FIT FÜR DIE ZUKUNFT Ressourceneffizienz in Produktionsprozessen - Redaktions Netzwerk Hessen Agentur

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FIT FÜR DIE ZUKUNFT Ressourceneffizienz in Produktionsprozessen - Redaktions Netzwerk Hessen Agentur
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FIT FÜR DIE
ZUKUNFT
Ressourceneffizienz
in Produktionsprozessen
                                                      Foto: Gregor Schuster
FIT FÜR DIE ZUKUNFT Ressourceneffizienz in Produktionsprozessen - Redaktions Netzwerk Hessen Agentur
WISSEN FÜR DIE
                               WIRTSCHAFT VON MORGEN
                               Produktionsabläufe immer wieder zu überdenken, neu zu
                               bewerten und zu optimieren, das zeichnet clevere Unternehmen
                               aus. Aber mehr und mehr geht es dabei nicht nur um die
                               Suche nach ökonomischer Effizienz, sondern ebenso sehr auch
                               um die Wahrnehmung ökologischer Verantwortung.
                               Schließlich wissen wir alle: Die meisten Rohstoffe sind endlich,
                               die Erderwärmung beschleunigt sich und die Zeit zum
                               Erreichen unserer Klimaziele verrinnt.
                               Das von uns geförderte Transferprojekt „ArePron“ hat auf-
                               gezeigt, wie Unternehmen mit einer standortübergreifenden
                               Vernetzung von Produktionssystemen Ressourcen und
                               damit Kosten einsparen können. Das Projektteam hat dazu
                               konkrete Hilfestellungen erarbeitet, Unternehmen beraten
                               und wichtige Anstöße vermittelt.
                               Gute Ideen in die Praxis umzusetzen mag mitunter erst einmal
                               Zeit und Geld kosten, aber die Investitionen zahlen sich aus.
                               Ich wünsche mir, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre Impulse
                               für Ihre tägliche Arbeit an die Hand geben können.

                               Ihr
                               Tarek Al-Wazir
                               Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie,
                               Verkehr und Wohnen
Foto: HMWEVW - Oliver Rüther

2                              RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – VORWORT UND INHALTSVERZEICHNIS
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S. 04   RESSOURCEN­-
        EFFIZIENZ
        Machen Sie sich mit dem Thema,
        interessanten Daten und gesetzlichen
        Rahmenbedingungen vertraut.

S. 16   AREPRON – EIN
        TRANSFERPROJEKT
        DER TU DARMSTADT
        Lernen Sie das „Agile ressourcen-
        effiziente Produktionsnetzwerk“ kennen.

S. 22   TRANSPARENZ IN
        PRODUKTIONSPROZESSEN
        Erfahren Sie die Grundlagen
        zur Erhöhung von Transparenz
        in Ihrer Produktion.

S. 38   RESSOURCENORIENTIERTE
        ANALYSE & BEWERTUNG
        Alles, was Sie zur genauen
        Analyse von Produktionsnetzwerken
        wissen sollten.

S. 56   UMSETZUNG VON
        RESSOURCENEFFIZIENZ-
        MASSNAHMEN
        Lassen Sie sich inspirieren von
        konkreten Maßnahmen zur
        Verbesserung der Ressourceneffizienz.

S. 62   FÖRDER- UND
        BERATUNGS­-
        MÖGLICHKEITEN
        Erfahren Sie, wie Ihr ressourcen-
        effizientes Investi­tionsprojekt
        gefördert werden kann.

S. 68   LITERATURVERZEICHNIS
        UND IMPRESSUM

                                                  3
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4   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 01 RESSOURCENEFFIZIENZ
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RESSOURCEN-
                              EFFIZIENZ
                              Wertvolle Ressourcen schon heute
                              effizient einsetzen, um unser Klima
                              von morgen nachhaltig zu schützen.
                              Es ist nie zu spät, fangen wir an ...

                              WAS IST RESSOURCEN-                S. 06
                              EFFIZIENZ?

                              ZAHLEN. DATEN. FAKTEN.             S. 08

                              KLIMASCHUTZ UND                    S. 10
                              RESSOURCENEFFIZIENZ

                              CARBON ACCOUNTING –                S. 13
                              BASIS FÜR UNTER-
                              NEHMERISCHEN KLIMASCHUTZ

                              HEMMNISSE, NUTZEN UND              S. 14
                              CHANCEN VON ENERGIE- UND
Foto: SiNeeKan/Shutterstock

                              RESSOURCENEFFIZIENZ-
                              MASSNAHMEN

                                                                         5
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WAS IST
    RESSOURCEN-
    EFFIZIENZ?

    Unter dem Begriff „Ressourceneffizienz“ wird
    nach Definition der VDI-Richtlinie 4800 das
    „Verhältnis eines bestimmten Nutzens oder
    Ergebnisses zum dafür nötigen Ressourcen­
    einsatz“ verstanden (VDI 4800-1:2016).

    Der Begriff „Ressourcen“ kann dabei prinzipiell
    sowohl für die betrieblich materiellen als auch
    für die natürlichen Ressourcen stehen. Die Er-
    fassung der betrieblich materiellen Ressourcen
    stellt immer die notwendige Datengrundlage für
    die Ermittlung des Verbrauchs der natürlichen
    Ressourcen dar.

    Welche Maschine verbraucht den meisten Strom in meiner Betriebsstätte?
    Welche Transportwege legt ein Bauteil innerhalb meiner Betriebsstätte zurück?
    Sind Betriebsmittel und Produktionsprozess zukunftsfähig? Und was passiert
    eigentlich mit dem Produktionsabfall?

    DER BEGRIFF RESSOURCE ...                                   Know-how und Zeit angesehen. Eine betriebliche Res-
                                                                source kann damit materieller oder immaterieller Art
    … wird sowohl für natürliche als auch betriebliche Res-     sein. Die Schnittmenge zwischen natürlichen und be-
    sourcen verwendet. Der Begriff der natürlichen Ressour-     trieblichen Ressourcen sind die materiellen Ressourcen,
    cen wurde in der europäischen Umweltpolitik geprägt         also Materialien und Energie: So führt beispielsweise
    und umfasst sowohl Rohstoffe und Energie, die der Na-       der Verbrauch von Strom im Betrieb zur Emission von
    tur entnommen werden, als auch die Beanspruchung            Kohlendioxid im Kraftwerk. Dieses trägt dazu bei, die
    der natürlichen Umwelt durch Flächennutzung oder als        Senkenfunktion der Atmosphäre zu übernutzen, wo-
    Schadstoffsenke zur Aufnahme von Emissionen (Wasser,        durch ein Anstieg der Temperatur und damit der Klima-
    Boden, Luft). Aus Sicht eines Unternehmens werden als       wandel verursacht werden.
    Ressourcen Betriebsstoffe, Werkstoffe, Kapital, Personal,

6   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 01 RESSOURCENEFFIZIENZ
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CHECKLISTE: WER
MATERIELLE                                                                          KENNT NICHT RESSOURCEN­
BETRIEBLICHE RESSOURCEN                                                             VERSCHWENDUNG?

Rohstoffe, Materialien, Vorprodukte
                                                                                    Ineffiziente Betriebsstoffe
                                                                                    z. B. Verwendung von Druckluftschrauber statt
                                                                                    Elektroschrauber; Wahl von ungeeigneten Reinigungs-
Energie (elektrisch,                                                                oder Schmiermitteln
thermisch, chemisch, ...)
                                                                                    Überdimensionierung
                                                                                    z. B. zu große Aggregate
Druckluft

                                                                                    Ineffiziente Technologieform
                                                                                    z. B. veraltete Maschinen oder Aggregate
Wasser                                                                              Tipp: verschiedene Effizienzklassen bei Elektromotoren
                                                                                    beachten

Fläche / Boden                                                                      Überproduktion
                                                                                    z. B. Produktion überschüssiger Ressourcen; zu hohes
                                                                                    Druckluftniveau im gesamten Unternehmen
Emissionen
                                                                                    Leerlaufverluste
                                                                                    z. B. kontinuierlich laufende Förderbänder oder durch-
                                                                                    gängig aktive Kühlschmierstoffpumpen (obwohl keine
                                                                                    Teile oder Güter befördert bzw. produziert werden)

                                                                                    Transport- und Übertragungsverluste
                                                                                    z. B. lange, verwinkelte Leitungen, an denen
                                                                                    häufig Leckagen auftreten (kontinuierliche
                                                                                    Ressourcenverschwendung)
                                                        Foto: irin-k/Shutterstock

                                                                                    Überkapazität
                                                                                    z. B. mehrere Kälteerzeuger an einer Maschine oder
                                                                                    mehr Druckluftkompressoren als nötig
                                                                                    Bei Produkten: wenn z. B. mehr Varianten gefertigt
                                                                                    werden, als zur Kundenzufriedenheit benötigt werden

                                                                                    Prozessverluste
Der optimale Einsatz von Ressourcen in der Produktion                               z. B. Bauteile werden im Produktions- und Ver­
gewinnt in der Industrie immer mehr an Bedeutung.                                   arbeitungsprozess mehrfach erwärmt und wieder
Ideen und Lösungen für optimierte Prozesse sowie digi-                              abgekühlt; ungenügende Dämmung; fehlende
tale Lösungen sind gefragt. Der stark ansteigende Roh-                              Ressourcenrückgewinnung
stoffbedarf zwingt die Industrie schon heute zum Import
zahlreicher Produkte. Dieser Kreislauf schafft global wirt-
schaftliche und auch politische Abhängigkeiten. Um-
weltschäden wie Wasser­verschmutzung und zum Teil
weit von europäischen Standards abweichende Arbeits-
bedingungen in Ländern, aus denen die Rohstoffe im-
portiert werden, sind nur exemplarische Beispiele für
die wirtschaftlichen und ethischen Herausforderungen
produzierender Unternehmen in Deutschland.

