Licht am Ende des Gangs - Ärztekammer für Wien
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MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN 02 2 0 1 7 PATIENTENUMFRAGE ORDENSSPITÄLER Negative Bilanz und Abschluss der düsterer Ausblick Gehaltsverhandlungen Österreichische Post AG, MZ 02Z032618 M, Ärztekammer für Wien, Weihburggasse 10-12, 1010 Wien, Erscheinungsort Wien, Postaufgabenummer: 02 Licht am Ende des Gangs In der Ära der alten Gesundheitsstadträtin gab es sie offiziell nicht – Gangbetten. Die neue Gesundheitsstadträtin hat nun die Chance, das, was man immer leugnete, tatsächlich verschwinden zu lassen. Foto: sudok1/iStock
BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege! Es geht um Wertschätzung ► Konflikte sind nur zu lösen, wenn beide Seiten einander respektieren, wenn Hohn und Arroganz ausgeblendet werden. Dass das Wiener Gesundheitssystem in der schwersten Krise seit Jahrzehnten steckt, sollte auch die neue Gesundheitsstadträtin wissen. Vor allem aber sollte sie die Chance nutzen, uns Ärztinnen und Ärzten endlich Wertschätzung seitens der Politik auszudrücken. Wenn die Gesundheitspolitik Augen und Ohren endlich öffnet, sich der Praxis stellt und aufhört, zu dementieren und camouflieren, wäre zumindest ein Neuanfang gesetzt. Dann erst kann man gemeinsam handeln – zum Besten für alle Beteiligten. Gute Zusammenarbeit beginnt mit Respekt Hinaus in die Spitäler gehen, mit den Mitarbeitern reden: Was Sandra Frauenberger als ersten Schritt in ihrer neuen Rolle als Gesundheitsstadträtin angekündigt hat, ist eigentlich etwas Selbstverständliches. In Zeiten der Abgehobenheit der Politik, die viele frustriert, ist es aber dennoch ein positives Signal. Die Gesundheitsstadträtin sollte aber nicht nur die Spitäler aufsuchen, sie sollte auch offen „Um ein vergiftetes Klima mit den Hausärzten reden, die an der Basis arbeiten; die täglich Zehntausende kranke oder wieder umzudrehen, braucht verletzte Menschen betreuen, deren Ordinationen für viele, besonders ältere Menschen, so es Zeichen des Vertrauens, die etwas wie ein Kommunikationsort sind. über den jeweiligen Tag und Sie muss mit den Turnusärzten sprechen, die sich wenig betreut fühlen und Tätigkeiten erle- digen müssen, die sie weder beruflich noch ethisch weiterbringen. Anlass hinausgehen. Deshalb Und sie muss auch mit den Pflegekräften reden, die täglich bis an den Rand der Erschöpfung haben wir schon lange konkrete arbeiten – auch sie sind suboptimal im Dienst eingeteilt. Lösungen ausgearbeitet, denn Neben den Gesprächen mit Mitarbeitern braucht es aber auch eine ehrliche Diskussion, wie mit kosmetischen Maßnahmen und mit welchen Führungskräften der Wiener Krankenanstaltenverbund zu organisieren ist oder Versprechungen ist und wie man mit den finanziellen Ressourcen umgeht, um nicht diejenigen zu bestrafen, die es nicht getan.“ die Säulen der Gesundheitsversorgung darstellen. Vielleicht gelingt es so, bereits zerschlagenes Porzellan zu retten und das Wichtigste über- haupt wiederherzustellen: das Vertrauen in und die Würde der medizinischen Mitarbeiter. Auf einer gleichberechtigten Basis Um ein vergiftetes Klima wieder umzudrehen, braucht es Zeichen des Vertrauens, die über den jeweiligen Tag und Anlass hinausgehen. Deshalb haben wir schon lange konkrete Lösungen ausgearbeitet, auf die wir auch regelmäßig hinweisen. Denn mit kosmetischen Maßnahmen oder Versprechungen ist es nicht getan. Wir sind überzeugt, dass der Krankenhausplan 2030 nicht nur infrage zu stellen ist, sondern neu erarbeitet werden muss. Und wir sind – und das sollte eine Stadträtin, die für Personal verantwortlich war, eigentlich wissen – viel zu wenige. Wien benötigt mehr Ä rztinnen und Ärzte. Denn sonst kann von adäquater Versorgung keine Rede mehr sein. Wir erwarten uns eine klare Absage gegen eine Zwei-Klassen-Medizin und bieten dafür Zusammenarbeit an. Gleichberechtigt, denn Ärztinnen und Ärzte sind keine Dienstleister, die man hin- und herschieben kann. Wir sind weder Roboter noch Exekutoren von Anwei- sungen. Wir sind stolze Mitglieder der freien Berufe. Aber wir sind nicht zu stolz, die Hand zur Versöhnung zu reichen. Frau Gesundheitsstadträtin, Sie sind am Zug. Foto: Stefan Seelig Besuchen Sie auch meinen Blog: Herzlichst, blog.szekeres.at. Ihr Thomas Szekeres 02_2017 doktor in wien 3
Mehr als ein Zuckerl für Ihre DiabetikerInnen Sie werden überrascht sein, was Therapie Aktiv tun kann! Für Ihre PatientInnen: Für Ihre Ordination: ❯ Gesteigerte Compliance ❯ Enge PatientInnenbindung ❯ Weniger Folgeschäden ❯ Zusätzliche Honorierung ❯ Geringere Mortalität ❯ Einfache, strukturierte Prozesse Informieren Sie sich über die Zuckerseiten des Programms bei Ihrem „Therapie Aktiv“-Team in der Wiener Gebietskrankenkasse Mag.a Martina Rossa und Johanna Koth +43 1 60 122-4323 therapie-aktiv@wgkk.at www.therapie-aktiv.at +43 1 60 122-4309
BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege! Konfrontation nicht scheuen ► Zum Ende des vergangenen Jahres traf die obligatorische Grippewelle die Stadt, womit auch die damit einhergehenden Gangbetten politisch und medial ein Thema wurden. Die Ursache dafür wurde bei den Wiener Ärztinnen und Ärzten geortet – nämlich sowohl im Spitals- als auch im niedergelassenen Bereich; speziell mangelnde Koordination und schlechtes Urlaubsmanagement wurden uns vorgeworfen. Abgesehen von der Tatsache, dass auch Ärztinnen und Ärzte ein gesetzlich verankertes Recht auf Urlaub haben, wurde verschwiegen, dass die Gangbettenproblematik seit Jahrzehnten existiert und auch durchgehend im gesamten Jahr diverse Stationen und Abteilungen in den Gemeindespitälern betrifft. Hauptsächlich ist es jedoch eine Frage von Personalressourcen. Es fehlen eine Personalbedarfserhebung und infolgedessen eine ordentliche Personalplanung sowie die Besetzung von Turnusarztdiensträdern. Die Ärztekammer unterstützt selbstverständlich auch jene Kolleginnen und Kollegen, die die unzumutbaren Zustände mittels Gefährdungsanzeige öffentlich gemacht haben. Ein derar- tiges Zeichen der Überlastung zu setzen erfordert gehörigen Mut und ist auch deswegen ein „Während die bestmögliche Hinweis auf Unterbesetzung und den fortschreitenden Zwang zur Selbstausbeutung. Versorgung der uns anver- Patienten waren selbstverständlich nie gefährdet, was jedoch wiederum der Opferbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen zu verdanken ist. Während die bestmögliche Versorgung der trauten Patienten für uns alle uns anvertrauten Patienten für uns alle selbstverständlich ist, muss man dennoch sagen, selbstverständlich ist, muss dass auch unserer Belastbarkeit Grenzen gesetzt sind. Seitens der Ärztekammer sind wir hier man dennoch sagen, dass auch wachsam und scheuen auch nicht die Konfrontation. unserer Belastbarkeit Grenzen Erste positive Ergebnisse gesetzt sind. Seitens der Ärzte- Abseits dieser Themen kann jedoch im noch jungen Jahr auch auf erste positive Ergebnisse kammer sind wir hier wachsam verwiesen werden: Aufgrund des Warnstreiks der Kolleginnen und Kollegen im Wiener und scheuen auch nicht die Krankenanstaltenverbund konnte in mehreren zähen und vorerst kontroversiellen Ge- Konfrontation.