ESSEN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate

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ESSEN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
ESSEN
                           [WOHNUNGSMARKT]

S. 4    DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT
Vier Trends im Überblick

S. 8    [ESSEN] FOKUSSIERT
Verwandlung von Grau zu Grün

S. 12   ZAHLEN & FAKTEN
Wissenswertes rund um den
Essener Wohnimmobilienmarkt

                                      CITY REPORT 2021
ESSEN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN ESSEN                                                 BNP Paribas Real Estate

    INHALT
                                                       08

04                DER WOHNMARKT DER
                  ZUKUNFT
                  Vier Trends im Überblick

08                [ESSEN] FOKUSSIERT
                  Verwandlung von Grau zu Grün

12                ZAHLEN & FAKTEN
                  Wissenswertes rund um den
                  Essener Wohnimmobilienmarkt     24   WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE!
                                                       Im Gespräch mit Philipp
                                                       Schmitz-Morkramer von Quantum

                                                                             BEST PRACTICE

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                  THE FUTURE IS NOW
                                                                               HAMBURG
                                                       BACK TO THE „ROOTS”
                  Digitale Lösungen für private        Wenn Wohnträume Wurzeln
                  Vermieter                            schlagen

                                                                                       28
                                                                                                       Fotos / Visualisierungen: Thelen Gruppe; Fox 1 GmbH; Garbe Immobilien-Projekte GmbH

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ESSEN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
EDITORIAL
           W                                                                                                                        „Die Bedeutsamkeit
                        as sind die Wohntrends von heute und morgen? Bereits zum
                        zweiten Mal geben wir Ihnen mit unseren Wohnmarkt-Reports
                        einen detaillierten Einblick in die wichtigsten Standorte Deutsch-                                          der Assetklasse ist
                        lands. Neben den Zahlen und Fakten zum jeweiligen regionalen                                                im vergangenem Jahr
           Markt erwarten Sie anschauliche Best Practices, welche die Vielseitigkeit                                                abermals gestiegen.
           des Wohnens aufzeigen.
                 Das zurückliegende Jahr hat zwar zweifelsohne in der gesamten
                                                                                                                                    Der Bereich Wohnen ist
           Immobilienbranche seine Spuren hinterlassen, gleichzeitig zeigte sich aber                                               krisenfest und daher
           auch, dass die einzelnen Assetklassen hinsichtlich ihrer Resilienz sehr                                                  attraktiver denn je.“
           heterogen sind. So entwickelten sich in der Assetklasse Wohnen die Miet-
                                                                                                                                    CHRISTOPH MESZELINSKY
           und Kaufpreise weiterhin überwiegend positiv.                                                                            Head of Residential Investment,
                 Wohnraum ist schon lange nicht mehr nur der Ort, an dem wir leben                                                  BNP Paribas Real Estate
           und unsere Freizeit verbringen: Die Pandemie hat uns gezeigt, dass unse-
           re eigenen vier Wände auch Arbeitsplatz, Fitnessstudio und Restaurant in
           einem sein können. Wie werden also die Wohnformen der Zukunft aus-
           sehen? Wir werfen einen Blick auf die Trends, welche die Branche in Zu-
           kunft beschäftigen werden. Dabei spielen auch junge Unternehmen, wie
           beispielsweise PropTechs, eine immer wichtigere Rolle. Sie helfen dabei, In-
           novationen und Digitalisierung voranzutreiben und die Vision Smart Home
           oder gar Smart City möglich zu machen.
                 Der Wohnmarkt von morgen muss sich aber auch mit dem Thema
           Nachhaltigkeit beschäftigen. Hilft beispielsweise der Holzbau dabei, nach-
           haltigen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?
                 Begleiten Sie uns in der neuen Ausgabe unserer Reports zu den unter-
           schiedlichsten Projekten in ganz Deutschland und lassen Sie sich von der
           Vielseitigkeit inspirieren!

           Christoph Meszelinsky

IMPRESSUM
Herausgeber, Copyright &                        Creative Direction & Design                      Titelfoto
                                                                                                                                                 klimaneutral
                                                                                                                                                 natureOffice.com | DE-140-856628

Redaktion                                       KD1 Designagentur, Köln                          LemonOne GmbH                                   gedruckt
BNP Paribas Real Estate
GmbH                                            Redaktion
                                                Michaela Stemper

Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Report das generische Maskulinum verwendet. Entsprechende
Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle
Gründe und beinhaltet keine Wertung.

                                                                                                                                                                                    3
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CITY REPORT WOHNEN ESSEN                                                                                     BNP Paribas Real Estate

    DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT

    VIER TRENDS IM ÜBERBLICK
    Manch einer würde sicher sagen, dass der Bereich Wohnen konstant und
    im Vergleich zu anderen Assetklassen kaum Veränderungen unterworfen
    ist. Wer jedoch genauer hinschaut, sieht, dass sich momentan ein Trans-
    formationsprozess abzeichnet. Nicht nur die Digitalisierung bringt viele
    Veränderungen mit sich, auch das Thema Nachhaltigkeit prägt das Denken

                                                                                                        1.
    und die Ziele der Nutzer, und damit wandeln sich auch die Methoden, das
    Bauen und der gesamte Immobilienzyklus.

           Digitalisierung
           Es gibt keine Branche oder keinen Bereich, der sich nicht mit der   Von einem Smart Building spricht man, wenn es um die Ver-
           Digitalisierung auseinandersetzen muss – so auch die Immo-          netzung von Zweckgebäuden geht. Wenn eine gesamte Stadt
           bilienbranche. Es scheint, als würde momentan alles smart           durch Sensoren und Co. vernetzt ist, bezeichnet man diese
           werden: angefangen vom Smart Home über Smart Buildings              als Smart City. Noch ist diese Vernetzung ganzer Städte
           bis hin zu smarten Quartieren oder gar zur Smart City.              größtenteils Zukunftsmusik. Doch gerade Quartiersentwick-
                Ein Smart Home bezeichnet die Digitalisierung im Wohn-         lungen sind eine gute Möglichkeit, um smarte Technologien
           bereich. Bei Wohnimmobilien kommen verschiedene Sen-                wie Apps, Internet of Things (IoT) und Machine Learning zu
           soren und Techniken zum Einsatz, die für mehr Komfort im            erproben. Viele digitale Maßnahmen wie Licht- und Tempe-
           Eigenheim oder in der Mietwohnung sorgen.                           ratursteuerung sowie Video-Türsprechanlagen gehören bei
                                                                               Quartieren bereits zum Standard. Dennoch ist ein komplett
                                                                               digitales Quartier noch eine Seltenheit und damit ein Allein-
                „Sensoren liefern Daten zu Heizung,                            stellungsmerkmal, das im Markt positiv bewertet wird.
                Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Sicherheit                          „Digitalisierung ist vorrangig in der Neubauentwick-
                                                                               lung der vergangenen 5 bis 10 Jahre in den Gateway Cities
                und anderen Gebäudeaspekten, damit                             anzutreffen. Noch nutzen viel zu wenig Neubauprojekte die
                Eigentümer und Betreiber Funktionen und                        Chancen des vernetzten Wohnbaus – obwohl ökonomische,
                Dienstleistungen so optimieren können,                         ökologische und soziale Aspekte dafürsprechen. Auch wenn
                dass der ökologische Fußabdruck des                            es wenige Erhebungen dazu gibt, würde ich schätzen, dass
                                                                               der Anteil im einstelligen Prozentbereich liegt“, berichtet
                Gebäudes so klein wie möglich ausfällt.                        Christoph Meszelinsky, Co-Head Residential Investment
                Damit ist Digitalisierung der unverzicht-                      bei BNP Paribas Real Estate. Neben Smarthome-Anwen-
                bare Begleiter für nachhaltiges Bauen.“                        dungen werden auch weitere Innovationen wichtiger in der
                                                                               (Wohn-)Immobilienwirtschaft: angefangen beim Building
                DR. EIKE WENZEL                                                Information Modeling (BIM) über Blockchain bis hin zur
                Institut für Trend- und Zukunftsforschung                      künstlichen Intelligenz (KI).

