FÖRDERVEREIN GESCHICHTE - Universität Tübingen
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FÖRDERVEREIN GESCHICHTE an der Universität Tübingen e.V. Klio – Muse der Geschichte RUNDBRIEF NR . 20 Tübingen, im Dezember 2018 Bericht des Vorsitzenden Prof. Hans Woidt Dieser Rundbrief informiert nicht nur über die Aktivitäten des Fördervereins und über Sehr geehrte Mitglieder und Freunde unse- seine innere Entwicklung. Er stellt darüber res Fördervereins, hinaus eine wahre Fundgrube für den Fach- bereich Geschichte dar. Herrn Dr. Blum, der wenn wir am Ende des Jahres 2018 wieder für die Gestaltung des Rundbriefs verant- Bilanz ziehen, können wir auf ein Jahr ge- wortlich ist, sei an dieser Stelle für diese lungener Vereinsarbeit zurückblicken. Auch mühevolle, aber überaus wichtige Arbeit ge- die Grundlagen für unsere Arbeit stimmen: dankt. Die Kassenlage ist erfreulich und der Mit- gliederbestand ist auf hohem Niveau stabil geblieben. Ich möchte allen danken, die zu 20 Jahre Förderverein dieser erfolgreichen Arbeit beigetragen ha- ben. Das gilt vor allem für Herrn Dr. Blum, unseren Schriftführer, und für Herrn Haug, Am Ende der diesjährigen Vortragsreihe unseren Kassenwart. Herr Dr. Borth, unser (s.u.) haben wir bei einem Sektumtrunk an Ehrenvorstand, hat die Arbeit des Vorstands die Gründung unseres Fördervereins am 1. durch seinen Rat immer wieder bereichert. Oktober 1998 erinnert. Von den Grün- Herr Heim hat jahrelang die Kassenprüfung dungsmitgliedern waren erfreulich viele ge- durchgeführt und ist auch Mitglied im Aus- kommen. Herr Woidt begrüßte namentlich wahlausschuss für die Prämierung heraus- den damaligen Rektor unserer Universität, ragender Examensarbeiten. Allen übrigen Herrn Prof. Dr. E. Schaich (der Mitglied des Vereinsmitgliedern, die unsere Arbeit unter- Fördervereins ist!), den damaligen Dekan, stützt haben, die ich aber aus Zeitgründen Herr Prof. Dr. W. Hartmann, und den dama- nicht alle namentlich nennen kann, gilt unser ligen Fachschaftssprecher, Herrn Studienrat herzlicher Dank. Th. Volkmann, dazu noch Frau Pape, die
2 Tochter des unvergessenen Gründungsvor- - Exkursionen im Rahmen von Lehrveran- sitzenden Karl-Heinz Pape. Ohne seine Be- staltungen, darunter auch zwei vom Förder- harrlichkeit wäre es vermutlich kaum zu die- verein selbst organisierte Exkursionen, ein- ser Gründung gekommen! mal nach Karlsruhe zur Etruskerausstellung im Badischen Landesmuseum und dann ins Lautertal im Rahmen einer Burgenexkursi- Aus der Arbeit des Vorstands on. - Wissenschaftliche Tagungen und Kon- Der Vorstand bereitet alle wichtigen Ent- gresse wie dem Symposion in Zusammen- scheidungen im Förderverein vor und setzt arbeit mit dem Centre Culturel Franco- den allgemeinen Rahmen, z. B die Ent- Allemand Tübingen, dem deutsch- scheidung über Fördermaßnahmen und schweizerische Studientag zur Osteuropäi- Veranstaltungen, die Prämierung herausra- schen Geschichte und einem Workshop gender Arbeiten und den Finanzplan. In der über Verschwörungstheorien u.a. in Zu- Berichtszeit hat der Vorstand drei Mal ge- sammenarbeit mit der Diözese Rottenburg – tagt. Zu Beginn der Vorstandssitzungen Stuttgart. steht der Rückblick des Vorsitzenden, eine - Buchpräsentationen (z.B. Karl Schlögel: Art Rechenschaftsbericht über die Aktivitä- Das sowjetische Jahrhundert). ten des Vereins. Darauf folgen in der Regel - Einladungen von Gastprofessoren (z.B. der Bericht unseres Kassenwarts, Herrn Prof. Ralph Young – Universität, Philadel- Haug, zur Kassenlage und zur Mitglie- phia, Prof. Jeffrey Richey – Weber State derentwicklung und die Beratung über die University, Utah). kurzfristigen und langfristigen Planungen und ad-hoc - Fragen, wie z.B. der Umgang - Bücheranschaffungen, Editionen, Archiv- mit der Datenschutzverordnung. aufenthalte sowie Unterstützung der Fach- schaft. Die Mitgliederversammlung am 12. Oktober 2018, die wieder im Rahmen der jährlichen - die neu geschaffene Vortragsreihe „Tübin- Vortragsreihe stattfand, war gut besucht. ger Vorträge zur Geschichte der Neuzeit“. Der Vorsitzende berichtete über die Aktivitä- Den Auftaktvortrag hielt am 22. 10. 2018 ten des Fördervereins und über die Entwick- Prof. Dr. Jörn Leonhard (Universität Frei- lungen innerhalb des Vereins seit der letzten burg) zum Thema “Der überforderte Frie- Mitgliederversammlung im Oktober 2017. den: Versailles und die Welt 1918-1923“. Dieser Bericht ist vereinsrechtlich geboten Anschließend fand ein Empfang im Kleinen und soll im Rundbrief öffentlich gemacht Senat statt. werden. Das bietet auch den Mitgliedern, die nicht an der Mitgliederversammlung teil- nehmen konnten, die Möglichkeit, sich im Mitgliederentwicklung und Kassenlage Nachhinein umfassend zu informieren. Zum Jahresende 2017 hatten wir 671 Mit- Fördermaßnahmen glieder und damit gleich viele wie Ende 2016 – eine Stagnation auf hohem Niveau. 28 Mitglieder sind beigetreten, zwei sind Der Förderverein unterstützt die Arbeit des verstorben und 22 haben ihre Mitgliedschaft Fachbereichs Geschichte in vielfältiger Wei- gekündigt. Die Mitgliedschaft von vier weite- se. Im „materiellen Bereich“ durch finanzielle ren Mitgliedern mit unbezahlten Beiträgen Zuwendungen. Die im vergangenen Jahr und fehlenden Adressdaten musste beendet bereitgestellten 18.500 EUR wurden bisher werden. Am 30.09.2018 werden zwar 680 teilweise abgerufen für Mitglieder ausgewiesen, aber es liegen be- reits 20 Kündigungen vor, so dass es vor-
3 erst nach einem leichten Rückgang im lau- Maße Einzelprojekte gefördert und Aufent- fenden Jahr aussieht, den wir allerdings mit halte von Gastprofessoren bezuschusst. der erneut im Dezember stattfindenden Auch 2018 zeichnet sich ein deutlicher Werbekampagne in den Vorlesungen egali- Überschuss ab. Da unser Vereinszweck sieren möchten. Wir danken den Damen aber nicht darin besteht, Geld anzusam- und Herren Professoren, dass sie uns diese meln, sondern es für förderungswürdige Möglichkeit geben. Zwecke im Fachbereich Geschichte zu ver- Übrigens – am 30.09.2018 weist die Statistik wenden, möchten wir die einzelnen Semina- 434 männliche und 246 weibliche Mitglieder re gerne ermuntern, die angebotene Unter- aus, jeweils mit einer durchschnittlichen stützung des Fördervereins noch intensiver Vereinszugehörigkeit von 7,2 Jahren. Knapp in Anspruch zu nehmen. zwei Drittel unserer Mitglieder sind Studie- (Dieter Haug) rende, von denen wir nur niedrige Jahres- beiträge von 10 € erheben. Dass wir zur Un- terstützung des Fachbereichs Geschichte Lehrende und Studierende jährlich bis etwa 18.000 € bereitstellen kön- nen, verdanken wir