Fluoroquinolone und Tendinopathien: Ein Klasseneffekt? - Schweizerische ...
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Pharmacovigilance Fluoroquinolone und Tendinopathien: Ein Klasseneffekt? B. Schnyder, P. Caduff Einleitung Klinische Aspekte Fluoroquinolone gelten als relativ gut verträg- Tendinitiden und Sehnenrupturen unter Fluoro- liche Antiinfektiva, doch bestehen zwischen ver- quinolontherapie wurden 1983 [9] bzw. 1991 schiedenen Präparaten dieser Substanzgruppe [10] erstmals beschrieben. Für das Auftreten erhebliche Unterschiede nicht nur betreffend einer Quinolon-assoziierten Tendinopathie wur- antibakterielle Wirkung, sondern auch Toxizität den mehrere zusätzliche Risikofaktoren identifi- [1– 3]. Während einzelne Präparate sich in lang- ziert (Tab. 4). jähriger Praxis als gut verträglich und sicher er- In einer Zusammenstellung von 100 Fällen wiesen, traten bei anderen zum Teil nicht ak- mit Quinolon-assoziierter Achilles-Tendinitis [11] zeptable unerwünschte Arzneimittelwirkungen schwankte das zeitliche Intervall zwischen The- auf (Tab. 2). Bei der Wahl einer Quinolon- rapiebeginn und dem Auftreten von Symptomen therapie sollte deshalb das präparatespezifische von 1 bis 90 Tage und betrug im Mittel 13 Tage. Nebenwirkungsprofil berücksichtigt werden Betroffen waren in erster Linie die Achillesseh- (Tab. 3). Inwieweit Unterschiede zwischen ein- nen. In nahezu der Hälfte aller Fälle trat die Ent- zelnen Präparaten auch für Tendinopathien zündung beidseitig auf. In 31% kam es zu einer bestehen, wird in der Literatur bis anhin kaum Ruptur. Beschwerden treten meist akut auf und behandelt. sind häufig durch Schmerzen bei Bewegung und Palpation charakterisiert. Starke und stechende Schmerzen weisen auf eine drohende Ruptur hin. Pathophysiologische und präklinische Mögliche Zusatzuntersuchungen sind Sono- Aspekte graphie und MRI [12]. Der Pathomechanismus der Quinolon-assoziier- ten Tendinopathien ist nicht genau bekannt. In Epidemiologie der Literatur diskutiert werden hauptsächlich direkt toxische Effekte, ischämische Prozesse [4] Die in der Literatur beschriebene Inzidenz von und/oder die Chelatbildung mit Magnesium- Achillessehnenrupturen in der Allgemeinbevöl- und anderen Ionen, was in Gewebsstrukturen kerung schwankt je nach Zeitperiode und Studie mit schlechter Durchblutung wie Sehnen oder beträchtlich von 0,47 bis 3,7/10 000 [13, 14]. Knorpel zu einem lokalen Mangel mit den ent- Zwei Kohortenstudien untersuchten die Inzidenz sprechenden Folgeschäden führen soll [5, 6]. von Tendinopathien in einer breiten Patienten- Fluoroquinolone zeigen in präklinischen Stu- population unter antibiotischer Behandlung dien eine Toxizität auf den unreifen Gelenks- [15, 16]. Beide Studien zeigten unter Fluoro- knorpel verbunden mit Wachstumsstörungen, quinolonen eine tendenziell höhere Inzidenz, eine Hemmung der Kollagensynthese und anti- wobei bei den Quinolonen erhebliche präpara- proliferative respektive zytotoxische Effekte auf tespezifische Unterschiede bestanden und in bei- Tendinozyten [7]. In Tierversuchen waren die den Studien die Inzidenz von den untersuchten Auswirkungen auf Bindegewebsstrukturen je Präparaten bei Ofloxacin am höchsten war (Tab. Korrespondenz: nach Präparaten unterschiedlich. Die Tendino- 5). In einer Studie [15] wurde das relative Risiko Dr. med. Benno Schnyder toxizität bei Ratten war Fleroxacin = Pefloxacin im Vergleich