                                                                                                                                             7
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ZAHLEN. DATEN. FAKTEN.
        Leisten Sie einen Beitrag zum Klimaschutz und profitieren Sie
        von einer ressourcenschonenden und effizienten Produktion

        CO2-Ausstoß im letzten Jahrhundert
                                      40.000
    CO2-Ausstoß in Millionen Tonnen

                                      35.000

                                      30.000

                                      25.000

                                      20.000

                                      15.000

                                      10.000

                                       5.000
                                                  1960         1970        1980         1990           2000             2010               2019

                                                                                                          (Abbildung nach Global Carbon Project 2019)

        GLOBALE ERDERWÄRMUNG:                                         ARKTISCHES EIS:                      MEERESSPIEGEL:

        + 1°C                                                         – 35,9 %                            + 25            cm ANSTIEG
                                                                                                                           SEIT 1880

        TEMPERATURANSTIEG GEGEN-                                      VERLUST GEGENÜBER DEM                Niedrig gelegene Staaten
        ÜBER DER VORINDUSTRIELLEN                                     HISTORISCHEN DURCHSCHNITT            sind durch den Meeresspiegel-
        ZEIT – TENDENZ STEIGEND!                                                                           anstieg existenziell bedroht.

        Im Pariser Klimaabkommen haben sich die Länder
        das Ziel gesetzt, den globalen Tempera­tur­­anstieg
        auf möglichst 1,5 °C zu begrenzen.

                                                                                        CO2-KOSTEN
                                                                                        ZERTIFIK ATSPREIS FÜR BRENNSTOFFE
                                                                                        JE TONNE CO 2
                                                                                        Diese Preisentwicklung führt bis 2025 unter anderem
                                                                                        zu einer Preiserhöhung um 15 Cent/Liter für

                                           25                55           55–65
                                                                                        Dieselkraftstoffe bzw. 13 Cent/Liter für Superbenzin
                                       €                 €            €                 (DEHSt 2020).
                                        Ab 2021          Ab 2025      Ab 2026

8       RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 01 RESSOURCENEFFIZIENZ
FIT FÜR DIE ZUKUNFT Ressourceneffizienz in Produktionsprozessen - Redaktions Netzwerk Hessen Agentur
POLITISCH MOTIVIERTE AUFFORDERUNG DURCH DEN
„GREEN DEAL – KLIMANEUTRALITÄT BIS 2050 IN EUROPA“:
HIER MUSS DIE INDUSTRIE EINEN GROSSEN ANTEIL LEISTEN.

STROMVERBRAUCH IN                                         ANTEIL DER MATERIALKOSTEN
DEUTSCHLAND NACH SEKTOREN:                                IM VERARBEITENDEN GEWERBE:

                                                          ~43 %
                              24,6 %                                                                       *
                              Haushalte

45,7 %
INDUSTRIE                                                        DER GESAMTKOSTEN
                                                                 * betrifft Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe,
                                                                    56 % Materialeinsatz inkl. eingesetzte Handelswaren

                                    27,4 %                        (Darstellung nach Statistisches Bundesamt 2019)
                               Gewerbe, Handel,
                                Dienstleistungen

          2,3 %
          Verkehr

                                                                         KOSTEN SPAREN
POTENZIALE
ZUR CO2-SENKUNG ERKENNEN

RELEVANZ DER RESSOURCENEFFIZIENZ
FÜR UNTERNEHMEN DES PRODUZIERENDEN GEWERBES

                    Kostensenkung                                                                         87 %

             Wettbewerbsvorteil                                                              72 %

 Image und Werbemöglichkeiten                                               53 %

          Technologievorsprung/
                                                                        49 %
 Innovativität (Öko-Innovationen)

           Versorgungssicherheit                          28 %

                        Sonstiges                  11 %

                     keine Angabe            4%

                                                                              (Abbildung nach Erhardt und Pastewski 2010)

                                                                                                                            9
FIT FÜR DIE ZUKUNFT Ressourceneffizienz in Produktionsprozessen - Redaktions Netzwerk Hessen Agentur
„Der CO -Fußabdruck wird in der
     künftigen Produktion eine immer
     bedeutendere Rolle einnehmen. Die
     Schaffung von Transparenz auf Maschinen-
     und Produktebene in der gesamten
     Fertigungskette ist hierbei der Grundstein
     für eine energieeffiziente, aber auch flexible
     Produktion. Die Ergebnisse aus »ArePron«
     werden sich für DATRON und produzierende
     Unternehmen als zukunftsweisend zeigen,
     dessen bin ich mir sicher.“

     Dr.-Ing. Robert Rost,
                                                                            Foto: DATRON AG

     CTO der DATRON AG

10   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 01 RESSOURCENEFFIZIENZ
Foto: Andriano/Shutterstock
KLIMASCHUTZ UND
RESSOURCENEFFIZIENZ
Der Klimaschutz von heute dient
unserer gemeinsamen Zukunft.
Innerhalb der Thematik Ressourcen-
effizienz hat der Aspekt des Klima-
schutzes eine besondere Aktualität
gewonnen.

                                                            KLIMAGASE/TREIBHAUSGASE/
                                                            CO2-ÄQUIVALENTE
                                                            Treibhausgase (THG), umgangssprachlich auch
                                                            Klimagase genannt, tragen durch Absorption
                                                            von Infrarotstrahlung zur Erwärmung der Erd-
                                                            atmosphäre bei. Diese Eigenschaft haben viele
                                                            Substanzen, die teils natürlich vorkommen, teils
                                                            durch menschliche Aktivitäten in die Atmosphäre
                                                            gelangen. Im Kyoto-Protokoll werden sechs – seit
                                                            2015 sieben – Klimagase genannt:
                                                            • Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4),
Der „Green Deal“ der EU und die deutsche Klimapolitik         Lachgas (N2O),
haben das Ziel der Klimaneutralität formuliert. Was
                                                            • fluorierte Treibhausgase (F-Gase)
be­deu­tet das für Ihre tägliche Arbeit als Unternehmer?
Das Ziel der Klimaneutralität erfordert, Klimagase zu er-     – HFKW (wasserstoffhaltige Fluorkohlen­
fassen und Maßnahmen zu deren Verringerung zu ergrei-            wasserstoffe)
fen, sowie ggf. nicht vermeidbare Emissionen zu kom-          – PFC (perfluorierte Kohlenwasserstoffe)
pensieren. Jedes Unternehmen muss sich daher heute          • SF6 (Schwefelhexafluorid)
mit der Bilanzierung seiner Treibhausgasemissionen und      • seit 2015 zusätzlich NF3 (Stickstofftrifluorid)
deren Management auseinandersetzen. Die in diesem
                                                            Treibhausgase können in Bezug auf ihre Kli-
Leitfaden vorgestellten Instrumente unterstützen Sie, die
                                                            mawirksamkeit mit der Referenzsubstanz CO2
geforderten Ziele umzusetzen.
                                                            verglichen werden, indem sie in sogenannte
                                                            CO2-Äquivalente (CO2-eq.) umgerechnet wer-
                                                            den. Das Treibhausgaspotenzial von Methan ist
                                                            auf 100 Jahre bezogen beispielsweise 25 Mal
                                                            höher als das von Kohlendioxid. Das heißt:
                                                            1 gCO = 1 gCO           und 1 gCH = 25 gCO
                                                                 2        2 – eq.           4         2 – eq.

                                                                                                                11
3 GRÜNDE,                 warum Treibhausgasemissionen
     relevant für Unternehmen sind

     1
             KLIMASCHUTZ ALS                                                Das Carbon Disclosure Projekt (CDP) ist
                                                                            eine gemeinnützige Organisation, die
             GESELLSCHAFTLICHE                                              mit dem Global Disclosure System In-
             VERANTWORTUNG                                                  vestoren, Unternehmen und anderen
     Wir alle sehen und spüren es: Die zunehmende Häu-                      Orga­ni­sa­tionen die Möglichkeit bietet,
     figkeit von Wetter-Extremereignissen wie ansteigende                   ihre Emissionen transparent zu erfas-
     Temperaturen, Überschwemmungen oder Stürme ma-                         sen, zu dokumentieren und zu berichten.
     chen den Klimawandel real deutlich. Damit wird die       In einem jährlichen Ranking bewertet CDP die von
     Frage drängender, wie jedes einzelne Unternehmen zur     Unternehmen vorgelegten Berichte. Unternehmen,
     Minderung des Klimawandels beitragen kann. Kritische     die als „CDP High Performer“ hinsichtlich ihrer Klima-
     Nachfragen, die von Klimaschutzbewegungen, Kunden        anstrengungen gelten, erzielen sowohl mittel- als auch
     oder Stakeholdern zum Thema Klimaschutz oder dem         langfristig höhere Renditen als der Gesamtmarkt (CDP
     Umgang mit wertvollen Ressourcen aufgeworfen wer-        2017).
     den, sollten KMUs transparent beantworten können.
     Dazu zählen unter anderem: „Welche Mengen CO2 wer-

