STUTTGART WOHNIMMOBILIEN - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate

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STUTTGART WOHNIMMOBILIEN - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
STUTTGART
                           [WOHNIMMOBILIEN]

S. 4    DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT
Vier Trends im Überblick

S. 8    [STUTTGART] FOKUSSIERT
Zwischen Enge und Freiheit

S. 12   ZAHLEN & FAKTEN
Wissenswertes rund um den
Stuttgarter Wohnimmobilienmarkt

                                      CITY REPORT 2021
STUTTGART WOHNIMMOBILIEN - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN STUTTGART                                               BNP Paribas Real Estate

INHALT
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04                DER WOHNMARKT DER
                  ZUKUNFT
                  Vier Trends im Überblick

08                [STUTTGART] FOKUSSIERT
                  Zwischen Enge und Freiheit

12                ZAHLEN & FAKTEN
                  Wissenswertes rund um den
                  Stuttgarter Wohnimmobilienmarkt   24   WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE!
                                                         Im Gespräch mit Philipp
                                                         Schmitz-Morkramer von Quantum

                                                                               BEST PRACTICE

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                  THE FUTURE IS NOW
                                                                                 HAMBURG
                                                         BACK TO THE „ROOTS”
                  Digitale Lösungen für private          Wenn Wohnträume Wurzeln
                  Vermieter                              schlagen

                                                                                         28
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STUTTGART WOHNIMMOBILIEN - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
EDITORIAL
           W                                                                                                                        „Die Bedeutsamkeit
                        as sind die Wohntrends von heute und morgen? Bereits zum
                        zweiten Mal geben wir Ihnen mit unseren Wohnmarkt-Reports
                        einen detaillierten Einblick in die wichtigsten Standorte Deutsch-                                          der Assetklasse ist
                        lands. Neben den Zahlen und Fakten zum jeweiligen regionalen                                                im vergangenem Jahr
           Markt erwarten Sie anschauliche Best Practices, welche die Vielseitigkeit                                                abermals gestiegen.
           des Wohnens aufzeigen.
                 Das zurückliegende Jahr hat zwar zweifelsohne in der gesamten
                                                                                                                                    Der Bereich Wohnen ist
           Immobilienbranche seine Spuren hinterlassen, gleichzeitig zeigte sich aber                                               krisenfest und daher
           auch, dass die einzelnen Assetklassen hinsichtlich ihrer Resilienz sehr                                                  attraktiver denn je.“
           heterogen sind. So entwickelten sich in der Assetklasse Wohnen die Miet-
                                                                                                                                    CHRISTOPH MESZELINSKY
           und Kaufpreise weiterhin überwiegend positiv.                                                                            Head of Residential Investment,
                 Wohnraum ist schon lange nicht mehr nur der Ort, an dem wir leben                                                  BNP Paribas Real Estate
           und unsere Freizeit verbringen: Die Pandemie hat uns gezeigt, dass unse-
           re eigenen vier Wände auch Arbeitsplatz, Fitnessstudio und Restaurant in
           einem sein können. Wie werden also die Wohnformen der Zukunft aus-
           sehen? Wir werfen einen Blick auf die Trends, welche die Branche in Zu-
           kunft beschäftigen werden. Dabei spielen auch junge Unternehmen, wie
           beispielsweise PropTechs, eine immer wichtigere Rolle. Sie helfen dabei, In-
           novationen und Digitalisierung voranzutreiben und die Vision Smart Home
           oder gar Smart City möglich zu machen.
                 Der Wohnmarkt von morgen muss sich aber auch mit dem Thema
           Nachhaltigkeit beschäftigen. Hilft beispielsweise der Holzbau dabei, nach-
           haltigen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?
                 Begleiten Sie uns in der neuen Ausgabe unserer Reports zu den unter-
           schiedlichsten Projekten in ganz Deutschland und lassen Sie sich von der
           Vielseitigkeit inspirieren!

           Christoph Meszelinsky

IMPRESSUM
Herausgeber, Copyright &                        Creative Direction & Design                      Titelfoto
                                                                                                                                                 klimaneutral
                                                                                                                                                 natureOffice.com | DE-140-856628

Redaktion                                       KD1 Designagentur, Köln                          LemonOne GmbH                                   gedruckt
BNP Paribas Real Estate
GmbH                                            Redaktion
                                                Michaela Stemper

Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Report das generische Maskulinum verwendet. Entsprechende
Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle
Gründe und beinhaltet keine Wertung.

                                                                                                                                                                                    3
STUTTGART WOHNIMMOBILIEN - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN STUTTGART                                                                                  BNP Paribas Real Estate

    DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT

    VIER TRENDS IM ÜBERBLICK
    Manch einer würde sicher sagen, dass der Bereich Wohnen konstant und
    im Vergleich zu anderen Assetklassen kaum Veränderungen unterworfen
    ist. Wer jedoch genauer hinschaut, sieht, dass sich momentan ein Trans-
    formationsprozess abzeichnet. Nicht nur die Digitalisierung bringt viele
    Veränderungen mit sich, auch das Thema Nachhaltigkeit prägt das Denken

                                                                                                         1.
    und die Ziele der Nutzer, und damit wandeln sich auch die Methoden, das
    Bauen und der gesamte Immobilienzyklus.

           Digitalisierung
            Es gibt keine Branche oder keinen Bereich, der sich nicht mit der   Von einem Smart Building spricht man, wenn es um die Ver-
            Digitalisierung auseinandersetzen muss – so auch die Immo-          netzung von Zweckgebäuden geht. Wenn eine gesamte Stadt
            bilienbranche. Es scheint, als würde momentan alles smart           durch Sensoren und Co. vernetzt ist, bezeichnet man diese
            werden: angefangen vom Smart Home über Smart Buildings              als Smart City. Noch ist diese Vernetzung ganzer Städte
            bis hin zu smarten Quartieren oder gar zur Smart City.              größtenteils Zukunftsmusik. Doch gerade Quartiersentwick-
                 Ein Smart Home bezeichnet die Digitalisierung im Wohn-         lungen sind eine gute Möglichkeit, um smarte Technologien
            bereich. Bei Wohnimmobilien kommen verschiedene Sen-                wie Apps, Internet of Things (IoT) und Machine Learning zu
            soren und Techniken zum Einsatz, die für mehr Komfort im            erproben. Viele digitale Maßnahmen wie Licht- und Tempe-
            Eigenheim oder in der Mietwohnung sorgen.                           ratursteuerung sowie Video-Türsprechanlagen gehören bei
                                                                                Quartieren bereits zum Standard. Dennoch ist ein komplett
                                                                                digitales Quartier noch eine Seltenheit und damit ein Allein-
                 „Sensoren liefern Daten zu Heizung,                            stellungsmerkmal, das im Markt positiv bewertet wird.
                 Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Sicherheit                          „Digitalisierung ist vorrangig in der Neubauentwick-
                                                                                lung der vergangenen 5 bis 10 Jahre in den Gateway Cities
                 und anderen Gebäudeaspekten, damit                             anzutreffen. Noch nutzen viel zu wenig Neubauprojekte die
                 Eigentümer und Betreiber Funktionen und                        Chancen des vernetzten Wohnbaus – obwohl ökonomische,
                 Dienstleistungen so optimieren können,                         ökologische und soziale Aspekte dafürsprechen. Auch wenn
                 dass der ökologische Fußabdruck des                            es wenige Erhebungen dazu gibt, würde ich schätzen, dass
                                                                                der Anteil im einstelligen Prozentbereich liegt“, berichtet
                 Gebäudes so klein wie möglich ausfällt.                        Christoph Meszelinsky, Co-Head Residential Investment
                 Damit ist Digitalisierung der unverzicht-                      bei BNP Paribas Real Estate. Neben Smarthome-Anwen-
                 bare Begleiter für nachhaltiges Bauen.“                        dungen werden auch weitere Innovationen wichtiger in der
                                                                                (Wohn-)Immobilienwirtschaft: angefangen beim Building
                 DR. EIKE WENZEL                                                Information Modeling (BIM) über Blockchain bis hin zur
                 Institut für Trend- und Zukunftsforschung                      künstlichen Intelligenz (KI).

