ESSEN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
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ESSEN [WOHNUNGSMARKT] S. 4 DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT Vier Trends im Überblick S. 8 [ESSEN] FOKUSSIERT Verwandlung von Grau zu Grün S. 12 ZAHLEN & FAKTEN Wissenswertes rund um den Essener Wohnimmobilienmarkt CITY REPORT 2021
CITY REPORT WOHNEN ESSEN BNP Paribas Real Estate INHALT 08 04 DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT Vier Trends im Überblick 08 [ESSEN] FOKUSSIERT Verwandlung von Grau zu Grün 12 ZAHLEN & FAKTEN Wissenswertes rund um den Essener Wohnimmobilienmarkt 24 WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE! Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum BEST PRACTICE 20 28 THE FUTURE IS NOW HAMBURG BACK TO THE „ROOTS” Digitale Lösungen für private Wenn Wohnträume Wurzeln Vermieter schlagen 28 Fotos / Visualisierungen: Thelen Gruppe; Fox 1 GmbH; Garbe Immobilien-Projekte GmbH 04 2
EDITORIAL W „Die Bedeutsamkeit as sind die Wohntrends von heute und morgen? Bereits zum zweiten Mal geben wir Ihnen mit unseren Wohnmarkt-Reports einen detaillierten Einblick in die wichtigsten Standorte Deutsch- der Assetklasse ist lands. Neben den Zahlen und Fakten zum jeweiligen regionalen im vergangenem Jahr Markt erwarten Sie anschauliche Best Practices, welche die Vielseitigkeit abermals gestiegen. des Wohnens aufzeigen. Das zurückliegende Jahr hat zwar zweifelsohne in der gesamten Der Bereich Wohnen ist Immobilienbranche seine Spuren hinterlassen, gleichzeitig zeigte sich aber krisenfest und daher auch, dass die einzelnen Assetklassen hinsichtlich ihrer Resilienz sehr attraktiver denn je.“ heterogen sind. So entwickelten sich in der Assetklasse Wohnen die Miet- CHRISTOPH MESZELINSKY und Kaufpreise weiterhin überwiegend positiv. Head of Residential Investment, Wohnraum ist schon lange nicht mehr nur der Ort, an dem wir leben BNP Paribas Real Estate und unsere Freizeit verbringen: Die Pandemie hat uns gezeigt, dass unse- re eigenen vier Wände auch Arbeitsplatz, Fitnessstudio und Restaurant in einem sein können. Wie werden also die Wohnformen der Zukunft aus- sehen? Wir werfen einen Blick auf die Trends, welche die Branche in Zu- kunft beschäftigen werden. Dabei spielen auch junge Unternehmen, wie beispielsweise PropTechs, eine immer wichtigere Rolle. Sie helfen dabei, In- novationen und Digitalisierung voranzutreiben und die Vision Smart Home oder gar Smart City möglich zu machen. Der Wohnmarkt von morgen muss sich aber auch mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Hilft beispielsweise der Holzbau dabei, nach- haltigen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? Begleiten Sie uns in der neuen Ausgabe unserer Reports zu den unter- schiedlichsten Projekten in ganz Deutschland und lassen Sie sich von der Vielseitigkeit inspirieren! Christoph Meszelinsky IMPRESSUM Herausgeber, Copyright & Creative Direction & Design Titelfoto klimaneutral natureOffice.com | DE-140-856628 Redaktion KD1 Designagentur, Köln LemonOne GmbH gedruckt BNP Paribas Real Estate GmbH Redaktion Michaela Stemper Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Report das generische Maskulinum verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung. 3
CITY REPORT WOHNEN ESSEN BNP Paribas Real Estate DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT VIER TRENDS IM ÜBERBLICK Manch einer würde sicher sagen, dass der Bereich Wohnen konstant und im Vergleich zu anderen Assetklassen kaum Veränderungen unterworfen ist. Wer jedoch genauer hinschaut, sieht, dass sich momentan ein Trans- formationsprozess abzeichnet. Nicht nur die Digitalisierung bringt viele Veränderungen mit sich, auch das Thema Nachhaltigkeit prägt das Denken 1. und die Ziele der Nutzer, und damit wandeln sich auch die Methoden, das Bauen und der gesamte Immobilienzyklus. Digitalisierung Es gibt keine Branche oder keinen Bereich, der sich nicht mit der Von einem Smart Building spricht man, wenn es um die Ver- Digitalisierung auseinandersetzen muss – so auch die Immo- netzung von Zweckgebäuden geht. Wenn eine gesamte Stadt bilienbranche. Es scheint, als würde momentan alles smart durch Sensoren und Co. vernetzt ist, bezeichnet man diese werden: angefangen vom Smart Home über Smart Buildings als Smart City. Noch ist diese Vernetzung ganzer Städte bis hin zu smarten Quartieren oder gar zur Smart City. größtenteils Zukunftsmusik. Doch gerade Quartiersentwick- Ein Smart Home bezeichnet die Digitalisierung im Wohn- lungen sind eine gute Möglichkeit, um smarte Technologien bereich. Bei Wohnimmobilien kommen verschiedene Sen- wie Apps, Internet of Things (IoT) und Machine Learning zu soren und Techniken zum Einsatz, die für mehr Komfort im erproben. Viele digitale Maßnahmen wie Licht- und Tempe- Eigenheim oder in der Mietwohnung sorgen. ratursteuerung sowie Video-Türsprechanlagen gehören bei Quartieren bereits zum Standard. Dennoch ist ein komplett digitales Quartier noch eine Seltenheit und damit ein Allein- „Sensoren liefern Daten zu Heizung, stellungsmerkmal, das im Markt positiv bewertet wird. Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Sicherheit „Digitalisierung ist vorrangig in der Neubauentwick- lung der vergangenen 5 bis 10 Jahre in den Gateway Cities und anderen Gebäudeaspekten, damit anzutreffen. Noch nutzen viel zu wenig Neubauprojekte die Eigentümer und Betreiber Funktionen und Chancen des vernetzten Wohnbaus – obwohl ökonomische, Dienstleistungen so optimieren können, ökologische und soziale Aspekte dafürsprechen. Auch wenn dass der ökologische Fußabdruck des es wenige Erhebungen dazu gibt, würde ich schätzen, dass der Anteil im einstelligen Prozentbereich liegt“, berichtet Gebäudes so klein wie möglich ausfällt. Christoph Meszelinsky, Co-Head Residential Investment Damit ist Digitalisierung der unverzicht- bei BNP Paribas Real Estate. Neben Smarthome-Anwen- bare Begleiter für nachhaltiges Bauen.“ dungen werden auch weitere Innovationen wichtiger in der (Wohn-)Immobilienwirtschaft: angefangen beim Building DR. EIKE WENZEL Information Modeling (BIM) über Blockchain bis hin zur Institut für Trend- und Zukunftsforschung künstlichen Intelligenz (KI). 4
