FÖRDERVEREIN GESCHICHTE - Universität Tübingen

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FÖRDERVEREIN GESCHICHTE - Universität Tübingen
FÖRDERVEREIN GESCHICHTE
      an der Universität Tübingen e.V.

                                                                         Klio – Muse der Geschichte

                                 RUNDBRIEF NR . 20
                                 Tübingen, im Dezember 2018

                     Bericht des Vorsitzenden Prof. Hans Woidt
                                                Dieser Rundbrief informiert nicht nur über
                                                die Aktivitäten des Fördervereins und über
Sehr geehrte Mitglieder und Freunde unse-       seine innere Entwicklung. Er stellt darüber
res Fördervereins,                              hinaus eine wahre Fundgrube für den Fach-
                                                bereich Geschichte dar. Herrn Dr. Blum, der
wenn wir am Ende des Jahres 2018 wieder         für die Gestaltung des Rundbriefs verant-
Bilanz ziehen, können wir auf ein Jahr ge-      wortlich ist, sei an dieser Stelle für diese
lungener Vereinsarbeit zurückblicken. Auch      mühevolle, aber überaus wichtige Arbeit ge-
die Grundlagen für unsere Arbeit stimmen:       dankt.
Die Kassenlage ist erfreulich und der Mit-
gliederbestand ist auf hohem Niveau stabil
geblieben. Ich möchte allen danken, die zu      20 Jahre Förderverein
dieser erfolgreichen Arbeit beigetragen ha-
ben. Das gilt vor allem für Herrn Dr. Blum,
unseren Schriftführer, und für Herrn Haug,      Am Ende der diesjährigen Vortragsreihe
unseren Kassenwart. Herr Dr. Borth, unser       (s.u.) haben wir bei einem Sektumtrunk an
Ehrenvorstand, hat die Arbeit des Vorstands     die Gründung unseres Fördervereins am 1.
durch seinen Rat immer wieder bereichert.       Oktober 1998 erinnert. Von den Grün-
Herr Heim hat jahrelang die Kassenprüfung       dungsmitgliedern waren erfreulich viele ge-
durchgeführt und ist auch Mitglied im Aus-      kommen. Herr Woidt begrüßte namentlich
wahlausschuss für die Prämierung heraus-        den damaligen Rektor unserer Universität,
ragender Examensarbeiten. Allen übrigen         Herrn Prof. Dr. E. Schaich (der Mitglied des
Vereinsmitgliedern, die unsere Arbeit unter-    Fördervereins ist!), den damaligen Dekan,
stützt haben, die ich aber aus Zeitgründen      Herr Prof. Dr. W. Hartmann, und den dama-
nicht alle namentlich nennen kann, gilt unser   ligen Fachschaftssprecher, Herrn Studienrat
herzlicher Dank.                                Th. Volkmann, dazu noch Frau Pape, die
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Tochter des unvergessenen Gründungsvor-          - Exkursionen im Rahmen von Lehrveran-
sitzenden Karl-Heinz Pape. Ohne seine Be-        staltungen, darunter auch zwei vom Förder-
harrlichkeit wäre es vermutlich kaum zu die-     verein selbst organisierte Exkursionen, ein-
ser Gründung gekommen!                           mal nach Karlsruhe zur Etruskerausstellung
                                                 im Badischen Landesmuseum und dann ins
                                                 Lautertal im Rahmen einer Burgenexkursi-
Aus der Arbeit des Vorstands                     on.
                                                 - Wissenschaftliche Tagungen und Kon-
Der Vorstand bereitet alle wichtigen Ent-        gresse wie dem Symposion in Zusammen-
scheidungen im Förderverein vor und setzt        arbeit mit dem Centre Culturel Franco-
den allgemeinen Rahmen, z. B die Ent-            Allemand     Tübingen,   dem     deutsch-
scheidung über Fördermaßnahmen und               schweizerische Studientag zur Osteuropäi-
Veranstaltungen, die Prämierung herausra-        schen Geschichte und einem Workshop
gender Arbeiten und den Finanzplan. In der       über Verschwörungstheorien u.a. in Zu-
Berichtszeit hat der Vorstand drei Mal ge-       sammenarbeit mit der Diözese Rottenburg –
tagt. Zu Beginn der Vorstandssitzungen           Stuttgart.
steht der Rückblick des Vorsitzenden, eine       - Buchpräsentationen (z.B. Karl Schlögel:
Art Rechenschaftsbericht über die Aktivitä-      Das sowjetische Jahrhundert).
ten des Vereins. Darauf folgen in der Regel
                                                 - Einladungen von Gastprofessoren (z.B.
der Bericht unseres Kassenwarts, Herrn
                                                 Prof. Ralph Young – Universität, Philadel-
Haug, zur Kassenlage und zur Mitglie-
                                                 phia, Prof. Jeffrey Richey – Weber State
derentwicklung und die Beratung über die
                                                 University, Utah).
kurzfristigen und langfristigen Planungen
und ad-hoc - Fragen, wie z.B. der Umgang         - Bücheranschaffungen, Editionen, Archiv-
mit der Datenschutzverordnung.                   aufenthalte sowie Unterstützung der Fach-
                                                 schaft.
Die Mitgliederversammlung am 12. Oktober
2018, die wieder im Rahmen der jährlichen        - die neu geschaffene Vortragsreihe „Tübin-
Vortragsreihe stattfand, war gut besucht.        ger Vorträge zur Geschichte der Neuzeit“.
Der Vorsitzende berichtete über die Aktivitä-    Den Auftaktvortrag hielt am 22. 10. 2018
ten des Fördervereins und über die Entwick-      Prof. Dr. Jörn Leonhard (Universität Frei-
lungen innerhalb des Vereins seit der letzten    burg) zum Thema “Der überforderte Frie-
Mitgliederversammlung im Oktober 2017.           den: Versailles und die Welt 1918-1923“.
Dieser Bericht ist vereinsrechtlich geboten      Anschließend fand ein Empfang im Kleinen
und soll im Rundbrief öffentlich gemacht         Senat statt.
werden. Das bietet auch den Mitgliedern,
die nicht an der Mitgliederversammlung teil-
nehmen konnten, die Möglichkeit, sich im         Mitgliederentwicklung und Kassenlage
Nachhinein umfassend zu informieren.

