       schende Begeisterung, die kein dürftiges
                ren will, dem entgeht das Ganze. Wer es     Alltagsleben kennt. So werdet Ihr Kö-
                aber recht erfühlt, lebt auch beim edlen    nige. Beherrscht nun auch Euch selbst.
                Volksklängen seines Instruments mit in      Entwickelt Eure Gaben aus dieser Kraft
                den anderen Stimmen.                        zum Können und zur Tüchtigkeit. Wenn
                                                            dann die Zeit Euch hold ist, wird sie den
                   Wenn Ihr Euer Leben so einstellt,        Menschen und nicht nur die Leistung
                wird es von diesem weiten Geiste ganz       schätzen.
                und gar durchdrungen. Das macht ge-
                wiß viel Freude. Wer aber herzlich             Ich wünsche Euch, dass Ihr, solang
                dankbar annimmt, gibt oft mehr. Den         Ihr jung seid, recht viel im Lande wan-
                Menschen gerecht zu werden, gehört          dert und es in vollen Zügen und mit of-
                dazu, und wohlwollend an ihnen teil-        fenen Sinnen in Euch aufnehmt. Beim
                zunehmen, nie Spielverderber sein. Aus      Wandern hat man noch die rechte Muße,
                diesem Geiste entspringt dann ganz na-      sich der Landschaft und den Eindrücken
                türlich als Form des Umgangs auch die       von Menschen, Dörfern und den schö-
                Höflichkeit, die Euch die Menschen ge-      nen alten Städten ganz zu überlassen.
                winnt. Pflegt sie als feine, lebenskluge    Wenn dann beim Wandern und bei Lie-
                Kunst des Herzens.                          dern die Phantasie von unseren Tagen in
                                                            vergangene Zeit schweift, entsteht vor
                   Wer es versteht, die Menschen, die       Euch versonnen, unergründlich das Bild
                von Macht und Einfluß sind, recht zu        vom schönen deutschen Land, in dem
                nehmen, ohne an innerer Freiheit ein-       sich unser eigenes Wesen findet. Dann
                zubüßen, kann viel Gutes bewirken. Es       wendet Euch nach Süden. Im nie erfüll-
                wäre töricht, seine Weltgewandtheit zu      ten, sehnsuchtsvollen Drange nach be-
                verachten. Ist sie Euch nicht gegeben, so   sonderer Klarheit liegt unsere Kraft und
                haltet Euch in aller Unbefangenheit zu-     unser Schicksal. Die Zeiten des Grauens,
                rück. Doch das hat lange Zeit. Nur weil     der Zerstörung und des Sterbens, in de-
                ich dann nicht mehr bin, spreche ich        nen Ihr, liebe Kinder, aufwachst, führen
                jetzt davon.                                den Menschen die Vergänglichkeit alles                       „An seinen Vorfahren kann man nichts ändern,
                                                            Irdischen vor Augen, denn alle Herrlich-                           aber man kann mitbestimmen, was aus den Nachkommen wird.“
                   Hoffentlich lassen die Verhältnisse      keit des Menschen ist wie des Grases
                Euch die Ruhe und eine lange Zeit, einen    Blume. Unter diesem Erlebnis führen                               François de La Rochefoucauld (1613–1680)
                jeden in seiner Art geistig auszuwach-      wir unser Leben im Bewußtsein seiner
                sen und noch viel zu lernen, damit Ihr      Vergänglichkeit. Hier beginnt aber alle

16 | Lebendig                                                                                                                                                                                       Lebendig | 17
Generationen - DAS MAGAZIN DER KATH. PFARREI ST. LIUDGER MÜNSTER-WEST - St. Liudger in Münster
Café für die nicht-singenden Eltern und
                                                                                                                                                                                                                                      Großeltern vor und nach dem Gottes-
                                                                                                                                                                                                                                      dienst bietet die gern genutzte Möglich-
                                                                                                                                                                                                                                      keit, bei Kaffee und Keksen ins Gespräch
                                                                                                                                                                                                                                                        zu kommen. Mit „Sing
                                                                                                                                                                                                                                                        halleluja“ schaffen wir
                                                                                                                                                                                                                                                        ein Angebot, bei dem
                                                                                                                                                                                                               „Es ist schön, nicht nur in der          sich die gesamte Familie
                                                                                                                                                                                                               Messe nebeneinanderzusitzen,             wiederfindet, ob klein
                                                                                                                                                                                                                                                        oder groß, jung und alt:
                                                                                                                                                                                                               sondern auch mit anderen                 Jeder sucht sich, woran
                                                                                                                                                                                                               Familien über das, was wir mitei- er gerade Freude hat.
