KÖLN WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
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KÖLN [WOHNUNGSMARKT] S. 4 DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT Vier Trends im Überblick S. 8 [KÖLN] FOKUSSIERT Kölner Lebensart S. 12 ZAHLEN & FAKTEN Wissenswertes rund um den Kölner Wohnimmobilienmarkt CITY REPORT 2021
CITY REPORT WOHNEN KÖLN BNP Paribas Real Estate INHALT 08 04 DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT Vier Trends im Überblick 08 [KÖLN] FOKUSSIERT Kölner Lebensart 12 ZAHLEN & FAKTEN Wissenswertes rund um den Kölner Wohnimmobilienmarkt 24 WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE! Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum BEST PRACTICE 20 28 THE FUTURE IS NOW HAMBURG BACK TO THE „ROOTS” Digitale Lösungen für private Wenn Wohnträume Wurzeln Vermieter schlagen Fotos / Visualisierungen: SiebersPartner GmbH & Co. KG; Fox 1 GmbH; Garbe Immobilien-Projekte GmbH 28 04 2
EDITORIAL W „Die Bedeutsamkeit as sind die Wohntrends von heute und morgen? Bereits zum zweiten Mal geben wir Ihnen mit unseren Wohnmarkt-Reports einen detaillierten Einblick in die wichtigsten Standorte Deutsch- der Assetklasse ist lands. Neben den Zahlen und Fakten zum jeweiligen regionalen im vergangenem Jahr Markt erwarten Sie anschauliche Best Practices, welche die Vielseitigkeit abermals gestiegen. des Wohnens aufzeigen. Das zurückliegende Jahr hat zwar zweifelsohne in der gesamten Der Bereich Wohnen ist Immobilienbranche seine Spuren hinterlassen, gleichzeitig zeigte sich aber krisenfest und daher auch, dass die einzelnen Assetklassen hinsichtlich ihrer Resilienz sehr attraktiver denn je.“ heterogen sind. So entwickelten sich in der Assetklasse Wohnen die Miet- CHRISTOPH MESZELINSKY und Kaufpreise weiterhin überwiegend positiv. Head of Residential Investment, Wohnraum ist schon lange nicht mehr nur der Ort, an dem wir leben BNP Paribas Real Estate und unsere Freizeit verbringen: Die Pandemie hat uns gezeigt, dass unse- re eigenen vier Wände auch Arbeitsplatz, Fitnessstudio und Restaurant in einem sein können. Wie werden also die Wohnformen der Zukunft aus- sehen? Wir werfen einen Blick auf die Trends, welche die Branche in Zu- kunft beschäftigen werden. Dabei spielen auch junge Unternehmen, wie beispielsweise PropTechs, eine immer wichtigere Rolle. Sie helfen dabei, In- novationen und Digitalisierung voranzutreiben und die Vision Smart Home oder gar Smart City möglich zu machen. Der Wohnmarkt von morgen muss sich aber auch mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Hilft beispielsweise der Holzbau dabei, nach- haltigen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? Begleiten Sie uns in der neuen Ausgabe unserer Reports zu den unter- schiedlichsten Projekten in ganz Deutschland und lassen Sie sich von der Vielseitigkeit inspirieren! Christoph Meszelinsky IMPRESSUM Herausgeber, Copyright & Creative Direction & Design Titelfoto klimaneutral natureOffice.com | DE-140-856628 Redaktion KD1 Designagentur, Köln LemonOne GmbH gedruckt BNP Paribas Real Estate GmbH Redaktion Michaela Stemper Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Report das generische Maskulinum verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung. 3
CITY REPORT WOHNEN KÖLN BNP Paribas Real Estate DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT VIER TRENDS IM ÜBERBLICK Manch einer würde sicher sagen, dass der Bereich Wohnen konstant und im Vergleich zu anderen Assetklassen kaum Veränderungen unterworfen ist. Wer jedoch genauer hinschaut, sieht, dass sich momentan ein Trans- formationsprozess abzeichnet. Nicht nur die Digitalisierung bringt viele Veränderungen mit sich, auch das Thema Nachhaltigkeit prägt das Denken 1. und die Ziele der Nutzer, und damit wandeln sich auch die Methoden, das Bauen und der gesamte Immobilienzyklus. Digitalisierung Es gibt keine Branche oder keinen Bereich, der sich nicht mit der Von einem Smart Building spricht man, wenn es um die Ver- Digitalisierung auseinandersetzen muss – so auch die Immo- netzung von Zweckgebäuden geht. Wenn eine gesamte Stadt bilienbranche. Es scheint, als würde momentan alles smart durch Sensoren und Co. vernetzt ist, bezeichnet man diese werden: angefangen vom Smart Home über Smart Buildings als Smart City. Noch ist diese Vernetzung ganzer Städte bis hin zu smarten Quartieren oder gar zur Smart City. größtenteils Zukunftsmusik. Doch gerade Quartiersentwick- Ein Smart Home bezeichnet die Digitalisierung im Wohn- lungen sind eine gute Möglichkeit, um smarte Technologien bereich. Bei Wohnimmobilien kommen verschiedene Sen- wie Apps, Internet of Things (IoT) und Machine Learning zu soren und Techniken zum Einsatz, die für mehr Komfort im erproben. Viele digitale Maßnahmen wie Licht- und Tempe- Eigenheim oder in der Mietwohnung sorgen. ratursteuerung sowie Video-Türsprechanlagen gehören bei Quartieren bereits zum Standard. Dennoch ist ein komplett digitales Quartier noch eine Seltenheit und damit ein Allein- „Sensoren liefern Daten zu Heizung, stellungsmerkmal, das im Markt positiv bewertet wird. Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Sicherheit „Digitalisierung ist vorrangig in der Neubauentwick- lung der vergangenen 5 bis 10 Jahre in den Gateway Cities und anderen Gebäudeaspekten, damit anzutreffen. Noch nutzen viel zu wenig Neubauprojekte die Eigentümer und Betreiber Funktionen und Chancen des vernetzten Wohnbaus – obwohl ökonomische, Dienstleistungen so optimieren können, ökologische und soziale Aspekte dafürsprechen. Auch wenn dass der ökologische Fußabdruck des es wenige Erhebungen dazu gibt, würde ich schätzen, dass der Anteil im einstelligen Prozentbereich liegt“, berichtet Gebäudes so klein wie möglich ausfällt. Christoph Meszelinsky, Co-Head Residential Investment Damit ist Digitalisierung der unverzicht- bei BNP Paribas Real Estate. Neben Smarthome-Anwen- bare Begleiter für nachhaltiges Bauen.“ dungen werden auch weitere Innovationen wichtiger in der (Wohn-)Immobilienwirtschaft: angefangen beim Building DR. EIKE WENZEL Information Modeling (BIM) über Blockchain bis hin zur Institut für Trend- und Zukunftsforschung künstlichen Intelligenz (KI). 4
