Gemein-schaft 2022/23 - Friesenkapelle.de
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WINTER 2022/23 Gemein schaft - Die „Konfis“: // Über Gott und die Welt „Üüs Terp“ // Gemeinsam für Wenningstedt Wählen gehen! JOURNAL DER KIRCHENGEMEINDE NORDDÖRFER // Der neue Kirchengemeinderat
Weisheit Unsere Themen des MOMENTS 3 EDITORIAL VOM PASTOR Die Tür zum Glück 6 DAS THEMA: Die Kirchengemeinderatswahl 2022 geht nach in nen auf. 8 DIE KANDITAT*INNEN 11 IM PORTRÄT: Lucie und Malin 14 DAS THEMA: Der neue Dorfverein 18 DER CLUB – Die jungen Seiten Impressum 22 IM PORTRÄT: Pastorin Gundula Döring Herausgeber: Kirchengemeinderat Norddörfer // Bi Kiar 3 25 IMMER WIEDER 25996 Wenningstedt-Braderup www.friesenkapelle.de 26 DAS FEATURE: 20 Jahre Wallhof norddoerfer-kirchenbuero@t-online.de 29 NACHRICHTEN Redaktion: Imke Wein // imke@fofftein.net Tel. 0162 1000925 30 EIN KESSEL BUNTES Layout & Produktion: Anja Buchholz 33 TERMINE, TERMINE, TERMINE Ansprechpartner: Rainer Chinnow Tel. 04651 889 25 00 // 0170 207 52 27 Kathrin Wenzel Tel. 04651 836 29 64 // Fax 04651 889 25 22 Fotos: Roman Matejov // Ralf Meyer // Tini Schluck // Oliver Strempler // Imke Wein // Kathrin Wenzel // Katrin Wenzel-Lück // Kleemann Fotografie Sylt // The Noun Project // shutterstock.com Druck & Verarbeitung: Eurodruck, Hamburg, www.eurodruck.org Norddörfer Kirchengemeinde: Stiftung „Üüs Serk“ Spendenkonten IBAN DE79 2179 1805 0000 2209 30 IBAN DE90 2179 1805 0000 0009 30 BIC GENODEF1SYL BIC GENODEF1SYL Bi Serk – das Journal der Norddörfer Kirchengemeinde erscheint im Frühjahr und im Winter mit einer Auflage von 3.000 Stück, im Sommer umfasst die Auflage 4.000 Exemplare. Bi Serk wird zudem als E-Jour- nal elektronisch versandt und steht zum Download auf der Webseite www.friesenkapelle.de bereit.
Liebe Freunde der Norddörfer Kirchengemeinde! Was braucht die inselgemeinschaft? Mit Birgit und Heiko war ich gestern in Birgit nickt: „Ja, das Auseinandertreiben Westerland. Birgit ist auf Sylt geboren. hat wirklich Konjunktur. Und die Wild- Heiko ist mein Schulfreund vom Festland. camper in Westerland haben als Kataly- Er besucht mich alle paar Wochen. Mitt- sator gewirkt. Wenn ich ehrlich bin: Die lerweile ist er eine Art „kritischer Syltlieb- meisten haben mir nichts getan, waren haber“ geworden. trotz Bierflasche in der Hand, meist nett und höflich. Oft viel freundlicher als alle „Da saßen sie wochenlang mit ihren anderen Passanten. Wahrscheinlich sind bunten Haaren und den zerfledderten T- die meisten völlig okay. Ich ärgere mich Shirts!“ Birgit zeigt auf die braunen Fle- einfach, dass sie vor aller Augen tun dür- cken gegenüber vom Rathaus, über die fen, was allen Sylter Jugendlichen und Er- nun wieder Gras wachsen soll. Forderung fand ich gut: ,Möwensichere wachsenen verboten ist. Wir hätten auch „Haben die Dich gestört?“ fragt Heiko. Mülleimer für Sylt!‘ Ansonsten waren gern mal am Strand oder wie früher am „Genervt haben sie mich! Reden von So- die meisten schon zu besoffen oder Ellenbogen übernachtet.“ lidarität mit den Armen und hatten selbst bekifft, um überhaupt eine politische alle Stacheldraht in ihren Taschen!“ Überzeugung formulieren zu können!“ Heiko meint: „Waren ja auch nicht die „Die Punks?“ fragt Heiko. „Wie kommst Inzwischen sind wir in der Friedrichstraße einzigen, die für Unmut gesorgt hatten.“ Du denn darauf?“ Birgit erwidert: „Zahl- angekommen. Heiko bleibt stehen und Birgit fragt: „Du meinst den Lindner und ten nicht fürs Übernachten. Nahmen sagt: „Was sagst Du denn, Rainer?“ Ich seine Franca?“ Heiko nickt und Birgit gern von anderen Leuten Geld. Ließen überlege: „Man kann auf die Frage nur fährt fort: „Ja, ein vorbildliches Promi- sich von Staat und Gemeinde aushalten richtig falsch antworten. Egal was Du paar sieht anders aus.“ Heiko fragt: „Wie und gaben selbst nichts ab. Sie behiel- sagst, jeder und jede pickt sich ein Wort meinst Du das denn?“ Birgit antwortet: ten alles für sich. Vor den Zelten parkten heraus, um jemand anders in die Ecke zu „Herr Lindner und Frau Lehfeldt zahlten monatelang Einkaufswagen vollgepackt stellen. Debatten, Leserbriefe und Dis- nicht für die Gemeinschaft der Kirche, mit Bierkisten!“ Heiko schüttelt den kussionen um die Camps haben für mich aber nahmen gern deren Leistungen in Kopf: „Birgit, du steckst voller Vorurteile! ein eigentliches Thema: Wie wollen wir Anspruch. Es war kein guter Sommer Da waren auch junge Menschen dabei, hier zusammenleben? Was fördert den für die Sylter Gemeinschaft: Überdimen- die für ihre politische Überzeugung ein- Zusammenhalt? Und was treibt uns aus- sionale Bauprojekte auf der einen Seite traten!“ Birgit nickt grinsend: „Ja, eine einander und gegeneinander?“ und für die, die das Inselleben am Laufen
4 EDITORIAL halten, gibt es noch immer zu wenige Birgit unterbricht mich: „Wie soll das Kreativität und Fantasie einsetzen. Ich Wohnungen. Sylt wurde und wird ausge- denn für Sylt funktionieren?“ „Ich gebe habe die Vision einer Gemeinschaft, in schlachtet von viel zu vielen Interessen- zu“, sage ich, „es ist schwierig. Dieser der Ehrlichkeit und Vertrauen unterein- gruppen, denen die Insel nichts bedeutet Sommer hat uns nicht enger zusammen- ander so einen festen Grund haben, dass und die das Leben der Einheimischen gebracht, sondern weiter auseinander- wir auf Sylt Fehler zugeben können – nicht interessiert. Leute, die in ihrer Blase driften lassen. Aber ich habe eine Vision ohne Angst, dafür aus der Gemeinschaft ungestört nur möglichst viel Spaß haben von einer Gemeinschaft auf dieser Insel. herauszufallen. Ich habe die Vision einer wollen und mit die Kulisse Sylt wie eine Gemeinschaft auf Sylt, in der wir leben, Zitrone auspressen, bis nichts mehr übrig Frage nicht, was die so wie wir es uns wünschen, frei, mit der bleibt. Dann ziehen sie weiter zur nächs- Gemeinschaft für Dich Natur im Einklang, mit lebendigen und fröhlichen Festen, umgeben von Men- ten Luxusdestination.