Erziehung und Wissenschaft - GEW Sachsen-Anhalt

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Erziehung und Wissenschaft - GEW Sachsen-Anhalt
03 Erziehung                                                       www.gew-sachsenanhalt.net
                                                               AK TUELL        Sachsen-Anhalt 1

2018 und Wissenschaft
1. März 2018                     K 6549    Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Sachsen-Anhalt

                                          Die Tarifrunde des öffentlichen
                                          Dienstes für die Beschäftigten
                                          bei Bund und Kommunen hat
                                          begonnen, ver.di, GdP und GEW
                                          haben ihr Forderungspaket ge-
                                          packt und ihre Erwartungen
                                          formuliert.
                                          Die Gewerkschaften hoffen auf
                                          faire Verhandlungsrunden und
                                          auf ein angemessenes Ergebnis.
                                          Das zu erreichen, ist allerdings
                                          keine Frage des Glücks ...

     Aktuell:
     Internationaler Frauentag
     Landtagsbeschluss
     zur Unterrichtsversorgung
     Lehrerbildung an der OvGU

     Titelthema:
     Tarifrunde TVöD 2018:
     • Forderungen
       und Erwartungen
     • Hintergründe
       und Motivation

     Schule:
     Mehrarbeit
     Vorbereitungsdienst
     Arbeitszeit und Urlaub für PM

     Bildungsangebote:
     25. Sommerakademie
Erziehung und Wissenschaft - GEW Sachsen-Anhalt
2   Sachsen-Anhalt              AK TUELL                                                                                                                03/2018

                     Kommentiert:
                                                                                    Inhalt
                     Ausnahmezustand
                     bekämpfen                                                       Aktuell
                                                                                     Kommentiert: Ausnahmezustand bekämpfen ..............................2
                     Zum Auftakt der Tarifrunde 2018 für die Beschäftigten
                                                                                    Zum internationalen Frauentag: 100 Jahre Frauenwahlrecht ............3
                     in den Kommunen und beim Bund sind die Gewerk-
                     schaften am 8. Februar 2018 vor die Presse gegangen.            Volksinitiative für bessere Unterrichtsversorgung und gute Schule:
                     Sie haben ihre Forderungen nach sechs Prozent mehr              Nach dem Landtagsbeschluss muss der Druck bleiben! ..................3
                     Gehalt aufgemacht und die kommunalen Arbeitgeber                Lehrkräftebedarf analysiert:
                     und die Bundesregierung haben, wie nicht anders zu              Bis 2025 Defizit von 2.000 Lehrkräften vorprogrammiert ...............4
Frank Wolters,       erwarten, mit Entrüstung die gewerkschaftlichen Forde-          GEW verabschiedete symbolisch 1 400. Lehrkraft:
Gewerkschafts-       rungen abgelehnt. „The same procedure as every year“,           Die Lücke zu den Neueinstellungen wird größer ...........................4
sekretär der GEW     so könnte man den Auftakt der Tarifrunde zusammen-
                                                                                     Diskussion um die Zukunft der universitären Lehrerbildung:
Sachsen-Anhalt       fassen, auch wenn bereits zwei Jahre seit der letzten
                                                                                    „Otto braucht Lehrer“ – Francke auch ........................................5
für den Bereich      Verhandlung vergangen sind.
Jugendhilfe und      Bis Ende April soll der Versuch unternommen werden, zu          Glossiert: Neugier am Aschermittwoch ......................................6
Sozialarbeit         einem akzeptablen Verhandlungsergebnis zu kommen,               Lehrkräftemangel: GEW schlägt KMK Maßnahmenpaket vor ...........6
                     der die Beschäftigten am wirtschaftlichen Aufschwung            Debatte um die sachgrundlose Befristung:
                     angemessen beteiligt. Mit einem Überschuss von über             Schlupflöcher im Befristungsrecht schließen! .............................6
                     38 Milliarden Euro in den öffentlichen Haushalten
                     scheint diese Möglichkeit vorhanden zu sein. Aber es           Titel-Thema: „Tarifrunde TVöD 2018“
                     ist, wie es auch in den vergangenen Tarifverhandlun-           Tarifrunde TVöD 2018:
                     gen war: Die Arbeitgeber rechnen sich arm, beklagen             Gewerkschaftsforderungen sind angemessen und durchsetzbar ......7
                     die maßlosen Forderungen der Gewerkschaften und
                                                                                    Tarifrunde im öffentlichen Dienst Bund und Kommunen:
                     verweisen auf leere Kassen.
                                                                                     Sechs Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch 200 Euro ...............7
                     Gleichzeitig haben sie in den vergangenen Jahren den
                     Beschäftigten immer neue Aufgaben übertragen. Die               Begleitbeschluss zur Tarifforderung:
                     Arbeitsverdichtung spüren alle, insbesondere die Kol-          TVöD für alle Beschäftigten weiterentwickeln ............................. 8
                     leginnen und Kollegen in den sozialen Berufen. Und              Start in die Tarifrunde:
                     nicht nur das. Die Arbeitsverhältnisse werden immer            „Arbeitgebergeschenke sind nicht zu erwarten.“ ...........................9
                     weiter flexibilisiert. Befristungen, Teilzeit und Arbeit auf
                                                                                    Schule
                     Abruf prägen den öffentlichen Dienst wie keine andere
                     Branche. In den Kindertageseinrichtungen und in der            Arbeitsbedingungen an Schulen:
                     sozialen Arbeit herrscht vielerorts Ausnahmezustand,           Zusätzliche Belastungen als Mehrarbeit anerkennen ...................10
                     weil Fachkräfte fehlen bzw. weil auf geänderte Bedin-          Schulpraktische Ausbildung im Vorbereitungsdienst:
                     gungen in der Kinder- und Jugendhilfe politisch nicht          Lehrerhauptpersonalrat fordert Evaluation ...............................10
                     reagiert wird. Attraktiv sieht anders aus!                     Pädagogische Mitarbeiter*innen an öffentlichen Schulen:
                     Auch wenn in dieser Tarifrunde nicht die Arbeitsbe-            Dienstvereinbarung zu Arbeitszeit und Urlaub ...........................11
                     dingungen im Mittelpunkt stehen, so bietet sie doch
                     die Möglichkeit, auf die Missstände aufmerksam zu              Bildungsangebote
                     machen und gleichzeitig für ein verbessertes Einkom-           25. Sommerakademie: Eine Institution feiert Jubiläum .................12
                     men zu streiten.                                               LiV: Infoveranstaltung „(K)ein Bammel vor Bewerbungen“ .............13
                     Die Tarifrunde 2018 sollten wir deshalb nutzen, für
                     unsere berechtigten Interessen selbstbewusst einzu-            GEW-KV Jerichower Land: Fortbildung „Hilfe, die Hacker kommen“ ...13
                     treten. Es ist Sache der Arbeitgeber, jetzt mit einem          GEW-KV Magdeburg: Fortbildung „Die Hacker kommen“ ...............13
                     deutlichen Signal der Wertschätzung auf die Forderun-          Veranstaltungshinweis: „Der Preis der Inklusion“ .........................14
                     gen der Beschäftigten zu reagieren. Sollte das nicht der       Leipziger Buchmesse: Forum zum Auslandsschuldienst .................15
                     Fall sein, ist ein Arbeitskampf unausweichlich.
                                                                                    Nachschlag: Im Zug der Zeit ...................................................16
                                                                Frank Wolters

                                                                                                                                                                  W W W. S W-KO M M U N I K AT I O N.N E T
                                                                                                                                                                  ©
Erziehung und Wissenschaft - GEW Sachsen-Anhalt
03/2018                                                                                                                  AK TUELL                       Sachsen-Anhalt   3