                                                                                                                                                                                                               nander feiern, ins Gespräch zu
                                                                                                                                                                                                                                                         Mit dieser Freude fei-
                                                                                                                                                                                                               kommen und sogar gestaltend               ern wir anschließend
                                                                                                                                                                                                               bei der Feier mitwirken zu kön-           gemeinsam mit allen
                                                                                                                                                                                                               nen. Hier wächst Gemeinschaft             Generationen den Fa-
                                                                                                                                                                                                                                                         miliengottesdienst. Das
                                                                                                                                                                                                               ganz konkret im Miteinanderre-
                                                                                                                                                                                                                                                         Leitwort der Erstkom-
                                                                                                                                                                                                               den, im Miteinanderbeten und              munionkinder in die-
                                                                                                                                                                                                               Singen und im Miteinanderglau-            sem Jahr trifft auch das,
                                                                                                                                                                                                               ben. Auch hier kann Gemeinde              was dieses Projekt aus-
Foto: © Michael Bogedain in Pfarrbriefservice.de

                                                                                                                                                                                                                                                         macht, zu dem eigens
                                                                                                                                                                                                               lebendig werden, und das gibt             ein Lied komponiert
                                                                                                                                                                                                               Freude und Hoffnung!“                     wurde, welches natür-
                                                                                                                                                                                                                                                         lich immer dabei ist:
                                                                                                                                                                                                                            Lisa Mensing, 50 Jahre
                                                                                                                                                                                                                                                         „Komm nimm Teil an

                                                                   Generationsverbindende                                                                                                                                                                meiner Freude“.

                                                                                                                                                                                                                                                        Mit Jesus Christus in

                                                                      Projekte in St. Liudger*                                                                                                                                          unserer Mitte können wir uns an diesen
                                                                                                                                                                                                                                        Sonntagen als Gemeinschaft mit der gan-
                                                                                                                                                                                                                                        zen Familie auf den Weg des Glaubens
                                                                                                                                                                                                                                        machen und unsere Freundschaft mit Je-
                                                                                                                                                                                                                                        sus vertiefen.
                                                                     Familiensonntag in St. Anna                                                                                                                                        Mit einem kleinen Team begleiten wir
                                                                     Familienchor „Sing halleluja“, Eltern.Café und Bilderbuchkino                                                        üben und mit ihnen den anschließenden         dieses Projekt, was immer jeweils am
                                                                                                                                                                                          Gottesdienst musikalisch mitzugestalten.      vierten Sonntag im Monat von 10.00 bis
                                                                     Seit einigen Wochen gibt es etwas Neues                    – vornehmlich, aber nicht ausschließlich                  Wer Freude am Musizieren hat, singt,          11.00 Uhr vor den Familienmes-
                                                                     rund um den einmal im Monat stattfin-                      aus den Erstkommunionfamilien – Kin-                      kleinere Geschwister ab drei Jahren kön-      sen im Pfarrzentrum von St.
                                                                     denden Familiengottesdienst in St. Anna:                   der, Eltern und Großeltern, um im Fa-                     nen währenddessen ins Bilderbuchkino          Anna stattfindet. ■
                                                                     Eine Stunde vor der Hl. Messe treffen sich                 milienchor „Sing halleluja“ Lieder einzu-                 in die Bücherei gehen, größere Geschwis-
                                                                                                                                                                                          ter die Gelegenheit nutzen, miteinander                    Sylvia van Schelve
                                                                                                                                                                                          Gesellschaftsspiele zu spielen. Das Eltern.
                                                                     * Natürlich gibt es in unserer Pfarrei noch weitere Projekte, die verschiedene Generationen miteinander verbinden.
