KÖLN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate

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KÖLN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
KÖLN
                           [WOHNUNGSMARKT]

S. 4    DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT
Vier Trends im Überblick

S. 8    [KÖLN] FOKUSSIERT
Kölner Lebensart

S. 12   ZAHLEN & FAKTEN
Wissenswertes rund um den
Kölner Wohnimmobilienmarkt

                                      CITY REPORT 2021
KÖLN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN KÖLN                                                  BNP Paribas Real Estate

    INHALT
                                                       08

    04            DER WOHNMARKT DER
                  ZUKUNFT
                  Vier Trends im Überblick

    08            [KÖLN] FOKUSSIERT
                  Kölner Lebensart

    12            ZAHLEN & FAKTEN
                  Wissenswertes rund um den
                  Kölner Wohnimmobilienmarkt      24   WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE!
                                                       Im Gespräch mit Philipp
                                                       Schmitz-Morkramer von Quantum

                                                                             BEST PRACTICE

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                  THE FUTURE IS NOW
                                                                               HAMBURG
                                                       BACK TO THE „ROOTS”
                  Digitale Lösungen für private        Wenn Wohnträume Wurzeln
                  Vermieter                            schlagen

                                                                                                       Fotos / Visualisierungen: SiebersPartner GmbH & Co. KG; Fox 1 GmbH; Garbe Immobilien-Projekte GmbH
                                                                                       28

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EDITORIAL
           W                                                                                                                        „Die Bedeutsamkeit
                        as sind die Wohntrends von heute und morgen? Bereits zum
                        zweiten Mal geben wir Ihnen mit unseren Wohnmarkt-Reports
                        einen detaillierten Einblick in die wichtigsten Standorte Deutsch-                                          der Assetklasse ist
                        lands. Neben den Zahlen und Fakten zum jeweiligen regionalen                                                im vergangenem Jahr
           Markt erwarten Sie anschauliche Best Practices, welche die Vielseitigkeit                                                abermals gestiegen.
           des Wohnens aufzeigen.
                 Das zurückliegende Jahr hat zwar zweifelsohne in der gesamten
                                                                                                                                    Der Bereich Wohnen ist
           Immobilienbranche seine Spuren hinterlassen, gleichzeitig zeigte sich aber                                               krisenfest und daher
           auch, dass die einzelnen Assetklassen hinsichtlich ihrer Resilienz sehr                                                  attraktiver denn je.“
           heterogen sind. So entwickelten sich in der Assetklasse Wohnen die Miet-
                                                                                                                                    CHRISTOPH MESZELINSKY
           und Kaufpreise weiterhin überwiegend positiv.                                                                            Head of Residential Investment,
                 Wohnraum ist schon lange nicht mehr nur der Ort, an dem wir leben                                                  BNP Paribas Real Estate
           und unsere Freizeit verbringen: Die Pandemie hat uns gezeigt, dass unse-
           re eigenen vier Wände auch Arbeitsplatz, Fitnessstudio und Restaurant in
           einem sein können. Wie werden also die Wohnformen der Zukunft aus-
           sehen? Wir werfen einen Blick auf die Trends, welche die Branche in Zu-
           kunft beschäftigen werden. Dabei spielen auch junge Unternehmen, wie
           beispielsweise PropTechs, eine immer wichtigere Rolle. Sie helfen dabei, In-
           novationen und Digitalisierung voranzutreiben und die Vision Smart Home
           oder gar Smart City möglich zu machen.
                 Der Wohnmarkt von morgen muss sich aber auch mit dem Thema
           Nachhaltigkeit beschäftigen. Hilft beispielsweise der Holzbau dabei, nach-
           haltigen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?
                 Begleiten Sie uns in der neuen Ausgabe unserer Reports zu den unter-
           schiedlichsten Projekten in ganz Deutschland und lassen Sie sich von der
           Vielseitigkeit inspirieren!

           Christoph Meszelinsky

IMPRESSUM
Herausgeber, Copyright &                        Creative Direction & Design                      Titelfoto
                                                                                                                                                 klimaneutral
                                                                                                                                                 natureOffice.com | DE-140-856628

Redaktion                                       KD1 Designagentur, Köln                          LemonOne GmbH                                   gedruckt
BNP Paribas Real Estate
GmbH                                            Redaktion
                                                Michaela Stemper

Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Report das generische Maskulinum verwendet. Entsprechende
Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle
Gründe und beinhaltet keine Wertung.

                                                                                                                                                                                    3
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CITY REPORT WOHNEN KÖLN                                                                                      BNP Paribas Real Estate

    DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT

    VIER TRENDS IM ÜBERBLICK
    Manch einer würde sicher sagen, dass der Bereich Wohnen konstant und
    im Vergleich zu anderen Assetklassen kaum Veränderungen unterworfen
    ist. Wer jedoch genauer hinschaut, sieht, dass sich momentan ein Trans-
    formationsprozess abzeichnet. Nicht nur die Digitalisierung bringt viele
    Veränderungen mit sich, auch das Thema Nachhaltigkeit prägt das Denken

                                                                                                        1.
    und die Ziele der Nutzer, und damit wandeln sich auch die Methoden, das
    Bauen und der gesamte Immobilienzyklus.

           Digitalisierung
           Es gibt keine Branche oder keinen Bereich, der sich nicht mit der   Von einem Smart Building spricht man, wenn es um die Ver-
           Digitalisierung auseinandersetzen muss – so auch die Immo-          netzung von Zweckgebäuden geht. Wenn eine gesamte Stadt
           bilienbranche. Es scheint, als würde momentan alles smart           durch Sensoren und Co. vernetzt ist, bezeichnet man diese
           werden: angefangen vom Smart Home über Smart Buildings              als Smart City. Noch ist diese Vernetzung ganzer Städte
           bis hin zu smarten Quartieren oder gar zur Smart City.              größtenteils Zukunftsmusik. Doch gerade Quartiersentwick-
                Ein Smart Home bezeichnet die Digitalisierung im Wohn-         lungen sind eine gute Möglichkeit, um smarte Technologien
           bereich. Bei Wohnimmobilien kommen verschiedene Sen-                wie Apps, Internet of Things (IoT) und Machine Learning zu
           soren und Techniken zum Einsatz, die für mehr Komfort im            erproben. Viele digitale Maßnahmen wie Licht- und Tempe-
           Eigenheim oder in der Mietwohnung sorgen.                           ratursteuerung sowie Video-Türsprechanlagen gehören bei
                                                                               Quartieren bereits zum Standard. Dennoch ist ein komplett
                                                                               digitales Quartier noch eine Seltenheit und damit ein Allein-
                „Sensoren liefern Daten zu Heizung,                            stellungsmerkmal, das im Markt positiv bewertet wird.
                Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Sicherheit                          „Digitalisierung ist vorrangig in der Neubauentwick-
                                                                               lung der vergangenen 5 bis 10 Jahre in den Gateway Cities
                und anderen Gebäudeaspekten, damit                             anzutreffen. Noch nutzen viel zu wenig Neubauprojekte die
                Eigentümer und Betreiber Funktionen und                        Chancen des vernetzten Wohnbaus – obwohl ökonomische,
                Dienstleistungen so optimieren können,                         ökologische und soziale Aspekte dafürsprechen. Auch wenn
                dass der ökologische Fußabdruck des                            es wenige Erhebungen dazu gibt, würde ich schätzen, dass
                                                                               der Anteil im einstelligen Prozentbereich liegt“, berichtet
                Gebäudes so klein wie möglich ausfällt.                        Christoph Meszelinsky, Co-Head Residential Investment
                Damit ist Digitalisierung der unverzicht-                      bei BNP Paribas Real Estate. Neben Smarthome-Anwen-
                bare Begleiter für nachhaltiges Bauen.“                        dungen werden auch weitere Innovationen wichtiger in der
                                                                               (Wohn-)Immobilienwirtschaft: angefangen beim Building
                DR. EIKE WENZEL                                                Information Modeling (BIM) über Blockchain bis hin zur
                Institut für Trend- und Zukunftsforschung                      künstlichen Intelligenz (KI).

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Der Wohnmarkt der Zukunft

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Nachhaltigkeit
Am Thema Nachhaltigkeit kommt auch           das Prinzip ein wichtiger Trend, mit dem
der Wohnimmobilienmarkt nicht vor-           sich Immobilienakteure beschäftigen
bei, so viel ist aus den Zielen des Pa-      sollten. C2C ist angelehnt an die Kreis-
riser Abkommens deutlich geworden.           läufe in der Natur und kann als „vom
Auch der „Klimaschutzplan 2050“ der          Ursprung zum Ursprung“ oder „von der
Bundesregierung gibt für den Gebäu-          Wiege zur Wiege“ übersetzt werden.
desektor ein klares Klimaschutzziel          Cradle-to-Cradle-Produkte werden be-
vor: Wohn- und Arbeitsstätten sollen         reits bei der Entstehung so konzi-
im Jahr 2030 nur noch 70 bis 72 Mio.         piert, dass eine Wiederverwertbarkeit
Tonnen CO2 ausstoßen. Dabei stützt           gewährleistet wird. Anders als beim
sich die Wohn- und Wärmewende vor            Recycling sollen Materialien ohne Qua-
allem auf drei Pfeiler: Energieeffizienz,    litätsverlust immer wieder für densel-                                                      1
verfügbare erneuerbare Energien (Pho-        ben Baustoff wiederverwendet werden.
tovoltaik) sowie alternative Baustoffe       Aus den Baustoffen einer Immobilie
wie Holz oder Recycling-Beton.               soll so am Ende der Nutzungsdauer ein
    In einigen Bereichen ist der Wohn-       neues Gebäude entstehen können.
markt schon nachhaltig aufgestellt. So            Immer mehr Menschen wohnen im
wird beispielsweise der Baustoff Holz        urbanen Raum, wollen aber nicht auf
in Deutschland vor allem beim Woh-           ökologische Produkte, Pflanzen oder
nungsbau eingesetzt. Andere Asset-           die Gartenarbeit verzichten. Landwirt-
klassen tun sich hingegen noch schwer        schaftliche Flächen in der Stadt sind
damit. Zu Unrecht, wie Udo Cordts-San-       jedoch rar. Aus diesem Grund gewinnt
zenbacher, Geschäftsführer & Co-Head         die urbane Landwirtschaft an Bedeu-
Residential Investment, erklärt: „Holz       tung – ein weiterer grüner Trend. Urban
weist ein einzigartiges Verhältnis von       Farming und Urban Gardening werden
Eigengewicht und Tragkraft, Brand-           zwar größtenteils als Synonyme ver-
und Wärmeschutz auf. Daher ist diese         wendet. Das Urban Gardening bezieht
Bauweise eine ideale Möglichkeit, be-        sich jedoch nur auf den Anbau für den
stehende Gebäude aufzustocken oder           Eigenbedarf, während das Urban Far-
Baulücken zu schließen. Gerade im ur-        ming die Landwirtschaft im städtischen
banen Raum ist diese Nachverdichtung         Bereich bezeichnet. Hierbei werden Ge-
im Wohnbereich dringend notwendig.“          müse-, Obst-, Pflanzen- oder Kräuter-
    Cradle to Cradle (C2C) steckt in der     gärten angelegt, um auch auf kommer-
Immobilien- und Wohnungswirtschaft           zieller Basis Produkte für eine größere
noch in den Kinderschuhen, dennoch ist       Bevölkerungszahl zu liefern.