“ sprächsrunden zwischen Ärztekammer, Personalvertretung und KAV-Generaldirektion ein positives erstes Zwischenergebnis erreicht werden. Der wichtigeste Fortschritt dabei ist, dass die Ärztekammer und die ärztliche Personalvertretung von ihrem Gegenüber als Ansprech- partner im KAV akzeptiert werden und in allen Gesprächen, die die Ärzteschaft betreffen, nun involviert sind. Bei den Ordensspitälern gelang es der Verhandlungspartnerschaft Ärztekammer und Ge- werkschaft vida, trotz vorangegangener Streikdrohung bereits nach vier Verhandlungsrunden zu einem positiven Abschluss zu kommen. Konkret bedeutet dies, dass ab März 2017 alle Ärztegehälter einer Valorisierung unterzogen werden und der Mindestlohn der Stations- ärzte ab 2019 signifikant angehoben wird. Zusätzlich erhalten alle Kolleginnen und Kollegen schrittweise ab 2019 ab dem 50. Lebensjahr eine sechste Urlaubswoche. Überdies konnte durch die Solidarität der Ärzteschaft erstmals eine Erneuerung und Anpassung der Gehalts- schemata der nicht ärztlichen Mitarbeiter in den Ordensspitälern erreicht werden. Auch fanden erste Sondierungsgespräche zwischen Ärztekammer, Gewerkschaft vida und Personalvertretern der Privatkrankenanstalten statt. Auch in diesem Bereich ist es Zeit für Veränderungen. Ein wichtiger erster Schritt ist gesetzt – erste Verhandlungen mit den Dienstgebervertretern sind für März geplant. Das Jahr 2017 beginnt somit genauso aktiv und aufregend, wie das vergangene Jahr endete. Foto: Stefan Seelig Herzlichst, Ihr Hermann Leitner Zum Thema siehe auch Seiten 14 und 22ff. 02_2017 doktor in wien 5
SAMMELN SIE PUNKTE! SAVE THE Termine in Wien 2017 DATE! 9. September Anmeldung bereits möglich: www.fortbildungampunkt.at NEU! Fachthema für die Allgemeinmedizin-Ordination: 20. Mai Informationen/Anmeldung (ab Ende Februar 2017): www.fortbildungampunkt.at/pneumologie Änderungen vorbehalten FORTBILDUNG AM PUNKT eine Marke der APPROBIERT
BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege! Nur gemeinsam stark ► Der Befund, dass sich die Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung und das Agieren der Politik immer weiter voneinander entfernen, ist nicht neu. Trotzdem ist es erstaun- lich, wie viele anschauliche Belege für diese betrübliche Diagnose die Gesundheitspolitik in der jüngsten Vergangenheit wieder einmal geliefert hat. Da stehen zum Beispiel in den Spitälern einem steigenden Patientenbedarf oftmals zu wenig Personal, ein angekündigter Stellenabbau, weniger ärztliche Arbeitszeit sowie ein Überstundenverbot gegenüber. Angriffe in letzter Minute abgewehrt Umfragen zeigen, dass 95 Prozent der Patienten mit den Leistungen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zufrieden sind. Die Politik jedoch möchte dieses bewährte System suk- zessive durch Zentren ersetzen und setzt dabei die wohnortnahe Versorgung sowie die freie Arztwahl aufs Spiel. In Berufsimage-Rankings erfreuen wir uns höchster Werte, doch viele Politiker sprechen der Ärzteschaft ihre Kompetenz ab, empfinden unsere konstruktive Kritik an ihren Fehlentscheidungen als Majestätsbeleidigung und möchten uns am liebsten noch mehr kontrollieren. „In Berufsimage-Rankings Als absoluter Erfolg ist der Hausärztestreik vom 14. Dezember 2016 zu verbuchen. Viele erfreuen wir uns höchster geplante Angriffe auf unser System konnten damit in letzter Minute abgewehrt werden, wie Werte, doch viele Politiker zum Beispiel die Streichung des Wahlarztkostenrückersatzes. sprechen der Ärzteschaft ihre Demgegenüber liefert das Gesundheitssystem immer noch eine Menge anschauliches Material darüber, dass Politik und Bürger mitunter in unterschiedlichen Welten zu leben Kompetenz ab, empfinden scheinen. Wir wollten diese Diagnose wissenschaftlich erhärten und haben den Meinungs- unsere konstruktive Kritik an forscher Peter Hajek damit beauftragt, ein Gesundheitsbarometer 2017 zu erstellen. Die Er- ihren Fehlentscheidungen gebnisse sind besorgniserregend: Ende 2016 waren bereits 51 Prozent der Österreicher davon als Majestätsbeleidigung und überzeugt, dass sich unser Gesundheitssystem in die falsche Richtung bewegt – ein halbes möchten uns am liebsten Jahr zuvor waren es noch 40 Prozent. noch mehr kontrollieren.“ Auch ist es der Politik nicht gelungen, die Bevölkerung über den Sinn von Primärversor- gungszentren – immerhin eine Herzensangelegenheit maßgeblicher Politiker – aufzuklären. Bloß etwas mehr als die Hälfte der Befragten meint zu wissen, was so ein Zentrum ist. Bei genauerem Nachfragen zeigte sich, dass Zentren, wie sie sich die Politik wünscht, definitiv nicht das sind, was die Menschen wollen. Dass nach den Regierungsplänen Ärztezentren künftig nicht mehr nur von Ärztinnen und Ärzten, sondern auch von Unternehmen geführt werden können, finden 71 Prozent der Befragten nicht sinnvoll. Gerade einmal 18 Prozent der Befragten vertrauen in Fragen der Finanzierung des Gesundheitssystems noch dem Gesund- heitsministerium, etwa halb so viele wie der Ärztekammer. Forderung nach einem Gesundheitsgipfel Meine Position ist dabei eindeutig: Politisch-bürokratisch definierte Leistungs- oder Aus- gabendeckelungen im Gesundheitssystem sind abzulehnen. Maßstab für die Finanzierung muss der reale Bedarf der Patienten sein. Für uns sind die Umfrageergebnisse damit ein klarer Auftrag, auch 2017 gegen die Angriffe auf eine bewährte Gesundheitsversorgung und gegen jede Schwächung der Ärzteschaft durch die Politik vehement aufzutreten. Unsere Forderung nach einem Gesundheitsgipfel unter Einbeziehung von Ärztekammer und Patienten bleibt unverändert aktuell. Hier treffen sich die Anliegen von uns Ärztinnen und Ärzte mit jenen der Patienten. Denn nur gemeinsam sind wir stark. Foto: AEK Wien Herzlichst, Zum Thema siehe auch Seiten 10f. Ihr Johannes Steinhart 02_2017 doktor in wien 7
Inhalt Editorial 3 In eigener Sache – Brief des Präsidenten 5 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns Solidarität 7 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns Egal, was Ihnen jetzt in Intern Form von Newslettern 9 Leserbriefe diverser Kammerfrakti- onen versprochen wird: 10 News Jedem von uns ist klar, Der Druck der Patienten auf die Politik steigt, die Zeichen stehen auf Sturm: Bereits jeder dass es in den nächsten zweite Österreicher findet, dass das Gesundheitssystem in die falsche Richtung läuft. 62 Jahren, erzwungen Prozent denken, die Politik hört zu wenig auf die Ärztinnen und Ärzte. Das sind nur zwei durch die öffentliche Ergebnisse des im Auftrag der Ärztekammer vom 15. bis 22. Dezember 2016 durchgeführten Hand, weiter zu – wie Gesundheitsbarometers, das zeigt, dass der Gegenwind zu den aktuellen gesundheitspoli- es so schön neudeutsch heißt – Effizienz- tischen Plänen spürbar stärker wird. steigerungen im Gesundheitswesen kom- 12 Ausschreibungen men wird. Um diese in einem erträglichen 14 News Rahmen zu halten beziehungsweise ganz zu Ein erfreuliches Ergebnis brachten die Kollektivvertragsverhandlungen für die Ordensspitäler: verhindern, bedarf es eines Schulterschlus- Ab 1. März 2017 gibt es eine weitere Erhöhung aller Ärztegehälter um 0,9 Prozent. Weiters ses aller Ärztinnen und Ärzte, egal, welcher wurde vereinbart, dass in den kommenden zwei Jahren um die jeweilige Inflationsrate plus politischen Couleur, egal, ob angestellt, nie- zusätzlich um jeweils 0,2 Prozent erhöht wird. dergelassen oder in Ausbildung befindend. 