Dmexco: Starke Digital-Media-Trends - W&V

 
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Dmexco: Starke Digital-Media-Trends - W&V
September 2013

                                                      EXTRA

                                    Dmexco:
                                    Starke Digital-
                                    Media-Trends
                                    Die konvergente Aussteuerung von Bewegtbild auf digitalen
                                    Kanälen, die Steigerung der Kampagneneffizienz durch
                                    Programmatic Buying, die Markeninszenierung mittels Content-
                                    Marketing: W&V Extra zeigt, was die Digitalbranche bewegt.

                                Marc Pritchard, Global Brand Building     Philipp Justus, Managing Director Sales
                                Officer bei Procter & Gamble                & Operations für Google DACH

38_13_dmexco_001_Titel.indd 1                                                                                       04.09.2013 12:51:28
Dmexco: Starke Digital-Media-Trends - W&V
Leichtigkeit                                                                  Sie wollen Kids & Teens und
                                                                                   Eltern online erreichen?
                                                                                   So leicht kann es sein: Starkes Portfolio
                                                                                   mit 20 Websites. Hohe Leistungswerte
                                                                                   mit 5 Mio. Visits und 85 Mio. PIs.*
                                                                                   Egmont MediaSolutions ist Ihr
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Dmexco: Starke Digital-Media-Trends - W&V
DMEXCO | EDITORIAL

                              Missionen und
                              Milliarden-Budgets
                              DIGITAL MEDIA ∙ Nun kommen auch die wirklich Großen           | INHALT
                              zur Digital-Marketing-Messe Dmexco. Marc Pritchard,
                                                                                             4 Interview ∙ Marc Pritchard, Global Brand Building Officer
                              globaler Herrscher über die Marken des Konsumgüterher-
                                                                                               Procter & Gamble, zur Digitalstrategie des Konzerns.
                              stellers Procter & Gamble, sowie Keith Weed, Chefmarketer
     Leif Pellikan            vom Gegenspieler Unilever, halten in Köln Keynotes.            8 Mobile ∙ Die mobile Nutzung steigt stetig, Kampagnen
     Redakteur                Normalerweise bekommt die Branche diese Schwergewich-            werden zunehmend plattformübergreifend ausgesteuert.
     lp@wuv.de                                                                              10 Interview ∙ Philipp Justus, Managing Director Google für
                              te nur auf Werbefestivals wie Cannes (siehe Bild) zu sehen.
                              Das Auflaufen dieser Milliarden-Marketing-Budgets und            die DACH-Region, über Mobile und Realtime-Advertising.
                              die Eröffnung einer dritten Halle zeigen die Bedeutung der    14 Bewegtbild ∙ Welche Trends werden die Nutzung von
                              digitalen Kanäle für die Werbung. Ginge es rein nach dem         Smart-TV und Second Screen künftig prägen?
                              Return on Investment, würde wohl Pritchard noch mehr
                                                                                            16 Interview ∙ Im Gespräch: Andrew Bosworth, Director of
                              Budgets ins Internet verschieben.
                                                                                               Engineering and Product Group bei Facebook.

                              Google ist bekanntlich ein Riese. Und natürlich spielt der    18 Programmatic Buying ∙ Die größten Hindernisse sind
                              US-Riese bei beiden neuen Trendthemen – Mobile und               beseitigt, aber noch fehlen den Kunden vor allem Daten.
                              Realtime-Advertising – zentrale Rollen. Der neue Deutsch-     20 Content-Marketing ∙ Wie Branded Entertainment und
                              land-Chef Philipp Justus erklärt Googles digitalen Stand-        Content-Marketing auf Kampagnenziele einzahlen.
                              punkt nicht nur auf der großen Bühne der Dmexco,
     Kay Städele                                                                            22 Social Media ∙ Das CRM von Werbungtreibenden kann
                              sondern exklusiv vorab hier im Heft.
     Redakteur                                                                                 durch den Social-Web-Dialog unmittelbar profitieren.
     kay.staedele@wuv.de
                              Die Online-Werbewelt ist kompliziert. Deshalb will Andrew     24 E-Mail-Marketing ∙ Als Dialogmedium im Marketingmix
                              „Boz“ Bosworth, Chef-Entwickler der Ad-Formate auf               spielt E-Mail nach wie vor eine zentral Rolle.
                              Facebook, vor allem eines: Klarheit schaffen. Mit dieser
                              Mission kommt er nach Köln. Sein Credo für die Marke-
                              teers: für jedes Werbeziel ein Format. Ganz einfach, wie er
                              in W&V erklärt. Allerdings dürften viele Werbekunden
                              anderer Meinung sein – für Rätsel sorgen vor allem die

                                                                                                                                                                        Fotos: Achim Kraus; Unternehmen; Titelfoto: Frank von Wieding; Fotolia; Unternehmen
                              mobile Nutzung und die Ansprache auf Smartphones.
                              Und diese nutzt längst die Mehrzahl der Facebook-User.
                                                                                            | IMPRESSUM
                                                                                            Chefredaktion Dr. Jochen Kalka
                                                                                            Redaktion Raoul Fischer, Leif Pellikan, Kay Städele
                                                                                            Autoren Martin Bell, Stefan Bottler, Andreas Klähn
                                                                                            Schlussredaktion Peter Natzer
                                                                                            Verlag Verlag Werben & Verkaufen GmbH,
                                                                                            ein Verlag der Unternehmensgruppe
                                                                                            Süddeutscher Verlag, Hultschiner Straße 8,
                                                                                            81677 München, Tel. 0 89/21 83-71 33, Fax -78 53
                                                                                            Geschäftsführung Martin Korosec,
                                                                                            Dr. Karl Ulrich
                                                                                            Druck Vogel Druck und Medienservice GmbH,
                                                                                            Leibnizstraße 54, 97204 Höchberg
                                                                                            Freie Mitarbeiter Ute Berretz (Grafik), Bettina Theisinger (Bild),
                                                                                            Florian Allgayer (redaktionelle Begleitung)

                                                                                            Eine Beilage in W&V 38/2013

                                                                                                                                       W&V Extra September 2013 | 3

38_13_dmexco_003_Edi.indd 3                                                                                                                                     04.09.2013 07:59:38
Dmexco: Starke Digital-Media-Trends - W&V
DMEXCO | DIGITAL BRAND BUILDING

                                   „Technologie kann neue
                                    Kreativität freisetzen“
                                   PROCTER & GAMBLE Der globale Markenchef Marc Pritchard setzt wie kaum ein anderer
                                   FMCG-Marketeer auf Digital Media und neue Methoden wie Realtime-Advertising.
                                   Der massive Shift der Budgets in Digitalkanäle soll helfen, die hohen Renditeziele zu erfüllen.

                                   Herr Pritchard, Bob McDonald, Vorgänger Ihres derzeitigen CEOs        P&G investiert nach eigenen Angaben in den USA 25 bis 35 Pro-
                                   A.G. Lafley, gab im Februar 2012 das Ziel aus: Mediakosten um         zent der Gesamtausgaben in digitale Kanäle. Nur deshalb, weil
                                   zehn Prozent senken. Gleichzeitig soll die Effizienz erhöht werden,   diese digitalen Kanäle so gut messbar sind?
                                   vor allem indem Budgets in Richtung Online verschoben werden.         Unsere Digitalausgaben liegen in den USA zwischen 25 und
                                   Ist das nach wie vor die Marschrichtung von Procter & Gamble?         35 Prozent, wie wir im August öffentlich erklärt haben. Je
                                   Wir sagten nicht, dass wir die Kosten für Mediaspendings um           nach Marke und Region variiert das aber beträchtlich. In den
                                   zehn Prozent senken. Im Zuge einer Produktivitätssteigerung           letzten Jahren habe ich vor allem Brand-Building in den
                                   strebt P&G eine Einsparung von zehn Milliarden Dollar an.             digitalen Kanälen forciert. Ich habe meine Markenverantwort-
                                   Davon soll eine Milliarde aus dem Marketing kommen – unser            lichen konkret ermutigt, mehr in die digitalen Kanäle zu inves-
                                   drittgrößter Ausgabenbereich. Dies beinhaltet nicht nur Media-        tieren und diese in die Gesamtmarketingstrategien zu integrie-
                                   spendings, der Geschäftsbereich hat auch andere Kosten. Aber          ren, statt sie als zusätzlichen Kanal zu betrachten. Diesen Weg
                                   in der Tat, wir haben bereits einen großen Anteil unserer Media-      spiegelt das digitale Ausgabenniveau wider. Er entspricht aber
                                   spendings in den digitalen Kanal umgeschichtet. Er bietet für         auch der veränderten Mediennutzung der Konsumenten.
                                   uns einen höheren Return on Investment und kreativere Mög-            Gleichzeitig hilft er, den hohen ROI für unsere Marketingaus-
                                   lichkeiten. Wir machen auch gute Fortschritte, im Non-Media-          gaben zu realiseren.
                                   Marketing einzusparen. Etwa indem wir weniger, aber bessere
                                   Werbespots produzieren. Für die nahe Zukunft rechnen wir mit          Das Budget wird also andernorts abgezogen. Stammen die höhe-
                                   steigenden Marketingausgaben in absoluten Zahlen, aber mit            ren Digitalbudgets aus Print oder TV?
                                   einer Abnahme der Kosten. Es geht um effektivere Anzeigen             Bei all unseren Marken identifizieren wir die am wenigsten ef-
                                   und auch um eine Reduzierung der sonstigen Marketingkosten.           fektiven Marketingausgaben. Diese Budgets stecken wir dann
                                                                                                         in effektivere Kanäle – wie die digitalen. Der spezifische Mar-
                                                                                                         ketingmix hängt jedoch sehr stark von der Marke ab.