                                                              3
     den bei Produktion und Transport von Waren ausgesto-
     ßen? Sind auch Lieferketten und Subunternehmer an                 KLIMASCHUTZ
     die Grundsätze gebunden?“
                                                                       UND KOSTEN
     Neben der freiwilligen Berichterstattung sind Unter­                Treibhausgasemissionen werden in Zukunft
     nehmen von öffentlichem Interesse dazu verpflichtet,     zunehmend ein relevanter Kostenfaktor: ob durch den
     im Rahmen des nicht finanziellen Teils der CSR-          europäischen Emissionshandel (EU-ETS), der bereits
     Bericht­erstattung (Corporate Social Responsibility)     die Energiewirtschaft und die energieintensive Indus-
     unter anderem ihre Treibhausgas(THG)-Emissionen zu       trie betrifft, oder über den im Januar 2021 angelaufe-
     veröffentlichen. Auch von Seiten der Politik werden      nen nationalen Emissionshandel (nEHS), der eine CO2-
     immer mehr unternehmens­bezogene Förderprogramme         Bepreisung von Brennstoffen wie Benzin, Diesel, Heizöl,
     an den Nachweis der Reduzierung von THG-Emissionen       Flüssiggas, Erdgas und Kohle innerhalb Deutschlands
     gekoppelt. Dadurch kann zukünftig eine fehlende          einführt. Dementsprechend wirken sich CO2-Zertifikat-
     Erfassung von Ressourcen- und Treibhaus­gasen auch       kosten durch steigende Brennstoffpreise negativ in der
     für KMU zu Wettbewerbsnachteilen führen.                 Unternehmensbilanz aus. Dadurch spielt ab 2021 die
                                                              Kohlendioxidintensität der eingesetzten Brennstoffe
                                                              erstmals eine preislich bemessbare Rolle im unterneh-
                                                              merischen Rechnungswesen.

     2
             KLIMASCHUTZ UND
             UNTERNEHMENSERFOLG
                Klimaschutzprogramme von Unternehmen
     gelten als zunehmend relevant für die Marktbewer-
     tung von Unternehmen durch Investoren (Busch et al.
     2020). Studien ergaben, dass ein Zusammenhang zwi-
     schen dem Börsenwert eines Unternehmens und einer
     freiwilligen transparenten CO2- sowie Treibhaus­gas-
     Emissionsberichterstattung besteht. Die Erstellung ei-
     ner Klimabilanz kann sich somit positiv auf den Unter-
     nehmenserfolg auswirken (EHA 2020). Immer mehr Un-
     ternehmen machen CO2 deshalb zum „Key Performance
     Indicator“ (KPI), unter anderem BASF SE, SAP oder Hei-
     delbergCement AG (CDP 2020). Aber auch für Banken
     spielt der CO2-KPI zunehmend eine Rolle bei Investi-
     tionsentscheidungen, sie nutzen Klimakennzahlen als
     Zukunftsindikatoren im Portfoliomanagement (Grudde
     et al. 2020).

12   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 01 RESSOURCENEFFIZIENZ
CARBON ACCOUNTING –
                      BASIS FÜR UNTERNEHMERISCHEN
                      KLIMASCHUTZ

                                               CO2                        CH4                       N2O                       HFCs                       PFCs                        SF6
                                                                                                                                                                                                                         purchased electricity, steam,
                                                                    CO2                          CH4           purchasedN   2O
                                                                                                                           electricity, steam, HFKW                                    PFC                          SFheating
                                                                                                                                                                                                                      6       & cooling for own use
                                                          CO2        CH4                                       heating N
                                                                                                                      PFCs O
                                                                                                                       & 2cooling  for own HFCs
                                                                                                                                            use                                                            SF6
                                                      CO2        CH4          N2Opurchased electricity,
                                                                                             HFCs steam, PFCs                   SF
                       CO2                        CH4 CO2 CO2N2O CH4 CHHFCs  N2O N2O   PFCsHFCselectricity, SF6 PFCs PFCs     SF66
                                                                         4               & cooling forHFCs
                                                                                 heatingpurchased       own usesteam,                                                                                      SF6
                                                           CO2         CH4          N2O                 HFCs            PFCs                                                                                 SF  6
                                                          CO2        Scope
                                                                     CH 4    2 N2Oheating &Scope  cooling for own use
                                                                                                    HFCs 1            PFCs                                                                                    transportation
                                                                                                                                                                                                           SFand
                                                                                                                                                                                                              6 distribution
                                                                                                                                                                                                                                        processing of
                                                                                                                                                                                                                                        sold products
          CO2                        CH4           CO2 N2O    CH4 HFCs     N2O PFCs      HFCs SF6             PFCs          SF6
                                                                     INDIREKT                     DIREKT
                                                                      CO2          CHpurchased
                                                                                        4               N2O steam, company
                                                                                                   electricity,        HFCs                                                                                 PFCs                      SF6 processing of
                                                                                                                                                                                                                          transportation
                                                           purchased electricity, steam,                                          heating & cooling for own use facilities                            purchased                   transportation
                                                                                                                                                                                                                               capital
                                                                                                                                                                                                                         and distribution    soldfuel processing
                                                                                                                                                                                                                                                      and
                                                                                                                                                                                                                                                  products        of
                                                           heating & cooling for own   use
                                                                                    purchased             capital                          fuel and                                                   goods and                  and distribution
                                                                                                                                                                                                                               goods          energysold    products
                                                                                                                                                                                                                                                      related
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                                                                                             2O and      HFCs
                                                                                                          goods
                                                                                                                                             PFCs
                                                                                                                                        energy related
                                                                                                                                                                            SF6                        services                                  activities
                                                                                                                                                                                         company
                                                                                        services
                                                                                purchased electricity, steam,                             activities                              facilitiescompany
                                                                 CO2  CH4
                                                                 purchased                 N2Osteam, HFCs
                                                                                electricity,                                           PFCs                   SF6                                                           transportation         processing of
                                                                 heating
                                                                 heating &&cooling
                                                                                cooling      forown
                                                                                        purchased   own     use capital                      fuel and                                        facilities
                                                           purchased electricity, steam,
                                                                                           for
                                                                                        goods     and
                                                                                                         use
                                                                                                   purchased          Scope 3
                                                                                                                    goods     capital   energy
                                                                                                                                                   transportation
                                                                                                                                                        fuel
                                                                                                                                                   related
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                                                                                                                                                             and
                                                                                                                                                        distribution
                                                                                                                                                                            processing of
                                                                                                                                                                            sold  products
                                                                                                                                                                                                              end-of-life and distribution
                                                                                                                                                                                                            treatment of            products
                                                                                                                                                                                                                                                   Scope 3
                                                                                                                                                                                                                                  use of sold sold products