Zum internationalen Frauentag:
100 Jahre Frauenwahlrecht
Liebe Kolleginnen und Kollegen, in diesem Jahr    Darum verteidigen der DGB und seine Mit-           ten tariflichen Erfolge in der Finanzplanung des
feiern wir zum Internationalen Frauentag ein      gliedsgewerkschaften, was unsere Vorkämp-          Landes berücksichtigt. Geht doch!
besonderes Jubiläum – 100 Jahre Frauenwahl-       ferinnen erreicht haben, und treiben voran,        Auch im Hochschul- und Wissenschaftsbe-
recht! Das Frauenwahlrecht ist uns bekanntlich    wofür sie den Grundstein legten: Das Recht auf     reich ist beileibe nicht alles rosig. Dass der
nicht in den Schoß gefallen, dafür musste die     ein selbstbestimmtes Leben in wirtschaftlicher     Frauenanteil abnimmt, je höher die Vergü-
Arbeiterinnenbewegung lange kämpfen.              Unabhängigkeit auch für Frauen!                    tungsgruppe ist, wissen wir alle nur zu gut.
Mit der Verankerung des Satzes „Männer und        Ihr kennt den Handlungsbedarf in Eurem Orga-       Dazu trägt die inakzeptable Befristungspraxis
Frauen sind gleichberechtigt“ in beiden deut-     nisationsbereich, daher nenne ich hier nur         bei, die im öffentlichen Dienst und hier insbe-
schen Verfassungen im Jahr 1949 wurde ein         drei Beispiele:                                    sondere im Hochschul- und Wissenschafts-
weiterer Durchbruch in Richtung rechtlicher       Da wäre der Kampf um einheitliche Bezahlung        bereich überdurchschnittlich verbreitet ist.
Gleichstellung erreicht. Nach der in zähem        aller Lehrkräfte. Die Erkenntnis, dass gute Bil-   Verträge mit kurzer Laufzeit unterlaufen den
Ringen erkämpften rechtlichen Gleichstel-         dung in den frühen Jahren anfängt und dass         Kündigungsschutz und wer immer um eine
lung gilt es seit dem, auch die tatsächliche      die Arbeit im immer noch frauendominierten         Vertragsverlängerung bangen muss, tut sich
Gleichstellung der Geschlechter in Politik,       Grundschulbereich genauso anspruchsvoll            schwer damit, seine Rechte einzufordern. Auf
Wirtschaft und Gesellschaft durchzusetzen.        ist wie in den weiterführenden Schulformen,        lange Zeit unsichere Zukunftsaussichten in
Und wiederholt zeigt sich: Frauen brauchen        muss sich endlich auch in einer höheren Ver-       befristeten Arbeitsverhältnissen sind keine
bei allem, was sie fordern, einen langen Atem     gütung für diese Kolleginnen und Kollegen          gute Basis für die Vereinbarkeit von Familie
und verlässliche Verbündete.                      niederschlagen!                                    und Beruf. Auch deshalb gehen viele enga-
Die erstrittenen Erfolge machen uns Mut und       In der Kinderbetreuung wird bessere Betreu-        gierte und kluge Frauen dem Hochschul- und
geben uns Kraft für aktuelle Herausforde-         ungsqualität durch kleinere Gruppen disku-         Wissenschaftsbereich verloren. Wir meinen:
rungen: 100 Jahre nach Einführung des Frau-       tiert. Die gewerkschaftliche Forderung geht        Das kann sich unser Land nicht länger leisten!
enwahlrechts ist das deutsche Parlament so        aber darüber hinaus: Wir fordern praxistaug-       Wir erwarten von unserer Landesregierung
männlich wie seit zwanzig Jahren nicht mehr.      liche Personalschlüssel, die berücksichtigen,      ebenso wie von der neuen Bundregierung,                       Susanne
Nur ein Drittel der Abgeordneten sind Frauen.     dass auch Erzieherinnen und Erzieher für           dass sie sich zum Ziel der tatsächlichen Gleich-      Wiedemeyer ist
Und Rechtspopulisten, mit ihrem rückständi-       gute Betreuungsangebote Vorbereitungszeit          stellung von Frauen und Männern bekennt              Stellvertretende
gen Frauenbild und ihren Familienvorstellungen    brauchen, dass sie Urlaubsansprüche haben,         und alles daran setzt, die Arbeitszeitlücke, die      DGB Bezirksvor-
von gestern, wollen Frauen wieder in enge         sich weiterbilden wollen und sogar mal krank       Entgeltlücke und die Rentenlücke zwischen             sitzende Nieder-
Schranken weisen. Zugleich werden frauendo-       werden. Das muss bei der Personalkalkula-          Frauen und Männern endlich zu schließen.           sachsen – Bremen
minierte Berufe immer noch schlechter bezahlt,    tion berücksichtigt werden, sonst werden           Lasst uns gemeinsam weiterkämpfen – für             – Sachsen-Anhalt
stehen Frauen vor ungelösten Arbeitszeitpro-      Fehlkalkulationen weiterhin auf dem Rücken         eine bessere Zukunft!                                      und Landes-
blemen, haben geringere Karrierechancen und       der Erzieherinnen und Erzieher ausgetragen.                                                                   beauftragte
zum Schluss eine kleinere Rente als Männer.       Immerhin werden inzwischen die hart erkämpf-                              Susanne Wiedermeyer            Sachsen-Anhalt

Volksinitiative für bessere Unterrichtsversorgung und gute Schule:
Nach dem Landtagsbeschluss muss der Druck bleiben!
(EuW) Am 25. Januar hat sich der Landtag           bene Begrenzung auf 14.500 VZÄ … angepasst        der Seiten- und Quereinstieg genutzt und
abschließend mit den Forderungen der Volks-       werden. …                                          die Ergebnisse der „Expertenkommission zur
initiative „Den Mangel beenden – Unseren          3. Die Landesregierung wird gebeten, frei-         Ermittlung des Lehrkräftebedarfes“ umge-
Kindern Zukunft geben!“ befasst. Diese hatte      werdende Stellen unverzüglich und flexibel         setzt und damit die Voraussetzungen für die
gefordert:                                        auszuschreiben und durch fortlaufende Aus-         notwendigen Ausbildungskapazitäten an den
1. dass 1.000 Lehrer*innen und 400 pädago-        schreibungen sicherzustellen, dass auch in         Universitäten geschaffen werden.
gische Mitarbeiter*innen zusätzlich zu den         ländlichen Gebieten eine gute Unterrichts-
aktuellen Planungen eingestellt werden, um        versorgung gewährleistet wird. Darüber
das in den letzten vier Schuljahren entstan-       hinaus ist ein Konzept zur Lehrergewinnung
dene Personaldefizit zu beseitigen,               zu erstellen, das unkomplizierte Zugänge für
2. dass der fachspezifische Personalbedarf an     den Schuldienst ermöglicht.
Förderschulen und im gemeinsamen Unter-           4. Der Landtag bittet die Landesregierung, das
richt an den Regelschulen durch unabhängige       Arbeitsvermögen, das durch Langzeiterkran-
Experten ermittelt und vom Land abgesichert        kungen oder die Nutzung von Elternzeiten für
wird,                                             schulische Zwecke nicht zur Verfügung steht,
3. dass die Einstellungspraxis so geändert        durch Einstellungsoptionen im Rahmen der
wird, dass alle jungen Lehrkräfte im Land         VZÄ-Ziele des Doppelhaushaltes 2017/2018
gehalten werden, und                              zu kompensieren. …
4. dass die Ausbildung von Lehrer*innen und       7. Der Landtag bekräftigt seinen Beschluss …
von weiteren pädagogischen Fachkräften            und erneuert die Bitte an die Landesregierung
ausgeweitet wird.                                 den ReferendarInnen schon während des
                                                  Referendariates eine Einstellungszusage zu
Forderungen der Volks-                             geben. …
initiative aufgegriffen                           10. Entsprechend dem von der Landesregie-
                                                                                                                                                                              Foto: EuW

Der am 25. Januar gefasste Landtagsbeschluss       rung am 7. November 2017 beschlossenen
zu diesen Forderungen ist leider sehr unkon-      ‚Konzept zum künftigen Einsatz von pädago-
kret und kann daher vielfältig interpretiert       gischen MitarbeiterInnen‘ sollen im Rahmen
werden. Im Kern werden jedoch die For-            des nächsten Haushaltes 300 zusätzliche Neu-
derungen der Volksinitiative aufgegriffen,        einstellungen zur Verfügung gestellt werden.                                                                Vor der Land-
ohne allerdings der Landesregierung konkrete      Die Landesregierung wird darüber hinaus            GEW-Mitwirkung führte                                 tagssitzung am
Einstellungszahlen vorzugeben. Hier einige         gebeten, im laufenden Doppelhaushalt alle         zu Verbesserungen                                   25. Januar wurde
Auszüge:                                          frei gewordenen bzw. freiwerdenden Stellen         Die GEW Sachsen-Anhalt hat durch ihre Mit-           noch einmal auf
„1. … Die Landesregierung wird gebeten, die       für Pädagogische MitarbeiterInnen neu aus-         glieder vor Ort und bei zentralen Aktionenmit         die schulischen
Zahl der Lehrkräfte zu ermitteln, die notwendig   zuschreiben und wieder zu besetzen.“               großem Engagement die Volksinitiative unter-              Missstände
sind, um eine tatsächliche Unterrichtsversor-     Weiterhin soll der Bedarf an Förderschul-          stützt und war mit ihrer Vorsitzenden, Eva               hingewiesen.
gung von 103 % zu erreichen. Gegebenenfalls       lehrkräften für die Förderschulen und den          Gerth, als Vertrauensperson bei allen
muss die im Koalitionsvertrag festgeschrie-        gemeinsamen Unterricht dargestellt werden,        Aktionen und Entscheidungen dabei.
Erziehung und Wissenschaft - GEW Sachsen-Anhalt
4   Sachsen-Anhalt               AK TUELL                                                                                                                      03/2018

                                                       Sie bewertet trotz der erzielten positiven   des Landtagsbeschlusses im Mai. Erst dann ist      Kolleginnen und Kollegen an den Schulen:
                                                       Ergebnisse den Beschluss des Landtages       abzusehen, wieviel die Volksinitiative wirklich    Die Belastungen werden zwar nicht beseitigt,
                                                 als relativ unkonkret. Viele Entscheidungen        erreicht hat bzw. ob sich unsere Politiker aus     jedoch gemindert; pädagogische Innovationen
                                                 werden nach hinten verschoben, einiges             der Verantwortung stehlen.                         statt Flickschusterei werden wieder möglich;
                                                 soll erst „geprüft“ oder im Haushaltsjahr                                                             die Lehrerausbildung an den beiden Univer-
                                                 2019 umgesetzt werden. Aus Sicht der GEW           Dank der GEW an ihre Mitglieder                    sitäten und an den Seminaren erhält neue
                                                 ist dies viel zu spät. Die Schulen brauchen        und an Bündnispartner                              Impulse und schließlich hat sich die Atmo-
                                                 jetzt Personal, um Belastungen abzubauen           Auf jeden Fall ist allen Unterstützerinnen         sphäre für Verhandlungen über die Bezahlung
                                                 und den Unterricht auch nur ansatzweise            und Unterstützern, allen, die Unterschriften       der Grundschullehrkräfte, über Mehrarbeit
                                                 abzusichern.                                       gesammelt haben oder an örtlichen Initiati-        und deren Abgeltung verbessert.
                                                 Insofern wird sich das Bündnis aus vielen          ven teilnahmen, zu danken. „Wir haben die          Für die größte Überraschung am 25. Januar
                                                 Organisationen, das die Volksinitiative trägt,     Politik zum Handeln bewegt, das können wir         hat Bildungsminister Tullner gesorgt, der die
                                                 auch noch nicht auflösen. Auf jeden Fall           uns auf jeden Fall auf die Fahnen schreiben“,      Neueinstellung von 1.000 Lehrkräften noch im
                                                 stehen noch zwei wichtige Termine an, ein          sagte Eva Gerth.                                   Jahr 2018 versprochen hat. So wie bisher wird
                                                 Gespräch mit Ministerpräsident Haseloff im         Die Mitwirkung der GEW an der Volksinitia-         auch die GEW Sachsen-Anhalt hier genau
                                                 Februar und die Bewertung der Umsetzung            tive erfolgte auch in ureigenster Sache der        hinschauen und weiter Druck machen.

