FACHMARKTZENTREN IN DEUTSCHLAND - Werte sichern. Werte steigern - MEC METRO-ECE ...
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6 EINLEITUNG 6 7 8 Grußwort MEC Grußwort Partner Grußwort Zentraler Immobilien Ausschuss 9 Grußwort German Council of Shopping Centers 10 BESTANDS- BEWIRTSCHAFTUNG 12 Wertarbeit im Bestand. Wo liegen die Potenziale für Wertsicherung und Wertsteigerung? 18 Nachhaltiger Gebäudebetrieb – eine Frage der Zukunftssicherung? 24 MARKTÜBERSICHT 26 Langweilig ist sexy – Investmentmarkt für Fachmarktzentren 35 Food for thought
MARKTTEILNEHMER 38 Investoren 39 Assetklasse Fachmarktzentrum. Werte sichern, Werte steigern: Operative Reserven heben TE LNEHM R 46 Mieter 36 47 Wohin entwickelt sich der Vermietungsmarkt? 50 Interview FitX 52 Verbraucher 53 Nahversorgung in Deutschland bleibt weiter onlineresistent 55 Zielgruppen mit Zukunft und was sie über Retailtrends denken BAU- & PLANUNGSRECHT 62 Neue Chancen für die Weiterentwicklung und Vitalisierung von Fachmarktzentren PROPTECHS 70 Digitale Innovationsbereitschaft wird mit 7,44 Mio. Euro belohnt 74 UNITED-Portfolio auf dem Prüfstand Betriebskosten: der Hebel zur Kosteneinsparung 68 78 PRAXISBEISPIELE 80 Modernisierung: T.E.C. Erfurt 84 Revitalisierung: Einkaufspark Duckwitz Bremen 88FAZIT 94 Partner 96 Gastbeiträge 97 Impressum
EINLEITUNG MEC Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Kaufpreise für Fachmarktzentren sind unverändert Nachhaltigkeit – vieles wird angesprochen und vorgestellt. dynamisch. Das ist keine Neuigkeit, ebensowenig wie die In bewährter Manier haben wir uns um eine umfassende Wende hin zum Mietermarkt. Aber die Auswirkungen dieser und ausgewogene Betrachtung bemüht, die ohne unsere Entwicklungen werden immer spürbarer: Um angemes- Partner und Gäste nicht möglich gewesen wäre. Wir bedan- sene Renditen zu erzielen, muss man heute – und auch ken uns aufs Herzlichste bei allen Beteiligten und wünschen in Zukunft – größere Herausforderungen meistern. Daher eine informative Lektüre! widmen wir die diesjährige Ausgabe von „Fachmarktzentren in Deutschland“ einer der Kernfragen unserer Branche: Wo liegen die Potenziale für Werterhalt und Wertsteigerung? Gerade der Aspekt der Wertsicherung gewinnt bei Han- delsimmobilien zusehends an Bedeutung. Dieser Fokus ist sicher richtig, aber es gibt gerade in der Assetklasse Fachmarktzentren auch noch genügend Ansatzpunkte zur Wertsteigerung. Der bekannteste ist der Modernisierungs- Christian Schröder, COO, MEC und Revitalisierungsbedarf, der je nach Betrachtung bei ca. 50 % der Objekte in unterschiedlicher Ausprägung vorliegt. Der aktuelle Bericht spannt den Bogen von Aspekten des operativen Tagesgeschäfts über Nachhaltigkeit und Refur- bishments bis hin zu Portraits von PropTechs, die mit ihren Leistungen zu Werterhalt und Wertsteigerung beitragen können. Auch die aktuelle Ausgabe ist das Produkt der gemeinsa- Sebastian Kienert, CFO, MEC men Anstrengungen bewährter Partner. Neben unseren langjährigen Weggefährten Dr. Lademann & Partner, Nu- veen und Savills ist WISAG neu mit an Bord gekommen. Wie immer haben wir auch Gastbeiträge aufgenommen. Sie stammen u. a. von Westbridge Advisory und Cloud- brixx. Anhand vieler praktischer Beispiele versucht diese Ausgabe, verschiedene Ansatzpunkte von Werterhalt und Wertsteigerung zu illustrieren, greifbar zu machen und viel- leicht sogar zu inspirieren. PropTechs, neue Mieterkonzepte, 6 | Grußwort
GRUSSWORT PARTNER Liebe Leserinnen, liebe Leser, in diesem Jahr gehen wir in medias res des operativen Ge- Potenzial bietet. Verbraucher und Händler zeigen, dass schäfts, wenn wir danach fragen, wo es bei Fachmarkt- die Spezialisierung von Handelsimmobilien auf Kernfunk- zentren und Hybriden Malls Reserven für den Werterhalt tionen richtig ist und durch hohe Standorttreue belohnt und zur Wertsteigerung gibt. Das wirtschaftliche Umfeld wird. Digitale Technologien helfen, Bewirtschaftungs- und ist anspruchsvoller geworden. Investoren und Einzelhändler Transaktionskosten zu senken. Die Digitalisierung der Im- werden immer kritischer bei der Auswahl geeigneter Stand- mobilienbranche steckt noch in den Kinderschuhen, sodass orte. Die Umsetzung der gestiegenen Anforderungen an die hier künftig noch weitere Potenziale liegen. Managementnetzwerke von Fachmarktzentren beschäftigt im Grunde alle Marktteilnehmer, wenn auch manche eher Der eingeschlagene Weg der Spezialisierung und Vernet- indirekt. zung aller Leistungen und Leistungspartner hat sich als produktiv erwiesen. Denn der Erfolg aller involvierten Markt- Deshalb wollen wir in der aktuellen Ausgabe von „Fach- teilnehmer zeigt, dass der Weg stimmt, noch lange nicht zu marktzentren in Deutschland“ anhand aktueller Beispiele Ende ist und somit noch Luft nach oben hat. und Fallstudien aufzeigen, wie rentabel die Assetklasse ist, und dass sie auch noch für lange Zeit viele Möglichkeiten Wir wünschen eine interessante, anregende Lektüre und bietet. Wohl keine andere Anlageklasse hat in den letzten freuen uns auf einen regen Austausch mit allen Leserinnen Jahren eine solche Professionalisierung vollzogen wie die und Lesern. der Fachmarktzentren. Aktives und vorausschauendes Ma- nagement, Entwickeln von Branchenstandards, Offenheit für und Schnelligkeit bei Veränderungen (nicht nur durch Digitalisierung) sowie strikte Kundenzentrierung sind nur einige der Anforderungen, die schon heute für erfolgreiches Management notwendig sind. Schwerer zu beeinflussen sind Rahmenbedingungen wie das Planungsrecht. Mit Nachhaltigkeit tun sich viele Branchen schwer – unsere auch. Das hängt zum einen damit zusammen, dass manche nur eine unklare Vorstellung haben, was darunter zu verste- hen ist. Zum anderen ist es in vielen Bereichen schwer, so komplexe Immobilien nachhaltig zu betreiben – meint man. In dieser Ausgabe zeigen wir anhand von Beispielen, dass nachhaltiges Wirtschaften mehr als Greenwashing ist und schon längst im Alltag angekommen ist. Für die Akteure der Finanzwelt ist es z. T. gesetzlich vorgeschrieben. Insgesamt ist Nachhaltigkeit eine eigene Ausgabe von „Fachmarktzen- tren in Deutschland“ wert. Fachmarktzentren und Hybride sind und bleiben eine ren- table Assetklasse, die aus sich selbst heraus noch viel Grußwort | 7