“ tun kann, sondern was schen, die uns wohlgesonnen sind. Ich Heiko überlegt und sagt dann: „Das ist Du für die Gemein- habe die Vision einer Gemeinschaft, in Dein Gefühl?“ „Ja,“, sagt Birgit, „wenn der die Menschen auf der Insel, die hier über Sylt berichtet wurde, dann wurde schaft tun kannst. leben, sich wohl fühlen – und in die alle, — J.F. KENnEDY mal wieder ein Klischee ans nächste ge- die zu uns kommen, gern aufgenommen reiht. Mit meiner Insel hatte es nichts zu Eine Gemeinschaft, in der die Starken die werden.“ Birgit nickt und sagt: „Ein biss- tun. Es macht mich immer noch wütend Schwachen tragen – und deshalb keiner chen viel Pathos, aber schön gesagt. So und traurig.“ durch das soziale Netz fällt. Die Vision eine Insel-Gemeinschaft kann ich gerade Heiko nickt. „Verstehe ich!“ Inzwischen einer Gemeinschaft, in der die Menschen nicht sehen.“ Und Heiko stimmt ihr zu haben wir die fast menschenleere Fried- auf ihre Worte achten: Sie lästern nicht und meint: „Klingt irgendwie nach einer richstraße hinter uns gelassen und haben über die, die ihnen fremd sind. Sie halten umformulierten Version von J.F. Kennedys die Promenade erreicht. Klischees nicht für die Wahrheit – und Spruch: ‚Frage nicht, was die Gemein- sie versuchen auch nicht, jedes Klischee schaft für Dich tun kann, sondern was Du „Siehst Du irgendwo Hoffnung?“ Birgit zu erfüllen. Ich habe die Vision einer für die Gemeinschaft tun kannst.‘“ schüttelt den Kopf. Insel-Gemeinschaft, in der nicht zählt, „Und Du, Rainer, Du bist doch Experte wer wie lange auf der Insel lebt oder Hast Du denn irgendwelche Anzeichen für Gemeinschaft. Du sagst doch immer zu Gast ist, sondern wer diese Insel und davon gesehen?“ Ich antworte: „Jeden am Ende des Gottesdienstes: ,Unsere Ge- das Leben hier mit den Menschen liebt. Tag sah ich ein paar davon. Ich finde es meinde bildet sich jeden Tag neu. Alle, die Eine Gemeinschaft, in der die Menschen gut, dass in Wenningstedt-Braderup ein zu uns kommen und die da sind, gehören gerne ihre Zeit schenken, um diese Insel Verein gegründet wurde aus Einheimi- dazu!‘“ Ich antworte: „Ja, das ist mein zu erhalten, menschlicher zu gestalten schen, Gästen und Zweitwohnungsbesit- Bild einer lebendigen Gemeinschaft. Es und lebenswerter für alle zu machen. zern, um gemeinsam das Leben im Ort zu gilt für die Kirche. Es gilt für unser Dorf. Ich habe die Vision einer Gemeinschaft, verbessern. Und es ist meine Vision für diese Insel!“ in der alle ihre Talente und Gaben, ihre
5 Es war ein wirklich tolles Dorfteichfest Wir schauen auf den Horizont, die Sonne Gemeinschaft zu bauen, werden wir nie für unsere Gemeinde: Mehr als 50 Ehren- steht hoch am Himmel und wärmt. Birgit wissen, ob es gelingen kann!“ amtliche und Hauptamtliche für 14 Stun- fragt: „Meinst Du, dass es eine solche den haben gegrillt, gezapft, mit den Kin- Gemeinschaft wirklich geben kann?“ Ich Lasst uns die stille Zeit des Winters dern gespielt, Bücher, Kuchen und Kaffee antworte mit einer Gegenfrage: „Siehst nutzen, um Gemeinschaft zu erle- verkauft. Vor allem aber haben wir gere- du den Horizont?“ Birgit nickt. Ich fahre ben und vielleicht ganz neu zu den- det und gelacht – und haben uns gern fort: „Ich glaube, dass Gott ihn uns ge- ken! Ich freu mich drauf! für diese Sache engagiert. Das war das schenkt hat, damit wir lernen, groß zu Wichtigste: Mit Herz und Spaß dabei zu denken und unser Herz zu weiten. Denn sein für eine gute Sache auf der Insel!“ es ist der gleiche Gott, der uns dazu be- rufen hat, miteinander zu leben. Wenn wir jetzt nicht damit anfangen, diese Ihr und Euer Pastor Rainer Chinnow IT‘s always better when we are together. — JACK JOHNSON, SINGER-SONGWRITER
6 DAS THEMA DIE KIRCHENGEMEINDERATSWAHL 2022 Bewährte Kräfte und ein Neuer S ALLE KANDIDAT*INNEN // ALLE INFOS // ALLE FAKTEN eit Oktober stehen sie Kurz gefragt * Wenn Fragen auftauchen? fest: Die sieben Männer und schnell geantwortet: Einfach im Gemeindebüro anrufen: und Frauen, die sich am * Wann wird gewählt? Di.-Fr. 8-13 Uhr, Tel. 04651/83 62 964 Sonntag, 27. November zur Wahl des Am Sonntag, den 27. November 2022, oder eine Mail schreiben: norddoerfer- neuen Kirchengemeinderats stellen und erster Advent kirchenbuero@t-online.de in den kommenden sechs Jahren das * Wo wird gewählt? * Wann tagt das neue muntere Leben in der Kirchengemeinde Die Wahlunterlagen wurden allen ehrenamtliche Gremium Norddörfer maßgeblich mitbestimmen, Mitgliedern der Kirchengemeinde das erste Mal? Impulse geben, diskutieren, Konflikte Norddörfer postalisch zugestellt. Die Mitglieder des Rates werden austragen und um die beste Lösung Entweder man stimmt per Briefwahl im Rahmen eines Gottesdienstes ringen werden. Das Wichtigste ab oder kommt am 27. November im neuen Jahr feierlich in ihr Amt vorweg: Es stellen sich sechs „alte und von 11-17 Uhr ins Pastorat und eingeführt. Der neue Gemeinderat tagt bewährte Häsinnen und Hasen“ zur wählt dort. Sechs ehrenamtliche dann ab Januar etwa einmal im Monat Wahl sowie ein „Neuer“. Mehr über Wahlhelfer*innen sorgen für ein im Pastorat. die potenziellen Kirchengemeinderäte ordnungsgemäßes Prozedere. Unser * Wo erfahre ich in unseren Mini-Porträts… Tipp: Den Gottesdienst besuchen und das Wahlergebnis? gleich im Anschluss wählen gehen! Die Sylter Rundschau wird unmittelbar * Wieviele Ehrenamtler berichten, auf unserer Webseite stellen am Ende den www.friesenkapelle.de und auf Kirchengemeinderat? unseren Socialmedia-Kanälen erfährt Der Pastor hat qua seines Amtes man natürlich auch, wer künftig zum automatisch eine Stimme im Gremium. Kirchengemeinderat gehören wird. Sechs Vetreter*innen werden dazu gewählt.