                                                         purchased
                             purchased electricity, steam,          & electricity,       services
                                                                                       steam,      goods and                   goods activities    energy related                             transportation              waste               business
                                                           heatingpurchased
                                                                      cooling for       own   use
                                                                                   electricity,          INDIREKT
                                                                                                    steam,
                                                                                                     services                    business              activities
                                                                                                                                                                                                            sold products
                                                                                                                                                                                             and distribution          generated in
                                                                                                                                                                                                                                           INDIREKT
                                                                                                                                                                                                                                                travel
                             heating & cooling for ownheating
                                                           use     & purchased
                                                                     cooling
                                                                   heating    & for   own use
                                                                          transportation
                                                                                     electricity,
                                                                                 cooling     for own      waste
                                                                                                       steam,
                                                                                                           use                                                                             company
                                                                         and distribution                     company
                                                                                                      generated                    travel                                                                              end-of-life
                                                                                                                                                                                                                        operations          use of sold
                                                                  purchased
                                                                     heating    &electricity,
                                                                                    cooling for       own use in
                                                                                                  steam,                                                                                    facilities
                                                                                                                                                                                 transportation              processing    of end-of-life           use of sold
                                                     purchased    electricity,  steam,            purchased   facilities
                                                                                                       operations             capital                  fuel  and         transportation            processing     of treatment   of          products
                    purchased electricity, steam,                 heating    &  cooling     for   own    use                                                          company
                               Bezogene                                                                                                                                 and     and    distribution
                                                                                                                                                                               distribution        sold      sold
                                                                                                                                                                                                          products products   treatment
                                                                                                                                                                                                                     sold products       of          products
                    heating & cooling   forWaren      capital & cooling
                                           own use heating              fuel
                                                                           forand
                                                                                own     use goods and waste goods business
                                                                                     transportation
                                                                                                purchased       electricity,     steam,
                                                                                                                                                   energy related vehicles
                                                                                                                                                                transportation            processing of
                             und Dienstleistungen goods              energy related                 services generated                                 activities                                                            sold   products
                                                                                                transportation
                                                                                    and distribution
                                                                                                heating & cooling for own use  waste
                                                                                                                               in
                                                                                                                        transportation        travel    business
                                                                                                                                                   processing  Transport
                                                                                                                                                               andof distribution       processing
                                                                                                                                                                                          sold          of
                                                                                                                                                                                                 products
                                                                        activities                                                                                         transportation            processing of
                                                                                              and distribution  operations
                                                                                                                       andgenerated   company
                                                                                                                             distribution incompany      travel
                                                                                                                                                              und Vertrieb
                                                                                                                                                  sold products                         sold products
                                                                                                                                                                              transportation            processing
                                                            Bezogene Elektrizität,                                                                                        and   distribution
                                                                                                                                                                                 company             sold   productsof         end-of-life          use of sold
                                                                                                                            operationsfacilities
                                                                                                                                            facilities                    transportation            processing
                                                                                                                                                                                                 employee         of leasedtreatment
                                                                                                                                                                                                                              assets
                                         purchased electricity,  steam,
                                                            Dampf, Heizung und Kühlung
                                                  purchasedfür den Eigenbedarf
                                                                       capital                  fuel   and                  company                   end-of-life            and
                                                                                                                                                                             use   distribution
                                                                                                                                                                                    of sold
                                                                                                                                                                                  vehicles  company    sold products                     of Investitionen
                                                                                                                                                                                                                                                     products
                                                 purchased
                                         heating & cooling for own use  capital
                                                                             employee
                                                                                    company        fuel  and
                                                                                                     Geleaste    Objekte
                                                                                                           transportation company   processing       of
                                                                                                                              investments treatment of    transportationand        processing
                                                                                                                                                                               distribution       ofsold
                                                                                                                                                                                                commuting  products
                                                                                                                                                                               products vehicles leased assets sold franchises     products
                                                  goodsand
                                                         and            goods              energy      related              facilities  Firmen-
                                                 goods                  goods
                                                                            commuting          transportation
                                                                                             energy      related
                                                                                                          and  distribution   waste sold
                                                                                                                           facilities      products    business
                                                                                                                                                         and  distribution
                                                                                                                                                    sold products                  sold  products
                                            purchased
                                                   services     capital businessfacilities
                                                                                       fuel andactivities                                 company
                                                                                                                                     einrichtungen                                                        transportation        processing of
                               transportation         waste                                   and    distribution         generated      in              travel
                purchased                   goods services
                              Investitions-purchasedfuel and capital
                                                  and
                                                   purchased    goods capitalenergy  fuel and     activities
                                                                                            related
                                                                                                  fuel and                            company
                                                                                                                                           facilities
                                                                                                                                         transportation      processing of                               and distribution       sold products
                               and distribution           generated ingoods travelenergy related                                              operations
              goods and             güter goods        and
                                                       energy
                                                 services          related
                                                              purchased
                                                           goods     and            company               employee
                                                                                             capital activities
                                                                                          goods               energy  fuel  andleased
                                                                                                                          related       company
                                                                                                                                            assets         and  distribution
                                                                                                                                                            investments
                                                                                                                                                        facilities              sold products
                                                                                                                                                                                                 end-of-life company     use of sold leased assets        Franchises
                                                           operations
                                               servicespurchased                                                               company                                                                     end-of-life           use of sold leased assets
                services                                    activities
                                                              goods and
                                                             services                        goodsactivities
                                                                                        capital
                                                                                     facilities          commuting  Pendeln
                                                                                                                  fuel
                                                                                                                  energyandrelated
                                                                                                                   activities                leased assets
                                                                                                                                 der facilities           transportation investmentsVerarbeitung
                                                                                                                                                                                               treatment     of vehiclesproducts                                 franchises
                                                                                                                               company
                                                                                                                                 vehicles                                                company
                                                                                                                                                                                       end-of-life       treatment
                                                                                                                                                                                                                use   of
                                                                                                                                                                                                                      of sold      products
   purchased             capital        purchased         goods
                                       Brennstoff- und services      capital
                                                                    and                  goods  fuel   and   energy Mitarbeiter
                                                                                                                         related
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                                                                                                                                                                                              sold products
                                                                                                                 business       facilities                                                facilities
                                                                                                                                                                                      end-of-life              use   of sold
   goods and             goods          goods andtransportation
                                      energiebezogene      servicesgoodscapital waste
                                                      purchased                            energy  fuelrelated
                                                                                                        and       activities                  end-of-life               use of soldtreatment
                                                                                                                                                                                           Produkte   of sold products
                                                                                                                                                                                                    end-of-life   products use of sold
                                                   transportation                        waste
                                                                                            purchased               business
                                                                                                                          capital                 fuel and
    services                             services   and
                                           Aktivitätengoodsdistribution
                                                                and              generated
                                                                             goods                  in related travel
                                                                                                activities
                                                                                               energy
                                                                                                        Geschäfts-company
                                                                                                                                            treatment    of               productstreatment
                                                                                                                                                                                     sold productstreatment    ofproductsproducts
                                                                                                                                                                                                   of end-of-life            use of sold
                                            transportationdistribution waste
                                                  andservices                    generated
                                                                                  operationsgoods      and
                                                                                                      in
                                                                                                  activities              goods
                                                                                                                      travel               soldenergy  related
                                                                                                                                                  products                          sold products  end-of-life            use products
                                                                                                                                                                                                                              of sold
                                                                                                       business     employee                leased   assetsFirmen-      investments              sold treatment
                                                                                                                                                                                                         products of                         Geleaste Objekte franchises
            transportation           wastetransportation
                                           and distribution business
                                                        transportation      waste
                                                                        generated         in
                                                                                   operations services
                                                                                           waste           reisen    facilities
                                                                                                                   businessend-of-life            activities                                             Verwendung
                                   employee              leased     assets          investments                    commuting                           use    of  sold
                                                                                                                                                              company  leased
                                                                                                                                                               end-of-life     end-of-life
                                                                                                                                                                                assets
                                                                                                                                                                                 use  of sold   treatment
                                                                                                                                                                                                     sold
                                                                                                                                                                                                    franchisesof
                                                                                                                                                                                                           products        products
           and distribution      generated
                          purchased       andindistribution
                                                  capital      travel generated
                                                           Transport     undfuel and
                                                                          operations    in wasteintravel              business                           fahrzeuge
                                  commuting            and    distribution         generated                         travel  treatment of company        products
                                                                                                                                                             treatment    of treatment of sold products
                                                                                                                                                                                   products             der verkauften
                          goods andoperations goods   transportation    operations
                                                                       energy related
                                                                 Vertrieb          Imgenerated
                                                                                          Betrieb companyin       business
                                                                                                                        travel                                 vehicles                                                      Verwertung  der    use of sold
                                                                             waste operations                                                 company       sold products sold products                    Produkte
                                                    transportation                                business                  sold products       vehiclescompany                                                                                  products
                           services transportation                    waste                     business                                                                                                                  verkauften Produkte
 transportation          waste               businessand
                                                   and      distribution
                                                         distribution         anfallende
                                                                           activities
                                                                          generated   inoperations     vehicles travel
                                                                                                 Abfälle
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                                                                                                                                                            company
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                                               travel             generated    in
                                                                           operations             travel                                                                                                              am Ende ihrer Lebensdauer
                                                                                         transportation                   wastecompany                 company
                                                                                                                                                  business    vehicles                 use   of  sold
                       operations                        employee  operations   leased        assets          investments       vehicles                      end-of-life                     leased assets              franchises
                                                        commuting                   company
                                                                                       and distribution              generated incompany travel         vehicles
                                                                                                                                                           treatment of                  products
                                               employeeemployee         leased leasedvehicles
                                                                                 assets        assets            investments
                                                                                                                       operations vehicles                                                     assetsleased       assets          franchises
               employeetransportation
                                          Vorgelagerte
                                 leased assetsemployeecommuting
                                                   waste
                                              commuting  investments
                                                                         Aktivitäten
                                                                      leasedbusiness
                                                                                assets
                                                                                                      investments
                                                                                                    investments               Berichtende             Unternehmen
                                                                                                                                           leased assets
                                                                                                                                                           sold products
                                                                                                                                                                         franchises
                                                                                                                                                                                     leased
                                                                                                                                                                                         company
                                                                                                                                                                                    leased    assets
                                                                                                                                                                                                              Nachgelagerte
                                                                                                                                                                                                                 franchises
                                                                                                                                                                                                               franchisesfranchises
                                                                                                                                                                                                                                         Aktivitäten
                                                           employee               leased assets                 investments                                                               vehicles
                                                                                                                                                                                                 leased assets
              commutingand distribution      commuting
                                              generatedemployee in
                                                               employee
                                                          commuting          travel
                                                                         leased assets          investments
                                                                                       leased assets               investments                              leased   assets       franchises
                                                                                                                                                                                                     leased assets           franchises

                      Darstellung der Scopes der THG-Berichterstattung (Abbildung nach World Resource Institute 2021)

                      Zur Beurteilung der unternehmerischen Carbon Perfor-
                      mance – also der Leistungsermittlung im Klimaschutz                                                                             SCOPE 1 umfasst ausschließlich direkte
                      – wird das sogenannte Carbon Accounting eingesetzt.                                                                             Emissionsquellen innerhalb des Unternehmens
                      Dies ist der Überbegriff für unternehmerische Werkzeu-                                                                          (z. B. Fahrzeugflotte oder selbst erzeugter Strom).
                      ge von der rein physikalischen Erhebung von Treibhaus-
                      gasen bis zur zusätzlichen monetären Bewertung von                                                                              SCOPE 2 beinhaltet alle energiebedingten
                      Klimawirkungen (Günther und Stechemesser 2010). Das                                                                             indirekten Emissionen, die durch die Erzeugung der
                      Carbon Accounting kann sich an verschiedenen interna-                                                                           unternehmensintern genutzten Energie entstehen
                      tionalen und nationalen Richtlinien orientieren, u. a. an                                                                       (z. B. beim Strom- oder Wärmeverbrauch).
                      den Standards der Global Reporting Initiative (GRI), des
                      Carbon Disclosure Projekts (CDP), der Science Based Tar-
                      get initiative (SBTi) oder der Deutschen Vereinigung für                                                                        SCOPE 3 erfasst alle indirekten Emissionen, die
                      Finanzanalyse und Asset Management (DVFA). Ein weit                                                                             durch die jeweilige Unternehmenstätigkeit verursacht
                      verbreiteter Standard zur Bestimmung von Treibhausgas-                                                                          werden. Das beinhaltet auch solche, die nicht unter
                      emissionen auf Unternehmensebene stellt die Green-                                                                              der direkten Kontrolle des Unternehmens stehen
                      house Gas Protocol Initiative in Form des „Greenhouse                                                                           (z. B. verursacht durch Zulieferer oder Dienstleister).
                      Gas Protocol“ (GHG-Protokoll) zur Verfügung. Darin wird
                      die Treibhausgasberichterstattung je nach unterneh-
                      mensintern festgelegtem Umfang der erfassten Emissi-
                      onen in drei Betrachtungsrahmen – sogenannte Scopes
                      – unterteilt, die im GHG-Protokoll definiert sind.