    1    Entspannend und nachhaltig: Urban Gardening trägt zum Wohlbefinden der Bewohner bei.
                   2    Dr. Eike Wenzel, Gründer des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung

         Stadt der Zukunft                                                                           2

        „Die Zukunft gehört den Gebäuden, in denen die Bewohner nicht nur leben und arbeiten, sondern auch einen Großteil
        ihrer Lebensmittel und Dinge ihres täglichen Bedarfs erzeugen können. Auf dem Dach liefern Solarmodule übers Jahr
        gesehen 45 % des Stroms für die Gebäude. Gewächshäuser, die ganzjährig mit LED-Licht betrieben werden, produzie-
        ren 40 % der für die 3.000 Bewohner erforderlichen Menge an Gemüse und Obst. Werden Gebäude nicht zehn oder
        mehr Stockwerke hoch gebaut, lässt sich auch der gesamte Strom- und Gemüsebedarf auf den Dächern produzieren.
        Gibt es Zeiten mit überschüssigem Solarstrom, landet der unter anderem in der Tiefgarage, um dort die Elektroautos
        aufzuladen. Und statt für Besorgungen in die Innenstadt zu fahren, können Bewohner im Erdgeschoss Dinge des
        täglichen Bedarfs mithilfe von 3-D-Druckern selbst herstellen.“

                                                                                                                                     5
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                                          Neue Arten des Wohnens
                                          Die Art und Weise, wie wir wohnen, befindet sich         Gesellschaft immer größer, sodass sich auch die
                                          im ständigen Wandel. Schon vor der Corona-Pan-           Coliving-Angebote ausweiteten. Diese bieten ne-
                                          demie zeichneten sich verschiedene Veränderun-           ben einem Zimmer – wie in einer klassischen Stu-
                                          gen ab. Beispielsweise war ein Trend, die Fläche         dierenden-WG – auch eine Gemeinschaft, ähnlich
                                          zu verkleinern: Mikroapartments und Tiny Houses          dem Coworking. Man lebt nicht nur zusammen,
                                          stießen bei Nutzern und im ersten Fall auch bei          man arbeitet auch im eigenen Zuhause wie in
                                          Investoren auf immer mehr Interesse.                     Coworking-Flächen. Die WG 2.0 war geboren!
                                              Bei Mikroapartments handelt es sich um sehr          „Geselligkeit ist dabei nur ein Aspekt. Wie schon
                                          kleine, vollmöblierte Wohnungen, die, häufig um          beim Microliving treibt die Nutzer des Colivings
                                          umfangreiche Dienstleistungen ergänzt, vermie-           vor allem der Wunsch nach hoher Flexibilität und
                                          tet werden. Mieter können Studierende oder Aus-          Vereinfachung an. Dazu kommt das Bedürfnis,

    3.
                                          zubildende sein, aber auch Geschäftsleute oder           zu einer exklusiven Community mit limitiertem
                                          Pendler, die kurzfristig eine Wohnung benötigen.         Zugang zu gehören. Der All-Inclusive-Ansatz der
                                          Die klassische Standardgröße beträgt zwischen            Anbieter ist marktgängig. Nutzer wollen alles aus
                                          20 und 25 m². „Mit dieser Wohnungsgröße er-              einer Hand und bereits im Preis inbegriffen“, er-
                                          reicht man in der Regel das beste Verhältnis zwi-        klärt Wilke.
                                          schen Baukosten und späteren Mieteinnahmen                   Doch was macht die Pandemie aus die-
                                          – ein wichtiger Anhaltspunkt für Investoren“,            sem Trend? Zum einen wird immer häufiger der
                                          so Stefan Wilke, Director National Residential           Wunsch nach mehr Fläche artikuliert, eine Er-
                                          Investment bei BNP Paribas Real Estate.                  weiterung um ein Arbeitszimmer oder gar einen
                                              Gerade die jüngere Generation war vor der            Fitnessraum. Auch Balkon, Terrasse und Grün-
                                          Pandemie viel in Bewegung, wechselte häufiger            flächen scheinen bedeutender zu werden. Zum
                                          den Wohn- oder Arbeitsort und zeigte sich da-            anderen wird aber an früheren Trends wie den
                                          her begeistert von den Full-Service-Angeboten,           Mikroapartments festgehalten. Die Zeit wird zei-
                                          die manch ein Mikroapartment-Betreiber anbot.            gen, welche neuen Arten des Wohnens die Zu-
                                          Gleichzeitig wurde aber auch der Wunsch nach             kunft für uns bereithält.

    Kanso Frankfurt: Das Mikroapartment-Projekt mit über 300 Einheiten überzeugt durch eine hochwertige Bauweise und eine stilvolle Innenausstattung.

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KÖLN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
Der Wohnmarkt der Zukunft

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                                                                                                                    1

                                                                                                                                                                    2

                                                                                                                          1    Krisenfest: Healthcare-Immobilien
                                                                                                                          erfuhren in der Pandemie im Vergleich
                                                                                                                          zu anderen Bereichen keinen Rückgang in der
                                                                                                                          Nachfrage von Investorenseite.
                                                                                                                          2    Anna-Lena Hetzel Transaction
                                                                                                                          Manager BNP Paribas Real Estate Investment
                                                                                                                          Management

                                         Demografischer Wandel
                                         Ein weiterer Trend, der nicht vernach-      xen, aber auch Formen des betreuten      „Die Assetklasse der Healthcare-Immo-
                                         lässigt werden sollte, ist der demografi-   Wohnens, die es den Senioren ermög-      bilien hat in der Pandemie im Vergleich
                                         sche Wandel. Unsere Gesellschaft wird       lichen, ihr Leben so lange wie mög-      zu anderen Bereichen keinen Rückgang
                                         immer älter, doch gerade für die späte      lich selbstständig – aber mit gewisser   in der Nachfrage von Investorenseite
                                         Lebensspanne fehlt es an bedarfsge-         Unterstützung – zu führen. Bereits       erfahren und sich als sehr krisenfest
                                         rechten Wohnlösungen. Aus diesem            heute gibt es neben den traditionellen   gezeigt. Dies gilt insbesondere für Se-
                                         Grund gewinnen Healthcare-Immobili-         Pflegeeinrichtungen betreutes oder       niorenheime, die durch entsprechend
                                         en immer mehr an Relevanz.                  Service-Wohnen, Seniorenresidenzen,      hohe Schutzmaßnahmen gegenüber
                                             Der Bedarf an seniorengerechtem         Pflege-WGs, Mehrgenerationenhäuser       ihren Bewohnern kaum von der Krise
                                         Wohnen steigt hierzulande massiv.           oder Cohousing-Modelle.                  betroffen waren. Dies hat dazu geführt,
                                         Während in Deutschland im Jahr 2012             Seniorengemeinschaften     werden    dass die Nachfrage nach Seniorenhei-
                                         knapp 21 % der Einwohner über 65 Jah-       schon jetzt als einer der am schnells-   men und Healthcare-Immobilien im
                                         re alt waren, wird dieser Anteil nach       ten wachsenden und sich entwickeln-      Allgemeinen weiter gestiegen ist, das
Fotos: Fox 1 GmbH; Adobe Stock / Spuno

                                         Schätzungen des BMI bis zum Jahr 2035       den Sektoren auf dem Immobilienmarkt     Wettbewerbsverhalten unter den In-
                                         auf etwa 30 % ansteigen. 2050 wird so-      angesehen. Und dieser Trend wird sich    vestoren deutlich zugenommen hat
                                         gar damit gerechnet, dass jeder Siebte      auch in Zukunft fortsetzen, da sich      und die Renditen für die Assetklasse
                                         älter als 80 Jahre sein wird.               Gesundheitsimmobilien als relativ im-    weiter gesunken sind. Durch das ge-
                                             Jetzt und besonders in der Zukunft      mun gegen allgemeine wirtschaftliche     stiegene Investoreninteresse erwarten
                                         werden daher immer mehr Health-             Krisen zeigen, weiß Anna-Lena Hetzel,    wir eine zunehmende Professionalisie-
                                         care-Immobilien gebraucht. Dazu zäh-        Transaction Manager von BNP Paribas      rung des gesamten Marktes.“
                                         len Pflegeheime, Ärztehäuser und Pra-       Real Estate Investment Management:

                                                                                                                                                                        7
KÖLN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN KÖLN                                                                                     BNP Paribas Real Estate

                                                        [ KÖ L N ] F O K U S S I E R T

                                 KÖLNER LEBENSART

             Mitten in der Stadt zu wohnen, gehört zur Kölner Lebensart
            wie das Kölsch und der Dom. Doch das begrenzte Angebot trifft
            auf eine immense Nachfrage. Wie man dem begegnet, wo sich
              Chancen mitten im Veedel auftun und wie unterschiedliche
             Nutzungen auf einen (Kölsch-)Deckel passen, erklärt Projekt-
                entwickler Klaus Braß von SiebersPartner im Interview.

