ERNÄHRUNG AN DER HÄMODIALYSE ÜBERSICHT AUS NEUEN LEITLINIEN - HÄMODIALYSE ANWENDERSEMINAR, 29.10.2020 FRANZISKA ALMER - ERNÄHRUNGSBERATERIN BSC SVDE
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ERNÄHRUNG AN DER HÄMODIALYSE ÜBERSICHT AUS NEUEN LEITLINIEN HÄMODIALYSE ANWENDERSEMINAR, 29.10.2020 FRANZISKA ALMER – ERNÄHRUNGSBERATERIN BSC SVDE
ZU MEINER PERSON Dozentin FFHS Bacherlor Ernährung und Diätetik Beratung von Menschen mit metabolischem Syndrom Beratung von Menschen in komplexen Schule für Ernährungsberatung Zürich Situationen (Nephrologie, Adipositas) 2003 – 2006 2006 - 2019 Seit 2016 Seit 2019 Kantonsspital Winterthur JoNCo Ernährungsberatung GmbH Zusammenarbeit mit FMC, Betreuung von Klinische Ernährung innere Medizin und diversen Dialysezentren / Dozentin Juventus Chirurgie Schule Medizin / diverse Projekte Ab 2008 Spezialisierung Nephrologie/ Betreuung Nephrologie Hauptverantwortung Mitglied Fachgruppe Deutschschweiz Nephrologie SVDE
Leitlinien und Interpretation Ziele und Indikationen für eine ÜBERSICHT AUS DEN Ernährungstherapie LEITLINIEN Ernährungstherapie Ernährung an der Energie Hämodialyse Protein Phosphat, Kalium, Natrium Flüssigkeit Ernährung in spezifischen Situationen Mangelernährung Diabetes / Adipositas
LEITLINIEN UND IHRE INTERPRETATION unterschiedlichsten Ursachen der Nieren- oder Grunderkrankungen jede Grund- und Folgeerkrankung bringt unterschiedliche Aspekte mit sich und erschwert eine Konsensfindung keine Leitlinie, die für alle Konstellationen eine eindeutige Evidenz liefert individuelle Beurteilung und Zielsetzung jedes einzelnen Klienten Praktische Umsetzung der theoretischen Empfehlungen zusammen mit Klient persönlichen Standpunkte einbeziehen Lebensqualität und Genuss beibehalten Eine in Nephrologie spezialisierte Ernährungsfachperson in der interdisziplinären Behandlung miteinzubeziehen wird daher empfohlen (diverse Leitlinien / Artikel)
INDIKATIONEN ERNÄHRUNGSTHERAPIE Beispiele von Zielen der Ernährungstherapie und Indikationen bei chronischer Niereninsuffizienz in den Stadien 1-5 (6): Behandlung von Komorbiditäten, um eine Progression zu verlangsamen Umfassendes Assessment und Planung von Interventionen unter Berücksichtigung von individuellen Zielen und Lebensqualität. Unterstützung in der Umsetzung individueller Ziele mit verhaltenstherapeutischen Methoden Korrektur bzw. Behandlung von Elektrolyt- und Flüssigkeitsverschiebungen unter Berücksichtigung saisonaler Vorlieben der Patienten. Assistenz im Aufdecken von Fehlern der Medikation und Optimierung der Dosierung und Verteilung bspw. von Phosphatbindern. Ikizler, T. A., Burrowes, J. D., Byham-Gray, L. D., Campbell, K. L., Carrero, J.-J., Chan, W., Fouque, D., Friedman, A. N., Ghaddar, S., Goldstein-Fuchs, D. J., Kaysen, G. A., Kopple, J. D., Teta, D., Yee-Moon Wang, A. & Cuppari, L. (2020). KDOQI Clinical Practice Guideline for Nutrition in CKD: 2020 Update. American journal of kidney diseases : the official journal of the National Kidney Foundation, 76(3S1), S1-S107.
