Investment Outlook 2018 - Auf den Spuren der nächsten Generation - Credit Suisse
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ei der Credit Suisse wollen wir B zur Stärkung des Bankensystems beitragen und zugleich die grossen – aber faszinierenden – technologischen Herausforderungen annehmen, die in unserer Branche zu bewältigen sind. 4 Investment Outlook 2018
Vorwort des CEO Aus meiner Perspektive Tidjane Thiam CEO Credit Suisse Group AG Ich freue mich, Ihnen unseren Anlageausblick für 2018 zu präsentieren. Jedes Jahr hebt diese Publikation einige der besten Investmentanalysen unserer Bank hervor. Wie immer verfolgen wir bei der Credit Suisse einen globalen Ansatz, der die vielfältigen Interessen und Anliegen widerspiegelt, die unsere Kunden regelmässig an uns herantragen. Im vergangenen Jahr beobachteten wir weltweit eine und Kapitalmarktunion weiter vertieft werden, um ein deutliche Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität und nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten und die mithin eine robuste Wertentwicklung der Risikoanlagen. Gefahr weiterer Krisen einzudämmen. Auf globaler Staatsanleihen der Kernländer – die massgeblichen Ebene brauchen wir mehr Kooperation in Sicher- Positionen vieler institutioneller Investoren – erzielten heitsfragen – darunter so wichtige Themen wie Terroris- erneut dürftige Ergebnisse. Es wird dauern, bis sich mus und Cybersicherheit – und Widerstand gegen die Renditen in dieser wichtigen Anlageklasse erholt protektionistische Tendenzen. haben. Da aber die Besorgnis um eine «langfristige Stagnation» allmählich nachlässt und die Zentralbanken Bei der Credit Suisse wollen wir zur Stärkung des Banken- vorsichtig zur Normalisierung ihrer Geldpolitik über- systems beitragen und zugleich die grossen – aber gehen, hat dieser Prozess zumindest schon begonnen. faszinierenden – technologischen Herausforderungen annehmen, die in unserer Branche zu bewältigen sind. Den Hintergrund der guten Performance bei Risiko- Eine Vorreiterrolle in der Digitalisierung und bei techno- anlagen bildeten die enormen geopolitischen Spannun- logischen Innovationen gehört zu den grundlegenden gen, vor allem in Bezug auf Nordkorea, die jedoch Ansprüchen der kommenden Kundengeneration, den mit einer gewissen politischen Ungewissheit in den USA sogenannten Millennials. Deshalb ist dieser Aspekt für einhergingen. Europa gibt inzwischen weniger Anlass uns von grosser Bedeutung. Um ihre Wünsche und zur Sorge. Die populistischen Parteien haben bei den Interessen einschätzen zu können, und weil wir zuallererst Wahlen schlechter abgeschnitten als angenommen, immer auf unsere Kunden hören möchten, haben wir da das Wachstum besser ausfiel als erwartet. Trotz dieser einige Millennials aus unserem Kundenstamm um ihren positiven Trends haben wir den Eindruck, dass die Beitrag zu dieser Publikation gebeten. grundlegende Anfälligkeit der Europäischen Union zum Teil noch nicht ganz überwunden ist. In den nächsten Ich wünsche Ihnen ein sehr erfolgreiches und Jahren muss der Fokus darauf liegen, die relativ begrenzte erfüllendes Jahr. Stabilität, die bisher erreicht wurde, zu konsolidieren. Insbesondere muss die europäische Währungs-, Banken- Tidjane Thiam credit-suisse.com/investmentoutlook 5
Inhaltsübersicht Inhalt 04 Vorwort des CEO 08 Editorial 10 Rückblick 2017 12 Zentrale Themen 2018 56 Kalender 2018 58 Disclaimer 6 Investment Outlook 2018
14 Weltwirtschaft 16 Mehr Wachstum, teureres Geld 19 Spotlight: Migration 22 Spotlight: Rezessionen 26 Spotlight: Kryptowährungen 28 Regionen im Fokus 34 Spezial Auf den Spuren der nächsten Generation 38 Finanzmärkte 40 Wachstum stützt die Aktienmärkte 43 Spotlight: Ausfallquoten 46 Spotlight: Währungseffekt 48 Achtung Risiko 50 Portfolioüberprüfungen 2018 52 Anlagethemen 2018 55 Spotlight: Supertrends credit-suisse.com/investmentoutlook 7
Editorial Die nächste Generation im Kommen Michael Strobaek Global Chief Investment Officer Nannette Hechler-Fayd’herbe Global Head of Investment Strategy & Research Nach einem Jahr robuster Erträge für Risikoanlagen bereiten wir uns auf 2018 vor, das uns wahrscheinlich ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und solide, wenn auch etwas moderatere Renditen bescheren wird. Wir glauben, dass die nächste Generation – die sogenannten Millennials – noch stärker als treibende Kraft in zentrale Lebensbereiche vordringen wird. Das übergreifende Thema unseres letzten Anlageaus- blicks waren die Gesellschafts- und Generationen konflikte, die immer mehr in den Vordergrund treten. Dabei wiesen wir auf eine Reihe allfälliger politischer Probleme und wirtschaftspolitischer Herausforderungen Mit Blick auf 2018 haben wir das Gefühl, dass es als hin. Das bei Weitem grösste Risiko waren die das Jahr in die Geschichte eingehen wird, in dem Wahlen in Frankreich, die je nach Ausgang die Zukunft die nächste Generation – die viel zitierten Millennials – der Europäischen Union und ihrer Gemeinschafts- zur treibenden Kraft avancierte. Deshalb liegt währung infrage gestellt hätten. Zum Glück schuf das der Schwerpunkt unseres Investment Outlook 2018 auf Wahlergebnis eine positive Stimmung gegenüber der den Spuren der nächsten Generation. EU. Oder zumindest verschaffte es der neuen Führung eine Atempause, um jene Punkte in Angriff zu nehmen, Wir glauben, dass die Unternehmen endlich einen die bei den W ählern zuletzt für Verdruss gesorgt hatten. grösseren Teil ihrer beträchtlichen Barmittel investieren In Kombination mit einer deutlichen Verbesserung des werden, um ihren künftigen Erfolg (oder zumindest Konjunkturzyklus führte das Wahlergebnis zu deutlichen ihr Überleben) zu sichern. Wo organisches Wachstum Kursgewinnen bei Risikoanlagen (und dem EUR). Viele nur schwer zu bewerkstelligen ist, dürften sie auf Investoren werden 2017 wahrscheinlich als ein Jahr Fusionen und Übernahmen ausweichen. Zur Finanzie- mit überaus erfreulichen Anlageerträgen in Erinnerung rung werden sie sich zunehmend verschulden und behalten. mehr Fremdmittel einsetzen. Dies wird den Gläubigern ein gewisses Augenmerk abverlangen, aber wahr- scheinlich auch das Wachstum fördern. Die wirtschafts- politische Mischung aus einer etwas freundlicheren Fiskalpolitik und einem sehr vorsichtigen « QExit » der Zentralbanken wird sich dabei ebenfalls positiv auswirken. 8 Investment Outlook 2018
