"Es ist Zeit, sich zu verändern" - Das Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden - Mobilität 365

Die Seite wird erstellt Kenneth Jost
 
WEITER LESEN
"Es ist Zeit, sich zu verändern" - Das Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden - Mobilität 365
„Es ist Zeit,
sich zu verändern“
   Das Mobilitätsleitbild der
 Landeshauptstadt Wiesbaden

        Autorinnen und Autor:
        Prof. Dr. Andreas Knie
     Dipl.-Ing. Ina-Marie Orawiec
       Prof. Dr. Petra K. Schäfer
"Es ist Zeit, sich zu verändern" - Das Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden - Mobilität 365
Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden                                                                                                                                                                           Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden

Inhaltsverzeichnis

Mobilitätsleitbild LHW                                                           Gutachten: Management Summary

1      Grußwort                                                             3    7     Vorbemerkung                                              40
2      Das Leitbild                                                         4    8 A
                                                                                    usgangssituation Verkehr
    2.1 Präambel – Wiesbaden verändert sich ....... 4                                  der Landeshauptstadt
                                                                                       Wiesbaden                                                 41
    2.2 Allgemeine Mobilitätsziele ........................... 5

                 Rad- und Fußverkehr ................................ 6          9     Vorgehen                                                  43
       2.2.1
                                                                                                                                                      1       Grußwort
       2.2.2     Pendlerverkehre ........................................   7        9.1 Trichtermodell-Methodik .............................   43
                                                                                     9.2 B
                                                                                          ewertung der Verkehrsmittel nach                           Der Verkehr in der hessischen Landeshauptstadt nimmt            Zudem haben wir auf das Wissen von rund 80 Wiesbadener
       2.2.3     Wirtschaftsverkehre .................................      8            ihren Stärken und Schwächen .....................       46   seit Jahren zu und damit auch die Lärm- und Schadstoff-         Organisationen aus den verschiedensten gesellschaftlichen
                                                                                     9.3 I dentifizierung von in Wiesbaden nicht                     belastung für Bürgerinnen und Bürger. Alle Verkehrspro-         Bereichen gesetzt: Wir haben sie eingeladen, das Moblitäts-
       2.2.4     Motorisierter Individualverkehr (MIV)...                   10           umsetzbaren Verkehrsmitteln...................... 50
                                                                                                                                                      gnosen für Wiesbaden zeigen: Wir können nicht einfach           leitbild für die Landeshauptstadt W  ­ iesbaden selbst zu er-
                                                                                     9.4 B
                                                                                          ewertung verbleibender Verkehrsmittel                      nichts tun. Denn sonst stehen wir ziemlich bald vor einem       arbeiten. Für die Stadtpolitik bedeutete dies, auch einmal
       2.2.5     Stadt der kurzen Wege .............................        12           anhand von Chancen und Risiken vor                           Verkehrs­kollaps. Schon heute droht Wiesbaden zu den Stoß-      loslassen zu können, indem wir Bürgerinnen und Bürger
                                                                                         dem Hintergrund von Megatrends .............            52   zeiten am Verkehr zu ersticken. Die gemessenen Schadstoff-      gestalten lassen. Wir ­haben Verant­wortung übertragen, und
       2.2.6     Der öffentliche Verkehr ............................ 14
                                                                                                                                                      werte ­führen uns das tagtäglich schmerzhaft vor Augen.           der Großteil der eingeladenen O
                                                                                                                                                                                                                                                      ­ rganisationen hat mit ihren

3      Ausgangslage                                                         16   10 B usliniennetz und tangen­                                       Wir spüren in Politik und Verwaltung den Handlungs-             Vertreterinnen und Vertretern diese Verantwortung gerne
                                                                                                                                                                                                                        übernommen. ­Ihnen gilt mein besonderer Dank. Denn durch
                                                                                                                                                      druck, so dass wir bereits auf ein drohendes Dieselfahr-
    3.1 Der Stadtverordnetenbeschluss
                                                                                          tiale Verbindungen                                     57
                                                                                                                                                      verbot ­September 2018 mit einem umfassenden Maßnah-            ihr zeitliches und inhalt­liches Engagement ist ein Mobili-
         zum Mobilitätsleitbild ..................................          20                                                                        menplan reagiert haben. Wir müssen aber noch mehr tun           tätsleitbild entstanden, das uns den Weg weist, wohin wir
4      Vorgehensweise                                                       22   11       Szenarien                                              59   und wir müssen es gemeinsam tun. Die teils sehr hitzigen        ­unsere Mobilität in den kommenden zehn bis 20 Jahren
                                                                                                                                                      Diskussionen um neue Verkehrsprojekte zeigen, dass wir           entwickeln sollen. Die Frage „was wollen wir?“ ist mit die-
    4.1 Die Teilnehmer ................................................. 25
                                                                                 12                                                                   einen ­Austausch in der Stadtgesellschaft darüber brauchen,       sem hier vorliegenden Leitbild mit konkreten Umsetzungs­
                                                                                          Fazit                                                  61   ­wohin sich unsere Mobilität in den nächsten Jahren ent-         vorschlägen beantwortet. Und ich gebe gerne zu, dass ich
    4.2 Die eingeladenen Organisationen,
                                                                                                                                                       wickeln soll. Daher haben wir den Mobilitätsleitbildprozess     sehr angetan war, wie respektvoll ­    die Teilnehmerinnen
         Fraktionen und städtischen Ämter ...........                       26
                                                                                 13       Anhang: Begriffsabgrenzung 63                                gestartet, den das Stadtparlament mit großer Mehrheit be-      und ­Teilnehmer miteinander um­gegangen sind. Trotz teil-
5      Die Symposien                                                        28                                                                         schlossen hatte. Wir haben ­etwas Neues probiert, und es hat    weise sehr unterschiedlicher Anschauungen gab es für die
                                                                                                                                                      sich gelohnt. Der Leitbildprozess ist in seiner Herangehens-     ­meisten vor­geschlagenen Maßnahmen einen Konsens un-
    5.1 Symposium Urbanisierung ..........................                  28   14 L iteratur und Quellen zum                                       weise und Tiefe einmalig in Deutschland. Es ist unheimlich        ter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Denn – so habe
                                                                                           Gutachten zur Prüfung                                       viel Expertenwissen zu Zukunftsthemen eingeflossen, wir          ich ­das wahrgenommen – alle Beteiligten hatten ein Ziel
    5.2 Symposium Gesundheit ................................               31            ­innerstädtischer Verkehrs-                                  haben zu wichtigen Verkehrsfragen neue Fachgutachten in-         vor ­Augen, nämlich Wiesbaden lebenswerter zu machen.
                                                                                           mittel des Öffentlichen                                     nerhalb des Prozesses beauftragt.                                Packen wir es also an!
    5.3 Symposium Konnektivität ...........................                 33            ­Personennahverkehrs in
                                                                                           Wiesbaden.                 64
    5.4 Symposium Sicherheit ..................................             35
                                                                                                                                                      Ihr Andreas Kowol
6      Literaturhinweise/Studien                                            37   15       Impressum                                              71   Dezernent für Umwelt, Grünflächen und Verkehr der Landeshauptstadt Wiesbaden

                                                                                                                                                                                                                                                                                   3
"Es ist Zeit, sich zu verändern" - Das Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden - Mobilität 365
Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden                                                                                                                                                     Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden

2         Das Leitbild

2.1	Präambel –
     Wiesbaden verändert sich
Klimakrise, Digitalisierung und demografischer Wandel          erhält Vorfahrt, die Angebotsqualität wird durch flexible Er-
stellen große und globale Herausforderungen für die moder-     gänzungen so erhöht, dass Punkt-zu-Punkt-Verkehre mög-
nen Gesellschaften dar. Besonders im Brennpunkt stehen         lich werden. Wiesbaden bekennt sich dazu, dass in einer
die Städte. Hier entscheidet sich, ob mit technischen und      lebenswerten Stadt weniger öffentlicher Parkraum für pri-
mit sozialen Innovationen die Probleme angemessen bear-        vate Nutzungen vorgehalten wird. Motorisierte Individual-
beitet und neue Lösungen gefunden werden können. Wies-         verkehrsmittel sind in der Nähe und in allen Qualitäten im
baden möchte sich diesen Herausforderungen in besonde-         Sharing-Modus verfügbar. Hohe Flexibilität und Individua-
rem Maße stellen. Denn Wiesbadens Innenstadt verfügt wie       lität werden mit einer hoch effizienten Flächennutzung ver-
nur wenige Großstädte in Deutschland über eine kompakte        bunden. Alle Verkehrsmittel sind durchgängig digital ver-
Struktur mit historisch wertvoller Bausubstanz. Die Stadt      fügbar und fahren zunehmend mit regenerativen Energien.
entwickelt sich in einem wirtschaftlich prosperierenden        Mit einem Klick sind alle Optionen sofort und barrierefrei
Umfeld mit sehr engen Verflechtungen im Ballungsraum           nutzbar. Für die Pendler werden Abstellgelegenheiten am
Rhein-Main. Wiesbaden ist sich bewusst, viele Jahrzehn-        Rande der Stadt geschaffen.                                     2.2      Allgemeine Mobilitätsziele
te Planungsprinzipien gefolgt zu sein, die den Stadtraum
funktional gegliedert und die Bereiche Wohnen, Arbeiten,       Um diesen Prozess anzuschieben, hat die Stadt gemeinsam         Vor dem Hintergrund starker Verkehrsbelastungen und              Hier hat der ÖV Potenzial, neue Fahrgäste zu gewinnen. Als
Einkaufen und Kultur räumlich weit auseinandergezogen          mit Bürgerinnen und Bürgern und der Wissenschaft einen          ­h oher Schadstoff- und Lärmimmissionen soll mit dem             Alternative zum Auto ist auch der Ausbau eines sicheren
haben. Nach diesen Planungen und dem daraufhin entstan-        Leitbildprozess initiiert und entlang der Querschnittsthe-       ­Mobilitätsleitbild ein Prozess starten, der Mobilität in der   Radwegenetzes und der Fußwege zu sehen. Diejenigen, die
denen baulichen Umfeld wurde dem Automobil eine sehr           men „Urbanisierung“, „Gesundheit“, „Sicherheit“ und „Kon-         hessischen Landeshauptstadt neu organisiert. Nur knapp ist     ein berechtigtes Anliegen haben, mit dem Pkw ihr Ziel zu er-
große Bedeutung eingeräumt und die Stadt primär als ein        nektivität“ eine Bestandsaufnahme erarbeitet und gemein-          die Stadt Wiesbaden 2018 einem Dieselfahrverbot entgan-        reichen, sollen das auch weiterhin tun können, etwa um Un-
Transitraum begriffen. Der öffentliche Verkehr, die Fahrrad-   same Planungsprinzipien entwickelt.                               gen. Trotz eines umfangreichen Maßnahmenplans zur Luft-        ternehmen und Geschäfte beliefern oder (Pflege-)Dienstleis-
infrastruktur und der Fußverkehr erhielten in diesen Jahren                                                                      reinhaltung wurden die Stickstoffdioxid-Grenzwerte im Jahr     tungen erbringen zu können.
eine weniger hohe Priorität. Wiesbaden möchte dies verän-      Wiesbaden bekennt sich zu Toleranz, zur Weltoffenheit und         2019 wieder überschritten. Die Verkehrsbelastung hat wei-
dern und im Rahmen der kommunalen Möglichkeiten eine           zur Vielfalt der Möglichkeiten. Die Rückgewinnung von             ter zugenommen. Nach wie vor hat der motorisierte Indivi-      Doch ist Mobilität auch eine stadtplanerische Aufgabe.
Stadt entwickeln, die mit kurzen Wegen ein Höchstmaß an        mehr Aufenthaltsqualität wird dabei nicht ohne Verände-           dualverkehr eine Vorrangstellung im Straßenverkehr. Von        Denn Ziel muss es auch sein, Mobilität zu vermeiden. Die
Erreichbarkeit und Zugänglichkeit schafft. Die hessische       rungen von Routinen und Gewohnheiten einhergehen, der             einer Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer ist nicht      Digitalisierung macht es möglich, dass Menschen von zu-
Landeshauptstadt bekennt sich zur individuellen Mobilität      Prozess des Umbaus auch nicht über Nacht gelingen. Wies-          zu sprechen, gegenseitige Rücksichtnahme wird vermisst.        hause aus arbeiten, sodass Pendlerverkehre deutlich redu-
in einer freiheitlichen Grundordnung und möchte dazu aber      baden verfügt über eine Stadtgesellschaft, die Veränderun-        Ein Schlüssel für besseren Umwelt- und Klimaschutz, für        ziert werden können. Wenn in Stadtquartieren wieder alle
neue Wege gehen und die Stadtgesellschaft zum Treiber          gen aber als Chance begreift, um mit den neuen digitalen          weniger Lärm und Staus und eine lebenswerte Stadt ist die      Angebote des täglichen Bedarfs (Einkaufen) und öffentliche
dieser Transformation machen.                                  Optionen auch tradierte Denk- und Handlungsmuster zu              Reduzierung des Autoverkehrs auf Wiesbadens Straßen so-        Einrichtungen wie Schulen und Kindertagestätten fußläufig
                                                               überwinden und damit auch ein neues städtisches Selbst-           wie ein insgesamt emissionsfreier Verkehr. Zu reduzieren       erreichbar sind, entfällt die Notwendigkeit, längere Wege
Die Stadt will gewährleisten, dass dies in einer modernen,     wertgefühl zu schaffen. Allen Beteiligten ist dabei bewusst,      ist nicht nur der fließende Verkehr, sondern auch der Park-    mit dem Auto zurücklegen zu müssen. Für all das sind neue
zukunftsfähigen Form geschehen kann. Wiesbaden möchte          dass tradierte Denkschemata und eingeschwungene und               verkehr, denn die vom Auto belegten Flächen können und         Mobilitätskonzepte nötig, die nicht an den Stadtgrenzen
die veränderten Wertepräferenzen sowie die Herausforde-        stabilisierte Routinen diesen Wandel blockieren und er-           sollen anders genutzt werden. Etwa für Fuß- und Radwege        Wiesbadens enden dürfen. Hier sind Kooperationen mit
rungen einer nachhaltigen Wirtschaft zu einer neuen Ge-        schweren können, dass unterschiedliche Interessen existie-        oder für öffentlichen Raum, in dem Menschen miteinander        anderen Kommunen und auf Kreis-, Landes- und Bundes-
staltungskraft für den Stadtraum kombinieren und nutzen.       ren und Konflikte unausweichlich sind.                            interagieren.                                                  ebene nötig, etwa für Fahrrad(schnell-)wege, Ladestationen
Wiesbaden wird sich dabei verändern und Korrekturen an                                                                                                                                          oder P+R-Plätze. Das Mobilitätsleitbild soll daher der Auf-
früheren Planungsgrundsätzen vornehmen. Die Mobilität          Aber aus der Einsicht in die Notwendigkeit des Wandels          Der Verzicht auf das eigene Auto muss aber auch attraktiv        takt und das Mittel sein, um Verkehrsstrukturen zu ändern
soll dabei umfassender, vielfältiger verstanden werden, die    zur Erhaltung unserer Lebensgrundlagen wird dies als eine       und machbar sein. Dazu muss sich auch der öffentliche Ver-       und Ideen zu pilotieren. Weil sich nicht in einem Zuge die
Aufenthaltsqualität erhöht, die Ressourcen geschont und        Chance für alle begriffen. Wiesbaden lädt seine Bewohner,       kehr (ÖV) verändern; er muss seine Angebote deutlich aus-        gesamte Stadt umbauen lässt, sollen Experimente in abge-
die Raumaufteilung gerechter werden. Oberstes Prinzip bei      seine Gäste und seine Nachbarn ein, hieran in einem of-         weiten und sie kostengünstiger anbieten. Der Fahrkomfort,        grenzten Stadträumen durchgeführt und bei Erfolg ausge-
der Planung der Verkehrswege ist die Effizienz des Trans-      fenen Prozess mitzuwirken und die Rückgewinnung des             aber auch Kapazitäten müssen deutlich zunehmen, damit            weitet werden. Hierfür braucht es Mut zur Vision und Mut,
portes. Der öffentliche Raum wird so gestaltet, dass zu Fuß    Stadtraumes als ein Gemeinschaftswerk für mehr Lebens-          mehr Bürgerinnen und Bürger freiwillig umsteigen. Vor al-        Dinge zu ändern. Nun muss der Prozess starten – in einem
gehen und Radfahren eine neue Qualität erleben. Der öf-        qualität zu verstehen und voranzubringen. Es ist Zeit, sich     lem bei der Reisezeit ist das eigene Auto oft dem öffentlichen   ideologiefreien Miteinander, so die Erwartungshaltung der
fentliche Verkehr mit Bussen und gegebenenfalls Bahnen         zu verändern.                                                   Nahverkehr überlegen.                                            Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Leitbildprozess.

                                                                                                                                                                                                                                                             5
4
"Es ist Zeit, sich zu verändern" - Das Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden - Mobilität 365
Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden                                                                                                                                                  Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden

                                                                                                                                                                                             2.2.2 Pendlerverkehre

                                                                                                                              ● Dauerparker sind in umliegende Parkhäuser zu verlegen.      Pendler belasten mit den von ihnen verursachten Durch-
                                                                                                                                                                                             gangsverkehren die Innenstadt Wiesbadens. Zudem sorgen
                                                                                                                              ● F
                                                                                                                                 alschparken, vor allem auf Radspuren- und Geh­wegen,       dezentrale Arbeitsstandorte und Auspendler in die Region
                                                                                                                                muss schärfer als bisher kontrolliert und geahndet           für eine Überlastung des Straßennetzes. Für Fernpendler ist
                                                                                                                                werden.                                                      das ÖPNV-Angebot in Wiesbaden jedoch nicht attraktiv ge-
                                                                                                                                                                                             nug. Wiesbaden ist zwar als ICE-Halt ausgebaut, es fahren
                                                                                                                              ● D
                                                                                                                                 as Pendeln mit dem Fahrrad bzw. Pedelec soll durch         aber nur wenige ICE-Züge Wiesbaden an. Da an den Arbeits-
                                                                                                                                gute, sichere und witterungsgeschützte Abstellanlagen        standorten viele Pkw-Stellplätze für Mitarbeiter vorgehal-
                                                                                                                                an den Umstiegspunkten attraktiver werden. Wiesbaden         ten werden und das Radverkehrsnetz Lücken hat, ist für vie-
                                                                                                                                braucht zudem zentrale Fahrradparkhäuser. Parkhäuser         le Pendler das Auto nach wie vor die attraktivste Variante
                                                                                                                                sollen auch für Fahrräder genutzt werden können.             zur Arbeit zu kommen.