ERNÄHRUNGSTHERAPIE Zu beurteilen sind Grunderkrankungen (Diabetes, Herzkreislauf, multiples Myelom, Nierenzellkarzinome, Hepatitis, HIV, Essstörungen…) Stadien der Erkrankung ggf. Anpassung bei hohem Alter Nierenersatzverfahren Hämodialyse (HD) Peritonealdialyse (PD) Nierentransplantation
KONSEQUENZEN DER CHRONISCCHEN NIERENINSUFFIZIENZ Konsequenz der Reaktion / Ergebnis Assessment Parameter CNI Urämie Anorexie Orale Aufnahme (Ernährungsanamnese) Malnutrition, erhöhte Mortalität Mangelernährungsscreenings, BIA Harnstoff/Stickstoff Metabolische Azidose Erhöhter Proteinkatabolismus Bikarbonat im Serum Muskelabbau Hyperkaliämie Erhöhte Muskelkontraktion Kalium (Serum, BGA) Herz-/Atemversagen Hypervolämie Ödeme / Aszites Körperliche Untersuchung Hypertonie, erhöhter kardialer Output Bioimpedanz Analalyse Anämie Reduzierter Sauerstofftransport Hämoglobin, Hämatokrit, Eisenstatus Dyspnoe, Fatigue, reduzierte Lebensqualität Hyperphosphatämie Gehemmte 1-α-Hydroxylase Phosphat, PTH, Serumkalzium, Vitamin D Sekundärer Hyperparathyreodismus Adaptiert nach [Steiber A L: Chronic Kidney Disease. Journal of Parenteral and Enteral Nutrition 2014; 38(4): 418–26.] 28.10.2020 8
ERNÄHRUNGSPROBLEME BEI CNI unzureichende Energie- und Nährstoffaufnahme Inappetenz (Urämie) Mundtrockenheit Müdigkeit Medikamentennebenwirkungen psychosoziale und sozioökonomische Faktoren unnötige Ernährungsrestriktionen … Erhöhter Nährstoffbedarf (u.a. durch die chronische Entzündung) Ernährungsbedingt veränderte Laborwerter (Phosphat, Kalium) Flüssigkeits- und Volumenproblematik ESPEN Consensus report. Expert working group report on nutrition in adult patients with renal insuffiency (part 1 and 2) 2000 28.10.2020 9 Foque et al. EBPG Guideline on Nephrol Dial Transplant (2007) 22 [Suppl2: ii45-ii87
ERNÄHRUNGSTHERAPEUTISCHE ZIELE BEI CNI Verbesserung und/oder Erhalt eines guten Ernährungszustandes Angepasste Proteinzufuhr (abhängig von GFR und Therapie) Früherkennung (Risiko) Mangelernährung Keine unnötigen Einschränkungen – Lebensqualität erhalten Reduktion von metabolischen Komplikationen und Folgeerkrankungen Laborwerte im Zielbereich halten Phosphat (
ENERGIE
ENERGIE CNI 3-5 Hämodialyse Peritonealdialyse 25-35 kcal / kg ABW 25-35 kcal / kg ABW* 25-35 kcal / kg ABW < 60 J: 35 kcal/kg ABW Energie < 60 J: 35 kcal/kg ABW < 60 J: 35 kcal/kg ABW > 60 J: 30 kcal/kg ABW > 60 J: 30 kcal/kg ABW > 60 J: 30 kcal/kg ABW Einberechnung der Energie der Glukose des Dialysates
INDIVIDUELLER ENERGIEBEDARF Der Energiebedarf ist aufgrund der chronischen Inflammation erhöht. Aufrechterhalten einer bedarfsdeckenden Energieaufnahme von durchschnittlich 30 kcal/kg KG/Tag ist essenziell, um eine neutrale Stickstoffbilanz aufrecht zu erhalten Wenn verfügbar, wird eine indirekte Kalorimetrie empfohlen Bei PD-Patienten wird die Energiezufuhr durch das glukosehaltige Dialysat miteinberechnet und die orale Aufnahme von schnell resorbierbaren Kohlenhydraten reduziert Stadien 1–3 der CNI: 25 bis 30 kcal/kg KG/ABW pro Tag je nach Komorbidität, ernährungstherapeutischen Zielen und Aktivität Stadien 4–5: bis 35 kcal/kg KG/ABW pro Tag je nach Komorbidität und Aktivität Ikizler, T. A., Burrowes, J. D., Byham-Gray, L. D., Campbell, K. L., Carrero, J.-J., Chan, W., Fouque, D., Friedman, A. N., Ghaddar, S., Goldstein-Fuchs, D. J., Kaysen, G. A., Kopple, J. D., Teta, D., Yee-Moon Wang, A. & Cuppari, L. (2020). KDOQI Clinical Practice Guideline for Nutrition in CKD: 2020 Update. American journal of kidney diseases : the official journal of the National Kidney Foundation, 76(3S1), S1-S107. Hauner H, Beyer-Reiners E, Bischoff G, et al.: Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis (LEKuP). Aktuel Ernahrungsmed 2019; 44(06): 384–419.
