Forschungskonzept Sport und Bewegung 2017-2020
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Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung 4 1 Einleitung 5 2 Überblick Politikbereich Sport und Bewegung 6 2.1 Gesetzlicher Auftrag 6 2.2 Strategische Ausrichtung des BASPO 7 2.3 Rückblick auf die Periode 2013–2016 7 2.4 Finanzierung 10 2.5 Herausforderungen und Handlungsbedarf 11 3 Themenschwerpunkte 2017–2020 12 3.1 Themenschwerpunkt «Allgemeine Sport- und Bewegungsförderung» 12 3.2 Themenschwerpunkt «Leistungssport» 14 3.3 Themenschwerpunkt «Sport in der Schule» 16 3.4 Themenschwerpunkt «Sport und Wirtschaft» 18 3.5 Monitoring im Bereich Sport und Bewegung 22 4 Finanzierung 2017–2020 23 4.1 Planwerte direkte Finanzierung 23 4.2 Folgen der Umsetzung der Sparmassnahmen 23 5 Akteure und Schnittstellen 24 5.1 Beschreibung der wichtigsten Akteure 24 5.2 Schnittstelle zu Forschungsförderungsinstitutionen 24 5.3 Schnittstelle zum Hochschulbereich 24 5.4 Schnittstelle zu anderen Verwaltungseinheiten des Bundes 25 5.5 Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen 25 6 Organisation und Qualitätssicherung 26 6.1 Interne Organisation 26 6.2 Externe Beratung durch wissenschaftliche Begleitgruppe 27 6.3 Qualitätssicherung 27 6.4 Wissenstransfer und Verbreitung der Ergebnisse 27 Anhang 28 Anhang 1: Die Forschung in der Bundesverwaltung 28 Anhang 2: Liste der wichtigsten Akteure 32 Anhang 3: Unterstützte Projekte 2013–2016 34
Zusammenfassung Das vorliegende Forschungskonzept thematisiert die For- In den vergangen drei Perioden zielte die Ressortforschung schungstätigkeit des Bundes im Politikbereich Sport und Be- des Bundes im Politikbereich Sport und Bewegung insbe- wegung für die Jahre 2017–2020 und legt deren thematische sondere darauf ab, die sportwissenschaftlichen Forschungs- Schwerpunkte dar. Es ist unter der Federführung des Bun- kapazitäten und den Aufbau von sportwissenschaftlichen desamts für Sport (BASPO) entstanden und eines von 11 For- Forschungsinstitutionen durch eine kompetitive Vergabe von schungskonzepten, deren Erstellung in der Botschaft über die Projektbeiträgen zu unterstützen. Angesichts der Sparvor- Förderung von Bildung, Forschung und Innovation 2017–2020 gaben im Stabilisierungsprogramm 2017–2019 kann dieses vom 24. Februar 2016 vom Bundesrat festgelegt wurden. strukturelle Ziel in der folgenden Periode 2017–2020 nicht länger verfolgt werden. Das BASPO unterstützt daher die Im Forschungskonzept wird zunächst ein Überblick über den Bestrebungen der sportwissenschaftlichen Forschungsinsti- Politikbereich Sport und Bewegung gegeben (Kap. 2). Im tutionen für eine bessere Verankerung der Sportwissenschaft ersten Schritt werden die Forschungsaktivitäten des Bundes in die öffentliche Forschungsförderung des SNF und der KTI. im Bereich Sport und Bewegung in die aktuellen gesetzlichen Regelungen und strategischen Ausrichtungen des Politik- Das nachfolgende Kapitel 3 konkretisiert die Themenbe- bereichs verortet. Im Anschluss daran erfolgt ein Rückblick reiche für die Ressortforschung im Politikbereich Sport und auf die vorangegangene Förderperiode 2013–2016: zum Bewegung und formuliert die darin erwachsenen Wissens- einen werden die durchgeführten Forschungsprojekte und bedarfe. Darüber hinaus ist dargestellt, welche Forschungs- ihre Finanzierung beschrieben; zum anderen werden wich- leistungen die Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglin- tige Ergebnisse und ihre Nutzung aus ausgewählten man- gen (EHSM) intramuros im Rahmen der Ressortforschung datierten Forschungsprojekten vorgestellt. In einem dritten zur Deckung der Wissensbedarfe des Bundes erbringt. Die Schritt wird der Blick auf die inhaltlichen und strukturellen Darstellung der Themenschwerpunkte lehnt sich eng an die Herausforderungen und Handlungsbedarfe der kommenden strategische Ausrichtung BASPO an und umfasst 1. die Allge- Förderperiode 2017–2020 gerichtet: meine Sport- und Bewegungsförderung, 2. den Leistungs- Mit dem neuen Sportförderungsgesetz und mit der Erar- sport, 3. den Sport in der Schule, 4. Sport und Wirtschaft beitung der Gesamtschau wurden die Leitlinien der Sport- sowie 5. das Monitoring im Bereich Sport und Bewegung. förderung in der Schweiz überarbeitet und neue Impulse zur konkreten Förderung von Breiten-, Nachwuchs- und Kapitel 4 widmet sich der Finanzierung der Ressortforschung; Leistungssport gesetzt. Für den Politikbereich Sport und Be- insbesondere der Folgen der Umsetzung der aktuellen und wegung erwachsen daraus inhaltlich neue Wissensbedarfe, zukünftigen Sparmassnahmen für die Forschungsförderung. deren Deckung auch weiterhin auf sportwissenschaftliche Im Stabilisierungsprogramm 2017–2019 wird die Einstel- Forschung angewiesen ist. Inhaltlich profiliert sich die Res- lung der Subventionszahlungen an sportwissenschaftliche sortforschung im Politikbereich Sport und Bewegung auf Projekte ausgewiesen. die empirische Erforschung der Wirksamkeit und Effizienz von Programmen, Projekten und Massnahmen der Sportför- Zum Abschluss des Forschungskonzepts werden wichtige derung des Bundes in den Bereichen Breiten-, Schul- und externe Akteure und Schnittstellen (Kapitel 5) sowie die in- Leistungssport. terne Organisation und Qualitätssicherung (Kapitel 6) der Ressortforschung im Bereich Sport und Bewegung vorge- stellt. Wichtigste Neuerung ist der durch die Einstellung der Subventionszahlungen bedingte Wegfall der externen wissenschaftlichen Begleitgruppe. 4 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
1 Einleitung Die Bundesverwaltung initiiert und unterstützt wissenschaft- Mit der Qualitätssicherung soll garantiert werden, dass sich liche Forschung, deren Resultate sie zur Erfüllung ihrer Auf- die Forschung der Bundesverwaltung an den Prinzipien der gaben benötigt. Diese im öffentlichen Interesse erbrachte Gesetzmässigkeit, Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und Wirt- Forschung wird als Ressortforschung bezeichnet. Dazu ge- schaftlichkeit orientiert. hören z. B. wissenschaftlichen Grundlagen für die Politikent- wicklung und -ausgestaltung in den verschiedenen Politik- Die Aufwendungen für die jährlich in der Schweiz (Finan- bereichen, für Vollzugsarbeiten im Rahmen der gesetzlichen zierungsquelle Schweiz und Ausland) gesamthaft durch- Vorgaben, für legislative Arbeiten oder für die Beantwortung geführte Forschung und Entwicklung beliefen sich im Jahr und Umsetzung von parlamentarischen Vorstössen. Die For- 2012 auf rund 18.5 Mia. CHF (Statistik BFS). Der Anteil der schung der Bundesverwaltung kann praktisch alle Ausprä- Ressortforschung ist mit 1.3 Prozent gering (rund 234 Mio. gungen von wissenschaftlicher Forschung, namentlich von CHF im Jahr 2012). Die Privatwirtschaft finanziert mit 61 Pro- der Grundlagenforschung über die anwendungsorientierte zent den Hauptteil, gefolgt von Bund (15 Prozent), Ausland Forschung bis hin zur Entwicklung – z. B. im Bereich des Ein- (12 Prozent) und Kantonen (10 Prozent).1 Der Bund fördert richtens von