                                                                                                                              ● D
                                                                                                                                 as Sharing von Pedelecs soll ermöglicht werden, um die     Auch das Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist
                                                                                                                                Stadtmobilität zu verbessern, aber auch, um die Stadt-       ­mitunter schwierig. Und da die Reisezeit mit dem Pkw oft-
                                                                                                                                Umland-Verbindungen auszubauen. Ferner sind Ladesta-          mals kürzer als mit dem öffentlichen Verkehr ist auch
                                                                                                                                tionen für Pedelecs vorzusehen.                               ­d eshalb das Auto häufig das bevorzugte Verkehrsmittel.
2.2.1 Rad- und Fußverkehr                                                                                                                                                                      Zwar ist die ­Verbindung zwischen den Bahnhöfen insge-
                                                                                                                              ● Ampelschaltungen sind fußgängerfreundlich ­einzurichten.      samt gut, die Bahnhöfe selbst sind aber oft weniger gut zu
Die Möglichkeiten für den Rad- und Fußverkehr sind vor al-    Um die Attraktivität des Rad- und Fußverkehrs zu                                                                                 erreichen. Ebenso schrecken lange Wartezeiten auf die
lem im Nahbereich mit neuen Wegestrecken auszubauen. Die      ­erhöhen werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen:                  m Schulwege sicherer zu gestalten, sind Querungen von
                                                                                                                              ● U                                                              nächste Verbindung ab, sodass eine Taktverdichtung not-
Planung von Rad- und Fußwegen soll dabei das Sicherheits-                                                                       Straßen zu vermeiden.                                          wendig ist, um den ÖV für Pendlerinnen und Pendler attrak-
bedürfnis der Verkehrsteilnehmer in den Fokus rücken. Die     ● D
                                                                 ie Hauptfahrradrouten sind besser auszubauen, um die                                                                         tiver zu machen.
Verkehrsplanung soll sich an den schwächsten Verkehrsteil-      Reisegeschwindigkeit und die Sicherheit für die Nutzer zu     ● Wiesbaden soll neue Fahrrad- und Spielstraßen ­ausweisen.
nehmern wie Kindern, ältere Menschen oder Menschen mit          erhöhen. Ebenso müssen die Lücken im Radwegenetz ge-                                                                         Sowohl die Stadt Wiesbaden als auch die Arbeitgeber sind
Mobilitätsbeschränkung orientieren. Die Verkehrsmittel sol-     schlossen und Radschnellverbindungen geschaffen wer-          ● A
                                                                                                                                 uf bestimmten Bewegungsachsen sollen Radfahrer und         gefordert, die beschriebene Situation für und durch Pendle-
len störungsfrei voneinander getrennt werden, um Sicherheit     den. Konkret wird ein Radweg auf der Erich-Ollenhauer-          Fußgänger Vorrang erhalten und Straßen leichter queren       rinnen und Pendler zu verbessern.
für die schwächeren Verkehrsteilnehmer zu schaffen.             Straße gefordert.                                               können, etwa durch eine Verlängerung der Grünzeiten.
                                                                                                                                Durch eine digitale Verkehrslenkung in Echtzeit kann das     Dafür sind folgende M
                                                                                                                                                                                                                 ­ aßnahmen umzusetzen:
Um die Attraktivität der Rad- und Fußwegebeziehungen zu       ● D
                                                                 ie Innenstadt soll fahrradgerechter und sicherer wer-         optimiert werden.
erhöhen, ist es notwendig, die Flächenaufteilung der Stadt,     den. Dabei ist zu prüfen, ob Radfahren überall in der Kern-                                                                  ● S
                                                                                                                                                                                                tellplätze bei den Arbeitgebern sollen reduziert und die
die heute deutlich zugunsten des motorisierten Individual-      stadt erlaubt sein sollte.                                    ● F
                                                                                                                                 ür den Fußgängerverkehr ist eine klare, für Kinder und       Kommunikation über die Anfahrt mit dem öffentlichen
verkehrs ausfällt, zu verändern. Es ist anzustreben, dass­                                                                      ältere Menschen geeignete Orientierung notwendig.              Verkehr verstärkt werden.
die Fahrzeugmengen im ruhenden und fließenden Verkehr         ● B
                                                                 reite Straßen in Wiesbaden sind besser aufzuteilen, um
reduziert werden, um Raum für Radfahrer und Fußgänger­           den Radverkehr sicher zu führen. Von Fußwegen getrenn-       ● F
                                                                                                                                 ußgängerzonen müssen weiter errichtet und ausgebaut        ● Arbeitgeber sollen aktiv Fahrgemeinschaften unterstützen.
zu schaffen. Gegenüber dem Auto sind gleiche Rechte              te Radwege erhöhen auch die Sicherheit von Fußgängern.         werden.
­für ­Radfahrer und Fußgänger zu erreichen.                      Radfahrer sollen nicht in die Situation kommen, auf                                                                         ● D
                                                                                                                                                                                                urch Park-und-Ride-Anlagen an der Stadtgrenze und
                                                                ­Gehwege auszuweichen. Gehwege sollen breiter werden.                                                                          ­e iner Anbindung mit Shuttles oder den öffentlichen
                                                                                                                                                                                                ­Verkehrsmitteln zum Arbeitgeber kann der Durchgangs-
                                                              ● D
                                                                 ie Vernetzung mit den Nachbarkommunen, zu und un-                                                                               verkehr reduziert werden. Hier sollen sich die Arbeit­geber
                                                                ter den Vororten ist zu verbessern.                                                                                              aktiv einbringen. Auch eigene Shuttleangebote ­großer
                                                                                                                                                                                                 ­Arbeitgeber zu den Wohnstandorten wären eine O     ­ ption.
                                                              ● F
                                                                 ür den Fußverkehr sollen lokale Strukturen bequemer
                                                                erreichbar sein.                                                                                                             ● U
                                                                                                                                                                                                m das Radfahren für Berufspendler attraktiver zu
                                                                                                                                                                                               ­gestalten, sollen Anreizsysteme durch den Arbeitgeber,
                                                              ● E
                                                                 s ist Fußgängern zu ermöglichen, Straßen in einem Zug                                                                         beispielsweise Urlaubstage für Radkilometer, angeregt
                                                                und ohne Wartezeit auf der Mittelinsel sicher zu überque-                                                                       werden. Positive Beispiele wie das Stadtradeln sind aus-
                                                                ren. Das darf auch zu Lasten des Autoverkehrs umgesetzt                                                                         zubauen. Am Arbeitsplatz müssen Abstellanlagen, Um-
                                                                werden.                                                                                                                         kleiden und Duschen das Radfahren unterstützen.

                                                                                                                                                                                                                                                           7
6
"Es ist Zeit, sich zu verändern" - Das Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden - Mobilität 365
Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden                                                                                                                                                                                                      Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden

                                                                                                               Vor allem aber soll das Angebot im öffentlichen ­Verkehr        Die vorhandenen Lieferzonen sind oft widerrechtlich von           ● A
                                                                                                                                                                                                                                                    lternative Anlieferungen durch die Bahn oder das Schiff
                                                                                                               verbessert werden. Hier sind folgende Maßnahmen                 Dauerparkern belegt und durch den hohen Parkdruck ist die           sollen durch Gleisanschlüsse in neuen Gewerbegebieten
                                                                                                               wünschenswert, die vor allem Pendlerinnen und                   Versorgung der Gebiete nur eingeschränkt möglich, da bei-           und die Nutzung der Aartalbahn-Trasse, beispielsweise zur
    EINPENDLER
    NACH WIESBADEN                                                                                             Pendler betreffen (siehe auch unter öffentlicher Verkehr        spielsweise Müllfahrzeuge und Rettungskräfte nur schwer             Belieferung von Henkel, ermöglicht werden. Dabei könnte
                                                                                                               unter 2.2.6):                                                   einfahren können. Da die Warenströme oft zu kleinteilig sind        auch der Rheinhafen von Infraserv für externe Nutzer ge-
                                                                                 Vogelsbergkreis

                                                                 Gießen
                                                                                 79                                                                                            und zu viele Fahrzeuge einzelne Lieferungen bringen, wird           öffnet werden. Eine interkommunale Zusammenarbeit ist
                                                                                                   Fulda
                                                                 315
                                                                                                   240         ● D
                                                                                                                  urchgehende Schienenverbindungen sollen ohne Um-            der Verkehr zusätzlich durch Lieferfahrzeuge belastet. Um           hier erstrebenswert.
                            Limburg-Weilburg
                            2.322
                                                                 Wetteraukreis
                                                                                                                 stiege ermöglicht werden, etwa durch eine CityBahn.           eine Verbesserung zu erreichen, sollen die Lieferverkehre op-
                                               Hoch-             678
    Main-Taunus-Kreis
                                               Taunus-
                                               kreis                                                                                                                           timiert beziehungsweise gebündelt werden. Das Ziel muss           ● U
                                                                                                                                                                                                                                                    m den Wirtschaftsverkehr, vor allem den Lieferverkehr
    5.634                                      1.035
                         Rheingau-Taunus-
                         Kreis
                                                                              Main-Kinzig-Kreis
                                                                              671
                                                                                                               ● D
                                                                                                                  ie Ländchesbahn soll ausgebaut und elektrifiziert wer-      aber immer sein, dass Unternehmen nicht von Warenströmen            und den Handwerkerverkehr besser bewältigen zu können,
                                                     Frankfurt
                         18.931
    Mainz
                                                     am Main
                                                     3.872
                                                                                                   435
                                                                                                                 den und in einem engeren Takt fahren.                         abgeschnitten werden. Ein Beispiel für große Warenströme            muss das Straßenparken von Privatfahrzeugen in der In-
    8.356                                                                        194