                                                 Zum Jahresende 2017 hatten wir 671 Mit-
Fördermaßnahmen                                  glieder und damit gleich viele wie Ende
                                                 2016 – eine Stagnation auf hohem Niveau.
                                                 28 Mitglieder sind beigetreten, zwei sind
Der Förderverein unterstützt die Arbeit des      verstorben und 22 haben ihre Mitgliedschaft
Fachbereichs Geschichte in vielfältiger Wei-     gekündigt. Die Mitgliedschaft von vier weite-
se. Im „materiellen Bereich“ durch finanzielle   ren Mitgliedern mit unbezahlten Beiträgen
Zuwendungen. Die im vergangenen Jahr             und fehlenden Adressdaten musste beendet
bereitgestellten 18.500 EUR wurden bisher        werden. Am 30.09.2018 werden zwar 680
teilweise abgerufen für                          Mitglieder ausgewiesen, aber es liegen be-
                                                 reits 20 Kündigungen vor, so dass es vor-
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erst nach einem leichten Rückgang im lau-       Maße Einzelprojekte gefördert und Aufent-
fenden Jahr aussieht, den wir allerdings mit    halte von Gastprofessoren bezuschusst.
der erneut im Dezember stattfindenden           Auch 2018 zeichnet sich ein deutlicher
Werbekampagne in den Vorlesungen egali-         Überschuss ab. Da unser Vereinszweck
sieren möchten. Wir danken den Damen            aber nicht darin besteht, Geld anzusam-
und Herren Professoren, dass sie uns diese      meln, sondern es für förderungswürdige
Möglichkeit geben.                              Zwecke im Fachbereich Geschichte zu ver-
Übrigens – am 30.09.2018 weist die Statistik    wenden, möchten wir die einzelnen Semina-
434 männliche und 246 weibliche Mitglieder      re gerne ermuntern, die angebotene Unter-
aus, jeweils mit einer durchschnittlichen       stützung des Fördervereins noch intensiver
Vereinszugehörigkeit von 7,2 Jahren. Knapp      in Anspruch zu nehmen.
zwei Drittel unserer Mitglieder sind Studie-                                  (Dieter Haug)
rende, von denen wir nur niedrige Jahres-
beiträge von 10 € erheben. Dass wir zur Un-
terstützung des Fachbereichs Geschichte         Lehrende und Studierende
jährlich bis etwa 18.000 € bereitstellen kön-
nen, verdanken wir dem Anteil von Mitglie-
dern mit deutlich höheren Jahresbeiträgen,      Man kann nur fördern, was man kennt! Des-
also Vollzahlern und Berufsanfängern. Au-       halb ist eine vertrauensvolle Zusammenar-
ßerdem freuen wir uns über gelegentliche        beit mit unseren direkten Ansprechpartnern,
Spenden. Seit 2016 fragen wir bei langjähri-    den Lehrenden und Studierenden im Fach-
gen studentischen Mitgliedern regelmäßig        bereich Geschichte, eine unabdingbare Vo-
nach, ob ihre persönlichen Umstände eine        raussetzung für unser Vereinsarbeit. Anders
Anpassung der Beitragsstufe gestatten.          wäre eine sinnvolle Vereinsarbeit auch gar
Nicht zuletzt dadurch konnte die Struktur,      nicht vorstellbar. Wir führen regelmäßig vor
was den Anteil der Vollzahler und Berufsan-     bzw. während des Semesters Gespräche
fänger betrifft, in der Weise verändert wer-    mit Vertretern des Fachbereichs und der
den, dass das Beitragspotential auch bei        Fachschaft. Kurz vor Beginn des jeweiligen
gleichbleibender Mitgliederzahl steigt.         Semesters findet ein ausführliches Ge-
Der Förderverein verfügt nach wie vor über      spräch mit dem Fachbereichssprecher,
ein gutes finanzielles Polster. Obwohl wir es   Herrn Prof. Dr. Klaus Gestwa, statt. Wech-
hätten vertreten können, vorübergehend          selseitig informieren wir uns dabei über die
auch einmal etwas mehr auszugeben als           Entwicklungen im Fachbereich und über die
einzunehmen, endete das Jahr 2017 erneut        Projekte des Fördervereins. Mit den Profes-
mit einem Überschuss von 2021 €, was un-        soren des Fachbereichs stehen wir in en-
sere liquiden Mittel nochmals entsprechend      gem Kontakt. Neuberufene Professoren
auf 18.281 € verbesserte.                       werden ausführlich über unsere Ziele und
                                                Aktivitäten informiert, so z.B. am 22.1.2018
Die Gesamteinnahmen waren 2017 gegen-           Prof. Dr. Bernd Grewe, Lehrstuhlinhaber
über dem Vorjahr um 2.442 € niedriger, was      und Direktor des Instituts für Geschichtsdi-
bei um 866 € höheren Mitgliedsbeiträgen in      daktik und Public History. Herr Grewe ist
der außergewöhnlichen Spendenaktion des         auch Studiendekan unseres Fachbereichs.
Vorjahres begründet ist. Die Spendenbereit-     Die Referenten unserer jährlichen Vortrags-
schaft ist allgemein stark zurückgegangen.      reihe sind fast ausschließlich Professoren
Allerdings waren auch die Ausgaben um           unseres Fachbereichs. Viele unserer nicht-
2.741 € rückläufig.                             studentischen Mitglieder besuchen regel-
An Zuschüssen für Exkursionen und Be-           mäßig Geschichtsvorlesungen.
schaffung von Büchern wurde weniger auf-        Eine ähnlich intensive und fruchtbare Zu-
gewendet als im Vorjahr, ebenso für die Ab-     sammenarbeit besteht mit der Fachschaft
solventenfeier wegen geringerer Teilneh-        Geschichte. Auch hier sind die gemeinsa-
merzahl. Andererseits wurden in stärkerem
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men Gespräche zu Beginn des Semesters           Absolventenfeier
mittlerweile zu einer guten Tradition gewor-
den. Vertreter der Fachschaft sprechen auf
der Mitgliederversammlung ein Grußwort          Die Absolventenfeier des Fachbereichs Ge-
und stellen ihre Arbeit vor. Bei der Absol-     schichte findet immer vor den Pfingstferien
ventenfeier werden Vertreter der Fachschaft     statt und wird vom Förderverein tatkräftig
als Gäste eingeladen. Mitte Dezember wer-       mitgestaltet. Im Rahmen der Aktivitäten des
den uns zum ersten Mal Vertreter der Fach-      Fördervereins hat diese Veranstaltung eine
schaft bei der Werbeaktion in den Vorlesun-     besondere Bedeutung. Denn hier soll der er-
gen begleiten und den Förderverein aus ih-      folgreiche Abschluss des Studiums gefeiert
rer Sicht darstellen. Beim Hegelbaufest wa-     und gleichzeitig, mit einem „rite de passage“
ren Mitglieder des Vorstands aktiv beteiligt!   der Übergang von der Studienzeit in eine
Wie im vergangenen Jahr haben wir die Ar-       neue Lebensphase gewürdigt werden. Die-
beit der Fachschaft finanziell unterstützt.     se Veranstaltung besteht schon seit langem,
                                                doch seit 2015 hat sie ein neues „Gesicht“:
                                                Das Format ist einheitlicher und feierlicher
Öffentlichkeit                                  geworden: Musikalische Umrahmung, An-
                                                sprachen des Sprechers des Fachbereichs
                                                Geschichte und des Vorsitzenden des För-
Der Förderverein soll „in der Öffentlichkeit    dervereins, Überreichung von Blumen und
für die gesellschaftspolitische Bedeutung       eines Büchergutscheins an die Absolventen,
der historischen Forschung und Bildung          Vorstellung der prämierten Abschlussarbei-
(eintreten).“ Das geschieht durch unsere        ten. Im Anschluss daran findet ein Empfang
Vortragsreihe und die Veranstaltungen mit       in der Wandelhalle vor dem Audimax statt.
unseren Kooperationspartnern (Buchhand-         Auch in diesem Jahr bei der Feier am 17.
lungen, Centre Culturel Franco-Allemand,        Mai war diese Veranstaltung auf große Re-
Deutsch-Amerikanisches Institut etc.). Diese    sonanz gestoßen. Wir danken Herrn Blum
Veranstaltungen werden in der Presse an-        und seinem Team für die bewährte Vorbe-
gekündigt und z.T. berichtet die Presse         reitung und Durchführung.
auch darüber. Wir informieren nicht nur un-
sere Mitglieder über die Aktivitäten des
Fachbereichs und des Fördervereins, son-
dern auch die Presse und Institutionen, die
sich mit Geschichtsvermittlung beschäftigen.
So fand am 18.18 2017 ein Gespräch mit
Frau Dr. Regina Keyler, der Leiterin des
Universitätsarchivs, statt, am 18.1.2018 ein
Gespräch mit dem Vorsitzenden des Ver-
eins der Freunde und Förderer des Instituts
für geschichtliche Landeskunde, Herrn Prof.
Dr. Andreas Schmauder. Beim 50jährigen
Jubiläum des Geschichtsvereins Pfullingen
war der Förderverein durch Herrn Haug und
Herrn Woidt vertreten. Der Rundbrief stellt
dafür ein geeignetes Instrument dar. Wir        Prof. Woidt bei der Absolventenfeier
verschicken ihn deshalb auch an unsere
Kooperationspartner.
                                                In seiner Ansprache nahm der Vorsitzende
                                                des Fördervereins, Herr Prof. Woidt be-
                                                wusst Bezug auf das Erinnerungsjahr 1968:
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In diesem Jahr wird in zahlreichen Veran-          immer wieder mit Kategorien, die eine große
staltungen an „1968“ erinnert, gerade hier in      Affinität zum Politischen aufweisen, wie z. B.
Tübingen. Der Fachbereich Geschichte ver-          Herrschaft, Macht, Ungleichheit, Konflikt.
antwortet im Sommersemester im Rahmen              Ich sehe natürlich auch die dunklen Seiten
des studium generale eine Reihe „1968 -            der Beschäftigung mit Geschichte. Sie kann
Geschichte und Mythos eines Jahres“ und            für manche wie eine Droge sein, wie ein
bei der Vortragsreihe unseres Fördervereins        exotischer Fluchtort, in den man sich vor
am 12. Oktober werden Professoren unse-            den Unbilden der Gegenwart zurückzieht.
res Fachbereichs zum Thema „1968 – nati-           Im ihren extremen Ausprägungen kann Poli-
onale und transnationale Aspekte“ spre-            tisierung auch zum Terror führen, wie die
chen.                                              Geschichte der RAF gezeigt hat und viele
In den 60er Jahren begann in der Bundes-           Terrorbewegungen der Gegenwart es deut-
republik ein Prozess, in dessen Verlauf sich       lich machen, die ja immer wieder versuchen,
viele vermehrt für Politik interessierten. Für     sich über Geschichte zu legitimieren.
diese Entwicklung sind natürlich viele Grün-
                                                   Die Gefahr der politischen Instrumentalisie-
de verantwortlich. Einer wurde den Älteren         rung von Geschichte ist groß. Geschichte
gegenüber immer wieder anklagend ge-               eignet sich offenbar besonders gut im politi-
nannt: die mangelhafte Aufarbeitung der            schen Kampf um Einfluss und Macht. „Willi-
NS-Zeit. Ich war damals ungefähr so alt wie        ge Historiker“ haben immer wieder die Ge-
Sie heute, liebe Absolventinnen und Absol-         schichte missbraucht und sie als Argument
venten und ich wurde als Student in Tübin-         oder gar als Waffe auf den „Schlachtfeldern
gen selbst Zeitgenosse dieser Ereignisse:          der Erinnerung“ gegen innere und äußere
Politik war allgegenwärtig! Für mich persön-       Gegner eingesetzt Man kann damit die
lich ist deshalb das Erinnern an 1968 mehr         Gegner diffamieren und gleichzeitig das ei-
als das Abfeiern eines wichtigen Datums.           gene Handeln legitimieren. Heute versuchen
Politische Erfahrungen haben damals mein           populistische Agitatoren die aktuelle Deu-
politisches Bewusstsein nachhaltig mitbe-          tungshoheit über geschichtliche Themen zu
stimmt und mich gleichzeitig noch mehr für         erlangen, um dadurch zu politischem Ein-
Geschichte sensibilisiert. Im Erinnerungsjahr      fluss zu kommen: Geschichte als Beglaubi-
2018 liegt es deshalb nahe, an dieser Stelle       gungsinstanz und Identitätsressource! Die
Überlegungen zur Wechselwirkung Ge-                immer mehr um sich greifenden Verschwö-
schichte und Politik anzustellen.                  rungstheorien drohen sogar unser Fach
Meine Erfahrungen mit Schülern im Ge-              selbst in Form einer „fake history“ zu konta-
schichtsunterricht, mit Referendaren in der        minieren.
Ausbildung und mit Geschichtsstudenten             Eine demokratische Gesellschaft lebt von
hier im Fachbereich haben mir gezeigt, dass        Offenheit, politischer Mündigkeit und politi-
die Beschäftigung mit Geschichte oft zu ei-        schem Engagement. Diese Eigenschaften
nem nachhaltigen politischen Interesse             sind aber nicht angeboren, sie müssen
führt. Aus einem Interesse an der Geschich-        mühsam erworben werden. Die Geschichte
te entsteht nicht selten auch ein Interesse        kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.
an der Politik, vielleicht sogar ein politisches   Der an der Geschichte geschulte kritische
Engagement – selbstverständlich nicht im
                                                   Blick kann dazu beitragen, dass man sich
Sinne eines Automatismus! Natürlich bietet         mit der Gegenwart angemessen beschäfti-
nicht nur die Geschichte einen Zugang zum          gen und politische Vorgänge durchschauen
Politischen. Doch so unmittelbar wie Ge-           kann. Dafür hat unser Fach ein umfassen-
schichte trägt kaum ein anderes Fach zum           des Instrumentarium entwickelt, das dazu
politischen Denken und Verhalten bei. Denn         beitragen kann, Missbrauch zu verhindern,
mehr als jedes andere Fach beschäftigt sich        Skepsis gegenüber allen eindimensionalen
Geschichte thematisch mit Fragen, die das          Erklärungen und Lösungsansätzen zu er-
Politische berühren. Der Historiker arbeitet       zeugen und Einflussnahmen von außen
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grundsätzlich abzuwehren. In einer Zeit der      Samuel Schröder: Heilig oder wertlos? Au-
„alternativen Fakten“, der „fake news“ und       thentifizierungsstrategien von Reliquien in
der „Echokammern“ wird die Aufgabe der           Einhards Translatio et miracula sanctorum
Geschichtswissenschaft, kritisch über Ge-        Marcellini et Petri (Bachelorarbeit bei PD
schichte aufzuklären, besonders dringlich        Kohl)
für unsere Gesellschaft.
                                                 Weitere preiswürdige Arbeit im Bachelor-
Doch immun sind wir alle nicht. Die fachli-      Bereich:
che Selbstkontrolle kann den Historiker vor
                                                 Johannes      Lewenberg:  „Remembering
Missbrauch nur bedingt schützen - auch weil
                                                 Haymarket“. Die Konkurrenz um die Deu-
Geschichte uns nicht selten janusköpfig
                                                 tungs- und Erinnerungshoheit über die
entgegentritt. So kann die Chiffre „1968“ für
                                                 Haymarket Riots1886 (Bachelorarbeit bei
Aufbruch, Partizipation oder Liberalisierung
                                                 Prof. Schild)
der Gesellschaft stehen, aber auch für ideo-
logische Erstarrung und irrationales Verhal-
ten.                                             Preis im Bereich der Master- / Zulassungs-
Deshalb müssen wir nicht nur gängige Kli-        arbeiten:
schees, verbreitete Denkmuster und vor-          Julian Rasimus: Das Arbeitsbuch als histori-
herrschende Narrative hinterfragen, sondern      sche Quelle – Beitrag zurArbeitsmarktpolitik
uns selbst permanent in Frage stellen. Das       des Kaiserreichs und des Dritten Reiches
gilt insbesondere für uns Historiker, die Leh-   (Zulassungsarbeit bei Prof. Frie)
renden und Studierenden an der Universität
und für Sie liebe Absolventinnen und Absol-      Weitere Preise:
venten in Ihren künftigen Tätigkeitsfeldern.     Lukas Marian Weyell: Sexuelle Gewalt wäh-
                                                 rend der Eroberung Württemberg- Hohen-
                                                 zollerns durch die 1 ère Armée francaise
Liebe Absolventinnen und Absolventen,            1945 (Masterarbeit bei Prof. Grossmann)
                                                 Marcel Bloch: „Aetius, magna Occidentalis
ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zum er-       rei publicae salus“ – Ist die Karriere des letz-
folgreichen Abschluss Ihres Geschichtsstu-       ten Römers Flavius Aetius Ausfluss egoisti-
diums und wünsche Ihnen für Ihre weitere         schen Erfolgsstrebens oder eines letzten
Zukunft alles Gute!                              Versuchs, das Hesperium zu retten? (Mas-
                                                 terarbeit /Lehramt plus bei Prof. Meier)