Der Wohnmarkt der Zukunft 2. Nachhaltigkeit Am Thema Nachhaltigkeit kommt auch das Prinzip ein wichtiger Trend, mit dem der Wohnimmobilienmarkt nicht vor- sich Immobilienakteure beschäftigen bei, so viel ist aus den Zielen des Pa- sollten. C2C ist angelehnt an die Kreis- riser Abkommens deutlich geworden. läufe in der Natur und kann als „vom Auch der „Klimaschutzplan 2050“ der Ursprung zum Ursprung“ oder „von der Bundesregierung gibt für den Gebäu- Wiege zur Wiege“ übersetzt werden. desektor ein klares Klimaschutzziel Cradle-to-Cradle-Produkte werden be- vor: Wohn- und Arbeitsstätten sollen reits bei der Entstehung so konzi- im Jahr 2030 nur noch 70 bis 72 Mio. piert, dass eine Wiederverwertbarkeit Tonnen CO2 ausstoßen. Dabei stützt gewährleistet wird. Anders als beim sich die Wohn- und Wärmewende vor Recycling sollen Materialien ohne Qua- allem auf drei Pfeiler: Energieeffizienz, litätsverlust immer wieder für densel- 1 verfügbare erneuerbare Energien (Pho- ben Baustoff wiederverwendet werden. tovoltaik) sowie alternative Baustoffe Aus den Baustoffen einer Immobilie wie Holz oder Recycling-Beton. soll so am Ende der Nutzungsdauer ein In einigen Bereichen ist der Wohn- neues Gebäude entstehen können. markt schon nachhaltig aufgestellt. So Immer mehr Menschen wohnen im wird beispielsweise der Baustoff Holz urbanen Raum, wollen aber nicht auf in Deutschland vor allem beim Woh- ökologische Produkte, Pflanzen oder nungsbau eingesetzt. Andere Asset- die Gartenarbeit verzichten. Landwirt- klassen tun sich hingegen noch schwer schaftliche Flächen in der Stadt sind damit. Zu Unrecht, wie Udo Cordts-San- jedoch rar. Aus diesem Grund gewinnt zenbacher, Geschäftsführer & Co-Head die urbane Landwirtschaft an Bedeu- Residential Investment, erklärt: „Holz tung – ein weiterer grüner Trend. Urban weist ein einzigartiges Verhältnis von Farming und Urban Gardening werden Eigengewicht und Tragkraft, Brand- zwar größtenteils als Synonyme ver- und Wärmeschutz auf. Daher ist diese wendet. Das Urban Gardening bezieht Bauweise eine ideale Möglichkeit, be- sich jedoch nur auf den Anbau für den stehende Gebäude aufzustocken oder Eigenbedarf, während das Urban Far- Baulücken zu schließen. Gerade im ur- ming die Landwirtschaft im städtischen banen Raum ist diese Nachverdichtung Bereich bezeichnet. Hierbei werden Ge- im Wohnbereich dringend notwendig.“ müse-, Obst-, Pflanzen- oder Kräuter- Cradle to Cradle (C2C) steckt in der gärten angelegt, um auch auf kommer- Immobilien- und Wohnungswirtschaft zieller Basis Produkte für eine größere noch in den Kinderschuhen, dennoch ist Bevölkerungszahl zu liefern. 1 Entspannend und nachhaltig: Urban Gardening trägt zum Wohlbefinden der Bewohner bei. 2 Dr. Eike Wenzel, Gründer des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung Stadt der Zukunft 2 „Die Zukunft gehört den Gebäuden, in denen die Bewohner nicht nur leben und arbeiten, sondern auch einen Großteil ihrer Lebensmittel und Dinge ihres täglichen Bedarfs erzeugen können. Auf dem Dach liefern Solarmodule übers Jahr gesehen 45 % des Stroms für die Gebäude. Gewächshäuser, die ganzjährig mit LED-Licht betrieben werden, produzie- ren 40 % der für die 3.000 Bewohner erforderlichen Menge an Gemüse und Obst. Werden Gebäude nicht zehn oder mehr Stockwerke hoch gebaut, lässt sich auch der gesamte Strom- und Gemüsebedarf auf den Dächern produzieren. Gibt es Zeiten mit überschüssigem Solarstrom, landet der unter anderem in der Tiefgarage, um dort die Elektroautos aufzuladen. Und statt für Besorgungen in die Innenstadt zu fahren, können Bewohner im Erdgeschoss Dinge des täglichen Bedarfs mithilfe von 3-D-Druckern selbst herstellen.“ 5
CITY REPORT WOHNEN ESSEN BNP Paribas Real Estate Neue Arten des Wohnens Die Art und Weise, wie wir wohnen, befindet sich Gesellschaft immer größer, sodass sich auch die im ständigen Wandel. Schon vor der Corona-Pan- Coliving-Angebote ausweiteten. Diese bieten ne- demie zeichneten sich verschiedene Veränderun- ben einem Zimmer – wie in einer klassischen Stu- gen ab. Beispielsweise war ein Trend, die Fläche dierenden-WG – auch eine Gemeinschaft, ähnlich zu verkleinern: Mikroapartments und Tiny Houses dem Coworking. Man lebt nicht nur zusammen, stießen bei Nutzern und im ersten Fall auch bei man arbeitet auch im eigenen Zuhause wie in Investoren auf immer mehr Interesse. Coworking-Flächen. Die WG 2.0 war geboren! Bei Mikroapartments handelt es sich um sehr „Geselligkeit ist dabei nur ein Aspekt. Wie schon kleine, vollmöblierte Wohnungen, die, häufig um beim Microliving treibt die Nutzer des Colivings umfangreiche Dienstleistungen ergänzt, vermie- vor allem der Wunsch nach hoher Flexibilität und tet werden. Mieter können Studierende oder Aus- Vereinfachung an. Dazu kommt das Bedürfnis, 3. zubildende sein, aber auch Geschäftsleute oder zu einer exklusiven Community mit limitiertem Pendler, die kurzfristig eine Wohnung benötigen. Zugang zu gehören. Der All-Inclusive-Ansatz der Die klassische Standardgröße beträgt zwischen Anbieter ist marktgängig. Nutzer wollen alles aus 20 und 25 m². „Mit dieser Wohnungsgröße er- einer Hand und bereits im Preis inbegriffen“, er- reicht man in der Regel das beste Verhältnis zwi- klärt Wilke. schen Baukosten und späteren Mieteinnahmen Doch was macht die Pandemie aus die- – ein wichtiger Anhaltspunkt für Investoren“, sem Trend? Zum einen wird immer häufiger der so Stefan Wilke, Director National Residential Wunsch nach mehr Fläche artikuliert, eine Er- Investment bei BNP Paribas Real Estate. weiterung um ein Arbeitszimmer oder gar einen Gerade die jüngere Generation war vor der Fitnessraum. Auch Balkon, Terrasse und Grün- Pandemie viel in Bewegung, wechselte häufiger flächen scheinen bedeutender zu werden. Zum den Wohn- oder Arbeitsort und zeigte sich da- anderen wird aber an früheren Trends wie den her begeistert von den Full-Service-Angeboten, Mikroapartments festgehalten. Die Zeit wird zei- die manch ein Mikroapartment-Betreiber anbot. gen, welche neuen Arten des Wohnens die Zu- Gleichzeitig wurde aber auch der Wunsch nach kunft für uns bereithält. Kanso Frankfurt: Das Mikroapartment-Projekt mit über 300 Einheiten überzeugt durch eine hochwertige Bauweise und eine stilvolle Innenausstattung. 6
Der Wohnmarkt der Zukunft 4. 1 2 1 Krisenfest: Healthcare-Immobilien erfuhren in der Pandemie im Vergleich zu anderen Bereichen keinen Rückgang in der Nachfrage von Investorenseite. 2 Anna-Lena Hetzel Transaction Manager BNP Paribas Real Estate Investment Management Demografischer Wandel Ein weiterer Trend, der nicht vernach- xen, aber auch Formen des betreuten „Die Assetklasse der Healthcare-Immo- lässigt werden sollte, ist der demografi- Wohnens, die es den Senioren ermög- bilien hat in der Pandemie im Vergleich sche Wandel. Unsere Gesellschaft wird lichen, ihr Leben so lange wie mög- zu anderen Bereichen keinen Rückgang immer älter, doch gerade für die späte lich selbstständig – aber mit gewisser in der Nachfrage von Investorenseite Lebensspanne fehlt es an bedarfsge- Unterstützung – zu führen. Bereits erfahren und sich als sehr krisenfest rechten Wohnlösungen. Aus diesem heute gibt es neben den traditionellen gezeigt. Dies gilt insbesondere für Se- Grund gewinnen Healthcare-Immobili- Pflegeeinrichtungen betreutes oder niorenheime, die durch entsprechend en immer mehr an Relevanz. Service-Wohnen, Seniorenresidenzen, hohe Schutzmaßnahmen gegenüber Der Bedarf an seniorengerechtem Pflege-WGs, Mehrgenerationenhäuser ihren Bewohnern kaum von der Krise Wohnen steigt hierzulande massiv. oder Cohousing-Modelle. betroffen waren. Dies hat dazu geführt, Während in Deutschland im Jahr 2012 Seniorengemeinschaften werden dass die Nachfrage nach Seniorenhei- knapp 21 % der Einwohner über 65 Jah- schon jetzt als einer der am schnells- men und Healthcare-Immobilien im re alt waren, wird dieser Anteil nach ten wachsenden und sich entwickeln- Allgemeinen weiter gestiegen ist, das Fotos: Fox 1 GmbH; Adobe Stock / Spuno Schätzungen des BMI bis zum Jahr 2035 den Sektoren auf dem Immobilienmarkt Wettbewerbsverhalten unter den In- auf etwa 30 % ansteigen. 