           Wir möchten gerne mit dem Blick auf das große               Funktioniert die Rheinmetropole denn
           Ganze beginnen. Was ist Ihrer Meinung nach                  anders als andere A-Städte?
           typisch für die Stadtentwicklung in Köln?                   Klaus Braß: Nein, auch wir stehen vor der Herausforde-
           Klaus Braß: In Köln herrscht seit vielen Jahren ein Nach-   rung, Wohnraum zu schaffen, wo eigentlich kein Platz
           frageüberhang bei Wohnungen – die Stadt wächst. Maß-        mehr ist. Verzögern sich Baugenehmigungen durch
           nahmen zur Stadtverdichtung wie Aufstockungen oder          Umwelt-, Nachbarschafts- oder Verkehrsthemen, die
           die Konversion von Büro- in Wohnflächen reichen nicht       mit in die Planung einbezogen werden müssen, wird es
           aus. Zudem hilft es der Angebotsseite wenig, wenn nur       noch schwieriger. Das gilt für Köln wie für viele andere
           kleinteilige Projekte im Stadtgebiet angegangen wer-        A-Städte.
           den. Es fehlt für die Entwicklung von großen Quartieren
           schlichtweg Fläche. Die wenigen Industriebrachen, die       Sehen Sie einen besonderen Bedarf
           umgewidmet werden können, wie etwa das Clouth-Areal         in Köln und Umgebung?
           in Nippes oder das KHD-Gelände in Mülheim, sind rar.        Klaus Braß: Die dynamisch wachsende Großstadt ver-

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KÖLN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
[Köln] fokussiert

                                                        zeichnet den größten Zuzug in der Gruppe der Men-

                                                                                                                   Ganz Köln ist gefragt
                                                        schen unter 30 Jahren. Viele schätzen die weltoffene
                                                        Stadt mit ihrem unverwechselbaren Charakter und der
                                                        starken lokalen Verbundenheit der Bewohner, suchen
                                                        aber aufgrund der Wohnungsknappheit in der City auch       Auch wir beobachten eine weiterhin starke Nachfrage nach
                                                        im Umland. Pendler aus Städten wie Pulheim, Hürth          Wohnraum in Köln. Diese steht einer Leerstandsquote von
                                                        oder Bergisch Gladbach erreichen uns in 20 Minuten. In     nur 0,88 % gegenüber, wobei mindestens 3 % für einen
                                                        Berlin entspräche das einer Fahrt durch die Innenstadt.    ausgeglichenen Wohnmarkt notwendig wären. Insbe-
                                                        Der Großraum Köln müsste mit einer höheren Frequenz
                                                        und einem stärker ausgebauten U- und S-Bahnnetz
                                                                                                                   sondere 1- bis 2-Zimmer-Wohnungen sind bei jüngeren
                                                        besser erschlossen werden. Die Erweiterung des Stadt-      Wohnungssuchenden begehrt, denn die Domstadt bleibt
                                                        gebiets auf diese Art wäre ein großer Wurf, den Köln       ein gefragter Unistandort. Das gilt auch für Köln als Me-
                                                        und die umliegenden Städte aus Partikularinteressen        dienstadt und Start-up City im Rhein-Ruhr-Gebiet. So wird
                                                        leider noch nicht gewagt haben.                            sich auch der Markt für Mikro- oder Serviced Apartments
                                                        Was sind aus Sicht eines Entwicklers
                                                                                                                   beleben, wenn sich die Pandemie abschwächt.
                                                        interessante Stadtteile?
                                                                                                                   Mietwohnungen sind im gesamten Stadtgebiet gefragt.
                                                        Klaus Braß: Interessant sind rechtsrheinisch der
                                                        Stadtteil Mülheim mit dem ehemaligen KHD-Gelände
                                                                                                                   Eigentum wird bevorzugt in Lindenthal, Braunsfeld und im
                                                        und der Deutzer Hafen. Wer den Zuschlag für solche         Süden gesucht. Es fehlen 4- bis 5-Zimmer-Wohnungen,
                                                        Brachflächen erhält, hat – meiner Meinung nach –           sodass Familien an den Stadtrand, beispielsweise nach
                                                        auch die entwicklerische Pflicht zu handeln. Denn ein      Widdersdorf, ausweichen. Auch aus Renditegesichts-
                                                        neues Quartier steht nicht für sich allein, es beflügelt
                                                                                                                   punkten werden Randbezirke attraktiver. Investoren, die
                                                        auch die Umgebung. Linksrheinisch sind Ehrenfeld
                                                        und Nippes – Stadtteile mit echten Veedelsqualitä-
                                                                                                                   innerstädtisch mit dem 30-Fachen der Jahresnettomiete
                                                        ten – interessant. Gerade bei letzterem tut sich noch      kalkulieren müssen – bei einem Durchschnitt von 25 –
                                                        eine große Spanne im Preisgefüge der Bestandswoh-          suchen nun verstärkt linksrheinisch, etwa in Porz.
                                                        nungen auf. Hier findet man eine Mischung aus sehr

                                                                                                                   CHRISTOPHER HERTZBERG
                                                                                                                   Director Regional Residential Investment
                                                                                                                   BNP Paribas Real Estate
Foto / Visualisierungen: SiebersPartner GmbH & Co. KG

                                                                                                                                                                               9
KÖLN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN KÖLN                                                                                   BNP Paribas Real Estate

                             „Neben Coworking-Flächen
                             und Wohnen sind auch
                             Kunst und Kultur Teil des
                             neuen Konzepts für das
                             historische Clouth-Areal.“

            guten Wohnlagen und solchen, die einfach wegen             kann man sich vorstellen, wie lukrativ dieser Markt
            bestimmter lokaler Gegebenheiten nicht so attrak-          inzwischen ist. Auch wir haben umgedacht: Die Entwick-
            tiv sind. Das können wirklich Mikrosituationen sein,       lung Clouth. Tor 2 ist unser größtes Konversionsprojekt
            etwa eine – wie man in Köln sagt – „fiese Ecke“. Ist       im Bereich Wohnen in Köln. Bei der Ausschreibung für
            der Bestand in einer solchen Lage niedrig bewertet,        das Areal mit seinem historischen Gebäudebestand
            lohnt es sich für Projektentwickler, neue Wohnflächen      half unsere Expertise beim Thema Denkmalschutz. Wir
            in einem standortangemessenen, qualitativ hochwerti-       entwickelten bereits zwei Silogebäude im Rheinauhafen
            gen Projekt mit interessanter Architektur zu schaffen.     und das Bonner Münsterhaus.

            Welche Projekte haben in der letzten Zeit maß-             Quasi der Wegbereiter für Ihre Projekt-
            geblich die Stadtentwicklung beeinflusst?                  entwicklung in Köln Nippes …
            Klaus Braß: Wohnen und Arbeiten am Wasser werden           Klaus Braß: Unsere Projektentwicklung Clouth. Tor 2
            immer attraktiver: Bestes Beispiel ist der Rheinauhafen.   wird das letzte zu entwickelnde Grundstück auf dem
            Hier liegt auch das Büro von SiebersPartner hinter der     gesamten Gelände der alten Gummiwarenfabrik sein.
            historischen Fassade des Hauses „Siebengebirge“. Der       Das insgesamt 14,5 ha große Areal bietet Platz für
            Rheinauhafen mischt Wohnen und Arbeiten, Gastrono-         mehr als 1.200 Wohnungen bzw. Wohnraum für 3.000
            mie und Kultur und nicht zuletzt Historie und Moderne.     Menschen und wird ein neues Viertel im Stadtteil
            Gleiches gilt für den Deutzer Hafen: Die Zukunftsent-      Nippes bilden, welches mit seinem Umfeld vernetzt
            wicklung soll auf 37,7 ha – davon 8 ha Wasserfläche –      werden soll. Der Denkmalschutz erstreckt sich nicht
            zeigen, wie ein gemischt genutztes Quartier mit einer      nur auf die Verwaltungsgebäude, sondern auch auf den
            vielfältigen Nachbarschaft aussehen kann.                  Ehrenhof und die Außenbereiche. Der nordwestliche
                                                                       Bauabschnitt ist so groß, dass wir neben dem 8.000 m²
            Welche Erfahrungen haben Sie mit der                       großen denkmalgeschützten Altbau auch 12.500 m²
            Umwidmung von Flächen gemacht?                             Neubau auf der Grundstücksreserve realisieren können.
            Klaus Braß: Die Assetklasse Wohnen war bis vor etwa        Eine weitere Besonderheit ist der Quartiers-Charakter:
            zehn Jahren nicht so attraktiv wie heute. Aber wenn eine   Von vier Straßen – drei Autostraßen und einem Geh-
            Stadt es schafft, Büro- in Wohnflächen umzuwidmen,         und Radweg – wird das Areal begrenzt.