                                                                                                                                                                                                                                                                              13
HEMMNISSE, NUTZEN UND CHANCEN
     VON ENERGIE- UND RESSOURCEN-
     EFFIZIENZ-MASSNAHMEN
     Es gibt zahlreiche Gründe, sich intensiv mit dem Energie- und Ressourcenbedarf
     von Produktions- und Versorgungsanlagen auseinanderzusetzen.

             HEMMNISSE                                                 NUTZEN

             Energie- und Ressourceneffizienz ist nach                 Steigerung der Ressourcen- und Energie­
             wie vor ein Randthema, welches oft neben                  effizienz wirkt sich in vielerlei Hinsicht
             den typischen Produktionszielgrößen                       positiv auf das Unternehmen und seine
             (Zeit, Kosten, Qualität) vergessen wird.                  Angestellten aus.

             Energie- und Produktionssysteme sind meist
                                                                       Steigerung der Wirtschaftlichkeit durch
             komplex und eine Optimierung erfordert
                                                                       reduzierte Energie- bzw. Materialkosten.
             interdisziplinäres Systemverständnis, was
             nicht per se vorausgesetzt werden kann.
                                                                       Durch Demand-Side-Management kann ein
             No Data – trotz fortschreitender Digitalisie-             Unternehmen von günstigeren Strompreisen
             rung in der Produktion gibt es zahlreiche                 profitieren (bspw. durch Lastspitzenglättung).
             Maschinen, die über keine datentechnischen
             Schnittstellen verfügen. Dies erschwert                   Die Überwachung und Regelung der
             automatisierte Prozessanalysen.                           Power Quality verhindert unerklärbare
                                                                       Maschinenausfälle.
             Oft werden Ressourcen-, Abfall- und Ener-
             giekosten als Gemeinkosten veranschlagt                   Zur systematischen Verankerung von
             und nicht auf die entsprechenden Abteilun-                Nachhaltigkeit und Umweltschutz
             gen und Produktionsbereiche umgelegt,                     in der Unternehmenskultur kann ein Ener-
             was die Motivation zur Umsetzung von                      giemanagementsystem genutzt werden.
             Effizienzmaßnahmen seitens der                            Ein grünes Firmenimage führt zu einer
             Produktions­verantwortlichen senkt.                       steigenden Motivation unter den Angestell-
                                                                       ten und zu einer erhöhten Kaufbereitschaft
                                                                       beim Kunden.

                                                                       Auch der gesellschaftliche Nutzen
                                                                       bspw. mit Blick auf den Klimawandel
                                                                       steht im Vordergrund.

             CHANCEN

             Externe Beratung kann beim Verständnis und der Optimierung von komplexen Produktionssystemen
             helfen und auch auf passende Fördermöglichkeiten hinweisen.

             Big Data und die Verfügbarkeit immer größerer Mengen an Produktionsdaten stellen produzierende
             Unternehmen vor neue Herausforderungen, bieten aber gleichzeitig zahlreiche Chancen, wie bspw.
             die Nutzung eines auto­matisierten Stand-by-Managements oder die Berechnung einer kosten-
             bzw. ressourcenoptimierten Prozessführung.

             Förder- und Beratungsangebote können die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen unterstützen.

14   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 01 RESSOURCENEFFIZIENZ
„Das ArePron-Projekt und die daraus
                        gewonnenen Erkenntnisse sind von
                        hoher Relevanz für die Ziele der
                        Nachhaltigkeit, für unsere Umwelt und
                        für die kommenden Generationen.
                        Hervorzuheben ist der methodische,
                        offene und holistische Ansatz.“

                        Siegfried Wagner, Geschäftsführer
                        in-integrierte informationssysteme GmbH
Foto: Jakob Maul GmbH

                                                                  15
16   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 02 AREPRON – EIN TRANSFERPROJEKT DER TU DARMSTADT
Foto: Fotolia | Kalinovsky Dmitry     AREPRON –
                                      EIN TRANSFER-
                                      PROJEKT DER
                                      TU DARMSTADT
                                      Spannende Einblicke und
                                      Erkenntnisse aus den wissenschaft­
                                      lichen Musterfabriken (CiP* und
                                      ETA**) geben zukunftsweisende
                                      Ausblicke für die tägliche Arbeit
                                      in Unternehmen.

                                      LERNEN SIE AREPRON KENNEN                                       S. 18

                                    * Prozesslernfabrik CiP (Center für industrielle Produktivität)
                                    **	ETA-Fabrik (interdisziplinäre Forschungsgruppe ETA =
                                        Energietechnologien und Anwendungen in der Produktion)

                                                                                                              17
LERNEN SIE AREPRON KENNEN

     AREPRON                               =  Agiles ressourceneffizientes
                                               Produktionsnetzwerk

     Wie können Unternehmen ihre Ressourcen effizient einsetzen, Produktionssysteme
     intelligent und standortübergreifend vernetzen? Welche Technologien im
     Zeitalter der Digitalisierung können helfen, Kosten zu senken und gleichzeitig
     den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens zu reduzieren? Das ArePron-
     Projekt zeigt die vielfältigen Möglichkeiten auf, Ressourceneffizienz durch
     eine intelligente standortübergreifende Vernetzung von Produktionssystemen
     zu steigern.

18   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 02 AREPRON – EIN TRANSFERPROJEKT DER TU DARMSTADT
SIE WOLLEN MEHR ÜBER
                                                                                  AREPRON ERFAHREN?
                                                                                  Weitere Informationen über die Angebote der
                                                                                  drei an ArePron beteiligten Institute der TU
                                                                                  Darmstadt finden Sie auf den jeweiligen Web­
                                                                                  seiten. Erleben Sie, welche ökologischen und
                                                                                  ökonomischen Auswirkungen die Optimierung
                                                                                  von Produktionsprozessen auch auf Ihr Unter-
                                                                                  nehmen haben kann:

                                                                                                MEHR ERFAHREN
                                                                                                www.ArePron.com

                                                                                                Institut für Produktions­
                                                                                                management, Technologie und
                                                                                                Werkzeugmaschinen (PTW)
                                                                                                www.ptw.tu-darmstadt.de

                                                                                                Fachgebiet Stoffstrom­
                                                                                                management und
                                                                                                Ressourcenwirtschaft
                                                                                                www.iwar.tu-darmstadt.de/sur/
                                                                                                fg_sr/startseite_4/index.de.jsp

                                                                                                Fachgebiet
                                                          Foto: Gregor Schuster

                                                                                                Datenverarbeitung
                                                                                                in der Konstruktion
                                                                                                www.dik.tu-darmstadt.de

                                                                                                                                  Foto: Sibylle Scheibner

Das gefertigte Produkt
„Kugellabyrinth“ im Projekt „ArePron“: ein klassisches
Zerspanungsbauteil, das alle Stationen einer typischen
industriellen Prozesskette für solche Teile durchläuft.

                                                                                                                                                            19
PRODUKTIONS-
      NETZWERK AUS
                           10                   MASCHINEN

     PROZESS-
     LERNFABRIK

     CiP

           6
       SÄGEN:
                       PRODUKTIONS-
                       SCHRITTE

       ZUSCHNITT
       VON
       ROHTEILEN                                     DREHEN                                  FRÄSEN
     FABRIK

     ETA

     Zwei Fabriken, zehn Maschinen, sechs Produktionsschritte und ein ganzes
     Team von Wissenschaftlern: Die beiden Fertigungsstrecken in den Lernfabriken
     CiP* und ETA** an der TU Darmstadt bilden die Plattform für das wissen­schaftliche
     Transferprojekt ArePron. Hier werden die typischen Fertigungsprozesse eines
     Zerspanungsbauteils überwacht, dokumentiert und optimiert.

20   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 02 AREPRON – EIN TRANSFERPROJEKT DER TU DARMSTADT
Fotos: Gregor Schuster
                                                  LASER-
REINIGEN                                          BESCHRIFTEN                      HÄRTEN

    Neue Wege gehen, um natürliche Ressourcen effizient             Produziert wird ein Kugellabyrinth, das verschiedene
    zu schonen, Prozesse zu optimieren und dem wachsen-             Produktionspfade mit unterschiedlichen Maschinen
    den Umweltbewusstsein der Gesellschaft gerecht zu               durchlaufen kann. Jedes Bauteil und jeder Produktions-
    werden. Wissenschaftler der TU Darmstadt haben ein              schritt werden genau analysiert. Dokumentiert werden
    agiles ressourceneffizientes Produktionsnetzwerk – Are-         neben dem Verbrauch von natürlichen Ressourcen
    Pron – ins Leben gerufen. Gefördert wurde es durch das          (u. a. Rohstoffe) auch der Einsatz von Betriebsmitteln.
    Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr          Mit Hilfe der Daten aus der Musterfabrik lässt sich eine
    und Wohnen sowie durch den Europäischen Fonds für               agile und effiziente Produktionsplanung und -steuerung
    regionale Entwicklung (EFRE).                                   realisieren.

    Grundlage des Projekts ist ein Produktionsnetzwerk zwi-         Die Erhebung der relevanten Daten zum Verbrauch
    schen der Prozesslernfabrik CiP und der ETA-Fabrik auf          von Ressourcen entlang des Produktionsprozesses ist
    dem Campus Lichtwiese der TU Darmstadt.                         der erste wichtige Schritt, um Optimierungspotenziale
                                                                    zu erkennen.