PROTEIN
PROTEINBEDARF CNI 3-5 Hämodialyse Peritonealdialyse 0.55 - 1.0 g Bei Diabetes: 0.8 - 0.9 g Akute Erkrankung mit Protein Hospitalisation: 1.0 - 1.5 g/kg KG 1.2 - 1.5 g/kg KG 1.0 - 1.2 g (Druml et al., 2015; Ikizler et al., Peritonitis: >1.5g/kg KG 2020) Bei Progressionsrisiko: < 1.3 g (Eknoyan et al., 2013)
INDIVIDUELLER PROTEINBEDARF HD/PD Ab Beginn einer HD/PD steigt der Proteinbedarf auf mindestens 1.0 – 1.5 g/kg KG/Tag Verlust über das Dialysat ist abhängig von der Dialysemethode Während einer HD-Sitzung tritt ein Proteinverlust von zirka 8 g auf (ca. 2 g /pro Stunde bei einer Hämofiltrationsmembran) bei der PD kann mit einem Verlust von 0.2 g/Liter Filtrat bzw. Dialysat gerechnet werden. Bei der PD wird eine Messung des Proteinverlustes empfohlen. Durch eine intradialytische orale Nährstoffaufnahme kann proteinkatabole Prozess in einen anabolen Zustand umgekehrt werden. Hauner H, Beyer-Reiners E, Bischoff G, et al.: Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis (LEKuP). Aktuel Ernahrungsmed 2019; 44(06): 384–419. Brodmann, D.: Intradialytische Ernährung – Oral? Enteral? Parenteral? Aktuelle Ernährungsmedizin 2017; 42: 388–94.
PHOSPHAT
HYPERPHOSPHATÄMIE - URSACHEN Mögliche nicht nutritive Ursachen einer Hyperphosphatämie: Shift vom Intra- in den Extrazellulärraum Tumor Lyse-Syndrom, Rhabdomyolyse / Azidose / Insulinmangel Erhöhte gastrointestinale Resorption Phosphathaltige Abführmittel oder Einläufe Zu niedrig dosierte Phosphatbinder Verminderter renaler Verlust Niereninsuffizienz Hyperparathyreodismus Lhotta K, Störungen des Phosphathaushaltes Journal für Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel - Austrian Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 2011; 4 (4), 20-23
PHOSPHAT Serumlevel
PHOSPHATRESORPTION
REDUKTION PHOSPHAT-AUFNAHME Künstliche Phosphatquellen:100% Resorption E 322, E 338-341, E 343, E 450-452 Cola, Wurstwaren, Schmelzkäse, Fertiggerichte, Backtriebmittel E 1410, E 1412-1414, E 1442 Sehr selten eingesetzt, müssen kaum beachtet werden Flüssige Phosphatquellen: 100% Resorption Bier, Rivella, Ovomaltine, Sportlergetränke
REDUKTION PHOSPHAT-AUFNAHME Tierische Phosphatquellen: bis zu 60% Resorption Milch, Milchprodukte Hartkäse ( je härter desto höher der Gehalt) Fleisch v.a. Innereien Fisch v. a. Meeresfrüchte Protein:Phosphat sollte max. 1:15 betragen
PHOSPHAT-PROTEIN VERHÄLTNIS Phosphat:Protein Quotient
INDIVIDUELLE PHOSPHATREDUKTION Essgewohnheiten abklären Ausführliche Ernährungsanamnese, spezifisch nach Phosphatquellen befragen Exzessive Mengen reduzieren Verhandeln mit Klienten Was ist überlebenswichtig? Was kann durch Alternativen ersetzt werden ohne, dass die Lebensqualität sinkt ... Reduktion / Weglassen von künstlichen Phosphatquellen Phosphatarme Alternativen aus der gleichen Lebensmittelgruppe aufzeigen 28.10.2020 24