zu den Referenztherapien (Amoxi- Swissmedic Schweizerisches Heilmittelinstitut > Ofloxacin = Levofloxacin > Norfloxacin = cillin, Trimethoprim, Cotrimoxazol oder Nitro- Erlachstrasse 8 Ciprofloxacin [8]. Die Resultate sind aber wegen furantoin) berechnet und betrug für die Achilles- CH-3000 Bern 9 erheblicher artspezifischer Unterschiede von Tendinitis unter Ofloxacin 10,1 (95 % Konfidenz- E-Mail: Stoffwechsel und Durchblutung nicht einfach intervall 2,2 – 46), unter Ciprofloxacin, Norflo- benno.schnyder@swissmedic.ch von der Ratte auf den Menschen übertragbar. xacin und bei Poolen der drei Quinolone waren Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2003;84: Nr 1/2 29 Editores Medicorum Helveticorum
Pharmacovigilance Tabelle 1 die Unterschiede zur Referenztherapien mutmass- In der Schweiz derzeit vermarktete Quinolonpräparate. lich wegen zu kleiner Umfänge statistisch nicht signifikant (Tab. 6). Betreffend Tendinitiden aus- – Ciprofloxacin; serhalb der Achillessehnen wurde keine klare – Ciproxin ®; Assoziation zur Quinolontherapie gefunden. – Fleroxacin; Über Tendinopathien bei neueren Quinolo- – Quinodis ®; nen liegen uns derzeit keine publizierten epide- – Levofloxacin; miologischen Untersuchungen vor. Frequenzen – Tavanic ®; von Nebenwirkungsmeldungen zeigen aber eine – Moxifloxacin; auffallende Häufung unter Levofloxacin (Tab. 7). – Avalox ®; Diese Häufung wurde vor allem in der Schweiz, – Norfloxacin; in Frankreich, Belgien, Schweden, England und – Noroxin ®, Norflocin ®, Norsol ®; Irland beobachtet und ist ein Signal für ein mög- – Ofloxacin; licherweise speziell erhöhtes Risiko. Levofloxa- – Tarivid ®. cin ist das hauptsächliche antimikrobiell wirk- same Isomer des Racemates Ofloxacin und wird in der Schweiz normalerweise 2,5mal höher (in Tabelle 2 bezug auf das Racemat) bzw. 5mal höher (in Quinolonpräparate mit nicht akzeptablen Nebenwirkungen. bezug auf das Isomer) als Ofloxacin dosiert, was vermehrte Tendinopathien erklären könnte. Temafloxacin 1992 vom US-Markt zurückgezogen, Komplexe Symptomatik wurde in CH nie vermarktet mit Hypoglykämien, Unterschiede zwischen einzelnen Ländern sind hämolytischen Anämien u. a. wahrscheinlich hauptsächlich durch Unter- Sparfloxacin seit 1997 in CH nicht mehr vermarktet Kardio- und Phototoxizität schiede in der Meldedisziplin und der Verschrei- bungspraxis bedingt (je nach Land werden ein- Trovafloxacin 1999 Abregistrierung Hepatotoxizität zelne Präparate überwiegend in relativ tiefen Grepafloxacin 1999 vom Markt zurückgezogen Kardiale und gastrointestinale kumulativen Dosen bei Harnwegsinfekten oder Toxizität aber in höheren Dosen bei Infektionen der Luft- Clinafloxacin Entwicklung gestoppt Phototoxizität wege eingesetzt). Spontannebenwirkungsmel- dungen sind wegen mutmasslich hoher Dunkel- ziffer und je nach Präparat verschiedener Sensi- Tabelle 3 bilisierung der Ärzteschaft für unerwünschte Typische Nebenwirkungen von in der Schweiz gebräuchlichen Quinolonpräparaten [1–3]. Wirkungen mit Unsicherheiten behaftet, so dass daraus allein noch keine zuverlässigen Schlüsse Gastrointestinale Unverträglichkeit alle betreffend die Inzidenz von Tendinopathien bei Hautreaktionen (Phototoxizität, Exantheme) alle, speziell Fleroxacin neueren Quinolonen gezogen werden können. ZNS-Reaktionen (Kopfschmerzen, alle, speziell Fleroxacin und Ofloxacin Benommenheit, Schwindel, Schlaflosigkeit, psychotische