                                                 Lehrkräftebedarf analysiert:
                                                 Bis 2025 Defizit von 2.000 Lehrkräften vorprogrammiert
                                                 (EuW) Zum Bericht der „Expertenkommission          einmal halb so viele Lehrkräfte bei uns im Land     wieder in Magdeburg ausgebildet werden.
                                                 zur Bestimmung des längerfristigen Lehrkräf-       ausgebildet werden, wie dringend gebraucht         „Jedes weitere Zögern, jetzt die Ausbildungs-
                                                 tebedarfs“, die vor fast eineinhalb Jahren auf     würden. Das Defizit summiert sich bis zur Mitte     kapazitäten für die universitäre Lehreraus-
                                                 Antrag der Fraktion DIE LINKE vom Landtag          des nächsten Jahrzehnts auf mehr als 2.000          bildung unverzüglich von derzeit etwa 800
                                                 eingesetzt wurde, erklärt der Fraktionsvor-        Lehrkräfte.                                         Erstsemesterplätzen auf die ermittelten 1.400
                                                 sitzende und bildungspolitische Sprecher,          Die weitegehende Abwicklung der Lehrer-             Studienplätze auszubauen, würde die Krise des
                                                 Thomas Lippmann: Was alle schon vor Jahren         ausbildung an der OvGU in Magdeburg war             Schulsystems vertiefen und weit über das Jahr
                                                 hätten wissen können, hat die Expertenkom-         eine ebenso kurzsichtige Entscheidung, wie         2030 hinaus verlängern.“
                                                 mission nun in aller Schärfe ans Licht gebracht.   die Reduzierung der Seminare für die zweite         Die Fraktion DIE LINKE forderte die Landesre-
                                                 Gegen alle Vernunft und alle Warnungen vor         Phase der Lehrerausbildung von ehemals neun         gierung auf, die von den Experten vorgelegten
                                                 den Folgen wurden seit der Mitte der Zwei-         Standorten auf nur noch zwei in Halle und Mag-      Berechnungen konsequent und ohne Relativie-
                                                 tausender Jahre von allen Landesregierungen        deburg. „Jetzt muss konsequent umgesteuert          rungen zur Grundlage aller weiteren Planungen
                                                 der Bedarf für die Ausbildung des Lehrkräf-        werden. Für die Universität in Halle allein sind    zu machen. „Weitere Fehlentscheidungen in
                                                 tenachwuchses massiv unterschätzt. Die             die geforderten Kapazitäten zu groß – nicht         Bezug auf die Ausbildung des Lehrkräftenach-
                                                 Verantwortung für den heute grassierenden          zuletzt wegen der Überlastung der umlie-            wuchses kann sich Sachsen-Anhalt nicht mehr
                                                 Lehrermangel tragen CDU und SPD.                   genden Schulen durch die schulpraktischen           leisten. Der Ast, auf dem wir sitzen, ist bereits
                                                 Jetzt stehe amtlich fest, dass in den nächsten     Studienanteile“, sagte Lippmann. Mindestens         kräftig angesägt. Wenn die Einschnitte weiter-
                                                 Jahren bis 2023 und noch darüber hinaus nicht      ein Drittel der künftigen Lehrkräfte müsse          gehen, stürzen wir ab.“

                                                 GEW verabschiedete symbolisch 1 400. Lehrkraft:
                                                 Die Lücke zu den Neueinstellungen wird größer
                                                 In Zeiten des Mangels versuchen manche             Bezieht man das Ende des Schulhalbjahres im         genden Entwicklungen, schönen Momenten
                                                 Politiker noch den schönen Schein zu wahren.       Januar mit in die Berechnungen ein, dürften         und zunehmender Belastung.
                                                 Statt alle Kraft in die Behebung der Miss-         seit dem Frühjahr 2016 – dem Beginn der             Hoher Aufwand bei der Bewältigung der Auf-
                                                 stände zu investieren, täuscht man mit Schul-      Kenia-Koalition – mindestens 1.400 Lehrerin-        gaben und immer neue Anforderungen sind
                                                 besuchen und Probeunterricht an falscher           nen und Lehrer die Schulen verlassen haben.         aus Sicht der GEW auch die Ursachen dafür,
                                                 Stelle Engagement und Ideen vor. Jüngstes          Diese Zahl ergibt aus mehr als 1.200 festan-        dass zahlreiche Lehrkräfte spätestens im 63.
                                                                                                    gestellten Lehrkräften, die laut Berichterstat-     Lebensjahr der Schule den Rücken kehren,
                                                                                                    tung für den Landtag in den letzten beiden          obwohl ihr abschlagsfreier Rentenbeginn
                                                                                                    Jahren den Schuldienst aus Alters- oder ande-       noch nicht erreicht ist. Der ungebremste
                                                                                                    ren Gründen verlassen haben. Hinzu kommen           rasante Anstieg bei der Zahl der Langzeit-
                                                                                                    etwa 180 Sprachlehrkräfte, deren Verträge           erkrankten ist ein weiteres Indiz für den
                                                                                                    trotz dringenden Bedarfs nicht verlängert           enormen Bedarf an Entlastung und neuem
                                                                                                    wurden. Und das alles bei gleichzeitig immer        Personal. Eva Gerth sagte dazu im Rahmen der
                                                                                                    weiter steigenden Schülerzahlen. Insgesamt          Aktion: „Die fatalen Signale aus den Schulen
Foto: Alexander Pistorius

                                                                                                    gibt es bei der Gesamtzahl der Lehrkräfte           reißen seit Monaten nicht ab. In der Politik
                                                                                                    also allenfalls Stagnation.                         gibt es langsam ein erstes Umdenken. Mit
                                                                                                    Um den politisch Verantwortlichen die wei-          Blick auf die Zahlen muss die Botschaft in
                                                                                                    terhin große Not zu verdeutlichen, verab-           allen Bildungsbereichen ganz klar lauten:
                                                                                                    schiedete die GEW Sachsen-Anhalt am 30.             Klotzen, nicht kleckern! Die von Minister
                                                                                                    Januar symbolisch diese 1 400. Lehrkraft.          Tullner angekündigten 1.000 Stellen müssen
                                                                                                    Die Wahl fiel dabei auf unsere Kollegin             in vollem Umfang so schnell wie möglich, spä-
                                                                                                    Uschi Auerbach aus der Sekundarschule in            testens zum Sommer des laufenden Jahres,
                                                                                                    Möser, die zum 1. Februar in den wohlver-           ausgeschrieben werden. Jede Absolventin,
                                                                                                    dienten Ruhestand wechselte. Als Zeichen            jeder Absolvent unserer Seminare muss
                                                                                                    des Dankes für die langjährige engagierte           ein Angebot erhalten. 15 Jahren Stillstand
                                                 Beispiel war vor wenigen Wochen die groß           Arbeit überreichten die GEW-Landesvor-              müssen jetzt mindestens 15 Jahre vollster
                                                 inszenierte Begrüßung der 1.000 Lehrkraft          sitzende, Eva Gerth, und der Leiter des             Einsatz folgen.“
                                                 seit Beginn der Legislaturperiode in Halle.        Vorstandsbereichs Tarif und Recht, Ulrich           Konkrete Ziele und erforderliche Bedarfe
                                                 Entscheidend für einen realistischen Blick         Härtel, einen Blumenstrauß und ein Präsent          hat die GEW Sachsen-Anhalt in den letzten
                                                 ist dabei natürlich die Frage, wie viele Lehr-     für die Zeit nach der Schule an die Kollegin.       Jahren unermüdlich benannt. Sie wird auch
                                                 kräfte in dieser Zeit wegen Renteneintritt,        Uschi Auerbach nahm dies sichtlich erfreut          weiterhin den Finger in die Wunde legen
                                                 Vertragsende, Kündigung etc. aus dem Schul-        entgegen und berichtete von ihrer Zeit im          .
                                                 dienst ausgeschieden sind.                         Schuldienst, von Höhen und Tiefen, bewe-                                     Alexander Pistorius
Erziehung und Wissenschaft - GEW Sachsen-Anhalt
03/2018                                                                                                                     AK TUELL                       Sachsen-Anhalt        5