dem Anteil von Mitglie- dern mit deutlich höheren Jahresbeiträgen, Man kann nur fördern, was man kennt! Des- also Vollzahlern und Berufsanfängern. Au- halb ist eine vertrauensvolle Zusammenar- ßerdem freuen wir uns über gelegentliche beit mit unseren direkten Ansprechpartnern, Spenden. Seit 2016 fragen wir bei langjähri- den Lehrenden und Studierenden im Fach- gen studentischen Mitgliedern regelmäßig bereich Geschichte, eine unabdingbare Vo- nach, ob ihre persönlichen Umstände eine raussetzung für unser Vereinsarbeit. Anders Anpassung der Beitragsstufe gestatten. wäre eine sinnvolle Vereinsarbeit auch gar Nicht zuletzt dadurch konnte die Struktur, nicht vorstellbar. Wir führen regelmäßig vor was den Anteil der Vollzahler und Berufsan- bzw. während des Semesters Gespräche fänger betrifft, in der Weise verändert wer- mit Vertretern des Fachbereichs und der den, dass das Beitragspotential auch bei Fachschaft. Kurz vor Beginn des jeweiligen gleichbleibender Mitgliederzahl steigt. Semesters findet ein ausführliches Ge- Der Förderverein verfügt nach wie vor über spräch mit dem Fachbereichssprecher, ein gutes finanzielles Polster. Obwohl wir es Herrn Prof. Dr. Klaus Gestwa, statt. Wech- hätten vertreten können, vorübergehend selseitig informieren wir uns dabei über die auch einmal etwas mehr auszugeben als Entwicklungen im Fachbereich und über die einzunehmen, endete das Jahr 2017 erneut Projekte des Fördervereins. Mit den Profes- mit einem Überschuss von 2021 €, was un- soren des Fachbereichs stehen wir in en- sere liquiden Mittel nochmals entsprechend gem Kontakt. Neuberufene Professoren auf 18.281 € verbesserte. werden ausführlich über unsere Ziele und Aktivitäten informiert, so z.B. am 22.1.2018 Die Gesamteinnahmen waren 2017 gegen- Prof. Dr. Bernd Grewe, Lehrstuhlinhaber über dem Vorjahr um 2.442 € niedriger, was und Direktor des Instituts für Geschichtsdi- bei um 866 € höheren Mitgliedsbeiträgen in daktik und Public History. Herr Grewe ist der außergewöhnlichen Spendenaktion des auch Studiendekan unseres Fachbereichs. Vorjahres begründet ist. Die Spendenbereit- Die Referenten unserer jährlichen Vortrags- schaft ist allgemein stark zurückgegangen. reihe sind fast ausschließlich Professoren Allerdings waren auch die Ausgaben um unseres Fachbereichs. Viele unserer nicht- 2.741 € rückläufig. studentischen Mitglieder besuchen regel- An Zuschüssen für Exkursionen und Be- mäßig Geschichtsvorlesungen. schaffung von Büchern wurde weniger auf- Eine ähnlich intensive und fruchtbare Zu- gewendet als im Vorjahr, ebenso für die Ab- sammenarbeit besteht mit der Fachschaft solventenfeier wegen geringerer Teilneh- Geschichte. Auch hier sind die gemeinsa- merzahl. Andererseits wurden in stärkerem
4 men Gespräche zu Beginn des Semesters Absolventenfeier mittlerweile zu einer guten Tradition gewor- den. Vertreter der Fachschaft sprechen auf der Mitgliederversammlung ein Grußwort Die Absolventenfeier des Fachbereichs Ge- und stellen ihre Arbeit vor. Bei der Absol- schichte findet immer vor den Pfingstferien ventenfeier werden Vertreter der Fachschaft statt und wird vom Förderverein tatkräftig als Gäste eingeladen. Mitte Dezember wer- mitgestaltet. Im Rahmen der Aktivitäten des den uns zum ersten Mal Vertreter der Fach- Fördervereins hat diese Veranstaltung eine schaft bei der Werbeaktion in den Vorlesun- besondere Bedeutung. Denn hier soll der er- gen begleiten und den Förderverein aus ih- folgreiche Abschluss des Studiums gefeiert rer Sicht darstellen. Beim Hegelbaufest wa- und gleichzeitig, mit einem „rite de passage“ ren Mitglieder des Vorstands aktiv beteiligt! der Übergang von der Studienzeit in eine Wie im vergangenen Jahr haben wir die Ar- neue Lebensphase gewürdigt werden. Die- beit der Fachschaft finanziell unterstützt. se Veranstaltung besteht schon seit langem, doch seit 2015 hat sie ein neues „Gesicht“: Das Format ist einheitlicher und feierlicher Öffentlichkeit geworden: Musikalische Umrahmung, An- sprachen des Sprechers des Fachbereichs Geschichte und des Vorsitzenden des För- Der Förderverein soll „in der Öffentlichkeit dervereins, Überreichung von Blumen und für die gesellschaftspolitische Bedeutung eines Büchergutscheins an die Absolventen, der historischen Forschung und Bildung Vorstellung der prämierten Abschlussarbei- (eintreten).“ Das geschieht durch unsere ten. Im Anschluss daran findet ein Empfang Vortragsreihe und die Veranstaltungen mit in der Wandelhalle vor dem Audimax statt. unseren Kooperationspartnern (Buchhand- Auch in diesem Jahr bei der Feier am 17. lungen, Centre Culturel Franco-Allemand, Mai war diese Veranstaltung auf große Re- Deutsch-Amerikanisches Institut etc.). Diese sonanz gestoßen. Wir danken Herrn Blum Veranstaltungen werden in der Presse an- und seinem Team für die bewährte Vorbe- gekündigt und z.T. berichtet die Presse reitung und Durchführung. auch darüber. Wir informieren nicht nur un- sere Mitglieder über die Aktivitäten des Fachbereichs und des Fördervereins, son- dern auch die Presse und Institutionen, die sich mit Geschichtsvermittlung beschäftigen. So fand am 18.18 2017 ein Gespräch mit Frau Dr. Regina Keyler, der Leiterin des Universitätsarchivs, statt, am 18.1.2018 ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Ver- eins der Freunde und Förderer des Instituts für geschichtliche Landeskunde, Herrn Prof. Dr. Andreas Schmauder. Beim 50jährigen Jubiläum des Geschichtsvereins Pfullingen war der Förderverein durch Herrn Haug und Herrn Woidt vertreten. Der Rundbrief stellt dafür ein geeignetes Instrument dar. Wir Prof. Woidt bei der Absolventenfeier verschicken ihn deshalb auch an unsere Kooperationspartner. In seiner Ansprache nahm der Vorsitzende des Fördervereins, Herr Prof. Woidt be- wusst Bezug auf das Erinnerungsjahr 1968:
5 In diesem Jahr wird in zahlreichen Veran- immer wieder mit Kategorien, die eine große staltungen an „1968“ erinnert, gerade hier in Affinität zum Politischen aufweisen, wie z. B. Tübingen. Der Fachbereich Geschichte ver- Herrschaft, Macht, Ungleichheit, Konflikt. antwortet im Sommersemester im Rahmen Ich sehe natürlich auch die dunklen Seiten des studium generale eine Reihe „1968 - der Beschäftigung mit Geschichte. Sie kann Geschichte und Mythos eines Jahres“ und für manche wie eine Droge sein, wie ein bei der Vortragsreihe unseres Fördervereins exotischer Fluchtort, in den man sich vor am 12. Oktober werden Professoren unse- den Unbilden der Gegenwart zurückzieht. res Fachbereichs zum Thema „1968 – nati- Im ihren extremen Ausprägungen kann Poli- onale und transnationale Aspekte“ spre- tisierung auch zum Terror führen, wie die chen. Geschichte der RAF gezeigt hat und viele In den 60er Jahren begann in der Bundes- Terrorbewegungen der Gegenwart es deut- republik ein Prozess, in dessen Verlauf sich lich machen, die ja immer wieder versuchen, viele vermehrt für Politik interessierten. Für sich über Geschichte zu legitimieren. diese Entwicklung sind natürlich viele Grün- Die Gefahr der politischen Instrumentalisie- de verantwortlich. Einer wurde den Älteren rung von Geschichte ist groß. Geschichte gegenüber immer wieder anklagend ge- eignet sich offenbar besonders gut im politi- nannt: die mangelhafte Aufarbeitung der schen Kampf um Einfluss und Macht. „Willi- NS-Zeit. Ich war damals ungefähr so alt wie ge Historiker“ haben immer wieder die Ge- Sie heute, liebe Absolventinnen und Absol- schichte missbraucht und sie als Argument venten und ich wurde als Student in Tübin- oder gar als Waffe auf den „Schlachtfeldern gen selbst Zeitgenosse dieser Ereignisse: der Erinnerung“ gegen innere und äußere Politik war allgegenwärtig! Für mich persön- Gegner eingesetzt Man kann damit die lich ist deshalb das Erinnern an 1968 mehr Gegner diffamieren und gleichzeitig das ei- als das Abfeiern eines wichtigen Datums. gene Handeln legitimieren. Heute versuchen Politische Erfahrungen haben damals mein populistische Agitatoren die aktuelle Deu- politisches Bewusstsein nachhaltig mitbe- tungshoheit über geschichtliche Themen zu stimmt und mich gleichzeitig noch mehr für erlangen, um dadurch zu politischem Ein- Geschichte sensibilisiert. Im Erinnerungsjahr fluss zu kommen: Geschichte als Beglaubi- 2018 liegt es deshalb nahe, an dieser Stelle gungsinstanz und Identitätsressource! Die Überlegungen zur Wechselwirkung Ge- immer mehr um sich greifenden Verschwö- schichte und Politik anzustellen. rungstheorien drohen sogar unser Fach Meine Erfahrungen mit Schülern im Ge- selbst in Form einer „fake history“ zu konta- schichtsunterricht, mit Referendaren in der minieren. Ausbildung und mit Geschichtsstudenten Eine demokratische Gesellschaft lebt von hier im Fachbereich haben mir gezeigt, dass Offenheit, politischer Mündigkeit und politi- die Beschäftigung mit Geschichte oft zu ei- schem Engagement. Diese Eigenschaften nem nachhaltigen politischen Interesse sind aber nicht angeboren, sie müssen führt. Aus einem Interesse an der Geschich- mühsam erworben werden. Die Geschichte te entsteht nicht selten auch ein Interesse kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. an der Politik, vielleicht sogar ein politisches Der an der Geschichte geschulte kritische Engagement – selbstverständlich nicht im Blick kann dazu beitragen, dass man sich Sinne eines Automatismus! Natürlich bietet mit der Gegenwart angemessen beschäfti- nicht nur die Geschichte einen Zugang zum gen und politische Vorgänge durchschauen Politischen. Doch so unmittelbar wie Ge- kann. Dafür hat unser Fach ein umfassen- schichte trägt kaum ein anderes Fach zum des Instrumentarium entwickelt, das dazu politischen Denken und Verhalten bei. Denn beitragen kann, Missbrauch zu verhindern, mehr als jedes andere Fach beschäftigt sich Skepsis gegenüber allen eindimensionalen Geschichte thematisch mit Fragen, die das Erklärungen und Lösungsansätzen zu er- Politische berühren. Der Historiker arbeitet zeugen und Einflussnahmen von außen
6 grundsätzlich abzuwehren. In einer Zeit der Samuel Schröder: Heilig oder wertlos? Au- „alternativen Fakten“, der „fake news“ und thentifizierungsstrategien von Reliquien in der „Echokammern“ wird die Aufgabe der Einhards Translatio et miracula sanctorum Geschichtswissenschaft, kritisch über Ge- Marcellini et Petri (Bachelorarbeit bei PD schichte aufzuklären, besonders dringlich Kohl) für unsere Gesellschaft. Weitere preiswürdige Arbeit im Bachelor- Doch immun sind wir alle nicht. Die fachli- Bereich: che Selbstkontrolle kann den Historiker vor Johannes Lewenberg: „Remembering Missbrauch nur bedingt schützen - auch weil Haymarket“. Die Konkurrenz um die Deu- Geschichte uns nicht selten janusköpfig tungs- und Erinnerungshoheit über die entgegentritt. So kann die Chiffre „1968“ für Haymarket Riots1886 (Bachelorarbeit bei Aufbruch, Partizipation oder Liberalisierung Prof. Schild) der Gesellschaft stehen, aber auch für ideo- logische Erstarrung und irrationales Verhal- ten. Preis im Bereich der Master- / Zulassungs- Deshalb müssen wir nicht nur gängige Kli- arbeiten: schees, verbreitete Denkmuster und vor- Julian Rasimus: Das Arbeitsbuch als histori- herrschende Narrative hinterfragen, sondern sche Quelle – Beitrag zurArbeitsmarktpolitik uns selbst permanent in Frage stellen. Das des Kaiserreichs und des Dritten Reiches gilt insbesondere für uns Historiker, die Leh- (Zulassungsarbeit bei Prof. Frie) renden und Studierenden an der Universität und für Sie liebe Absolventinnen und Absol- Weitere Preise: venten in Ihren künftigen Tätigkeitsfeldern. Lukas Marian Weyell: Sexuelle Gewalt wäh- rend der Eroberung Württemberg- Hohen- zollerns durch die 1 ère Armée francaise Liebe Absolventinnen und Absolventen, 1945 (Masterarbeit bei Prof. Grossmann) Marcel Bloch: „Aetius, magna Occidentalis ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zum er- rei publicae salus“ – Ist die Karriere des letz- folgreichen Abschluss Ihres Geschichtsstu- ten Römers Flavius Aetius Ausfluss egoisti- diums und wünsche Ihnen für Ihre weitere schen Erfolgsstrebens oder eines letzten Zukunft alles Gute! Versuchs, das Hesperium zu retten? (Mas- terarbeit /Lehramt plus bei Prof. Meier) Bei der Absolventenfeier bietet sich dem Förderverein die Gelegenheit, öffentlich auf herausragende Leistungen von Studie- renden des Faches Geschichte hinzuwei- sen. In diesem Jahr wurden von den einzel- nen Abteilungen des Fachbereichs zehn herausragende Abschlussarbeiten für das Prämierungsverfahren eingereicht – so viele wie noch nie! Der Vorstand entschloss sich deshalb, neben dem ersten Preis im Ba- chelor-Bereich eine weitere Arbeit auszu- zeichnen und im Master-Bereich zwei weite- re. Die ersten Preisträger stellten im Rah- men der Absolventenfeier ihre Arbeiten vor. Prof. Woidt und zwei Preisträger Preis im Bereich Bachelor-Arbeiten:
7 Wir freuen uns auf eine weitere vertrauens- Datenschutz – Grundverordnung (DSG- volle Zusammenarbeit und grüßen Sie herz- VO) lich! Vorstand Prof. Hans Woidt, Dr. Hartmut Blum, Dieter Im Juni informierte der Vorstand die Mitglie- der des Fördervereins über die EU- Haug Verordnung zum Datenschutz und ihre Um- setzung durch den Förderverein: Bericht über die Vortragsreihe 2018: Liebe Mitglieder des Fördervereins Ge- „1968 - nationale und transnationale As- schichte, pekte“ die am 25. Mai 2016 erlassene Daten- schutz-Grundverordnung (EU-Verordnung Nr. 2016/679) zum Schutz natürlicher Per- Aus der Einführung des Vorsitzenden, sonen bei der Verarbeitung personenbezo- Prof. Hans Woidt: gener Daten, zum freien Datenverkehr und zur Aufhebung der Richtlinie 95/46/EG ist Unser Verein hat sich zum Ziel gesetzt, seit 25. Mai 2018 anzuwenden. Sie verein- „Fördermittel für Projekte des Fachbereichs heitlicht die Regelungen für die Verarbeitung und seiner Studierenden bereitzustellen und und Verwendung personenbezogener Daten in der Öffentlichkeit für die gesellschaftspoli- durch private Unternehmen, Vereine und öf- tische Bedeutung der historischen For- fentliche Stellen und gilt in allen EU- schung und Bildung einzutreten“. Dazu soll Mitgliedsstaaten. auch die jährliche Vortragsreihe beitragen, die sich an unsere Mitglieder wendet und an Die personenbezogenen Daten Ihrer Bei- eine interessierte Öffentlichkeit. Referenten trittserklärung wie Name, Anschrift, E-Mail- für unsere Vortragsreihe zu gewinnen, war Adresse, Beitrag und Bankdaten werden nie schwierig: Es sind nämlich die Professo- von uns lediglich zum Zwecke der Erfüllung ren unseres Fachbereichs, mit denen wir des satzungsgemäßen Vereinszwecks und sehr gut zusammenarbeiten. (für Sie freiwillig und jederzeit widerruflich) weiterer dem Vereinszweck dienlicher In- Ein wichtiges Auswahlkriterium für die The- formationen, Angebote oder Einladungen men der Vortragsreihe sind Gedenktage. Mit verwendet. der diesjährigen Veranstaltung, der acht- zehnten in der 20jährigen Geschichte des Sollten Sie mit unseren bisherigen Kommu- Fördervereins, wollen wir an „1968“ erin- nikationsaktivitäten (Rundbriefe, Informatio- nern. Das Besondere bei diesem Thema ist, nen, Nachfragen, Einladungen) einverstan- dass in der Zuhörerschaft sehr viele Zeit- den sein, brauchen Sie auf diese Mitteilung zeugen sitzen. Auch ich bin einer davon. Ich nicht zu reagieren. Es besteht keine Absicht, habe die Vorgänge um „1968“ als Student in Ihre Daten an Dritte weiterzugeben oder in Tübingen selbst erlebt. Für mich persönlich einem nicht dem Vereinszweck dienenden und vermutlich für andere auch ist deshalb Maße zu verwenden. das Erinnern an „1968“ mehr als das Abfei- Sie haben jederzeit das Recht, Auskunft ern eines wichtigen Datums. Politische Er- über Ihre beim Förderverein Geschichte er- fahrungen haben damals mein politisches fassten personenbezogenen Daten zu erhal- Bewusstsein nachhaltig mitbestimmt und ten. Wenden Sie sich in diesem Falle an un- mich gleichzeitig noch mehr für Geschichte sere oben genannte Absenderadresse oder sensibilisiert. an die Kassenverwaltung (E-Mail: diet- Ich freue mich ganz besonders, dass ich in er.haug41ste@t-online.de). diesem Jahr unter uns auch Schüler aus
8 den Neigungskursen Geschichte der Tübin- nem liberalen zu einem konservativen Ame- ger Gymnasien und des Otto-Hahn- rika. Diese Vorstellung entspricht auch ei- Gymnasiums Wendlingen begrüßen darf. nem bekannten Konzept der amerikani- Vielleicht kommt es heute im Gespräch so- schen Geschichtswissenschaft: Es gibt in gar zu einem Gedankenaustausch zwischen der Geschichte der USA „regelmäßig wie- den Generationen! Ebenfalls begrüße ich derkehrende politische Pendelbewegungen die Vertreter der Tübinger und Reutlinger zwischen linken und liberalen Vorstellungen Presse ganz herzlich. auf der einen und konservativ-reaktionären Traditionell findet unsere Vortragsreihe zu- Zielen auf der anderen Seite.“ sammen mit unserer Mitgliederversammlung Nach der konservativen Eisenhower - Ära immer spät im Jahr statt, am letzten Freitag hatten die USA Ende der fünfziger und An- vor Beginn des Wintersemesters. Das be- fang der 60er Jahre eine Wende zu liberalen deutet aber, dass, wenn wir uns an Gedenk- Ideen vollzogen. Eng verbunden damit war tage erinnern, sich andere schon lange vor- die Bürgerrechtsbewegung und die Vision her mit dem Thema beschäftigt haben. So einer „Great Society“ („War on poverty“, L.B. hat es in Tübingen neben vielen Vorträgen Johnson). Die Aufbruchstimmung war nicht z. B. eine Ausstellung zu 1968 gegeben, in nur den Administrationen von Kennedy und der sogar die 1848er Revolution verglei- Johnson geschuldet, sie wurde vor allem chend miteinbezogen wurde. von jungen Menschen getragen und hatte Auch wir vergleichen heute, nämlich die Er- einen breiten Rückhalt im universitären Mili- eignisse um „1968“ in verschiedenen Län- eu. Die Kritik an den bestehenden Verhält- dern. Denn „1968“ war zugleich ein nationa- nissen richtete sich gegen das angeblich les und transnationales Ereignis. Zuerst sol- verkrustete „System“, gegen den Konfor- len die spezifischen Ereignisse in den USA, mismus und das Konsumverhalten der älte- Frankreich, der Tschechoslowakei und ren Generation. Manche der Kritiker lehnten Deutschland untersucht werden: Warum ist die traditionelle Gesellschaft und ihre Werte es in diesen unterschiedlichen Ländern zum sogar total ab. Ihr Prophet, der frühere Psy- Protest gekommen, welche Ziele verfolgten chologie-Professor Timothy Leary, empfahl die Beteiligten und welche Auswirkungen seinen Anhängern: „Turn on, tune in, drop lassen sich feststellen? Zum anderen sollen out“. Dazu kam der Kampf gegen den Viet- Parallelen zwischen den Ereignissen in den nam-Krieg und die Rassendiskriminierung. verschiedenen Ländern herausgearbeitet Ein eigentlicher politischer Gegenentwurf und mögliche Wechselwirkungen festgestellt war bei den Kritikern aber nicht zu erken- werden. nen. 1968 wurde zum Jahr der politischen Morde. Zwei Vertreter des Aufbruchs bezahlten ihr Georg Schild: Das Jahr der Enttäu- Engagement mit ihrem Leben, Martin Luther schungen: 1968 in den USA King und Robert F. Kennedy. Die Tet- Georg Schild eröffnete die Vortragsreihe mit Offensive des Vietkong hatte den Vietnam- einer doppelten Sicht auf „1968“ in den krieg in breiten Schichten unglaubwürdig USA: „Amerika war die Initialzündung“ für gemacht. Der Protest gegen diesen Krieg andere „1968“ in der Welt. Doch für die USA verschärfte sich nun, die Ermordung vom selbst war 1968 nicht das Jahr des Auf- Martin Luther King löste bürgerkriegsähnli- bruchs und der Reform, sondern das „Jahr che Zustände aus und der Wahlparteitag der Enttäuschungen“. Der Traum, den viele der Demokraten in Chicago wurde zum ge- im „sommer of love“ 1967 noch geträumt walttätigen Fanal. Das Ausmaß der Gewalt- hatten, „fiel im Jahr 1968 krachend zu Bo- anwendung erlebte 1968 in den USA ein den“. 1968 war zum Jahr der politischen bisher nicht gekanntes, beängstigendes Morde und Gewaltausbrüche geworden und Ausmaß, sowohl auf Seiten der Demonst- wurde gleichzeitig zum Wendepunkt von ei- ranten als auch auf der der Polizei. Die libe-