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Der Wohnmarkt der Zukunft

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Nachhaltigkeit
Am Thema Nachhaltigkeit kommt auch           das Prinzip ein wichtiger Trend, mit dem
der Wohnimmobilienmarkt nicht vor-           sich Immobilienakteure beschäftigen
bei, so viel ist aus den Zielen des Pa-      sollten. C2C ist angelehnt an die Kreis-
riser Abkommens deutlich geworden.           läufe in der Natur und kann als „vom
Auch der „Klimaschutzplan 2050“ der          Ursprung zum Ursprung“ oder „von der
Bundesregierung gibt für den Gebäu-          Wiege zur Wiege“ übersetzt werden.
desektor ein klares Klimaschutzziel          Cradle-to-Cradle-Produkte werden be-
vor: Wohn- und Arbeitsstätten sollen         reits bei der Entstehung so konzi-
im Jahr 2030 nur noch 70 bis 72 Mio.         piert, dass eine Wiederverwertbarkeit
Tonnen CO2 ausstoßen. Dabei stützt           gewährleistet wird. Anders als beim
sich die Wohn- und Wärmewende vor            Recycling sollen Materialien ohne Qua-
allem auf drei Pfeiler: Energieeffizienz,    litätsverlust immer wieder für densel-                                                      1
verfügbare erneuerbare Energien (Pho-        ben Baustoff wiederverwendet werden.
tovoltaik) sowie alternative Baustoffe       Aus den Baustoffen einer Immobilie
wie Holz oder Recycling-Beton.               soll so am Ende der Nutzungsdauer ein
    In einigen Bereichen ist der Wohn-       neues Gebäude entstehen können.
markt schon nachhaltig aufgestellt. So            Immer mehr Menschen wohnen im
wird beispielsweise der Baustoff Holz        urbanen Raum, wollen aber nicht auf
in Deutschland vor allem beim Woh-           ökologische Produkte, Pflanzen oder
nungsbau eingesetzt. Andere Asset-           die Gartenarbeit verzichten. Landwirt-
klassen tun sich hingegen noch schwer        schaftliche Flächen in der Stadt sind
damit. Zu Unrecht, wie Udo Cordts-San-       jedoch rar. Aus diesem Grund gewinnt
zenbacher, Geschäftsführer & Co-Head         die urbane Landwirtschaft an Bedeu-
Residential Investment, erklärt: „Holz       tung – ein weiterer grüner Trend. Urban
weist ein einzigartiges Verhältnis von       Farming und Urban Gardening werden
Eigengewicht und Tragkraft, Brand-           zwar größtenteils als Synonyme ver-
und Wärmeschutz auf. Daher ist diese         wendet. Das Urban Gardening bezieht
Bauweise eine ideale Möglichkeit, be-        sich jedoch nur auf den Anbau für den
stehende Gebäude aufzustocken oder           Eigenbedarf, während das Urban Far-
Baulücken zu schließen. Gerade im ur-        ming die Landwirtschaft im städtischen
banen Raum ist diese Nachverdichtung         Bereich bezeichnet. Hierbei werden Ge-
im Wohnbereich dringend notwendig.“          müse-, Obst-, Pflanzen- oder Kräuter-
    Cradle to Cradle (C2C) steckt in der     gärten angelegt, um auch auf kommer-
Immobilien- und Wohnungswirtschaft           zieller Basis Produkte für eine größere
noch in den Kinderschuhen, dennoch ist       Bevölkerungszahl zu liefern.

    1    Entspannend und nachhaltig: Urban Gardening trägt zum Wohlbefinden der Bewohner bei.
                   2    Dr. Eike Wenzel, Gründer des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung

         Stadt der Zukunft                                                                           2

        „Die Zukunft gehört den Gebäuden, in denen die Bewohner nicht nur leben und arbeiten, sondern auch einen Großteil
        ihrer Lebensmittel und Dinge ihres täglichen Bedarfs erzeugen können. Auf dem Dach liefern Solarmodule übers Jahr
        gesehen 45 % des Stroms für die Gebäude. Gewächshäuser, die ganzjährig mit LED-Licht betrieben werden, produzie-
        ren 40 % der für die 3.000 Bewohner erforderlichen Menge an Gemüse und Obst. Werden Gebäude nicht zehn oder
        mehr Stockwerke hoch gebaut, lässt sich auch der gesamte Strom- und Gemüsebedarf auf den Dächern produzieren.
        Gibt es Zeiten mit überschüssigem Solarstrom, landet der unter anderem in der Tiefgarage, um dort die Elektroautos
        aufzuladen. Und statt für Besorgungen in die Innenstadt zu fahren, können Bewohner im Erdgeschoss Dinge des
        täglichen Bedarfs mithilfe von 3-D-Druckern selbst herstellen.“

                                                                                                                                     5
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CITY REPORT WOHNEN STUTTGART                                                                                            BNP Paribas Real Estate

                                          Neue Arten des Wohnens
                                          Die Art und Weise, wie wir wohnen, befindet sich         Gesellschaft immer größer, sodass sich auch die
                                          im ständigen Wandel. Schon vor der Corona-Pan-           Coliving-Angebote ausweiteten. Diese bieten ne-
                                          demie zeichneten sich verschiedene Veränderun-           ben einem Zimmer – wie in einer klassischen Stu-
                                          gen ab. Beispielsweise war ein Trend, die Fläche         dierenden-WG – auch eine Gemeinschaft, ähnlich
                                          zu verkleinern: Mikroapartments und Tiny Houses          dem Coworking. Man lebt nicht nur zusammen,
                                          stießen bei Nutzern und im ersten Fall auch bei          man arbeitet auch im eigenen Zuhause wie in
                                          Investoren auf immer mehr Interesse.                     Coworking-Flächen. Die WG 2.0 war geboren!
                                              Bei Mikroapartments handelt es sich um sehr          „Geselligkeit ist dabei nur ein Aspekt. Wie schon
                                          kleine, vollmöblierte Wohnungen, die, häufig um          beim Microliving treibt die Nutzer des Colivings
                                          umfangreiche Dienstleistungen ergänzt, vermie-           vor allem der Wunsch nach hoher Flexibilität und
                                          tet werden. Mieter können Studierende oder Aus-          Vereinfachung an. Dazu kommt das Bedürfnis,

    3.
                                          zubildende sein, aber auch Geschäftsleute oder           zu einer exklusiven Community mit limitiertem
                                          Pendler, die kurzfristig eine Wohnung benötigen.         Zugang zu gehören. Der All-Inclusive-Ansatz der
                                          Die klassische Standardgröße beträgt zwischen            Anbieter ist marktgängig. Nutzer wollen alles aus
                                          20 und 25 m². „Mit dieser Wohnungsgröße er-              einer Hand und bereits im Preis inbegriffen“, er-
                                          reicht man in der Regel das beste Verhältnis zwi-        klärt Wilke.
                                          schen Baukosten und späteren Mieteinnahmen                   Doch was macht die Pandemie aus die-
                                          – ein wichtiger Anhaltspunkt für Investoren“,            sem Trend? Zum einen wird immer häufiger der
                                          so Stefan Wilke, Director National Residential           Wunsch nach mehr Fläche artikuliert, eine Er-
                                          Investment bei BNP Paribas Real Estate.                  weiterung um ein Arbeitszimmer oder gar einen
                                              Gerade die jüngere Generation war vor der            Fitnessraum. Auch Balkon, Terrasse und Grün-
                                          Pandemie viel in Bewegung, wechselte häufiger            flächen scheinen bedeutender zu werden. Zum
                                          den Wohn- oder Arbeitsort und zeigte sich da-            anderen wird aber an früheren Trends wie den
                                          her begeistert von den Full-Service-Angeboten,           Mikroapartments festgehalten. Die Zeit wird zei-
                                          die manch ein Mikroapartment-Betreiber anbot.            gen, welche neuen Arten des Wohnens die Zu-
                                          Gleichzeitig wurde aber auch der Wunsch nach             kunft für uns bereithält.

    Kanso Frankfurt: Das Mikroapartment-Projekt mit über 300 Einheiten überzeugt durch eine hochwertige Bauweise und eine stilvolle Innenausstattung.

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STUTTGART WOHNIMMOBILIEN - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
Der Wohnmarkt der Zukunft

                                                                                                                                      4.
                                                                                                                    1

                                                                                                                                                                    2

                                                                                                                          1    Krisenfest: Healthcare-Immobilien
                                                                                                                          erfuhren in der Pandemie im Vergleich
                                                                                                                          zu anderen Bereichen keinen Rückgang in der
                                                                                                                          Nachfrage von Investorenseite.
                                                                                                                          2    Anna-Lena Hetzel Transaction
                                                                                                                          Manager BNP Paribas Real Estate Investment
                                                                                                                          Management

                                         Demografischer Wandel
                                         Ein weiterer Trend, der nicht vernach-      xen, aber auch Formen des betreuten      „Die Assetklasse der Healthcare-Immo-
                                         lässigt werden sollte, ist der demografi-   Wohnens, die es den Senioren ermög-      bilien hat in der Pandemie im Vergleich
                                         sche Wandel. Unsere Gesellschaft wird       lichen, ihr Leben so lange wie mög-      zu anderen Bereichen keinen Rückgang
                                         immer älter, doch gerade für die späte      lich selbstständig – aber mit gewisser   in der Nachfrage von Investorenseite
                                         Lebensspanne fehlt es an bedarfsge-         Unterstützung – zu führen. Bereits       erfahren und sich als sehr krisenfest
                                         rechten Wohnlösungen. Aus diesem            heute gibt es neben den traditionellen   gezeigt. Dies gilt insbesondere für Se-
                                         Grund gewinnen Healthcare-Immobili-         Pflegeeinrichtungen betreutes oder       niorenheime, die durch entsprechend
                                         en immer mehr an Relevanz.                  Service-Wohnen, Seniorenresidenzen,      hohe Schutzmaßnahmen gegenüber
                                             Der Bedarf an seniorengerechtem         Pflege-WGs, Mehrgenerationenhäuser       ihren Bewohnern kaum von der Krise
                                         Wohnen steigt hierzulande massiv.           oder Cohousing-Modelle.                  betroffen waren. Dies hat dazu geführt,
                                         Während in Deutschland im Jahr 2012             Seniorengemeinschaften     werden    dass die Nachfrage nach Seniorenhei-
                                         knapp 21 % der Einwohner über 65 Jah-       schon jetzt als einer der am schnells-   men und Healthcare-Immobilien im
                                         re alt waren, wird dieser Anteil nach       ten wachsenden und sich entwickeln-      Allgemeinen weiter gestiegen ist, das
Fotos: Fox 1 GmbH; Adobe Stock / Spuno

                                         Schätzungen des BMI bis zum Jahr 2035       den Sektoren auf dem Immobilienmarkt     Wettbewerbsverhalten unter den In-
                                         auf etwa 30 % ansteigen. 2050 wird so-      angesehen. Und dieser Trend wird sich    vestoren deutlich zugenommen hat
                                         gar damit gerechnet, dass jeder Siebte      auch in Zukunft fortsetzen, da sich      und die Renditen für die Assetklasse
                                         älter als 80 Jahre sein wird.               Gesundheitsimmobilien als relativ im-    weiter gesunken sind. Durch das ge-
                                             Jetzt und besonders in der Zukunft      mun gegen allgemeine wirtschaftliche     stiegene Investoreninteresse erwarten
                                         werden daher immer mehr Health-             Krisen zeigen, weiß Anna-Lena Hetzel,    wir eine zunehmende Professionalisie-
                                         care-Immobilien gebraucht. Dazu zäh-        Transaction Manager von BNP Paribas      rung des gesamten Marktes.“
                                         len Pflegeheime, Ärztehäuser und Pra-       Real Estate Investment Management:

                                                                                                                                                                        7
STUTTGART WOHNIMMOBILIEN - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN STUTTGART                                             BNP Paribas Real Estate

                                   [ ST U T TG A R T ] F O K U S S I E R T

            ZWISCHEN ENGE UND FREIHEIT
       Auf der Halbhöhe des Killesbergs erkennt man auf einen Blick, was den
          Stuttgarter Immobilienmarkt ausmacht: Grüner Stadtrand trifft auf
       eingekesselte City. Gemeinsam mit den Experten des Projektentwicklers
          Instone haben wir uns auf die Suche nach Chancen innerhalb und
                          außerhalb der Metropole gemacht.