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[Köln] fokussiert

                                                        Wo liegen die Herausforderungen?                           übersteigen. Ein schnelles „Kasse machen“ findet man
                                                        Klaus Braß: Zunächst galt es, den Wettbewerb um das        in Köln weniger, ebenso wie internationale Investoren
                                                        Grundstück zu gewinnen. Dieser war nicht allein auf        oder exklusive Wohnhochhäuser. Ganz selten liest man
                                                        den höchsten Kaufpreis reduziert. Die Angebote wurden      „Teuerste Wohnung Kölns verkauft.“ Der Markt ist ein-
                                                        anhand des Kaufpreises, des investorenspezifischen         fach gesünder.
                                                        Nutzungskonzepts sowie dessen Nachhaltigkeit be-
                                                        wertet. Unser Konzept mit Theater, Musical-Akademie        Gibt es weitere zukunftsweisende
                                                        und Kunst neben Wohnen und Coworking-/Start-up-            Projekte Ihres Hauses?
                                                        Flächen hat uns nach vorne gebracht. Die zukünftige        Klaus Braß: Wir möchten in Mittelstädten Projekte in
                                                        Herausforderung besteht darin, die geplanten Nut-          1A-Lagen – entgegen dem Marktzyklus im Einzelhan-
                                                        zungsarten architektonisch so miteinander zu verbin-       delsbereich – entwickeln. Denn wir erwarten hier eine
                                                        den, dass sie sich ergänzen und nicht einschränken         hohe Marktdynamik. Wir glauben, dass es sich lohnt,
                                                        – sei es beispielsweise von bautechnischer Seite oder      mit einem Projekt wie dem Kaiser Carré in Siegburg
                                                        bei der Planung der inneren Erschließung. Der enor-        Einzelhandelsflächen und Wohnen zu verbinden.
                                                        me Vorteil des Projekts liegt darin, dass wir auf dem
                                                        12.500 m² großen Grundstück gut gestalten können.

                                                        Welche neuen Aspekte an ein modernes Quartier
                                                        erfüllt die Projektentwicklung?
                                                        Klaus Braß: Was macht Leben in Köln aus? Eine urbane
                                                        Umgebung mit Restaurants, Theatern, Kneipen und viel
                                                        Gemeinschaftsgefühl, würde ich sagen. Das alles kön-
                                                        nen wir in diesem multifunktionalen Quartier abbilden.
                                                        Wenn wir unser Konzept richtig umsetzen, können wir
                                                        mitten in Köln einen lebendigen, urbanen Wohnraum
                                                        für 350 bis 400 Menschen schaffen. Und es gelingt uns
                                                        hoffentlich darüber hinaus, das Quartier mit dem Tra-
                                                        ditionsviertel Nippes zu verknüpfen. Offenheit heißt die
                                                        Devise – der Ehrenhof wird rund um die Uhr zugänglich
                                                        sein. Durch die Restaurants, diverse Veranstaltungs-
                                                        flächen, den Theatersaal und die Akademie wird im vor-
                                                        deren Bereich des Areals immer Betrieb herrschen.
                                                        Trotz der geschlossenen Lage vermitteln wir Passanten
                                                        das Gefühl, willkommen zu sein. Im hinteren Bereich als
                                                        ruhigem Rückzugsort entstehen dann 140 Wohnungen.

                                                        Wie ist die Nachfrage strukturiert?
                                                        Klaus Braß: In Bezug auf Nippes hat unsere Bedarfs-
                                                        analyse meine persönlichen Beobachtungen bestätigt:
                                                        Das Viertel ist ein ausgesprochener Familienstandort.
                                                        In den rund 1.200 Wohneinheiten des neuen Viertels
                                                        leben alle, die das Urbane und Lebendige schätzen.
                                                        Unser Wohnflächenmix von 1- bis 5-Zimmer-Wohnun-

                                                                                                                       SiebersPartner
                                                        gen ist auf familienorientierte Größen ausgerichtet.
                                                        Ebenfalls auf Gemeinschaft bedacht sind die geförder-
                                                        ten Wohnheimplätze in 2- und 3-Zimmer-Wohnungen
                                                        für Studierende. Nach wie vor ist Köln ein gefragter            Das seit vielen Jahren eingespielte Team besteht aus dem
Foto / Visualisierungen: SiebersPartner GmbH & Co. KG

                                                        Unistandort. Insgesamt soll eine stabile soziale Durch-         geschäftsführenden Gesellschafter Klaus Braß und dem
                                                        mischung das Viertel prägen.                                    Gesellschafter Winfried Siebers. Projekte werden lösungs-
                                                        Und was schätzen Residential-Investoren
                                                                                                                        orientiert kalkuliert, immer mit dem Blick auf eine solide
                                                        an der Domstadt?                                                Wertschöpfung und schnelle Umsetzung. Der konzeptionelle
                                                        Klaus Braß: Auf der Suche nach stabilen Anlagen mit             Ansatz des Büros reicht von der Lageverbesserung bestehen-
                                                        regelmäßigem Cashflow fällt der Blick der institutio-           der Objekte durch neue Architektur über Belebung aus-
                                                        nellen Investoren unweigerlich auf den Wohnungsbau.             sterbender Geschäftsstraßen in den Mittelzentren bis hin zur
                                                        Kölner Residential-Investoren wissen, dass sie in den
                                                        nächsten Dekaden keine Vermietungsprobleme haben
                                                                                                                        Aufwertung ganzer Quartiere.
                                                        werden, denn die Nachfrage wird weiterhin das Angebot

                                                                                                                                                                                           11
CITY REPORT WOHNEN KÖLN                                                                                                                                                                       BNP Paribas Real Estate

                 Köln blickt auf eine mehr als 2.000-jährige Geschichte zurück
                                                                                            KÖLN
                  und bekennt sich schon aus Tradition zu Weltoffenheit und
              Toleranz. Dank dieses Lebensgefühls herrscht in der Domstadt eine
                    besondere Verbundenheit der Einwohner zu ihrer Stadt.

                • Köln ist nicht nur ein wichtiger Unternehmens-, Hoch-                                                        die Leerstandsquote, die schon 2014 bei sehr nied-
                  schul- und Wissenschaftsstandort, sondern auch für                                                           rigen 1,1 % lag, bis 2019 nochmals nachgegeben hat
                  Kölsch, Karneval und Geselligkeit bekannt. Zusammen                                                          und bei nur noch knapp 0,9 % liegt.
                  bildet dies einen guten Mix für eine hohe Lebensqua-                                                       • Mit einer zügigen Entspannung der Wohnungsmärk-
                  lität. Dies macht sich auch in der Einwohnerstatistik                                                        te ist auch mit Blick auf die Baugenehmigungen nicht
                  bemerkbar: Seit 2014 ist die Einwohnerzahl um gut                                                            zu rechnen. Diese bewegen sich im Schnitt der Jahre
                  5 % auf etwa 1,09 Mio. gestiegen.                                                                            2014 bis 2019 bei etwa 3.100 Wohneinheiten pro Jahr.
                • Während die Nachfrage nach Wohnraum unverändert                                                            • Dennoch werden eine Reihe größerer Wohnbaupro-
                  hoch ist, ist auf der Angebotsseite weiterhin keine Ent-                                                     jekte in Angriff genommen. Da die Innenstadt schon
                  spannung in Sicht. Zwischen 2014 und 2019 lag die                                                            heute eng bebaut ist, stehen dezentrale Standorte im
                  Zahl der neuen Wohnungen durchschnittlich bei gut                                                            Fokus. Zu nennen ist hierbei beispielsweise die Ent-
                  2.800, während sich die Zahl der zusätzlichen Haus-                                                          wicklung des ehemaligen Güterbahnhofs Ehrenfeld,
                  halte im Schnitt bei über 7.000 bewegte. Die neu ent-                                                        wo mit dem „Ehrenveedel“ ein neues Stadtquartier
                  standenen Wohnungen reichen also nicht einmal an-                                                            mit etwa 500 Wohnungen entstehen soll. Für Aufse-
                  satzweise aus, um den zusätzlichen Bedarf aufgrund                                                           hen sorgt zudem das geplante Waldviertel in Roden-
                  steigender Haushalte zu decken.                                                                              kirchen, wo auf einem über 43.000 m² großen Areal ein
                • Die geschilderte Diskrepanz zwischen Haushalts-                                                              Neubaugebiet zum Wohnen und Arbeiten mit über 400
                  wachstum und Baufertigstellungen führte dazu, dass                                                           Wohneinheiten geplant ist.

     ENTWICKLUNG BEVÖLKERUNG UND WOHNUNGSBESTAND 2014–2020                                                                   ENTWICKLUNG NACHFRAGE UND ANGEBOT 2014–2019
       Bevölkerung           Wohnungsbestand                                                                                   Genehmigungen                   fertiggestellte Wohnungen
                                                                                                                               ø zusätzl. Haushalte p. a.
                                1.087.863
                 1.034.175

                                                                                                                             8.000
                                                                                                                                                                                                                                                     7.210
                                                                                                                             7.000
                                            +5 %
                                                                                                                             6.000
                                                                                           563.238
                                                                        547.256

                                                                                                                             5.000
                                                                                                                                                                         3.803
                                                                                                                                                      3.767
                                                                                                                                      3.473

                                                                                                                                              3.435

                                                                                                                                                                                                                      3.402
                                                                                                                                                                                 3.095

                                                                                                                             4.000
                                                                                                                                                                                                              2.942
                                                                                                                                                              2.908

                                                                                                                                                                                                                                 2.409
                                                                                                                                                                                            2.327
                                                                                                                                              3.556

                                                                                                                                                                                                    2.055

                                                                                                                                                                                                                                         2.030

                                                                                                     +3 %                    3.000

                                                                                                                             2.000

                                                                                                                             1.000

                2014           2020                                    2014               2020                                           2014            2015               2016              2017               2018              2019

                                                   Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020                                    Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020; GfK Geomarketing

12
Zahlen & Fakten

                                                            AUF EINEN BLICK
                                                                                    NACHFRAGE

                                                          +486
                                                          Personen
                                                           Wanderungssaldo im Jahr 2019
                                                                                                                                  9,2 %
                                                                                                                                  Arbeitslosenquote 2020,
                                                           +4.212 Personen im Jahr 2018                                           +1,4 %-Punkte zum Vorjahr