                        Mainz-Bingen
                                            Groß-Gerau    1.165                                    113                                                                         ist der Infraserv-Industriepark Kalle-Albert. Dort werden be-       nenstadt reduziert oder komplett in die Parkhäuser verla-
                        6.312               4.422
                                                                                                               ● D
                                                                                                                  ie stillgelegte Aartalbahn soll wieder für den Durch-       reits heute Waren mit Schiffen über den eigenen Hafen, über         gert werden.
                                                                 Darmstadt-                        Darmstadt
                                                                 Dieburg                           668
                                                                 938              Miltenberg
                        Alzey-Worms
                        1.630
                                                                   Odenwaldkreis
                                                                                  99                             gangsverkehrs genutzt werden.                                 die Schienenanbindung, aber auch mit durchschnittlich­
                                                                   75
                                       Worms
                                       172
                                                 Bergstraße
                                                 381
                                                                                                                                                                               40 Lkw pro Tag angeliefert.                                       ● K
                                                                                                                                                                                                                                                    ostenfreies Parken in der Innenstadt muss ausgeschlos-
                                                                                                               ● I nsgesamt sollen mehr Tangentialverbindungen im öf-                                                                             sen werden. Die Flächen im Straßenraum sollen vorrangig
                                                                                                                  fentlichen Verkehrsnetz etabliert werden. Das betrifft       Zur Sicherung des Industriestandorts darf es nicht zu Be-           als Lieferzonen und für Handwerker zur Verfügung stehen.
    Einpendler                                                                                                    vorrangig das Busnetz.                                       schränkungen des Warenverkehrs kommen. Auch Handwer-                Dabei müssen die Flächen durch das Ordnungsamt kont-
              500                                                                                                                                                              ker müssen ihre Kunden mit dem Fahrzeug erreichen können.           rolliert und das Falschparken geahndet werden.
              1.000
                                                                                                               ● E
                                                                                                                  ine bessere Verbindung im öffentlichen Verkehr              Ein für das gesamte Rhein-Main-Gebiet gültiger Handwerker-
              5.000
              10.000                                                                                             ­zwischen Idstein und Wiesbaden ist wünschenswert.            ausweis ermöglicht, dass Handwerker auf legalen Stellplätz­       ● H
                                                                                                                                                                                                                                                    andwerker, die nicht aufgrund ihrer Tätigkeit direkt vor
              19.000                                                                                                                                                           en kostenfrei parken dürfen. Oftmals fehlen aber freie Stell-       der Haustür stehen müssen, sollen in festgelegten Berei-
                                                                                                               ● A
                                                                                                                  llgemein soll die Verknüpfung zwischen den ­Linien,         flächen im öffentlichen Raum.                                       chen der Straße parken können.
                                                                                                                 vor betrifft vorrangig Busse allem die Taktung, verbes-
                                                                                                                 sert werden, auch der Schienenverkehr in die Region soll      Um die Situation für die Wirtschaftsverkehre zu                   ● L
                                                                                                                                                                                                                                                    astenfahrrädern sollen ebenfalls eigene Parkbereiche im
    AUSPENDLER                                                                                                   ausgebaut werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass        ­verbessern, sind folgende Maßnahmen umzusetzen:                    Straßenraum zugeordnet werden, in der Neufassung der
    AUS WIESBADEN                                                                                                auch Schichtarbeiter den öffentlichen Verkehr zukünf-                                                                             StVO ist hierzu leider keine Regelung vorgesehen.
                                                                                 Vogelsbergkreis
                                                                                                                 tig besser nutzen können. Die Regionalbahn Vias soll ih-      ● I nsgesamt müssen mehr Lieferzonen, auch in den Rand-
                                                                                 11
                                                                 Gießen
                                                                                                   Fulda
                                                                                                                 ren Takt auf 10 Minuten verkürzen. Vor allem Fernpend-           bezirken und Vororten, ausgewiesen werden.                     ● F
                                                                                                                                                                                                                                                    ür Inhaber von Geschäften ist eine definierte Anzahl an
                                                                 97

                            Limburg-Weilburg
                                                                                                   43
                                                                                                                 ler sind auf eine Expressverbindung angewiesen, die sie                                                                           kostenfreien Parktickets für Lieferfahrten vorzusehen.
                            333
                                               Hoch-
                                                                 Wetteraukreis
                                                                 253
                                                                                                                 schnell ans Ziel bringt.                                      ● B
                                                                                                                                                                                  ei Neubaugebieten sind immer Lieferzonen und Liefer-
                                               Taunus-
    Main-Taunus-Kreis
    4.661
                                               kreis
                                               946
                                                                                                                                                                                 konzepte mitzudenken.                                           ● H
                                                                                                                                                                                                                                                    andwerkern und Pflegediensten sollen durch Förderpro-
                         Rheingau-Taunus-                                     Main-Kinzig-Kreis
                         Kreis
                         4.547
                                                     Frankfurt                339                              ● E
                                                                                                                  rgänzend zu einem besseren Angebot von Verbindun-                                                                               jekte der Umstieg auf elektromobile Fahrzeuge erleichtert
                                                     am Main                                       391
    Mainz
    8.701
                                                     12.132
                                                                                 57                               gen und Taktung soll das Jobticket für das ganze RMV-        ● L
                                                                                                                                                                                  ieferzonen sollen intelligent bewirtschaftet werden: Den        werden.
                                                          1.028                                    73
                        Mainz-Bingen
                        1.470
                                            Groß-Gerau
                                            4.235
                                                                                                   Darmstadt
                                                                                                                  Gebiet und Rheinhessen ausgeweitet werden (für priva-          Lieferanten soll durch digitale Hilfsmittel ein Lieferbereich
                                                                 Darmstadt-

                        Alzey-Worms
                                                                 Dieburg
                                                                 341              Miltenberg
                                                                                                   836
                                                                                                                  te Unternehmen aber auch Bundesbehörden). Die                  freigegeben werden, um widerrechtliche Nutzung zu ver-          ● D
                                                                                                                                                                                                                                                    ie Infrastruktur soll für Lkw nutzbar bleiben und die Be-
                        250                                                       27
                                                                   Odenwaldkreis
                                                                   22
                                                                                                                 ­Verkehrsunternehmen sollen aktiv Arbeitgeber über die          hindern. Dabei soll auch sichergestellt werden, dass kurze        lieferung Wiesbadener Unternehmen in die Region verbes-
                                       Worms     Bergstraße
                                       63        118                                                              Angebote des öffentlichen Verkehrs beraten.                    Parkzeiten eingehalten werden, um einen stetigen Um-              sert werden.
                                                                                                                                                                                 schlag zu ermöglichen. Lieferungen sollen auch in Rand-
                                                                                                                                                                                 zeiten möglich sein. Das städtische Projekt Digi-V soll hier    ● N
                                                                                                                                                                                                                                                    ur noch Lkw mit Rundumsicht und entsprechenden
         Auspendler                                                                                                                                                                                                                                ­Sicherheitssystemen sollen in die Innenstadt fahren dür-
                                                                                                                                                                                 zur Unterstützung von Digi-L genutzt werden, um den Lo-
                   100                                                                                                                                                           gistikern die Planung zu erleichtern.                              fen, um die Sicherheit der Radfahrer und Fußgänger zu
                   500
                   2.500                                                                                                                                                                                                                            ­e rhöhen; dies betrifft auch städtische Fahrzeuge wie
                   5.000                                                                                       2.2.3 Wirtschaftsverkehre                                       ● N
                                                                                                                                                                                  icht jede Lieferung muss einzeln bis zum Empfänger                ­beispielsweise Müllfahrzeuge.
                   12.500
                                                                                                                                                                                 gebracht werden. Mikrodepots mit Feinverteilung durch
                                                                                                               Zum Wirtschaftsverkehr werden alle Fahrten der dienstlichen       Lastenräder, eine Lieferung an Abholstationen oder              ● U
                                                                                                                                                                                                                                                    nterirdische Flächen für Lagerung und Lieferung, s­ ollten
                                                                                                               Mobilität gezählt: Dazu gehören alle Dienstfahrten, Ausliefe-     eine zentrales Warendepot mit einer Quartiers­                    z.B. in Tiefgaragen geschaffen werden.
                                                                                                               rung von Waren und Fahrten von Dienstleistern, Pflegediens-       belieferung ­mit nur einem Fahrzeug werden benötigt.
         Quelle: Stau- und Pendlerstudie 2018 / Initiative PERFORM
         Zukunftsregion FrankfurtRheinMain                                                                     ten und Handwerkern im Rahmen ihrer Tätigkeit. Aktuell            Dabei sollte die Belieferung bis zur Haustür teurer sein        ● D
                                                                                                                                                                                                                                                    urch Pooling soll ist der Liefer- und Warenwirtschafts-
                                                                                                               sind zu wenig Lieferzonen in Wiesbaden vorhanden.                 als andere Belieferungen.                                         verkehr zu optimieren.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              9
8
"Es ist Zeit, sich zu verändern" - Das Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden - Mobilität 365
Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden                                                                                                                                                              Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden

2.2.4	Motorisierter Individual­
       verkehr (MIV)
                                                                                                                                                       Vergleich unterschiedlicher
Die Reduzierung des Autoverkehrs in der hessischen Lan-          ● D
                                                                    er öffentliche Verkehr muss generell ausgebaut werden,
deshauptstadt ist eines der wesentlichen Ziele für die künf-       um attraktive Alternativen zu schaffen (siehe auch unter                      Flächeninanspruchnahmen durch Pkw,
tige Mobilität. Schadstoffemissionen und Lärm belasten             öffentlicher Verkehr unter 2.2.6).                                           Bus, ­Straßenbahn, Stadtbahn, Radfahrer
Mensch, Klima und Umwelt. Reisezeitverluste durch tägli-
che Staus bedeuten erhebliche Beeinträchtigungen für Pend-       ● E
                                                                    in deutlicher Ausbau des Carsharing-Angebots ist                                  und Fußgänger (pro Person)
lerinnen und Pendler. Nicht zuletzt das drohende Dieselfahr-       ­notwendig, um für alle Gelegenheiten Zugriff auf jeweils
verbot wegen Grenzwertüberschreitungen bei Stickstoffdi-            passende Fahrzeuge zu bekommen.
oxid machen ein nachhaltiges Umdenken und Umlenken
erforderlich.                                                    ● Durchgängig soll Tempo 30 eingeführt werden.                                                    Stillstand                   30 km/h                      50 km/h

Die heutige Vorrangstellung des motorisierten Individual-        ● A
                                                                    lle Verkehrsmittel müssen dekarbonisiert werden
verkehrs soll durchbrochen werden. Eine Gleichberechtigung         (CO2-frei).                                                                                                                   ca. 140 m2
unter Verkehrsteilnehmer ist anzustreben. In diesem Sinne
muss der Stadtraum, müssen Verkehrsflächen neu aufgeteilt        ● D ie Fahrzeugmengen im Straßenverkehr sind zu
werden, um Straßen vermehrt für andere Verkehre wie Fuß-           ­reduzieren.                                                  mit 1,4
gänger, Radfahrer, öffentliche Verkehre nutzen zu können.                                                                       Personen
                                                                                                                                 besetzt
                                                                 ● E
                                                                    s braucht mehr öffentliche Ladestellen für E-Fahrzeuge.                                                   65,2 m2

                                                                 ● D
                                                                    ie Fahrspuren für den MIV auf dem ersten Ring müssen
                                                                                                                                                                                                                                                                  41 m2
                                                                   reduziert werden.