                                                                     Wir können hier aus Platzgründen leider nur eine Auswahl vorstellen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                            C
                                                   18 | Lebendig                                                                                                                                                                                                                     Lebendig | 19
„Wann kommt denn Linus?“
                 Ein Schülerpraktikum in „Wohnen in Pastors Garten“

                      Hallo, mein Name ist Linus Weiß.         Ich habe dort mit den älteren Menschen      Die Freude der Bewohner, eine Kinder-           regende und schöne Begegnung. Dieses
                       Ich komme aus Roxel, bin 14 Jah-        „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt, Kaf-   gruppe zu erleben, ist immer groß. Ob           erleben und spiegeln uns auch die uns
                       re alt und besuche die Münster-         fee getrunken, sie beim Spazierengehen      wir sie auf dem Gelände treffen oder bei        begleitenden Eltern. ■
                      landschule Tilbeck. Dort findet in       begleitet und habe sie zu ihrem Platz       einer gemeinsamen Aktion, immer be-                                Manuela Knabke
                     den siebten Klassen ein sozial ge-        begleitet. Kurz nach Praktikumsbeginn       gegnen wir freundlichen Gesichtern.                  Leiterin des Familienzentrums
                  prägtes Praktikum statt, welches zwei        haben die Senioren dann zum Beispiel                                                                           Maria Aparecida
                 Wochenstunden beansprucht.                    gefragt: „Wann kommt denn Linus“, was       Fazit:
                                                               mich sehr motiviert hat.                    Wir sind froh, so einen Bogen zwischen
                 Die meisten im meinem Alter haben im                                                      den Generationen schlagen zu können
                 Kindergarten ein Praktikum gemacht.           Für meine Mitschüler war es nicht von       und den Kontakt zwischen Jung und Alt
                 Da ich ältere Menschen aber entspann-         großem Interesse, dass ich mein Prak-       durch vielfältige Aktivitäten zu fördern        „Mittlerweile lernen die Kinder die Generation
                 ter oder weniger anstrengend finde als        tikum im Altenheim gemacht habe. Ich        und zu unterstützen. Mittlerweile lernen
                                                                                                                                                           der Urgroßeltern kennen, die den Meckmannshof
                 kleine Kinder, wollte ich ein Praktikum       habe im Praktikum gelernt, dass man sich    die Kinder die Generation der Urgroßel-
                 im Altenheim machen. Nach einer kur-          mit vielen Senioren gut verstehen kann,     tern kennen, die den Meckmannshof be-           bewohnen. Es ist für beide Seiten eine aufregende
                 zen Recherche bin ich auf „Wohnen in          wenn man weiß wie.                          wohnen. Es ist für beide Seiten eine auf-       und schöne Begegnung.“
                 Pastors Garten“ gestoßen. Dort habe
                                                                                                                                                                                               Manuela Knabke
                 ich dann eine Praktikumsanfrage hinge-        Auch wenn mir das Praktikum recht viel
                 schickt. Kurz darauf habe ich dann mein       Spaß gemacht hat, sehe ich meine berufli-
                 Praktikum dort gemacht.                       che Zukunft eher im Medien- oder IT-Be-
                                                               reich, da mich dieses Thema noch mehr
                                                               interessiert. ■
                                                                                            Linus Weiß     Lesepatin in der Marienschule –
                    „Wann kommt denn Linus?“                                                               eine gute Entscheidung
                          Häufig gestellte Frage der Senioren in „Wohnen in Pastors Garten“

                                                                                                           Bei meiner Arbeit für die KÖB St. Panta-        Bücher zur Auswahl, z. B. Erstlesebücher
                                                                                                           leon wurde ich auf die Lesepatenschaft          und Sachbücher, aber auch die Bücherei
                                                                                                           mit der Marienschule aufmerksam. Da             stellt der Schule Lesestoff zur Verfügung.
                                                                                                           ich gerne lese und auch meinen Enkeln           Den Kindern macht das gemeinsame Le-
                „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“                                                 gerne vorlese, konnte ich mir gut vorstel-      sen sehr viel Spaß, u.a. auch deshalb, weil
                 Gemeinsame Begegnungen des Familienzentrums                                               len, auch in der Schule die Kinder beim         sie sich die Bücher selbst aussuchen dür-
                                                                                                           Lesen zu unterstützen.                          fen. Sie erweitern dabei ihren Wortschatz
                 Maria Aparecida mit den Bewohnern des Meckmannshofs                                                                                       und verbessern ihren Sprachgebrauch.