9 rale Bewegung war an ihr Ende gekommen: auf dem Hintergrund von Kafkas Ideenwelt Hoffnung war in Enttäuschung umgeschla- schonungslos offen. Eine ähnliche Spreng- gen. kraft hatten der Film (Milos Forman), die Li- teratur sowie die Jazz- und Rock-Musik. „Das dauerhafte Vermächtnis von 1968 ist Dies alles wurde von den Studenten, deren das Ende des liberalen Gedankenguts der Zahl sich in den 60er Jahren verdoppelt hat- sechziger Jahre.“ Mit der Wahl des Republi- te, begeistert aufgenommen. Ähnliches gilt kaners Nixon endete die liberale Phase in für die politischen und ökonomischen Zu- der amerikanischen Politik und mit ihr das kunftskonzepte für eine moderne Industrie- liberale Gedankengut. Eine neue, konserva- gesellschaft, wie sie z.B. Radovan Richta tive Phase begann, von der manche mei- und Ota Sik vertraten. nen, dass sie bis heute reicht. Im Herbst 1967 war es zu schweren Studen- tenunruhen gekommen, die dann zu einem Klaus Gestwa: Prager Frühling, realexis- wichtigen Impuls für den inzwischen offen tierender Sozialismus und die East Side ausgebrochene Machtkampf zwischen Re- Story von 1968 formern und konservativen Kräften in der Auch jenseits des Eisernen Vorhangs mobi- kommunistischen Partei der Tschechoslo- lisierten politische Ziele wie Emanzipation, wakei werden sollten. Die Parteiführung Partizipation, Transparenz oder das Antiau- stellte sich nämlich an die Spitze der Bewe- toritäre Menschen und verbanden sie - vor gung für die Demokratisierung des gesam- allem in der Tschechoslowakei. Acht Mona- ten gesellschaftlichen Lebens, die „von un- te lang bestimmte das offene Diskutieren die ten“ durch zivilgesellschaftliche Initiativen Politik. Das verband die 68er-Bewegung im getragen wurde. In der Folge entfaltete der Westen mit dem „Prager Frühling“ Doch die Prager Frühling eine mitreißende Dynamik, „East Side Story von 1968“ ist insgesamt radikalisierte sich zusehends und geriet ganz anders verlaufen, die Unterschiede dadurch aber immer mehr unter Druck, im zwischen dem Geschehen in Ost und West Innern durch die konservativen Kräfte und waren fundamental. Anders als im Westen von außen durch die anderen Ostblocklän- war der „Prager Frühling“ geprägt von einem der. Am 20. August 1968 marschierten Bündnis zwischen Intellektuellen, Studenten schließlich die Truppen des Warschauer und Arbeiterschaft, das in seinem politi- Pakts in die Tschechoslowakei ein und schen Wirken auch Schichten und Genera- schlugen den „Prager Frühling“ brutal nieder tionen übergriff. Im konkreten Protest und – der soziale Widerstand aus der Bevölke- seinen Zielen unterschied man sich in Ost rung (Demonstrationen etc.) konnte dage- und West gründlich! Während im Westen gen nichts ausrichten. Die innerparteilichen Liberalismus und Parlamentarismus vehe- Säuberungen betrafen fast 500.000 Partei- ment in Frage gestellt wurden, wollte man in mitglieder. Als Folge des rigiden innenpoliti- der Tschechoslowakei auf dieser Grundlage schen Kurses verließen 150.000 Menschen eine befreite Gesellschaft aufbauen. “Wäh- ihr Land. Im Untergrund versuchte die Bür- rend die Leute in Paris rote Fahnen hissten, gerrechtsbewegung „Charta 77“ an die Tra- haben wir in Prag versucht, sie herunterzu- ditionen des „Prager Frühlings“ anzuknüp- reißen“ (Milos Forman). Eine zentrale Rolle fen. Für die Sowjetunion und den gesamten spielten dabei die Erfahrungen des Stali- Ostblock jedoch bedeutete der Einmarsch nismus und seiner Aufarbeitung. Die Ver- der Truppen des Warschauer Pakts ein poli- gangenheitspolitik wurde geradezu zum tisches Debakel. Die Sowjetunion hatte sich „Katalysator des Wandels“, zum „Schrittma- vor der Weltöffentlichkeit als brutaler Unter- cher bei der Liberalisierung des öffentlichen drückungsstaat erwiesen. Lebens.“ Der wichtige Kafka – Kongress an- Gibt es eine Kontinuität zwischen dem Pra- lässlich des 80. Geburtstags des früher ver- ger Frühling 1968 und der „Revolution“ von femten Literaten legte die Widersprüchlich- 1989 in der Tschechoslowakei? Vieles keiten im „realexistierenden Sozialismus“
10 spricht dagegen: Der „Sozialismus mit rekte Demokratie und eine hierarchiefreie menschlichem Antlitz“ verbreitete 1989 „kei- Gesellschaft als Alternative zum bestehen- ne Zukunftssehnsucht und Hoffnungskraft den System: „L‘ état, c´est chacun de nous“! mehr“. Die „neoliberalen Götzen“ hatten ei- „1968“ war also eine antistaatliche bzw. an- ne weit größere Anziehungskraft. Heute tisystemische Revolte, die nicht nur der Re- wissen 46 % der Tschechen nichts mehr gierung, sondern auch der traditionellen Lin- vom „Prager Frühling“. Von offizieller Seite ken und hier besonders der kommunisti- wird an diese Ereignisse als „gescheiterte schen Partei galt. nationale Emanzipation“ erinnert, die Vor- Doch die Protestbewegung kam aus dem kämpfer von 1989 werden eher als „nationa- Dilemma nicht heraus, dass sie zwar gegen le Widerstandskämpfer“ gesehen. Trotz sei- die nationalstaatliche Ordnung aufbegehrte, ner politischen und vor allem wirtschaftspoli- jedoch selbst in den Traditionen des Natio- tischen Nähe zum Prager Frühling hatte sich nalstaats verhaftet blieb. Ähnliches lässt Gorbatschow nie von den militärischen Er- sich vom Gegensatz Paris / Provinz sagen. eignissen im August 1968 distanziert. Neu- Die Protestbewegung richtete sich gegen erdings tauchen sogar alte Narrative aus den zentralistischen Staat in Frankreich, dem Kalten Krieg wieder auf. Parallelen deshalb war vielen „1968 in der Provinz“ so zwischen dem Prager Frühling und dem Eu- wichtig. Doch die mediale Vermittlung der ro-Majdan werden gezogen, indem beide Ereignisse im zentralistisch verfassten Ereignisse als Putschversuch und Ergebnis Frankreich führte dazu, dass „die ursprüng- einer massiven Einmischung der NATO ge- lich marginale Protestbewegung zur Projek- deutet werden. tionsfläche für übergeordnete Konflikte wur- Auch der Prager Frühling als das „andere de“. Aus dem Kampf um die Barrikaden im 1968“ steht als historisches Lehrstück vom Quartier Latin wurde in der Sicht vieler gesellschaftlichen Aufbruch heute weiter Franzosen ein „Kampf um die Zukunft der inmitten eines Kampfes auf dem Schlacht- Nation“. feld der Erinnerung. Auf den ersten Blick lässt ein Vergleich der Ereignisse in Frankreich und in Deutschland viele Gemeinsamkeiten erkennen. Doch im Johannes