Der Wohnmarkt der Zukunft 2. Nachhaltigkeit Am Thema Nachhaltigkeit kommt auch das Prinzip ein wichtiger Trend, mit dem der Wohnimmobilienmarkt nicht vor- sich Immobilienakteure beschäftigen bei, so viel ist aus den Zielen des Pa- sollten. C2C ist angelehnt an die Kreis- riser Abkommens deutlich geworden. läufe in der Natur und kann als „vom Auch der „Klimaschutzplan 2050“ der Ursprung zum Ursprung“ oder „von der Bundesregierung gibt für den Gebäu- Wiege zur Wiege“ übersetzt werden. desektor ein klares Klimaschutzziel Cradle-to-Cradle-Produkte werden be- vor: Wohn- und Arbeitsstätten sollen reits bei der Entstehung so konzi- im Jahr 2030 nur noch 70 bis 72 Mio. piert, dass eine Wiederverwertbarkeit Tonnen CO2 ausstoßen. Dabei stützt gewährleistet wird. Anders als beim sich die Wohn- und Wärmewende vor Recycling sollen Materialien ohne Qua- allem auf drei Pfeiler: Energieeffizienz, litätsverlust immer wieder für densel- 1 verfügbare erneuerbare Energien (Pho- ben Baustoff wiederverwendet werden. tovoltaik) sowie alternative Baustoffe Aus den Baustoffen einer Immobilie wie Holz oder Recycling-Beton. soll so am Ende der Nutzungsdauer ein In einigen Bereichen ist der Wohn- neues Gebäude entstehen können. markt schon nachhaltig aufgestellt. So Immer mehr Menschen wohnen im wird beispielsweise der Baustoff Holz urbanen Raum, wollen aber nicht auf in Deutschland vor allem beim Woh- ökologische Produkte, Pflanzen oder nungsbau eingesetzt. Andere Asset- die Gartenarbeit verzichten. Landwirt- klassen tun sich hingegen noch schwer schaftliche Flächen in der Stadt sind damit. Zu Unrecht, wie Udo Cordts-San- jedoch rar. Aus diesem Grund gewinnt zenbacher, Geschäftsführer & Co-Head die urbane Landwirtschaft an Bedeu- Residential Investment, erklärt: „Holz tung – ein weiterer grüner Trend. Urban weist ein einzigartiges Verhältnis von Farming und Urban Gardening werden Eigengewicht und Tragkraft, Brand- zwar größtenteils als Synonyme ver- und Wärmeschutz auf. Daher ist diese wendet. Das Urban Gardening bezieht Bauweise eine ideale Möglichkeit, be- sich jedoch nur auf den Anbau für den stehende Gebäude aufzustocken oder Eigenbedarf, während das Urban Far- Baulücken zu schließen. Gerade im ur- ming die Landwirtschaft im städtischen banen Raum ist diese Nachverdichtung Bereich bezeichnet. Hierbei werden Ge- im Wohnbereich dringend notwendig.“ müse-, Obst-, Pflanzen- oder Kräuter- Cradle to Cradle (C2C) steckt in der gärten angelegt, um auch auf kommer- Immobilien- und Wohnungswirtschaft zieller Basis Produkte für eine größere noch in den Kinderschuhen, dennoch ist Bevölkerungszahl zu liefern. 1 Entspannend und nachhaltig: Urban Gardening trägt zum Wohlbefinden der Bewohner bei. 2 Dr. Eike Wenzel, Gründer des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung Stadt der Zukunft 2 „Die Zukunft gehört den Gebäuden, in denen die Bewohner nicht nur leben und arbeiten, sondern auch einen Großteil ihrer Lebensmittel und Dinge ihres täglichen Bedarfs erzeugen können. Auf dem Dach liefern Solarmodule übers Jahr gesehen 45 % des Stroms für die Gebäude. Gewächshäuser, die ganzjährig mit LED-Licht betrieben werden, produzie- ren 40 % der für die 3.000 Bewohner erforderlichen Menge an Gemüse und Obst. Werden Gebäude nicht zehn oder mehr Stockwerke hoch gebaut, lässt sich auch der gesamte Strom- und Gemüsebedarf auf den Dächern produzieren. Gibt es Zeiten mit überschüssigem Solarstrom, landet der unter anderem in der Tiefgarage, um dort die Elektroautos aufzuladen. Und statt für Besorgungen in die Innenstadt zu fahren, können Bewohner im Erdgeschoss Dinge des täglichen Bedarfs mithilfe von 3-D-Druckern selbst herstellen.“ 5
CITY REPORT WOHNEN KÖLN BNP Paribas Real Estate Neue Arten des Wohnens Die Art und Weise, wie wir wohnen, befindet sich Gesellschaft immer größer, sodass sich auch die im ständigen Wandel. Schon vor der Corona-Pan- Coliving-Angebote ausweiteten. Diese bieten ne- demie zeichneten sich verschiedene Veränderun- ben einem Zimmer – wie in einer klassischen Stu- gen ab. Beispielsweise war ein Trend, die Fläche dierenden-WG – auch eine Gemeinschaft, ähnlich zu verkleinern: Mikroapartments und Tiny Houses dem Coworking. Man lebt nicht nur zusammen, stießen bei Nutzern und im ersten Fall auch bei man arbeitet auch im eigenen Zuhause wie in Investoren auf immer mehr Interesse. Coworking-Flächen. Die WG 2.0 war geboren! Bei Mikroapartments handelt es sich um sehr „Geselligkeit ist dabei nur ein Aspekt. Wie schon kleine, vollmöblierte Wohnungen, die, häufig um beim Microliving treibt die Nutzer des Colivings umfangreiche Dienstleistungen ergänzt, vermie- vor allem der Wunsch nach hoher Flexibilität und tet werden. Mieter können Studierende oder Aus- Vereinfachung an. Dazu kommt das Bedürfnis, 3. zubildende sein, aber auch Geschäftsleute oder zu einer exklusiven Community mit limitiertem Pendler, die kurzfristig eine Wohnung benötigen. Zugang zu gehören. Der All-Inclusive-Ansatz der Die klassische Standardgröße beträgt zwischen Anbieter ist marktgängig. Nutzer wollen alles aus 20 und 25 m². „Mit dieser Wohnungsgröße er- einer Hand und bereits im Preis inbegriffen“, er- reicht man in der Regel das beste Verhältnis zwi- klärt Wilke. schen Baukosten und späteren Mieteinnahmen Doch was macht die Pandemie aus die- – ein wichtiger Anhaltspunkt für Investoren“, sem Trend? Zum einen wird immer häufiger der so Stefan Wilke, Director National Residential Wunsch nach mehr Fläche artikuliert, eine Er- Investment bei BNP Paribas Real Estate. weiterung um ein Arbeitszimmer oder gar einen Gerade die jüngere Generation war vor der Fitnessraum. Auch Balkon, Terrasse und Grün- Pandemie viel in Bewegung, wechselte häufiger flächen scheinen bedeutender zu werden. Zum den Wohn- oder Arbeitsort und zeigte sich da- anderen wird aber an früheren Trends wie den her begeistert von den Full-Service-Angeboten, Mikroapartments festgehalten. Die Zeit wird zei- die manch ein Mikroapartment-Betreiber anbot. gen, welche neuen Arten des Wohnens die Zu- Gleichzeitig wurde aber auch der Wunsch nach kunft für uns bereithält. Kanso Frankfurt: Das Mikroapartment-Projekt mit über 300 Einheiten überzeugt durch eine hochwertige Bauweise und eine stilvolle Innenausstattung. 6
Der Wohnmarkt der Zukunft 4. 1 2 1 Krisenfest: Healthcare-Immobilien erfuhren in der Pandemie im Vergleich zu anderen Bereichen keinen Rückgang in der Nachfrage von Investorenseite. 2 Anna-Lena Hetzel Transaction Manager BNP Paribas Real Estate Investment Management Demografischer Wandel Ein weiterer Trend, der nicht vernach- xen, aber auch Formen des betreuten „Die Assetklasse der Healthcare-Immo- lässigt werden sollte, ist der demografi- Wohnens, die es den Senioren ermög- bilien hat in der Pandemie im Vergleich sche Wandel. Unsere Gesellschaft wird lichen, ihr Leben so lange wie mög- zu anderen Bereichen keinen Rückgang immer älter, doch gerade für die späte lich selbstständig – aber mit gewisser in der Nachfrage von Investorenseite Lebensspanne fehlt es an bedarfsge- Unterstützung – zu führen. Bereits erfahren und sich als sehr krisenfest rechten Wohnlösungen. Aus diesem heute gibt es neben den traditionellen gezeigt. Dies gilt insbesondere für Se- Grund gewinnen Healthcare-Immobili- Pflegeeinrichtungen betreutes oder niorenheime, die durch entsprechend en immer mehr an Relevanz. Service-Wohnen, Seniorenresidenzen, hohe Schutzmaßnahmen gegenüber Der Bedarf an seniorengerechtem Pflege-WGs, Mehrgenerationenhäuser ihren Bewohnern kaum von der Krise Wohnen steigt hierzulande massiv. oder Cohousing-Modelle. betroffen waren. Dies hat dazu geführt, Während in Deutschland im Jahr 2012 Seniorengemeinschaften werden dass die Nachfrage nach Seniorenhei- knapp 21 % der Einwohner über 65 Jah- schon jetzt als einer der am schnells- men und Healthcare-Immobilien im re alt waren, wird dieser Anteil nach ten wachsenden und sich entwickeln- Allgemeinen weiter gestiegen ist, das Fotos: Fox 1 GmbH; Adobe Stock / Spuno Schätzungen des BMI bis zum Jahr 2035 den Sektoren auf dem Immobilienmarkt Wettbewerbsverhalten unter den In- auf etwa 30 % ansteigen. 