                                                                                                           Ein bis zwei Mal in der Woche gehe ich          Besonders schön finden die Kinder die
                 Unsere Verbindung zu den Bewohnern            ckelte sich ein umfassendes Spektrum        seit vier Jahren regelmäßig vormittags          persönliche Zuwendung. Oft laufen sie
                 des Altenhilfezentrums Meckmanns-             mit verschiedenen, immer wiederkeh-         in eine Klasse, um mit von der Lehrkraft        mir schon voller Erwartung entgegen.
                 hof hat eine lange Tradition. Als direkte     renden Angeboten, die die Bewohner aus      ausgewählten Kindern das Lesen zu üben.         Auch für mich ist die Begegnung mit den
                 Nachbarn, Zaun an Zaun, gibt es viele         ihrer Kindheit kennen und die die Kin-      Dabei lesen die Kinder mir vor oder ich         Kindern eine schöne und bereichern-
                 Berührungspunkte. Die anfänglichen,           der in ihrem Alltag neu kennenlernen.       selbst lese vor und stelle Fragen zum Text.     de Erfahrung, die mir immer wie-
                 eher losen Kontakte haben sich mit der        Das sind Aktionen wie Bilderbuchkinos       In den Klassenräumen gibt es eine Menge         der viel Freude macht. ■
                 Entwicklung zum Familienzentrum 2008          Märchenstunden, Singen, Kneippen und                                                                     Margaret Sommerhage
                 durch eine verbindliche Kooperation in-       gemeinsam gelebte Bräuche wie Palm-
                 tensiviert.                                   gottesdienst, Ostern, Martinsumzug, Ni-     „Wer Spaß am Lesen hat, liest viel.
                 Gemeinsam haben wir nach Berührungs-          kolaus und Advent, sowie regelmäßige        Wer viel liest, liest gut.
                 punkten gesucht, an denen sich Bewoh-         monatliche Treffen einer Kleingruppe
                 ner und Kinder treffen. Daraus entwi-         von Kindern und Bewohnern.                  Wer gut liest, liest gerne.“        Unser Motto des Lesepatenprojekts
                                                                                                                                          (inspiriert durch die Canisius-Schule in München)
                                                                                                                                                                                                            C
20 | Lebendig                                                                                                                                                                                               Lebendig | 21
Gebetspatenschaften
                im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung in St. Anna
                                                                                                          Wie heißt der Großvater Jesu?
                                                                                                          Die eindrucksvolle Ahnenlinie des Messias
                In jedem Jahr wählt das Vorberei-           Wir sind sicher, dass die Gottesdienstbe-
                tungsteam für die Zeit der Kommunion-       sucher, die wir um die Übernahme einer
                vorbereitung ein Wort aus der Bibel, in     Gebetspatenschaft bitten, diese Freude in     „Omas/Opas sind wie Knöpfe: Sie halten die Großfamilie zusammen.“ Ob
                dem zum Ausdruck kommt, was uns für         ihrem persönlichen Leben kennengelernt        der kleine Jesus dies auch erlebt hat? Leider berichten uns die Evangelisten
                die Kinder und ihre Familien wichtig ist.   haben.
                In diesem Jahr lautet es: Komm, nimm teil
                                                                                                          Matthäus und Lukas nur sehr wenig über die Kindheit und Jugend Jesu, so zum
                an meiner Freude!                           Wir bitten sie daher darum, die Kom-          Beispiel, dass er im Jerusalemer Tempel zur Beschneidung und Weihe vorge-
                                                            munionkinder und ihre Familien ihrem          stellt wurde, vorübergehend im Exil in Ägypten war und als Zwölfjähriger vor
                                                            Gebet anvertrauen zu dürfen. Sie be-          den Schriftgelehrten in Jerusalem spektakulär auftrat. Zudem wird mitgeteilt,
                                                            kommen eine Karte (siehe links) mit dem
                                                                                                          dass der Junge mit seinen „Eltern“ in Nazaret lebte und ihnen „gehorsam“
                                                            Vornamen eines der Kinder, das damit
                                                            um das Gebet bittet. So können die Paten      war (Lukas 2,51).