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Der Wohnmarkt der Zukunft

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Nachhaltigkeit
Am Thema Nachhaltigkeit kommt auch           das Prinzip ein wichtiger Trend, mit dem
der Wohnimmobilienmarkt nicht vor-           sich Immobilienakteure beschäftigen
bei, so viel ist aus den Zielen des Pa-      sollten. C2C ist angelehnt an die Kreis-
riser Abkommens deutlich geworden.           läufe in der Natur und kann als „vom
Auch der „Klimaschutzplan 2050“ der          Ursprung zum Ursprung“ oder „von der
Bundesregierung gibt für den Gebäu-          Wiege zur Wiege“ übersetzt werden.
desektor ein klares Klimaschutzziel          Cradle-to-Cradle-Produkte werden be-
vor: Wohn- und Arbeitsstätten sollen         reits bei der Entstehung so konzi-
im Jahr 2030 nur noch 70 bis 72 Mio.         piert, dass eine Wiederverwertbarkeit
Tonnen CO2 ausstoßen. Dabei stützt           gewährleistet wird. Anders als beim
sich die Wohn- und Wärmewende vor            Recycling sollen Materialien ohne Qua-
allem auf drei Pfeiler: Energieeffizienz,    litätsverlust immer wieder für densel-                                                      1
verfügbare erneuerbare Energien (Pho-        ben Baustoff wiederverwendet werden.
tovoltaik) sowie alternative Baustoffe       Aus den Baustoffen einer Immobilie
wie Holz oder Recycling-Beton.               soll so am Ende der Nutzungsdauer ein
    In einigen Bereichen ist der Wohn-       neues Gebäude entstehen können.
markt schon nachhaltig aufgestellt. So            Immer mehr Menschen wohnen im
wird beispielsweise der Baustoff Holz        urbanen Raum, wollen aber nicht auf
in Deutschland vor allem beim Woh-           ökologische Produkte, Pflanzen oder
nungsbau eingesetzt. Andere Asset-           die Gartenarbeit verzichten. Landwirt-
klassen tun sich hingegen noch schwer        schaftliche Flächen in der Stadt sind
damit. Zu Unrecht, wie Udo Cordts-San-       jedoch rar. Aus diesem Grund gewinnt
zenbacher, Geschäftsführer & Co-Head         die urbane Landwirtschaft an Bedeu-
Residential Investment, erklärt: „Holz       tung – ein weiterer grüner Trend. Urban
weist ein einzigartiges Verhältnis von       Farming und Urban Gardening werden
Eigengewicht und Tragkraft, Brand-           zwar größtenteils als Synonyme ver-
und Wärmeschutz auf. Daher ist diese         wendet. Das Urban Gardening bezieht
Bauweise eine ideale Möglichkeit, be-        sich jedoch nur auf den Anbau für den
stehende Gebäude aufzustocken oder           Eigenbedarf, während das Urban Far-
Baulücken zu schließen. Gerade im ur-        ming die Landwirtschaft im städtischen
banen Raum ist diese Nachverdichtung         Bereich bezeichnet. Hierbei werden Ge-
im Wohnbereich dringend notwendig.“          müse-, Obst-, Pflanzen- oder Kräuter-
    Cradle to Cradle (C2C) steckt in der     gärten angelegt, um auch auf kommer-
Immobilien- und Wohnungswirtschaft           zieller Basis Produkte für eine größere
noch in den Kinderschuhen, dennoch ist       Bevölkerungszahl zu liefern.

    1    Entspannend und nachhaltig: Urban Gardening trägt zum Wohlbefinden der Bewohner bei.
                   2    Dr. Eike Wenzel, Gründer des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung

         Stadt der Zukunft                                                                           2

        „Die Zukunft gehört den Gebäuden, in denen die Bewohner nicht nur leben und arbeiten, sondern auch einen Großteil
        ihrer Lebensmittel und Dinge ihres täglichen Bedarfs erzeugen können. Auf dem Dach liefern Solarmodule übers Jahr
        gesehen 45 % des Stroms für die Gebäude. Gewächshäuser, die ganzjährig mit LED-Licht betrieben werden, produzie-
        ren 40 % der für die 3.000 Bewohner erforderlichen Menge an Gemüse und Obst. Werden Gebäude nicht zehn oder
        mehr Stockwerke hoch gebaut, lässt sich auch der gesamte Strom- und Gemüsebedarf auf den Dächern produzieren.
        Gibt es Zeiten mit überschüssigem Solarstrom, landet der unter anderem in der Tiefgarage, um dort die Elektroautos
        aufzuladen. Und statt für Besorgungen in die Innenstadt zu fahren, können Bewohner im Erdgeschoss Dinge des
        täglichen Bedarfs mithilfe von 3-D-Druckern selbst herstellen.“

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CITY REPORT WOHNEN ESSEN                                                                                                BNP Paribas Real Estate

                                          Neue Arten des Wohnens
                                          Die Art und Weise, wie wir wohnen, befindet sich         Gesellschaft immer größer, sodass sich auch die
                                          im ständigen Wandel. Schon vor der Corona-Pan-           Coliving-Angebote ausweiteten. Diese bieten ne-
                                          demie zeichneten sich verschiedene Veränderun-           ben einem Zimmer – wie in einer klassischen Stu-
                                          gen ab. Beispielsweise war ein Trend, die Fläche         dierenden-WG – auch eine Gemeinschaft, ähnlich
                                          zu verkleinern: Mikroapartments und Tiny Houses          dem Coworking. Man lebt nicht nur zusammen,
                                          stießen bei Nutzern und im ersten Fall auch bei          man arbeitet auch im eigenen Zuhause wie in
                                          Investoren auf immer mehr Interesse.                     Coworking-Flächen. Die WG 2.0 war geboren!
                                              Bei Mikroapartments handelt es sich um sehr          „Geselligkeit ist dabei nur ein Aspekt. Wie schon
                                          kleine, vollmöblierte Wohnungen, die, häufig um          beim Microliving treibt die Nutzer des Colivings
                                          umfangreiche Dienstleistungen ergänzt, vermie-           vor allem der Wunsch nach hoher Flexibilität und
                                          tet werden. Mieter können Studierende oder Aus-          Vereinfachung an. Dazu kommt das Bedürfnis,

    3.
                                          zubildende sein, aber auch Geschäftsleute oder           zu einer exklusiven Community mit limitiertem
                                          Pendler, die kurzfristig eine Wohnung benötigen.         Zugang zu gehören. Der All-Inclusive-Ansatz der
                                          Die klassische Standardgröße beträgt zwischen            Anbieter ist marktgängig. Nutzer wollen alles aus
                                          20 und 25 m². „Mit dieser Wohnungsgröße er-              einer Hand und bereits im Preis inbegriffen“, er-
                                          reicht man in der Regel das beste Verhältnis zwi-        klärt Wilke.
                                          schen Baukosten und späteren Mieteinnahmen                   Doch was macht die Pandemie aus die-
                                          – ein wichtiger Anhaltspunkt für Investoren“,            sem Trend? Zum einen wird immer häufiger der
                                          so Stefan Wilke, Director National Residential           Wunsch nach mehr Fläche artikuliert, eine Er-
                                          Investment bei BNP Paribas Real Estate.                  weiterung um ein Arbeitszimmer oder gar einen
                                              Gerade die jüngere Generation war vor der            Fitnessraum. Auch Balkon, Terrasse und Grün-
                                          Pandemie viel in Bewegung, wechselte häufiger            flächen scheinen bedeutender zu werden. Zum
                                          den Wohn- oder Arbeitsort und zeigte sich da-            anderen wird aber an früheren Trends wie den
                                          her begeistert von den Full-Service-Angeboten,           Mikroapartments festgehalten. Die Zeit wird zei-
                                          die manch ein Mikroapartment-Betreiber anbot.            gen, welche neuen Arten des Wohnens die Zu-
                                          Gleichzeitig wurde aber auch der Wunsch nach             kunft für uns bereithält.

    Kanso Frankfurt: Das Mikroapartment-Projekt mit über 300 Einheiten überzeugt durch eine hochwertige Bauweise und eine stilvolle Innenausstattung.

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ESSEN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
Der Wohnmarkt der Zukunft

                                                                                                                                      4.
                                                                                                                    1

                                                                                                                                                                    2

                                                                                                                          1    Krisenfest: Healthcare-Immobilien
                                                                                                                          erfuhren in der Pandemie im Vergleich
                                                                                                                          zu anderen Bereichen keinen Rückgang in der
                                                                                                                          Nachfrage von Investorenseite.
                                                                                                                          2    Anna-Lena Hetzel Transaction
                                                                                                                          Manager BNP Paribas Real Estate Investment
                                                                                                                          Management

                                         Demografischer Wandel
                                         Ein weiterer Trend, der nicht vernach-      xen, aber auch Formen des betreuten      „Die Assetklasse der Healthcare-Immo-
                                         lässigt werden sollte, ist der demografi-   Wohnens, die es den Senioren ermög-      bilien hat in der Pandemie im Vergleich
                                         sche Wandel. Unsere Gesellschaft wird       lichen, ihr Leben so lange wie mög-      zu anderen Bereichen keinen Rückgang
                                         immer älter, doch gerade für die späte      lich selbstständig – aber mit gewisser   in der Nachfrage von Investorenseite
                                         Lebensspanne fehlt es an bedarfsge-         Unterstützung – zu führen. Bereits       erfahren und sich als sehr krisenfest
                                         rechten Wohnlösungen. Aus diesem            heute gibt es neben den traditionellen   gezeigt. Dies gilt insbesondere für Se-
                                         Grund gewinnen Healthcare-Immobili-         Pflegeeinrichtungen betreutes oder       niorenheime, die durch entsprechend
                                         en immer mehr an Relevanz.                  Service-Wohnen, Seniorenresidenzen,      hohe Schutzmaßnahmen gegenüber
                                             Der Bedarf an seniorengerechtem         Pflege-WGs, Mehrgenerationenhäuser       ihren Bewohnern kaum von der Krise
                                         Wohnen steigt hierzulande massiv.           oder Cohousing-Modelle.                  betroffen waren. Dies hat dazu geführt,
                                         Während in Deutschland im Jahr 2012             Seniorengemeinschaften     werden    dass die Nachfrage nach Seniorenhei-
                                         knapp 21 % der Einwohner über 65 Jah-       schon jetzt als einer der am schnells-   men und Healthcare-Immobilien im
                                         re alt waren, wird dieser Anteil nach       ten wachsenden und sich entwickeln-      Allgemeinen weiter gestiegen ist, das
Fotos: Fox 1 GmbH; Adobe Stock / Spuno

                                         Schätzungen des BMI bis zum Jahr 2035       den Sektoren auf dem Immobilienmarkt     Wettbewerbsverhalten unter den In-
                                         auf etwa 30 % ansteigen. 2050 wird so-      angesehen. Und dieser Trend wird sich    vestoren deutlich zugenommen hat
                                         gar damit gerechnet, dass jeder Siebte      auch in Zukunft fortsetzen, da sich      und die Renditen für die Assetklasse
                                         älter als 80 Jahre sein wird.               Gesundheitsimmobilien als relativ im-    weiter gesunken sind. Durch das ge-
                                             Jetzt und besonders in der Zukunft      mun gegen allgemeine wirtschaftliche     stiegene Investoreninteresse erwarten
                                         werden daher immer mehr Health-             Krisen zeigen, weiß Anna-Lena Hetzel,    wir eine zunehmende Professionalisie-
                                         care-Immobilien gebraucht. Dazu zäh-        Transaction Manager von BNP Paribas      rung des gesamten Marktes.“
                                         len Pflegeheime, Ärztehäuser und Pra-       Real Estate Investment Management:

                                                                                                                                                                        7
ESSEN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN ESSEN                                     BNP Paribas Real Estate

                „Nun ist es an uns,
                das Gesicht des
                Nordens neu zu
                prägen. Mit ESSEN 51.
                entwickeln wir den
                51. Stadtteil Essens.“

                                         [ESSEN] FOKUSSIERT

                           VERWANDLUNG VON
                             GRAU ZU GRÜN
            Das Gesicht der Stadt Essen wandelt sich: Wo einst graue
      Industriebrachen vorherrschten, hält das Leben Einzug. Mit ESSEN 51.
     entsteht mehr als ein lebendiges, urbanes Quartier. Der Projektentwickler
       und Bestandshalter Christoph Thelen zeigt auf, welches Potenzial im
                      unterschätzten Norden Essens steckt.
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ESSEN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
[Essen] fokussiert

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                                                                                             1    Auf rund 52 ha wird ESSEN 51. den Krupp-Gürtel mit Leben füllen.
                                                                                             2    Christoph Thelen: Geschäftsführender Gesellschafter der Thelen Gruppe

                                                                                                      des Nordens neu zu prägen und mit ESSEN 51. 52 ha
                                                                                                      des Krupp-Gürtels rund um den Förderturm der Ze-
                                                                                                      che Amalie mit Leben zu füllen. Auf dieser Brache ent-
                                                                                                      wickeln wir den 51. Stadtteil der Stadt Essen.

                                                                                                      Sehen Sie einen besonderen Bedarf in Essen?
                                                                                                      Funktioniert die Ruhrmetropole anders als andere
                                                                                                      A-Städte?
                                                                                                      Christoph Thelen: In Essen und der Metropolregion
                                                                                       1              Rhein-Ruhr ist der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum
                                                                                                      gestiegen – viele öffentlich geförderte Wohnungen
                                                                                                      sind aus der Bindung gefallen. Wie überall in der Re-
                                                                                                      publik wurde auch hier die Entwicklung wirtschaft-
                                                                                                      lich lukrativer Eigentumswohnungen in den letzten
                                          Beginnen wir mit dem Blick auf das große Ganze.             Jahren stark vorangetrieben. Verbindliche Regelungen
                                          Was ist Ihrer Meinung nach typisch für die Stadt-           seitens der Kommunen für Investoren zur Förderung
                                          entwicklung in Essen?                                       des öffentlich geförderten Wohnungsbaus helfen uns
                                          Christoph Thelen: Die Stadtentwicklung bietet gerade        als langfristig agierendem Akteur am Markt natürlich
                                          nördlich in Essen viel Potenzial. Weithin bekannt ist das   sehr, bezahlbare Wohnangebote zu schaffen – vor al-
                                          typische Nord-Süd-Gefälle des Ruhrgebiets, welches          lem in Konkurrenz zu anderen Akteuren. Die Stadt Es-
                                          auch die Stadt Essen charakterisiert. Das heißt, dass       sen agiert hier mit einer 30%igen Förderquote. Diese
                                          der Norden aus sozioökonomischer Perspektive gegen-         soll dabei helfen, das Nord-Süd-Gefälle mit adäquaten
                                          über dem Süden abfällt. Das ist historisch bedingt und      Instrumenten zu adressieren. Die Wohnraumförderung
                                          auf den Bergbau und den damit verbundenen Struktur-         des Landes Nordrhein-Westfalen ist für uns dabei von
Fotos / Visualisierungen: Thelen Gruppe

                                          wandel zurückzuführen. So wundert es nicht, dass das        großer Bedeutung. Im Städtevergleich von Essen und
                                          Krupp-Areal sich nördlich der Innenstadt befindet. Eine     Düsseldorf muss ein Entwickler beispielsweise mit un-
                                          260 ha große industrielle Brachfläche: immer ein wenig      terschiedlichen Grundstückspreisen bei gleichen Bau-
                                          grau. Es fand keine Entwicklung statt, galt planerisch      kosten kalkulieren. Die Förderkonditionen des Landes
                                          fast als verbotene Zone. Die Stadt bemüht sich seit         mit den unterschiedlichen Mietenstufen helfen hierbei
                                          vielen Jahren, die Nachbarschaft zu stärken und hat         ein Stück, diese Differenz auszugleichen und auch das
                                          beispielsweise mit dem Krupp-Park erste Leuchtturm-         Segment des Mietwohnungsmarktes attraktiv ent-
                                          projekte setzen können. Nun ist es an uns, das Gesicht      wickeln zu können. Aus unserer Sicht ist es dabei ent-

                                                                                                                                                                             9
ESSEN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN ESSEN                                                                                                 BNP Paribas Real Estate

                 scheidend, ob ein Investor nur kurzfristige rendite-             städtebauliche Brückenschlag zwischen Innenstadt
                 orientierte Interessen vertritt oder langfristig für seine       und Universität. Hier wurde 2019 auch die Zentrale
                 Bestände Verantwortung übernimmt. Für die Stabilität             der Funke Mediengruppe eröffnet. Vor allem der breite
                 in Wohnquartieren ist Letzteres natürlich von zentraler          Wohnungsmix und die blau-grüne Infrastruktur zeich-
                 Bedeutung. Ein solches Engagement noch stärker zu                nen das neue Stadtquartier aus und machen es zu ei-
                 fördern, wäre sicherlich ein weiteres wichtiges Signal           nem urbanen Standort mit hoher Wohnqualität. Eine
                 für den öffentlich geförderten Wohnungsbau.                      Vorzeigeentwicklung, die eindrucksvoll dokumentiert,
                                                                                  wie sich das Gesicht der Stadt von Grau zu Grün ver-
                 Was sind aus Sicht eines Entwicklers                             wandelt.
                 interessante Stadtteile?
                 Christoph Thelen: Wir bevorzugen definitiv Stadtteile,           Jetzt geht es weiter im Norden: Was ist das
                 die uns als Projektentwickler Handlungsspielraum ge-             Besondere an Ihrer Projektentwicklung ESSEN 51.?
                 ben. Da ist der Essener Norden sehr interessant. Der             Christoph Thelen: Wir haben mit ESSEN 51. ein Um-
                 Süden ist bereits heute sehr teuer und Entwicklungs-             denken unsererseits erlebt: Mit dem Projekt sind wir
                 flächen sind rar. Aber die nördlichen Stadtteile bieten          zu einem Unternehmen geworden, das ganze Stadtteile
                 schlichtweg noch viele Entwicklungspotenziale, vor al-           entwickelt. Damit ist eine große Verantwortung ver-
                 lem im Mietwohnbau. Das beginnt unmittelbar ab dem               bunden – Verantwortung, die wir gerne übernehmen
                 nördlichen Stadtzentrum. Wer nordwärts entwickelt,               möchten! Unser Ziel ist es, mit ESSEN 51. einen ur-
                 sollte immer im Hinblick auf das Thema Nachbarschaft             banen, lebenswerten, grünen und gleichzeitig resilien-
                 agieren. Ein neues Projekt muss mit den umliegenden              ten Stadtteil zu entwickeln, der Raum für Wohnen, Ar-
                 Stadtteilen gemeinsam geplant und entwickelt werden,             beiten, Kultur, Freizeit, Bildung und vieles mehr birgt.
                 um die vielgerühmte „Verbundenheit im Pott“ zu stär-             Dabei stehen für uns die zentralen Zukunftsfragen im
                 ken und Konfliktpotenzial von Anfang an auszuräumen.             Fokus: Wie können wir bei der Quartiersentwicklung
                                                                                  den CO2-Bedarf auf ein Minimum senken? Was sind
                 Welche Projekte haben in der letzten Zeit                        zukunftsweisende Energie- und Mobilitätskonzepte
                 maßgeblich die Stadtentwicklung beeinflusst?                     und wie sind die rund 1.500 Wohnungen zu gestalten,
                 Christoph Thelen: Die harte Nord-Süd-Teilung der Stadt           die für mehr als 3.500 Menschen eine neue Heimat
                 wurde durch das Universitätsviertel auf dem ehemali-             werden? Und welche Folgen hat die Corona-Pandemie
                 gen Areal der Krupp-Stadt, wo früher Großmarkt und               auf unsere städtebaulichen Leitbilder? Das verstehen
                 Güterbahnhof waren, aufgeweicht. „Die grüne Mit-                 wir als gesellschaftliche Aufgabe. Also sollten wir mit
                 te“ Essens hat sich gut entwickelt und ist heute der             ESSEN 51. Weitblick beweisen. Das stellt uns natürlich

     Grünflächen bilden das Herz von Essen 51. Damit setzt der Standort ein Zeichen für eine ökologisch, ökonomisch und sozial sinnvolle Entwicklung.