2050 wird so- angesehen. Und dieser Trend wird sich vestoren deutlich zugenommen hat gar damit gerechnet, dass jeder Siebte auch in Zukunft fortsetzen, da sich und die Renditen für die Assetklasse älter als 80 Jahre sein wird. Gesundheitsimmobilien als relativ im- weiter gesunken sind. Durch das ge- Jetzt und besonders in der Zukunft mun gegen allgemeine wirtschaftliche stiegene Investoreninteresse erwarten werden daher immer mehr Health- Krisen zeigen, weiß Anna-Lena Hetzel, wir eine zunehmende Professionalisie- care-Immobilien gebraucht. Dazu zäh- Transaction Manager von BNP Paribas rung des gesamten Marktes.“ len Pflegeheime, Ärztehäuser und Pra- Real Estate Investment Management: 7
CITY REPORT WOHNEN KÖLN BNP Paribas Real Estate [ KÖ L N ] F O K U S S I E R T KÖLNER LEBENSART Mitten in der Stadt zu wohnen, gehört zur Kölner Lebensart wie das Kölsch und der Dom. Doch das begrenzte Angebot trifft auf eine immense Nachfrage. Wie man dem begegnet, wo sich Chancen mitten im Veedel auftun und wie unterschiedliche Nutzungen auf einen (Kölsch-)Deckel passen, erklärt Projekt- entwickler Klaus Braß von SiebersPartner im Interview. Wir möchten gerne mit dem Blick auf das große Funktioniert die Rheinmetropole denn Ganze beginnen. Was ist Ihrer Meinung nach anders als andere A-Städte? typisch für die Stadtentwicklung in Köln? Klaus Braß: Nein, auch wir stehen vor der Herausforde- Klaus Braß: In Köln herrscht seit vielen Jahren ein Nach- rung, Wohnraum zu schaffen, wo eigentlich kein Platz frageüberhang bei Wohnungen – die Stadt wächst. Maß- mehr ist. Verzögern sich Baugenehmigungen durch nahmen zur Stadtverdichtung wie Aufstockungen oder Umwelt-, Nachbarschafts- oder Verkehrsthemen, die die Konversion von Büro- in Wohnflächen reichen nicht mit in die Planung einbezogen werden müssen, wird es aus. Zudem hilft es der Angebotsseite wenig, wenn nur noch schwieriger. Das gilt für Köln wie für viele andere kleinteilige Projekte im Stadtgebiet angegangen wer- A-Städte. den. Es fehlt für die Entwicklung von großen Quartieren schlichtweg Fläche. Die wenigen Industriebrachen, die Sehen Sie einen besonderen Bedarf umgewidmet werden können, wie etwa das Clouth-Areal in Köln und Umgebung? in Nippes oder das KHD-Gelände in Mülheim, sind rar. Klaus Braß: Die dynamisch wachsende Großstadt ver- 8
[Köln] fokussiert zeichnet den größten Zuzug in der Gruppe der Men- Ganz Köln ist gefragt schen unter 30 Jahren. Viele schätzen die weltoffene Stadt mit ihrem unverwechselbaren Charakter und der starken lokalen Verbundenheit der Bewohner, suchen aber aufgrund der Wohnungsknappheit in der City auch Auch wir beobachten eine weiterhin starke Nachfrage nach im Umland. Pendler aus Städten wie Pulheim, Hürth Wohnraum in Köln. Diese steht einer Leerstandsquote von oder Bergisch Gladbach erreichen uns in 20 Minuten. In nur 0,88 % gegenüber, wobei mindestens 3 % für einen Berlin entspräche das einer Fahrt durch die Innenstadt. ausgeglichenen Wohnmarkt notwendig wären. Insbe- Der Großraum Köln müsste mit einer höheren Frequenz und einem stärker ausgebauten U- und S-Bahnnetz sondere 1- bis 2-Zimmer-Wohnungen sind bei jüngeren besser erschlossen werden. Die Erweiterung des Stadt- Wohnungssuchenden begehrt, denn die Domstadt bleibt gebiets auf diese Art wäre ein großer Wurf, den Köln ein gefragter Unistandort. Das gilt auch für Köln als Me- und die umliegenden Städte aus Partikularinteressen dienstadt und Start-up City im Rhein-Ruhr-Gebiet. So wird leider noch nicht gewagt haben. sich auch der Markt für Mikro- oder Serviced Apartments Was sind aus Sicht eines Entwicklers beleben, wenn sich die Pandemie abschwächt. interessante Stadtteile? Mietwohnungen sind im gesamten Stadtgebiet gefragt. Klaus Braß: Interessant sind rechtsrheinisch der Stadtteil Mülheim mit dem ehemaligen KHD-Gelände Eigentum wird bevorzugt in Lindenthal, Braunsfeld und im und der Deutzer Hafen. Wer den Zuschlag für solche Süden gesucht. Es fehlen 4- bis 5-Zimmer-Wohnungen, Brachflächen erhält, hat – meiner Meinung nach – sodass Familien an den Stadtrand, beispielsweise nach auch die entwicklerische Pflicht zu handeln. Denn ein Widdersdorf, ausweichen. Auch aus Renditegesichts- neues Quartier steht nicht für sich allein, es beflügelt punkten werden Randbezirke attraktiver. Investoren, die auch die Umgebung. Linksrheinisch sind Ehrenfeld und Nippes – Stadtteile mit echten Veedelsqualitä- innerstädtisch mit dem 30-Fachen der Jahresnettomiete ten – interessant. Gerade bei letzterem tut sich noch kalkulieren müssen – bei einem Durchschnitt von 25 – eine große Spanne im Preisgefüge der Bestandswoh- suchen nun verstärkt linksrheinisch, etwa in Porz. nungen auf. Hier findet man eine Mischung aus sehr CHRISTOPHER HERTZBERG Director Regional Residential Investment BNP Paribas Real Estate Foto / Visualisierungen: SiebersPartner GmbH & Co. KG 9
CITY REPORT WOHNEN KÖLN BNP Paribas Real Estate „Neben Coworking-Flächen und Wohnen sind auch Kunst und Kultur Teil des neuen Konzepts für das historische Clouth-Areal.“ guten Wohnlagen und solchen, die einfach wegen kann man sich vorstellen, wie lukrativ dieser Markt bestimmter lokaler Gegebenheiten nicht so attrak- inzwischen ist. Auch wir haben umgedacht: Die Entwick- tiv sind. Das können wirklich Mikrosituationen sein, lung Clouth. Tor 2 ist unser größtes Konversionsprojekt etwa eine – wie man in Köln sagt – „fiese Ecke“. Ist im Bereich Wohnen in Köln. Bei der Ausschreibung für der Bestand in einer solchen Lage niedrig bewertet, das Areal mit seinem historischen Gebäudebestand lohnt es sich für Projektentwickler, neue Wohnflächen half unsere Expertise beim Thema Denkmalschutz. Wir in einem standortangemessenen, qualitativ hochwerti- entwickelten bereits zwei Silogebäude im Rheinauhafen gen Projekt mit interessanter Architektur zu schaffen. und das Bonner Münsterhaus. Welche Projekte haben in der letzten Zeit maß- Quasi der Wegbereiter für Ihre Projekt- geblich die Stadtentwicklung beeinflusst? entwicklung in Köln Nippes … Klaus Braß: Wohnen und Arbeiten am Wasser werden Klaus Braß: Unsere Projektentwicklung Clouth. Tor 2 immer attraktiver: Bestes Beispiel ist der Rheinauhafen. wird das letzte zu entwickelnde Grundstück auf dem Hier