#follow.medien - Herbstsymposium 2018 Einladung zum im Blattinneren! - Diözese Innsbruck

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#follow.medien - Herbstsymposium 2018 Einladung zum im Blattinneren! - Diözese Innsbruck
Ausgabe 02/2018 | 30. Jahrgang, Juni 2018

                               #follow.medien

      Einladung zum
Herbstsymposium 2018
    im Blattinneren!

 # Medienethik in der Schule
   Umgang mit Medien
                                „Du bist mehr als deine ´Likes´!“ Neue Medien
                                und Medienerziehung im Religionsunterricht
#follow.medien - Herbstsymposium 2018 Einladung zum im Blattinneren! - Diözese Innsbruck
Vorwort
    INhalt
     3
          Maria Plankensteiner-Spiegel
          VORWORT
                                                                                                                                                                                 Mag.a Maria Plankensteiner-Spiegel
                                                                                                                                                                                 Leiterin des Bischöflichen Schulamtes

          Dietmar Regensburger
     4    Medienethische Herausforderungen im globalen Datenstrom                           Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
          Johannes G. Maurek
     8    Medienethik in der Schule?
                                                                                            Seitenblicke ORF 2 – ja, manchmal schau ich so etwas –,    in produktive Ziele um? — In ihrem Standard-Kommen-
          Karl Peböck                                                                       irgendwann im Februar 2018, Bericht von einem Schi-        tar vom 27.04.2018 zu den Defiziten der momentanen
     10   Lebenslanges Lernen – vernetzt und selbstorganisiert                              tag für alle Schülerinnen und Schüler Kärntens. Promis,    Digitalisierungsdiskussion betonen Nico Stehr und Dus-
                                                                                            Sportlerinnen, Musikidole, und die neuen Stars, sog.       tin Voss: „Im Grunde bestehen die Schlüsselkompe-
     12   Einladung und Programm zum Herbstsymposium                                        „Influencer“ waren als Motivationsschub und Anreiz         tenzen in der digitalisierten Welt darin, Information
                                                                                            für die Jugendlichen dabei. Eine der Prominenten, eine     intelligent auszuwählen, diese zu bewerten und schlus-
          Bernhard Lammer
     13   Erfahrungen aus der AV-Medienstelle der Diözese
                                                                                            Bloggerin, wurde von den Reportern danach gefragt,
                                                                                            was die Jugendlichen am meisten interessiert habe. Die
                                                                                                                                                       sendlich zu produktivem Handeln umzusetzen.“ Denn
                                                                                                                                                       Wissen alleine bedeute noch nicht, Probleme lösen zu
          Andreas Sappl                                                                     Antwort war: „Wie viele Follower ich habe“.                können. Im Erwerb dieser Meta-Kompetenz liegt wohl
          Zur Bedeutung von Mediendidaktik in der Ausbildung an der                                                                                    die echte Herausforderung für jede digitale Bildung in
     14   KPH Edith Stein. Konzepte – Herausforderungen – Impulse                           Als jemand, die zur Generation der Babyboomer (vor         der Schule.
                                                                                            1965 geboren) gehört, ist mir diese Welt nicht vertraut.
          Winfried Schluifer                                                                Die Schülerinnen und Schüler aber, mit denen wir es        Wir, die KPH Edith Stein und das Bischöfliche Schulamt
     16   Urheberrecht anhand des Rechtes am eigenen Bild                                   zu tun haben, wachsen selbstverständlich mit Touch-        mit der Medienstelle, wollen uns dem Thema „Digitale
          David Erhart                                                                      pad und Smartphone auf, das World Wide Web ist Teil        Medien“ offensiv stellen. Unterschiedliche Aspekte, von
          „Du bist mehr als deine ´Likes´!“                                                 ihrer Identität und ihres Alltags.                         der Ermutigung, sich einzulassen, Erfahrungsberichten
          Neue Medien und Medienerziehung im Religionsunterricht –                                                                                     aus der Praxis bis zu Hinweisen zum Urheberrecht sol-
     18   am Beispiel der Nutzung von Handys                                                Schule ist gefordert, Kinder und Jugendliche zu kriti-     len Sie alle unterstützen, sodass Sie sich gut auf die
                                                                                            scher Teilhabe an der Gesellschaft zu befähigen. Damit     Welt Ihrer Schülerinnen und Schüler einlassen können.
          Bernhard Lammer                                                                   ist die Auseinandersetzung mit „Schule 4.0“ eine be-
     20   AV-Medienstelle – Neue Medien zum Thema                                           rechtigte – wenngleich nicht immer beliebte — Forde-       Dazu wünsche ich Energie und Neugier und grüße Sie
                                                                                            rung an alle Lehrpersonen aller Fächer, auch Religion.     alle herzlich
     22   Nachrufe
                                                                                            Kenntnisse im IT-Bereich sind natürlich sehr rasch ver-
     23   Personalia und Impressum                                                          altet, das haben alle Entwicklungen gezeigt. Wichtig       Ihre
                                                                                            scheinen daher Fragen nach den kognitiven und sozia-
                                                                                            len Fähigkeiten, die der Umgang mit der digitalen Ent-
          Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autorin / des Autors    wicklung erfordert: Was macht man mit der gesammel-        Maria Plankensteiner-Spiegel
          wieder und müssen nicht der Meinung der Herausgeber entsprechen.                  ten Datenflut? Wie setzt man die neue Informationsfülle

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                                                                                                                                                                                                                         3
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graphische und kulturelle Grenzen hinweg und neue         Analysen Einsichten und Erkenntnisse über Zusammen-
                                                                                                                            Möglichkeiten der Zusammenarbeit für die Schaffung        hänge verschiedenster Natur sowie statistische Aussa-
                                                                                                                            einer besseren Welt ermöglichen sollte, heute Realität    gen über zukünftige Ereignisse formulieren (sog. Pre-
                                                                                                                            geworden? Wiewohl uns das Internet viele neue Mög-        dictive Analytics). Die Anwendungsmöglichkeiten von
                 Ass. Prof. Dr. Dietmar Regensburger,
                                                                                                                            lichkeiten und Annehmlichkeiten eröffnet, sowohl im       Big Data sind nahezu unbegrenzt und reichen – um nur
                 Institut für Systematische Theologie                                                                       Berufsleben als auch in der Freizeit, werfen gerade       einige zu nennen – von der Wissenschaft, dem Verteidi-
                 der Universität Innsbruck                                                                                  jüngste Ereignisse und Skandale, wie etwa die vielbe-     gungssektor, dem Finanz- und Bankensektor, dem Kon-
                                                                                                                            achtete ungesetzliche Weitergabe von Millionen pri-       sumsektor, dem Gesundheits- und Versicherungswesen,
                                                                                                                            vater Nutzerdaten an die Firma Cambridge Analytica        der Strafverfolgung bis hin zum politischen Wahlkampf.4
                                                                                                                            durch Facebook sowie weitere Formen der digitalen
                                                                                                                            Einflussnahme auf demokratische Wahlen, eine Reihe        „Das Ausmaß der installierten und weiter wachsenden
                                                                                                                            von Fragen auf, die gegenwärtig heftig diskutiert wer-    technologischen Infrastruktur, die unsere Gesellschaft

          BIG BROTHER vs.
                                                                                                                            den. Auch der „Erfinder“ des Internet, Tim Berners-Lee,   als soziotechnisches System prägt bzw. überhaupt erst
                                                                                                                            zog Anfang Mai 2018 bei einem vielbeachteten Vortrag      operieren lässt, stützt die These, dass der Big Data-Kom-
                                                                                                                            an der M.I.T. eine ernüchternde Bilanz. Obwohl das        plex eine – stille – ‚Revolution‘ darstellt“5, die sich nach-
                                                                                                                            Internet maßgeblich zur Informationsverbreitung und       haltig auf unsere Lebensweise und unsere Weltsicht