Reaktionen, Krampfanfälle) Schlussfolgerung für die Praxis Lebertoxizität alle Kardiotoxizität mit QTc-Verlängerung gezeigt bei Moxifloxacin Quinolon-assoziierte Tendinopathien betreffen und neuerdings auch bei Levofloxacin vor allem die Achillessehnen und treten in bis Toxische Effekte auf Bindegewebsstrukturen alle, wahrscheinlich zur Hälfte der Fälle beidseitig auf. Sie führen in (Tendinopathie, evtl. Arthropathie, v.a. Ofloxacin und Levofloxacin rund einem Drittel zu Sehnenrupturen und stel- tierexperimentell Chondrotoxizität) len deshalb ernstzunehmende Komplikationen dar. Bei Verschreibung eines Quinolonpräparates sollten deshalb die Patienten über die mögliche Tabelle 4 Komplikation einer Tendinitis orientiert und Risikofaktoren für Quinolon-assoziierte Tendinopathien [11, 12]. angewiesen werden, bei entsprechenden Be- schwerden die betroffene(n) Sehne(n) zu scho- – gleichzeitiger Gebrauch von Kortikosteroiden; nen und rasch den Arzt zu konsultieren. Wird der – starke mechanische Belastung bei Sportlern, Verdacht auf eine Tendinitis ärztlicherseits be- wie z. B. Badmintonspielern; stätigt, so sollte die Behandlung mit Quinolonen – Alter > 60 Jahren; sofort abgebrochen und eine Ruhigstellung der betroffenen Sehne(n), evtl. mit Anpassung einer – Niereninsuffizienz. Schiene, eingeleitet werden. Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2003;84: Nr 1/2 30 Editores Medicorum Helveticorum
Pharmacovigilance Tabelle 5 Tendinopathien von den systemisch wirksamen Tendinopathien (alle Sehnen) bei antibakteriell behandelten Allgemeinpatienten Antiinfektiva. Quinolonen bei Ciprofloxacin relativ klein, bei Ofloxacin und wahrscheinlich noch ausgepräg- Anzahl Tendinopathien / Anzahl exponierte Patienten ter bei Levofloxacin relativ gross ist. Netherl.-IPCI 95 – 96 [15] UK-P.E.M. 88 – 93 [16] Die Sehnenschädigungen unter Quinolonen Ciprofloxacin 2/456 1/11477 wurden auch dank Spontanmeldungen erkannt. Die Fachleute sind aufgerufen, den regionalen Norfloxacin 1/1030 3/11110 Pharmacovigilance-Zentren unerwünschte Wir- Ofloxacin 4/418 11/11103 kungen auf dem neuen gelben Formular (u. a. Quinolone gepoolt 7/1902 15/33690 verfügbar im Anhang des Kompendiums oder Nicht-Quinolone* 15/9406 5/22525 auf der Swissmedic-Homepage) zu melden. * Netherl.-IPCI: Amoxicillin, Trimethoprim, Cotrimoxazol, Nitrofurantoin; UK-P.E.M.: Azithromycin, Cefixime. Dieser Artikel ist abrufbar auf www.swissmedic.ch. Tabelle 6 Literatur Häufigkeit Achillestendinitis: Vergleich Quinolone – Nicht-Quinolon-Antibiotika [15]. 1 Ball P. Safety of the new fluoroquinolones Fälle/Risikoperiode (Tage)* relatives Risiko compared with ciprofloxacin. J Chemother (95 % Konfidenzintervall) 2000;12 S1:8-11. Ciprofloxacin 1/20461 2,8** (0,3 – 25,2) 2 MedWatch-December 2001: Safety-related drug labeling changes http://www.fda.gov/medwatch/ Norfloxacin 0/50981 – SAFETY/2001/dec01.htm. Ofloxacin 3/18929 10,1** (2,2 – 46) 3 Frothingham R. Rates of torsades de pointes Quinolone gepoolt 4/90371 3,7** (0,93 –15,1) associated with ciprofloxacin, ofloxacin, levofloxacin, gatifloxacin, and moxifloxacin. Nicht-Quinolone*** 4/458237 1 Pharmacotherapy 2001;21:1468-72. * Periode mit Medikamentenexposition plus ein Monat. 4 Jorgensen C, Anaya JM, Didry C, Canovas F, ** Adjustiert für Alter, Geschlecht, Steroidbehandlung und Anzahl Konsultationen. Serre I, Baldet P et al. Arthropathy with Achilles tendon involvement induced by perfloxacin. *** Amoxicillin, Trimethoprim, Cotrimoxazol oder Nitrofurantoin. Apropos of a case. Rev Rhum Mal Osteoartic 1991;58:623-5. 