Fachtagung 2022 Abstractsammlung zur - Ergotherapie Austria

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Fachtagung 2022 Abstractsammlung zur - Ergotherapie Austria
Abstractsammlung zur
Fachtagung 2022
Vorträge, Workshops, Poster
Fachtagung 2022 Abstractsammlung zur - Ergotherapie Austria
Liebe Teilnehmer*innen,
    wir freuen uns, Sie im Namen von Ergotherapie Austria bei der Fachtagung 2022
    begrüßen zu dürfen. Die diesjährige Tagung steht unter dem Thema „Lebens(um)
    welt – mittendrin und drumherum“. Der thematische Schwerpunkt liegt darauf,
    dass Ergotherapie mehr als Symptombehandlung ist und der Mensch als Ganzes im
    Mittelpunkt steht.
    Als Teilnehmer*in dieser Fachtagung erwarten Sie spannende Vorträge zu den ver­
    schiedenen Lebensumwelten von Patient*innen/Klient*innen und zu betroffenene
    Personengruppen abseits der Diagnose. Eine Reihe von Berichten aus der Praxis
    geben Einblick in Herausforderungen und mögliche Lösungen. Es sollen bewusst
    alle Bereiche umfassend aufgezeigt werden und es wird ausreichend Raum zur
    Diskussion von Unterstützungsmöglichkeiten geben.

    Wie jedes Jahr wird NETWORKING im Rahmen der Tagung wieder großgeschrieben.
    Nutzen Sie die Gelegenheit, sich im fachlichen Umfeld mit Kolleg*innen auszutau­
    schen und zu vernetzen. Gelegenheiten gibt es viele, wir sorgen für das passende
    Ambiente.

    Nehmen Sie sich die Zeit und besuchen Sie unsere Aussteller während der Tagungs­
    zeiten.

    Wir wünschen Ihnen eine spannende, kurzweilige und interessante Fachtagung!

                           Ihr Organisationsteam von Ergotherapie Austria

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Fachtagung 2022 Abstractsammlung zur - Ergotherapie Austria
Programm
Freitag, 8. Oktober 2021

12: 30   Registrierung
13:30    Eröffnung
         Marion Hackl, Präsidentin Ergotherapie Austria
         Annette Leja, Gesundheitslandesrätin Tirol
13:45    Keynote: Ergotherapie aus Sicht eines Patienten/Klienten mit chronischer Erkrankung
         Manfred Fischer
14:15    Lebensqualität und Teilhabe aus der Sicht von Menschen mit
         Multipler Sklerose. Mögliche Implikationen für die Ergotherapie
         Katharina Christe
14:45    Die Eltern mit ins Boot holen durch die Teilnahme an der ergotherapeutischen
         Gruppe Wirkraum Natur
         Angelika Reichartzeder
15:15    Aktive Pause
15:30    Workshops (finden parallel statt – bitte separat buchen)
         WS1: Das Betätigungsprofil als ergotherapeutisches Prozessinstrument
              Ursula Costa, Victoria Hartmann
         WS2: Das Handwerk in der Therapie – Werkzeug zwischen Digitalität
              und analogen Prozessen
              Kathrin Mühlhauser, Andrea Nobis
         WS3: Hinschauen und verantwortungsvoll handeln:
              Kinderschutz in der Ergotherapie
              Arbeitsgruppe Kinderschutzrichtlinie
         WS4: Identitätsbildung durch Handlung – eine Selbstverständlichkeit, oder?
              Identitätsarbeit in der Ergotherapie, Analyse einer konkreten
              Herangehensweise
              Christine Spevak
17:00    Kaffeepause
17:30    Workshops (finden parallel statt – bitte separat buchen)
         WS5: Die Ethik als Anker im ergotherapeutischen Denken und Tun –
              Evaluation der Praxisbeispiele des überarbeiteten Ethikleitbildes
              Ethikbeirat
         WS6: Level Up!: Ein partizipatives Projekt zur studentischen Gesundheits­
              förderung
              Stefanie Jakl, Petra Paukowitsch
         WS7: Sichtweisen auf die Umwelten eines Menschen mit Hemiparese: Brücken
              bauen zwischen Praxis und Handlungswissenschaft (Occupational Science)
              AOS: Miriam Berger und Magdalena Nieder
19:00    Sektempfang

                                                                                               3
Fachtagung 2022 Abstractsammlung zur - Ergotherapie Austria
Samstag, 12. März 2022

    9:00         Guten Morgen Innsbruck
                 Powerband Tirol
    9:20         Vorträge
    09:20        Keynote: Vorstellung des Projektes Powerband Tirol
                 Christoph Heiß | Musikalischer Leiter Powerband Tirol, Sozialpädagoge
    09:50        Soziale und räumliche Umwelten partizipativ entwickeln – Das Projekt „Eine
                 Bibliothek für alle – die demenzfreundliche Bibliothek Wiener Neustadt
                 Verena Tatzer
    10:20        Veränderung der Handlungsrollen und des Betätigungsprofils betreuender
                 Partner*innen von Personen nach einem Schlaganfall
                 Stefanie Jenni
    10:50        Kaffeepause
    11:15-11:30 Aspekte der Umwelt in unterschiedlichen Modellen der Ergotherapie
                Yara Peterko
    11:30-13:00 Berichte aus der Praxis
                 Schritt für Schritt… in ein möglichst selbständiges Leben –
                 Vorstellung des Projekts vom Verein zur Förderung behinderter Kinder
                 Susanne Schöllenberger-Baumgartner
                 Inklusion – Illusion?! Wo stehen obdach- und wohnungslose Menschen
                 in unserer Gesellschaft? Eine ergotherapeutische Perspektive
                 Luise Koska und Ines Kerschbaumer
                 Schulbasierte Ergotherapie – ein neues Arbeitsgebiet als Herausforderung
                 für die Lehre und Praxis
                 Erna Schönthaler
                 Kurzbeitrag aus der Praxis: Wahrnehmungsstörungen bei Kindern
                 Verena Stumptner
                 „Einigspiarn“, Interaktion in neugelebter Ausrichtung
                 Elisabeth Enthofer

    13:00        Mittagessen

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Fachtagung 2022 Abstractsammlung zur - Ergotherapie Austria
Samstag, 12. März 2022

14:45     Pause
15:00     Parallelveranstaltungen
          Vorträge
14:00     Posterausstellung
14:15     Vorträge
14:15     Der Covid-19 Yorkshire Rehabilitation Scale im österreichischen Setting –
          Eine Chance für Klient*innen & Ergotherapeut*innen
          Lisa Sperl
14:45     Die Ethik als Anker im ergotherapeutischen Denken und Tun – Präsentation des
          aktualisierten Ethikleitbildes mit Tipps für die Praxisanwendung
          Ethikbeirat
15:15     Einzigartigkeit macht es aus: Ergotherapie für Menschen „postCovid“
          Ursula Costa
15:45     Gemeinsamer Schlusspunkt & Posterprämierung

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

                                                                                         5
Fachtagung 2022 Abstractsammlung zur - Ergotherapie Austria
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Poster
P1
Von der Schule in den Arbeitsalltag – (ergotherapeutische) Begleitung Jugendlicher
und junger Erwachsener mit IDD (intellectual and developmental disabilities)
Elisabeth Faschinger

P2
Diversity braucht Information - Ein erfolgreicher Hochschulabschluss für Studieren-
de mit Sehbeeinträchtigung an der Fachhochschule Wiener Neustadt
Stephanie Steinschaden

P3
ET Interventionen bei Long Covid
Theresa Segner, Jessica Stanciu

P4
Befriedigend? Beitrag der Ergotherapie bei der Bewältigung sexueller Betätigungs-
einschränkungen von Menschen mit Querschnittlähmung
Verena Vieider, Martin Schusser

                                                                                      7
Fachpublikationen | Arbeitsmaterialien | Fachzeitschriften

                                                                                    MUST
                                                                                    HAVE

                                                         ERGOTHERAPIE UND
    ergoscience                                          REHABILITATION