             BIG DATA?
                                                                                                                            zur Zusammenarbeit beigetragen habe, habe es sich 29      auswirken wird. Im Vordergrund steht dabei „nicht die
                                                                                                                            Jahre nach seiner Einführung sehr weit von seiner ur-     Technologie, sondern die mit ihr einhergehende Sicht
                                                                                                                            sprünglichen Utopie entfernt. Lasche Gesetze zur sog.     auf die Welt, die neupositivistische Handhabung von
                                                                                                                            Netzneutralität, also zur gleichberechtigten Übertra-     Datenbeständen über die Vergangenheit und die Prog-
                                                                                                                            gung von Daten im Internet, würden es großen Firmen       nosen über zukünftiges menschliches Verhalten. Es sind
                                                                                                                            freistellen, selber festzulegen, auf welche Inhalte die   diese Verschiebungen, die Begriffe wie Selbstbestim-
      Medienethische Herausforderungen im globalen Datenstrom                                                               Nutzer zugreifen können und auf welche nicht; und         mung, Souveränität oder freier Wille herausfordern.“6
                                                                                                                            er verweist dabei auf die aktuelle Kontroverse um das
                                                                                                                            Recht auf Privatsphäre im Cambridge Analytika Skandal     Ein Grundanliegen der Aufklärung war es, den Men-
                                                                                                                            und die Präsidentschaftswahlen in den USA.                schen aus seiner Unmündigkeit zu befreien und ihn zu
    George Orwell hatte in seinem Roman 1984 ein düs-            minder folgenschweres Phänomen seinen Ausgang. Am                                                                    einem autonomen, selbstbestimmten Wesen zu erzie-
    teres und erschreckendes Zukunftsszenario entwickelt.        12. März 1989 legte der britische Physiker und Mathema-    Das Internet werde der ursprünglichen Intention dia-      hen. Dazu gehört auch wesentlich der freie Zugang zu
    In dem im Jahr 1984 angesiedelten totalitären Über-          tiker Tim Berners-Lee seinem Arbeitgeber CERN seine        metral zuwiderlaufend zunehmend durch einige we-          Bildung und die Freiheit der ungehinderten Informa-
    wachungsstaat sind die Menschen vollkommen ihrer             Vision für ein netzwerkbasiertes Hypertextsystem vor.      nige Riesen wie Twitter und Facebook dominiert, was       tion. Erst dadurch können „Wissensansprüche kritisch
    Privatsphäre beraubt. Eine allgegenwärtige „Gedanken-        Mittels einer Kombination des Hypertext-Übertragungs-      zur Folge habe, dass das Internet mehr und mehr den       hinterfragt werden und Monopole der Belehrung und
    polizei“ überwacht dort permanent die gesamte Bevöl-         protokolls HTTP mit einer maschinenlesbaren Sprache        Interessen des kapitalistischen Systems anstelle der      der Beeinflussung von Menschen überwunden wer-
    kerung mit audiovisuellen Mitteln und unterzieht die         (HTML) und eines sog. Uniform Resource Locators            Stärkung der Individuen diene. Als Gegenmaßnahmen         den“.7 Die medienethische und -pädagogische Reflexion
    Menschen mittels Propaganda einer permanenten Ge-            (URL) entwickelte Berners-Lee ein informations- und        schlägt Berners-Lee Maßnahmen zur Rückeroberung           der Vergangenheit hat sich bis in die Gegenwart meist
    hirnwäsche und schürt gezielt Hass und Furcht durch          kommunikationsteilendes Modell, das kurze Zeit später      der Kontrolle über die eigenen Daten sowie eine neu-      an diesem Grundparadigma der Aufklärung orientiert
    ein imaginäres Feindbild.                                    zum sog. World Wide Web werden sollte.                     erliche Dezentralisierung des Internets vor; beides mit   und die Medienkompetenzförderung unter dieser Rück-
                                                                                                                            dem vorrangigen Ziel, ein Web zu errichten, das vor-      sicht reflektiert, insbesondere als reflexive Reaktion auf
    Bekanntermaßen ist Orwells Dystopie in der von ihm           Was ursprünglich in erster Linie zur Erleichterung des     nehmlich den Interessen der Wissenschaften und der        die mit der Einführung neuer Medien verbundenen ge-
    skizzierten Form bis heute nicht Realität geworden. Im       weltweiten Austausches von Informationen zwischen          Demokratie diene.3                                        sellschaftlichen Herausforderungen (vgl. etwa die Erfin-
    Gegenteil, auf den ersten Blick schien mit dem Fall der      Wissenschaftlern gedacht war, sollte sich rasend schnell                                                             dung von Film und Fernsehen im 20. Jahrhundert).
    Berliner Mauer im Jahr 1989 und dem anschließenden           zu einer mit der Erfindung des Buchdruckes vergleich-      Big Data – eine stille Revolution
    Zusammenbruch der realsozialistischen Sowjetunion            baren technischen Innovation entwickeln, die heute         Die rasante Entwicklung des Internets und die mit ihr     Notwendige Vorsicht und Widerstand gegenüber Ten-
    die Ära großer diesseitiger und totalitärer Gesellschafts-   unser Alltags- und Berufsleben maßgeblich bestimmt.        verbundenen aktuellen Ereignisse, die nur eine Spitze     denzen zu einem Überwachungsstaat a la 1984, in dem
    ideologien an ihr Ende gekommen; ein unaufhaltsamer          Schon im Jahr 2008 gab es mehr Geräte mit Internet-        des Eisberges abbilden, stellen auch eine enorme me-      das Mündig-Werden von Menschen durch totale Über-
    weltweiter Siegeszug von Demokratie und Marktwirt-           anschluss als Bewohner unseres Planeten. Schätzungen       dienethische und -pädagogische Herausforderung dar.       wachung und Progaganda offen und invasiv unterbun-
    schaft westlich-liberaler Prägung wurde von manchen          zufolge werden bis 2020 weltweit auf jeden Menschen        Die Digitalisierung aller Lebensbereiche führt zu einem   den wird, lassen sich aus dem Anspruch der Erziehung

                                                                                                                                                                                                                                o
    für unausweichlich gehalten.1                                voraussichtlich sieben vernetzte Geräte entfallen.2 Ist    schnellen und unkontrollierten Anwachsen von Daten-       zur Mündigkeit medienethisch sehr gut begründen; und
                                                                 somit Berners-Lees Vision eines dezentralisierten In-      beständen - ein Phänomen, das gemeinhin unter dem         medienpädagogische Konzepte gibt es dafür aufgrund
    Parallel zu diesen geschichtsträchtigen Ereignissen nahm     ternets, die er im Jahr 1989 formulierte und die den       Schlagwort „Big Data“ zusammengefasst wird. Aus die-      der langen Auseinandersetzung mit dem Faschismus
    im selben Jahr ein weit weniger bekanntes, aber nicht        Menschen freien Zugang zu Information über geo-            sen riesigen Datenbeständen lassen sich durch gezielte    und dem Nationalsozialismus bereits zuhauf. Die zuneh-