PHOSPHAT-ZUSÄTZE Umsetzung im Alltag Am häufigsten im Beratungsalltag: E450-452 in Fleisch- und Wurstwaren Bio - Wurstwaren dürfen keine Phosphatzusätze enthalten: Nitritsalze statt Phosphatzusatz Verpackungen prüfen oder beim Metzger nachfragen meistens unproblematisch: Rohschinken, Trockenfleisch, Salami (8-tung Salz!) Fertigprodukte reduzieren bzw. Zusätze beachten häufig konsumierte Lebensmittel überprüfen und allenfalls ersetzen 28.10.2020 25
Phosphatreiche Nahrungsmittel Ersatzmöglichkeiten / Empfehlung Hartkäse, Halbhartkäse Weichkäse (z.B. Tomme, Camembert, Brie), Quark, Hüttenkäse, Frischziger Feta, Mozzarella Schmelz- und Streichkäse (z.B. Gerber, Kiri, La Vache Frischkäse (z.B. Philadelphia, Cantadou, Tartare) qui rit), Toast-Scheibletten einzeln verpackt Galakäsli Fertigfonduemischung Wurstwaren mit Phosphatzusätzen (E450-452) Wurstwaren ohne Phosphatzusätze (450-452), Bio-Wurstwaren, kalter Innereien Braten, Roastbeef, Trockenfleisch, Salami, Rohschinken Fleisch, Eier, geeignete Milchprodukte Muscheln / Meeresfrüchte Alle anderen Fischarten – max. 2x / Woche Nüsse, Samen, Kerne Menge beachten Sojabohnen Tofu, Linsen, weisse Bohnen, Kichererbsen: Menge beachten Schokolade, Kakao Süssigkeiten/Gebäck/Patisserie ohne Schokolade oder Nüsse Rivella, Colagetränke, Sportgetränke Alle anderen Getränke, z.B. Sinalco, Citro, Sirup, Tee Mezzo Mix als Cola-Ersatz Joghurt, Joghurtdrink Quark, Blanc Battu Milch, Buttermilch, Sojamilch Max. _ dl Milch/d oder max. _ dl Joghurt/d
PHOSHATBINDER Calciumacetat Calciumcarbonat Renvela® Renvela® Pulver Bindungskapazität 18-23 mg Bindungskapazität 39 mg Bindungskapazität 64 mg Bindungskapazität 192 mg 0.1-0.15 CHF / Stück 0.1-0.17 CHF / Stück 1.56 CHF / Stück 4.67 CHF / Sachet Renagel® Fosrenol® Velphoro® Bindungskapazität 64 mg Bindungskapazität 135 mg Bindungskapazität 100 mg 1.62 CHF / Stück 2.83 CHF / Stück 3.95 CHF / Stück
STEIGERUNG DER ADHÄRENZ DER P-BINDEREINNAHME Welches ist der Phosphatbinder? Richtiger Einnahmezeitpunkt: Renagel®, Calcium Acetat, Calcium Carbonat, Renvela®, AcetaPhos® zum Essen Fosrenol®, Velphoro® vollständig zerkauen, während/unmittelbar nach Essen einnehmen Immer dabeihaben (Auswärtsessen, Ausgang, ZMZ, Kantine usw.) Abgleich verordnete Menge (Gesamtmenge Phosphatbinder Nephrologe, ERB passt diese dann an) aktuelle Einnahme ↔ an Kost angepasste Einnahme Korrekte Menge pro MZ (→ Angepasst an die Phosphatzufuhr) Zwischenmahlzeiten je nach Phosphatgehalt und Laborwert abdecken Repetition in jeder Beratung!