           Closing-Keynote am ersten Tag von Procter & Gamble                                            Perspektivisch spielt Realtime-(RTA) oder Programmatic Adver-
           Der Global Brand Building Officer spricht in der Congress Hall.                               tising eine wesentliche Rolle im Marketing. Weshalb kommen
                                                                                                         Markenartikler an der Automatisierung der Mediaplanung gar
           Hörenswert, denn es geht um sehr viel                                                         nicht mehr vorbei?
           Geld: Marc Pritchard hält am ersten
                                                                                                         Programmatic Advertising eröffnet eine Reihe spezifischer Mög-
           Konferenztag die Closing-Keynote.
                                                                                                         lichkeiten: Sie erreichen die richtigen Konsumenten, sie nutzen
                                                                                                                                                                              Fotos: Unternehmen

           Diese wird in der Congress Hall um
           18.00 bis 18.30 stattfinden. Die                                                              die richtigen Kommunikationswege, und RTA erlaubt ihnen,
           Eröffnungsrede hält sein Gegenspieler                                                         zur richtigen Zeit zu agieren – und zwar dann, wenn die Kon-
           Keith Weed, CMCO von Unilever.      ks                      18. + 19. September 2013          sumenten für ihre Botschaften aufnahmefähig sind.

           4 | W&V Extra September 2013

38_13_dmexco_004-006_TH01.indd 4                                                                                                                              09.09.2013 11:09:01
Dmexco: Starke Digital-Media-Trends - W&V
Werden wir künftig auch in anderen Medien wie TV, Out-of-Home
                                                                                       und Radio Realtime-Advertising-Mechaniken sehen?
                                                                                       Wir rechnen fest damit, dass die Werbeindustrie Programmatic
                                                                                       Buying auch in andere Medien trägt. Und natürlich beabsichti-
                                                                                       gen wir ebenfalls, RTA auf diese Kanäle zu übertragen.

                                                                                       P&G verschob das Online-Budget von der Mediaagentur Media-
                                                                                       com zum internen Trading-System, das auf der Technik des Tar-
                                                                                       geting-Spezialisten AudienceScience basiert. Benötigt ein Unter-
                                                                                       nehmen wie P&G heutzutage eine Inhouse-Unit für den Media-
                                                                                       einkauf sowie die dazugehörige Technologie?
                                                                                       Technologie verändert die gesamte Werbeindustrie. Deren Ein-
                                                                                       satz lässt sich künftig gar nicht vermeiden. Technik ermöglicht
                                                                                       Brands, sich direkt mit den Konsumenten zu vernetzen – mit
                                                                                       weniger Berührungspunkten und Beteiligten dazwischen. Be-
                                                                                       teiligt werden künftig nur
                                                                                       solche Firmen sein, egal ob
                                                                                       Mediaagenturen oder an-
                                                                                       dere Dienstleister, die in            „Wir experimentieren im
                                                                                       der Kette den größten                   Marketing ständig mit
                                                                                       Wert beitragen.                         neuen Instrumenten“
                                                                                       Es scheint jedoch so, dass
                                                                                       große Werbespender wie
                                                                                       P&G den Trading-Desk-Lösungen sowie den Arbitrage-Modellen
                                                                                       der Mediaagenturen nicht über den Weg trauen.
                                                                                       Das ist keine Frage des Vertrauens. Es zählt lediglich die Tatsa-
                                                                                       che, wer die größten Werte schafft.

                                                                                       Digitale Daten verändern das Marketing. Welches sind die Wäh-
                                                                                       rungen, die P&G heute hauptsächlich einsetzt?
                                                                                       Daten sind absolut essenziell für die Kommunikation. Wir
                                                                                       verfügen über eine Vielzahl von Kennzahlen und Marketing-
                                                                                       Tools. Aber letztlich ist nur eine Kennzahl entscheidend: der
                                                                                       Return on Investment für das eingesetzte Geld.

                                                                                       Konsumgüter verkaufen sich kaum über das Netz – Sie können
                                                                                       also den Erfolg nicht direkt am Abverkauf bemessen. Haben Sie
                                                                                       Lösungen für dieses Problem?
                                                                                       Das Problem löst sich. E-Commerce ist beispielsweise einer
                                                                                       unserer schnellstwachsenden Handelskanäle. Am Ende werden
                                                                                       Konsumenten jene Unternehmen belohnen, die ihren Gewohn-
                                                                                       heiten folgen. Wir wollen unsere Marken verfügbar machen –
                                                                                       wann auch immer und wo auch immer Kunden einkaufen.

     Marc Pritchard                                                                    Ein großes Problem dabei ist Mobile. Glauben Sie an mobiles
     Der Global Brand Building Officer von Procter & Gamble verantwortet seit 2008       Display-und Local-Based-Advertising auf den kleinen Bildschir-
     einen der größten Werbeetats der Welt: 2012 investierte P&G rund 9,3 Milliarden   men?
     Dollar in das globale Marketing. Pritchard arbeitet seit über 30 Jahren für den
     Konsumgüterhersteller. Er startete als Kostenanalyst im Papiersegment des
     Konzerns. Seine erste Position im Marketing übernahm er 1987 als Assistant
     Brand Manager für Deodorants. Es folgten Stationen im Bereich Mundhygiene.
     2003 wurde er zum Präsident für Global Cosmetics und Personal Care ernannt.                                          W&V Extra September 2013 | 5

38_13_dmexco_004-006_TH01.indd 5                                                                                                                   09.09.2013 11:09:05
Dmexco: Starke Digital-Media-Trends - W&V
DMEXCO | DIGITAL BRAND BUILDING