    Wissenschaft in der Ergotherapie – Advances          Wissenschaft │ Praxis │ Berufspolitik
    in Occupational Therapy
                                                         ERGOTHERAPIE UND REHABILITATION ist die
    ergoscience ist die wissenschaftliche Fachzeit-      führende Fachzeitschrift für Ergotherapie und das
    schrift für die Ergotherapie. Mit vier Ausgaben      offizielle Mitteilungsorgan des Deutschen Verban-
    im Jahr richtet sie sich an deutschsprachige Er-     des Ergotherapie e.V. (Herausgeber) und erreicht
    gotherapeut*innen und enthält Originalarbeiten,      monatlich die Mitglieder des DVE sowie einen
    Zweitveröffentlichungen, leserfreundliche Studien-   großen festen Abonnentenstamm, bestehend
    zusammenfassungen u.v.m. Ein internationales         aus Ergotherapeut*innen in Kliniken, Praxen,
    Herausgeberteam gewährleistet die wissenschaft-      medizinischen Schulungseinrichtungen und Re-
    liche Qualität und Aktualität der Artikel. Unter-    habilitationszentren. In ERGOTHERAPIE UND RE-
    stützung erhält das Team dabei von einem wissen-     HABILITATION werden zentrale Themen der ergo-
    schaftlichen Beirat.                                 therapeutischen Theorie und Praxis vorgestellt und
                                                         diskutiert sowie wichtige Informationen zur Be-
                                                         rufs-, Gesundheits- und Verbandspolitik publiziert.
                                                         Meldungen über Aus- und Weiterbildungsangebote
                                                         sowie Neuerscheinungen und vieles mehr aus dem
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          te Fachbeiträge
      � zuverlässige Lieferung bzw. Bereitstellung       Interessiert? Abonnementpreise und
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                                                         Tel.: +49 6126 9320-11│Fax: +49 6126 9320-50
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Vorträge

Keynote:
Ergotherapie aus Sicht eines Patienten/Klienten mit chronischer Erkrankung

Manfred Fischer

Abstract:
Aufgrund einer chronischen neurologischen Erkrankung bin ich mobilitätsbehin­
dert und nutze physio- und ergotherapeutische Angebote. Mein Vortrag behandelt
die Ergotherapie aus Sicht eines Patienten. Ich werde darüber berichten, welche
Erwartungen ich als Klient an die Ergotherapie habe, als Erfahrungsbericht aus den
letzten 30 Jahren.
Da meine Erkrankung die Beweglichkeit meiner Beine fortschreitend einschränkt,
ergaben sich ständig wechselnde Herausforderungen, um meine Mobilität zu erhal­
ten. Ich brauchte neue, mir oft unbekannte Hilfsmittel, um den Alltag selbständig
zu bewältigen und die entstehenden Defizite ausgleichen zu können.
Im Gegensatz zu Unfall-Patienten, die in den Rehazentren der AUVA (Bad Häring, To­
belbad, Weißer Hof) umfassend über die Palette vorhandener Hilfsmittel informiert
werden, geschah dies bei mir, als Patient mit einer chronisch verlaufenden Krank­
heit nicht so systematisch. Vieles musste ich durch Eigeninitiative und -recherche
ermitteln. Ich stellte fest, dass diese Erfahrung auf Menschen mit ähnlichen Krank­
heitsbildern ebenfalls zutrifft.
Bei mir ging es anfangs um Gehhilfen, später den Rollstuhl, die Adaptierung meines
Autos, ein Bett-im-Bett-System zum leichteren Aufstehen, Rutschbretter, Dusch-
Rollstuhl, einen Indoor-Treppen-Lift und zuletzt die Anschaffung eines Zugrades
(Klaxon) für den Rollstuhl - mit letzterem kann ich weitere Strecken selbständig zu­
rücklegen. Auch ein Rollstuhltraining war angesagt und bekam ich auf Nachfrage.
Mein Ziel ist es immer zu erkunden, was, wie gehen könnte ... nicht darüber zu
trauern, was nicht mehr funktioniert. Ergotherapeuten waren mir meist erst auf
Nachfrage behilflich. In meinen Reha-Programmen war dafür wenig Platz einge­
plant.

                                                                                       9
Vortrag:
     Lebensqualität und Teilhabe aus Sicht von Menschen mit Multipler Sklerose.
     Mögliche Implikationen für die Ergotherapie

     Katharina Christe

     Abstract:
     Menschen mit der Diagnose Multiple Sklerose [MS] sind in einem meist jungen
     Lebensalter mit einer Erkrankung konfrontiert, die unvorhersehbare Varianten
     an Symptomen, Schweregraden und Verläufen mit sich bringt. Unabhängig der
     verschiedenen Ausprägungen können Lebensqualität und Teilhabe der betroffe­
     nen Personen beeinflusst werden. Vorliegende Studie, welche im Rahmen einer
     Masterarbeit durchgeführt wurde, untersucht welche stärkenden Faktoren aus der
     Perspektive von Menschen mit MS, im Alter von 18 – 40 Jahren beschrieben werden.
     In der qualitativen Vorgehensweise wurden sechs Teilnehmende mittels einem
     Schneeballverfahren im süddeutschen Raum gewonnen und die Daten anhand von
     Problemzentrierten Interviews erhoben. Nach der Darstellung von Einzelfallana­
     lysen der Teilnehmenden schloss sich eine vergleichende Fallanalyse an. Es wurde
     14 stärkende Faktoren zu Lebensqualität und fünf stärkende Faktoren zu Teilhabe
     ermittelt. Exemplarisch zu nennen sind Faktoren, wie: - Ressourcenorientierung –
     persönliches Umfeld – Ausführen von bedeutungsvollen Aktivitäten, durch welche
     ein vertieftes Verständnis der Betroffenenperspektive möglich wird.
     Die ermittelten Faktoren wurden in Zusammenhang mit Coping-Strategien gebracht
     und diskutiert. Multiple Sklerose birgt neben Herausforderungen auch Ressourcen,
     so dass Betroffene durch Coping-Strategien und trotz bestehender Einschränkungen
     eine zufriedenstellende Lebensqualität und Teilhabe erfahren können.
     Ein vermehrter Einsatz von Assessments zum Thema Lebensqualität, sowie eine Er­
     fassung der Betätigungsbalance im Rahmen des ergotherapeutischen Prozess kann
     zur individuellen Bewusstseinsbildung in Bezug auf Lebensqualität und Teilhabe
     sowie dem Identifizieren von Coping-Strategien beitragen.
     Durch den Einbezug von Zielsetzungen und Interventionen, die sich auf individuel­
     le Alltags – und Handlungskompetenz, Krankheitsbewältigung und selbstbestimmte
     Lebensgestaltung in einem gesundheitsförderlichen Sinne, mitunter ohne spezi­
     fische Symptomorientierung ausrichten haben Ergotherapeut*innen die Möglich­
     keit gemeinsam mit der Zielgruppe größtmögliche Lebensqualität und Teilhabe zu
     erarbeiten.

10
Vortrag:
Die Eltern mit ins Boot holen durch die Teilhabe an der ergotherapeutischen
Gruppe im Wirkraum Natur

Angelika Reichartzeder

Abstract:
Die familienzentrierte ergotherapeutische Gruppe in der Natur wurde zur Be­
handlung und Begleitung von auffälligen Kindern und deren Eltern von Angelika
Reichartzeder (Ergotherapeutin) und Elisabeth Peschek-Tomasi (Naturpädagogin)
entwickelt. Das Konzept kombiniert die Kompetenzen der Ergotherapie mit denen
der Naturpädagogik, wobei der Fokus der Gruppenintervention auf dem gezielten
Einsatz der positiven Wirkung der Natur und des Spiels zur Verbesserung der Betäti­
gungsperformanz und Partizipation der Kinder und der Familie liegt. Die Teilnahme
der Eltern und Geschwister als wichtiger Bestandteil des Behandlungsprozesses
ermöglichten einen erfolgreichen Transfer der Coping- Strategien in den Alltag des
Kindes und der Familie. Die in der Gruppe erlernten Fähigkeiten und Fertigkeiten
können direkt in den familiären Alltag übertragen werden. Die familienzentrierte
Arbeitsweise erhöht die Compliance der Eltern und reduziert die elterlichen Belas­
tungserscheinungen wie Stress und Depression, die auf Grund der Schwierigkeiten
der Kinder bei Eltern entstehen. Das gemeinsame Spielen wirkt beziehungsfördernd
und baut Stress ab. Damit sich Kommunikations- und Interaktionsmuster innerhalb
der Familie verändern, ist es notwendig die Mentalisierungsfähigkeit von Fami­
lien mit Reflexionsstrategien zu fördern. Durch den Kontakt mit anderen Familien
lernen die Eltern von einander und können unterschiedliche Coping-Strategien
beobachten. Sie fühlen sich weniger alleine mit ihren Problemen. In der Pilotstu­
die (2019) von Angelika Reichartzeder zeigte sich, dass die Eltern die Teilnahme an
der Gruppe las hilfreich erlebte. Die Eltern haben erfahren, wie sie ihr Kind gezielt
unterstützen und begleiten können, und erlebten oft einen Perspektivenwechsel.
Das führte zu einer Steigerung der elterlichen Kompetenz und einer Verbesserung
der familiären Interaktion.

