GÜRZENICH-ORCHESTER KÖLN - FEBRUAR 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
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Montag, 24. Februar 2020 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal Elbphilharmonie für Kenner | 3. Konzert GÜRZENICH-ORCHESTER KÖLN PIERRE-LAURENT AIMARD KL AVIER DIRIGENT FRANÇOIS-X AVIER ROTH CHOREOGR AFIE JÖRG WEINÖHL »DIE NEUE AKADEMIE – EINE BEETHOVEN-SÉANCE« Werke von Ludwig van Beethoven, Helmut Lachenmann und Bernd Alois Zimmermann sowie neue Werke von Francesco Filidei und Isabel Mundry Das Detailprogramm wird nach Konzertende verteilt Pause gegen 20:50 Uhr / Ende gegen 22:15 Uhr
Es ist das Besondere, das Wellen schlägt. Der offizielle Weinpartner der Elbphilharmonie Mehr Infos unter: hawesko.de/elphi
WILLKOMMEN »Die neue Akademie« trägt den Geist, in dem Ludwig van Beethoven seine eigenen Akademie-Konzerte in Wien veranstaltete, in unser Hier und Jetzt. Das Konzert taucht ein in Beethovens Universum, indem es ein- dringliche Momente seiner Klavier- und Orchestermusik zeitgenössischen Werken gegenüberstellt. Dabei beleuchtet es den Komponisten, dessen 250. Geburtstag die Welt dieses Jahr feiert, auch als politisch bewegten Künstler, Poeten und Visionär. Eine Reise ins Abenteuer des Neuen selbst, das Beethoven sein Leben lang gesucht hat. Mit Pierre-Laurent Aimard und François- Xavier Roth stehen zwei der wagemutigsten Interpreten im Zentrum dieser sehr persön- lichen Auseinandersetzung mit Beethoven.
FANPOST LIEBER LUDWIG, wir sagen »Du«, einverstanden? Denn Du bist, seit ich denken kann, ein wich- tiger Teil meines Lebens. Leider hast Du, lieber Ludwig, nicht so viel für Bläser als Solisten geschrieben. Das bedauere ich als ehemaliger Flötist sehr. Die Streicher haben da mehr Glück gehabt, jedenfalls was die Kammermusik betrifft. Aber ok, Du hast für Orchester so unglaublich komponiert, dass ich Dir verzeihe. Später dann habe ich Deine Musik als Dirigent lieben gelernt. Und ich würde gerne von Dir wissen: Wie hast Du es geschafft, dass wir Deine Musik brau- chen wie das Wasser zum Leben? Dass wir Deine Sinfonien immer und immer wieder spielen möchten? Und dass wir verstehen möchten, was Du mit Deiner Musik damals sagen wolltest? Sehr oft nach einer Probe mit Deiner Musik fühle ich mich total kaputt und fertig, weil ich tief im Inneren bewegt bin. Es ist kein Zufall, dass Du heute wie- der als ein politischer Komponist verstanden wirst. In dem Sinn, dass uns Deine Musik etwas über unser Leben und unsere Emotionen erzählt. Deine Musik ist wie eine philosophische Reise, bei der man zunächst zu wissen glaubt, wohin man geht oder was Du erzählst. Doch plötzlich, und das passiert mir immer wieder, überraschst Du uns mit revolutionären Gedanken! Nicht nur mit den Tönen, sondern auf einer menschlichen Ebene. Wir glauben, dass wir sind, was wir sind, aber dank Dir lernen wir einen anderen Teil unse- rer Persönlichkeit kennen und erfahren eine neue Perspektive darauf, wie wir als Menschen leben könnten. Denn das, was Du komponiert hast, erzählt ganz unmittelbar vom Leben! Deine Musik ist keine abstrakte Kunst, sondern sehr menschlich. Sie hat mit Blut, mit Atmen, mit Laufen, mit Freude, mit Traurig- keit, mit Melancholie und mit Nostalgie zu tun. Seit Jahren kombiniere ich, wie viele andere auch, in meinen Konzertpro- grammen Deine Musik mit Kompositionen von heute. Denn auch Du warst ein zeitgenössischer Komponist, ein sehr intelligenter Avantgardist. Man hört in Deinen frühen Kompositionen, dass Du der musikalische Sohn von Joseph Haydn oder Wolfgang Amadeus Mozart bist. Aber sehr schnell erfährt man auch, dass Deine Musik etwas total anderes ist. Sie beginnt im traditionel-