16 Kammerbereich 20 Gesundheit und Politik Die Erfahrungen der letzten Jahre haben Sozialminister Alois Stöger hat die schon im Sommer vorigen Jahres vom Ministerrat aber gezeigt, dass man im Einfordern von beschlossene Studie zur Analyse des Sozialversicherungssystems in Österreich in Auftrag Solidarität sehr vehement ist, dann aber gegeben. Betraut wurde damit die renommierte „London School of Economics“. Das Ergeb- gerne einmal auf die schwächsten – die Ärz- nis soll Mitte 2017 vorliegen. Ziel ist es, Effizienzpotenziale zu heben. Themen sollen unter tinnen und Ärzte in Ausbildung – vergisst. anderem eine Harmonisierung der Leistungen sowie die Systemgestaltung sein. So scheiterte die Umsetzung des „be- rühmten“ AP7 nicht nur am Wiederstand Coverstory der Pflege, sondern vor allem auch aufgrund 22 Licht am Ende des Gangs mangelnder Solidarität von Fachärzten und „Die Zeit der Gangbetten ist nun Geschichte“ – Welcher Politiker würde diesen Satz nicht Abteilungsvorständen. gerne verkünden? Sonja Wehsely wird es wohl nicht mehr sein. Menschen in Gesundheits- Vor der Umsetzung des KA-AZG haben laut positionen kommen und gehen, doch die wahren Probleme bleiben. Eine Geschichte über Statistik im Wiener Krankenanstaltenver- Gangbetten, oder auch über die Tatsache, dass der Weg nicht immer das Ziel sein sollte. bund Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung Service im Schnitt die meisten Wochenarbeits- 26 Medizin stunden geleistet – weit mehr als die von In Österreich sind ungefähr 120.000 Menschen von chronischer Hepatitis B oder C betroffen. nun an erlaubten 48 Stunden pro Woche. Seit zweieinhalb Jahren sind bei der Hepatitis C medikamentöse Therapien mit Heilungsraten Dennoch betraf der überwiegende Teil der von an die 100 Prozent verfügbar. Sogar die Eliminierung der Infektion wäre damit möglich. Einsparungen im KAV Ärztinnen und Ärzte 30 Medizin in Ausbildung. Drei medizinische Forschergruppen wurden kürzlich mit der Verleihung des Forschungsförde- Sperren von Abteilungen während der Ferien, rungspreises der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG 2016 für ihre wissenschaftli- Umstellungen auf Wochenkliniken und chen Anstrengungen der letzten Jahre belohnt. ähnliche Sparmaßnahmen treffen außerhalb 31 Preise der Kernarbeitszeit die Notfallambulanzen, 32 Chronik die überwiegend von Ärztinnen und Ärzten 34 Steuer in Ausbildung besetzt sind. Und bei jeder Mit dem Abgabenänderungsgesetz 2016 wurde die gesetzliche Definition des umsatzsteuer- von der KAV-Generaldirektion verordneten lichen Kleinunternehmers adaptiert. Zumindest für Kleinfälle wird es dann eine Erleichterung Veränderung der Arbeitszeit (= Einsparung) geben. Voreilige Schritte sollten dennoch vermieden werden, solange die dazu fällige Richtlinie an den Abteilungen hatte man den Eindruck, durch die zuständige Abteilung im Finanzministerium noch nicht vorliegt. in der Umsetzung sei oberste Prämisse, dass 35 Bücher sich für die Fachärzte nichts ändern dürfe, 36 Diensthabende Fachärzte für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde egal, welche Verschlechterung dies für Assi- 37 Fortbildung stenten oder Turnusärzte bedeuten würde. Vorträge, Tagungen, Symposien Blickt man auf die ungleiche Verteilung der 38 Kleinanzeigen Arbeit in der Nacht, wäre die gelebte Nicht- solidarität gegenüber Ärztinnen und Ärzten IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer für Wien, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den in Ausbildung noch evidenter. Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12, T 01/515 01, F 01/515 01-1289, Mail: pressestelle@aekwien.at. Redaktionsvorsitz: Wenn wir weiterhin eine geeinte Ärzteschaft Dr. Stefan Ferenci. Stellvertreter: Dr. Franz Mayrhofer. Redaktion: Dr. Hans-Peter Petutschnig (Chef vom Dienst), Mag. Alexandros Stavrou, Lisa Sophie Dittlbacher, BA, Alexandra Wolffinger (Sekretariat, Fotos). Verleger: Medizin Medien Austria GmbH, Forum haben wollen, muss die Ärztekammer auch Schönbrunn, 1120 Wien, Grünbergstraße 15, Stg. 1, T 01/54 600-0, F DW 50 531, Mail: office@medizin-medien.at. Aboverwaltung: in Zukunft die Interessen der Ärztinnen und Foto: Stefan Seelig Alexandra Wolffinger, T 01/515 01-1223, Mail: wolffinger@aekwien.at. Anzeigenleitung: Reinhard Rosenberger, T 01/54 600-510. Ärzte in Ausbildung wahren. Anzeigenverkauf: Bernhard Mitterhauser, T 01/54 600-531. Anzeigensekretariat: Sylvia Saurer, T 01/54 600-512, Mail: saurer@medizin- medien.at. Herstellung: Friedrich Druck & Medien GmbH, A-4020 Linz, Zamenhofstraße 43–45, www.friedrichdruck.com. Herzlichst, Ihr Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: www.aekwien.at/media/Offenlegung_DIW.pdf Stefan Ferenci 8 doktor in wien 02_2017
LESERBRIEFE INTERN pressestelle@aekwien.at Art. 15a-Vereinbarung nachvollziehbar. Daher ist es unbedingt Zum Leserbrief von Dr. Johann Win- Zu den von der Regierung geplanten Ein- erforderlich, die Kollegenschaft in so ter über die zunehmenden Auflagen für sparungen im österreichischen Gesund- wichtige Entscheidungen miteinzube- niedergelassene Ärztinnen und Ärzte heitssystem ziehen. Sie agieren leider wie einige Be- (doktorinwien 12/2016) rufspolitiker. Missstände aufzeigen Dr. Anton Horvat, E-Mail Ansprüche aus dem Ethos heraus Ich bemerke schon seit Längerem die Wir beklagen Ärzte-Bashing? Bei man- Auswirkungen unserer Politik sowohl Zum ersten in Wien umgesetzten – und chen Äußerungen von Kollegen, die im beruflichen als auch im privaten geförderten – Pilotprojekt „PHC Medi- noch dazu von der Redaktion zur Ver- Umfeld. Ich bin in großer Sorge, was zinMariahilf“ öffentlichung ausgewählt werden, ist unsere Zukunft betrifft, und eben- es nicht weiter verwunderlich. Qua- so die meisten Personen in meinem „Wo bleibt meine Subvention?