                                                                 ● D
                                                                    er Verkehrsfluss soll durch verbesserte Straßenführung
                                                                   optimiert werden.                                                                    13,5 m2
Um generell aufs Auto verzichten zu können, fehlen jedoch
Verkehrsalternativen. Die Verkehrsverflechtung mit dem Um-       ● M
                                                                    it autofreien Zonen, der Reduktion der Geschwindig-
land, ein hoher Anteil älterer Menschen, der wenig attraktive      keit auf 30 km/h oder sogar Schrittgeschwindigkeit soll                                                                                                               1,2
öffentliche Nahverkehr und die lauernden Gefahren für Kin-         das Miteinander der unterschiedlichen Verkehrsarten                                                                                                                   m2
der lassen derzeit zweifeln, ob ein attraktives Leben ohne ei-     gefördert werden.
                                                                                                                                                          15,9 m2
genes Auto machbar ist. Zumal Wiesbaden für eine wachsen-                                                                                                                                                                                                    2

de Zahl von Einpendlern ein Ziel ohne Alternativen ist. Arzt-    ● W
                                                                    iesbaden braucht ein modernes und digital verknüpftes                            8,6 m  2                      9,0 m   2                 8,7 m                                        8,1 m2
                                                                                                                                                                                 5,5 m2                    5,4 m2                                     4,5 m2
besuche, Ämter und Einkaufsmöglichkeiten sind weitgehend           Parkleitsystem.
                                                                                                                                               2,8 m2                         2,8 m2                    2,8 m2
nur noch in der Innenstadt des Oberzentrums Wiesbaden und                                                                                                                                                                          ca.               1,2
kaum noch in den Umlandgemeinden möglich. Geschäfte              ● L
                                                                    eerstände in privaten Garagen und Parkreserven in Park-                                                                                                     0,95 m2             m2
müssen liefern und beliefert werden. Der Autoverkehr wird          häusern sollen genutzt werden, um den ruhenden Verkehr
also auch in absehbarer Zeit eine wichtige Rolle in Wiesba-        im öffentlichen Straßenraum zu reduzieren.
den spielen. Dennoch hat die Landeshauptstadt mit ihrer
Stadtstruktur das Potenzial, Mobilität, ohne ein eigenes Auto    ● I n Quartiersgaragen sind intermodale Mobilitätsangebote
                                                                                                                                                     20%                     Straßenbahn                Stadtbahn                 max.                  40%
zu besitzen, attraktiv und möglich zu machen.                      zu schaffen.                                                                                                 / Tram                 / Light Rail              4 km/h                besetzt
                                                                                                                                                    besetzt
                                                                                                                                                                             20% besetzt               20% besetzt
Folgende Maßnahmen sind dafür umzusetzen:                        ● E
                                                                    in Netz von inter- und multimodalen Mobilitätshubs im
                                                                   Stadtgebiet soll Stadtbewohnerinnen und -bewohnern
                                                                                                                                 Flächen ermitteln sich aus Fahrzeuglänge und Breite der benötigten Verkehrsfläche so­wie dem zugehörigen Bremsweg plus doppelten
● F
   ahrspuren sind zurückzubauen und Parkmöglichkeiten             ­erleichtern, auf einen privaten Pkw zu verzichten und den    ­Reaktionsweg als Sicherheitsabstand. Zugrunde gelegte Bremsverzögerungen (Betriebsbremsungen) und Fahrstreifenbreiten entspre-
  für das Auto im öffentlichen Straßenraum zu reduzieren.           Umstieg auf die emissionsfreie Mobilität fördern.            chen RASt 06: Pkw (3,858 m/s2, 3 m (30 km/h) / 3,5 m (50 km/h)), Bus (2,5 m/s2, MB Citaro 12m, 4,25 m (30 & 50 km/h)), Straßenbahn im
  Für Parkplätze sind weniger Flächen im öffentlichen Raum                                                                       Mischverkehr (1,35 m/s2, Dresden NGT D12DD, 3,25 m (30 & 50 km/h)), Stadtbahn auf eigenem Bahnkörper (1,8 m/s2, Stuttgart SSB DT
  zur Verfügung zu stellen. Als letzter Schritt sind auch        ● Z
                                                                    ur Verkehrsentlastung ist über die Einrichtung weiterer     8.11, 3,7 m (30 & 50 km/h)), Fahrrad (3,5 m/s2, 1,5 m (30 & 50 km/h)) ­Berechnung: http://j.mp/streetspace | Daten Fußverkehr: Knoflacher
                                                                                                                                 (1993), www.zukunft-mobilitaet.net
  Maut-Systeme vorstellbar.                                        Einbahnstraßen nachzudenken.

                                                                                                                                                                                                                                                                             11
10
"Es ist Zeit, sich zu verändern" - Das Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden - Mobilität 365
Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden                                                                                                                                                     Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden

                                                                                                                                Dabei ist sicherzustellen, dass die Steigerung der Aufent-       ● L
                                                                                                                                                                                                    okale und dezentrale Dienstleistungen müssen gestärkt
                                                                                                                                haltsqualität im Quartier nicht zu einer Verdrängung ein-          werden.
                                                                                                                                kommensschwächerer Bevölkerungsgruppen führt und eine
                                                                                                                                Polarisierung in den Stadtquartieren zunimmt. Im Ergebnis        ● D ie Vielfalt von Arbeitsplätzen, auch handwerklichen,
                                                                                                                                entstehen lebendige, urbane und kompakte Räume, die es               und Arbeitsformen vor Ort (Co-Working, Homeoffice,
                                                                                                                                erlauben einen Großteil der täglichen Aktivitäten zu Fuß zu         ­B ürogemeinschaften oder Gemeinschaftsbüros) ist zu
                                                                                                                                erledigen oder zu Fuß erledigen zu lassen.                         ­fördern.

                                                                                                                                Für ein urbanes Stadtquartier der kurzen Wege ­­sind             ● S
                                                                                                                                                                                                    tadträume müssen geschaffen werden, in denen Heimi-
                                                                                                                                folgende Maßnahmen anzugehen:                                         sche und Fremde das Notwendige schnell und einfach
                                                                                                                                                                                                   ­e rledigen können und die zugleich Platz schaffen für
                                                                                                                                ● V
                                                                                                                                   ernetzte, barrierefreie, inklusive und integrative              ­Verweilen und Begegnung, wie auch die Möglichkeit,
                                                                                                                                  ­Bewegungsräume sind zu schaffen.                                  ­Distanz zu wahren.