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[Essen] fokussiert

                                          auch vor Herausforderungen. Aber am Ende sind es                             „Wir antizipieren die Bedarfe
                                          genau diese Fragestellungen, auf die wir gute, intelli-
                                                                                                                       von morgen – mit den Auflagen
                                          gente Antworten geben wollen. Denn mehrere tausend
                                          Menschen werden über Jahrzehnte in diesem Quartier
                                                                                                                       von heute. Das erfordert die
                                          leben, wohnen und arbeiten.                                                  Bereitschaft und den Mut aller
                                                                                                                       Beteiligten.“
                                          Wo liegen weitere Herausforderungen?
                                          Christoph Thelen: Das Wichtigste für uns ist die nach-
                                          barschaftliche Verbindung zu den umliegenden Stadt-
                                          teilen. Stuttgart 21 hat uns eindrücklich vor Augen       genen Wohnungsmix, um eine möglichst breite Ziel-
                                          geführt, wie wichtig ernst gemeinte und gut gemachte      gruppe zu erreichen: Singles, Studierende, Senioren,
                                          Partizipation ist – das hat in der Stadtentwicklungs-     Familien, Jung und Alt – genau dieser Mix macht doch
                                          politik zu einem Umdenken geführt. Von Anfang an ar-      Urbanität aus!
                                          beiten wir deshalb in engem Diskurs mit allen Betei-
                                          ligten zusammen, um einen Konsens zu finden. Dabei        Wie spiegelt sich das in der Mietpreis-
                                          sind wir auf einem guten Weg, denn bislang erfahren       entwicklung wieder?
                                          wir sehr viel positive Unterstützung für unser Zu-        Christoph Thelen: Eine spannende Fragestellung: Si-
                                          kunftsprojekt. Und unsere Ziele sind klar: Wir wollen     cherlich konkurriert jede neue Wohnung zunächst mit
                                          bezahlbaren Wohnraum schaffen, einen wichtigen Brü-       dem Bestand. Und natürlich wollen wir ein zukunfts-
                                          ckenschlag zwischen Nord und Süd setzen und dem           weisendes Quartier entwickeln, das auch die Bedarfe
                                          Brachland ein neues, grünes Gesicht geben.                seiner Nachbarschaft aufnimmt. Bezahlbarkeit spielt
                                                                                                    daher für uns eine große Rolle. Wir bieten für an-
                                          Welche neuen Bedarfe an ein modernes                      spruchsvolle Mieter und Eigentümer selbstverständlich
                                          Quartier erfüllt die Projektentwicklung?                  auch die nötigen Extras, wie Smarthome-Komponenten,
                                          Christoph Thelen: Allen voran sind es die Zukunfts-       optional an. So ergibt sich eine gute Durchmischung.
                                          themen Mobilität, Energie, Resilienz und Nachhaltig-      Wir hoffen, mit dem Projekt wichtige Impulse für den
                                          keit, die uns beschäftigen. Am Beispiel Mobilität lässt   Essener Norden mit Sogwirkung zu erzeugen. Es ist er-
                                          sich gut aufzeigen, vor welchen Entscheidungen wir bei    wiesen, dass die Zahlungsbereitschaft nicht mehr von
                                          der Entwicklung eines Zukunftsquartiers stehen: Wird      der eigentlichen Wohnung, sondern vor allem durch
                                          Strom oder doch Wasserstoff in der Breite genutzt wer-    das Wohnquartier und seine Qualitäten bestimmt wird.
                                          den? Von welchen internationalen Beispielen können
                                          wir lernen? Kopenhagen ist ein oft zitiertes Beispiel     Und was schätzen Residential-Investoren
                                          zukunftsfähiger Mobilität. So wollen auch wir auf den     an Essen?
                                          Umweltverbund setzen. Mobilität wird zu 25 % zu Fuß,      Christoph Thelen: Geschätzt wird die positive Entwick-
                                          zu 25 % via ÖPNV, zu 25 % mit dem Fahrrad und nur zu      lung der letzten Jahre. Dazu gehört auch der Mut der
                                          25 % mit dem Auto abgebildet. Das bringt auch Heraus-     Städte und Ämter, Zukunftsentwicklungen voranzu-
                                          forderungen mit sich, wie beispielsweise beim derzeit     treiben. Das Essener Univiertel oder der Dortmunder
                                          gültigen Stellplatznachweis. Nun entwickeln wir aber      Phönixsee haben Strahlwirkung über die Stadtgrenzen
                                          jetzt ein Quartier, dass nur noch 25 % Autoverkehr ein-   hinaus. Die Nachfrage nach Wohnraum durch den Zu-
                                          kalkuliert. Wir antizipieren die Bedarfe von morgen –     zug in Essen und Dortmund lässt sich also gut in die
                                          mit den Auflagen von heute. Das erfordert die Bereit-     Zukunft fortschreiben.
                                          schaft und den Mut aller Beteiligten, allen voran der
                                          Stadt und ihrer Ämter, diese Entwicklung mitzutragen      Gibt es weitere spannende Projekte
                                          und gemeinsam neue Wege zu beschreiten.                   der Thelen Gruppe?
                                                                                                    Christoph Thelen: Große und zukunftsweisende Pro-
                                          Wie ist die Nachfrage strukturiert? Geht der Trend        jekte wie ESSEN 51., aber auch unser Projekt SMART
                                          zur Miete oder zu Eigentumswohnungen?                     RHINO in Dortmund zeigen das Transformationspoten-
                                          Christoph Thelen: Bei der Nachfrage im Essener Nor-       zial in der Metropole Ruhr. So wollen wir mit SMART
                                          den steht das Thema Miete im Vordergrund. Wir ver-        RHINO den Zukunftsstandort für die Fachhochschule
                                          stehen uns in diesem Zusammenhang als langfristi-         Dortmund entwickeln und hier das Thema der wis-
Fotos / Visualisierungen: Thelen Gruppe

                                          ger Bestandshalter unserer Mietwohnungen. Aber bei        sensorientierten Stadtentwicklung maßgeblich voran-
                                          einem solchen Projektumfang macht es keinen Sinn,         treiben. Der neue Bildungscampus soll Wohn- und
                                          ausschließlich auf Mietwohnungen zu setzen. Um ein        Arbeitsort für 35.000 Menschen werden. Rund 1.400
                                          gemischtes, urbanes Quartier zu entwickeln, braucht       Wohnungen werden hier in den nächsten 10 Jahren
                                          es auch Wohnungseigentümer, die zumeist eine höhe-        entstehen. Die Erfahrungen aus ESSEN 51. sind für uns
                                          re Wohndauer in ihren eigenen Beständen mitbringen        wichtig und wir freuen uns wiederum, einem ehemali-
                                          und somit für Stabilität und Kontinuität in der Nach-     gen Industrieareal, der Hoesch Spundwand und Profil
                                          barschaft sorgen. Auch achten wir auf einen ausgewo-      GmbH, ebenfalls ein neues Gesicht zu geben.

                                                                                                                                                                      11
CITY REPORT WOHNEN ESSEN                                                                                                                                                            BNP Paribas Real Estate

               Wer sich im größten Ballungsraum Deutschlands behaupten will,
                                                                               ESSEN
                muss etwas bieten. Ob als Konzernsitz mit Shopping-Flair, als
               Hochschulstandort oder grünste Stadt Nordrhein-Westfalens –
                Essen hat seinen Platz als lebenswerte Metropole gefunden.

                • Im Vergleich zu den meisten A-Standorten hat sich der                                                    Haushaltszahlen resultierte, decken. Den seit 2014
                  Wohnungsmarkt in den letzten Jahren allerdings in ei-                                                    errichteten rund 5.000 Wohneinheiten stehen etwa
                  nem ruhigeren Fahrwasser bewegt. Mitverantwortlich                                                       6.000 zusätzliche Haushalte entgegen. Hieraus lässt
                  hierfür ist vor allem die moderate Bevölkerungsent-                                                      sich lediglich rechnerisch eine kleine Angebotslücke
                  wicklung. Seit 2014 ist diese in Essen lediglich leicht                                                  ableiten, die durch die aktuelle Leerstandsquote un-
                  um knapp 2 % gewachsen, wobei in den letzten Jahren                                                      terstrichen wird, welche mit 3,1 % nur leicht unter
                  eine stabile Entwicklung zu beobachten war. Dies ist                                                     dem Wert aus 2014 (3,4 %) liegt.
                  nicht wirklich überraschend, da es im Ballungsraum                                                     • Da Neubauwohnungen trotzdem auf eine große Nach-
                  Ruhrgebiet bei der Wahl des Wohnortes für viele Ein-                                                     frage treffen, befindet sich eine Reihe von Projekten im
                  wohner weniger auf die Stadtgrenze, dafür umso mehr                                                      Bau oder wurde schon fertiggestellt. Hierzu gehört z. B.
                  auf das passende Objekt und Umfeld ankommt.                                                              das gemischt genutzte Literatur Quartier, in dem auf
                • Da der Wohnungsbestand in diesem Zeitraum eben-                                                          gut 20.000 m² Wohnungen vorgesehen sind, aber auch
                  falls um etwa 2 % zugenommen hat, stellt sich die An-                                                    der Rübogen mit rund 100 Eigentumswohnungen, die
                  gebots-Nachfrage-Relation deutlich entspannter dar                                                       bereits alle verkauft sind. Zu den größten Maßnah-
                  als in den großen Metropolen mit starkem Bevölke-                                                        men zählt das in den nächsten Jahren entstehende
                  rungswachstum.                                                                                           neue Stadtviertel ESSEN 51. Allein in diesem gemischt
                • Die fertiggestellten Neubauwohnungen konnten große                                                       genutzten Quartier sind über 1.500 neue Wohnungen
                  Teile des zusätzlichen Bedarfs, der aus gestiegenen                                                      geplant.

     ENTWICKLUNG BEVÖLKERUNG UND WOHNUNGSBESTAND 2014–2020                                                               ENTWICKLUNG NACHFRAGE UND ANGEBOT 2014–2019
       Bevölkerung         Wohnungsbestand                                                                                 Genehmigungen             fertiggestellte Wohnungen
                                                                                                                           ø zusätzl. Haushalte p. a.