François-Xavier Roth len »Kostüm«, aber bald wird deutlich, dass Du mit den Voka- beln deiner Zeit etwas anderes erzählen möchtest. Und diese Modernität hat in meinen Programmen immer sehr gut mit anderen, heutigen Komponisten harmoniert, die mit ihrer Musik ebenfalls eine Utopie skizzieren. Viele Brücken zu Deinen Werken finde ich in der Musik von Helmut Lachenmann, Philippe Manoury oder von Francesco Filidei. In diesem Jahr 2020 nun, dachte ich, treibe ich diese Pro- gramm-Philosophie auf die Spitze. Deswegen veranstalten wir eine Akademie wie zu Deiner Zeit. Mit Komponisten, die einen spannenden Kontrapunkt zu Deiner Musik bilden. Ich hoffe, Aus der Sendereihe »Briefe an Du hast Freude daran, diese Konzerte mit uns zu teilen, wo Beethoven«. Zu hören montags ab 20:10 Uhr auf Deutschlandfunk. auch immer Du bist. Mir persönlich bedeuten diese Konzerte www.dlf.de/beethoven mit dem Gürzenich-Orchester sehr viel! Denn ich finde, dass man die Größe Deiner Musik verpasst, wenn man sie nur neben anderen Komponisten der Klassik hört. Ich will Deine Musik feiern, und das mit einem ambitionierten Kontrapunkt, um die musikalischen und menschlichen Revolutionen, die in jedem Deiner Stücke stecken, hochleben zu lassen! DEIN FR ANÇOIS-X AVIER
DIE MUSIK DER GROSSE NEUERER Zum Programm des heutigen Abends Bislang hat noch niemand Beethoven klein gekriegt, auch wenn das diesjährige Beethoven-Jubiläum Ansätze dazu liefert. Bei der Überführung zur »Jubiläumsdachmarke« hat Beethoven bereits – hashtag-kompatibel – seine Vokale verloren und erduldet nun als BTHVN2020 wohl oder übel langmütig die Feierlichkeiten, als »B wie Bonner Weltbürger, T wie radikaler Tonkünstler, H wie Humanist, V wie Visionär und N wie Naturfreund«. Und eine Geburtstagsfeier als »nationale Aufgabe«, festgeschrieben im Koalitionsvertrag der Bundesregierung »zwischen Mindestlohn und Energiewende«, wie das Online-Magazin niusic spöttelt: Das soll Beethoven erst einmal einer nachmachen. Kleiner geht es bei Ludwig van offenkundig einfach nicht. Schon bei seiner Trauerfeier 1827 in Wien soll seinem Sarg ein Trauerzug von 20.000 Menschen gefolgt sein. Die Errichtung dieser Statue in seiner Geburtsstadt Bonn 1845 wurde von einem mehrtägigen internationalen Musikfest begleitet. Die Regie führte kein Geringe- rer als Franz Liszt, der selbst knapp ein Drittel der Statue bezahlt hatte. Monarchen und Geistesgrößen wie Alexander von Humboldt reisten an, um in einem provisorischen – anschließend wieder abgebauten – hölzernen Konzertsaal den großen Sohn der Stadt Bonn hochleben zu lassen. Beethoven-Jubiläen waren stets kul- turelle Großereignisse, und als vor 50 Jahren die Schallplattenin- dustrie angesichts des 200. Geburtstages nicht ruhen wollte, bevor nicht jede Beethoven-Note vielfach aufgenommen worden war, setzte der Komponist Mauricio Kagel zur Notwehr an und schlug mit zynischer Zunge vor: »Beethoven wird eine Zeitlang nicht mehr aufgeführt, damit die Gehörnerven, die auf seine Musik reagieren, sich erholen können. Ich finde, wir tragen die Verantwortung dafür, die weitere Missbildung der Hörbevölkerung zu verhindern.« Blickt man aus heutiger Perspektive auf die Programme, die Beethoven seinem Publikum zumutete, so staunt man nicht