Notizen

                                                                                        11
Vortrag:
     Die POWERbandTIROL – 10 Jahre gelebte Inklusion

     Christoph Heiß

     Abstract:
     Die Powerband Tirol ist eine inklusive Band, die über einen eigenständigen Träger­
     verein geführt und organisiert wird und versteht sich als ein musikalisches Projekt,
     mit der Grundidee musikalische Vielfalt durch das gemeinsame Musizieren unter­
     schiedlichster Musiker*innen auf die Bühne zu bringen.
     Die Band zeichnet sich durch ein großes musikalisches Repertoire und die Freude
     an der Musik aus und versteht sich das Publikum zu begeistern und die Energie des
     musikalischen Moments auf die Zuhörer*innen zu übertragen.
     Die derzeit sieben Menschen mit Handycap aus Landeck, Imst, Ötztal Bhf und Inns­
     bruck proben 14 tägig in ihrem Proberaum – gesponsert von Herrn Walser – Chef
     vom „der Grissemann“ in Zams – im Flüchtlingsheim in Landeck.
     Sie treten zusammen mit fünf professionellen Musikern auf, bzw. veranstalten im­
     mer wieder Inclusive Sessions mit bekannten Tiroler Jazzmusikern.

     Notizen

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Vortrag:
Soziale und räumliche Umwelten partizipativ entwickeln – Das Projekt „Eine
Bibliothek für alle – die demenzfreundliche Bibliothek Wiener Neustadt“

Verena C. Tatzer
Koautor*innen: Petra Plunger, Barbara Pichler , Ulrike Fellinger, Rebecca Ullmer,
Katharina Heimerl

Abstract:
Öffentliche Einrichtungen stehen vor der Herausforderung, ihre Angebote besser auf
die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz/kognitiver Einschränkung auszurich­
ten. Das Projekt „Eine Bibliothek für Alle-die demenzfreundliche Bibliothek Wiener
Neustadt“ hat das Ziel soziale Teilhabe und Gesundheitskompetenz von Menschen
mit Demenz und deren pflegenden An- und Zugehörigen in einer Kommune zu
erhöhen. Gesundheitsförderliche Entwicklung des sozialen und räumlichen Um­
felds sind dabei zentral. Neben der Bibliothek sind auch noch ein Museum und das
Bürgerservice als öffentliche Einrichtungen beteiligt. „Eine Bibliothek für Alle“ ist
als partizipatives Wissenschafts-Praxisprojekt angelegt, alle Interventionen wur­
den unter Einbeziehung von Mitarbeitenden der Bibliothek, des Museums und des
Bürgerservice sowie von Menschen mit kognitiver Einschränkung und pflegenden
Angehörigen entwickelt und durchgeführt. Prinzipien demenzsensibler Architektur
und Designs wurden mit Inputs zu Kommunikation und Gesundheitskompetenz
in Workshops vermittelt und werden in Praxisprojekten in den Organisationen um­
gesetzt. Ergebnisse aus wissenschaftlichen Erhebungen flossen direkt in die Inter­
ventionsplanung ein. Das interdisziplinäre Projekt mit Beteiligten aus Ergotherapie,
Bibliothekar*innen, Forschenden aus Palliative Care und Public health mit Inputs
aus Architektur und Gesundheitsförderung macht das Potenzial interdisziplinärer
Zusammenarbeit auf Organisationsebene deutlich. Studierende der Ergotherapie
sind ebenso einbezogen. Die partizipative Vorgehensweise auf Organisationsebene
und direkte Beteiligung von Menschen mit Vergesslichkeit und der Selbsthilfegrup­
pe hat sich besonders in Zeiten der Pandemie bewährt. Zwischenergebnisse, Umset­
zungsbeispiele und Implikationen für Ergotherapie und andere Gesundheitsberufe
werden präsentiert und diskutiert. Das Projekt DemBIB wird vom Fonds Gesundes
Österreich gefördert.

                                                                                        13
Vortrag:
     Veränderung der Handlungsrollen und des Betätigungsprofils betreuender Part-
     ner/innen von Personen nach einem Schlaganfall

     Stefanie Jenni

     Abstract:
     Hintergrund und Relevanz der Arbeit: Betreuende Partner/innen stoßen nach der
     Rückkehr der Person nach Schlaganfall ins häusliche Umfeld an ihre physischen
     sowie psychischen Grenzen. Hinsichtlich der nachhaltigen Weiterversorgung im
     häuslichen Umfeld ist die Gesundheit der betreuenden Partner/innen essenziell.
     Forschungsfragen: Wie verändern sich das Betätigungsprofil und die Handlungsrol­
     len betreuender Partnern/innen nach Rückkehr ins häusliche Umfeld einer Person
     nach Schlaganfall? Wie zeigt sich dieser Rollenwandel? Welche Ressourcen zur
     Orchestrierung ihrer Handlungsrollen benennen die betreuenden Partner/innen?
     Das Ziel dieser Arbeit war, Wissen zur Veränderung des Betätigungsprofils sowie der
     Handlungsrollen betreuender Partnern/innen und welche Faktoren die Veränderun­
     gen erleichtern, zu generieren. Dank dieser Arbeit konnten Hinweise für die prak­
     tisch-theoretische Arbeit und mögliche Praxisempfehlungen für die neurologische
     Rehabilitation gegeben werden.
     Methode: Mit fünf betreuenden Partnem/Partnerinnen („: 5) wurde ein problem­
     zentriertes Interview geführt, ein Wochenplan zur Erhebung des Betätigungsprofils
     sowie die Rollencheckliste des Model of Human Occupation (MOHO) ausgefüllt. Die
     drei Datenquellen wurden fallbezogen trianguliert, angelehnt an Elo und Kyngäs
     (2007) sowohl induktiv als auch deduktiv analysiert. Darauf folgte eine vergleichen­
     de Fallanalyse.
     Ergebnisse: Alle Teilnehmer/innen beschrieben eine Veränderung des Betätigungs­
     profils sowie der Handlungsrollen. Vorwiegend werden auf Handlungen im Bereich
     der Freizeit und Erholung verzichtet. Die Koordination und Organisation von Ter­
     minen wird zu einem wesentlichen Bestandteil des Betätigungsprofils. Alle Teilneh­
     mer/innen weisen ausgeprägte personenbezogene Ressourcen auf (Reflexivitätsfä­
     higkeit, Kommunikationsfähigkeit und Zufriedenheit).
     Diskussion und Schlussfolgerung: Betreuende Partner/innen befinden sich in einem
     Transitionsprozess und zeigen ein Betätigungsungleichgewicht. Viele Handlungen
     werden als ,Co-Occupation‘ durchgeführt. Mit dieser Studie werden bestätigende
     Hinweise gegeben, dass die Integration der betreuenden Partner/innen in den Re­
     habilitationsablauf notwendig ist, um eine Orchestrierung ihrer Handlungsrollen zu
     erreichen.