liegt auch das Büro von SiebersPartner hinter der gesamten Gelände der alten Gummiwarenfabrik sein. historischen Fassade des Hauses „Siebengebirge“. Der Das insgesamt 14,5 ha große Areal bietet Platz für Rheinauhafen mischt Wohnen und Arbeiten, Gastrono- mehr als 1.200 Wohnungen bzw. Wohnraum für 3.000 mie und Kultur und nicht zuletzt Historie und Moderne. Menschen und wird ein neues Viertel im Stadtteil Gleiches gilt für den Deutzer Hafen: Die Zukunftsent- Nippes bilden, welches mit seinem Umfeld vernetzt wicklung soll auf 37,7 ha – davon 8 ha Wasserfläche – werden soll. Der Denkmalschutz erstreckt sich nicht zeigen, wie ein gemischt genutztes Quartier mit einer nur auf die Verwaltungsgebäude, sondern auch auf den vielfältigen Nachbarschaft aussehen kann. Ehrenhof und die Außenbereiche. Der nordwestliche Bauabschnitt ist so groß, dass wir neben dem 8.000 m² Welche Erfahrungen haben Sie mit der großen denkmalgeschützten Altbau auch 12.500 m² Umwidmung von Flächen gemacht? Neubau auf der Grundstücksreserve realisieren können. Klaus Braß: Die Assetklasse Wohnen war bis vor etwa Eine weitere Besonderheit ist der Quartiers-Charakter: zehn Jahren nicht so attraktiv wie heute. Aber wenn eine Von vier Straßen – drei Autostraßen und einem Geh- Stadt es schafft, Büro- in Wohnflächen umzuwidmen, und Radweg – wird das Areal begrenzt. 10
[Köln] fokussiert Wo liegen die Herausforderungen? übersteigen. Ein schnelles „Kasse machen“ findet man Klaus Braß: Zunächst galt es, den Wettbewerb um das in Köln weniger, ebenso wie internationale Investoren Grundstück zu gewinnen. Dieser war nicht allein auf oder exklusive Wohnhochhäuser. Ganz selten liest man den höchsten Kaufpreis reduziert. Die Angebote wurden „Teuerste Wohnung Kölns verkauft.“ Der Markt ist ein- anhand des Kaufpreises, des investorenspezifischen fach gesünder. Nutzungskonzepts sowie dessen Nachhaltigkeit be- wertet. Unser Konzept mit Theater, Musical-Akademie Gibt es weitere zukunftsweisende und Kunst neben Wohnen und Coworking-/Start-up- Projekte Ihres Hauses? Flächen hat uns nach vorne gebracht. Die zukünftige Klaus Braß: Wir möchten in Mittelstädten Projekte in Herausforderung besteht darin, die geplanten Nut- 1A-Lagen – entgegen dem Marktzyklus im Einzelhan- zungsarten architektonisch so miteinander zu verbin- delsbereich – entwickeln. Denn wir erwarten hier eine den, dass sie sich ergänzen und nicht einschränken hohe Marktdynamik. Wir glauben, dass es sich lohnt, – sei es beispielsweise von bautechnischer Seite oder mit einem Projekt wie dem Kaiser Carré in Siegburg bei der Planung der inneren Erschließung. Der enor- Einzelhandelsflächen und Wohnen zu verbinden. me Vorteil des Projekts liegt darin, dass wir auf dem 12.500 m² großen Grundstück gut gestalten können. Welche neuen Aspekte an ein modernes Quartier erfüllt die Projektentwicklung? Klaus Braß: Was macht Leben in Köln aus? Eine urbane Umgebung mit Restaurants, Theatern, Kneipen und viel Gemeinschaftsgefühl, würde ich sagen. Das alles kön- nen wir in diesem multifunktionalen Quartier abbilden. Wenn wir unser Konzept richtig umsetzen, können wir mitten in Köln einen lebendigen, urbanen Wohnraum für 350 bis 400 Menschen schaffen. Und es gelingt uns hoffentlich darüber hinaus, das Quartier mit dem Tra- ditionsviertel Nippes zu verknüpfen. Offenheit heißt die Devise – der Ehrenhof wird rund um die Uhr zugänglich sein. Durch die Restaurants, diverse Veranstaltungs- flächen, den Theatersaal und die Akademie wird im vor- deren Bereich des Areals immer Betrieb herrschen. Trotz der geschlossenen Lage vermitteln wir Passanten das Gefühl, willkommen zu sein. Im hinteren Bereich als ruhigem Rückzugsort entstehen dann 140 Wohnungen. Wie ist die Nachfrage strukturiert? Klaus Braß: In Bezug auf Nippes hat unsere Bedarfs- analyse meine persönlichen Beobachtungen bestätigt: Das Viertel ist ein ausgesprochener Familienstandort. In den rund 1.200 Wohneinheiten des neuen Viertels leben alle, die das Urbane und Lebendige schätzen. Unser Wohnflächenmix von 1- bis 5-Zimmer-Wohnun- SiebersPartner gen ist auf familienorientierte Größen ausgerichtet. Ebenfalls auf Gemeinschaft bedacht sind die geförder- ten Wohnheimplätze in 2- und 3-Zimmer-Wohnungen für Studierende. Nach wie vor ist Köln ein gefragter Das seit vielen Jahren eingespielte Team besteht aus dem Foto / Visualisierungen: SiebersPartner GmbH & Co. KG Unistandort. Insgesamt soll eine stabile soziale Durch- geschäftsführenden Gesellschafter Klaus Braß und dem mischung das Viertel prägen. Gesellschafter Winfried Siebers. Projekte werden lösungs- Und was schätzen Residential-Investoren orientiert kalkuliert, immer mit dem Blick auf eine solide an der Domstadt? Wertschöpfung und schnelle Umsetzung. Der konzeptionelle Klaus Braß: Auf der Suche nach stabilen Anlagen mit Ansatz des Büros reicht von der Lageverbesserung bestehen- regelmäßigem Cashflow fällt der Blick der institutio- der Objekte durch neue Architektur über Belebung aus- nellen Investoren unweigerlich auf den Wohnungsbau. sterbender Geschäftsstraßen in den Mittelzentren bis hin zur Kölner Residential-Investoren wissen, dass sie in den nächsten Dekaden keine Vermietungsprobleme haben Aufwertung ganzer Quartiere. werden, denn die Nachfrage wird weiterhin das Angebot 11
CITY REPORT WOHNEN KÖLN BNP Paribas Real Estate Köln blickt auf eine mehr als 2.000-jährige Geschichte zurück KÖLN und bekennt sich schon aus Tradition zu Weltoffenheit und Toleranz. Dank dieses Lebensgefühls herrscht in der Domstadt eine besondere Verbundenheit der Einwohner zu ihrer Stadt. • Köln ist nicht nur ein wichtiger Unternehmens-, Hoch- die Leerstandsquote, die schon 2014 bei sehr nied- schul- und Wissenschaftsstandort, sondern auch für rigen 1,1 % lag, bis 2019 nochmals nachgegeben hat Kölsch, Karneval und Geselligkeit bekannt. Zusammen und bei nur noch knapp 0,9 % liegt. bildet dies einen guten Mix für eine hohe Lebensqua- • Mit einer zügigen Entspannung der Wohnungsmärk- lität. Dies macht sich auch in der Einwohnerstatistik te ist auch mit Blick auf die Baugenehmigungen nicht bemerkbar: Seit 2014 ist die Einwohnerzahl um gut zu rechnen. Diese bewegen sich im Schnitt der Jahre 5 % auf etwa 1,09 Mio. gestiegen. 2014 bis 2019 bei etwa 3.100 Wohneinheiten pro Jahr. • Während die Nachfrage nach Wohnraum unverändert • Dennoch werden eine Reihe größerer Wohnbaupro- hoch ist, ist auf der Angebotsseite weiterhin keine Ent- jekte in Angriff genommen. Da die Innenstadt schon spannung in Sicht. Zwischen 2014 und 2019 lag die heute eng bebaut ist, stehen dezentrale Standorte im Zahl der neuen Wohnungen durchschnittlich bei gut Fokus. Zu nennen ist hierbei beispielsweise die Ent- 2.800, während sich die Zahl der zusätzlichen Haus- wicklung des ehemaligen Güterbahnhofs Ehrenfeld, halte im Schnitt bei über 7.000 bewegte. Die neu ent- wo mit dem „Ehrenveedel“ ein neues Stadtquartier standenen Wohnungen reichen also nicht einmal an- mit etwa 500 Wohnungen entstehen soll. Für Aufse- satzweise aus, um den zusätzlichen Bedarf aufgrund hen sorgt zudem das geplante Waldviertel in Roden- steigender Haushalte zu decken. kirchen, wo auf einem über 43.000 m² großen Areal ein • Die geschilderte Diskrepanz zwischen Haushalts- Neubaugebiet zum Wohnen und Arbeiten mit über 400 wachstum und Baufertigstellungen führte dazu, dass Wohneinheiten geplant ist. ENTWICKLUNG BEVÖLKERUNG UND WOHNUNGSBESTAND 2014–2020 ENTWICKLUNG NACHFRAGE UND ANGEBOT 2014–2019 Bevölkerung Wohnungsbestand Genehmigungen fertiggestellte Wohnungen ø zusätzl. Haushalte p. a. 1.087.863 1.034.175 8.000 7.210 7.000 +5 % 6.000 563.238 547.256 5.000 3.803 3.767 3.473 3.435 3.402 3.095 4.000 2.942 2.908 2.409 2.327 3.556 2.055 2.030 +3 % 3.000 2.000 1.000 2014 2020 2014 2020 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020; GfK Geomarketing 12