2050 wird so- angesehen. Und dieser Trend wird sich vestoren deutlich zugenommen hat gar damit gerechnet, dass jeder Siebte auch in Zukunft fortsetzen, da sich und die Renditen für die Assetklasse älter als 80 Jahre sein wird. Gesundheitsimmobilien als relativ im- weiter gesunken sind. Durch das ge- Jetzt und besonders in der Zukunft mun gegen allgemeine wirtschaftliche stiegene Investoreninteresse erwarten werden daher immer mehr Health- Krisen zeigen, weiß Anna-Lena Hetzel, wir eine zunehmende Professionalisie- care-Immobilien gebraucht. Dazu zäh- Transaction Manager von BNP Paribas rung des gesamten Marktes.“ len Pflegeheime, Ärztehäuser und Pra- Real Estate Investment Management: 7
CITY REPORT WOHNEN ESSEN BNP Paribas Real Estate „Nun ist es an uns, das Gesicht des Nordens neu zu prägen. Mit ESSEN 51. entwickeln wir den 51. Stadtteil Essens.“ [ESSEN] FOKUSSIERT VERWANDLUNG VON GRAU ZU GRÜN Das Gesicht der Stadt Essen wandelt sich: Wo einst graue Industriebrachen vorherrschten, hält das Leben Einzug. Mit ESSEN 51. entsteht mehr als ein lebendiges, urbanes Quartier. Der Projektentwickler und Bestandshalter Christoph Thelen zeigt auf, welches Potenzial im unterschätzten Norden Essens steckt. 8
[Essen] fokussiert 2 1 Auf rund 52 ha wird ESSEN 51. den Krupp-Gürtel mit Leben füllen. 2 Christoph Thelen: Geschäftsführender Gesellschafter der Thelen Gruppe des Nordens neu zu prägen und mit ESSEN 51. 52 ha des Krupp-Gürtels rund um den Förderturm der Ze- che Amalie mit Leben zu füllen. Auf dieser Brache ent- wickeln wir den 51. Stadtteil der Stadt Essen. Sehen Sie einen besonderen Bedarf in Essen? Funktioniert die Ruhrmetropole anders als andere A-Städte? Christoph Thelen: In Essen und der Metropolregion 1 Rhein-Ruhr ist der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gestiegen – viele öffentlich geförderte Wohnungen sind aus der Bindung gefallen. Wie überall in der Re- publik wurde auch hier die Entwicklung wirtschaft- lich lukrativer Eigentumswohnungen in den letzten Beginnen wir mit dem Blick auf das große Ganze. Jahren stark vorangetrieben. Verbindliche Regelungen Was ist Ihrer Meinung nach typisch für die Stadt- seitens der Kommunen für Investoren zur Förderung entwicklung in Essen? des öffentlich geförderten Wohnungsbaus helfen uns Christoph Thelen: Die Stadtentwicklung bietet gerade als langfristig agierendem Akteur am Markt natürlich nördlich in Essen viel Potenzial. Weithin bekannt ist das sehr, bezahlbare Wohnangebote zu schaffen – vor al- typische Nord-Süd-Gefälle des Ruhrgebiets, welches lem in Konkurrenz zu anderen Akteuren. Die Stadt Es- auch die Stadt Essen charakterisiert. Das heißt, dass sen agiert hier mit einer 30%igen Förderquote. Diese der Norden aus sozioökonomischer Perspektive gegen- soll dabei helfen, das Nord-Süd-Gefälle mit adäquaten über dem Süden abfällt. Das ist historisch bedingt und Instrumenten zu adressieren. Die Wohnraumförderung auf den Bergbau und den damit verbundenen Struktur- des Landes Nordrhein-Westfalen ist für uns dabei von Fotos / Visualisierungen: Thelen Gruppe wandel zurückzuführen. So wundert es nicht, dass das großer Bedeutung. Im Städtevergleich von Essen und Krupp-Areal sich nördlich der Innenstadt befindet. Eine Düsseldorf muss ein Entwickler beispielsweise mit un- 260 ha große industrielle Brachfläche: immer ein wenig terschiedlichen Grundstückspreisen bei gleichen Bau- grau. Es fand keine Entwicklung statt, galt planerisch kosten kalkulieren. Die Förderkonditionen des Landes fast als verbotene Zone. Die Stadt bemüht sich seit mit den unterschiedlichen Mietenstufen helfen hierbei vielen Jahren, die Nachbarschaft zu stärken und hat ein Stück, diese Differenz auszugleichen und auch das beispielsweise mit dem Krupp-Park erste Leuchtturm- Segment des Mietwohnungsmarktes attraktiv ent- projekte setzen können. Nun ist es an uns, das Gesicht wickeln zu können. Aus unserer Sicht ist es dabei ent- 9
CITY REPORT WOHNEN ESSEN BNP Paribas Real Estate scheidend, ob ein Investor nur kurzfristige rendite- städtebauliche Brückenschlag zwischen Innenstadt orientierte Interessen vertritt oder langfristig für seine und Universität. Hier wurde 2019 auch die Zentrale Bestände Verantwortung übernimmt. Für die Stabilität der Funke Mediengruppe eröffnet. Vor allem der breite in Wohnquartieren ist Letzteres natürlich von zentraler Wohnungsmix und die blau-grüne Infrastruktur zeich- Bedeutung. Ein solches Engagement noch stärker zu nen das neue Stadtquartier aus und machen es zu ei- fördern, wäre sicherlich ein weiteres wichtiges Signal nem urbanen Standort mit hoher Wohnqualität. Eine für den öffentlich geförderten Wohnungsbau. Vorzeigeentwicklung, die eindrucksvoll dokumentiert, wie sich das Gesicht der Stadt von Grau zu Grün ver- Was sind aus Sicht eines Entwicklers wandelt. interessante Stadtteile? Christoph Thelen: Wir bevorzugen definitiv Stadtteile, Jetzt geht es weiter im Norden: Was ist das die uns als Projektentwickler Handlungsspielraum ge- Besondere an Ihrer Projektentwicklung ESSEN 51.? ben. Da ist der Essener Norden sehr interessant. Der Christoph Thelen: Wir haben mit ESSEN 51. ein Um- Süden ist bereits heute sehr teuer und Entwicklungs- denken unsererseits erlebt: Mit dem Projekt sind wir flächen sind rar. Aber die nördlichen Stadtteile bieten zu einem Unternehmen geworden, das ganze Stadtteile schlichtweg noch viele Entwicklungspotenziale, vor al- entwickelt. Damit ist eine große Verantwortung ver- lem im Mietwohnbau. Das beginnt unmittelbar ab dem bunden – Verantwortung, die wir gerne übernehmen nördlichen Stadtzentrum. Wer nordwärts entwickelt, möchten! Unser Ziel ist es, mit ESSEN 51. einen ur- sollte immer im Hinblick auf das Thema Nachbarschaft banen, lebenswerten, grünen und gleichzeitig resilien- agieren. Ein neues Projekt muss mit den umliegenden ten Stadtteil zu entwickeln, der Raum für Wohnen, Ar- Stadtteilen gemeinsam geplant und entwickelt werden, beiten, Kultur, Freizeit, Bildung und vieles mehr birgt. um die vielgerühmte „Verbundenheit im Pott“ zu stär- Dabei stehen für uns die zentralen Zukunftsfragen im ken und Konfliktpotenzial von Anfang an auszuräumen. Fokus: Wie können wir bei der Quartiersentwicklung den CO2-Bedarf auf ein Minimum senken? Was sind Welche Projekte haben in der letzten Zeit zukunftsweisende Energie- und Mobilitätskonzepte maßgeblich die Stadtentwicklung beeinflusst? und wie sind die rund 1.500 Wohnungen zu gestalten, Christoph Thelen: Die harte Nord-Süd-Teilung der Stadt die für mehr als 3.500 Menschen eine neue Heimat wurde durch das Universitätsviertel auf dem ehemali- werden? Und welche Folgen hat die Corona-Pandemie gen Areal der Krupp-Stadt, wo früher Großmarkt und auf unsere städtebaulichen Leitbilder? Das verstehen Güterbahnhof waren, aufgeweicht. „Die grüne Mit- wir als gesellschaftliche Aufgabe. Also sollten wir mit te“ Essens hat sich gut entwickelt und ist heute der ESSEN 51. Weitblick beweisen. Das stellt uns natürlich Grünflächen bilden das Herz von Essen 51. Damit setzt der Standort ein Zeichen für eine ökologisch, ökonomisch und sozial sinnvolle Entwicklung. 10