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                                                                                                                                                                                                                                                      #
                                                                                                                                                                                                                                                      5
#follow.medien - Herbstsymposium 2018 Einladung zum im Blattinneren! - Diözese Innsbruck
mende stille und intransparente Lenkung unserer Welt-          tion von diversen facebook-Likes, Google-Suchen
    sicht, unserer Begehren und unseres Alltagsverhaltens          und digitalem Kaufverhalten können mit großer
    durch vielfältige Big Data Applikationen wirft dagegen         Wahrscheinlichkeit sexuelle Orientierung, Bil-
    neue medienethische Fragen auf, nach dem, was legal            dungsniveau und politische Ansichten abgeleitet
    und legitim in der digitalen Welt ist und welche Wer-          werden, ebenso wie aus der Kombination tausend-
    te und Normen bei der digitalen Transformation gelten          er Datenpunkte die tatsächliche oder vermeint-
    sollen. Weder eine einfache Adressierung von Selbst-           liche Kreditwürdigkeit, Krankheitsanfälligkeit oder
    verantwortung im Sinne eines einfachen „think before           „Arbeitsplatztauglichkeit“ von Individuen errechnet
    you post“ noch die Entwicklung von Medienkompetenz             werden kann. Dadurch können Versicherungen,
    im Sinne eines „Internetführerscheins“ reichen da aus.8        Banken, Unternehmen ihre Kunden bzw. Mit-
                                                                   arbeiter „raten, scoren, taxieren“.10
    Medienethik Revisited
    Gibt es überhaupt sinnvolle Möglichkeiten zur (Wieder-)     ÂÂ Der Aufbau alternativer Webstrukturen muss
    Gewinnung von (Medien-)Mündigkeit im Zusammenhang              forciert und erweitert werden (vgl. open data,
    mit Big Data, insbesondere für die Arbeit mit Kindern und      dezentrales Web).
    Jugendlichen? Wir wollen hier einige Vorschläge summa-                                                               ÂÂ Was gebe ich durch den Inhalt oder die Art des
    risch aufzählen, schicken aber voraus, dass diese Über-     ÂÂ Die Allgegenwärtigkeit der Datenerfassung und            Kommunizierens im digitalen Raum von mir selbst
    legungen nur in Kombination mit einer umfassenderen            die Informatisierung unserer gesamten Lebens-            preis (vgl. Selbstoffenbarung in der digitalen Kom-
    ethischen Reflexion überhaupt einen Sinn ergeben:              welt führen zu einer schrittweisen Auflösung             munikationssphäre)? Wer und was ist authentisch
                                                                   des sog. Werkzeughandelns. „IT Infrastrukturen           bzw. fiktiv?
    ÂÂ Zunächst geht es einmal darum, Möglichkeiten                sind integraler Teil des soziotechnischen Systems
       aufzeigen, wie man die eigenen Datenspuren, die             Gesellschaft – immer und überall. Um dieser           ÂÂ Was soll durch Kommunikation oder Nicht-Kom-
       man im Internet zwangsläufig hinterlässt, zumind-           Auflösung und Entgrenzung Rechnung zu tragen,            munikation bewirkt werden?
       est partiell kontrollieren und begrenzen kann.              sollte auch der medien- und Big Data-orientierte
       Dabei muss auch besonders dem sog. „Privacy-                Kompetenzbegriff nicht am Werkzeughandeln des         Angesichts der Neuartigkeit und Rasanz des Phäno-
       Paradox“ Rechnung getragen werden. Damit                    Einzelnen ausgerichtet sein, sondern ökologisch       mens Big Data stehen wir erst am Anfang einer solchen
       wird das Phänomen beschrieben, dass besonders               erweitert und auf verschiedenen systemischen          Reflexion über eine Ethik digitaler Kommunikation.
       jugendliche Nutzer den Schutz ihrer Privatsphäre            Ebenen verortet werden.“11                            Klaus Schweinsberg weist zurecht darauf hin, dass es
       zwar für wichtig halten, dies aber selten auf ihr                                                                 sowohl von zivilgesellschaftlicher wie von kirchlicher
       eigenes Handeln übertragen. Eine Ursache dafür           Ethik digitaler Kommunikation                            Seite vermehrt engagierte Vorstöße gibt, die auf ethi-
       könnte besonders bei den sog. digital natives der        Um diesen radikalen gesellschaftlichen Transformati-     sche Regelungsnotwendigkeiten in der digitalen Kom-
       Glaube sein, die digitale Selbstdarstellung unter        onsprozessen Rechnung zu tragen, schlagen einzelne       munikationssphäre hinweisen. Auch Papst Franziskus       1.    Vgl. Fukuyama, Francis, Das Ende der Geschichte, Kindler, München 1992.
       Kontrolle zu haben. Eine andere könnte die starke        AutorInnen vor, den klassischen Medienethikbegriff       hat sich erst jüngst im Schreiben „Fake News und Jour-   2.    Gapski, Harald, „Big Data und Medienbildung – eine Einleitung“, in: Big Data und Medi-
                                                                                                                                                                                        enbildung. Zwischen Kontrollverlust, Selbstverteidigung und Souveränität in der digi-
       Gewöhnung – bis hin zur Abhängigkeit – an den            durch „Digitale Ethik“12 oder durch „Ethik digitaler     nalismus für den Frieden“ aus Anlass des 52. Welttages         talen Welt, hg. v. Harald Gapski, kopaed verlagsgmbh, Düsseldorf 2015, S. 9.
                                                                                                                                                                                  3.    Corbes, Jessica, „‚From Utopia to Dystopia‘ and Back Again: Internet Pioneer Tim Bern-
       Komfort der digitalen Dienste und Geräte sein.9          Kommunikation“13 zu ersetzen, durch die reflektiert      der sozialen Kommunikationsmittel dieses Themas                ers-Lee Calls for ‚New Web‘ That Reclaims Original Democratic Principles”, in Common
       Der jüngste Facebookskandal kann dazu beitragen,         werden soll, wie ein gelingendes Leben im digitalen      angenommen. In Auseinandersetzung mit sog. „Fake               Dreams, 03.05.2018: https://www.commondreams.org/news/2018/05/03/utopia-dys-
                                                                                                                                                                                        topia-and-back-again-internet-pioneer-tim-berners-lee-calls-new-web
       hier ein besseres Problembewusstsein zu schaffen,        Zeitalter aussehen könnte. Einige Kernfragen, die im     News“ hat er sich mit Fragen nach dem Ursprung und       4.    Vgl. Gapski, „Big Data und Medienbildung – eine Einleitung“, a.a.o., S. 10-12.
                                                                                                                                                                                  5.    Ebda, S. 13.
       und die allzu freigiebige zur Verfügung- bzw. zur        Zentrum einer solchen digitalen Ethik stehen, sollen     Sinn von menschlicher Kommunikation befasst - und        6.    Ebda.
       Schau-Stellung persönlicher privater Daten aus           zum Schluss noch knapp umrissen werden:                  damit verbunden auch mit der Frage nach Wahrheit         7.    Vgl. Schweidler, Walter, Kleine Einführung in die angewandte Ethik, Springer VS, Wies-
                                                                                                                                                                                        baden 2018, S.205.
       mangelndem Problembewusstsein oder Gleich-                                                                        und Lüge in der menschlichen Kommunikation und mit       8.    Vgl. Brüggen, Niels, „Gedanken zur Neuausrichtung der Medienkompetenzförderung
       gültigkeit zu hinterfragen. Die soeben in Kraft get-     ÂÂ Welcher Grad an (geforderter oder geschuldeter)       deren gesellschaftlichen Auswirkungen:                         angesichts Big Data“, in: Big Data und Medienbildung, a.a.o., S. 55, 59.
                                                                                                                                                                                  9.    Grimm, Petra/Kimmel, Birgit, „Big Data und der Schutz der Privatsphäre –Medienethik
       retene Datenschutzverordnung der Europäischen               Transparenz ist auf den unterschiedlichen Ebenen                                                                     in der medienpädagogischen Praxis, in: Big Data und Medienbildung, a.a.o., S. 121.
                                                                                                                                                                                  10.   Siehe Gapski, Harald, „Medienbildung in der Medienkatastrophe – Big Data als Heraus-
       Union kommt in dieser Hinsicht auch gerade zur              (Mikro-, Meso-, Makroebene) sinnvoll bzw. not-        „Im Plan Gottes ist die Kommunikation eine wesentli-           forderung“, in Big Data und Medienbildung, a.a.o, S. 68f., 72; sowie Grimm/Kimmel, „Big
       rechten Zeit.                                               wendig?                                               che Art und Weise, Gemeinschaft zu leben. Der Mensch,          Data und der Schutz der Privatsphäre, a.a.o., S. 113f.; zum Unterschied zw. Information
                                                                                                                                                                                        und Wissen siehe auch Schweidler, Kleine Einführung in die angewandte Ethik, a.a.o.,
                                                                                                                         Abbild und Ebenbild des Schöpfers, hat die Fähigkeit,          S. 210f.
                                                                                                                                                                                  11.   Gapski, „Medienbildung in der Medienkatastrophe a.a.o, S. 70.
    ÂÂ Der Glaube, dass große Datensätze uns Zugang             ÂÂ Welcher Begriff von Wahrheit liegt einer digitalen    das Wahre, das Gute und das Schöne zum Ausdruck zu       12.   Grimm/Kimmel, „Big Data und der Schutz der Privatsphäre, a.a.o., S. 115.
       zu einer höheren Form der Intelligenz und des               Ethik zugrunde? Mit dieser Frage korrespondie-        bringen und es mit den anderen zu teilen. Er hat die     13.   Schweinsberg, Klaus, „Ethische Grundfragen digitaler Kommunikation“, in: Stimmen der
                                                                                                                                                                                        Zeit, Heft 3 (2018), S. 173.
       Wissens verschaffen, muss als Mythos entlarvt               ren auch Fragen zu den digitalen Phänomenen           Fähigkeit, von seiner Erfahrung und von der Welt zu      14.   Papst Fraziskus, Fake News und Journalismus für den Frieden. Botschaft zum 52. Welt-
       werden. Ebenso die naive Vorstellung, es gäbe so            Cyber-Mobbing, Hate Speech und Fake News in           erzählen, und so die Grundlagen für das Gedächtnis             tag der sozialen Kommunikationsmittel, 24. Jänner 2018: https://w2.vatican.va/con-
                                                                                                                                                                                        tent/francesco/de/messages/communications/documents/papa-francesco_20180124_
       etwas wie „belanglose Daten“. Aus einer Kombina-            Social Media.                                         und das Verständnis der Ereignisse zu schaffen.“14             messaggio-comunicazioni-sociali.html

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                                                                                                                                                                                                                                                                                  #
                                                                                                                                                                                                                                                                                  7
#follow.medien - Herbstsymposium 2018 Einladung zum im Blattinneren! - Diözese Innsbruck
„Würdest du mir bitte sagen,                          sollen. Medienethische Argumentationsverfahren sind          tigkeit (und damit der Würde) des Menschen haben,
                 Prof. Johannes G. Maurek, MA, MSc,                           wie ich von hier aus weitergehen soll?“               demnach rational begründet und auf Plausibilität und         werden im Sinne des deontologischen Paradigmas als
                 Institutsleiter des Instituts für Fernstudien und
                 didaktische Entwicklung der KPH Edith Stein,                 „Das hängt zum großen Teil davon ab,                  vernünftige Akzeptanz angewiesen (Rath 2010).                „Diskursethik“ (Apel 1976b; Habermas 1982) bezeich-
                 Salzburg                                                     wohin du möchtest“, sagte die Katze.                                                                               net. Sie hat sich als Verfahren zur ethischen Konsensfin-
                                                                                                                                                                                                 dung unter Realisierung von Unparteilichkeit u. a. auch
                                                                                             (Lewis Carroll, Alice im Wunderland)
                                                                                                                                                                                                 in der theologischen Ethik bewährt (Apel 1976a).

                                                                                                                                                                                                 Schorb weist darauf hin, dass Medienethik früher pau-

              Medienethik
                                                                                                                                                                                                 schal unter Reflexivität subsumiert werden konnte, da
                                                                                                                                                                                                 die gesellschaftliche Dimension des Denkens und Han-
                                                                                                                                                                                                 dels in weit stärkerem Maße präsent war, als es heute
                                                                                                                                                                                                 in Zeiten der zunehmenden Individualisierung und der
                                                                                                                                                                                                 personalisierten Netzdistribution und -kommunikation