ir sind der Meinung, dass W Anlageentscheide auf einer Insgesamt erwarten wir ein relativ solides Wirtschafts- noch präziseren Analyse und wachstum, von dem auch wachstumssensitive Ver- mögenswerte profitieren dürften. Angesichts der recht einem äusserst disziplinierten anspruchsvollen Bewertungen sind wir jedoch der Entscheidungsfindungsprozess Meinung, dass Anlageentscheide auf einer noch präzi- seren Analyse und einem äusserst disziplinierten Ent- beruhen müssen. scheidungsfindungsprozess beruhen müssen. Unsere Kunden können sich dabei immer auf die Credit Suisse House View stützen. Wir erstellen und überprüfen diese regelmässig, um in jedem Marktumfeld eine starke Guidance zu bieten. Wir hoffen, dass Sie in der vor- liegenden Publikation zahlreiche Anregungen finden. Unsere Anlageexperten stehen Ihnen natürlich gerne zur Verfügung, um Sie Ihren Anlagezielen näherzubringen. credit-suisse.com/investmentoutlook 9
Rückblick 2017 Euro(zone) hat sich in diesem Jahr erholt 1.25 18. Mai Politische Turbulenzen in Brasilien 20. Januar 1. März Brasiliens Präsident Michel Temer Amtsein- Börsengang wird der Korruption angeklagt, was führung von von Snapchat den brasilianischen Ibovespa-Index US-Präsident Der Börsengang 23. April um 9% gegenüber dem Vortag Donald Trump von Snap Inc. Emmanuel sinken lässt. Donald Trump wird ist der grösste Macron gewinnt als 45. Präsident Börsengang 29. März Mehrheit in der der Vereinigten Staa- im Technologie- sektor seit Alibaba. Grossbritannien ersten Wahlrunde ten von Amerika vereidigt. Die Snap-Aktie beruft sich Emmanuel Macron 08. Juni schliesst nach dem auf Artikel 50 gewinnt in der Wahlüberraschung in ersten Handelstag Der Anfang ersten Runde der französischen Grossbritannien um 44% fester. schwieriger Ver- Die Entscheidung von Theresa handlungen über Präsidentschaftswahl May, vorgezogene Neuwahlen die Brexit- die Mehrzahl der auszurufen, um ihre Position Bedingungen. Stimmen. Dies ebnet 23. Januar bei den Brexit-Verhandlungen den Weg für US-Präsident mit der EU zu stärken, geht 15. März seinen Wahlsieg in Trump steigt nach hinten los. der zweiten Runde Zinserhöhung aus TPP-Ab- 28. Februar Anfang Mai. der Fed kommen aus Bester Monat Trotz eher schwa- 1.15 In einer seiner des Jahres für 01. April cher Wachstums- ersten Amtshand S&P 500 daten hebt die Bitcoins auf der lungen steigt Der US-Large- US-Notenbank Überholspur US-Präsident Cap-Index S&P (Fed) ohne lange Japan lässt Bitcoins Trump aus dem 500 legt um Vorankündigung als offizielles Zah- transpazifischen ~ 4% zu, denn die den Leitzins um lungsmittel zu. Vom Partnerschafts- Unternehmens- 0.25% an. Im Juni 1. April bis Ende abkommen (TPP) gewinne fallen folgt ein weiterer August steigt der aus. Im Juni überraschend Zinsschritt, ein Wert von 1 Bitcoin kündigt er ausser- gut aus und letzter wird für in USD um 344%. dem das Pariser setzen zu einem Dezember prognos- Klimaschutz- positiven 06. Juni tiziert. abkommen. Wachstums- Fortschritt bei trend an. der Banken- sanierung in der Eurozone Spaniens Banco 12. Mai Santander kauft die Globaler ebenfalls spanische Cyberangriff angeschlagene Der Wanna-Cry- Banco Popular für Wurm infiziert EUR 1 und rettet sie hunderttausende damit knapp vor dem Rechner in mehr Zusammenbruch. als 150 Ländern, 1.05 darunter auch die des britischen National Health Service. Jan. Feb. März April Mai Juni
Politische Entwicklungen und globale Sicherheit Wahlen (Präsidentschafts- und Parlamentswahlen) 27. September 26. Oktober Defensive Megafusion EZB nennt Industrie und in der europäischen Einzelheiten zur Unternehmen Eisenbahnbranche Drosselung der Geld- und Der deutsche Siemens- Anleihenkäufe Bankensystem Konzern und der Die Europäische Energie französische Konkurrent Zentralbank (EZB) Alstom einigen sich kündigt Einzelheiten (Öl) auf die Zusammenlegung dazu an, wie sie die ihrer Zugsparten und monatlichen Anleihen- gründen damit einen euro- käufe in Höhe von päischen Giganten als EUR 60 Mrd. Gegenspieler zum ab Januar 2018 chinesischen Rivalen drosseln will. CRRC. 02. November Ankündigung des nächsten Fed-Vorsitzenden US-Präsident Donald Trump nominiert Jerome Powell als künftigen Vorsitzenden der US Federal Reserve. Die Nominierung spricht für geldpolitische Kontinuität und begrenzte finanzielle Deregulierung. 03. September 15. Dezember Spannungen Frist für rund um Schuldenober- Nordkorea EUR / USD grenze und Die verbalen 02. August staatliche und militärischen Dieselskandal Drohungen Finanzierung 22. Oktober Die deutsche zwischen US-Präsi- in den USA Regierung und Vorgezogene dent Donald läuft ab die deutschen Neuwahlen in Japan Der US-Kongress Trump und dem Autobauer suchen Japans Ministerpräsident muss die staatliche nordkoreanischen beim Nationalen Shinzo Abe sichert sich Finanzierung Machthaber Kim Forum Diesel nach ein stärkeres Mandat, genehmigen und Jong-un eskalieren. 24. September Lösungen für den während sich Japan darauf die Obergrenze Deutsche vorbereitet, auf die skandalgeplagten erneut anheben, Bundeskanz zunehmenden militärischen Sektor. damit die Regierung lerin Angela Bedrohungen in der zahlungsfähig bleibt. Merkel wird Region zu reagieren. Da ein ordentlicher 10. Juli wiedergewählt Haushalt nun Das Wahlergebnis vorliegt, sollte es für EUR/CHF sorgt dafür, dass die beide Massnahmen durchbricht die Verhandlungen über eine Mehrheit Marke von 1.10 eine neue Koalition 18. Oktober geben. Zum ersten Mal nicht einfach sein seit die Schwei- 28. August werden – die rechts- Kongress der zerische National- Amazon gerichtete AfD zieht chinesischen bank den EUR / wird bio in den Bundestag ein. Kommunis- 30. November CHF-Mindestkurs Amazon schliesst tischen Partei Jährliches von 1.20 im Januar den Kauf von Der 19. National 2015 aufgegeben OPEC-Treffen Whole Foods Mar- kongress der hat, steigt EUR / chinesischen in Wien kets ab und senkt CHF auf über 1.10. Kommunistischen Es wird erwartet, die Preise von Partei ermöglicht dass die Organisation Whole Foods am dem chinesischen erdölexportierender Tag der Übernahme Präsidenten Länder (OPEC) die um ganze 43%. Xi J inping die Begrenzung der Festigung seiner Rohöl-Fördermengen politischen Macht. verlängern wird. Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. credit-suisse.com/investmentoutlook 11