                                   Nur so viel: Mobile Geräte bieten enorme Möglichkeiten. Im          Grundsätzlich wissen wir, dass digitale Medien einen höheren
                                   Mobile-Marketing beginnen wir zu verstehen, was Konsumen-           ROI haben als andere Mediakanäle. Rechnet man dann die Ear-
                                   ten auf ihren Smartphones und Tablets anders machen. Auf-           ned Awareness von Social Media hinzu, ist sie sogar noch höher.
                                   grund dieser Erkenntnisse verändern Werbungtreibende wie
                                   wir dann die Marketingpläne.                                        Als Sie nach anderen erfolgreichen Brands gefragt wurden, nann-
                                                                                                       ten Sie Nike und Red Bull. Besonders Red Bull ist bekannt für neue
                                   Im Moment fehlen aber noch die Anzeichen für signifikate Mo-        Werbeformen wie das Storytelling – denken Sie an den Weltraum-
                                   bile-Spendings. Publisher und Vermarkter – außer vielleicht         sprung. Zudem wird auf eigene Medien wie das Red Bull Media
                                   Google und Facebook – haben bislang kaum Wege gefunden, ihre        House und eigene TV-Sender gebaut. P&G experimentiert auch
                                   Angebote auf den kleinen Bildschirmen zu monetarisieren. Wird       in diesem Bereich. Wirken Storytelling und Owned Media besser
                                   denn P&G seine Mobile-Display-Budgets signifikant anheben?          als aufwendige TV-Spots?
                                   Wir wollen hier keine Details zur Mobile-Media-Strategie nen-       Die Frage lässt sich nicht mit einem Entweder-Oder beantwor-
                                   nen. Aber Sie können sicher ein, wir folgen dem Konsumenten         ten, sondern nur mit einem klaren Und. Wir setzen sicher wei-
                                   dorthin, wo er sich aufhält.                                        terhin auf großartige TV-Spots. Erfolgreiche Kommunikation
                                                                                                       – und das gilt sowohl für Kommunikationsziele wie auch für
                                   Sie hatten deshalb auch kürzlich in einem Interview mit dem „Wall   den Abverkauf – besteht aus einer herausragenden kreativen
                                   Street Journal“ erwähnt, dass Sie mit jungen Internet-Unterneh-     Idee. Um für eine breite Aufmerksamkeit zu sorgen, muss sie
                                   men wie Klout, Shazam und InMobi sprechen. Sie wollen so an         menschlichen Bedürfnissen gerecht und über alle verfügbaren
                                   Trends und neue Ideen für Ihr Marketing kommen. Empfehlen Sie       Kanäle gespielt werden.
                                   uns ein, zwei neue spannende und relevante Werbeplattformen.
                                   Wir experimentieren ständig mit neuen Instrumenten. Es ist          Im Jahr 1933 hat Procter & Gamble ebenfalls mit dem Storytelling
                                   aber kaum vorherzusagen, welche Plattformen am Ende Erfolg          begonnen – nämlich in der Radio-Seifenoper „Ma Perkins“. Werden
                                   haben. Deshalb platzieren wir einfach viele kleine Wetten.          wir auch von Ihnen digitale Seifenopern sehen? Gibt es Pläne für
                                                                                                       Promotions und Product-Placements in Web-Serien und -Filmen?
                                   Eine der Wetten ist sicherlich Social Media. Facebook, Youtube      Überall entsteht großartiger Content. Diesen sollten Brands für
                                   und Twitter stellen vor allem auch Gratis-Media-Fläche zur Ver-     sich nutzen, statt ihn selbst zu schaffen. Die Herausforderung
                                   fügung. Können Sie den Wert solcher Earned-Media-Kontakte mit       ist, ihn zu identifizieren und dann eine passende Integration
                                   gekaufter Media vergleichen?                                        und Interaktion zu realisieren. Unsere Pflegemarke Venus hat-
                                                                                                       ten wir in Deutschland beispielsweise tief in das TV-Format
                                                                                                       Germany’s Next Topmodel eingebunden. Solche Cases können
           Procter & Gamble erzählt Geschichten um Produkte                                            wir weltweit vorweisen. Allerdings kreieren Marken auch wei-
           Der Konsumgüterhersteller setzt Storytelling ein – zwei Fallbeispiele.                      terhin selbst relevante Inhalte, sofern es sich lohnt. Zu den
                                                                                                       Olympischen Spiele in London führten wir das Format Raising
                                           Fairy Der Produkt-Relaunch des Spülmittels im               an Olympian ein. Es ging uns darum, Athleten aus aller Welt
                                           Juli 2012 basierte auf dem bekannten Fest in                genau dann vorzustellen, als das weltweite Interesse am höchs-
                                           Villariba und Villabajo. Die „Fairy Fiesta“ sollte mit      ten war.
                                           einem großen Event und Storytelling rund um
                                           die Marke wieder aufleben. Der Lohn für eine
                                           Kooperation mit RTL und weiteren lokalen und
                                                                                                       Warum sehen wir dann nicht mehr gute Storytelling-Kampagnen
                                           nationalen Medien sowie eine Facebook- und                  und Ideen? Sie sagten, dass Sie eine Idee viel spannender finden
                                           Blogger-Aktivierung inklusive Mediaschaltung:               als die ganze Technologieindustrie.
                                           40 000 Menschen kamen zur Fairy Fiesta in Berlin            Markenkommunikation kann sehr leicht von Technologie über-
                                           und feierten Deutschlands größte Paella. Zudem              deckt werden. Der Einsatz einer wie auch immer gearteten
                                           gab es 56 Veröffentlichungen in wichtigen Blogs.            Technik ist nie eine kreative Idee. Die Technik hilft, einer Idee
                                                                                                       Leben einzuhauchen und dort zu sein, wo sich Menschen auf-
                                           Pampers Als die Flut dieses Jahr im Osten                   halten. Sie hilft einer Marke auch die nötige Awareness zu be-
                                           Deutschlands große Schäden anrichtete, startete             kommen. Ich liebe an der Technologie, dass sie neue Kreativität
                                           das Pampers-Team eine Hilfsaktion. Gemeinsam
                                                                                                       freisetzen kann und uns agiler macht. Wir können uns mit
                                           mit dem E-Commerce-Partner Windeln.de und
                                           dem Deutschen Roten Kreuz stellte die P&G-
                                                                                                       unserer Zielgruppe besser austauschen, was wiederum unseren
                                           Marke kostenlos Windeln für die Eltern zur                  Marken ein besseres Verständnis davon verschafft, welchen
                                           Verfügung. Auf Facebook informierte Pampers                 Einfluss wir auf das Leben unserer Kunden haben. Tatsächlich
                                           über Details der Aktion und begleitete sie per              können wir heute in wenigen Wochen neue Kommunikations-
                                           Dialog. Das Ergebnis der Social-Media-Kommuni-              strategien aufsetzen, für die wir ein paar Jahre zuvor noch ein-
                                           kation schon nach einem Tag: 9102 Likes,                    bis eineinhalb Jahre gebraucht hätten. Dieses neue Level in
                                           701 Shares und 624 positive Kommentare.                     Sachen Realtime Brand Building ist wirklich sehr spannend.
                                                                                                       Kay Städele, Leif Pellikan | kay.staedele@wuv.de

           6 | W&V Extra September 2013

38_13_dmexco_004-006_TH01.indd 6                                                                                                                              09.09.2013 11:09:07
Dmexco: Starke Digital-Media-Trends - W&V
über 10 Millionen Leser jede Woche

                        Heft-Leser                       App-Nutzer                          online-leser

                                         DER SPIEGEL – werben, wo’s wirkt!
                                     Mehr Informationen unter: johannes_varvakis@spiegel-qc.de

38_13_dmexco__07_Anz.indd 7                                                                                 02.09.13 16:28
Dmexco: Starke Digital-Media-Trends - W&V
DMEXCO | MOBILE

                                   Experimente auf dem
                                   Westentaschen-Screen
                                   MOBILE WERBUNG Vermarkter gehen mit einer                           Die Rührigkeit kommt nicht von Ungefähr. Im Internet schwächt
                                   Vielzahl neuer Werbeformate in die Offensive.                       sich das Wachstum des Werbemarkts ab. Plus elf Prozent, schätzt
                                                                                                       der Fachverband BVDW für 2013 (Vorjahr: plus 13 Prozent).
                                   In puncto Nutzung schicken sich Smartphone                          Die Mobile-Werbeausgaben hingegen ziehen kräftig an. Allein
                                   und Tablet an, das stationäre Web zu überholen.                     im Januar stiegen die Brutto-Umsätze um 111 Prozent gegenüber
                                                                                                       Vorjahr (laut BVDW-Unit Mobile Advertising/Nielsen). Der
                                                                                                       Verband rechnet im laufenden Jahr mit 70 Prozent Zuwachs
                                   Trinkspruch gefällig? „Ein Beck’s auf alles, was jenseits von       gegenüber 2012 auf 105 Millionen Euro. Das liegt zwar Meilen
                                   schwarz und weiß ist“, schlägt der dreidimensionale Würfel vor,     hinter den Spendings im stationären Web (Prognose für 2013:
                                   und wer sein iPhone kippt, liest: „Auf jeden neuen Blickwinkel.“    7,2 Milliarden Euro). Doch es verheißt vielversprechende Wei-
                                   3D Cube nennt Tomorrow Focus Media das Werbeformat. Ein             degründe. „In der Online-Vermarktung“, meint Dirk Freytag,
                                   Würfel, der über dem Inhalt einer mobilen Website schwebt und       CEO des Mobile-Vermarkters Yoc, „ist Wachstum nur noch via
                                   auf Bewegungen des Handys reagiert: Neigt man das Gerät,            Mobile zu erreichen.“
                                   dreht sich der Cube und zeigt, was seine anderen Seitenflächen           Zumal sich mehr und mehr Bundesbürger digitale Stoffe
                                   ziert. Die Biermarke Beck’s probierte sich als Erste daran.         über ihre Westentaschen-Computer zu Gemüte führen. Der
                                        Ein Vorgeschmack auf Kommendes. Die Köcher der Ver-            Gebrauch des Desktop-PCs sinkt von rund 51 (2011) auf heute
                                   markter sind prall gefüllt mit Ad-Neuheiten für Tablet und          43 Prozent, besagt die Gemeinschaftsstudie „Deutschland wird
           Im Online-Werbe-        Smartphone. Axel Springer Media Impact (ASMI) hält eine ei-         Mobile“ von BVDW, Google und TNS Infratest. Im selben Zeit-
           markt ist Wachstum      gene Cube-Version unter dem Namen Caroussel Cube vor sowie          raum legt sowohl die Smartphone-Nutzung zu (von gut 18 auf
           nur noch via Mobile     zig weitere Wortungetüme, von der Rotation Ad bis zum Swiping       bald 40 Prozent) als auch die Tablet-Nutzung (von drei auf mehr
           zu erreichen, glaubt    Downer. Die OMS, die das digitale Inventar regionaler Tages-        als 14 Prozent). „Ein Fünftel der Mobile-User“, schätzt Yoc-Chef
           Yoc-Chef Dirk
                                   zeitungen und Radiosender vermarktet, will da nicht hintan          Freytag, „geht gar nicht mehr ins stationäre Web.“
           Freytag (oben).
           Mobile-Nutzer,          stehen. „Viele neue Werbeformate“ versprechen die Düsseldor-             Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Kampagnen-
           beobachtet Oliver       fer und locken mit Flip, Reveal und Pre-Expandable Ad. Nicht        planung. „Online und Mobile sind zwei Facetten eines gemein-
           von Wersch von G+J      zu vergessen Hot Spot, Image Gallery, Video Caroussel, die          samen digitalen Raums“, sagt Alexandra Thomas, Director
           EMS (unten), sind       Microsoft Advertising ins Spiel bringt. Bewegte, statische, wach-   Product & Publisher Management bei Tomorrow Focus Media,
           mehr als Online-        sende und wandernde Ads, mal am Fuß des Screens, mal bild-          „nutzerzentrierte Werbeauslieferung hat vorrangig die Größe
           Surfer bereit, sich
                                   schirmfüllend – wie Pilze schießen die Varianten derzeit aus        der Devices zu berücksichtigen, über die Zugriffe erfolgen.“
           aktiv mit Werbung
           zu befassen.            dem Boden.                                                          Manche Werbeform wie die Banderole, die sich von rechts nach
                                                                                                       links ins Bild schiebt, funktioniere auf dem PC-Monitor wie
                                                                                                       dem Smartphone, so Thomas. Der vergleichsweise bescheidene
                                                                                                       Platz auf dem Handy-Screen ist nichtsdestotrotz eine Heraus-
                                                                                                       forderung, für Vermarkter ebenso wie für Kreative.