Zahlen & Fakten AUF EINEN BLICK NACHFRAGE +486 Personen Wanderungssaldo im Jahr 2019 9,2 % Arbeitslosenquote 2020, +4.212 Personen im Jahr 2018 +1,4 %-Punkte zum Vorjahr 583.591 Haushalte 97,5 zum 31.12.2019, +2.141 Haushalte zum Vorjahr Kaufkraftindex pro Haushalt 2020, 46.649 € Kaufkraft pro Haushalt ANGEBOT 563.238 Leerstandsquote 1,1 % 0,9 % Wohnungen zum 31.12.2019, +1.577 Wohnungen zum Vorjahr 2014 2019 40,1 % Anteil Mehrfamilienhäuser 31.12.2019, -0,1 %-Punkte zum Vorjahr 2.409 Baugenehmigungen 2019, -533 Wohnungen zum Vorjahr Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, GfK Geomarketing, Bundesagentur für Arbeit, CBRE-empirica Leerstandsindex 13
CITY REPORT WOHNEN KÖLN BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR MIETWOHNUNGEN MIETEN LEGEN WEITER ZU TOP 5 (BESTAND) 57 59 Burscheid ANGEBOTSMIETEN 2020 1 er 19,25 D €/m2 pp ün u h n W Belgisches Viertel / Friesenplatz LEVERKUSEN Rh e 18,80 €/m2 in 3 ün Neustadt-Nord /Agnesviertel Dh n Odenthal Chorweiler Fühlinger See 17,30 €/m2 Severinsviertel / Südstadt 1 BERGISCH GLADBACH 16,00 €/m2 Pulheim Niehl Zentrum / Altstadt 15,45 €/m 2 Bocklemünd Altstadt-Nord / Eigelstein Dellbrück 57 Nippes Mülheim Bensberg Refrath MIETDYNAMIK 2014–2020 Rhein 64 % lz Sü Braunsfeld Deutz 3;4 Neustadt-Nord /Agnesviertel Weiden Altstadt Rath 53 % 4 3 4 Belgisches Viertel / Friesenplatz 559 Frechen © mapz.com - Map Data: OpenStreetMap ODbL Klettenberg 45 % 1 Marienburg Rösrath Quelle: IDN Immodaten GmbH Pesch / Lindweiler Porz 43 % Hürth 555 Wahn / Wahnheide / Lind Flughafen Köln/ Sü Bonn 40 % l z Riehl / Niehl in he Lohmar R Bleibtreusee 553 59 Brühl LAGEKLASSE sehr gut gut durchschnittlich einfach Foto: David J. Engel / stock.adobe.com • Aufgrund des positiven Wanderungssaldos und des Vergleich der A-Städte immer noch einem moderaten unzureichenden Neubauvolumens steigen die Miet- Niveau entspricht. preise kontinuierlich an. Zwischen 2014 und 2020 • Auch die Corona-Pandemie hat keinen bleibenden hat sich die mittlere Angebotsmiete über alle Lage- Eindruck auf dem Kölner Mietwohnungsmarkt hin- klassen hinweg um insgesamt 29 % verteuert, wobei terlassen. Der Preisanstieg der mittleren Angebots- der Mietpreisanstieg über die einzelnen Jahre auf- miete lag 2020 im Vergleich zum Vorjahr bei 4,5 % fällig gleichmäßig verlaufen ist. Zuletzt lag die An- und bewegt sich damit sogar leicht oberhalb des gebotsmiete im Mittel bei fast 11,50 €/m², was im jährlichen Mittels (4,3 % p. a.). 14
Zahlen & Fakten Mieten im gesamten Stadtgebiet gestiegen Angebotsmieten im Städtevergleich unterdurchschnittlich Belgisches Viertel teuerstes Stadtquartier • Betrachtet man die Mietpreissteigerung nach Lage- ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSMIETEN NACH WOHNLAGEN (BESTAND) qualität, so springen einige Besonderheiten ins Auge: sehr gut (+22 %) gut (+31 %) durchschnittlich (+25 %) Die Angebotsmieten verteuerten sich ausgerechnet einfach (+27 %) gesamt (+29 %) in den sehr guten Wohnlagen seit 2014 nur unter- €/m² durchschnittlich (+22 %). Bei guten Wohnlagen zeigt sich hingegen mit +31 % der größte Mietpreisanstieg. 15 Durchschnittliche und einfache Wohnlagen verteuer- ten sich um 25 bzw. 27 %. • Die teuersten Lagen der Domstadt liegen allesamt 12 innerhalb der Ringe oder unmittelbar dahinter. Der Spitzenreiter ist dabei das Belgische Viertel, das sich dank zahlreicher Restaurants, Galerien, Modebou- 9 tiquen und seiner ansprechenden Architektur immer mehr in Richtung Szeneviertel entwickelt. Dem- entsprechend hoch ist auch die mittlere Angebots- miete, die auf nunmehr 19,25 €/m² geklettert ist. 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Dank seiner relativ geschlossenen historischen Be- Quelle: IDN Immodaten GmbH bauung erfreut sich auch das Agnesviertel nördlich des Ebertplatzes großer Beliebtheit. Hier werden im ANGEBOTSMIETEN NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND) Mittel 18,80 €/m² aufgerufen. Auf Platz 3 folgen die €/m² Median oberes Segment quirlige Südstadt und das Severinsviertel, wo die mittlere Angebotsmiete ein Niveau von 17,30 €/m² 25 erreicht hat. • Beleuchtet man die Mietpreisentwicklung der einzel- 20 nen Stadtquartiere, lässt sich ein interessantes Mus- ter feststellen: Die höchste Dynamik weisen Teilla- 15 gen der Neustadt-Nord (+64 %) sowie des Belgischen Viertels (+53 %) auf, die auch absolut betrachtet zu 10 den teuersten Lagen zählen. Auf dem Fuße folgen mit Pesch / Lindweiler (+45 %) sowie Wahn / Wahn- 5 heide / Lind (+43 %) Stadtviertel, die teils in der äu- 14,85 11,95 11,10 11,60 12,15 ßersten Peripherie zu verorten sind. Hier führt das niedrige Ausgangsniveau dazu, dass die prozentualen 1 2 3 4 5 und mehr Mietpreisanstiege überproportional ausfallen. Quelle: IDN Immodaten GmbH 15
CITY REPORT WOHNEN KÖLN BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR EIGENTUMS- WOHNUNGEN PREISE NEHMEN FAHRT AUF • Auch bei Eigentumswohnungen ist ein Nachfrageüber- hang festzustellen. Da das Angebot genau wie auf dem Mietwohnungsmarkt weit davon entfernt ist, die un- gebrochene Nachfrage bedienen zu können, schnellen auch die Kaufpreise weiter in die Höhe. So legte der Median-Angebotspreis für Eigentumswohnungen über alle Lagekategorien hinweg zwischen 2014 und 2020 um stolze 80 % zu. Im Mittel müssen Wohnungskäufer knapp 3.800 €/m² auf den Tisch legen. Auch die Coro- na-Pandemie konnte den starken Preisauftrieb nicht stoppen: 2020 stiegen die Median-Angebotspreise ge- genüber dem Vorjahr um weitere 8 %. • Während sich Eigentumswohnungen in sehr guten Wohnlagen um etwa 43 % verteuert haben und der- zeit mit etwa 4.700 €/m² zu Buche schlagen, haben sich die Angebotspreise in den einfachen Wohnlagen Preise stärker gestiegen als Mieten glatt verdoppelt. Hier werden jetzt gut 3.500 €/m² aufgerufen. Waren Wohnungen in sehr guten Lagen im Jahr 2014 noch 90 % teurer als in einfachen, lag Einfache Wohnlagen mit starkem Wachstum dieser Abstand 2020 bei nur noch 35 %. Es zeigt sich somit, dass die Lagequalität längst nicht mehr das Deutliche Nachholeffekte auf der Schäl Sick ANGEBOTSPREISE (BESTAND) 2020 IN DEN ABSOLUTEN PREMIUMLAGEN 6.080 €/m 2 6.020 €/m 2 5.950 €/m 2 5.770 €/m 2 5.315 €/m 2 Foto: Sebastian Hamm / Shutterstock Sülz Uni-Viertel / Altstadt-Süd Alstadt-Nord / Südstadt / Kwartier-Latäng Eigelstein Volksgarten Quelle: IDN Immodaten GmbH 16