Bei der Absolventenfeier bietet sich dem
Förderverein die Gelegenheit, öffentlich auf
herausragende Leistungen von Studie-
renden des Faches Geschichte hinzuwei-
sen. In diesem Jahr wurden von den einzel-
nen Abteilungen des Fachbereichs zehn
herausragende Abschlussarbeiten für das
Prämierungsverfahren eingereicht – so viele
wie noch nie! Der Vorstand entschloss sich
deshalb, neben dem ersten Preis im Ba-
chelor-Bereich eine weitere Arbeit auszu-
zeichnen und im Master-Bereich zwei weite-
re. Die ersten Preisträger stellten im Rah-
men der Absolventenfeier ihre Arbeiten vor.
                                                 Prof. Woidt und zwei Preisträger

Preis im Bereich Bachelor-Arbeiten:
FÖRDERVEREIN GESCHICHTE - Universität Tübingen
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                                                  Wir freuen uns auf eine weitere vertrauens-
Datenschutz – Grundverordnung (DSG-               volle Zusammenarbeit und grüßen Sie herz-
VO)                                               lich!
                                                  Vorstand
                                                  Prof. Hans Woidt, Dr. Hartmut Blum, Dieter
Im Juni informierte der Vorstand die Mitglie-
der des Fördervereins über die EU-                Haug
Verordnung zum Datenschutz und ihre Um-
setzung durch den Förderverein:

                                                  Bericht über die Vortragsreihe 2018:
Liebe Mitglieder des Fördervereins Ge-            „1968 - nationale und transnationale As-
schichte,                                         pekte“
die am 25. Mai 2016 erlassene Daten-
schutz-Grundverordnung (EU-Verordnung
Nr. 2016/679) zum Schutz natürlicher Per-         Aus der Einführung des Vorsitzenden,
sonen bei der Verarbeitung personenbezo-          Prof. Hans Woidt:
gener Daten, zum freien Datenverkehr und
zur Aufhebung der Richtlinie 95/46/EG ist         Unser Verein hat sich zum Ziel gesetzt,
seit 25. Mai 2018 anzuwenden. Sie verein-         „Fördermittel für Projekte des Fachbereichs
heitlicht die Regelungen für die Verarbeitung     und seiner Studierenden bereitzustellen und
und Verwendung personenbezogener Daten            in der Öffentlichkeit für die gesellschaftspoli-
durch private Unternehmen, Vereine und öf-        tische Bedeutung der historischen For-
fentliche Stellen und gilt in allen EU-           schung und Bildung einzutreten“. Dazu soll
Mitgliedsstaaten.                                 auch die jährliche Vortragsreihe beitragen,
                                                  die sich an unsere Mitglieder wendet und an
Die personenbezogenen Daten Ihrer Bei-            eine interessierte Öffentlichkeit. Referenten
trittserklärung wie Name, Anschrift, E-Mail-      für unsere Vortragsreihe zu gewinnen, war
Adresse, Beitrag und Bankdaten werden             nie schwierig: Es sind nämlich die Professo-
von uns lediglich zum Zwecke der Erfüllung        ren unseres Fachbereichs, mit denen wir
des satzungsgemäßen Vereinszwecks und             sehr gut zusammenarbeiten.
(für Sie freiwillig und jederzeit widerruflich)
weiterer dem Vereinszweck dienlicher In-          Ein wichtiges Auswahlkriterium für die The-
formationen, Angebote oder Einladungen            men der Vortragsreihe sind Gedenktage. Mit
verwendet.                                        der diesjährigen Veranstaltung, der acht-
                                                  zehnten in der 20jährigen Geschichte des
Sollten Sie mit unseren bisherigen Kommu-         Fördervereins, wollen wir an „1968“ erin-
nikationsaktivitäten (Rundbriefe, Informatio-     nern. Das Besondere bei diesem Thema ist,
nen, Nachfragen, Einladungen) einverstan-         dass in der Zuhörerschaft sehr viele Zeit-
den sein, brauchen Sie auf diese Mitteilung       zeugen sitzen. Auch ich bin einer davon. Ich
nicht zu reagieren. Es besteht keine Absicht,     habe die Vorgänge um „1968“ als Student in
Ihre Daten an Dritte weiterzugeben oder in        Tübingen selbst erlebt. Für mich persönlich
einem nicht dem Vereinszweck dienenden            und vermutlich für andere auch ist deshalb
Maße zu verwenden.                                das Erinnern an „1968“ mehr als das Abfei-
Sie haben jederzeit das Recht, Auskunft           ern eines wichtigen Datums. Politische Er-
über Ihre beim Förderverein Geschichte er-        fahrungen haben damals mein politisches
fassten personenbezogenen Daten zu erhal-         Bewusstsein nachhaltig mitbestimmt und
ten. Wenden Sie sich in diesem Falle an un-       mich gleichzeitig noch mehr für Geschichte
sere oben genannte Absenderadresse oder           sensibilisiert.
an die Kassenverwaltung (E-Mail: diet-            Ich freue mich ganz besonders, dass ich in
er.haug41ste@t-online.de).                        diesem Jahr unter uns auch Schüler aus
FÖRDERVEREIN GESCHICHTE - Universität Tübingen
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den Neigungskursen Geschichte der Tübin-        nem liberalen zu einem konservativen Ame-
ger Gymnasien und des Otto-Hahn-                rika. Diese Vorstellung entspricht auch ei-
Gymnasiums Wendlingen begrüßen darf.            nem bekannten Konzept der amerikani-
Vielleicht kommt es heute im Gespräch so-       schen Geschichtswissenschaft: Es gibt in
gar zu einem Gedankenaustausch zwischen         der Geschichte der USA „regelmäßig wie-
den Generationen! Ebenfalls begrüße ich         derkehrende politische Pendelbewegungen
die Vertreter der Tübinger und Reutlinger       zwischen linken und liberalen Vorstellungen
Presse ganz herzlich.                           auf der einen und konservativ-reaktionären
Traditionell findet unsere Vortragsreihe zu-    Zielen auf der anderen Seite.“
sammen mit unserer Mitgliederversammlung        Nach der konservativen Eisenhower - Ära
immer spät im Jahr statt, am letzten Freitag    hatten die USA Ende der fünfziger und An-
vor Beginn des Wintersemesters. Das be-         fang der 60er Jahre eine Wende zu liberalen
deutet aber, dass, wenn wir uns an Gedenk-      Ideen vollzogen. Eng verbunden damit war
tage erinnern, sich andere schon lange vor-     die Bürgerrechtsbewegung und die Vision
her mit dem Thema beschäftigt haben. So         einer „Great Society“ („War on poverty“, L.B.
hat es in Tübingen neben vielen Vorträgen       Johnson). Die Aufbruchstimmung war nicht
z. B. eine Ausstellung zu 1968 gegeben, in      nur den Administrationen von Kennedy und
der sogar die 1848er Revolution verglei-        Johnson geschuldet, sie wurde vor allem
chend miteinbezogen wurde.                      von jungen Menschen getragen und hatte
Auch wir vergleichen heute, nämlich die Er-     einen breiten Rückhalt im universitären Mili-
eignisse um „1968“ in verschiedenen Län-        eu. Die Kritik an den bestehenden Verhält-
dern. Denn „1968“ war zugleich ein nationa-     nissen richtete sich gegen das angeblich
les und transnationales Ereignis. Zuerst sol-   verkrustete „System“, gegen den Konfor-
len die spezifischen Ereignisse in den USA,     mismus und das Konsumverhalten der älte-
Frankreich, der Tschechoslowakei und            ren Generation. Manche der Kritiker lehnten
Deutschland untersucht werden: Warum ist        die traditionelle Gesellschaft und ihre Werte
es in diesen unterschiedlichen Ländern zum      sogar total ab. Ihr Prophet, der frühere Psy-
Protest gekommen, welche Ziele verfolgten       chologie-Professor Timothy Leary, empfahl
die Beteiligten und welche Auswirkungen         seinen Anhängern: „Turn on, tune in, drop
lassen sich feststellen? Zum anderen sollen     out“. Dazu kam der Kampf gegen den Viet-
Parallelen zwischen den Ereignissen in den      nam-Krieg und die Rassendiskriminierung.
verschiedenen Ländern herausgearbeitet          Ein eigentlicher politischer Gegenentwurf
und mögliche Wechselwirkungen festgestellt      war bei den Kritikern aber nicht zu erken-
werden.                                         nen.
                                                1968 wurde zum Jahr der politischen Morde.
                                                Zwei Vertreter des Aufbruchs bezahlten ihr
Georg Schild: Das Jahr der Enttäu-              Engagement mit ihrem Leben, Martin Luther
schungen: 1968 in den USA                       King und Robert F. Kennedy. Die Tet-
Georg Schild eröffnete die Vortragsreihe mit    Offensive des Vietkong hatte den Vietnam-
einer doppelten Sicht auf „1968“ in den         krieg in breiten Schichten unglaubwürdig
USA: „Amerika war die Initialzündung“ für       gemacht. Der Protest gegen diesen Krieg
andere „1968“ in der Welt. Doch für die USA     verschärfte sich nun, die Ermordung vom
selbst war 1968 nicht das Jahr des Auf-         Martin Luther King löste bürgerkriegsähnli-
bruchs und der Reform, sondern das „Jahr        che Zustände aus und der Wahlparteitag
der Enttäuschungen“. Der Traum, den viele       der Demokraten in Chicago wurde zum ge-
im „sommer of love“ 1967 noch geträumt          walttätigen Fanal. Das Ausmaß der Gewalt-
hatten, „fiel im Jahr 1968 krachend zu Bo-      anwendung erlebte 1968 in den USA ein
den“. 1968 war zum Jahr der politischen         bisher nicht gekanntes, beängstigendes
Morde und Gewaltausbrüche geworden und          Ausmaß, sowohl auf Seiten der Demonst-
wurde gleichzeitig zum Wendepunkt von ei-       ranten als auch auf der der Polizei. Die libe-
FÖRDERVEREIN GESCHICHTE - Universität Tübingen
9