                                                                     in der Schule?
                                                                                                                                                                                                 der Fall ist. Diese Entwicklungen im Netzbereich werden
                                                                                                                                                                                                 nicht mehr selbstverständlich unter dem Blickwinkel der
                                                                                                                                                                                                 sozialen Verantwortung betrachtet, sodass der ethische
                                                                                                                                                                                                 Standpunkt einer gesonderten Betrachtung bedarf und
    Für viele stellen „Fake-News“ den Beginn eines neuen,            ziert wird, inklusive ihrer Ideale und Werte, ihrer mo-        Operationalisierung von Medienkompetenz (nach D. Baacke)     als unverzichtbarer Bestandteil von Medienkompetenz
    „postfaktischen“ Zeitalters dar. Kein Begriff, kein The-         ralischen Überzeugungen sowie ihrer Begründungen                                                                            gesehen und sichtbar werden muss (Schorb 1997).
    ma wurde in der breiten Öffentlichkeit seit der Wahl             von konkreten Werten und Normen (Funiok 2011). Die             Sollen Medien in der Bildung und in digital gestützten
    Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten so                  Medienethik versteht sich als eine Form der Bereich-           Unterrichtssettings dazu beitragen, kritisches Reflexi-      Aus dieser Sicht hat eine nutzerorientierte Medienethik
    leidenschaftlich und gleichzeitig mitunter so grotesk            sethik (angewandte Ethik), die prinzipienorientierte Ar-       onsvermögen und eine werturteilende, argumentative           eine natürliche Nähe zu Medienerziehung und Medien-
    verzerrt diskutiert wie der Umgang mit Wahrheit oder             gumentation mit empirischen Aussagen verknüpft. Sie            Kompetenz auszubilden, so muss es umgekehrt auch             bildung und ist immer auch hauptsächlich Medien-
    besser mit Faktizität in den digitalen Diskussionsme-            beschränkte sich bislang hauptsächlich auf die Aspek-          darum gehen, mediale Angebote und Kommunikati-               Selbstbildung, zu der Bildungsinstitutionen allerdings
    dien. Inhalt und Art dieser Diskussion weisen oftmals            te der Produktion, Distribution sowie Rezeption von            onsformen hinsichtlich ihrer Inhalte, Funktionen und         anregen, anleiten und hinführen können. Die Herange-
    eher den Charakter eines wechselseitigen Belehrens               analog und digital vermittelten Medienangeboten. In-           Wirkungsweisen beurteilen zu können. Die Entwick-            hensweise der Medienpädagogik ist daher immer eine
    über richtige oder falsche Weltsichten auf. Sie sind Tei-        sofern kann die Medienethik aus der Perspektive ihrer          lung der Teilkompetenz der Medienkritik ist aus die-         reflexiv-begegnende, die Jugendliche nicht kulturpes-
    le eines gesellschaftlichen Prozesses, in dem sich ein           historischen Entwicklung als Professionsethik für Me-          sem Begründungszusammenhang heraus eines der                 simistisch vor Medieninhalten bewahren will (Bewahr-
    tiefer Vertrauensverlust gegenüber den etablierten Me-           dienschaffende und (professionelle) Medienrezipien-            Hauptziele schulischer Medienbildung, obwohl dieses          pädagogik). Vielmehr weist sie darauf hin, dass diese
    dien, die Hilflosigkeit gegenüber der Mediatisierung             ten verstanden werden. Diese bisher vorwiegend auf             Ziel bedauerlicherweise aktuell weder in den Curricu-        immer auf dem jeweiligen Wissens- und Erfahrungshin-
    des Lebens sowie eine Erosion normativer Werte in ei-            das Studium der Publizistik und Kommunikationswis-             la der Lehrer- und Lehrerinnenbildung explizit präsent       tergrund aktiv be- und verarbeitet werden soll. Denn
    ner pluralistischen Welt die Hand reichen.                       senschaft ausgerichtete Definition wird aufgrund der           (Himpsl-Gutermann et al. 2015), noch im Rahmen einer         jeder (junge) Mensch trägt das Potenzial zur kritischen
                                                                     zunehmenden Konvergenz der Medienangebote, in                  medienpädagogischen Gesamtstrategie ausreichend in-          Beurteilungsfähigkeit bereits in sich, das in pädagogi-
    Medienethik als interdisziplinäres                               denen - über enge Professionsgrenzen hinweg - Pro-             stitutionalisiert ist. Es muss also darum gehen, die Me-     scher Verantwortung einer Förderung und Entwicklung
     Reflexionsinstrument                                            duzenten (Producer) und Konsumenten (Consumer)                 dienethik als Bezugsdisziplin und als normative Grund-       bedarf. Die Vorstellung medialer Passivität ist ein oft
    Die aus dem genannten Konglomerat aus Vertrauens-                zu Mischformen (Prosumer) verschmelzen, zuneh-                 legung einer Digitalen Grundbildung im Bereich der           anzutreffender pädagogischer Alltagsmythos, der sich
    verlust, Überforderung und Werteerosion resultierende            mend aufgebrochen und erweitert. Seit einigen Jahren           Schule zu etablieren (Köberer 2017).                         allerdings empirisch nicht erhärten lässt. In Wirklichkeit
    Verunsicherung lässt den Ruf nach allgemein akzeptier-           ist auch im Bereich von Schule und Bildung eine zu-                                                                         ist die (ethisch fundierte) Kuratierung von Medienan-
    ten ethischen Richtlinien im Kontext des Medienhan-              nehmend systematische Beschäftigung mit ethischen              Grundlegende Prinzipien der Medienethik                      geboten, die Medienrezeption, Medienkommunikation
    delns und im Blick auf Medienerziehung in der Schule             Fragen des Medienhandelns feststellbar. Mediatisierung         Die Medienethik versteht sich als eine philosophische,       sowie Medienproduktion und -distribution durchwegs
    laut werden.                                                     und Digitalisierung berühren die Lebenswelten von              säkularisierte Ethik, die sich in ihren ethischen Aussagen   ein Prozess auf den höheren Komplexitätsebenen der
                                                                     Kindern und Jugendlichen nicht mehr bloß punktuell.            nicht an einer gottgegebenen Moral orientiert (Schicha       Lernzieltaxonomie nach Anderson & Krathwohl (Ana-
    Die relativ junge Disziplin der Medienethik befasst              Die Lebenswelt in ihrer Gesamtheit ist davon erfasst           2010), sondern am guten und gerechten Handeln. In-           lysieren, Bewerten, Produzieren).
    sich an den interdisziplinären Schnittstellen von Philo-         und geprägt.                                                   sofern existieren aus ihrer Sicht keine objektiven Werte,
    sophie, Informationstechnologie sowie Kommunikati-                                                                              sondern bloß intersubjektive Aussagen nach Kriterien         Medienethik in der Schule zielt darauf, zweifelhafte
    onswissenschaft und Publizistik bereits seit den frühen          In der klassischen und immer noch sehr anschluss-              der Rationalität, der Begründung und der Verallgemei-        Begriffsbildungen zu hinterfragen und sie hinsichtlich
    70er Jahren mit der Theorie und Praxis ethisch begrün-           fähigen Definition der Medienkompetenz von Dieter              nerungsfähigkeit. Ihr Geltungsanspruch umfasst nur ei-       der Absichten, die mit ihrer Verwendung verbunden
    deten Medienhandelns (Funiok 2015).                              Baacke (Baacke 2007) wird deren ethische Dimension             nen bestimmten Zeitraum und eine bestimmte Kultur,           sind, zu analysieren. Reflexive Medienkritik bedeutet,
                                                                     vor allem im Bereich der Medienkritik verortet, in dem         da diese ständigen Wandlungsprozessen unterworfen            das allzu Offensichtliche nicht als selbstverständlich
    Ethik wird hier als wissenschaftliche Form der Beschäf-          analytisches Denken (Erfassen von Prozessen) und re-           sind. Normative Geltungsansprüche, die in gewaltfreier       hinzunehmen, das Konstruierte zu dekonstruieren und
    tigung mit Fragen der Moral verstanden, wie sie in der           flexiver Rückbezug (Anwendung analytischen Wissens)            Kommunikation mit anderen begründet werden und die           ein Sensorium für Wahrheiten zu entwickeln, die mög-
    Gesellschaft oder in einem ihrer Teilbereiche prakti-            sozial verantwortet abgestimmt und angewandt werden            ihre Grundintention in der Freiheit und Selbstzweckhaf-      licherweise nur vorgeschoben sind.

#                                                                                                                                                                                                                                                                     #
                                                                                                                                                                                                                                     Literaturhinweise siehe S. 23.
8                                                                                                                                                                                                                                                                     9
Karl Peböck, BEd, MA,
                  Hochschullehrer und Leiter des Zentrums für
                  Medien an der PH Vorarlberg, Religionslehrer