                                                                                                       Zwischen Neugier und Panikattacken
                                                                                                       „Vieles befindet sich zurzeit in der Experimentierphase“, sagt
                                                                                                       Christian Griesbach, General Manager Digital Marketing bei
                                                                                                       ASMI, „die neuen Formate sind teilweise noch ungelernt. Wir
                                                                                                       müssen gemeinsam mit unseren Kunden ausloten, was wirkt,
                                                                                                       was ankommt.“ Oder was abschreckt. Der Swiping Downer etwa,
                                                                                                                                                                            Fotos: Bernhard Huber; Unternehmen

                                                                                                       den ASMI mit der Telekom ausprobierte. Kaum hat sich die
                                                                                                       BildMobile-Startseite aufgebaut, verschwindet sie nahezu voll-
                                                                                                       ständig, nach unten geschoben vom Downer, der bildschirm-
                                                                                                       füllend Werbung in drei zur Seite wischenden Motiven abspult.
                                   Zuhauf erobern neue Werbeformate die mobilen Bildschirme. Beck’s    Den unbedarften Smartphone-Nutzer überkommen da leicht
                                   probierte den 3D Cube aus, der auf Handy-Bewegungen reagiert.       Panikattacken: „Wo bin ich hier? Wie komme ich wieder raus?“

           8 | W&V Extra September 2013

38_13_dmexco_008-009_TH02.indd 8                                                                                                                            04.09.2013 08:01:26
Dmexco: Starke Digital-Media-Trends - W&V
Die Nutzung mo-
         Umgekehrt kitzelt Werbliches auf dem Handy-Display, vor allem        Mehr Web-Surfing, weniger App-Nutzung                                                                  biler Geräte nimmt
                                                                              Wie Bundesbürger die Möglichkeiten des Smartphones einsetzen
         Einfallsreiches, in vielen Fällen offenbar die Neugier. Der Reiz                                                                                                            rasant zu. Fast 40
                                                                                                                           Q1                     Q3                     Q1          Prozent der Bundes-
         des Unbekannten. „Die Bereitschaft, sich aktiv mit einer Wer-         Art der Nutzung (Auswahl)
                                                                                                                          2012                   2012                   2013
                                                                                                                                                                                     bürger sind mit dem
         beform zu befassen, ist im Vergleich zu Online ungleich größer“,     Web-Surfing                                  59                     63                     68
                                                                                                                                                                                     Smartphone unter-
         beobachtet Oliver von Wersch, Geschäftsführer bei Gruner +           App-Nutzung                                  53                     64                     59
                                                                                                                                                                                     wegs, jeder Siebte
         Jahrs Digitalvermarkter EMS, dessen Mobile-Portfolio fast die        Location-based Services                      33                     33                     34          greift zum Tablet.
         Hälfte der hiesigen Smartphone- und Tablet-Nutzer erreicht.          Mobile-Shopping                              22                     21                     26          Der Stellenwert
         Besonders erfolgversprechend, so von Wersch, seien Rich-             Mobile-Banking                               19                     21                     22          des Desktop-PCs
         Media-Element, also Animationen oder Bewegtbild. „Klickraten         Online-Games                                 11                     17                     22          hingegen sinkt.
         von bis zu fünf Prozent sind hier keine Ausnahme.“ Im Internet       Video/Mobile-TV                              15                     14                     19
         dagegen liegt deren Klickrate laut DG MediaMind im Schnitt           Near Field Communication                       3                      3                      4
         bei 0,27 Prozent.                                                    In Prozent. Basis: Alle befragten Smartphone-Nutzer (Q1 2013 n=995; Q3 2012 n=985; Q1 2012 n=966).
                                                                              Quelle: Smartphone Insights 2013, Nielsen.
              „Das Smartphone ist buchstäblich näher dran am Verbrau-
         cher als der PC“, hebt Björn Wendler hervor, Managing Director
         des Mobile-Vermarkters Madvertise Media. Seit Kurzem bietet          erhalten, je nachdem, ob sie PC, Tablet oder Handy verwenden,
         die Agentur einen Creative Service an, der Kunden unterstützt        automatisch eine darauf zugeschnittene Darstellung.
         bei mobilen Werbeauftritten, seien es Spielereien nach Art des
         3D Cube oder Landingpages. Es gibt Nachholbedarf unter Wer-          Geräteübergreifende Kampagnen
         bungtreibenden. Noch viel zu häufig, monieren Kenner, verlin-        Schwieriger gestaltet sich die Dosierung von Kampagnen. Im
         ken etwa Banner auf Seiten, die nicht für kleine Screens optimiert   Cross Device ist kaum abzuschätzen, ob Zielgruppen zu häufig
         sind. Laut BVDW sind die meisten Smartphone-Surfer unzu-             oder zu selten mit ein und derselben Werbung in Berührung
         frieden mit mobilen Websites: zu unübersichtlich, nicht benut-       kommen, ob eine Kampagne nervt oder unbemerkt bleibt. „Das
         zerfreundlich.                                                       sind technische Herausforderungen, an denen wir arbeiten“,
              Schludrigkeiten, die dem Tempo geschuldet sein dürften,         erklärt ASMI-Manager Griesbach. Voraussetzung für geräte-
         mit dem das Thema Mobile in Mediapläne vordringt. Längst             übergreifend dosierte Werbeeinblendungen ist das, was in der
         engagieren sich nicht mehr nur Vorreiter aus der Automobil- und      Szene unter „Universal Tracking“ kursiert: die Fährte von Nut-
         Telekommunikationsbranche. Krankenkassen sind ebenso                 zern über verschiedene Devices hinweg zu verfolgen. Da sei man
         dabei wie Beauty- und Biermarken. „Cross Device“ lautet die          dran, verrät Griesbach.
         Formel, das heißt, „Online-Kampagnen parallel im stationären             Verbraucher müssen sich auf einiges gefasst machen. Denn
;

         Web, auf Smartphones und Tablets auszuspielen“, so Oliver von        noch oft handeln Vermarkter in mobilen Gefilden nach einem
         Wersch. Die Anpassung an unterschiedliche Bildschirmgrößen           Prinzip aus analogen Zeiten, das da heißt: Versuch und Irrtum.
         ist dank Responsive Design keine Hürde mehr: Verbraucher             Martin Bell | specials@wuv.de

                                                                                                                                                                           W&V Extra September 2013 | 9

    38_13_dmexco_008-009_TH02.indd 9                                                                                                                                                               04.09.2013 08:01:30
Dmexco: Starke Digital-Media-Trends - W&V
DMEXCO | GOOGLE

                                    „Realtime-Advertising
                                     bringt höhere Effizienz“
                                    PHILIPP JUSTUS hält Mobile für einen Werbekanal mit enormen Chancen. Daneben
                                    verspricht sich der neue Deutschland-Chef von Google von der Automatisierung
                                    des Werbegeschäfts einen gewaltigen Schub für Googles Display-Werbegeschäft.