                                                            sich „ihr“ Kind ganz persönlich zu eigen
                                                            machen.                                       Als Maria noch mit Jesus schwanger          Kind Maria zur Welt. (In unserer Pfar-
                                                                                                          war, eilte sie zu ihrer „Verwandten“ Eli-   rei St. Liudger wird die heilige Anna vor
                                                            Die Kinder können so in der Zeit der          sabeth ins Bergland von Judäa (Lukas        allem in der namensgleichen Gemeinde         Franz-Josef Lütke Schelhowe
                                                            Kommunionvorbereitung noch etwas              1,39-56); nicht erwähnt werden Besuche      in Mecklenbeck verehrt). Jesus wird von      war 33 Jahre Gymnasialleh-
                                                            entdecken: Die Freude daran, dass sie zu      bei ihrem Vater und ihrer Mutter. Auch      seinem frommen und wohlhabenden              rer und versuchte in dieser
                                                                                                                                                                                                   Zeit, bei seinen Schülern
                                                            einer großen Gemeinschaft gehören. Sie        sonst fehlen in der Bibel Angaben über      Großvater Joachim – es heißt, er sei sehr
                                                                                                                                                                                                   das Interesse an der Bibel zu
                                                            sind Teil der Gemeinschaft derer, die zu      die Namen der Großeltern Jesu mütterli-     alt geworden – sicher viel gelernt haben.    wecken. Nach seiner Pen-
                                                            Christus gehören und die darum mitein-        cherseits. So war die frühe Christenheit                                                 sionierung schrieb er je ein
                                                            ander verbunden sind, auch wenn sie sich      auf spätere außerbiblische Überliefe-       Die Frage nach einem weiteren Großva-        Buch über das Alte und das
                                                            persönlich gar nicht kennen.                  rungen angewiesen, die allerdings ein       ter Jesu sollte sich eigentlich erübrigen,   Neue Testament und leitet
                                                                                                          wahrscheinlich erfundenes, von theo-        denn es heißt in der Bibel, dass Maria ihr   seit einiger Zeit zusammen
                                                            Diese Erfahrung schenken die Gebetspa-                                                    Kind durch den Heiligen Geist empfan-        mit Pastor Laufmöller den
                                                                                                          logischen Absichten geprägtes Bild ver-
                                                                                                                                                                                                   Offenen Bibelkreis
                                                            ten den Kindern und ihren Familien.           mitteln. Dabei ist die wichtigste Quelle    gen habe (Lukas 1,26-38). Josef ist also
                                                                                                                                                                                                   „Lebendige Worte“ in der
                                                                                                          das apokryphe (das heißt das „verborge-     nicht der leibliche Vater Jesu. Der Mann     Gemeinde „St. Stephanus“.
                                                            Aus Gesprächen, besonders mit älteren         ne“, kirchlich nicht anerkannte) Evange-    Marias ist aber in anderer Hinsicht be-
                                                            Gottesdienstbesuchern weiß ich, dass sie      lium des Jakobus aus dem 2. Jahrhundert     deutsam: In der damaligen, männerdo-
                                                            das sehr gerne tun, denn sie sind die, die    nach Christus. Nach dieser legendenar-      minierten Gesellschaft war er sicher der
                                                            schon ihr ganzes, oft langes Leben auf ihn    tigen Darstellung heißen die Eltern Ma-     rechtliche Vertreter Jesu, als dieser noch
                                                            vertraut haben und wissen, dass Gott die-     rias Anna und Joachim. Sie bleiben viele    unmündig war. Möglicherweise hat Je-
                                                            ses Vertrauen niemals enttäuscht.             Jahre kinderlos; doch sie lassen nicht      sus auch den Beruf Josefs erlernt, denn
                                                            Das bezeugen zu dürfen, ist eine Freu-        nach, Gott inständig zu bitten, ihren       die Menschen in der Heimatstadt Naza-
                                                            de, die Gott dann wiederum den Paten          Kinderwunsch zu erfüllen. Schließlich       ret bezeichnen Jesus als „Zimmermann“