[Essen] fokussiert auch vor Herausforderungen. Aber am Ende sind es „Wir antizipieren die Bedarfe genau diese Fragestellungen, auf die wir gute, intelli- von morgen – mit den Auflagen gente Antworten geben wollen. Denn mehrere tausend Menschen werden über Jahrzehnte in diesem Quartier von heute. Das erfordert die leben, wohnen und arbeiten. Bereitschaft und den Mut aller Beteiligten.“ Wo liegen weitere Herausforderungen? Christoph Thelen: Das Wichtigste für uns ist die nach- barschaftliche Verbindung zu den umliegenden Stadt- teilen. Stuttgart 21 hat uns eindrücklich vor Augen genen Wohnungsmix, um eine möglichst breite Ziel- geführt, wie wichtig ernst gemeinte und gut gemachte gruppe zu erreichen: Singles, Studierende, Senioren, Partizipation ist – das hat in der Stadtentwicklungs- Familien, Jung und Alt – genau dieser Mix macht doch politik zu einem Umdenken geführt. Von Anfang an ar- Urbanität aus! beiten wir deshalb in engem Diskurs mit allen Betei- ligten zusammen, um einen Konsens zu finden. Dabei Wie spiegelt sich das in der Mietpreis- sind wir auf einem guten Weg, denn bislang erfahren entwicklung wieder? wir sehr viel positive Unterstützung für unser Zu- Christoph Thelen: Eine spannende Fragestellung: Si- kunftsprojekt. Und unsere Ziele sind klar: Wir wollen cherlich konkurriert jede neue Wohnung zunächst mit bezahlbaren Wohnraum schaffen, einen wichtigen Brü- dem Bestand. Und natürlich wollen wir ein zukunfts- ckenschlag zwischen Nord und Süd setzen und dem weisendes Quartier entwickeln, das auch die Bedarfe Brachland ein neues, grünes Gesicht geben. seiner Nachbarschaft aufnimmt. Bezahlbarkeit spielt daher für uns eine große Rolle. Wir bieten für an- Welche neuen Bedarfe an ein modernes spruchsvolle Mieter und Eigentümer selbstverständlich Quartier erfüllt die Projektentwicklung? auch die nötigen Extras, wie Smarthome-Komponenten, Christoph Thelen: Allen voran sind es die Zukunfts- optional an. So ergibt sich eine gute Durchmischung. themen Mobilität, Energie, Resilienz und Nachhaltig- Wir hoffen, mit dem Projekt wichtige Impulse für den keit, die uns beschäftigen. Am Beispiel Mobilität lässt Essener Norden mit Sogwirkung zu erzeugen. Es ist er- sich gut aufzeigen, vor welchen Entscheidungen wir bei wiesen, dass die Zahlungsbereitschaft nicht mehr von der Entwicklung eines Zukunftsquartiers stehen: Wird der eigentlichen Wohnung, sondern vor allem durch Strom oder doch Wasserstoff in der Breite genutzt wer- das Wohnquartier und seine Qualitäten bestimmt wird. den? Von welchen internationalen Beispielen können wir lernen? Kopenhagen ist ein oft zitiertes Beispiel Und was schätzen Residential-Investoren zukunftsfähiger Mobilität. So wollen auch wir auf den an Essen? Umweltverbund setzen. Mobilität wird zu 25 % zu Fuß, Christoph Thelen: Geschätzt wird die positive Entwick- zu 25 % via ÖPNV, zu 25 % mit dem Fahrrad und nur zu lung der letzten Jahre. Dazu gehört auch der Mut der 25 % mit dem Auto abgebildet. Das bringt auch Heraus- Städte und Ämter, Zukunftsentwicklungen voranzu- forderungen mit sich, wie beispielsweise beim derzeit treiben. Das Essener Univiertel oder der Dortmunder gültigen Stellplatznachweis. Nun entwickeln wir aber Phönixsee haben Strahlwirkung über die Stadtgrenzen jetzt ein Quartier, dass nur noch 25 % Autoverkehr ein- hinaus. Die Nachfrage nach Wohnraum durch den Zu- kalkuliert. Wir antizipieren die Bedarfe von morgen – zug in Essen und Dortmund lässt sich also gut in die mit den Auflagen von heute. Das erfordert die Bereit- Zukunft fortschreiben. schaft und den Mut aller Beteiligten, allen voran der Stadt und ihrer Ämter, diese Entwicklung mitzutragen Gibt es weitere spannende Projekte und gemeinsam neue Wege zu beschreiten. der Thelen Gruppe? Christoph Thelen: Große und zukunftsweisende Pro- Wie ist die Nachfrage strukturiert? Geht der Trend jekte wie ESSEN 51., aber auch unser Projekt SMART zur Miete oder zu Eigentumswohnungen? RHINO in Dortmund zeigen das Transformationspoten- Christoph Thelen: Bei der Nachfrage im Essener Nor- zial in der Metropole Ruhr. So wollen wir mit SMART den steht das Thema Miete im Vordergrund. Wir ver- RHINO den Zukunftsstandort für die Fachhochschule stehen uns in diesem Zusammenhang als langfristi- Dortmund entwickeln und hier das Thema der wis- Fotos / Visualisierungen: Thelen Gruppe ger Bestandshalter unserer Mietwohnungen. Aber bei sensorientierten Stadtentwicklung maßgeblich voran- einem solchen Projektumfang macht es keinen Sinn, treiben. Der neue Bildungscampus soll Wohn- und ausschließlich auf Mietwohnungen zu setzen. Um ein Arbeitsort für 35.000 Menschen werden. Rund 1.400 gemischtes, urbanes Quartier zu entwickeln, braucht Wohnungen werden hier in den nächsten 10 Jahren es auch Wohnungseigentümer, die zumeist eine höhe- entstehen. Die Erfahrungen aus ESSEN 51. sind für uns re Wohndauer in ihren eigenen Beständen mitbringen wichtig und wir freuen uns wiederum, einem ehemali- und somit für Stabilität und Kontinuität in der Nach- gen Industrieareal, der Hoesch Spundwand und Profil barschaft sorgen. Auch achten wir auf einen ausgewo- GmbH, ebenfalls ein neues Gesicht zu geben. 11
CITY REPORT WOHNEN ESSEN BNP Paribas Real Estate Wer sich im größten Ballungsraum Deutschlands behaupten will, ESSEN muss etwas bieten. Ob als Konzernsitz mit Shopping-Flair, als Hochschulstandort oder grünste Stadt Nordrhein-Westfalens – Essen hat seinen Platz als lebenswerte Metropole gefunden. • Im Vergleich zu den meisten A-Standorten hat sich der Haushaltszahlen resultierte, decken. Den seit 2014 Wohnungsmarkt in den letzten Jahren allerdings in ei- errichteten rund 5.000 Wohneinheiten stehen etwa nem ruhigeren Fahrwasser bewegt. Mitverantwortlich 6.000 zusätzliche Haushalte entgegen. Hieraus lässt hierfür ist vor allem die moderate Bevölkerungsent- sich lediglich rechnerisch eine kleine Angebotslücke wicklung. Seit 2014 ist diese in Essen lediglich leicht ableiten, die durch die aktuelle Leerstandsquote un- um knapp 2 % gewachsen, wobei in den letzten Jahren terstrichen wird, welche mit 3,1 % nur leicht unter eine stabile Entwicklung zu beobachten war. Dies ist dem Wert aus 2014 (3,4 %) liegt. nicht wirklich überraschend, da es im Ballungsraum • Da Neubauwohnungen