rale Bewegung war an ihr Ende gekommen:         auf dem Hintergrund von Kafkas Ideenwelt
Hoffnung war in Enttäuschung umgeschla-         schonungslos offen. Eine ähnliche Spreng-
gen.                                            kraft hatten der Film (Milos Forman), die Li-
                                                teratur sowie die Jazz- und Rock-Musik.
„Das dauerhafte Vermächtnis von 1968 ist
                                                Dies alles wurde von den Studenten, deren
das Ende des liberalen Gedankenguts der
                                                Zahl sich in den 60er Jahren verdoppelt hat-
sechziger Jahre.“ Mit der Wahl des Republi-
                                                te, begeistert aufgenommen. Ähnliches gilt
kaners Nixon endete die liberale Phase in
                                                für die politischen und ökonomischen Zu-
der amerikanischen Politik und mit ihr das
                                                kunftskonzepte für eine moderne Industrie-
liberale Gedankengut. Eine neue, konserva-
                                                gesellschaft, wie sie z.B. Radovan Richta
tive Phase begann, von der manche mei-
                                                und Ota Sik vertraten.
nen, dass sie bis heute reicht.
                                                Im Herbst 1967 war es zu schweren Studen-
                                                tenunruhen gekommen, die dann zu einem
Klaus Gestwa: Prager Frühling, realexis-        wichtigen Impuls für den inzwischen offen
tierender Sozialismus und die East Side         ausgebrochene Machtkampf zwischen Re-
Story von 1968                                  formern und konservativen Kräften in der
Auch jenseits des Eisernen Vorhangs mobi-       kommunistischen Partei der Tschechoslo-
lisierten politische Ziele wie Emanzipation,    wakei werden sollten. Die Parteiführung
Partizipation, Transparenz oder das Antiau-     stellte sich nämlich an die Spitze der Bewe-
toritäre Menschen und verbanden sie - vor       gung für die Demokratisierung des gesam-
allem in der Tschechoslowakei. Acht Mona-       ten gesellschaftlichen Lebens, die „von un-
te lang bestimmte das offene Diskutieren die    ten“ durch zivilgesellschaftliche Initiativen
Politik. Das verband die 68er-Bewegung im       getragen wurde. In der Folge entfaltete der
Westen mit dem „Prager Frühling“ Doch die       Prager Frühling eine mitreißende Dynamik,
„East Side Story von 1968“ ist insgesamt        radikalisierte sich zusehends und geriet
ganz anders verlaufen, die Unterschiede         dadurch aber immer mehr unter Druck, im
zwischen dem Geschehen in Ost und West          Innern durch die konservativen Kräfte und
waren fundamental. Anders als im Westen         von außen durch die anderen Ostblocklän-
war der „Prager Frühling“ geprägt von einem     der. Am 20. August 1968 marschierten
Bündnis zwischen Intellektuellen, Studenten     schließlich die Truppen des Warschauer
und Arbeiterschaft, das in seinem politi-       Pakts in die Tschechoslowakei ein und
schen Wirken auch Schichten und Genera-         schlugen den „Prager Frühling“ brutal nieder
tionen übergriff. Im konkreten Protest und      – der soziale Widerstand aus der Bevölke-
seinen Zielen unterschied man sich in Ost       rung (Demonstrationen etc.) konnte dage-
und West gründlich! Während im Westen           gen nichts ausrichten. Die innerparteilichen
Liberalismus und Parlamentarismus vehe-         Säuberungen betrafen fast 500.000 Partei-
ment in Frage gestellt wurden, wollte man in    mitglieder. Als Folge des rigiden innenpoliti-
der Tschechoslowakei auf dieser Grundlage       schen Kurses verließen 150.000 Menschen
eine befreite Gesellschaft aufbauen. “Wäh-      ihr Land. Im Untergrund versuchte die Bür-
rend die Leute in Paris rote Fahnen hissten,    gerrechtsbewegung „Charta 77“ an die Tra-
haben wir in Prag versucht, sie herunterzu-     ditionen des „Prager Frühlings“ anzuknüp-
reißen“ (Milos Forman). Eine zentrale Rolle     fen. Für die Sowjetunion und den gesamten
spielten dabei die Erfahrungen des Stali-       Ostblock jedoch bedeutete der Einmarsch
nismus und seiner Aufarbeitung. Die Ver-        der Truppen des Warschauer Pakts ein poli-
gangenheitspolitik wurde geradezu zum           tisches Debakel. Die Sowjetunion hatte sich
„Katalysator des Wandels“, zum „Schrittma-      vor der Weltöffentlichkeit als brutaler Unter-
cher bei der Liberalisierung des öffentlichen   drückungsstaat erwiesen.
Lebens.“ Der wichtige Kafka – Kongress an-      Gibt es eine Kontinuität zwischen dem Pra-
lässlich des 80. Geburtstags des früher ver-    ger Frühling 1968 und der „Revolution“ von
femten Literaten legte die Widersprüchlich-     1989 in der Tschechoslowakei? Vieles
keiten im „realexistierenden Sozialismus“
FÖRDERVEREIN GESCHICHTE - Universität Tübingen
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spricht dagegen: Der „Sozialismus mit            rekte Demokratie und eine hierarchiefreie
menschlichem Antlitz“ verbreitete 1989 „kei-     Gesellschaft als Alternative zum bestehen-
ne Zukunftssehnsucht und Hoffnungskraft          den System: „L‘ état, c´est chacun de nous“!
mehr“. Die „neoliberalen Götzen“ hatten ei-      „1968“ war also eine antistaatliche bzw. an-
ne weit größere Anziehungskraft. Heute           tisystemische Revolte, die nicht nur der Re-
wissen 46 % der Tschechen nichts mehr            gierung, sondern auch der traditionellen Lin-
vom „Prager Frühling“. Von offizieller Seite     ken und hier besonders der kommunisti-
wird an diese Ereignisse als „gescheiterte       schen Partei galt.
nationale Emanzipation“ erinnert, die Vor-       Doch die Protestbewegung kam aus dem
kämpfer von 1989 werden eher als „nationa-       Dilemma nicht heraus, dass sie zwar gegen
le Widerstandskämpfer“ gesehen. Trotz sei-       die nationalstaatliche Ordnung aufbegehrte,
ner politischen und vor allem wirtschaftspoli-   jedoch selbst in den Traditionen des Natio-
tischen Nähe zum Prager Frühling hatte sich      nalstaats verhaftet blieb. Ähnliches lässt
Gorbatschow nie von den militärischen Er-        sich vom Gegensatz Paris / Provinz sagen.
eignissen im August 1968 distanziert. Neu-       Die Protestbewegung richtete sich gegen
erdings tauchen sogar alte Narrative aus         den zentralistischen Staat in Frankreich,
dem Kalten Krieg wieder auf. Parallelen          deshalb war vielen „1968 in der Provinz“ so
zwischen dem Prager Frühling und dem Eu-         wichtig. Doch die mediale Vermittlung der
ro-Majdan werden gezogen, indem beide            Ereignisse im zentralistisch verfassten
Ereignisse als Putschversuch und Ergebnis        Frankreich führte dazu, dass „die ursprüng-
einer massiven Einmischung der NATO ge-          lich marginale Protestbewegung zur Projek-
deutet werden.                                   tionsfläche für übergeordnete Konflikte wur-
Auch der Prager Frühling als das „andere         de“. Aus dem Kampf um die Barrikaden im
1968“ steht als historisches Lehrstück vom       Quartier Latin wurde in der Sicht vieler
gesellschaftlichen Aufbruch heute weiter         Franzosen ein „Kampf um die Zukunft der
inmitten eines Kampfes auf dem Schlacht-         Nation“.
feld der Erinnerung.                             Auf den ersten Blick lässt ein Vergleich der
                                                 Ereignisse in Frankreich und in Deutschland
                                                 viele Gemeinsamkeiten erkennen. Doch im
Johannes Großmann: 1968 in Frankreich
                                                 Verhältnis zur eigenen Geschichte gibt es
- Stresstest für den Nationalstaat
                                                 fundamentale Unterschiede. In Frankreich
Aus der Protestbewegung der Pariser Stu-         waren die Protestierenden letztlich im Ein-
denten („Nacht der Barrikaden“ vom 10. auf       klang mit den revolutionären und republika-
den 11. Mai 1968) war schnell eine Regime-       nischen Traditionen ihres Landes, nicht so
krise geworden. Denn in Frankreich war im        in Deutschland. Hier gehörte die Auseinan-
Gegensatz zur Bundesrepublik der Brü-            dersetzung mit der NS-Vergangenheit. zum
ckenschlag zur Arbeiterschaft gelungen.          Kern der Protestbewegung.
Das führte ab dem 13. Mai zum General-
                                                 Die internationalen Bezüge waren für die
streik, der das ganze Land lahmlegte und
                                                 französische Protestbewegung von zentraler
die gesamte politische und soziale Ordnung
                                                 Bedeutung. Dass es sich dabei um die erste
in Frage zu stellen schien. Dabei handelte
                                                 „kosmopolitische Massenbewegung“ der
es sich nicht mehr nur um einen einfachen
                                                 Geschichte (Cohn-Bendit) handelte, mag
Arbeitskampf, sondern um einen direkten
                                                 übertrieben klingen, global war „1968“ alle-
Angriff auf die Autorität und die Macht des
                                                 mal. Die Ereignisse von 1968 wurden als
Staates. Die Demonstranten wollten keine
                                                 Weltmedienereignis weltweit inszeniert und
kurzfristigen Reformen von oben, sondern
                                                 wahrgenommen. Die Demonstrierenden
sie strebten echte Mitbestimmung und einen
                                                 fühlten sich als Teil einer weltweiten Bewe-
grundlegenden Wandel der politischen Kul-
                                                 gung, gleichzeitig witterten ihre Gegner hin-
tur an. Als Wesenskern des Mai 1968 in
                                                 ter der Revolte einen globalen Umsturzver-
Frankreich erscheint „der Anspruch auf ge-
                                                 such. Durch die Verbindung der eigenen
sellschaftliche und politische Teilhabe“, di-
11