Zentrale Themen 2018 Worauf es 2018 ankommt Welche Treiber werden 2018 die Märkte bestimmen? Wir überprüfen sechs, von steigenden Investitions ausgaben bis hin zur Rolle der Millennials. Steigende Investitions QExit Rückkehr der ausgaben M&A-Aktivitäten Die Investitionsausgaben für Anlagen Die wirtschaftliche Expansion hält an Die globale Fusions- und Übernahme und Bauten brachen 2009 ein, da und die Kapazitätsauslastung steigt, aktivität (M&A) wird 2018 voraus- die Unternehmen ihre Ausgaben- und was die extrem lockere Geldpolitik der sichtlich zunehmen, beflügelt durch die Expansionspläne einschränkten. wichtigsten Zentralbanken zunehmend robuste Weltwirtschaft, die historisch Seitdem haben sich die Investitionen infrage stellt. Die US-Notenbank hat hohe Liquidität in den Unternehmen, nur langsam erholt. Angesichts bereits mit dem Bilanzabbau begonnen, weiterhin geringe Finanzierungs- des guten Geschäftsklimas und hoher während die Europäische Zentralbank kosten und die geplanten Steuer- Gewinne bei gleichzeitig zunehmen- ihre Wertpapierkäufe erst ab 2018 erleichterungen bei der Rückführung den Kapazitätsengpässen rechnen wir verlangsamen dürfte. Eine knappere von US-Unternehmensgewinnen. Die 2018 mit einer Beschleunigung Liquidität ist nicht u nbedingt schlecht angestrebte Etablierung regionaler der Investitionsausgaben, vor allem wie für die Märkte, solange sie durch höhere Champions in Europa ist ein zusätzlicher sie bei Fertigung, IT, Transport und Wachstumsraten verursacht wird. Aber Treiber. Das Gesundheitswesen Lagerhaltung sowie Versorgungsbe- der Rückzug der Zentralbanken könnte wird vermutlich als Sektor die stärkste trieben zu beobachten sind. Höhere vereinzelt eine signifikante Volatilität M&A-Aktivität verbuchen. Im Finanz Investitionen fördern das Wirtschafts- an den Devisen- und Aktienmärkten zur wesen könnte der zunehmende Konsoli- wachstum insgesamt und wirken Folge haben. Wir erwarten, dass die dierungsdruck ebenfalls zu Fusions dem Inflationsdruck durch Produktivitäts- Zentralbanken behutsam vorgehen und plänen führen, nicht zuletzt im fragmen- steigerungen entgegen – eine den günstigen Trend an den Finanz- tierten europäischen Sektor. günstige Basis für Risikoanlagen. märkten 2018 weiter stützen werden. Mehr erfahren ì Seite 44 Mehr erfahren ì Seite 18 Mehr erfahren ì Seite 27 12 Investment Outlook 2018
ie globale Fusions- und D Übernahmeaktivität (M & A) wird 2018 voraussichtlich zunehmen, beflügelt durch die robuste Weltwirtschaft. Entwicklung in China Erfolgsverwöhnte Anleger Einfluss der Millennials Nach einer bemerkenswerten Kredit Wenn die Aktienmärkte so konsequent Die Millennials, eine der grössten expansion in den letzten zehn zulegen wie in den letzten Jahren, Generationen aller Zeiten, werden all- Jahren dürfte die hohe Verschuldung neigen die Anleger zum «Herdenverhal mählich erwachsen – als Konsu chinesischer Unternehmen auch ten». Passive Aktieninvestitionen neh- menten, Investoren und Trendsetter. 2018 noch Sorgen bereiten. Ein Wachs- men in der Regel zu, wenn die Risiko- Sie legen viel Wert auf Themen tumseinbruch in China wäre eine wahrnehmung nachlässt – bis es wie Nachhaltigkeit, saubere Energie Gefahr für die Weltwirtschaft und die zu einer Korrektur kommt. Sind die und Impact Investing und schaffen globalen Märkte. Die politische Aus Anleger derzeit zu sorglos? Trotz damit neue Anlagemöglichkeiten. 2018 richtung auf Stabilität und Kreditzurück- des bemerkenswerten Aufwärtstrends bieten erneuerbare Energien wie haltung ist ermutigend, aber nicht zeigen die Stimmungsindikatoren, Photovoltaik, Windkraft und Energie- ohne Risiken für die Vermögenspreise, dassder Konsens in Bezug auf Aktien speichersysteme aus unserer Sicht die Wirtschaft und den Renminbi. weiterhin eher vorsichtig ist. Eine eine gute Perspektive. Der traditionelle Erneute Wachstumssorgen wie 2016 ungewöhnlich deutliche Konsensmehr- Einzelhandel dürfte dagegen weiter sind nicht auszuschliessen, aber heit ist sogar neutral. Mag sein, unter Druck stehen, da die Millennials unser Basisszenario geht von einem dass Anleger Aktien am besten dann online einkaufen. stetigen Anpassungsprozess und kaufen sollten, wenn andere Währungsstabilität aus. Angst haben. Das heisst jedoch nicht, Mehr erfahren ì Seite 34 dass sie verkaufen sollten, sobald Mehr erfahren ì Seite 30 sich der Markt entspannt. Mehr erfahren ì Seite 40 credit-suisse.com/investmentoutlook 13
Welt- wirtschaft 14 Investment Outlook 2018
Das Wichtigste in Kürze Investitionen und Fiskalpolitik als zusätzliche Doch da in einigen Ländern, beispielsweise in den USA, Wachstumsmotoren in Deutschland und in Japan, inzwischen eine Verknap- In den letzten Jahren haben Beschäftigung und Kon- pung auf dem Arbeitsmarkt einsetzt, könnte ein stärkeres sum das Wirtschaftswachstum massgeblich beeinflusst, Lohnwachstum auch zu etwas rascher steigenden während die tieferen Zinsen in zahlreichen Ländern Preisen führen. Ein weiterer Risikofaktor sind unerwartet einen Boom bei Immobilieninvestitionen ausgelöst haben. stark anziehende Rohstoffpreise. Die Unternehmen haben allerdings eher zurück- haltend investiert. Die allgemeinen Wachstumsaussich- Zentralbanken werden Liquidität verringern ten verfestigen sich, die Stimmung der Unternehmen Die US-Notenbank (Fed) hat im Oktober 2017 mit der verbessert sich, die Arbeitskräfte werden knapper, aber Kürzung ihrer Bilanz begonnen. Die Europäische die Rentabilität bleibt hoch. Daher dürften Unter- Zentralbank (EZB) und andere werden ab 2018 voraus- nehmensinvestitionen zukünftig das Wachstum entschei- sichtlich ihre Anleihenkäufe drosseln. Ende 2018 dend bestimmen. Steuersenkungen und -entlastungen werden alle grossen Zentralbanken folglich ihre Bilanzen vor allem in den USA und in Deutschland dürften das insgesamt allmählich verkleinern. Im Laufe des Jahres Wirtschaftswachstum ebenfalls stimulieren. Der 2018 dürften mehrere grosse Zentralbanken ausserdem Welthandel dürfte zunehmen und protektionistische dem Beispiel der Fed folgen und die Leitzinsen erhöhen. Tendenzen überwiegen. In den Schwellenländern nähert sich die Phase der geldpolitischen Lockerung ihrem Ende. Weltweit wird die Anhaltende «Lowflation» als Basisszenario, Geldpolitik daher bald eindeutig weniger expansiv sein. aber mit einigen Aufwärtsrisiken Weiterhin bestehen strukturelle Kräfte, die eine Disin- flation begünstigen – beispielsweise die «Gig-Wirt- schaft», ein Arbeitsmarkt, in dem Arbeitnehmer ihre Dienstleistungen flexibel und befristet anbieten. In spezifischen Sektoren wie dem Einzelhandel sorgt das Internet für immer mehr Preistransparenz und setzt damit die Margen unter Druck. Zudem gehen wir generell von einer niedrigen Inflationsrate aus. Und schliesslich leiden viele Industriezweige weltweit immer noch unter überschüssiger Produktionskapazität. credit-suisse.com/investmentoutlook 15