     Lebenslanges Lernen
     – vernetzt und selbstorganisiert

     In den letzten Jahrzehnten hat unsere Gesellschaft ei-      Mobile Endgeräte, insbesondere Smartphones, entwi-        In den 1990er-Jahren taucht verstärkt der Begriff des        Diskurs beteiligen können. Einzige Voraussetzung ist
     nen radikalen Wandel erlebt: Globalisierung, Digitali-      ckeln sich zur „Cross-Technology-Plattform“ für alle      „Lebenslangen Lernens“ als Antwort auf den beschleu-         ein Twitter-Account.
     sierung, Mobilität und Individualisierung sind nur eini-    Lebensbereiche auf der technischen Grundlage des          nigten Wandel der Lebens- und Arbeitsverhältnisse und
     ge Schlagworte und Aspekte, die diese Veränderungen         „Always-In-Touch“ (Heinemann & Gaiser, 2016). Ker-        der Gesellschaft auf. Mit „Lebenslangem Lernen“ wer-         Im Gegensatz zu herkömmlicher Fortbildung sind bei
     zum Ausdruck bringen. Neue technologische Möglich-          kau bezeichnet Smartphones metaphorisch als „Fern-        den alle Lernprozesse verstanden, die der Mensch in          offenen Fortbildungsformaten alle Teilnehmer/innen
     keiten haben die Art und Weise, wie Menschen sich           bedienung des Lebens“ (Kerkau, 2012), womit er die        seinem gesamten Leben, in den verschiedensten For-           zugleich Lernende und Lehrende. Die Themen der
     informieren, miteinander kommunizieren und koope-           Nutzungsintensität und Web-Affinität der „Smart Na-       men und vielfältigsten Inhalten durchläuft (Hof, 2009).      Chats werden durch Vorschläge von Teilnehmenden
     rieren, entscheidend verändert. Nach Postmans Thesen        tives“ zum Ausdruck bringt. Diese Omnipräsenz hat         Es ist dies einerseits der Versuch einer Antwort auf die     ermittelt und demokratisch zur Wahl gestellt. Zu jedem
     zur Medientechnologie bringen technische Entwicklun-        auch Auswirkungen auf den Bildungsbereich und wird        gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit und        Chat werden im Zehn-Minuten-Takt Fragen gestellt, die
     gen einen gesellschaftlich-kulturellen Wandel mit sich.     dort in Politik und Gesellschaft - bezeichnenderweise     wird andererseits von den digitalen Medien in beson-         die Diskussion strukturieren. Beim Chat gibt es zwei
     Jede Technologie begünstigt eine bestimmte Art und          auch in den digitalen Medien - kontrovers und teilwei-    derer Weise ermöglicht. Von seinem Wesen her ist es          Moderator/innen, wobei auch die Moderation abwech-
     Weise, die Welt zu sehen, zu beurteilen und zu kom-         se heftig diskutiert. Polemik und Extrempositionen sind   personalisiertes Lernen, das auf folgenden Prinzipien        selt und Teilnehmer/innen sich auf Wunsch an der Mo-
     munizieren (Postman, 1992).                                 in dieser Frage allerdings nicht hilfreich. Die Bedeu-    beruht (Sauter, 2018): Arbeiten und Lernen wachsen           deration beteiligen können. Beim #relichat beteiligen
                                                                 tung der Lehrpersonen für das schulische Lernen ist       zusammen. Lernen wird ermöglicht durch Kollabora-            sich katholische und evangelische Religionspädagog/
     Heute darf man das Internet als das Leitmedium in Be-       nicht erst seit der Hattie-Studie bekannt und bewusst     tion und Vernetzung. Lernen erfolgt selbstorganisiert,       innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.
     zug auf Informations- und Wissensaneignung und Mei-         (vgl. Hattie, Zierer, & Beywl, 2014), und gute Lehrer/    anlassbezogen und bedürfnisorientiert. Lernen wird
     nungsbildung bezeichnen. Es beinhaltet ein beinahe          innen zu haben, ist für junge Menschen ein wichtiger      durch Netzwerke gefördert. Digitale Technologien er-         Alle Informationen zum #relichat auf
     zeit- und ortsunabhängig abrufbares riesiges Kompen-        Faktor für ein erfolgreiches Leben. Diese allein wer-     möglichen und fördern Vernetzung und Kollaboration           www.relichat.org.
     dium an Wissen und ist insofern ein ideales Werkzeug        den allerdings das Bildungsdilemma (massentaugliche       im Wissensaustausch und in der Problemlösung.
     für lebenslanges und selbstgesteuertes Lernen (Pschei-      Bildung bei extrem heterogenen Voraussetzungen bei
     da, 2010). Als partizipatives Beteiligungsmedium lädt       den Lernenden) nicht bewältigen können. Der Einsatz       #relichat - Twitterchat zur Religionspädagogik
     es zur Kommunikation und Kollaboration ein (Pschei-         von Internet und digitalen Medien kann ein bedeutsa-      Vernetztes, lebenslanges Lernen mit digitalen Medien
     da, 2010) und hat unsere Wissenskultur stark verändert      mer Schritt in Richtung Lösung sein. Zugleich ist die     gibt es auch für Relgionslehrer/innen: seit dem Früh-
     (Pscheida, 2009). Döbeli Honegger spricht in diesem         digitale Revolution doch auch eine Demokratisierung       jahr 2017 besteht der #relichat, ein wöchentlicher Twit-
     Zusammenhang auch von einem Leitmedienwechsel,              des Wissens und damit ein Angriff auf das Elitedenken     terchat zur Religionspädagogik. Ziel des #relichat ist ein
     der sich vor allem in den Faktoren der Digitalisierung,     im Bildungsbereich. Die Möglichkeiten des Lernens         Austausch unter Interessierten über Fragen des Religi-
     der Automatisierung und Vernetzung äußert (Döbeli           mit digitalen Medien nicht zu nutzen, wäre fahrlässig.    onsunterrichts. Twitter dient dabei als offene Diskus-
     Honegger, 2016).                                            Darin ein Allheilmittel für das Lernen zu sehen, wäre     sionsplattform, über die sich alle Interessierten ohne
                                                                 unverantwortlich.                                         formale Zulassungsbedingungen aktiv oder passiv am

#                                                                                                                                                                                                                                                          #
                                                                                                                                                                                                                          Literaturhinweise siehe S. 23.
10                                                                                                                                                                                                                                                         11
Wichtige Information
     Nach Drucklegung der Einladung hat uns Bischof Hermann Glettler mitge-
     teilt, dass er leider verhindert ist und das angekündigte Referat nicht halten
     kann. Als Referenten hat er uns Dr. Johannes Rauchenberger aus Graz
     empfohlen, der statt ihm das Thema „Bild. Macht. Kirche“ behandeln wird.
                                                                                                                                                                           Bernhard Lammer, BSc
     Dr. Rauchenberger ist Leiter des Kulturzentrums „Kultum“ bei den Minori-                                                                                              Leiter der AV-Medienstelle
     ten in Graz – einem Haus für zeitgenössische Kunst, Gegenwartskultur und                                                                                              der Diözese Innsbruck

     Religion – und Lehrbeauftragter an der Kath.-Theol. Fakultät der Universi-
     tät Graz und der Universität Wien.

                                                                                      Mind the Gap!
                                                                                      Die Medienstelle darf nun schon auf viele unterschiedliche Medientypen in den eigenen Regalen
     Einladung zum                                                                    blicken. Neben über 1800 DVDs stehen viele Videokassetten, Diareihen, Bildkarten, Tonbänder
                                                                                      und auch die uralt anmutenden Tonfilme. Tonfilme sind eigentlich auch der Inbegriff für den Be-

     HERBSTSYMPOSIUM                                                                  ginn von Multimedia. Als erstes Medium konnten sie bereits im Jahre 1922 exakt Ton und Bild
                                                                                      miteinander wiedergeben.
                                                                                      Fast ein Jahrhundert später haben wir es gleich mit        Mein Tipp: Lassen Sie sich helfen! Sei es von Kolleg-
     am 7. September 2018                                                             zwei Paradigmenwechseln zu tun: Einerseits die Frage       Innen, aber noch mehr von SchülerInnen. Anschlie-
                                                                                      des Medienträgers und seiner physischen Form, ande-        ßend halten Sie sich tunlichst an den Leitsatz: “Never
                                                                                      rerseits die Rolle der Pädagogin und des Pädagogen im      change a running System”.
                                                                                      multimedialen Kontext.
                                                                                                                                                 Apropos Change, und nun kommen wir zum zweiten
                                                                                      Auf die erste Frage ist eine recht klare Antwort zu fin-   Wechsel, Sie werden (wieder) zentraler Teil des gan-

     PROGRAMM                                                                         den, welche die Arbeit in der Medienstelle als auch in
                                                                                      den Schulen maßgeblich beeinflussen wird. Das hapti-
                                                                                      sche Verleihmedium für Filme und Dokumentationen
                                                                                                                                                 zen medialen Geschehens. Die neuen Medien- und
                                                                                                                                                 Lehrmittel fordern ein höheres Maß an Interaktion und
                                                                                                                                                 Partizipation. Ein gutes Medienverständnis hilft bei der
     09.00:    Begrüßung und Einführung                                               ist am “festkörperlichen” Ende angelangt und wird in       Teilhabe an der Lebenswelt der SchülerInnen. Es hilft,
     09.15:    Dr. Dorna Safaian:                                                     die für viele ominöse Cloud wandern. Vorteile gibt es      Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und
               Visuelle Gewohnheiten – über das Verhältnis von Bild,                  zuhauf: Der Platzbedarf geht gegen null, die gleichzei-    unterstützt dabei, Sie wieder in den Mittelpunkt einer
               Gesellschaft und Selbstbeschreibung                                    tige Abspielbarkeit geht gegen unendlich, der Versand      Inhaltsvermittlung zu rücken.
                                                                                      entfällt und so weiter und so fort.
     11.00:    Marktstände: „Macht der Bilder“                                                                                                   Viele Fachleute sehen ja in medien- und computerge-
     12.00:    Mittagessen                                                            Nun, wo Licht ist, da ist auch Schatten. Die in unserem    stützten Fern- und Massenstudien die Zukunft. Für den
                                                                                      Fall wohl markanteste Fehlerquelle ist die Varianz bei     Religionsunterricht sehe ich das etwas humanistischer:
     14.00:    Dr. Johannes Rauchenberger:
                                                                                      den Abspielgeräten. Waren ein DVD-Player an einem          mit allen (medienpädagogischen) Mitteln eines finden:
               Bild.Macht.Kirche
                                                                                      Röhren-Fernseher noch ein unschlagbares und vor            die Nähe zum Menschen.
     15.45     Liturgischer Abschluss                                                 allem standardisiertes Team, so ist der Computer an
                                                                                      seiner Vielfältigkeit und damit einhergehenden Fehler-
     16.15:    Agape
                                                                                      quellen kaum zu übertreffen. Kleines Beispiel gefällig?
                                                                                      Früher gab es einen Ort, um die Lautstärke einzustel-
                                                                                      len: die Lautstärketaste der Fernbedienung. Nun darf
     Wir bitten um verlässliche Anmeldung!
                                                                                      man gleich an mehreren Stellen sein Glück versuchen:
     (siehe eingehefteter Folder)
                                                                                      Lautstärkeregler des Betriebssystems & Lautstärke in
                                                                                      der Player-Software & der Drehregler am Touch-Bedi-
                                                                                      enfeld oder an den externen Boxen. Für die Digital
                                                                                      Natives Alltag - für andere schon ein Spießrutenlauf.