Pilot- und Demonstrationsanlagen – umfassen. gemäss FIFG schwergewichtig Forschung und Entwicklung Die Ressortforschung richtet sich nach klaren gesetzlichen im Hochschulbereich, Forschungsförderungsinstitutionen Grundlagen. Neben Art. 64 der Bundesverfassung (SR 101) wie den Schweizerischen Nationalfonds, wissenschaftliche ist das Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz FIFG Institutionen und die internationale Forschungszusammen- (SR 420.1) mit der Totalrevision vom 14. Dezember 2012 zu arbeit. Der finanzielle Anteil der Ressortforschung beträgt einem Rahmengesetz für die Ressortforschung ausgearbeitet an den Gesamtaufwendungen des Bundes für Forschung worden. und Entwicklung nur rund 8.3 Prozent. Neben dieser Verankerung im FIFG ist die Ressortforschung Das vorliegende Forschungskonzept des Bundesamts für auf spezialgesetzliche Bestimmungen und die zugehörigen Sport BASPO thematisiert die Ressortforschung im Politik- Verordnungen abgestützt. In diesen werden durch den Bund bereich Sport und Bewegung. Es zielt darauf ab, die Grund- spezifische Verpflichtungen für die Durchführung von Intra- lage für die Weiterentwicklung der Schweizer Sportpoli- muros- und Auftragsforschung sowie die Finanzierung in Form tik wissensbasiert sicherzustellen. Durch das vorliegende von Beiträgen an Forschungseinrichtungen, -programme Dokument soll sowohl das Parlament die gewünschte In- oder -projekte vorgegeben. Zudem setzen Verpflichtungen formation über die vom Bund identifizierten Forschungsbe- aus internationalen Vereinbarungen Ressortforschung voraus. reiche erhalten, als auch sollen Forschende auf die von der Die Forschung der Bundesverwaltung nimmt daher auch Verwaltung als prioritär eingestuften Forschungsfelder und eine wichtige Rolle auf der internationalen Ebene ein. Forschungslücken hingewiesen werden. Der übergeordneten Koordination der Forschung der Bundes- verwaltung wird ein besonderes Gewicht beigemessen. Mit der Totalrevision des FIFG ist ein permanenter interdeparte- mentaler Koordinationsausschuss auf Gesetzesbasis etabliert worden mit den Hauptaufgaben der Koordinierung des Vorgehens beim Erarbeiten der Mehrjahresprogramme und der Erarbeitung von Richtlinien über die Qualitätssicherung. Diese Mehrjahresprogramme, von welchen Sie nun eines in den Händen halten, werden in Form von ressortübergreifen- den Forschungskonzepten ausgearbeitet für jeden der elf durch den Bundesrat bestimmten Politikbereiche. Hauptziele sind die optimale Abstimmung der Forschungsschwerpunkte unter den Bundesstellen und die Nutzung der Schnittstellen mit dem Hochschulbereich und den Forschungsförderungs- institutionen. 1 Die Zahlen der Statistik, insbesondere jene für die Privatindustrie, sind mit einer Unsicherheit behaftet. Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 5
2 Überblick Politikbereich Sport und Bewegung Die Ziele, die der Bund im Interesse der körperlichen Leis- Die Forschung im Politikbereich Sport und Bewegung wird tungsfähigkeit und der Gesundheit der Bevölkerung, der spezialgesetzlich im Gesetz über die Förderung von Sport ganzheitlichen Bildung und des gesellschaftlichen Zusam- und Bewegung (Sportförderungsgesetz, SR 415.0) vom menhalts verfolgt, finden sich im 2012 in Kraft getretenen 17. Juni 2011 geregelt. Der Zweckartikel hält in Absatz 2 fest, Bundesgesetz über die Förderung von Sport und Bewegung dass der Bund die Verwirklichung seiner Ziele im Rahmen (Sportförderungsgesetz, SpoFöG). Demnach bezweckt die der Sportförderung u. a. durch Massnahmen im Bereich der Sportförderung des Bundes eine Steigerung der Sport- und Forschung anstrebt. Bewegungsaktivitäten auf allen Altersstufen, eine Erhöhung des Stellenwerts des Sports und der Bewegung in Erziehung Die Forschung im vorliegenden Politikbereich wird gemäss und Ausbildung, die Schaffung geeigneter Rahmenbedingun- gesetzlichem Auftrag zum einen durch die Unterstützung gen zur Förderung des leistungsorientierten Nachwuchssports öffentlicher oder privater Forschungsinstitutionen ge- und des Spitzensports, die Förderung von Verhaltensweisen, währleistet (extramuros Forschung). Zu den gesetzlichen mit denen die positiven Werte des Sports in der Gesellschaft Massnahmen zählen das Erteilen von Forschungsaufträgen verankert und unerwünschte Begleiterscheinungen bekämpft (gem. Art. 68 SpoFöV) oder das Ausrichten von Beiträgen werden und die Verhinderung von Unfällen bei Sport und für die Durchführung von Forschungsprojekten (gem. Art. Bewegung (vgl. Art. 1 SpoFöG). 69 SpoFöV). Aufgegriffen und weiter ausgearbeitet werden diese allgemei- Zum anderen wird die Forschung im Politikbereich Sport und nen Zielsetzungen im Rahmen der Gesamtschau Sportförde- Bewegung durch die Eidgenössische Hochschule für Sport rung, die zwischen 2013 und 2015 vom VBS, vertreten durch Magglingen (EHSM) betrieben. Als Teil des BASPO und vor das BASPO, und unter Einbezug des Schweizer Sports und dem Hintergrund der gesetzlichen Grundlagen nimmt die weiterer Kreise, erarbeitet wurden. Die Gesamtschau besteht EHSM (gem. Art. 58 SpoFöV) zwei Aufgaben im Rahmen aus einem Leistungssportkonzept, einem Breitensportkon- der umfassenden Sportförderung des Bundes im Bereich zept und einem Immobilienkonzept und bündelt die aktuellen Forschung und Entwicklung wahr: Herausforderungen und Massnahmen zur Entwicklung der • als Forschungsstelle des Bundes (gem. Art. 67 SpoFöV) künftigen Sportförderung des Bundes in diesen Bereichen.2 einerseits greift sie aktuelle Fragen der Gesellschaft zu bestehenden Problemen von sportpolitischer Relevanz auf und erarbeitet mit ihren Tätigkeiten (Forschung, Ent- wicklung, Evaluationen) sportwissenschaftliches Wissen, 2.1 Gesetzlicher Auftrag das von der Bundesverwaltung bzw. von der Bundes- politik im Bereich Sport und Bewegung für die Erfüllung Das Engagement des Bundes in der Forschung und For- ihrer Aufgaben benötigt wird (intramuros Forschung). schungsförderung wird durch Art.64 der Bundesverfassung • als Institution des Hochschulbereichs (gem. Art. 2 HFKG) (SR 101) legitimiert. Die Forschungsaktivitäten der Bundes- andererseits erfüllt die EHSM die hochschultypische verwaltung werden im Forschungs- und Innovationsförde- Aufgabentrias Forschung und Entwicklung, Lehre und rungsgesetz FIFG vom 14. Dezember 2012 (SR 420.1) präzi- Dienstleistung im Bereich Sport. Sie erarbeitet sport- siert. Im Zuge der Totalrevision ist das FIFG als Rahmengesetz wissenschaftliche Erkenntnisse, die einen Beitrag leisten, für die Ressortforschung ausgestaltet worden (detaillierte um praxisbezogene Probleme des schweizerischen Ausführungen dazu in Anhang 1). Sports zu lösen (anwendungsorientierte Forschung). Darüber hinaus liefert sie die wissenschaftlichen Grund- lagen, unter deren Verwertung Produkte, Verfahren, 2 Die Gesamtschau Sportförderung wurde vom Bundesrat am 27. Prozesse und Dienstleistungen für den schweizerischen Mai 2015 zur Kenntnis genommen und die Vernehmlassung er- Sport neu entwickelt bzw. besser (effektiver, effizienter, öffnet. Am 25. Mai 2016 hat der Bundesrat den Ergebnisbericht zum Vernehmlassungsverfahren zur Kenntnis genommen und equitärer) genutzt werden können (wissenschaftsba- das VBS beauftragt, gestützt auf eine weitergehende substan- sierte Innovation). zielle Priorisierung konkrete Massnahmen in einem Aktionsplan Sportförderung aufzulisten. Den Aktionsplan Sportförderung des Bundes hat der Bundesrat zuhanden des Parlamentes am 26. Ok- tober 2016 verabschiedet. Abgerufen am 30.12.2016 von http:// www.vbs.admin.ch/de/sport/gesamtschau-sportfoerderung.html 6 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