trotzdem auf eine große Nach- Ruhrgebiet bei der Wahl des Wohnortes für viele Ein- frage treffen, befindet sich eine Reihe von Projekten im wohner weniger auf die Stadtgrenze, dafür umso mehr Bau oder wurde schon fertiggestellt. Hierzu gehört z. B. auf das passende Objekt und Umfeld ankommt. das gemischt genutzte Literatur Quartier, in dem auf • Da der Wohnungsbestand in diesem Zeitraum eben- gut 20.000 m² Wohnungen vorgesehen sind, aber auch falls um etwa 2 % zugenommen hat, stellt sich die An- der Rübogen mit rund 100 Eigentumswohnungen, die gebots-Nachfrage-Relation deutlich entspannter dar bereits alle verkauft sind. Zu den größten Maßnah- als in den großen Metropolen mit starkem Bevölke- men zählt das in den nächsten Jahren entstehende rungswachstum. neue Stadtviertel ESSEN 51. Allein in diesem gemischt • Die fertiggestellten Neubauwohnungen konnten große genutzten Quartier sind über 1.500 neue Wohnungen Teile des zusätzlichen Bedarfs, der aus gestiegenen geplant. ENTWICKLUNG BEVÖLKERUNG UND WOHNUNGSBESTAND 2014–2020 ENTWICKLUNG NACHFRAGE UND ANGEBOT 2014–2019 Bevölkerung Wohnungsbestand Genehmigungen fertiggestellte Wohnungen ø zusätzl. Haushalte p. a. 2.500 582.760 569.884 1.938 2.000 +2 % 1.500 310.295 315.607 1.131 1.048 1.000 930 902 872 769 1.002 1.000 734 657 647 587 +2 % 500 2014 2020 2014 2020 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020; GfK Geomarketing 12
Zahlen & Fakten AUF EINEN BLICK NACHFRAGE +242 Personen Wanderungssaldo im Jahr 2019, 11 % Arbeitslosenquote 2020, +916 Personen im Jahr 2018 +0,8 %-Punkte zum Vorjahr 299.460 Haushalte 91,2 zum 31.12.2019, –5.485 Haushalte zum Vorjahr Kaufkraftindex pro Haushalt 2020, 43.633 € Kaufkraft pro Haushalt ANGEBOT 315.607 Leerstandsquote 3,4 % 3,1 % Wohnungen zum 31.12.2019, +875 Wohnungen zum Vorjahr 2014 2019 44,8 % Anteil Mehrfamilienhäuser 31.12.2019, unverändert zum Vorjahr 647 Baugenehmigungen 2019, -1.291 Wohnungen zum Vorjahr Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, GfK Geomarketing, Bundesagentur für Arbeit, CBRE-empirica Leerstandsindex 13
CITY REPORT WOHNEN ESSEN BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR MIETWOHNUNGEN RELATIV MODERATE MIETSTEIGERUNG TOP 5 (BESTAND) ANGEBOTSMIETEN 2020 r 10,00 €/m2 s c he 42 Em Bredeney 9,30 €/m2 l Katernberg Kana Rüttenscheid 42 erne- Rhein-H Altenessen 40 9,05 €/m2 Zeche Zollverein Fischlaken / Heidhausen / Wattenscheid Werden Frintrop 9,00 448 €/m2 Kray Stadtwald / Rellinghausen Altendorf 9,00 €/m2 Rüttenscheid (Nord) Frohnhausen Steele Huttrop 40 52 Rüttenscheid MIETDYNAMIK 2014–2020 Überruhr Ru h 49 % r Haarzopf Holthausen Nordviertel / Stoppenberg Bredeney 43 % Heisingen Altenessen-Nord / Karnap r uh © mapz.com - Map Data: OpenStreetMap ODbL R Baldeneysee Hattingen 39 % Quelle: IDN Immodaten GmbH Kupferdreh Überruhr Werden 37 % Frillendorf Heidhausen 35 % Dellwig Kettwig Langenberg 44 Lageklasse sehr LAGEKLASSE gutgut gut gut sehr durchschnittlich einfach durchschnittlich einfach Foto: Tupungato / stock.adobe.com • Dass der Essener Wohnungsmarkt im bundesweiten nuierlicher Aufwärtstrend erkennbar, der sich auch Vergleich spürbar ausgeglichener ist als in vielen an- im schwierigen Corona-Umfeld 2020 fortgesetzt hat. deren Großstädten, zeigt sich auch an der Mietpreis- Mit einem Zuwachs um 4 % haben sich die Angebots- entwicklung der letzten Jahre. Seit 2014 haben sich mieten im Mittel auf rund 7,40 €/m² erhöht. die Angebotsmieten über alle Wohnlagen im Median • Die Unterschiede zwischen den Wohnlagequalitäten um rund 30 % erhöht, womit sie deutlich niedriger fallen dabei überwiegend gering aus. Am stärksten liegen als in den A-Städten. Trotzdem ist ein konti- zugelegt haben seit 2014 die einfachen Stadtviertel 14
Zahlen & Fakten Relativ ausgeglichene Angebots-Nachfrage-Relation Im bundesweiten Vergleich moderate Mietsteigerungen Zweiteilung des Stadtgebiets bezüglich der Wohnqualität mit 32 %, wohingegen in den Lagen mit sehr guter ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSMIETEN NACH WOHNLAGEN (BESTAND) Qualität lediglich ein Anstieg um 18 % zu beobach- sehr gut (+18 %) gut (+27 %) durchschnittlich (+29 %) ten war. Auch dies ist ein Indiz dafür, dass der Nach- einfach (+32 %) gesamt (+30 %) fragedruck im Markt bislang noch überschaubar ist. €/m² Das spiegelt sich auch im relativ geringen absoluten 10 Unterschied der mittleren Mieten in einfachen Lagen (7,20 €/m²) und sehr guten Lagen (9,00 €/m²) wider. • Bei der Analyse auf Stadtteilebene zeigt sich eine Besonderheit Essens. Während sich im stärker durch 8 den Bergbau und Zechensiedlungen geprägten Nor- den überwiegend die einfachen Wohnlagen finden, sind die höherwertigen Wohngebiete im Süden kon- 6 zentriert, wobei die A 40 grob als Grenze fungiert. Eine so klare qualitative Zweiteilung von Wohnlagen ist in deutschen Städten nur selten zu beobachten. • Vor diesem Hintergrund überrascht es auch nicht, in 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 welchen Stadtteilen die höchsten Angebotsmieten Quelle: IDN Immodaten GmbH aufgerufen werden. An der Spitze steht Bredeney, wo aktuell 10,00 €/m² anzusetzen sind. Gleichzeitig ist dies die einzige Lage, in der im Mittel die 10-€/m²- ANGEBOTSMIETEN NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND) Marke erreicht wird. Auf Platz zwei folgt Rütten- €/m² Median oberes Segment scheid mit 9,30 €/m², wo sich die Nähe zur lebhaften und vielfältigen Rü sowie wie zum Grugapark wider- 12 spiegelt. Angebotsmieten von im Mittel 9,00 €/m² oder leicht darüber werden außerdem noch in Fi- 10 schlaken / Heidhausen / Werden sowie in Stadtwald / 8 Rellinghausen aufgerufen. • Die höchste Dynamik weisen bei der Mietentwicklung 6 dagegen erwartungsgemäß die einfachen Lagen im nördlichen Stadtgebiet auf, da vermutlich gewisse 4 Nachholeffekte eingesetzt haben. Zu nennen sind hier u. a. das Nordviertel mit einem Mietzuwachs von 49 % 2 8,10 7,45 7,35 7,80 8,80 seit 2014, Altenessen-Nord (43 %), Frillendorf (37 %) oder auch Dellwig mit einem Plus von 35 %. 1 2 3 4 5 und mehr Quelle: IDN Immodaten GmbH 15
CITY REPORT WOHNEN ESSEN BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR EIGENTUMS- WOHNUNGEN TROTZ ANSTIEG NOCH GÜNSTIG • Wie auch in vielen anderen Städten zu beobachten, haben sich die Preise für Eigentumswohnungen in Essen spürbar dynamischer entwickelt als die Mie- ten. Seit 2014 haben die Angebotspreise über alle Lagen im Mittel um rund 60 % zugelegt und damit etwa doppelt so stark wie die Mieten. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass sich der Aufwärtstrend beschleunigt, sodass 2020 ein Zuwachs um 17 % re- gistriert wurde. • Zwischen den Lagen mit unterschiedlicher Wohn- qualität waren keine gravierenden Abweichungen zur durchschnittlichen Preisentwicklung zu erkennen. Im bundesweiten Vergleich liegen die Wohnungsprei- se mit aktuell rund 1.830 €/m² weiterhin auf einem relativ niedrigen Niveau. Dies gilt insbesondere auch für die sehr guten Lagen, wo im Mittel knapp Preise deutlich stärker gestiegen als Mieten 2.870 €/m² aufgerufen werden. • Ein Grund für das moderate Preisniveau ist im vor- handenen Wohnungsbestand zu sehen. Aufgrund der Insgesamt aber noch moderates Preisniveau geringen Neubautätigkeit besteht der Großteil aus vergleichsweise einfachen Objekten aus der Nach- Begrenztes Angebot bestimmt Preisentwicklung ANGEBOTSPREISE (BESTAND) 2020 IN DEN ABSOLUTEN PREMIUMLAGEN 3.320 €/m 2 3.200 €/m 2 3.165 €/m 2 3.075 €/m 2 2.695 €/m 2 Foto: murmakova / stock.adobe.com Bredeney Werden Rüttenscheid Rüttenscheid Heisingen (Nord) Quelle: IDN Immodaten GmbH 16