KALIUM
HYPERKALIÄMIE - URSACHEN Mögliche nicht nutritive Ursachen einer Hyperkaliämie: Medikamente kaliumsparende BD-Medikamente wie ACE-Hemmer (-pril als Endung bei Wirkstoff Digoxin®, Beta-Blocker, NSAR, Digitalis, Heparin Immunsuppressiva wie Sandimmun® Verstärkte Kaliumfreisetzung aus den Zellen / Extrazellulärer Kalium-Shift Azidose (ab einer GFR 22 mmol/l Muskelabbau, Verbrennung, Trauma, … Insulinmangel (Störungen des KH-Haushaltes) Hämolyse Reduzierte Kaliumausscheidung Obstipation Niereninsuffizienz Druml W et al. Enterale und parenterale Ernährung von Patienten mit Niereninsuffizienz. DGEM Leitlinien. NKF 2015
KALIUM Serumlevel: 3.5 – 5.0 mmol / L (CNI, HD, PD) Ausschluss nicht nutritiver Ursachen der Hyperkaliämie! Behandlung Azidose! Nephrotrans®, BicaNorm® Zielwert Bicarbonat >22 mmol/L Individuelle Anpassungen, Exzesse meiden Cave Obstipation bei Reduktion Nahrungsfaseraufnahme Immer Labor beachten, keine Präventivmassnahmen! CNI ERGÄNZUNGEN AUS DER PRAXIS 28.10.2020 31
KALIUM - VORKOMMEN Kartoffeln Gemüse, Gemüsesäfte Früchte, Dörrfrüchte, Fruchtsäfte Pilze Nüsse, Samen, Kerne, Weizenkeime, Kastanie Hülsenfrüchte Schokolade, Kakao Milch, Joghurt Nur bei grossen Mengen relevant Hefeextrakte, Fleischextrakte, Sojasauce, Worcestersauce, Tomatenpüree
KALIUM – OBST / GEMÜSE Kaliumreiche Früchte: > 300 mg Kalium pro 100g Aprikosen, Bananen, Kiwi, Holunderbeere, schwarze Johannisbeere, Zuckermelone Dörrobst, Datteln Kaliumreiche Gemüse: > 400 mg Kalium pro 100g Fenchel, Spinat, Randen (rote Beete), Rosenkohl, Dörrbohnen, Grünkohl Avocado Nüsslisalat Bambussprossen, Gartenkresse
INDIVIDUELLE KALIUMREDUKTION Essgewohnheiten abklären, individuell anpassen saisonale Exzesse vermeiden: Saisonfrüchte, Weihnachten Kaliumreiche Früchte: > 300 mg Kalium pro 100g, Fruchtsäfte, Dörrobst Kaliumreiche Gemüse: > 400 mg Kalium pro 100g, Gemüsesäfte Nüsse, Samen, Kerne, Weizenkeime, Schokolade, Kakao, Hülsenfrüchte: Menge beachten Milchprodukte: Analog Phosphat Milch und Joghurt einschränken Zubereitung: Kalium ist wasserlöslich. Kartoffeln klein schneiden, in kaltem Wasser aufsetzen, kochen, Kochflüssigkeit weggiessen Kaliumbinder: Resonium®A, Sorbisterit®, Veltassa® (Einnahme 3 h vor/nach anderen Medikamenten, unabhängig von einer Mahlzeit)