2.2 Strategische Ausrichtung 2.3 Rückblick auf die Periode des BASPO 2013–2016 Die strategische Ausrichtung des BASPO basiert auf einer Die zunehmende Bedeutung von Sport und Bewegung in umfassenden strategischen Lagebeurteilung der Schweizer der Gesellschaft veranlasste den Bundesrat im Jahre 2003, Sportförderung, der Chancen und Gefahren für den Schwei- den entsprechenden Politikbereich in den Themenkatalog zer Sport sowie der Stärken und Schwächen des BASPO. der Forschung in der Bundesverwaltung aufzunehmen. Der Sie ist festgehalten im aktuellen Leistungsauftrag des Bun- Rückblick in diesem Abschnitt bezieht sich auf die dritte kon- desrats an das BASPO für die Periode 2012–2016 und wird zeptgeleitete Forschungsphase im Politikbereich Sport und mit der geplanten Einführung des «Neuen Führungsmodells Bewegung. In fünf Themenbereichen, namentlich der Allge- Bund» (NFB) zum 1. Januar 2017 fortgeführt. meinen Sport- und Bewegungsförderung, der Untersuchung von Bildungseffekten durch den Sport, dem Spitzensport, Demnach bilden sich die strategische Ausrichtung und die Sport, Wirtschaft und Nachhaltigkeit sowie Monitoring, Amtstätigkeiten des BASPO in folgenden vier strategischen wurden wissenschaftliche Projekte zur Beantwortung der Geschäftsfeldern ab: aufgeworfenen Forschungsfragen unterstützt. Das in den Vorperioden verfolgte duale Ziel – Bereitstellung von Wis- Allgemeine Sport- und Bewegungsförderung sens- und Entscheidgrundlagen für die staatlichen Führungs- Das BASPO als führendes Kompetenzzentrum für Sport- und organe und die Verwaltung sowie die Unterstützung des Bewegungsförderung unterstützt im Interesse der Leistungs- Aufbau der notwendigen Forschungskapazitäten – wurden fähigkeit, der sozialen Kohäsion und der Gesundheit der in angepasster Form weitergeführt. Der Bereitstellung von Bevölkerung bedarfsgerechte und gezielte Angebote für Wissens- und Entscheidgrundlagen für die Bundesverwal- alle Alters- und Leistungsstufen. tung wurde mehr Gewicht beigemessen. Bildung im Sport 2.3.1 Direkte Forschungsmandate in der Periode Das BASPO fördert den Sport mit Aus- und Weiterbildung 2013–2016 sowie Qualitätsempfehlungen für den Sportunterricht und Periodisch wiederkehrende Erhebungen zum Umfang der Sportkurse. Es gewährleistet dies durch die Eidgenössische Sportaktivität der Schweizer Bevölkerung und der wirtschaft- Hochschule für Sport Magglingen (EHSM), welche Lehre, lichen Bedeutung des Sports liefern wichtige Grundlagen Forschung und Entwicklung sowie eine bedürfnisgerechte für die Politik. Nach beinahe zehn Jahren Unterstützung Dienstleistungspalette zu Gunsten des Schweizer Sports an- der sportwissenschaftlichen Forschung wurde eine Erhe- bietet und gezielt weiterentwickelt. bung des Stands der Sportwissenschaft in der Schweiz in Zusammenarbeit mit den sportwissenschaftlichen Instituten Leistungssport in Auftrag gegeben. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Das BASPO unterstützt den leistungsorientierten Nach- direkten Forschungsmandate. wuchssport und den Spitzensport. Fairness und Sicherheit im Sport Im Rahmen seiner Sportfördertätigkeit und in Zusammen- arbeit mit Partnern fördert das BASPO Verhaltensweisen, die unerwünschte Begleiterscheinungen und Auswirkungen des Sports möglichst verhindern. Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 7
Tabelle 1: Übersicht über die im Rahmen des Forschungskonzepts Sport und Bewegung 2013–2016 direkt vergebenen Forschungsmandate (Stand: 30.11.2015). Mandant Laufzeit Projekttitel Inhaltliche Ziele Betrag (CHF) Lamprecht und Stamm Sozialfor- 2013–2015 Betrieb und Vertiefung • Optimierung der Indikatoren 592 000 schung und Beratung AG, Zürich des «Observatoriums Sport • Reflexion vor dem Hintergrund der und Bewegung Schweiz» gesellschaftlichen und politischen Entwicklung • Studie Sport Schweiz 2014 in Zusammenarbeit mit Partnern realisieren Universität Bern 2012–2014 Berufseinstieg von Absolventinnen • Darstellung des kritischen Über- 90 000 Institut für Sportwissenschaft, und Absolventen sportwissenschaft- gangsprozesses vom Studium in Prof. Dr. S. Nagel licher Bachelor- und Masterstudien- das Berufsleben gänge (BASIS future) • Erfassen der Berufssituation ein Jahr nach Abschluss • Hinweise für die curriculare Ausrichtung gewinnen Universität Bern 2014 Erhebung des Standes der Sportwis- • Bestandesaufnahme der Schweizer 45 000 Institut für Sportwissenschaft, senschaft in der Schweiz Sportwissenschaft Prof. Dr. A. Conzelmann • Analyse der Entwicklung der Forschungsleistungen • Darstellung der gesellschaftliche Relevanz der sportwissenschaftli- chen Forschung Rütter Soceco AG, 2012–2014 Wirtschaftliche Bedeutung • Wirtschaftliche Bedeutung 140 000 Sozioökonomische des Sports – 2011 des Sports Forschung und Beratung, • Darstellung der Entwicklung der Rüschlikon Sportwirtschaft im Vergleich zu 2005 und 2008 • Prüfung methodischer Aktualisierung 2.3.2 Ergebnisse aus ausgewählten Neben dem Bericht «Sport Schweiz 2014» und dem «Kinder- Forschungsmandaten und ihre Nutzung und Jugendbericht» resultierten weitere Sonderauswertun- Im Folgenden werden wichtige Erkenntnisse und ausge- gen in vielbeachteten Publikationen3 (u. a. sechs Kantonsbe- wählte Aspekte qualitativ beschrieben. Detailliertere Anga- richte, «Factsheets Sportarten», Spezialauswertungen zum ben finden sich in den jeweils aufgeführten Publikationen. Wandern, Mountainbiken, Velofahren und zum Sportkon- sum der Bevölkerung). (1) Sport Schweiz 2014 Über 10 000 Personen zwischen 15 und 74 Jahren wurden (2) Wirtschaftliche Bedeutung des Sports umfassend zu ihrer Sportaktivität, Sportartenpräferenz sowie Zur Beschreibung und Klassifizierung und damit zur besse- zu möglichen Gründen einer Sportabstinenz befragt. Durch ren Erfassung des Themenfeldes der Ökonomisierung des die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern (Kantone, Sports ist die Erfassung der Ausprägung der wirtschaftlichen bfu, SUVA, ASTRA, Antidoping Schweiz, schweizmobil) Bedeutung des Sports wesentlich. Der Sport trägt insgesamt konnten optimale Synergieeffekte erzielt und die Belastung 1.7 % zum Bruttoinlandprodukt der Schweiz bei und 2.5 % der Befragten reduziert werden. In einer Zusatzstichprobe aller Schweizer Beschäftigten sind im Zusammenhang mit wurden 1500 Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren befragt. Sport angestellt. In absoluten Werten entspricht das einer Die Sportaktivität steigt weiter an und der Anteil Inaktiver Bruttowertschöpfung von rund 10 Mia. Schweizer Franken bleibt seit Jahren stabil. Die Bevölkerung wird zunehmend polysportiver, wobei die Lifetime-Sportarten (Wandern, 3 Bundesamt für Sport (Hrsg.). Publikationen abgerufen am Schwimmen etc.) beliebt bleiben. Zugenommen hat die 30.11.2016 von http://www.baspo.admin.ch/de/dokumentation/ Sportaktivität der älteren Personen. publikationen.html und von www.sportobs.ch/neue-publikatio- nen.html. 8 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