                                    Herr Justus, nach Ebay und Springers Affiliate-Tochter Zanox       Um es vorsichtig zu formulieren: Der mobile Display-Bereich ist
                                    leiten Sie nun seit gut drei Monaten die deutschen Geschäfte von   angesichts der Nutzung jedoch massiv unterkapitalisiert.
                                    Google. Was macht der Online-Riese anders?                         Natürlich möchten wir, dass sich Agenturen und Kunden noch
                                    Es ist die Geschwindigkeit. Im Wochentakt stellen Kollegen in-     mehr mit dem Thema Mobile auseinandersetzen – gerade in
                                    ternational neue Produkte und Features vor. Das hinterlässt        Deutschland, wo wir im internationalen Vergleich hinterher-
                                    einen deutlichen Eindruck und macht auch Spaß. Das Tempo           hinken. Wer sich jetzt intensiv und offensiv mit der Thematik
                                    an Innovationen und neuen Produkten ist bei Google überwäl-        beschäftigt, hat definitiv Wettbewerbsvorteile. Der mobile Be-
                                    tigend. Hinzu kommt die Breite der Themen: angefangen bei          reich wächst derzeit unbestritten am stärksten.
                                    den vielen neuen Entwicklungen im Bereich Search über unse-
                                    re vielen Produkte rund um das mobile Internet bis hin zu          Allerdings lassen sich Kampagnen im mobilen Web längst nicht
                                    Moonshot-Projekten wie Project Loon, mit dem wir das Internet      so gut messen wie im stationären Internet.
                                    über Wetterballons in wenig erschlossene Gebiete bringen.          Mit Universal Analytics bieten wir bereits eine Lösung an, die
                                                                                                       aufzeigt, wie Nutzer mit Marken und Produkten auf unter-
                                    Mal ehrlich, hat Sie der enorme Boom in der Nutzung des mobilen    schiedlichen Plattformen wie Laptops, Tablets und Smartphones
                                    Webs im letzten Jahr überrascht?                                   interagieren. Aber die Nachfrage nach noch tieferen Analyse-
                                    Der Trend hin zum mobilen Web hat als solcher nicht über-          möglichkeiten ist groß, insofern wollen und müssen auch wir
                                    rascht. Wir sprechen ja seit Jahren davon. Allerdings war der      hier noch einiges tun. Das gilt aber nicht nur für Mobile.
                                    große Sprung in der Nutzung, den wir im letzten Jahr alle be-
                                    obachtet haben, deutlich größer als erwartet. Bei bestimmten     Gelernte Metriken wie der Klick kommen an Grenzen – etwa wenn
                                    Themen sehen wir bereits mehr Suchanfragen über Smart-           es um Branding-Ziele geht. Brauchen wir nicht komplett neue
                                    phones als über das stationäre Web. Auf                                                 Währungen im Markt?
                                    der anderen Seite hinken deutsche Un-                                                   Natürlich ist die Metrik von der Zielset-
                                    ternehmen den Konsumenten deutlich                „Wer sich jetzt intensiv              zung abhängig. Im Performance-Bereich
                                    hinterher. Viele haben keine mobilen                                                    gibt es schon viele Lösungen – viel trans-
                                    Websites, geschweige denn eine mobile
                                                                                        und offensiv mit der                parenter und messbarer geht es kaum.
                                    Strategie. Nutzer finden also sehr oft kein           Thematik Mobile                   Wenn die Aufgabenstellung Reichweiten-
                                    optimales Angebot im Web vor, wenn sie           beschäftigt, hat definitiv             aufbau und Branding lautet, existiert eine
                                    über ihr Smartphone surfen.                        Wettbewerbsvorteile“                 Reihe von Metriken. Und das spiegelt sich
                                                                                                                            auch in der Abrechnungsform wider. Bei
                                    Das muss sich doch auch auf Googles                                                     Youtube wird das Format TrueView bei-
                                    Werbegeschäft auswirken. Alle Vermarkter klagen, dass der Kanal  spielsweise nur abgerechnet, wenn ein Nutzer einen Spot
                                    Mobile kaum über Anzeigen zu kapitalisieren ist.                 auch tatsächlich gesehen hat. Sie zahlen also nicht für Ausliefe-
                                    Wir sehen das ganz anders: Für die Werbung eröffnen sich mehr    rungen, sondern nur für gesehene Spots. Daneben bieten wir
                                                                                                                                                                            Fotos: Frank von Wieding; Unternehmen

                                    Chancen als Gefahren. Werbung lässt sich relevanter gestalten    neue Ansätze etwa mit Active View und Active GRP. Hieraus
                                    – entsprechend den Nutzungssituationen, in denen sich User       lässt sich in Echtzeit erkennen, wie viele und welche Ziel-
                                    befinden. 2012 lagen wir weltweit mit dem Bereich Mobile bei     gruppen Werbung wirklich gesehen haben. Aber wenn Sie nach
                                    über acht Milliarden Dollar Umsatz – der Hauptteil entfiel dabei einer kanalübergreifenden Währung fragen, ist der Stand nach
                                    auf Werbeerlöse. Ich kann also nicht unterschreiben, dass Wer-   wie vor: Einen Konsens der Marktteilnehmer zur Messung gibt
                                    bung im mobilen Web schlechter funktioniert.                     es derzeit nicht.                             Weiter auf Seite 12

           10 | Werben & Verkaufen 38/2013

38_13_dmexco_010-012_TH03.indd 10                                                                                                                           09.09.2013 12:36:38
Realtime-Boom
                                                                                 Programmatic Buying – Googles
                                                                                 zweiter Anlauf im Display-Geschäft

                                                                                 Google verspricht sich von der Automatisie-
                                                                                 rung der Display-Werbung einen gehörigen
                                                                                 Schub. Zwar verdient der Konzern sein Geld
                                                                                 in erster Linie mit der Suche. 2012 betrug
                                                                                 der Umsatz über die eigenen Angebote
                                                                                 31,2 Milliarden Dollar – der größte Teil
                                                                                 stammt aus Search, ein kleiner Teil aus
                                                                                 dem Display-Geschäft auf Youtube. Die
                                                                                 Wachstumsrate hat sich gegenüber
                                                                                 früheren Jahren zwar etwas verringert,
                                                                                 liegt aber aktuell immer noch bei knapp
                                                                                 unter 20 Prozent.
                                                                                 Die Fremdvermarktung kam auf brutto
                                                                                 12,5 Milliarden Dollar. Ende 2012 lag das
                                                                                 Plus noch bei 20 Prozent gegenüber
                                                                                 Vorjahr. Zuletzt im abgelaufenen zweiten
                                                                                 Quartal belief sich das Plus nur noch auf
                                                                                 sieben Prozent. Das zeigt, warum Google
                                                                                 derzeit einen massiven Fokus auf das
                                                                                 schwächelnde Display-Geschäft legt.
                                                                                 Googles Doubleclick-Marktplatz gilt als der
                                                                                 wichtigste Traffic-Lieferant für das
                                                                                 Realtime-Advertising-Geschäft. Hierbei
                                                                                 bildet Google die gesamte Kette ab, vom
                                                                                 Anbieter bis hin zu den Agenturen, mit der
                                                                                 Adserver-Tochter Doubleclick in der Mitte.
                                                                                 Insbesondere die Agenturen sprechen
                                                                                 derzeit positiv über Googles Bemühungen,
                                                                                 Realtime-Advertising (RTA) im Markt zu
                                                                                 implementieren. Philipp Justus räumt ein,
                                                                                 dass es historisch gesehen am Anfang
                                                                                 sicher manchmal hier und da geknirscht
                                                                                 habe. „Aber inzwischen ist sehr viel passiert.
                                                                                 Agenturen sind wichtige Partner für uns.“
                                                                                 Er hebt vor allem die Einsparpotenziale
                                                                                 durch das Abwickeln der Werbung in
                                                                                 Echtzeit hervor. Boston Consulting hatte in
                                                                                 einer von Google unterstützten Studie er-
                                                                                 rechnet, dass Agenturen, die auf automati-
                                                                                 sierten Einkauf beziehungsweise Program-
                                                                                 matic Buying setzen, 33 Prozent effektiver
                                                                                 arbeiten. Hierfür wurden unter Mitarbeit
                                                                                 von Google 24 europäische Digitalkampag-
                                                                                 nen von 15 Agenturen untersucht.
                                                                                 Laut den Studienautoren verbringen Planer
          Philipp Justus                                                         nur 20 Prozent ihrer Zeit mit strategischer
          Seit gut drei Monaten leitet der 43-Jährige die Google-Geschäfte       Planung und Optimierung. 80 Prozent des
          der DACH-Region. Von 2010 bis 2013 stand er als CEO an der Spitze      Prozesses der Kampagnenschaltung ver-
          von Springers Affiliate-Tochter Zanox. Davor war Justus Senior Vice      bringen sie mit Dateneingabe, dem Auf-
g;

          President Global Markets der Ebay-Tochter Paypal. Qualifiziert hatte    bereiten von Reports oder Wiederholungen
          er sich zuvor als Geschäftsführer von Ebay Europe. Zeitweise leitete   dieser Tätigkeiten nach Änderungen sowie
          er auch Ebays Auktionsgeschäft in den USA.                             der Abwicklung der Rechnungen. Vieles
                                                                                 hiervon wird in der RTA-Welt automatisiert.

                                                                                           Werben & Verkaufen 38/2013 | 11

     38_13_dmexco_010-012_TH03.indd 11                                                                                   09.09.2013 12:36:41
DMEXCO | GOOGLE

