#follow.medien - Herbstsymposium 2018 Einladung zum im Blattinneren! - Diözese Innsbruck
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Ausgabe 02/2018 | 30. Jahrgang, Juni 2018 #follow.medien Einladung zum Herbstsymposium 2018 im Blattinneren! # Medienethik in der Schule Umgang mit Medien „Du bist mehr als deine ´Likes´!“ Neue Medien und Medienerziehung im Religionsunterricht
Vorwort INhalt 3 Maria Plankensteiner-Spiegel VORWORT Mag.a Maria Plankensteiner-Spiegel Leiterin des Bischöflichen Schulamtes Dietmar Regensburger 4 Medienethische Herausforderungen im globalen Datenstrom Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Johannes G. Maurek 8 Medienethik in der Schule? Seitenblicke ORF 2 – ja, manchmal schau ich so etwas –, in produktive Ziele um? — In ihrem Standard-Kommen- Karl Peböck irgendwann im Februar 2018, Bericht von einem Schi- tar vom 27.04.2018 zu den Defiziten der momentanen 10 Lebenslanges Lernen – vernetzt und selbstorganisiert tag für alle Schülerinnen und Schüler Kärntens. Promis, Digitalisierungsdiskussion betonen Nico Stehr und Dus- Sportlerinnen, Musikidole, und die neuen Stars, sog. tin Voss: „Im Grunde bestehen die Schlüsselkompe- 12 Einladung und Programm zum Herbstsymposium „Influencer“ waren als Motivationsschub und Anreiz tenzen in der digitalisierten Welt darin, Information für die Jugendlichen dabei. Eine der Prominenten, eine intelligent auszuwählen, diese zu bewerten und schlus- Bernhard Lammer 13 Erfahrungen aus der AV-Medienstelle der Diözese Bloggerin, wurde von den Reportern danach gefragt, was die Jugendlichen am meisten interessiert habe. Die sendlich zu produktivem Handeln umzusetzen.“ Denn Wissen alleine bedeute noch nicht, Probleme lösen zu Andreas Sappl Antwort war: „Wie viele Follower ich habe“. können. Im Erwerb dieser Meta-Kompetenz liegt wohl Zur Bedeutung von Mediendidaktik in der Ausbildung an der die echte Herausforderung für jede digitale Bildung in 14 KPH Edith Stein. Konzepte – Herausforderungen – Impulse Als jemand, die zur Generation der Babyboomer (vor der Schule. 1965 geboren) gehört, ist mir diese Welt nicht vertraut. Winfried Schluifer Die Schülerinnen und Schüler aber, mit denen wir es Wir, die KPH Edith Stein und das Bischöfliche Schulamt 16 Urheberrecht anhand des Rechtes am eigenen Bild zu tun haben, wachsen selbstverständlich mit Touch- mit der Medienstelle, wollen uns dem Thema „Digitale David Erhart pad und Smartphone auf, das World Wide Web ist Teil Medien“ offensiv stellen. Unterschiedliche Aspekte, von „Du bist mehr als deine ´Likes´!“ ihrer Identität und ihres Alltags. der Ermutigung, sich einzulassen, Erfahrungsberichten Neue Medien und Medienerziehung im Religionsunterricht – aus der Praxis bis zu Hinweisen zum Urheberrecht sol- 18 am Beispiel der Nutzung von Handys Schule ist gefordert, Kinder und Jugendliche zu kriti- len Sie alle unterstützen, sodass Sie sich gut auf die scher Teilhabe an der Gesellschaft zu befähigen. Damit Welt Ihrer Schülerinnen und Schüler einlassen können. Bernhard Lammer ist die Auseinandersetzung mit „Schule 4.0“ eine be- 20 AV-Medienstelle – Neue Medien zum Thema rechtigte – wenngleich nicht immer beliebte — Forde- Dazu wünsche ich Energie und Neugier und grüße Sie rung an alle Lehrpersonen aller Fächer, auch Religion. alle herzlich 22 Nachrufe Kenntnisse im IT-Bereich sind natürlich sehr rasch ver- 23 Personalia und Impressum altet, das haben alle Entwicklungen gezeigt. Wichtig Ihre scheinen daher Fragen nach den kognitiven und sozia- len Fähigkeiten, die der Umgang mit der digitalen Ent- Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autorin / des Autors wicklung erfordert: Was macht man mit der gesammel- Maria Plankensteiner-Spiegel wieder und müssen nicht der Meinung der Herausgeber entsprechen. ten Datenflut? Wie setzt man die neue Informationsfülle # 2 # 3
graphische und kulturelle Grenzen hinweg und neue Analysen Einsichten und Erkenntnisse über Zusammen- Möglichkeiten der Zusammenarbeit für die Schaffung hänge verschiedenster Natur sowie statistische Aussa- einer besseren Welt ermöglichen sollte, heute Realität gen über zukünftige Ereignisse formulieren (sog. Pre- geworden? Wiewohl uns das Internet viele neue Mög- dictive Analytics). Die Anwendungsmöglichkeiten von Ass. Prof. Dr. Dietmar Regensburger, lichkeiten und Annehmlichkeiten eröffnet, sowohl im Big Data sind nahezu unbegrenzt und reichen – um nur Institut für Systematische Theologie Berufsleben als auch in der Freizeit, werfen gerade einige zu nennen – von der Wissenschaft, dem Verteidi- der Universität Innsbruck jüngste Ereignisse und Skandale, wie etwa die vielbe- gungssektor, dem Finanz- und Bankensektor, dem Kon- achtete ungesetzliche Weitergabe von Millionen pri- sumsektor, dem Gesundheits- und Versicherungswesen, vater Nutzerdaten an die Firma Cambridge Analytica der Strafverfolgung bis hin zum politischen Wahlkampf.4 durch Facebook sowie weitere Formen der digitalen Einflussnahme auf demokratische Wahlen, eine Reihe „Das Ausmaß der installierten und weiter wachsenden von Fragen auf, die gegenwärtig heftig diskutiert wer- technologischen Infrastruktur, die unsere Gesellschaft BIG BROTHER vs. den. Auch der „Erfinder“ des Internet, Tim Berners-Lee, als soziotechnisches System prägt bzw. überhaupt erst zog Anfang Mai 2018 bei einem vielbeachteten Vortrag operieren lässt, stützt die These, dass der Big Data-Kom- an der M.I.T. eine ernüchternde Bilanz. Obwohl das plex eine – stille – ‚Revolution‘ darstellt“5, die sich nach- Internet maßgeblich zur Informationsverbreitung und haltig auf unsere Lebensweise und unsere Weltsicht BIG DATA? zur Zusammenarbeit beigetragen habe, habe es sich 29 auswirken wird. Im Vordergrund steht dabei „nicht die Jahre nach seiner Einführung sehr weit von seiner ur- Technologie, sondern die mit ihr einhergehende Sicht sprünglichen Utopie entfernt. Lasche Gesetze zur sog. auf die Welt, die neupositivistische Handhabung von Netzneutralität, also zur gleichberechtigten Übertra- Datenbeständen über die Vergangenheit und die Prog- gung von Daten im Internet, würden es großen Firmen nosen über zukünftiges menschliches Verhalten. Es sind freistellen, selber festzulegen, auf welche Inhalte die diese Verschiebungen, die Begriffe wie Selbstbestim- Medienethische Herausforderungen im globalen Datenstrom Nutzer zugreifen können und auf welche nicht; und mung, Souveränität oder freier Wille herausfordern.“6 er verweist dabei auf die aktuelle Kontroverse um das Recht auf Privatsphäre im Cambridge Analytika Skandal Ein Grundanliegen der Aufklärung war es, den Men- und die Präsidentschaftswahlen in den USA. schen aus seiner Unmündigkeit zu befreien und ihn zu George Orwell hatte in seinem Roman 1984 ein düs- minder folgenschweres Phänomen seinen Ausgang. Am einem autonomen, selbstbestimmten Wesen zu erzie- teres und erschreckendes Zukunftsszenario entwickelt. 