14
Vortrag:
Aspekte der Umwelt mit unterschiedlichen Modellen der Ergotherapie

Yara Peterko

Abstract:
Aktuell werden an Österreichischen Fachhochschulen ca. ein Dutzend unterschied­
liche ergotherapeutische Modelle gelehrt. Der kleinste gemeinsame Nenner diese
Modelle ist das Zusammenspiel aus Betätigung, den personenbezogenen Faktoren
und den Umweltfaktoren.
Wir alle wissen als Ergotherapeut*innen, dass wir das Umfeld bzw. die Umwelt der
Klient*innen immer mit berücksichtigen sollten. Aber an welche Faktoren denken
wir im ergotherapeutischen Alltag tatsächlich und welche finden eher weniger Be­
achtung? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen wurde eine Literaturrecherche
durchgeführt und die einzelnen Umweltfaktoren der Modelle aufzulisten und mit
persönlichen Erfahrungen aus der Praxis zu reflektieren. Ziel des Vortrags ist es die
eigene berufliche Praxis anhand der Auflistung und der Beispiele reflektieren zu
können.

Notizen

                                                                                        15
Vortrag:
     Schritt für Schritt – ganzheitliche Förderung behinderter Kinder

     Susanne Schöllenberger-Baumgartner

     Abstract:
     Projektvorstellung - Schritt für Schritt fördert entwicklungsverzögerte oder behinder­
     te Kinder und Jugendliche zu größtmöglicher Selbstständigkeit. Die beste Bewälti­
     gung des Alltags steht im Vordergrund. Die Eltern bringen die Kinder nicht nur zur
     Therapie, sondern die Kinder sind durchschnittlich 2 Nachmittage/Woche bei Schritt
     für Schritt. Therapien finden Einzeln und in Gruppensettings statt. Der Alltag wird in
     das gesamte Förderangebot eingebaut.
     Für die Familien ist dies eine enorme Entlastung, da sie durch nicht jeden Nach­
     mittag an einen anderen Ort fahren müssen, dort warten und retour. Sondern
     sie wissen, ihr Kind „gut und individuell gefördert“ und können die Zeit mit
     Geschwister­kindern verbringen / oder berufstätig sein.

     Notizen

16
Vortrag:
Inklusion – Illusion?! Wo stehen obdach- und wohnungslose Menschen in unserer
Gesellschaft? Eine ergotherapeutische Perspektive

Luise Koska, Ines Kerschbaumer

Abstract:
Die Ergotherapie strebt danach, die Handlungsfähigkeit des Menschen zu fördern
und sie damit zu befähigen, an individuell bedeutungsvollen Betätigungen des
täglichen Lebens und an der Gesellschaft teilzuhaben zu können. Das Leben von
wohnungs- und obdachlosen Menschen ist oft von politischer, kultureller, ge­
sellschaftlicher und wirtschaftlicher Ausgrenzung und Ungerechtigkeit geprägt. In
unserer Rolle als Ergotherapeut*innen haben wir den Auftrag, Personen welche
Einschränkungen im Alltag erfahren, bestmöglich zu unterstützen. Der Nutzen und
Bedarf von ergotherapeutischen Angeboten in diesem Arbeitsfeld werden wir an­
hand unserer Praxiserfahrung im Zuge eines Praktikums in einem sozialbetreuten
Wohnhaus in Wien erläutern. Weiters beleuchten wir, mithilfe von eigens erhobe­
nen empirischen Datensätzen, sowie mit aktueller Fachliteratur, das Thema aus
wissenschaftlicher Sicht. Die durch Wohnungs- und Obdachlosigkeit entstehenden
Herausforderungen und Chancen werden wir im Zuge des Workshops mittels Mik­
ro-, Meso- und Markoebene analysieren. Kritisch wollen wir uns der Frage stellen,
ob Inklusion oft nur eine Illusion ist und was Ergotherapeut*innen tun können, um
wohnungs- und obdachlosen Menschen zur individuellen und gesellschaftlichen
Betätigungsgerechtigkeit zu verhelfen?

 Notizen

                                                                                    17
Vortrag:
     Schulbasierte Ergotherapie
     – ein neues Arbeitsgebiet als Herausforderungen für die Lehre und Praxis

     Erna Schönthaler

     Abstract:
     Seit den Anfängen der pädiatrischen Ergotherapie in Österreich sind Schulen ein
     wichtiges Arbeitsfeld. V.a. an Schulen für Kinder mit Körperbehinderungen ist die Er­
     gotherapie gut etabliert. Neu sind Modelle der schulbasierten Ergotherapie wie das
     Response to Intervention Modell (RtI) oder das Partnering for Change Modell (P4C).
     Diese Modelle können in allen Schulformen eingesetzt werden und haben das Ziel,
     dass alle Kinder von Ergotherapie profitieren. Es ist immer eine Herausforderung
     ein neues Aufgabengebiet in die Ausbildung zu integrieren. Zusätzliche theoreti­
     sche Inhalte und die Vermittlung von praktischen Fertigkeiten müssen in ein bereits
     dichtes Curriculum integriert werden. Am Beispiel der schulbasierten Ergotherapie
     wird dargestellt, wie dieses Aufgabengebiet an der FH Campus Wien gelehrt wird.
     Ein zentrales Element ist das Praktikumsprojekt. Seit sieben Jahren können einige
     Studierende einen Teil ihres letzten Praktikums an einer Volksschule absolvieren
     und werden von einer Lehrenden der FH angeleitet. Die Rückmeldungen der Leh­
     rerinnen und Direktorinnen zeigen, dass die Kinder von der ergotherapeutischen
     Sichtweise und der Arbeit der Studierenden profitieren. Die praktischen Erfahrun­
     gen mit Interventionen auf allen Ebenen des RtI Modells ermutigen und qualifizie­
     ren Student*innen für dieses neue Aufgabengebiet. Der Einblick in den Schulalltag
     ist eine wertvolle Erfahrung für die spätere Arbeit mit Kindern und Zusammenarbeit
     mit Lehrer*innen, unabhängig davon, in welchem Setting die Studierenden später
     arbeiten. Mittlerweile arbeiten Absolvent*innen im Schulsetting und versuchen an
     ihren Arbeitsstellen die aktuellen Arbeitsmodelle zu etablieren.

     Notizen

18
Vortrag:
Kurzbeitrag aus der Praxis: Wahrnehmungsstörungen bei Kindern verstehen

Verena Stumptner

Abstract:
Herausforderung/ Thematik: „Ich halte das nicht aus – versteht ihr mich?“ – Kinder
mit Wahrnehmungsstörung werden von ihrer Lebensumwelt oft missverstanden.
„Warum halte ich mir die Ohren zu?“, „Warum kann ich nicht in der Reihe stehen?“,
„Warum gehe ich lieber zum Judo als zum Fußball?“, „Warum kann ich im Morgen­
kreis nicht sitzen bleiben?“ Beispiele wie diese bleiben von der Umwelt oft ungehört
und unverstanden. Bundy, Lane und Murray stellten fest, dass durch die Senso­
rische Integrationstheorie Verhaltensweisen von Kindern verstanden und erklärt
werden können. Die Ergotherapie kann neben den Interventionen im Therapieraum
dazu beitragen, dass Kinder von ihren Umwelten bzw. im Alltag verstanden werden
und diese darauf reagieren können.
Hauptteil
Anhand eines Fallbeispiels werden von der Ergotherapeutin die Informationen von
der Umwelt, welche im Rahmen der ergotherapeutischen Befunderhebung eru­
iert werden, für den ergotherapeutischen Prozess genutzt. Damit jedoch auch die
verschiedenen Umwelten des Kindes, wie Kindergarten, Freizeitgruppen, andere
TherapeutInnen, Familienmitglieder die Verhaltensweisen des Kindes verstehen
und darauf reagieren können, bedarf es einer umfassenden Aufklärung bzw. In­
formationsweitergabe an die Umwelt. Dies kann in Form von Informationsmaterial,
Anregungslisten, Telefonaten, Vernetzungstreffen, Fragebögen, Kindergarten- und
Schulbesuchen, Videoanalysen etc. stattfinden, damit eine für das Kind individuell
passende Lebensumwelt geschaffen und die Lebensqualität im Alltag verbessert
werden kann.
Conclusio
Die Aufklärungsarbeit durch ErgotherapeutInnen kann maßgeblich zum besseren
Verständnis von Verhaltensweisen von Kindern in deren Lebensumwelten bei­
tragen. Der kompensatorische Ansatz bietet Strategien und Möglichkeiten, um die
Performanz des Kindes zu erleichtern. Die ergotherapeutische Behandlung bzw. die
Förderung von bestimmten Fähigkeiten und Funktionen im Therapieraum bleibt
jedoch unersetzlich.