583.591 Haushalte 97,5
zum 31.12.2019, +2.141 Haushalte zum Vorjahr                                                       Kaufkraftindex pro Haushalt 2020, 46.649 € Kaufkraft pro Haushalt

                                                                                      ANGEBOT

563.238
                                                                                                                         Leerstandsquote
                                                                                                                                    1,1 %

                                                                                                                                                       0,9 %

Wohnungen
zum 31.12.2019, +1.577 Wohnungen zum Vorjahr                                                                                        2014                2019

40,1 %
Anteil Mehrfamilienhäuser 31.12.2019, -0,1 %-Punkte zum Vorjahr
                                                                                      2.409
                                                                                       Baugenehmigungen 2019, -533 Wohnungen zum Vorjahr
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, GfK Geomarketing, Bundesagentur für Arbeit, CBRE-empirica Leerstandsindex                                        13
CITY REPORT WOHNEN KÖLN                                                                                                                                            BNP Paribas Real Estate

 MARKT FÜR MIETWOHNUNGEN
     MIETEN LEGEN WEITER ZU
                                                                                                                                                                                   TOP 5 (BESTAND)
                                                       57                                     59                                                                  Burscheid        ANGEBOTSMIETEN 2020
                                                                                                                                                                     1
                                                                                                                            er
                                                                                                                                                                                   19,25
                                                                                                                                                                                    D
                                                                                                                                                                                           €/m2
                                                                                                                        pp
                                                                                                                                                                                      ün
                                                                                                                            u

                                                                                                                                                                                    h
                                                                                                                                                                                         n
                                                                                                                        W
                                                                                                                                                                                   Belgisches Viertel /
                                                                                                                                                                                   Friesenplatz

                                                                                                           LEVERKUSEN
                                                                                               Rh
                                                                                                  e
                                                                                                                                                                                   18,80 €/m2
                                                                                                      in                         3
                                                                                                                                       ün
                                                                                                                                                                                   Neustadt-Nord /Agnesviertel
                                                                                                                                      Dh

                                                                                                                                            n                 Odenthal
                                                                           Chorweiler
                                                                                Fühlinger See                                                                                      17,30 €/m2
                                                                                                                                                                                   Severinsviertel / Südstadt
                                                                                         1

                                                                                                                                                          BERGISCH GLADBACH
                                                                                                                                                                                   16,00 €/m2
                                                 Pulheim                                              Niehl
                                                                                                                                                                                   Zentrum / Altstadt

                                                                                                                                                                        15,45 €/m                             2

                                                            Bocklemünd                                                                                                             Altstadt-Nord / Eigelstein
                                                                                                                                                      Dellbrück
                                                                                         57
                                                                                                   Nippes                       Mülheim                                   Bensberg
                                                                                                                                                              Refrath              MIETDYNAMIK 2014–2020
                                                                                                            Rhein

                                                                                                                                                                                   64 %
                                                                                                                                                                                                       lz
                                                                                                                                                                                                     Sü
                                                                               Braunsfeld                 Deutz                                 3;4                                Neustadt-Nord /Agnesviertel
                                                        Weiden
                                                                                                   Altstadt                                                   Rath                 53 %
                                                                  4                                                                                   3
                                                                                                                                            4                                      Belgisches Viertel /
                                                                                                                                                                                   Friesenplatz
                                                                                                                                       559
                                                  Frechen
     © mapz.com - Map Data: OpenStreetMap ODbL

                                                                                  Klettenberg                                                                                      45 %
                                                            1                                              Marienburg                                                               Rösrath
                                                                                                                                                                                                                  Quelle: IDN Immodaten GmbH

                                                                                                                                                                                   Pesch / Lindweiler

                                                                                                                                                  Porz                             43 %
                                                                      Hürth
                                                                                                             555                                                                   Wahn / Wahnheide / Lind
                                                                                                                                                                              Flughafen Köln/      Sü
                                                                                                                                                                              Bonn 40 %               l   z

                                                                                                                                                                                   Riehl / Niehl

                                                                                                                          in
                                                                                                                        he
                                                                                                                                                                                         Lohmar
                                                                                                                    R

                                                                Bleibtreusee             553                                                                 59
                                                                                 Brühl
     LAGEKLASSE                                         sehr gut         gut        durchschnittlich                einfach
                                                                                                                                                                                                                                               Foto: David J. Engel / stock.adobe.com

                                                   • Aufgrund des positiven Wanderungssaldos und des                                   Vergleich der A-Städte immer noch einem moderaten
                                                     unzureichenden Neubauvolumens steigen die Miet-                                   Niveau entspricht.
                                                     preise kontinuierlich an. Zwischen 2014 und 2020                                • Auch die Corona-Pandemie hat keinen bleibenden
                                                     hat sich die mittlere Angebotsmiete über alle Lage-                               Eindruck auf dem Kölner Mietwohnungsmarkt hin-
                                                     klassen hinweg um insgesamt 29 % verteuert, wobei                                 terlassen. Der Preisanstieg der mittleren Angebots-
                                                     der Mietpreisanstieg über die einzelnen Jahre auf-                                miete lag 2020 im Vergleich zum Vorjahr bei 4,5 %
                                                     fällig gleichmäßig verlaufen ist. Zuletzt lag die An-                             und bewegt sich damit sogar leicht oberhalb des
                                                     gebotsmiete im Mittel bei fast 11,50 €/m², was im                                 jährlichen Mittels (4,3 % p. a.).

14
Zahlen & Fakten

                                                             Mieten im gesamten Stadtgebiet gestiegen
                                               Angebotsmieten im Städtevergleich unterdurchschnittlich
                                                              Belgisches Viertel teuerstes Stadtquartier

• Betrachtet man die Mietpreissteigerung nach Lage-             ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSMIETEN NACH WOHNLAGEN (BESTAND)
  qualität, so springen einige Besonderheiten ins Auge:              sehr gut (+22 %)        gut (+31 %)         durchschnittlich (+25 %)
  Die Angebotsmieten verteuerten sich ausgerechnet                   einfach (+27 %)         gesamt (+29 %)
  in den sehr guten Wohnlagen seit 2014 nur unter-              €/m²
  durchschnittlich (+22 %). Bei guten Wohnlagen zeigt
  sich hingegen mit +31 % der größte Mietpreisanstieg.          15

  Durchschnittliche und einfache Wohnlagen verteuer-
  ten sich um 25 bzw. 27 %.
• Die teuersten Lagen der Domstadt liegen allesamt              12
  innerhalb der Ringe oder unmittelbar dahinter. Der
  Spitzenreiter ist dabei das Belgische Viertel, das sich
  dank zahlreicher Restaurants, Galerien, Modebou-
                                                                 9
  tiquen und seiner ansprechenden Architektur immer
  mehr in Richtung Szeneviertel entwickelt. Dem-
  entsprechend hoch ist auch die mittlere Angebots-
  miete, die auf nunmehr 19,25 €/m² geklettert ist.                     2014     2015     2016     2017       2018           2019       2020
  Dank seiner relativ geschlossenen historischen Be-                                                                          Quelle: IDN Immodaten GmbH
  bauung erfreut sich auch das Agnesviertel nördlich
  des Ebertplatzes großer Beliebtheit. Hier werden im           ANGEBOTSMIETEN NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND)
  Mittel 18,80 €/m² aufgerufen. Auf Platz 3 folgen die          €/m²           Median          oberes Segment
  quirlige Südstadt und das Severinsviertel, wo die
  mittlere Angebotsmiete ein Niveau von 17,30 €/m²              25
  erreicht hat.
• Beleuchtet man die Mietpreisentwicklung der einzel-           20
  nen Stadtquartiere, lässt sich ein interessantes Mus-
  ter feststellen: Die höchste Dynamik weisen Teilla-           15
  gen der Neustadt-Nord (+64 %) sowie des Belgischen
  Viertels (+53 %) auf, die auch absolut betrachtet zu          10
  den teuersten Lagen zählen. Auf dem Fuße folgen
  mit Pesch / Lindweiler (+45 %) sowie Wahn / Wahn-
                                                                 5
  heide / Lind (+43 %) Stadtviertel, die teils in der äu-
                                                                               14,85

                                                                                           11,95

                                                                                                      11,10

                                                                                                                     11,60

                                                                                                                                       12,15

  ßersten Peripherie zu verorten sind. Hier führt das
  niedrige Ausgangsniveau dazu, dass die prozentualen                           1          2              3           4             5 und mehr

  Mietpreisanstiege überproportional ausfallen.                                                                               Quelle: IDN Immodaten GmbH

                                                                                                                                                       15
CITY REPORT WOHNEN KÖLN                                                                          BNP Paribas Real Estate

 MARKT FÜR
 EIGENTUMS-
 WOHNUNGEN
     PREISE NEHMEN FAHRT AUF
               • Auch bei Eigentumswohnungen ist ein Nachfrageüber-
                 hang festzustellen. Da das Angebot genau wie auf dem
                 Mietwohnungsmarkt weit davon entfernt ist, die un-
                 gebrochene Nachfrage bedienen zu können, schnellen
                 auch die Kaufpreise weiter in die Höhe. So legte der
                 Median-Angebotspreis für Eigentumswohnungen über
                 alle Lagekategorien hinweg zwischen 2014 und 2020
                 um stolze 80 % zu. Im Mittel müssen Wohnungskäufer
                 knapp 3.800 €/m² auf den Tisch legen. Auch die Coro-
                 na-Pandemie konnte den starken Preisauftrieb nicht
                 stoppen: 2020 stiegen die Median-Angebotspreise ge-
                 genüber dem Vorjahr um weitere 8 %.
               • Während sich Eigentumswohnungen in sehr guten
                 Wohnlagen um etwa 43 % verteuert haben und der-
                 zeit mit etwa 4.700 €/m² zu Buche schlagen, haben
                 sich die Angebotspreise in den einfachen Wohnlagen               Preise stärker gestiegen als Mieten
                 glatt verdoppelt. Hier werden jetzt gut 3.500 €/m²
                 aufgerufen. Waren Wohnungen in sehr guten Lagen
                 im Jahr 2014 noch 90 % teurer als in einfachen, lag
                                                                                  Einfache Wohnlagen mit starkem Wachstum
                 dieser Abstand 2020 bei nur noch 35 %. Es zeigt sich
                 somit, dass die Lagequalität längst nicht mehr das
                                                                                  Deutliche Nachholeffekte auf der Schäl Sick