                                    Auch die Mechanik des Realtime-Advertisings (RTA) sorgt für          RTA bringt eine höhere Effizienz in den Markt. Davon profitie-
                                    gehörigen Innovationsdruck im Markt.                                 ren letztlich beide Seiten – sowohl die Anbieter- wie auch die
                                    Ein enorm spannendes Thema für Google. Der Einkauf von               Nachfrageseite. Kunden können effizienter einkaufen, Publisher
                                    Zielgruppen auf Impression-Basis ist ein großer Sprung für die       können ihr Werbeangebot besser verkaufen. Fragen Sie mich
                                    gesamte Industrie. Anzeigen und Inventar können effizienter          aber nicht nach einer konkreten Prognose zu Durchschnitts-
                                    und kleinteiliger gehandelt werden.                                  preisen. Wir sehen nur, dass der RTA-Anteil stark steigt. Zwar
                                                                                                         hinkt Deutschland klar hinter anderen europäischen Märkten
                                    RTA funktioniert nicht ohne Daten. Fürchten Sie, dass neue ge-       wie Großbritannien und Frankreich hinterher. RTA ist aber si-
                                    setzliche Rahmenbedingen zur Bremse werden – auch vor dem            cher der wesentliche Treiber dafür, dass die Display-Werbung
                                    Hintergrund eines NSA-Abhörskandals?                                 in Europa weiter zulegen wird. Neben den Performance-Budgets
                                    Die aktuelle öffentliche Diskussion über Datenschutz halte ich       werden mittlerweile auch immer mehr Branding-Budgets auf
                                    für richtig und wichtig. Wir verfolgen die Entwicklung sowohl        diese Weise platziert. Einen weiteren Schub wird der Markt er-
                                    auf europäischer wie auch deutscher Ebene mit großem Inter-          halten, wenn das Potenzial von Multiscreen programmatisch
                                    esse. In der Vergangenheit lagen bereits viele unterschiedliche      weiter erschlossen wird – also wenn Kampagnen über Geräte
                                    Gesetzesentwürfe vor. Ich mag daher nicht spekulieren, in wel-       hinweg ausgesteuert werden.
                                    che Richtung die Entwicklung führt. Wie auch immer eine ein-
                                    heitliche europäische Datenschutzrichtlinie aber aussehen wird,
                                    wir werden uns selbstverständlich danach richten. Davon ab-                  „Nicht in Wachstumsschritten von
                                    gesehen wollen wir, dass Nutzer selbst entscheiden können,
                                    welche Datenschutzeinstellungen für sie die richtigen sind und                zehn Prozent denken, sondern in
                                    welche Anzeigen sie sehen wollen. Deshalb gibt es Produkte wie               Dimensionen der Verzehnfachung“
                                    das Google Dashboard und den Anzeigenvorgabenmanager.

                                    Google deckt die gesamte Kette von den Site-Anbietern bis zu den     Diese These erklärt, warum Google den im Vergleich zur Such-
                                    Kunden und Agenturen mit Services ab und ist schon heute wich-       werbung kleinen Umsatzbereich deutlich ausbaut – was Agentu-
                                    tigster Lieferant von Realtime-Inventar. Diese Dominanz ist vielen   ren bestätigen. Google beherrscht das Search Advertising – kommt
                                    Playern, die nur einzelne Bereiche abdecken, unheimlich.             nun ein neuerlicher Großangriff auf den Display-Markt?
                                    Wir versuchen in der Tat, über die ganze Breite unserer Ange-        Wir sind ja nicht erst seit gestern im Display-Markt aktiv, son-
                                    bote zu denken. Das unterscheidet Google sicher von anderen          dern schon seit vielen Jahren. Aber es ist schon richtig: Neben
                                    Spielern im Markt. Unser Ziel ist es, dieses durchaus komplexe       der eher Performance-orientierten Suche ist der Display-Bereich
                                    Thema für unsere Kunden zu vereinfachen. Wenn alle Beteilig-         für uns von enormer Bedeutung. Wir glauben, dass wir mit
                                    ten – von der Nachfrageseite bis hin zur Angebotsseite – auf         unseren technischen Lösungen dazu beitragen können, Bran-
                                    einer Plattform arbeiten, bringt diese Einheitlichkeit große Vor-    ding-Werbung online erfolgreicher zu machen. Im Video-Be-
                                    teile. Nicht nur für uns, sondern für alle Marktteilnehmer.          reich bedeutet TrueView zum Beispiel nicht weniger als eine
                                                                                                         Revolution des Targetings, wie wir es kennen. Keine Verluste
                                    Noch sehen viele Vermarkter eher Nachteile. Die Gretchenfrage:       mehr durch uninteressierte Nutzer, sondern eine exakte An-
                                    Wird Realtime-Advertising letztlich digitale Werbung teurer oder     sprache derjenigen, die auch an einer Markenbotschaft interes-
                                    billiger machen?                                                     siert sind. Natürlich lässt sich TrueView auch mit klassischem
                                                                                                         Targeting verbinden. Aber es geht weit über dessen Möglichkei-
                                                                                                         ten hinaus. Und im Display-Bereich mit Branding-Zielen könn-
           Googles Omnipräsenz in Köln                                                                   te die weitere Entwicklung in Richtung Engagement gehen –
           Google ist auf der Messe nicht nur mit einem Stand vertreten, auch diverse                    und wir sind mit Engagement Ads hier ja auch tätig.
           Firmengrößen debattieren auf den Podien des Kongresses.
                                                                                                         Viele fragen sich, wo steht Google in zehn Jahren? Wagen Sie einen
           The Future Media DNA                                                                          Ausblick in die Zukunft.
           Philipp Justus debattiert mit Andreas Wiele                                                   Eine lange Zeit, für die eine seriöse Prognose sicher nicht zu
           (Springer), Thomas Hesse (Bertelsmann),                                                       treffen ist. Googles Ziele sind jedenfalls ambitioniert. Unser CEO
           Christian Schmalzl (Ströer) und Brian                                                         Larry Page besteht immer wieder darauf, dass wir nicht in
           Sullivan (Sky) über die digitale DNA in                                                       Wachstumsschritten von zehn Prozent denken, sondern in Di-
           Medienunternehmen. (Do., 11.20 Uhr).
                                                                          18. + 19. September 2013       mensionen der Verzehnfachung. Alle sollen danach streben,
           The Future
           Damian Lawlor, Managing Director              Release the untapped creative potential
                                                                                                         groß zu denken, große Themen anzugehen und große Verbes-
           Media Platforms in Europa von Double-         Benjamin Faes, Googles MD New Product           serungen im Markt zu bewirken. Eine Prognose über zehn Jah-
           click, diskutiert u.a. mit Criteo-President   Northern Europe, spricht unter anderem          re ist schon allein deshalb nicht möglich. Und genau das macht
           Greg Coleman die Chancen von                  mit Nigel Morris, CEO bei Aegis Media, über     es so spannend.
           Realtime-Advertising (Mi., 13.50 Uhr).        Kreative Online-Werbung (Do., 15.50 Uhr).       Leif Pellikan / jok | lp@wuv.de

           12 | Werben & Verkaufen 38/2013

38_13_dmexco_010-012_TH03.indd 12                                                                                                                               09.09.2013 12:36:42
)+
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               TV-QUOTEN
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      einen schnellen Überblick über alle TV-Quoten des Vortags, liefert Tages-
      hitlisten nach Sendern und Zielgruppen sowie aktuelle TV- und Online-
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38_13_dmexco__13_Anz.indd
IP W V A    230 300 02 i dd 131                                                       29 08 13 12
                                                                                      02.09.13 16:21
                                                                                                  13
DMEXCO | BEWEGTBILD

           Bei Bewegtbild wird
           besonders deutlich,

                                    Kanalübergreifende
           wie die Digitalisie-
           rung die Grenzen
           zwischen den Kanä-
           len verwischt.

                                    Video-Botschaften
                                    KONVERGENZ TV- und digitaler Bewegtbild-Content wachsen weiter zusammen. Vermarkter
                                    und Sender müssen interaktive Lösungen auf die Situation der Nutzer abstimmen.

                                    Radio, Fernsehen, Smart-TV, Tablet, Smartphone, Instore-         Rund 60 Prozent aller Kampagnen liefert Smartclip auf mehre-
                                    Screen – für die Anfang September gestartete Kampagne spannt     ren Kanälen aus – plattformübergreifende Werbung ist längst
                                    Schuhriese Deichmann nahezu alle elektronische Medien ein.       Tagesgeschäft. Vom Schlagwort Second Screen hat man sich bei
                                    Verbindendes Element der Kampagne ist Bewegtbild-Content,        Smartclip übrigens längst verabschiedet. Im Kommen sind
                                    der die jeweiligen Stärken der unterschiedlichen Kanäle nutzt.   Multiscreen-Kampagnen à la Deichmann: Weil immer mehr
                                         Der Bewegtbild-Vermarkter Smartclip aus Hamburg spielt      Endkunden von PC und Laptop auf Tablet und Smartphone
                                    die von der Grey-Gruppe kreierten und mit dem NoNoNo-            wechseln, muss die Werbewirtschaft Spots kreieren, die auf
                                    Kultsong „Pumping Blood“ untermalten Radiospots, TV-Flights      möglichst allen Geräten aufgerufen werden.
                                    und Multiscreen-Prerolls, welche die neue Kollektion der Da-         Auf diesen Trend haben sich längst auch die großen Fern-
                                    menschuhmarke Graceland bewerben, auf allen bekannten            sehvermarkter eingestellt. „Die Digitalisierung verwischt die
                                    Kanälen aus. Außerdem wird die App des britischen Musik- und     Grenzen zwischen den Kanälen“, bestätigt Paul Mudter, Ge-
                                                                                                                                                                          Fotos: Bernhard Huber; Unternehmen

                                    Internet-Diensts Shazam integriert, die zum Gewinnspiel mit      schäftsleiter Interactive bei IP Deutschland. „Weil Multiscreen
                                    privaten NoNoNo-Konzerten als Hauptpreis verlinkt. Von einer     mehr Touchpoints mit den Nutzern schafft, haben wir es mit
                                    360-Grad-Kampagne schwärmt Thorsten Schütte-Gravelaar.           einem unumkehrbaren Trend zu tun“. Auch SevenOne-Media-
                                    „Der Nutzer hat die freie Wahl“, sagt der Smartclip-Chef, „er    Chef Thomas Wagner spricht von der „zentralen Herausforde-
                                    entscheidet, welchen Screen er anschaut und welcher Device       rung“, Bewegtbildinhalte auf möglichst allen Screens anzubieten.
                                    das Hauptgerät ist.“                                             „Das gilt nicht nur für die Werbung, sondern auch für den