GRUSSWORT ZENTRALER IMMOBILIEN AUSSCHUSS Liebe Leserinnen und Leser, Einzelhandelsimmobilien stehen derzeit unter kritischer hinaus gilt es, die Interessen des Fachmarktzentrums als Beobachtung. So stellt das jüngste Frühjahrsgutachten Ganzes auch bei Entscheidern vor Ort zu vertreten, etwa des Rates der Immobilienweisen trotz eines stabilen Kon- durch einen stetigen, engen Austausch mit lokalen Politikern sumklimas und einer wachsenden Pro-Kopf-Kaufkraft fest: oder Bauämtern. Dies kann Offenheit schaffen, auch für „Der Einzelhandelsinvestmentmarkt blickt auf ein insgesamt grundlegendere Anpassungen wie Nutzungsänderungen schwaches Jahr 2018 zurück.“ Das Transaktionsvolumen oder zusätzliche Flächen, und damit auch Chancen für eine lag bei nur noch 10,5 Mrd. Euro und damit mehr als ein Zukunft bedeuten, in der sich der Einzelhandel nicht weniger Viertel unter dem Vorjahreswert. Das ist nach einer langen verändern wird als in den vergangenen Jahren. Phase des Booms prinzipiell nicht verwunderlich, zumal eine steigende Unsicherheit über die Auswirkungen der Digitalisierung des Handels viele Investoren tendenziell zur Zurückhaltung bei Handelsimmobilien bewegt. Passend dazu sind laut Daten von Savills die Spitzenren- diten für Shopping Center in den vergangenen drei Mona- ten um 30 Basispunkte auf 4,2 % gestiegen. Zugleich aber meldet CBRE für Fachmarktzentren ein weiteres Absinken der Renditen auf durchschnittlich 4,25 %. Das zeigt, was ak- Ihre Iris Schöberl tuell bei Investoren in Einzelhandelsimmobilien nachgefragt Vorsitzende des ZIA-Ausschusses Handel wird. Doch die Beliebtheit führt zunehmend auch zu über- zogenen Preisvorstellungen. Für Investoren sind daher zwei Dinge wichtig: erstens Selektivität hinsichtlich Kriterien wie Lage, Vermietungssituation und Drittverwertbarkeit; zwei- tens möglichst alle ungenutzten Potenziale in bestehenden Fachmarktzentren zu heben. Der zweite Punkt ist dabei besonders interessant, immerhin bietet er eine Chance, Nutzen für alle Stakeholder eines Fachmarktzentrums zu stiften – vom Investor und Vermieter über die ansässigen Händler bis hin zu den Kunden, die bei ihnen einkaufen. Entsprechend wichtig ist es, die Bedürf- nisse aller Zielgruppen im Auge zu behalten. Schließlich erschöpft sich Vermietungskompetenz nicht darin, Flä- chen neu vermieten zu können. Genauso wichtig ist die Kompetenz, bestehende Mieter langfristig in einem Objekt zu halten. Voraussetzung dafür ist es, die Bedürfnisse der Mieter überhaupt zu kennen und auch Veränderungen vorzunehmen, um diesen Bedürfnissen gerecht zu wer- den, etwa wenn es um An- oder Umbauten geht. Darüber 8 | Grußwort
GRUSSWORT GERMAN COUNCIL OF SHOPPING CENTERS Liebe Leserinnen und Leser, bekanntlich bezeichnet man etwas, was bereits zum drit- klasse wohl kaum zu übertreffen. Analogien zur Tourismus- ten Mal stattfindet, im Volksmund als Tradition. Mit gutem branche sind zu spüren. Jeder, der gerne verreist, versteht Gewissen kann man den jährlich erscheinenden, sachlich sich gern als Tourismusexperte, ist aber tatsächlich weit fundierten Fachmarktzentren Report, den Sie heute in den davon entfernt. Das hieraus entstehende Diskussionsniveau Händen halten, mittlerweile sogar als Institution bezeich- möge in der Handelsimmobilienwelt nicht erreicht werden. nen. Neben der erfreulichen Regelmäßigkeit, mit der dieser Schlagzeilen helfen nur den Medien, leisten aber keinen umfassende Report erscheint, verlassen wir uns jedoch ernsthaften Beitrag zur täglichen Arbeit an jedem einzelnen gleichermaßen auch auf die Qualität des Inhaltes. Ob Mieter, Objekt in einer herausfordernden Handelsumgebung. Investoren, Banken, Eigentümer oder aber die lokale Poli- tik und Gesellschaft: Wir alle sind heute mehr denn je auf Der Redaktion des Fachmarktzentren Reports möchten wir fachlich fundierte Erkenntnisse angewiesen, um Handels an dieser Stelle für die fachliche Besonnenheit ihrer Arbeit immobilien beurteilen und deren nachhaltige Perspektiven danken. Durch die jährliche Auflage bekommt der Report in Zeiten des Omnichannels einschätzen zu können. jedes Jahr einen außergewöhnlichen Auftritt. Sie leistet da- mit einen bedeutenden Beitrag zum Selbstbild und Image Lange „Zahlenkolonnen“ oder Excel-Tabellen helfen aber der Branche. Vor dem Hintergrund sind wir stolz darauf, die nur bedingt, um über den Erfolg oder Misserfolg einer Han- Akteure des Fachmarktzentren Reports 2019 in den Reihen delsimmobilie zu urteilen. Rankings, die auf fragwürdiger des German Council of Shopping Centers zu wissen. Datenbasis erstellt und dennoch als „Wegweiser“ professi- onell vermarktet – und leider zu wenig hinterfragt – werden, stellen eine zusätzliche Herausforderung dar. Im Ergebnis wird eine Scheingenauigkeit vorgegaukelt, die oftmals der Realität spottet. Sicher spielen Verkaufsflächen, Umsätze, Mieteranzahl usw. eine wichtige Rolle, um eine fundierte Einschätzung vorneh- men zu können, diese aber bitte in Reflexion zu Standort und Umfeld und Wettbewerb. Ihre Christine Hager Vorsitzende des German Council of Shopping Centers Daher ist es zwingend notwendig, sich mit sachlich und wissenschaftlich fundierter Literatur – wie wieder im Fach- Managing Director/Head of Shopping Center marktzentren Report – ein umfassenderes Bild vom Markt- Asset Management redos invest management GmbH geschehen, den Ideen und Anstrengungen der Branche und den sich daraus ableitenden Perspektiven zu erstellen. Hierbei ist es wichtig, auch die Professionalität des Manage- ments und der Investitionsstrategie der Eigentümer zu (er-) kennen. Wer heute Handelsimmobilien betreibt, der muss seine Aufgabe als die „Königsdisziplin“ der Immobilienwirt- schaft betrachten und die Verantwortung übernehmen. An Komplexität und gesellschaftlicher Relevanz ist diese Asset- Grußwort | 9
Wo liegen die Potenziale für Wertsicherung und Wertsteigerung? Die Kaufpreise für Fachmarktzentren und Hybride Malls bewegen sich seit Jahren auf einem Höchststand und es ist nicht absehbar, wann sich dieser Trend ändert. Erstmals liegen die Renditen für Shopping Center höher als die für Ein Beitrag von MEC Fachmarktzentren. Die Niedrigzinsphase der EZB hält un- verdrossen an, und ein Ende zeichnet sich nicht ab. Bei der Vermietung hat eine klare Verschiebung hin zu einem Mie- termarkt stattgefunden mit entsprechenden Auswirkungen u. a. auf Mietniveaus und Vertragslaufzeiten. Kurz: Die Voraussetzungen für Investoren, attraktive Rendi- ten zu erzielen, sind in den letzten Jahren immer herausfor- dernder geworden. Aber auch in dieser Marktsituation blei- ben Fachmarktzentren weiterhin lohnenswerte Investments. Für Investoren, die Objekte neu und hochpreisig akquirie- ren, ist die Renditekompression eine klare, sofort spürbare Herausforderung, der sie aber im Verbund mit ihren Ma- nagementpartnern aktiv und erfolgreich begegnen können. Doch auch bei Bestandsimmobilien geht noch was. Welche Stellschrauben gibt es, um die Renditen auf gutem Niveau zu halten? Wie sehen praktische Umsetzungen aus?