Weltwirtschaft Mehr Wachstum, teureres Geld Mehr Wachstum, teureres Geld Die Weltwirtschaft dürfte auch Zum ersten Mal seit der Finanzkrise ist das Wirtschafts 2018 stark wachsen, denn wachstum 2017 fast überall unerwartet positiv ausgefallen. Am meisten hat dabei Kontinentaleuropa sowohl Industrie- als auch überrascht. Hier haben sich die Länder, die zuvor Schwellenländer profitieren von nur ein schleppendes Wachstum gezeigt hatten, dem Aufschwung in der Region angeschlossen. Die einem synchron verlaufenden pessimistische Einschätzung des Wachstums Chinas Aufschwung. Unternehmens- hat sich ebenfalls als ungerechtfertigt erwiesen. Im Jahresverlauf hat die Wirtschaft wieder ein Plus von investitionen dürften das über 6.5% erreicht. Und schliesslich hat sich das Wachstum stärker als bisher Wirtschaftswachstum in den USA gegen Jahresende tatsächlich noch beschleunigt, ungeachtet des beeinflussen. Die Inflation bereits lang andauernden Konjunkturzyklus. Da die dürfte kaum anziehen, aber die Zentralbanken werden tarke Rentabilität und S als Reaktion auf ein kräftigeres weiterhin vorteilhafte Wachstum die Liquidität Finanzierungsbedingungen verringern und die Zinsen sollten die Investitionen anheben. 2018 unterstützen. Inflation tendenziell eher schwächer ausgefallen ist als angenommen, haben die USA im Allgemeinen einen eindeutig expansiveren geldpolitischen Kurs verfolgt. Die Fed hat als die einzige grosse Zentralbank die Zinsen mehrmals angehoben. In den meisten anderen Industrienationen haben die Zentralbanken dagegen abgewartet, und verschiedene Schwellen länder haben ihre Zinsen dank einer geringeren Teue rungsrate sogar erheblich gesenkt. In Verbindung mit einem rascheren Wirtschafts- und Gewinnwachstum hat das leicht verfügbare Geld hohe Gewinne bei Aktien und anderen Risikoanlagen beflügelt. 16 Investment Outlook 2018
dürfte wieder überproportional steigen. Die Erholung grosser Rohstoffexporteure, die auch wichtige Importeure von Konsumgütern sind, darunter Brasilien, Russland oder die Erdöl exportierenden Staaten im Nahen Osten, dürfte diesem Trend zugutekommen. Hinzu kommt, dass vermehrte Investitionen auch zu einem Zuwachs bei den Exporten von IT-Hardware führen dürften, vor allem aus Asien. Führende Maschinenexporteure wie Japan, Grösserer Gleichklang und stärkerer Handel Deutschland und die Schweiz sowie grosse Exporteure im Jahr 2018 langlebiger Konsumgüter wie die Türkei oder Mexiko Sofern nicht eine erhebliche geopolitische Krise oder werden davon ebenfalls profitieren. Das «Reshoring», also «Extremrisiken» eintreten, dürfte das Wirtschafts- die Rückverlagerung der Produktion, und Entwicklungen wachstum unseres Erachtens auch 2018 sehr robust wie der 3D-Druck könnten den Schluss nahelegen, ausfallen und sogar noch anziehen. Die bestehenden dass sich der Wachstumstrend des globalen Handels vor Wachstumsmotoren, insbesondere die positive allem bei Konsumgütern abflacht. Wir vertreten aller- Dynamik von Beschäftigung, Löhnen und Gehältern dings die Auffassung, dass positive zyklische Kräfte in Verbindung mit zusätzlichen Impulsen, dürften wahrscheinlich dominieren werden. Gleichzeitig wird sich bremsende Faktoren wie eine restriktivere Geldpolitik, die US-Regierung zwar vermutlich weiter auf Handels- eine leichte Straffung der Kreditbedingungen und themen konzentrieren. Das Ausmass tatsächlicher etwas höhere Rohstoffpreise mehr als kompensieren. protektionistischer Massnahmen dürfte sich jedoch in Zudem dürfte 2018 die Expansion des Konjunktur- Grenzen halten, da andernfalls Verbraucher und Unter- zyklus in den Industrie- und Schwellenländern erneut nehmen in den USA darunter leiden könnten. Diese noch mehr im Gleichklang verlaufen. Massnahmen dürften somit die Erholung des globalen Handels nicht ernsthaft gefährden. Dies dürfte sich auch in einer weiteren Erholung der internationalen Handelsvolumen niederschlagen (vgl. Abbildung). Der Handel unter den Schwellenländern, der in den Jahren vor der Krise massiv zugenommen hatte, sich seitdem aber nur schleppend entwickelt hat, Aufschwung im Welthandel Investitionszyklus erholt sich Indizes zum Handelsvolumen, 3-monatiger gleitender Konsum und Investitionsvolumina für 19 grosse Industrie- Durchschnitt (Jan. 2000 = 100) staaten, nach BIP gewichtet und indexiert (2010 = 100) 260 130 240 120 110 200 100 180 90 160 80 140 70 60 120 50 100 40 2000 04 08 12 16 1990 95 00 05 10 15 Industrieländer Schwellenländer Investitionen ohne Baugewerbe Bauinvestitionen Welt Private Konsumausgaben Quelle CPB World Trade Monitor, Credit Suisse Quelle AMECO, Datastream, Credit Suisse Letzter Datenpunkt Juli 2017 Letzter Datenpunkt 2016 (2017 geschätzt) credit-suisse.com/investmentoutlook 17
Weltwirtschaft Mehr Wachstum, teureres Geld Eine deutlichere Erholung der Investitionen Die Investitionstätigkeit der Unternehmen in Industrie ländern ist seit der Finanzkrise trotz extrem tiefer Zinssätze eher träge. Einerseits ist diese Zurückhaltung bei den Investitionen auf ungewöhnlich hohe Über- schusskapazitäten in verschiedenen Industriezweigen zurückzuführen. Dies gilt insbesondere für die inves- titionslastige Bergbaubranche. Andererseits verstärkten die Finanzkrise sowie eine Reihe anderer wirtschaft- licher Schocks in den Folgejahren – allen voran die Krise in der Eurozone – die allgemeine Unsicherheit hin- sichtlich der Konjunkturaussichten und dämpften die «Lebensgeister» von Unternehmenslenkern und Nur moderate Zuwächse im Baugewerbe Unternehmern. Und schliesslich standen die Banken Insgesamt werden unserer Einschätzung nach die posi- unter erheblichem Druck, ihre Bilanzen wieder zu tiven zyklischen Kräfte, die Investitionen unterstützen, sanieren. Dies führte dazu, dass sie kaum noch Kredite in den meisten Industrie- und den führenden Schwellen- vergaben, vor allem nicht an Unternehmen. ländern vorherrschen. Diese Einschätzung ist auch einer der Hauptgründe für unsere optimistischen Wachs- Inzwischen sind die meisten der bremsenden Faktoren tumsprognosen. Zudem dürften höhere Investitionen für die Investitionsbereitschaft unserer Einschätzung dazu beitragen, den überraschenden und anhaltenden nach grösstenteils beseitigt. Tatsächlich haben die Inves- Rückgang der Kennziffern für das Produktivitätswachs- titionen bereits 2017 wieder zugenommen. Für 2018 tum in den Industrienationen ins Gegenteil zu verkehren. rechnen wir mit einer weiteren Steigerung. Erstens ist Dies dürfte Löhne und Gehälter sowie die Konsum- das Geschäftsklima in fast allen Ländern inzwischen ausgaben steigen lassen und gleichzeitig den Preisauf- sehr robust, gleichzeitig ist die Rentabilität hoch und trieb dämpfen. überschüssige Barmittel warten darauf, eingesetzt zu werden. Ausserdem verknappt sich die Zahl der Arbeits- kräfte immer weiter, während die Löhne und Gehälter, ir gehen davon aus, dass W insbesondere für hochqualifizierte Arbeitnehmer, kontinu- ierlich steigen. Daher dürften die Anreize für Unter- das Kreditwachstum nehmen, ihr Grundkapital zu erneuern, wahrscheinlich weltweit an Fahrt gewinnt, wachsen. Unterdessen halten wir es für unwahrschein- lich, dass sich die Finanzierungsbedingungen so rasch wenn Nachzügler wie verschärfen, dass sie den Aufschwung der Investitionen die