“ litätssicherung, Hygieneverordnung, Verwandten- und Bekanntenkreis. Bitte wo sind meine 70.000 Euro? Fortbildungspflicht und Barrierefrei- Ich möchte auf keinen Fall, dass es noch Warum muss ein Primärversorgungs- heit sind “Schikanen”? Was wollen wir schlechter wird. Ich möchte das, was ich zentrum, bestehend aus drei Ärzten, denn stattdessen? Ärzte, die nicht auf momentan tue, nicht einfach hinneh- Physiotherapeuten und Psychothera- dem aktuellen Stand der medizinischen men, sondern die Missstände aufzeigen. peuten, mit 210.000 Euro pro Jahr sub- Wissenschaft sind? Ordinationen, die Es ist jedoch hart. Ich würde gerne etwas ventioniert werden? Weil sie sich die unseren Patienten im Rollstuhl nicht verändern – leider habe ich hier in mei- Kosten für die Infrastruktur teilen und zugänglich sind, die den Hygienestan- ner Position nicht die Möglichkeiten. das dann mehr kostet? Weil ein solches dards nicht entsprechen? Dr. Tina Rist, Wien 7. Zentrum offenhält, auch wenn keine Keine Frage, dass es viele bürokratische Patienten da sind? Auflagen gibt, aber im Grunde sind Auch ich bin empört über diese Ma- Es gibt einen Leistungskatalog der dies Ansprüche, die aus einem medizi- chenschaften, dass die Politik über die Krankenkassen für die oben genannten nischen Ethos jenseits aller (standes-) Köpfe des Volkes hinweg alles, was seit Berufsgruppen, der davon ausgeht, dass politischen Vorgaben heraus erhoben Jahren funktioniert, plötzlich „umkrem- er kostendeckend ist. Ein kleines Re- werden müssen. peln“ möchte. Wir sehen schon jetzt chenbeispiel aus meiner durchschnitt- Priv.-Doz. Dr. Paul Wexberg, E-Mail mehr als genug, was alles schiefläuft. lichen pädiatrischen Ordination: Ich stehe als Nichtmedizinerin auf eurer - Kosten für Ultraschallgerät, Mittel- Jubiläum Seite! Kämpft, was das Zeug hält! klasse: in etwa 20.000 Euro. Waltraud Fornwagner, Wien 23. - Einnahmen durch Untersuchungen Zur Festveranstaltung der Ärztekammer mit diesem Gerät: 4500 Euro pro Jahr. in der Österreichischen Nationalbiblio- Zum Streiktag der Hausärzte am 14. De- - Nach viereinhalb Jahren habe ich die thek am 13. Dezember 2017 zember 2016 Kosten für das Gerät herinnen, aber noch keinen Cent daran verdient – da- Bewegende Historie Volles Verständnis für aber ein altes Gerät. Zum 125-jährigen Bestehen der Wiener Ich habe volles Verständnis für den Ähnlich ist es bei allen anderen Investi- Ärztekammer gratuliere ich dem Vor- Streiktag. Auch ich möchte meine Haus tionen. stand und den Mitarbeitern sehr herz- ärztin behalten, die mich seit 20 Jahren Ich will auch eine Subvention von lich. Sie können auf eine bewegende kennt und in fünf Minuten von meinem 70.000 Euro. Historie zurückblicken, die nicht alltäg- Wohnort aus zu erreichen ist. Dr. Stefan Thalhammer, Wien 16. lich und außerordentlich interessant ist. Warum binden Sie die Patienten nicht Wollen Sie Ich habe mir bis zum Schluss die Op- ein, zum Beispiels mittels Unterschrifts- Beim „PHC MedizinMariahilf“ stellen uns etwas tion offengehalten, an dieser Festver- listen? Natürlich bleibt das Problem der die Zuzahlungen keine Subventionen anstaltung teilzunehmen. Es ist umso mitteilen? ärztlichen Versorgung am Wochenende. dar, sondern eine Abdeckung für die bedauerlicher, dass es mir aufgrund Das müsste gelöst werden. Mehrausgaben, zu denen sich das PHC Weihburg- dienstlicher Verpflichtungen, die kei- Ingeborg Schwab, Wien 8. verpflichtet hat. Zudem handelt es sich gasse 10-12, nen Aufschub zulassen, leider doch dabei um kein flächendeckendes Modell, nicht möglich ist, Ihrer Einladung zu 1010 Wien. Undemokratisch agiert sondern um ein Pilotprojekt. Die Ärzte- folgen. Ich wünsche der Jubiläumsver- Ich finde es für mein Demokratiever- kammer ist jedenfalls bemüht, auch im Kennwort anstaltung einen erfolgreichen Verlauf. ständnis eine Zumutung, dass Sie, ohne Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde Leserservice Erich Bodendieck, Präsident der Sächsischen die niedergelassenen Ärzte zu fragen, neue Modelle zu verhandeln, die für ein Ärztekammer oder zu einem Streik aufrufen und sogar ei- Mehr an Verpflichtungen (Öffnungs- nen solchen terminlich festlegen. Viele zeiten et cetera) auch ein Mehr an Hono- pressestelle Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe Argumente, die Sie aufzählen, sind rar vorsehen. Red. @aekwien.at. zu kürzen. 02_2017 doktor in wien 9
INTERN NEWS Patientenumfrage Negative Bilanz und düsterer Ausblick Der Druck der Patienten auf die Politik steigt, die Zeichen stehen auf Sturm: Bereits jeder zweite Österreicher findet, dass das Gesundheitssystem in die falsche Richtung läuft. 62 Prozent denken, die Politik hört zu wenig auf die Ärztinnen und Ärzte. Das sind nur zwei Ergebnisse des im Auftrag der Ärztekammer vom 15. bis 22. Dezember 2016 durchgeführten Gesundheitsbarometers, das zeigt, dass der Gegenwind zu den aktuellen gesundheitspolitischen Plänen spürbar stärker wird. Von Lisa Dittlbacher ► Ungesund, falsch kalkuliert und Ordinationen oder Versorgungszen- chen wir endlich ein Feuerwerk an oft sinnlos: Dieses Fazit ziehen tren aufgesperrt werden sollen, künftig Ideen, um die Problemstellen aus Pati- die Österreicher nicht etwa bei den ohne Mitspracherecht der Ärztekam- entensicht zu lösen“, betont Steinhart. Weihnachtsgeschenken. So werden, mer entscheiden, sehen sogar 73 Pro- kurz vor den Feiertagen, die aktuellen zent der Österreicher als nicht gerecht- Dringender Gesprächsbedarf gesundheitspolitischen Entschei- fertigt an. Vertrauen haben die Österreicher nur dungen beurteilt. Denn im Gesund- „Drei von vier Österreichern stehen in die Ärztekammer. Der schlägt näm- heitssystem gibt es ein immer stärker Besonders diesen Vorhaben kritisch gegenüber, lich ein kräftiges Hoch entgegen. Denn werdendes Gefälle: Bereits 51 Prozent deutlich das ist eine sehr breite Mehrheit“, während nur 18 Prozent dem Gesund- der Österreicher sind sich sicher, dass unterstreicht Peter Hajek von Public heitsministerium vertrauen, legen satte wird die das Gesundheitssystem in die falsche Opinion Strategies. „Die Bevölkerung 35 Prozent der Bevölkerung in Fragen Richtung läuft. Und den Politikern Stimmung versteht die Sorgen der Ärztinnen und der Finanzierung des Gesundheits- weht reichlich Wind entgegen: Bereits beim Thema Ärzte. Das Kaputtsparen des Gesund- systems ihr Vertrauen in die ärztliche sechs von zehn Österreichern (62 Pro- heitssystems ist für viele Patienten be- Standesvertretung. Finanzie- zent) finden, dass die Gesundheitspoli- reits spürbar.“ „Hier genießt die Ärztekammer ein tik zu wenig auf die Meinung der Ärz- rung: 80 Dass sich die Patientenzufriedenheit weit stärkeres Vertrauen als das Ge- tinnen und Ärzte hört. Prozent mit der Politik im stetigen Sinkflug be- sundheitsministerium. Das Ministe- Das ist der Befund des aktuellen Ge- findet, bestätigt auch Steinhart: „Die rium hat mit der aktuellen Diskussion sind sich sundheitsbarometers, für das im Auf- Umfrageergebnisse zeigen ganz klar, rund um die Gesundheitsreform viele trag der Ärztekammer Ende Dezember sicher, dass wie fundamental die Politik im Vorjahr Österreicher verunsichert“, erklärt 1000 Österreicher vom Meinungs- aufgrund an der Bevölkerung vorbei regiert hat. Hajek die deutlichen Werte. forschungsunternehmen Peter Hajek Die Regierung hat die Wünsche der Für die Ärztekammer sind die Umfrage- des Bevölke- Public Opinion Strategies telefonisch Patienten erfolgreich ignoriert.