Zahlen & Fakten STADTTEILE MIT DER HÖCHSTEN PREISDYNAMIK 2014–2020 ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSPREISE ETW IN DEN WOHNLAGEN (PREIS 2020, BESTAND) (BESTAND) sehr gut (+67 %) gut (+68 %) durchschnittlich (+57 %) einfach (+69 %) gesamt (+60 %) 113 % €/m² 3.000 2.500 2.000 Rüttenscheid (Nord) 85 % 1.500 (3.075 €/m2) 1.000 500 77 % 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Steele Quelle: IDN Immodaten GmbH (1.775 €/m2) ANGEBOTSPREISE NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND) €/m² Median oberes Segment 77 % 3.500 Rüttenscheid (3.165 €/m2) 3.000 2.500 2.000 77 % Südviertel (2.565 €/m2) 1.500 1.000 500 1.880 1.775 1.845 2.130 2.525 Schonnebeck 1 2 3 4 5 und mehr (1.935 €/m2) Quelle: IDN Immodaten GmbH Quelle: IDN Immodaten GmbH kriegszeit, für die keine vergleichbaren Preise wie Lagen mit den größten Preissteigerungen keine so ein- für moderne Neubauwohnungen aufgerufen werden deutige räumliche Verteilung verzeichnen, da die Ent- können. wicklung hier nicht zuletzt durch das begrenzte An- • Da verwundert es nicht, dass selbst in den Topla- gebot an Neubauwohnungen beeinflusst wird. Neben gen Angebotspreise notiert werden, die im Mittel Rüttenscheid, wo sich die Angebotspreise mehr als nur knapp über der 3.000-€/m²-Schwelle liegen. Am verdoppelt haben (113 %), weisen auch Steele (85 %) meisten zahlen müssen Käufer erwartungsgemäß in sowie das Südviertel und Schonnebeck mit jeweils +77 Bredeney, wo das Preisniveau bei rund 3.320 €/m² % überproportionale Wachstumsraten auf. liegt. Angebotspreise von im Mittel über 3.000 €/m² • In der mittelfristigen Perspektive bieten vermutlich sind aktuell außerdem noch in Werden (3.200 €/m²) auch die guten und sehr guten Lagen im nordwestli- sowie in Rüttenscheid (3.165 €/m²) zu beobachten. chen Stadtgebiet, z. B. Bedingrade, Borbeck oder Frin- • Anders als im Mietwohnungsmarkt lässt sich bei den trop, noch ein erhebliches Wachstumspotenzial. 17
CITY REPORT WOHNEN ESSEN BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR MEHRFAMILIENHÄUSER WENIG MODERNES ANGEBOT • Nachdem die Mietentwicklung in den letzten Jahren ternativen greifen Investoren aber auch in diesem angezogen hat, kann auch eine stärkere Nachfrage Marktsegment zu. nach Mehrfamilienhäusern beobachtet werden. Vor • Die skizzierte Situation spiegelt sich in den durch allem überregionale Investoren sowie institutionelle die Gutachterausschüsse dokumentierten Verkaufs- Anleger richten ihr Augenmerk in Erwartung weiterer fällen wider. Mit 606 registrierten Transaktionen Mietsteigerungspotenziale zunehmend auf Essen. wurde 2019 ein neuer Rekord aufgestellt, der sich • Im Blickpunkt der Käufer stehen insbesondere relativ allerdings im erfassten Geldumsatz von 439 Mio. € junge und moderne Objekte mit guter Vermietungssi- nur teilweise niederschlägt. Ersichtlich wird dies tuation. Aufgrund der ausgeprägten Zweiteilung, mit anhand des durchschnittlichen Volumens pro Ver- den eher einfachen Lagen im Norden und den Wohn- kaufsfall, das lediglich bei 1,4 Mio. € lag. Dies ist ei- standorten mit höherer Qualität im Süden, reflektiert ner der niedrigsten Werte der letzten 15 Jahre, der die Nachfrage deutlich stärker auf die im südlichen auf eine eher unterdurchschnittliche Qualität vieler Stadtgebiet gelegenen Stadtteile. Objekte hindeutet. • Die Schwerpunkte der Nachfrage decken sich aber • Dass die wenigen Neubauobjekte vor diesem Hinter- häufig nicht mit dem Angebot. Hierfür ist einerseits grund auf eine große Nachfrage treffen, wird durch die geringe Bautätigkeit in der jüngeren Vergan- die Preisentwicklung unterstrichen. Die Vervielfälti- genheit verantwortlich, andererseits die Tatsache, ger sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestie- dass primär ältere Objekte an den Markt gegeben gen, sodass für Neubauobjekte im Spitzensegment werden, die häufig bauliche Probleme oder einen mittlerweile das 28-Fache der jährlichen Netto-Miet- größeren Renovierungsstau aufweisen. Mangels Al- einnahmen anzusetzen ist. VERKÄUFE VON MEHRFAMILIENHÄUSERN ENTWICKLUNG DER VERKAUFSFAKTOREN NEUBAU (SPITZE) Verkäufe (Anzahl) Geldumsatz (in Mio. €) Spitzenmultiplier Neubau 700 30 28,0 600 27,0 26,5 500 25,0 Foto: Yannic Niedenzu / stock.adobe.com 25 400 23,0 22,0 21,5 300 20 200 100 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: Gutachterausschuss der Stadt Essen Quelle: BNP Paribas Real Estate GmbH 18
Zahlen & Fakten STANDORTE IM ÜBERBLICK 12,75 €/m2 HAMBURG 55 % / 13 % 12,40 €/m2 33,0 24 % / 6 % 7,40 €/m2 BERLIN 32,5 30 % / 8 % 28,0 ESSEN 6,80 €/m2 30 % / 6 % DÜSSELDORF 11,25 €/m2 29,0 28 % / 7 % LEIPZIG 32,5 KÖLN 11,50 €/m2 Berlin mit Abstand am dynamischsten 29 % / 9 % FRANKFURT München bewegt sich auf 20-€/m²-Marke zu 32,5 15,00 €/m2 Hamburger Mietwachstum etwas abgeschwächt 32 % / 9 % 33,0 19,40 €/m2 40 % / 7 % STUTTGART 35,0 14,65 €/m2 MÜNCHEN 41 % / 7 % 33,5 Medianmiete 2020 (Bestand) Mietentwicklung (Bestand): 2014–2020 / 2018–2020 Verkaufsfaktoren (Neubau Spitze) Quellen: IDN Immodaten GmbH, BNP Paribas Real Estate 19
CITY REPORT WOHNEN ESSEN BNP Paribas Real Estate THE FUTURE IS NOW DIGITALE LÖSUNGEN FÜR PRIVATE VERMIETER Wer als Vermieter mehr Aufgaben aus der Hand gibt und automatisiert, gewinnt. Denn durch die Digitalisierung haben sie in Zukunft mehr Zeit, weniger Kosten und zufriedenere Mieter. Smarte Lösungen bei der Immo- bilienverwaltung, die einen echten Mehrwert bieten, gibt es mittlerwei- le viele. Laut einer Studie von ImmobilienScout24 planten 2020 über die Hälfte aller Vermieter, sich digital bei der Immobilienbewirtschaftung unterstützen zu lassen. Wir geben daher einen Überblick für alle Haus- eigentümer, die von digitaler Intelligenz profitieren und den ersten Schritt in eine digitale Zukunft gehen möchten. P ropTechs sind in Deutschland in den vergange- nen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschos- sen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Immobilienwelt zu verändern und die eher ana- loge Branche bei den Herausforderungen der digitalen Transformation zu unterstützen. Auch Immobilienkon- zerne zeigten sich zunächst erfreut: „PropTechs wurden zur Hoffnung der etablierten Unternehmen“, beschreibt es Andreas Völker. Seit 1999 leitet er als Geschäftsfüh- rer und Head of Investment Consulting die BNP Paribas Real Estate Consult GmbH und ist oft mit verschiedenen Start-ups im Gespräch. Ein regelrechter Hype setzte ein, bald kamen aber auch Ängste zur Euphorie hinzu: Wird die Immobilienwirtschaft ähnliche Disruptionen wie etwa die Musikindustrie mit dem Aufkommen von Streaming-Plattformen wie Spotify erleben? „Indem Vermieter und Eigentümer in Prop- Nach fast einem Jahrzehnt lässt die große Disrup- Techs investieren, binden sie Innovationen tion, also ein komplett neues Businessmodell, noch auf ein und verjüngen quasi ihre Belegschaft. Es sich warten. „Nur etwa 5 Prozent aller PropTechs fallen auf“, betont Völker. „Die Start-ups arbeiten momentan wird interessant sein zu sehen, wie sich die an einzelnen Prozessen, also isolierten Lösungen, und kleinen, kreativen Start-ups in einem größe- nicht an ganzheitlichen Modellen, welche die Branche ren, eher konventionellen Umfeld behaupten.