     ANGEBOTSPREISE (BESTAND) 2020 IN DEN ABSOLUTEN PREMIUMLAGEN

        6.080 €/m        2
                                  6.020 €/m         2
                                                             5.950 €/m        2
                                                                                  5.770 €/m      2
                                                                                                          5.315 €/m             2
                                                                                                                                              Foto: Sebastian Hamm / Shutterstock

              Sülz                 Uni-Viertel /               Altstadt-Süd        Alstadt-Nord /            Südstadt /
                                  Kwartier-Latäng                                    Eigelstein             Volksgarten
                                                                                                                 Quelle: IDN Immodaten GmbH

16
Zahlen & Fakten

STADTTEILE MIT DER HÖCHSTEN PREISDYNAMIK 2014–2020                          ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSPREISE ETW IN DEN WOHNLAGEN
(PREIS 2020, BESTAND)                                                       (BESTAND)
                                                                              sehr gut (+43 %)               gut (+82 %)           durchschnittlich (+76 %)
                                                                              einfach (+101 %)               gesamt (+80 %)

       151 %
                                                                            €/m²

                                                                            5.000

                                                                            4.000

                                                                            3.000

 Brück / Neubrück /
Merheim (3.260 €/m2)               123 %                                    2.000

                                                                            1.000

       121 %
                                                                                    2014           2015      2016       2017       2018        2019            2020
                             Höhenhaus / Stammheim /                                                                                          Quelle: IDN Immodaten GmbH

                               Flittard (4.850 €/m2)
                                                                            ANGEBOTSPREISE NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND)
                                                                            €/m²        Median                    oberes Segment

                                   114 %
                                                                            8.000

   Höhenberg / Kalk                                                         7.000
     (3.525 €/m2)
                                                                            6.000

                                                                            5.000

       114 %                 Mühlheim / Buchforst                           4.000

                                (4.285 €/m2)                                3.000

                                                                            2.000

                                                                            1.000
                                                                                           4.180

                                                                                                          3.830

                                                                                                                         3.760

                                                                                                                                      3.975

                                                                                                                                                       4.320

    Esch / Auweiler                                                                         1              2              3               4       5 und mehr

      (3.715 €/m2)                       Quelle: IDN Immodaten GmbH                                                                           Quelle: IDN Immodaten GmbH

  alleinige Kaufkriterium ist, sondern das verfügbare                 preisdynamik bislang noch nicht hervorstechen, än-
  Angebot zunehmend an Bedeutung gewinnt.                             dert sich das Bild mit Blick auf die ETW-Preise funda-
• Analog zum Mietwohnungsmarkt befinden sich die                      mental. Gleich 4 der 5 dynamischsten Stadtquartiere
  Lagen mit den höchsten Angebotspreisen größten-                     befinden sich auf der „Schäl Sick“. So haben sich die
  teils im Bereich der Ringe. Spitzenreiter ist Sülz, das             Angebotspreise in Brück / Neubrück / Merheim zwi-
  mit seiner attraktiven Lage zwischen Uni und Beet-                  schen 2014 und 2020 um gut 150 % verteuert. Auch in
  hovenpark und einer sehr ansehnlichen Bebauung                      Höhenhaus / Stammheim / Flittard (+123 %), Höhen-
  punkten kann. Hier liegen die Median-Angebotsprei-                  berg / Kalk (+121 %) und Mülheim / Buchforst (+114 %)
  se bei knapp 6.100 €/m², während im nahegelegen                     haben sich die Preise mehr als verdoppelt. Diese
  Uni-Viertel / Kwartier Latäng gut 6.000 €/m² aufge-                 Aufholeffekte sorgen dafür, dass die lange diskutierte
  rufen werden.                                                       Aufwertung des rechtsrheinischen Kölns jetzt immer
• Während die rechtsrheinischen Lagen bei der Miet-                   deutlicher an Kontur gewinnt.

                                                                                                                                                                       17
CITY REPORT WOHNEN KÖLN                                                                                                                BNP Paribas Real Estate

 MARKT FÜR MEHRFAMILIENHÄUSER
     NACHFRAGE WEITER HOCH
                 • Auch auf dem Markt für Mehrfamilienhäuser besteht                                  len der Gutachterausschüsse gestützt. Seit 2012 ist
                   eine deutliche Diskrepanz zwischen Angebot und                                     der jährliche Geldumsatz mit Mehrfamilienhäusern
                   Nachfrage. Das Angebot ist weiterhin knapp, da ne-                                 kräftig angestiegen. 2019 wurde ein Volumen von
                   ben unzureichenden Baufertigstellungen das Problem                                 1,14 Mrd. € registriert, was einem Zuwachs um über
                   besteht, dass viele Eigentümer einen Verkauf ihrer Ob-                             40 % gegenüber 2012 entspricht. Die Zahl der veräu-
                   jekte mangels Anlagealternativen aufschieben.                                      ßerten Objekte lag 2019 bei knapp 690 und damit im
                 • Die Nachfrage ist hingegen ungebrochen hoch und hat                                Bereich des Mittelwerts der Jahre 2010 bis 2019. Auch
                   in den letzten Jahren sogar noch zugenommen, zumal                                 das durchschnittliche Volumen pro Verkaufsfall ran-
                   neben privaten Anlegern auch immer mehr instituti-                                 gierte 2019 mit gut 1,7 Mio. € eher am oberen Rand.
                   onelle Investoren das Zinshausgeschäft für sich ent-                             • Auch auf dem Zinshausmarkt kennen die Preise seit
                   decken. Vor diesem Hintergrund ist damit zu rechnen,                               Jahren nur eine Richtung. Lagen die Multiplikatoren
                   dass die Marktlage auch in Zukunft angespannt bleibt                               für Neubauobjekte im Spitzensegment im Jahr 2014
                   bzw. sich nochmals verschärft. Dies gilt umso mehr,                                noch beim 24-Fachen, ist mittlerweile das 32,5-Fache
                   als dass sich das Interesse der Investoren aufgrund                                der Nettojahresmiete anzusetzen. Nach wie vor ist der
                   der positiven Entwicklung der Mietwohnungsmärkte                                   Engpass eindeutig auf der Angebotsseite zu verorten.
                   mittlerweile auf alle Lagen erstreckt in besonderem                                Köln ist und bleibt ein absoluter Verkäufermarkt, auf
                   Maße auch für die sogenannte rechtsrheinische „Schäl                               dem marktgängige Investitionsobjekte im Regelfall
                   Sick“.                                                                             sehr schnell veräußert werden können, und zwar
                 • Die geschilderten Trends werden auch durch die Zah-                                größtenteils unabhängig von der Lage.

     VERKÄUFE VON MEHRFAMILIENHÄUSERN                                                               ENTWICKLUNG DER VERKAUFSFAKTOREN NEUBAU (SPITZE)
       Verkäufe (Anzahl)     Geldumsatz (in Mio. €)                                                 Spitzenmultiplier Neubau

     1.200                                                                                          35

     1.000                                                                                                                                                           32,5
                                                                                                                                                      31,0
     800
                                                                                                                                             30,0
                                                                                                    30
                                                                                                                                      29,0
                                                                                                                               27,5
                                                                                                                                                                                           Foto: william87 / stock.adobe.com

     600

                                                                                                                        25,5
     400                                                                                            25
                                                                                                               24,0
     200

               2012   2013   2014   2015    2016      2017      2018          2019                             2014     2015   2016   2017   2018     2019           2020

                                                        Quelle: Gutachterausschuss der Stadt Köln                                                   Quelle: BNP Paribas Real Estate GmbH

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Zahlen & Fakten

                                                       STANDORTE
                                                          IM ÜBERBLICK

                                                                                                  12,75 €/m2
                                                              HAMBURG
                                                                                                  55 % / 13 %
                                                                 12,40 €/m2                       33,0
                                                                 24 % / 6 %
                                      7,40 €/m2                                                BERLIN
                                                                 32,5
                                      30 % / 8 %
                                      28,0

                                ESSEN                                                   6,80 €/m2
                                                                                        30 % / 6 %

                 DÜSSELDORF                      11,25 €/m2                             29,0
                                                 28 % / 7 %
                                                                                   LEIPZIG
                                                 32,5
                         KÖLN
                              11,50 €/m2                                       Berlin mit Abstand am dynamischsten
                              29 % / 9 %                FRANKFURT              München bewegt sich auf 20-€/m²-Marke zu
                              32,5
                                                          15,00 €/m2           Hamburger Mietwachstum etwas abgeschwächt
                                                          32 % / 9 %
                                                          33,0                  19,40 €/m2
                                                                                40 % / 7 %
                                                          STUTTGART
                                                                                35,0
                                                              14,65 €/m2
                                                                              MÜNCHEN
                                                              41 % / 7 %
                                                              33,5

      Medianmiete 2020 (Bestand)

      Mietentwicklung (Bestand): 2014–2020 / 2018–2020

      Verkaufsfaktoren (Neubau Spitze)

Quellen: IDN Immodaten GmbH, BNP Paribas Real Estate                                                                          19
CITY REPORT WOHNEN KÖLN                                                                BNP Paribas Real Estate

     THE FUTURE IS NOW

     DIGITALE LÖSUNGEN FÜR
     PRIVATE VERMIETER
     Wer als Vermieter mehr Aufgaben aus der Hand gibt und automatisiert,
     gewinnt. Denn durch die Digitalisierung haben sie in Zukunft mehr Zeit,
     weniger Kosten und zufriedenere Mieter. Smarte Lösungen bei der Immo-
     bilienverwaltung, die einen echten Mehrwert bieten, gibt es mittlerwei-
     le viele. Laut einer Studie von ImmobilienScout24 planten 2020 über die
     Hälfte aller Vermieter, sich digital bei der Immobilienbewirtschaftung
     unterstützen zu lassen. Wir geben daher einen Überblick für alle Haus-
     eigentümer, die von digitaler Intelligenz profitieren und den ersten Schritt
     in eine digitale Zukunft gehen möchten.