                                                                                                                                ● Mobilitätsknotenpunkte müssen fußläufig erreichbar sein.      ● S
                                                                                                                                                                                                    tadträume sollen öfter und länger bespielt werden:­
                                                                                                                                                                                                   z.B. durch alternative Nutzungen in Form zeitlich be-
                                                                                                                                ● D
                                                                                                                                   ie Quartiere sollen intermodale Mobilität vorhalten, die       grenzter Aktionen, saisonaler Regelungen: z.B. Bevorzu-
2.2.5 Stadt der kurzen Wege                                                                                                       sich intelligent über die Stadt verteilt (Freefloating). Per     gung von Fußgänger/innen und Fahrradfahrer/innen
                                                                                                                                  App sollen Angebote wie Car- oder Bikesharing dort ab-           während der trockenen Wetterphasen, Teilsperrungen
Bei der Entwicklung neuer Stadtquartiere soll die Idee einer     werden. Wiesbadens große Verkehrsachsen stellen für den          rufbar und verfügbar sein, wo sie gebraucht werden.              für Märkte, ­Public Viewing, Sommertheater, Feste, Kon-
„Stadt der kurzen Wege“ die Planungen leiten. In dieser Stadt    Fuß- und Fahrradverkehr Barrieren dar, die in den „Einzugs-                                                                       zerte, um die Außensaison eines Stadtquartiers zu ver-
der kurzen Wege sollen die Bedürfnisse nach Urbanität, ei-       radien“ nicht berücksichtigt bzw. abgebildet werden. Würde     ● Auf Kurzstrecken soll der ÖPNV kostenfrei sein.                 längern.
ner arbeitsnahen Umgebung sowie Freizeit- und Einkaufs-          die tatsächliche Erreichbarkeit in Zeit und Strecke zugrun-
möglichkeiten erfüllt werden. So kann der Wandel zu einer        de gelegt, könnten sich ÖPNV-Haltepunkte anders im Stadt-      ● W
                                                                                                                                   egezeiten und der individuelle Zeitaufwand, um von­          ● D
                                                                                                                                                                                                    urch entsprechende Formate soll eine ortsspezifische
entschleunigten und vom Zwang zur Mobilität unabhängi-           gebiet verteilen.                                                A nach B zu gelangen, sind im Sinne einer „Zeitgerechtig-        „Kultur des öffentlichen Raums“ entstehen.
gen, nachhaltigen Lebensweise gelingen. Die Digitalisierung                                                                       keit“ zu reduzieren.
ist hierbei eine Chance, denn sie ermöglicht es den meisten       In der künftigen Stadtentwicklung sind Quartiere anzustre-                                                                     ● B
                                                                                                                                                                                                    ekannte und erprobte Nutzungsformen wie die gemein-
der abhängig Beschäftigten – zumindest theoretisch – ein          ben, die weitgehend frei vom MIV sind und die es allen        ● U
                                                                                                                                   nterversorgte Stadtteile oder Quartiere müssen ­stärker         same und gleichberechtigte Verkehrsraumnutzung
Arbeiten von zuhause bzw. von überall. Die Distanz zur Ar-       ­Menschen erlauben, ihre Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder       vom ÖPNV angefahren werden.                                      ­(Shared Space) sind einzurichten.
beit wird digital überwunden. Darüber hinaus verändert sich       mit dem ÖPNV zurückzulegen, um eine gute Lebensqualität
die Arbeit selbst und bietet das Potenzial aus reinen „Schlaf-    zu erreichen. „Kurze Wege“ begünstigen Nachbarschaftspro-     ● U
                                                                                                                                   m Einkaufszentren beziehungsweise die nächste Nah-
orten“ lebendige Quartiere zu entwickeln. Die zunehmende          jekte und das lokale ehrenamtliche Engagement.                  versorgung mit dem ÖPNV anzusteuern, soll ein Kurz-                   Ich fand es sehr gut, dass wir in einen
Digitalisierung geht darüber hinaus einher mit neuen Pro-                                                                         streckentarif eingeführt werden.                                       so groß angelegten Beteiligungs­pro­
duktionsformen, die weniger Lärm, Gerüche und Abfall pro-        Positivbeispiele für eine urbane Dichte, Nutzungsmischung                                                                                 zess gegangen sind. Wenn man so
duzieren. Diese Entwicklungen begünstigen, die Arbeitsplät-      und „kurze Wege“ sind das Westend, Dichterviertel, Rhein-      ● F
                                                                                                                                   ür Quartiere müssen eigene Logistikkonzepte entwickelt              ein dickes Brett wie das Mobilitätsleit-
ze wieder näher an die Wohnorte zu rücken.                       gauviertel und Südost (im Bereich untere Biebricher Allee        werden. Folgende Beispiele sind denkbar: Mikrodepots,                  bild in Wiesbaden bohrt, dann ist man
                                                                 bis Liliencarré). Kritisch zu sehen sind hingegen Entmi-         Concierge Services für die Annahme von Paketen/Liefe-                   gut beraten, möglichst viele Interessen
Das wiederum könnte die notwendige Passantenfrequenz             schungstendenzen (alteingesessene Geschäfte, Arztpraxen,         rungen z.B. im Café als Nachbarschaftsprojekt, etc..                    ein­zubinden. Bei den Workshops war ich erst
                                                                 Apotheken, Postfilialen etc. schließen) in Biebrich, Sonnen-                                                                             einmal skeptisch, ob da so viel herauskommt. Aber
für Einrichtungen der Daseinsvorsorge generieren. Wenn
                                                                                                                                                                                                         dann war ich überrascht, wie viele Hinweise, Ideen,
kurze Wege zu Einrichtungen des täglichen Bedarfs, Einzel-       berg und Bierstadt. Eine fortschreitende Entmischung und       ● E
                                                                                                                                   ine gute medizinische Nahversorgung muss gewähr­
                                                                                                                                                                                                          Perspektiven dabei gegeben wurden, und das übri-
handel, Mobilitätsknotenpunkten und Kultur- und Bildungs-        Verödung ist den Stadtteilen Auringen, Frauenstein, Ram-         leistet sein.
                                                                                                                                                                                                         gens bei einem sehr, sehr kollegialen Umgehen mit-
einrichtungen hergestellt werden, kann gesellschaftliche         bach, Naurod und Klarenthal zu beobachten.
                                                                                                                                                                                                         einander, trotz der sehr differenzierten Meinungen.
Teilhabe entstehen und gleichzeitig motorisierter Individu-                                                                     ● E
                                                                                                                                   in Mindestmaß an Geschäften zur Sicherung des alltäg-                 Auch das Zusammenspiel von Laien und Experten
alverkehr vermieden werden. Dabei bezieht sich die Bezeich-      Ziel muss es sein, die Eigenart von Wiesbadens Stadtquar-        lichen Bedarfs muss sichergestellt werden.                             hat gut funktioniert. Schließlich sind beide wichtig
nung „kurz“ nicht nur auf die räumliche Distanz (Luftlinie)      tieren und damit ihren stadtgesellschaftlichen Wert zu för-                                                                              für den Prozess: Ohne das Expertenwissen geht es
hinsichtlich der Wegstrecke, sondern im gleichen Maße auf        dern. Die spezifische Schönheit und Vielfalt von Stadtquar-    ● M
                                                                                                                                   öglichst viele Einrichtungen des (erweiterten) täglichen            nun mal nicht, und im Übrigen ist ja jeder Laie auch
die Zeit, die benötigt wird, um von A nach B zu gelangen. Die    tieren, aber auch die jeweiligen besonderen Rahmenbedin-          Bedarfs sind an einem „zentralen Ort“ (z.B. Quartiers-                         Experte für seine eigenen Interessen.
bislang angewandte Methode der Raumerschließung mit-             gungen der dort lebenden Menschen sind zu achten. Der             platz/Logistik-HUB) zu bündeln. Das gilt auch für öffent-
                                                                                                                                                                                                         Sabine Meder, IHK-Hauptgeschäftsführerin
hilfe von „Einzugsradien“, in deren Mitte sich z.B. eine Hal-    Zugang zu Grünanlagen und zu Gewässern muss dabei allen           liche Einrichtungen wie z.B. Schulen und Kitas oder
testelle befindet, muss an die realen Wegeverläufe angepasst     gleichermaßen möglich sein.                                      ­„Generations“-, Spiel- und Sportplätzen.

                                                                                                                                                                                                                                                                13
12
"Es ist Zeit, sich zu verändern" - Das Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden - Mobilität 365
Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden                                                                                                                                                              Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden

2.2.6 Der öffentliche Verkehr

Der öffentliche Verkehr ist für Teile der Gesellschaft nicht       Kapazitäten mit K ­ omfort und eine abgegrenzte ÖV-Trasse zu           ● D
                                                                                                                                             er Kauf von Fahrscheinen sollte am Ticketautomaten ver-    ● D
                                                                                                                                                                                                            er menschliche Service sollte vor allem für Menschen
attraktiv genug und hat ein Imageproblem. Daher muss der           ­schaffen. Auch die Reaktivierung der Aartalbahn kann für                einfacht und insgesamt erleichtert werden (nicht mehr          mit Beeinträchtigungen deutlich erhöht werden, um de-
ÖV mehr in die gesellschaftliche Mitte rücken. Vor allem im         den ein oder anderen in Betracht kommen. Gleichwohl gab                 beim Fahrer). Ein niederschwelliger Zugang zu Fahrschei-       ren Kundenbedürfnissen wahrzunehmen und gerecht zu
direkten Vergleich mit dem Auto verliert der ÖV in punkto           es unter den Teilnehmern im Leitbildprozess auch einzelne               nen ist notwendig.                                             werden. Leitsysteme sollten um „Erklärer“ ergänzt wer-
Reisegeschwindigkeit und Pünktlichkeit an Attraktivität,            Gegner einer Straßenbahntrasse in Wiesbaden. Und letzt-                                                                                den, so die Aufenthaltsqualität, aber auch soziale Kont-
weil die Busse genauso im Stau stehen, wie auch die Auto-           lich braucht es ein anderes Tarifsystem, das den ÖV güns-             ● D
                                                                                                                                             ie Verkehrsmittel müssen besser miteinander vernetzt         rolle steigt.
pendler. Parkplätze im öffentliche Raum sind zu günstig,            tiger und damit attraktiver macht.                                      werden, und der Informationsfluss über die Angebote
auch daher wird von den Nutzern das Auto gegenüber dem                                                                                      muss gewährleistet sein.                                     ● D ie dynamische Fahrgastinformation soll ausgebaut
ÖV bevorzugt. Außerdem ist der öffentliche Verkehr in Wies-        Fo l g e n d e M a ß n a h m e n z u r Ve r b e s s e r u n g d e s­                                                                    ­werden.
baden an seine Kapazitätsgrenzen gelangt, mit der Folge            ÖV sind vorzusehen:                                                    ● Ö
                                                                                                                                             PNV-Knotenpunkte sollten durch Zusatzangebote, wie
überfüllter Busse. Das Gedränge im Bus und die dichte Nähe                                                                                  zum Beispiel Paketabholstation, ausgebaut werden.            ● K
                                                                                                                                                                                                            ulturtickets lassen sich mit dem ÖPNV-Ticket kombi-
zu anderen Personen wird von vielen Menschen als unan-             ● E
                                                                      ine Schienenverbindung ist in Wiesbaden auf eigener                                                                                 nieren. Über das Internet ist unbedingt eine Bestellmög-
genehm empfunden. Es fehlt aber an Alternativen zum Bus,             Trasse einzurichten (CityBahn/Aartalbahn).                           ● S
                                                                                                                                             ichere Fahrradabstellmöglichkeiten sind an Haltestel-        lichkeit einzurichten.
sodass ein ganzheitliches Lösungskonzept für alle Nutzer-                                                                                   len einzurichten.
gruppen entwickelt werden muss. Es besteht Optimierungs-           ● E
                                                                      s sind andere Verkehrsmittel notwendig, um mehr Ka-                                                                               ● D
                                                                                                                                                                                                            er Neroberg sollte besser an den ÖV angebunden sein,
bedarf im aktuell bestehenden Busnetz, so müssen die Tan-            pazitäten zu schaffen.                                               ● M
                                                                                                                                             it einer günstigeren und flexibleren Preisstruktur, etwa     um ihn vom Autoverkehr zu entlasten.
gentialverbindungen ausgebaut und das Streckennetz über-                                                                                    mit der Einführung eines 365-Euro-Tickets sollen neue
sichtlicher gestaltet werden.                                      ● T
                                                                      angentialverbindungen im Bussystem müssen einge-                     Nutzerpotenziale erschlossen werden.                         ● E
                                                                                                                                                                                                            s sind mehr Flussquerungen zwischen Mainz und Wies-
                                                                     richtet beziehungsweise ausgebaut werden.                                                                                             baden zu ermöglich, etwa durch Fähren und Barkassen.
Die Vernetzung etwa nach Mainz oder zu anderen Möglich-                                                                                   ● E
                                                                                                                                             ine Mobilitätsflatrate für ein multimodales System
keiten der Weiterfahrt ist unzureichend. Eine umfassende           ● U
                                                                      m zu barrierefreien Fahrzeugen zu kommen, sollten                    ­sollte angeboten werden.                                    ● Der ÖPNV sollte familien- und kinderfreundlicher werden.
Regionalplanung ist hier erforderlich. Park-and-Ride-Ange-           Bahnen eingesetzt werden. Auch um ausreichend Platz
bote sowie sichere Fahrradabstellflächen an Haltestellen             für Gepäck und Kinderwagen sicherzustellen.                          ● W
                                                                                                                                             enn Seniorinnen und Senioren freiwillig ihren Führer-      ● H
                                                                                                                                                                                                            altestellen müssen attraktiver werden: sauber,
fehlen. Ebenso fehlen „Mikromobile“, die sich mit dem ÖV                                                                                    schein abgeben, könnte ihnen eine kostenlosen ÖPNV-­           ­informativ und überdacht.
kombinieren lassen. Die Aufteilung des Straßenraums muss           ● M
                                                                      it dem ÖPNV sind neue regionale Verbindungen zu                      Ticket für einen längeren Zeitraum zur Verfügung gestellt
neu überdacht werden. Ein Problem ist, dass Busse entwe-             schaffen (z.B. nach Taunusstein).                                      werden.                                                      ● Das gesamte Erscheinungsbild des ÖV ist zu verbessern.
der keine eigene Fahrspur haben oder die Fahrspur von
„Wildparkern“ blockiert wird. So bedarf es einer eigenen ÖV-       ● E
                                                                      xtratrassen sollten für den ÖPNV eingerichtet werden,              ● D
                                                                                                                                             er Fahrkomfort muss dahingehend verbessert werden,            or allem der Nachtverkehr der Busse soll verbessert
                                                                                                                                                                                                         ● V
Trasse, auch zu Lasten des Autoverkehrs. Zu prüfen ist, wie          um für mehr Schnelligkeit und Zuverlässigkeit zu sorgen.               dass mehr Platz für Fahrgäste vorhanden ist.                   ­werden.
stark man in den Parkraum eingreifen sollte, um Platz für            Bussignalisierung sollen dort eingeführt werden, wo sie
sichere Radwege oder für eine Bevorrechtigung des ÖV zu              noch nicht vorhanden sind.                                           ● D
                                                                                                                                             ie unterschiedlichen Anbieter des ÖV müssen besser ko-     ● U
                                                                                                                                                                                                            nter dem Begriff Gleichberechtigung ist auch ein fairer
erhalten.                                                                                                                                   ordiniert und vernetzt werden. Digitale Angebote zur Ver-      Wettbewerb zwischen Uber und Taxi zu verstehen.
                                                                   ● M
                                                                      ehr Direktverbindungen müssen angeboten und gebro-                   knüpfung der unterschiedlichen öffentlichen Verkehrs-
                                                                     chene Verkehre vermieden werden.                                       mittel sind notwendig.                                       ● P
                                                                                                                                                                                                            er App rufbare Mikrobusse bzw. On-Demand-Angebote
                                                                                                                                                                                                           von Tür-zu-Tür sind wünschenswert, um das Angebot an
                                                                   ● Die Taktfrequenz soll auf 5 Minuten erhöht werden.                  ● O
                                                                                                                                             n-Demand-Shuttles sind in Randbereichen und als              ÖV-Mobilität erheblich verbessern zu können. In der Zu-
                                                                                                                                            „Querverkehre“ anzubieten.                                     kunft sind für diese Zubringerverkehre auch autonome
                                                                   ● D
                                                                      ie Fahrgastströme zu den Hauptverkehrszeiten sind z­ u                                                                              Shuttles vorstellbar.
Teilweise sind es aber auch einfache Fragen des Services, die        entzerren.                                                           ● P
                                                                                                                                             arkhäuser sollten als Mobilitätszentrale (mit Fahrrad-
die Nutzung des ÖV in Wiesbaden beschwerlicher m    ­ achen: Das                                                                            abstellflächen) genutzt werden.                                 urch kostengünstigere Tarife, etwa durch die Einfüh-
                                                                                                                                                                                                         ● D
Bussystem in Wiesbaden ist zu unübersichtlich, bei ausfallen-      ● E
                                                                      s sind CO2-freie antriebsstarke Busse einzusetzen.                                                                                  rung eines 365-Euro-Tickets muss der ÖV attraktiver wer-
den oder verspäteten Verbindungen fehlt es an der rechtzeiti-                                                                             ● D
                                                                                                                                             er Park-Such-Verkehr kann durch ein verständliches           den.
gen Information, es gibt keine mehrsprachigen Informationen,       ● Der Parkraum muss wirksam bewirtschaftet sein.                        Parkleitsystem vermieden werden.
nicht einmal auf Englisch. ­Die Aufenthaltsqualität an Halte-                                                                                                                                            ● Z
                                                                                                                                                                                                            wischen den Siedlungen am Stadtrand/Vororten sollen
stellen, die oft zu kleine Flächen vorhalten, lässt oft zu wün-    ● A
                                                                      usreichende Parkmöglichkeiten müssen nicht zwingend                ● D
                                                                                                                                             ie Kurtaxe sollte das ÖPNV-Ticket beinhalten, um Tou-        tangentiale Verbindungen eingerichtet werden.
schen übrig, und nicht überall ist ein barrierefreier Zugang ge-     im Quartier entstehen.                                                 risten für den ÖV zu gewinnen.
geben. Es sind für eine Verbesserung des ÖV-Angebots viele                                                                                                                                               ● F
                                                                                                                                                                                                            ahrerinnen und Fahrer von öffentlichen Verkehrsmit-
kleine, aber ­auch große ­Lösungen, wie die Einführung einer       ● G
                                                                      egen parkende Autos auf Busspuren muss verstärkt vor-              ● E
                                                                                                                                             in Verbesserungsmanagement sollte installiert werden,        teln sollen mit Respekt behandelt werden und angemes-
Straßenbahn ­(Citybahn) in Wiesbaden nötig, um notwendige            gegangen werden.                                                       um den ÖV nachhaltig attraktiver zu gestalten.                 sene Bezahlung erhalten.

                                                                                                                                                                                                                                                                     15
14
"Es ist Zeit, sich zu verändern" - Das Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden - Mobilität 365
Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden                                                                                                                                                   Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden

3         Ausgangslage

                                                                                                                            TomTom Stau-Index 2019 (Top10 aus Deutschland)1

                                                                                                                                Rang          Weltrang                  Stadt                 Überlastungsgrad                  Veränderung Vorjahr

                                                                                                                                  1               70                  Hamburg                               34%                               ↑ 1%

                                                                                                                                  2               94                    Berlin                              32%                               ↑ 1%

                                                                                                                                  3               102                Wiesbaden                              32%                               ↑ 8%

                                                                                                                                  4               124                 München                               30%                               – 0%

                                                                                                                                  5               129                 Nürnberg                              30%                               – 0%

                                                                                                                                  6               132                 Stuttgart                             30%                               – 0%

                                                                                                                                  7               135                   Bonn                                29%                               ↑ 2%

                                                                                                                                  8               150                  Kassel                               28%

                                                                                                                                  9               168                  Bremen                               27%                               ↓ 1%