12. März 1989 legte der britische Physiker und Mathema- Das Internet werde der ursprünglichen Intention dia- hen. Dazu gehört auch wesentlich der freie Zugang zu In dem im Jahr 1984 angesiedelten totalitären Über- tiker Tim Berners-Lee seinem Arbeitgeber CERN seine metral zuwiderlaufend zunehmend durch einige we- Bildung und die Freiheit der ungehinderten Informa- wachungsstaat sind die Menschen vollkommen ihrer Vision für ein netzwerkbasiertes Hypertextsystem vor. nige Riesen wie Twitter und Facebook dominiert, was tion. Erst dadurch können „Wissensansprüche kritisch Privatsphäre beraubt. Eine allgegenwärtige „Gedanken- Mittels einer Kombination des Hypertext-Übertragungs- zur Folge habe, dass das Internet mehr und mehr den hinterfragt werden und Monopole der Belehrung und polizei“ überwacht dort permanent die gesamte Bevöl- protokolls HTTP mit einer maschinenlesbaren Sprache Interessen des kapitalistischen Systems anstelle der der Beeinflussung von Menschen überwunden wer- kerung mit audiovisuellen Mitteln und unterzieht die (HTML) und eines sog. Uniform Resource Locators Stärkung der Individuen diene. Als Gegenmaßnahmen den“.7 Die medienethische und -pädagogische Reflexion Menschen mittels Propaganda einer permanenten Ge- (URL) entwickelte Berners-Lee ein informations- und schlägt Berners-Lee Maßnahmen zur Rückeroberung der Vergangenheit hat sich bis in die Gegenwart meist hirnwäsche und schürt gezielt Hass und Furcht durch kommunikationsteilendes Modell, das kurze Zeit später der Kontrolle über die eigenen Daten sowie eine neu- an diesem Grundparadigma der Aufklärung orientiert ein imaginäres Feindbild. zum sog. World Wide Web werden sollte. erliche Dezentralisierung des Internets vor; beides mit und die Medienkompetenzförderung unter dieser Rück- dem vorrangigen Ziel, ein Web zu errichten, das vor- sicht reflektiert, insbesondere als reflexive Reaktion auf Bekanntermaßen ist Orwells Dystopie in der von ihm Was ursprünglich in erster Linie zur Erleichterung des nehmlich den Interessen der Wissenschaften und der die mit der Einführung neuer Medien verbundenen ge- skizzierten Form bis heute nicht Realität geworden. Im weltweiten Austausches von Informationen zwischen Demokratie diene.3 sellschaftlichen Herausforderungen (vgl. etwa die Erfin- Gegenteil, auf den ersten Blick schien mit dem Fall der Wissenschaftlern gedacht war, sollte sich rasend schnell dung von Film und Fernsehen im 20. Jahrhundert). Berliner Mauer im Jahr 1989 und dem anschließenden zu einer mit der Erfindung des Buchdruckes vergleich- Big Data – eine stille Revolution Zusammenbruch der realsozialistischen Sowjetunion baren technischen Innovation entwickeln, die heute Die rasante Entwicklung des Internets und die mit ihr Notwendige Vorsicht und Widerstand gegenüber Ten- die Ära großer diesseitiger und totalitärer Gesellschafts- unser Alltags- und Berufsleben maßgeblich bestimmt. verbundenen aktuellen Ereignisse, die nur eine Spitze denzen zu einem Überwachungsstaat a la 1984, in dem ideologien an ihr Ende gekommen; ein unaufhaltsamer Schon im Jahr 2008 gab es mehr Geräte mit Internet- des Eisberges abbilden, stellen auch eine enorme me- das Mündig-Werden von Menschen durch totale Über- weltweiter Siegeszug von Demokratie und Marktwirt- anschluss als Bewohner unseres Planeten. Schätzungen dienethische und -pädagogische Herausforderung dar. wachung und Progaganda offen und invasiv unterbun- schaft westlich-liberaler Prägung wurde von manchen zufolge werden bis 2020 weltweit auf jeden Menschen Die Digitalisierung aller Lebensbereiche führt zu einem den wird, lassen sich aus dem Anspruch der Erziehung o für unausweichlich gehalten.1 voraussichtlich sieben vernetzte Geräte entfallen.2 Ist schnellen und unkontrollierten Anwachsen von Daten- zur Mündigkeit medienethisch sehr gut begründen; und somit Berners-Lees Vision eines dezentralisierten In- beständen - ein Phänomen, das gemeinhin unter dem medienpädagogische Konzepte gibt es dafür aufgrund Parallel zu diesen geschichtsträchtigen Ereignissen nahm ternets, die er im Jahr 1989 formulierte und die den Schlagwort „Big Data“ zusammengefasst wird. Aus die- der langen Auseinandersetzung mit dem Faschismus im selben Jahr ein weit weniger bekanntes, aber nicht Menschen freien Zugang zu Information über geo- sen riesigen Datenbeständen lassen sich durch gezielte und dem Nationalsozialismus bereits zuhauf. Die zuneh- # 4 # 5
mende stille und intransparente Lenkung unserer Welt- tion von diversen facebook-Likes, Google-Suchen sicht, unserer Begehren und unseres Alltagsverhaltens und digitalem Kaufverhalten können mit großer durch vielfältige Big Data Applikationen wirft dagegen Wahrscheinlichkeit sexuelle Orientierung, Bil- neue medienethische Fragen auf, nach dem, was legal dungsniveau und politische Ansichten abgeleitet und legitim in der digitalen Welt ist und welche Wer- werden, ebenso wie aus der Kombination tausend- te und Normen bei der digitalen Transformation gelten er Datenpunkte die tatsächliche oder vermeint- sollen. Weder eine einfache Adressierung von Selbst- liche Kreditwürdigkeit, Krankheitsanfälligkeit oder verantwortung im Sinne eines einfachen „think before „Arbeitsplatztauglichkeit“ von Individuen errechnet you post“ noch die Entwicklung von Medienkompetenz werden kann. Dadurch können Versicherungen, im Sinne eines „Internetführerscheins“ reichen da aus.8 Banken, Unternehmen ihre Kunden bzw. Mit- arbeiter „raten, scoren, taxieren“.10 Medienethik Revisited Gibt es überhaupt sinnvolle Möglichkeiten zur (Wieder-) ÂÂ Der Aufbau alternativer Webstrukturen muss Gewinnung von (Medien-)Mündigkeit im Zusammenhang forciert und erweitert werden (vgl. open data, mit Big Data, insbesondere für die Arbeit mit Kindern und dezentrales Web). Jugendlichen? Wir wollen hier einige Vorschläge summa- ÂÂ Was gebe ich durch den Inhalt oder die Art des risch aufzählen, schicken aber voraus, dass diese Über- ÂÂ Die Allgegenwärtigkeit der Datenerfassung und Kommunizierens im digitalen Raum von mir selbst legungen nur in Kombination mit einer umfassenderen die Informatisierung unserer gesamten Lebens- preis (vgl. Selbstoffenbarung in der digitalen Kom- ethischen Reflexion überhaupt einen Sinn ergeben: welt führen zu einer schrittweisen Auflösung munikationssphäre)? Wer und was ist authentisch des sog. Werkzeughandelns. „IT Infrastrukturen bzw. fiktiv? ÂÂ Zunächst geht es einmal darum, Möglichkeiten sind integraler Teil des soziotechnischen Systems aufzeigen, wie man die eigenen Datenspuren, die Gesellschaft – immer und überall. Um dieser ÂÂ Was soll durch Kommunikation oder Nicht-Kom- man im Internet zwangsläufig hinterlässt, zumind- Auflösung und Entgrenzung Rechnung zu tragen, munikation bewirkt werden? est partiell kontrollieren und begrenzen kann. sollte auch der medien- und Big Data-orientierte Dabei muss auch besonders dem sog. „Privacy- Kompetenzbegriff nicht am Werkzeughandeln des Angesichts der Neuartigkeit und Rasanz des Phäno- Paradox“ Rechnung getragen werden. Damit Einzelnen ausgerichtet sein, sondern ökologisch mens Big Data stehen wir erst am Anfang einer solchen wird das Phänomen beschrieben, dass besonders erweitert und auf verschiedenen systemischen Reflexion über eine Ethik digitaler Kommunikation. jugendliche Nutzer den Schutz ihrer Privatsphäre Ebenen verortet werden.“11 Klaus Schweinsberg weist zurecht darauf hin, dass es zwar für wichtig halten, dies aber selten auf ihr sowohl von zivilgesellschaftlicher wie von kirchlicher eigenes Handeln übertragen. Eine Ursache dafür Ethik digitaler Kommunikation Seite vermehrt engagierte Vorstöße gibt, die auf ethi- könnte besonders bei den sog. digital natives der Um diesen radikalen gesellschaftlichen Transformati- sche Regelungsnotwendigkeiten in der digitalen Kom- Glaube sein, die digitale Selbstdarstellung unter onsprozessen Rechnung zu tragen, schlagen einzelne munikationssphäre hinweisen. Auch Papst Franziskus 1. Vgl. Fukuyama, Francis, Das Ende der Geschichte, Kindler, München 1992. Kontrolle zu haben. Eine andere könnte die starke AutorInnen vor, den klassischen Medienethikbegriff hat sich erst jüngst im Schreiben „Fake News und Jour- 2. Gapski, Harald, „Big Data und Medienbildung – eine Einleitung“, in: Big Data und Medi- enbildung. Zwischen Kontrollverlust, Selbstverteidigung und Souveränität in der digi- Gewöhnung – bis hin zur Abhängigkeit – an den durch „Digitale Ethik“12 oder durch „Ethik digitaler nalismus für den Frieden“ aus Anlass des 52. Welttages talen Welt, hg. v. Harald Gapski, kopaed verlagsgmbh, Düsseldorf 2015, S. 9. 