7 Im November dieses Jahres werden die Kirchengemeinderäte in der Nordkirche neu gewählt. Was zählt offiziell eigentlich alles zu den WAS MACHT DER Aufgaben dieses Gremiums? Der Kirchengemeinderat – kurz: KGR – KIRCHENGEMEINDERAT? ist das zentrale Leitungsgremium der Gemeinde. Die Mitglieder des Kirchengemeinderates tragen die Verantwortung für die Gemeinde. *verantwortet die Gestaltung des Ihre Aufgaben sind daher sehr vielfältig. Der Kirchengemeinderat: Gottesdienstes und der Gemeinde- aktivitäten. * wirkt bei der Beset- zung von Pfarr- und * istfürverantwortlich die anderen Stellen in Verwaltung der der Gemeinde mit, Finanzen. *vertritt die Kirchengemeinde trägt die Personal- verantwortung. in der Öffent- *verwaltet lichkeit. die kirchlichen *berät die Kon- zeption von Gebäude und Grundstücke und Kinder-, entscheidet über Jugend- und deren Nutzung. Konfirmanden- arbeit, Angebote *kümmert sich um diakonische für Senior*innen, Kirchenmusik und Bildung. *fördert die kulturellen, sozialen und ökume- Arbeitsbereiche. nischen Beziehungen der Kirchengemeinde vor Ort. Weil die Aufgaben so vielfältig sind, ist es gut, dass sich sehr unterschiedliche Menschen mit ihren Schwerpunkten und Fähigkeiten im Kirchengemeinderat engagieren.
8 DAS THEMA DIE KANDIDAT*INNEN *Karin Schmidt, langjährige Assistenz der Tourismusdirektion Kampen, 77 „Diskussionen sind erlaubt und willkommen“ Ob es nun der gemeinsame Einsatz aller verfügbaren ehrenamtlichen Kräfte beim Dorfteichfest ist oder der Besuchsdienst bei den runden Geburtstagen älterer Menschen in *Hartmut Plambeck, *Bernd Ußner, Kampen und Wenningstedt-Braderup: ehemaliger Tankwart in Kampen, Schulmeister i.R., 79 Karin Schmidt plant und entscheidet Küster a.D., 69 „Ein faszinierender nicht nur im KGR, sondern packt eben „Buntes Expertengremium“ Gestaltungsprozess“ auch gerne bei den Veranstaltungen Die bestmögliche Diskussionskultur sei Seit 45 Jahren wirkt Bernd Ußner und regelmäßigen Aktionen der die, die man im Rat der Kirchengemeinde ehrenamtlich im Kirchengemeinderat Kirchengemeinde mit an, wann pflege – meint Hartmut Plambeck. Er mit. 1977 ließ sich der langjährige immer es ihr möglich ist. „Hier bei den muss es wissen, denn der Ex-Küster ist Leiter der Norddörfer Grundschule Sitzungen unseres Gremiums sind wir schon seit „wer weiß wievielen Jahren“ in das Gremium wählen und begann durchaus nicht immer einer Meinung. im Amt und hat zudem als Nachfolger seine Aufgabe zeitgleich mit Pastor Aber wir diskutieren eifrig und finden von Fritz Hermann einen tiefen Einblick Mohn. „In der Ära Chinnow herrschte am Ende immer eine gute Lösung. In hinter die Kulissen gewonnen. „Wir gerade in der Anfangszeit sehr viel unserer Unterschiedlichkeit ergänzen haben im Rat einen Experten für Dynamik und es gab Veränderungen wir uns ganz erstklassig.“ beinahe jedes Thema und gehen immer in fast allen Prozessen. Das war freundschaftlich miteinander um – schon ganz schön aufregend. Aber das ist eine große Qualität“, meint das Resultat kann sich sehen lassen, Hartmut Plambeck, der sich auch für wie ich finde. Es ist faszinierend, ein die Partnerschaft mit der polnischen Gemeindeleben wie dieses mit zu Gemeinde „Sorquitten“ engagiert und gestalten. Darauf freue ich mich auch im Vorstand der Stiftung „Üüs Serk“ in den nächsten Jahren. Bisher habe einen Sitz wahrnimmt. Die Vielfalt und ich auch die Gemeinde auf der Synode Qualität des augenblicklichen Portfolios mit vertreten. Auch das übernehme ich der Kirche in die Zukunft zu führen, sieht gerne weiter.“ er als das große Ziel des Gremiums.
9 Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen *Matthias Waldherr, viele. Anwalt und Notar, 58 — Friedrich-Willem Raiffeisen *Katrin Wenzel-Lück, (1818-1888) „Die Kirche bleibt im Dorf!“ Krankenschwester, Erzieherin Ungefähr zur gleichen Zeit wie Pastor und seit 2017 Küsterin, 52 Rainer Chinnow – nämlich 1998 – kam „Mut zu neuen Wegen“ Matthias Waldherr mit seiner Frau Als ihre drei Kinder aus „dem Gröbsten“ nach Sylt, um sich mit einer Kanzlei heraus waren, begann sie sich Anfang der selbstständig zu machen, eine Familie 2000er Jahre aktiv in die planerische Arbeit zu gründen und aktiver und engagierter der Kirchengemeinde einzubringen. Für sie Teil der Sylter Gemeinschaft zu sein. Er war das immer eine Ehrensache – denn die ist schon seit mehr als zwei Jahrzehnten Kirchengemeinde liegt ihr sehr am Herzen. Ratsmitglied bei der Kirchengemeinde „Neue Wege mutig zu gehen und die und stellt in allen juristischen bestehenden Strukturen zukunftsweisend Belangen, wie beispielsweise bei mit frischem Leben zu füllen“, das ist genau der Gründung von Stiftungen oder Vormerken: die Herangehensweise, die der Küsterin bei Vertragsangelegenheiten, seine Wahl am Sonntag, entspricht. Während der Fokus ihrer Arbeit Expertise und sein Know-how zur 27. November 2022 am Anfang ihrer Ära als Gemeinderätin auf Verfügung. „Dass wir hier auf lange Sicht den Kinder- und Jugendthemen lag, ist das eine so lebendige Gemeinde bleiben – Engagement für die Älteren heute eines das ist das Ziel meiner Arbeit in diesem ihrer Schwerpunktthemen. Die Zukunft der Ehrenamt“, meint Waldherr, der sich u.a. Kirchengemeinde zu sichern, ist in ihren auch im Vorstand der „Sölring Foriining“ Augen die größte Herausforderung der engagiert. nächsten Jahre.