5 Shakibaei M, Pfister K, Schwabe R, Vormann J Tabelle 7 et al. Ultrastructure of Achilles tendons of rats Pharmacovigilance: Meldungen von Tendinopathien im Vergleich zu allen gemeldeten treated with ofloxacin and fed a normal or unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW), Stand 17. Dezember 2001. magnesium-deficient diet. Antimicrob Agents Chemother 2000;44:261-6. Meldungen Schweiz (IKS-Datenbank) Welt (WHO-Datenbank) 6 Stahlmann R, Shakibaei M. Fluorchinolon- Tendinopathie alle UAW Tendinopathie alle UAW induzierte Tendopathien – klinische und experi- mentelle Aspekte. Chemother J 2000;9:140-7. Ciprofloxacin 8 (5 %) 155 649 (2,2 %) 29 090 7 Williams RJ, Attia E, Wickiewicz TL, Hannafin JA. Fleroxacin 9 (1,2 %) 754 The effect of ciprofloxacin on tendon, paratendon, and capsular fibroblast metabolism. Am J Sports Norfloxacin 1 (1%) 91 163 (2,1%) 7536 Med 2000;28:364-9. Ofloxacin 2 (6 %) 34 432 (1,8 %) 23 990 8 Kashida Y, Kato M. Characterization of fluoro- Levofloxacin 32 (41%) 79 576 (7,8 %) 7432 quinolone-induced Achilles tendon toxicity in rats; comparison of toxicities of 10 fluoro- Moxifloxacin 18 (4,5 %) 4030 quinolones and effects of anti-inflammatory compounds. Antimicrob Agents Chemother 1997;41:2389-93. 9 Bailey RR, Kirk JA, Peddie BA. Norfloxacin-induced rheumatic disease. N Z Med J 1983;96:590. Vor allem bei Patienten mit Risikofaktoren für eine Tendinopathie (vgl. Tab. 4) sollte bei 10 Perrot S, Ziza JM, De Bourran-Cauet G, Desplaces N, Lachand AT. A new complication Applikation eines Quinolon-Antiinfektivums related to quinolones: rupture of Achilles tendon. nach Möglichkeit ein Präparat mit geringer Ten- Presse Med 1991;20(26):1234. dinotoxizität gewählt werden. Nach jetzigem 11 Royer RJ, Pierfitte C, Netter P. Features of tendon Wissensstand kann diese Toxizität für einzelne disorders with Fluoraquinolones. Therapie 1994; Präparate noch nicht zuverlässig abgeschätzt 49:75-6. werden. Die zur Verfügung stehenden aktuellen 12 Harrell RM. Fluroquinolone-induced tendinopathy: Daten deuten darauf hin, dass die Gefahr für what do we know? South Med J 1999;92:622-5. Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2003;84: Nr 1/2 31 Editores Medicorum Helveticorum
Pharmacovigilance 13 Maffulli N, Waterston SW, Squair J, Reaper J, 15 van der Linden, van de Lei, Nab HW, Knol A, Douglas AS. Changing incidence of Achilles Stricker BHC. Achilles tendinitis associated with tendon rupture in Scotland: a 15-year study. floroquinolones. Br J Clin Pharmacol 1999; Clin J Sport Med 1999;9(3):157-60. 88:433-7. 14 Houshian S, Tscherning T, Riegels-Nielsen P. 16 Wilton LV, Pearce GL, Mann RD. A comparison The epidemiology of Achilles tendon rupture of ciprofloxacin, norfloxacin, ofloxacin, in a Danish county. Injury 1998;29(9):651-4. azithromycin and cefixime examined by observational cohort studies. Br J Clin Pharmacol 1996;41:277-84. Fluoroquinolones et tendinopathies: un effet de classe? B. Schnyder, P. Caduff Introduction immature en relation avec des troubles de la croissance, une inhibition de la synthèse du col- Les fluoroquinolones sont des anti-infectieux re- lagène ou des effets cytotoxiques sur les tendi- lativement bien tolérés. Toutefois, les différents nocytes [7]. Les essais sur animaux