                                                                                                                         2.500
                              582.760
                 569.884

                                                                                                                                                                                                    1.938

                                                                                                                         2.000

                                        +2 %                                                                             1.500
                                                                    310.295

                                                                                       315.607

                                                                                                                                                               1.131

                                                                                                                                                                                          1.048
                                                                                                                                                                                  1.000

                                                                                                                                                                                                            930

                                                                                                                                                                                                                               902
                                                                                                                                                    872
                                                                                                                                              769

                                                                                                                                                                                                                                           1.002
                                                                                                                         1.000
                                                                                                                                  734

                                                                                                                                        657

                                                                                                                                                                                                                       647
                                                                                                                                                                       587

                                                                                                 +2 %
                                                                                                                         500

                2014         2020                                  2014               2020                                          2014        2015              2016              2017               2018              2019

                                               Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020                              Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020; GfK Geomarketing

12
Zahlen & Fakten

                                                            AUF EINEN BLICK
                                                                                    NACHFRAGE

                                                          +242
                                                          Personen
                                                           Wanderungssaldo im Jahr 2019,
                                                                                                                                  11 %
                                                                                                                                  Arbeitslosenquote 2020,
                                                           +916 Personen im Jahr 2018                                             +0,8 %-Punkte zum Vorjahr

299.460 Haushalte 91,2
zum 31.12.2019, –5.485 Haushalte zum Vorjahr                                                       Kaufkraftindex pro Haushalt 2020, 43.633 € Kaufkraft pro Haushalt

                                                                                      ANGEBOT

315.607
                                                                                                                         Leerstandsquote
                                                                                                                                    3,4 %
                                                                                                                                                       3,1 %

Wohnungen
zum 31.12.2019, +875 Wohnungen zum Vorjahr                                                                                          2014               2019

44,8 %
Anteil Mehrfamilienhäuser 31.12.2019, unverändert zum Vorjahr
                                                                                      647
                                                                                       Baugenehmigungen 2019, -1.291 Wohnungen zum Vorjahr
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, GfK Geomarketing, Bundesagentur für Arbeit, CBRE-empirica Leerstandsindex                                        13
CITY REPORT WOHNEN ESSEN                                                                                                                      BNP Paribas Real Estate

 MARKT FÜR MIETWOHNUNGEN
     RELATIV MODERATE MIETSTEIGERUNG

                                                                                                                                                              TOP 5 (BESTAND)
                                                                                                                                                              ANGEBOTSMIETEN 2020
                                                                                                            r                                                 10,00 €/m2
                                                                                                s    c he                  42
                                                                                             Em                                                               Bredeney

                                                                                                                                                              9,30 €/m2
                                                                           l                                      Katernberg
                                                                      Kana                                                                                    Rüttenscheid
                                                 42              erne-
                                                       Rhein-H                                    Altenessen                                                            40
                                                                                                                                                              9,05 €/m2
                                                                                                                   Zeche Zollverein                           Fischlaken / Heidhausen /
                                                                                                                                           Wattenscheid       Werden
                                                       Frintrop
                                                                                                                                                              9,00 448
                                                                                                                                                                    €/m2
                                                                                                                                Kray                          Stadtwald / Rellinghausen
                                                                                 Altendorf
                                                                                                                                                              9,00 €/m2
                                                                                                                                                              Rüttenscheid (Nord)
                                                                                   Frohnhausen                                    Steele
                                                                                                                Huttrop
                                                                                    40                           52
                                                                                        Rüttenscheid                                                          MIETDYNAMIK 2014–2020
                                                                                                                                Überruhr           Ru
                                                                                                                                                      h       49 %
                                                                                                                                                       r
                                                                        Haarzopf                                                Holthausen                    Nordviertel / Stoppenberg
                                                                                      Bredeney
                                                                                                                                                              43 %
                                                                                                                      Heisingen                               Altenessen-Nord / Karnap
                                                                                                 r
                                                                                               uh
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                                                                                              R                 Baldeneysee                                Hattingen
                                                                                                                                                             39 %
                                                                                                                                                                                          Quelle: IDN Immodaten GmbH

                                                                                                                                    Kupferdreh                Überruhr
                                                                                      Werden
                                                                                                                                                              37 %
                                                                                                                                                              Frillendorf
                                                                                             Heidhausen
                                                                                                                                                              35 %
                                                                                                                                                              Dellwig
                                                               Kettwig
                                                                                                                                                 Langenberg
                                                                                                                 44

      Lageklasse    sehr
     LAGEKLASSE          gutgut   gut gut  
                       sehr              durchschnittlich    einfach
                                               durchschnittlich                                                 einfach
                                                                                                                                                                                                                       Foto: Tupungato / stock.adobe.com

                                                      • Dass der Essener Wohnungsmarkt im bundesweiten                      nuierlicher Aufwärtstrend erkennbar, der sich auch
                                                        Vergleich spürbar ausgeglichener ist als in vielen an-              im schwierigen Corona-Umfeld 2020 fortgesetzt hat.
                                                        deren Großstädten, zeigt sich auch an der Mietpreis-                Mit einem Zuwachs um 4 % haben sich die Angebots-
                                                        entwicklung der letzten Jahre. Seit 2014 haben sich                 mieten im Mittel auf rund 7,40 €/m² erhöht.
                                                        die Angebotsmieten über alle Wohnlagen im Median                  • Die Unterschiede zwischen den Wohnlagequalitäten
                                                        um rund 30 % erhöht, womit sie deutlich niedriger                   fallen dabei überwiegend gering aus. Am stärksten
                                                        liegen als in den A-Städten. Trotzdem ist ein konti-                zugelegt haben seit 2014 die einfachen Stadtviertel

14
Zahlen & Fakten

                                                     Relativ ausgeglichene Angebots-Nachfrage-Relation
                                                 Im bundesweiten Vergleich moderate Mietsteigerungen
                                               Zweiteilung des Stadtgebiets bezüglich der Wohnqualität

  mit 32 %, wohingegen in den Lagen mit sehr guter              ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSMIETEN NACH WOHNLAGEN (BESTAND)
  Qualität lediglich ein Anstieg um 18 % zu beobach-                 sehr gut (+18 %)       gut (+27 %)            durchschnittlich (+29 %)
  ten war. Auch dies ist ein Indiz dafür, dass der Nach-             einfach (+32 %)        gesamt (+30 %)
  fragedruck im Markt bislang noch überschaubar ist.            €/m²
  Das spiegelt sich auch im relativ geringen absoluten
                                                                10
  Unterschied der mittleren Mieten in einfachen Lagen
  (7,20 €/m²) und sehr guten Lagen (9,00 €/m²) wider.
• Bei der Analyse auf Stadtteilebene zeigt sich eine
  Besonderheit Essens. Während sich im stärker durch             8

  den Bergbau und Zechensiedlungen geprägten Nor-
  den überwiegend die einfachen Wohnlagen finden,
  sind die höherwertigen Wohngebiete im Süden kon-               6
  zentriert, wobei die A 40 grob als Grenze fungiert.
  Eine so klare qualitative Zweiteilung von Wohnlagen
  ist in deutschen Städten nur selten zu beobachten.
• Vor diesem Hintergrund überrascht es auch nicht, in                   2014     2015     2016       2017       2018          2019       2020

  welchen Stadtteilen die höchsten Angebotsmieten                                                                              Quelle: IDN Immodaten GmbH

  aufgerufen werden. An der Spitze steht Bredeney, wo
  aktuell 10,00 €/m² anzusetzen sind. Gleichzeitig ist
  dies die einzige Lage, in der im Mittel die 10-€/m²-          ANGEBOTSMIETEN NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND)
  Marke erreicht wird. Auf Platz zwei folgt Rütten-             €/m²           Median            oberes Segment
  scheid mit 9,30 €/m², wo sich die Nähe zur lebhaften
  und vielfältigen Rü sowie wie zum Grugapark wider-            12
  spiegelt. Angebotsmieten von im Mittel 9,00 €/m²
  oder leicht darüber werden außerdem noch in Fi-               10

  schlaken / Heidhausen / Werden sowie in Stadtwald /
                                                                 8
  Rellinghausen aufgerufen.
• Die höchste Dynamik weisen bei der Mietentwicklung             6
  dagegen erwartungsgemäß die einfachen Lagen im
  nördlichen Stadtgebiet auf, da vermutlich gewisse              4
  Nachholeffekte eingesetzt haben. Zu nennen sind hier
  u. a. das Nordviertel mit einem Mietzuwachs von 49 %           2
                                                                               8,10

                                                                                          7,45

                                                                                                        7,35

                                                                                                                       7,80

                                                                                                                                        8,80

  seit 2014, Altenessen-Nord (43 %), Frillendorf (37 %)
  oder auch Dellwig mit einem Plus von 35 %.                                    1          2                3           4            5 und mehr

                                                                                                                               Quelle: IDN Immodaten GmbH

                                                                                                                                                        15
CITY REPORT WOHNEN ESSEN                                                                     BNP Paribas Real Estate

 MARKT FÜR
 EIGENTUMS-
 WOHNUNGEN
     TROTZ ANSTIEG NOCH GÜNSTIG
               • Wie auch in vielen anderen Städten zu beobachten,
                 haben sich die Preise für Eigentumswohnungen in
                 Essen spürbar dynamischer entwickelt als die Mie-
                 ten. Seit 2014 haben die Angebotspreise über alle
                 Lagen im Mittel um rund 60 % zugelegt und damit
                 etwa doppelt so stark wie die Mieten. Allerdings ist
                 darauf hinzuweisen, dass sich der Aufwärtstrend
                 beschleunigt, sodass 2020 ein Zuwachs um 17 % re-
                 gistriert wurde.
               • Zwischen den Lagen mit unterschiedlicher Wohn-
                 qualität waren keine gravierenden Abweichungen zur
                 durchschnittlichen Preisentwicklung zu erkennen. Im
                 bundesweiten Vergleich liegen die Wohnungsprei-
                 se mit aktuell rund 1.830 €/m² weiterhin auf einem
                 relativ niedrigen Niveau. Dies gilt insbesondere
                 auch für die sehr guten Lagen, wo im Mittel knapp           Preise deutlich stärker gestiegen als Mieten
                 2.870 €/m² aufgerufen werden.
               • Ein Grund für das moderate Preisniveau ist im vor-
                 handenen Wohnungsbestand zu sehen. Aufgrund der
                                                                             Insgesamt aber noch moderates Preisniveau
                 geringen Neubautätigkeit besteht der Großteil aus
                 vergleichsweise einfachen Objekten aus der Nach-
                                                                             Begrenztes Angebot bestimmt Preisentwicklung