“ ergebnisse ein klarer Auftrag, sich befragt wurden. „Es sind deutliche Er- rungswachs- Besonders deutlich wird die Stim- auch 2017 mit Hochdruck gegen das gebnisse, die der Politik einen klaren tums, der mung, mit Blick auf die Messnadel Kaputtsparen des Gesundheitssystems Neujahrsvorsatz vorgeben: endlich auf des Gesundheitsbarometers, beim aufzulehnen und für eine moderne Ge- Alterung der die Ärztinnen und Ärzte und Patienten Thema Finanzierung: 80 Prozent sind sundheitsversorgung einzutreten – ei- zu hören“, fasst Johannes Steinhart, Gesellschaft sich sicher, dass aufgrund des Bevölke- ne Trendwende, „die besser gestern als Obmann der Kurie niedergelassene und des me- rungswachstums, der Alterung der Ge- morgen eingeläutet wird, bevor es mit Ärzte und Vizepräsident der Ärztekam- sellschaft und des medizinischen Fort- den Werten weiter rasant bergab geht“, dizinischen mer für Wien, die Resultate aus seiner schritts mehr finanzielle Mittel nötig so Steinhart. Sicht zusammen. Fortschritts sein werden, während nur 14 Prozent Das Gesundheitsbarometer mache ein- mehr finan- glauben, dass dies nicht der Fall sein mal mehr den dringenden Gesprächs- An den Menschen vorbei wird. bedarf deutlich und zeige, dass die zielle Mittel Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Ein eindeutiges Tiefdruckgebiet Gesundheitspolitik nur gemeinsam die Pläne der Gesundheitspolitiker nötig sein herrscht auch hier bei der Meinung mit den Ärztinnen und Ärzten auf ei- fürs neue Jahr von der Bevölkerung werden. zu den Regierungsplänen. Denn im- nen grünen Zweig kommen wird. „Wir mit großer Mehrheit abgelehnt wer- merhin 49 Prozent, also jeder zweite brauchen ein faires und ehrliches Ge- den. 71 Prozent der Österreicher sind Befragte, ist gegen die von der Bun- sprächsklima. Unsere Einladung zu demnach gegen die Regierungsplä- desregierung geplante Begrenzung der einem runden Tisch steht deshalb auch ne, Ärztezentren in Zukunft auch von Gesundheitsausgaben. „Die Messung im Jahr 2017.“ Denn sonst könnte der Unternehmern führen zu lassen. Dass ist eindeutig: Die Patienten haben der Wind, der den Gesundheitspolitikern Regierung, Bundesländer und Kran- Regierung die Rute ins Fenster gestellt. entgegenweht, bald in einem „Sturm kenkassen in der Frage, wo und wann Statt politischer Nebelgranaten brau- von Protesten“ enden. 10 doktor in wien 02_2017
NEWS INTERN DER KURS DER REGIERUNG Streik der Hausärzte: Geht das österreichische Gesundheitssystem in die richtige oder falsche Richtung? Erste Erfolge am (in Prozent) Verhandlungstisch 51 Kritischer sind: 48 46 >Mittlere Altersgruppen (30- 49) 40 41 82 Prozent der Wiener Hausärzte, also 37 mehr als 600 Ordinationen, haben am 14. Mär.16 Dezember 2016 ihre Ordinationen zuge- 12 13 12 Sep.16 sperrt und gestreikt, während mehr als 200 Dez.16 Ärztinnen und Ärzte mit einem eindrucks- in die richtige in die falsche weiß nicht/keine Angabe vollen Marsch durch die Innenstadt gegen Richtung Richtung die massiven Auswirkungen der Art. 15a- Vereinbarung protestierten. DIE FÜHRUNG VON ÄRZTEZENTREN Die Aktionen haben ihre Wirkung nicht verfehlt. So konnte unter anderem erreicht In Zukunft sollen laut den Regierungsplänen Ärztezentren nicht mehr nur von Ärztinnen und Ärzten, sondern auch von Unternehmen geführt werden werden, dass sich der Gesundheitsausschuss können. klar für den Vorrang des niedergelas- (in Prozent) 43 senen Bereichs gegenüber Großkonzernen ausgesprochen und eindeutig festgehalten 28 hat, dass Primärversorgungseinheiten, für 16 die auch eine Obergrenze festgelegt wurde, 4 mehrheitlich von Ärztinnen und Ärzten 9 geführt werden müssen. Ebenso wurde die sehr sinnvoll eher sinnvoll Umsetzung des Regionalen Strukturplans eher nicht Gesundheit im Gesamtvertrag festgelegt. überhaupt sinnvoll weiß nicht sinnvoll nicht/keine Weiters konnte die geplante Streichung des Angabe Wahlarztkostenrückersatzes für Patienten verhindert werden. Wenn ein Kassenarzt DAS VERSTÄNDNIS FÜR PROTESTMASSNAHMEN seinen Vertrag mit der Wiener Gebietskran- Teilt man die Sorgen der Ärztinnen und Ärzte (Kaputtsparen des Gesundheits- kenkasse kündigt, kann er die Verträge mit systems) und hat man Verständnis für Protestmaßnahmen? den kleinen Kassen weiterhin behalten. (in Prozent) Das geplante einseitige Kündigungsrecht für Mehr Verständnis haben: bestehende Kassenärzte durch die Sozial- 38 >Menschen, die finden, 32 dass das Gesundheitssystem versicherung wurde wieder gestrichen. Die in die falsche Richtung läuft Rücknahme bestehender Bewilligungen >Frauen 14 betrifft also nicht die Kassenverträge. Auch 8 die geplante Einschränkung der Nebenbe- 6 3 schäftigungen von angestellten Ärztinnen ja, sehr eher ja eher nein und Ärzten in eigenen Wahlarztordinati- nein, überhaupt kann nicht keine Angabe onen konnte zur Gänze abgewendet werden. sagen/kenne nicht mich nicht Die mittelfristige Verlagerung der Fachärzte aus in die Spitäler, die kryptisch im Gesetz als „Überwindung kleinteiliger Organisa- DIE MITSPRACHE DER ÄRZTESCHAFT tionsformen“ bezeichnet wurde, konnte verhindert werden. Und die Österreichische Regierung, Bundesländer und Krankenkassen möchten in der Frage, wo und wann Ordinationen oder Ärztezentren aufgesperrt/geschlossen Ärztekammer erhält zukünftig ein Stellung- werden, künftig ohne Mitspracherecht der Ärztevertreter entscheiden. nahmerecht im Österreichischen Struktur- (in Prozent) plan Gesundheit. 42 Für den Obmann der Kurie niedergelassene 31 Ärzte und Vizepräsidenten der Ärztekam- mer für Wien, Johannes Steinhart, sind 15 diese ersten Verhandlungsergebnisse „ein 4 klarer Auftrag, sich auch 2017 weiter für eine 8 moderne Gesundheitsversorgung einzu- sehr eher setzen“. Man werde die vom Gesundheits gerechtfertigt weniger gerechtfertigt gar nicht ministerium für das Frühjahr 2017 in gerechtfertigt weiß gerechtfertigt Aussicht genommenen Verhandlungen „sehr nicht/keine Angabe ernst nehmen und sich bestmöglich in die Gespräche einbringen“, so Steinhart. 02_2017 doktor in wien 11
INTERN AUSSCHREIBUNGEN Ausschreibung von Gruppenpraxisstellen Ausschreibung von Vertragsarztstellen Die Wiener § 2-Krankenversicherungsträger schreiben gemäß § 7 der Die Wiener § 2-Krankenversicherungsträger schreiben gemäß § 7 der Richtlinie für die Auswahl und Invertragnahme von Gesellschaftern Richtlinie für die Auswahl und Invertragnahme von Vertragsärzten von Vertragsgruppenpraxen iVm § 9 Gruppenpraxengesamtvertrag für Allgemeinmedizin und Vertragsfachärzten iVm § 6 Abs. 1 Ge- vom 1. Jänner 2011 gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffent- samtvertrag vom 1. Jänner 2011 gemeinsam mit der Versicherungs- lich Bediensteter (BVA), der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen anstalt öffentlich Bediensteter (BVA), der Versicherungsanstalt für und Bergbau (VAEB), der Sozialversicherungsanstalt der gewerb- Eisenbahnen und Bergbau (VAEB), der Sozialversicherungsanstalt lichen Wirtschaft (SVA) sowie der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) sowie der Krankenfürsorgeanstalt Wien (KFA Wien) im Einvernehmen mit der Ärztekammer für Wien der Stadt Wien (KFA Wien) im Einvernehmen mit der Ärztekammer folgende Gruppenpraxisstellen aus: für Wien folgende Vertragsarztstellen aus: Originäre Neugründung Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin (nur Teambewerbungen