Peripherieländer der stoppen könnten. Allerdings könnte es noch einige strukturelle Faktoren geben, die höheren (Real-) Eurozone aufschliessen. Investitionen entgegenstehen. Die Tatsache, dass viele Investitionsgüter, insbesondere im IT-Bereich, leichter Strukturinvestitionen haben massgeblich zum Boom vor und günstiger geworden sind, könnte die Not- der Finanzkrise beigetragen, dann aber auch den wendigkeit zusätzlicher Ausgaben begrenzen. Dagegen Konjunkturabschwung stark befeuert. Für die Zukunft sorgt der rasante technologische Fortschritt dafür, rechnen wir mit einem positiven, wenn auch moderaten dass der Investitionsbedarf hoch bleibt. Wachstumsbeitrag der weltweiten Bautätigkeit. Die einzelnen Länder werden sich dabei jedoch erheblich voneinander unterscheiden. In den Ländern, in denen sich der Sektor seit der Krise im Aufschwung befindet (beispielsweise China, Australien, Kanada, Schweden und die Schweiz), dürfte die zunehmende Überkapazität das Wachstum begrenzen. In anderen Ländern, beispielsweise in den USA, dürfte die Branche dagegen robust bleiben. 18 Investment Outlook 2018
Spotlight: Migration Zahlen, Ursachen, Auswirkungen Migration ist in vielen Ländern zu einem Migration und Wirtschaftswachstum kontroversen politischen Thema geworden. Migranten werden von wachstumsstarken Volkswirtschaf- Eine nüchterne Betrachtung dieses Themas ten angezogen und tragen zum Wachstum bei, indem könnte helfen, Kontroversen zu entschärfen. sie Stellen im gesamten Qualifikationsspektrum besetzen und die Zahl der Verbraucher erhöhen. Weniger klar ist, wie stark Migration das Wachstum des Pro-Kopf-Ein- Die internationale Migration von Arbeitskräften ist zwischen kommens steigert. In den «Entsendungsländern» kann 2000 und 2015 um schätzungsweise 43% gestiegen – Auswanderung die Armut verringern, aber der Verlust von deutlich stärker als die Bevölkerung gewachsen ist qualifizierten Arbeitnehmern («Brain Drain») kann sich (20%). Allerdings hat die Finanzkrise vorübergehend stark negativ auf die Wirtschaft der Länder auswirken. zu einem Rückgang geführt. Gemessen an der Zahl der Überweisungen kompensieren dies teilweise: Jährlich im Ausland geborenen Einwohner bleiben die USA mit werden schätzungsweise USD 441 Mrd. überwiesen – 46.1 Millionen das Zielland Nummer eins. Im Verhältnis fast das Dreifache der offiziellen Entwicklungshilfe. zu den Bevölkerungszahlen sind die Golfstaaten, Sin- gapur und die Schweiz die führenden Zuwanderungslän- Migration und demografische Entwicklung der. Die «Süd-Süd-Migration» (38% der Gesamtzahl) Migranten sind in der Regel jünger als die lokale Bevöl- ist etwas stärker ausgeprägt als die Süd-Nord-Migration kerung, somit verbessert Migration die demografische (34%). Das vorherrschende Phänomen ist allerdings Zusammensetzung. In einigen Industrienationen mit einer die interne Migration vom Land in die Stadt, insbesondere raschen Zunahme der älteren Bevölkerung wie bei- in Entwicklungsländern. Allein in China arbeiten derzeit spielsweise Italien wächst die Bevölkerung derzeit nur mehr als 200 Millionen Migranten aus dem ländlichen dank der Zuwanderung. In der Schweiz beruht das Raum in Städten. Ende der 1980er-Jahre hatte diese Bevölkerungswachstum zu 85% auf der Nettozuwande- Zahl noch bei 15 Millionen gelegen. Das Bildungsniveau rung, auch wenn es immer noch einen Geburtenüber- der internationalen Migranten schwankt je nach Ziel- schuss gibt. Allerdings dürfte die Migration den Trend land erheblich: In Industrienationen wie den EU-Ländern der demografischen Alterung kaum ins Gegenteil oder der Schweiz sind rund 60% der Migranten gut verkehren. qualifiziert. Flüchtlinge und Asylsuchende stellen nur geschätzte 7% der gesamten Migrantenzahlen. Dabei Migration, Arbeitsmärkte und öffentliche Finanzen variieren die Zahlen beträchtlich, je nachdem, wie stark Die Auswirkungen der Zuwanderung auf die Beschäfti- der politische bzw. bewaffnete Konflikt ist. Vor allem gungs- bzw. die Arbeitslosenzahlen und auf die Löhne aufgrund von rechtlichen Einschränkungen befinden sich und Gehälter werden kontrovers diskutiert. Klare Belege nur 20% bis 30% der Migranten in den ersten zwei lassen sich nur schwer finden, denn Zuwanderung Jahren des Aufenthalts durchschnittlich in einem Be- steht in einer Wechselbeziehung mit Wirtschaftswachs- schäftigungsverhältnis. tum und Beschäftigung. Einiges deutet allerdings darauf hin, dass die Löhne und Gehälter in den Sektoren, in denen Zuwanderer mit einheimischen Arbeitskräften konkurrieren, zumindest vorübergehend sinken. Wenn die Sozialleistungen (zu) grosszügig ausfallen, dann ist die Arbeitslosigkeit in Phasen eines Konjunkturab- schwungs bei Zuwanderern in der Regel höher und steigt auch schneller als bei der einheimischen Bevölke- rung. Die genaue Ausgestaltung der Arbeitsmarkt- und der Integrationspolitik ist deshalb entscheidend. Insgesamt tragen Zuwanderer über Steuern und Sozialabgaben mehr zu den öffentlichen Finanzen bei, als sie an Leistungen beziehen. credit-suisse.com/investmentoutlook 19
Weltwirtschaft Mehr Wachstum, teureres Geld Fremdmittelaufnahme dürfte wieder steigen Ein zentraler Faktor, der das Wachstum in einigen Industrie- und Schwellenländern in den letzten Jahren gebremst hat, war das schwache Kreditwachstum. So litten beispielsweise Banken in den Peripherieländern der Eurozone unter der Last eines hohen Bestands an notleidenden Krediten und konnten daher kaum neue Kredite gewähren. Auch in einigen finanziell ange- schlagenen Schwellenländern wie Brasilien war der Druck zum Schuldenabbau hoch. In zahlreichen anderen Ländern stieg das Kreditwachstum dagegen beträchtlich an. Ein extremes Beispiel ist China, wo die staatlich gelenkte Kreditvergabe – insbesondere an staatliche Wir rechnen nach wie vor damit, dass das Kreditwachs- Unternehmen – in den letzten Jahren massiv zulegte. tum weltweit zunehmen wird, denn Nachzügler wie Unterdessen hat in anderen Ländern wie den USA, die Peripherieländer der Eurozone holen beim Wachstum Grossbritannien, Australien, den nordischen Ländern der Bankkredite auf, während gleichzeitig auch die und der Schweiz auch die Kreditvergabe an Privathaus- Unternehmen vermehrt Fremdmittel aufnehmen. Damit halte in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Diese finanzieren sie entweder höhere Investitionen oder Kredite dienten meist der Finanzierung von Immo beispielsweise Aktienrückkäufe, Fusionen oder Über- bilienkäufen. Andere Formen von Verbraucherkrediten, nahmen. Eine fortgesetzte Bankenkonsolidierung wie Auto- und Studentenkredite, werden ebenfalls vor allem in Europa dürfte das Kreditwachstum zusätzlich immer häufiger vergeben, vor allem in den