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STUTTGART WOHNIMMOBILIEN - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
[Stuttgart] fokussiert

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                                                    1    Wohnen im Theaterviertel: Das Quartier City Prag verbindet Wohnen, Arbeiten und
                                                         Leben in zentraler Lage.
                                                    2    Bianca Reinhardt Weith: Geschäftsführerin bei Instone Real Estate Development
                                                    3    Thomas Knapp: Leiter der Akquisition Baden-Württemberg bei Instone Real Estate Development

                                                        Beginnen wir mit dem Blick auf das große Ganze.              klingt jetzt nach vielen Hürden, aber wir sind mit Leib
                                                        Was ist Ihrer Meinung nach typisch für die Stadt-            und Seele Stuttgarter und stellen uns diesen Heraus-
                                                        entwicklung in Stuttgart?                                    forderungen gerne.
                                                        Bianca Reinhardt Weith: Die Topografie Stuttgarts, eine
                                                        limitierte Kessellage, gibt die Rahmenbedingungen für        Sehen Sie einen besonderen Bedarf in Stuttgart?
                                                        das Bauen in der Stadt vor. Weil die Blickachsen von den     Reinhardt Weith: Das limitierte Angebot trifft auf eine
                                                        Randlagen in den Kessel bewahrt werden sollen, wer-          hohe Nachfrage durch das prosperierende Gewerbe im
                                                        den Sie hier keine Hochhäuser finden. Eine charakteris-      Großraum und die attraktiven Lebensräume, die die
                                                        tische Skyline fehlt, dafür werden die Stuttgarter mit       Region bietet. Nach wie vor verzeichnet die Stadt stei-
                                                1       einem freien Blick von der Halbhöhe entlohnt. Ein wei-       gende Zuzüge. Gesucht wird bezahlbarer Wohnraum
                                                        teres Phänomen schließt sich an: Durch die ca. 300 m         – kompakte Wohnungen zu einem erschwinglichen
                                                        Höhenunterschied zwischen der City und den Rand-             Absolutpreis. Dieser Nachfrageüberhang erschwert es
                                                        lagen erfolgt ein Luftaustausch über Frischluftschnei-       Familien oder Immobilieneinsteigern, eine geeigne-
                                                        sen durch die für Stuttgart typischen Berg- und Tal-         te Wohnimmobilie zu finden. Da Bauland knapp und
                                                        windsysteme. Diese Frischluftschneisen müssen städ-          Bauen in der Stadt teuer ist, ist es umgekehrt auch für
                                                        tebaulich berücksichtigt werden.                             Entwickler nicht leicht, günstigen Wohnraum zur Ver-
                                                                                                                     fügung zu stellen.
                                                        Thomas Knapp: Das Stadtgebiet ist vergleichsweise
                                                        klein und weist nur wenig Brachflächen wie ehemalige         Funktioniert die Hauptstadt Baden-Württembergs
                                                        Kasernen oder Industriegelände auf. Diese Baugrund-          anders als andere A-Städte?
                                                        stücke fehlen und limitieren das Angebot. Zusätzlich         Reinhardt Weith: Stuttgart hat ein attraktives Um-
                                                        bestehen rund 50 % des äußeren Stadtgebiets aus              land, bedingt durch starke Arbeitgeber. Entlang des
                                                        Grünflächen und Ackerland. Die Stadt tut sich hier           S-Bahn-Netzes existieren Lagen, die genau aus diesem
Fotos / Visualisierungen: Instone Real Estate

                                                        schwer, Neubaugebiete zu entwickeln, um den grünen           Grund zum Wunschwohnstandort werden. Das Wachs-
                                                        Charakter nicht zu verlieren. Innenentwicklung geht          tum am Rand resultiert nicht nur aus der Enge der City,
                                                        den Stadtvätern grundsätzlich vor Außenentwicklung.          sondern entsteht auch durch die Zugkraft der Peripherie.
                                                        Leider ist die „Innen“-Priorität schwer umsetzbar. Zum
                                                        einen, weil eben diese Brachen fehlen. Zum anderen,          Welche Projekte haben in der letzten Zeit
                                                        weil eine Nachverdichtung in der Höhe selten möglich         maßgeblich die Stadtentwicklung beeinflusst?
                                                        ist. Zudem sind Stuttgarts alte Baustaffeln planungs-        Knapp: In jedem Fall Stuttgart 21. Ein Projekt, das viele
                                                        rechtlich schwer mit den Anforderungen der Entwick-          Bauflächen, insbesondere Brachen, freigesetzt hat. Das
                                                        lung moderner Stadtquartiere zu vereinbaren. Das             Bauvorhaben hat zu wertvollen Stadtbausteinen wie

                                                                                                                                                                                 9
STUTTGART WOHNIMMOBILIEN - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN STUTTGART                                                                                    BNP Paribas Real Estate

     1     Herrliches Herrenberg: Auf ca. 10.000 m² entstehen 116 Wohneinheiten mit
           großflächigen Grünflächen und zentralem Quartiersplatz.                               2
     2     Zentral und naturnah: Im Neckar.Au Viertel in Rottenburg entsteht ein
           vielfältiger Wohnungsmix.

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                                                                                                        „Auch das Stuttgarter
                                                                                                        Umland besitzt eine hohe
                                                                                                        Lebens- und Wohnqualität.“

                  dem MILANEO oder der Bibliothek beigetragen, aber             ben kulturelle Stadtbausteine wie das Theaterhaus und
                  auch die Sensibilität der Bürger in Bezug auf Großpro-        das Varieté. Beides beflügelte das Areal. Es gibt städ-
                  jekte offenbart.                                              tebaulich nach der reinen Lehre nichts Besseres, als
                                                                                zunächst einen kulturellen Mittelpunkt zu schaffen. Die
                  Reinhardt Weith: Der Neckarpark in Bad Cannstatt ist          Nähe zu Kunst und Kultur ist sicherlich eine der Beson-
                  mit 22 ha eine der wenigen großen Entwicklungsflä-            derheiten des Projekts.
                  chen. Neben dem Wasen wird perspektivisch Raum
                  für bezahlbares Wohnen geschaffen, auch für sozialen          Und wo liegen Herausforderungen?
                  Wohnbau. Hier lassen sich Entwicklungskonzepte aus-           Reinhardt Weith: Alles hat zwei Seiten: Die Logistik des
                  probieren, wie beispielsweise Schallschutzlösungen für        Theaterhauses geht nicht geräuschlos vonstatten. Ein
                  mehr Wohnqualität. Gut durchdachte Quartiere sind             entsprechender Schallschutz war planerisch gefordert.
                  wichtig. Ich denke nicht zuletzt an den Pragsattel.           Unter anderem durch geschickte Grundrissgestaltung
                                                                                und spezielle Fenster konnte dies gelöst werden.
                  Hier sind Sie mit dem Projekt „Wohnen im                      Wir bedauern beim „Wohnen im Theaterviertel“, dass
                  Theaterviertel“ stark involviert …                            wir nicht mehr Wohnraum – gerne auch Sozialwohnun-
                  Reinhardt Weith: Der Schulterschluss zwischen Prag-           gen – im Austausch zu Büroflächen schaffen konnten.
                  sattel und dem Killesbergpark – eine weithin bekannte,        Aber gemäß altem Bebauungsplan aus den 90er Jah-
                  wunderbare Lage – ist durch die Stadtentwicklung City         ren waren gewerbliche Nutzungen vorgeschrieben. Wir
                  Prag spürbar gelungen. Die Fläche, auf der nun Wohn-          entwickeln deshalb auf 1.130 m² eine große Kita und
                  raum entstanden ist, war ein ehemaliger Produktions-          zusätzlich 2.830 m² Büroflächen.
                  standort mit Lagerhallen – eine Rarität in städtischer
                  Lage. Im Umfeld waren zuvor Gewerbe, Hotels, Büros            Knapp: Ein neuer Bebauungsplan hätte mit einem
                  und Dienstleister angesiedelt. Den ersten Impuls ga-          Mobilitätskonzept beispielsweise auch zu weniger