KALIUM - AUSTAUSCHHARZE Quelle: compendium.ch / adlershop.ch
NATRIUM
NATRIUM Labor: Nicht relevant für Empfehlung der Salzzufuhr (da abhängig vom Hydratationsstatus und unabhängig von der Nierenfunktion) in englischen Studien und Unterlagen wird oft nur der Sodium-Wert angegeben → muss noch zu NaCl umgerechnet werden! Ziel in der Ernährungsberatung: langsam und schrittweise! Reduktion der NaCl-Aufnahme um mindestens 1-2 Gramm / d Zielzufuhr: 5.8 – 6.3 g NaCl / Tag
SALZSENSITIVITÄT Alle Patienten mit CNI sind salzsensitiv Hypertonie bedingt durch eine hohe Salzaufnahme wirkt sich bei der Allgemeinbevölkerung negativ auf den Langzeitverlauf der GFR und auf die Anfälligkeit für die Entwicklung einer Proteinurie aus Eine Salzreduktion bei Patienten ab CNI Stadium 3-4 führt zu einer Verbesserung des Blutdruckes und des Hydratationsstatus Marieke A H et al. (2018); Limited salt consumption reduces the incidence of chronic kidney disease: a modeling study, Journal of Public Health, 2018 https://doi.org/10.1093/pubmed/fdx178 Saran R. et al. (2017) Randomized Crossover Trial of Dietary Sodium Restriction in Stage 3-4 CKD. Clin J Am Soc Nephrol. 2017 Mar 7;12(3):399-407. doi: 10.2215/CJN.01120216.
SALZ-REDUKTION Genaue Ernährungsanamnese bezüglich Salzaufnahme Wo isst der Patient: zu Hause, Kantine, Restaurant Suppen Brot zu den Hauptmahlzeiten Salzige Snacks zwischendurch, am Abend, Apéro Fertiggerichte Zubereitung (Verwendung von Salz, Bouillon, Streuwürzen) Nachsalzen am Tisch
SALZ-REDUKTION Bewusstsein für den eigenen Salzkonsum schärfen Kein Nachsalzen → Gericht zuerst testen Suppen möglichst weglassen (bis 1g Salz pro dl Suppe) Süsse Hauptmahlzeiten und Zwischenmahlzeiten einplanen Weniger Fertigprodukte (Salzgehalt ↑ bei jedem Verarbeitungsschritt) Auswärts essen: Suppe weglassen, Brot reduzieren/weglassen, Apéro: Menge reduzieren Zubereitung: langsam weniger Salz verwenden, wenn möglich mehr Kräuter, Gewürze, Zwiebeln usw. verwenden Die Geschmacksknospen gewöhnen sich nach ca. 3 Wochen an eine Salzreduktion
ZUSAMMENFASSUNG NATRIUM Individuelle Beratung / Therapie Lebensqualität des Klienten beachten Prioritäten setzen: Haupt-Salzquellen ermitteln und reduzieren Reduktion um 1-2 g anstreben und keine salzarme Ernährung Achtung Diätsalze → immer abklären da oft kaliumhaltig!