wenig. Drei Stunden allerneueste, nie zuvor gespielte Musik versammelte etwa die »große musikalische Akademie«, die Beethoven am 22. Dezember 1808 auf eigene Rechnung abhielt. Nicht nur hatte Beethoven die Musik für diesen Anlass geschrieben, er hatte auch den Konzert- saal gemietet und das Orchester orga- nisiert, er dirigierte und spielte Klavier. Selbst die Karten verkaufte er eigenhändig. Die Schilderungen jenes Konzertabends sind berühmt. Nicht nur, weil gleich meh- rere Eckpfeiler unseres westeuropäischen Musikkanons zum ersten Mal zu erleben waren: Beethovens Fünfte und Sechste Sin- fonie (die Pastorale), das Vierte Klavierkon- zert und die Chorfantasie. Sondern auch, weil das Publikum in der Kälte des Saales fror und der Komponist am Klavier derart exaltiert agierte, dass er zunächst die Ker- zenständer vom Klavier fegte und später im Eifer des Gefechts die als Ersatz-Kerzenhal- ter herbeigerufenen Knaben versehentlich ohrfeigte. Die gesamte noble und großbür- gerliche Gesellschaft hatte sich im Theater an der Wien versammelt, das Beethoven als Konzertort diente. Die Vorstellungen darüber, was ein Kon- zert sei und wie es abzulaufen habe, waren zu Beethovens Zeit also noch viel fließender als heute. Die Programme hatten keine feste
Form, zudem kam das Publikum noch bis weit ins 19. Jahrhun- dert hinein weniger, um geliebte Klassiker zu hören, sondern vor allem, um Neues zu erleben. Als Hommage an den großen Neuerer Ludwig van Beethoven und an die innovative Form des Musikerlebens, die eine »Akademie« damals war, stellt das heutige Konzertprogramm genau dies dar: einen neuartigen Versuch, Musik zu präsentieren, und eine Präsentationsform, in der die Lust am Neuen und Unerwarteten stets wach gehal- ten wird – auch und gerade da, wo es sich der Begegnung mit dem bereits Bekannten lustvoll stellt. Damals schrieb Beethoven in Antizipation der hereinbre- chenden Leserbriefflut an die Allgemeine Musikalische Zeitung: »Es werden vielleicht wieder Schimpfschriften über meine letzte musikalische Akademie an die Musikalische Zeitung gesandt. Ich wünsche eben nicht, dass man das unterdrücke, was gegen mich; jedoch soll man sich nur überzeugen, dass niemand mehr persönliche Feinde hier hat als ich.« Das Gefühl, von den Zeitgenossen – wenigstens moment- weise – unverstanden zu sein, teilt Beethoven gewiss mit vie- len seiner kompositorischen Nachfahren. Helmut Lachenmann Helmut Lachenmann sprach vom bürgerlichen Konzertsaal häufig als der »Höhle des Löwen«. Inzwischen ist der Doyen der Neuen Musik mit sei- nen Werken, die einem immer wieder ein neues Hören schein- bar vertrauter Zusammenhänge ermöglichen, hier längst in seiner »guten Stube« und wird weltweit geehrt. Dabei hat er die Musik erneuert wie vor ihm wenige andere. Komponieren heiße »ein Instrument bauen«, sagt Lachenmann, und so erschafft er mit jedem seiner Werke das Instrument Orchester neu. Wo soll man anfangen, will man Beethovens Universum durchmessen? Mit dem Anfang vielleicht? Wo liegt dieser? In jenen Tagen, da Beethoven von seinem Vater als Supertalent präsentiert wurde? Der Beginn der Ersten Sinfonie könnte ein guter Anfang sein. Denn noch bevor Beethoven loslegt, macht er zunächst einmal die Türe zu: Anfangen, wo andere auf- hören. So kann man diesen Auftakt auch interpretieren, der eine klassische Schlussformel an den Anfang setzt. Was mag das damals für ein Schock gewesen sein! Die Geburt der Musik aus der Dissonanz. Was war aufwühlender für das dama-
DIE MUSIK lige Publikum – dieser Beginn oder der Einsatz des Allegro- Themas, das mit seinem punktierten Rhythmus und dem Dreiklangsmotiv unmittelbar den Komponisten der Französi- schen Revolution entlehnt scheint? »Von Herzen – möge es wieder zu Herzen gehen«. Diese Worte, die Beethoven über seine Missa solemnis schrieb, bezeichnen das Paradox, dessen er sich wie niemand zuvor zu bedienen wusste. Der Widerspruch einer öffentlichen Zwie- sprache der Herzen, der Rede an die größtmögliche Öffent- lichkeit, die doch in ihrer radikalen Humanität jeden einzel- nen meint. Beethoven hat solche intensiven Dialoge mit seinen Mitmenschen immer wieder geschrieben, die man stets auch als Dialoge mit dem Göttlichen verstehen kann – sei es in sei- nen Klaviersonaten, in seinen Sinfonien oder seinen