von zwei Ärztinnen oder Ärzten möglich): Berufssitz in Wien 3. (Stelle nach Dr. Gerhard Niemeck) Fach: Allgemeinmedizin Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin Ort: Wien 10. Berufssitz in Wien 10. (Stelle nach Dr. Elisabeth Noisser) Achtung: Ausschreibefrist bis 31. Mai 2017 Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin Neugründung Berufssitz in Wien 13. (Stelle nach Dr. Christos Georgopoulos) Fach: Chirurgie Ort: Wien 21. (Dr. Arthur Mensdorff-Pouilly) Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin Bewerbungen sind bis zum 28. Februar 2017 zu richten an: Berufssitz in Wien 16. (Stelle nach Dr. Peter Kienast) Sekretariat der Sektion Ärzte für Allgemeinmedizin: Bewerbungen sind bis zum 28. Februar 2017 (sofern nicht anders Mag. Gabriella Milinski angegeben) zu richten an: 1010 Wien, Weihburggasse 10-12 Sekretariat der Sektion Ärzte für Allgemeinmedizin: Tel.: 515 01/1222 DW Mag. Gabriella Milinski E-Mail: milinski@aekwien.at 1010 Wien, Weihburggasse 10-12 Sekretariat der Sektion Fachärzte: Tel.: 515 01/1222 DW Angela Rupprecht E-Mail: milinski@aekwien.at 1010 Wien, Weihburggasse 10-12 Die ausgeschriebenen Stellen sowie die Richtlinien zur Invertrag- Tel.: 515 01/1259 DW nahme, Punktesystem und Bewerbungsformulare finden Sie auch E-Mail: rupprecht@aekwien.at im Internet auf der Homepage der Ärztekammer für Wien (www. Die ausgeschriebenen Stellen sowie die Richtlinien zur Invertrag- aekwien.at) unter der Rubrik Ärztliche Tätigkeit → Kassenplan nahme, Punktesystem und Bewerbungsformulare finden Sie auch stellen oder fordern diese in den Sektionen an. im Internet auf der Homepage der Ärztekammer für Wien (www. Die Ärztekammer für Wien und die Sozialversicherungsträger tref- aekwien.at) unter der Rubrik Stellenbörse → Kassenplanstellen oder fen gemeinsam die Entscheidung über die Besetzung der ausge- fordern diese in den Sektionen an. schriebenen Vertragsarztstellen. Die Ärztekammer für Wien und die Wiener Gebietskrankenkasse Die Besetzung der Vertragsarztstellen erfolgt frühestens nach treffen gemeinsam die Entscheidung über die Besetzung der ausge- rechtskräftiger Beendigung des Einzelvertragsverhältnisses des schriebenen Vertragsarztstellen. Planstellenvorgängers beziehungsweise bei neuen Planstellen zum Bewirbt sich ein Bewerber um mehrere ausgeschriebene Stellen für ehest möglichen Zeitpunkt. Gruppen- und/oder Einzelpraxen, so hat er bei den Bewerbungen Bewirbt sich ein Bewerber um mehrere ausgeschriebene Stellen für anzugeben, für welche Stelle ein bevorzugtes Interesse gegeben ist Gruppen- und/oder Einzelpraxen, so hat er bei den Bewerbungen (Priorität). Ein Bewerber kann nur für jene Stelle erstgereiht werden, anzugeben, für welche Stelle ein bevorzugtes Interesse gegeben ist die von ihm als Priorität angegeben wurde. Für alle anderen ausge- (Priorität). Ein Bewerber kann nur für jene Stelle erstgereiht werden, schriebenen Stellen, um die er sich gleichzeitig beworben hat, kann die von ihm als Priorität angegeben wurde. Für alle anderen ausge- er bestenfalls zweitgereiht werden. schriebenen Stellen, um die er sich gleichzeitig beworben hat, kann Die ausschreibenden Institutionen weisen ausdrücklich darauf hin, er bestenfalls zweitgereiht werden. dass gemäß den Bestimmungen des Gruppenpraxengesamtvertrags Die Ärztekammer für Wien erlaubt sich darauf hinzuweisen, dass die ausgeschriebenen Gruppenpraxisstellen nur an jene Bewerber gemäß den Vereinbarungen mit der Wiener Gebietskrankenkasse vergeben werden können, die bei der Punktebewertung nach den eine Tätigkeit als angestellte(r) Ärztin (Arzt) bei Abschluss eines geltenden Richtlinien eine Quote von mindestens 80 Prozent der Einzelvertrags mit der Wiener Gebietskrankenkasse nicht weiter- Punkte des bestgereihten Bewerbers erreichen. Die ausgeschrie- geführt werden kann und zu beenden ist. Ausgenommen sind nur benen Gruppenpraxisstellen können jeweils nur an einen Bewerber konsiliar- und belegärztliche Tätigkeiten. vergeben werden, der auch den Gesellschaftsanteil an der Vertrags- Unterlagen zur Anrechnung von Punkten können ausschließlich gruppenpraxis erwerben muss. im Rahmen einer Bewerbung eingereicht werden. Das Ranking der Mit der Bewerbung um die ausgeschriebenen Gruppenpraxisstellen ausgeschriebenen Kassenplanstellen wird nach ungefähr zwei bis entsteht kein Rechtsanspruch der Bewerber auf den Erwerb eines drei Monaten nach Ablauf der Bewerbungsfrist auf der Homepage Gesellschaftsanteils an der ausgeschriebenen Gruppenpraxis. der Ärztekammer für Wien (www.aekwien.at) veröffentlicht. Zur Ausschreibung gelangen die Kassenverträge der Sozialversiche- Zur Ausschreibung gelangen die Kassenverträge der Sozialversiche- rungspartner. Für erweiterte Information zum Übergeber beziehungs- rungspartner. Für erweiterte Information zum Übergeber beziehungs- weise Informationen zu Ordinationsgröße oder Räumlichkeiten weise Informationen zu Ordinationsgröße oder Räumlichkeiten kon- kontaktieren Sie bitte ausschließlich die oben genannten Mitarbeiter. taktieren Sie bitte ausschließlich die oben genannte Mitarbeiterin. 12 doktor in wien 02_2017
NEWS INTERN Ärztekammer begrüßt Reformpläne für Krankenkassen Die Ärztekammer begrüßt die Pläne von Bun- Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und sein. Denn wie dem Kanzler sicher bekannt deskanzler Christian Kern, die Rücklagen der Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, die ist, sind diese Einrichtungen die teuerste Vari- Krankenkassen aufzulösen, um so eine sichere neuen Töne von Kern. ante und für den Patienten weder wohnortnah Gesundheitsversorgung in Österreich zu garan Die Gesundheitsversorgung im niedergelas- noch kostengünstig“, so Steinhart. tieren. „Es braucht eine Reform der Sozialver- senen Bereich brauche attraktive Rahmenbe- Auch das Thema Wartezeiten ist ein von der sicherung. Was wir als Ärztevertreter schon dingungen. „Die Modelle der Ärztekammer Ärztekammer vielfach kritisiertes. Grund für lange sagen, scheint endlich auch im Bun- für eine moderne und vernetzte hausärztliche die oft wochenlange Odyssee, bis Patienten deskanzleramt angekommen zu sein“, betont Versorgung liegen auf dem Tisch, wir sind einen dringenden MRT- oder CT-Termin Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. jederzeit zu Gesprächen bereit“, so Steinhart erhalten, sind die Leistungsdeckelungen der Die Krankenversicherungsträger verfügen über mit Blick auf das bekannte Ärztekammer Krankenkassen. „Jetzt ist die Chance da, die beinahe drei Milliarden Euro an Rücklagen konzept „Primärversorgung 2020“. leidigen Deckelungen in allen Bereichen – viel Geld, das für eine moderne, patien- Vermisst habe die Ärztekammer hingegen eine abzuschaffen“, fordert Steinhart. tenfreundliche Gesundheitsversorgung in klare Absage des Kanzlers an die Versorgung Die Idee, den Pflegeregress abzuschaffen, Österreich gut gebraucht werden könnte: „Die durch Großkonzerne sowie die Einschrän- findet in der Ärztekammer Anklang. „Es ist Sicherung und der Ausbau der