Zahlen & Fakten STADTTEILE MIT DER HÖCHSTEN PREISDYNAMIK 2014–2020 ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSPREISE ETW IN DEN WOHNLAGEN (PREIS 2020, BESTAND) (BESTAND) sehr gut (+43 %) gut (+82 %) durchschnittlich (+76 %) einfach (+101 %) gesamt (+80 %) 151 % €/m² 5.000 4.000 3.000 Brück / Neubrück / Merheim (3.260 €/m2) 123 % 2.000 1.000 121 % 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Höhenhaus / Stammheim / Quelle: IDN Immodaten GmbH Flittard (4.850 €/m2) ANGEBOTSPREISE NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND) €/m² Median oberes Segment 114 % 8.000 Höhenberg / Kalk 7.000 (3.525 €/m2) 6.000 5.000 114 % Mühlheim / Buchforst 4.000 (4.285 €/m2) 3.000 2.000 1.000 4.180 3.830 3.760 3.975 4.320 Esch / Auweiler 1 2 3 4 5 und mehr (3.715 €/m2) Quelle: IDN Immodaten GmbH Quelle: IDN Immodaten GmbH alleinige Kaufkriterium ist, sondern das verfügbare preisdynamik bislang noch nicht hervorstechen, än- Angebot zunehmend an Bedeutung gewinnt. dert sich das Bild mit Blick auf die ETW-Preise funda- • Analog zum Mietwohnungsmarkt befinden sich die mental. Gleich 4 der 5 dynamischsten Stadtquartiere Lagen mit den höchsten Angebotspreisen größten- befinden sich auf der „Schäl Sick“. So haben sich die teils im Bereich der Ringe. Spitzenreiter ist Sülz, das Angebotspreise in Brück / Neubrück / Merheim zwi- mit seiner attraktiven Lage zwischen Uni und Beet- schen 2014 und 2020 um gut 150 % verteuert. Auch in hovenpark und einer sehr ansehnlichen Bebauung Höhenhaus / Stammheim / Flittard (+123 %), Höhen- punkten kann. Hier liegen die Median-Angebotsprei- berg / Kalk (+121 %) und Mülheim / Buchforst (+114 %) se bei knapp 6.100 €/m², während im nahegelegen haben sich die Preise mehr als verdoppelt. Diese Uni-Viertel / Kwartier Latäng gut 6.000 €/m² aufge- Aufholeffekte sorgen dafür, dass die lange diskutierte rufen werden. Aufwertung des rechtsrheinischen Kölns jetzt immer • Während die rechtsrheinischen Lagen bei der Miet- deutlicher an Kontur gewinnt. 17
CITY REPORT WOHNEN KÖLN BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR MEHRFAMILIENHÄUSER NACHFRAGE WEITER HOCH • Auch auf dem Markt für Mehrfamilienhäuser besteht len der Gutachterausschüsse gestützt. Seit 2012 ist eine deutliche Diskrepanz zwischen Angebot und der jährliche Geldumsatz mit Mehrfamilienhäusern Nachfrage. Das Angebot ist weiterhin knapp, da ne- kräftig angestiegen. 2019 wurde ein Volumen von ben unzureichenden Baufertigstellungen das Problem 1,14 Mrd. € registriert, was einem Zuwachs um über besteht, dass viele Eigentümer einen Verkauf ihrer Ob- 40 % gegenüber 2012 entspricht. Die Zahl der veräu- jekte mangels Anlagealternativen aufschieben. ßerten Objekte lag 2019 bei knapp 690 und damit im • Die Nachfrage ist hingegen ungebrochen hoch und hat Bereich des Mittelwerts der Jahre 2010 bis 2019. Auch in den letzten Jahren sogar noch zugenommen, zumal das durchschnittliche Volumen pro Verkaufsfall ran- neben privaten Anlegern auch immer mehr instituti- gierte 2019 mit gut 1,7 Mio. € eher am oberen Rand. onelle Investoren das Zinshausgeschäft für sich ent- • Auch auf dem Zinshausmarkt kennen die Preise seit decken. Vor diesem Hintergrund ist damit zu rechnen, Jahren nur eine Richtung. Lagen die Multiplikatoren dass die Marktlage auch in Zukunft angespannt bleibt für Neubauobjekte im Spitzensegment im Jahr 2014 bzw. sich nochmals verschärft. Dies gilt umso mehr, noch beim 24-Fachen, ist mittlerweile das 32,5-Fache als dass sich das Interesse der Investoren aufgrund der Nettojahresmiete anzusetzen. Nach wie vor ist der der positiven Entwicklung der Mietwohnungsmärkte Engpass eindeutig auf der Angebotsseite zu verorten. mittlerweile auf alle Lagen erstreckt in besonderem Köln ist und bleibt ein absoluter Verkäufermarkt, auf Maße auch für die sogenannte rechtsrheinische „Schäl dem marktgängige Investitionsobjekte im Regelfall Sick“. sehr schnell veräußert werden können, und zwar • Die geschilderten Trends werden auch durch die Zah- größtenteils unabhängig von der Lage. VERKÄUFE VON MEHRFAMILIENHÄUSERN ENTWICKLUNG DER VERKAUFSFAKTOREN NEUBAU (SPITZE) Verkäufe (Anzahl) Geldumsatz (in Mio. €) Spitzenmultiplier Neubau 1.200 35 1.000 32,5 31,0 800 30,0 30 29,0 27,5 Foto: william87 / stock.adobe.com 600 25,5 400 25 24,0 200 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: Gutachterausschuss der Stadt Köln Quelle: BNP Paribas Real Estate GmbH 18
Zahlen & Fakten STANDORTE IM ÜBERBLICK 12,75 €/m2 HAMBURG 55 % / 13 % 12,40 €/m2 33,0 24 % / 6 % 7,40 €/m2 BERLIN 32,5 30 % / 8 % 28,0 ESSEN 6,80 €/m2 30 % / 6 % DÜSSELDORF 11,25 €/m2 29,0 28 % / 7 % LEIPZIG 32,5 KÖLN 11,50 €/m2 Berlin mit Abstand am dynamischsten 29 % / 9 % FRANKFURT München bewegt sich auf 20-€/m²-Marke zu 32,5 15,00 €/m2 Hamburger Mietwachstum etwas abgeschwächt 32 % / 9 % 33,0 19,40 €/m2 40 % / 7 % STUTTGART 35,0 14,65 €/m2 MÜNCHEN 41 % / 7 % 33,5 Medianmiete 2020 (Bestand) Mietentwicklung (Bestand): 2014–2020 / 2018–2020 Verkaufsfaktoren (Neubau Spitze) Quellen: IDN Immodaten GmbH, BNP Paribas Real Estate 19
CITY REPORT WOHNEN KÖLN BNP Paribas Real Estate THE FUTURE IS NOW DIGITALE LÖSUNGEN FÜR PRIVATE VERMIETER Wer als Vermieter mehr Aufgaben aus der Hand gibt und automatisiert, gewinnt. Denn durch die Digitalisierung haben sie in Zukunft mehr Zeit, weniger Kosten und zufriedenere Mieter. Smarte Lösungen bei der Immo- bilienverwaltung, die einen echten Mehrwert bieten, gibt es mittlerwei- le viele. Laut einer Studie von ImmobilienScout24 planten 2020 über die Hälfte aller Vermieter, sich digital bei der Immobilienbewirtschaftung unterstützen zu lassen. Wir geben daher einen Überblick für alle Haus- eigentümer, die von digitaler Intelligenz profitieren und den ersten Schritt in eine digitale Zukunft gehen möchten. P ropTechs sind in Deutschland in den vergange- nen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschos- sen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Immobilienwelt zu verändern und die eher ana- loge Branche bei den Herausforderungen der digitalen Transformation zu unterstützen. Auch Immobilienkon- zerne zeigten sich zunächst erfreut: „PropTechs wurden zur Hoffnung der etablierten Unternehmen“, beschreibt es Andreas Völker. Seit 1999 leitet er als Geschäftsfüh- rer und Head of Investment Consulting die BNP Paribas Real Estate Consult GmbH und ist oft mit verschiedenen Start-ups im Gespräch. Ein regelrechter Hype setzte ein, bald kamen aber auch Ängste zur Euphorie hinzu: Wird die Immobilienwirtschaft ähnliche Disruptionen wie etwa die Musikindustrie mit dem Aufkommen von Streaming-Plattformen wie Spotify erleben? „Indem Vermieter und Eigentümer in Prop- Nach fast einem Jahrzehnt lässt die große Disrup- Techs investieren, binden sie Innovationen tion, also ein komplett neues Businessmodell, noch auf ein und verjüngen quasi ihre Belegschaft. Es sich warten. „Nur etwa 5 Prozent aller PropTechs fallen auf“, betont Völker. „Die Start-ups arbeiten momentan wird interessant sein zu sehen, wie sich die an einzelnen Prozessen, also isolierten Lösungen, und kleinen, kreativen Start-ups in einem größe- nicht an ganzheitlichen Modellen, welche die Branche ren, eher konventionellen Umfeld behaupten.