10 DAS THEMA *Henning Sieverts, Tourismusdirektor von Wenningstedt- Braderup, 47 „Eine vorbildliche Gemeinschaft“ Wenn der Vater zweier kleiner Kinder auch mit der Haltung der Amtskirche i in mancherlei Hinsicht überhaupt nicht einverstanden ist, so gefällt ihm doch die Gemeinschaft rund um die *Martin Jessen, Friesenkapelle ganz außerordentlich. Banker, Bäcker und Unternehmer, 43 „Ob Sylter, Zweitwohnungsbesitzer Der Neue oder Gäste, die nur für kurze Zeit bei Es ist nicht so, dass Martin Jessen nicht schon uns sind – in der Norddörfer Kirchen- das eine oder andere Ehrenamt bekleiden gemeinde fühlt sich jeder willkommen würde. Dazu zählt der Vorsitz der Aufsichtsrats und ist sofort Teil einer Gemeinschaft. der „Sylter Bank“ und die Mitgliedschaft im Sechs der sieben Kandidaten So verstehe ich gelungenes Miteinander, Vorstand der „Bäko“ (des Dachverbandes werden in den nächsten das wird hier gelebt. Mit Toleranz und seines Handwerks), um nur zwei Beispiele zu Kirchengemeinderat gewählt. Offenheit. Dafür engagiere ich mich – nennen. Als Rainer Chinnow den Multitasker Scheidet ein Mitglied aus, auch für den gesamten Ort in meiner ansprach, ob er sich nicht auch als Kandidat rückt ein*e Kandidat*in Aufgabe als Tourismusdirektor“, meint für den Kirchengemeinderat aufstellen lassen nach. Pastor Rainer Chinnow Henning Sieverts, der fachlich die wollte, stimmt er sich mit seiner Familie ist automatisch Teil des touristische und die kaufmännische ab und bekam das „Go“. „Ich bin ja kein Gremiums. Innerhalb des Expertise einbringt, wo immer nötig. konsequenter Kirchgänger. Aber ich mag Rates werden Entscheidungen Rainer Chinnow sehr und bin begeistert, wie übrigens per Handzeichen bei uns Christentum und Gemeinschaft gelebt abgestimmt. Die Sitzungen wird – ein Zuhause für jeden. Ich unterstütze finden etwa monatlich statt diese Arbeit gerne und nach Kräften. Deshalb und sind grundsätzlich immer möchte ich mich dafür engagieren, dass öffentlich. unsere Gemeinde in Zukunft so kreativ und umfänglich weiterarbeiten kann wie Die Kirchengemeinde trauert bisher“, meint der Chef des Familienbetriebs um zwei langjährige KGR- „Bäckerei Jessen“. Seine Kuchenspenden z.B. Mitglieder: Fritz Hermann und am Sonntag sind legendär. Birgit Lanz (wir berichteten.)
11 LUCIE & MALIN IM WG-Trainingscamp ie Community, Malin Bernhardt… ist seit in der man auf- dem späten Sommer eine der bei- wächst, sucht den FSJ-lerinnen der Norddörfer man sich meis- Kirchengemeinde. Im Gegensatz tens nicht aus – zu Lucie Spiess (siehe Sommeraus- und doch bestimmt sie maß- gabe) haben wir sie bislang noch geblich alle weiteren Formen nicht im Kirchenjournal vorgestellt. von Gemeinschaft, die man Die 20-jährige Abiturientin stammt im Anschluss lebt. Entweder aus Lilienthal bei Bremen. „Mei- will man es nach dem ersten ne Mama und der Vater von Freya Auszug kurzfristig oder für (FSJ-lerin 2021-22, Anm. der immer anders machen oder Redaktion) haben sich auf dem man sucht sofort wieder ei- evangelischen Kirchentag beruf- nen Zusammenhang, der sich lich getroffen und über das FSJ bei ähnlich anfühlt wie das erste der Norddörfer Kirchengemeinde Zuhause. Im besten Fall lebt gesprochen. Meine Mutter hat man so bewusst und so ehr- begeistert berichtet, und ich habe lich, dass man im Laufe des mich dann beworben. Das Vorstel- Lebens ein*e Meister*in der lungsgespräch lief super. So war Gemeinschaft oder eben auch der Weg für mich hierher ins Pasto- des gewählten Alleinlebens rat – stark zusammengefasst“, er- wird. Gutes Zusammenleben zählt Malin, die vielleicht nach dem im Alltag ist jedenfalls eine Jahr auf Sylt Pharmazie studieren hohe Kunst. Wir haben zwei möchte, aber auch gerade deswe- Einsteiger*innen in das The- gen ein Jahr akademische Pause ma gefragt, wie sich das so gesucht hat, um völlig neue Erfah- anfühlt. rungen zu sammeln und herauszu-
12 IM PORTRÄT bekommen, was das Richtige für sie ist. Erfahrung vorgelegt und ihr von dieser Sozial und gesellschaftlich engagiert hat Option nach dem Abi vorgeschwärmt. sich Malin Bernhardt in ihrer Ortsgrup- pe des DLRG. Dort hat sie sich auch mit „Ich kam am letzten Augusttag an und Leidenschaft um die Ausbildung von war sooo aufgeregt. Ob die Chemie mit Jung-Schwimmer*innen gekümmert und Malin wohl passen würde? Das war eine Fahrten begleitet. meiner Fragen, um die sich die Gedan- ken drehten. Und da hätte ich mir wirk- Sich an den Arbeitsalltag auf Sylt zu ge- lich gar keine Sorgen machen müssen, wöhnen und an die völlig neuen Lebens- denn es geht wunderbar mit uns. Das umstände – damit hat sie sich im frühen war schon nach dem ersten Gespräch Herbst eingehend auseinandergesetzt. klar“, freut sich Lucie. Die beiden teilen „Bei uns lebt meine Oma mit im Haus. Bad und Küche, kaufen auch zusammen Unsere familiäre Gemeinschaft – das ein, haben ähnliche Vorstellungen von war jahrelang alles so schön selbstver- Ordnung, Ruhezeiten und gemeinsamen ständlich, das vermisse ich jetzt schon. Aktivitäten. Beide lesen leidenschaftlich Heimweh ist vielleicht das fal- gerne. Malin meint: „Dinge zusammen sche Wort – aber sie fehlen mir zu unternehmen und gemeinsam zu ko- alle. Ganz klar ist es eine wichtige, aber chen – das wird sicher noch mehr wer- auch krasse Erfahrung, zum ersten Mal den. Der neue Alltag, da mussten auszuziehen und alle Haushaltsthemen wir uns erst einmal herantas- selbst auf die Reihe zu bekommen. Aber ten und dran gewöhnen. Das ich finde, Lucie und ich sind auf einem war auch anstrengend mit acht, guten Weg“, meint Malin in aller Ehrlich- neun Stunden Arbeit am Tag, keit. eine echte Umstellung.