                                                    P
                                                            ropTechs sind in Deutschland in den vergange-
                                                            nen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschos-
                                                            sen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die
                                                            Immobilienwelt zu verändern und die eher ana-
                                                    loge Branche bei den Herausforderungen der digitalen
                                                    Transformation zu unterstützen. Auch Immobilienkon-
                                                    zerne zeigten sich zunächst erfreut: „PropTechs wurden
                                                    zur Hoffnung der etablierten Unternehmen“, beschreibt
                                                    es Andreas Völker. Seit 1999 leitet er als Geschäftsfüh-
                                                    rer und Head of Investment Consulting die BNP Paribas
                                                    Real Estate Consult GmbH und ist oft mit verschiedenen
                                                    Start-ups im Gespräch. Ein regelrechter Hype setzte
                                                    ein, bald kamen aber auch Ängste zur Euphorie hinzu:
                                                    Wird die Immobilienwirtschaft ähnliche Disruptionen
                                                    wie etwa die Musikindustrie mit dem Aufkommen von
                                                    Streaming-Plattformen wie Spotify erleben?
     „Indem Vermieter und Eigentümer in Prop-           Nach fast einem Jahrzehnt lässt die große Disrup-
     Techs investieren, binden sie Innovationen     tion, also ein komplett neues Businessmodell, noch auf

     ein und verjüngen quasi ihre Belegschaft. Es   sich warten. „Nur etwa 5 Prozent aller PropTechs fallen
                                                    auf“, betont Völker. „Die Start-ups arbeiten momentan
     wird interessant sein zu sehen, wie sich die   an einzelnen Prozessen, also isolierten Lösungen, und
     kleinen, kreativen Start-ups in einem größe-   nicht an ganzheitlichen Modellen, welche die Branche
     ren, eher konventionellen Umfeld behaupten.“   revolutionieren könnten.“
                                                        Wir wollen uns vier junge und vielversprechende
     ANDREAS VÖLKER                                 Unternehmen genauer anschauen und beleuchten, wie
     Managing Director BNP Paribas Real Estate      diese Wohnungsvermietern helfen.

20
The Future is Now

                    Definition PropTech
                    Der Begriff PropTech setzt sich zusammen aus Property und Technology und beschreibt junge Unternehmen,
                    welche die Immobilienbranche mithilfe neuer Techniken bei der digitalen Transformation unterstützen
                    möchten. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in anderen Branchen beobachten – vielleicht kennen Sie
                    bereits die Begriffe FinTech oder InsurTech.

                                              4 PROPTECHS, DIE VERMIETER IM AUGE
                                              BEHALTEN SOLLTEN:
                     objego liefert mobile Immobilienverwaltung
                     Wer sich traut, Excel-Tabellen und Un-
                     terlagen in Aktenordnern ins Archiv zu
                     verbannen, schafft mit objego den ersten
                     Meilenstein in der Digitalisierung des Ver-
                     mieteralltags. Ziel des PropTechs ist es, die
                     Immobilienverwaltung komplett digital zu
                     machen und in einer einzigen Web-Anwen-
                     dung abzubilden.
                         Dazu bringt das Essener Start-up die
                     Organisation aller Einheiten samt Ne-
                     benkostenabrechnung und Dokumenten-
                     management ins Web. Das Bankkonto kann
                     direkt mit objego verbunden werden, so-
                     dass Mieteinnahmen automatisiert und
                     Rechnungen und Ausgaben in der Finanz-
                     übersicht direkt erfasst werden. Mit dem
                     eingebauten       Dokumentenmanagement
                     sind alle wichtigen Dokumente jederzeit
                     und von überall aus abrufbar.
                         Und das Beste: Für sämtliche Objekt-
                     typen – von der vermieteten Eigentums-
                     wohnung über Einfamilienhäuser, Mehr-
                     familienhäuser mit und ohne Gewerbe-
                     einheiten – erstellt das Tool die Neben-
                     kostenabrechnung inklusive Anschreiben
                     an die Mieter fast komplett selbstständig.                                                              Einfach, intuitiv und sicher.
                         Die Geschäftsführer Philip Rodowski         privater Vermieter noch mehr zu erleich-             Das Herzstück der Software ist
                     und Jörn Reckeweg sind bereits seit An-         tern. Im Februar wurde beispielsweise ein           die Nebenkostenabrechnung für
Foto: objego GmbH

                                                                                                                         Wohn- und Gewerbeimmobilien.
                     fang 2020 erfolgreich mit der Lösung am         Feature hinzugefügt, das die Vorbereitung
                     Markt unterwegs und arbeiten mit ihrem          der Anlage V für die Steuererklärung durch
                     Team fortwährend an der Integration wei-        schnellen Export aller relevanter Daten
                     terer digitaler Lösungen, um das Leben          und Informationen stark vereinfacht.

                                                                                                                                                             21
CITY REPORT WOHNEN KÖLN                                                                                      BNP Paribas Real Estate

                           Wunderflats: Online-Vermietung ohne Zeitaufwand
                           Im Handumdrehen passende Mie-          einem übersichtlichen Dashboard       vertrag zur Unterschrift erstellt.
                           ter finden, Mietvertrag online         dargestellt und können ganz ein-      Während des gesamten Prozesses
                           unterschreiben und die Zugänge         fach verwaltet werden. Der größte     ist das Team von Wunderflats je-
                           über KIWI erstellen – fertig. Das      Zeitgewinn: Es tauchen nur rele-      derzeit persönlich erreichbar.
                           Berliner PropTech Wunderflats          vante Anfragen auf. Denn mithilfe         Wunderflats und seine Wett-
                           übernimmt für Vermieter die            eigens entwickelter Algorithmen,      bewerber schließen die Lücke im
                           professionelle Vermarktung von         die durch maschinelles Lernen         Markt für Aufenthalte ab einem
                           Inseraten sowie die vollständige       jeden Tag intelligenter werden,       Monat. Das Angebot richtet sich
                           Abwicklung und Administration          schlägt das Unternehmen Inse-         vor allem an Arbeitnehmer, die
                           der Vermietungen.                      rate vorrangig den Nutzern vor,       sich nur zeitlich begrenzt in einer
                               Eine personalisierte und effizi-   bei denen die Wahrscheinlichkeit      Stadt aufhalten. Wer flexibel und
                           ente Nutzungserfahrung steht bei       eines Vertragsabschlusses am          agil leben und arbeiten möch-
                           dem Marktführer für möbliertes         höchsten ist. Haben Vermieter         te, findet digital kurzfristig ein
                           Wohnen auf Zeit in Deutschland         sich für einen Mieter entschie-       passendes Zuhause in deutschen
                           dabei an erster Stelle. Alle Insera-   den, wird dessen Arbeitsverhält-      Großstädten. Und diese Einfach-
                           te und entsprechende Mietanfra-        nis durch Wunderflats verifiziert     heit wird auch den Vermietern
                           gen werden für den Vermieter in        und ein rechtlich geprüfter Miet-     geboten.

          Digitalen Mehrwert für Mieter schaffen: KIWI macht Türen smart
          Wie kommen die Handwerker von Doozer in die Woh-           Nölling ein Treiber zur Kosteneinsparung. Das Stichwort
          nung? Bestenfalls mit einer Türsteuerung auf Entfernung    hier: Schlüsselmanagement-Prozesse. Zutrittsrechte von
          und ohne persönlichen Kontakt. Diesen Effizienzgewinn      App-Nutzern und Transpondern werden im Online-Portal
          sichert sich der digitale Wohnungsvermieter mit einem      per Knopfdruck gewährt und wieder entzogen. Vorbei die
          Anbieter wie KIWI. Dessen digitales Schließsystem lässt    Zeit, in der Schlüssel aufwendig und teuer nachgemacht
          sich per App und KIWI-Transponder steuern. Erstaunlich:    und Schlösser ausgetauscht werden müssen. Der ers-
          Das Smart-Entry-System wird nicht etwa anstelle des        te Schritt zu einem „Smart Home“ ist also gar nicht so
          Standard-Türschlosses, sondern zusätzlich installiert.     schwer, wie es zunächst klingen mag.
          Die Nutzung der herkömmlichen Schlüssel ist dadurch
          nicht beeinträchtigt.
              Neben der bequemen Türöffnung von unterwegs, mit
          der eben jene Doozer-Handwerker oder vertrauenswür-                    2
          dige Paketboten Zutritt zur Wohnung erhalten, gehen
          mit digitalen Schließsystemen weitere Vorteile einher.
          Denn KIWI ist laut Gründer und Geschäftsführer Karsten

                                                                         1

                                                                               1    Von außen nicht sichtbar wird der Türsensor im
                                                                               Klingeltableau der Immobilie installiert.

                                                                               2    Öffnen per Klick: Mit der Smartphone-App wird die Tür
                                                                               per Tab auf das Display geöffnet.