“ revolutionieren könnten.“ Wir wollen uns vier junge und vielversprechende ANDREAS VÖLKER Unternehmen genauer anschauen und beleuchten, wie Managing Director BNP Paribas Real Estate diese Wohnungsvermietern helfen. 20
The Future is Now Definition PropTech Der Begriff PropTech setzt sich zusammen aus Property und Technology und beschreibt junge Unternehmen, welche die Immobilienbranche mithilfe neuer Techniken bei der digitalen Transformation unterstützen möchten. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in anderen Branchen beobachten – vielleicht kennen Sie bereits die Begriffe FinTech oder InsurTech. 4 PROPTECHS, DIE VERMIETER IM AUGE BEHALTEN SOLLTEN: objego liefert mobile Immobilienverwaltung Wer sich traut, Excel-Tabellen und Un- terlagen in Aktenordnern ins Archiv zu verbannen, schafft mit objego den ersten Meilenstein in der Digitalisierung des Ver- mieteralltags. Ziel des PropTechs ist es, die Immobilienverwaltung komplett digital zu machen und in einer einzigen Web-Anwen- dung abzubilden. Dazu bringt das Essener Start-up die Organisation aller Einheiten samt Ne- benkostenabrechnung und Dokumenten- management ins Web. Das Bankkonto kann direkt mit objego verbunden werden, so- dass Mieteinnahmen automatisiert und Rechnungen und Ausgaben in der Finanz- übersicht direkt erfasst werden. Mit dem eingebauten Dokumentenmanagement sind alle wichtigen Dokumente jederzeit und von überall aus abrufbar. Und das Beste: Für sämtliche Objekt- typen – von der vermieteten Eigentums- wohnung über Einfamilienhäuser, Mehr- familienhäuser mit und ohne Gewerbe- einheiten – erstellt das Tool die Neben- kostenabrechnung inklusive Anschreiben an die Mieter fast komplett selbstständig. Einfach, intuitiv und sicher. Die Geschäftsführer Philip Rodowski privater Vermieter noch mehr zu erleich- Das Herzstück der Software ist und Jörn Reckeweg sind bereits seit An- tern. Im Februar wurde beispielsweise ein die Nebenkostenabrechnung für Foto: objego GmbH Wohn- und Gewerbeimmobilien. fang 2020 erfolgreich mit der Lösung am Feature hinzugefügt, das die Vorbereitung Markt unterwegs und arbeiten mit ihrem der Anlage V für die Steuererklärung durch Team fortwährend an der Integration wei- schnellen Export aller relevanter Daten terer digitaler Lösungen, um das Leben und Informationen stark vereinfacht. 21
CITY REPORT WOHNEN ESSEN BNP Paribas Real Estate Wunderflats: Online-Vermietung ohne Zeitaufwand Im Handumdrehen passende Mie- einem übersichtlichen Dashboard vertrag zur Unterschrift erstellt. ter finden, Mietvertrag online dargestellt und können ganz ein- Während des gesamten Prozesses unterschreiben und die Zugänge fach verwaltet werden. Der größte ist das Team von Wunderflats je- über KIWI erstellen – fertig. Das Zeitgewinn: Es tauchen nur rele- derzeit persönlich erreichbar. Berliner PropTech Wunderflats vante Anfragen auf. Denn mithilfe Wunderflats und seine Wett- übernimmt für Vermieter die eigens entwickelter Algorithmen, bewerber schließen die Lücke im professionelle Vermarktung von die durch maschinelles Lernen Markt für Aufenthalte ab einem Inseraten sowie die vollständige jeden Tag intelligenter werden, Monat. Das Angebot richtet sich Abwicklung und Administration schlägt das Unternehmen Inse- vor allem an Arbeitnehmer, die der Vermietungen. rate vorrangig den Nutzern vor, sich nur zeitlich begrenzt in einer Eine personalisierte und effizi- bei denen die Wahrscheinlichkeit Stadt aufhalten. Wer flexibel und ente Nutzungserfahrung steht bei eines Vertragsabschlusses am agil leben und arbeiten möch- dem Marktführer für möbliertes höchsten ist. Haben Vermieter te, findet digital kurzfristig ein Wohnen auf Zeit in Deutschland sich für einen Mieter entschie- passendes Zuhause in deutschen dabei an erster Stelle. Alle Insera- den, wird dessen Arbeitsverhält- Großstädten. Und diese Einfach- te und entsprechende Mietanfra- nis durch Wunderflats verifiziert heit wird auch den Vermietern gen werden für den Vermieter in und ein rechtlich geprüfter Miet- geboten. Digitalen Mehrwert für Mieter schaffen: KIWI macht Türen smart Wie kommen die Handwerker von Doozer in die Woh- Nölling ein Treiber zur Kosteneinsparung. Das Stichwort nung? Bestenfalls mit einer Türsteuerung auf Entfernung hier: Schlüsselmanagement-Prozesse. Zutrittsrechte von und ohne persönlichen Kontakt. Diesen Effizienzgewinn App-Nutzern und Transpondern werden im Online-Portal sichert sich der digitale Wohnungsvermieter mit einem per Knopfdruck gewährt und wieder entzogen. Vorbei die Anbieter wie KIWI. Dessen digitales Schließsystem lässt Zeit, in der Schlüssel aufwendig und teuer nachgemacht sich per App und KIWI-Transponder steuern. Erstaunlich: und Schlösser ausgetauscht werden müssen. Der ers- Das Smart-Entry-System wird nicht etwa anstelle des te Schritt zu einem „Smart Home“ ist also gar nicht so Standard-Türschlosses, sondern zusätzlich installiert. schwer, wie es zunächst klingen mag. Die Nutzung der herkömmlichen Schlüssel ist dadurch nicht beeinträchtigt. Neben der bequemen Türöffnung von unterwegs, mit der eben jene Doozer-Handwerker oder vertrauenswür- 2 dige Paketboten Zutritt zur Wohnung erhalten, gehen mit digitalen Schließsystemen weitere Vorteile einher. Denn KIWI ist laut Gründer und Geschäftsführer Karsten 1 1 Von außen nicht sichtbar wird der Türsensor im Klingeltableau der Immobilie installiert. 2 Öffnen per Klick: Mit der Smartphone-App wird die Tür per Tab auf das Display geöffnet. 22