“ Lucie Spiess hatte beim Start einen „Das wird schon alles. Von unserem kleinen „Heimvorteil“: Sie kennt Sylt Lebens-Rhythmus her passt es jedenfalls richtig gut und ihre beiden Geschwister ganz wunderbar mit uns“, meinte Lucie – Antonia und Linus – haben beide in un- am Anfang der gemeinsamen Zeit. Beide terschiedlichen Jahren eine positive FSJ- haben Sehnsucht nach den vielen fami-
13 ZUSAMMEN IST MAN WENIGER ALLEIN. Im letzten Moment — ROMANTITEL VON ANnA GAVALDA liären Gewohnheiten, den Menschen, Strukturen und Kurz vor Redaktionsschluss ist er glück- Kleinigkeiten, die das Zusammenleben mit der Familie lich gelandet: der „Bonus-Zivi“ des Jah- ausmachen. Auch Gerüche, Energien und selbstver- res. In Wirklichkeit heißt er Paul Esiku ständliche Rituale gehören mit zu dem bunten Blu- (22), kommt aus Uganda und hat sich menstrauß an Faktoren, die ein Zuhause, die gewohnte auf den Freiwilligen Sozialdienst in der Gemeinschaft, definieren und zu einem Gesamtgefühl Norddörfer Kirchengemeinde (heißt machen. natürlich schon lange nicht mehr Zivi) ganz formal vor ein paar Monaten be- Die beiden jungen Frauen sind aber fest entschlossen, worben. sich dem leichten Heimweh nicht zu dolle hinzugeben. O-Ton Malin: „Es braucht ja auch etwas Zeit Die beiden offiziellen Posten waren sich abzunabeln!“ Lucie meint: „In ein paar Wo- da schon besetzt, aber es ist geglückt, chen sieht das bestimmt schon ganz anders aus. Denn dass das FSJ-Duo der Kirchengemeinde am Ende der FSJ-Zeit wollen die meisten ja gar nicht durch Paul für ein Jahr zum Trio werden mehr weg von hier.“ kann. Alle Beteiligten freuen sich auf das Kennenlernen und die gemeinsame Die beiden wollen ihre Sylt-Zeit in jeder Hinsicht aus- Zeit. Nach seiner Ankunft auf Sylt hat kosten – auch und gerade, was die Arbeit anbelangt. er gleich seinen ersten Gottesdienst „Unsere Hausbesuche bei den älteren Gemeindemit- erlebt, tatkräftig mit angefasst und ist gliedern gehört jetzt schon zu meinen Lieblingsauf- dann in seinen ersten FSJ-Lehrgang gaben. Das fühlt sich null wie Arbeit an“, meint Lucie. aufs Festland gegangen. In der nächs- Und Malin ergänzt: „Unglaublich, wie offen und ten Ausgabe stellen wir Paul natürlich herzlich wir überall empfangen wurden. vor – mit allem was dazu gehört. Jetzt, Obwohl es ja auch jedes Jahr eine Umstellung für die ein paar Stunden vor Druckabgabe, von uns betreuten Frauen ist, wenn plötzlich neue Men- aber ersteinmal: schen bei ihnen auftauchen. Es ist so schön, helfen zu können und gleichzeitig so viel von anderen Lebenswe- Herzlich gen zu erfahren. Eine wunderbare Aufgabe.“ willkommen, Paul!
14 DAS THEMA DER VEREIN FÜR UND VON MENSCHEN IN WENNINGSTEDT UND BRADERUP Unser Dorf – Üüs Terp
15 E Rund 1.600 Menschen leben derzeit in „Zuhause für Familien- in Wenningstedt wird das ganze Jahr mit erstem Wohnsitz in Wenning- menschen“ im umfäng- über bewohnt – dörfliche Gemein- stedt-Braderup. Wenn die Pläne für lichen, freilassenden und schaft ist nicht mehr so selbstver- neue Wohnbauprojekte für Einhei- individuellen Sinne – das ist das, ständlich wie früher. Trotzdem Nähe mische Wirklichkeit werden sollten, was Wenningstedt-Braderup für sei- und Verbindung bewusst herzustel- kommen in ein paar Jahren noch ne Bewohner*innen und Gäste sein len, Gemeinschaft und Lebensquali- weitere Dorfbewohner*innen dazu. will. So hat es jedenfalls ein Work- tät zu ermöglichen, das ist das Ziel Eine wachsende Dorfgemeinschaft shop definiert, der sich vor der letz- der Vereinsarbeit“, meint Holger ten Kommunalwahl mit der Zukunft Thies, Gastgeber der „Eremitage“ in also. Die Gruppe der „amtlichen des Ortes beschäftigte. Ein Zuhause Wenningstedt. Locals“ erweitert sich in Wenning- mit allem, was dieser Begriff an stedt-Braderup zudem um Menschen Möglichkeiten, an Identifikation, an Vorbild für eine solche Gemeinschaft mit Zweitwohnsitz und Stammgäste, Werten, an Emotion und Engage- ist für beide die Kirchengemeinde die sich im Doppeldorf zwischen ment in sich trägt. Das Leitbild des im Ort. „Durch regelmäßige Besu- den Meeren beheimatet fühlen. Ortes mit noch mehr gelebter Wirk- che des Gottesdienstes – mein Sohn „So verstehen wir jedenfalls unsere lichkeit aufzuladen – das ist das Ziel Levi ist Konfirmand und ich habe ihn Form von Dorfgemeinschaft“, des frisch gegründeten Vereins „Üüs im letzten Jahr am Sonntagmorgen Terp“. oft begleitet – wurde mir bewusst, meint Kai Müller, zweiter Bürger- meister im Dorf. Er hatte die Idee Gemeinwohl, Gemeingut, für einen Verein, der das Leben im Gemeinwesen sind