Neue Branchen interessieren sich für Fachmarktzentren Der stationäre Handel ist weiterhin das Maß aller Dinge (vgl. Fach- marktzentren in Deutschland 2018), und im Bereich des periodi- schen Bedarfs wird das in Deutschland aller Voraussicht nach auch noch lange so bleiben (vgl. dazu Artikel Lademann, S. 53). Kurzum, seitens der Mieter ist der Markt zwar enger geworden, aber Fach- marktzentren sind auch aus Sicht der Verbraucher und Einzelhändler begehrt. Klare Positionierung im Wettbewerbsumfeld, niedrige Kos- tenstrukturen, stabile Frequenzen – die Anforderungen der Händ- ler an Fachmarktzentren werden größer, da sich die Marktmacht zu ihren Gunsten verschoben hat. Eine gute Nachricht für die Investoren: Für Fachmarktzentren neue Branchen wie z. B. Freizeit und Unterhaltung streben in gut etablierte Standorte und suchen nach großen Flächen. Mieter wie Fitnessstu- dios oder Sky-Diving-Anbieter haben reges Interesse an frequenz- starken Lagen (siehe dazu Artikel Leasing, S. 47). Aber auch klas- sische Mieter aus dem Bereich des periodischen Bedarfs sind an guten Standorten interessiert, wenn sie gut gemanagt sind. Momen- tan gehören Discounter wie z. B. TKMaxx, Kik, Tedi und Woolworth zu den am stärksten expandierenden Formaten in Fachmarktzen tren. Im Segment der Lebensmittelhändler haben die Vollsortimenter in den letzten Jahren erfolgreich die Discounter unter Druck gesetzt, mit aus Verbrauchersicht positiven Folgen für Sortimente, Ladenbau etc. Der Vermietungsmarkt ist insgesamt herausfordernder gewor- den, aber es gibt keinen Anlass, Trübsal zu blasen, auch wenn die Anforderungen steigen. Bestandsbewirtschaftung | 13
Bewirtschaftungskosten senken Gerade die Betreiber der Standorte sind gefordert, die Betriebskos- ten zu senken. Ein genereller Hebel dafür sind die Nebenkosten, kon- kret u. a. Energiekosten und die Kosten für das Facility Management (FM). Niedrigere Nebenkosten sind für Mieter und Investoren attraktiv. In Kooperation mit entsprechenden Spezialisten lassen sich bei den Energiekosten spürbare Effekte erzielen. Ein gebündelter Einkauf von Energie für mehrere Fachmarktzentren zusammen senkt die Kosten. Ein Fallbeispiel dazu gibt es ab Seite 74. Facility Management bietet ebenfalls die Chance, Kosten zu senken. Ein Ansatzpunkt dafür ist die bedarfsgerechte Strukturierung der Ser- vices für verschiedene Typen von Einzelhandelsimmobilien. Eine stär- kere Differenzierung als bisher im Markt üblich hilft, Kosten zu senken. Allerdings wird es dabei schwieriger, den Spagat zwischen Wünschen der Verbraucher und Mieter einerseits und ggf. reduziertem Leistungs- umfang andererseits zu bewerkstelligen. Ferner ist das Thema Betreiberverantwortung von zentraler Bedeutung. Wenn Investoren bereit sind, diese Verantwortung stärker bei sich an- zusiedeln, können sie Kostensenkungseffekte erzielen. Die Abwägung von Risiko und Nutzen sollte dabei sehr bewusst getroffen und von den Betreibern eingefordert werden. Denn im Falle eines Schadens können größere Forderungen auf den Verantwortlichen zukommen.
Wertsicherung in der täglichen Praxis Im täglichen Betrieb kann durch kontinuierliche Verbesserungen viel für die Ertrags- und somit Wertsicherung eines Fachmarktzentrums getan werden. Die alles überragende Bedeutung der Konzentration auf klar und detailliert definierte Zielgruppen ist in dieser Publikations- reihe immer herausgestellt worden und muss deshalb an dieser Stelle nicht vertieft werden. Das Herausbilden eines in den Augen der Zielgruppen und Händler kla- ren, vom Wettbewerb abgegrenzten Profils bzw. einer Positionierung sind Grundaufgaben, die immer wichtiger werden (vgl. Fachmarktzen- tren in Deutschland 2016 und 2018). Dazu bedarf es u. a. einer lang- fristigen Vermietungsstrategie, die auf einer genauen Wettbewerbsana- lyse beruht und darauf abzielt, einen echten USP herauszubilden. Ein derzeit wichtiger Aspekt bei Vermietungen: Langfristige Mietver- tragslaufzeiten sind gerade bei Kleinflächenkonzepten und im Bereich Textil nicht mehr unbedingt die Regel. Daraus ergibt sich die Chance, Standorte schneller an neue Gegebenheiten anpassen zu können, weil Flächen ggf. schneller wieder verfügbar sind. Anpassungsbedarf kann sich z. B. aus einer geänderten Wettbewerbs- oder Nachfrage- situation ergeben oder weil es neue Händler mit besseren Vertriebs- konzepten und stärkerer Magnetwirkung als bei manchen Bestands- mietern gibt. Asset Manager und Betreiber müssen deshalb flexibler werden und sich sehr genau mit der Passung der (potenziellen) Mieter für den jeweiligen Standort beschäftigen. Bei alldem sollte aber eines nicht übersehen werden: Wenn ein Mieter sich an einem Standort be- währt, wird er auch gerne auf einen längeren Vertrag eingehen. Die Vermietungsstrategie und weitere Maßnahmen, die zur Markenbil- dung eines Standortes führen, sind wichtige Elemente, die über einen gewissen Zeitraum hinweg im täglichen Management zur Wertsiche- rung führen. Nur zur Erinnerung: Die GfK hat herausgefunden, dass Fachmarktzentren, die als Marken aufgebaut und geführt werden, für die Händler im Durchschnitt 3 % mehr Umsatz bedeuten als solche Center, die keine Marken sind. Auch ohne umfassende Modernisie- rungen kann der Auftritt eines Centers für die Verbraucher attraktiver gemacht werden. Ein neuer Anstrich, neue Mallmöbel, bessere Be- leuchtung etc. lassen sich auch mit kleineren Budgets umsetzen, ggf. über zwei oder drei Jahre verteilt. Bestandsbewirtschaftung | 15
Potenziale zur Wertsteigerung Gerade Fachmarktzentren als Autofahrerstandorte haben die Chan- ce, durch veränderte Mobilität neue Ertragsquellen zu erschließen. Der aktuell prognostizierte Boom von E-Ladesäulen wird auch an Fachmarktzentren nicht spurlos vorbeigehen. Die Anbieter von Lade infrastruktur ziehen derzeit durch die Lande und versuchen, sich La- deplätze, also Parkplätze, zu sichern – am liebsten ohne (feste) Miet- zahlungen. Es gibt aber auch Anbieter, die zur Zahlung angemessener Festmieten bereit sind, zuzüglich einer Umsatzbeteiligung je verkaufte Kilowattstunde. Darin liegt ein gutes Potenzial zur Wertsteigerung, denn wenn der Boom bei E-Autos eintreten sollte, lassen sich damit gute Erträge erzielen. Die größten Potenziale zur Wertsteigerung liegen in umfassenden Modernisierungen und Revitalisierungen. Die Kriterien und Auslö- ser für Revitalisierungen sind vielschichtig (vgl. Fachmarktzentren in Deutschland 2014). Schätzungen verschiedener Marktteilnehmer be- sagen, dass ungefähr