ont mis en antibactériens appartenant à la famille des qui- évidence des différences d’effets sur la structure nolones diffèrent considérablement les uns des du tissu conjonctif selon les préparations. Chez autres non seulement du point de vue de l’action les rats, la toxicité tendineuse était la suivante: antibactérienne, mais aussi de la toxicité [1– 3]. fléroxacine = péfloxacine > ofloxacine = lévo- Tandis que certaines préparations se sont avérées floxacine > norfloxacine = ciprofloxacine [8]. en pratique bien tolérées et sûres, d’autres ont Etant donné les différences spécifiques considé- entraîné des effets indésirables, dont certains rables au niveau du métabolisme et de l’irriga- sont inacceptables (tab. 2). Avant d’opter pour tion sanguine entre l’animal et l’être humain, ces un traitement aux quinolones, il faudrait donc résultats ne peuvent toutefois pas être reportés tenir compte du profil spécifique des effets indé- tels quels à l’être humain. sirables (tab. 3). Jusqu’à présent, cette question n’a pratiquement pas été traitée dans la littéra- ture en ce qui concerne les tendinopathies. Aspects cliniques La première description d’une tendinite en asso- Aspects pathophysiologiques ciation avec des quinolones remonte à 1983 [9] et précliniques et celle d’une rupture tendineuse, à 1991 [10]. Plusieurs facteurs de risque supplémentaires ont Le mécanisme pathologique des tendinopathies été identifiés en ce qui concerne la survenue associées aux fluoroquinolones n’est pas bien d’une tendinopathie associée à une quinolone connu. La littérature fait principalement état (tab. 4). d’effets toxiques directs, de processus isché- Dans un collectif de 100 patients souffrant Correspondance: miques [4] et/ou de la chélation par ions de ma- d’une tendinite d’Achille associée à une quino- Dr Benno Schnyder gnésium ou d’autres ions, induisant un manque lone [11], l’intervalle temporel entre le début du Swissmedic Schweizerisches Heilmittelinstitut local de magnésium dans les structures tissulaires traitement et l’apparition des symptômes a varié Erlachstrasse 8 mal irriguées telles que tendons ou cartilages, de 1 à 90 jours, la moyenne étant de 13 jours. CH-3000 Bern 9 avec des lésions qui en résultent [5, 6]. Dans les L’effet indésirable s’est manifesté essentielle- e-mail: études précliniques, les fluoroquinolones pré- ment au niveau du tendon d’Achille. Dans benno.schnyder@swissmedic.ch sentent une toxicité sur le cartilage articulaire presque la moitié des cas, l’inflammation est ap- Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2003;84: Nr 1/2 32 Editores Medicorum Helveticorum
Pharmacovigilance Tableau 1 parue des deux côtés. Dans 31% des cas, il y a eu Quinolones actuellement commercialisées en Suisse. rupture. Les douleurs sont aiguës et fréquem- ment caractérisées par des douleurs en cas de – Ciprofloxacin; mouvement et de palpation. Des douleurs fortes – Ciproxin ®; et poignantes indiquent une menace de rupture. – Fleroxacin; Les analyses supplémentaires possibles sont – Quinodis ®; l’ultrasonographie et l’IRM [12]. – Levofloxacin; – Tavanic ®; – Moxifloxacin; Epidémiologie – Avalox ®; – Norfloxacin; Telle qu’elle est décrite dans la littérature, l’inci- – Noroxin ®, Norflocin ®, Norsol ®; dence dans la population des ruptures du tendon – Ofloxacin; d’Achille varie considérablement, selon la pé- – Tarivid ®. riode temporelle et l’étude