  * Prozesslernfabrik CiP (Center für industrielle Produktivität)
  **	ETA-Fabrik (interdisziplinäre Forschungsgruppe ETA =
      Energietechnologien und Anwendungen in der Produktion)                                                                                  21
22   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 03 TRANSPARENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN
Foto: Vintage Tone/Shutterstock

                                  TRANSPARENZ
                                  IN PRODUKTIONS-
                                  PROZESSEN
                                  Daten sind Macht. Wissen zur
                                  Erhebung, Auswertung und Speiche-
                                  rung von relevanten Unternehmens-
                                  daten ist die Grundlage für erfolg­
                                  reiche Veränderungsprozesse.

                                  METHODIK ZUR SYSTEMATISCHEN                 S. 24
                                  TRANSPARENZSCHAFFUNG
                                  IN 3 SCHRITTEN SYSTEMATISCH                 S. 26
                                  ZU MEHR TRANSPARENZ
                                  1G
                                    robanalyse auf Unternehmens-
                                   und Maschinenebene
                                  2F
                                    einanalyse auf Maschinen-                S. 28
                                   und Prozessebene

                                   Datenerfassung                             S. 29

                                  3Ü
                                    bertragung auf Produkt­ebene – Trace­    S. 32
                                   ability-Systeme zur Transparenzschaffung

                                  TRACEABILITY BEI AREPRON                    S. 34

                                  „WENN MASCHINEN                             S. 36
                                  SICH VERNETZEN“
                                  IoT- UND PLATTFORM­LÖSUNGEN

                                                                                      23
„Der erste Schritt zu einer ressourcen-
     effizienten oder gar klimaneutralen
     Produktion beginnt immer mit der
     Transparenzschaffung. Hierbei können
     uns die Werkzeuge, die uns die
     Digitalisierung bietet, stark unter-­
     stützen. Am Ende braucht es aber
     den Mut zur Umsetzung und kluge
     Köpfe, die den Transformations­-
     prozess begleiten.“

     Dr.-Ing. Philipp Schraml,
     Geschäftsführer, ETA-Solutions GmbH
                                                                                            Foto: ETA-Solutions GmbH

24   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 03 TRANSPARENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN
METHODIK ZUR SYSTEMATISCHEN
TRANSPARENZSCHAFFUNG IN
ENERGIE- UND RESSOURCENSTRÖMEN
Transparente Energie- und Ressourcenflüsse sind die Grundlage für Effizienz­
bewertungen. Hierbei können zwei Herangehensweisen unterschieden werden.

                                               Unternehmens­-
TOP-DOWN-                                          ebene
                                                                                              BOTTOM-UP-
ANSATZ                                            Gebäude-
                                                                                              ANSATZ
                                                   ebene

                                              Produktionslinien-
                                                   ebene

                                                 Maschinen-
                                              und Prozessebene

Beim Top-Down-Ansatz wird die Transparenz von Ener-                Beim Bottom-Up-Ansatz werden die Energie- und Res-
gie- und Ressourcenströmen innerhalb der Fabrik von                sourcenflüsse auf Maschinenebene erfasst und dann
der Unternehmensebene hin zur Maschinen- und Pro-                  auf Produktionslinien- und Fabrikebene hochgerechnet.
zessebene sukzessive gesteigert. Jedoch können die
                                                                         VORTEIL: Identifizierung von Effizienzpotenzia-
Verbräuche nur selten auf einzelne Maschinen oder Pro-
                                                                         len auf Maschinenebene (bspw. eine Optimie-
duktionsprozesse umgelegt werden, sogenannte „blin-
                                                                   rung des Produktionsablaufplans oder die Einführung
de Flecken“ sind weit verbreitet.
                                                                   eines Abschaltmanagements in Nicht-Produktivzeiten).
       VORTEIL: Geringer Aufwand, um Energie und
                                                                          NACHTEIL: Die Schaffung der Transparenz auf
       Res­sourcen hinsichtlich Relevanz zu priorisieren.
                                                                          Maschinenebene ist aufwändig und kosteninten-
Eine produktspezifische Kennzahl (z. B. CO2 pro Bau-
                                                                   siv. Daher ist diese Herangehensweise vor allem bei
teil) kann grob abgeschätzt werden.
                                                                   kleinen und mittelständischen Unternehmen kaum ver-
     NACHTEIL: Transparenz auf Maschinenebene                      breitet.
     fehlt meist.

WARUM                  NICHT
                       BEIDES   ?
KOMBINIERTER ANSATZ                                                      SIE WÜNSCHEN SICH
                                                                         UNTERSTÜTZUNG?
Um Effizienzpotenziale auf Maschinenebene frühzeitig
                                                                         Die unabhängige PIUS-Beratung des RKW Hessen
abzuschätzen und gleichzeitig bereits installierte Sen-
                                                                         für hessische Unter­nehmen bietet eine umfas-
sorik auf Fabrik- und Produktionslinienebene zu berück-
                                                                         sende Analyse aller betrieblichen Abläufe und
sichtigen, wird in diesem Leitfaden ein kombinierter An-
                                                                         unterstützt Sie gern auch bei der Beantragung
satz aus Top-Down- und Bottom-Up-Ansatz verwendet.
                                                                         von Förderprogrammen.
Hierbei werden die genannten Vorgehensweisen um die
Komponentenebene erweitert, da dies für viele Effizi-
enzmaßnahmen wie beispielsweise den Austausch inef-
fizienter Maschinenkomponenten oder die Implemen-                                       MEHR ERFAHREN
tierung eines Stand-by-Managements notwendig ist.                                       www.rkw-hessen.de/beratungs-
                                                                                        foerderung/hessen-pius.html

                                                                                                                           25
IN     3                 SCHRITTEN SYSTEMATISCH
                               ZU MEHR TRANSPARENZ
     Um den Nutzen der Transparenzschaffung frühzeitig
     sicherzustellen und Sensorik effizient zu implementieren,
     wird ein stufenweises Vorgehen zur energetischen und
     ressourcentechnischen Transparenzschaffung herangezogen.

       1           GROBANALYSE
                   auf Unternehmens-
                  und Maschinenebene            2           FEINANALYSE
                                                             auf Maschinen-
                                                            und Prozessebene        3              ÜBERTRAGUNG
                                                                                                    auf Produktebene

                                                                                   Darstellung des Vorgehens bei der energetischen
                                                                                   und ressourcentechnischen Transparenzschaffung
                                                                                   (angelehnt an Blesl und Kessler 2018)

1               GROBANALYSE
                AUF UNTERNEHMENS-
                UND MASCHINENEBENE

     WORUM GEHT ES?
     Mit einer Grobanalyse auf Unternehmens- und Ma-
     schinenebene werden die gesamtbetrieblichen Ener-
                                                                   WAS IST ZU TUN?
                                                                   Auf Unternehmensebene erfolgt die Erfassung von
                                                                   Energieträgern, Ressourcen und Abfällen, die von der
                                                                   Fabrik bezogen und entsorgt werden.
                                                                   Für die Ermittlung können Zählerablesungen und (Ener-
                                                                   gie-)Rechnungen, aber auch interne Unterzähler ge-
                                                                   nutzt werden. Die relevantesten Ressourcen und Ener-
                                                                   gieflüsse können so in einem ersten Schritt zumindest
                                                                   aus Kostensicht identifiziert werden. Zudem empfiehlt
                                                                   sich die Erstellung einer Dauerlinie auf Werksebene, um
                                                                   Einsparmöglichkeiten beim Leistungspreis abzuschät-
     gieströme und Produktionsprozesse erfasst. Das Ziel           zen, welcher maßgeblich von der höchsten elektrischen
     besteht in der Identifizierung relevanter Ressourcenströ-     Lastspitze abhängt (siehe „Analysetools“ auf Seite 28).
     me, ohne zeitaufwändige Messungen durchzuführen.
     Durch die Grobanalyse lässt sich eine erste Priorisierung
     von Bereichen und/oder Produktionsmaschinen vor-
     nehmen, die in einer anschließenden Feinanalyse ge-
     nauer untersucht werden sollen.

26   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 03 TRANSPARENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN
Foto: Just Life/Shutterstock
                                                                                      KOSTENFREIE IMPULS-
                                                                                      BERATUNG VOR ORT
                                                                                      Sie möchten Kosten, Material UND Energie
                                                                                      sparen? Die zweistündige Beratung des RKW
                                                                                      Hessen unterstützt Sie, ungenutzte Potenziale zu
                                                                                      ermitteln und gibt Hinweise zu Sofortmaßnahmen.

                                                                                                      MEHR ERFAHREN
                                                                                                      www.energieeffizienz-hessen.de/
                                                                                                      beratungsfoerderung

                                                                                      ABC-ANALYSE ODER
                                                                                      ANLAGEN-VERBRAUCHSMATRIX?
                                                                                      Für die Grobanalyse auf Maschinenebene emp-
                                                                                      fiehlt sich die ABC-Analyse oder eine Anlagen-
                                                                                      Verbrauchsmatrix, um relevante Energieträger
                                                                                      zu identifizieren und Maßnahmen zu priorisieren.
                                                                                      Beide Analysetools wurden ursprünglich für
                                                                                      elektrische Energieverbraucher konzipiert, las-
                                                                                      sen sich aber analog auf andere Energieträger
                                                                                      wie beispielsweise Druckluft oder Erdgas erwei-
                                                                                      tern. Über die Einbeziehung von CO2-Äquivalen-
                                                                                      ten ist ebenfalls eine Priorisierung von Hilfs- und
                                                                                      Betriebsstoffen möglich.
                                                                                      Bei der ABC-Analyse werden die Verbraucher der
                                                                                      Größe nach sortiert und in Gruppen, abhängig
                                                                                      vom kumulierten Energiebedarf, einsortiert.