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                                                                                                                                                                                                            #
                                                                                                                                                                                                            13
Andreas Sappl, MA, BEd,
                  Hochschullehrer am Institut für Lehrer/innen-
                  bildung an der Kirchlichen Pädagogischen
                  Hochschule Edith Stein, Stams

                                                                  Zur Bedeutung von Mediendidaktik in
                                                                  der Ausbildung an der KPH Edith Stein

     Konzepte – Herausforderungen – Impulse

     Herausforderungen und Chancen                                     ßerhalb des Schulbetriebs – Medien, Bildungspolitik,       fängerInnen zielführend? Wie kann CALL (Computer            von infrastrukturellen und technischen Bedenken. Im
     Kinder sind in ihrem familiären und sozialen Umfeld               Schulverwaltung, Eltern, nicht zuletzt der Kinder selber   Assisted Language Learning) kreativ und ebenso medi-        Fall der digitalen Tafel wird beispielsweise die Befürch-
     von klein auf mit Medien konfrontiert, heute überwie-             – die diesem Anliegen Nachdruck verleihen.                 enkritisch gestaltet werden?                                tung eines wiederbelebten Frontalunterrichts geschürt.
     gend mit digitalen, den Neuen Medien. Deren Einfluss                                                                                                                                     Eine zentrale Aufgabe der Mediendidaktik ist es, gera-
     reicht von gelegentlichem passivem Konsum bis hin                 Förderung digital-inklusiver                               Im Ausbildungsmodul ‚Medien und Sprache‘ sind Kon-          de Bedenken wie diese zu zerstreuen. SchülerInnen-
     zu mehr oder weniger bewusster aktiver Nutzung. Da-               Kompetenzen bei Studierenden                               zepte digital gestützten Lehrens mittlerweile in vielfäl-   zentriert, interaktiv und auf selbstgesteuertes Lernen
     durch haben sich nicht nur die Erziehungssituation in-            Die junge Generation Lernender – gemeinhin als Di-         tiger Weise verankert. Die Lehrveranstaltungen Media        ausgerichtet muss moderner Unterricht sein. Darüber
     nerhalb der Familie, sondern auch die Rahmenbedin-                gital Natives bezeichnet – kodiert Informationen an-       Use in the Classroom, EPICT und ActivBoard fokussie-        hinaus sollen Kinder möglichst ihr eigenes Arbeitstem-
     gungen für den gesamten schulischen Bildungsbereich               ders. Durch die permanente Verarbeitung von digitalen      ren auf technologiegestützten Unterricht und die Nut-       po bestimmen können. Im selben Maße, wie sich das
     verändert. Durch die allmähliche und unaufhaltsame                Reizen hat das jugendliche Gehirn gelernt, schneller       zung sprachlich-medialer Synergien. Studierende erfah-      Klassenzimmer in den letzten Jahrzehnten gewandelt
     Ergänzung und sukzessive Ablöse der klassischen, ana-             und fokussiert auf visuelle Reize zu reagieren, was in     ren und erproben auf der einen Seite, wie mit Hilfe von     hat, muss sich auch die Art zu unterrichten ändern.
     logen Medien durch digitale, virtuelle Lernumgebun-               einer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne resultiert, ins-      Lernplattformen und -managementsystemen Recherche
     gen eröffnen sich völlig neue Zugänge in der Weiterga-            besondere wenn es mit herkömmlichen Formen des             und Planung effizienter organisiert werden können. An-      Wie Erfahrungen mit den aktuellen Studierendenjahr-
     be und Verarbeitung von Wissen. Lernprozesse durch                Lernens konfrontiert wird (Small & Vorgan, 2009). Man      dererseits ermöglicht ihnen das Wissen über interaktive     gängen der KPH Edith Stein und wie ihre Rückmeldun-
     technologiegestützte Interaktion und visuell anspre-              kann es durchaus als einen neuen und ständig wach-         Präsentations- und Aufgabenformen auf der Interacti-        gen zeigen, wird hier offensichtlich eine neue Generati-
     chende Aktivitäten sowie effiziente Nutzung des Inter-            senden Kernbereich der PädagogInnenbildung an der          ve Whiteboard (IWB), im Verbund mit passenden On-           on für den Lehrberuf vorbereitet, die sich des enormen
     net sind mittlerweile Schlüsselfaktoren eines modernen            KPH Edith Stein betrachten, gerade in der Schulung der     line-Tools, einen in vielerlei Hinsicht anregenden und      Potenzials bewusst ist und vieles auch dankbar und
     Unterrichts. Diesen Möglichkeiten können und dürfen               Grundfertigkeiten neue, digital-inklusive Wege aufzu-      lernzielorientierten Unterricht zu gestalten. Die IWB als   klug umsetzt.
     sich die Institution Schule und im Besonderen die Päd-            zeigen. Und mit dem vor kurzem etablierten Konzept         Präsentations- und Vernetzungsinstrument, Computer
     agogInnenbildung nicht verschließen.                              einer ‚Digital Inklusiven Hochschullehre‘ sollen an den    oder Mobilgeräte jeglicher Art, und dazu das im WWW
                                                                       Hochschulstandorten möglichst ideale Rahmenbedin-          gebotene, schier endlose Angebot an Lernwerkzeu-
     Digitale Grundbildung in der Schule                               gungen geschaffen werden.                                  gen (virtuelle Lernumgebungen, Lernsoftware, Spiele
     Unter dem Motto ‚Schule 4.0 – jetzt wird’s digital‘ ist                                                                      uvm.), eröffnen ungeahnte Möglichkeiten der Motiva-
     die Förderung entsprechender digitaler Kompetenzen                Zielvorgabe einer gelungenen Mediendidaktik ist es,        tion, Aktivierung, Wissensvermittlung und Kooperation
     in der Mittelschule mittlerweile fest in den Lehrplänen           einen im konstruktivistischen Sinn Gewinn bringenden       (vgl. Kortenkamp, 2012).
     verankert und wird in den Stundentafeln mit Beginn                und abwechslungsreichen Unterricht zu erproben und
     des Schuljahres 2018/19 flächendeckend berücksich-                so neue Lehr- und Lernmethoden zu erarbeiten. Gerade       Reflexive Auseinandersetzung durch Mediendidaktik
     tigt. Analog dazu bzw. als Basis hierfür soll eine digi-          in einer doch zunehmend technikkritischen Zeit stellen     Wie bei allen Neuerungen ruft auch die Diskussion
     tale Grundbildung in der Volksschule stattfinden, die             sich jedoch essentielle Grundfragen: Unter welchen         um den Technikeinsatz im Klassenzimmer Befürworter
     den spielerischen Umgang mit Technik und mediale                  Rahmenbedingungen können Kinder von Medienan-              und Skeptiker auf den Plan. Viele Erfahrungsberichte
     Problemlösung in den Mittelpunkt stellt (vgl. BMBWF,              geboten im Unterricht echten Nutzen ziehen? Welche         und Mediendarstellungen sind entweder motiviert von
     2018). Es sind also Forderungen von innerhalb und au-             medialen Inhalte und Arbeitsformen sind für Schulan-       unreflektiertem Technikfetischismus oder andererseits

#                                                                                                                                                                                                                                                                  #
                                                                                                                                                                                                                                  Literaturhinweise siehe S. 23.
14                                                                                                                                                                                                                                                                 15
Datenschutzgesetz (DSG) idgF. des Datenschutz-Anpas-                         Nutzungen; so viele konkrete Nutzungsmöglichkeiten
                                                                                                                                      sungsgesetzes 2018 setzt diese Altersgrenze nunmehr für                      wie möglich einräumen lassen - man weiß ja nie, wofür
                                                                                                                                      Österreich mit dem vollendeten 14. Lebensjahr fest.                          man das Foto noch brauchen könnte.)

                                                                                                                                      ÂÂ Gruppenfoto oder einzelne Aufnahme?                                       Hier gilt wieder:
                  Dr. Winfried Schluifer,
                  Amtsführender Direktor des Bischöflichen       Erstellt auf Grundlage eines im Auftrag vom Interdiözesanen Amt      Gruppenfotos sind grundsätzlich weniger problema-                            Bei von Kindern gemachten Fotos unter 14 Jahren ist
                  Schulamtes der Diözese Innsbruck               für Unterricht und Erziehung von Dr. Birgit Moser-Zoundjiekpon ge-   tisch als Portraitfotos, denn je besser jemand auf einem                     eine schriftliche Zustimmung der Erziehungsberechtig-
                                                                 meinsam mit Mag. Sophie Zaufal, BEd erstellten Leitfadens für Leh-
                                                                                                                                      Foto erkennbar ist, desto höher ist dann erst die Ge-                        ten erforderlich (siehe oben: Altersgrenze in der Daten-
                                                                 rerinnen und Lehrer zum Urheberrecht in der Praxis (2013).
                                                                                                                                      fahr, dass die Privatsphäre mit einer Aufnahme berührt                       schutzgrundverordnung).
                                                                                                                                      ist. Bei klarer Erkennbarkeit des / der Abgebildeten

     Urheberrecht anhand                                                                                                              ist grundsätzlich seine / ihre Zustimmung einzuholen,
                                                                                                                                      dann ist man/frau auf der sicheren rechtlichen Seite.
                                                                                                                                                                                                                   Folgen der Rechtsverletzung:
                                                                                                                                                                                                                   Sollte wider die urheberrechtlichen Bestimmungen ein