FLÜSSIGKEIT
WASSERHAUSHALT CNI • Normale Trinkmenge in Absprache mit Nephrologe/Kardiologe HD • Harnvolumen + 800 – 1000 ml / Tag • Anurie: 500 – 800 ml / Tag • Maximale Gewichtszunahme + 4.5% vom Trockengewicht interdialytisch PD • Bilanz beachten • Harnvolumen + 1000 ml / Tag
FLÜSSIGKEIT – TIPPS UND TRICKS Kleine Gläser verwenden Schluckweise trinken, Flüssigkeit zuerst im Mund behalten Mund ausspülen statt trinken Bonbons, Kaugummi zuckerfrei (vorzugsweise mit Xylitol) Pfefferminz, Zitronenmelisse, Grapefruit Speichelersatzsprays / Lutschtabletten (z.B. Aquamed®, Glandosan®) Luftbefeuchter bei trockener Luft / im Winter Protokollieren
FLÜSSIGKEIT – GEEIGNETE GETRÄNKE Mineralwasser, Hahnenwasser, Wasser mit oder ohne Kohlensäure je nach Vorliebe Aromatisierte Wasser mit max. 1.5 g KH / dl Tee, Kaffee Bei Bedarf mit Süssstoff, Zitronensaft max. 1.5 g KH / dl Light- oder Zerogetränke Keine Colagetränke, kein Rivella blau (Phosphor) 28.10.2020
ZUSAMMENFASSEND - FLÜSSIGKEIT Individuelle Trinkmenge-Ziele Tägliche Urinmenge + 500 – 1000 ml Maximale Gewichtszunahme interdialytisch 4 – 4.5% Begleitung bei Umsetzung eingeschränkter Flüssigkeits- und Salzzufuhr Tipps und Tricks bei Durst Auswahl geeigneter Getränke Anleitung Salzreduktion
ERNÄHRUNG IN SPEZIFISCHEN SITUATIONEN
PROTEINENERGIEMANGELERNÄHRUNG Proteinenergiemangelernährung (PEM) Chronic disease related malnutrition (C-DRM) gesteigertem Proteinabbau inadäquater Proteinsynthese reduzierter oraler Aufnahme an Proteinen und Energiesubstraten Die PEM präsentiert eine Kombination verschiedener metabolischer und ernährungsassoziierter Störungen und ist eng verbunden mit dem Krankheitsverlauf, der Rate an Hospitalisierungen und der Prognose der Patienten. Eine grosse Zahl von Ursachen können entweder isoliert oder auch synergistisch zur Entwicklung einer PEM beitragen. Druml W, Contzen B, Joannidis M, et al.: S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der AKE, der GESKES und der DGfN1 Enterale und parenterale Ernährung von Patienten mit Niereninsuffizienz. Aktuel Ernahrungsmed. 2015; 40: 21–37. Carrero J J, Stenvinkel P, Cuppari L, et al.: Etiology of the Protein-Energy Wasting Syndrome in Chronic Kidney Disease: A Consensus Statement from the International Society of Renal Nutrition and Metabolism (ISRNM). Journal of Renal Nutrition 2013; 2(Vol. 23): 77–90.
PROTEINENERGIEMANGELERNÄHRUNG
MANGELERNÄHRUNGSSCREENINGS mindestens zweimal jährliche Durchführung eines Screenings zur Erfassung des Risikos für eine PEM empfohlen bei Patienten ohne Nierenersatzverfahren. Die Evidenz ist unzureichend, um 1 ideales Screening bei CNI-Patienten empfehlen zu können Am besten validiert sind das Subjective Global Assessment (SGA) und der Malnutrition Inflammation Score (MIS) Steiber A L: Chronic Kidney Disease. Journal of Parenteral and Enteral Nutrition 2014; 38(4): 418–26. In der Schweiz wird oft das Nutritional Risk Screening verwendet Kondrup J, Rasmussen H H, Hamberg O, et al.: ESPEN Working Group. Nutritional risk screening (NRS 2002): a new method based on an analysis of controlled clinical trials. Clinical Nutrition 2003; 22(3): 321–36 Wichtiger als die Wahl des Screenings scheint die standardisierte Durchführung eines Screenings, welches zumindest in den ersten 90 Tagen nach Start einer Dialyse sowie anschliessend zweimal jährlich zu wiederholen ist Ikizler T A, Cuppari L, Burrowes J, et al.: CLINICAL PRACTICE GUIDELINE FOR NUTRITION IN CHRONIC KIDNEY DISEASE: 2019 UPDATE 2019.