USA. unterstützen. Die allmähliche Straffung der Zinszügel, von der wir ausgehen, dürfte das Kreditwachstum kaum bremsen. Tatsächlich könnten etwas höhere Zinsen sogar die Vergabe von Bankkrediten beflügeln, denn ie allmähliche Straffung D dadurch steigt die Rentabilität der Banken. Besonders der Zinszügel, von der wachstumsstarke Länder wie China und die Schweiz dürften dagegen ein weiter rückläufiges Kreditwachs- wir ausgehen, dürfte das tum verzeichnen, entweder aufgrund einer natürlichen Kreditwachstum kaum Abkühlung der Immobilienmärkte oder als Folge von Massnahmen der Behörden zur Eindämmung des bremsen. Tatsächlich Kreditwachstums. könnte sie die Bankkredite Fiskalpolitik als zusätzlicher Konjunkturanreiz sogar beflügeln. Ein weiterer positiver Wachstumsimpuls dürfte 2018 von der Fiskalpolitik kommen, allerdings dürften die Auswirkungen begrenzt sein. Die Eurozone als Ganzes dürfte bestenfalls einen leicht positiven Impuls verspüren. Deutschland wird jedoch seine Fiskal- politik wahrscheinlich massiv lockern (vgl. Abbildung). Angesichts der sehr soliden Haushaltslage wird sich die deutsche Regierung wahrscheinlich für eine Kombination aus vorsichtigen Steuersenkungen und höheren Ausgaben für Infrastruktur, Bildung sowie Forschung und Entwicklung entscheiden. In den meisten anderen Volkswirtschaften der Eurozone wird 20 Investment Outlook 2018
die anfällige Haushaltslage eine gross angelegte fiskalische Lockerung nicht gestatten. In Grossbritannien, wo die strukturellen Defizite unverändert hoch sind, werden die Bemühungen um die Begrenzung dieser In den USA schienen bei Redaktionsschluss eine Defizite andauern, wenn auch weniger strikt als leichte Senkung der Unternehmenssteuern und eine noch vor einigen Jahren geplant. Die Aussichten für die vorübergehende Steuerbefreiung bei der Rückführung staatlichen Ausgaben in Japan sind etwas unklar, ausländischer Gewinne wahrscheinlich. Allerdings allerdings lassen hohe Defizite und die Massnahmen zur geht man generell davon aus, dass niedrigere Unter- Eindämmung der wachsenden Schuldenlast eine nehmenssteuern nur einen geringen Einfluss auf neutrale bis leicht restriktive Politik erwarten. Angesichts Unternehmensinvestitionen und BIP-Wachstum haben. der internationalen Spannungen in der Region könnten Eine Herabsetzung der Einkommenssteuern für die Rüstungsausgaben längerfristig steigen. Unterdessen Privatpersonen wäre eine etwas expansivere Geldpolitik. dürfte die chinesische Regierung ihre fiskalpolitische Im Vorfeld der US-Halbzeitwahlen im November Expansion nach den enormen Infrastrukturprogrammen 2018 ist der Anreiz für Politiker, solche Steuersenkungen der letzten Jahre weiter zurückfahren. Die meisten zu gewähren, besonders gross. Allerdings wird die anderen Schwellenländer werden ihre staatlichen Aus- offizielle, wenn auch nicht vollständig verbindliche Anfor- gaben ebenfalls begrenzen müssen, um nicht das derung der längerfristigen Haushaltsneutralität den Vertrauen der internationalen Anleger zu verlieren. Umfang derartiger Herabsetzungen beschränken. Insgesamt könnten die USA 2018 einen etwas expan- siveren fiskalpolitischen Kurs einschlagen. Da die US-Wirtschaft bereits voll ausgelastet ist, ergibt sich daraus ein Aufwärtsrisiko für Inflation und Zinssätze, und dies bedeutet ein Risiko für die Kurse von Vermö- genswerten. Unterschiedliche fiskalische Impulse in den grossen Volkswirtschaften Veränderung des konjunkturbereinigten Primärhaushalts, in % des potenziellen BIP 2.40 2015 2016 1.80 2017 2018 1.20 Erhöhtes Defizit = positiver Impuls 0.60 0.00 Geringeres Defizit - 0.60 = negativer Impuls - 1.20 * USA Euroraum Deutschland Gross- britannien Japan China Quelle Internationaler Währungsfonds, Credit Suisse Letzter Datenpunkt 2016 (2017 und 2018 sind Prognosen) * Hinweis Die Prognose für 2018 berücksichtigt nicht die Steuersenkungen, die derzeit im US-Kongress erörtert werden. credit-suisse.com/investmentoutlook 21
Spotlight: Rezessionen Wie man sie vorhersagen (oder es versuchen) kann Unser zentrales gesamtwirtschaftliches Szenario geht von einem anhaltenden Wirtschaftswachstum aus. Dieses bildet auch die Grundlage für unsere weiterhin positive Einschätzung von Risiko anlagen. Natürlich müssen wir im Hinblick auf mögliche Rezessionen wachsam bleiben. Mit welchen Instrumenten können wir aber die Wahrscheinlichkeit von Rezessionen beurteilen? ǢǢ Je länger, desto riskanter? Man könnte meinen, dass das Risiko einer Rezession einfach mit der Dauer eines Aufschwungs steigt. Wissenschaftlichen Forschungen zufolge gibt es jedoch beispielsweise keine Belege dafür, dass die Wahrscheinlichkeit einer im nächsten Monat einsetzenden US-Rezession mit der Dauer der Expansion zunimmt. Somit ist die Tatsache, ǢǢ Wirtschaftliche Schieflagen! dass die USA derzeit das zweitlängste bisher erfasste Rezessionen treten in der Regel ein, wenn irgend- Wirtschaftswachstum erleben, für sich allein eine Art von Schock (meist eine Änderung der genommen kein Grund zur Sorge. Geldpolitik) eine Wirtschaft in Schieflage trifft. Unser Rezessionsmodell bezieht übermässige Konsum ǢǢ Wirtschaftliche Dynamik? ausgaben und Unternehmensschulden als wichtigste Eine Rezession wird definiert als zwei aufeinander Faktoren für eine Schieflage ein und analysiert, folgende Quartale mit einer negativen wirtschaftlichen wie weit die Geldpolitik von der «Normalität» entfernt Aktivität (zusammengefasst ausgedrückt im BIP). ist. Für die nächsten zwölf Monate ergibt unser Einige Konjunkturdaten, darunter das Geschäftsklima Modell eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit einer und das Verbrauchervertrauen sowie die Zahlen Rezession in den USA. zu den Auftragseingängen, sind früher verfügbar als die BIP-Daten selbst, können sich jedoch rasch ǢǢ Finanzmarktsignale! ins Gegenteil verkehren. Rezessionsprognosen, die sich Anleger beurteilen kontinuierlich die Konjunktur- darauf stützen, sind folglich nicht verlässlich. aussichten, und die Preise von Vermögenswerten können helfen, Rezessionen vorherzusagen. Flacher werdende Renditekurven und steigende Kreditspreads scheinen relativ gute Massstäbe für das Rezessionsrisiko zu sein. Laut dem marktba- sierten Modell der New York Fed besteht derzeit eine zehnprozentige Wahrscheinlichkeit, dass die USA innerhalb der nächsten zwölf Monate in eine Re zession abgleiten. Die gross angelegten Käufe von Vermögenswerten durch die Zentralbanken (quan titative Lockerung) scheinen die Prognosekraft derar- tiger Modelle jedoch geschwächt zu haben. 22 Investment Outlook 2018