3. Corbes, Jessica, „‚From Utopia to Dystopia‘ and Back Again: Internet Pioneer Tim Bern- Komfort der digitalen Dienste und Geräte sein.9 Kommunikation“13 zu ersetzen, durch die reflektiert der sozialen Kommunikationsmittel dieses Themas ers-Lee Calls for ‚New Web‘ That Reclaims Original Democratic Principles”, in Common Der jüngste Facebookskandal kann dazu beitragen, werden soll, wie ein gelingendes Leben im digitalen angenommen. In Auseinandersetzung mit sog. „Fake Dreams, 03.05.2018: https://www.commondreams.org/news/2018/05/03/utopia-dys- topia-and-back-again-internet-pioneer-tim-berners-lee-calls-new-web hier ein besseres Problembewusstsein zu schaffen, Zeitalter aussehen könnte. Einige Kernfragen, die im News“ hat er sich mit Fragen nach dem Ursprung und 4. Vgl. Gapski, „Big Data und Medienbildung – eine Einleitung“, a.a.o., S. 10-12. 5. Ebda, S. 13. und die allzu freigiebige zur Verfügung- bzw. zur Zentrum einer solchen digitalen Ethik stehen, sollen Sinn von menschlicher Kommunikation befasst - und 6. Ebda. Schau-Stellung persönlicher privater Daten aus zum Schluss noch knapp umrissen werden: damit verbunden auch mit der Frage nach Wahrheit 7. Vgl. Schweidler, Walter, Kleine Einführung in die angewandte Ethik, Springer VS, Wies- baden 2018, S.205. mangelndem Problembewusstsein oder Gleich- und Lüge in der menschlichen Kommunikation und mit 8. Vgl. Brüggen, Niels, „Gedanken zur Neuausrichtung der Medienkompetenzförderung gültigkeit zu hinterfragen. Die soeben in Kraft get- ÂÂ Welcher Grad an (geforderter oder geschuldeter) deren gesellschaftlichen Auswirkungen: angesichts Big Data“, in: Big Data und Medienbildung, a.a.o., S. 55, 59. 9. Grimm, Petra/Kimmel, Birgit, „Big Data und der Schutz der Privatsphäre –Medienethik retene Datenschutzverordnung der Europäischen Transparenz ist auf den unterschiedlichen Ebenen in der medienpädagogischen Praxis, in: Big Data und Medienbildung, a.a.o., S. 121. 10. Siehe Gapski, Harald, „Medienbildung in der Medienkatastrophe – Big Data als Heraus- Union kommt in dieser Hinsicht auch gerade zur (Mikro-, Meso-, Makroebene) sinnvoll bzw. not- „Im Plan Gottes ist die Kommunikation eine wesentli- forderung“, in Big Data und Medienbildung, a.a.o, S. 68f., 72; sowie Grimm/Kimmel, „Big rechten Zeit. wendig? che Art und Weise, Gemeinschaft zu leben. Der Mensch, Data und der Schutz der Privatsphäre, a.a.o., S. 113f.; zum Unterschied zw. Information und Wissen siehe auch Schweidler, Kleine Einführung in die angewandte Ethik, a.a.o., Abbild und Ebenbild des Schöpfers, hat die Fähigkeit, S. 210f. 11. Gapski, „Medienbildung in der Medienkatastrophe a.a.o, S. 70. ÂÂ Der Glaube, dass große Datensätze uns Zugang ÂÂ Welcher Begriff von Wahrheit liegt einer digitalen das Wahre, das Gute und das Schöne zum Ausdruck zu 12. Grimm/Kimmel, „Big Data und der Schutz der Privatsphäre, a.a.o., S. 115. zu einer höheren Form der Intelligenz und des Ethik zugrunde? Mit dieser Frage korrespondie- bringen und es mit den anderen zu teilen. Er hat die 13. Schweinsberg, Klaus, „Ethische Grundfragen digitaler Kommunikation“, in: Stimmen der Zeit, Heft 3 (2018), S. 173. Wissens verschaffen, muss als Mythos entlarvt ren auch Fragen zu den digitalen Phänomenen Fähigkeit, von seiner Erfahrung und von der Welt zu 14. Papst Fraziskus, Fake News und Journalismus für den Frieden. Botschaft zum 52. Welt- werden. Ebenso die naive Vorstellung, es gäbe so Cyber-Mobbing, Hate Speech und Fake News in erzählen, und so die Grundlagen für das Gedächtnis tag der sozialen Kommunikationsmittel, 24. Jänner 2018: https://w2.vatican.va/con- tent/francesco/de/messages/communications/documents/papa-francesco_20180124_ etwas wie „belanglose Daten“. Aus einer Kombina- Social Media. und das Verständnis der Ereignisse zu schaffen.“14 messaggio-comunicazioni-sociali.html # 6 # 7
„Würdest du mir bitte sagen, sollen. Medienethische Argumentationsverfahren sind tigkeit (und damit der Würde) des Menschen haben, Prof. Johannes G. Maurek, MA, MSc, wie ich von hier aus weitergehen soll?“ demnach rational begründet und auf Plausibilität und werden im Sinne des deontologischen Paradigmas als Institutsleiter des Instituts für Fernstudien und didaktische Entwicklung der KPH Edith Stein, „Das hängt zum großen Teil davon ab, vernünftige Akzeptanz angewiesen (Rath 2010). „Diskursethik“ (Apel 1976b; Habermas 1982) bezeich- Salzburg wohin du möchtest“, sagte die Katze. net. Sie hat sich als Verfahren zur ethischen Konsensfin- dung unter Realisierung von Unparteilichkeit u. a. auch (Lewis Carroll, Alice im Wunderland) in der theologischen Ethik bewährt (Apel 1976a). Schorb weist darauf hin, dass Medienethik früher pau- Medienethik schal unter Reflexivität subsumiert werden konnte, da die gesellschaftliche Dimension des Denkens und Han- dels in weit stärkerem Maße präsent war, als es heute in Zeiten der zunehmenden Individualisierung und der personalisierten Netzdistribution und -kommunikation in der Schule? der Fall ist. Diese Entwicklungen im Netzbereich werden nicht mehr selbstverständlich unter dem Blickwinkel der sozialen Verantwortung betrachtet, sodass der ethische Standpunkt einer gesonderten Betrachtung bedarf und Für viele stellen „Fake-News“ den Beginn eines neuen, ziert wird, inklusive ihrer Ideale und Werte, ihrer mo- Operationalisierung von Medienkompetenz (nach D. Baacke) als unverzichtbarer Bestandteil von Medienkompetenz „postfaktischen“ Zeitalters dar. Kein Begriff, kein The- ralischen Überzeugungen sowie ihrer Begründungen gesehen und sichtbar werden muss (Schorb 1997). ma wurde in der breiten Öffentlichkeit seit der Wahl von konkreten Werten und Normen (Funiok 2011). Die Sollen Medien in der Bildung und in digital gestützten Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten so Medienethik versteht sich als eine Form der Bereich- Unterrichtssettings dazu beitragen, kritisches Reflexi- Aus dieser Sicht hat eine nutzerorientierte Medienethik leidenschaftlich und gleichzeitig mitunter so grotesk sethik (angewandte Ethik), die prinzipienorientierte Ar- onsvermögen und eine werturteilende, argumentative eine natürliche Nähe zu Medienerziehung und Medien- verzerrt diskutiert wie der Umgang mit Wahrheit oder gumentation mit empirischen Aussagen verknüpft. Sie Kompetenz auszubilden, so muss es umgekehrt auch bildung und ist immer auch hauptsächlich Medien- besser mit Faktizität in den digitalen Diskussionsme- beschränkte sich bislang hauptsächlich auf die Aspek- darum gehen, mediale Angebote und Kommunikati- Selbstbildung, zu der Bildungsinstitutionen allerdings dien. Inhalt und Art dieser Diskussion weisen oftmals te der Produktion, Distribution sowie Rezeption von onsformen hinsichtlich ihrer Inhalte, Funktionen und anregen, anleiten und hinführen können. Die Herange- eher den Charakter eines wechselseitigen Belehrens analog und digital vermittelten Medienangeboten. In- Wirkungsweisen beurteilen zu können. Die Entwick- hensweise der Medienpädagogik ist daher