jedes dritte Fachmarktzentrum in Deutschland revitalisierungsbedürftig ist. Mancher Standort wird durch eine Revi- talisierung nur seinen Wert erhalten, die meisten aber können dadurch den Immobilienwert steigern. Es ist auf jeden Fall wichtig, Standorte im Zuge einer Revitalisierung nachfrage- und wettbewerbsgerecht auszurichten und auszustatten. Die Nachfrage wird letztlich von den Verbrauchern vorgegeben, aber auch die Nachfrage seitens des Handels ist selbstverständlich zu be- rücksichtigen. In den letzten Jahren haben sich die Flächenanforderungen der Han- delsunternehmen immer wieder geändert. Das bedeutet, dass spä- testens bei umfassenden Modernisierungen oder Revitalisierungen Gebäude und Technik von Fachmarktzentren so anzupassen sind, dass Flächen mit geringen Kosten auf flexible Nachfragesituationen angepasst werden können. Es gibt bereits neue Nutzungskonzepte für Großflächen. In so manchen Fachmarktzentren mieten sich z. B. Fitnessstudios ein. Das erschließt neue Potenziale. Eine gute, dem Gesamtprodukt Fachmarktzentrum angemessene Aufenthaltsqualität sollte ebenfalls das Ergebnis eines Refurbishments sein. Je ein Bei- spiel für eine gelungene Modernisierung (T.E.C. Erfurt) und Revitalisie- rung (EDU Bremen) findet sich ab S. 78. Bemerkenswert am Beispiel des EDU Einkaufsparks ist, dass auch eine Revitalisierung in mehreren Schritten erfolgen kann, die sich über mehrere Jahre erstrecken. 16 | Bestandsbewirtschaftung
Unterschätzter Wertfaktor Nachhaltigkeit Hand aufs Herz: Der Begriff Nachhaltigkeit wird im ersten Moment meistens mit dem Thema „Umweltschutz“ in Verbindung gebracht. Aber Nachhaltigkeit hat drei Dimensionen: People, Profit, Planet. Die Umsetzung nachhaltiger Bewirtschaftung schafft Potenziale für Werterhalt und Wertsteigerung. Alleine im Bereich Energie und Mo- dernisierung technischer Anlagen liegen einige Reserven, mit denen der wirtschaftliche Erfolg eines Fachmarktzentrums erhöht werden kann. Einfache technische Maßnahmen, die seit Längerem im laufen- den Betrieb umgesetzt werden, sind z. B. der Einsatz von LED-Leuch- ten oder der Einsatz von Sensoren, um Beleuchtung in weniger ge- nutzten Bereichen zu steuern. Gerade der Einsatz von Sensoren und digitaler Technologie bietet noch viel Potenzial. Mehr Trockenreinigung senkt den Verbrauch von Reinigungsmitteln, Energie und Wasser. Es gibt im Bereich nachhaltiger Bewirtschaftung auch Themen, die eher langfristig geplant und umgesetzt werden müssen, beispielswei- se der Austausch wesentlicher Teile oder gar der gesamten Haus- und Betriebstechnik. Im Zuge umfassender Modernisierungen oder Refurbishments können auch dafür die entsprechenden Investitionen geplant und realisiert werden. Aber zwischen kurz- und langfristigen Maßnahmen liegen auch viele andere Möglichkeiten, um durch Nach- haltigkeit profitabler zu werden. Einen umfassenden Einblick gibt es ab S. 18. Für Investoren ist der Druck auf die Renditen spürbar, ist doch eine Abschwächung bei den Kaufpreisen von Fachmarktzentren nicht in Sicht. Gut gemanagte Fachmarktzentren sind auch künftig gute In- vestments. Die Professionalisierung des Managements dieser As- setklasse wird sich weiter in hohem Tempo fortsetzen und effizienten Managementnetzwerken gehört die Zukunft. Bestandsbewirtschaftung | 17
NACHHALTIGER BETRIEB – EINE ZUKUNFTSSICH „Es soll nicht mehr Holz geerntet werden als Der Bund Deutscher Architekten hat im Mai auch wieder nachwächst.“ Mit diesem Grund- 2019 ein Positionspapier veröffentlicht und satz führte der sächsische Oberberghauptmann damit ein deutliches Zeichen gesetzt. Es geht Hans Carl von Carlowitz die „nachhaltende darin um die klare Selbstverpflichtung, spürbar Nutzung“ in der Waldbewirtschaftung ein, und mehr für den Schutz unserer Lebensgrundlagen zwar bereits 1713. Seine schon 300 Jahre alte zu unternehmen, verbunden mit dem Aufruf an Handlungsmaxime gilt als Ursprung des heuti- weitere Akteure der Immobilienwirtschaft wie gen Leitprinzips Nachhaltigkeit, das gerade in Bauindustrie, Handwerk und Wohnungswirt- jüngster Zeit eine starke Renaissance erfährt – schaft, gemeinsam „klimagerecht“ zu handeln – auch in der Immobilienwirtschaft. Zum einen und das nicht allein aus einer moralischen wächst der politische Handlungsdruck durch Überzeugung heraus. Nachhaltiges Gebäude- die 2015 verabschiedete UN-Agenda 2030 für management, unter anderem in Fachmarktzen- nachhaltige Entwicklung sowie durch eine neue tren (FMZ), kann Energieeffizienz, Ressourcen- EU-Vorgabe zur Gebäudeeffizienz, die 2020 in schutz, Qualitätssteigerung oder Zeitersparnis Kraft tritt. Zum anderen werden Forderungen durch Prozessoptimierung bewirken. Ökonomie nach gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ver- und Ökologie gehen Hand in Hand. So kann antwortung für mehr Klimaschutz lauter. Außer nachhaltiges Gebäudemanagement den Wert dem: Das Bewusstsein der Immobilienwirtschaft von Immobilien erhalten und steigern. In Anbe- für das große Potenzial nachhaltiger Maßnah- tracht dieser weitreichenden Wirkung grüner men im Gebäudemanagement steigt. Gesamtkonzepte stellt sich die Frage, warum diese für FMZ immer noch Mangelware sind. 18 | Bestandsbewirtschaftung
GEBÄUDE- NE FRAGE DER HERUNG? Ein Beitrag der WISAG Es gibt bislang kein einheitliches Verständnis von einem nachhaltigen Gebäudebetrieb. Dies ist ein zentrales Ergebnis des WISAG Nachhaltigkeitsra- dars 2018, einer jährlichen Trendstudie zur öko- logisch nachhaltigen Gebäudebewirtschaftung. Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer ist der Meinung, dass bereits einzelne Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung einen nachhalti- gen Gebäudebetrieb ausmachen. Die andere Hälfte der Befragten ist der Auffassung, dass von nachhaltigem Gebäudebetrieb erst die Rede sein kann, wenn alle betrieblichen Prozesse auf einem nachhaltigen Gesamtkonzept basieren. Zu die- sem uneinheitlichen Verständnis tritt eine zweite Schwierigkeit: Die oft noch diffuse Kausalkette zwischen Kosten- und Nutzeneffekten nachhalti- gen Handelns ist das zentrale Hindernis, Immobi- lien nachhaltig zu bewirtschaften. Das zeigt eine Metastudie des IREBS Kompetenzzentrums der Universität Regensburg aus 2016 zum Thema „Nachhaltigkeit contra Rendite“. Illustration: WISAG