Großmann: 1968 in Frankreich Verhältnis zur eigenen Geschichte gibt es - Stresstest für den Nationalstaat fundamentale Unterschiede. In Frankreich Aus der Protestbewegung der Pariser Stu- waren die Protestierenden letztlich im Ein- denten („Nacht der Barrikaden“ vom 10. auf klang mit den revolutionären und republika- den 11. Mai 1968) war schnell eine Regime- nischen Traditionen ihres Landes, nicht so krise geworden. Denn in Frankreich war im in Deutschland. Hier gehörte die Auseinan- Gegensatz zur Bundesrepublik der Brü- dersetzung mit der NS-Vergangenheit. zum ckenschlag zur Arbeiterschaft gelungen. Kern der Protestbewegung. Das führte ab dem 13. Mai zum General- Die internationalen Bezüge waren für die streik, der das ganze Land lahmlegte und französische Protestbewegung von zentraler die gesamte politische und soziale Ordnung Bedeutung. Dass es sich dabei um die erste in Frage zu stellen schien. Dabei handelte „kosmopolitische Massenbewegung“ der es sich nicht mehr nur um einen einfachen Geschichte (Cohn-Bendit) handelte, mag Arbeitskampf, sondern um einen direkten übertrieben klingen, global war „1968“ alle- Angriff auf die Autorität und die Macht des mal. Die Ereignisse von 1968 wurden als Staates. Die Demonstranten wollten keine Weltmedienereignis weltweit inszeniert und kurzfristigen Reformen von oben, sondern wahrgenommen. Die Demonstrierenden sie strebten echte Mitbestimmung und einen fühlten sich als Teil einer weltweiten Bewe- grundlegenden Wandel der politischen Kul- gung, gleichzeitig witterten ihre Gegner hin- tur an. Als Wesenskern des Mai 1968 in ter der Revolte einen globalen Umsturzver- Frankreich erscheint „der Anspruch auf ge- such. Durch die Verbindung der eigenen sellschaftliche und politische Teilhabe“, di-
11 Themen mit globalen Entwicklungen und Gesellschaft, Massenwohlstand, größere in- sozialen Problemen trugen die Protestieren- stitutionelle Stabilität, abnehmende Bedro- den auf jeden Fall dazu bei, dass globale hungsvorstellungen im Kalten Krieg). Dass Sichtweisen ins allgemeine Bewusstsein tra- es sich bei „1968“ um einen Generationen- ten. konflikt handelte, entsprang der Selbstwahr- nehmung der Beteiligten. Eine entscheiden- Was blieb von 1968 in Frankreich? Der de Trägergruppe der Reformen war die Ge- überwältigende Sieg der Gaullisten bei den neration der „1945er“, also den um 1930 Parlamentswahlen schien ein Zeichen zu Geborenen, die die Forderungen der Protes- sein, dass die Revolution nur ein folgenlo- tierenden mit Sympathie mittrugen. ses Strohfeuer war. Doch schon die Zu- rückweisung des Referendums, das die Re- Die 68-Bewegung ist nicht als Vorhut der gierung einige Zeit später zur Abstimmung gesellschaftlichen Öffnung zu verstehen, vorgelegt hatte, zeigte, wie tiefgreifend sich sondern als deren Produkt. Das heißt aber die politische Kultur in Frankreich infolge nicht, dass sie keine Bedeutung gehabt hät- von „1968“ inzwischen verändert und in wel- te. Im Gegenteil. Der Wandel, der in der chem Maße sie auch eine gesellschaftliche Bundesrepublik schon früher begonnen hat- Modernisierung eingeleitet hatte. Weiterhin te, erfuhr 1968 seine Zuspitzung. Die Pro- wirkte 1968 als Katalysator für die „Neue testbewegung verstärkte ihn in bisher nicht Linke“ und als Voraussetzung für das Ent- gekannter Form. Auch die Formen des Pro- stehen eines neuen politischen Spektrums testes waren nicht neu, doch in ihrer Fanta- mit einer starken rechten Bewegung. „Bis sie und Ironie entfalteten sie eine große An- heute ist der Mai 1968 in Frankreich ein ziehungskraft. zentraler Bezugspunkt politischer, sozialer Das eigentliche Vermächtnis von „1968“ und kultureller Selbstverortungen und liegt vor allem „in der Verschränkung der Fremdzuschreibungen geblieben.“. „Die Wi- Privatisierung der Politik und der Politisie- dersprüchlichkeit der Revolte hat sich bis rung des Privaten.“ Das prägte in den 80er heute (aber auch) in der Ambivalenz der Er- und 90er Jahren die sog. Neuen Bewegun- innerung erhalten.“ gen wie die Friedens- und Umweltbewe- gung, aber auch die Frauenbewegung. Jan Eckel: Zum historischen Ort von Doch das Ganze hatte seinen Preis, und da- „1968“ in der Zeitgeschichte rin zeigt sich auch die Ambivalenz der Er- eignisse: Die Gewalt war wieder in die west- Im letzten Beitrag der Vortragsreihe nahm lichen Gesellschaften zurückgekehrt und Jan Eckel die geradezu „ikonisch“ geworde- zwar in ihrer brutalsten Form mit Terror, mit nen Ereignisse des jugendlichen Protests Morden und Attentaten. Die kulturellen Auf- „panoramatisch“ in den Blick und ordnete brüche und neuen „Lebensstilexperimente“ sie historisch ein. Das schließt aber mit ein, führten zu neuen Zwängen und „durchkom- dass neben der Vielgestaltigkeit und den merzialisierten“ Ausprägungen. Die Ausei- längerfristigen Vermächtnissen von „1968“ nandersetzung mit dem Nationalsozialismus auch die Widersprüchlichkeit, die Ambiva- und seinen Folgen war zwar eine Beson- lenzen, die Kehrseiten und Aporien benannt derheit der Ereignisse in der Bunderepublik. werden. Vieles, was „1968“ im Nachhinein Doch sehr bald blieb davon nur noch „eine zugeschrieben wurde, war vorher schon instrumentelle Argumentation“ übrig, um den vorbereitet worden oder hatte sich Bahn ge- Staat mit dem Faschismusvorwurf delegiti- brochen (z.B. der kritische Umgang mit der mieren zu können. NS-Vergangenheit, die „zeitkritische Wende“ in den Medien, ziviler Ungehorsam, Bil- „1968“ war in hohem Maße „ein grenzüber- dungskatastrophe, die Umbrüche im Le- schreitender Ereigniskomplex“. In 56 Staa- bensstil). Diese Entwicklungen waren wie- ten gab es 1968 studentische Proteste, in derum Teil von breiteren Prozessen des ge- jedem dieser Länder in einer jeweils spezifi- sellschaftlichen Wandels (Verjüngung der schen nationalen Ausprägung. Die Protest-