Streich- quartetten. Und immer wieder schreitende Sätze, langsam schreitende Sätze, wie ein Kondukt. Der zweite Satz seiner siebten Sinfonie irritiert in dieser Hin- sicht. Einerseits schreitet die Musik gemessen, getragen, doch lautet die Satzbezeichnung »Allegretto«. Über wenige Sätze in Beethovens Schaffen gibt es derart verschiedene Auffassun- gen von Dirigenten wie über diesen. Beethoven liebt es, sein Publikum mit auf die Suche zu nehmen. Er lässt die Zuhörer teilhaben am Prozess der Ent- stehung neuen Lebens. Doch wer zu schöpfen weiß, dem ist bekannt, dass dazu auch das Zerstören gehört. »Beethoven ist ein dekonstruktiver Komponist«, sagt Francesco Filidei, »das musikalische Material in seinem Fünftem Klavierkonzert sind allein Tonleitern und Arpeggien, beziehungsweise gebro- chene Akkorde.« Beethoven führt die Musik immer wieder auf Francesco Filidei die Essenz, auf ihr Gerippe zurück. Wie soll man aufhören? Beethoven war kein guter Auf- hörer. Oder ein besonders guter. Ein besonderer jedenfalls. Man nehme nur das Ende seiner letzten Klaviersonate op. 111. Nachdem Beethoven den Zuhörer »Adagio molto semplice e cantabile« in einen Variationensatz mitnimmt, der in Thomas Manns Doktor Faustus wohl seinen schönsten Nachhall gefun- den hat, und der – fand jedenfalls Igor Strawinsky – die Pforten zum Jazz aufstößt, führt er ihn schließlich an jenen Punkt,
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DIE MUSIK an dem die vor den eigenen Ohren kre- ierte Musik sich gleichsam in sich selbst auflöst. Und dort setzt er den lakonischs- ten Schluss, den man sich denken kann. Oder, anderes Beispiel, das Ende der Fünf- ten Sinfonie: Sechsmal kadenziert Beetho- ven von der Dominante zur Tonika-Grund- tonart. Dann erklingt für 60 Schläge C-Dur, die von weiteren acht Schlägen in C-Dur abgeschlossen werden. Das wirkt so, als würde jemand mit jedem Abschluss darum flehen, dass es noch nicht zu Ende sein möge. Oder aber so, als wolle jemand etwas wirklich abschließen. Endgültig. Abschließen, zurückblicken, darum soll Ludwig van Beethoven mit dem Manuskript der es am heutigen Abend aber weniger gehen. »Missa solemnis« Vielmehr gilt es, Beethovens Impulse in die heutige Zeit zu übertragen und aus seiner Kunst neue Funken zu schlagen. Die Komponistin Isa- bel Mundry, die am Programm des Abends maßgeblich betei- ligt ist, formuliert es so: »An Beethovens Musik brauchen wir nicht zu erinnern. Aber wir könnten ein Jubiläumsjahr wie dieses zum Anlass nehmen, zu fragen, welche Formen des Hörens wir vernachlässigen. Mich interessieren Ausführungs- formen, in denen diese normalerweise verdrängten Katego- rien wieder hervorkommen: das Licht, die Stille zwischen den Stücken. Vermutlich hört man dann auch die Musik von Beet- hoven anders. Solche Hörsituationen muss man inszenieren: Aufführungen, in denen Präsenz und Absenz der Musik zusam- menspielen – nicht im Sinne einer Relativierung, sondern einer verschobenen Zuwendung. Beethovens Musik hält das aus.« PATRICK HAHN
DIE KÜNSTLER DIRIGENT FRANÇOIS-XAVIER ROTH
François-Xavier Roth, geboren 1971 in Paris und seit Beginn der Spielzeit 2015/16 Gürzenich-Kapellmeister sowie General- musikdirektor der Stadt Köln, gehört zu den charismatischs- ten und mutigsten Dirigenten seiner Generation. Er ist Erster Gastdirigent des London Symphony Orchestra und Associate Artist der Pariser Philharmonie, die diese Position eigens für ihn schuf, um die Vielfalt seines Wirkens zu würdigen. Auch darüber hinaus arbeitet Roth mit führenden Orchestern zusam- men, darunter die Berliner Philharmoniker, das Concert gebouworkest Amsterdam, das Symphonieorchester des Bay- erischen Rundfunks und das Boston Symphony Orchestra. Roths Repertoire reicht von der Musik des 17. Jahrhunderts bis zu zeitgenössischen Werken und umfasst alle Gattungen. 