ORALE NAHRUNGSSUPPLEMENTE (ONS) BEI PEM Die Auswahl der ONS soll mit dem Patienten zusammen erfolgen, um so eine hohe und langanhaltende Adhärenz zu erreichen Spezialprodukte mit reduziertem Gehalt an Flüssigkeit und Elektrolyten werden notwendig bei Entgleisungen der entsprechenden Parameter Ansonsten kann auf Standardprodukte zurückgegriffen werden, welche eine grössere Auswahl in der Art, Geschmack, Konsistenz etc. bieten. Komplikationen durch ONS wie Hypotonie, Aspiration, Elektrolyt- oder Glukoseerhöhungen können durch Monitoring vermieden werden Ikizler T A, Cuppari L, Burrowes J, et al.: CLINICAL PRACTICE GUIDELINE FOR NUTRITION IN CHRONIC KIDNEY DISEASE: 2019 UPDATE 2019
WEITERE THERAPIEMÖGLICHKEITEN BEI PEM UND HD Wenn alle orale Möglichkeiten ausgeschöpft sind wird eine enterale Ernährung empfohlen Weiter kann eine intradialytisch parenterale Ernährung verabreicht werden (IDPE) Oral mindestens 50% des Kalorienbedarfs (~20 kcal/kg KG/Tag) Während der Verabreichung einer IDPE Blutzuckerkontrolle druchführen Verabreichung direkt in Dialysekreislauf Engmaschige Kontrollen Laborparameter (HbA1c, Glucose, alkalische Phosphatase, Gamma-GT, ALAT, Triglyceride) Ikizler T A, Cuppari L, Burrowes J, et al.: CLINICAL PRACTICE GUIDELINE FOR NUTRITION IN CHRONIC KIDNEY DISEASE: 2019 UPDATE 2019 Fouque D, Vennegoor M, ter Wee P, et al.: EBPG Guideline on Nutrition. Nephrology Dialysis Transplantation 2007; 22 (Suppl 2): ii45–87.
HÄMODIALYSE UND ADIPOSITAS / DIABETES Zusätzliche Ziele: Reduktion kardiovaskuläres Risiko Gewichtsstabilisation bis langsame Gewichtsreduktion Nierentransplantation ermöglichen Erhalt / Steigerung der Muskelmasse Sarkopene Adipositas verhindern Blutzucker-Einstellung Hyper- und Hypoglykämien (z.B. postdialytisch) vermeiden
MÖGLICHE DILEMMAS? Ernährung an der Dialyse Ernährung bei Diabetes / Adipositas Reduziert / definiert in Reich an Nahrungsfasern Phosphat Gemüse / Obst Kalium Vollkornprodukte Nüsse, Samen, Kerne Energiereich Reduziert in Zucker / Fett Flüssigkeitsreduziert Flüssigkeitsreich
ENERGIEREICHE ERNÄHRUNG NÄHRSTOFFVERTEILUNG 30 – 35 kcal / kg Körpergewicht adjusted bodyweight (ABW) bei BMI >28 als Grundlage der Berechnung Fett ca. 30 % der Gesamtenergieaufnahme Fettqualität ist entscheidend Kohlenhydrate ca. 50 % der Gesamtenergieaufnahme Zucker reduziert, komplexe Kohlenhydrate bevorzugen Protein 15-20 % der Gesamtenergieaufnahme mind. 1.0 g / kg Körpergewicht (resp. ABW bei BMI > 28) Bewegung steigern = Energieumsatz erhöhen, Muskelmasse aufbauen
ZUSAMMENFASSUNG / FAZIT Individuelle Ernährungstherapie / -ziele Unterschiedlicher Verlauf und Entwicklung der Ernährungsziele / -bedürfnisse Unterschiedlichste Ausgangslagen, Vor- und Begleiterkrankungen sowie Persönlichkeiten Lebensqualität fördern / Bedürfnisse wahrnehmen und miteinbeziehen Miteinbezug der Patienten und Angehörigen / Ressourcen im Umfeld nutzen und aufzeigen Interdisziplinäre Zusammenarbeit
FRAGEN
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