bei einem Umsatz von rund 20 Mia. Franken und einer Be- 2.3.3 Öffentlich ausgeschriebene Forschungsfragen schäftigung von rund 97 000 Personen (vollzeitäquivalen- in der Periode 2013–2016 tes Arbeitsvolumen). Damit spielt die Querschnittsbranche Der Fragenkatalog der öffentlich ausgeschriebenen For- Sportwirtschaft in der gleichen Liga wie die Metallerzeugnis- schungsfragen präzisierte als ergänzender Teil des For- branche oder die Energie- und Wasserversorgung. Bezüglich schungskonzeptes Sport und Bewegung 2013–2016 die Wertschöpfung am bedeutendsten sind die Sportanlagen, aufgeführten Themenschwerpunkte in Form von öffentlich vor dem Sporttourismus, den Sportvereinen und -verbänden ausgeschriebenen Forschungsfragen und diente in erster sowie den Sportdienstleistungen4. Linie den in der sportwissenschaftlichen Forschung tätigen Institutionen und Forschenden als Orientierungsdokument. (3) Stand der Sportwissenschaft in der Schweiz Die Bestandsaufnahme hatte zum Ziel, die Entwicklung der Durch die Eingrenzung der öffentlich ausgeschriebenen Schweizer Sportwissenschaft seit 2005 zu erheben, um den Forschungsfragen auf das Kinder- und Jugendalter ein- Organen des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und den schliesslich des Übergangs zum Erwachsenenalter ging die zuständigen politischen Behörden die Sportwissenschaft und Zahl der eingereichten Gesuche gegenüber der Vorperiode ihre Positionierung in der Schweizer Hochschullandschaft zu zurück. Mit Erfolg beteiligten sich die sportwissenschaftli- verdeutlichen. Quantitativ und qualitativ hat sich die Sport- chen Institute an den Ausschreibungen, wobei aufgrund wissenschaft in den untersuchten zehn Jahren in hohem der wissenschaftlichen Schwerpunktsetzung gewisse Insti- Mass entwickelt. Dies auf Ebene der Strukturen, der Lehre, tute wenige Berührungspunkte mit den ausgeschriebenen hinsichtlich des Forschungsoutputs, der Förderung des wis- Forschungsfragen hatten. Trotzdem konnte der in den Vor- senschaftlichen Nachwuchses und des gesellschaftlichen Im- perioden angestrebte und eingeleitete Kompetenzaufbau pacts. Während 2005 wissenschaftlicher Nachwuchs nahezu weiter unterstützt werden. inexistent war, kann die Zahl der Qualifikationsstellen, der Zahl der abgeschlossenen Promotionen als vergleichbar mit Eine Übersicht über die Anzahl eingegangener bzw. bewil- anderen universitären Fächern mit eher anwendungsorien- ligter Forschungsanträge gibt Tabelle 2. Nach wie vor kommt tierten Ausrichtung eingestuft werden5. dem Ex-ante-Evaluationsprozess eine hohe Bedeutung zu. Die Quote der Projekte, die aufgrund der festgeschriebenen (4) BASIS Future Kriterien als unterstützungswürdig beurteilt wurden, betrug Ziel der Studie BASIS war eine umfassende Analyse der Be- über die gesamte Periode gemittelt 36 %. rufskarrieren von Absolventen sportwissenschaftlicher Studi- engänge in der Schweiz. Neben dem Verlauf des beruflichen Tabelle 2: Übersicht über die Forschungsanträge im Bereich der öffentlich aus- Werdegangs interessierte hierbei insbesondere die aktuelle geschriebenen Forschungsfragen. Erwerbssituation sowie die Betrachtung zeithistorischer Ver- Forschungsanträge [Anzahl] Finanzvolumen [Mio. CHF] änderungen im Berufsfeld Sport. Jahr Eingegangen Unterstützt Beantragt Bewilligt 2013 26 8 3.8 1.04 Die Ergebnisse zeigen, dass ein sportwissenschaftliches Stu- 2014 21 7 3.1 0.86 dium eine gute Grundlage für zukünftige berufliche Heraus- 2015 14 6 1.8 0.92 forderungen im Berufsfeld Sport bietet6. 2016 17 7 2.2 0.59 Total 78 28 10.9 3.41 4 Bundesamt für Sport (Hrsg.). Sport und Wirtschaft abgerufen am 30.11.2016 von http://www.baspo.admin.ch/de/dokumentation/ publikationen/sport-und-wirtschaft-schweiz.html 5 Bundesamt für Sport (Hrsg.). (2014) Stand der Sportwissen- schaft. abgerufen am 30.11.2016 von http://www.baspo.admin. ch/de/bildung-und-forschung/forschung/forschungskonzept/for- schungsmandate.html, abgerufen am 30.11.2016 6 Bundesamt für Sport (Hrsg.). Publikationen abgerufen am 30.11.2016 von http://www.baspo.admin.ch/de/dokumentation/ publikationen/sportwissenschaftliches-studium-berufsleben.html Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 9
Die nachfolgende Abbildung ordnet die unterstützten For- in Peer-reviewed Journals. Damit soll auch sichergestellt schungsprojekte den drei im Fragenkatalog zum Forschungs- werden, dass die mit öffentlichen Mitteln erarbeiteten For- konzept 2013–2016 definierten Themenschwerpunkten zu7. schungsergebnisse publiziert und somit der Öffentlichkeit zugänglich sind. Aufgrund der eher langwierigen Publika- tionszyklen der wissenschaftlichen Artikel kann keine ab- schliessende quantitative Beurteilung dieses Aspektes vor- 10 genommen werden. 6 2.4 Finanzierung Die in den Politikbereichen federführenden Ämter legen jeweils in der bundesrätlichen Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation8 die für die Periode geplanten Mittel zu Informationszwecken dar. Gegenüber den in der BFI-Periode geplanten Mittel von CHF 6.0 Mio. ist 12 eine Reduktion der effektiv eingesetzten Mittel zu verzeich- nen. Zum einen ist diese Reduktion eine Folge der Umset- zung der Sparmassnahmen im Rahmen des KAP 2014 (vgl. ! Allg. Sport- und Bewegungsförderung Kapitel 4.2), zum anderen konnten nicht alle aufgeworfenen ! Spitzensport Themenbereiche gleichermassen durch Forschungsprojekte ! Entwicklungsförderung und Bildung bearbeitet werden. Insgesamt wurden CHF 4.3 Mio. einge- setzt, um die im Forschungskonzept aufgeworfenen Fragen Abb. 1: Anzahl unterstützte Projekte in den ausgeschriebenen zu bearbeiten. Die nachfolgende Auflistung in Tabelle 3 gibt Themenschwerpunkten (N=28). Die Projekte sind namentlich in Auskunft über die eingesetzten Mittel. Anhang 3 aufgeführt. 