Weltwirtschaft Mehr Wachstum, teureres Geld Die Engpässe am US-Arbeitsmarkt sprechen für einen steigenden Lohnkostendruck Trotzdem dürfte sich 2018 ein gewisser zyklischer Auf- trieb des Inflationsdrucks abzeichnen, insbesondere in den Ländern, in denen die Konjunkturerholung weit vorangeschritten ist. Hier sollte ein knapper werdendes Angebot an Arbeitskräften ein rascheres Lohnwachstum Inflation: Strukturelle Kräfte der Disinflation auslösen, und dies dürfte sich wiederum in einer etwas bestehen weiter höheren Preisinflation niederschlagen. In den USA wurde Zwar hat die Wirtschaft seit der Finanzkrise beträchtlich die Lohninflation möglicherweise dadurch begrenzt, expandiert, doch die Inflation in den Industrieländern dass viele eher gering qualifizierte und niedrig bezahlte bleibt weitgehend unter dem Zielwert der Zentralbanken. Arbeitnehmer, deren Stellen in der Krise am ehesten Das unverändert schleppende Lohnwachstum und die abgebaut wurden, in der Konjunkturerholung allmählich niedrige Teuerungsrate haben in den USA am meisten wieder in den Arbeitsmarkt zurückkehrten. Wenn das überrascht. Dort ist das wichtigste Arbeitslosigkeits- Reservoir an Arbeitskräften kleiner wird, dürfte die tradi- barometer deutlich unter den Wert gefallen, der als das tionelle Beziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Lohn- kritische Niveau gilt, bei dem die Inflation eigentlich inflation wieder sichtbarer werden. Sonderfaktoren wie anziehen sollte. In anderen Ländern, allen voran Deutsch- langsamer steigende Gesundheitsausgaben und Mieten land, war die anhaltend geringe Inflation ebenfalls eine könnten ebenfalls bald abflauen. Sollte schliesslich Überraschung, nicht zuletzt, weil bis 2017 ein starkes der US-Kongress beträchtliche Steuersenkungen billigen, Wachstum mit einer schwachen Währung einherging, dann würde das Risiko einer Überhitzung und eines und dies hätte der Teuerungsrate eigentlich Auftrieb ver- steigenden Inflationsdrucks zunehmen. leihen müssen. Zyklische Inflationsrisiken sind in weiten Teilen Europas Mehrere strukturelle Faktoren begünstigen eindeutig deutlich schwächer ausgeprägt, denn dort dauert die eine Disinflation. Dazu gehören der intensive Wettbewerb Konjunkturerholung noch nicht so lange an und sie ist um Waren und Dienstleistungen auf globaler oder weniger einheitlich verlaufen. Doch auch hier dürfte nationaler und regionaler Ebene, aber auch die wachsen- die Teuerungsrate weiter langsam nach oben tendieren. de Verbreitung einer internetbasierten Dienstleistungs- In den Schwellenländern unterscheiden sich die Aus- gesellschaft. Diese sorgt für mehr Preistransparenz, sichten der einzelnen Länder erheblich, abhängig vom schwächt Oligopole und vereinfacht den Marktzugang. längerfristigen Kurs der Geldpolitik, der Währungs- Des Weiteren zählen die flexible Gig-Wirtschaft sowie stärke und der jeweiligen Phase des Konjunkturzyklus. Digitalisierung und Robotik dazu. Diese setzen bestimmte Doch insgesamt dürfte die Phase der stark sinkenden Arbeitsmarktsegmente und Lohngefüge unter Druck. Inflation in den Schwellenländern ebenfalls hinter uns Weitere Faktoren sind die bewussten Bemühungen der liegen. Regierungen um eine Deregulierung der Arbeitsmärkte sowie die anhaltende Schwäche der Gewerkschaften. Sofern keine wirklich ernsthaften protektionistischen Massnahmen ergriffen werden, dürften diese strukturellen Faktoren intakt bleiben. credit-suisse.com/investmentoutlook 23
Weltwirtschaft Mehr Wachstum, teureres Geld Der Inflation hat weltweit die Talsohle durchschritten Die meisten Schätzungen besagen, dass nach wie vor weltweit eine sogenannte Produktionslücke besteht, dass also das BIP nach wie vor unterhalb der Trendrate liegt. In verschiedenen Sektoren, insbesondere im Stahlsektor, sind jedoch klare Bemühungen um eine Verringerung der Überkapazität und damit um eine erneute Stärkung der Preissetzungsmacht zu erkennen. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass sich die Erzeugerpreisinflation in China eindeutig in den positiven Bereich gedreht hat. Wir weisen auch darauf hin, dass einige Technologiesektoren allmählich Preiszuwächse EZB angekündigt, sie werde 2018 ihr Anleihenkaufpro- verzeichnen. Dies legt den Schluss nahe, dass das An- gramm zurückfahren und wahrscheinlich auch beenden. gebot auch in den Sektoren der New Economy nicht Andere Zentralbanken, allen voran die Bank of Canada unendlich elastisch ist. Unseres Erachtens liegt die Zeit und die Bank of England, haben bereits 2017 den Leit- der stark ausgeprägten Disinflation daher grösstenteils zins angehoben. Unterdessen hat die Schweizerische hinter uns. Nationalbank (SNB) ihre Bilanzausweitung Mitte 2017 praktisch beendet. Der Aufwärtsdruck auf den CHF Zuletzt möchten wir auf zwei spezifische Unsicherheits- liess nach, weshalb sie von weiteren Devisenkäufen faktoren bei der Inflationsprognose hinweisen: Erstens absah. deutet das starke Wachstumsbild, das wir gezeichnet haben, auf ein gewisses Aufwärtsrisiko bei den Rohstoff- Das Augenmerk wird 2018 grösstenteils auf der Verlang- preisen und damit bei der Inflation weltweit hin. Und samung und dann der Beendigung der Bilanzauswei- zweitens – und dieser Faktor ist weniger wahrschein- tung der Zentralbanken liegen. Mehrere Zentralbanken lich – würde der Übergang von protektionistischer könnten allerdings auch eine Zinsanhebung in die Rhetorik hin zu tatsächlichen Massnahmen Preisschocks Wege leiten, dabei dürften sie aber sehr vorsichtig vor- in den Ländern und Sektoren auslösen, in denen Zölle gehen. Die Weltwirtschaft befindet sich derzeit in verhängt würden. Die folgenschwerere Auswirkung pro- einer synchronen Wachstumsphase. Daher dürfte im Ge- tektionistischer politischer Schritte wäre jedoch die gensatz zu 2015 und Anfang 2016, als die Fed eine Untergrabung der weltweiten Wachstumsprognosen. Zinserhöhung in Erwägung zog, die zeitliche Verzögerung Dies hätte grösstenteils deflationäre Folgen, denn zwischen dem Ende der Bilanzausweitung und ein- darunter würden das Vertrauen und die Märkte für Risiko- setzenden Zinsanhebungen kürzer sein als in den USA. anlagen leiden. Die EZB könnte erst 2019, einige Monate nach dem Weitere Zentralbanken werden zur Normalisierung Ende ihrer Bilanzausweitung, den Leitzins heraufsetzen. ihrer Geldpolitik zurückkehren Die meisten anderen Zentralbanken in Kontinental- Nach Jahren der kontinuierlichen Erweiterung des europa werden wahrscheinlich darauf warten, dass die Spektrums der geldpolitischen Instrumente um immer EZB mit gutem Beispiel vorangeht. Allerdings könnte neue Varianten der unkonventionellen Massnahmen die schwedische Riksbank schon früher die Zeit der markierte das Jahr 2017 den Anfang einer breit ange- Negativzinsen beenden. Die SNB wird diesen Schritt nur legten Normalisierung der Geldpolitik. Insbesondere vollziehen, wenn sich der CHF spürbarer verbilligen die Fed setzte zu einem Kurs beschleunigter Zinser- würde. Die Bank of Japan wird wahrscheinlich als einzige höhungen an und leitete die Verkürzung ihrer Bilanz grosse Zentralbank die Zinsen unverändert beibe- ein, indem sie auslaufende Anleihen nur noch teilweise halten und gleichzeitig ihr quantitatives Lockerungs- reinvestierte. 