considérées, entre 0,47 et 3,7/10000 [13, 14]. Deux études de co- horte ont porté sur l’incidence des tendinopa- Tableau 2 thies dans une large population de patients sous Quinolones avec effets indésirables inacceptables. antibiotiques [15, 16]. Toutes deux ont révélé une incidence tendanciellement supérieure sous Témafloxacine retirée du marché américain en 1992, Symptomatique complexe jamais commercialisée en CH avec hypoglycémies, fluoroquinolones ainsi que de fortes différences anémies hémolytiques, etc. spécifiques selon les quinolones. L’incidence des Sparfloxacine retirée du marché CH en 1997 Cardiotoxicité et phototoxicité ruptures parmi les préparations examinées était maximale sous ofloxacine (tab. 5). Dans l’une Trovafloxacine enregistrement radié en 1999 Hépatotoxicité de ces études [15], le risque relatif a été calculé Grepafloxacine retirée du marché en 1999 Cardiotoxicité et toxicité par rapport aux traitements de référence (amoxi- gastro-intestinale cilline, triméthoprime, cotrimoxazole ou nitro- Clinafloxacine développement stoppé Phototoxicité furantoïne); pour la tendinite d’Achille sous ofloxacine, il se montait à 10,1 (intervalle de confiance à 95 %: 2,2 – 46), tandis que, sous ci- Tableau 3 profloxacine, norfloxacine et pour les combinai- Effets indésirables typiques des quinolones [1– 3]. sons des trois quinolones, les différences par rap- port au traitement de référence étaient statisti- Intolérance gastrointestinale toutes quement non significatives en raison d’échan- Réactions cutanées (phototoxicité, exanthème) toutes, surtout sous fléroxacine tillons trop petits (tab. 6). En ce qui concerne Réactions au niveau du SNC (maux de tête, toutes, surtout sous fléroxacine les tendinites ne concernant pas le tendon obnubilation, vertige, insomnie, et ofloxacine d’Achille, aucune association claire avec les qui- réactions psychotiques, crampes) nolones n’a été mise en évidence. Toxicité hépatique toutes Jusqu’à présent, nous n’avons pas connais- Cardiotoxicité avec allongement du QTc sous moxifloxacine et récemment sance d’études épidémiologiques concernant les également sous lévofloxacine tendinopathies en association avec les nouvelles Effets toxiques sur les structures du tissu conjonctif toutes, vraisemblablement surtout fluoroquinolones. La fréquence des annonces (tendinopathie, év. arthropathie, sous ofloxacine et lévofloxacine d’effets spontanées démontre une accumulation chondrotoxicité expérimentale chez l’animal) frappante sous lévofloxacine surtout en Suisse, en France, en Belgique, en Suède, en Angleterre et en Irlande et signale la possibilité d’un risque Tableau 4 élevé (tab. 7). La lévofloxacine est le principal Facteurs de risque pour les tendinopathies associées aux quinolones [11, 12]. isomère antimicrobien efficace du racémate d’ofloxacine; en Suisse, elle est normalement – utilisation simultanée de corticostéroïdes; dosée 2,5 fois plus (par rapport au racémate), – forte charge mécanique chez les sportifs voire 5 fois plus (par rapport à l’isomère) que comme par exemple joueurs de badminton; l’ofloxacine, ce qui expliquerait l’accumulation – âge > 60 ans; des annonces. Selon toute vraisemblance, les dif- férences d’un pays à l’autre découlent surtout de – insuffisance rénale. pratiques différentes en matière d’annonce des Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2003;84: Nr 1/2 33 Editores Medicorum Helveticorum