     ANGEBOTSPREISE (BESTAND) 2020 IN DEN ABSOLUTEN PREMIUMLAGEN

        3.320 €/m        2
                                  3.200 €/m         2
                                                             3.165 €/m   2
                                                                             3.075 €/m       2
                                                                                                     2.695 €/m              2
                                                                                                                                         Foto: murmakova / stock.adobe.com

            Bredeney                   Werden                 Rüttenscheid    Rüttenscheid              Heisingen
                                                                                 (Nord)
                                                                                                            Quelle: IDN Immodaten GmbH

16
Zahlen & Fakten

STADTTEILE MIT DER HÖCHSTEN PREISDYNAMIK 2014–2020                         ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSPREISE ETW IN DEN WOHNLAGEN
(PREIS 2020, BESTAND)                                                      (BESTAND)
                                                                              sehr gut (+67 %)              gut (+68 %)           durchschnittlich (+57 %)
                                                                              einfach (+69 %)               gesamt (+60 %)

      113 %
                                                                           €/m²

                                                                           3.000

                                                                           2.500

                                                                           2.000

 Rüttenscheid (Nord)
                                 85 %
                                                                           1.500

     (3.075 €/m2)                                                          1.000

                                                                           500

       77 %
                                                                                   2014           2015      2016       2017       2018        2019            2020
                                    Steele                                                                                                   Quelle: IDN Immodaten GmbH

                                 (1.775 €/m2)
                                                                           ANGEBOTSPREISE NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND)
                                                                           €/m²        Median                    oberes Segment

                                  77 %
                                                                           3.500

     Rüttenscheid
      (3.165 €/m2)
                                                                           3.000

                                                                           2.500

                                                                           2.000

       77 %                      Südviertel
                                (2.565 €/m2)
                                                                           1.500

                                                                           1.000

                                                                           500
                                                                                          1.880

                                                                                                         1.775

                                                                                                                        1.845

                                                                                                                                     2.130

                                                                                                                                                      2.525

     Schonnebeck                                                                           1              2              3               4       5 und mehr

      (1.935 €/m2)                    Quelle: IDN Immodaten GmbH                                                                             Quelle: IDN Immodaten GmbH

  kriegszeit, für die keine vergleichbaren Preise wie                Lagen mit den größten Preissteigerungen keine so ein-
  für moderne Neubauwohnungen aufgerufen werden                      deutige räumliche Verteilung verzeichnen, da die Ent-
  können.                                                            wicklung hier nicht zuletzt durch das begrenzte An-
• Da verwundert es nicht, dass selbst in den Topla-                  gebot an Neubauwohnungen beeinflusst wird. Neben
  gen Angebotspreise notiert werden, die im Mittel                   Rüttenscheid, wo sich die Angebotspreise mehr als
  nur knapp über der 3.000-€/m²-Schwelle liegen. Am                  verdoppelt haben (113 %), weisen auch Steele (85 %)
  meisten zahlen müssen Käufer erwartungsgemäß in                    sowie das Südviertel und Schonnebeck mit jeweils +77
  Bredeney, wo das Preisniveau bei rund 3.320 €/m²                   % überproportionale Wachstumsraten auf.
  liegt. Angebotspreise von im Mittel über 3.000 €/m²              • In der mittelfristigen Perspektive bieten vermutlich
  sind aktuell außerdem noch in Werden (3.200 €/m²)                  auch die guten und sehr guten Lagen im nordwestli-
  sowie in Rüttenscheid (3.165 €/m²) zu beobachten.                  chen Stadtgebiet, z. B. Bedingrade, Borbeck oder Frin-
• Anders als im Mietwohnungsmarkt lässt sich bei den                 trop, noch ein erhebliches Wachstumspotenzial.

                                                                                                                                                                      17
CITY REPORT WOHNEN ESSEN                                                                                                                  BNP Paribas Real Estate

 MARKT FÜR MEHRFAMILIENHÄUSER
     WENIG MODERNES ANGEBOT
                 • Nachdem die Mietentwicklung in den letzten Jahren                                   ternativen greifen Investoren aber auch in diesem
                   angezogen hat, kann auch eine stärkere Nachfrage                                    Marktsegment zu.
                   nach Mehrfamilienhäusern beobachtet werden. Vor                                   • Die skizzierte Situation spiegelt sich in den durch
                   allem überregionale Investoren sowie institutionelle                                die Gutachterausschüsse dokumentierten Verkaufs-
                   Anleger richten ihr Augenmerk in Erwartung weiterer                                 fällen wider. Mit 606 registrierten Transaktionen
                   Mietsteigerungspotenziale zunehmend auf Essen.                                      wurde 2019 ein neuer Rekord aufgestellt, der sich
                 • Im Blickpunkt der Käufer stehen insbesondere relativ                                allerdings im erfassten Geldumsatz von 439 Mio. €
                   junge und moderne Objekte mit guter Vermietungssi-                                  nur teilweise niederschlägt. Ersichtlich wird dies
                   tuation. Aufgrund der ausgeprägten Zweiteilung, mit                                 anhand des durchschnittlichen Volumens pro Ver-
                   den eher einfachen Lagen im Norden und den Wohn-                                    kaufsfall, das lediglich bei 1,4 Mio. € lag. Dies ist ei-
                   standorten mit höherer Qualität im Süden, reflektiert                               ner der niedrigsten Werte der letzten 15 Jahre, der
                   die Nachfrage deutlich stärker auf die im südlichen                                 auf eine eher unterdurchschnittliche Qualität vieler
                   Stadtgebiet gelegenen Stadtteile.                                                   Objekte hindeutet.
                 • Die Schwerpunkte der Nachfrage decken sich aber                                   • Dass die wenigen Neubauobjekte vor diesem Hinter-
                   häufig nicht mit dem Angebot. Hierfür ist einerseits                                grund auf eine große Nachfrage treffen, wird durch
                   die geringe Bautätigkeit in der jüngeren Vergan-                                    die Preisentwicklung unterstrichen. Die Vervielfälti-
                   genheit verantwortlich, andererseits die Tatsache,                                  ger sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestie-
                   dass primär ältere Objekte an den Markt gegeben                                     gen, sodass für Neubauobjekte im Spitzensegment
                   werden, die häufig bauliche Probleme oder einen                                     mittlerweile das 28-Fache der jährlichen Netto-Miet-
                   größeren Renovierungsstau aufweisen. Mangels Al-                                    einnahmen anzusetzen ist.

     VERKÄUFE VON MEHRFAMILIENHÄUSERN                                                                ENTWICKLUNG DER VERKAUFSFAKTOREN NEUBAU (SPITZE)
       Verkäufe (Anzahl)     Geldumsatz (in Mio. €)                                                  Spitzenmultiplier Neubau

     700                                                                                             30
                                                                                                                                                                         28,0
     600                                                                                                                                                  27,0
                                                                                                                                                 26,5
     500                                                                                                                                 25,0
                                                                                                                                                                                               Foto: Yannic Niedenzu / stock.adobe.com

                                                                                                     25
     400                                                                                                                        23,0
                                                                                                                         22,0
                                                                                                                21,5
     300

                                                                                                     20
     200

     100

               2012   2013   2014   2015    2016      2017       2018          2019                             2014     2015   2016    2017     2018     2019           2020

                                                        Quelle: Gutachterausschuss der Stadt Essen                                                      Quelle: BNP Paribas Real Estate GmbH

18
Zahlen & Fakten

                                                       STANDORTE
                                                          IM ÜBERBLICK

                                                                                                  12,75 €/m2
                                                              HAMBURG
                                                                                                  55 % / 13 %
                                                                 12,40 €/m2                       33,0
                                                                 24 % / 6 %
                                      7,40 €/m2                                                BERLIN
                                                                 32,5
                                      30 % / 8 %
                                      28,0

                                ESSEN                                                   6,80 €/m2
                                                                                        30 % / 6 %

                 DÜSSELDORF                      11,25 €/m2                             29,0
                                                 28 % / 7 %
                                                                                   LEIPZIG
                                                 32,5
                         KÖLN
                              11,50 €/m2                                       Berlin mit Abstand am dynamischsten
                              29 % / 9 %                FRANKFURT              München bewegt sich auf 20-€/m²-Marke zu
                              32,5
                                                          15,00 €/m2           Hamburger Mietwachstum etwas abgeschwächt
                                                          32 % / 9 %
                                                          33,0                  19,40 €/m2
                                                                                40 % / 7 %
                                                          STUTTGART
                                                                                35,0
                                                              14,65 €/m2
                                                                              MÜNCHEN
                                                              41 % / 7 %
                                                              33,5

      Medianmiete 2020 (Bestand)

      Mietentwicklung (Bestand): 2014–2020 / 2018–2020

      Verkaufsfaktoren (Neubau Spitze)

Quellen: IDN Immodaten GmbH, BNP Paribas Real Estate                                                                          19
CITY REPORT WOHNEN ESSEN                                                               BNP Paribas Real Estate

     THE FUTURE IS NOW

     DIGITALE LÖSUNGEN FÜR
     PRIVATE VERMIETER
     Wer als Vermieter mehr Aufgaben aus der Hand gibt und automatisiert,
     gewinnt. Denn durch die Digitalisierung haben sie in Zukunft mehr Zeit,
     weniger Kosten und zufriedenere Mieter. Smarte Lösungen bei der Immo-
     bilienverwaltung, die einen echten Mehrwert bieten, gibt es mittlerwei-
     le viele. Laut einer Studie von ImmobilienScout24 planten 2020 über die
     Hälfte aller Vermieter, sich digital bei der Immobilienbewirtschaftung
     unterstützen zu lassen. Wir geben daher einen Überblick für alle Haus-
     eigentümer, die von digitaler Intelligenz profitieren und den ersten Schritt
     in eine digitale Zukunft gehen möchten.