12 bewegungen vernetzten sich im Laufe der dentischen Protestierenden ausgedacht hat- Zeit immer mehr und es entstand ein „wirk- ten, humorvoll - damals aber nicht! Gerade mächtiger globaler Wahrnehmungszusam- junge Wissenschaftler wie Peter Hilsch menhang.“ Inhaltlich-ideologisch bildete der standen in einem Loyalitätskonflikt. Einer- gemeinsame Kampf gegen die „faschistisch- seits waren sie jetzt der „anderen Seite“ (neo)-koloniale Unterdrückung“ der Dritten verpflichtet, innerlich standen sie aber eher Welt das einigende Band. Doch welchen den Protestierenden nahe und teilten in vie- Stellenwert hatte dieser weltweite Jugend- lem ihre Ziele. Die Lehrenden standen dem protest unter globalhistorischem Blickwin- Geschehen vielfach ratlos gegenüber und kel? Hier zeigte sich schnell, dass sich die wussten oft nicht, wie sie mit den neuen hehre Vorstellung vom Aufbrechen über- Formen des Protests umgehen sollten. Viele kommener Strukturen und einer internatio- von ihnen befürchteten den nahen Unter- nalen Befreiung an den überkommenen Ge- gang der Universität! Peter Hilsch berichtet gebenheiten brechen sollte, an der Unter- von einem Professor, der fassungslos den drückungskraft der Diktaturen, an regionalen Hörsaal verließ, nur weil ein Student gewagt Konflikten oder an den postkolonialen Nati- hatte zu sagen, „wir wollen jetzt mit ihnen onalstaaten selbst. diskutieren!“ Doch es gab auch in Tübingen härtere Formen des Protests. Um die Pro- fessoren zum Diskutieren zu zwingen und Ein Tübinger Exkurs: Prof. Dr. Peter Klausuren zu verhindern, wurden Stinkbom- Hilsch zu „1968“ ben mit Buttersäure in die Hörsäle gewor- fen. Studenten versperrten einmal den Zu- Eine interessante Ergänzung erfuhr die Vor- gang zum Tübinger Schloss, wo Klausuren tragsreihe, als im Rahmen des anschlie- im Rittersaal nachgeschrieben werden soll- ßenden Sektempfangs Prof. Dr. Peter Hilsch ten. Auch mit Hilfe der Tübinger Polizei (die in humorvoller Weise seine persönliche sich insgesamt vernünftig verhielt) konnte Wahrnehmung von 1968 schilderte. Herr die Blockade des Renaissancetors nicht ge- Hilsch war kurz vor Beginn der Studen- räumt werden. Die Fachschaft feierte diesen tenunruhen akademischer Rat geworden. Event als großen Sieg. In ihrer Not verlegten Jahrzehnte lang hat er dann an unserer danach einige Dozenten ihre Klausuren in Universität Geschichte gelehrt und histo- den Keller des Hegelbaus und ließen dort risch geforscht. heimlich schreiben. Manche Institute, wie das soziologische, wurden sogar ein Se- Bei seinem Zeitzeugenbericht ging es nicht mester lang ganz geschlossen, weil eine re- mehr um das Thema „globale Aspekte“, guläre Lehr- und Studientätigkeit nicht mehr sondern um die neue Situation an der Uni- möglich war. versität Tübingen. Anschaulich beschrieb Peter Hilsch als Zeitzeuge die besonderen, Zur befürchteten Zerstörung der Universität unerwarteten, oft als unerhört empfundenen kam es bekanntlich nicht und für die damali- Situationen, in die der althergebrachte Lehr- gen Studenten kann Peter Hilsch sogar eine betrieb der Universität damals geriet. Aller- gewisse Sympathie aufbringen. Manche dings erinnerte Peter Hilsch auch daran, Entwicklungen, die wir heute positiv sehen, dass verkrustete Strukturen schon lange so in Forschung und Lehre an der Universi- vorher als reformbedürftig wahrgenommen tät oder bei der Gleichberechtigung von wurden, bevor sie in den späten 60er Jah- Frauen, wurden durch die Studentenprotes- ren eine Protestwelle in ganz Deutschland te angestoßen oder verstärkt. auslösten. In den jungen Protestierenden der 68er Be- Die Tübinger Protestbewegung galt, vergli- wegung sieht Prof. Hilsch sogar Vorbilder chen mit Berlin und Frankfurt, als relativ für die heutige Studentengeneration: „Ein gemäßigt. Heute sieht der pensionierte aka- wenig Mut im Sinne der 68er wäre also gar demische Oberrat vieles, was sich die stu-
13 nicht so verkehrt“ - resümierte der engagier- Prof. Dr. Georg Schild (Seminar für Zeit- te Historiker am Ende. geschichte) Prof. Dr. Klaus Gestwa (Seminar für Ost- europäische Geschichte) Planungen 2019 Nähere Einzelheiten gehen Ihnen rechtzeitig zu. Im Jahr 2019 plant der Förderverein wieder in eigener Regie eine Museumsexkursion Zu Vorträgen des Fachbereichs, zu Buch- am 26.1.2019 ins Badische Landesmuse- präsentationen u.ä. ergehen gesonderte um in Karlsruhe. Dort findet ab dem 1. De- Einladungen. zember 2018 eine Sonderausstellung „My- kene – Die sagenhafte Welt des Aga- memnon“ statt. Die Ausstellung gibt einen Einblick in die erste Hochkultur auf dem eu- Wir wünschen Ihnen frohe Festtage und ropäischen Festland. Sie zeigt mehr als 400 freuen uns auf eine gute und fruchtbare Zu- Objekte aus dem antiken Griechenland, von sammenarbeit im Jahr 2019. denen etliche zuvor noch nie außer Landes waren: Kuriose Kronen, prächtige Pa- lastvasen und Geschmeide aus Gold und Edelsteinen. Darunter befinden sich einzig- Ihr artige Goldfunde aus den Schachtgräbern Hans Woidt von Mykene, die der berühmte deutsche Ar- chäologe Heinrich Schliemann 1876 freileg- te. Im Sommersemester ist eine Exkursion ins obere Neckartal zu den dortigen Adelssitzen geplant. Unsere traditionelle Absolventen- feier findet vermutlich am 6. Juni 2019 im Audimax statt, mit anschließendem Emp- fang im kleinen Senat. Die 21. Mitgliederversammlung des För- dervereins findet voraussichtlich am Freitag vor Beginn des WS 2019/20, d. h. am 11. Oktober 2019, statt. Sie ist eingebunden in die am selben Tag stattfindende Vortragsreihe „Abgrenzung und Ausgrenzung in der Geschichte: Fremdenfeindlichkeit – Nationalismus – Sezession“ mit Beiträgen von: Prof. Dr. Sebastian Schmidt-Hofner (Se- minar für Alte Geschichte) Prof. Dr. Steffen Patzold (Seminar für Mit- telalterliche Geschichte) Prof. Dr. Ewald Frie (Seminar für Neuere Geschichte)
14 Liebe Vereinsmitglieder… Ihre Ideen sind gefragt Der Förderverein möchte in zunehmendem Maße innovative Projekte im Bereich der Lehre fördern. Der Einfallsreichtum des Vor- standes reicht hier nicht immer aus. Wenn Bitte teilen Sie uns mit, wenn Sie umzie- Sie Vorschläge haben, wenden Sie sich hen oder Ihre Bankverbindung ändern. bitte an uns. Wir werden versuchen, diese Beim vergeblichen Versuch, Ihren Mit- Ideen schnell und unbürokratisch in die Tat gliedsbeitrag einzuziehen, entstehen Kos- umzusetzen. ten, die wir dem Verein ersparen wollen. Ih- re Spendenbescheinigung und den Rund- brief können wir nicht zustellen, wenn Sie uns Ihre neue Adresse nicht angeben. Sie erreichen uns schnell per E-Mail: hartmut.blum@uni-tuebingen.de E-Mail-Kartei Um die Kommunikation zu vereinfachen und Portokosten zu sparen, haben wir mit dem Aufbau einer Kartei der E-Mail-Adressen al- ler Mitglieder begonnen. Bitte teilen Sie uns deshalb, falls nicht schon gesche- hen, Ihre E-Mail mit. Statusänderung Sind Sie vom Studierenden zum „Berufsan- fänger“ geworden (wozu wir Ihnen herzlich gratulieren), sind wir für eine satzungsge- mäße Aufstockung Ihres Beitrags dank- bar. Dies gilt selbstredend auch für die „nächste Stufe“. Mitgliederwerbung Auch in Ihrem Umfeld gibt es sicherlich noch den einen oder anderen an Geschichte inte- ressierten Menschen, den Sie veranlassen könnten, Mitglied in unserem Förderverein zu werden. Wir schicken Ihnen gerne Bei- trittsvordrucke, nehmen aber auch formlose Erklärungen entgegen.