Pharmacovigilance Tableau 5 sibilisation différente du corps médical selon les Tendinopathies (tous les tendons) chez les patients de médecine générale traités aux antibactériens. préparations, les annonces d’effets secondaires ne peuvent pas être considérées comme vrai- Nombre de tendinopathies / nombre de patients exposés ment représentatives, de sorte qu’il n’est pas en- Netherl.-IPCI 95 – 96 [15] UK-P.E.M 88 – 93 [16] core possible d’en tirer des conclusions défini- Ciprofloxacine 2/456 1/11477 tives en ce qui concerne l’incidence des tendi- nopathies sous quinolones récentes. Norfloxacine 1/1030 3/11110 Ofloxacine 4/418 11/11103 Quinolone en pool 7/1902 15/33690 Conclusions pour la pratique Non-quinolone* 15/9406 5/22525 Les tendinopathies associées aux quinolones * Netherl.-IPCI: amoxicilline, triméthoprime, cotrimoxazole, nitrofurantoïne; UK-P.E.M: azithromycine, céfixime. concernent surtout le tendon d’Achille et, dans la moitié des cas, surviennent des deux côtés. Dans un tiers des cas, elles conduisent à des rup- tures du tendon et représentent de ce fait une Tableau 6 complication à prendre au sérieux. En cas de Tendinites d’Achille: comparaison antibiotiques avec quinolones – antibiotiques sans quinolones [15]. prescription d’une préparation aux quinolones, Cas/période de risque (jours)* Risque relatif les patients devraient donc être informés d’une (intervalle de confiance à 95 %) possible complication sous la forme de tendi- Ciprofloxacine 1/20461 2,8** (0,3 – 25,2) nites et avertis du fait qu’il leur faut ménager le(s) tendon(s) concerné(s) en cas de douleurs et Norfloxacine 0/50981 – consulter un médecin dans les meilleurs délais. Ofloxacine 3/18929 10,1** (2,2 – 46) Si le médecin confirme la présomption de tendi- Quinolone en pool 4/90371 3,7** (0,93 –15,1) nite, le traitement aux quinolones doit être in- Non-quinolone*** 4/458484 1 terrompu sans délai et tout tendon concerné doit être immobilisé, évent. à l’aide d’une gouttière. * Période avec exposition médicamenteuse plus un mois. Il convient donc de choisir une préparation ** Ajusté selon l’âge, le sexe, le traitement aux stéroïdes et le nombre de consultations. à faible toxicité tendineuse en cas d’administra- *** Amoxicilline, triméthoprime, cotrimoxazole ou nitrofurantoïne. tion d’un antibiotique à base de quinolone chez les patients présentant les facteurs de risque spé- cifiques de la tendinopathie (cf. tab. 4). En l’état Tableau 7 actuel des connaissances, nous ne pouvons pas Pharmacovigilance: annonces de tendinopathies en rapport avec tous les effets indésirables estimer exactement le risque de tendinopathies annoncés (EI), état au 17 décembre 2001. dues aux différentes préparations. Les données actuelles indiquent que la toxicité tendineuse en Annonces Suisse (base de données OICM) Monde (base de données OMS) association avec des fluoroquinolones systé- Tendinopathie Total des EI Tendinopathie Total des EI miques est relativement faible sous ciprofloxa- Ciprofloxacine 8 (5 %) 155 649 (2,2 %) 29 090 cine, relativement grande sous ofloxacine et vrai- Fléroxacine 9 (1,2 %) 754 semblablement encore plus marquée sous lévo- Norfloxacine 1 (1%) 91 163 (2,1%) 7536 floxacine. Les tendinopathies en association avec des Ofloxacine 2 (6 %) 34 432 (1,8 %) 23 990 fluoroquinolones ont été relevées grâce aux Lévofloxacine 32 (41%) 79 576 (7,8 %) 7432 annonces d’effets spontanées. Nous