die Paten jeder Dorf noch liebens- und lebenswerter machen wird. geschichtlichen Entwicklung. — Friedrich Ludwig Jahn, „Turnvater Jahn“ (1778-1882) Den Impuls gab Kai Müller, einen dass hier schon eine solche moderne tatkräftigen Mit-Realisierer fand er Form von Gemeinschaft gelebt wird. in Holger Thies. Beide überzeugte Die Kirchengemeinde bildet sich Dorfbewohner, die es lieben zu ge- ständig neu, weil Menschen kom- stalten und Projekte Wirklichkeit men und gehen und nicht alle stän- werden zu lassen. Zwei Männer, die dig vor Ort sind. Trotzdem gibt es auch dem strukturellen Wandel im Nähe, Beheimatung, Solidarität und Dorf etwas entgegensetzen möch- Identifikation. Das wünschen wir ten. „Längst nicht mehr jedes Haus uns für das ganze Dorf. Dazu möchte
16 DAS THEMA Die Gemeinde ist die Elementarschule der Freiheit. — Émile Louis Victor de Laveleye, belg. Nationalökonom (1822-1892) der Verein beitragen. Gemeinsam aktiv Ohne viele vorgefertigte Ideen und werk der Willigen“, offen für jeden, sein für Wenningstedt-Braderup, zu er- Erwartungen luden die beiden vor we- der Lust hat, unbürokratisch und nied- leben wie gut es einem selbst tut, seine nigen Monaten zum Brainstorming in rigschwellig gemeinsam für Wenning- Stärken einzubringen. Ich habe Pastor den Kursaal3 ein – Gäste, Zweitwoh- stedt-Braderup zu gestalten. Wie in Chinnow gefragt, ob die Vereinsgrün- nungsbesitzer, Locals. Der lebendige jeder guten Familie wird auch der Ver- dung in seinem Sinne sei. Er war sofort Austausch machte klar: Mit den facet- ein Aufgaben nach Interessen, Stärken begeistert von unserer Idee“, erzählt tenreichen Talenten aller lassen sich und Schwerpunkten bieten. „Gleich bei Kai Müller von den Anfängen. große und kleine Projekte und neue unseren ersten Treffen wurde klar, dass Formen von Geselligkeit und Miteinan- es eine Riesensehnsucht nach Gesellig- Holger Thies beschreibt seine Initial- der auf den Weg bringen. keit, nach Begegnung und gemeinsa- zündung so: „Für mich ist Wenning- mem Tun gibt.“ stedt-Braderup ein kleines Paradies. Der Verein bekam seinen Namen, die Mit seiner menschlichen Wärme, dem Gründungsformalitäten wurden auf Um aus der Theorie in die Praxis zu Wechselspiel aus Ruhe und Dynamik, den Weg gebracht und sind inzwi- kommen, mögen diese ersten Beispiele der facettenreichen Natur. Dieses Pa- schen erledigt. Jetzt ist „Üüs Terp“ für die Vereinsarbeit dienen: Im Okto- radies zu wahren, gemeinschaftliche eine eingetragene, notariell beglaubig- ber bot „Üüs Terp“ Naturerkundungen Projekte zu initiieren und auch negati- te Institution mit einem ordentlichen durch die Heide unter fachkundiger Lei- ven Entwicklungen entgegenzusteuern Vorstand, einer Satzung und 23 Grün- tung an. Ein Stammtisch, der vielleicht – das ist die Grundidee. Im Idealfall dungsmitgliedern. bei jedem Treffen ein anderes Lokal können bald noch mehr Menschen ansteuert, soll das Kennenlernen und voller Stolz sagen: ,Hier fühle ich mich Holger Thies und Kai Müller nennen den Austausch in Zukunft in einen ge- zuhause’“, formuliert es Holger Thies. diese Start-Gemeinschaft das „Netz- selligen Rahmen stellen. Ein größeres
17 MINI-BIO *Holger Thies …führt zusammen mit seiner Frau Katrin die „Eremitage“ am Dorfteich. Projekt könnte es sein, den Spiel- tionen oder geselligen Ereignissen Bevor der leidenschaftliche Vater Gast- platz neben der Kirche zu moderni- teilnehmen oder eben kontinuierlich geber in Wenningstedt wurde, arbeitete sieren und mit schönen Attraktionen seine Zeit und seine Fähigkeiten zur er als Unternehmensberater für große zu versehen. „Die Spielplatzidee ist Verfügung stellen. Jeder kann eine internationale Firmen wie die Choco- ein sehr anschauliches Beispiel für Form des Engagements finden, die laterie Lindt & Sprüngli. Holger Thies ein mögliches Vereinsprojekt. Die zu ihm passt“, erläutert Kai Müller. liebt es, Sinnvolles für sich und andere Menschen, die gerne planen, sind zu tun. Er engagiert sich politisch und gefragt, aber auch die, die finanzi- Eine Liste möglicher Projekte steht gesellschaftlich. Besonders mag er sein ell das Ihre tun möchten – und na- schon, vieles wird sich aber erst aus Amt als Schiedsmann, für das er 2019 türlich diejenigen, die einfach mit der Arbeit selbst heraus entwickeln. im Amtsgericht Niebüll vereidigt wurde. anpacken können und wollen. Wir Das Leitbild der Vereinsarbeit, also bringen zum Wohle des Dorfes Men- quasi die Marke „Üüs Terp“, zu de- *Kai Müller schen zusammen. Im Verein kann finieren – das wird ein Auftrag des …lebt mit seiner Familie in Wenning- man punktuell aktiv werden, an Ak- Herbstes 2022 sein. stedt, füllte vor Jahren die Idee von der Funsporthalle mit Leben und ist für das gesamte Sportangebot des Tourismus- Service zuständig. Bei Bedarf unterrich- tet er auch Sport an der Grundschule. Bevor er sich für ein ständiges Leben auf Sylt entschied, pendelte er und machte Karriere im Sportmarketing. Der zweite Bürgermeister der Doppelge- meinde wird bei den Kommunalwahlen im Mai 2023 wahrscheinlich für das Amt des 1. Bürgermeisters kandidieren.