immer eine über richtige oder falsche Weltsichten auf. Sie sind Tei- sofern kann die Medienethik aus der Perspektive ihrer lung der Teilkompetenz der Medienkritik ist aus die- reflexiv-begegnende, die Jugendliche nicht kulturpes- le eines gesellschaftlichen Prozesses, in dem sich ein historischen Entwicklung als Professionsethik für Me- sem Begründungszusammenhang heraus eines der simistisch vor Medieninhalten bewahren will (Bewahr- tiefer Vertrauensverlust gegenüber den etablierten Me- dienschaffende und (professionelle) Medienrezipien- Hauptziele schulischer Medienbildung, obwohl dieses pädagogik). Vielmehr weist sie darauf hin, dass diese dien, die Hilflosigkeit gegenüber der Mediatisierung ten verstanden werden. Diese bisher vorwiegend auf Ziel bedauerlicherweise aktuell weder in den Curricu- immer auf dem jeweiligen Wissens- und Erfahrungshin- des Lebens sowie eine Erosion normativer Werte in ei- das Studium der Publizistik und Kommunikationswis- la der Lehrer- und Lehrerinnenbildung explizit präsent tergrund aktiv be- und verarbeitet werden soll. Denn ner pluralistischen Welt die Hand reichen. senschaft ausgerichtete Definition wird aufgrund der (Himpsl-Gutermann et al. 2015), noch im Rahmen einer jeder (junge) Mensch trägt das Potenzial zur kritischen zunehmenden Konvergenz der Medienangebote, in medienpädagogischen Gesamtstrategie ausreichend in- Beurteilungsfähigkeit bereits in sich, das in pädagogi- Medienethik als interdisziplinäres denen - über enge Professionsgrenzen hinweg - Pro- stitutionalisiert ist. Es muss also darum gehen, die Me- scher Verantwortung einer Förderung und Entwicklung Reflexionsinstrument duzenten (Producer) und Konsumenten (Consumer) dienethik als Bezugsdisziplin und als normative Grund- bedarf. Die Vorstellung medialer Passivität ist ein oft Die aus dem genannten Konglomerat aus Vertrauens- zu Mischformen (Prosumer) verschmelzen, zuneh- legung einer Digitalen Grundbildung im Bereich der anzutreffender pädagogischer Alltagsmythos, der sich verlust, Überforderung und Werteerosion resultierende mend aufgebrochen und erweitert. Seit einigen Jahren Schule zu etablieren (Köberer 2017). allerdings empirisch nicht erhärten lässt. In Wirklichkeit Verunsicherung lässt den Ruf nach allgemein akzeptier- ist auch im Bereich von Schule und Bildung eine zu- ist die (ethisch fundierte) Kuratierung von Medienan- ten ethischen Richtlinien im Kontext des Medienhan- nehmend systematische Beschäftigung mit ethischen Grundlegende Prinzipien der Medienethik geboten, die Medienrezeption, Medienkommunikation delns und im Blick auf Medienerziehung in der Schule Fragen des Medienhandelns feststellbar. Mediatisierung Die Medienethik versteht sich als eine philosophische, sowie Medienproduktion und -distribution durchwegs laut werden. und Digitalisierung berühren die Lebenswelten von säkularisierte Ethik, die sich in ihren ethischen Aussagen ein Prozess auf den höheren Komplexitätsebenen der Kindern und Jugendlichen nicht mehr bloß punktuell. nicht an einer gottgegebenen Moral orientiert (Schicha Lernzieltaxonomie nach Anderson & Krathwohl (Ana- Die relativ junge Disziplin der Medienethik befasst Die Lebenswelt in ihrer Gesamtheit ist davon erfasst 2010), sondern am guten und gerechten Handeln. In- lysieren, Bewerten, Produzieren). sich an den interdisziplinären Schnittstellen von Philo- und geprägt. sofern existieren aus ihrer Sicht keine objektiven Werte, sophie, Informationstechnologie sowie Kommunikati- sondern bloß intersubjektive Aussagen nach Kriterien Medienethik in der Schule zielt darauf, zweifelhafte onswissenschaft und Publizistik bereits seit den frühen In der klassischen und immer noch sehr anschluss- der Rationalität, der Begründung und der Verallgemei- Begriffsbildungen zu hinterfragen und sie hinsichtlich 70er Jahren mit der Theorie und Praxis ethisch begrün- fähigen Definition der Medienkompetenz von Dieter nerungsfähigkeit. Ihr Geltungsanspruch umfasst nur ei- der Absichten, die mit ihrer Verwendung verbunden deten Medienhandelns (Funiok 2015). Baacke (Baacke 2007) wird deren ethische Dimension nen bestimmten Zeitraum und eine bestimmte Kultur, sind, zu analysieren. Reflexive Medienkritik bedeutet, vor allem im Bereich der Medienkritik verortet, in dem da diese ständigen Wandlungsprozessen unterworfen das allzu Offensichtliche nicht als selbstverständlich Ethik wird hier als wissenschaftliche Form der Beschäf- analytisches Denken (Erfassen von Prozessen) und re- sind. Normative Geltungsansprüche, die in gewaltfreier hinzunehmen, das Konstruierte zu dekonstruieren und tigung mit Fragen der Moral verstanden, wie sie in der flexiver Rückbezug (Anwendung analytischen Wissens) Kommunikation mit anderen begründet werden und die ein Sensorium für Wahrheiten zu entwickeln, die mög- Gesellschaft oder in einem ihrer Teilbereiche prakti- sozial verantwortet abgestimmt und angewandt werden ihre Grundintention in der Freiheit und Selbstzweckhaf- licherweise nur vorgeschoben sind. # # Literaturhinweise siehe S. 23. 8 9
Karl Peböck, BEd, MA, Hochschullehrer und Leiter des Zentrums für Medien an der PH Vorarlberg, Religionslehrer Lebenslanges Lernen – vernetzt und selbstorganisiert In den letzten Jahrzehnten hat unsere Gesellschaft ei- Mobile Endgeräte, insbesondere Smartphones, entwi- In den 1990er-Jahren taucht verstärkt der Begriff des Diskurs beteiligen können. Einzige Voraussetzung ist nen radikalen Wandel erlebt: Globalisierung, Digitali- ckeln sich zur „Cross-Technology-Plattform“ für alle „Lebenslangen Lernens“ als Antwort auf den beschleu- ein Twitter-Account. sierung, Mobilität und Individualisierung sind nur eini- Lebensbereiche auf der technischen Grundlage des nigten Wandel der Lebens- und Arbeitsverhältnisse und ge Schlagworte und Aspekte, die diese Veränderungen „Always-In-Touch“ (Heinemann & Gaiser, 2016). Ker- der Gesellschaft auf. Mit „Lebenslangem Lernen“ wer- Im Gegensatz zu herkömmlicher Fortbildung sind bei zum Ausdruck bringen. Neue technologische Möglich- kau bezeichnet Smartphones metaphorisch als „Fern- den alle Lernprozesse verstanden, die der Mensch in offenen Fortbildungsformaten alle Teilnehmer/innen keiten haben die Art und Weise, wie Menschen sich bedienung des Lebens“ (Kerkau, 2012), womit er die seinem gesamten Leben, in den verschiedensten For- zugleich Lernende und Lehrende. Die Themen der informieren, miteinander kommunizieren und koope- Nutzungsintensität und Web-Affinität der „Smart Na- men und vielfältigsten Inhalten durchläuft (Hof, 2009). Chats werden durch Vorschläge von Teilnehmenden rieren, entscheidend verändert. Nach Postmans Thesen tives“ zum Ausdruck bringt. Diese Omnipräsenz hat Es ist dies einerseits der Versuch einer Antwort auf die ermittelt und demokratisch zur Wahl gestellt. Zu jedem zur Medientechnologie bringen technische Entwicklun- auch Auswirkungen auf den Bildungsbereich und wird gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit und Chat werden im Zehn-Minuten-Takt Fragen gestellt, die gen einen gesellschaftlich-kulturellen Wandel mit sich. dort in Politik und Gesellschaft - bezeichnenderweise wird andererseits von den digitalen Medien in beson- die Diskussion strukturieren. Beim Chat gibt es zwei Jede Technologie begünstigt eine bestimmte Art und auch in den digitalen Medien - kontrovers und teilwei- derer Weise ermöglicht. Von seinem Wesen her ist es Moderator/innen, wobei auch die Moderation abwech- Weise, die Welt zu sehen, zu beurteilen und zu kom- se