2.3.4 Ergebnisse aus den Forschungsprojekten Tabelle 3: Übersicht über den Umfang der Mittel im Zeitraum 2013–2016 Die Befunde aus den einzelnen Forschungsprojekten können (Projekte und Verträge, die mit Beginn 2013 und später erfasst wurden; da nicht alle Projekte beendet sind, wurden noch die gesamten gesprochenen inhaltlich nicht zusammengefasst werden. Das Charakteris- Mittel ausgeschüttet). tikum der Sportwissenschaft ist deren Interdisziplinarität. So Themenbereich Verfügungsbetrag Anteil an gesamten werden Forschungsfragen methodisch und in Bezug auf die [Mio. CHF] Mitteln Mutterdisziplinen unterschiedlich angegangen. Während in (kompetitiv u. Mandate) [%] den Vorperioden der grösste Teil der Forschungsfragen mit Allgemeine Sport- und 1.48 34 naturwissenschaftlich-medizinischen Ansätzen untersucht Bewegungsförderung wurden, haben 2013–2016 knapp 50 % der Projekte einen Bildungseffekte 0.60 14 sozialwissenschaftlichen Ansatz verfolgt. durch Sport Spitzensport 1.33 31 Zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Berichtes (Juni 2016) Monitoring 0.91 21 ist die Hälfte der 28 unterstützten, meist mehrjährigen Total 4.32 Projekte formal abgeschlossen. Durch die Publikation von Leitlinien zur Erstellung eines Schlussberichtes konnte eine Steigerung der Qualität der Schlussberichte erreicht werden. Von hoher Bedeutung war die wissenschaftliche Verbreitung der Forschungsergebnisse durch die Projektbearbeitenden 8 Schweizerische Eidgenossenschaft (Hrsg.). (2012) Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation 2013– 7 Bundesamt für Sport (Hrsg.). (2013) Fragenkatalog zum For- 2016 (vgl. Kapitel 10.4, Seite 3340ff). Abgerufen am 30.11.2016 schungskonzept Sport und Bewegung 2013–2016, Magglingen von www.admin.ch/opc/de/federal-gazette/2012/3099.pdf. 10 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
2.5 Herausforderungen Inhaltlich liegen die Schwerpunkte der Forschung im Poli- und Handlungsbedarf tikbereich Sport und Bewegung bei der empirischen Erfor- schung der Wirksamkeit und Effizienz von Programmen, Mit dem neuen Sportförderungsgesetz und mit der Erar- Projekten und Massnahmen der Sportförderung des Bundes beitung der Gesamtschau wurden die Leitlinien der Sport- in den Bereichen Breiten-, Schul- und Leistungssport. Mit förderung in der Schweiz überarbeitet und neue Impulse dieser inhaltlichen Profilierung nimmt die Ressortforschung zur konkreten Förderung von Breiten-, Nachwuchs- und im Bereich Sport und Bewegung Bezug auf die jüngere Leistungssport gesetzt. Für den Politikbereich Sport und Be- rechtliche und konzeptuelle Überarbeitung der Sportför- wegung erwachsen daraus inhaltlich neue Wissensbedarfe, derung im Rahmen des Sportförderungsgesetzes und der deren Deckung auch weiterhin auf sportwissenschaftliche Erarbeitung der Gesamtschau zur Förderung des Breiten- Forschung angewiesen ist. und Leistungssports. Für eine wirksame und effiziente Ge- staltung der Sportförderung sind empirische Evidenzen über Die Ressortforschung des Bundes im Politikbereich Sport die Ergebnisse und Erträge der dazu öffentlich geförder- und Bewegung zielte über die vergangen drei Perioden ten Programme, Projekte und Massnahmen unentbehrlich. u. a. darauf ab, die sportwissenschaftlichen Forschungs- Dazu gehören namentlich (a) Wirkungsevaluationen des Pro- kapazitäten und den Aufbau von sportwissenschaftlichen gramms «Jugend und Sport» für Kinder und Jugendliche Forschungsinstitutionen durch eine kompetitive Vergabe von sowie (b) Wirksamkeits- und Effizienzstudien über die ge- Forschungsbeiträgen (gem. Art. 69 SpoFöV) zu unterstützen. setzlich bestimmten Massnahmen zur Förderung des leis- Angesichts der aktuellen Sparvorgaben im Stabilisierungs- tungsorientierten Nachwuchssports und des Spitzensports, programm 2017–2019 kann dieses Ziel in der folgenden zur Förderung von Sport- und Bewegungsmöglichkeiten in Periode 2017–2020 nicht länger verfolgt werden. Wie die der Schule, zur Förderung der Qualität des Sportunterrichts im Rahmen des aktuellen Forschungskonzepts 2013–2016 in sowie zur Förderung der Vorbereitung und Durchführung Auftrag gegebene Bestandsaufnahme zur Sportwissenschaft von internationalen Sportgrossanlässen in der Schweiz. in der Schweiz (vgl. Kap. 2.3.2) zeigt, haben sich die sport- wissenschaftlichen Forschungskapazitäten während der Das nachfolgende Kapitel konkretisiert die Themenbereiche vergangenen 10 Jahre quantitativ und qualitativ erheblich für die Ressortforschung im Politikbereich Sport und Bewe- ausgeweitet. Auch die Einwerbung von Zweit- und Dritt- gung und formuliert die darin erwachsenen Wissensbedarfe. mitteln seitens staatlicher Mittlerorganisationen (SNF, KTI), Darüber hinaus ist dargestellt, welche Forschungsleistungen Stiftungen sowie anderen privater und öffentlicher Quellen die Eidg. Hochschule für Sport Magglingen (EHSM) intra- konnte im Zeitraum der Bestandsaufnahme gesteigert wer- muros im Rahmen der Ressortforschung (gem. Art. 58, Satz den. Dennoch mangelt es der Schweizer Sportwissenschaft 2 SpoFöV) zur Deckung der Wissensbedarfe des Bundes noch immer strukturell an den Voraussetzungen, um im erbringt. gleichen Masse, wie etablierte wissenschaftliche Disziplinen, von der Forschungsförderung anderer öffentlicher Instituti- onen profitieren zu können. Das BASPO unterstützt daher die Bestrebungen der sport- wissenschaftlichen Forschungsinstitutionen für eine bessere Verankerung der Sportwissenschaft in die öffentliche For- schungsförderung des SNF und der KTI. Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 11
3 Themenschwerpunkte 2017–2020 Die Darstellung der Themenschwerpunkte lehnt sich eng Da körperliche Inaktivität bei Kindern die generelle Ent- an die strategische Ausrichtung des federführenden Amtes wicklung, bei Erwachsenen die Risikofaktoren für nicht (siehe Kapitel 2.2) an. übertragbare Krankheiten und bei den älteren Menschen die Lebensqualität insgesamt nachteilig beeinflusst, hat die Bei den aufgeführten Themen handelt es sich um eine Gesellschaft einen hohen Nutzen von weit verbreiteter, re- Auswahl, die einerseits nicht abschliessend ist, andererseits gelmässiger körperlicher Aktivität. Der Breitensport kann aber auch nicht vollumfänglich bearbeitet werden kann. Die mit seinem vielfältigem Angebotsspektrum zur Förderung Schwerpunkte werden anhand beispielhafter Themen dar- eines aktiven Lebensstils einen wesentlichen Beitrag leisten10. gestellt. Die Themenbereiche sollen im Sinne eines Rahmens die strategische Stossrichtung beschreiben. Die Umsetzung Das Sportverständnis der Bevölkerung ist heute wesentlich und Bearbeitung von Fragestellungen, welche für den Politik- breiter als noch vor 30 Jahren, was sich in einem vielge- bereich Sport und Bewegung als relevant erachtet werden, staltigen und dynamischen Sportangebot niederschlägt. erfolgt entweder durch eine öffentliche Ausschreibung oder Obwohl immer mehr Akteure Sportmöglichkeiten anbieten sie werden durch die EHSM bearbeitet. und die Bevölkerung ihre Sport- und Bewegungsaktivitäten zunehmend polysportiv sowie ausserhalb traditioneller Ver- einsstrukturen ausübt, spielt der Sportverein in einer adäqua- ten Sportversorgung der Bevölkerung eine wesentliche Rolle. 