Daraus ergibt sich die Frage, wie die nachhaltige Immobilienbewirtschaftung vorangebracht wird. Im WISAG Nachhaltigkeitsradar 2018 zeigt sich eine einheitliche Erwartungshaltung der Immobilienbranche: Die Facility-Management-Dienstleister in ihrer Rolle als Spezialisten sollen passende Maßnahmen und Konzepte für eine nachhaltige Bewirtschaftung einbrin- gen und den Entwicklungsprozess auf diese Weise begünstigen. Zum Portfolio von Facility- Service-Dienstleistern gehören Gebäudetechnik, Gebäudereinigung, Sicherheit und Ser vices sowie Garten- und Landschaftspflege. Diese Leistungen werden jedoch selten per se ökologisch nachhaltig ausge- schrieben, sondern standardisiert als Regelleistungen. Hier liegt der Knackpunkt. Es gibt zwar Branchenstandards für nachhaltigen Betrieb, wie beispielsweise die Zertifizie- rungsrichtlinie GEFMA 160, aber sie finden nicht konkret genug Einzug in die Ausschreibun- gen. Demzufolge werden weder Messinstrumente für ökologische Effekte berücksichtigt noch Reportingmaßnahmen im Hinblick auf die ökologische Auswirkung der erbrachten Dienstleis- tungen. Hier besteht dringender Nachholbedarf. Denn betrachtet man die aktuellen Transfor- mationsprozesse bundes- und europaweit, zeigen sich für die rund 260 Fachmarktzentren in Deutschland durch das Prinzip der Nachhaltigkeit tatsächlich große Entwicklungschancen: –> Das jeweilige Image eines Fachmarktzentrums kann durch eine nachhaltige Bewirt- schaftung geschärft werden, vor allem als Reaktion auf den sich verändernden Qua- litätsanspruch der Kunden. Umwelt- und Klimaschutz liegen im Trend und werden direkt im Alltag erfahrbar, unter anderem durch ein E-Mobilitätskonzept. Nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Handeln im FMZ kann so zum Wettbewerbsvorteil ge- genüber dem weiter wachsenden Onlinehandel werden. –> Der nachhaltige Betrieb führt zu weniger CO2-Ausstoß und Ressourcenverbrauch. –> Der Wert der Immobilie kann durch technische Modernisierung und Innovationen erhalten und gestärkt werden. Was verstehen Sie unter nachhaltigem Gebäudebetrieb? WICHTIG IST: Von grünem Gebäudebetrieb ist erst die Rede, wenn alle betrieblichen Prozesse auf einem grünen Gesamtkonzept basieren. Von grünem Gebäudebetrieb ist bereits die Rede, wenn einzelne Leistungen grün durchgeführt werden. Nicht Einzelmaßnahmen, sondern ein Gesamtkonzept Zustimmung der Befragten (in Prozent), nur eine Antwort möglich. für einen nachhaltigen Betrieb erzielt den größten Wir- kungsgrad. Um es gleich vorweg zu sagen: Nachhaltige Gebäudebewirtschaftung geht nicht automatisch mit s l s -/ - r te ts ch g rb ge ei e r äf r r ei un t r te te am i te höheren Kosten einher. Grundsätzlich bleibt das Kos- hr h d i t a ti e r il ei ei fü sc M ns an B b te le es rb e am So st ita G sg A tengefüge auch bei nachhaltigem Management auf dem r Vo Te M In 100 % vorhandenen Niveau. Das gilt insbesondere, wenn die 53 33 50 60 54 41 60 Amortisation entsprechender Investitionen ganzheitlich betrachtet wird und langfristig ausgerichtet ist. Doch 50 % welche Maßnahmen im Bereich Facility Services sind im Sinne der Nachhaltigkeit und der Wertsteigerung 47 67 50 40 46 59 40 von Fachmarktzentren möglich und können in einem 0% Gesamtkonzept eine Rolle spielen? Quelle: WISAG Nachhaltigkeitsradar 2018 20 | Bestandsbewirtschaftung
NACHHALTIGE TECHNIK Wassertanks für Sprinkleranlagen als Speicher nutzen gen können durch effizientere frequenzgesteuerte ersetzt Die Gebäudetechnik bietet viele interessante Möglichkeiten, werden. Auch die dezentrale Gewinnung erneuerbarer durch nachhaltige Umrüstung Einsparpotenziale zu erzie- Energie durch Photovoltaik-Anlagen ist eine wichtige nach- len – und das mit größtmöglicher Transparenz. Geleistete haltige Maßnahme. Sie wird jedoch noch selten genutzt. Investitionen und finanzieller Nutzen können hierbei in direk- Zugegeben, die großen Dachflächen der Fachmarktzen ten Zusammenhang gestellt werden. Modernisierungsmaß- tren müssen von eventuellen Schneemassen einfach befreit nahmen im Bereich der Gebäudetechnik können nicht nur werden können und grundsätzlich sind Dachtragelasten für eine Senkung der Nebenkosten sorgen, sondern auch zu prüfen. Aber es gibt inzwischen Solarpaneele, die sich Wartungs- und Instandhaltungskosten verringern. Langfris- beispielsweise in publikumsfernen Bereichen des Zentrums tig gesehen ist eine Wertsteigerung der Immobilie möglich, vertikal an Außenwänden anbringen lassen. Alles eine Fra- vor allem wenn sich nachhaltige Umrüstungen im Energie- ge der Kreativität. pass des Fachmarktzentrums widerspiegeln. Eine besonders interessante und zugleich innovative Ein paar bewährte und auch ungewöhnliche Beispiele: Maßnahme ist die Einrichtung eines Kälte- oder Wärme- Viele Fachmarktzentren rüsten um auf LED-Beleuchtungs- speichers im Fachmarktzentrum. Innovativ deshalb, weil technik. Sie können damit ihren Kohlendioxid-Ausstoß hierfür die großformatigen Tanks der Sprinkleranlage als (Treibhausgas) verringern und ihre Stromkosten senken. sogenannte Pufferspeicher eingesetzt werden. Diese Was- Ein noch größerer Effekt kann durch die Modernisierung servorratstanks sind ein wichtiger Teil des Brandschutz- der Belüftungsanlagen erzielt werden, gerade wenn man konzeptes und kommen nur ausnahmsweise zum Einsatz, bedenkt, dass diese Anlagen mehr als 10.000 m2 Fläche wenn ein Löschmittel benötigt wird. Als Speicher liefern die in Fachmarktzentren versorgen. Sprich: Sie müssen zuver- Behälter, die teilweise bis zu eine Mio. l Wasser fassen, ei- lässig und ausreichend leistungsstark für diese Größenord- nen wertvollen Zusatznutzen. nung ausgestattet sein. Riemenbetriebene Lüftungsanla- Die großformatigen Tanks der Sprinkleranlage können einen wertvollen Zusatznutzen liefern, wenn sie als Pufferspeicher für Kälte- oder Wärmespeicher eingesetzt werden. Foto: WISAG