                                                                                       19
Vortrag:
     „Einigspiarn“, Interaktion in neugelebter Ausrichtung

     Elisabeth Enthofer

     Abstract:
     Weitaus mehr Potential liegt in jedem einzelnen verborgen. Es hervorzuhieven,
     gelingt in veränderter Herangehensweise. Die Interaktion in einer Weise abzu­
     ändern, dass das Potential meines Klienten sich zu entfalten vermag, ist Thema
     dieses Vortrags. Potentialserweiterung in einer Weise, die der Klient selbst initiiert,
     indem er auf seine innerlichen Ressourcen zuzugreifen befähigt wird, hilft Vor­
     gangsweisen aus einem veränderten Blickwinkel zu beleuchten. Ich selbst bin es,
     die mich abwandeln musste, um meinem Klienten in seine Welt folgen zu können.
     Seine Begabungen hervorzuhieven, gelingt ihm, wenn ich in emotional bereinigter
     Weise ihm veränderte Ausgangslagen für Interaktionserfahrungen biete. Das Ent­
     faltungspotential liegt in der wissenschaftlichen, explorierenden Erkundung seiner
     Erfahrungswelt. Die systemische Ausrichtung ermöglicht die Eltern am Prozess der
     Entfaltung teilhaben zu lassen.

     Notizen

20
Vortrag:
Der Covid-19 Yorkshire Rehabilitation Screening (C19-YRS) –
Eine Chance für Klient*innen und Ergotherapeut*innen im österreichischen
Setting

Lisa Sperl

Abstract:
Die Anzahl von Personen die an Long COVID-19 leiden, steigt kontinuierlich. Diese
Personengruppe braucht gezielte und nachhaltige Behandlungsmöglichkeiten, um
ihre Wohlbefinden und ihre Gesundheit verbessern zu können, doch Long COVID-19
Behandlungspfade in Österreich sind teilweise noch eingeschränkt geplant, etab­
liert und zugänglich.
Im Rahmen meiner Master Arbeit übersetze ich das Covid-19 Yorkshire Rehabilita­
tion Screening Tool aus dem Englischen und versuche es für Österreich zu adaptie­
ren. Ziel ist es sowohl ein mutlidisziplinäres Assessment Tool für das österreichische
Gesundheitswesen zur Verfügung zu stellen, sowie auch einen möglichen Behand­
lungspfad, der von der University of Leeds, den Urhebern der C19-YRS, etabliert
wurde und auf diesem Assessment Tool basiert.
Der ergotherapeutische Aspekt kann bei dieser Studie vor allem im Bereich der
„occupational justice“ gesehen werden, da durch ein umfangreiches Assessment
zu Beginn des Long COVID-19 Syndroms, ein barrierefreier Zugang zu individuell
angepassten Behandlungsmöglichkeiten erreicht und erleichtert werden kann, und
Personen dadurch befähigt werden, gesundheitsfördernde Betätigungen selbststän­
dig ausführen zu können. Hier kann die Rolle der/des Ergotherapeut*in vor allem
als eine politische angesehen werden, mit dem Ziel, „occupational justice“, für die
Personen die an Long COVID-19 leiden, zu erreichen.

Notizen

                                                                                         21
Vortrag:
     Die Ethik als Anker im ergotherapeutischen Denken und Tun –
     Präsentation des aktualisierten Ethikleitbildes mit Tipps
     für die Praxisanwendung

     Ethikbeirat: Julia Steiner, Christine Spevak, Petra Paukowitsch,
     Hannes Außermaier, Bernhard Hohensinn

     Abstract:
     „Die Ethik im Herzen unserer Praxis zu behalten ist unerlässlich für das Wohl derer,
     die wir unterstützen und für das Ansehen unserer Profession in ihrer Gesamtheit.“
     (WFOT, 2016) In der klient*innenzentrierten Ergotherapie steht der Mensch in seiner
     Gesamtheit im Zentrum des täglichen Handelns. Dabei ist die Kernaufgabe der Pro­
     fession, die Teilhabe an individuell bedeutungsvollen Aktivitäten zu ermöglichen.
     Nicht selten werden Ergotherapeut*innen in diesem komplexen und multidimen­
     sionalen Vorhaben mit Fragen nach dem konfrontiert, was „richtig“ und was „falsch“
     ist, mit Fragen nach Gerechtigkeit und moralisch schwierigen Entscheidungen.
     Gleichwohl wissen wir, dass es in vielen Situationen keine “richtige” oder “falsche”
     Lösung gibt, sondern nur eine wohl überlegt “bessere”. Mit dem Ethikleitbild hat
     Ergotherapie Austria im Jahr 2013 ein Dokument auf Basis der weltweiten Entwick­
     lungen der Ergotherapie erarbeitet. Es definiert ethische Werte der Profession und
     bietet damit einerseits Struktur und Orientierung bei Haltungsfragen und ethischen
     Dilemmata in der Praxis, andererseits ist es ein Versprechen an unsere Klient*innen
     für ein ethisches therapeutisches Handeln. Das Ethikleitbild der Ergotherapeut*in­
     nen Österreichs wurde nun vom Ethikbeirat zeitgemäß adaptiert. Die überarbeitete
     Version, sowie Tipps und Anwendungsmöglichkeiten für die Praxis, sollen in einem
     20 Minuten Vortrag vom Ethikbeirat vorgestellt werden. Der Ethikbeirat tritt dabei
     gesamt auf, um durch die persönliche Präsenz die Kontaktaufnahme für die Mit­
     glieder des Verbandes zu erleichtern.

     Notizen

22
Vortrag:
Einzigartigkeit macht es aus: Ergotherapie für Menschen „postCovid“

Ursula Costa

Abstract:
Ergotherapeut*innen verfügen über zahlreiche Möglichkeiten, Menschen, die von
post-Covid-bedingten Symptomen betroffen sind, in ihrer Alltagsbewältigung, Ge­
sundheit und Lebensqualität zu stärken. Auf Einladung der Univ. Klinik für Inne­
re Medizin Innsbruck hin erarbeiteten wir im Ergotherapie-Forschungsteam seit
Herbst 2021 gemeinsam mit Betroffenen, welche ergotherapeutischen Ansatzpunkte
sie auf dem Weg in ein Leben, das ihren Handlungsmöglichkeiten, -interessen
und -potentialen entspricht, unterstützen. Auch wenn die Betroffenen u.a. wegen
Fatigue, Konzentrationsproblemen, Schlafstörungen, Depression, Problemen in der
Handlungsplanung, wegen Arbeitsplatzunsicherheit oder -verlust zur Ergotherapie
zugewiesen werden, ergeben sich jeweils gänzlich individualisierte Ansatzpunkte.
In diesem Vortrag möchten wir Einblicke in erste Erfahrungen und wissenschaftli­
che Erkenntnisse geben, die für die ergotherapeutische Praxis relevant sind.