3.1 Themenschwerpunkt Die knapp 20 000 Vereine bieten eine enorme Trägerfunktion «Allgemeine Sport- und Bewegungs- für die Bereiche des Leistungs-, Freizeit- und Gesundheits- sports. Die Bedürfnisse des Freizeit- und Gesundheitssports, förderung» der das lebenslange Sporttreiben begünstigen soll, bedingen eine Weiterentwicklung der Sportarten hin zu angepasste 3.1.1 Beschreibung des Themenfeldes Formen, Regeln und Wettkampfformaten. Damit Vereine Die vielseitigen gesundheitsfördernden Wirkungen der kör- ihr Sportangebot und ihre gesellschaftlichen Leistungen, perlichen Aktivität in Form von Sport und Bewegung sind insbesondere im Bereich der Integration und Sozialisation wissenschaftlich eindrücklich belegt. Die vorbeugenden von Kindern und Jugendlichen erfüllen können, sind genü- Effekte regelmässiger Bewegung konnten bei den Erwach- gend engagierte und angemessen ausgebildete Freiwillige senen für eine beachtliche Anzahl nichtübertragbarer Krank- eine Voraussetzung. Freiwilligenarbeit und das Ehrenamt heiten quantifiziert werden9. Besondere Beachtung verdient werden in der Strategie nachhaltige Entwicklung des Bun- die Sport- und Bewegungsförderung bei den Menschen in des in der Periode 2016–201911 als tragende Elemente des der zweiten Lebenshälfte. Die regelmässige körperliche Akti- gesellschaftlichen Zusammenhalts identifiziert. vität trägt zur Erhaltung der funktionellen Kapazitäten und damit zur Autonomie und zur Lebensqualität im Alter bei. 10 Bundesamt für Sport (Hrsg.). Gesamtschau Sportförderung: Breitensportkonzept Bund. Abgerufen am 30.12.2016 von http:// www.vbs.admin.ch/de/sport/gesamtschau-sportfoerderung. detail.document.html/vbs-internet/de/documents/sport/gesamt- schausportfoerderung/Breitensportkonzept_de.pdf.html 9 Bundesamt für Gesundheit (Hrsg.). Gesundheit 2020: Massnah- 11 Schweizerischer Bundesrat (Hrsg.). Strategie nachhaltige Ent- me 1.3.1 und die Ausführungen zur Strategie Prävention nich- wicklung 2016–2019 (vgl. Ziel 8.1). Abgerufen am 30.11.2016 tübertragbarer Krankheiten (NCD). Abgerufen am 30.11.2016 von https://www.are.admin.ch/are/de/home/nachhaltige-ent- von https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/strategi- wicklung/politik-und-strategie/strategie-nachhaltige-entwick- en-politik/gesundheit-2020.html lung-2016-2019.html. 12 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
3.1.2 Wissensbedarf Jugendlicher und junger Erwachsener? Welche Zusammen- In diesem Themenfeld stehen Beiträge zur Klärung nachfol- arbeitsformen mit niederschwelligen Sportanbietern oder gender Aspekte im Vordergrund: Angeboten im Bereich der Jugend- und Sozialarbeit können (1) Motive und Determinanten für langfristig wirksame die Reduktion der körperlichen Aktivität Alter von 15 bis Sportaktivität 18 Jahren auffangen und bisher durch die traditionellen (2) Möglichkeiten und Grenzen zielgruppenspezifischer Sportangebote schlecht erreichte Zielgruppen erreichen? Inszenierungen (3) Erfolgreiche Vereinsarbeit durch Freiwilligenarbeit Ansätze zur zielgruppenspezifischen Inszenierungen (Alter, (4) Entwicklung und Bedeutung des nicht organisierten Gender, Inklusion) der Sport- und Bewegungsförderung sind Sports zu identifizieren und auf ihre Wirksamkeit hin zu untersuchen. (1) Motive und Determinanten für langfristig (3) Erfolgreiche Vereinsarbeit durch Freiwilligenarbeit wirksame Sportaktivität Sportverbände und -vereine erfüllen eine Vielzahl von Ge- Nach wie vor sinkt die Sportaktivität im Laufe der Adoles- meinwohlfunktionen. Lebensgrundlage des schweizerischen zenz und im frühen Erwachsenenalter. Eindimensionale In- Verbands- und Vereinswesens sind das Ehrenamt und die terventionen auf Ebene des Verhaltens greifen oft zu kurz. Freiwilligenarbeit, damit werden wichtige gesellschaftliche Deshalb sollten Konzepte zur Entwicklung von wirksamen Dienste abgedeckt und gleichzeitig der Zusammenhalt und Interventionen neben dem Verhalten auch sozialstrukturelle das Zusammenleben in der Gesellschaft gefördert. Sportver- Determinanten – wie etwa das Setting der sportlichen Ak- eine als Interessensorganisationen wurden bislang vornehm- tivität (Schule, Arbeitsplatz, Gemeinde, etc.) – enthalten. lich aus einer Organisationsperspektive heraus untersucht12. Es wäre von grossem Nutzen zu erfahren, wie die Barrieren Sie werden jedoch in ihrer sozialen und organisatorischen für die Aktivität in spezifischen Gruppen von Kindern und Ausgestaltung massgeblich durch die Mitglieder, die sich Jugendlichen mit einem hohen Anteil an Inaktiven überwun- auf dieser Interessensbasis freiwillig engagieren, geprägt. In den werden könnten und ob entsprechende Massnahmen Bezug auf die Stabilität des Engagements stellt sich ange- längerfristig wirken. Von besonderem Interesse sind die sichts des gesellschaftlichen Wandels eine Reihe von Fragen. vielversprechenden multisektoralen Ansätze. Bei sportlich und bewegungsaktiven Kindern und Jugendlichen wäre es (4) Entwicklung und Bedeutung des nicht interessant herauszufinden, welche Motive einen hohen organisierten Sports Sportkonsum bewirken und welche Erwartungen mit der Die Schweizer Bevölkerung betreibt im Erwachsenenalter regelmässigen Aktivität verbunden werden. Kenntnisse über ihre sportliche Aktivität zum grossen Teil ausserhalb traditio- diese Motive könnten helfen, die Ausgestaltung der Förder- neller Vereinsstrukturen. Im Sport- und Freizeitmarkt hat sich massnahmen spezifischer auf die Kinder und Jugendlichen neben Fitnesscentern eine Vielzahl von Anbietern etabliert. auszurichten, damit diese Massnahmen eine höhere Ak- Hier stellen sich Fragen zur Attraktivität: welche Bevölke- zeptanz erlangen und eine langfristige Aufrechterhaltung rungsgruppe nutzt aus welchen Gründen welche Angebote? des sport- und bewegungsbezogenen Lebensstils bewirken. Gibt es auf lokaler Ebene Zusammenarbeitsformen und Syn- ergien, die zu einer gegenseitigen Befruchtung, verbesserten (2) Zielgruppenspezifische Inszenierungen Nutzung der vorhandenen Infrastrukturen und letztlich zu der Sport- und Bewegungsförderung einer steigenden körperlichen Aktivität führen können? Die periodische Befragung der Schweizer Bevölkerung zu ihrer Sportaktivität und ihrer Einstellung gegenüber dem 3.1.3 Schwerpunkte der EHSM Sport liefert wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung Die EHSM beschäftigt sich mit Aspekten der sportlichen der Sportförderung und weist auf Forschungsthemen hin. Aktivität der Schweizer Bevölkerung. Sie begleitet inhaltlich Trotz vielfältiger Bemühungen der Sport- und Bewegungs- die umfassenden Beobachtungen im Zuge der grossange- förderung bestehen nach wie vor soziale Ungleichheiten legten Studie zum Sportverhalten (Sport Schweiz, vgl. 3.5). hinsichtlich der Sportbeteiligung der Schweizer Bevölkerung Zudem werden ausgewählte Aspekte des Bewegungsver- und insbesondere die Ausstiegsraten im Jugendalter bzw. jungen Erwachsenenalter sind relativ hoch. Wie beeinflussen 12 Bundesamt für Sport (Hrsg.). (2011) Sportvereine in der sportbezogene Strukturbedingungen auf lokaler Ebene und Schweiz, Abgerufen am 30.11.2016 von www.baspo.admin.ch/ kulturell geprägte Wertvorstellungen die Sportpartizipation de/dokumentation/publikationen/sportvereine-schweiz.html Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 13