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[Stuttgart] fokussiert

                                                Stellplätzen geführt. So mussten zwei Tiefgaragen-        halter veräußert und dem Mietmarkt zugeführt. Gerade
                                                geschosse gebaut werden. Das macht ein Quartier weder     Pendler werden diese Wohnungen nutzen, da sie direkt
                                                einfacher noch günstiger. Zumal ein darunterliegender     am Bahnhof liegen.
                                                ICE-Tunnel eine Schall- und Erschütterungsentkopp-
                                                lung notwendig machte.                                    Sie sprachen das Thema Kapitalanlage an.
                                                                                                          Was schätzen Residential-Investoren an der
                                                Welche neuen Aspekte eines modernen Quartiers             schwäbischen Metropole?
                                                erfüllt die Projektentwicklung?                           Reinhardt Weith: Stabil, solide und zuverlässig, diese
                                                Reinhardt Weith: Als das Gebäude in die Höhe wuchs        Eigenschaften charakterisieren den Markt. Dies bedeu-
                                                und wir vor dem Rohbau standen, wusste ich: Es hat        tet weniger Risiko und dadurch eine geringere Volati-
                                                5 Jahre Vorarbeit gekostet, die sich aber wirklich ge-    lität in der langfristigen Cashflow-Betrachtung. Unter
                                                lohnt hat. Unser Quartier verbindet Wohnen, Arbeiten      Renditegesichtspunkten stellt sich die Frage: Wenn
                                                und Leben durch 250 Mietwohnungen, eine große Bü-         Verkaufspreise steigen, wie schnell steigen die Mieter-
                                                rofläche und eine Kita für 80 Kinder. Diesen Dreiklang    träge? Da sollte keine Schere aufgehen. Das Mietniveau
                                                in der Enge des innerstädtischen Raums konnten wir        in Stuttgart und Umgebung zieht schnell nach.
                                                intelligent kombinieren, um Synergien zu nutzen. Bei-
                                                spielsweise profitieren alle von kurzen Wegen. Ge-        Eine Frage zu guter Letzt: Gibt es weitere Projekte,
                                                meinschaftliche Innenhöfe, private wie halbprivate        die dem Wohnmarkt neue Impulse geben?
                                                Flächen, aber auch die öffentliche Durchquerung zum       Reinhardt Weith: Das Neckar.Au Viertel in Rottenburg
                                                Killesberg machen das Quartier individuell nutzbar und    liegt im Einzugsgebiet von Stuttgart und Tübingen. Die
                                                gleichzeitig lebendig. Eben weil so viele Bausteine be-   Universitätsstadt besitzt ihrerseits eine eigene Zug-
                                                rücksichtigt werden müssen, besteht ein himmelwei-        kraft und garantiert eine starke Nachfrage. Auf einem
                                                ter Unterschied zwischen einer Immobilien- und einer      ehemaligen DHL-Gelände entwickeln wir in 5 Bauab-
                                                Quartiersentwicklung.                                     schnitten etwa 350 bis 400 Wohnungen. Im ersten
                                                                                                          Bauabschnitt haben wir 66 Wohnungen binnen 6 Mo-
                                                Wir möchten den Blickwinkel mit Ihrer Hilfe               naten fast vollständig an private Kapitalanleger und
                                                erweitern. Was ist im Einzugsgebiet interessant?          Eigennutzer verkauft. Jeder Bauabschnitt wird ein mo-
                                                Knapp: Kurz gefasst: Alles, was das ÖPNV-Netz abdeckt,    dernes Quartier für sich sein. Zusammen ergeben sie
                                                ist interessant. Stimmt die Anbindung, lassen sich Pro-   einen kleinen Stadtteil. Die weitläufige Fläche ist aus
                                                jekte im Radius von 50 km entwickeln. Gleiches gilt,      Entwicklersicht wie eine weiße Leinwand, die wir frei
                                                wenn eine gute Zugverbindung an ein Mittelzentrum         gestalten und auf der wir moderne Quartierskonzepte
                                                wie Heilbronn oder Ulm gegeben ist. Das Stuttgarter       umsetzen können.
                                                Umland besitzt eine hohe Lebens- und Wohnqualität.

                                                Wie spiegelt sich das in der Preisentwicklung
                                                wider?
                                                Reinhardt Weith: Das Preisniveau fällt aufgrund der
                                                Zugkraft des starken Umlandes nicht so ab wie in
                                                anderen A-Städten. Beispielsweise entscheiden sich
                                                Käufer in Herrenberg bewusst für den Wohnstandort
                                                                                                                      Instone Real Estate
                                                aufgrund der Lebensqualität und der Nähe zu großen
                                                Arbeitgebern.                                                         Seit 30 Jahren ist Instone als Projektentwickler von
                                                                                                                      Wohnimmobilien in Deutschland tätig. Das Unterneh-
                                                Kennen Sie konkrete Projekte?                                         men plant ganzheitliche Stadtquartiere, entwickelt
                                                Reinhardt Weith: In Herrenberg realisieren wir aktu-
                                                ell das „Quartier an der Schwarzwaldstraße“. Dort
                                                                                                                      Miet- und Eigentumswohnungen und saniert denkmal-
                                                entsteht Wohnraum mit unterschiedlichem Charakter:                    geschützte Objekte in der gesamten Bundesrepublik.
                                                Townhäuser, Reihenhäuser und Eigentumswohnungen,                      Die Gesprächspartner: Die Geschäftsführerin der
                                                aber auch ein Anteil an geförderten Wohnungen. Wir                    Instone Real Estate Development GmbH, Bianca
Fotos / Visualisierungen: Instone Real Estate

                                                veräußern die sozial gebundenen Mietwohnungen wie-                    Reinhardt Weith, ist verantwortlich für das operative
                                                derum an private Kapitalanleger – eine gute Lösung für
                                                die Altersvorsorge.
                                                                                                                      Geschäft in Süddeutschland und kennt als Niederlas-
                                                                                                                      sungsleiterin Stuttgart die Umgebung wie kaum eine
                                                Knapp: Auch interessant: das S‘LEDERER in Schorndorf.                 Zweite. Eine ebenso weitreichende Expertise für die
                                                Durch die Konversion einer Gerbereifläche konnten 228                 Region bringt der Leiter der Akquisition Baden-Würt-
                                                Wohnungen geschaffen werden. Aufgrund des großen                      temberg, Thomas Knapp mit in die Expertenrunde ein.
                                                Nachfrageüberhangs an Mietwohnungen vor Ort wurde
                                                das gesamte Quartier an einen langfristigen Bestands-

                                                                                                                                                                                 11
CITY REPORT WOHNEN STUTTGART                                                                                                                                                            BNP Paribas Real Estate

                                              STUTTGART
                  Schwabenmetropole klingt beschaulich – doch der Mix aus
                industriellem Schwergewicht, lebhafter Kreativität, attraktiver
              City und wirtschaftlicher Dynamik übt eine große Anziehungskraft
                        aus und lässt die Bevölkerung weiter wachsen.

              • Wie auch viele andere große Metropolen verzeich-                                                         ßer als kleiner. Verantwortlich hierfür ist auch,
                net Stuttgart einen kontinuierlichen Bevölkerungs-                                                       dass der Bau von deutlich mehr Wohnungen
                zuwachs. Allein seit 2014 ist die Einwohnerzahl um                                                       durch das – aufgrund der Topographie und der
                über 30.000 Personen gestiegen, was einer Zunah-                                                         Kessellage – sehr eingeschränkte Grundstücksan-
                me um über 5 % entspricht. Diese Entwicklung lässt                                                       gebot erschwert wird.
                die Nachfrage nach Wohnraum weiter steigen.                                                            • Trotzdem gibt es eine Reihe von Projekten, die
              • Vor diesem Hintergrund hat sich in den letzten Jah-                                                      aber nicht ausreichen, um auf Angebotsseite für
                ren ein starker Nachfrageüberhang aufgebaut, der                                                         Entspannung zu sorgen. Langfristig ist dies nur
                durch die Baufertigstellungen neuer Wohnungen in                                                         mit großen, neuen Stadtquartieren möglich, von
                keiner Weise kompensiert werden kann. In den letz-                                                       denen sich mehrere in Planung befinden. Als Bei-
                ten sechs Jahren wurden im Schnitt lediglich rund                                                        spiele stehen das Rosenstein-Quartier nördlich des
                1.600 Wohneinheiten errichtet, denen rechnerisch                                                         Hauptbahnhofs, wo mehrere tausend Wohnungen
                knapp 4.000 zusätzliche Haushalte p. a. gegenüber-                                                       entstehen sollen, der Neckarpark auf dem ehema-
                stehen. Unterstrichen wird diese Aussage durch die                                                       ligen Gelände des Güterbahnhofs in Bad-Cannstatt
                Entwicklung der Leerstandsquote, die bereits 2014                                                        mit rund 850 geplanten Wohnungen oder „Der neue
                bei nur 1 % lag, mittlerweile aber auf knapp unter                                                       Stöckach“ auf dem ehemaligen EnBW-Betriebsge-
                0,5 % gesunken ist.                                                                                      lände mit bis zu 800 Wohneinheiten. Die sukzessive
              • Die Lücke zwischen Wohnungsbedarf und Fertig-                                                            Umsetzung dieser Großmaßnahmen wird aber noch
                stellungsvolumen wird tendenziell also eher grö-                                                         Jahre in Anspruch nehmen.

 ENTWICKLUNG BEVÖLKERUNG UND WOHNUNGSBESTAND 2014–2020                                                                 ENTWICKLUNG NACHFRAGE UND ANGEBOT 2014–2019
     Bevölkerung         Wohnungsbestand                                                                                 Genehmigungen                   fertiggestellte Wohnungen
                                                                                                                         ø zusätzl. Haushalte p. a.