15 Aus dem Fachbereich Ge- schichtswissenschaft Seit nunmehr mehreren Jahren besteht die Möglichkeit, auch ohne Immatrikula- Vorschau auf die im SoSe 2019 ange- tion einen auf ein Semester begrenzten botenen Vorlesungen zur Geschichte Zugang zum ILIAS-System zu erhalten, in (Gasthörer sind herzlich willkommen!) dem mittlerweile die meisten Vorlesungs- materialien zum Download bereitgestellt Das kommentierte Vorlesungsverzeichnis ist werden. im Internet abrufbar unter: Interessierte Gasthörer sollten sich in https://campus.verwaltung.uni-tuebingen.de/ dieser Angelegenheit an Ihre jeweiligen Dozenten wenden (der betreffende Kurs- Sofern nicht anders angegeben: Beginn 22.- leiter muss Sie elektronisch als Gastnut- 26. April 2019; für die Veranstaltungsräume zer „einladen“), oder direkt mit uns Kon- achten Sie bitte auf Ankündigungen und takt aufnehmen. Wir benötigen Ihren Aushänge. Namen, Geburtsdatum, e-mail-Adresse sowie die Veranstaltung, um die es geht. Maier, Griechische Geschichtsschreibung, Der jeweilige Dozent muss Ihnen dann Do 10-12, Beginn: 18. April noch das Kurspaßwort mitteilen. Meister, Die späte römische Republik, Mi Schreiben Sie an: 10-12, Beginn: 17. April hartmut.blum@uni-tuebingen.de Wozniak, Die Kreuzzüge vor 1204, Di 16- 18, Beginn: 16. April Hirbodian, Das Reich und der deutschspra- chige Südwesten im 13. Jahrhundert, Mi 12- 14 Widder, Europa um 1500, Do 12-14 Brendle, Fürsten, Lyrik und Musik: Adelige Komponisten und Liederdichter, Di 14-16 Frie, Geschichte des Pazifik, 18.-20. Jahr- hundert, Di 12-14 Eckel, Geschichte des Zweiten Weltkrieges, Di 10-12 Schild, Geschichte der Vereinigten Staaten vom Bürgerkrieg bis zum Zweiten Weltkrieg (1865-1945), Mo 10-12, Beginn: 15. April
16 Personalmitteilungen schichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften. Prof. Dr. Matthias Asche ist seit 2017 Mit- glied des Wissenschaftlichen Beirats der Prof. Dr. Sigrid Hirbodian wurde 2018 zur Ausstellung „Das Magdeburger Recht und Gutachterin für die Preisverleihung des St. die europäischen Städte des Mittelalters“ im Georgen-Vereins der Württembergischen Kulturhistorischen Museum Magdeburg, ko- Ritterschaft am 08. Februar 2019 auf optiertes Mitglied in der Brandenburgischen Schloss Weitenburg bestellt. Historischen Kommission, seit 2018 koop- tiertes Mitglied in der Historischen Kommis- Maurits de Leeuw wurde ausgezeichnet für sion zu Berlin sowie Kuratoriumsmitglied die beste Posterpräsentation beim „Dokto- des Deutschen Kulturforums östliches Euro- randenkolloquium Spätantike“ (4.-5. Mai pa (Potsdam). 2018, Universität von Reading); Titel des Posters: The Holy Man against the Emperor, Dr. Christina Brünings Dissertation „Holo- Monastic Opposition in Late Antique Con- caust Education in der heterogenen Gesell- stantinople schaft“ wurde ausgezeichnet mit dem ersten Preis im Auszeichnungsverfahren für her- PD Dr. Jan Meister, der im laufenden Win- ausragende Qualifikationsarbeiten der TüSE ter- und im kommenden Sommersemester (Tübingen School of Education) Prof. Dr. Mischa Meier vertritt, hat ein Eccellenza Professorial Fellowship des Prof. Dr. Renate Dürr war 2018 Fellow des Schweizerischen Nationalfonds eingewor- Netherlands Institute of Advanced Studies- ben (Fördervolumen von rund 1,8 Mio. CHF Working Group ‘Borders and the Transfer of über 5 Jahre) zu einem Projekt zu Herr- Knowledge in the Early Modern Period’ scherkörper in den Monarchien der Spätan- (Amsterdam), Kurzzeit-Fellow am Max- tike und des frühen Mittelalters (Projektbe- Weber-Kolleg in Erfurt, sowie Senior-Fellow ginn September 2019 an der Universität an der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüt- Bern). tel. Ferner erhielt sie den German History Best Article Prize 2018. Am 3. Dezember 2018 hat Irina Pawlowsky vom Seminar für Neuere Geschichte ihre Im Oktober 2018 lief das von Frau Prof. Dr. unter Betreuung von Prof. Dr. Renate Dürr Renate Dürr beantragte Projekt „Kartogra- und Prof. Dr. Andreas Holzem entstandene phie als Übersetzung. Kartenproduktionen Dissertation verteidigt. Der Titel der Arbeit französischer ‚Lehnstuhlgeographen‘ des lautet "Karten und Mission. Die jesuitische 18. Jahrhunderts“ an, das Teil des DFG- Konstruktion des Amazonasraums im 17. Schwerpunktprogramms 2130 „Überset- und 18. Jahrhundert". zungskulturen der Frühen Neuzeit“ ist. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren Seit Oktober 2018 ist Robin Pokorski als und wird von Irina Pawlowsky bearbeitet. Gastwissenschaftlerin über das Fulbright Scholar Program am Institut für Geschichtli- Prof. Dr. Ewald Frie und Dr. Daniel Men- che Landeskunde und Historische Hilfswis- ning haben im Juli 2018 das von der Irene senschaften. und Sigurd Greven Stiftung Köln geförderte Drittmittelprojekt "Landhäuser im Wandel, Anna Valeska Strugalla erhielt 2018 den 18.-20. Jahrhundert" eingeworben, mit drei ersten Preis der Poster-Session der Tagung Jahren Laufzeit und drei Promotionsstellen. „Holocaust Education revisited“ in München für ein Poster mit dem Thema: „NachfahrIn- Seit Mai 2018 ist Niklas Goldberg Wissen- nen von ZeitzeugInnen erzählen. Holocaust schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ge- Oral History – a never ending story?“
17 Wissenschaftliche Tagungen und Am 19. April 2018 fand in Tübingen das von Ausstellungen unter Leitung von Prof. Dr. Sigrid Hirbodian geleitete Regio- nalgespräch „Burg und Adel“ des Teilpro- Mitgliedern des Fachbereichs Ge- jekts B03 Ressourcenerschließung und schichtswissenschaft im Jahr Herrschaftsräume im Mittelalter im SFB 2017/18 1070 statt. Prof. Dr. Sigrid Hirbodian veranstaltete am 27. und 28. April 2018 gemeinsam mit der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, Am 1. Februar 2018 fand eine von Prof. Dr. dem Sülchgauer Altertumsverein Rottenburg Sigrid Hirbodian veranstaltete Podiumsdis- a. N. e.V. und der Stadt Rottenburg a. N. kussion zum Thema „Reuchlin und kein En- das forsthistorisches Symposium „Mensch de. Die Unterschiede aushalten. Zum Christ- und Wald seit dem Mittelalter. Lebensgrund- lich-Jüdischen Verhältnis damals und heute“ lage zwischen Furcht und Faszination“. in Tübingen statt. Am 3. und 4. Mai 2018 fand in Tübingen der Am 21. und 22. Februar 2018 organisierten von Prof. Dr. Sigrid Hirbodian veranstaltete Dr. Jonas Borsch, Dr. Laura Carrara, Dr. Workshop „Ordnungsdiskurse in Frauenstif- Olivier Gengler und Prof. Dr. Mischa Meier ten: Statuten“ des Teilprojekts G02 Geistli- in Tübingen die Internationale Tagung „“Jo- che Frauengemeinschaften im 15. und 16. hannes Malalas – Der Chronist als Zeithisto- Jahrhundert im SFB 923 statt. riker“. Vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2018 veranstal- Am 22. und 23. März 2018 organisierten tete PD Dr. Jan Meister zusammen mit Prof. Dr. Klaus Gestwa, Stefan Guth und Prof. Dr. Gunnar Seelentag in Rostock den Roman Khandozhko in Tübingen die Kon- Workshop „Luxury and Austerity in Archaic ferenz “Nuclear Technopolitics in the Soviet Greece“. Union and Beyond”. Am 21. und 22. Juni 2018 fand in Heidel- Prof. Dr. Ewald Frie und Daniel Rothen- berg der von Prof. Dr. Sigrid Hirbodian ge- burg veranstalteten am 11. und 12. April meinsam mit der Heidelberger Akademie 2018 in Tübingen den Workshop „‘Playing der Wissenschaften veranstaltete Workshop with Scales‘ in Environmental History“. „Gemeinschaftsvorstellungen und Gemein- schaftspraxis. Mendikanten und ihre Netz- Prof. Dr. Sigrid Hirbodian organisierte am werke im städtischen und ländlichen Raum“ 13. und 14. April 2018 gemeinsam mit der statt. Arbeitsgruppe Kulturtopographie des deutschsprachigen Südwestens in Tübingen Vom 28. bis zum 30. Juni 2018 fand in Tü- die Tagung „Kulturtopographie des deutsch- bingen die Internationale Tagung „Knowing sprachigen Südwestens im späteren Mittel- and Forgetting in Times of Threat“ des SFB alter: Württemberg“. 923 Bedrohte Ordnungen statt, die von Prof. Dr. Renate Dürr organisiert wurde. Ebenfalls am 13. und 14. April 2018 organ- isierten Prof. Dr. Renate Dürr, Dr. Daniel Dr. Ansbert Baumann organisierte vom 4. Menning und Stefano Condorelli in Tübing- bis 6. Juli 2018 an der Universität des Saar- en den Workshop “Boom, Bust, and Be- landes die internationale Fachtagung „Mig- yond: New Perspectives on the 1719-20 ration│Integration│Exklusion. Spannungs- Stock Euphoria”. felder einer deutsch-französischen Ge- schichte des Fußballs seit den 1960er Jah- ren“.
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