                                                    P
                                                            ropTechs sind in Deutschland in den vergange-
                                                            nen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschos-
                                                            sen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die
                                                            Immobilienwelt zu verändern und die eher ana-
                                                    loge Branche bei den Herausforderungen der digitalen
                                                    Transformation zu unterstützen. Auch Immobilienkon-
                                                    zerne zeigten sich zunächst erfreut: „PropTechs wurden
                                                    zur Hoffnung der etablierten Unternehmen“, beschreibt
                                                    es Andreas Völker. Seit 1999 leitet er als Geschäftsfüh-
                                                    rer und Head of Investment Consulting die BNP Paribas
                                                    Real Estate Consult GmbH und ist oft mit verschiedenen
                                                    Start-ups im Gespräch. Ein regelrechter Hype setzte
                                                    ein, bald kamen aber auch Ängste zur Euphorie hinzu:
                                                    Wird die Immobilienwirtschaft ähnliche Disruptionen
                                                    wie etwa die Musikindustrie mit dem Aufkommen von
                                                    Streaming-Plattformen wie Spotify erleben?
     „Indem Vermieter und Eigentümer in Prop-           Nach fast einem Jahrzehnt lässt die große Disrup-
     Techs investieren, binden sie Innovationen     tion, also ein komplett neues Businessmodell, noch auf

     ein und verjüngen quasi ihre Belegschaft. Es   sich warten. „Nur etwa 5 Prozent aller PropTechs fallen
                                                    auf“, betont Völker. „Die Start-ups arbeiten momentan
     wird interessant sein zu sehen, wie sich die   an einzelnen Prozessen, also isolierten Lösungen, und
     kleinen, kreativen Start-ups in einem größe-   nicht an ganzheitlichen Modellen, welche die Branche
     ren, eher konventionellen Umfeld behaupten.“   revolutionieren könnten.“
                                                        Wir wollen uns vier junge und vielversprechende
     ANDREAS VÖLKER                                 Unternehmen genauer anschauen und beleuchten, wie
     Managing Director BNP Paribas Real Estate      diese Wohnungsvermietern helfen.

20
The Future is Now

                    Definition PropTech
                    Der Begriff PropTech setzt sich zusammen aus Property und Technology und beschreibt junge Unternehmen,
                    welche die Immobilienbranche mithilfe neuer Techniken bei der digitalen Transformation unterstützen
                    möchten. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in anderen Branchen beobachten – vielleicht kennen Sie
                    bereits die Begriffe FinTech oder InsurTech.

                                              4 PROPTECHS, DIE VERMIETER IM AUGE
                                              BEHALTEN SOLLTEN:
                     objego liefert mobile Immobilienverwaltung
                     Wer sich traut, Excel-Tabellen und Un-
                     terlagen in Aktenordnern ins Archiv zu
                     verbannen, schafft mit objego den ersten
                     Meilenstein in der Digitalisierung des Ver-
                     mieteralltags. Ziel des PropTechs ist es, die
                     Immobilienverwaltung komplett digital zu
                     machen und in einer einzigen Web-Anwen-
                     dung abzubilden.
                         Dazu bringt das Essener Start-up die
                     Organisation aller Einheiten samt Ne-
                     benkostenabrechnung und Dokumenten-
                     management ins Web. Das Bankkonto kann
                     direkt mit objego verbunden werden, so-
                     dass Mieteinnahmen automatisiert und
                     Rechnungen und Ausgaben in der Finanz-
                     übersicht direkt erfasst werden. Mit dem
                     eingebauten       Dokumentenmanagement
                     sind alle wichtigen Dokumente jederzeit
                     und von überall aus abrufbar.
                         Und das Beste: Für sämtliche Objekt-
                     typen – von der vermieteten Eigentums-
                     wohnung über Einfamilienhäuser, Mehr-
                     familienhäuser mit und ohne Gewerbe-
                     einheiten – erstellt das Tool die Neben-
                     kostenabrechnung inklusive Anschreiben
                     an die Mieter fast komplett selbstständig.                                                              Einfach, intuitiv und sicher.
                         Die Geschäftsführer Philip Rodowski         privater Vermieter noch mehr zu erleich-             Das Herzstück der Software ist
                     und Jörn Reckeweg sind bereits seit An-         tern. Im Februar wurde beispielsweise ein           die Nebenkostenabrechnung für
Foto: objego GmbH

                                                                                                                         Wohn- und Gewerbeimmobilien.
                     fang 2020 erfolgreich mit der Lösung am         Feature hinzugefügt, das die Vorbereitung
                     Markt unterwegs und arbeiten mit ihrem          der Anlage V für die Steuererklärung durch
                     Team fortwährend an der Integration wei-        schnellen Export aller relevanter Daten
                     terer digitaler Lösungen, um das Leben          und Informationen stark vereinfacht.

                                                                                                                                                             21
CITY REPORT WOHNEN ESSEN                                                                                     BNP Paribas Real Estate

                           Wunderflats: Online-Vermietung ohne Zeitaufwand
                           Im Handumdrehen passende Mie-          einem übersichtlichen Dashboard       vertrag zur Unterschrift erstellt.
                           ter finden, Mietvertrag online         dargestellt und können ganz ein-      Während des gesamten Prozesses
                           unterschreiben und die Zugänge         fach verwaltet werden. Der größte     ist das Team von Wunderflats je-
                           über KIWI erstellen – fertig. Das      Zeitgewinn: Es tauchen nur rele-      derzeit persönlich erreichbar.
                           Berliner PropTech Wunderflats          vante Anfragen auf. Denn mithilfe         Wunderflats und seine Wett-
                           übernimmt für Vermieter die            eigens entwickelter Algorithmen,      bewerber schließen die Lücke im
                           professionelle Vermarktung von         die durch maschinelles Lernen         Markt für Aufenthalte ab einem
                           Inseraten sowie die vollständige       jeden Tag intelligenter werden,       Monat. Das Angebot richtet sich
                           Abwicklung und Administration          schlägt das Unternehmen Inse-         vor allem an Arbeitnehmer, die
                           der Vermietungen.                      rate vorrangig den Nutzern vor,       sich nur zeitlich begrenzt in einer
                               Eine personalisierte und effizi-   bei denen die Wahrscheinlichkeit      Stadt aufhalten. Wer flexibel und
                           ente Nutzungserfahrung steht bei       eines Vertragsabschlusses am          agil leben und arbeiten möch-
                           dem Marktführer für möbliertes         höchsten ist. Haben Vermieter         te, findet digital kurzfristig ein
                           Wohnen auf Zeit in Deutschland         sich für einen Mieter entschie-       passendes Zuhause in deutschen
                           dabei an erster Stelle. Alle Insera-   den, wird dessen Arbeitsverhält-      Großstädten. Und diese Einfach-
                           te und entsprechende Mietanfra-        nis durch Wunderflats verifiziert     heit wird auch den Vermietern
                           gen werden für den Vermieter in        und ein rechtlich geprüfter Miet-     geboten.

          Digitalen Mehrwert für Mieter schaffen: KIWI macht Türen smart
          Wie kommen die Handwerker von Doozer in die Woh-           Nölling ein Treiber zur Kosteneinsparung. Das Stichwort
          nung? Bestenfalls mit einer Türsteuerung auf Entfernung    hier: Schlüsselmanagement-Prozesse. Zutrittsrechte von
          und ohne persönlichen Kontakt. Diesen Effizienzgewinn      App-Nutzern und Transpondern werden im Online-Portal
          sichert sich der digitale Wohnungsvermieter mit einem      per Knopfdruck gewährt und wieder entzogen. Vorbei die
          Anbieter wie KIWI. Dessen digitales Schließsystem lässt    Zeit, in der Schlüssel aufwendig und teuer nachgemacht
          sich per App und KIWI-Transponder steuern. Erstaunlich:    und Schlösser ausgetauscht werden müssen. Der ers-
          Das Smart-Entry-System wird nicht etwa anstelle des        te Schritt zu einem „Smart Home“ ist also gar nicht so
          Standard-Türschlosses, sondern zusätzlich installiert.     schwer, wie es zunächst klingen mag.
          Die Nutzung der herkömmlichen Schlüssel ist dadurch
          nicht beeinträchtigt.
              Neben der bequemen Türöffnung von unterwegs, mit
          der eben jene Doozer-Handwerker oder vertrauenswür-                    2
          dige Paketboten Zutritt zur Wohnung erhalten, gehen
          mit digitalen Schließsystemen weitere Vorteile einher.
          Denn KIWI ist laut Gründer und Geschäftsführer Karsten

                                                                         1

                                                                               1    Von außen nicht sichtbar wird der Türsensor im
                                                                               Klingeltableau der Immobilie installiert.

                                                                               2    Öffnen per Klick: Mit der Smartphone-App wird die Tür
                                                                               per Tab auf das Display geöffnet.