                                                                                                                       4.000                                                                                                                  3.900
                            635.911
               604.297

                                                                                                                       3.500

                                                                                                                       3.000
                                      +5 %
                                                                                                                                                                   2.010

                                                                                                                       2.500
                                                                                                                                                                                             1.960
                                                                                                                                                        1.837

                                                                                                                                                                                                        1.840
                                                                                                                                                                           1.752
                                                                                     314.911

                                                                                                                                                1.677
                                                                  305.132

                                                                                                                                                                                                                           1.637
                                                                                                                                        1.599

                                                                                                                                                                                                                1.604

                                                                                                                       2.000
                                                                                                                                1.340

                                                                                                                                                                                     1.198

                                                                                                                       1.500
                                                                                                                                                                                                                                   945

                                                                                               +3 %
                                                                                                                       1.000

                                                                                                                        500

              2014         2020                                  2014               2020                                           2014            2015               2016              2017               2018              2019

                                             Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020                                    Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020; GfK Geomarketing

12
Zahlen & Fakten

                                                            AUF EINEN BLICK
                                                                                    NACHFRAGE

                                                          -113
                                                          Personen
                                                           Wanderungssaldo im Jahr 2019,
                                                                                                                                  5,3 %
                                                                                                                                  Arbeitslosenquote 2020,
                                                           +1.134 Personen im Jahr 2018                                           +1,2 %-Punkte zum Vorjahr

339.671 Haushalte 105,7
zum 31.12.2019, +933 Haushalte zum Vorjahr                                                        Kaufkraftindex pro Haushalt 2020, 50.587 € Kaufkraft pro Haushalt

                                                                                      ANGEBOT

314.911
                                                                                                                         Leerstandsquote

                                                                                                                                   1,00 %

Wohnungen
                                                                                                                                                       0,47 %

zum 31.12.2019, +947 Wohnungen zum Vorjahr                                                                                          2014                2019

50 %
Anteil Mehrfamilienhäuser 31.12.2019, +0,1 %-Punkte zum Vorjahr
                                                                                      1.637
                                                                                       Baugenehmigungen 2019, -203 Wohnungen zum Vorjahr
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, GfK Geomarketing, Bundesagentur für Arbeit, CBRE-empirica Leerstandsindex                                       13
CITY REPORT WOHNEN STUTTGART                                                                                                                   BNP Paribas Real Estate

 MARKT FÜR MIETWOHNUNGEN
 GROSSER NACHFRAGEÜBERHANG

                                                                                                                                                               TOP 5 (BESTAND)
                                                                                     81                                                                        ANGEBOTSMIETEN 2020
                                                                                                   Kornwestheim
                                                                                                                                                               18,25 €/m2
                                                                                                                                                               Killesberg / Am Bismarckturm

                                                                                                                        Mühlhausenar                           18,25 €/m2
                                                                                                                                      k
                                                                Korntal-Münchingen                                             N ec
                                                        Gle

                                                                                                                                                               Relenberg / Universität
                                                                                                Zuffenhausen
                                                           ms

                                                                                                                                                        Waiblingen
                                                  Ditzingen                                                                                                    18,15 €/m2
                                                                                                                   Münster                                     West (Feuersee / Rosenberg)
                                                                                                                                            Fellbach
                                                                       Weilimdorf
                                                                                                  Killesberg
                                                                                                                                                               17,15 €/m2
                                                                                                                        Bad Cannstatt                          Lehen / Weinsteige
                                                                                          Feuerbach
                                                 Gerlingen                                                                                                     17,00 €/m2
                                                                                                                                                               Süd (Heslach / Südheim)

                                                                                                                                 Untertürkheim
                                                                                                                  Stuttgart-Ost
                                                                               Botnang               Stuttgart-Mitte                                           MIETDYNAMIK 2014–2020
                                                                                                                                        Obertürkheim
                                                                                                                            Wangen
                                                                                                                                                               55 %
                                                                                                   Stuttgart-Süd                                               Wangen / Untertürkheim

                                                                                                                                                               54 %
                                                                                                                                                               Süd (Heslach / Südheim)
                                                                                 Sonnenberg             Degerloch         Sillenbuch               Esslingen am
                                                                                                                                                             53 %
                                                                                                                                                        Neckar
     © mapz.com - Map Data: OpenStreetMap ODbL

                                                                   Vaihingen                                                                                   Weilimdorf
                                                                                                                                                                                              Quelle: IDN Immodaten GmbH

                                                 8;81                                                                                                             N
                                                                 831                                                                                              eck
                                                                                            Möhringen                                                          52 %  ar
                                                                                                                                                               West (Feuersee / Rosenberg)

                                                                                                                                                               48 %
                                                                                     8                         Plieningen                                      Relenberg / Universität
                                                 81
                                                                                 Leinfelden                      Flughafen Stuttgart
                                                                                                                                                              8

 LAGEKLASSE                                                     sehr gut     gut         durchschnittlich     einfach

                                                        • Der deutlich gestiegene Nachfrageüberhang kommt                   (2020) hat sich das Tempo aber spürbar verlangsamt,
                                                                                                                                                                                                                           Foto: JCG / stock.adobe.com

                                                          vor allem auch in den stark gestiegenen Mieten zum                sodass nur noch ein Zuwachs von 2 % zu verzeichnen
                                                          Ausdruck. Seit 2014 hat sich die Median-Angebots-                 war. In den sehr guten Lagen sind die Angebotsmieten
                                                          miete über alle Wohnlagen um 41 % auf aktuell knapp               sogar leicht um 3 % gesunken. Ob sich dieser Trend
                                                          14,70 €/m² erhöht. An den deutschen A-Standorten                  verfestigt, bleibt aber noch abzuwarten.
                                                          weist nur Berlin eine stärkere Steigerung im zugrun-            • Im Gegensatz zu vielen anderen Metropolen fällt der
                                                          deliegenden Zeitraum auf. Im zurückliegenden Jahr                 langfristige Zuwachs in den Wohnlagen mit einfacher

14
Zahlen & Fakten

                                                      Seit 2014 zweitstärkstes Mietwachstum nach Berlin
                                                       In 2020 erste Konsolidierungstendenzen erkennbar
                                                            Keine starken Nachholeffekte einfacher Lagen

  Qualität mit +39 % etwas unterdurchschnittlich aus,            ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSMIETEN NACH WOHNLAGEN (BESTAND)
  wohingegen die Lagen mit durchschnittlicher (+45 %)                 sehr gut (+38 %)        gut (+42 %)            durchschnittlich (+45 %)
  und guter Qualität (+42 %) leicht überproportional zu-              einfach (+39 %)         gesamt (+41 %)
  legen. Mit ausschlaggebend hierfür ist die Tatsache,           €/m²
  dass die Ausdifferenzierung der Stadtteile bezüglich
                                                                 20
  ihrer Wohnqualität aufgrund der besonderen topo-
  grafischen Situation in Stuttgart weniger ausgeprägt           18
  ist als in den meisten anderen Metropolen. Es gibt
                                                                 16
  also weniger qualitativ einfache Bereiche, sodass die
  aus anderen Städten bekannten Aufholeffekte geringer           14
  ausfallen.
• Die höchsten Mieten finden sich u. a. in den west-             12

  lich der Innenstadt gelegen Stadtteilen mit sehr ho-
                                                                 10
  her Wohnqualität. Hierzu gehört beispielsweise der
  Standortbereich Relenberg / Universität, wo im Mittel           8
  Angebotsmieten von 18,25 €/m² aufgerufen werden.
  Damit bewegt sich diese Lage auf dem gleichen Ni-                      2014     2015     2016        2017       2018           2019       2020

  veau wie das traditionelle Stuttgarter Luxus- und Vil-                                                                          Quelle: IDN Immodaten GmbH

  lenviertel Killesberg / Am Bismarckturm. Nur knapp
  dahinter folgt die Lage West (Feuersee / Rosenberg),
  wo 18,15 €/m² notiert werden. In allen übrigen Stadt-          ANGEBOTSMIETEN NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND)
  teilen liegen die Mieten im Mittel dann bereits unter          €/m²           Median             oberes Segment
  der 18 €/m²-Marke.
• Aufgrund der skizzierten Stuttgarter Sondersituation           25
  hinsichtlich der Lagequalitäten sind im Gegensatz zu
  anderen A-Städten keine Ausreißer zu beobachten, bei           20
  denen sich die Mietpreise, vor allem in einfachen La-
  gen, teilweise verdoppelt haben. Die stärkste Dynamik          15
  verzeichnen eher durchschnittliche Lagequalitäten.
  Als Beispiele stehen Wangen / Untertürkheim mit ei-
                                                                 10
  nem Mietpreisanstieg seit 2014 von 55 % oder Weilim-
  dorf mit einem Zuwachs von 53 %. Bei den sehr guten
                                                                  5
  Lagen sticht West (Feuersee / Rosenberg) heraus, wo
                                                                                                          14,55
                                                                                16,55

                                                                                                                         13,90
                                                                                           15,10

                                                                                                                                           13,60

  die Mieten mit 52 % ebenfalls überproportional zuge-
  legt haben.                                                                    1          2                 3           4             5 und mehr

                                                                                                                                  Quelle: IDN Immodaten GmbH

                                                                                                                                                           15
CITY REPORT WOHNEN STUTTGART                                                                     BNP Paribas Real Estate

 MARKT FÜR
 EIGENTUMS-
 WOHNUNGEN
 PREISE TEILWEISE VERDOPPELT

             • Nicht nur die Mieten, sondern auch die Woh-
               nungspreise haben stark zugelegt. Wie auch an den
               anderen A-Standorten fiel der Anstieg dabei spürbar
               höher aus als auf dem Mietwohnungsmarkt. Seit 2014
               hat der Median-Angebotspreis für Eigentumswohnun-
               gen um stolze 74 % auf über 4.570 €/m² angezogen.
               Im Gegensatz zur Mietentwicklung setzte sich der
               Aufwärtstrend hier auch 2020 mit einem Plus von 8 %
               über den Gesamtmarkt nahezu unverändert fort. Vor
               allem die sehr guten (+13 %) und guten Lagen (+11 %)
               trafen auf eine große Nachfrage, die zu entsprechen-
               den Preissteigerungen beitrug.
             • Auch über den Gesamtzeitraum seit 2014 betrachtet
               fiel der Zuwachs in den sehr guten Lagen mit 82 %                Preise fast doppelt so stark gestiegen wie Mieten
               überproportional hoch aus. In der längerfristigen Be-
               trachtung gilt dies aber auch für die Wohnquartiere              In einzelnen Lagen seit 2014 mehr als verdoppelt
               mit einfacher Qualität, in denen die Preise sogar um
               83 % zugelegt haben. Aufgrund dieser Entwicklung ist             Killesberg  /  Am Bismarckturm
               der preisliche Abstand zwischen einfachen und sehr
               guten Lagen relativ betrachtet stabil geblieben und
                                                                                mit Abstand teuerste Lage