                                                                                                                                 10               174           Frankfurt am Main                           27%                               ↑ 1%
Die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden belegt im Stau-      sicherungspflichtig Beschäftigter steigt dabei die absolute
Index von TomTom aus dem Jahr 2020 bundesweit Platz 3         Zahl an Pkw-Fahrten und angemeldeten Kfz. Bis zum Jahr
nach den Metropolen Berlin und Hamburg.1 Die Verkehrs-        2030 prognostiziert die Stadt Wiesbaden einen Anstieg
belastung kommt nicht von ungefähr. Das Auto ist anteilig     um täglich 20.000 Pkw-Fahrten.3 Mit neuen Stadtteilen         Die Stadtbevölkerung nimmt zu, ohne dass die Verkehrs-       Belastung durch NO2 und andere verkehrsbedingte Schad-
das meist genutzte Verkehrsmittel in Wiesbaden. Nach den      beziehungsweise Stadtquartieren wie dem geplanten Ost-        infrastruktur gleichziehen konnte. Dieses Bevölkerungs-      stoffe. Vor allem für Menschen mit (chronischen) Atem-
aktuellsten Modal Split-Zahlen (2018) liegt der Anteil des    feld, Linde-Quartier oder Hainweg wächst Wiesbaden um         wachstum, das einerseits für die Attraktivität und wirt-     wegserkrankungen sind die gesundheitlichen Belastungen
motorisierten Individualverkehrs (MIV) bei 49 Prozent. Da-    tausende Neubürger.4 Zudem wird die Innenstadt nachver-       schaftliche Prosperität der Metropolregion steht, stellt     durch eine hohe NO2-Belastung nachgewiesen.
mit ist der Anteil der Autofahrer in Wiesbaden weit höher     dichtet. In den nächsten fünf Jahren wird Wiesbaden nach      andererseits eine Herausforderung für die Mobilität der
als in vielen vergleichbaren Großstädten. Die Nachbarstadt    Berechnungen der städtischen Statistiker die 300.000-Ein-     Zukunft dar. Die Verkehrsbelastung sorgt nicht nur für       1
                                                                                                                                                                                             https://www.tomtom.com/en_gb/traffic-index/ranking/
Mainz kommt beispielsweise auf einen MIV-Anteil von 39        wohner-Marke erreichen.5                                      Staus, sondern auch für schlechte Luft und Lärm. Nur         2
                                                                                                                                                                                             Rhein-Main-Verkehrsverbund, Forschungsprojekt
Prozent. Auffällig ist in Wiesbaden der verhältnismäßig                                                                     durch einen akribisch ausgearbeiteten Luftreinhalteplan          „Mobilität ­in Städten – SrV 2018“, Verkehrserhebung Stadt Mainz
niedrige Anteil an Radfahrern von 7 Prozent (Mainz: 17 Pro-   Die Folge wäre eine völlige Überlastung des innerstädti-      und ein umfassendes Maßnahmenpaket konnte Wies-              3
                                                                                                                                                                                             Amt für Statistik und Stadtforschung der Landeshauptstadt Wiesbaden
zent).2 Bemerkenswert ist, dass sich die Modal Split-Zahlen   schen Straßennetzes. Nach einer Prognose des Tiefbau- und     baden im Februar 2019 einem gerichtlich angeordneten         4
                                                                                                                                                                                             Wiesbaden-Ostfeld, Bericht über vorbereitende Untersuchungen zu einem
gegenüber der Erhebung aus dem Jahr 2013 kaum verän-          Vermessungsamtes der Landeshauptstadt Wiesbaden wird          Dieselfahrverbot entgehen.                                       städtebaulichen Entwicklungsbereich in Wiesbaden, Stadtentwicklungs-
dert haben. Der MIV-Anteil ist wie der Anteil der Radfahrer   die Zahl der Autofahrten bis zum Jahr 2030 um 60.000 pro                                                                       gesellschaft
um je einen Prozentpunkt gestiegen.                           Tag auf insgesamt rund 860.000 steigen. Die heute schon       Die Stickstoffdioxidbelastung ist im Verlaufe des Jahres     5
                                                                                                                                                                                             Wiesbadener Stadtanalysen – Vorausberechnung der
                                                              überlasteten Hauptverkehrsachsen wie der 1. Ring müssten      2019 zwar zurückgegangen, der Grenzwert von 40 Mikro-            Wiesbadener Bevölkerung und Haushalte bis 2035
Auch der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) hat im         demnach pro Tag noch mal bis zu 3.200 zusätzliche Fahr-       gramm pro Kubikmeter wird aber weiterhin regelmäßig          6
                                                                                                                                                                                             https://www.hlnug.de/messwerte/luft
Fünfjahresvergleich um einen Prozentpunkt zugelegt. Bei       zeuge in einer Fahrrichtung pro Tag aufnehmen. Im Berufs-     überschritten.6 Unter anderem die World Health Organizati-   7
                                                                                                                                                                                             http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0006/238956/Health_
wachsender Bevölkerung und einer Zunahme sozialver-           verkehr wäre Stillstand programmiert.                         on (WHO)7 verweist auf die Gesundheitsgefahren durch eine        risks_air_pollution_HRAPIE_project.pdf?ua=1

                                                                                                                                                                                                                                                                    17
16
"Es ist Zeit, sich zu verändern" - Das Mobilitätsleitbild der Landeshauptstadt Wiesbaden - Mobilität 365
Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden                                                                                                                                           Mobilitätsleitbild für die Landeshauptstadt Wiesbaden

Als besonders problematisch für die Gesundheit wird         Dem Beschluss vom 23. Mai 2019 vorgelagert war ein               Anteil der Verkehrsmittel an allen Wegen
in dem o.g. WHO-Bericht der Verstärkungseffekt durch        gemeinsamer Antrag der Rathaus-Fraktionen von SPD,
die Kombination verschiedener Schadstoffe gewertet.         CDU, Grünen und FDP vom 8. November 2018, ein Mobili-
Die einhergehende Zunahme des motorisierten Indivi-         tätsleitbild für die Stadt Wiesbaden zu entwickeln (siehe
dualverkehrs, aber auch die Überlastung des Öffentli-       3.1). Der Antrag wurde mit großer Mehrheit angenom-
chen Personennahverkehrs (ÖPNV) verlangen Städten wie       men. In der Stadtverordnetensitzung vom 23. Mai 2019,
Wiesbaden neue Lösungen ab. Nach Aussagen von ESWE          in der auch im selben Antragstexts (Antrags-Nr. 19-F-
Verkehr ist das heutige Bussystem mit rund 60 Millionen     21-0024) beschlossen worden war, ein Vertreterbegehren­
Fahrgästen an seine Kapazitätsgrenzen angelangt.            zu ­starten, wurde schlussendlich auch der Fertigstel-
                                                            lungstermin des Mobilitätsleitbilds festgelegt, das sich
Daher ist neues Denken gefragt, um innovative Mobili-       zu ­  diesem Zeitpunkt noch in öffentlicher Aus-
tätslösungen für die Zukunft zu entwickeln. Die Stadt-      schreibung befand. ­   Bis zum Ende des ersten Quar-
politik sieht sich aber auch dem Problem gegenüber, dass    tals 2019 sollte das ­      Leitbild fertiggestellt sein,
neue Verkehrslösungen wie beispielsweise die Einführung     wie übrigens auch die ­      Fragestellung für ein Ver-
einer CityBahn auf Zweifel und Kritik gestoßen sind. Zwei   treterbegehren zur Citybahn. Das zuständige De-
Bürgerinitiativen haben im Jahr 2019 rund 20.000 Unter-     zernat V für Umwelt, Grünflächen und Verkehr hat­
schriften für ein Bürgerbegehren gegen die Citybahn ge-     die Umsetzung des Mobilitätsleitbilds an den städtischen
sammelt. Das Stadtparlament hat zwar in seiner Sitzung      Mobilitätsdienstleister ESWE Verkehr übertragen.
vom 23. Mai 2019 die rechtliche Unzulässigkeit der bei-
den Bürgerbegehren festgestellt, aber dennoch beschlos-     Über eine öffentliche Ausschreibung, die in der Hessischen
sen, ein Vertreterbegehren zur CityBahn bis spätestens      Ausschreibungsdatenbank (HAD) veröffentlicht worden
zur Sommerpause 2020 anzugehen.                             ist, wurde das Mobilitätsleitbild schließlich in einem
                                                            Bieterverfahren vergeben. Die Bieter waren aufgefordert
Infolge der Corona-Krise musste der Termin aber verscho-    worden, das Konzept zur Erstellung des Mobilitätsleit­
ben werden, nicht zuletzt hat die Hessische Landesre-       bildes nach den Vorgaben des Stadtverordnetenbe­
gierung per Erlass Bürgermeisterwahlen und Bürgerent-       schlusses vom 8. November 2018 zu skizzieren und
scheide bis einschließlich Oktober 2020 untersagt.          ­Experten ­zu benennen, die den Leitbild-Prozess begleiten.

Durchschnittliche Immissions­anteile
an der NO2-Belastung i­ n Wiesbaden

                                                                                   Ferneintrag
                                              15,7%                                                                                  Was mir sehr gut gefallen hat war, dass die Experten nicht aufgetreten sind nach dem
                                                                                                                                    Motto „Hey, wir sind die, die Ahnung haben, und ihr habt keine Ahnung, aber wir tun jetzt
                                                                                   Sonstiges                                         mal so, als ob ihr Ahnung hättet, damit ihr auch mal mitreden dürft…“ – ich empfand die
68,9%                                                                                                                               Vorträge und Workshops tatsächlich als „Aufklärung“, Wissenstransfer. Die unterschiedlichen
                                                                                   Kfz-Verkehr                                            Interessengruppen einzubinden ist meines Erachtens sehr gut gelungen, und dass wir
                                                        6,3%                                                                          vom Stadtelternbeirat (SEB-KT) eingeladen wurden, freut uns besonders, weil Kinder ja nun mal
                                                                                   Industrie                                               ein Teil der Bevölkerung sind, der eigentlich keine Lobby hat. Hier kam schon die ganze
                                                         1,4%                                                                          Bandbreite der Einwohnerschaft zu Wort - und das ist genau das, was so ein Mobilitäts­leitbild
                                                                                   Gebäudeheizung                                            braucht, damit es die Bürger mittragen. Spannend war nicht zuletzt, zu erleben, w
                                                                                                                                                                                                                             ­ ie

                                                        7,5%                                                                            konstruktiv hier Vertreter von Interessengruppen zusammengearbeitet haben, die sich sonst
                                                                                                                                         eher nicht so grün sind. Das verbindende Element war eben das Ziel, nämlich eine lebens-
                                                                                   Flugverkehr
                                                                                                                                                                           und liebenswerte Stadt.
                                                        0,4%
                                                                            Quelle: Luftreinhalteplan für den Ballungsraum                      Angela Weck, Stadtelternbeirat der ­städtischen Kindertagesstätten
                                                                            Rhein-Main / 2. Fortschreibung Teilplan Wies-
                                                                            baden Februar 2019. Bezugsjahr: 2013

                                                                                                                                                                                                                                                  19
18
Sie können auch lesen