heftig diskutiert. Polemik und Extrempositionen sind personalisiertes Lernen, das auf folgenden Prinzipien selt und Teilnehmer/innen sich auf Wunsch an der Mo- munizieren (Postman, 1992). in dieser Frage allerdings nicht hilfreich. Die Bedeu- beruht (Sauter, 2018): Arbeiten und Lernen wachsen deration beteiligen können. Beim #relichat beteiligen tung der Lehrpersonen für das schulische Lernen ist zusammen. Lernen wird ermöglicht durch Kollabora- sich katholische und evangelische Religionspädagog/ Heute darf man das Internet als das Leitmedium in Be- nicht erst seit der Hattie-Studie bekannt und bewusst tion und Vernetzung. Lernen erfolgt selbstorganisiert, innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. zug auf Informations- und Wissensaneignung und Mei- (vgl. Hattie, Zierer, & Beywl, 2014), und gute Lehrer/ anlassbezogen und bedürfnisorientiert. Lernen wird nungsbildung bezeichnen. Es beinhaltet ein beinahe innen zu haben, ist für junge Menschen ein wichtiger durch Netzwerke gefördert. Digitale Technologien er- Alle Informationen zum #relichat auf zeit- und ortsunabhängig abrufbares riesiges Kompen- Faktor für ein erfolgreiches Leben. Diese allein wer- möglichen und fördern Vernetzung und Kollaboration www.relichat.org. dium an Wissen und ist insofern ein ideales Werkzeug den allerdings das Bildungsdilemma (massentaugliche im Wissensaustausch und in der Problemlösung. für lebenslanges und selbstgesteuertes Lernen (Pschei- Bildung bei extrem heterogenen Voraussetzungen bei da, 2010). Als partizipatives Beteiligungsmedium lädt den Lernenden) nicht bewältigen können. Der Einsatz #relichat - Twitterchat zur Religionspädagogik es zur Kommunikation und Kollaboration ein (Pschei- von Internet und digitalen Medien kann ein bedeutsa- Vernetztes, lebenslanges Lernen mit digitalen Medien da, 2010) und hat unsere Wissenskultur stark verändert mer Schritt in Richtung Lösung sein. Zugleich ist die gibt es auch für Relgionslehrer/innen: seit dem Früh- (Pscheida, 2009). Döbeli Honegger spricht in diesem digitale Revolution doch auch eine Demokratisierung jahr 2017 besteht der #relichat, ein wöchentlicher Twit- Zusammenhang auch von einem Leitmedienwechsel, des Wissens und damit ein Angriff auf das Elitedenken terchat zur Religionspädagogik. Ziel des #relichat ist ein der sich vor allem in den Faktoren der Digitalisierung, im Bildungsbereich. Die Möglichkeiten des Lernens Austausch unter Interessierten über Fragen des Religi- der Automatisierung und Vernetzung äußert (Döbeli mit digitalen Medien nicht zu nutzen, wäre fahrlässig. onsunterrichts. Twitter dient dabei als offene Diskus- Honegger, 2016). Darin ein Allheilmittel für das Lernen zu sehen, wäre sionsplattform, über die sich alle Interessierten ohne unverantwortlich. formale Zulassungsbedingungen aktiv oder passiv am # # Literaturhinweise siehe S. 23. 10 11
Wichtige Information Nach Drucklegung der Einladung hat uns Bischof Hermann Glettler mitge- teilt, dass er leider verhindert ist und das angekündigte Referat nicht halten kann. Als Referenten hat er uns Dr. Johannes Rauchenberger aus Graz empfohlen, der statt ihm das Thema „Bild. Macht. Kirche“ behandeln wird. Bernhard Lammer, BSc Dr. Rauchenberger ist Leiter des Kulturzentrums „Kultum“ bei den Minori- Leiter der AV-Medienstelle ten in Graz – einem Haus für zeitgenössische Kunst, Gegenwartskultur und der Diözese Innsbruck Religion – und Lehrbeauftragter an der Kath.-Theol. Fakultät der Universi- tät Graz und der Universität Wien. Mind the Gap! Die Medienstelle darf nun schon auf viele unterschiedliche Medientypen in den eigenen Regalen Einladung zum blicken. Neben über 1800 DVDs stehen viele Videokassetten, Diareihen, Bildkarten, Tonbänder und auch die uralt anmutenden Tonfilme. Tonfilme sind eigentlich auch der Inbegriff für den Be- HERBSTSYMPOSIUM ginn von Multimedia. Als erstes Medium konnten sie bereits im Jahre 1922 exakt Ton und Bild miteinander wiedergeben. Fast ein Jahrhundert später haben wir es gleich mit Mein Tipp: Lassen Sie sich helfen! Sei es von Kolleg- am 7. September 2018 zwei Paradigmenwechseln zu tun: Einerseits die Frage Innen, aber noch mehr von SchülerInnen. Anschlie- des Medienträgers und seiner physischen Form, ande- ßend halten Sie sich tunlichst an den Leitsatz: “Never rerseits die Rolle der Pädagogin und des Pädagogen im change a running System”. multimedialen Kontext. Apropos Change, und nun kommen wir zum zweiten Auf die erste Frage ist eine recht klare Antwort zu fin- Wechsel, Sie werden (wieder) zentraler Teil des gan- PROGRAMM den, welche die Arbeit in der Medienstelle als auch in den Schulen maßgeblich beeinflussen wird. Das hapti- sche Verleihmedium für Filme und Dokumentationen zen medialen Geschehens. Die neuen Medien- und Lehrmittel fordern ein höheres Maß an Interaktion und Partizipation. Ein gutes Medienverständnis hilft bei der 09.00: Begrüßung und Einführung ist am “festkörperlichen” Ende angelangt und wird in Teilhabe an der Lebenswelt der SchülerInnen. Es hilft, 09.15: Dr. Dorna Safaian: die für viele ominöse Cloud wandern. Vorteile gibt es Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und Visuelle Gewohnheiten – über das Verhältnis von Bild, zuhauf: Der Platzbedarf geht gegen null, die gleichzei- unterstützt dabei, Sie wieder in den Mittelpunkt einer Gesellschaft und Selbstbeschreibung tige Abspielbarkeit geht gegen unendlich, der Versand Inhaltsvermittlung zu rücken. entfällt und so weiter und so fort. 11.00: Marktstände: „Macht der Bilder“ Viele Fachleute sehen ja in medien- und computerge- 12.00: Mittagessen Nun, wo Licht ist, da ist auch Schatten. Die in unserem stützten Fern- und Massenstudien die Zukunft. Für den Fall wohl markanteste Fehlerquelle ist die Varianz bei Religionsunterricht sehe ich das etwas humanistischer: 14.00: Dr. Johannes Rauchenberger: den Abspielgeräten. Waren ein DVD-Player an einem mit allen (medienpädagogischen) Mitteln eines finden: Bild.Macht.Kirche Röhren-Fernseher noch ein unschlagbares und vor die Nähe zum Menschen. 15.45 Liturgischer Abschluss allem standardisiertes Team, so ist der Computer an seiner Vielfältigkeit und damit einhergehenden Fehler- 16.15: Agape quellen kaum zu übertreffen. Kleines Beispiel gefällig? Früher gab es einen Ort, um die Lautstärke einzustel- len: die Lautstärketaste der Fernbedienung. Nun darf Wir bitten um verlässliche Anmeldung! man gleich an mehreren Stellen sein Glück versuchen: (siehe eingehefteter Folder) Lautstärkeregler des Betriebssystems & Lautstärke in der Player-Software & der Drehregler am Touch-Bedi- enfeld oder an den externen Boxen. Für die Digital Natives Alltag - für andere schon ein Spießrutenlauf. # 12 # 13