18 DER CLUB KONFITAG 2022 Team-Spiele mit Lernfaktor Wie es der Zufall so will, wenn es ihn rin Tini Schluck. Die Hauptkonfirmanden der denn gibt: Diese Ausgabe beschäftigt sich Norddörfer erlebten den Sonntag als „ge- mit dem Thema Gemeinschaft und beim selligen Spieltag mit Lernfaktor“. Und so Konfitag Anfang September ging es genau ging’s: In Teams erprobten die Insel-Konfis darum. Was bedeutet Gemeinschaft, wie ihre Qualitäten als Gruppe. Sie versuchten lebe ich meine Individualität in einer Grup- sich in witzigen Bewegungsspielen mit ih- pe? Was tut mir gut, wenn ich mit anderen ren Stärken durchzusetzen, sie dachten über zusammen bin, wie bringe ich mich ein, wo die Qualität von Gemeinschaft nach und nehme ich mich zurück und welche Dyna- eben auch über mögliche Störfaktoren des mik schadet mir, wo grenze ich mich ab? gemeinsamen Tuns. Um all diese Aspekte ging es beim Konfitag, Ein gemeinsamer Gottesdienst und ein zu dem alle Sylter Konfirmand*innen am schönes Mittagessen (Danke an Mario!) ersten Sonntag im September – erst in der rundeten diese besondere Gemeinschafts- Funsport-Halle und dann noch in der Kirche Erfahrung ab. „Ein schönes Erlebnis. Und gemeinsam Großes auf die Beine stellten. das, obwohl das Ganze ja an einem ,heili- Buchstäblich, denn unter anderem ging es gen’ Sonntag – an dem wir eigentlich frei darum, im Team möglichst hoch zu bauen. haben – stattgefunden hat“, meinte einer Organisiert hatten das Ganze die Pastoren der Teamplayer nach dem Konfitag und Ingo Pohl, Ulrich Simon und Jugendarbeite- möchte lieber anonym bleiben.
D I E SE I TE N FÜR J UN G E LE SE R 19 UNTERRICHT AM STRAND Über Gott und die Welt Der Tag war dafür perfekt, die letzten Momente des Sommers wollten ausgenutzt sein: So wurde der Konfi-Unterricht an einem Dienstag im späten September kurzerhand an den Flutsaum verlegt. Journalistin Imke Wein, inhaltlich für das Bi Serk zuständig, war zu Gast, um die Konfirmand*innen kurz über ihren Konfitag „auszuquetschen“. Das geriet allerdings im Verlauf eher zur Nebensache. Es entwickelte sich ein angeregtes Gespräch mit dem Gemeinde- Nachwuchs über essentielle Themen, wie die Qualitäten und die Nachteile der Kirche, über die Wünsche an die Zukunft und den Sinn und Zweck der Konfirmation. Hier ein paar Stimmen…
20 DER CLUB Warum hast Du Dich Möch- Bent: Für ein für die Konfirmation test paar Jahre weg und dann wie- entschieden? Du derkommen. So Ben: Vor allen Dingen bei den Ausflügen auf auf könnte ich mir das vorstellen. Sylt Luke: Ich freue mich vor der Insel haben wir Spannendes erfahren, allem auf das Fest mit mei- z.B. über die Sylter Stolpersteine und die Men- Ben: Gerade jetzt würde ner ganzen Familie am Kon- schen, die von den Nazis verfolgt und getötet firmationstag. Irgendwie ist wurden. Oder in der Stadtkirche St. Niels in leben? ich denken, ich lebe später irgendwo, aber garantiert es dann ja auch ein Erfolgs- Westerland, da haben Tini und Rainer noch- nicht auf Sylt. Hamburg erlebnis, weil wir die Zeit mal erklärt, welche Objekte es in den Kirchen Kimmy: Ja, auf je- den Fall. Da habe ich könnte ich mir gut vor- gemeinsam erlebt, gestaltet gibt und was sie für eine Bedeutung haben. stellen. und durchgezogen haben. gar keine Zweifel. Lara: Meine Tante ist Bent: Ich finde schon, Pastorin in Neumünster. Levi: Ich kann mir vorstellen, wiederzukommen, Robert: Manch- dass mir das was bringt. Dadurch habe ich immer wie meine Eltern. Aber erst nach dem Studium und mal muss man sich Allein schon, weil wir viel über die Kirche und einigen spannenden Berufsjahren in der Welt. ganz schön überwin- beim Unterricht so viel den Glauben erfahren und Luke: Man weiß ja nie, Yul: Ich möchte die den, wenn man zum Spaß haben. darum wollte ich selbst wie es kommt, aber ich ganze Welt bereisen Unterricht muss. auch konfirmiert werden. würde auch denken, ich und wohne später eher Aber wir hatten viele lebe später hier. in New York als hier. spannende Nach- Yul: Meine Brüder sind konfirmiert worden. Das ist si- mittage und haben cher ein Hauptgrund für mich, mich selbst auch für die Jule: Ich finde Sylt als Lebensmittelpunkt für eine Menge über Konfirmation zu entscheiden. Natürlich spielt das Fest Jugendliche sterbenslangweilig. Es gibt so wenig Themen gelernt, die selbst und die Geschenke auch eine Rolle. Da kann Möglichkeiten. Ich bin auf jeden Fall nach dem man in der Schule man doch ehrlich sein, oder? Abi weg zum Studieren und für das weitere Leben halt nicht lernt. wahrscheinlich auch. Levi: Erst habe ich mich nur zum Konfir- Pauli: Das gehört doch manden-Unterricht angemeldet, weil viele irgendwie dazu – zur Freunde von mir auch dabei sind. Ehrlich ge- Tradition und zum Er- sagt, war ich dann ganz überrascht, wie gut wachsenwerden. Ich es mir getan hat, sonntags zum Gottesdienst habe auch häufiger mal zu gehen. Ich hatte mein Heftchen mit den gezweifelt, ob ich das Pflicht-Gottesdiensten schnell voll – und jetzt richtig entschieden habe. vermisse ich es richtig – das Singen und die Aber jetzt ziehe ich das guten Anregungen vom Pastor jeden Sonn- durch. Sind ja nur noch tag. Obwohl, ich könnte ja auch gehen, ohne ein paar Monate. zu müssen. Bin ich aber noch nicht… !