Diskussion um die Zukunft der universitären Lehrerbildung:
„Otto braucht Lehrer“ – Francke auch
 Wenn Laura dem Liebsten vom Tag an der Uni-       Kurz: Schule tobt durch alle Hirne – das macht       Lehrer ausbilden müsse. Heute existiere ein                Im Podium der
 versität erzählt, dann entsteht in aller Regel    Mut.                                                 in weiten Bereichen ungelöstes Problem:                    Diskussionsver-
 ein Monolog über ihren Weg zum schönsten                                                              „Inklusion“.                                             anstaltung „Otto
 Beruf auf der Welt. Zu anderen Zeiten ent-        Lehrerbildung in Magdeburg                           Oder anders: Beste Bildung für alle. Wel-                 braucht Lehrer“
 nimmt sie Gesprächen oder Texten, jene und        für Sachsen-Anhalt                                   cher Beitrag darf dazu von der Magdebur-                    am 23. Januar
 jener und weitere teilen ihre Empfindung           Und wenn der Kopf voll ist, dann muss geredet       ger Universität erwartet werden? Dessen                  an der Otto-von-
 überhaupt nicht. Natürlich weiß sie, Liebe zu      werden. Eine Gelegenheit dazu bot sich am 23.       Voraussetzungen und Bedingungen sowie                    Guericke-Univer-
 einem Fach ist ein höchst individuelles Gefühl.   Januar an der Otto-von-Guericke-Universität          diejenigen Prozesse, die optimales Studieren            sität Magdeburg:
 Doch in dem Gedanken, diese eine, diese für        Magdeburg mit der Diskussionsveranstal-             und Lernen erst ermöglichen, wurden wäh-                       Rektor Prof.
 sie so wichtige Profession anzustreben, sieht      tung „Otto braucht Lehrer“. Im Mittelpunkt          rend der Veranstaltung intensiv verhandelt.               Strackeljan, Eva
 sie sich seit geraumer Zeit besonders bestärkt.    der Debatte standen Themen wie „Aktuelle            Einige der vorgetragenen Themen sollen das                     Gerth, Prof.
 Berichte über Lehrermangel waren ihr begeg-        Situation der Ausbildung für das Lehramt            insgesamt besichtigte Gebiet kennzeichnen:                    Hans-Dieter
 net unter Überschriften wie „Leerstellen bei       an der Otto-von-Guericke-Universität“ oder         „Die Didaktiken sind verstärkt zu entwickeln                   Klein und Dr.
 Lehrerstellen“, „Rettung aus der Katastrophe“,     der „Ausbau der Ausbildungskapazitäten für          und auszubauen (Einrichtung von Professuren                 Lehmann (v.l.)
„Bildung stört, denn sie verführt zu geistiger      Lehrämter: Ziele und Notwendigkeiten“ und
 Unabhängigkeit“, „Starker Anstieg der aus-         die „Qualität der Lehramtsausbildung“. Die
 gefallenen Schulstunden“, „Volksinitiative         wesentliche Datengrundlage für diese Aus-
 will den Lehrermangel angehen – und ist            sprache boten Analysen und Prognosen des
 enttäuscht“, „Minister macht Zusage in der         Lehrkräftebedarfs in Sachsen-Anhalt durch
 Schulpolitik“.                                     eine „Expertengruppe“ 1).
„Wir leben, um zu sehen und zu verstehen,          Zumindest für die drei Vortragenden, auf
 um Fragen zu stellen und die Antworten             deren Erklärungen zum Beginn der Veranstal-
 bewerten zu können“, hatte Laura neulich           tung sich die Diskussionen stützen konnten,

                                                                                                                                                                                       Foto: Alexander Pistorius
 in einem Seminar behauptet und lächelnd            enthält die Prognose der „Expertengruppe“
 angefügt, auch Schreckensmeldungen über            bemerkenswerte Unsicherheiten:
 fast unlösbar erscheinende Probleme der Ver-       Von pessimistischer Bedarfsschätzung sprach
 wirklichung schulischer Arbeit nähme sie als       die Landesvorsitzende der GEW, Eva Gerth,
 Ansporn, sich zu wehren und ab demnächst           und ergänzte, eine Erhöhung der Studiener-
 als eine witzig-kluge Lehrerin beste Bildung       folgsquote auf 75 Prozent sei wenig realistisch.
 zu verbreiten. Sie sei eben ein optimistischer     Bildung ist in den Blick zu nehmen, dann
Typ und habe die begründete Hoffnung, Men-          können Planzahlen abgeleitet werden. Und
 schen mit ihren Ideen, mit ihren Hoffnungen        konkret: die GEW schlägt vor, über die Aus-
 und Erwartungen anstecken zu können.               bildung von Grundschullehrern in Magdeburg
                                                    ernsthaft nachzudenken.
In aller Munde                                      Rektor Strackeljan nannte die Erhöhung der          und Stellen, deutlich mehr Promotionen)“,
Wenn es etwas Gutes gibt im Schlechten,             Anfängerzahlen sowie die Vermeidung von            „Intensivierung von Studienwerbung, Studien-
wenn sich im düsteren Bild von der Lage an          Studienabbrüchen komplexe Probleme von              beratung und Studienbegleitung“. Für diese
den Schulen ein bunter Farbklecks befindet,         grundsätzlicher Natur, deren Bearbeitung            beiden Aspekte der Hochschularbeit fordert         1)   Siehe: Bildungsmi-
dann dieser: Überlegungen zum Lehramt               äußerst schwierig sei. „Polyvalente Studi-          auch der Expertenbericht erhöhten Einsatz.              nisterium Sachsen-
und dessen grenzenlose Chancen sind aus             engänge“ beschrieb er als ein Mittel, Stu-         „Ausbau des Fächerspektrums beim Lehramt“,               Anhalt (Hrsg.): Der
engen Debattierstuben in große Säle gezogen         dierende an der Universität zu halten. Das         „Mehr Geld ins System, mehr Studienplätze“               Lehrkräftebedarf
und drängen von dort sowohl in Amtsstu-             Grundschullehramt habe er „nicht auf dem            und „Verstärkung der Kooperation mit Fach-              an den Schu-
ben als auch in Gespräche am Küchentisch.           Radar“.                                             hochschulen“.                                           len des Landes
                                                                                                                                                                Sachsen-Anhalt
Mädchen und Jungen werden als ungemein              Dr. Lehmann vom Ministerium für Wirtschaft,         Zur letzten dieser Thesen gehört die Frage:             bis 2030 und die
bildungshungrig entdeckt; Lehrerinnen und           Wissenschaft und Digitalisierung erinnerte an      Tragen die Universitäten, die Hochschulen                Konsequenzen für
Lehrer als diejenigen, die den lieben Klei-         die Anzahl der Lehramtsabsolventen vergan-          ebenso, nicht insgesamt Verantwortung für               die Lehramtsaus-
nen unsere Welt mit all ihren Zeichen und           gener Jahre und an damals vielfach fehlende         die Bildung im Lande und damit auch für                 bildung. Bericht der
vielfältigen Geheimnissen perfekt erklären          Einstellungsmöglichkeiten. Deshalb benutzt          Schule? Ist also Zusammenarbeit selbstver-              Expertengruppe
können. Und derartige Gedanken finden               er zur Beschreibung der augenblicklichen            ständliches Prinzip, weil fruchtbar für Bildung?        zur Bestimmung
breite Unterstützung: Die Volksinitiative „Den      Situation den Begriff „temporärer Einstel-                                                                  des längerfristigen
Mangel beenden! – Unseren Kindern Zukunft           lungsbedarf“ – und der werde in den Jahren         Gemeinsame Verantwortung                                 Lehrkräftebedarfs
geben!“ sammelte fast einhunderttausend            „2032/2033“ abnehmen.                               Es könnten die beiden „Lehrerbildungskon-                gemäß Landtags-
                                                                                                                                                                beschluss 7/328
Unterschriften, jede einzelne fordert: Schule       Das mag verwundern, bedenkt man den                ferenzen“ in Magdeburg und Halle Auftakt                 vom 2.9.2016.
nicht vergessen!                                    Fehler in jeglicher Prognose und insbesondere      sein für gemeinsame Überlegungen der                     Magdeburg, Januar
Plötzlich sehen sich erstaunte Lehrer heftig        den einer demographischen Vorhersage. Und          beiden Universitäten. Jetzt ist Gelegenheit,             2018.
umworben, bald vielleicht folgen Lockrufe aus       wer kann auf dieser unsicheren Erde ernsthaft      die eigenen Ressourcen zu besichtigen und
Begrüßungspaketen. Studienplätze werden             ausschließen, die Ereignisse des Jahres 2015       einzusetzen, um auf deren Grundlage dem-             Dazu eine Bemer-
eingerichtet und angeboten. Weit geöffnete          würden sich auf vergleichbare Art niemals          nächst, am besten sofort, Lehrerbildung als          kung: In der Ausgabe
Schultüren und Klassenfenster laden dazu ein,       wiederholen? Laura hätte ergänzt: „Ein paar        Spezialität dieses Landes anbieten zu können.        02/2018 dieses Jour-
von der Seite in den Schuldienst einsteigen         Lehrer zuviel in Sachen Anhalt? Im Jahre 2033?     Alle Hochschulen hängen von guter Bildung            nals „Erziehung und
zu können. Unverzeihliche Fehler mit drama-         Wenn’s so weit ist, werden wir feststellen:        ab und sind zugleich verantwortlich beteiligt        Wissenschaft“ (EuW)
                                                                                                                                                            wurde ein Entwurf
tischen Langzeitwirkungen von Regierenden           Ein paar Schüler weniger in den Klassen ver-       an deren Gestaltung.                                 des eben erwähnten
aus früheren Zeiten wurden anscheinend              sprechen die wunderbare Möglichkeit der            Laura wird ihr Studium in Magdeburg ergän-          „Berichts“ unter der
erkannt und werden hoffentlich nicht wie-           individuellen Förderung aller Mädchen und          zen durch einen Kurs in Halle, außerdem              Überschrift „Empfeh-
derholt. Die heute für Lehrerausbildung und        Jungen. Die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer         hat sie sich als Gasthörerin in Stendal ein-         lungen orientieren
für Schule Verantwortlichen wirken bemüht,          kann nicht zu groß sein. Die wird sich als         geschrieben. Und immer mal wieder stürmt             sich an realem Bedarf“
sich den Notwendigkeiten und Erwartungen            gerade richtig erweisen für eine wachsende         sie in eine Schule, ihr aktuelles Lieblingsbuch      bereits ausführlich
an Bildung für Kinder und junge Leute zu            Qualität des Unterrichts.                          unterm Arm. Auf ihrem Stundenplan steht              diskutiert.
stellen. Über das hierbei erforderliche Maß         Der Moderator der Veranstaltung, Prof. Klein,      dann: vorlesen und nachdenken. Mitten ins            Noch im Februar
wird weiterhin zu diskutieren sein.                 verdeutlichte die Kompliziertheit der vor          Leben möchte Laura Schule stellen ... doch           2018 wird an der Mar-
                                                                                                                                                            tin-Luther-Universität
Hinzu kommt: Wenn die hiesigen Universitäts-        Schulen und Hochschulen liegenden Auf-             jetzt geht sie Schuhchen kaufen.                     Halle-Wittenberg ei-
leitungen in ihre Kassen schauen, stellen sie       gaben in zwei knappen Bemerkungen: Vor                                                                  ne Diskussionsrunde
verwundert fest, leer sind die nicht ... Stellen    einer Reihe von Jahren stellte ein Mitglied                            Prof. Dr. Jürgen Köhler,         stattgefunden haben
innerhalb der Lehramtsausbildung könnten            der damaligen Regierung, Herr B., die Frage,                    Leiter des Vorstandsbereichs           – ebenfalls der Lehrer-
eingerichtet werden.                                warum denn Sachsen-Anhalt überhaupt                      Hochschule/Forschung/Lehrerbildung             bildung gewidmet.
Erziehung und Wissenschaft - GEW Sachsen-Anhalt
6                Sachsen-Anhalt                                                                   AK TUELL                                                                                                                  03/2018