Andreas Sappl, MA, BEd, Hochschullehrer am Institut für Lehrer/innen- bildung an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein, Stams Zur Bedeutung von Mediendidaktik in der Ausbildung an der KPH Edith Stein Konzepte – Herausforderungen – Impulse Herausforderungen und Chancen ßerhalb des Schulbetriebs – Medien, Bildungspolitik, fängerInnen zielführend? Wie kann CALL (Computer von infrastrukturellen und technischen Bedenken. Im Kinder sind in ihrem familiären und sozialen Umfeld Schulverwaltung, Eltern, nicht zuletzt der Kinder selber Assisted Language Learning) kreativ und ebenso medi- Fall der digitalen Tafel wird beispielsweise die Befürch- von klein auf mit Medien konfrontiert, heute überwie- – die diesem Anliegen Nachdruck verleihen. enkritisch gestaltet werden? tung eines wiederbelebten Frontalunterrichts geschürt. gend mit digitalen, den Neuen Medien. Deren Einfluss Eine zentrale Aufgabe der Mediendidaktik ist es, gera- reicht von gelegentlichem passivem Konsum bis hin Förderung digital-inklusiver Im Ausbildungsmodul ‚Medien und Sprache‘ sind Kon- de Bedenken wie diese zu zerstreuen. SchülerInnen- zu mehr oder weniger bewusster aktiver Nutzung. Da- Kompetenzen bei Studierenden zepte digital gestützten Lehrens mittlerweile in vielfäl- zentriert, interaktiv und auf selbstgesteuertes Lernen durch haben sich nicht nur die Erziehungssituation in- Die junge Generation Lernender – gemeinhin als Di- tiger Weise verankert. Die Lehrveranstaltungen Media ausgerichtet muss moderner Unterricht sein. Darüber nerhalb der Familie, sondern auch die Rahmenbedin- gital Natives bezeichnet – kodiert Informationen an- Use in the Classroom, EPICT und ActivBoard fokussie- hinaus sollen Kinder möglichst ihr eigenes Arbeitstem- gungen für den gesamten schulischen Bildungsbereich ders. Durch die permanente Verarbeitung von digitalen ren auf technologiegestützten Unterricht und die Nut- po bestimmen können. Im selben Maße, wie sich das verändert. Durch die allmähliche und unaufhaltsame Reizen hat das jugendliche Gehirn gelernt, schneller zung sprachlich-medialer Synergien. Studierende erfah- Klassenzimmer in den letzten Jahrzehnten gewandelt Ergänzung und sukzessive Ablöse der klassischen, ana- und fokussiert auf visuelle Reize zu reagieren, was in ren und erproben auf der einen Seite, wie mit Hilfe von hat, muss sich auch die Art zu unterrichten ändern. logen Medien durch digitale, virtuelle Lernumgebun- einer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne resultiert, ins- Lernplattformen und -managementsystemen Recherche gen eröffnen sich völlig neue Zugänge in der Weiterga- besondere wenn es mit herkömmlichen Formen des und Planung effizienter organisiert werden können. An- Wie Erfahrungen mit den aktuellen Studierendenjahr- be und Verarbeitung von Wissen. Lernprozesse durch Lernens konfrontiert wird (Small & Vorgan, 2009). Man dererseits ermöglicht ihnen das Wissen über interaktive gängen der KPH Edith Stein und wie ihre Rückmeldun- technologiegestützte Interaktion und visuell anspre- kann es durchaus als einen neuen und ständig wach- Präsentations- und Aufgabenformen auf der Interacti- gen zeigen, wird hier offensichtlich eine neue Generati- chende Aktivitäten sowie effiziente Nutzung des Inter- senden Kernbereich der PädagogInnenbildung an der ve Whiteboard (IWB), im Verbund mit passenden On- on für den Lehrberuf vorbereitet, die sich des enormen net sind mittlerweile Schlüsselfaktoren eines modernen KPH Edith Stein betrachten, gerade in der Schulung der line-Tools, einen in vielerlei Hinsicht anregenden und Potenzials bewusst ist und vieles auch dankbar und Unterrichts. Diesen Möglichkeiten können und dürfen Grundfertigkeiten neue, digital-inklusive Wege aufzu- lernzielorientierten Unterricht zu gestalten. Die IWB als klug umsetzt. sich die Institution Schule und im Besonderen die Päd- zeigen. Und mit dem vor kurzem etablierten Konzept Präsentations- und Vernetzungsinstrument, Computer agogInnenbildung nicht verschließen. einer ‚Digital Inklusiven Hochschullehre‘ sollen an den oder Mobilgeräte jeglicher Art, und dazu das im WWW Hochschulstandorten möglichst ideale Rahmenbedin- gebotene, schier endlose Angebot an Lernwerkzeu- Digitale Grundbildung in der Schule gungen geschaffen werden. gen (virtuelle Lernumgebungen, Lernsoftware, Spiele Unter dem Motto ‚Schule 4.0 – jetzt wird’s digital‘ ist uvm.), eröffnen ungeahnte Möglichkeiten der Motiva- die Förderung entsprechender digitaler Kompetenzen Zielvorgabe einer gelungenen Mediendidaktik ist es, tion, Aktivierung, Wissensvermittlung und Kooperation in der Mittelschule mittlerweile fest in den Lehrplänen einen im konstruktivistischen Sinn Gewinn bringenden (vgl. Kortenkamp, 2012). verankert und wird in den Stundentafeln mit Beginn und abwechslungsreichen Unterricht zu erproben und des Schuljahres 2018/19 flächendeckend berücksich- so neue Lehr- und Lernmethoden zu erarbeiten. Gerade Reflexive Auseinandersetzung durch Mediendidaktik tigt. Analog dazu bzw. als Basis hierfür soll eine digi- in einer doch zunehmend technikkritischen Zeit stellen Wie bei allen Neuerungen ruft auch die Diskussion tale Grundbildung in der Volksschule stattfinden, die sich jedoch essentielle Grundfragen: Unter welchen um den Technikeinsatz im Klassenzimmer Befürworter den spielerischen Umgang mit Technik und mediale Rahmenbedingungen können Kinder von Medienan- und Skeptiker auf den Plan. Viele Erfahrungsberichte Problemlösung in den Mittelpunkt stellt (vgl. BMBWF, geboten im Unterricht echten Nutzen ziehen? Welche und Mediendarstellungen sind entweder motiviert von 2018). Es sind also Forderungen von innerhalb und au- medialen Inhalte und Arbeitsformen sind für Schulan- unreflektiertem Technikfetischismus oder andererseits # # Literaturhinweise siehe S. 23. 14 15
Datenschutzgesetz (DSG) idgF. des Datenschutz-Anpas- Nutzungen; so viele konkrete Nutzungsmöglichkeiten sungsgesetzes 2018 setzt diese Altersgrenze nunmehr für wie möglich einräumen lassen - man weiß ja nie, wofür Österreich mit dem vollendeten 14. Lebensjahr fest. man das Foto noch brauchen könnte.) ÂÂ Gruppenfoto oder einzelne Aufnahme? Hier gilt wieder: Dr. Winfried Schluifer, Amtsführender Direktor des Bischöflichen Erstellt auf Grundlage eines im Auftrag vom Interdiözesanen Amt Gruppenfotos sind grundsätzlich weniger problema- Bei von Kindern gemachten Fotos unter 14 Jahren ist Schulamtes der Diözese Innsbruck für Unterricht und Erziehung von Dr. Birgit Moser-Zoundjiekpon ge- tisch als Portraitfotos, denn je besser jemand auf einem eine schriftliche Zustimmung der Erziehungsberechtig- meinsam mit Mag. Sophie Zaufal, BEd erstellten Leitfadens für Leh- Foto erkennbar ist, desto höher ist dann erst die Ge- ten erforderlich (siehe oben: Altersgrenze in der Daten- rerinnen und Lehrer zum Urheberrecht in der Praxis (2013). fahr, dass die Privatsphäre mit einer Aufnahme berührt schutzgrundverordnung). ist. Bei klarer Erkennbarkeit des / der Abgebildeten Urheberrecht anhand ist grundsätzlich seine / ihre Zustimmung einzuholen, dann ist man/frau auf der sicheren rechtlichen Seite. Folgen der Rechtsverletzung: Sollte wider die urheberrechtlichen Bestimmungen ein des Rechtes am eigenen Bild (kurz gefasst) ÂÂ Kontext der Aufnahme? Foto veröffentlicht worden sein, ergeht die gerichtliche Aufforderung, das Foto nicht mehr zu veröffent- Fotos in typisch schulischen Zusammenhängen (Pro- lichen (auf Grundlage einer Unterlassungsklage). Im Mit 25.5.2018 ist in Österreich die Datenschutzgrund- ÂÂ Gruppenfoto oder einzelne Aufnahme? jekte, Schulfest, Ausflug) betreffen normalerweise nicht Falle festgestellten Verschuldens (versehentliche / fahr- verordnung (DSGVO) in Kraft getreten, die auch als ÂÂ Kontext der Aufnahme? die Privatsphäre, deshalb sind sie urheberrechtlich un- lässige oder absichtliche / vorsätzliche Verletzung der neue Rechtsgrundlage in der EU gilt. Das Ziel ist die Er- ÂÂ Kontext der Veröffentlichung der Aufnahme? problematisch. Allerdings ist natürlich die Intimsphäre Regeln) gibt es Schadenersatzansprüche. reichung eines einheitlichen Datenschutzrechtes inner- ÂÂ Verwendung einer nicht selbst gemachten Auf- betroffen, wenn Aufnahmen in Umkleidekabinen oder halb der EU-Mitgliedsstaaten. Damit gehen zahlreiche nahme? ähnlichem