2003 gründete er das innovative Orchester Les Siècles, das je nach Werk und oftmals in ein und demselben Konzert sowohl auf modernen wie auch auf alten Instrumenten musiziert. Erst vor wenigen Wochen gastierte er mit diesem Ensemble hier im Großen Saal der Elbphilharmonie. François-Xavier Roths zahlreiche CD-Einspielungen, unter anderem mit dem London Symphony Orchestra und dem SWR Sinfonieorchester, dessen Chefdirigent er von 2011 bis 2016 war, genießen hohe Wertschätzung und werden regelmäßig mit bedeutenden Auszeichnungen gewürdigt. Anfang 2019 erschien Mahlers Dritte Sinfonie mit dem Gürzenich-Orchester; bereits 2017 nahm man gemeinsam die Fünfte Sinfonie auf. Großen Wert legt François-Xavier Roth auf Nachwuchsför- derung und Musikvermittlung. Kinder- und Mitmachkonzerte sowie grenzüberschreitende Projekte wie das Lab.Oratorium von Philippe Manoury mit mehreren Amateurchören, das im vergangenen Jahr im Rahmen des Internationalen Musikfests in der Elbphilharmonie zu erleben war, gehören zu den festen Bestandteilen seiner Arbeit. Für seine großen Verdienste als Musiker, Dirigent und Lehrer wurde François-Xavier Roth 2017 mit dem französischen Verdienstorden Chevalier de la Légion d’Honneur geehrt. Und erst diesen Monat erhielt er den Ehren- preis der Deutschen Schallplattenkritik.
Pierre-Laurent Aimard gilt als einer der bedeutendsten und international bekanntesten Musiker unserer Zeit. Die Washington Post bezeichnete ihn als »außergewöhnlichen Visionär«. 2017 wurde der Pianist, der als Pionier der zeit- genössischen Musik sowie als herausragender Interpret von Klavierwerken aller Epochen gefeiert wird, mit dem renommierten Ernst von Siemens Musik- preis ausgezeichnet. Aimard verbindet eine enge Zusammenarbeit mit zahlreichen bedeutenden Komponisten, darunter György Kurtág, Karlheinz Stockhausen, Elliott Carter, Pierre Boulez und George Benjamin. Der Pianist wurde 1957 in Lyon geboren und studierte in Paris und London. Frühe Erfolge feierte er 1973 mit dem Ers- ten Preis beim Messiaen-Wettbewerb. Drei Jahre später wurde er auf Wunsch von Pierre Boulez erster Solopianist des neugegründeten Ensemble Inter contemporain. Im Rahmen seiner fast beispiellos erfolgreichen Karriere tritt Aimard mit namhaften Orchestern und Dirigenten auf, darunter Esa-Pekka Salonen, Peter Eötvös, Sir Simon Rattle und Vladimir Jurowski. Er war Artist in Residence bei vielen großen europäischen und US-amerikanischen Konzerthäusern. Von 2009 bis 2016 war er künstlerischer Leiter des Aldeburgh Festivals. In der Sai- son 2017/18 begann Pierre-Laurent Aimard seine dreijährige Verpflichtung als Artist in Residence am Southbank Centre in London. Recitals und Konzerte mit Orchester führen ihn regelmäßig unter anderem nach Tokio, Peking, Sankt Petersburg, Paris, Wien und New York. Neben seiner solistischen Tätigkeit hat er eine Professur für Klavier an der Musikhochschule Köln inne. Von Pierre-Laurent Aimard liegen zahlreiche, oft mit hochkarätigen Aus- zeichnungen prämierte Einspielungen vor. So erhielt seine Aufnahme von Bachs Kunst der Fuge zahlreiche Preise und erreichte die Spitze der klassi- schen iTunes-Charts. Sein Album mit Werken von Elliott Carter wurde 2018 mit dem Jurypreis des BBC Music Magazine gewürdigt. Auch seine Gesamtein- spielung von Olivier Messiaens Catalogue d ’oiseaux wurde mehrfach prämiert, darunter mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik. Pierre-Laurent Aimard war in den vergangenen Spielzeiten regelmäßig in Hamburg zu Gast, teils mehrfach pro Jahr. So gab er beim Internationalen Musikfest im vergangenen Mai einen Soloklavierabend mit Werken von Béla Bartók und György Ligeti.