                                                                                      Glossiert:
                                                                                      Neugier am Aschermittwoch
                                                                                      Kürzlich riet mir ein guter Bekannter, mich       Na, das ist doch mal eine positive Nachricht,      selbst die angedachten 14.500 Stellen als
                                                                                      doch einmal auf der Homepage des Finanz-          dachte ich mir. Da gibt es jetzt sicher ein Kon-   kritisch betrachtet worden?
                                                                                      ministeriums von Sachsen-Anhalt über den          zept, wie die Lücken an den Schulen gefüllt        Soviel also zu dem neuesten Erkenntnisstand
                                                                                      Stand der Reflexion des Lehrkräftemangels         und die neuen Lehrkräfte eingesetzt werden,        des Finanzministeriums. Wenn das „Fort-
                                                                                      in diesem Haus der Landesregierung zu infor-      schlussfolgerte ich.                               schreiben“ mit „Streichen“ übersetzt werden
                                                                                      mieren. Ich würde vielleicht ein (politisch       Die aktuellsten Einschätzungen, z.B. Schluss-      könnte, müsste man nur die Aktivitäten in die
                                                                                      schwarzes) Wunder erleben. Am Aschermitt-         folgerungen aus den Erkenntnissen der Exper-       richtige Richtung lenken. Was hatten doch
                                                                                      woch wollte ich meine Neugier befriedigen.        tenkommission zum Lehrkräftebedarf vom             die tausenden Warnstreikenden in der Tarif-
                                                                                      Unter dem Link https://mf.sachsen-anhalt.         Januar 2018 erwartend, findet man beim             runde 2015 vor dem Magdeburger Rathaus
                                                                                      de/finanzen/personalmanagement/# wurde            nächsten Klick das „Personalentwicklungs-          skandiert? „Das PEK muss weg!“
                                                                                      ich dann auch schnell fündig. Man erfährt,        konzept des Landes Sachsen-Anhalt 2011             Gemeint war sicher nicht, dass es nur von
                                                                                      dass im Zuge der Haushaltsberatungen von          – 2025“ aus dem Jahre 2011. In diesem Doku-        der Homepage des Finanzministeriums ver-
                                                                                      der Landesregierung regelmäßig auch das           ment kann man auf Seite 52 die bereits 2010        schwinden sollte.
                                                                                      Personalentwicklungskonzept (PEK) bis 2025        behauptete lächerliche Ziel-Stellenzahl von        Wahrscheinlich hätte ich eben einfach nicht
                                                                                      fortgeschrieben und angepasst wird und das        11.385 für das Jahr 2019 lesen. Ich war ver-       am Aschermittwoch neugierig sein sollen.
                                                                                      PEK den Behörden Planungssicherheit und           blüfft. Waren von der Expertenkommission           Gewundert habe ich mich übrigens nicht.
                                                                                      den Nachwuchskräften neue Perspektiven            nicht über 3.000 Stellen mehr empfohlen
                                                                                      im Land biete.                                    worden? Waren nicht noch vor einem Monat                                      Hans-Dieter Klein

                                                                                      Lehrkräftemangel:
                                                                                      GEW schlägt KMK Maßnahmenpaket vor
                                                                                       (EuW) „Der Lehrkräftemangel an Grundschu-        ringprogramme unterstützt werden. Dafür            Der Gewerkschaftstag fordert die KMK und
                                                                                       len ist dramatisch. Eine aktuelle Abfrage der    brauchen wir bundesweit einheitliche Stan-         die Landesregierungen zu Verhandlungen mit
                                                                                       Landesverbände der GEW zeigt: Bundesweit         dards“, erläuterte die GEW-Vorsitzende die         den Verantwortlichen der GEW auf.
                                                                                       konnten an die 2.000 Stellen nicht besetzt       Rahmenbedingungen für die Einstellung von          In die Planungen müssen Bedarfe für päd-
                                                                                       werden. Dazu kommen mehrere Tausend              Quer- und Seiteneinsteigern. „Die Lehrkräfte,      agogische Weiterentwicklungen einbezo-
                                                                                       Quer- und Seiteneinsteiger. Zudem sind rund      in deren Schulen Quer- und Seiteneinstei-          gen werden. Dazu gehören u.a.: Ganztag,
                                                                                      1.000 Schulleitungsstellen an Grundschulen        ger ausgebildet werden, müssen entlastet           Inklusion, Vertretungsbedarf, Bildung von
                                                                                       nicht besetzt“, sagte die GEW-Vorsitzende        werden. Nur so kann die Qualität des Unter-        Geflüchteten und Zugewanderten, Kompen-
                                                                                       Marlis Tepe am 31. Januar. Mit Blick auf die     richts gesichert werden.“                          sation von Bildungsbenachteiligung, Lernen
                                                                                       Studie „Lehrkräfte dringend gesucht – Bedarf     Die GEW-Vorsitzende bot der Kultusminis-           für die digitale Welt.
                                                                                       und Angebot für die Primarstufe“ der Bil-        terkonferenz (KMK) bei einem Treffen am            Bedarfe für die Verbesserung der Arbeits-
                                                                                       dungswissenschaftler Dirk Zorn und Klaus         31. Januar und den Kultusministerien die           bedingungen müssen ebenso eingerechnet
                                                                                       Klemm betonte sie: „Der Lehrkräfteman-           Zusammenarbeit mit der Bildungsgewerk-             werden, um die Belastungen zu senken, Lehr-
                                                                                       gel ist keine Eintagsfliege. Wenn jetzt nicht    schaft bei der Bekämpfung des Lehrkräfte-          kräfte gesund zu halten und gleichzeitig die
                                                                                       effektiv gegengesteuert wird, verschärft sich    mangels an. Dabei konnte sie sich auf den          Attraktivität des Berufs zu steigern. Dazu
                                                                                       die Situation bis 2025, ja 2030 sogar, noch.“    Beschluss des Gewerkschaftstages vom Mai           gehören u.a.: eine auskömmliche Vertre-
                                                                                      „Wir brauchen ein Maßnahmenbündel, das            2017 beziehen: „Der Gewerkschaftstag for-          tungsreserve, Absenkung der Unterrichts-
                                                                                       kurz-, mittel- und langfristig greift“, unter-   dert die KMK und die Landesregierungen             verpflichtung, eine Bezahlung aller Lehrämter
                                                                                       strich Tepe. Die Kultusministerien müssten       auf, die Verantwortung für die Sicherung des       mit mindestens A 13/E 13. Die Attraktivität der
                                                                                       aktuell zusätzliche Quer- und Seiteneinstei-     Lehrkräftebedarfs konsequent wahrzuneh-            Arbeit an Schulen mit besonderen Anforde-
                                                                                       ger werben, um die Lücken zu schließen.          men. Dazu gehört, eine Vorausberechnung            rungen muss durch erhöhte Ressourcenzu-
                                                                                       Dies sei der Preis dafür, dass über Jahre zu     des Lehrkräftebedarfs auf der Grundlage            weisung hergestellt werden.
                                                                                       wenige Lehrkräfte für das Grundschullehramt      aktueller Schülerzahlprognosen umgehend            Die GEW fordert die Ausweitung der Ausbil-
                                                                                       ausgebildet worden seien. „Die Quer- und         zu erstellen, kontinuierlich fortzuschreiben       dungskapazitäten vor allem für das Lehramt
                                                                                       Seiteneinsteiger müssen sofort berufsbe-         und entsprechende Maßnahmen zur Deckung            an Grundschulen/Primarstufen – und berufs-
                                                                                       gleitend nachqualifiziert und durch Mento-       des Lehrkräftebedarfs frühzeitig zu ergreifen.     bildende Schulen sowie für Sonderpädagogik.“