gemacht werden. Achtung: Fahrlässig handelt auch derjenige/diejeni- neue Anforderungen zur Verbesserung des Datenschut- ge, der/die sich nicht über urheberrechtliche Regeln zes für jeden einzelnen einher, was zum Beispiel Rech- Rechtsschutz ÂÂ Kontext der Veröffentlichung der Aufnahme? informiert. Der Fotograf allein bestimmt, was mit sei- te auf Auskunft, auf Berichtigung, auf Einschränkung Anfertigung eines Fotos: Die Veröffentlichung ist dann untersagt, wenn berech- nem Foto passiert: Das reicht vom Veröffentlichen in der Verarbeitung, aber auch auf Löschung von Daten, Geschützt ist beim Recht am eigenen Bild als höchst- tigte Interessen der abgebildeten Person betroffen Papierform oder im Internet - über das Bearbeiten (wie zum Beispiel auch von Fotos und Videos (Recht auf persönliches Recht allgemein die Privatsphäre jedes sind. Es kommt also immer darauf an, wie jemand ab- und wie oft das Bild vervielfältigt werden darf oder Vergessenwerden) betrifft. Menschen unabhängig vom Alter; wird mit dem Foto gebildet ist und in welchem Kontext veröffentlicht wird. ins Internet gestellt werden darf) bis zum Löschen und direkt in die Privat- oder Intimsphäre des Abgebildeten bis zur Klärung der Fragen, ob und wieviel Geld für Im Folgenden möchte ich auf Grundlage eines im Auf- eingegriffen, ist die Zustimmung desjenigen / derjeni- Ein Indiz dafür, dass die Veröffentlichung eines Fotos die Zustimmung zur Verbreitung / Bearbeitung bezahlt trag vom Interdiözesanen Amt für Unterricht und Erzie- gen, den / die man fotografieren will, vor dem Fotogra- für einen /eine Abgebildete/n unangenehm sein könn- werden muss oder ob eine Urheberrechtsbezeichnung hung von Dr. Birgit Moser-Zoundjiekpon gemeinsam fieren unbedingt erforderlich. te, ist dann anzunehmen, wenn das Foto ein negatives dabei sein muss. mit Mag. Sophie Zaufal, BEd erstellten Leitfadens für Licht auf den Abgebildeten wirft: Zum Beispiel durch Lehrerinnen und Lehrer zum Urheberrecht in der Praxis Im Unterschied dazu Nutzung eines Fotos: ein Gipfelfoto vom Wandertag auf einem sozialen Eingangsfall: (2013) in aller Kürze einen Punkt, nämlich das Recht Die Zustimmung zur Nutzung ist dann erforderlich, Netzwerk mit der Bemerkung, dass dies die schlimms- Eine Zustimmung für die Veröffentlichung der Fotos ist am eigenen Bild, herausgreifen. Die ganze Broschü- wenn berechtigte Interessen des Abgebildeten betrof- te Klasse der Schule ist. Durch ein unkommentiertes nicht erforderlich, da dadurch nicht berechtigte Inter- re kann auch unter http://medien.katholisch.at/recht- fen sind. Dies ist schwer abzuschätzen, deshalb ist es Gipfelfoto auf der Homepage der Schule werden in der essen des abgebildeten Schülers beeinträchtigt sind. Es liches/material auf der Homepage der Katholischen Me- vor Veröffentlichung immer empfehlenswert, die Regel keine berechtigten Interessen einzelner Schüler/ braucht auch keine Zustimmung für die Aufnahmen sel- dienlandschaft Österreich (Medienreferat der Österrei- Zustimmung des Abgebildeten bzw. der Erziehungsbe- innen verletzt Die Verwendung von Fotos für Werbe- ber, da unter den gegebenen Umständen kein Eingriff chischen Bischofskonferenz) heruntergeladen werden. rechtigten einzuholen. zwecke braucht immer eine eigene Zustimmung in die Privatsphäre vorliegt, da es sich typischerweise des / der Abgebildeten. Das bedeutet, dass für Fotos um Fotos im schulischen Zusammenhang handelt. Recht am eigenen Bild Einem Eingriff in die Privatsphäre oder Intimsphäre von Schülern und Schülerinnen mit der Absicht, die- Fallbeispiel: kann nur jeder selbst zustimmen – gemäß österreichi- se für Werbung für die Schule zu verwenden (Folder), Aus rechtlicher Sicht muss das Foto des Schülers nicht XY ist Lehrer an einer HTL. Mit seinem 5. Jahrgang schem Datenschutzgesetz ist hierfür bis zum vollende- vorher die Zustimmung genau für diesen Zweck ein- entfernt werden, menschlich könnte es womöglich macht er ein Projekt, bei dem in Unterstützung für ten 14. Lebensjahr in der Regel die Zustimmung durch geholt werden muss. geboten sein. Auch wenn rechtlich nicht immer eine ein SOS Kinderdorf gemeinsam für einen Adventbasar die Erziehungsberechtigten ausreichend, ab Vollen- Zustimmung erforderlich ist, ist es doch anzuraten, Stühle angefertigt werden. Vom Projekt macht er Fotos, dung des 14. Lebensjahres hat die Zustimmung persön- ÂÂ Verwendung einer nicht selbst gemachten über eine Zustimmungserklärung klare Verhältnisse zu sowohl von den Schülern und Schülerinnen als Gruppe lich durch den Jugendlichen selbst zu erfolgen. Aufnahme? schaffen, um im Streitfall konkret ein Einverständnis als auch Einzelfotos. Diese stellt er auf die Homepage Wenn jemand ein Foto, das er nicht selbst gemacht nachweisen zu können. der Schule. Wenig später meldet sich ein Vater, der will, Anmerkung: hat, nutzen möchte (Folder, Website, Buch, Broschüre) dass alle Fotos, auf denen sein Sohn erkennbar ist, von Gemäß der mit 25.5.2018 in Kraft getretenen Daten- muss vorher der Fotograf um Erlaubnis gefragt wer- Formulierungsvorschlag: der Website entfernt werden. schutzgrundverordnung ist eine Zustimmung von min- den. Denn ein Bild ohne Bezahlung zu verwenden, ist Ich erkläre mich / Wir erklären uns einverstanden, dass derjährigen Kindern und Jugendlichen nur rechtmäßig, wie Diebstahl mit vergleichbaren Konsequenzen. Am Aufnahmen (Fotos, Videos) unseres Kindes im schu- Abbildung von Schülern und Schülerinnen und ande- wenn das Kind das sechszehnte Lebensjahr vollendet besten ist es, eine schriftliche Vereinbarung mit dem/ lischen Kontext gemacht und für Veröffentlichungen ren Personen in der Schule gehört zum Schulalltag ein- hat. Die Mitgliedstaaten können aber eine niedrige- der Fotografen/Fotografin zu treffen, in der genau fest- der Schule (Website, Jahresbericht, Schulzeitung) ver- fach dazu. Zur Abklärung der rechtlichen Situation gilt re Altersgrenze vorsehen, die jedoch nicht unter dem gelegt wird: Dauer und Art der Verwendung / Nutzung wendet werden dürfen. Diese Erklärung kann jederzeit es nachfolgende Fragen zu beantworten: dreizehnten Lebensjahr liegen darf. Das österreichische (Sinnvoll ist auch eine taxative Auflistung der erlaubten widerrufen werden. # # Weiterer Informationen zum Thema Urheberrecht: BMB Dr. Thomas Menzel IT-Recht, Datenschutz, Urheberrecht, 16 http://homepage.bildungsserver.com/spaw21/uploads/105/images/2017/elec2017_Menzel_Datenschutz_IT-Sicherh_Urheberrecht_20171002.pdf 17