22
The Future is Now

                                                                                                                                                                      „Als Architekt bin ich angetreten, um die
                                                                                                                                                                      Chancen der Digitalisierung endlich auch für
                                                                                                                                                                      die Immobilienwirtschaft nutzbar zu machen
                                                                                                                                                                      und den Prozess der Leerwohnungs-Sanierung
                                                                                                                                                                      vollständig online abzuwickeln.“
                                                                                                                                                                      NICHOLAS NEERPASCH
                                                                                                                                                                      Gründer und Geschäftsführer von Doozer

                                                                                                                                                                      Im Bereich der Auftragsvergabe von Wohnungssanierungen
                                                                                                                                                                      kostet die analoge Abwicklung von der Bedarfsfeststellung bis
                                                                                                                                                                      hin zur Beauftragung viele Bestandshalter viel Zeit und Geld.

                                                                                             Sanieren wie die Profis mit Doozer
                                                                                             Auch die Handwerkerbranche arbei-           be des gewünschten Sanierungszeitrau-        Investoren vorbehalten, die aufgrund
                                                                                             tet bereits digital. Nicholas Neerpasch     mes sieht er sofort, welche Handwerker       der hohen Anzahl an Wohnungseinhei-
                                                                                             und Carsten Petzold haben mit Doozer        für genau diese Maßnahme zu welchem          ten dauerhaft ihr eigenes Handwer-
                                                                                             in weniger als 7 Jahren den größten         Preis verfügbar sind. Preiskalkulation       kerteam beschäftigen konnten. Doozer
                                                                                             deutschen digitalen B2B-Handwerker-         und Leistungsverzeichnis sind detail-        nutzt das Handwerkernetzwerk, um nun
Fotos / Visualisierungen: KIWI.KI GmbH; Knut Koops photography; hanohiki - stock.adobe.com

                                                                                             markt ins Leben gerufen. Das Prinzip        liert. Der Auftraggeber erhält dadurch       zusätzlich auch ähnliche Vorteile für
                                                                                             ist simpel: Der Kunde, sprich der Im-       umfassende Markttransparenz, für die         private Vermieter realisieren zu können.
                                                                                             mobilieneigentümer mit Sanierungsnot,       der Handwerkermarkt bisher weniger           Handwerksunternehmen profitieren von
                                                                                             hinterlegt in der Online-Plattform alle     bekannt war.                                 einer besseren Planbarkeit und höheren
                                                                                             wichtigen Angaben zur Wohnung und                Schnelle Sanierungen zu marktübli-      Auslastung, was wiederum den Preis
                                                                                             legt die Produkte und die gewünschten       chen Preisen waren in der Vergangen-         reduziert. Digitalisierung funktioniert –
                                                                                             Sanierungsleistungen fest. Nach Einga-      heit vor allem großen institutionellen       zum Vorteil aller Akteure.

                                                                                                       The time is now: Die Digitalisierung der            Wohninvestoren. Zwar ist zu Beginn der Nutzung der
                                                                                                       eigenen Wohnimmobilien vorantreiben                 digitalen Tools ein Zeitinvestment erforderlich, um die
                                                                                                Trotz der Vorteile ist die Akzeptanz deutscher PropTechs   Systeme kennenzulernen und auf die eigenen Objekte zu
                                                                                                bei privaten Vermietern noch bestenfalls mittelmäßig.      übertragen. Sie helfen jedoch, wiederkehrende Aufgaben
                                                                                                Um Vorbehalte auszuräumen und während des gesam-           zu erleichtern, sorgen für mehr Planbarkeit oder wer-
                                                                                                ten Immobilienzyklus Vorzüge zu schaffen, arbeiten die     ten das Mieterempfinden der Wohnung durch Smart-
                                                                                                Start-ups eng zusammen und verbinden ihre Leistun-         home-Technologie wesentlich auf. Wenn nicht jetzt,
                                                                                                gen untereinander. Immer mehr Schnittstellen bauen         wann dann? Es ist höchste Zeit, die digitale Transfor-
                                                                                                bestehende Hürden ab und vereinfachen das Leben der        mation in der Wohnungswirtschaft voranzutreiben!

                                                                                                                                                                                                                                      23
CITY REPORT WOHNEN ESSEN

                       IM GESPRÄCH MIT PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER VON QUANTUM

                          WOHNBAU, WIE ICH
                             IHN SEHE!

                 4,9 Mrd. €                 1,6 Mio. m         2
                                                                        8,2 Mrd. €

          Projektentwicklungsvolumen        Gebaute Fläche         Assets under Management
                 (seit Gründung 1999)       (seit Gründung 1999)            (2020)

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Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum

                      „Pionier“, bei diesem Titel hebt der zurück-
                      haltende Hamburger eher abwehrend die Hand.
                      Dennoch fokussierte sich Philipp Schmitz-
                      Morkramer als einer der ersten auf Wohnimmobi-
                      lien. In einer Zeit, als andere noch auf Office oder
                      Hotel als Assetklasse schielten, investierte er für
                      Institutionelle und sein Family Office, agiert aber
                      auch als einer der größten Entwickler Deutsch-
                      lands. Trotzdem zeigt sich der sympathische
                      Familienvater in einem Gespräch ohne Plattitüden                                                       „Trotz des Runs auf Wohn-
                      als guter Kaufmann. Mit seinem glasklaren Blick                                                        immobilien haben wir den
                      auf den Markt analysiert er Erfolgsfaktoren und                                                        Zenit noch nicht gesehen.
                      Hürden. Das Volumen seiner Projekte lag allein                                                         Die Zeichen stehen weiter-
                                                                                                                             hin auf Wachstum.“
                      2020 bei 1,5 Mrd. €, begeistert aber hat ihn ein
                                                                                                                             PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER
                      Sportplatz in seiner Wahlheimat.                                                                       Gründer von Quantum

                      M
                                 an spürt das Herzblut der Grün-    schung. Aber was sah er, was die anderen         fort: „Es gab ausländische Wettbewerber,
                                 dertage, wenn man Philipp          nicht sahen? Die breit gestreute, atomisierte    die für 500 bis 900 €/m² kauften. Zahlen,
                                 Schmitz-Morkramer nach seinen      Mieterstruktur wertete er als krisenresistent.   die aus heutiger Sicht dem Märchenbuch
                                 ersten Projekten fragt. „Als De-   Die Vielfalt der Mietverträge würde zukünf-      der Immobilienwirtschaft zu entspringen
                                 veloper erwarben wir 2008 den      tig dazu beitragen, dass starke Wertverluste     scheinen.“ Auch als die „Schallmauer“ von
                      Allianz-Sportplatz in Hamburg. Für das 5 ha   ausblieben. Wie recht er damit haben sollte,     über 1.000 €/m² durchbrochen wurde, spra-
                      große Gelände, eingebettet in Kleingärten,    würden Krisen wie der Lehman-Crash oder          chen deutsche Immobilienspezialisten von
                      entwickelten wir den B-Plan“, erläutert der   die Corona-Pandemie zeigen. Konkret such-        „überpreist“. Ausländische Investoren, wie
                      gebürtige Frankfurter das erste Projekt in    te das Team weniger volatile Investments         etwa das US-Unternehmen Cerberus Ca-
                      seiner Wahlheimat, in der er seit 26 Jahren   mit guter Risikostreuung. Schritt für Schritt    pital Management, fingen aber gerade erst
                      zu Hause ist. Damit sei ein Flächentausch     überzeugten Schmitz-Morkramer und sein           an, in den für sie unterbewerteten Markt zu
                      für die Kleingärtner, aber auch eine neue,    Co-Vorstand Frank Schmidt Investoren von         investieren.
                      öffentliche Sportinfrastruktur einherge-      ihrer Sichtweise.
                      gangen. „Eine Win-Win-Win-Situation. Ein           „Als Deutsche waren wir unter den                          Tages-Schau
                      guter Deal für die Stadt, für uns und für     institutionellen Playern fast allein“, erin-     „Wenn ich den Markt heute betrachte,
                      die Sportvereine“, freut sich Schmitz-Mor-    nert sich der heute 52-Jährige und fährt         macht ja mittlerweile jeder Wohnen“, winkt
                      kramer. Das sei heute schwieriger: Sport                                                       der Quantum-Chef ab. Etwa vor sechs, sie-
                      in verdichteten Gebieten sei aufgrund des                                                      ben Jahren begannen Investoren seinen
                      Lärms selten gewünscht.                       Auf dem Gelände der Stadtgärten entstanden       Beobachtungen nach, verstärkt auf den Zug
                           Der Investmentspezialist begann früh:    sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen         „Wohnen“ aufzuspringen. Warum dieser
                                                                    unterschiedlicher Größe.
                      Anfang 2006 legte Quantum das erste Son-                                                       Sinneswandel? Der Branchenkenner be-
                      dervermögen, den Wohnimmobilienspe-                                                            gründet das mit der aus der Lehman-Krise
                      zialfonds „Habitare“, auf. „Zu dieser Zeit                                                     resultierenden Unsicherheit. Und so kam
                      waren kaum Investoren zu finden, die in                                                        2013/2014 der Durchbruch in der Breite.
                      die vermeintlich langweilige Assetklasse                                                       „Was das Geschäft aber nicht einfacher
                      investieren wollten“, erinnert sich Philipp                                                    macht“, sagt er. „Das Produkt ist überschau-
                      Schmitz-Morkramer. Denn damals trennten                                                        bar, der Markt ist kleinteilig, der relevante
Fotos: Ralf Buscher

                      sich viele Investoren von ihren Wohnimmo-                                                      Teilmarkt stark zersplittert, und Grundstü-
                      bilienbeständen, um sich renditeträchtige-                                                     cke werden nicht billiger. Retrospektiv be-
                      ren Alternativen zuzuwenden. Der Experte                                                       trachtet sind wir gut aufgestellt und waren
                      sah darin trotzdem eine attraktive Beimi-                                                      immer überzeugt, zu einem vernünfti-

                                                                                                                                                                 25
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