Auf Maschinenebene erfolgt eine grobe Zuordnung
des Ressourcenverbrauchs zu einzelnen Produktions­
anlagen.
                                                                                      A     Gruppe der Hauptverbraucher:
                                                                                            70 % der elektrischen Gesamtleistung

                                                                                            Gruppe weiterer Verbraucher,
Hierfür können Verbrauchsdaten aufwandsarm von
Typenschildern, Elektro-, Fluid- und Pneumatikplänen
sowie Wartungsplänen abgelesen werden.
                                                                                      B     die kumuliert mit Gruppe A
                                                                                            90 % der Gesamtleistung benötigen

                                                                                      C
• Fluidpläne geben Rückschluss auf die verwendeten                                          Gruppe der
  Hilfs- und Betriebsstoffe (wie beispielsweise Hydraulik­                                  übrigen Kleinverbraucher
  öle) inkl. Füllmengen.
• Pneumatikpläne beinhalten die geforderte Druckluft-                                 Der Nachteil der ABC-Analyse ist, dass die
  qualität, mit Mindestvolumenstrom und -druck.                                       Einschalt­dauer der Anlagen nicht in die Betrach-
• Wartungspläne geben Aufschluss über Wechselzyklen                                   tung einfließt.
  von Hilfs- und Betriebsstoffen (z. B. Filter).
                                                                                      Da die Laufzeiten der Produktionsmaschinen in
• Auf Typenschildern und in Elektroplänen ist die An-
                                                                                      der Regel bekannt sind, ist die Priorisierung wei-
  schlussleistung vermerkt, über die eine grobe Ab-
                                                                                      terer Analysen über eine Anlagen-Verbrauchs-
  schätzung des elektrischen Energiebedarfs erfolgen
                                                                                      matrix zu empfehlen. Hierbei werden die Pro-
  kann. Aber Achtung, der reale Energieverbrauch liegt
                                                                                      duktionsanlagen nach Anschlussleistung und
  meist deutlich unter der Anschlussleistung.
                                                                                      geschätzter Einschaltdauer unterteilt. Anlagen
                                                                                      mit hoher Laufzeit und hohem Verbrauch (hier in
                                                                                      Gruppe A) sollten als erstes für Messungen und
                                                                                      weitere Betrachtungen herangezogen werden.

                                                                                                                                            27
Foto: Gregor Schuster
2    WORUM GEHT ES?
                     FEINANALYSE
                     AUF MASCHINEN-
                     UND PROZESSEBENE

     Mit einer Feinanalyse auf Maschinen- bzw. Prozessebene
     werden kontinuierlich fließende Produktionsressourcen
                                                                  WELCHE TOOLS GIBT ES?
                                                                  Analysetools, die hierfür zum Einsatz kommen, sind z. B.:
                                                                  • Eine mit realen Messwerten überarbeitete ABC-
     wie Druckluft, Prozessgase oder elektrische Energie für        Analyse bzw. Anlagen-Verbrauchsmatrix zur Priorisie-
     relevante Maschinen und Anlagen weiter messtechnisch           rung der Produktionsmaschinen nach ihrem realen
     detailliert. Um die Kosten dieses Schrittes gering zu hal-     Verbrauch.
     ten, erfolgt die Feinanalyse vorwiegend über temporäre
                                                                  • Mit Sankey-Diagrammen können Energie- und
     und mobile Messgeräte. Wenn ein dauerhaftes Monito-
                                                                    Ressour­cen­flüsse innerhalb einer Fabrik visualisiert
     ring erwünscht ist, können stationär verbaute Sensorik
                                                                    werden (siehe Abbildung auf Seite 42).
     oder virtuelle Messstellen implementiert werden.
                                                                  • Das Potenzial zur Lastspitzenglättung kann sowohl auf
                                                                    Unternehmensebene als auch auf Maschinen- und
     WIE FUNKTIONIERT ES?                                           Prozessebene über Dauerlinien bestimmt werden.
     Der Unterschied zur Grobanalyse besteht darin, dass            Hierfür wird der zeitliche Anteil des Energiebedarfs
     bei der Feinanalyse der reale Energie- und Ressourcen-         einer Anlage auf der X-Achse über den Energie­bedarf
     bedarf auf Maschinenebene vermessen wird, wodurch              (bspw. für den Zeitraum von 15 Minuten) aufgetragen.
     Effizienzpotenziale genauer abgeschätzt werden kön-
     nen. Neben der Erfassung direkter Prozess- und Maschi-
     nenparameter je Bilanzraum ist für eine Zertifizierung
     nach ISO 50001 auf die Erfassung weiterer Rahmen-
     daten wie Raumklima, Produktionsportfolio, Durchsatz,
     Taktzeiten, Schichtbetrieb etc. zu achten.

28   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 03 TRANSPARENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN
Foto: Gregor Schuster
DATENERFASSUNG
ABER WIE?

Nachdem in der Grobanalyse die
kosten- bzw. umwelttechnisch relevan-
ten Ressourcen identifiziert wurden,
werden diese in der Feinanalyse
mit Messdaten auf Maschinenebene
untermauert. Neben den typischen
Energieströmen wie Elektrizität, Druck-
luft, Wärme/Kälte und Erdgas spielen
häufig auch weitere Betriebs- und
Abfallstoffe wie Kühlschmierstoff,
Rohmaterialien und Späne eine Rolle.

Um Transparenz über Ressourcenverbräuche zu erlan-         In der folgenden Abbildung sind die verschiedenen
gen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten der Ver-       Ressourcen einer Werkzeugmaschine beispielhaft den
brauchsdatenerfassung an:                                  möglichen Erfassungsarten zugeordnet.

ERFASSUNG ÜBER DOKUMENTE/AUF-
                                                           BEISPIELHAFTES SYSTEMFLIESSBILD
ZEICHNUNGEN/EXPERTENSCHÄTZUNGEN                            EINER WERKZEUG­MASCHINE
Angaben zu den benötigten Betriebsstoffen (z. B. Hyd-      MIT DEN JEWEILIGEN ERFASSUNGSARTEN
rauliköl oder Kühlschmierstoff) können beispielsweise
Datenblättern oder Fluidschaltplänen entnommen
                                                                                                                      Sensorgestützte Erfassung
werden. Auch Rechnungen über den Ressourcen- oder           Energie elektrisch
                                                                                                                      Manuelle Erfassung
Energieverbrauch eines gewissen Zeitraums sind              Druckluft
                                                                                                                     	Erfassung über Dokumente/
hierfür aussagekräftig. Zudem kann die Befragung von          Druckluft*                                               Aufzeichnungen/
Expert/innen aus der Produktion erste Anhaltspunkte
                                                                                                  WERKZEUGMASCHINE

                                                              Druckluftfilter                                          Expertenschätzungen
über den Ressourcenverbrauch liefern. Sie werden
in Wartungsplänen dokumentiert haben, wie oft z. B. Fil-    Sonst. Betriebsstoffe
ter getauscht oder Betriebsstoffe nachgefüllt werden.         KSS-Ölmenge
                                                              KSS-Wassermenge                                        Abfälle
MANUELLE ERFASSUNG                                            Kühlmittel Wasser                                       Späne
                                                              Kühlmittel Glysantin                                    Ausschuss
„Hands-on“ – oft ist auch ein pragmatischer Ansatz
                                                              Hydrauliköl                                             Althydrauliköl/
zielführend, bei dem man selbst Hand anlegt.
                                                              Hydraulikölfilter                                       -kühlmittel
Beispielsweise können Produktionsabfälle wie Späne
                                                              Schmierfett                                             Altfilter, DL
einer Fräsbearbeitung oder die Pulvermenge einer
Pulverbeschichtung, die nicht wiederverwendet wer-            Werkzeuge/Schneiden                                    Abwärme
den kann, für eine gewisse Anzahl produzierter Teile        Rohteil                                                  Produkt
händisch abgewogen werden.
                                                           * Druckluft vom zentralen Kompressor

SENSORGESTÜTZTE ERFASSUNG
Bei der sensorgestützten Datenerfassung wird zwischen      Nach der ersten Abschätzung der Ressourcenverbräuche
temporären und kontinuierlichen Messungen unter-           pro Bauteil gilt es, die Transparenz weiter zu erhöhen,
schieden. Zudem gibt es noch virtuelle Messstellen, die    um die wirksamsten Maßnahmen zur Effizienzsteigerung
als reine Softwarelösung günstig in der Anschaffung        zu ermitteln.
sind (siehe Seite 30).
                                                           Wie mit den erfassten Maschinendaten weiter vorgegan­
                                                           gen wird, erfahren Sie im folgenden Kapitel 4.
Mit diesen Informationen und der Kenntnis über die
produzierten Stückzahlen in dem betrachteten Zeitraum
kann dann ein Verbrauch pro Bauteil zumindest grob er-
mittelt werden.

                                                                                                                                                  29
DATENERFASSUNG
     WAS GIBT ES ZU BEACHTEN?

     Bei der Auswahl der Datenerfassungsart spielen neben den Kosten
     verschiedene andere Faktoren eine Rolle. Hierbei sollte der zu erwartende
     Mehrwert stets in Relation zum Aufwand bzw. den Kosten stehen.