                                                                                      Debatte um die sachgrundlose Befristung:
                                                                                      Schlupflöcher im Befristungsrecht schließen!
                                                                                      (EuW) Die GEW hatte CDU/CSU und SPD               Befristung gemäß Teilzeit- und Befristungs-         Finanzierung verbundene Unsicherheit geben
                                                                                      aufgefordert, sich in ihren Verhandlungen         gesetz aus. Die neue Bundesregierung muss           die Hochschulen 1:1 in Form von Zeitverträgen
                                                                 Gewerkschaft
                                                                                      zur Bildung einer Großen Koalition darauf         endlich alle Schlupflöcher im Befristungsrecht      an ihre Wissenschaftlerinnen und Wissen-
                                                                                      zu verständigen, die sachgrundlose Befris-        schließen. Die Arbeitgeber müssen unbe-             schaftler weiter. Damit muss Schluss sein! Der
                                                    Erziehung und Wissenschaft

                                                                                      tung abzuschaffen. „2016 hat der Bundestag        fristete Arbeitsverträge anbieten, wenn es          Bund muss endlich die schon vor vier Jahren in
                                                                                      die Anforderungen an eine Befristung von          keinen Befristungsgrund gibt“, betonte der          Kraft getretene Lockerung des Kooperations-
                                                                                      Beschäftigungsverhältnissen in der Wissen-        stellvertretende GEW-Vorsitzende und Hoch-          verbots nutzen und sich auch auf Dauer und
                                                                                      schaft verschärft: Zeitverträge sind nur noch     schulexperte, Andreas Keller.                       in der Fläche in der Hochschulfinanzierung
                                                                                      zulässig, wenn die Befristung zur Förderung       Darüber hinaus forderte er, in die Grundfinan-      engagieren“, mahnte Keller.
        Befristete Arbeitsverträge
       in der Wissenschaft
                                                                                      der Qualifizierung erfolgt oder es eine Dritt-    zierung der Hochschulen einzusteigen. „Wäh-        Andreas Keller betonte, dass der Grundsatz
     Ratgeber

    Mit den Regelungen des neuen Wissenschaftszeitvertragsgesetzes von 2016
                                                                                      mittelfinanzierung gibt. Hochschulen und For-     rend die Grundhaushalte der Hochschulen            „Dauerstellen für Daueraufgaben“ selbst-
                                                                                      schungseinrichtungen weichen daher mehr           stagnieren oder sogar der Rotstift angesetzt        verständlich für alle Bildungsbereiche gelte.
                                                                         www.gew.de

                                                                                      und mehr auf die Option der sachgrundlosen        wird, geizen Bund und Länder nicht damit,           Wer gute Bildung fordert, muss sich auch
                                                                                                                                        Milliarden für befristete Sonderprogramme           für faire Beschäftigungsbedingungen in Bil-
Über die Rechtslage an Hochschulen und Forschungseinrichtun-                                                                            wie Exzellenzstrategie, Qualitätspakt Lehre         dungseinrichtungen einsetzen. Zeitverträge
gen informiert der GEW-Ratgeber „Befristete Arbeitsverträge in                                                                          oder den Hochschulpakt bereit zu stellen.           unterminieren die Kontinuität und Qualität
der Wissenschaft“: https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/                                                                            Auch der Löwenanteil der Drittmittel, die           der Bildung. Das gilt an Kitas, Schulen und
neuigkeiten/neuer-ratgeber-befristete-arbeitsvertraege-in-                                                                              die Hochschulen einwerben, kommt von der            Weiterbildungseinrichtungen ebenso wie an
der-wissenschaft/                                                                                                                       öffentlichen Hand. Die mit der befristeten          Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
Erziehung und Wissenschaft - GEW Sachsen-Anhalt
03/2018                                                                  TITELTHEMA: TARIFRUNDE T VöD 2018                                          Sachsen-Anhalt   7

Die GEW und die anderen Gewerkschaften
des öffentlichen Dienstes halten für die
Tarifgebiete Bund und Kommunen eine

Tarifrunde TVöD 2018:
Gewerkschaftsforderungen sind angemessen und durchsetzbar
deutliche Erhöhung der Einkommen für
richtig und angesichts der guten Kon-
junkturlage auch für machbar. Wie nicht
anders zu erwarten, sagte der Bundesin-
nenminister und unisono die Vereinigung
der Kommunalen Arbeitgeberverbände

                                                                                                                                                                         W W W. S W-KO M M U N I K AT I O N.N E T
(KAV), dass die Forderungen der Gewerk-
schaften utopisch und unerfüllbar seien.
Im Unterschied zu vergangenen Tarifrun-
den konnten sie jedoch nicht mit leeren
Kassen oder gar einer schwierigen Wirt-
schaftslage argumentieren, da sich die
Ökonomen in Superlativen bei der Kom-
mentierung der Konjunktur übertreffen.
Schnell greift man also wieder zum Argu-
ment, dass es noch genügend Schulden
abzubauen gäbe. Warum aber sollten die

                                                                                                                                                                         ©
Beschäftigten des öffentlichen Dienstes
für eine verfehlte Einnahmepolitik des Staates aufkom-                    günstigere Betreuungsschlüssel hätten. Wie Kollege
men? Warum sollte die Benachteiligung des Ostens bei                      Daniel Merbitz, Mitglied des Geschäftsführenden Vor-
der Finanzierung öffentlicher Aufgaben zu Lasten der                      standes der GEW, beschreibt, gibt es leider für solche
Kommunen gehen? Warum sollte die Schere zwischen                          Regelungen im Moment keine Verhandlungsmög-
den Löhnen und Gehältern in der Wirtschaft und denen                      lichkeit oder aber es bedarf gesetzlicher Regelungen
bei Bund und Kommunen weiter auseinandergehen?                            durch die Länder.
Während die Einkommen der Reichen und Superrei-                           Insofern müssen die Arbeitgeber gezwungen werden,
chen bei einer moderaten Besteuerung immer weiter                         für nicht erbrachte Verbesserungen „Schmerzensgeld“
steigen, bleiben die Reallöhne im öffentlichen Dienst                     zu bezahlen. Vielleicht sind Bund und Länder auch
in einem sehr bescheidenen Bereich: 2016 hatte die                        lernfähig und statten die Landkreise und Gemein-
Tarifrunde ab März 2,4 Prozent gebracht, ab Februar                       den nicht nur mit zusätzlichen Aufgaben, sondern
2017 waren 2,35 Prozent dazu gekommen. Viel ist                           auch mit den dazu benötigten Geldern aus. In diesem
davon aber durch die gestiegenen Preise und eine                          Zusammenhang gewinnt der aktuelle Tarifkampf noch
steigende Inflationsrate nicht geblieben. Im vergan-                      zusätzliche Bedeutung.
genen Jahr blieben von den statistischen 2,4 Prozent                      Noch vor dem Erscheinen dieser Zeitung wird die
Lohnzuwachs real nur 0,8 Prozent in der Geldbörse.                        erste Verhandlungsrunde bereits gewesen sein. Die
Noch 2015 waren es 2,4 bzw. 2016 1,8 Prozent gewe-                        Gewerkschaften haben ihre Forderungen klargestellt.
sen. Es gibt somit keinerlei Grund zur Bescheidenheit!                    Hoffentlich wird es diesmal auch ein Arbeitgeberange-
Dennoch sagen viele Kolleginnen und Kollegen, dass                        bot geben. Alle reden schließlich von einem attraktiven
sie statt Geld lieber reduzierte Arbeitszeiten oder                       öffentlichen Dienst.

Tarifrunde im öffentlichen Dienst Bund und Kommunen:
Sechs Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch 200 Euro
(EuW) Sechs Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch 200 Euro               schuss von 38,4 Milliarden Euro erzielt. „Dafür haben die Beschäftigten
fordern die Gewerkschaften in der Tarifrunde des öffentlichen             mit ihrer Arbeit die Voraussetzungen geschaffen, jetzt müssen sie
Dienstes für die bei Bund und Kommunen Beschäftigten. Zudem               an dieser Entwicklung beteiligt werden“, sagte Marlis Tepe, Vorsit-
erwarten die Gewerkschaften, dass die Jahressonderzahlung für             zende der Bildungsgewerkschaft, während einer Pressekonferenz
das Tarifgebiet Ost auch für den kommunalen Bereich an das                der Gewerkschaften ver.di, GdP und GEW sowie des Beamtenbundes
West-Niveau angeglichen wird. Fast 30 Jahre nach der deutschen            am 8. Februar in Berlin. „Steigende Reallöhne sind wichtig, um die
Einheit zahlen die Kommunen im Tarifgebiet Ost nur 75 Prozent             Binnenkonjunktur weiter anzukurbeln. Wir dürfen uns nicht allein
der Sonderzahlung West.                                                   auf den Export verlassen. Zudem wollen wir mit dieser Forderung
Die Einkommen der Beschäftigten müssen mit den steigenden Lebens-         den Abstand zu der Gehaltsentwicklung in der Privatwirtschaft ver-
haltungskosten und der wirtschaftlichen Entwicklung Schritt halten.       kürzen.“ Seit dem Jahr 2000 sind die Gehälter im öffentlichen Dienst
Deshalb ist jetzt ein kräftiger Schub bei der Steigerung der Reallöhne    weniger stark gestiegen als in der Gesamtwirtschaft. Die Lücke
notwendig. Die öffentliche Hand hat im vergangenen Jahr einen Über-       beträgt etwa vier Prozent.
8   Sachsen-Anhalt              TITELTHEMA: TARIFRUNDE T VöD 2018                                                                                      03/2018

                                                      Tepe forderte die Arbeitgeber auf, mit der GEW über die tarif-    für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer attraktiv bleiben: Dazu
                                                      liche Eingruppierung kommunaler angestellter Lehrkräfte zu        gehören nicht zuletzt eine gute Bezahlung und faire Arbeitsbedin-
                                                verhandeln: „Wir brauchen endlich eine tarifliche Lösung, damit die     gungen“, betonte Tepe.
                                                Kommunen Lehrkräfte nicht weiterhin nach Gutdünken eingruppieren.“      Sie verwies darauf, dass der Auftakt zur Tarifrunde am 26. Februar
                                                In Bayern gibt es rund 9.000 Lehrkräfte an Schulen in kommunaler        in Potsdam stattfinden wird. Für den 12./13. März und den 15./16.
                                               Trägerschaft, davon sind über 3.000 Angestellte.                         April sind zwei weitere Verhandlungsrunden in Potsdam geplant.
                                               „Deutschland braucht einen handlungsfähigen Staat mit hoch quali-        Der Tarifvertrag soll nach Auffassung der Gewerkschaften eine
                                                fizierten und motivierten Beschäftigten. Der öffentliche Dienst muss    Laufzeit von einem Jahr haben.