                                                            schenkt. ■                                    gelobt Anna (nach dem Vorbild der alt-      (Markus 6,3). Vor allem aber ist Josef
                Jesus lädt uns mit diesem Wort dazu ein,                         Marianne Stuhldreier     testamentlichen Hanna, 1 Samuel 1f.11),     ein Abkomme aus dem messianisch so
                die Freude zu spüren, die entsteht, weil                                                  ihr erstes Kind Gott und seinem Dienst      wichtigen jüdischen Stamm Juda. Des-
                wir in jeder Lebenssituation ihm vertrau-                                                 zu weihen. Nach einiger Zeit verkün-        halb wird Josef sowohl bei Matthäus als
                en dürfen.                                                                                det ein Engel den Eheleuten schließlich,    auch bei Lukas als – indirekter – Vorfah-
                                                                                                          dass Gott ihr Flehen erhört hat. Anna       re Jesu genannt. Dies geht aus zwei Bi-
                                                                                                          und Joachim eilen daraufhin zur Gol-        belabschnitten hervor, die aber im Übri-
                „Wir glauben ganz fest daran, dass das Gebet Kraft hat und dass es die
                                                                                                          denen Pforte des Tempels in Jerusalem,      gen recht unterschiedlich aufgebaut und
                Kinder und ihre Familien stärkt, wenn sie sich von der ganzen Gemeinde                    um ihre Dankbarkeit zu bekunden und         inhaltlich teilweise abweichend sind:
                getragen und begleitet wissen.“                                                           zu opfern. Sie umarmen einander innig       Die Genealogie Jesu bei Matthäus (um
                                                                     Eine ältere Gottesdienstbesucherin   und neun Jahre später bringt Anna ihr       80/90 n. Chr.) geht von der fernen Ver-            C
22 | Lebendig                                                                                                                                                                                            Lebendig | 23
gangenheit aus: „Buch des Ursprungs          hebt Matthäus sogar im Eingangsvers                                                                                                 Relief der „Wurzel
                Jesu Christi, des Sohnes Davids, des         hervor. Als Nachfahre Davids ist Jesus                                                                                              Jesse“ über dem Süd-
                Sohnes Abrahams. Abraham war der             der wahre König Israels. Mit diesem                                                                                                 portal von St. Lamberti,
                Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob      Titel erscheint der zeitgleich regierende                                                                                           Münster
                von Juda und seinen Brüdern. […] Obed        König Herodes als sein Gegenspieler (Mt                                                                                             Foto: FJ.LS, 16.11.2018
                war der Vater von Isai, Isai der Vater des   2,1-12) und beim hoheitlichen Einzug in
                Königs David. David war der Vater von        Jerusalem vor der Passion wird der mes-
                Salomo. […] Salomo war der Vater von         sianische Anspruch Jesu offenbar (Mt
                Rehabeam. […] Jakob war der Vater            21,1-11).
                von Josef, dem Mann Marias; von ihr
                wurde Jesus geboren, der der Christus        ■ Ferner betont Matthäus, dass Jesus ein
                (der Messias) genannt wird.“                 „Sohn Abrahams“ sei. Indirekt wird
                Matthäus 1,1-16 (hier stark gekürzt; die     damit angedeutet, dass sich in Jesus
                vollständige Genealogie verzeichnet 42       die Segensverheißung an den Erzvater
                Generationen; Mt 1,17)                       erfüllt hat: „Durch dich sollen alle Ge-
                                                             schlechter der Erde Segen empfangen“
                Die Genealogie des Lukas (um 80/90 n.        (Gen 12,3). So spannt das Matthäusevan-
                Chr.) geht umgekehrt vor und zählt die       gelium einen Bogen von Abraham bis
                Generationen zeitlich rückläufig auf:        zum weltweiten Missionsauftrag in Mat-
                „Jesus war, als er zum ersten Mal öffent-    thäus 28,19f.
                lich auftrat, etwa dreißig Jahre alt. Er
                galt als Sohn Josefs. Die Vorfahren          ■ Bei Lukas ist das letzte Glied in der
                Josefs waren: Eli […], David, Isai […],      Kette der Vorfahren sogar Adam und
                Juda, Jakob, Isaak, Abraham, Terach […],     dann Gott: Jesus ist der „neue Adam“,
                Sem, Noach, Lamech, Metuschelach […],        in Jesus Christus wird uns Gott auf eine
                Set, Adam; (der stammte von) Gott.“ Lu-      unüberbietbare, Heil schaffende Weise
                kas 3,23-38 (hier stark gekürzt, die voll-   leibhaftig gegenwärtig. Angedeutet wird
                ständige Genealogie enthält 76 Namen)        die Spannweite der Heilsgeschichte von
                                                             der Schöpfung (Adam) bis zur Erlösung
                Das älteste Evangelium, die theologische     (Jesus Christus).