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The Future is Now

                                                                                                                                                                      „Als Architekt bin ich angetreten, um die
                                                                                                                                                                      Chancen der Digitalisierung endlich auch für
                                                                                                                                                                      die Immobilienwirtschaft nutzbar zu machen
                                                                                                                                                                      und den Prozess der Leerwohnungs-Sanierung
                                                                                                                                                                      vollständig online abzuwickeln.“
                                                                                                                                                                      NICHOLAS NEERPASCH
                                                                                                                                                                      Gründer und Geschäftsführer von Doozer

                                                                                                                                                                      Im Bereich der Auftragsvergabe von Wohnungssanierungen
                                                                                                                                                                      kostet die analoge Abwicklung von der Bedarfsfeststellung bis
                                                                                                                                                                      hin zur Beauftragung viele Bestandshalter viel Zeit und Geld.

                                                                                             Sanieren wie die Profis mit Doozer
                                                                                             Auch die Handwerkerbranche arbei-           be des gewünschten Sanierungszeitrau-        Investoren vorbehalten, die aufgrund
                                                                                             tet bereits digital. Nicholas Neerpasch     mes sieht er sofort, welche Handwerker       der hohen Anzahl an Wohnungseinhei-
                                                                                             und Carsten Petzold haben mit Doozer        für genau diese Maßnahme zu welchem          ten dauerhaft ihr eigenes Handwer-
                                                                                             in weniger als 7 Jahren den größten         Preis verfügbar sind. Preiskalkulation       kerteam beschäftigen konnten. Doozer
                                                                                             deutschen digitalen B2B-Handwerker-         und Leistungsverzeichnis sind detail-        nutzt das Handwerkernetzwerk, um nun
Fotos / Visualisierungen: KIWI.KI GmbH; Knut Koops photography; hanohiki - stock.adobe.com

                                                                                             markt ins Leben gerufen. Das Prinzip        liert. Der Auftraggeber erhält dadurch       zusätzlich auch ähnliche Vorteile für
                                                                                             ist simpel: Der Kunde, sprich der Im-       umfassende Markttransparenz, für die         private Vermieter realisieren zu können.
                                                                                             mobilieneigentümer mit Sanierungsnot,       der Handwerkermarkt bisher weniger           Handwerksunternehmen profitieren von
                                                                                             hinterlegt in der Online-Plattform alle     bekannt war.                                 einer besseren Planbarkeit und höheren
                                                                                             wichtigen Angaben zur Wohnung und                Schnelle Sanierungen zu marktübli-      Auslastung, was wiederum den Preis
                                                                                             legt die Produkte und die gewünschten       chen Preisen waren in der Vergangen-         reduziert. Digitalisierung funktioniert –
                                                                                             Sanierungsleistungen fest. Nach Einga-      heit vor allem großen institutionellen       zum Vorteil aller Akteure.

                                                                                                       The time is now: Die Digitalisierung der            Wohninvestoren. Zwar ist zu Beginn der Nutzung der
                                                                                                       eigenen Wohnimmobilien vorantreiben                 digitalen Tools ein Zeitinvestment erforderlich, um die
                                                                                                Trotz der Vorteile ist die Akzeptanz deutscher PropTechs   Systeme kennenzulernen und auf die eigenen Objekte zu
                                                                                                bei privaten Vermietern noch bestenfalls mittelmäßig.      übertragen. Sie helfen jedoch, wiederkehrende Aufgaben
                                                                                                Um Vorbehalte auszuräumen und während des gesam-           zu erleichtern, sorgen für mehr Planbarkeit oder wer-
                                                                                                ten Immobilienzyklus Vorzüge zu schaffen, arbeiten die     ten das Mieterempfinden der Wohnung durch Smart-
                                                                                                Start-ups eng zusammen und verbinden ihre Leistun-         home-Technologie wesentlich auf. Wenn nicht jetzt,
                                                                                                gen untereinander. Immer mehr Schnittstellen bauen         wann dann? Es ist höchste Zeit, die digitale Transfor-
                                                                                                bestehende Hürden ab und vereinfachen das Leben der        mation in der Wohnungswirtschaft voranzutreiben!

                                                                                                                                                                                                                                      23
IM GESPRÄCH MIT PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER VON QUANTUM

                    WOHNBAU, WIE ICH
                       IHN SEHE!

            4,9 Mrd. €                1,6 Mio. m         2
                                                                  8,2 Mrd. €

     Projektentwicklungsvolumen       Gebaute Fläche         Assets under Management
           (seit Gründung 1999)       (seit Gründung 1999)            (2020)

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Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum

                      „Pionier“, bei diesem Titel hebt der zurück-
                      haltende Hamburger eher abwehrend die Hand.
                      Dennoch fokussierte sich Philipp Schmitz-
                      Morkramer als einer der ersten auf Wohnimmobi-
                      lien. In einer Zeit, als andere noch auf Office oder
                      Hotel als Assetklasse schielten, investierte er für
                      Institutionelle und sein Family Office, agiert aber
                      auch als einer der größten Entwickler Deutsch-
                      lands. Trotzdem zeigt sich der sympathische
                      Familienvater in einem Gespräch ohne Plattitüden                                                       „Trotz des Runs auf Wohn-
                      als guter Kaufmann. Mit seinem glasklaren Blick                                                        immobilien haben wir den
                      auf den Markt analysiert er Erfolgsfaktoren und                                                        Zenit noch nicht gesehen.
                      Hürden. Das Volumen seiner Projekte lag allein                                                         Die Zeichen stehen weiter-
                                                                                                                             hin auf Wachstum.“
                      2020 bei 1,5 Mrd. €, begeistert aber hat ihn ein
                                                                                                                             PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER
                      Sportplatz in seiner Wahlheimat.                                                                       Gründer von Quantum

                      M
                                 an spürt das Herzblut der Grün-    schung. Aber was sah er, was die anderen         fort: „Es gab ausländische Wettbewerber,
                                 dertage, wenn man Philipp          nicht sahen? Die breit gestreute, atomisierte    die für 500 bis 900 €/m² kauften. Zahlen,
                                 Schmitz-Morkramer nach seinen      Mieterstruktur wertete er als krisenresistent.   die aus heutiger Sicht dem Märchenbuch
                                 ersten Projekten fragt. „Als De-   Die Vielfalt der Mietverträge würde zukünf-      der Immobilienwirtschaft zu entspringen
                                 veloper erwarben wir 2008 den      tig dazu beitragen, dass starke Wertverluste     scheinen.“ Auch als die „Schallmauer“ von
                      Allianz-Sportplatz in Hamburg. Für das 5 ha   ausblieben. Wie recht er damit haben sollte,     über 1.000 €/m² durchbrochen wurde, spra-
                      große Gelände, eingebettet in Kleingärten,    würden Krisen wie der Lehman-Crash oder          chen deutsche Immobilienspezialisten von
                      entwickelten wir den B-Plan“, erläutert der   die Corona-Pandemie zeigen. Konkret such-        „überpreist“. Ausländische Investoren, wie
                      gebürtige Frankfurter das erste Projekt in    te das Team weniger volatile Investments         etwa das US-Unternehmen Cerberus Ca-
                      seiner Wahlheimat, in der er seit 26 Jahren   mit guter Risikostreuung. Schritt für Schritt    pital Management, fingen aber gerade erst
                      zu Hause ist. Damit sei ein Flächentausch     überzeugten Schmitz-Morkramer und sein           an, in den für sie unterbewerteten Markt zu
                      für die Kleingärtner, aber auch eine neue,    Co-Vorstand Frank Schmidt Investoren von         investieren.
                      öffentliche Sportinfrastruktur einherge-      ihrer Sichtweise.
                      gangen. „Eine Win-Win-Win-Situation. Ein           „Als Deutsche waren wir unter den                          Tages-Schau
                      guter Deal für die Stadt, für uns und für     institutionellen Playern fast allein“, erin-     „Wenn ich den Markt heute betrachte,
                      die Sportvereine“, freut sich Schmitz-Mor-    nert sich der heute 52-Jährige und fährt         macht ja mittlerweile jeder Wohnen“, winkt
                      kramer. Das sei heute schwieriger: Sport                                                       der Quantum-Chef ab. Etwa vor sechs, sie-
                      in verdichteten Gebieten sei aufgrund des                                                      ben Jahren begannen Investoren seinen
                      Lärms selten gewünscht.                       Auf dem Gelände der Stadtgärten entstanden       Beobachtungen nach, verstärkt auf den Zug
                           Der Investmentspezialist begann früh:    sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen         „Wohnen“ aufzuspringen. Warum dieser
                                                                    unterschiedlicher Größe.
                      Anfang 2006 legte Quantum das erste Son-                                                       Sinneswandel? Der Branchenkenner be-
                      dervermögen, den Wohnimmobilienspe-                                                            gründet das mit der aus der Lehman-Krise
                      zialfonds „Habitare“, auf. „Zu dieser Zeit                                                     resultierenden Unsicherheit. Und so kam
                      waren kaum Investoren zu finden, die in                                                        2013/2014 der Durchbruch in der Breite.
                      die vermeintlich langweilige Assetklasse                                                       „Was das Geschäft aber nicht einfacher
                      investieren wollten“, erinnert sich Philipp                                                    macht“, sagt er. „Das Produkt ist überschau-
                      Schmitz-Morkramer. Denn damals trennten                                                        bar, der Markt ist kleinteilig, der relevante
Fotos: Ralf Buscher

                      sich viele Investoren von ihren Wohnimmo-                                                      Teilmarkt stark zersplittert, und Grundstü-
                      bilienbeständen, um sich renditeträchtige-                                                     cke werden nicht billiger. Retrospektiv be-
                      ren Alternativen zuzuwenden. Der Experte                                                       trachtet sind wir gut aufgestellt und waren
                      sah darin trotzdem eine attraktive Beimi-                                                      immer überzeugt, zu einem vernünfti-

                                                                                                                                                                 25
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