Notizen

                                                                                   23
Workshop 1:
     Das Betätigungsprofil als ergotherapeutisches Prozessinstrument

     Ursula Costa, Victoria Hartmann

     Abstract:
     Im Zuge der jüngsten, Pandemie-bedingten Entwicklungen, gerieten zahlreiche
     Menschen aller Lebensalter durch sog. Betätigungsimbalance, Betätigungsdepriva­
     tion, Betätigungsent- und -ausgrenzung an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Diese
     äußern sich z.B. als Schwierigkeiten in der Alltagsgestaltung, in der Orchestrierung
     der für eine erfolgreiche Bewältigung des Alltags notwendigen Tätigkeiten, im
     Nicht-Ausführen-Können notwendiger oder aber sinnstiftender Handlungen, auch
     aufgrund äußerer Faktoren (bspw. gesetzliche Vorgaben, gesellschaftliche Regeln).
     Die Erfahrung von Betätigungsunterbrechungen oder mangelnder Betätigungsba­
     lance hat Auswirkungen auf Wohlbefinden, Lebensqualität und (damit) Gesundheit.
     Mithilfe eines Betätigungsprofils können all jene Handlungen, welche Klient*innen
     in der Vergangenheit ausgeübt haben bzw. welche sie gegenwärtig oder zukünftig
     ausüben (möchten), erhoben werden.
     US-amerikanische Kolleg*innen empfehlen den Einsatz von Betätigungsprofilen
     („Occupational profiles“) u.a. zur Erfassung von Handlungsbiographie, Routinen,
     Handlungsrollen sowie handlungs- und partizipationsrelevanten Umwelt- und
     Kontextfaktoren; ebenso kann mithilfe eines Betätigungsprofils erfasst werden,
     welche Interessen, Werte und (handlungsbezogene) Ziele Klient*innen haben (AOTA,
     2020; Chisholm & Boyt Schell, 2013, S.269-271). Klient*innen sind dabei sowohl
     Einzelpersonen (neben Klient*innen im Gesundheits- und Sozialwesen auch deren
     Angehörige), als auch Gruppen, Communities oder Organisationen (AOTA, 2020;
     Costa, 2014a; 2014b). In diesem Workshop gehen wir der Frage nach, welche Einsatz­
     möglichkeiten des Betätigungsprofils im ergotherapeutischen Prozess im Sinne der
     Förderung der Betätigungsgesundheit von Menschen beschrieben werden können.

     Notizen

24
Workshop 2:
Das Handwerk in der Therapie –
Werkzeug zwischen Digitalität und analogen Arbeitsprozessen

Kathrin Mühlhauser, Andrea Nobis

Abstract:
„Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht
behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“ (Konfuzius, 551 v. Chr. †479 v.
Chr.). Diese Worte verdeutlichen, dass das Einüben von Handlungsabläufen Kraft auf
ein Individuum ausübt und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, Einfluss auf die
Entwicklung der (inter-)agierenden Person hat. In der Therapie soll den Klient*in­
nen die Möglichkeit geboten werden, Handlungen im individuellen Tempo auszu­
führen und Rückfragen während und nach der Betätigung zu stellen. Darüber hin­
aus soll Platz für Fehler bestehen – denn aus diesen lernen wir am nachhaltigsten.
Das Handwerk, als Werkzeug der Ergotherapie, rückte in den vergangenen Jahren
zunehmend in den Hintergrund, obgleich es diverse Möglichkeiten bietet, das eige­
ne Handeln zu reflektieren oder die Interaktion mit einer zweiten oder mehreren
Personen anzubahnen beziehungsweise zu festigen. Durch handwerkliche Tätigkei­
ten können Fragestellungen zutage treten, die fachübergreifendes Wissen erfordern.
Sozialarbeiter*innen, Informatiker*innen, Architekt*innen, Wissenschaftler*innen,
u.v.m. können im Behandlungsprozess zurate gezogen werden; die individuellen
Belange der Klient*innen sollen dabei stets im Zentrum stehen und als gemein­
samer Nenner dienen. Unter Umständen kann dies eine Herausforderung sein,
zugleich aber den größten Gewinn der interdisziplinären Zusammenarbeit dar­
stellen. Schlussendlich müssen Ergotherapeut*innen oftmals Pionierarbeit leisten,
neue Wege beschreiten, um die Ecke denken – Altbekanntes, wie das Handwerk, in
einem neuen Glanz erstrahlen lassen und in einen disziplinübergreifenden Kontext
bringen.

Notizen

                                                                                        25
Workshop 3:
     Hinschauen und verantwortungsvoll handeln: Kinderschutz in der Ergotherapie

     Arbeitsgruppe Kinderschutzrichtlinie,
     Workshopleitung: Natalie Knapp, Katrin Unterweger

     Abstract:
     Ergotherapie Austria bekennt sich zum Thema Kinderschutz, gegen Ge­
     walt und für Kinderrechte. Aus diesem Grund folgt der Berufsverband den Empfeh­
     lungen der österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit eine Kinder­
     schutzrichtlinie zu erstellen. Ziel dieser Richtlinie ist es, Ergotherapeut*innen in der
     Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien für Kinderschutz zu sensibilisieren
     und Handlungsmöglichkeiten sowie Pflichten aufzuzeigen.  Neben rechtlichen Rah­
     menbedingungen beinhaltet diese Richtlinie auch Empfehlungen für die Umset­
     zung in der Praxis. Im Sinne des Kompetenzerwerbs für Ergotherapeut*innen in Be­
     zug auf Prävention und Handeln im Anlassfall bei unterschiedlichen Gewaltformen
     gegen Kinder und Jugendliche werden im Workshop in Zusammenarbeit mit dem
     Kinderschutzzentrum Innsbruck Fallbeispiele erarbeitet. Diese Fallbeispiele sollen
     für das Thema Kinderschutz sensibilisieren und Handlungsmöglichkeiten aufzei­
     gen. Ebenso erhalten Sie Informationen zur Kinderschutzarbeit und zu relevanten
     Organisationen. Die Projektgruppe wird über ihre bisherigen Arbeiten berichten und
     einen Ausblick geben.

     Notizen

26
Workshop 4:
Indentitätsbildung durch Handlung – eine Selbstverständlichkeit, oder? Indenti-
tätsarbeit in der Ergotherapie, Analyse einer konkreten Herangehensweise

Christine Spevak

Abstract:
Menschen mit Fluchterfahrung sind häufig von Posttraumatischer Belastungs­
störung (PTBS) betroffen. Durch die Veränderung der Umwelt und durch extreme
Anforderungen vor, während und nach der Flucht ist der kontinuierliche Verlauf
der Identitätsentwicklung unterbrochen. Der Sozialpsychologe Heiner Keupp be­
schreibt einzelne Aspekte die Identitätsbildung und sieht diese als permanenten
Prozess. Der Ergotherapeut und Handlungswissenschaftler Gary Kielhofner legt den
Fokus auf die Identitätsbildung durch Handlung, welche die Partizipation an der
soziokulturellen Umwelt möglich macht. Zielsetzung: Studien untermauern die
Relevanz der Identitätsarbeit bei Menschen mit Fluchterfahrung und Posttrauma­
tischer Belastungsstörung. Durch Migration verändern sich die alltäglichen Hand­
lungen. Modelle wie das Model of Human Occupation (MOHO) gewährleisten eine
holistische Analyse des Menschen, dies ist wichtig, um bedeutungsvolle Handlung
zu erkennen und infolgedessen die Identität zu stärken. Der Identität als eine der
Domänen für Handlungszufriedenheit sollte in der Praxis ausreichend Beachtung
geschenkt werden. Methode/Vorgehensweise: In Anlehnung an Keupp’s Theorie der
Identitätsbildung werden Ergotherapeut*innen anhand eines halbstrukturierten
Expert*inneninterviews über ihre Interventionsmaßnahmen bei Menschen mit
Fluchterfahrung und PTBS befragt. Die Aussagen werden in Bezug auf das MOHO
und Keupp’s Identitätstheorie analysiert. Ergebnisse und/oder praktische Implika­
tionen: Das Ergebnis untermauert die Wirksamkeit von ergotherapeutischer Inter­
vention in der Praxis zur Förderung der Identitätsentwicklung bei Menschen mit
Fluchterfahrung und PTBS. Ergotherapie unterstützt die Identitätsentwicklung der
Zielgruppe und hat somit eine tiefgreifende Auswirkung auch im Sinne der Sozial­
psychologie. Identitätsperspektiven und Identitätsgefühl werden in der Ergotherapie
gefördert. Die Workshopleiterin ladet zur Selbstreflexion und Diskussion zum Thema
der Identitätsarbeit in der Ergotherapie ein.