                Geschichtserzählung des Markus (um 70
                n. Chr.), enthält noch keine Genealogie.     ■ Darüber hinaus zeigen die Genealogi-
                Erst das wachsende Interesse der Urkir-      en eindrucksvoll die jüdischen Wur-
                che an einer Kenntnis der Herkunft Jesu      zeln Jesu. Er ist ein Sohn Israels und
                und die Absicht, seine außerordentliche      steht in der Tradition seines Volkes. So
                Hoheit auch genealogisch zu begründen,       sollte auch die christliche Kirche immer
                dürfte die beiden späteren Evangelisten      wieder zeigen, wie sehr sie mit dem Ju-
                Matthäus und Lukas veranlasst haben,         dentum verbunden ist: „Der Glaube Jesu
                neben Kindheitsgeschichten auch Vor-         eint uns, der Glaube an Jesus trennt uns“
                fahren-Listen Jesu zu präsentieren. Sie      (Schalom Ben-Chorin, jüdischer Religi-
                vermitteln wichtige Botschaften:             onsphilosoph).                              als wollte der Evangelist bereits hier an-   Großvater Jesu „väterlicherseits“ heißt,
                                C
                ■ Theologisch bedeutsam ist, welche
                Personen jeweils am zeitlichen Anfang        ■ Bemerkenswert ist aber auch, dass
                                                                                                         deuten, dass das Heil Gottes nicht auf
                                                                                                         Israel beschränkt ist („Darum geht zu
                                                                                                                                                      denn Matthäus behauptet, dass ein
                                                                                                                                                      Mann namens „Jakob“ der Vater von Jo-
                der Abstammungskette genannt wer-            Matthäus die Namen von vier nichtjü-        allen Völkern …“, Mt 28,19).                 sef gewesen sei, Lukas hingegen nennt
                den. Beide Genealogien registrieren eine     dischen („heidnischen“) Frauen in seinen                                                 ihn „Eli“. Diese Ungenauigkeit bzw. Un-
                Abstammung Jesu aus dem königlich-           Stammbaum aufnimmt (Tamar, Rut, Ra-         Kehren wir zur Ausgangsfrage zurück,         sicherheit wird noch verstärkt, wenn
                messianischen Geschlecht Davids. Dies        hab und die Frau des Urija). Es scheint,    so bleibt offen, wie der (rechtliche)        man bedenkt, dass die Genealogien auch          C
24 | Lebendig                                                                                                                                                                                         Lebendig | 25
Zwischen Ahnentafel und Stammbaum:
                                                                                                          Familienforschung in Westfalen
                sonst in den Namensnennungen über-          schon im 16. Jahrhundert entstanden.
                wiegend uneinheitlich sind: Von den 102     1912/13 wurde eine detailgetreue Kopie
                insgesamt genannten Personen kommen         gefertigt.                                    Jeder Mensch stammt von einer Mutter ab. Das ist nicht zweifelhaft. Der Vor-
                nur 17 in beiden Abstammungslisten vor                                                    gang der Geburt ist der Beweis. Jedes Kind hat auch einen Erzeuger, der von
                (85 werden also nur einmal – entweder       Das bilderreiche Relief ruht auf einem
                bei Matthäus oder bei Lukas – erwähnt).     Türsturz, der zwischen den Monogram-
                                                                                                          dem Kind später möglicherweise gar nichts weiß. Zum „Vater“ wird er erst,
                So ergeben sich recht unterschiedliche      men für Jesus und Maria in Latein die         wenn er das Kind als das Seine anerkennt und damit für das Kind Verantwor-
                Genealogien. Daher ist davon auszuge-       Worte des Propheten Jesaja wieder-            tung übernimmt. Die Römer sagten: Pater semper incertus, „der Vater [Erzeu-
                hen, dass die Verfasser der Listen nicht    gibt: „Doch aus dem Baumstumpf Isais          ger] immer unsicher“.
                in erster Linie historisch gesicherte An-   wächst ein Reis hervor, / ein junger Trieb
                gaben präsentieren wollten, sondern         aus seiner Wurzel bringt Frucht“ (Jesaja
                beabsichtigten, in einer je eigenen Ab-     11,1). Darüber ist der liegende, schlafen-       Ein „Stammbaum“ zeigt die bekannten          Eine „Ahnentafel“ zeigt dagegen die
                stammungslinie die Messianität und die      de Jesse (= biblisch Isai, der Vater Davids   Nachfahren eines Menschen (s. Beispiel       bekannten, biologischen Vorfahren eines
                weltweite Bedeutung Jesu zu bezeugen.       und damit Begründer der königlichen           auf Seite 28). Das Wort steht für die Vor-   Menschen, also seine zwei Eltern, vier
                                                            Dynastie Israels) zu sehen. Aus seiner        stellung, dass aus einer Wurzel ein sich     Großeltern, acht Urgroßeltern u.s.w. (in
                                                            Seite entspringt ein Baum, von dessen         verzweigender Baum erwächst. Diese           Potenzen von 2). Durch Verwandtenhei-       Dr. Leopold Schütte (78)
                In den bildnerischen Darstellungen der      Stamm zu beiden Seiten sechs mit rei-         „Wurzel“ ist nach der biblischen Schöp-      raten können manche dieser Positionen       war Oberstaatsarchivrat
                Vorfahren Jesu sind zwei Varianten zu       chem Laubwerk geschmückte Äste ab-            fungsgeschichte Adam, der erste Mensch.      identisch sein. Heiraten unter nahen Ver-   am früheren Staatsarchiv
                                                                                                                                                                                                   Münster. Er ist ausgewiesener