haltens der Schweizer Bevölkerung mittels Akzelerator-Stu- Anstieg des Leistungsniveaus identifizierbar. Der Weg an dien bei Kinder- und Jugendlichen präzisiert. Die EHSM die Spitze wird für den Nachwuchs immer aufwendiger. Der beschäftigt sich auch mit der systematischen Messung der Spitzensport steht deshalb unter einem permanenten Inno- Leistung junger Erwachsener im Rahmen der militärischen vationsdruck: Um den sportlichen Erfolg zu sichern, muss er Rekrutierung und während der militärischen Grundausbil- bekannte Vorgehensweisen optimieren und sich durch Neu- dung. Schliesslich wird das Konsumverhalten der Schweizer entwicklungen Wissensvorsprünge gegenüber anderen Na- Bevölkerung im Sport mit Partialstudien weiter vertieft. Es gilt tionen erarbeiten. Alle erfolgreichen Nationen haben in den auch hier die Gründe des Sportverhaltens weiter zu vertiefen letzten Jahren und Jahrzehnten die sportwissenschaftliche und zu verstehen. Nur vor diesem Hintergrund können Be- Unterstützung implementiert und fortlaufend ausgebaut. wegungsangebote formuliert und gefördert werden, welche Für die zukünftigen Entwicklungschancen und Erfolgsaus- lebenslanges Sportreiben von breiten Bevölkerungsschichten sichten des Schweizer Spitzensports gewinnt deshalb eine nicht nur ein Wunsch sondern auch eine Realität werden erhöhte wissenschaftliche Unterstützung immer mehr an lassen. Bedeutung, ja, ist gar unverzichtbar geworden. Dabei richten sich die Forschungsinhalte daran aus, alle legalen und nicht Das Interesse der EHSM bezieht sich auch auf das insti- gesundheitsbeeinträchtigenden, aber wirkungsvollen Mass- tutionelle Setting, im welchen die Angebote stattfinden. nahmen in Training und Wettkampf in den verschiedenen Wo werden die Sportangebote gemacht: In der Schule, im Sportarten zu verbessern bzw. wissenschaftlich abzusichern. freiwilligen Schulsport im Verein oder aber in privatwirt- Wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg im Spitzensport schaftlichen Angeboten? Zudem ist die Art des Angebotes sind einerseits eine gezielte Nachwuchs- und Elitesportför- wichtig: Wie zeichnen sich beliebte Sportangebote aus? In derung mit gut ausgebildeten Trainern und Funktionären welchem Alter sind welche Angebote erfolgreich? Zentraler sowie anderseits kontinuierliche Forschungs- und Entwick- Baustein ist hier das Wirkmodell J+S, welches zum Ziel hat, lungsaktivitäten. Anhand von neuen Erkenntnissen können die Förderangebote dieses umfassenden Förderprogrammes wirksame Massnahmen im Bereich der Talentförderung und des Bundes zu evaluieren und dadurch laufend zu verbes- Leistungsentwicklung identifiziert und somit der Erfolg im sern. Das Forschungsinteresse der EHSM bezieht sich dar- Spitzensport optimiert werden. über hinaus auf die Angebote, welche in den Vereinen im Rahmen der Sportförderung zur Verfügung gestellt werden 3.2.2 Wissensbedarf und schliesslich interessieren Best Practice Beispiele aus dem (1) Sportartanalysen zur Identifikation der leistungs- kommerziellen Sport zu diesem Thema. Allen voran gilt den relevanten Faktoren Sportfördermassnahmen, wie sie im Kontext von grösseren Die Leistung bei einem Wettkampf hängt davon ab, wie Sportveranstaltungen initiiert werden oder aber Sportförder- gut die leistungsrelevanten Determinanten oder Faktoren angeboten in Unternehmen die Aufmerksamkeit der EHSM. des Athleten, der Athletin oder des Teams entwickelt sind. Dieses Themenfeld gilt es mit Partialstudien Schritt für Schritt Welche Faktoren für die Leistung massgebend sind, wird zu erschliessen. stark durch die Sportart bzw. die Sportdisziplin bestimmt. Ein Ziel der Leistungssportforschung ist, die leistungsrelevan- ten Faktoren von Sportarten oder -disziplinen zu ermitteln und diese möglichst detailliert zu beschreiben. Auf der Basis 3.2 Themenschwerpunkt dieser Kenntnisse lassen sich sportartspezifische Anforde- «Leistungssport» rungsprofile erstellen, die mit einem möglichst geschlechts-, entwicklungs- und trainingsaltersabhängigen System von 3.2.1 Beschreibung des Themenfeldes biopsychosozialen Grössen unterlegt werden. Daraus wie- Spitzensport steht im öffentlichen Interesse und ist eine der derum lassen sich Indikatoren ableiten, die in den Bereichen treibenden Kräfte der gesamtgesellschaftlichen Sportent- der Nachwuchsförderung und im Elitesport mit wirksamen wicklung: Motivator für den Breitensport, internationale Trainingsmethoden gesteuert und mit analytischen Metho- Präsentationsplattform nationaler Leistungsfähigkeit, na- den beobachtet und bestimmt werden sollten. tionaler Identitätsstifter und auch ein zunehmender Wirt- schaftsfaktor. Diese Entwicklung entfaltete sich vor allem mit dem sportlichen Erfolg der Schweizer Athletinnen und Athleten. In den meisten Sportarten ist ein kontinuierlicher 14 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
(2) Talenterkennung und -entwicklung men der vorhandenen Zeit die nötigen Reize bewirken, die Die Talenterkennung und die gezielte Förderung im Bereich schliesslich zur gewünschten Leistungssteigerung führen. des Nachwuchsleistungssports stellen eine grosse Herausfor- Zusätzlich ist zu prüfen, welche mentalen Fähigkeiten und derung dar. Generell bestehen zur Talenterkennung und zur Strategien dem Athleten helfen, die geforderten Trainings- optimalen Talentförderung wenig wissenschaftlich belegte reize zu erbringen. Gleichzeitig gewinnen die physische und Erkenntnisse. Auf der Basis der oben beschriebenen Cha- mentale Regeneration sowie die Ernährung in diesem Kon- rakterisierung der sportartspezifischen, leistungsrelevanten text an Bedeutung, da in der zur Verfügung stehenden Zeit Faktoren im Kinder- und Jugendsport sollten für jede Ent- die Adaptationsprozesse durch entsprechende Massnahmen wicklungsstufe physiologische und psychologische Kenn- beschleunigt werden sollen. In allen drei Bereichen – Trai- zahlen festgelegt werden, die mit dem Leistungsniveau der ning, Regeneration und Ernährung – sind neue, innovative Athletinnen und Athleten im Elitealter in Beziehung gesetzt Massnahmen, die den physischen und psychischen leistungs- werden können. Diese Kennzahlen erlauben die Beurtei- limitierenden Faktoren entgegenwirken, in Abhängigkeit lung der Leistungsentwicklung von potentiellen Talenten. von körperlicher Entwicklung und Geschlecht zu entwickeln Sind diese bestimmt, müssen sie möglichst optimal an eine und zu validieren. hohe Leistungsfähigkeit herangeführt werden. Kenntnisse über trainingsgünstige Zeiträume, während deren leistungs- (4) Vorbereitung und Verhalten am Wettkampf unter relevante Faktoren besonders günstig beeinflusst werden normalen und speziellen Bedingungen könnten, helfen, die Entwicklungsmöglichkeiten der Talente Das Ziel der Athletinnen und Athleten ist es, an Wett- über die Trainingssteuerung auszuschöpfen. Bei all den leis- kämpfen eine möglichst hohe Leistung (Peak Performance) tungsfördernden Massnahmen sollte die Belastung den vom umzusetzen. Damit sie darin unterstützt werden können, Entwicklungsstand abhängigen sich verändernden Kapazitä- sind Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten nötig, um ten der Kinder und Jugendlichen so angepasst werden, dass optimierte trainingswissenschaftliche (physiologische und gleichzeitig ihre