DIE KÜNSTLER PIERRE-LAURENT AIMARD KL AVIER
GÜRZENICH-ORCHESTER KÖLN Das Gürzenich-Orchester Köln steht für wegweisende Interpretationen und innovative Programmgestaltung und zählt heute im Konzert- wie im Opern bereich zu den führenden Orchestern Deutschlands. Seit der Eröffnung der Kölner Philharmonie 1986 ist das Gürzenich-Orchester eines der beiden Haus- orchester und empfängt jede Saison in rund 50 Konzerten mehr als 100.000 Konzertbesucher. Seit der Saison 2015/16 ist François-Xavier Roth Gürzenich- Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln. Die Wurzeln des Gürzenich-Orchesters, dem heute knapp 130 Musiker ange- hören, reichen zurück bis zu den mittelalterlichen Ratsmusiken und den ersten
DIE KÜNSTLER festen Ensembles des Kölner Doms. Ab 1857 konzertierte das Orchester im Gürzenich-Saal, dessen Namen es bis heute trägt. Seit 1888 ist es das Orchester der Stadt Köln. In sei- ner langen Geschichte hat es stets die führenden Komponis- ten und Interpreten seiner Zeit angezogen, bedeutende Werke des romantischen Repertoires von Johannes Brahms, Richard Strauss und Gustav Mahler erlebten mit dem Gürzenich- Orchester ihre Uraufführung. Zur Strahlkraft des Gürzenich-Orchesters tragen auch gegenwärtige Komponisten bei: Von 2015 bis 2019 wirkte Philippe Manoury auf Einladung des Orchesters als »Kompo- nist für Köln«. In der aktuellen Saison entstehen für das Gür- zenich-Orchester mehrere Auftragswerke von Miroslav Srnka, Bernhard Gander, Isabel Mundry und Francesco Filidei. Geprägt wurde das Orchester durch seine Ehrendirigenten Günter Wand und Dmitrij Kitajenko sowie seit 1986 durch seine Chefdirigenten Marek Janowski, James Conlon, Markus Stenz und heute François-Xavier Roth. Das digitale Streamingangebot Go Plus überträgt Live-Konzertaufnahmen des Gürzenich- Orchesters in die ganze Welt. Unter François-Xavier Roths Ägide hat das Orchester sein Angebot für Kinder und Jugendl iche wie auch für Senioren erheblich ausgeweitet. Erst kürzlich fiel der Startschuss für das erste Kölner Bürgerorchester, in dem Orchestermusiker und Kölner Bürger jeden Alters gemeinsam musizieren. Ebenfalls seit diesem Jahr arbeitet das Gürzenich-Orchester mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen und der Stiftung Deutsche Demenzhilfe zusammen, um den positi- ven Einfluss von Musik auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns zu unterstützen. Das Ziel ist mehr Aufmerksamkeit für die steigende Zahl von Demenzerkrankungen, die unsere älter werdende Gesellschaft immer stärker herausfordert.