                                               Begleitbeschluss zur Tarifforderung:
                                               TVöD für alle Beschäftigten weiterentwickeln
                                               (EuW) Die Tarifkommission Bund und Kommunen und der Koor-                    Sorge zu tragen, dass eine einschlägige Berufserfahrung bei der
                                               dinierungsvorstand der GEW diskutierten am 7. Februar in Berlin              Einstufung im vollen Umfang berücksichtigt wird, unabhängig
                                               weitere tarifliche Schwerpunkte, die den Organisationsbereich der            davon, ob sie beim selben oder bei einem anderen Arbeitgeber
                                               GEW betreffen. Darin heißt es:                                               erworben wurde. Die Protokollerklärung zu Abs. 2 ist zu streichen
                                               Die GEW setzt sich dafür ein, dass die folgenden Forderungen                 oder so zu ändern, dass einschlägige Berufserfahrung auch dann
                                               Gegenstand von Verhandlungen mit Bund und Kommunen über                      berücksichtigt wird, wenn sie länger als sechs bzw. zwölf Monate
                                               die Weiterentwicklung des TVöD werden:                                       zurück liegt.
                                               - Auszubildende in Erziehungsberufen, die eine praxisintegrierte         -   Beschäftigte, die vor dem 1. Dezember eines Jahres in Rente
                                                 Ausbildung (PiA) oder ein Sozialpädagogisches Seminar (SPS)                gehen, sollen mit dem letzten Monatsgehalt eine anteilige Jah-
                                                 absolvieren, sollen in den Geltungsbereich des TVPöD aufge-                ressonderzahlung erhalten.
                                                 nommen werden. Dadurch soll ihre Vergütung angehoben und               -   Die Regelungen zu wissenschaftlicher Hochschulbildung und
                                                 der Erzieher/innenberuf attraktiver gemacht werden.                        Hochschulbildung in den Eingruppierungsvorschriften (§ 7 TV
                                               - Zur Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes sollen          EngO-Bund sowie Vorbemerkungen Nr. 3 und 4 zur Anlage 1
                                                 alle Beschäftigten den Nahverkehr kostenlos nutzen dürfen.                 zum TVöD – Entgeltordnung VKA) sind entsprechend aktueller
                                                 Die Freifahrberechtigung ist ausschließlich vom Arbeitgeber zu             Entwicklungen neu zu fassen. Die Erfordernis zur Akkreditierung
                                                 finanzieren und darf nicht auf das Tarifergebnis oder Vergütungs-          von Studiengängen ist zu streichen. Magister und Promotion sind
                                                 bestandteile angerechnet werden.                                           anderen akademischen Abschlüssen (Diplom, Master) gleichzu-
                                               - Die Tarifparteien sollen unverzüglich Gespräche über Maßnahmen             stellen.
                                                 zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes und zur Entlastung            -   In den TVöD sollen wissenschaftsspezifische Sonderregelungen
                                                 älterer Beschäftigter sowie zu tariflichen Regelungen für „leis-           nach dem Vorbild des § 40 TV-L aufgenommen werden.
                                                 tungsgeminderte Beschäftigte“ aufnehmen.                               -   Der Geltungsbereich des TVöD ist auf wissenschaftliche, künst-
                                               - Die Tarifparteien sollen wirksame Maßnahmen vereinbaren, um                lerische und studentische Hilfskräfte zu erweitern; § 1 Abs. 2
                                                 befristete Beschäftigung – auch im Wissenschaftsbereich – einzu-           Buchstabe s) ist entsprechend zu ändern.
                                                 dämmen. Das umfasst Regelungen zu Mindestbefristungsdauern             -   Die leistungsorientierte Bezahlung (LOB) ist abzuschaffen, das
                                                 und den Verzicht auf sachgrundlose Befristungen und Kettenbe-              dafür bereitgestellte Volumen ist ohne Anrechnung auf den
                                                 fristungen.                                                                Tarifabschluss in die Tabellenentgelte zu überführen.
                                               - Zur Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes ist         -   Bei Höher- und Herabgruppierungen ist die Stufenlaufzeit mit-
                                                 die Anerkennung von Berufserfahrung und förderlichen Zeiten                zunehmen.
                                                 gemäß § 16 TVöD zu verbessern. Dabei ist unter anderem dafür

                                               Vertreterinnen der Tarifbeschäftigten:
                                               Hohe Erwartungen und Kampfbereitschaft
                                               Die Redaktion hat den Mitgliedern der Bundestarifkommission              Mal einfach in die Zukunft geschaut – und vorausgesetzt, es wäre
                                               Bund und Kommunen der GEW, Angela Ryll und Anett Bertholt vom            einem Tarifvertrag zugänglich –, was würdest du als Dringlichstes
                                               Eigenbetrieb Kindertagesstätten in Halle, kurz nach der Beschluss-       anfassen wollen?
                                               fassung zu den Tarifforderungen am 7. März einige Fragen gestellt.       Seit über 30 Jahren arbeite ich sehr gern mit Kindern. Mit der Einfüh-
                                                                                                                        rung von „Bildung elementar“ steigt ständig das Anforderungsniveau,
                                               Angela, was erwartest du von der Tarifrunde?                             aber ein von uns geforderter verbesserter Betreuungsschlüssel und
                                               Offen gesagt, mir ist nach einer möglichst schnellen friedlichen Eini-   die notwendige Vor- und Nachbereitungszeit wird nicht gewährt.
                                               gung. Sollten die Arbeitgeber allerdings den Arbeitskampf provozieren,   Das wäre ein lohnendes Tarifvorhaben, das von allen Kolleginnen
                                               bin ich aber auch kampfbereit.                                           und Kollegen unterstützt werden würde.

                                                                                                                        Anett, an dich ähnlich gelagerte Fragen. Worum geht es dir in der
                                                                                                                        Tarifrunde?
Fotos: Kay Herschelmann

                                                                                                                        Ich erhoffe mir Aufmerksamkeit der Gesellschaft für unsere Anlie-
                                                                                                                        gen. Bildung ist mehr wert und extrem wichtig von Anfang an. Die
                                                                                                                        Aufwertung und Präsenz unseres Berufes ist notwendig. Ich erwarte
                                                                                                                        gemeinsame Stärke und Zusammenhalt.
                                                                                                                        Wie siehst du die Höhe der Tarifforderung?
                                                                                                                        Die Forderung halte ich für realistisch und auch angemessen. Des-
                                                                                                                        halb habe ich sie auch mit beschlossen. Wir fördern schließlich die
                                                                                                                        Zukunft – das wichtigste Gut der Gesellschaft.
                                                                                                                        Und natürlich auch an dich die Frage, was du in deinem Arbeitsum-
                                                                                                                        feld als das Wichtigste erachtest, das angegangen werden müsste.
                                                                                                                        Am meisten habe ich Bedenken und Ängste um die Zukunft des Nach-
                                               Die GEW fordert sechs Prozent und mindestens 200 Euro. Findest           wuchses. Weil unser Beruf Berufung ist, mit Leidenschaft, Herz und
                                               du das realistisch?                                                      mit viel Aufopferung betrieben werden muss, hat die Gesellschaft
                                               Gemessen an den ständig steigenden Lebenshaltungskosten ist die          eine große Verantwortung. Dass ist bei den Verantwortlichen meines
                                               Forderung mehr als gerechtfertigt. Aus meiner jahrelangen gewerk-        Erachtens aber noch nicht wirklich angekommen. Wir benötigen
                                               schaftlichen Erfahrung heraus sage ich ganz ehrlich: Ich würde mich,     viel tolles Fachpersonal, das Freude daran hat und das Engagement
                                               wenn wir aufreibende Kämpfe vermeiden könnten, mit vier Prozent          mitbringt, sich den vielen und anspruchsvollen Herausforderungen
                                               bei einer Laufzeit von einem Jahr zufrieden geben.                       zu stellen.
03/2018                                                                     TITELTHEMA: TARIFRUNDE T VöD 2018                                          Sachsen-Anhalt   9