     des Rechtes am eigenen Bild                                                 (kurz gefasst)                                       ÂÂ Kontext der Aufnahme?
                                                                                                                                                                                                                   Foto veröffentlicht worden sein, ergeht die gerichtliche
                                                                                                                                                                                                                   Aufforderung, das Foto nicht mehr zu veröffent-
                                                                                                                                      Fotos in typisch schulischen Zusammenhängen (Pro-                            lichen (auf Grundlage einer Unterlassungsklage). Im
     Mit 25.5.2018 ist in Österreich die Datenschutzgrund-       ÂÂ Gruppenfoto oder einzelne Aufnahme?                               jekte, Schulfest, Ausflug) betreffen normalerweise nicht                     Falle festgestellten Verschuldens (versehentliche / fahr-
     verordnung (DSGVO) in Kraft getreten, die auch als          ÂÂ Kontext der Aufnahme?                                             die Privatsphäre, deshalb sind sie urheberrechtlich un-                      lässige oder absichtliche / vorsätzliche Verletzung der
     neue Rechtsgrundlage in der EU gilt. Das Ziel ist die Er-   ÂÂ Kontext der Veröffentlichung der Aufnahme?                        problematisch. Allerdings ist natürlich die Intimsphäre                      Regeln) gibt es Schadenersatzansprüche.
     reichung eines einheitlichen Datenschutzrechtes inner-      ÂÂ Verwendung einer nicht selbst gemachten Auf-                      betroffen, wenn Aufnahmen in Umkleidekabinen oder
     halb der EU-Mitgliedsstaaten. Damit gehen zahlreiche           nahme?                                                            ähnlichem gemacht werden.                                                    Achtung: Fahrlässig handelt auch derjenige/diejeni-
     neue Anforderungen zur Verbesserung des Datenschut-                                                                                                                                                           ge, der/die sich nicht über urheberrechtliche Regeln
     zes für jeden einzelnen einher, was zum Beispiel Rech-      Rechtsschutz                                                         ÂÂ Kontext der Veröffentlichung der Aufnahme?                                informiert. Der Fotograf allein bestimmt, was mit sei-
     te auf Auskunft, auf Berichtigung, auf Einschränkung        Anfertigung eines Fotos:                                             Die Veröffentlichung ist dann untersagt, wenn berech-                        nem Foto passiert: Das reicht vom Veröffentlichen in
     der Verarbeitung, aber auch auf Löschung von Daten,         Geschützt ist beim Recht am eigenen Bild als höchst-                 tigte Interessen der abgebildeten Person betroffen                           Papierform oder im Internet - über das Bearbeiten (wie
     zum Beispiel auch von Fotos und Videos (Recht auf           persönliches Recht allgemein die Privatsphäre jedes                  sind. Es kommt also immer darauf an, wie jemand ab-                          und wie oft das Bild vervielfältigt werden darf oder
     Vergessenwerden) betrifft.                                  Menschen unabhängig vom Alter; wird mit dem Foto                     gebildet ist und in welchem Kontext veröffentlicht wird.                     ins Internet gestellt werden darf) bis zum Löschen und
                                                                 direkt in die Privat- oder Intimsphäre des Abgebildeten                                                                                           bis zur Klärung der Fragen, ob und wieviel Geld für
     Im Folgenden möchte ich auf Grundlage eines im Auf-         eingegriffen, ist die Zustimmung desjenigen / derjeni-               Ein Indiz dafür, dass die Veröffentlichung eines Fotos                       die Zustimmung zur Verbreitung / Bearbeitung bezahlt
     trag vom Interdiözesanen Amt für Unterricht und Erzie-      gen, den / die man fotografieren will, vor dem Fotogra-              für einen /eine Abgebildete/n unangenehm sein könn-                          werden muss oder ob eine Urheberrechtsbezeichnung
     hung von Dr. Birgit Moser-Zoundjiekpon gemeinsam            fieren unbedingt erforderlich.                                       te, ist dann anzunehmen, wenn das Foto ein negatives                         dabei sein muss.
     mit Mag. Sophie Zaufal, BEd erstellten Leitfadens für                                                                            Licht auf den Abgebildeten wirft: Zum Beispiel durch
     Lehrerinnen und Lehrer zum Urheberrecht in der Praxis       Im Unterschied dazu Nutzung eines Fotos:                             ein Gipfelfoto vom Wandertag auf einem sozialen                              Eingangsfall:
     (2013) in aller Kürze einen Punkt, nämlich das Recht        Die Zustimmung zur Nutzung ist dann erforderlich,                    Netzwerk mit der Bemerkung, dass dies die schlimms-                          Eine Zustimmung für die Veröffentlichung der Fotos ist
     am eigenen Bild, herausgreifen. Die ganze Broschü-          wenn berechtigte Interessen des Abgebildeten betrof-                 te Klasse der Schule ist. Durch ein unkommentiertes                          nicht erforderlich, da dadurch nicht berechtigte Inter-
     re kann auch unter http://medien.katholisch.at/recht-       fen sind. Dies ist schwer abzuschätzen, deshalb ist es               Gipfelfoto auf der Homepage der Schule werden in der                         essen des abgebildeten Schülers beeinträchtigt sind. Es
     liches/material auf der Homepage der Katholischen Me-       vor Veröffentlichung immer empfehlenswert, die                       Regel keine berechtigten Interessen einzelner Schüler/                       braucht auch keine Zustimmung für die Aufnahmen sel-
     dienlandschaft Österreich (Medienreferat der Österrei-      Zustimmung des Abgebildeten bzw. der Erziehungsbe-                   innen verletzt Die Verwendung von Fotos für Werbe-                           ber, da unter den gegebenen Umständen kein Eingriff
     chischen Bischofskonferenz) heruntergeladen werden.         rechtigten einzuholen.                                               zwecke braucht immer eine eigene Zustimmung                                  in die Privatsphäre vorliegt, da es sich typischerweise
                                                                                                                                      des / der Abgebildeten. Das bedeutet, dass für Fotos                         um Fotos im schulischen Zusammenhang handelt.
     Recht am eigenen Bild                                       Einem Eingriff in die Privatsphäre oder Intimsphäre                  von Schülern und Schülerinnen mit der Absicht, die-
     Fallbeispiel:                                               kann nur jeder selbst zustimmen – gemäß österreichi-                 se für Werbung für die Schule zu verwenden (Folder),                         Aus rechtlicher Sicht muss das Foto des Schülers nicht
     XY ist Lehrer an einer HTL. Mit seinem 5. Jahrgang          schem Datenschutzgesetz ist hierfür bis zum vollende-                vorher die Zustimmung genau für diesen Zweck ein-                            entfernt werden, menschlich könnte es womöglich
     macht er ein Projekt, bei dem in Unterstützung für          ten 14. Lebensjahr in der Regel die Zustimmung durch                 geholt werden muss.                                                          geboten sein. Auch wenn rechtlich nicht immer eine
     ein SOS Kinderdorf gemeinsam für einen Adventbasar          die Erziehungsberechtigten ausreichend, ab Vollen-                                                                                                Zustimmung erforderlich ist, ist es doch anzuraten,
     Stühle angefertigt werden. Vom Projekt macht er Fotos,      dung des 14. Lebensjahres hat die Zustimmung persön-                 ÂÂ Verwendung einer nicht selbst gemachten                                   über eine Zustimmungserklärung klare Verhältnisse zu
     sowohl von den Schülern und Schülerinnen als Gruppe         lich durch den Jugendlichen selbst zu erfolgen.                          Aufnahme?                                                                schaffen, um im Streitfall konkret ein Einverständnis
     als auch Einzelfotos. Diese stellt er auf die Homepage                                                                           Wenn jemand ein Foto, das er nicht selbst gemacht                            nachweisen zu können.
     der Schule. Wenig später meldet sich ein Vater, der will,   Anmerkung:                                                           hat, nutzen möchte (Folder, Website, Buch, Broschüre)
     dass alle Fotos, auf denen sein Sohn erkennbar ist, von     Gemäß der mit 25.5.2018 in Kraft getretenen Daten-                   muss vorher der Fotograf um Erlaubnis gefragt wer-                           Formulierungsvorschlag:
     der Website entfernt werden.                                schutzgrundverordnung ist eine Zustimmung von min-                   den. Denn ein Bild ohne Bezahlung zu verwenden, ist                          Ich erkläre mich / Wir erklären uns einverstanden, dass
                                                                 derjährigen Kindern und Jugendlichen nur rechtmäßig,                 wie Diebstahl mit vergleichbaren Konsequenzen. Am                            Aufnahmen (Fotos, Videos) unseres Kindes im schu-
     Abbildung von Schülern und Schülerinnen und ande-           wenn das Kind das sechszehnte Lebensjahr vollendet                   besten ist es, eine schriftliche Vereinbarung mit dem/                       lischen Kontext gemacht und für Veröffentlichungen
     ren Personen in der Schule gehört zum Schulalltag ein-      hat. Die Mitgliedstaaten können aber eine niedrige-                  der Fotografen/Fotografin zu treffen, in der genau fest-                     der Schule (Website, Jahresbericht, Schulzeitung) ver-
     fach dazu. Zur Abklärung der rechtlichen Situation gilt     re Altersgrenze vorsehen, die jedoch nicht unter dem                 gelegt wird: Dauer und Art der Verwendung / Nutzung                          wendet werden dürfen. Diese Erklärung kann jederzeit
     es nachfolgende Fragen zu beantworten:                      dreizehnten Lebensjahr liegen darf. Das österreichische              (Sinnvoll ist auch eine taxative Auflistung der erlaubten                    widerrufen werden.

#                                                                                                                                                                                                                                                                              #
                                                                                                                                      Weiterer Informationen zum Thema Urheberrecht: BMB Dr. Thomas Menzel IT-Recht, Datenschutz, Urheberrecht,
16                                                                                                                                    http://homepage.bildungsserver.com/spaw21/uploads/105/images/2017/elec2017_Menzel_Datenschutz_IT-Sicherh_Urheberrecht_20171002.pdf       17
David Erhart, BEd,                                                                                                      nerwetter“, zu dem ich mich spontan hinreißen ließ,          fahrungen mit dem Handy erzählen und einige Ideen
                  Religionslehrer und Inklusionslehrer an der Neuen Mit-                                                                  erfuhr ich auch den Grund dieser anscheinend kühnen          und Praxisbeispiele weitergeben und diskutieren: Das
                  telschule Dr. Posch, Hall in Tirol; Hochschullehrer am In-
                  stitut für Religionspädagogische Bildung der Kirchlichen                                                                Befreiungsaktion: „Die Flammen auf Snapchat“ Zur Er-         Handy beispielsweise ab 18 Uhr auf Flugmodus zu
                  Pädagogischen Hochschule Edith Stein, Innsbruck                                                                         klärung sei angemerkt: Schicken sich zwei Personen in        schalten und zu beobachten, „was mit mir passiert“.
                                                                                                                                          einem Zeitraum von mehr als drei aufeinanderfolgenden        Vermutlich habe ich am nächsten Tag noch die glei-
                                                                                                                                          Tagen einen Snap, dann werden die Tage gezählt und           che Anzahl an richtigen Freunden. Beim gemeinsamen
                                                                                                                                          man bekommt „Flam“. Jetzt müssen „Snaps“ (Schnapp-           Essen das Handy in einen anderen Raum zu legen; die
                                                                                                                                          schüsse) innerhalb von 24 Stunden beantwortet werden,        Hausaufgaben offline zu erledigen und erst nach geta-