BESETZUNG VIOLINE I VIOLONCELLO FAGOTT Natalie Chee Ulrike Schäfer Thomas Jedamzik Dylan Naylor Angela Chang Diana Rohnfelder Chieko Yoshioka-Sallmon Georg Heimbach Ignacio Muñoz Francés** Petra Hiemeyer Johannes Nauber Felix Parlasca* Demetrius Polyzoides Franziska Leube Elisabeth Polyzoides Daniel Raabe HORN Rose Kaufmann Klaus-Christoph Kellner Egon Hellrung Judith Ruthenberg Sylvia Borg-Bujanowski David Neuhoff Anna Kipriyanova Willy Bessems Nicolai Amann KONTRABASS Johannes Schuster Johannes Blumenröther* Christian Geldsetzer* Andreas Jakobs Hye-Bin Kim** Konstantin Krell Jens Kreuter Jason Witjas-Evans Jörn Köster 2. VIOLINE Guillermo Sanchez Lluch Stefano Cardiello** Sergey Khvorostukhin Joachim Stever-van Oepen Zbigniew Szustak* Daniel López Giménez** TROMPETE Marek Malinowski Maria Krykov* Bruno Feldkircher Liz Macintosh Jon Mikel Valgañón* Matthias Kiefer Sigrid Hegers-Schwamm Herbert Lange Joanna Becker FLÖTE Stefan Fleißner* Jana Andraschke Alja Velkaverh-Roskams Anna Isabel Haakh Antonia Heyne** POSAUNE Will Grigg Gemma Corrales* Carsten Luz Akari Azuma Günter Vallery* Markus Lenzing Eryu Feng** Christoph Schwarz Hyin-Yu Wu* OBOE Jan Böhme Tom Owen VIOLA Sebastian Poyault TUBA Nathan Braude Marie Tetzlaff* Karl-Heinz Glöckner Martina Horejsi-Kiefer Emily Ross* Bruno Toebrock Gerhard Dierig KLARINETTE Rudi Winkler Blaž Šparovec Antje Kaufmann Ekkehardt Feldmann Annegret Klingel Thomas Adamsky Ina Richartz-Bichescu Tino Plener Eva-Maria Wilms Felix Weischedel
PAUKE Robert Schäfer SCHLAGZEUG Alexander Schubert Christoph Baumgartner Ulli Vogtmann Josef Treutlein Tibor Hettich* HARFE Antonia Schreiber KLAVIER Paulo Alvares* ORGEL Angela Metzger* JÖRG WEINÖHL CHOREOGR AFIE Jörg Weinöhl wurde 1970 in Rüsselsheim geboren und lernte * Gast zunächst Flöte, bevor er sich im Alter von 18 Jahren dem Tanz ** Orchesterakademie des zuwendete. Nach seiner Ausbildung an der Staatlichen Ballett Gürzenich-Orchesters akademie Stuttgart wurde er vom Stuttgarter Ballett verpflich- tet. Nach drei Jahren engagierte Martin Schläpfer Jörg Weinöhl als Solotänzer für seine Compagnie in Bern. Ihre langjährige Zusammenarbeit setzte sich, neben Gastspielen und TV-Auf- zeichnungen, in Mainz und Düsseldorf fort. Zusammen mit DRAMATURGIE Schläpfer kreierte er in dessen Balletten prägnante Solo- Patrick Hahn rollen, etwa Beethoven in Diabelli-Variationen oder Der zwei- felnde Mensch in Reformations-Sinfonie. Zudem erarbeitete LICHT Jörg Weinöhl international beachtete Solopartien etwa in Cho- Stefanie Erb reografien von Hans van Manen, Paul Lightfoot und Sol León. Konstantin Adam Die Zeitschrift Tanz nominierte ihn mehrmals als besten Tän- zer des Jahres; 2012 wurde er für den deutschen Theaterpreis Der Faust nominiert. Seit 2009 widmet sich Jörg Weinöhl zunehmend der Tätig- keit als Choreograf. Von 2016 bis 2018 war er Ballettdirektor der Oper Graz, seither ist er als freischaffender Choreograf tätig.
TIPP INSZENIERTE MUSIK IM KLEINEN SA AL Szenische Bühnenaktionen und die visuell-theatralische Seite zeitgenössischen Musizierens rückt auch das Stuttgarter Ensemble ascolta in den Mittelpunkt seiner Programme. Beim Debüt in der Hamburger Elbphilharmonie stellen die sieben Musiker aktuelle Werke zeitgenössischer Musik aus den letzten zwölf Jahren vor. Darunter ist findet sich erneut ein Stück von Francesco Filidei, das den sprechenden Titel »Die Oper (viel- leicht)« trägt und sich als eine Art Choreografie für Sprecher und sechs Spieler an Tischen darstellt, ganz ohne Instrumente. Als Gast an Bord: Schauspieler Heikko Deutschmann. Mi, 4. März 2020 | 19:30 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren. IMPRESSUM Herausgeber: HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura Etspüler Lektorat: Reinhard Helling Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer Druck: Flyer-Druck.de Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com BILDNACHWEIS François-Xavier Roth (Holger Talinski); Beethoven-Denkmal vor dem Beethovenhaus Bonn von Jakob Daniel Burgschmiet (1849); Helmut Lachenmann (Lebrecht Music and Arts Photo Library); Francesco Filidei (Orgue en France); Ludwig van Beethoven: Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1820 (Beethoven-Haus Bonn); François-Xavier Roth (Holger Talinski); Pierre-Laurent Aimard (Marco Borggreve); Gürzenich-Orchester (Holger Talinski); Ensemble ascolta (Astrid Karger)
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