           14 | W&V Extra September 2013

38_13_dmexco_014-015_TH04.indd 14                                                                                                                         04.09.2013 08:08:48
Content“, betont Wagner. Zum großen Rundumschlag ermuntern            teres hält Smartclip mit „Shazam for TV“ ein interessantes Tool
         auch die Agenturen. Werbungtreibende dürfen nicht bei mobi-           bereit: Wenn damit Fernsehspots mit einem Audio-Tag unterlegt
         len Kanälen stehen bleiben, mahnt Sven Weisbrich. „Zu einem           und über die gleichnamige App zu weiteren Werbeangeboten
         plattform- und gattungsübergreifenden Multiscreen-Konzept             geleitet werden, können für Second-Screen- oder Multiscreen-
         gehören auch Kino und digitales Outdoor“, gibt der Geschäfts-         User Aha-Erlebnisse in Form von Gewinnen oder Gutscheinen
         führer von Universal McCann (UM) Deutschland zu bedenken.             generiert werden. Vor Deichmann nutzten bereits Allianz, Ca-
                                                                               non, Toyota, Vodafone und VW dieses interaktive Werkzeug,
         Bewegtbild muss Mehrwert liefern                                      das mittlerweile rund 15 Millionen Mobile-Usern zur Verfügung
         Bleibt die Frage, wie weit die Konvergenz gehen wird. Können          steht.
         nach Anpassungen in Länge und Formatgröße wirklich die glei-               Andere Tools warten noch auf ihre Bewährungsprobe. Etwa
         chen Spots auf TV, PC, Laptop, Tablet oder Smartphone abge-           der Branded Red Button, den Knorr jetzt auf Vox testet. Auf
         spielt werden? Im Prinzip ja, sagen die Vermarkter – allerdings       Smart-TV-Geräten wird dieser per Fernbedienung aktiviert und
         muss jede Werbebotschaft auf die User-Situation abgestimmt            ebnet dann den Weg vom Spot zu Mikrosites des Werbekunden.
         werden. Es ist natürlich ein Unterschied, ob der Verbraucher          Weil diese ebenfalls auf dem TV-Bildschirm erscheinen, ist der
         die Spots unterwegs zur Arbeit, während des Shoppings, beim           Button allerdings vorerst nicht für Second Screen oder gar
         Smalltalk mit Freunden oder abends auf der Fernsehcouch er-           Multiscreen geeignet.
         lebt. Mit Parallelschaltungen dürfen sich die Werbungtreiben-              Für Sendungen wie Germany’s Next Topmodel (siehe Kasten)
         den nicht begnügen, warnt Schütte-Gravelaar „Die User wollen          gibt es das Second-Screen-Angebot ProSieben Connect, das
         nicht berieselt werden, sondern Mehrwert durch die Werbung            Smartphone-, Tablet- oder PC-Nutzern Backstage-Infos und
         erleben“, sagt der Smartclip-Experte. Im Fokus stehen deshalb         den Austausch mit anderen Usern bietet. Hier bietet SevenOne
         Lösungen, welche den direkten Zugang zum Internet ermögli-            Media eine „Konzeptvermarktung“ (Wagner) mit unterschied-
         chen – entweder via Smart-TV oder über Drittgeräte. Für letz-         lichen TV- und Videowerbeformaten an. Alternativ kann der
                                                                               Kunde auch eine reine Video-Kombi buchen.

                                                                               Call-to-Action in mobilen Videos
         Junge Zielgruppen als Vorreiter                                       Auf dem langen Marsch zu konvergenten Bewegtbildangeboten
         Content muss auf Nutzungssituation abgestimmt sein.                   bewegt sich die Branche offenbar noch im Dunkeln und sucht
                                                                               externen Rat. An Ideen fehlt es allerdings nicht. „Wir müssen
         Wer mit Bewegtbild wirklich omnipräsent sein will, muss nicht nur     die Werbemittel selbst anpassen, in dem wir Call-to-Actions
         möglichst viele Werbeträger, sondern auch möglichst viele             auch in Mobile-Videos einbauen oder auf Infoscreen Shop-
         Werbeformen belegen. Als Bahlsen seine neue Snack-Marke Pick Up
                                                                               Adressen während der Ausstrahlung von TV-Spots anzeigen“,
         in der RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ bewarb,
         begnügte sich der Keksriese aus Hannover nicht mit konventionel-      regt Weisbrich an. Mit Spannung schaut die Branche auch auf
         len Spots in Offline- und Online-Kanälen. Zusätzlich wurden           die Plattform Youtube und ihr Tool Trueview, das auf Basis von
         Sonderwerbeformen und Product-Placement genutzt sowie die             Erfahrungswerten ausschließlich Spots platziert, die der Nutzer      Sven Weisbrich,
         App RTL Inside gebucht. „Bahlsen hat seine Zielgruppen in             mit hoher Wahrscheinlichkeit auch aufruft. Ausdrücklich er-          Universal McCann
         sämtlichen Nutzungssituationen erreicht“, davon ist Paul Mudter,      muntert Youtube Werbungstreibende zu Content-Marketing-              (oben): Anpassung
         Geschäftsleiter Interactive bei IP Deutschland, überzeugt.            Strategien, welche dem Endkunden auf Basis von Exklusivvideos        auf Nutzungssituation
         Mit einer ähnlichen Allgegenwart überraschte Opel mit seinem          einen echten Nutzwert bieten.                                        ist Herausforderung
         Lifestyle-Stadtauto Adam im ProSieben-Schlager „Germany’s Next                                                                             für Werber. Stefan
                                                                                    Solche Konzepte könnten auch Axel Springer auf dem Weg
         Topmodell“. Am Ende durfte sich der von den Rüsselsheimern als                                                                             Betzold, Bild Digital:
                                                                               ins Smart-TV interessieren. Springer ist mit „Bundesliga bei         Video-Content ohne
         Lifestyle-Flitzer vermarktete Wagen über eine gestützte Werbe-
         erinnerung von 86 Prozent freuen. 56 Prozent Stammseher konnten       Bild“ erst vor Kurzem ins Bewegtbild-Geschäft eingestiegen und       Smart-TV nicht vor-
         sich einen Kauf vorstellen. Hoch erfreulich war das Ergebnis der      bietet vorerst ausschließlich PreRolls, PostRolls sowie Presenter-   stellbar.
         Kampagne auch für ProSieben: 84 Prozent der 14- bis 19-jährigen       Clips an. „Mit diesem Medium können allein wegen der Bild-
         Kernzielgruppe von „Germany’s Next Topmodell“ sind Parallelnutzer.    schirmgröße Bewegtbilder ganz anders integriert und vermark-
         Das Beispiel zeigt, dass beim Thema Second Screen zumindest auf       tet werden“, kündigt Stefan Betzold, Geschäftsleiter Bild Digital,
         die jungen Mediennutzer Verlass ist.                                  an. Vor Kurzem erst hat der Verlag den Second-Screen-Dienst-
                                                                               leister TunedIn gekauft.
                                                                                    Bleibt ein großer Unbekannter – der User selbst. Dem ak-
                                                                               tuellen TNS Convergence Monitor zufolge fallen derzeit rund
                                                                               28 Prozent der 14- bis 64-Jährigen mit Second-Screen-Nutzun-
                                                                               gen auf – das entspricht dem Wert von 2010. Vermarkter und
                                                        Werbestar im RTL-
                                                                               Sender müssen offenbar noch manchen Euro in attraktive und
;

                                                        Klassiker „Ich bin
                                                        ein Star – Holt mich   benutzerfreundliche Lösungen investieren. Ein Selbstläufer sind
                                                        hier raus“: Bahlsen-   Konvergenzangebote jedenfalls noch nicht.
                                                        Keks Pick Up           Stefan Bottler | specials@wuv.de

                                                                                                                                        W&V Extra September 2013 | 15

    38_13_dmexco_014-015_TH04.indd 15                                                                                                                              04.09.2013 08:08:50
DMEXCO | SOCIAL NETWORKS

       „Anzeigen
        fühlen sich
        natürlich an“
           FACEBOOK Trotz seines Seitenwechsels zur
           Ad-Entwicklung sieht sich Andrew Bosworth
           nicht als „Mr. Hyde“. Im Interview erklärt der
           „Boz“ der Anzeigen die künftige Formatstrategie.