 ANGEBOTSPREISE (BESTAND) 2020 IN DEN ABSOLUTEN PREMIUMLAGEN

       7.275 €/m       2
                                 6.185 €/m        2
                                                             6.110 €/m      2
                                                                                6.030 €/m         2
                                                                                                        5.980 €/m                2

        Killesberg /                Karlshöhe                 Relenberg /        Pragfriedhof /            Hasenberg
                                                                                                                                              Foto: M. Schoenfeld

      Am Bismarckturm                                         Universität         Weissenhof
                                                                                                                 Quelle: IDN Immodaten GmbH

16
Zahlen & Fakten

     STADTTEILE MIT DER HÖCHSTEN PREISDYNAMIK 2014–2020                            ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSPREISE ETW IN DEN WOHNLAGEN
     (PREIS 2020, BESTAND)                                                         (BESTAND)
                                                                                      sehr gut (+82 %)              gut (+70 %)           durchschnittlich (+79 %)
                                                                                      einfach (+83 %)               gesamt (+74 %)

            112 %
                                                                                   €/m²

                                                                                   6.000

                                                                                   5.000

          Zuffenhausen
           (4.375 €/m2)                 108 %                                      4.000

                                                                                   3.000

            101 %                Karlshöhe (6.185 €/m2)                                    2014           2015      2016       2017       2018        2019            2020

                                                                                                                                                     Quelle: IDN Immodaten GmbH

                                                                                   ANGEBOTSPREISE NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND)
                                                                                   €/m²        Median                    oberes Segment

                                         99 %
                                                                                   7.000

     Uhlandshöhe / Ostheim
          (4.740 €/m2)
                                                                                   6.000

                                                                                   5.000

                                                                                   4.000

            98 %                          Münster
                                        (4.165 €/m2)
                                                                                   3.000

                                                                                   2.000

                                                                                   1.000
                                                                                                  4.865

                                                                                                                 4.665

                                                                                                                                4.570

                                                                                                                                             4.590

                                                                                                                                                              4.595

Gaisburg / Gablenberg (4.605 €/m2)                                                                 1              2              3               4       5 und mehr

                                              Quelle: IDN Immodaten GmbH                                                                             Quelle: IDN Immodaten GmbH

       beläuft sich im Mittel auf rund ein Viertel. In einigen               werden. Über der Marke von 6.000 €/m² liegen außer-
       anderen A-Städten hat sich die Lücke aufgrund von                     dem noch die Standortbereiche Relenberg / Universi-
       Nachholeffekten der einfachen Stadtteile im Zeitver-                  tät mit 6.110 €/m² sowie Pragfriedhof / Weissenhof mit
       lauf spürbar verkleinert.                                             6.030 €/m².
     • Die höchsten Preise werden erwartungsgemäß in den                   • Bei den Preisen für Eigentumswohnungen gibt es, an-
       sehr guten Wohnlagen erzielt, also dort, wo auch die                  ders als bei den Mieten, durchaus einige Lagen, die
       Spitzenmieten registriert werden. Einsamer Spitzen-                   ihre Werte seit 2014 mehr als verdoppelt haben. Ne-
       reiter ist die Stuttgarter Nobellage Killesberg / Am                  ben dem qualitativ hochwertigen Standort Karlshöhe
       Bismarckturm, wo die Angebotspreise für Bestands-                     (+108 %) sind es vor allem Lagen mit durchschnitt-
       objekte im Median bei 7.275 €/m² liegen. Für Liebha-                  licher Wohnqualität. Zu nennen sind hier beispiels-
       berobjekte werden vereinzelt aber auch Preise jenseits                weise Zuffenhausen (+112 %), Uhlandshöhe / Ostheim
       der 10.000-€/m²-Schwelle aufgerufen. Mit deutlichem                   (+101 %) oder auch Münster mit +99 %.
       Abstand folgt Karlshöhe, wo aktuell 6.185 €/m² notiert

                                                                                                                                                                              17
CITY REPORT WOHNEN STUTTGART

 MARKT FÜR MEHRFAMILIENHÄUSER
 SEHR KNAPPES ANGEBOT
                 • Vor dem Hintergrund der Entwicklung des Stuttgarter                                   ten Mehrfamilienhäusern. Im Jahr 2019 belief sich
                   Wohnungsmarkts überrascht es nicht, dass viele In-                                    der Geldumsatz in diesem Marktsegment auf rund
                   vestoren großes Interesse am Erwerb von Mehrfami-                                     356 Mio. €, verteilt auf 210 Verkaufsfälle. Das Inves-
                   lienhäusern haben. Ein wesentlicher Grund hierfür ist,                                titionsvolumen fiel damit trotz der eher noch gestie-
                   dass aufgrund der traditionellen Grundstücksknapp-                                    genen Nachfrage geringer aus als in den beiden Vor-
                   heit kaum Chancen bestehen, den Angebotsengpass                                       jahren. Auch der mit etwa 1,7 Mio. € relativ geringe
                   deutlich abzubauen, sodass sich auch für die Zukunft                                  Umsatz pro Verkaufsfall spricht nicht dafür, dass ein
                   weitere Mietsteigerungspotenziale abzeichnen, an de-                                  hochwertiges Angebot in nennenswertem Umfang
                   nen Käufer partizipieren wollen.                                                      vorhanden war.
                 • Dieser Nachfrage steht aber nur ein sehr begrenztes                                 • Dass sich die Anleger entsprechend attraktive Objekte
                   Angebot gegenüber, insbesondere im Bestandsseg-                                       durchaus etwas kosten lassen, zeigt die Entwicklung
                   ment. Viele Eigentümer sind aktuell nicht bereit, ihre                                der Verkaufspreise. Gleichzeitig kommt hierdurch die
                   Objekte zu verkaufen, da vergleichbar lukrative Anla-                                 ausgeprägte Wettbewerbssituation zum Ausdruck. Die
                   gealternativen für eine Reinvestition der erzielten Er-                               Vervielfältiger sind in den letzten Jahren kontinuier-
                   löse und Gewinne rar gesät sind. Das Marktgeschehen                                   lich gestiegen, sodass für Neubauobjekte im Spitzen-
                   konzentriert sich deshalb in weiten Teilen auf For-                                   segment mittlerweile das 33,5-Fache der jährlichen
                   ward-Deals von Projektentwicklungen oder baurecht-                                    Netto-Mieteinnahmen anzusetzen ist. Damit rangiert
                   lich entwickelte Grundstücke.                                                         Stuttgart bundesweit auf Platz zwei. Nur in München
                 • Wie knapp das Angebot ausfällt, unterstreichen auch                                   werden noch leicht höhere Preise akzeptiert.
                   die Zahlen des Gutachterausschusses zu den verkauf-

 VERKÄUFE VON MEHRFAMILIENHÄUSERN                                                                      ENTWICKLUNG DER VERKAUFSFAKTOREN NEUBAU (SPITZE)
       Verkäufe (Anzahl)     Geldumsatz (in Mio. €)                                                    Spitzenmultiplier Neubau

     600                                                                                               35
                                                                                                                                                                         33,5
     500                                                                                                                                                  32,0
                                                                                                                                         31,0    31,5
     400                                                                                               30                         29,5
                                                                                                                           28,5
     300                                                                                                          27,0
                                                                                                                                                                                               Foto: JCG / stock.adobe.com

     200                                                                                               25

     100

               2012   2013   2014   2015    2016      2017         2018         2019                              2014     2015   2016   2017    2018     2019           2020

                                                      Quelle: Gutachterausschuss der Stadt Stuttgart                                                    Quelle: BNP Paribas Real Estate GmbH

18
Zahlen & Fakten

                                                       STANDORTE
                                                          IM ÜBERBLICK

                                                                                                  12,75 €/m2
                                                              HAMBURG
                                                                                                  55 % / 13 %
                                                                 12,40 €/m2                       33,0
                                                                 24 % / 6 %
                                      7,40 €/m2                                                BERLIN
                                                                 32,5
                                      30 % / 8 %
                                      28,0

                                ESSEN                                                   6,80 €/m2
                                                                                        30 % / 6 %

                 DÜSSELDORF                      11,25 €/m2                             29,0
                                                 28 % / 7 %
                                                                                   LEIPZIG
                                                 32,5
                         KÖLN
                              11,50 €/m2                                       Berlin mit Abstand am dynamischsten
                              29 % / 9 %                FRANKFURT              München bewegt sich auf 20-€/m²-Marke zu
                              32,5
                                                          15,00 €/m2           Hamburger Mietwachstum etwas abgeschwächt
                                                          32 % / 9 %
                                                          33,0                  19,40 €/m2
                                                                                40 % / 7 %
                                                          STUTTGART
                                                                                35,0
                                                              14,65 €/m2
                                                                              MÜNCHEN
                                                              41 % / 7 %
                                                              33,5

      Medianmiete 2020 (Bestand)

      Mietentwicklung (Bestand): 2014–2020 / 2018–2020

      Verkaufsfaktoren (Neubau Spitze)

Quellen: IDN Immodaten GmbH, BNP Paribas Real Estate                                                                          19
CITY REPORT WOHNEN STUTTGART                                                           BNP Paribas Real Estate

     THE FUTURE IS NOW

     DIGITALE LÖSUNGEN FÜR
     PRIVATE VERMIETER
     Wer als Vermieter mehr Aufgaben aus der Hand gibt und automatisiert,
     gewinnt. Denn durch die Digitalisierung haben sie in Zukunft mehr Zeit,
     weniger Kosten und zufriedenere Mieter. Smarte Lösungen bei der Immo-
     bilienverwaltung, die einen echten Mehrwert bieten, gibt es mittlerwei-
     le viele. Laut einer Studie von ImmobilienScout24 planten 2020 über die
     Hälfte aller Vermieter, sich digital bei der Immobilienbewirtschaftung
     unterstützen zu lassen. Wir geben daher einen Überblick für alle Haus-
     eigentümer, die von digitaler Intelligenz profitieren und den ersten Schritt
     in eine digitale Zukunft gehen möchten.