“ revolutionieren könnten.“ Wir wollen uns vier junge und vielversprechende ANDREAS VÖLKER Unternehmen genauer anschauen und beleuchten, wie Managing Director BNP Paribas Real Estate diese Wohnungsvermietern helfen. 20
The Future is Now Definition PropTech Der Begriff PropTech setzt sich zusammen aus Property und Technology und beschreibt junge Unternehmen, welche die Immobilienbranche mithilfe neuer Techniken bei der digitalen Transformation unterstützen möchten. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in anderen Branchen beobachten – vielleicht kennen Sie bereits die Begriffe FinTech oder InsurTech. 4 PROPTECHS, DIE VERMIETER IM AUGE BEHALTEN SOLLTEN: objego liefert mobile Immobilienverwaltung Wer sich traut, Excel-Tabellen und Un- terlagen in Aktenordnern ins Archiv zu verbannen, schafft mit objego den ersten Meilenstein in der Digitalisierung des Ver- mieteralltags. Ziel des PropTechs ist es, die Immobilienverwaltung komplett digital zu machen und in einer einzigen Web-Anwen- dung abzubilden. Dazu bringt das Essener Start-up die Organisation aller Einheiten samt Ne- benkostenabrechnung und Dokumenten- management ins Web. Das Bankkonto kann direkt mit objego verbunden werden, so- dass Mieteinnahmen automatisiert und Rechnungen und Ausgaben in der Finanz- übersicht direkt erfasst werden. Mit dem eingebauten Dokumentenmanagement sind alle wichtigen Dokumente jederzeit und von überall aus abrufbar. Und das Beste: Für sämtliche Objekt- typen – von der vermieteten Eigentums- wohnung über Einfamilienhäuser, Mehr- familienhäuser mit und ohne Gewerbe- einheiten – erstellt das Tool die Neben- kostenabrechnung inklusive Anschreiben an die Mieter fast komplett selbstständig. Einfach, intuitiv und sicher. Die Geschäftsführer Philip Rodowski privater Vermieter noch mehr zu erleich- Das Herzstück der Software ist und Jörn Reckeweg sind bereits seit An- tern. Im Februar wurde beispielsweise ein die Nebenkostenabrechnung für Foto: objego GmbH Wohn- und Gewerbeimmobilien. fang 2020 erfolgreich mit der Lösung am Feature hinzugefügt, das die Vorbereitung Markt unterwegs und arbeiten mit ihrem der Anlage V für die Steuererklärung durch Team fortwährend an der Integration wei- schnellen Export aller relevanter Daten terer digitaler Lösungen, um das Leben und Informationen stark vereinfacht. 21
CITY REPORT WOHNEN KÖLN BNP Paribas Real Estate Wunderflats: Online-Vermietung ohne Zeitaufwand Im Handumdrehen passende Mie- einem übersichtlichen Dashboard vertrag zur Unterschrift erstellt. ter finden, Mietvertrag online dargestellt und können ganz ein- Während des gesamten Prozesses unterschreiben und die Zugänge fach verwaltet werden. Der größte ist das Team von Wunderflats je- über KIWI erstellen – fertig. Das Zeitgewinn: Es tauchen nur rele- derzeit persönlich erreichbar. Berliner PropTech Wunderflats vante Anfragen auf. Denn mithilfe Wunderflats und seine Wett- übernimmt für Vermieter die eigens entwickelter Algorithmen, bewerber schließen die Lücke im professionelle Vermarktung von die durch maschinelles Lernen Markt für Aufenthalte ab einem Inseraten sowie die vollständige jeden Tag intelligenter werden, Monat. Das Angebot richtet sich Abwicklung und Administration schlägt das Unternehmen Inse- vor allem an Arbeitnehmer, die der Vermietungen. rate vorrangig den Nutzern vor, sich nur zeitlich begrenzt in einer Eine personalisierte und effizi- bei denen die Wahrscheinlichkeit Stadt aufhalten. Wer flexibel und ente Nutzungserfahrung steht bei eines Vertragsabschlusses am agil leben und arbeiten möch- dem Marktführer für möbliertes höchsten ist. Haben Vermieter te, findet digital kurzfristig ein Wohnen auf Zeit in Deutschland sich für einen Mieter entschie- passendes Zuhause in deutschen dabei an erster Stelle. Alle Insera- den, wird dessen Arbeitsverhält- Großstädten. Und diese Einfach- te und entsprechende Mietanfra- nis durch Wunderflats verifiziert heit wird auch den Vermietern gen werden für den Vermieter in und ein rechtlich geprüfter Miet- geboten. Digitalen Mehrwert für Mieter schaffen: KIWI macht Türen smart Wie kommen die Handwerker von Doozer in die Woh- Nölling ein Treiber zur Kosteneinsparung. Das Stichwort nung? Bestenfalls mit einer Türsteuerung auf Entfernung hier: Schlüsselmanagement-Prozesse. Zutrittsrechte von und ohne persönlichen Kontakt. Diesen Effizienzgewinn App-Nutzern und Transpondern werden im Online-Portal sichert sich der digitale Wohnungsvermieter mit einem per Knopfdruck gewährt und wieder entzogen. Vorbei die Anbieter wie KIWI. Dessen digitales Schließsystem lässt Zeit, in der Schlüssel aufwendig und teuer nachgemacht sich per App und KIWI-Transponder steuern. Erstaunlich: und Schlösser ausgetauscht werden müssen. Der ers- Das Smart-Entry-System wird nicht etwa anstelle des te Schritt zu einem „Smart Home“ ist also gar nicht so Standard-Türschlosses, sondern zusätzlich installiert. schwer, wie es zunächst klingen mag. Die Nutzung der herkömmlichen Schlüssel ist dadurch nicht beeinträchtigt. Neben der bequemen Türöffnung von unterwegs, mit der eben jene Doozer-Handwerker oder vertrauenswür- 2 dige Paketboten Zutritt zur Wohnung erhalten, gehen mit digitalen Schließsystemen weitere Vorteile einher. Denn KIWI ist laut Gründer und Geschäftsführer Karsten 1 1 Von außen nicht sichtbar wird der Türsensor im Klingeltableau der Immobilie installiert. 2 Öffnen per Klick: Mit der Smartphone-App wird die Tür per Tab auf das Display geöffnet. 22