David Erhart, BEd, nerwetter“, zu dem ich mich spontan hinreißen ließ, fahrungen mit dem Handy erzählen und einige Ideen Religionslehrer und Inklusionslehrer an der Neuen Mit- erfuhr ich auch den Grund dieser anscheinend kühnen und Praxisbeispiele weitergeben und diskutieren: Das telschule Dr. Posch, Hall in Tirol; Hochschullehrer am In- stitut für Religionspädagogische Bildung der Kirchlichen Befreiungsaktion: „Die Flammen auf Snapchat“ Zur Er- Handy beispielsweise ab 18 Uhr auf Flugmodus zu Pädagogischen Hochschule Edith Stein, Innsbruck klärung sei angemerkt: Schicken sich zwei Personen in schalten und zu beobachten, „was mit mir passiert“. einem Zeitraum von mehr als drei aufeinanderfolgenden Vermutlich habe ich am nächsten Tag noch die glei- Tagen einen Snap, dann werden die Tage gezählt und che Anzahl an richtigen Freunden. Beim gemeinsamen man bekommt „Flam“. Jetzt müssen „Snaps“ (Schnapp- Essen das Handy in einen anderen Raum zu legen; die schüsse) innerhalb von 24 Stunden beantwortet werden, Hausaufgaben offline zu erledigen und erst nach geta- „Du bist mehr als deine ´Likes´!“ ansonsten wird die „Streak“ (Streifen) beendet und „die ner Arbeit wieder einzuschalten; an Sonntagen nur kurz Flammen“ erlöschen bzw. verfallen. So weit so gut - und morgens und dann erst wieder ab 16 Uhr online zu sein, für mich folgt die Erkenntnis, dass ich von der Lebenswelt um sich wirklich Zeit für die Familie nehmen zu kön- meiner Schüler/innen eigentlich wenig Ahnung habe. nen; spätestens beim ins -Bett-Gehen muss das Handy Neue Medien und Medienerziehung im Religionsunterricht – „auch schlafen gehen“. Weitere Vorschläge: Ein tolles am Beispiel der Nutzung von Handys Als selbstbewusster Erwachsener mit einigen guten Erlebnis nicht zu posten, sondern den nächsten Tag ab- Freunden kann ich mich nur wundern; jedoch kann für zuwarten und es der Freundin zu erzählen und sich ih- Letzte Unterrichtsstunde am Vormittag: Ich gehe in die tehaltungen und Vorstellungen zu konfrontieren bzw. eine 13-Jährige oder einen 13-Jährigen - auf der Suche ren Gesichtsausdruck anzusehen; aus krankmachenden Klasse und was erwartet mich? Rund um den Tisch steht zu ergänzen. Wir müssen in einen „Aushandlungspro- nach seinem Selbstwert - das Wissen über einen „ab- Gruppen auszusteigen und sich selbst zu beobachten. „eine Traube“ von Kindern, die leicht schockiert und zess“ (Elmar Fiechter-Alber) eintreten, der alle Betei- laufenden Freundschaftsnachweis“ zur existenziellen leicht belustigt auf eine herausgerissene Pultschublade ligten in gewissem Maße zufriedenstellt. Hierbei ist es Krise werden. „Offline – weil ICH es mir wert bin“ blicken. Es ist nicht irgendeine Schublade, sondern die sinnvoll, die unterschiedlichen Gesprächssituationen Im Sinn eines kompetenzorientierten Unterrichts setzen „heilige“ Handyschublade. Das ist an unserer Schule ins Auge zu fassen und zu differenzieren. Gelten beim wir uns dabei mit lebensrelevanten Lernzielen ausein- Jugendlich sein ist nicht leicht - und „Follower“ jener Ort, an dem die Mobiltelefone am Vormittag „ras- gemeinsamen „Abhängen“ im Park die gleichen Regeln ander: ten dürfen“. Darauf hat sich unsere Schulgemeinschaft wie in einem Gespräch mit den Eltern? Ist ein gemein- machen es noch schwerer geeinigt. Warum? schaftliches Abendessen am Sonntag mit der Familie Patrick Grasser bezeichnet das Handeln der Schüler/ ÂÂ Wir emanzipieren uns gegenüber unserem Handy gleichbedeutend wie ein schnelles Mittagessen mit den innen im Netz als virtuellen Exhibitionismus (:in Reli- und gegenüber digitalen Medien. Wir üben ihren Wir wollen den Schülerinnen und Schülern eine mög- Kolleginnen und Kollegen in der Kantine? Erlaubt ein gion, Nr.5, 2011, S. 5). Freizügig präsentieren sie sich richtigen Gebrauch ein und stellen klar, wer wen lichst stressfreie Lernumgebung ermöglichen. Die Ver- intensiver Lernprozess den ständigen Blick auf das im virtuellen Raum, „snapen“ Bilder von sich, „twittern“ benützt. Das gilt übrigens für Kinder und Jugendli- suchung, sich ablenken zu lassen und der Drang, auf Handy? Welche Situationen verlangen von uns unein- über ihre Befindlichkeiten und „streamen“ live diverse che gleichermaßen wie für Erwachsene. jede Vibration zu reagieren, waren viel zu groß. Für geschränkte Aufmerksamkeit? Unterrichtsstunden. Sie sind immer auf der Jagd nach ÂÂ Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern uns Lehrerinnen / Lehrer ist es eine akzeptable Lösung. selbstwertsteigernden „Likern“ und „Followern“. thematisieren wir ihren (Selbst-)Wert und ihre Ist es aber für das „richtige Leben“ und für das Erlernen Das Thematisieren unterschiedlicher Anforderungen Würde als Person: „Du bist ´offline´, ´unvernetzt´ lebensbedeutsamer Kompetenzen der Schülerinnen an verschiedene Situationen machen die Sache für die Gefangen in dieser unreal-realen Parallel-Welt (bewusst und ´ungeteilt´, also alleine mit dir und deinen und Schüler nicht eher kontraproduktiv? Schüler/innen klarer und die Anliegen der Erwachse- oder unbewusst) heißt es für die Jugendlichen von Erlebnissen - wunderbar, einzigartig und absolut nen verständlicher. Sie helfen beim Bearbeiten von Ge- heute, zuallererst einmal mitzumachen. Dabei zu sein, vollständig...“ Jugendliche durchbrechen mit ihren Handys nerationskonflikten. eigentlich ungefragt, ist irgendwie selbstverständlich. ÂÂ Wir fördern ihr Selbstbewusstsein, indem wir die soziale vierte Wand Man möchte auf jeden Fall „dazugehören“. Das stän- verdeutlichen: „Ich kann es mir leisten, offline zu Beim Theater und Film spricht man vom Durchbrechen Ein neuer Wert im Wertekanon dige Online-sein-Müssen ist so gesehen keine Unart, sein!“ „Ich kann offline sein, weil ICH es mir wert der vierten Wand, wenn der Akteur mit dem Publikum Exklusivität bzw. Ausschließlichkeit könnte als neu ent- sondern eine jugendliche Notwendigkeit. „Das Handy bin“. „Ich bin einmalig und einzigartig – und ich oder den Zusehern in Kontakt tritt. Das Geschehen deckter Wert in den Wertekanon aufgenommen wer- ist mein bester Freund!“, hat mir neulich eine Schülerin bin mehr als meine „Likes“ und meine „Followers“. wird um eine Ebene erweitert. Unsere Schülerinnen den: „Ich nehme mir die Zeit für dich. Ich bin voll und gesagt. Das ist sicher kein Einzelfall. Entscheidend sind wirkliche Freunde und Freund- und Schüler tun das in ihrer jugendlichen Interaktion ganz für dich da - ohne Ablenkung. Ich schenke dir schaften. regelmäßig, selbstverständlich und ohne Vorbehalte. meine volle Aufmerksamkeit.“ Warum? „Weil du es mir Darüber reden und diskutieren Der User im sozialen Netz hat die gleiche Priorität wie wert bist.“ Als geschulter Religionspädagoge müsste ich Das Thematisieren ist wohl auch hier das Schlüssel- Der Religionsunterricht kann den Schülerinnen und das Gegenüber. Gespräche finden auf mehreren Ebe- jetzt eigentlich zufrieden sein und ein Modul vorberei- wort: Darüber zu sprechen; sich erzählen zu lassen, Schülern (nur) Anregungen geben, Hilfestellungen leis- nen mit verschiedenen Personen an unterschiedlichen ten zum Thema „Exklusivität – ´Du bist es mir wert!´ was in diversen Klassengruppen „so los ist“. Es geht ten, Wissen weitergeben und Kompetenzen fördern, Orten statt. Durch das Handy wird der Aktionsradius “ Die Gefahr ist allerdings, dass ich es wieder nur aus darum, sich erklären zu lassen, wie die unterschied- also gleichsam „den Samen streuen“. Ernten müssen der Interaktion um ein Vielfaches erweitert. meiner Perspektive betrachte und die Lebenswelt der lichen (un)sozialen Netzwerke funktionieren; sich die die Betroffenen selber. Aber wie bei der religiösen Er- Schüler/innen „außenvor“ lasse. Nöte beschreiben zu lassen, die innerhalb einer Grup- ziehung gilt auch hier: „Was ernten, wenn nie etwas Sich auf Werte einigen pe erzeugt werden können. Schließlich soll aufgezeigt gesät wurde?“ Wenn es aber im Religionsunterricht ge- Diese „neue“ Situation ist realistischer Weise zur Kennt- Was war vor der Unterrichtsstunde geschehen? Die werden, dass es allen gleich geht. lingt, im Umgang mit dem Handy zu einem solchen nis zu nehmen. Daher gilt es, die neuen Kommuni- Schublade war aufgebrochen und die Handys wurden Perspektivenwechsel zu ermutigen, dann ist er echte kationsregeln unserer Schüler/innen mit unseren Wer- widerrechtlich entwendet. Nach einem kurzen „Don- Wir Lehrerinnen und Lehrer können von unseren Er- Lebenshilfe. # # Literaturhinweise siehe S. 23. 18 19
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