NACHHALTIGE REINIGUNG Sensoren ermöglichen Der Einsatz solcher digitalen Technik wirft Fra- bedarfsgesteuerte Einsätze gen zum Datenschutz auf. Einerseits kann die Neben der grundsätzlichen Entscheidung, auf Nutzung von Daten dabei unterstützen, die Be- chemische Reinigungsmittel zu verzichten und wirtschaftung von Gebäuden effizienter, ressour- stattdessen umweltschonende Substanzen einzu- censchonender und insgesamt nachhaltiger zu setzen, gibt es auch technische Möglichkeiten, die gestalten – inzwischen ein wichtiger Aspekt des Reinigungschemie komplett überflüssig machen. Allgemeinwohls. Andererseits gilt es, bestehende Es gibt beispielsweise ein spezielles Trockenreini- Richtlinien zu beachten. Deshalb braucht es ei- gungssystem, das weder Reinigungsmittel noch nen konstruktiven Diskurs mit der Politik, um die Wasser und auch keine Energie benötigt, höchs- rechtlichen Leitplanken für Datenschutz und Da- tens zur Wartung des Systems selbst. Es leistet tennutzung gemeinsam entwickeln zu können. bislang überwiegend in einzelnen Filialen und auf Nur so entsteht ein für die Immobilienbranche Flächen des Centermanagements seine Dienste, notwendiges Umfeld, das die Basis für mutige könnte allerdings auf vielen weiteren Flächen im Innovationen schafft. FMZ verwendet werden. Digital gesteuerte Reinigungsroboter sind in der Lage, durch gezielten Einsatz die Effizienz der Reinigung zu erhöhen. Die Investitionskosten sind jedoch derzeit noch verhältnismäßig hoch Mithilfe von Bewegungssensoren ist es möglich, bedarfsgerecht und es fehlt eine ausreichende Wirtschaftlich- zu reinigen, statt nach festen Zeitintervallen. keitsrechnung. Die Technik kann den Menschen unterstützen, sofern die Einsatzkonzepte ent- sprechend ausbalanciert sind. Und das ist si- cherlich nur noch eine Frage der Zeit. Mithilfe von Sensorik ist es möglich, im Fach- marktzentrum anfallende Arbeiten bedarfsge- rechter zu steuern. Ein einfaches Beispiel sind Seifenspender. Sensoren melden einen kritischen Füllstand an das Servicepersonal und sorgen so dafür, dass genau zum richtigen Zeitpunkt Seife nachgefüllt wird. Die Folge: effizienterer Perso- naleinsatz und mehr Service für die Kunden. Ein weiteres Beispiel: Bewegungssensoren sind in der Lage abzubilden, wo sich im Fachmarktzen- trum Kunden verstärkt aufhalten. Diese Informa- tion hilft dabei, die Reinigungsleistung passend zu steuern. Der Vorteil: Es wird nicht nach festen Zeitintervallen – und damit möglicherweise unnö- tig – gereinigt, sondern genau dort, wo und wann es nötig ist. 22 | Bestandsbewirtschaftung Foto: WISAG
NACHHALTIGER SERVICE Parken ist das neue Tanken Für das Jahr 2020 hat die Nationale Plattform Elek- tromobilität NPE einen Bedarf von 70.000 öffent- lichen Ladepunkten und 7.100 Schnellladesäulen ermittelt. Wo wird geladen? Wo Menschen parken: während der Arbeit, zu Hause oder eben beim Einkaufen. Elektromobilität bietet Betreibern von Fachmarktzentren eine ganze Palette an Vorteilen. Sie können passende Leihfahrzeuge anbieten, die FAZIT UND AUSBLICK: Parkflächennutzung außerhalb der Öffnungszei- ten ermöglichen, spezielle Bonusprogramme mit dem Ladevorgang verknüpfen oder im Optimalfall den gesamten Unternehmensauftritt (Gebäude, Bewirtschaftung, Mobilität) klimaneutral ausrich- Das Transaktionsvolumen bei Fachmarktzentren ten. Es lohnt sich auch hierbei, im Sinne eines ist seit 2009 kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2017 Gesamtkonzeptes mehr zu tun, als nur eine Lade- haben Investoren fast 2,9 Mrd. Euro in Fachmarkt- säule aufzustellen. Denn Elektromobilität stellt sich zentren angelegt, stellt das Immobiliendienstleis- insgesamt als eine große Chance für den Handel tungsunternehmen Savills fest. Fachmarktzentren dar. Etwa 2.000 der insgesamt 16.000 Ladepunk- haben Shopping Center demnach beim Investi- te in Deutschland werden mittlerweile vom Handel tionsvolumen überholt. Der Grund dafür ist, dass angeboten, berichtet der Handelsverband HDE. Fachmarktzentren überwiegend den Lebensmit- Es lohnt sich für Fachmarktzentren, bereits früh- teleinzelhandel als Ankermieter haben und dieser zeitig auf dieses nachhaltige Serviceangebot zu sich als vergleichsweise „onlineresistent“ erweist. setzen, um sich im Wettbewerb zu profilieren. Ab Der Onlinehandel ist 2018 mit 9,1 % zwar etwas dem Jahr 2020 wird das Angebot Pflicht: Die ge- schwächer gewachsen als erwartet, hat aber da- plante EU-Richtlinie zur Gebäudeeffizienz gibt vor, mit sein Marktvolumen auf enorme 53,3 Mrd. Euro dass bei neuen oder kernsanierten Nichtwohnge- gesteigert, berichtet der Handelsverband Deutsch- bäuden mit mehr als zehn Pkw-Stellplätzen min- land im aktuellen Online-Monitor HDE 2019. Die destens eine Ladesäule installiert werden muss. durchschnittlichen Onlineausgaben je Onlineshop- per steigen, heißt es dort, und immer mehr Älte- re entdecken das Onlineshopping für sich. Diese anhaltende Marktentwicklung gilt es, ernst zu neh- men und aktiv darauf zu reagieren. Ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept kann sich für Fachmarktzentren als zentrale Strategie erweisen, um die eigene Marktposi- tion zu behaupten, den Wert der Immobilie zu erhalten oder sogar zu steigern und letztlich ökologische Verantwortung zu übernehmen: Nachhaltigkeit bedeutet Zukunftssicherung. Einkaufen und nebenbei das E-Auto laden: Elektromobilität stellt sich als große Chance für den Handel dar. Bestandsbewirtschaftung | 23 Foto: WISAG
MARKT- ÜBERSICHT
LANGWEI IST Investmentmarkt für Fachmarktzentren Ein Beitrag von Savills Hand aufs Herz: Wenn Ihnen vor zehn Jahren je- mand gesagt hätte, dass Fachmarktzentren in der kommenden Dekade in der Gunst der Investoren vor Shopping Centern stehen, hätten Sie’s geglaubt? Wohl kaum. Mit einer Spitzenrendite von 3,9 % haben Fachmarktzentren aktuell jedoch nicht nur einen neuen Tiefstand erreicht, sondern sind auch erstmals unter die von Shopping Centern gesunken. Warum das so ist und weshalb Fachmarktzentren auch in Zukunft auf eine hohe Investorennachfrage treffen werden, erörtern wir in unserem Beitrag. 26 | Marktübersicht
LIG Zinswende verschoben – vorerst ändert sich nichts Die Zinswende im Euroraum lässt weiter auf sich warten: Die Europäische Zentralbank EZB hat zwar das Nettoankaufsprogramm von Wertpapieren be- endet, jedoch verharrt der Leitzins weiterhin auf dem Rekordtief von null Prozent. Abb. 1: Leitzinsen ausgewählter Notenbanken Leitzins (%) 7 6 5 4 3 2 1 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Fed BoE BoJ EZB Quelle: Notenbanken, Savills Marktübersicht | 27
Dieses anhaltend niedrige Zinsniveau lässt Investoren, die auf stabile Renditen setzen wollen oder müssen, gegenüber der Anlage in „Betongold“ so gut wie keine Alternativen: Die Aktienmärkte sind volatil und AAA-Staatsanleihen notieren teilweise wieder im negativen Bereich. Dementsprechend bleibt die Investmentnachfrage nach Immobilien sehr hoch. 2018 „Rekordinvestition von 60 mehr als Mrd. Euro in deutsche Gewerbe- immobilien“ Abb. 2: Weltweites Immobilientransaktionsvolumen Mrd. Euro 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Transaktionsvolumen, 12 Monate rollierend Quelle: RCA, Savills 28 | Marktübersicht