                                                    P
                                                            ropTechs sind in Deutschland in den vergange-
                                                            nen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschos-
                                                            sen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die
                                                            Immobilienwelt zu verändern und die eher ana-
                                                    loge Branche bei den Herausforderungen der digitalen
                                                    Transformation zu unterstützen. Auch Immobilienkon-
                                                    zerne zeigten sich zunächst erfreut: „PropTechs wurden
                                                    zur Hoffnung der etablierten Unternehmen“, beschreibt
                                                    es Andreas Völker. Seit 1999 leitet er als Geschäftsfüh-
                                                    rer und Head of Investment Consulting die BNP Paribas
                                                    Real Estate Consult GmbH und ist oft mit verschiedenen
                                                    Start-ups im Gespräch. Ein regelrechter Hype setzte
                                                    ein, bald kamen aber auch Ängste zur Euphorie hinzu:
                                                    Wird die Immobilienwirtschaft ähnliche Disruptionen
                                                    wie etwa die Musikindustrie mit dem Aufkommen von
                                                    Streaming-Plattformen wie Spotify erleben?
     „Indem Vermieter und Eigentümer in Prop-           Nach fast einem Jahrzehnt lässt die große Disrup-
     Techs investieren, binden sie Innovationen     tion, also ein komplett neues Businessmodell, noch auf

     ein und verjüngen quasi ihre Belegschaft. Es   sich warten. „Nur etwa 5 Prozent aller PropTechs fallen
                                                    auf“, betont Völker. „Die Start-ups arbeiten momentan
     wird interessant sein zu sehen, wie sich die   an einzelnen Prozessen, also isolierten Lösungen, und
     kleinen, kreativen Start-ups in einem größe-   nicht an ganzheitlichen Modellen, welche die Branche
     ren, eher konventionellen Umfeld behaupten.“   revolutionieren könnten.“
                                                        Wir wollen uns vier junge und vielversprechende
     ANDREAS VÖLKER                                 Unternehmen genauer anschauen und beleuchten, wie
     Managing Director BNP Paribas Real Estate      diese Wohnungsvermietern helfen.

20
The Future is Now

                    Definition PropTech
                    Der Begriff PropTech setzt sich zusammen aus Property und Technology und beschreibt junge Unternehmen,
                    welche die Immobilienbranche mithilfe neuer Techniken bei der digitalen Transformation unterstützen
                    möchten. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in anderen Branchen beobachten – vielleicht kennen Sie
                    bereits die Begriffe FinTech oder InsurTech.

                                              4 PROPTECHS, DIE VERMIETER IM AUGE
                                              BEHALTEN SOLLTEN:
                     objego liefert mobile Immobilienverwaltung
                     Wer sich traut, Excel-Tabellen und Un-
                     terlagen in Aktenordnern ins Archiv zu
                     verbannen, schafft mit objego den ersten
                     Meilenstein in der Digitalisierung des Ver-
                     mieteralltags. Ziel des PropTechs ist es, die
                     Immobilienverwaltung komplett digital zu
                     machen und in einer einzigen Web-Anwen-
                     dung abzubilden.
                         Dazu bringt das Essener Start-up die
                     Organisation aller Einheiten samt Ne-
                     benkostenabrechnung und Dokumenten-
                     management ins Web. Das Bankkonto kann
                     direkt mit objego verbunden werden, so-
                     dass Mieteinnahmen automatisiert und
                     Rechnungen und Ausgaben in der Finanz-
                     übersicht direkt erfasst werden. Mit dem
                     eingebauten       Dokumentenmanagement
                     sind alle wichtigen Dokumente jederzeit
                     und von überall aus abrufbar.
                         Und das Beste: Für sämtliche Objekt-
                     typen – von der vermieteten Eigentums-
                     wohnung über Einfamilienhäuser, Mehr-
                     familienhäuser mit und ohne Gewerbe-
                     einheiten – erstellt das Tool die Neben-
                     kostenabrechnung inklusive Anschreiben
                     an die Mieter fast komplett selbstständig.                                                              Einfach, intuitiv und sicher.
                         Die Geschäftsführer Philip Rodowski         privater Vermieter noch mehr zu erleich-             Das Herzstück der Software ist
                     und Jörn Reckeweg sind bereits seit An-         tern. Im Februar wurde beispielsweise ein           die Nebenkostenabrechnung für
Foto: objego GmbH

                                                                                                                         Wohn- und Gewerbeimmobilien.
                     fang 2020 erfolgreich mit der Lösung am         Feature hinzugefügt, das die Vorbereitung
                     Markt unterwegs und arbeiten mit ihrem          der Anlage V für die Steuererklärung durch
                     Team fortwährend an der Integration wei-        schnellen Export aller relevanter Daten
                     terer digitaler Lösungen, um das Leben          und Informationen stark vereinfacht.

                                                                                                                                                             21
CITY REPORT WOHNEN STUTTGART                                                                                 BNP Paribas Real Estate

                           Wunderflats: Online-Vermietung ohne Zeitaufwand
                           Im Handumdrehen passende Mie-          einem übersichtlichen Dashboard       vertrag zur Unterschrift erstellt.
                           ter finden, Mietvertrag online         dargestellt und können ganz ein-      Während des gesamten Prozesses
                           unterschreiben und die Zugänge         fach verwaltet werden. Der größte     ist das Team von Wunderflats je-
                           über KIWI erstellen – fertig. Das      Zeitgewinn: Es tauchen nur rele-      derzeit persönlich erreichbar.
                           Berliner PropTech Wunderflats          vante Anfragen auf. Denn mithilfe         Wunderflats und seine Wett-
                           übernimmt für Vermieter die            eigens entwickelter Algorithmen,      bewerber schließen die Lücke im
                           professionelle Vermarktung von         die durch maschinelles Lernen         Markt für Aufenthalte ab einem
                           Inseraten sowie die vollständige       jeden Tag intelligenter werden,       Monat. Das Angebot richtet sich
                           Abwicklung und Administration          schlägt das Unternehmen Inse-         vor allem an Arbeitnehmer, die
                           der Vermietungen.                      rate vorrangig den Nutzern vor,       sich nur zeitlich begrenzt in einer
                               Eine personalisierte und effizi-   bei denen die Wahrscheinlichkeit      Stadt aufhalten. Wer flexibel und
                           ente Nutzungserfahrung steht bei       eines Vertragsabschlusses am          agil leben und arbeiten möch-
                           dem Marktführer für möbliertes         höchsten ist. Haben Vermieter         te, findet digital kurzfristig ein
                           Wohnen auf Zeit in Deutschland         sich für einen Mieter entschie-       passendes Zuhause in deutschen
                           dabei an erster Stelle. Alle Insera-   den, wird dessen Arbeitsverhält-      Großstädten. Und diese Einfach-
                           te und entsprechende Mietanfra-        nis durch Wunderflats verifiziert     heit wird auch den Vermietern
                           gen werden für den Vermieter in        und ein rechtlich geprüfter Miet-     geboten.

          Digitalen Mehrwert für Mieter schaffen: KIWI macht Türen smart
          Wie kommen die Handwerker von Doozer in die Woh-           Nölling ein Treiber zur Kosteneinsparung. Das Stichwort
          nung? Bestenfalls mit einer Türsteuerung auf Entfernung    hier: Schlüsselmanagement-Prozesse. Zutrittsrechte von
          und ohne persönlichen Kontakt. Diesen Effizienzgewinn      App-Nutzern und Transpondern werden im Online-Portal
          sichert sich der digitale Wohnungsvermieter mit einem      per Knopfdruck gewährt und wieder entzogen. Vorbei die
          Anbieter wie KIWI. Dessen digitales Schließsystem lässt    Zeit, in der Schlüssel aufwendig und teuer nachgemacht
          sich per App und KIWI-Transponder steuern. Erstaunlich:    und Schlösser ausgetauscht werden müssen. Der ers-
          Das Smart-Entry-System wird nicht etwa anstelle des        te Schritt zu einem „Smart Home“ ist also gar nicht so
          Standard-Türschlosses, sondern zusätzlich installiert.     schwer, wie es zunächst klingen mag.
          Die Nutzung der herkömmlichen Schlüssel ist dadurch
          nicht beeinträchtigt.
              Neben der bequemen Türöffnung von unterwegs, mit
          der eben jene Doozer-Handwerker oder vertrauenswür-                    2
          dige Paketboten Zutritt zur Wohnung erhalten, gehen
          mit digitalen Schließsystemen weitere Vorteile einher.
          Denn KIWI ist laut Gründer und Geschäftsführer Karsten

                                                                         1

                                                                               1    Von außen nicht sichtbar wird der Türsensor im
                                                                               Klingeltableau der Immobilie installiert.

                                                                               2    Öffnen per Klick: Mit der Smartphone-App wird die Tür
                                                                               per Tab auf das Display geöffnet.