The Future is Now „Als Architekt bin ich angetreten, um die Chancen der Digitalisierung endlich auch für die Immobilienwirtschaft nutzbar zu machen und den Prozess der Leerwohnungs-Sanierung vollständig online abzuwickeln.“ NICHOLAS NEERPASCH Gründer und Geschäftsführer von Doozer Im Bereich der Auftragsvergabe von Wohnungssanierungen kostet die analoge Abwicklung von der Bedarfsfeststellung bis hin zur Beauftragung viele Bestandshalter viel Zeit und Geld. Sanieren wie die Profis mit Doozer Auch die Handwerkerbranche arbei- be des gewünschten Sanierungszeitrau- Investoren vorbehalten, die aufgrund tet bereits digital. Nicholas Neerpasch mes sieht er sofort, welche Handwerker der hohen Anzahl an Wohnungseinhei- und Carsten Petzold haben mit Doozer für genau diese Maßnahme zu welchem ten dauerhaft ihr eigenes Handwer- in weniger als 7 Jahren den größten Preis verfügbar sind. Preiskalkulation kerteam beschäftigen konnten. Doozer deutschen digitalen B2B-Handwerker- und Leistungsverzeichnis sind detail- nutzt das Handwerkernetzwerk, um nun Fotos / Visualisierungen: KIWI.KI GmbH; Knut Koops photography; hanohiki - stock.adobe.com markt ins Leben gerufen. Das Prinzip liert. Der Auftraggeber erhält dadurch zusätzlich auch ähnliche Vorteile für ist simpel: Der Kunde, sprich der Im- umfassende Markttransparenz, für die private Vermieter realisieren zu können. mobilieneigentümer mit Sanierungsnot, der Handwerkermarkt bisher weniger Handwerksunternehmen profitieren von hinterlegt in der Online-Plattform alle bekannt war. einer besseren Planbarkeit und höheren wichtigen Angaben zur Wohnung und Schnelle Sanierungen zu marktübli- Auslastung, was wiederum den Preis legt die Produkte und die gewünschten chen Preisen waren in der Vergangen- reduziert. Digitalisierung funktioniert – Sanierungsleistungen fest. Nach Einga- heit vor allem großen institutionellen zum Vorteil aller Akteure. The time is now: Die Digitalisierung der Wohninvestoren. Zwar ist zu Beginn der Nutzung der eigenen Wohnimmobilien vorantreiben digitalen Tools ein Zeitinvestment erforderlich, um die Trotz der Vorteile ist die Akzeptanz deutscher PropTechs Systeme kennenzulernen und auf die eigenen Objekte zu bei privaten Vermietern noch bestenfalls mittelmäßig. übertragen. Sie helfen jedoch, wiederkehrende Aufgaben Um Vorbehalte auszuräumen und während des gesam- zu erleichtern, sorgen für mehr Planbarkeit oder wer- ten Immobilienzyklus Vorzüge zu schaffen, arbeiten die ten das Mieterempfinden der Wohnung durch Smart- Start-ups eng zusammen und verbinden ihre Leistun- home-Technologie wesentlich auf. Wenn nicht jetzt, gen untereinander. Immer mehr Schnittstellen bauen wann dann? Es ist höchste Zeit, die digitale Transfor- bestehende Hürden ab und vereinfachen das Leben der mation in der Wohnungswirtschaft voranzutreiben! 23
CITY REPORT WOHNEN ESSEN IM GESPRÄCH MIT PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER VON QUANTUM WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE! 4,9 Mrd. € 1,6 Mio. m 2 8,2 Mrd. € Projektentwicklungsvolumen Gebaute Fläche Assets under Management (seit Gründung 1999) (seit Gründung 1999) (2020) 24 Quantum in Zahlen
Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum „Pionier“, bei diesem Titel hebt der zurück- haltende Hamburger eher abwehrend die Hand. Dennoch fokussierte sich Philipp Schmitz- Morkramer als einer der ersten auf Wohnimmobi- lien. In einer Zeit, als andere noch auf Office oder Hotel als Assetklasse schielten, investierte er für Institutionelle und sein Family Office, agiert aber auch als einer der größten Entwickler Deutsch- lands. Trotzdem zeigt sich der sympathische Familienvater in einem Gespräch ohne Plattitüden „Trotz des Runs auf Wohn- als guter Kaufmann. Mit seinem glasklaren Blick immobilien haben wir den auf den Markt analysiert er Erfolgsfaktoren und Zenit noch nicht gesehen. Hürden. Das Volumen seiner Projekte lag allein Die Zeichen stehen weiter- hin auf Wachstum.“ 2020 bei 1,5 Mrd. €, begeistert aber hat ihn ein PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER Sportplatz in seiner Wahlheimat. Gründer von Quantum M an spürt das Herzblut der Grün- schung. Aber was sah er, was die anderen fort: „Es gab ausländische Wettbewerber, dertage, wenn man Philipp nicht sahen? Die breit gestreute, atomisierte die für 500 bis 900 €/m² kauften. Zahlen, Schmitz-Morkramer nach seinen Mieterstruktur wertete er als krisenresistent. die aus heutiger Sicht dem Märchenbuch ersten Projekten fragt. „Als De- Die Vielfalt der Mietverträge würde zukünf- der Immobilienwirtschaft zu entspringen veloper erwarben wir 2008 den tig dazu beitragen, dass starke Wertverluste scheinen.“ Auch als die „Schallmauer“ von Allianz-Sportplatz in Hamburg. Für das 5 ha ausblieben. Wie recht er damit haben sollte, über 1.000 €/m² durchbrochen wurde, spra- große Gelände, eingebettet in Kleingärten, würden Krisen wie der Lehman-Crash oder chen deutsche Immobilienspezialisten von entwickelten wir den B-Plan“, erläutert der die Corona-Pandemie zeigen. Konkret such- „überpreist“. Ausländische Investoren, wie gebürtige Frankfurter das erste Projekt in te das Team weniger volatile Investments etwa das US-Unternehmen Cerberus Ca- seiner Wahlheimat, in der er seit 26 Jahren mit guter Risikostreuung. Schritt für Schritt pital Management, fingen aber gerade erst zu Hause ist. Damit sei ein Flächentausch überzeugten Schmitz-Morkramer und sein an, in den für sie unterbewerteten Markt zu für die Kleingärtner, aber auch eine neue, Co-Vorstand Frank Schmidt Investoren von investieren. öffentliche Sportinfrastruktur einherge- ihrer Sichtweise. gangen. „Eine Win-Win-Win-Situation. Ein „Als Deutsche waren wir unter den Tages-Schau guter Deal für die Stadt, für uns und für institutionellen Playern fast allein“, erin- „Wenn ich den Markt heute betrachte, die Sportvereine“, freut sich Schmitz-Mor- nert sich der heute 52-Jährige und fährt macht ja mittlerweile jeder Wohnen“, winkt kramer. Das sei heute schwieriger: Sport der Quantum-Chef ab. Etwa vor sechs, sie- in verdichteten Gebieten sei aufgrund des ben Jahren begannen Investoren seinen Lärms selten gewünscht. Auf dem Gelände der Stadtgärten entstanden Beobachtungen nach, verstärkt auf den Zug Der Investmentspezialist begann früh: sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen „Wohnen“ aufzuspringen. Warum dieser unterschiedlicher Größe. Anfang 2006 legte Quantum das erste Son- Sinneswandel? Der Branchenkenner be- dervermögen, den Wohnimmobilienspe- gründet das mit der aus der Lehman-Krise zialfonds „Habitare“, auf. „Zu dieser Zeit resultierenden Unsicherheit. Und so kam waren kaum Investoren zu finden, die in 2013/2014 der Durchbruch in der Breite. die vermeintlich langweilige Assetklasse „Was das Geschäft aber nicht einfacher investieren wollten“, erinnert sich Philipp macht“, sagt er. „Das Produkt ist überschau- Schmitz-Morkramer. Denn damals trennten bar, der Markt ist kleinteilig, der relevante Fotos: Ralf Buscher sich viele Investoren von ihren Wohnimmo- Teilmarkt stark zersplittert, und Grundstü- bilienbeständen, um sich renditeträchtige- cke werden nicht billiger. Retrospektiv be- ren Alternativen zuzuwenden. Der Experte trachtet sind wir gut aufgestellt und waren sah darin trotzdem eine attraktive Beimi- immer überzeugt, zu einem vernünfti- 25
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