Themen mit globalen Entwicklungen und            Gesellschaft, Massenwohlstand, größere in-
sozialen Problemen trugen die Protestieren-      stitutionelle Stabilität, abnehmende Bedro-
den auf jeden Fall dazu bei, dass globale        hungsvorstellungen im Kalten Krieg). Dass
Sichtweisen ins allgemeine Bewusstsein tra-      es sich bei „1968“ um einen Generationen-
ten.                                             konflikt handelte, entsprang der Selbstwahr-
                                                 nehmung der Beteiligten. Eine entscheiden-
Was blieb von 1968 in Frankreich? Der
                                                 de Trägergruppe der Reformen war die Ge-
überwältigende Sieg der Gaullisten bei den
                                                 neration der „1945er“, also den um 1930
Parlamentswahlen schien ein Zeichen zu
                                                 Geborenen, die die Forderungen der Protes-
sein, dass die Revolution nur ein folgenlo-
                                                 tierenden mit Sympathie mittrugen.
ses Strohfeuer war. Doch schon die Zu-
rückweisung des Referendums, das die Re-         Die 68-Bewegung ist nicht als Vorhut der
gierung einige Zeit später zur Abstimmung        gesellschaftlichen Öffnung zu verstehen,
vorgelegt hatte, zeigte, wie tiefgreifend sich   sondern als deren Produkt. Das heißt aber
die politische Kultur in Frankreich infolge      nicht, dass sie keine Bedeutung gehabt hät-
von „1968“ inzwischen verändert und in wel-      te. Im Gegenteil. Der Wandel, der in der
chem Maße sie auch eine gesellschaftliche        Bundesrepublik schon früher begonnen hat-
Modernisierung eingeleitet hatte. Weiterhin      te, erfuhr 1968 seine Zuspitzung. Die Pro-
wirkte 1968 als Katalysator für die „Neue        testbewegung verstärkte ihn in bisher nicht
Linke“ und als Voraussetzung für das Ent-        gekannter Form. Auch die Formen des Pro-
stehen eines neuen politischen Spektrums         testes waren nicht neu, doch in ihrer Fanta-
mit einer starken rechten Bewegung. „Bis         sie und Ironie entfalteten sie eine große An-
heute ist der Mai 1968 in Frankreich ein         ziehungskraft.
zentraler Bezugspunkt politischer, sozialer      Das eigentliche Vermächtnis von „1968“
und kultureller Selbstverortungen und            liegt vor allem „in der Verschränkung der
Fremdzuschreibungen geblieben.“. „Die Wi-        Privatisierung der Politik und der Politisie-
dersprüchlichkeit der Revolte hat sich bis       rung des Privaten.“ Das prägte in den 80er
heute (aber auch) in der Ambivalenz der Er-      und 90er Jahren die sog. Neuen Bewegun-
innerung erhalten.“                              gen wie die Friedens- und Umweltbewe-
                                                 gung, aber auch die Frauenbewegung.
Jan Eckel: Zum historischen Ort von              Doch das Ganze hatte seinen Preis, und da-
„1968“ in der Zeitgeschichte                     rin zeigt sich auch die Ambivalenz der Er-
                                                 eignisse: Die Gewalt war wieder in die west-
Im letzten Beitrag der Vortragsreihe nahm
                                                 lichen Gesellschaften zurückgekehrt und
Jan Eckel die geradezu „ikonisch“ geworde-
                                                 zwar in ihrer brutalsten Form mit Terror, mit
nen Ereignisse des jugendlichen Protests
                                                 Morden und Attentaten. Die kulturellen Auf-
„panoramatisch“ in den Blick und ordnete
                                                 brüche und neuen „Lebensstilexperimente“
sie historisch ein. Das schließt aber mit ein,
                                                 führten zu neuen Zwängen und „durchkom-
dass neben der Vielgestaltigkeit und den
                                                 merzialisierten“ Ausprägungen. Die Ausei-
längerfristigen Vermächtnissen von „1968“
                                                 nandersetzung mit dem Nationalsozialismus
auch die Widersprüchlichkeit, die Ambiva-
                                                 und seinen Folgen war zwar eine Beson-
lenzen, die Kehrseiten und Aporien benannt
                                                 derheit der Ereignisse in der Bunderepublik.
werden. Vieles, was „1968“ im Nachhinein
                                                 Doch sehr bald blieb davon nur noch „eine
zugeschrieben wurde, war vorher schon
                                                 instrumentelle Argumentation“ übrig, um den
vorbereitet worden oder hatte sich Bahn ge-
                                                 Staat mit dem Faschismusvorwurf delegiti-
brochen (z.B. der kritische Umgang mit der
                                                 mieren zu können.
NS-Vergangenheit, die „zeitkritische Wende“
in den Medien, ziviler Ungehorsam, Bil-          „1968“ war in hohem Maße „ein grenzüber-
dungskatastrophe, die Umbrüche im Le-            schreitender Ereigniskomplex“. In 56 Staa-
bensstil). Diese Entwicklungen waren wie-        ten gab es 1968 studentische Proteste, in
derum Teil von breiteren Prozessen des ge-       jedem dieser Länder in einer jeweils spezifi-
sellschaftlichen Wandels (Verjüngung der         schen nationalen Ausprägung. Die Protest-
12

bewegungen vernetzten sich im Laufe der         dentischen Protestierenden ausgedacht hat-
Zeit immer mehr und es entstand ein „wirk-      ten, humorvoll - damals aber nicht! Gerade
mächtiger globaler Wahrnehmungszusam-           junge Wissenschaftler wie Peter Hilsch
menhang.“ Inhaltlich-ideologisch bildete der    standen in einem Loyalitätskonflikt. Einer-
gemeinsame Kampf gegen die „faschistisch-       seits waren sie jetzt der „anderen Seite“
(neo)-koloniale Unterdrückung“ der Dritten      verpflichtet, innerlich standen sie aber eher
Welt das einigende Band. Doch welchen           den Protestierenden nahe und teilten in vie-
Stellenwert hatte dieser weltweite Jugend-      lem ihre Ziele. Die Lehrenden standen dem
protest unter globalhistorischem Blickwin-      Geschehen vielfach ratlos gegenüber und
kel? Hier zeigte sich schnell, dass sich die    wussten oft nicht, wie sie mit den neuen
hehre Vorstellung vom Aufbrechen über-          Formen des Protests umgehen sollten. Viele
kommener Strukturen und einer internatio-       von ihnen befürchteten den nahen Unter-
nalen Befreiung an den überkommenen Ge-         gang der Universität! Peter Hilsch berichtet
gebenheiten brechen sollte, an der Unter-       von einem Professor, der fassungslos den
drückungskraft der Diktaturen, an regionalen    Hörsaal verließ, nur weil ein Student gewagt
Konflikten oder an den postkolonialen Nati-     hatte zu sagen, „wir wollen jetzt mit ihnen
onalstaaten selbst.                             diskutieren!“ Doch es gab auch in Tübingen
                                                härtere Formen des Protests. Um die Pro-
                                                fessoren zum Diskutieren zu zwingen und
Ein Tübinger Exkurs: Prof. Dr. Peter
                                                Klausuren zu verhindern, wurden Stinkbom-
Hilsch zu „1968“
                                                ben mit Buttersäure in die Hörsäle gewor-
                                                fen. Studenten versperrten einmal den Zu-
Eine interessante Ergänzung erfuhr die Vor-     gang zum Tübinger Schloss, wo Klausuren
tragsreihe, als im Rahmen des anschlie-         im Rittersaal nachgeschrieben werden soll-
ßenden Sektempfangs Prof. Dr. Peter Hilsch      ten. Auch mit Hilfe der Tübinger Polizei (die
in humorvoller Weise seine persönliche          sich insgesamt vernünftig verhielt) konnte
Wahrnehmung von 1968 schilderte. Herr           die Blockade des Renaissancetors nicht ge-
Hilsch war kurz vor Beginn der Studen-          räumt werden. Die Fachschaft feierte diesen
tenunruhen akademischer Rat geworden.           Event als großen Sieg. In ihrer Not verlegten
Jahrzehnte lang hat er dann an unserer          danach einige Dozenten ihre Klausuren in
Universität Geschichte gelehrt und histo-       den Keller des Hegelbaus und ließen dort
risch geforscht.                                heimlich schreiben. Manche Institute, wie
                                                das soziologische, wurden sogar ein Se-
Bei seinem Zeitzeugenbericht ging es nicht      mester lang ganz geschlossen, weil eine re-
mehr um das Thema „globale Aspekte“,            guläre Lehr- und Studientätigkeit nicht mehr
sondern um die neue Situation an der Uni-       möglich war.
versität Tübingen. Anschaulich beschrieb
Peter Hilsch als Zeitzeuge die besonderen,      Zur befürchteten Zerstörung der Universität
unerwarteten, oft als unerhört empfundenen      kam es bekanntlich nicht und für die damali-
Situationen, in die der althergebrachte Lehr-   gen Studenten kann Peter Hilsch sogar eine
betrieb der Universität damals geriet. Aller-   gewisse Sympathie aufbringen. Manche
dings erinnerte Peter Hilsch auch daran,        Entwicklungen, die wir heute positiv sehen,
dass verkrustete Strukturen schon lange         so in Forschung und Lehre an der Universi-
vorher als reformbedürftig wahrgenommen         tät oder bei der Gleichberechtigung von
wurden, bevor sie in den späten 60er Jah-       Frauen, wurden durch die Studentenprotes-
ren eine Protestwelle in ganz Deutschland       te angestoßen oder verstärkt.
auslösten.                                      In den jungen Protestierenden der 68er Be-
Die Tübinger Protestbewegung galt, vergli-      wegung sieht Prof. Hilsch sogar Vorbilder
chen mit Berlin und Frankfurt, als relativ      für die heutige Studentengeneration: „Ein
gemäßigt. Heute sieht der pensionierte aka-     wenig Mut im Sinne der 68er wäre also gar
demische Oberrat vieles, was sich die stu-
13