22
The Future is Now

                                                                                                                                                                      „Als Architekt bin ich angetreten, um die
                                                                                                                                                                      Chancen der Digitalisierung endlich auch für
                                                                                                                                                                      die Immobilienwirtschaft nutzbar zu machen
                                                                                                                                                                      und den Prozess der Leerwohnungs-Sanierung
                                                                                                                                                                      vollständig online abzuwickeln.“
                                                                                                                                                                      NICHOLAS NEERPASCH
                                                                                                                                                                      Gründer und Geschäftsführer von Doozer

                                                                                                                                                                      Im Bereich der Auftragsvergabe von Wohnungssanierungen
                                                                                                                                                                      kostet die analoge Abwicklung von der Bedarfsfeststellung bis
                                                                                                                                                                      hin zur Beauftragung viele Bestandshalter viel Zeit und Geld.

                                                                                             Sanieren wie die Profis mit Doozer
                                                                                             Auch die Handwerkerbranche arbei-           be des gewünschten Sanierungszeitrau-        Investoren vorbehalten, die aufgrund
                                                                                             tet bereits digital. Nicholas Neerpasch     mes sieht er sofort, welche Handwerker       der hohen Anzahl an Wohnungseinhei-
                                                                                             und Carsten Petzold haben mit Doozer        für genau diese Maßnahme zu welchem          ten dauerhaft ihr eigenes Handwer-
                                                                                             in weniger als 7 Jahren den größten         Preis verfügbar sind. Preiskalkulation       kerteam beschäftigen konnten. Doozer
                                                                                             deutschen digitalen B2B-Handwerker-         und Leistungsverzeichnis sind detail-        nutzt das Handwerkernetzwerk, um nun
Fotos / Visualisierungen: KIWI.KI GmbH; Knut Koops photography; hanohiki - stock.adobe.com

                                                                                             markt ins Leben gerufen. Das Prinzip        liert. Der Auftraggeber erhält dadurch       zusätzlich auch ähnliche Vorteile für
                                                                                             ist simpel: Der Kunde, sprich der Im-       umfassende Markttransparenz, für die         private Vermieter realisieren zu können.
                                                                                             mobilieneigentümer mit Sanierungsnot,       der Handwerkermarkt bisher weniger           Handwerksunternehmen profitieren von
                                                                                             hinterlegt in der Online-Plattform alle     bekannt war.                                 einer besseren Planbarkeit und höheren
                                                                                             wichtigen Angaben zur Wohnung und                Schnelle Sanierungen zu marktübli-      Auslastung, was wiederum den Preis
                                                                                             legt die Produkte und die gewünschten       chen Preisen waren in der Vergangen-         reduziert. Digitalisierung funktioniert –
                                                                                             Sanierungsleistungen fest. Nach Einga-      heit vor allem großen institutionellen       zum Vorteil aller Akteure.

                                                                                                       The time is now: Die Digitalisierung der            Wohninvestoren. Zwar ist zu Beginn der Nutzung der
                                                                                                       eigenen Wohnimmobilien vorantreiben                 digitalen Tools ein Zeitinvestment erforderlich, um die
                                                                                                Trotz der Vorteile ist die Akzeptanz deutscher PropTechs   Systeme kennenzulernen und auf die eigenen Objekte zu
                                                                                                bei privaten Vermietern noch bestenfalls mittelmäßig.      übertragen. Sie helfen jedoch, wiederkehrende Aufgaben
                                                                                                Um Vorbehalte auszuräumen und während des gesam-           zu erleichtern, sorgen für mehr Planbarkeit oder wer-
                                                                                                ten Immobilienzyklus Vorzüge zu schaffen, arbeiten die     ten das Mieterempfinden der Wohnung durch Smart-
                                                                                                Start-ups eng zusammen und verbinden ihre Leistun-         home-Technologie wesentlich auf. Wenn nicht jetzt,
                                                                                                gen untereinander. Immer mehr Schnittstellen bauen         wann dann? Es ist höchste Zeit, die digitale Transfor-
                                                                                                bestehende Hürden ab und vereinfachen das Leben der        mation in der Wohnungswirtschaft voranzutreiben!

                                                                                                                                                                                                                                      23
IM GESPRÄCH MIT PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER VON QUANTUM

                    WOHNBAU, WIE ICH
                       IHN SEHE!

            4,9 Mrd. €                1,6 Mio. m         2
                                                                  8,2 Mrd. €

     Projektentwicklungsvolumen       Gebaute Fläche         Assets under Management
           (seit Gründung 1999)       (seit Gründung 1999)            (2020)

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Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum

                      „Pionier“, bei diesem Titel hebt der zurück-
                      haltende Hamburger eher abwehrend die Hand.
                      Dennoch fokussierte sich Philipp Schmitz-
                      Morkramer als einer der ersten auf Wohnimmobi-
                      lien. In einer Zeit, als andere noch auf Office oder
                      Hotel als Assetklasse schielten, investierte er für
                      Institutionelle und sein Family Office, agiert aber
                      auch als einer der größten Entwickler Deutsch-
                      lands. Trotzdem zeigt sich der sympathische
                      Familienvater in einem Gespräch ohne Plattitüden                                                       „Trotz des Runs auf Wohn-
                      als guter Kaufmann. Mit seinem glasklaren Blick                                                        immobilien haben wir den
                      auf den Markt analysiert er Erfolgsfaktoren und                                                        Zenit noch nicht gesehen.
                      Hürden. Das Volumen seiner Projekte lag allein                                                         Die Zeichen stehen weiter-
                                                                                                                             hin auf Wachstum.“
                      2020 bei 1,5 Mrd. €, begeistert aber hat ihn ein
                                                                                                                             PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER
                      Sportplatz in seiner Wahlheimat.                                                                       Gründer von Quantum

                      M
                                 an spürt das Herzblut der Grün-    schung. Aber was sah er, was die anderen         fort: „Es gab ausländische Wettbewerber,
                                 dertage, wenn man Philipp          nicht sahen? Die breit gestreute, atomisierte    die für 500 bis 900 €/m² kauften. Zahlen,
                                 Schmitz-Morkramer nach seinen      Mieterstruktur wertete er als krisenresistent.   die aus heutiger Sicht dem Märchenbuch
                                 ersten Projekten fragt. „Als De-   Die Vielfalt der Mietverträge würde zukünf-      der Immobilienwirtschaft zu entspringen
                                 veloper erwarben wir 2008 den      tig dazu beitragen, dass starke Wertverluste     scheinen.“ Auch als die „Schallmauer“ von
                      Allianz-Sportplatz in Hamburg. Für das 5 ha   ausblieben. Wie recht er damit haben sollte,     über 1.000 €/m² durchbrochen wurde, spra-
                      große Gelände, eingebettet in Kleingärten,    würden Krisen wie der Lehman-Crash oder          chen deutsche Immobilienspezialisten von
                      entwickelten wir den B-Plan“, erläutert der   die Corona-Pandemie zeigen. Konkret such-        „überpreist“. Ausländische Investoren, wie
                      gebürtige Frankfurter das erste Projekt in    te das Team weniger volatile Investments         etwa das US-Unternehmen Cerberus Ca-
                      seiner Wahlheimat, in der er seit 26 Jahren   mit guter Risikostreuung. Schritt für Schritt    pital Management, fingen aber gerade erst
                      zu Hause ist. Damit sei ein Flächentausch     überzeugten Schmitz-Morkramer und sein           an, in den für sie unterbewerteten Markt zu
                      für die Kleingärtner, aber auch eine neue,    Co-Vorstand Frank Schmidt Investoren von         investieren.
                      öffentliche Sportinfrastruktur einherge-      ihrer Sichtweise.
                      gangen. „Eine Win-Win-Win-Situation. Ein           „Als Deutsche waren wir unter den                          Tages-Schau
                      guter Deal für die Stadt, für uns und für     institutionellen Playern fast allein“, erin-     „Wenn ich den Markt heute betrachte,
                      die Sportvereine“, freut sich Schmitz-Mor-    nert sich der heute 52-Jährige und fährt         macht ja mittlerweile jeder Wohnen“, winkt
                      kramer. Das sei heute schwieriger: Sport                                                       der Quantum-Chef ab. Etwa vor sechs, sie-
                      in verdichteten Gebieten sei aufgrund des                                                      ben Jahren begannen Investoren seinen
                      Lärms selten gewünscht.                       Auf dem Gelände der Stadtgärten entstanden       Beobachtungen nach, verstärkt auf den Zug
                           Der Investmentspezialist begann früh:    sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen         „Wohnen“ aufzuspringen. Warum dieser
                                                                    unterschiedlicher Größe.
                      Anfang 2006 legte Quantum das erste Son-                                                       Sinneswandel? Der Branchenkenner be-
                      dervermögen, den Wohnimmobilienspe-                                                            gründet das mit der aus der Lehman-Krise
                      zialfonds „Habitare“, auf. „Zu dieser Zeit                                                     resultierenden Unsicherheit. Und so kam
                      waren kaum Investoren zu finden, die in                                                        2013/2014 der Durchbruch in der Breite.
                      die vermeintlich langweilige Assetklasse                                                       „Was das Geschäft aber nicht einfacher
                      investieren wollten“, erinnert sich Philipp                                                    macht“, sagt er. „Das Produkt ist überschau-
                      Schmitz-Morkramer. Denn damals trennten                                                        bar, der Markt ist kleinteilig, der relevante
Fotos: Ralf Buscher

                      sich viele Investoren von ihren Wohnimmo-                                                      Teilmarkt stark zersplittert, und Grundstü-
                      bilienbeständen, um sich renditeträchtige-                                                     cke werden nicht billiger. Retrospektiv be-
                      ren Alternativen zuzuwenden. Der Experte                                                       trachtet sind wir gut aufgestellt und waren
                      sah darin trotzdem eine attraktive Beimi-                                                      immer überzeugt, zu einem vernünfti-

                                                                                                                                                                 25
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