wohnortnahen kung eigener Einrichtungen der Sozialver- ungerecht, dass jemand, der pflegebedürftig hausärztlichen Versorgung durch freiberuf- sicherungen, die sich auf ihr Kerngeschäft ist, sein Erspartes verliert. Die Abschaffung liche Ärztinnen und Ärzte haben oberste der Versicherung zurückziehen sollten. Der des Eigenregresses wäre eine große Erleichte- Priorität, das hat nun anscheinend auch der Vorschlag Kerns, kasseneigene Einrichtungen rung für die immer älter werdende Bevölke- Kanzler erkannt“, begrüßt Johannes Steinhart, auszubauen, könne nur „Plan X, Y, oder Z rung“, hebt hier Steinhart hervor. Studie deckt Schwachstellen der Augenärzte gewinnen Elektronischen Gesundheitsakte auf „Doktortitelprozess“ Ein mehr als drei Jahre dauernder In- stanzenzug, der zwei oberstgerichtliche Eine im Auftrag der Ärztekammer durchge- len in der IT-Security kann dazu missbraucht Urteile zur Folge hatte, wurde nun im Sinne der Ärztekammer entschieden. Demnach führte Analyse des Systems und der Funktio- werden, potenziell sämtliche ELGA-Gesund- darf der Titel „Doktor“ oder „Dr.“ in Zu- nalitäten der Elektronischen Gesundheitsakte heitsdaten aller Österreicher einzusehen, die sammenhang mit einem PhD nicht geführt (ELGA) deckt gefährliche Schwachstellen kein Opt-out verfügt haben. „Das Auftreten werden. Die Abkürzung „Dr“ (ohne Punkt) in der Gesamtarchitektur auf. Demnach von Schwachstellen und in weiterer Folge darf nur dann geführt werden, wenn durch könne man davon ausgehen, dass ELGA im das fahrlässig oder vorsätzlich herbeigeführte einen geeigneten Zusatz klargestellt wird, Besonderen in den nächsten Jahren Ziel von Auftreten von Sicherheitsvorfällen ist bei dass es sich nicht um einen medizinischen Angriffen sein werde – „oder sogar schon ist“, ELGA wahrscheinlicher als bei einer zentral Doktoratstitel handelt. wie Studienautor Thomas Stubbings von TS gemanagten Architektur mit einheitlichen Auslöser des Rechtsstreits war ein Wiener Management Consulting betont. Sicherheitsstandards und einer konsequenten Augenoptiker, der sich „Doktor“ nannte, Laut Stubbings könnten Hacker Zugriff und Security Governance“, erklärt Stubbings. obwohl er lediglich einen „Doctor of Philo- so zum Beispiel Zugang zu allen Daten über Sogar die ELGA GmbH geht in ihrer eigenen sophy“ (PhD) im Ausland erworben hatte. die Patienten und deren Behandlung erlan- Risikoanalyse davon aus, dass Endgeräte mit Die Ärztekammer hat – auf Betreiben der gen: „Das ist eine neue Form des Identitäts- Schadsoftware kompromittiert sind und dass Fachgruppe Augenheilkunde und Optome- diebstahls und ein lukratives Geschäft. Laut dadurch in weiterer Folge Missbrauch statt- trie – den Optiker wegen Wettbewerbs widrigkeit geklagt. Aus Sicht der Ärzte- FBI zahlten Unbekannte im Frühjahr 2014 für finden kann. Eine zentrale Überprüfung der kammer wurde der Titel zweckentfremdet eine einzige gestohlene digitale Krankenakte IT-Sicherheit gibt es aber nicht. zur Irreführung der Patienten verwendet. 50 Dollar.“ „Das kann gefährlich werden“, verdeutlicht Zudem widerspreche die Anmaßung des Auch die Kosten nach einer solchen Cyber Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Titels den Tatbeständen diverser Paragrafen attacke sind enorm: In den USA gilt die Regel, „Die Folgen reichen von Rufschädigung des Universitätsgesetzes. dass die Kosten pro gehacktem Datensatz bis und finanziellen Schäden bis hin zu einer Das nun erfolgte OGH-Urteil kann auch für zu 200 Dollar betragen können. Diese Kosten deutlichen Gefahr für Leib und Leben, wenn andere Fachgruppen Bedeutung erlangen, betreffen insbesondere Berichterstattung, etwa falsche Befunde in der Patientenakte insbesondere für jene, die mit Gewerbe Berichtigungen, Verwaltung und Cyberunter- zu Behandlungsfehlern führen oder Plätze treibenden und ähnlichen Zielgruppen kon- suchungen. auf Wartelisten für Operationen gelöscht frontiert sind. Darunter fallen zum Beispiel ELGA setzt auf ein dezentrales föderales Iden- werden.“ HNO-Ärzte (Hörakustiker), Dermatologen titätsmanagement und Berechtigungskonzept. (Kosmetiker), Orthopäden (Bandagisten) Jeder Zugang in einem Krankenhaus oder in Ein ausführlicher Bericht über die Studie erscheint oder auch Zahnärzte (Dentisten). einer anderen Einrichtung mit Schwachstel- in der März-Ausgabe von doktorinwien. 02_2017 doktor in wien 13
INTERN NEWS Ordensspitäler Abschluss der Gehaltsverhandlungen Ein erfreuliches Ergebnis brachten die Kollektivvertragsverhandlungen für die Ordensspitäler: Ab 1. März 2017 gibt es eine weitere Erhöhung aller Ärztegehälter um 0,9 Prozent. Weiters wurde vereinbart, dass in den kommenden zwei Jahren um die jeweilige Inflationsrate plus zusätzlich um jeweils 0,2 Prozent erhöht wird. Von Alexandros Stavrou ► Erreicht wurde dieser Erfolg spitäler sogar eine Kampfabstimmung Ärztekammer als auch die Gewerk- durch eine starke Verhand- durchgeführt, die eine große Mehrheit schaft vida lehnten in den Gesprächen lungsgemeinschaft, bestehend aus für Kampfmaßnahmen bis hin zum mit den Arbeitgebern vehement ab, Ärztekammer, Gewerkschaft vida so- Streik ergeben hat. Dieser Beschluss dass sowohl ärztliches als auch nicht wie ärztlichen Personalvertretern der für etwaige Protestmaßnahmen blieb ärztliches Personal mit einer Null- einzelnen Ordenshäuser. Die Ver- bis zum E nde der Verhandlungen auf- lohnrunde abgespeist und somit im handlungen verliefen anfangs zäh, recht und diente damit als Abschreck- Rahmenrecht schlechtergestellt wer- aber am 19. Jänner 2017 konnte man potenzial gegenüber der harten Linie den sollten als andere Berufsgruppen. dann doch einen Abschluss erreichen, der Arbeitgeber. Denn sowohl die Vor allem in Anbetracht der Tatsache, bei dem fast alle Forderungen seitens dass bereits eine große Lücke zwi- der Arbeitnehmer durchgesetzt wer- schen den geringen Einkommen in den den konnten. Ordensspitälern und jenen im öffent- Ursprünglich sollte bereits eine lichen Bereich klaffte, wäre eine Null- Woche davor alles unter „Dach und lohnrunde aus Sicht der Ärztekammer Fach“ gebracht werden, doch die Ar- „schlichtweg inakzeptabel“ gewesen. beitgeber baten um mehr Zeit, um ein Die konkreten Ergebnisse: Ab 1. März konkretes Angebot für alle Berufsgrup- 2017 gilt eine Erhöhung aller Ärzte pen anbieten zu können, das auch von gehälter um 0,9 Prozent (zusätzlich ihrem Gegenüber akzeptiert werden zum bereits erhöhten Schema ab konnte. 1. Jänner 2017 und einer Sondervor Die von diesen Verhandlungen betrof- rückung zum 1. Jänner 2017 für alle fenen Ordensspitäler in Wien waren Ärztinnen und Ärzte, die vor dem die Krankenhäuser der Barmherzigen 1. Juli 2015 beschäftigt waren). Dazu Brüder und der Barmherzigen Schwe- kommt für alle Gehälter der ärztlichen stern, das Orthopädische Spital Wien, und nicht ärztlichen Mitarbeiter ab das K rankenhaus Göttlicher Heiland, 1. März 2018 eine Erhöhung um die das Herz-Jesu Krankenhaus, das Kran- Inflationsrate von 2017 sowie zusätz- kenhaus St. Elisabeth, das St. Josef- lich um 0,2 Prozent sowie ab 1. März Krankenhaus sowie das Hartmann 2019 eine weitere Erhöhung um die spital mit insgesamt ungefähr 4500 Inflationsrate von 2018 sowie wiede- Mitarbeitern. rum zusätzlich um 0,2 Prozent. Endlich gibt es auch einen Mindest- Verhandlungen seit Herbst lohn in der Stufe 1 von 5000 Euro für Die Wiener Ärztekammer stand als Stationsärzte spätestens ab 1. Jänner Standesvertretung bereits seit Herbst Die Ergebnisse auf einem Blick 2019. 