           Boz, Sie kommen zum ersten Mal auf die Dmexco. Glauben Sie,
           dass die Deutschen Ihren Sprach-Code als Facebook-Entwickler
           überhaupt verstehen?
           Es wird tatsächlich erst das zweite Mal sein, dass ich in meiner
           Rolle als Verantwortlicher für die Ad-Entwicklung auftrete –
           aber ich habe schon immer Facebook und was wir tun nach
           außen vertreten und in aller Welt gesprochen. In den letzten
           sieben Jahren bei habe ich wichtige Bereiche wie den News Feed
           und die Nachrichten oder Gruppen mitprogrammiert, und das
           waren alles sehr produkt- und nutzerorientierte Projekte. Ich
           kenne also die Plattform und Firma sehr gut und kann viele
           Fragen beantworten. Zudem zählt bei Facebook nicht nur die
           Position oder Abteilung, sondern auch wie man unsere Themen
           und unsere Leidenschaft vermitteln kann. Deshalb lässt man
           mich gerne ein wenig raus aus dem „Käfig“, um mit den Leuten
           zu sprechen.

           Ist es nicht seltsam, News Feed selbst mitgestaltet zu haben und
           diesen jetzt mit vermeintlich störenden Anzeigen vollzustopfen?
           Als wir den News Feed 2006 eingeführt haben, integrierten wir
           bereits ein paar Monate später Anzeigen. Für mich ist Werbung
           immer ein Teil der Plattform gewesen. Facebook wurde entwi-
           ckelt, um Menschen mit den relevanten und interessantesten
           Informationen zu verbinden. Gutes Marketing versucht genau
           das – nämlich Produkte und Services mit den Menschen zu-
           sammenzubringen, die sich dafür interessieren, aber vielleicht
                                                                                                                                                                        Fotos: Unternehmen

           nicht wissen, dass es existiert. News Feed funktioniert da wie     Andrew „Boz“ Bosworth
           TV: Du schaust, was los ist und was es Neues gibt. Da stören die   Bei Facebook ist der Entwickler nur als Boz bekannt. Nach seinem Abschluss in
           Anzeigen überhaupt nicht, sondern man nimmt sie selektiv           Harvard im Jahr 2004 ging er für zwei Jahre zum Software-Riesen Microsoft.
                                                                              Boz kam im Januar 2006 zu Facebook, wo er News Feed mitentwickelte. Zu
                                                                              den weiteren Projekten gehören Anti-Missbrauchssysteme, die Nachrichten-
                                                                              funktion sowie der Text- und Video-Chat. Nun verantwortet Boz als Director of
                                                                              Engineering Programmierung, Produktentwicklung sowie Design der
           16 | W&V Extra September 2013                                      Facebook-Ads. Seine Network-Beiträge haben 96 000 Mitglieder abonniert.

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wahr. Interessieren sich Konsumenten für Werbeinhalte, dann                „The Boz“ spricht über die mobile Strategie von Facebook
                     nehmen sie sich auch die Zeit, um mehr über die Marken oder                Der Ad-Verantwortliche und Board-Mitglied tritt am zweiten Tag auf.
                     Services zu erfahren. Deshalb fühlte es sich für mich immer
                     natürlich an, wenn wir im News Feed Anzeigen sehen.                        Boz hält die Opening-Keynote am
                                                                                                zweiten Messetag mit dem Titel:
                     Es war also nicht wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde, als Sie die Seite       „People Not Proxies: Bridging the
                     gewechselt haben?                                                          Transition to a More Connected World“.
                     Nein. Ich glaube, kein Marketer würde mir widersprechen, wenn              Dabei spricht der Entwickler über
                     ich sage, „schlechte Anzeigen sind schlechte Anzeigen – egal               Targeting-Technologien und die
                                                                                                mobile Strategie von Facebook.     ks                     18. + 19. September 2013
                     auf welchem Medium sie laufen“. Wenn es schlechte Werbung
                     ist, möchte ich sie nicht sehen. Es gibt also eine Menge Arbeit
                     – nicht nur für Facebook, aber für unsere gesamte Branche und          Indien oder Indonesien mit einigen unserer größten Kunden
                     Community. Wir müssen Marketern zeigen, wen und wie sie                durchgeführt mit vielversprechenden Ergebnissen.
                     bestimmte Zielgruppen ansprechen können und für was die
                     Menschen offen sind. Ein wirklich gutes, akkurates Targeting           Fokussieren Sie sich auf mobile Endgeräten oder den PC?
                     hat dabei einen großen Effekt, richtig gute kreative Ideen ma-         Die gute Nachricht für uns ist, dass wir hier nicht wirklich un-
                     chen den Unterschied sowie die anschließende Analyse und               terscheiden müssen. Was wir an Targeting und Reichweite Mar-
                     Bewertung der Performance.                                             ketern anbieten, funktioniert auf beiden Plattformen. Die
                                                                                            Teams, die sich mit der Entwicklung von jeweils spezifischen
                     Aber Sie sind Programmierer und kein Kreativer. Facebooks An-          Formaten für Web oder Mobile kümmern, sind wirklich sehr
                     gebot an Werbemöglichkeiten ist sehr beschränkt. Kreativ können        klein. Die wirklich effektiven Formate funktionieren überall.
                     Unternehmen eigentlich nur auf den eigenen Profilen sein.
                     Wir wollen den Werbungtreibenden besser erklären, auf welche           Google drängt Werbungtreibende dazu, auch mobile
                     Anzeigenformate sie sich für ihre Ziele fokussieren sollten. Ver-      Ads zu buchen, weil diese nicht besonders beliebt sind.
                     einfachung ist ein ganz zentrales Konzept für uns. Wenn wir            Wir haben eine ganz andere Auslastung insbeson-               „Zwei oder drei Formate
                     eine geringere Anzahl von effektiveren Anzeigentypen haben,            dere weil wir eben die Zielgruppen mobil erreichen.
                     verbessern wir automatisch die Arbeit der Werbungtreibenden.           Anders als Google und andere haben wir nicht viel              für den gleichen Zweck
                     Wir zeigen ihnen mittels Fallbeispielen und Schulungen, wie sie        Inventar, das wir nicht verkaufen können. Wir bieten          verunsicherten Kunden“
                     diese nutzen können, dann können sie ihre kreative Energie             Marketern viele Möglichkeiten, ihre Zielgruppen bei
                     sinnvoller einsetzen.                                                  uns mobil zu erreichen, und Marketers wollen diese
                                                                                            Fähigkeit. Wir müssen also die Werbungtreibenden nicht dazu
                     Facebook hat die Anzahl der verfügbaren Werbeformate stark             zwingen, das eine oder andere zu buchen. Wir möchten, dass
                     verringert. Konnten die Werbungtreibenden nicht damit umgehen?         sich Marketer für den einen oder anderen Kanal oder beide
                     Wir haben bei meiner Amtsübernahme 27 unterschiedliche                 entscheiden, weil sie Ergebnisse und Daten haben, die zeigen,
                     Werbeformate angeboten, heute haben wir noch 22 zur Auswahl            dass dies effektiv für sie ist und dass Werbung gut funktioniert.
                     und werden weiter reduzieren. Ich glaube nicht, dass das Prob-
                     lem war, dass Marketer nicht damit umgehen konnten, denn sie           Vergleichen Sie Werbung auf Facebook von 2006 mit der von 2013.
                     sind ja schlaue Menschen. Unsere Aufgabe ist es, den Marketern         2006 bin ich noch selber in das Daten-Center, um Server auf-
                     unmissverständlich zu zeigen, welches Format sie für welches           zurüsten – heute haben wir dankenswerterweise Experten, die
                     ihrer Werbeziele nutzen sollten. Wir hatten oft zwei oder drei         sich um die viel spezifischeren Bereiche kümmern. Aber von
                     Formate, die dem gleichen Zweck dienten, und das verunsicher-          mir wird immer ein kleines Stück Quellcode in Facebook ste-
                     te unsere Kunden. Deshalb reduzieren wir die Auswahl. Face-            cken. In Sachen Werbung haben sich zweierlei Dinge verändert:
                     book wird neue Formate entwickeln und testen, das ist ein              Erstens die schiere Größe. Damals konnten wir den Betrieb der
                     Kreislauf, bei dem sich zeigt, was sich durchsetzt. Nicht die Zahl     Plattform mit 20 oder 30 Werbekunden und vielleicht einem
                     der Formate ist entscheidend, sondern dass jedes Format einem          Ad-Network finanzieren. Zweitens – wie Mark in seinem State-
                     Zweck und Ziel dient, und jedes Ziel ein Format hat.                   ment zum Börsengang sagte – unsere Mission ist es nicht, Geld
                                                                                            zu verdienen, sondern Geld zu verdienen, um unsere Mission
                     Eingriffe auf das Angebot wirken sich global aus. Müssen Sie           zu erfüllen: Die Welt offener und vernetzter zu machen – und
                     künftig das Angebot an Ad-Formaten nicht lokalisieren?                 unseren Nutzern und Werbekunden ein immer besseres Produkt
Fotos: Unternehmen

                     Die Stärke unserer Plattform liegt zu einem großen Teil in der         anzubieten. Seit 2006 sind wir diesem Ziel ein ganzes Stück
                     internationalen Skalierbarkeit. Wir haben immer wieder einmal          näher gekommen.
                     interessante frühe Tests mit neuen Formaten in Regionen wie            Kay Städele | kay.staedele@wuv.de

                                                                                                                                                    W&V Extra September 2013 | 17

38_13_dmexco_016-017_TH05.indd 17                                                                                                                                            04.09.2013 08:09:47
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