     Je nach Ressource oder Energieträger ist geeignetes         AUFLÖSUNG          ist die Fähigkeit, zwei benachbarte
     Messequipment auszuwählen, um die Größen inner-             Werte voneinander unterscheiden zu können.
     halb der Feinanalyse sinnvoll zu erfassen. Bei der Aus-
     wahl von sensorgestütztem Messequipment sind die
     folgenden drei Aspekte zu beachten:
                                                                                            WIE        HÄUFIG PRO
                                                                                                       ZEITEINHEIT   ?
     MESSBEREICH ist der Bereich, in dem der ange-
     zeigte oder abgelesene Wert eine vorgegebene Fehler-
     grenze nicht über­schreitet.                                Besonders bei der Archivierung von Messwerten in Da-
                                                                 tenbanken sollte die zeitliche Auflösung der Zielgröße
                                                                 beachtet werden. Die Frage, ob bspw. der elektrische
                                 WIE        GROSS IST DIE
                                            MESSGRÖSSE      ?    Energiebedarf einer Maschine sekündlich oder minüt-
                                                                 lich erfasst wird, hängt letztendlich davon ab, welche
                                                                 Optimierungsziele verfolgt werden. Wenn z. B. die Kos-
                                                                 ten der elektrischen Lastspitze reduziert werden sollen,
     Beispielsweise hat die Größe einer Messklemme zur Er-       die in 15-Minuten-Intervallen abgerechnet werden, soll-
     fassung von elektrischen Strömen einen signifikanten        ten die Energiedaten deutlich hochfrequenter erfasst
     Einfluss auf den Messbereich, in dem sich die Mess­         werden, um frühzeitig eine Verbesserungsmaßnahme
     werte bewegen sollten.                                      einzuleiten.

     ALLES AN EINEM ORT –                                        EINEN SCHRITT WEITER –
     WOHIN MIT DEN INFORMATIONEN?                                KONTINUIERLICHES
     Bereits zu Beginn der Grobanalyse sollte klar sein, wo      RESSOURCENMONITORING
     die ganzen Informationen gesammelt werden. Ein zent-        Während temporäre, mobile Messungen genutzt wer-
     rales Dokument bietet sich hier an, damit für die weite-    den, um die geschätzten Verbräuche aus dem Schritt
     ren Analysen alle Informationen an einer Stelle gefun-      der Grobanalyse einzugrenzen und den durchschnittli-
     den werden können. In der einfachsten Version handelt       chen Verbrauch auf die produzierten Bauteile zu vertei-
     es sich dabei um eine Tabelle in einem Tabellenkalkula-     len, eignen sich sowohl virtuelle als auch permanente,
     tionsprogramm, bei der für jede untersuchte Maschine        stationäre Messstellen für ein kontinuierliches Ressour-
     ein neues Tabellenblatt erstellt wird. Für weiterführende   cenfluss-Monitoring.
     Analysen der Daten ist eine richtige Datenbank sehr zu      Ziel einer kontinuierlichen Überwachung (engl.: Moni-
     empfehlen. Im Rahmen des ArePron-Projektes wurde            toring) ausgewählter Ressourcenströme kann beispiels-
     dafür das sogenannte „VaRA-Tool“ entwickelt, eine Java-     weise die Wirksamkeitsüberprüfung einer umgesetzten
     basierte Datenbankstruktur, die sich über mobile End-       Maßnahme hinsichtlich der Effizienzsteigerung sein.
     geräte bedienen lässt, so dass beim Durchlauf durch         Für Unternehmen, die ihren Energie- und Ressourcen-
     die Produktion direkt Informationen an zentraler Stelle     konsum verbessern möchten, stellt ein kontinuierliches
     festgehalten werden können.                                 Monitoring, wie es beispielsweise in DIN ISO 50001 für
                                                                 Energieträger vorgesehen ist, den Grundstein dieses
                                                                 kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) dar.

30   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 03 TRANSPARENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN
Foto: metamorworks/Shutterstock
MESSGENAUIGKEIT ist die Abweichung
der erfassten Messgröße vom realen Wert.

                        WIE        FEHLER-
                                   ­BEHAFTET   ?
                                                                                        Während physikalische Modelle schnell komplex werden
Innerhalb des Messbereichs ist die Messgenauig-                                         und oft Expertenwissen bei der Erstellung benötigen,
keit von kommerziell verfügbarer Sensorik in der                                        sind hybride Modelle selbst für komplexe Produktions-
Regel ausreichend hoch. Häufig entstehen größere                                        maschinen einfach zu erstellen und in Echtzeit anwend-
Ungenauigkeiten bei unsachgemäßer Installation                                          bar. Die Modellerstellung besteht aus einer empirischen
und Kalibrierung der Sensorik.                                                          Korrelation des temporär gemessenen Energie- oder
                                                                                        Ressourcenverbrauchs mit dauerhaft verfügbaren Steu-
                                                                                        erungsdaten der Maschine. Sobald das Modell erstellt
                                                                                        ist, kann es in Echtzeit den aktuellen Energiebedarf, ba-
                                                                                        sierend auf Maschinendaten, prognostizieren.

EXKURS: VIRTUELLE MESSSTELLEN
Um kostengünstig Energie- und Ressourcenflüsse inner-
halb einer Fabrik zu überwachen, sind virtuelle Mess-                                           Zustandsdaten
                                                                                                der Maschine
stellen eine interessante Alternative zu sensorbasierten
                                                                                                (z. B. Maschine in
Messstellen, die besonders KMUs in Betracht ziehen
                                                                                                Bearbeitung/Standby)                     Energie-
sollten (GUTcert 2018). Prinzipiell lassen sich virtuelle                                                                    Virtuelle
                                                                                                                                         und
Messstellen in folgende Gruppen unterteilen (Flick et al.                                                                    Mess-
                                                                                                                                         Ressourcen-
                                                                                                Betriebsdaten                stelle
2018):                                                                                                                                   bedarf
•	physikalische Modelle, welche eine Zielgröße über                                            der Maschine
   physikalische Gleichungen abbilden,                                                          (z. B. Ofentemperatur
                                                                                                = 550 °C)
•	hybride Modelle, die empirisch erstellt werden,
•	Disaggregationsmodelle (auch als „Nonintrusive Load
   Monitoring“ bekannt), bei denen ein übergeordneter
   Messwert (bspw. auf Produktionslinienebene) auf                                      Schema einer virtuellen Messstelle
   untergeordnete Anlagen aufgeteilt wird.

                                                                                        Da stets die Wirtschaftlichkeit der Messstelle zu beach-
                                                                                        ten ist, sollte vor der Installation kontinuierlicher Mess-
DEFINITION                                                                              stellen stets Klarheit über den geplanten wirtschaftli-
                                                                                        chen, juristischen oder ökologischen Nutzen herrschen.
Eine virtuelle Energie- bzw. Ressourcenbedarfs-                                         Nichtsdestotrotz empfehlen Studien, jährlich 3 % der
messstelle ist ein virtuelles Abbild des physika-                                       Energiekosten in Messequipment zu investieren (econ
lischen Nutzenergie- bzw. Ressourcenbedarfs                                             solutions GmbH 2015).
einer betrachteten Einheit (Sossenheimer et al.
2020).

                                                                                                                                                       31
3

                                                                                                                             Foto: urbans/Shutterstock
                     ÜBERTRAGUNG
                     AUF PRODUKTEBENE:
                     TRACEABILITY-SYSTEME ZUR
                     TRANSPARENZSCHAFFUNG

     WORUM GEHT ES?
     Durch Traceability-Systeme werden Produkte zu aktiven
     Informationsträgern. So kann der komplette Produktent-
     stehungsprozess verfolgt werden – von der Anlieferung
     über die Produktion bis zum Versand an den Kunden.

     TRACEABILITY,
     TRACKING UND TRACING
     Traceability bezeichnet die Fähigkeit, alle Infor-
     mationen zu einem bestimmten Gegenstand
     über den kompletten Lebenszyklus zu erhalten.
     Dazu werden Identifikationsmerkmale festge-
     legt, die durch Technologien zur Autoidentifika-
     tion (kurz AutoID) erkannt werden.
     Tracking bedeutet die Verfolgbarkeit, also das
     Erfassen und Archivieren von aktuellen Informa-
     tionen, während Tracing die Rückverfolgbarkeit,
     d. h. das Nutzen der gewonnenen Informationen,
     beschreibt.

     WIE FUNKTIONIERT ES?                                        Anwendung aktiver Systeme
                                                                 Der Einsatz aktiver Traceability-Systeme hingegen ist
     Tracking und Tracing stellen die Grundfunktion von          deutlich jünger. In aktiven Systemen werden Traceability-
     Traceability-Systemen dar. Je nach Einsatzzweck können      Daten unmittelbar in der Produktion genutzt. So kann
     Traceability-Systeme sowohl passiv als auch aktiv gestal-   ein Produktionsprozess z. B. gesteuert oder verriegelt
     tet sein.                                                   werden.

     Anwendung passiver Systeme
     Passive Systeme werden bereits seit Jahrzenten ein-                     Digitale Arbeitsweise
     gesetzt. Sie beschränken sich auf die systematische
     Sammlung von Daten zum Produktwerdegang und
     dienen somit einer späteren Ursachenfindung bzw. Se-                    Dynamische Prozesssteuerung
     lektion betroffener Komponenten.

                                                                             Prozessanalyse
                 Produkthaftung,
                 Rückrufeingrenzung
                                                                             Echtzeitabbildung
                                                                             von Leistungskennzahlen
                 Herkunftsnachweis

                                                                             Prozessverriegelung
                 Produktauthentifizierung

                                                                             Lagermanagement

                                                                             Kundendienstleistung

32   RESSOURCENEFFIZIENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN – 03 TRANSPARENZ IN PRODUKTIONSPROZESSEN
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