                unterscheiden:                              zweigen. Sie tragen Blütenkelche mit          Oft wird dies Baum-Bild in den bildlichen    wandten dienten dem Machterhalt, wa-
                                                                                                                                                                                                   Spezialist für Westfälische
                ■ Der Bildtyp der „Heiligen Sippe“ geht     den Bildern von zwölf jüdischen Köni-         und schriftlichen Darstellungen auf eine     ren aber fast überall auf der Erde ungern   Landesgeschichte und Ehren-
                von Marias Verwandtschaft aus und           gen der messianischen Linie David-Salo-       einzige Abstammungslinie reduziert – so      gesehen bzw. verboten.                      mitglied der Westfälischen
                stellt unter anderem ihre Mutter Anna       mo (unten links David mit der Harfe). Im      bei der Genealogie Jesu nach Lukas. Bei                                                  Gesellschaft für Genealogie
                und ihren Vater Joachim klar heraus.        Gipfelfeld thront Maria mit dem Jesus-        diesem stammt Jesus als der„Sohn Da-            Gegenstand der Familienforschung         und Familienforschung. Zu
                Joachim gilt als Schutzpatron der Vä-       kind, zu beiden Seiten von einem kni-         vids“ über diesen hinaus von Adam ab.        sind in der Regel die Vorfahren. Eine       seinen zahlreichen Publikati-
                ter und Großväter. Beider Fest wird am      enden Engel verehrt. So ergibt sich eine                                                   Ahnentafel kann immer nur so weit zu-       onen zählt auch das Lexikon
                                                                                                                                                                                                   „Wörter und Sachen aus
                26. Juli gefeiert. Dagegen ist der Vater    Verbindung zwischen Jesse, aus dessen                                                      rückreichen, wie es sichere historische
                                                                                                                                                                                                   Westfalen 800 bis 1800“
                Josefs, sei es nun Jakob oder Eli, in der   Leib ein Spross (lat. virga = Reis, Rute,                                                                    Quellen gibt. Solche      (2. A. Duisburg 2014), in
                Volksfrömmigkeit nahezu unbekannt.          Zweig) wächst, und der Jungfrau (lat.                                                                        gibt es einigermaßen      dem er sein Wissen über
                                                            virgo) Maria. Zugleich wird der Über-                                                                        lückenlos nur für we-     Westfalen auf mehr
                ■ Der Bildtyp der „Wurzel Jesse“ weist      gang vom Alten Bund (hier repräsentiert                                                                      nige Hochadelsfami-       als 800 Seiten zusammen-
                auf die Vorfahren Josefs (zumindest in      durch die jüdischen Könige) zum Neuen                                                                        lien etwa bis ins 15.     gefasst hat.
                einer Auswahl) hin. Ein eindrucksvolles     Bund (mit Jesus Christus und Maria) an-                                                                      oder 14. Jahrhundert.
                Beispiel dieser genealogischen Darstel-     gezeigt. Den oberen Abschluss bildet die                                                                     Davor wird es „dünn“
                lung befindet sich in der Bekrönung des     Halbfigur des segnenden Gottvaters. ■                                                                        mit den Quellen. Nur
                Hauptportals der St. Lamberti-Kirche in                                                                                                                  wenige können sich
                Münster (am Beginn der Salzstraße). Das                  Franz-Josef Lütke Schelhowe                                                                     bis zu Karl dem Gro-
                originale Kunstwerk ist wahrscheinlich                                                                                                                   ßen vor 1300 Jahren
                                                                                                                                                                         und seinen Vorfah-
                                                                                                                                                                         ren zurückverfolgen.

                                                                                                                                                                             Nach dem in der
                „Frag doch die Generation vor dir,                                                                                                                        Vergangenheit ver-
                     und sieh dir die Fülle der Erfahrungen deiner Vorfahren an.“                                                                                         bindlichen und auch
                                                                                                          Ahnentafel des Sigmund Christoph Graf von Waldburg-Zeil-        heute noch üblichen
                                                                Hiob 8,8                                  Trauchburg, Domherr in Konstanz seit 1776.                      Namensrecht trägt
                                                                                                          Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe 73/IX.                  das Kind den Namen
                                                                                                                                                                                                        C
26 | Lebendig                                                                                                                                                                                            Lebendig | 27
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