nicht so verkehrt“ - resümierte der engagier-   Prof. Dr. Georg Schild (Seminar für Zeit-
te Historiker am Ende.                          geschichte)
                                                Prof. Dr. Klaus Gestwa (Seminar für Ost-
                                                europäische Geschichte)
Planungen 2019                                  Nähere Einzelheiten gehen Ihnen rechtzeitig
                                                zu.

Im Jahr 2019 plant der Förderverein wieder
in eigener Regie eine Museumsexkursion          Zu Vorträgen des Fachbereichs, zu Buch-
am 26.1.2019 ins Badische Landesmuse-           präsentationen u.ä. ergehen gesonderte
um in Karlsruhe. Dort findet ab dem 1. De-      Einladungen.
zember 2018 eine Sonderausstellung „My-
kene – Die sagenhafte Welt des Aga-
memnon“ statt. Die Ausstellung gibt einen
Einblick in die erste Hochkultur auf dem eu-    Wir wünschen Ihnen frohe Festtage und
ropäischen Festland. Sie zeigt mehr als 400     freuen uns auf eine gute und fruchtbare Zu-
Objekte aus dem antiken Griechenland, von       sammenarbeit im Jahr 2019.
denen etliche zuvor noch nie außer Landes
waren: Kuriose Kronen, prächtige Pa-
lastvasen und Geschmeide aus Gold und
Edelsteinen. Darunter befinden sich einzig-     Ihr
artige Goldfunde aus den Schachtgräbern         Hans Woidt
von Mykene, die der berühmte deutsche Ar-
chäologe Heinrich Schliemann 1876 freileg-
te.
Im Sommersemester ist eine Exkursion ins
obere Neckartal zu den dortigen Adelssitzen
geplant. Unsere traditionelle Absolventen-
feier findet vermutlich am 6. Juni 2019 im
Audimax statt, mit anschließendem Emp-
fang im kleinen Senat.

Die 21. Mitgliederversammlung des För-
dervereins findet voraussichtlich am Freitag
vor Beginn des WS 2019/20, d. h. am 11.
Oktober 2019, statt.
Sie ist eingebunden in die am selben Tag
stattfindende Vortragsreihe „Abgrenzung
und Ausgrenzung in der Geschichte:
Fremdenfeindlichkeit – Nationalismus –
Sezession“ mit Beiträgen von:
Prof. Dr. Sebastian Schmidt-Hofner (Se-
minar für Alte Geschichte)
Prof. Dr. Steffen Patzold (Seminar für Mit-
telalterliche Geschichte)
Prof. Dr. Ewald Frie (Seminar für Neuere
Geschichte)
14

Liebe Vereinsmitglieder…                       Ihre Ideen sind gefragt
                                               Der Förderverein möchte in zunehmendem
                                               Maße innovative Projekte im Bereich der
                                               Lehre fördern. Der Einfallsreichtum des Vor-
                                               standes reicht hier nicht immer aus. Wenn
Bitte teilen Sie uns mit, wenn Sie umzie-      Sie Vorschläge haben, wenden Sie sich
hen oder Ihre Bankverbindung ändern.           bitte an uns. Wir werden versuchen, diese
Beim vergeblichen Versuch, Ihren Mit-          Ideen schnell und unbürokratisch in die Tat
gliedsbeitrag einzuziehen, entstehen Kos-      umzusetzen.
ten, die wir dem Verein ersparen wollen. Ih-
re Spendenbescheinigung und den Rund-
brief können wir nicht zustellen, wenn Sie
uns Ihre neue Adresse nicht angeben.           Sie erreichen uns schnell per E-Mail:
                                               hartmut.blum@uni-tuebingen.de

E-Mail-Kartei
Um die Kommunikation zu vereinfachen und
Portokosten zu sparen, haben wir mit dem
Aufbau einer Kartei der E-Mail-Adressen al-
ler Mitglieder begonnen. Bitte teilen Sie
uns deshalb, falls nicht schon gesche-
hen, Ihre E-Mail mit.

Statusänderung
Sind Sie vom Studierenden zum „Berufsan-
fänger“ geworden (wozu wir Ihnen herzlich
gratulieren), sind wir für eine satzungsge-
mäße Aufstockung Ihres Beitrags dank-
bar. Dies gilt selbstredend auch für die
„nächste Stufe“.

Mitgliederwerbung
Auch in Ihrem Umfeld gibt es sicherlich noch
den einen oder anderen an Geschichte inte-
ressierten Menschen, den Sie veranlassen
könnten, Mitglied in unserem Förderverein
zu werden. Wir schicken Ihnen gerne Bei-
trittsvordrucke, nehmen aber auch formlose
Erklärungen entgegen.
15

Aus dem Fachbereich Ge-
schichtswissenschaft                          Seit nunmehr mehreren Jahren besteht
                                              die Möglichkeit, auch ohne Immatrikula-
Vorschau auf die im SoSe 2019 ange-           tion einen auf ein Semester begrenzten
botenen Vorlesungen zur Geschichte            Zugang zum ILIAS-System zu erhalten, in
(Gasthörer sind herzlich willkommen!)         dem mittlerweile die meisten Vorlesungs-
                                              materialien zum Download bereitgestellt
Das kommentierte Vorlesungsverzeichnis ist    werden.
im Internet abrufbar unter:
                                              Interessierte Gasthörer sollten sich in
https://campus.verwaltung.uni-tuebingen.de/   dieser Angelegenheit an Ihre jeweiligen
                                              Dozenten wenden (der betreffende Kurs-
Sofern nicht anders angegeben: Beginn 22.-    leiter muss Sie elektronisch als Gastnut-
26. April 2019; für die Veranstaltungsräume   zer „einladen“), oder direkt mit uns Kon-
achten Sie bitte auf Ankündigungen und        takt aufnehmen. Wir benötigen Ihren
Aushänge.                                     Namen, Geburtsdatum, e-mail-Adresse
                                              sowie die Veranstaltung, um die es geht.
Maier, Griechische Geschichtsschreibung,      Der jeweilige Dozent muss Ihnen dann
Do 10-12, Beginn: 18. April                   noch das Kurspaßwort mitteilen.