Notizen

                                                                                      27
Workshop 5:
     Die Ethik als Anker im ergotherapeutischen Denken und Tun – Evaluation der
     Praxisbeispiele des überarbeiteten Ethikbildes

     Ethikbeirat – Julia Steiner, Hannes Außermaier, Bernhard Hohensinn

     Abstract:
     Um allen interessierten Ergotherapiekolleg*innen den Prozess der Entstehung des
     neuen Ethikleitbildes näherzubringen möchte der Ethikbeirat im Rahmen dieses
     Workshops einen Raum für Fragen und Anregungen schaffen. Anhand der überar­
     beiteten Praxisbeispiele des neuen Ethikleitbildes sollen diese mit Hilfe des Prozess
     zur Beantwortung ethischer Fragestellungen bearbeitet und auf deren Praxisrele­
     vanz überprüft werden. Seien Sie dabei und helfen Sie uns die Anker zu Lichten
     und das Leitbild hinaus auf die Hohe See zu schicken um die Kolleg*innen in deren
     täglichem Einsatz für die Klient*innen zu unterstützen.

     Notizen

28
Workshop 6:
Level Up!: Ein partizipatives Projekt zur studentischen Gesundheitsförderung

Stefanie Jakl, Petra Paukowitsch

Abstract:
Psychische Gesundheit ist während der Pandemie vermehrt in den Mittelpunkt der
medialen Aufmerksamkeit gerückt und es ist bewiesen, dass speziell die psychische
Belastung der Studierenden bereits seit Jahren steigt und während der Pandemie
einen neuen Höhepunkt erreicht hat.
Im Workshop werden einerseits aktuelle Entwicklungen der studentischen Gesund­
heitsförderung in der Lebensumwelt „Hochschule“ im deutschsprachigen Raum
präsentiert, sowie die Rolle der Ergotherapie aus der Sicht der Gesundheitsförderung
mit dem Schwerpunkt psychische Gesundheit erörtert. Andererseits wird das peer-
to-peer Projekt „Level Up!“, das im Studiengang Ergotherapie für die gesamte FH
Campus Wien entwickelt wird, vorgestellt.
Der Workshop richtet sich an Studierende, Lehrende, aber auch an alle Interes­
sierten. Individuelle Belastungen im persönlichen Produktivitätsbereich (Job oder
Studium) werden im Workshop gemeinsam mit den Teilnehmenden analysiert und
Lösungsmöglichkeiten auf Organisationsebene interaktiv erarbeitet

Notizen

                                                                                       29
Workshop 7:
     Sichtweisen auf die Umwelten eines Menschen mit Hemiparese: Brücken bauen
     zwischen Praxis und Handlungswissenschaft (Occupational Science)

     Miriam Berger, Magdalena Nieder

     Abstract:
     Hintergrund: Um Betätigung umfassend zu verstehen, sollte Betätigung und Umwelt
     nicht getrennt voneinander, sondern als Einheit betrachtet werden. Die Betätigung
     findet in der Umwelt statt, welche die Betätigung eines Individuums, aber auch von
     Gruppen beeinflussen kann (Hocking, 2020). Ergotherapeut*innen beachten neben
     individuellen Umwelten (z.B. physische und soziale Umwelten), auch fernere Um­
     welten (z.B. politische und institutionelle Umwelten). Die Handlungswissenschaft
     (Occupational Science, kurz: OS) kann uns dafür eine Sprache liefern, aber auch
     Verständnis darüber geben, wie sich Umwelten auf das tägliche Tun/Betätigen, die
     Betätigungsrollen einer Person, aber auch auf die Gesundheit, Lebensqualität und
     Wohlbefinden auswirken.
     Ziel: Der Workshop verfolgt das Ziel, die OS für Ergotherapeut*innen verständlich
     und nutzbarer zu machen. Ein Bewusstsein für das Ausmaß des Einflusses der Um­
     welt auf die Betätigung des Menschen soll geschaffen werden.
     Methode: Ein 10-minütiger Impulsvortrag leitet in die Thematik ein. Anschließend
     wird ein Fallbeispiel aus der neurologischen Rehabilitation vorgestellt. Die Um­
     welten des Fallbeispiels werden im Rahmen eines Workshops ausgearbeitet, da
     Erkrankungen eine Wechselwirkung auf die Betätigung als auch auf die Umwelt
     unserer Patient*innen haben. Nach diesem theoretischen Input zu Begriffen der
     Handlungswissenschaft, werden mögliche Anhaltspunkte zwischen Betätigung und
     Umwelt diskutiert. Letztlich soll die Brücke zur Praxis gebildet und der Mehrwert
     dieser Erkenntnisse dargestellt werden.
     Ergebnisse: Die Ergebnisse werden mittels Flipchartprotokoll festgehalten und mit
     den Teilnehmer*innen geteilt. Dies dient als Grundlage für die weitere Nutzung in
     der Praxis.
     Literatur: Hocking, C. (2020). Occupation in context. A reflection on environmental
     influences on human doing. Journal of Occupational Science, 28(1), 1-14.

30
Poster 1:
Von der Schule in den Arbeitsalltag – (ergotherapeutische) Begleitung Jugendlicher
und junger Erwachsener mit IDD (intellectual and developmental disabilities)

Elisabeth Faschinger

Abstract:
Einleitung: Die Transition von der Schule ins Erwerbsleben stellt besonders Jugend­
liche und junge Erwachsene mit IDD vor Herausforderungen, da sie in den wesent­
lichen Schlüsselqualifikationen der Arbeitsfähigkeit Defizite aufweisen. Ergothera­
pie kann zur leichteren Bewältigung des Transitionsprozesses beitragen. Ziel der
Bachelorarbeit ist es Begleitungs- und Unterstützungsmöglichkeiten Jugendlicher
und junger Erwachsener mit IDD auf dem Weg ins Arbeitsleben aus ergotherapeuti­
scher Sicht aufzuzeigen und zu untersuchen welche Aufgaben die Ergotherapie in
Oberösterreich im Transitionsprozess Schule-Arbeit übernehmen kann.
Methodik: Zu Beginn wurde ein integrativer Review verfasst. Die Darstellung der
Ergebnisse erfolgte anhand des PEO-Modells. Anschließend wurden Expert/innenin­
terviews mit Ergotherapeuten/innen, Sonderschullehrpersonal und Jugendcoaches
durchgeführt. Dabei konnte die aktuelle Sachlage genauer betrachtet und Möglich­
keiten und Hindernisse für die Ergotherapie erfragt werden.
Ergebnisse: Beeinträchtigungsspezifische Merkmale, die durch Therapie verbessert
werden können, Arbeitserfahrung und die Erwartung der Eltern sind Prädikatoren
wettbewerbsfähiger Beschäftigung. Die Familie scheint das wichtigste Unterstüt­
zungssystem zu sein. Best-Practice-Dimensionen sind Partizipation, Arbeits- und
Wohntraining, individuelle Transitionsplanung und institutionsübergreifende
Zusammenarbeit. Die Rolle der Ergotherapie in der Transitionsbegleitung wird von
den anderen Berufsgruppen im Bereich des Alltags- und Arbeitstraining und der
Elternberatung gesehen. Ergotherapeut/innen sehen ihre Kernkompetenz in der
Aktivitäts- und Fähigkeitsanalyse im Rahmen der Berufsorientierung und Arbeits­
platzplatzierung, in der Arbeitsplatzgestaltung und in der Beratung der Eltern und
Bezugspersonen. Insgesamt wird das ergotherapeutische Angebot in der Transi­
tionsbegleitung als unzureichend angesehen.
Diskussion und Schlussfolgerungen: Ergotherapie trägt durch das Training der All­
tagskompetenz, Umweltgestaltung und Beratung des Umfelds, Arbeitstraining und
Einsatz digitaler Medien zu einem bestmöglichen Verlauf des Transitionsprozesses
bei. Daher sollten Ergotherapeuten/innen auch in Österreich mehr in Transitions­
teams eingebunden werden.