Start in die Tarifrunde:
„Arbeitgebergeschenke sind nicht zu erwarten.“
Schon wieder Streik? Diese Frage höre ich gelegentlich. Und ich zucke
zusammen. Was meint die Kollegin? Was meint der Kollege? Soll es             Jahressonderzahlung-Ost
ein Hinweis auf Streikmüdigkeit sein oder der höfliche Ausdruck, der         an Westnivau angleichen
die Vergänglichkeit der Zeit in eine Frage einkleidet?                       Diese Forderungen können mit Streiks bekräftigt werden, denn
Eine erste, die rationale Antwort: Nach der Tarifrunde ist vor der Tarif-    dafür besteht keine Friedenspflicht. Alarmiert durch die strengere
runde. Die Beschäftigten im Bereich des Bundes und der Kommunen              Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichtes seit anderthalb Jahren
haben im Frühjahr des Jahres 2016 gestreikt. Das Verhandlungser-             hinsichtlich der noch feinsinnigeren Unterscheidung zwischen streik-
gebnis stand dann Ende April 2016. Wir hätten auch den Tag der Arbeit        fähigen und nicht streikfähigen Forderungen und dem Problem, dass
im Wonnemonat Mai zur Mobilisierung genutzt, doch das letzte, durch          nur eine einzige nicht streikfähige Forderung die anderen verdirbt
Streiks beförderte Verhandlungsergebnis erschien allen Beteiligten           (die sogenannte „Rührei-Theorie“), müssen wir sauber abgrenzen,
tragfähig. Dann mussten die Gremien über das Tarifergebnis befin-            um uns juristisch nicht angreifbar zu machen. Forderungen, die der
den. Es folgte die Phase der Information unserer Mitglieder. Große           Friedenspflicht unterliegen, erscheinen – wie übrigens immer schon –
grobe, aber auch kleine zarte Fragen wurden beantwortet. Von den             nicht auf dem Streikaufruf. Zur deutlicheren Unterscheidbarkeit und
GEW-Kreis- und Stadtebenen über die Bezirke bis zu den Landesver-            um die Bedeutung klarer zu machen, werden sie jetzt nicht mehr
bänden und zum Hauptvorstand waren viele Gewerkschafter*innen                Forderungen genannt, sondern „Erwartungen“. Zentrale „Erwartung“
einbezogen. Im Frühsommer ebbte die Anfragewelle ab.                         fast drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall ist die Angleichung der
                                                                             Jahressonderzahlung Ost an die Westregelung für unsere Mitglieder
Strategische Vorbereitungen                                                  von Kap Arkona bis zum Fichtelberg. Und es ist faszinierend, welchen
rechtzeitig begonnen                                                         Rückhalt die Kolleg*innen in den östlichen Bundesländern aus den
Nur ein Jahr später, im September 2017, haben wir mit einem GEW-             westlichen Regionen erhalten. Ich selbst komme aus dem Osten und
Vorbereitungstreffen in Wiesbaden die Tarifrunde 2018 politisch,             kenne die Arbeitgeber dort, die gern auch mit dem Austritt aus dem
strategisch und organisatorisch angeschoben und vorgedacht, haben            Arbeitgeberband, also mit Tarifflucht, drohen und dies gar vollziehen,
uns bewusst Zeit zur vertiefenden Debatte geschenkt. Im November             und bin dankbar für diese Unterstützung, die wir insgesamt erfahren.
2017 begann die Forderungsdiskussion, die am 7. Februar 2018 mit             Von Aachen bis Zittau, von Zeitz bis Augsburg sind wir in unserem
dem Forderungsbeschluss des Koordinierungsvorstandes abgeschlos-             gerechten Kampf vereint.
sen wurde, vorbereitet durch die GEW-Bundestarifkommission, in               Die Arbeitgeberseite übergeht galant die Tatsache, dass Bund und
der viele ehrenamtlich aktive Gewerkschafter*innen engagiert sind.           Kommunen auch im vergangenen Jahr ein Haushaltsplus verzeichnet
Einen Tag später haben die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst ihre        haben und nach den aktuellen Prognosen weiterhin mit steigenden
Ergebnisse der Mitgliederdiskussion zusammengetragen und einen               Einnahmen rechnen können. Dass es trotzdem noch überschuldete
gemeinsamen Forderungskatalog aufgestellt. So ist es gute Tradition.         Kommunen gibt, liegt an einer falschen Verteilung der Staatseinnah-
Es wäre nicht klug, wenn die Arbeitgeber uneinige Gewerkschaften             men. Jeder kennt dafür Beispiele, baufällige Schulen und löchrige
genüsslich sezieren könnten.                                                 Straßen.
Es ist nicht nur die gefühlte und belegbare Inflation, die ein Umden-
ken bei den Arbeitgebern nötig machen muss. Wir haben es mit                 Mut zur Auseinandersetzung
einem eklatanten Fachkräftemangel zu tun, der die Arbeitsfähigkeit           wird erforderlich sein
der öffentlichen Hand zwar nicht immer einschränkt, aber deutlich            Werden die Arbeitgeber uns freiwillig die berechtigten Forderun-
belastet. Und dies auf dem Rücken der Kolleg*innen, die in den               gen und Erwartungen erfüllen? Ich habe da Zweifel. Ein Blick in die
Kindertagesstätten, in der sozialpädagogischen Arbeit in den ver-            Tarifgeschichte des öffentlichen Dienstes zeigt, dass ohne Druck und
schiedensten Einrichtungen, von der Sozialarbeit bis zur Forschung           ohne Mut zur Auseinandersetzung kein Tarifergebnis zu erringen
und Wissenschaft, tagtäglich alles geben.                                    ist. Gerade in den Zeiten des Angriffs auf den Flächentarifvertrag
                                                                             in den Jahren 2000 bis 2005 wurde deutlich, dass sich auch öffent-
Mit zeitgemäßer Bezahlung                                                    liche Arbeitgeber nicht scheuen, ein bewährtes System in Frage zu
Attraktivität erhöhen                                                        stellen. Sie versuchten, die Gewerkschaften auszutesten. Doch wir
Zu einem attraktiven öffentlichen Dienst gehört nicht nur, aber eben         konnten gemeinsam – wenn auch mit Blessuren – diesen Angriff
auch, eine gerechte und zeitgemäße Bezahlung.                                auf das Flächentarifvertragssystem abwenden. Die Gewerkschaf-
Gemeinsam mit den anderen Gewerkschaften im öffentlichen Dienst              ten im öffentlichen Dienst haben diesen Tarifvertrag dann kräftig
fordert die GEW eine deutliche Verbesserung bei den Einkommen:               weiterentwickelt. Das konnte nur gelingen, weil die Kolleg*innen
Die Tabellenentgelte der Beschäftigten sollen um 6,0 Prozent, min-           die Einrichtungen und Betriebe tage- und wochenweise geschlossen
destens aber um 200 Euro monatlich erhöht werden. Hier muss                  hielten, trotz des Druckes der Arbeitgeber.
auch die Laufzeit in den Blick genommen werden. Schließlich ist es           Nein, wir wollen nicht die Eltern treffen. Wir wollen die Arbeits- und
ein Unterschied, ob die Prozentforderung auf zehn Jahre oder ein             Beschäftigungsbedingungen verbessern. Streiks fallen niemandem
Jahr erhoben wird. Wir fordern, wie in den letzten Jahren auch, eine         leicht, sie kosten Überwindung und erfordern Mut und Engagement.
Laufzeit von einem Jahr. Dies muss in dieser Tarifrunde thematisiert         Wir haben auch die Solidarität der Eltern, der Bürgerinnen und Bürgern,
werden, denn in wirtschaftlich guten Zeiten ist eine kürzere Laufzeit        erlebt, die sagen: „Endlich wehrt ihr euch!“ Sie haben verstanden,
für uns besser als eine längere.                                             dass Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auch ihren Kindern
Wir haben aber noch eine Beschäftigtengruppe, die in besonderer              zugutekommen. Schön sind auch die Erinnerungen an die vielen
Weise von Tarifregelungen ausgeschlossen ist. Die angestellten               Streikfrühstücke mit Brötchen und Erdbeermarmelade im Streiklokal,
Lehrkräfte im Länderbereich haben mit Abschluss des Tarifvertrages           wo eine bunte Gemeinschaft entstanden ist, wo man redet und sich
über eine Entgeltordnung (TV EntgO-L) endlich tariflichen Schutz             austauscht, von dienstlichen bis privaten Dingen, und dann geht es raus
erhalten. Den kommunalen angestellten Lehrkräften wird dieser                zur Kundgebung, mit den letzten Schneegrüßen des Winters an den
Schutz verweigert. In Bayern gibt es bei den Kommunen angestellte            Schuhen oder schon der prallen Aprilsonne im Gesicht. Stundenlang
Lehrkräfte an Schulen, für die der TVöD gilt. Deswegen haben wir den         auf der Streikkundgebung stehen, die selbstgebastelten Schilder und
Kommunalen Arbeitgeberverband Bayern und auch die Vereinigung                Plakate hochhaltend. Engagement und Zusammengehörigkeitsgefühl
der Kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) zu Tarifverhandlungen               allerorten. Und diese Welle trägt und beeindruckt auch die Arbeit-
aufgefordert. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus Bayern brauchen            geber, von der kommunalen Seite bis zum Bund.
für ihre Auseinandersetzung die Unterstützung und die Solidarität            Die emotionale Antwort auf die Eingangsfrage ist eindeutig: Ja, schon
auch aus den anderen GEW-Landesverbänden. Es geht um über                    wieder Streik!
3.000 Kolleginnen und Kollegen, davon weit über 1.000 in den Ent-                                                                    Daniel Merbitz
geltgrup-pen unterhalb der EG 13, wo eine tarifliche Eingruppierung
Auswirkungen hat. Unsere Bundestarifkommission für den Bereich
Bund und Kommunen hat daher auch diese Forderung im Rahmen
der TVöD-Runde 2018 erhoben: „Die Eingruppierung angestellter
Lehrkräfte im Geltungsbereich des TVöD-VKA soll tariflich geregelt
werden.“ Was sperrig klingt, ist ein tagesaktuelles Thema in Bayern,
wo die Arbeitgeber sich ideologisch einmauern.
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