invitons Moxifloxacine 18 (4,5 %) 4030 les médecins à annoncer les effets secondaires aux centres régionaux de pharmacovigilance au moyen du formulaire jaune (notamment dispo- effets secondaires et en matière de prescription nible en annexe du Compendium ou sur le site (selon le pays, certaines préparations sont utili- de Swissmedic). sées à des doses cumulatives relativement faibles pour les infections des voies urinaires, mais à des Cet article est disponible à l’adresse doses supérieures pour les infections des voies www.swissmedic.ch. respiratoires). En raison d’un taux vraisembla- blement élevé de cas non-déclarés et d’une sen- Traduction: A. Meyer Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2003;84: Nr 1/2 34 Editores Medicorum Helveticorum
Pharmacovigilance Références 1 Ball P. Safety of the new fluoroquinolones 9 Bailey RR, Kirk JA, Peddie BA. Norfloxacin-induced compared with ciprofloxacin. J Chemother rheumatic disease. N Z Med J 1983;96:590. 2000;12 S1:8-11. 10 Perrot S, Ziza JM, De Bourran-Cauet G, 2 MedWatch-December 2001: Safety-related drug Desplaces N, Lachand AT. A new complication labeling changes http://www.fda.gov/medwatch/ related to quinolones: rupture of Achilles tendon. SAFETY/2001/dec01.htm. Presse Med 1991;20(26):1234. 3 Frothingham R. Rates of torsades de pointes 11 Royer RJ, Pierfitte C, Netter P. Features of tendon associated with ciprofloxacin, ofloxacin, disorders with Fluoraquinolones. Therapie 1994; levofloxacin, gatifloxacin, and moxifloxacin. 49:75-6. Pharmacotherapy 2001;21:1468-72. 12 Harrell RM. Fluroquinolone-induced tendinopathy: 4 Jorgensen C, Anaya JM, Didry C, Canovas F, what do we know? South Med J 1999;92:622-5. Serre I, Baldet P et al. Arthropathy with Achilles 13 Maffulli N, Waterston SW, Squair J, Reaper J, tendon involvement induced by perfloxacin. Douglas AS. Changing incidence of Achilles Apropos of a case. Rev Rhum Mal Osteoartic tendon rupture in Scotland: a 15-year study. 1991;58:623-5. Clin J Sport Med 1999;9(3):157-60. 5 Shakibaei M, Pfister K, Schwabe R, Vormann J 14 Houshian S, Tscherning T, Riegels-Nielsen P. et al. Ultrastructure of Achilles tendons of rats The epidemiology of Achilles tendon rupture treated with ofloxacin and fed a normal or in a Danish county. Injury 1998;29(9):651-4. magnesium-deficient diet. Antimicrob Agents Chemother 2000;44:261-6. 15 van der Linden, van de Lei, Nab HW, Knol A, Stricker BHC. Achilles tendinitis associated with 6 Stahlmann R, Shakibaei M. Fluorchinolon- floroquinolones. Br J Clin Pharmacol 1999; induzierte Tendopathien – klinische und experi- 88:433-7. mentelle Aspekte. Chemother J 2000;9:140-7. 16 Wilton LV, Pearce GL, Mann RD. A comparison 7 Williams RJ, Attia E, Wickiewicz TL, Hannafin JA. of ciprofloxacin, norfloxacin, ofloxacin, The effect of ciprofloxacin on tendon, paratendon, azithromycin and cefixime examined by and capsular fibroblast metabolism. Am J Sports observational cohort studies. Br J Clin Pharmacol Med 2000;28:364-9. 1996;41:277-84. 8 Kashida Y, Kato M. Characterization of fluoro- quinolone-induced Achilles tendon toxicity in rats; comparison of toxicities of 10 fluoro- quinolones and effects of anti-inflammatory compounds. Antimicrob Agents Chemother 1997;41:2389-93. Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2003;84: Nr 1/2 35 Editores Medicorum Helveticorum
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