                                                                                      31
Poster 2:
     Diversity braucht Information – Ein erfolgreicher Hochschulabschluss für
     Studierende mit Sehbeeinträchtigung an der Fachhochschule Wiener Neustadt

     Stephanie Steinschaden

     Abstract:
     Hintergrund: Diese Bachelorarbeit bildet die Grundlage für das Pilotprojekt „Studie­
     ren mit Sehbehinderung“ der Fachhochschule Wiener Neustadt. In diesem Zusam­
     menhang beschäftigt sich die vorliegende Bachelorarbeit mit den Barrieren und
     Herausforderungen, die Menschen mit Sehbeeinträchtigung und Blindheit in ihrer
     Rolle als Studierende an Hochschulen erleben. Weiters werden die individuellen
     Strategien der Hochschüler*innen zur Bewältigung dieser Barrieren untersucht.
     Methode: Diese vorliegende Bachelorarbeit basiert auf einer umfassenden Literatur­
     recherche in Datenbanken (z.B. EBSCOhost), einschließlich Literatur-Reviews und
     qualitativen Studien. Zur Erfüllung der Rahmenbedingungen der Bachelorarbeit
     wurden zehn wissenschaftliche Arbeiten ausgewählt.
     Ergebnisse: Die Resultate deuten darauf hin, dass Studierende mit Sehbehinderung
     in ihrer akademischen Laufbahn viele ähnliche Barrieren erleben. Zu diesen zählen
     Schwierigkeiten mit nicht-zugänglichen Lernmaterialien, erhöhter Zeit- und Mehr­
     aufwand, nicht förderliches Verhalten seitens des Hochschulpersonals und Hilfsper­
     sonen, sowie fehlende Offenlegung der eigenen Sehbeeinträchtigung.
     Schlussfolgerung: Diese Arbeit kommt zu dem Schluss, dass die persönliche Ein­
     stellung der Studierenden zu ihrer Sehbeeinträchtigung die wichtigste Ressource
     zur Umsetzung von Bewältigungsstrategien in ihrem akademischen Leben darstellt.
     Bedeutung für die Praxis: Im Rahmen unseres Bachelorprojekts ist geplant, dass
     der Beraterin für Studierende mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen
     eine Informationsbroschüre für Beratungsgespräche mit den jeweiligen Studie­
     renden bzw. Studienwerber*innen vorliegt. Das Projekt trägt durch das Aufzeigen
     von Barrieren im Studienalltag von Studierenden mit Sehbeeinträchtigung sowie
     der Strategien zur Überwindung dieser Barrieren zur Gesundheitsförderung an der
     Fachhochschule Wiener Neustadt bei.

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Poster 3:
ET Interventionen bei Long Covid

Theresa Segner, Jessica Stanciu

Abstract:
Einleitung: Da die Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung erst am Aufkommen
sind, gibt es bislang kaum evidenzbasierte Interventionen. Die Ergotherapie kann
bei der häufigen Spätfolge Fatigue als beratende und unterstützende Funktion
agieren, beispielsweise mithilfe von Strategien zur Alltagsbewältigung. Anhand der
Forschungsfrage „Welche ergotherapeutischen Interventionen können zur Behand­
lung von Fatigue bei Long Covid eingesetzt werden?“ sollen bisherige Therapiean­
sätze zur Behandlung von (chronischer) Fatigue aufgezeigt und mit der aktuellen
Problematik des Long Covid verknüpft werden.
Methodik: Aufgrund der derzeit noch lückenhaften Forschungslage in Bezug auf
Long Covid, generierten die Autorinnen das vorhandene Wissen in Form eines Sco­
ping Reviews.
Ergebnisse: Ergebnis der zehn inkludierten Studien war eine Vielfalt an möglichen
Interventionen zur Behandlung chronischer Fatigue und ME/CFS, welche einzeln
und/oder kombiniert angewandt werden. Hierzu zählen Kognitive Verhaltensthe­
rapie, abgestufte Bewegungstherapie, geführte abgestufte Übungen zur Selbsthilfe,
Programm für körperliche Aktivität (Fokus auf Selbstregulation), Pacing sowie Pacing
in Form von Selbstmanagement. Ansätze für die ergotherapeutische Praxis bieten
beispielsweise der Einsatz von Broschüren zur Selbsthilfe, das Analysieren von ver­
schiedenen Aktivitätsmustern (im Hinblick auf das Energielevel) sowie das Identi­
fizieren hinderlicher Glaubenssätze.
Diskussion und Schlussfolgerungen: Durch Parallelen von ME/CFS zu Fatigue bei
Long Covid, dürften Teilaspekte der aufgelisteten Interventionen auch bei der Spät­
folge Fatigue, nach einer COVID-19-Erkrankung, eine Wirksamkeit zeigen. Beispiels­
weise kann in der Ergotherapie etwa der Ansatz der „vier P’s“ zum Energiemanage­
ment Einsatz finden (Probleme, Planen, Priorisieren, Pacing) sowie die Vorstellung
vorhandener Energiereserven in Form einer Batterie. Weitere Forschung zur Identifi­
zierung evidenzbasierter Interventionen für die Behandlung von Fatigue bei Long
Covid ist unerlässlich.
Schlüsselwörter: Long Covid, Fatigue, ME/CFS, Interventionen

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Poster 4:
     Befriedigend? Beitrag der Ergotherapie bei der Bewältigung sexueller Betäti-
     gungseinschränkungen von Menschen mit Querschnittlähmung

     Verena Vieider, Martin Schusser

     Abstract:
     Fragestellung/Hintergrund: Menschen mit Querschnittlähmung erleben häufig
     sexuelle Betätigungseinschränkungen, was sich negativ auf die Zufriedenheit und
     Lebensqualität ihrer selbst, aber auch möglicherweise vorhandener Partner*­innen
     auswirken kann. Durch die ergotherapeutische Berufsphilosophie wird deutlich,
     dass dieser Bereich Handlungsfeld der Ergotherapie darstellt und somit ergo­
     therapeutische Intervention gefragt ist. So ergab sich einerseits die Fragestellung,
     welchen Beitrag Ergotherapeut*innen nun konkret bei der Bewältigung sexueller
     Betätigungseinschränkungen von Menschen mit Querschnittlähmung leisten kön­
     nen (=Theorie). Andererseits sollte erforscht werden, welche Erfahrungen Menschen
     mit Querschnittlähmung während ihrer sexuellen Rehabilitation in Hinblick auf die
     Ergotherapie tatsächlich machten (=Praxis).
     Vorgehensweise/Methode: Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden eine
     systematische Literaturrecherche und vier qualitative literaturbasierte Leitfragen­
     interviews mit Menschen mit Querschnittlähmung durchgeführt.
     Ergebnisse/Erfahrungen: Die zahlreichen identifizierten ergotherapeutischen Inter­
     ventionsmöglichkeiten beziehen sich sowohl auf die direkte Arbeit mit Menschen
     mit Querschnittlähmung und evtl. deren Partner*innen, betreffen jedoch auch
     Angebote für Gesundheitspersonal, Forschungstätigkeit, sowie Aktivismus auf poli­
     tisch-wirtschaftlicher Ebene. Was Menschen mit Querschnittlähmung während ihrer
     sexuellen Rehabilitation erlebten, ist größtenteils noch weit von diesen Möglichkei­
     ten entfernt.
     Schlussfolgerungen: Damit diese vielfältigen Interventionen künftig fixen Be­
     standteil der beruflichen Praxis bilden, ist das Verankern von Sexualität in
     Aus- und Weiterbildung von Gesundheitsberufen wichtig. Außerdem müssen auf
     politisch-wirtschaftlicher und institutioneller Ebene entsprechende Rahmen­
     bedingungen geschaffen werden. Weitere Forschung könnte dies unterstützen.
     Bedeutung für die Praxis: Mit ihrem Berufsverständnis und Fachwissen können
     Ergotherapeut*innen Menschen mit und auch ohne Querschnittlähmung direkt
     oder indirekt darin unterstützen, in einem der wohl wichtigsten Bereiche Lebens­
     qualität zurückzugewinnen bzw. zu erhalten. Dadurch zu einer ganzheitliche(re)n
     Gesundheitsversorgung beizutragen, ist nicht ausschließlich ein enormes Potential
     der Ergotherapie, sondern ein wahrer Auftrag.

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