Langweilig ist sexy – Deutschland profitiert Von dieser Nachfrage profitiert der deutsche Immobilien- Abb. 3: Transaktionsvolumen Gewerbeimmobilien markt im Besonderen, schließlich zählt der hiesige Markt Mrd. Euro bei der schier endlosen Brexit-Umsetzung und der damit 70 anhaltenden Ungewissheit zu einem der wenigen Anlage- häfen, die als sicher gelten. 60 Anders ausgedrückt: Langweilig ist sexy in einer Welt mit großer Volatilität und politischen Risiken. So sexy, dass 50 es das Immobilienjahr 2018 in die Geschichtsbücher ge- schafft hat. Mehr als 60 Mrd. Euro wurden im vergangenen 40 Jahr in deutsche Gewerbeimmobilien investiert – neuer Rekord. 30 Auch im ersten Quartal dieses Jahres ist die Attraktivi- 20 tät der Bundesrepublik deutlich geworden: Deutschland konnte den normalerweise liquideren britischen Invest- mentmarkt auf Platz zwei verweisen – und das trotz Um- 10 satzrückgangs. Bis zum Jahresende ist mit einem aber- mals hohen Volumen von über 50 Mrd. Euro zu rechnen. 0 * 09 10 16 19 12 13 15 18 14 17 11 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Quelle: Savills/*Prognose Marktübersicht | 29
Nicht nur die Volumina erreichen neue Sphären, auch die Renditen sind auf einem nie dagewesenen Niveau angekommen. So rangieren die Spitzenrenditen aller Assetklassen weit unter ihren Zehn-Jahres- Durchschnitten. Die Prämie auf den risikofreien Zinssatz (zehnjähri- ge Bundesanleihe) ist jedoch immer noch hoch und liegt derzeit bei rund 290 Basispunkten für Büros und erstklassige Geschäftshäuser. Abb. 4: Spitzenrenditen 8% 7% 6% 5% 4% 4,2 % 4,2 % 3% 3,9 % 3,1 % 3,1 % 2% 1% 0% 0,2 % -1 % Risikofreier Zins Büro Geschäftshaus Fachmarktzentrum Shopping Center Logistik Spanne Min./Max. (letzte 10 Jahre) Mittelwert (letzte 10 Jahre) Aktuell (Q1 2019) Prognose (Q1 2020) Quelle: Focus Economics, Savills/Hinweise: jeweils Quartalsendwerte, risikofreier Zins = Bundesanleihe 10 Jahre, Spitzenrenditen = Ø TOP 7 30 | Marktübersicht
Premiere: Fachmarktzentren-Rendite niedriger als bei Shopping Centern Mit Blick auf den Investmentmarkt für Handelsimmobilien sticht ein Seg- ment besonders hervor: Fachmarktzentren. Ihre Spitzenrenditen sind seit dem Jahr 2009 um 280 Basispunkte auf zuletzt 3,9 % gesunken – kein anderes Handelssegment kann eine solch starke Renditekompres- sion vorweisen. Zum Vergleich: Geschäftshäuser haben sich im selben Zeitraum um lediglich 170 Basispunkte verteuert, Shopping Center um 150 Basispunkte. Somit erreichte die Spitzenrendite von Fach- marktzentren nicht nur einen neuen Tiefstand, sie sank auch erstmals unter die von Shopping Centern (siehe Abb. 5). Abb. 5: Spitzenrenditen Handelsimmobilien 8% 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% 0% 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2019* Q1 Geschäftshäuser Fachmarktzentren Shopping Center Secondary Shopping Center Quelle: Savills/*Prognose Grund dafür ist vor allem die veränderte Risikowahrneh- nehmend zurück. So kommt beispielsweise die schwache mung der Investoren. Schließlich sehen sie in Immobilien mit Entwicklung des Mode- und Elektromarktes, der in Shop- nahversorgungsrelevantem Mieterbesatz ein nach wie vor ping Centern meist den Angebotsschwerpunkt ausmacht, interessantes und gegenüber dem Onlinehandel bis dato dort stärker zum Tragen als bei Fachmarktzentren oder at- resistentes Anlageprodukt. Bei Mietern mit einem online traktiven Stadtteilzentren. anfälligeren Angebot halten sich Investoren hingegen zu Marktübersicht | 31
Hinzu kommt, dass die Mehrzahl der Core-Shopping-Center in den letzten Jahren von Langfristinvestoren erworben und somit für etliche Jahre dem Investmentmarkt de facto ent zogen wurde. Die aktuell angebotenen Objekte entsprechen deshalb nur selten den Anforderungsprofilen der Investoren. Demzufolge ist das Transaktionsvolumen von Shopping Centern stark rückläufig (siehe Abb. 6). Angesichts der zu- rückhaltenden Nachfrage dürften die Renditen für Shopping Center zukünftig steigen und damit wieder zu einer verbes- serten Liquidität dieses Produktes führen. Der Volumenrückgang von Fachmarktzentren dürfte hinge- gen eher als Folge eines geringen Angebots zu interpretieren sein. Daher ist auch in Zukunft mit keiner Entspannung der Renditen zu rechnen (siehe Abb. 5). Abb. 6: Transaktionsvolumen von Shopping Centern und Fachmarktzentren Mrd. Euro 5,0 50 % 4,5 45 % 4,0 40 % Anteil am Handelsvolumen 3,5 35 % 3,0 30 % 2,5 25 % 2,0 20 % 1,5 15 % 1,0 10 % 0,5 5% 0,0 0% 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Fachmarktzentren Shopping Center Anteil Fachmarktzentren Anteil Shopping Center Quelle: Savills 32 | Marktübersicht
Wachstum im Onlinehandel sorgt für Umsatzverluste im Offlinehandel – außer bei kurzfristigen Bedarfsgütern Die veränderten Investorenpräferenzen korrespondieren mit den Entwicklungen im Einzelhandel. Laut Forrester Analytics wird die Modebranche in Deutschland in den nächsten fünf Jahren online um rund 80 % an Umsatz zulegen, wohinge- gen sie offline rund 2 % Umsatz verlieren wird. Ganz ähnlich Nahversorgungs- und Discount- sieht der Markt für Elektroartikel aus. Während online mit konzepte dominieren den einer Zunahme von 64 % zu rechnen ist, erwartet den stati- onären Handel ein Verlust von 5 %. Vermietungsmarkt Dementsprechend sind bundesweit agierende Lebensmit- Kurzfristige Bedarfsgüter wie Lebensmittel oder telfilialisten wie Rewe, Edeka oder Aldi weiter auf Expan Drogeriewaren zeichnen jedoch ein anderes Bild. So sionskurs und neben den beiden Drogeriemarktketten dm ist der Onlinehandel mit Lebensmitteln zwar in aller und Rossmann für einen Großteil des Vermietungsum Munde und ein beliebtes Thema der Medien (siehe satzes der letzten Jahre verantwortlich. Auffällig sind auch S. 53), die eigentliche Sensation spielt sich jedoch die Expansionsmaßnahmen der Nonfood-Discounter wie offline ab: Allein mit Lebensmitteln konnten im letz- Action, Tedi und Woolworth sowie der Textildiscounter Kik ten Jahr stationär rund 6,7 Mrd. Euro zusätzlich er- und Takko. Sie setzen auf schnelle Erreichbarkeit sowie wirtschaftet werden. Zählt man Drogeriewaren hin- Nähe zum Kunden. In Verbindung mit Frequenz generie zu, kommt man auf einen zusätzlichen Umsatz von renden Lebensmittelankern sind diese Anbieter häufig Be- mehr als 7,2 Mrd. Euro. Kein anderes Segment kann standteil erfolgreich agierender Fachmarktzentren, auch solche Wachstumsraten vorweisen – vor allem mit weil sie mit ihrem stark preisorientierten Konzept bisher Blick in die Zukunft (siehe Abb. 7). weniger anfällig gegenüber dem Onlinehandel sind. Abb. 7: Umsatzveränderung im stationären Einzelhandel Jährliche Veränderungsrate 5% 4% 3% 2% 1% 0% -1 % -2 % 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Bekleidung Elektronik Schuhe Lebensmittel Drogeriewaren Quelle: eigene Berechnung von Savills auf Grundlage von Forrester Marktübersicht | 33