     „Du bist mehr als deine ´Likes´!“
                                                                                                                                          ansonsten wird die „Streak“ (Streifen) beendet und „die      ner Arbeit wieder einzuschalten; an Sonntagen nur kurz
                                                                                                                                          Flammen“ erlöschen bzw. verfallen. So weit so gut - und      morgens und dann erst wieder ab 16 Uhr online zu sein,
                                                                                                                                          für mich folgt die Erkenntnis, dass ich von der Lebenswelt   um sich wirklich Zeit für die Familie nehmen zu kön-
                                                                                                                                          meiner Schüler/innen eigentlich wenig Ahnung habe.           nen; spätestens beim ins -Bett-Gehen muss das Handy
     Neue Medien und Medienerziehung im Religionsunterricht –                                                                                                                                          „auch schlafen gehen“. Weitere Vorschläge: Ein tolles
     am Beispiel der Nutzung von Handys                                                                                                   Als selbstbewusster Erwachsener mit einigen guten            Erlebnis nicht zu posten, sondern den nächsten Tag ab-
                                                                                                                                          Freunden kann ich mich nur wundern; jedoch kann für          zuwarten und es der Freundin zu erzählen und sich ih-
     Letzte Unterrichtsstunde am Vormittag: Ich gehe in die                    tehaltungen und Vorstellungen zu konfrontieren bzw.        eine 13-Jährige oder einen 13-Jährigen - auf der Suche       ren Gesichtsausdruck anzusehen; aus krankmachenden
     Klasse und was erwartet mich? Rund um den Tisch steht                     zu ergänzen. Wir müssen in einen „Aushandlungspro-         nach seinem Selbstwert - das Wissen über einen „ab-          Gruppen auszusteigen und sich selbst zu beobachten.
     „eine Traube“ von Kindern, die leicht schockiert und                      zess“ (Elmar Fiechter-Alber) eintreten, der alle Betei-    laufenden Freundschaftsnachweis“ zur existenziellen
     leicht belustigt auf eine herausgerissene Pultschublade                   ligten in gewissem Maße zufriedenstellt. Hierbei ist es    Krise werden.                                                „Offline – weil ICH es mir wert bin“
     blicken. Es ist nicht irgendeine Schublade, sondern die                   sinnvoll, die unterschiedlichen Gesprächssituationen                                                                    Im Sinn eines kompetenzorientierten Unterrichts setzen
     „heilige“ Handyschublade. Das ist an unserer Schule                       ins Auge zu fassen und zu differenzieren. Gelten beim                                                                   wir uns dabei mit lebensrelevanten Lernzielen ausein-
                                                                                                                                          Jugendlich sein ist nicht leicht - und „Follower“
     jener Ort, an dem die Mobiltelefone am Vormittag „ras-                    gemeinsamen „Abhängen“ im Park die gleichen Regeln                                                                      ander:
     ten dürfen“. Darauf hat sich unsere Schulgemeinschaft                     wie in einem Gespräch mit den Eltern? Ist ein gemein-      machen es noch schwerer
     geeinigt. Warum?                                                          schaftliches Abendessen am Sonntag mit der Familie         Patrick Grasser bezeichnet das Handeln der Schüler/          ÂÂ Wir emanzipieren uns gegenüber unserem Handy
                                                                               gleichbedeutend wie ein schnelles Mittagessen mit den      innen im Netz als virtuellen Exhibitionismus (:in Reli-         und gegenüber digitalen Medien. Wir üben ihren
     Wir wollen den Schülerinnen und Schülern eine mög-                        Kolleginnen und Kollegen in der Kantine? Erlaubt ein       gion, Nr.5, 2011, S. 5). Freizügig präsentieren sie sich        richtigen Gebrauch ein und stellen klar, wer wen
     lichst stressfreie Lernumgebung ermöglichen. Die Ver-                     intensiver Lernprozess den ständigen Blick auf das         im virtuellen Raum, „snapen“ Bilder von sich, „twittern“        benützt. Das gilt übrigens für Kinder und Jugendli-
     suchung, sich ablenken zu lassen und der Drang, auf                       Handy? Welche Situationen verlangen von uns unein-         über ihre Befindlichkeiten und „streamen“ live diverse          che gleichermaßen wie für Erwachsene.
     jede Vibration zu reagieren, waren viel zu groß. Für                      geschränkte Aufmerksamkeit?                                Unterrichtsstunden. Sie sind immer auf der Jagd nach         ÂÂ Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern
     uns Lehrerinnen / Lehrer ist es eine akzeptable Lösung.                                                                              selbstwertsteigernden „Likern“ und „Followern“.                 thematisieren wir ihren (Selbst-)Wert und ihre
     Ist es aber für das „richtige Leben“ und für das Erlernen                 Das Thematisieren unterschiedlicher Anforderungen                                                                          Würde als Person: „Du bist ´offline´, ´unvernetzt´
     lebensbedeutsamer Kompetenzen der Schülerinnen                            an verschiedene Situationen machen die Sache für die       Gefangen in dieser unreal-realen Parallel-Welt (bewusst         und ´ungeteilt´, also alleine mit dir und deinen
     und Schüler nicht eher kontraproduktiv?                                   Schüler/innen klarer und die Anliegen der Erwachse-        oder unbewusst) heißt es für die Jugendlichen von               Erlebnissen - wunderbar, einzigartig und absolut
                                                                               nen verständlicher. Sie helfen beim Bearbeiten von Ge-     heute, zuallererst einmal mitzumachen. Dabei zu sein,           vollständig...“
     Jugendliche durchbrechen mit ihren Handys                                 nerationskonflikten.                                       eigentlich ungefragt, ist irgendwie selbstverständlich.      ÂÂ Wir fördern ihr Selbstbewusstsein, indem wir
     die soziale vierte Wand                                                                                                              Man möchte auf jeden Fall „dazugehören“. Das stän-              verdeutlichen: „Ich kann es mir leisten, offline zu
     Beim Theater und Film spricht man vom Durchbrechen                        Ein neuer Wert im Wertekanon                               dige Online-sein-Müssen ist so gesehen keine Unart,             sein!“ „Ich kann offline sein, weil ICH es mir wert
     der vierten Wand, wenn der Akteur mit dem Publikum                        Exklusivität bzw. Ausschließlichkeit könnte als neu ent-   sondern eine jugendliche Notwendigkeit. „Das Handy              bin“. „Ich bin einmalig und einzigartig – und ich
     oder den Zusehern in Kontakt tritt. Das Geschehen                         deckter Wert in den Wertekanon aufgenommen wer-            ist mein bester Freund!“, hat mir neulich eine Schülerin        bin mehr als meine „Likes“ und meine „Followers“.
     wird um eine Ebene erweitert. Unsere Schülerinnen                         den: „Ich nehme mir die Zeit für dich. Ich bin voll und    gesagt. Das ist sicher kein Einzelfall.                         Entscheidend sind wirkliche Freunde und Freund-
     und Schüler tun das in ihrer jugendlichen Interaktion                     ganz für dich da - ohne Ablenkung. Ich schenke dir                                                                         schaften.
     regelmäßig, selbstverständlich und ohne Vorbehalte.                       meine volle Aufmerksamkeit.“ Warum? „Weil du es mir        Darüber reden und diskutieren
     Der User im sozialen Netz hat die gleiche Priorität wie                   wert bist.“ Als geschulter Religionspädagoge müsste ich    Das Thematisieren ist wohl auch hier das Schlüssel-          Der Religionsunterricht kann den Schülerinnen und
     das Gegenüber. Gespräche finden auf mehreren Ebe-                         jetzt eigentlich zufrieden sein und ein Modul vorberei-    wort: Darüber zu sprechen; sich erzählen zu lassen,          Schülern (nur) Anregungen geben, Hilfestellungen leis-
     nen mit verschiedenen Personen an unterschiedlichen                       ten zum Thema „Exklusivität – ´Du bist es mir wert!´       was in diversen Klassengruppen „so los ist“. Es geht         ten, Wissen weitergeben und Kompetenzen fördern,
     Orten statt. Durch das Handy wird der Aktionsradius                       “ Die Gefahr ist allerdings, dass ich es wieder nur aus    darum, sich erklären zu lassen, wie die unterschied-         also gleichsam „den Samen streuen“. Ernten müssen
     der Interaktion um ein Vielfaches erweitert.                              meiner Perspektive betrachte und die Lebenswelt der        lichen (un)sozialen Netzwerke funktionieren; sich die        die Betroffenen selber. Aber wie bei der religiösen Er-
                                                                               Schüler/innen „außenvor“ lasse.                            Nöte beschreiben zu lassen, die innerhalb einer Grup-        ziehung gilt auch hier: „Was ernten, wenn nie etwas
     Sich auf Werte einigen                                                                                                               pe erzeugt werden können. Schließlich soll aufgezeigt        gesät wurde?“ Wenn es aber im Religionsunterricht ge-
     Diese „neue“ Situation ist realistischer Weise zur Kennt-                 Was war vor der Unterrichtsstunde geschehen? Die           werden, dass es allen gleich geht.                           lingt, im Umgang mit dem Handy zu einem solchen
     nis zu nehmen. Daher gilt es, die neuen Kommuni-                          Schublade war aufgebrochen und die Handys wurden                                                                        Perspektivenwechsel zu ermutigen, dann ist er echte
     kationsregeln unserer Schüler/innen mit unseren Wer-                      widerrechtlich entwendet. Nach einem kurzen „Don-          Wir Lehrerinnen und Lehrer können von unseren Er-            Lebenshilfe.

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                                                                                                                                                                                                                                         Literaturhinweise siehe S. 23.
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