2018 dürfte sie ihren zweigleisigen Kurs programm fortsetzen, wenn auch in moderaterem der geldpolitischen Straffung weiter fortsetzen. Einer- Tempo. Und in den Schwellenländern wird der Kurs der seits rechnen wir 2018 mit drei Zinserhöhungen, Leitzinsen in den einzelnen Ländern unterschiedlich während andererseits die Bilanzkürzung mit mehr Nach- ausgestaltet sein, abhängig von den Inflationsaussichten druck umgesetzt werden soll. Unterdessen hat die und der Währungsstärke. Doch mit einigen wenigen Ausnahmen wie Brasilien, Argentinien, Russland und möglicherweise Mexiko wird sich der Spielraum für Zins- senkungen verringern, wenn die führenden Zentral- banken die entgegengesetzte Richtung einschlagen. 24 Investment Outlook 2018
Werden Zinserhöhungen das Wachstum Unsere eigenen Einschätzungen ergeben ein ähnliches gefährden? Ergebnis, während die Prognosen der Finanzmärkte Für 2018 könnte dies weniger von Bedeutung sein, einen noch niedrigeren Zinssatz implizieren. Alle diese aber die zentrale mittel- bis längerfristige Frage lautet, Punkte deuten darauf hin, dass drei weitere Zinser- wie weit die Zentralbanken mit ihren Zinserhöhungen höhungen der Fed Funds Rate im Jahr 2018, mit denen tatsächlich gehen werden. Anders ausgedrückt: Wie der US-Leitzins auf über 2% steigen würde, den Zins hoch ist der sogenannte neutrale oder natürliche Zins- relativ nahe an den derzeit geschätzten natürlichen Zins- satz, ab dem Zinserhöhungen eine restriktive Geld- satz bringen würde. Dies dürfte das Wirtschaftswachs- politik bedeuten und damit Rezessionsrisiken verstärken tum zwar kaum spürbar bremsen – merkliche Abschwä- würden? Als entscheidende langfristige Determinante chungen oder Rezessionen treten in der Regel nur des neutralen Zinssatzes gilt das langfristige Wirt- ein, nachdem der natürliche Zinssatz aufgrund der Geld- schaftswachstum, gemessen am Produktivitätswachs- politik deutlich überschritten wurde –, aber die Dis- tum und demografischen Faktoren. Die Schätzungen kussion über eine übermässige geldpolitische Straffung dieses Wachstums sind in den vergangenen Jahren und die Möglichkeit eines Konjunkturabschwungs in deutlich nach unten korrigiert worden. Der aktuelle mitt- den USA könnte sich gegen Ende 2018 deutlich ver- lere Schätzwert des Offenmarktausschusses der Fed schärfen. setzt den neutralen Zinssatz für die USA bei 2.75% an. Man geht davon aus, dass die Inflation den Zielwert Und schliesslich sind unsere Schätzwerte zum natürlichen von 2% erreichen wird. Die reale Fed Funds Rate läge Zinssatz für eine Reihe anderer Industrienationen, somit bei nur 0.75% im Gleichgewicht. darunter auch die Schweiz und Japan, deutlich niedriger. Für beide Länder setzen wir den realen natürlichen Zinssatz tatsächlich im negativen Bereich an. Im Falle der Schweiz beruht dies zum Teil auf dem strukturell D ie Zeit der stark bedingten Abschlag auf die Zinsen, der sich daraus er- ausgeprägten Disinflation gibt, dass die Schweiz als sicherer Hafen gilt. Die Inflation dürfte deutlich unter dem Zielwert der Zentral- liegt grösstenteils bank verharren, daher prognostizieren wir, dass sich hinter uns. die kurzfristigen nominalen Zinsen in der Schweiz bis weit ins Jahr 2018 hinein und möglicherweise auch noch danach im negativen Bereich bewegen. Massive Wertpapierkäufe der Zentralbanken dürften 2018 auslaufen Nettowertpapierkäufe der grossen Zentralbanken, in USD Mrd. pro Monat (3-monatiger gleitender Durchschnitt) 250 200 150 100 50 0 - 50 -100 2009 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Quelle Bloomberg, Credit Suisse (einschl. Schätzungen) Fed BoJ Prognosezeitraum Letzter Datenpunkt Oktober 2017 (anschliessend Schätzungen) EZB Gesamt credit-suisse.com/investmentoutlook 25
Spotlight: Kryptowährungen Bedrohung oder Chance? Sollten Notenbanken ihre gesetzlichen Zahlungs- mittel in digitaler Form bereitstellen, werden bestehende Kryptowährungen für Transaktionen nicht mit ihnen konkurrieren können. Blockchain im Vergleich Digitale Währungen im Ver- Digitale Währungen der zu Kryptowährungen gleich zu Finanzintermediären Zentralbanken im Vergleich zu Kryptowährungen basieren auf Aufgrund ihrer Sicherheit und ihrer privaten Kryptowährungen der sogenannten Blockchain- geringen Kosten dürften digitale Zentralbanken untersuchen die oder Distributed-Ledger-Techno- Währungen erhebliche Vorteile für Möglichkeit des Übergangs logie. Dabei werden Informa- Finanztransaktionen mit sich hin zu digitalem Geld, nicht zu- tionen im Internet gespeichert. bringen. Die Blockchain-Techno- letzt, weil ihr Geldmonopol Die Technologie ist so konzipiert, logie könnte beispielsweise davon bedroht wird. Sie könnten dass Informationen nahezu Intermediäre wie zentrale Finanz- dem Privatsektor entweder unveränderlich sind. Da Trans- plätze überflüssig machen, direkt oder in Zusammenarbeit aktionen von vielen verschiedenen und Kunden könnten Transaktio- mit Banken Kryptowährungs Internetnutzern und nicht von nen auch ohne ihre Banken konten zur Verfügung stellen. einzelnen vertrauenswürdigen abwickeln. Daher prüfen verschie- Durch eine präzise Steuerung Parteien verifiziert werden dene Bankennetzwerke, ob der Menge an digitalem Geld liesse müssen, können Transparenz und und wie sie eine digitale Währung sich das Preisniveau effektiver Sicherheit optimiert werden. einführen. stabilisieren. Im Falle eines defla- Mögliche Anwendungsbereiche tionären Schocks könnte das gehen weit über den Finanz Horten von Geld verhindert wer bereich hinaus und beinhalten den, indem für digitale Wäh- auch die Ausführung und rungsbestände eine Gebühr er- Verwaltung aller Arten von «intelli- hoben wird (also Negativzinsen genten» Verträgen, beispiels- verhängt werden) oder indem der weise im Immobilienbereich. Öffentlichkeit mehr digitales Geld zur Verfügung gestellt wird (das sogenannte Helikoptergeld). Eine sorgfältig gelenkte Krypto währung der Zentralbanken dürfte volatile private Kryptowäh- rungen als Tauschmedium verdrängen. Zudem stellt auch der regulatorische Druck ein Risi- ko für diese privaten Kryptowäh rungen dar. Da jedoch ihr A ngebot per Algorithmus begrenzt ist und die Speicherkosten praktisch bei null liegen, könnten einige durchaus fortbestehen. 26 Investment Outlook 2018
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