Meister, Die späte römische Republik, Mi      Schreiben Sie an:
10-12, Beginn: 17. April
                                              hartmut.blum@uni-tuebingen.de
Wozniak, Die Kreuzzüge vor 1204, Di 16-
18, Beginn: 16. April

Hirbodian, Das Reich und der deutschspra-
chige Südwesten im 13. Jahrhundert, Mi 12-
14

Widder, Europa um 1500, Do 12-14

Brendle, Fürsten, Lyrik und Musik: Adelige
Komponisten und Liederdichter, Di 14-16

Frie, Geschichte des Pazifik, 18.-20. Jahr-
hundert, Di 12-14

Eckel, Geschichte des Zweiten Weltkrieges,
Di 10-12

Schild, Geschichte der Vereinigten Staaten
vom Bürgerkrieg bis zum Zweiten Weltkrieg
(1865-1945), Mo 10-12, Beginn: 15. April
16

Personalmitteilungen                           schichtliche Landeskunde und Historische
                                               Hilfswissenschaften.
Prof. Dr. Matthias Asche ist seit 2017 Mit-
glied des Wissenschaftlichen Beirats der       Prof. Dr. Sigrid Hirbodian wurde 2018 zur
Ausstellung „Das Magdeburger Recht und         Gutachterin für die Preisverleihung des St.
die europäischen Städte des Mittelalters“ im   Georgen-Vereins der Württembergischen
Kulturhistorischen Museum Magdeburg, ko-       Ritterschaft am 08. Februar 2019 auf
optiertes Mitglied in der Brandenburgischen    Schloss Weitenburg bestellt.
Historischen Kommission, seit 2018 koop-
tiertes Mitglied in der Historischen Kommis-   Maurits de Leeuw wurde ausgezeichnet für
sion zu Berlin sowie Kuratoriumsmitglied       die beste Posterpräsentation beim „Dokto-
des Deutschen Kulturforums östliches Euro-     randenkolloquium Spätantike“ (4.-5. Mai
pa (Potsdam).                                  2018, Universität von Reading); Titel des
                                               Posters: The Holy Man against the Emperor,
Dr. Christina Brünings Dissertation „Holo-     Monastic Opposition in Late Antique Con-
caust Education in der heterogenen Gesell-     stantinople
schaft“ wurde ausgezeichnet mit dem ersten
Preis im Auszeichnungsverfahren für her-       PD Dr. Jan Meister, der im laufenden Win-
ausragende Qualifikationsarbeiten der TüSE     ter- und im kommenden Sommersemester
(Tübingen School of Education)                 Prof. Dr. Mischa Meier vertritt, hat ein
                                               Eccellenza Professorial Fellowship des
Prof. Dr. Renate Dürr war 2018 Fellow des      Schweizerischen Nationalfonds eingewor-
Netherlands Institute of Advanced Studies-     ben (Fördervolumen von rund 1,8 Mio. CHF
Working Group ‘Borders and the Transfer of     über 5 Jahre) zu einem Projekt zu Herr-
Knowledge in the Early Modern Period’          scherkörper in den Monarchien der Spätan-
(Amsterdam), Kurzzeit-Fellow am Max-           tike und des frühen Mittelalters (Projektbe-
Weber-Kolleg in Erfurt, sowie Senior-Fellow    ginn September 2019 an der Universität
an der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüt-     Bern).
tel. Ferner erhielt sie den German History
Best Article Prize 2018.                       Am 3. Dezember 2018 hat Irina Pawlowsky
                                               vom Seminar für Neuere Geschichte ihre
Im Oktober 2018 lief das von Frau Prof. Dr.    unter Betreuung von Prof. Dr. Renate Dürr
Renate Dürr beantragte Projekt „Kartogra-      und Prof. Dr. Andreas Holzem entstandene
phie als Übersetzung. Kartenproduktionen       Dissertation verteidigt. Der Titel der Arbeit
französischer ‚Lehnstuhlgeographen‘ des        lautet "Karten und Mission. Die jesuitische
18. Jahrhunderts“ an, das Teil des DFG-        Konstruktion des Amazonasraums im 17.
Schwerpunktprogramms 2130 „Überset-            und 18. Jahrhundert".
zungskulturen der Frühen Neuzeit“ ist. Das
Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren      Seit Oktober 2018 ist Robin Pokorski als
und wird von Irina Pawlowsky bearbeitet.       Gastwissenschaftlerin über das Fulbright
                                               Scholar Program am Institut für Geschichtli-
Prof. Dr. Ewald Frie und Dr. Daniel Men-       che Landeskunde und Historische Hilfswis-
ning haben im Juli 2018 das von der Irene      senschaften.
und Sigurd Greven Stiftung Köln geförderte
Drittmittelprojekt "Landhäuser im Wandel,      Anna Valeska Strugalla erhielt 2018 den
18.-20. Jahrhundert" eingeworben, mit drei     ersten Preis der Poster-Session der Tagung
Jahren Laufzeit und drei Promotionsstellen.    „Holocaust Education revisited“ in München
                                               für ein Poster mit dem Thema: „NachfahrIn-
Seit Mai 2018 ist Niklas Goldberg Wissen-      nen von ZeitzeugInnen erzählen. Holocaust
schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ge-   Oral History – a never ending story?“
17

Wissenschaftliche Tagungen und                 Am 19. April 2018 fand in Tübingen das von
Ausstellungen unter Leitung von                Prof. Dr. Sigrid Hirbodian geleitete Regio-
                                               nalgespräch „Burg und Adel“ des Teilpro-
Mitgliedern des Fachbereichs Ge-
                                               jekts B03 Ressourcenerschließung und
schichtswissenschaft   im   Jahr               Herrschaftsräume im Mittelalter im SFB
2017/18                                        1070 statt.

                                               Prof. Dr. Sigrid Hirbodian veranstaltete am
                                               27. und 28. April 2018 gemeinsam mit der
                                               Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg,
Am 1. Februar 2018 fand eine von Prof. Dr.     dem Sülchgauer Altertumsverein Rottenburg
Sigrid Hirbodian veranstaltete Podiumsdis-     a. N. e.V. und der Stadt Rottenburg a. N.
kussion zum Thema „Reuchlin und kein En-       das forsthistorisches Symposium „Mensch
de. Die Unterschiede aushalten. Zum Christ-    und Wald seit dem Mittelalter. Lebensgrund-
lich-Jüdischen Verhältnis damals und heute“    lage zwischen Furcht und Faszination“.
in Tübingen statt.
                                               Am 3. und 4. Mai 2018 fand in Tübingen der
Am 21. und 22. Februar 2018 organisierten      von Prof. Dr. Sigrid Hirbodian veranstaltete
Dr. Jonas Borsch, Dr. Laura Carrara, Dr.       Workshop „Ordnungsdiskurse in Frauenstif-
Olivier Gengler und Prof. Dr. Mischa Meier     ten: Statuten“ des Teilprojekts G02 Geistli-
in Tübingen die Internationale Tagung „“Jo-    che Frauengemeinschaften im 15. und 16.
hannes Malalas – Der Chronist als Zeithisto-   Jahrhundert im SFB 923 statt.
riker“.
                                               Vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2018 veranstal-
Am 22. und 23. März 2018 organisierten         tete PD Dr. Jan Meister zusammen mit
Prof. Dr. Klaus Gestwa, Stefan Guth und        Prof. Dr. Gunnar Seelentag in Rostock den
Roman Khandozhko in Tübingen die Kon-          Workshop „Luxury and Austerity in Archaic
ferenz “Nuclear Technopolitics in the Soviet   Greece“.
Union and Beyond”.
                                               Am 21. und 22. Juni 2018 fand in Heidel-
Prof. Dr. Ewald Frie und Daniel Rothen-        berg der von Prof. Dr. Sigrid Hirbodian ge-
burg veranstalteten am 11. und 12. April       meinsam mit der Heidelberger Akademie
2018 in Tübingen den Workshop „‘Playing        der Wissenschaften veranstaltete Workshop
with Scales‘ in Environmental History“.        „Gemeinschaftsvorstellungen und Gemein-
                                               schaftspraxis. Mendikanten und ihre Netz-
Prof. Dr. Sigrid Hirbodian organisierte am     werke im städtischen und ländlichen Raum“
13. und 14. April 2018 gemeinsam mit der       statt.
Arbeitsgruppe     Kulturtopographie     des
deutschsprachigen Südwestens in Tübingen       Vom 28. bis zum 30. Juni 2018 fand in Tü-
die Tagung „Kulturtopographie des deutsch-     bingen die Internationale Tagung „Knowing
sprachigen Südwestens im späteren Mittel-      and Forgetting in Times of Threat“ des SFB
alter: Württemberg“.                           923 Bedrohte Ordnungen statt, die von Prof.
                                               Dr. Renate Dürr organisiert wurde.
Ebenfalls am 13. und 14. April 2018 organ-
isierten Prof. Dr. Renate Dürr, Dr. Daniel     Dr. Ansbert Baumann organisierte vom 4.
Menning und Stefano Condorelli in Tübing-      bis 6. Juli 2018 an der Universität des Saar-
en den Workshop “Boom, Bust, and Be-           landes die internationale Fachtagung „Mig-
yond: New Perspectives on the 1719-20          ration│Integration│Exklusion. Spannungs-
Stock Euphoria”.                               felder einer deutsch-französischen Ge-
                                               schichte des Fußballs seit den 1960er Jah-
                                               ren“.
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