Fachmarktzentren werden auch in Zukunft auf hohe Investorennachfrage treffen Das Ergebnis: Gut positionierte Fachmarktzentren mit Nahversorgungscharakter bieten ein hervorragendes Rendite-Risiko-Profil. Trotz des neuen Rendite-Tiefstandes von 3,9 % bieten sie immer noch einen deutlichen Renditevorteil gegenüber anderen Assetklassen wie beispielsweise Büro oder auch Wohnen mit Risikoprämien von bis zu 140 Basispunk- ten (siehe Abb. 8). Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass Fachmarktzentren sowie attraktive Stadt- teilzentren auch in Zukunft auf eine hohe Investorennachfrage treffen werden. Abb. 8: Renditedifferenzen zu FMZ 8% 240 7% 210 6% 180 5% 150 Basispunkte 4% 120 3% 90 2% 60 1% 30 0% 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2019* Q1 Renditedifferenz Büro Renditedifferenz Geschäftshaus Renditedifferenz Wohnen Spitzenrendite FMZ Quelle: Savills/*Prognose 34 | Marktübersicht
Savills Die nächste tiefgreifende Revolution im Handel wird kommen. Denn unsere vernetzten Haushalte, Autos, Geräte, Produktverpackungen und sogar die Produkte selbst werden anfangen, miteinander zu kom- munizieren und zu interagieren. Bevor die Packung Shampoo leer ist, hat sie vollautomatisch Nachschub bestellt, die Verwendung der dritt- letzten Windel im Karton löst die Bestellung von 40 neuen Windeln aus und die Flasche Saft bestellt ihren eigenen Ersatz noch bevor sie aus- getrunken wurde. Sensoren in den Laufschuhen messen die Profiltiefe und lösen bei Bedarf eine Nachbestellung aus. Diese und hunderte In 20 Jahren wird anderer Artikel werden selbstständig für ihren Nachschub sorgen. Alles wird mit minimalem Aufwand für den Kunden erfolgen. niemand mehr mit Klopapier durch den Supermarkt laufen. 100 % Aus diesem Grund ist es wenig verwunderlich, dass Amazon sogar unter die Häuslebauer geht. Amazon hat verstanden, dass das Unter- nehmen, das das Haus vernetzt, auch die Kunden „besitzt“, die in ihm leben. Unabhängig davon, ob wir uns für ein Abonnement bei Amazon, Google, Alibaba oder einem anderen Anbieter entscheiden, werden wir einen Meta-Service wählen, der die meisten unserer routinemäßi- gen Einkäufe verwaltet. Onlinehandel wird nicht mehr etwas sein, was wir tun, sondern etwas, das im Hintergrund vollautomatisch geschieht. Dass dieses Szenario kein Hirngespinst ist, das in Deutschland nie eintreten wird, beweist heute bereits der Elektronikhändler Conrad, der mit seinem Service Conrad Connect das automatische Nachbe- stellen von Produkten wie Tonerkartuschen oder Lagermaterialien ermöglicht. So kann beispielsweise ein Drucker seine Tonerkartusche nachbestellen, sobald diese zur Neige geht. Vor dem finalen Auslösen der Bestellung erhält der Kunde eine E-Mail mit allen Details zu den 2% Produkten und Preisen inklusive Bestätigungslink, sodass ein Geset- zesverstoß wie beim Dash Button von Amazon ausgeschlossen ist. Wir können also davon ausgehen, dass es uns in 20 Jahren lächerlich erscheinen wird, einen Einkaufswagen durch die Gänge eines Super- marktes zu schieben und Toilettenpapier nach Hause zu tragen – denn auch die Nahversorgung wird nicht ewig onlineresistent sein. Marktübersicht | 35
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IN TOREN
Ein Beitrag von Nuveen ASSETK L ASSE FACHM ARK T- ZENTRUM Werte sichern, Werte steigern: operative Reserven heben Interview mit: Kathrin Andres und Marcus Mack, Nuveen Real Estate Unter dem Namen „Olymp“ wurde im Jahr 2018 ein Portfolio mit elf Fachmarkt- und Hybridzen- tren zum Verkauf angeboten. Der Immobilien- Investmentmanager Nuveen Real Estate hat- te sich entschieden, das Portfolio als Teil des German Retail Income Fund zu veräußern. Für Nuveen Real Estate war dies der erste Fachmarktzentrenfonds, mit dem sich das In- vestmenthaus in Deutschland rein auf den Einzelhandel fokuss ierte, und der erste Spe- zialfonds, der beispielsweise ohne einen Joint- Foto: Nuveen Venture-Partner realisiert wurde. Marktteilnehmer | 39
FR AGE 1 Rückblickend haben Sie das Olymp-Portfolio zu einem wirtschaftlich guten Zeitpunkt aufgelegt. Wie gestaltete sich die Ankaufsphase? Marcus Mack: Marcus Mack An sich haben wir diesen Fonds zu einem Zeitpunkt aufgesetzt, als Fachmarkt- Director Fund Management zentren noch nicht als Assetklasse galten. Mit dem Produkt haben wir erheb- Nuveen Real Estate lich zur Etablierung von Investments in Fachmarktzentren beigetragen. Die Objekte waren in der Ankaufsphase auch relativ günstig zu erwerben. Den- noch haben wir in den Jahren eine relativ große Auswahl an Objekten geprüft, sehr sorgfältig selektiert und dies sprach letztendlich für die hohe Qualität des Bestandsportfolios. Ursprünglich konnten wir zum Start 150 Mio. Euro Eigenkapital einwerben, ob- wohl der Vertrieb zu Beginn sehr schleppend verlief. Später war der Fonds mit insgesamt 176 Mio. Euro überzeichnet, was schlussendlich auch wieder an der guten Auswahl der Objekte lag. FR AGE 2 Worauf mussten Sie als Fund Manager vorbereitet sein, wenn Sie Ihren Anlegern interessante Investitionsmöglichkeiten präsentiert haben? Marcus Mack: Zu der Zeit handelte es sich bei Fachmarktzentren um ein erklärungsbedürfti- ges Produkt. Wir haben eine Vielzahl an Besichtigungsterminen mit möglichen Anlegern durchgeführt. Nach Vorlage der schriftlichen Erwerbsvorlagen haben wir immer auch die Möglichkeit zu Telefonkonferenzen angeboten und auch umgesetzt, um diese Anlageklasse den Investoren verständlich zu machen. Nutzungsarten wie Gastronomie oder Fitnesscenter, ein kleiner Büroanteil oder gar ein Ärztehaus sind heutzutage nicht mehr wegzudenken. Zum damaligen Zeitpunkt wurde dies jedoch wesentlich kritischer gesehen, da die Mieter eine andere Bonität aufwiesen als der Anlegerbesatz. Hinzu kam die Standortaus- wahl, denn unter anderem war auch die Lage erklärungsbedürftig, da wir eher in starken Klein- und Mittelstädten angekauft haben, um in das dominante Ein- kaufszentrum im Einzugsgebiet investieren zu können – mit Blick auf die regi- onale Streuung der Standorte. Generell arbeiten wir bei der Standortauswahl immer mit externen Beratern wie Dr. Lademann & Partner zusammen, um eine unabhängige Zweitmeinung einzuholen. 40 | Marktteilnehmer
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