2016 hinter den Forderungen der Kol- Weiters wurde eine sechste Urlaubs legenschaft aus den Ordensspitälern E rhöhung aller Ärztegehälter um 0,9 Prozent ab 1. März woche für alle Mitarbeiter durchge- 2017 und war bereit, diese neben den Ver- setzt. Diese Urlaubswoche konnte auch handlungen auch bei etwaigen Pro- E rhöhung aller Ärztegehälter um die Inflationsrate 2017 für Ärztinnen und Ärzte – entgegen der Fotos: fastfun23/iStock, Stefan Seelig (2) plus zusätzlich 0,2 Prozent ab 1. März 2018 testen für ein faires Einkommen best- ursprünglichen Intention der Dienst- möglich zu unterstützen. Bis zuletzt E rhöhung aller Ärztegehälter um die Inflationsrate 2018 geber – erreicht werden. Die Regelung hatte es nämlich seitens der Arbeit- plus zusätzlich 0,2 Prozent ab 1. März 2019 sieht vor, dass Ärztinnen und Ärzte geber keinerlei Bereitschaft für kon- M indestlohn in der Stufe 1 von 5000 Euro für Stations- 2017 ab dem 54. Lebensjahr, 2018 ab struktive Verhandlungen gegeben. Im ärzte spätestens ab 1. Jänner 2019 dem 52. Lebensjahr und 2019 ab dem Dezember 2016 wurde deswegen von S echste Urlaubswoche 50. Lebensjahr Anspruch auf eine sech- der Betriebsrätekonferenz der Ordens- ste Urlaubswoche haben. 14 doktor in wien 02_2017
NEWS INTERN KAV: Achse mit Personal- Wiener Ärzteball: vertretung macht sich bezahlt Glanzvolle Ballnacht in der Wiener Hofburg Wie in den letzten Jahren waren auch beim Die mit dem Wiener Krankenanstaltenver- als auch von der KAV-Generaldirektion als diesjährigen Wiener Ärzteball am 28. Jänner bund im September vorigen Jahres gestarteten Ansprechpartnerin für alle Anliegen der Ärz- 2017 bereits Tage vor dem Ball die Tische in Verhandlungen über bessere Arbeitsbedin- teschaft akzeptiert wird. den meisten Ballsälen restlos ausverkauft. gungen für die dort tätigen Ärztinnen und Für den Obmann der Kurie angestellte Ärzte Mehr als 3000 Gäste aus dem In- und Ärzte sind noch im Laufen. Trotzdem konnten und Vizepräsidenten der Ärztekammer für Ausland folgten dem Ruf zur 67. Auflage bereits positive Ergebnisse erzielt werden: Wien, Hermann Leitner, sind diese Er- des Wiener Ärzteballs. R ücknahme zahlreicher geplanter Nacht- gebnisse durchaus ermutigend: „Selbstver- dienstreduktionen beziehungsweise ständlich verhandeln wir laufend weiter und Evaluierung der restlichen Nachtdienst versuchen vor allem in den Arbeitsgruppen, reduktionen bestmögliche Lösungen für alle Kolleginnen K eine Verpflichtung zu 12,5-Stunden- und Kollegen zu erarbeiten.“ In diesem Sinne Diensten werde man die gesamte Situation auch zu- Ü berstunden sind möglich und werden künftig genau verfolgen. Die im vorigen Jahr ausgezahlt gefassten Streikbeschlüsse blieben jedenfalls Ä nderungen im KAV-Management werden bis zum Abschluss der Verhandlungen auch endlich politisch lautstark angedacht weiterhin aufrecht. Neben der neuen Wiener Gesundheits- E inrichtung von Arbeitsgruppen zu wich- Durch die neue Achse von Ärztekammer und stadträtin Sandra Frauenberger konnte tigen Bereichen wie Betriebsklima und Personalvertretung sei es gelungen, entspre- Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres Kommunikation, Dienstplangestaltung, chenden Druck aufzubauen, womit die Anlie- diesmal auch zahlreiche heimische Spitzen- Ausbildung, Strukturmaßnahmen, ärzt- gen auch direkt an den Dienstgeber übermit- vertreter aus Politik, Wirtschaft, Industrie und Kultur begrüßen. Besonders prominent lichem Personalbedarf sowie Transparenz telt werden konnten. Leitner: „Die nächsten vertreten waren Ehrengäste aus dem be- Langfristig gesehen ist der wichtigste Punkt, Wochen und Monate werden zeigen, ob der nachbarten Ausland, allen voran die Präsi- dass die Ärztekammer – gemeinsam mit sich abzeichnende Trend eines aufeinander denten der deutschen Landesärztekammern dem Personalgruppenausschuss Ärztinnen Zugehens seitens des Wiener Krankenan- von Hessen (Gottfried von Knoblauch zu und Ärzte im KAV – sowohl von der Politik staltenverbunds auch nachhaltig ist.“ Hatzbach), Sachsen (Erik Bodendieck) und Thüringen (Ellen Lundershausen) sowie der ungarische Ärztekammerpräsident István Éger. Auch die sächsische Staatsministerin Ansiedelung der European für Soziales und Verbraucherschutz, Barbara Klepsch, reiste extra zum Ball an. Medicines Agency wird unterstützt Höhepunkte an diesem Abend war neben der von Lidia Mastaire geleiteten Eröffnung die Mitternachtseinlage, diesmal „Chicago Blues Night“, sowie die Publikumsquadrille im Festsaal um 3.00 Uhr früh, zu der es um „Volle Unterstützung“ verspricht die Ärztekam- Grund für die Umsiedelung der EMA ist der 1.30 Uhr eine eigene Probe im Radetzky mer bei dem Bemühen der Wirtschaftskam- bevorstehende EU-Austritt Großbritanniens. Appartement II gegeben hat. Und das „Med mer, sich für die Übersiedelung der European Die Agentur ist zuständig für die Zulas- Clubbing“ aus der „Passage“ wurde einfach Medicines Agency (EMA) von London nach sung und Überwachung von Arzneimitteln in den Gartensaal im Parterre der Hofburg Wien starkzumachen. Ärztekammerpräsi- innerhalb der Europäischen Union und verlegt. Insgesamt spielten während des dent Thomas Szekeres sieht darin eine große beschäftigt derzeit ungefähr 900 Mitarbeiter. Balls elf Kapellen und Combos auf. Chance: „Die Politik auf Stadt- und Bundes Eine Ansiedelung der Agentur würde laut ebene hat damit die Möglichkeit, die Bedeu- Wirtschaftskammer ungefähr 133 Millionen tung der traditionellen medizinischen Wiener Euro an zusätzlicher jährlicher Wertschöp- Schule international neu aufleben zu lassen.“ fung bringen. Laut Szekeres gäbe es aufgrund der derzeitig Wien sei „geradezu prädestiniert“ für die sowohl politischen als auch gesellschaftlichen Zentrale einer solchen EU-Institution. „Wien Fehlentwicklungen sowieso zu wenige at- ist sowohl mit seiner tief greifenden medi- traktive Arbeitsplätze in Österreich: „Ärz- zinischen Vergangenheit als auch mit dem tinnen und Ärzte sowie Forscher laufen uns Wiener AKH und weiteren Forschungszen- in Österreich aufgrund vieler hausgemachter tren der wohl bestmögliche Standort für die Bereits zum fünften Mal gab es ein Casino, Probleme davon.“ Die Ansiedelung einer EMA“, betont Szekeres und hofft, dass die wobei der Reinerlös dieses Jahr dem Verein EU-Institution vom Format der EMA sei Politik „die sich dargebotene Chance ergreift „DEBRA – Hilfe für Schmetterlingskinder“ daher eine „einmalige Chance“, dem effektiv und ernsthaft versucht, die EMA nach Wien zugutekommen wird. entgegenzusteuern. zu bringen“. 02_2017 doktor in wien 15
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