Gesundheit gefördert wird. Die Gestaltung psychologische) Methoden in der Wettkampfvorbereitung der Wettkampfsysteme im Nachwuchsbereich sollte sich und im Wettkampf selber zu identifizieren und auf individu- ebenfalls an diesen Erkenntnissen orientieren und damit eller Basis zu überprüfen. In der Periode 2017 2020 finden die Talententwicklung unterstützen. Im Kinder- und Jugend- verschiedene wichtige Grossanlässe unter speziellen klima- sport bestehen auf den jeweiligen Entwicklungsstufen kaum tischen Bedingungen (Hitze, Feuchtigkeit, Höhe) statt. Eine valide Kennzahlen bezüglich Entwicklung der leistungsrele- spezielle Aufmerksamkeit gilt deshalb der Erforschung der vanten Faktoren. Auch betreffend den trainingsgünstigen Fragestellung, wie die Wirkung dieser leistungslimitierenden Zeiträumen für spezifische Trainingsreize sind die Kenntnisse Faktoren durch verschiedene Massnahmen (z. B. Akklimati- lückenhaft. Im Bereich der Trainings- und Wettkampmetho- sation, Vorkühlung, mentale Vorbereitung etc.) minimiert dik sind noch immer viele Fragen zur Belastbarkeit und zu werden können, so dass am Wettkampf eine möglichst hohe den zu erwartenden Effekten im Kinder- und Jugendalter Leistung erbracht werden kann. offen. Untersuchungen, die versuchen, die erwähnten Wis- senslücken zu schliessen, tragen zu einer wirksameren und (5) Technologien für Training und Wettkampf optimierten Talentselektion und -förderung bei. In vielen verschiedenen Bereichen der Technologie werden laufend Innovationen realisiert, was zu einer rasanten Ent- (3) Trainingssteuerung wicklung von Produkten führt. Bei verschiedenen Sportar- Ziel dieses Forschungsbereichs ist ein Monitoring der Trai- ten spielen Materialien und technologische Produkte eine ningsmethodik und Trainingssteuerung im Nachwuchsleis- leistungsrelevante Rolle. Hier profitiert der Leistungssport tungs- und Spitzensport, um diese so zu optimieren, dass teilweise indirekt, aber auch direkt vom Innovationspotential positive Adaptionen der belasteten Funktionssysteme auf- im Bereich der Technologie. Besonders wirksam sind aus grund hoher reizwirksamer Belastungsintensitäten zu einer Sicht des Sports diejenigen Innovationen, die gemeinsam möglichst hohen Leistungsverbesserung führen und dabei von den Trainern, Athleten und Ingenieuren erforscht und die gesunde Entwicklung der Sportlerinnen und Sportler entwickelt werden. Die entwickelten Produkte unterstützen fördern. Die Trainingseffizienz stellt dabei einen zentralen optimalerweise die Trainings- und Wettkampfmassnahmen, Aspekt dar. Im Vergleich zu früher ist die Trainingsbelas- die zur erwünschten Leistungssteigerung führen. tung der Athletinnen und Athleten angestiegen. Es stellt sich deshalb die Frage, welche Trainingsmethoden im Rah- Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 15
(6) Wissensmanagement 3.3 Themenschwerpunkt Die Wichtigkeit der Ressource Wissen und deren Bedeu- «Sport in der Schule» tung für Erfolge im Leistungssport sind unbestritten. Meh- rere grosse Sportnationen haben diesbezüglich grosse An- 3.3.1 Beschreibung des Themenfeldes strengungen unternommen und verfügen über erfolgreich Der Sport in der Schule umfasst alle sportlichen Bewegungs- eingesetzte, nationenspezifische Konzepte. Im Schweizer aktivitäten, die Kindern und Jugendlichen während ihrer Leistungssport wurden in den letzten Jahren verschiedene Schulzeit in der Schule angeboten werden. Dazu gehören spezifische Angebote entwickelt. Diese entstanden jedoch der obligatorische Sportunterricht, der freiwillige Schulsport ohne Gesamtkonzept sowie ohne mittel- und langfristige sowie weitere formelle Sport- und Bewegungsangebote im Planung. Es ist deshalb wichtig, in einem ersten Schritt die Schulalltag (z. B. schulische Sportanlässe oder der bewegte aktuelle Situation zu analysieren, um so das Optimierungs- Unterricht im Klassenzimmer). potential zu identifizieren. Danach wird ein Gesamtkonzept, verbunden mit der Entwicklung und Optimierung von ge- In all diesen Angeboten stehen Sport und Bewegung unter eigneten Massnahmen, entworfen. Schliesslich gilt es, be- dem gesellschaftlichen Erziehungs- und Bildungsauftrag der darfsspezifisch ausgewählte Massnahmen zu evaluieren, um Schule. Sport und Bewegung sollen demnach in der Schule allfälligen Änderungsbedarf bestimmen zu können. Dies soll dazu beitragen, dem Schweizer Leistungssport mittel- und langfristig einen a) dass alle Kinder und Jugendliche durch eine die ausser- effizienteren Umgang mit relevantem Wissen ermöglichen. schulische Sport- und Bewegungssozialisation ergän- zende Erziehung zum Sport sowie durch die Bereit- (7) Ökonomisierung des Sports stellung von Bildungsanlässen zu einer Teilhabe an der Der Erforschung der Ökonomisierung des Spitzensports Sport- und Bewegungskultur befähigt werden, und kommt eine besondere Rolle zu. Diese wird deshalb im b) dass alle Kinder und Jugendliche durch eine pädago- übergeordneten Kapitel 3.4 behandelt. gisch professionelle Aktivierung der pädagogischen Potenziale des Sports in ihrer Entwicklung gefördert 3.2.3 Schwerpunkte der EHSM werden: nicht nur in motorischer und körperlicher, Das Ressort Leistungssport der EHSM mit seinen Organisa- sondern auch in emotionaler, motivationaler, kognitiver tionseinheiten (Trainingswissenschaft, Sportmedizin, Sport- und sozialer Hinsicht. physiotherapie, Sportphysiologie Ausdauer, Sportphysiolo- gie Kraft und Spielsport, Sportpsychologie, Trainerbildung Unter dem pädagogischen Auftrag einer Erziehung zum sowie Monitoring und Evaluation) befasst sich strategisch Sport (a.) zielt der Sport in der Schule darauf ab, Heran- gezielt mit dem in 3.2.2 identifizierten Wissensbedarf der wachsende zu einer erfolgreichen, mündigen und möglichst verschiedenen Forschungsfelder und bearbeitet diese mit lebenslangen Teilhabe an den Praktiken der Sport- und Be- für den Spitzensport relevanten Fragestellungen. Durch den wegungskultur zu befähigen. Um dieses Ziel zu erreichen, Umfang des Wissensbedarfs in Relation zu den Ressourcen vermittelt der Sport in der Schule die dazu notwendigen Kul- des Ressorts werden gezielt strategische Partnerschaften mit turtechniken und stärkt die zu ihrer erfolgreichen Ausübung verschiedenen Verbänden (z. B. Swiss Olympic Association) erforderlichen körperlichen Fähigkeiten und sportbezogenen und Institutionen (z. B. Universitäten) eingegangen, um die Kenntnisse. Er weckt darüber hinaus das Interesse am Sport Fragestellungen möglichst effizient beantworten zu können. und an der Bewegung und trägt so dazu bei, dass Schüle- rinnen und Schüler darin ihre Begabungen entfalten möch- ten, auch ohne dass sie eigens dazu angehalten werden müssten. Unter dem Anspruch einer Erziehung zum Sport unterstützt der Sport in der Schule die Heranwachsenden aber auch darin, die Vielfalt von Sport und Bewegung zu entdecken und im eigenen sportlichen Bewegungshandeln zu berücksichtigen. 16 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
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