The Future is Now „Als Architekt bin ich angetreten, um die Chancen der Digitalisierung endlich auch für die Immobilienwirtschaft nutzbar zu machen und den Prozess der Leerwohnungs-Sanierung vollständig online abzuwickeln.“ NICHOLAS NEERPASCH Gründer und Geschäftsführer von Doozer Im Bereich der Auftragsvergabe von Wohnungssanierungen kostet die analoge Abwicklung von der Bedarfsfeststellung bis hin zur Beauftragung viele Bestandshalter viel Zeit und Geld. Sanieren wie die Profis mit Doozer Auch die Handwerkerbranche arbei- be des gewünschten Sanierungszeitrau- Investoren vorbehalten, die aufgrund tet bereits digital. Nicholas Neerpasch mes sieht er sofort, welche Handwerker der hohen Anzahl an Wohnungseinhei- und Carsten Petzold haben mit Doozer für genau diese Maßnahme zu welchem ten dauerhaft ihr eigenes Handwer- in weniger als 7 Jahren den größten Preis verfügbar sind. Preiskalkulation kerteam beschäftigen konnten. Doozer deutschen digitalen B2B-Handwerker- und Leistungsverzeichnis sind detail- nutzt das Handwerkernetzwerk, um nun Fotos / Visualisierungen: KIWI.KI GmbH; Knut Koops photography; hanohiki - stock.adobe.com markt ins Leben gerufen. Das Prinzip liert. Der Auftraggeber erhält dadurch zusätzlich auch ähnliche Vorteile für ist simpel: Der Kunde, sprich der Im- umfassende Markttransparenz, für die private Vermieter realisieren zu können. mobilieneigentümer mit Sanierungsnot, der Handwerkermarkt bisher weniger Handwerksunternehmen profitieren von hinterlegt in der Online-Plattform alle bekannt war. einer besseren Planbarkeit und höheren wichtigen Angaben zur Wohnung und Schnelle Sanierungen zu marktübli- Auslastung, was wiederum den Preis legt die Produkte und die gewünschten chen Preisen waren in der Vergangen- reduziert. Digitalisierung funktioniert – Sanierungsleistungen fest. Nach Einga- heit vor allem großen institutionellen zum Vorteil aller Akteure. The time is now: Die Digitalisierung der Wohninvestoren. Zwar ist zu Beginn der Nutzung der eigenen Wohnimmobilien vorantreiben digitalen Tools ein Zeitinvestment erforderlich, um die Trotz der Vorteile ist die Akzeptanz deutscher PropTechs Systeme kennenzulernen und auf die eigenen Objekte zu bei privaten Vermietern noch bestenfalls mittelmäßig. übertragen. Sie helfen jedoch, wiederkehrende Aufgaben Um Vorbehalte auszuräumen und während des gesam- zu erleichtern, sorgen für mehr Planbarkeit oder wer- ten Immobilienzyklus Vorzüge zu schaffen, arbeiten die ten das Mieterempfinden der Wohnung durch Smart- Start-ups eng zusammen und verbinden ihre Leistun- home-Technologie wesentlich auf. Wenn nicht jetzt, gen untereinander. Immer mehr Schnittstellen bauen wann dann? Es ist höchste Zeit, die digitale Transfor- bestehende Hürden ab und vereinfachen das Leben der mation in der Wohnungswirtschaft voranzutreiben! 23
IM GESPRÄCH MIT PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER VON QUANTUM WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE! 4,9 Mrd. € 1,6 Mio. m 2 8,2 Mrd. € Projektentwicklungsvolumen Gebaute Fläche Assets under Management (seit Gründung 1999) (seit Gründung 1999) (2020) 24 Quantum in Zahlen
Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum „Pionier“, bei diesem Titel hebt der zurück- haltende Hamburger eher abwehrend die Hand. Dennoch fokussierte sich Philipp Schmitz- Morkramer als einer der ersten auf Wohnimmobi- lien. In einer Zeit, als andere noch auf Office oder Hotel als Assetklasse schielten, investierte er für Institutionelle und sein Family Office, agiert aber auch als einer der größten Entwickler Deutsch- lands. Trotzdem zeigt sich der sympathische Familienvater in einem Gespräch ohne Plattitüden „Trotz des Runs auf Wohn- als guter Kaufmann. Mit seinem glasklaren Blick immobilien haben wir den auf den Markt analysiert er Erfolgsfaktoren und Zenit noch nicht gesehen. Hürden. Das Volumen seiner Projekte lag allein Die Zeichen stehen weiter- hin auf Wachstum.“ 2020 bei 1,5 Mrd. €, begeistert aber hat ihn ein PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER Sportplatz in seiner Wahlheimat. Gründer von Quantum M an spürt das Herzblut der Grün- schung. Aber was sah er, was die anderen fort: „Es gab ausländische Wettbewerber, dertage, wenn man Philipp nicht sahen? Die breit gestreute, atomisierte die für 500 bis 900 €/m² kauften. Zahlen, Schmitz-Morkramer nach seinen Mieterstruktur wertete er als krisenresistent. die aus heutiger Sicht dem Märchenbuch ersten Projekten fragt. „Als De- Die Vielfalt der Mietverträge würde zukünf- der Immobilienwirtschaft zu entspringen veloper erwarben wir 2008 den tig dazu beitragen, dass starke Wertverluste scheinen.“ Auch als die „Schallmauer“ von Allianz-Sportplatz in Hamburg. Für das 5 ha ausblieben. Wie recht er damit haben sollte, über 1.000 €/m² durchbrochen wurde, spra- große Gelände, eingebettet in Kleingärten, würden Krisen wie der Lehman-Crash oder chen deutsche Immobilienspezialisten von entwickelten wir den B-Plan“, erläutert der die Corona-Pandemie zeigen. Konkret such- „überpreist“. Ausländische Investoren, wie gebürtige Frankfurter das erste Projekt in te das Team weniger volatile Investments etwa das US-Unternehmen Cerberus Ca- seiner Wahlheimat, in der er seit 26 Jahren mit guter Risikostreuung. Schritt für Schritt pital Management, fingen aber gerade erst zu Hause ist. Damit sei ein Flächentausch überzeugten Schmitz-Morkramer und sein an, in den für sie unterbewerteten Markt zu für die Kleingärtner, aber auch eine neue, Co-Vorstand Frank Schmidt Investoren von investieren. öffentliche Sportinfrastruktur einherge- ihrer Sichtweise. gangen. „Eine Win-Win-Win-Situation. Ein „Als Deutsche waren wir unter den Tages-Schau guter Deal für die Stadt, für uns und für institutionellen Playern fast allein“, erin- „Wenn ich den Markt heute betrachte, die Sportvereine“, freut sich Schmitz-Mor- nert sich der heute 52-Jährige und fährt macht ja mittlerweile jeder Wohnen“, winkt kramer. Das sei heute schwieriger: Sport der Quantum-Chef ab. Etwa vor sechs, sie- in verdichteten Gebieten sei aufgrund des ben Jahren begannen Investoren seinen Lärms selten gewünscht. Auf dem Gelände der Stadtgärten entstanden Beobachtungen nach, verstärkt auf den Zug Der Investmentspezialist begann früh: sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen „Wohnen“ aufzuspringen. Warum dieser unterschiedlicher Größe. Anfang 2006 legte Quantum das erste Son- Sinneswandel? Der Branchenkenner be- dervermögen, den Wohnimmobilienspe- gründet das mit der aus der Lehman-Krise zialfonds „Habitare“, auf. „Zu dieser Zeit resultierenden Unsicherheit. Und so kam waren kaum Investoren zu finden, die in 2013/2014 der Durchbruch in der Breite. die vermeintlich langweilige Assetklasse „Was das Geschäft aber nicht einfacher investieren wollten“, erinnert sich Philipp macht“, sagt er. „Das Produkt ist überschau- Schmitz-Morkramer. Denn damals trennten bar, der Markt ist kleinteilig, der relevante Fotos: Ralf Buscher sich viele Investoren von ihren Wohnimmo- Teilmarkt stark zersplittert, und Grundstü- bilienbeständen, um sich renditeträchtige- cke werden nicht billiger. Retrospektiv be- ren Alternativen zuzuwenden. Der Experte trachtet sind wir gut aufgestellt und waren sah darin trotzdem eine attraktive Beimi- immer überzeugt, zu einem vernünfti- 25
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