D I E SE I TE N FÜR J UN G E LE SE R 21 Ben-Luca: Zur Berufsfeuerwehr ge- hen – das wäre meine Aufgabe, die ich Neues aufgabe in 15 Jahren? für mich in der Zukunft sehe. Ich bin jetzt schon bei der Freiwilligen Feuerwehr in Hörnum – und das macht mir richtig viel Filmprojekt: Lebens- Spaß. Ben: Ich sehe mich auf dem Red Carpet bei den Film- Ganz gespannt darf man jetzt schon auf festspielen in Cannes oder in Berlin. Ich bin dann preis- Weihnachten sein. Aus den bekannten gekrönter Filmemacher. Gründen. Aber auch, weil die nur drei Vorkonfis des Jahrgangs ein Krippenspiel- Bent: Ich werde Lehrer für Mathematik und Projekt umgesetzt haben, wie es moderner Sport und zwar ein guter und sorge dadurch für und innovativer noch nie war. Der Krippen- eine neue Generation motivierter Menschen. spiel Film 2022 steht unmittelbar vor den Was ist Deine Festtagen auf dem Youtube-Channel der Kimmy: Ich wohne ja Levi: Es gibt so viele spannende Friesenkapelle bereit. in Hörnum und möchte Lebensaufgaben. ich lass mir mit dort Erzieherin werden der Entscheidung noch ein wenig und später den Kinder- Zeit. Die meisten großen Dinge garten leiten. passieren ja eh plötzlich und un- erwartet. Jule: Für welchen Beruf ich mich entscheide? Termine Mal sehen, weiß ich noch nicht! Ganz klar ist aber, dass ich in einer großen Stadt leben möchte – mit einer tollen Aufgabe. *AmKonfi rmation 2023? Sa. 29. April! Luke: Ich begeistere mich ja sehr für die Landwirtschaft. Mein Opa und Lara: Ich glaube, ich werde nicht unbedingt eine Familie gründen. *DieKonfer-Unterricht? beiden Gruppen wechseln sich ab: mein Onkel sind Bauern. Schwerpunkt: Mal sehen. Was ich aber mit Stand immer dienstags ab 15 Uhr im Jugendraum *TrifftJugendgruppe? Schafzucht Schafzucht. Ich könnte mit vorstellen, jetzt weiß: Ich gehe zur Bundes- in die Fußstapfen meines Opas und wehr und sorge für mehr Sicherheit. sich jeden Mittwoch ab 18 Uhr im Pastorat. meines Onkels zu treten. Ich finde ja Alle Sylter*innen zwischen 12 und 17 Jahren sind Familie, Gemeinschaft und Traditionen Robert: Ich habe noch keinen herzlich willkommen. eh toll. Das alles lebendig zu halten, konkreten Plan, aber ich werde dafür könnte ich mich einsetzen, viel- leicht. Wenn das mit dem Bauersein sicher wissen, was das Richtige ist, wenn es mir irgendwann *DieAusfl ug // Work & Travel: Konfis planen einen Ausflug mit Kultur nach nichts wird, lerne ich ein Handwerk. begegnet. Hamburg und werden Anfang Januar in Däne- mark für zwei Tage ihren eigenen Gottesdienst Yul: Wenn ich alle Surfspots der Welt bereist habe, vorbereiten, aber natürlich nach getaner Arbeit gründe ich ein Unternehmen und rette die Welt. auch die gemeinsame Zeit genießen.
22 IM PORTRÄT PASTORIN GUNDULA DÖRING KULTIVIERT... Die Kraft der Stille Kontemplation – was für ein schönes Wort. Eines, das in der Arbeit von Gundula Döring eine zentrale Rolle spielt. Es kommt aus dem Lateinischen und bedeutet sowas wie „beschauliches Nachdenken“ oder „Einkehr des Geistes“. Vielleicht lässt es sich auch als „stille Innenschau“ beschreiben – als ein „sich öffnen für Gott“. Jedenfalls ist die Kontemplation ein Zustand der geistigen Ruhe und Balance – sie kommt im Leben der meisten Zeitgenossen aktuell garantiert etwas zu kurz. Denn der Alltag ist für viele am Limit von zu laut, zu vielschichtig und zu schnell. Aus der asiatischen Tradition lässt sich Kontemplation mit der Kunst der Meditation vergleichen. Da der Begriff aber ein Sammelbegriff für ganz Unterschiedliches ist, wird diese gegenstandsfreie Schweigemeditation schlicht „Sitzen in der Stille“ genannt. Dieses „Sitzen in der Stille“ lässt sich jedenfalls üben – dazu will Pastorin Döring motivieren. In ihren Wochen als Herbst-Ver- tretung von Pastor Rainer Chinnow hat sie Interessierte in einem Kurs an der Kraft der inneren Einkehr teilhaben lassen.
23 Über dieses stille Thema Kolleg*innen tätig war. Diese städtische zum Beispiel heißen, dass wir nicht und ihre Eindrücke von Großgemeinde war nicht nur sozial- nur vom „Herrn“ und „Vater“ reden, der munteren Gemeinde diakonisch, sondern auch spirituell und sondern die große Vielfalt der Gottes- am Dorfteich haben wir an interreligiös ausgerichtet, was viele Bilder ausschöpfen. Ich finde, dass einem sonnigen Herbsttag spannende Aufgaben, Veranstaltungs- das schon einen feinen Unterschied mit der engagierten Gottes- und Gottesdienstformate mit sich macht, der aber natürlich nicht die frau gesprochen. brachte. Angefangen hatte sie ihre großen Sachthemen der Gleichstellung G Laufbahn als Studentenpastorin in von Mann und Frau ersetzt. Ich freue undula Döring hat dieses Flensburg. Zusammen mit ihrem erfüllte, unaufgeregte Ex-Mann, ebenfalls Pastor, war sie Lächeln, wenn sie über etliche Jahre in einer Landgemeinde ihre Lebensaufgaben spricht. Das an der Kieler Förde tätig. In Kiel Lächeln einer Frau, die aufgeht in all hatte sie im Landeskirchenamt den dem, was sie bewegt und was sie Auftrag, die Gleichstellung von Frauen ausmacht. Anders als Pastor Chinnow voranzubringen. Auf der feministischen hat sie sich in ihrer Arbeit nie über Theologie lag lange ein Fokus ihrer Jahrzehnte einer einzigen Gemeinde Arbeit. verschrieben, sondern ihre Arbeitskraft auf viele „Lebensbaustellen“ verteilt. „Die alten theolo- gischen Texte sind „Mein Vater war Gemeindepastor in Kaltenkirchen, meine Mutter eine sehr eindeutig auf klassische ‚Pfarrfrau‘. Ich wuchs das Männliche aus- also in einem dörflich geprägten Gemeindeleben auf. Und mich reizte gerichtet. Ich finde es schon früh, auch andere Formen von es wichtig, dass auch Theologie, Gemeinde und Kirche zu entdecken“, erzählt sie und berichtet Sprache sensibel dann von ihren beruflichen Stationen. genutzt wird. mich, dass die nächste Generation – Erstaunlich, wie sehr das Thema also die unserer Töchter – schon ein Zu ihren Orten gehört der Hamburger Gendern die Gemüter aufbringt. Dabei ganz anderes Selbstverständnis als Stadtteil Eimsbüttel, wo sie bis zu ihrer ist es ja nur das Bewusstmachen von Frauen haben. Auch wenn es noch Pensionierung vor zwei Jahren in Sprache. In unserem Beruf als viel zu tun gibt: Das Engagement einer großen Gemeinde mit mehreren Pastorinnen und Pastoren kann das hat sich schon gelohnt. Die junge
24 IM PORTRÄT Generation Frauen hat deutlich andere heraus. Das Wort steht im Mittelpunkt. „Und ich bin wirklich sehr beeindruckt, Ausgangsvoraussetzungen, auch wenn Kirche darf aber auch gerne wieder eine was ihr hier alles auf die Beine stellt, es noch lange bis zur vollständigen sinnliche Erfahrung sein. Man muss wie gut die Gemeinschaft funktioniert, Gleichberechtigung braucht“, meint Spiritualität nicht ausschließlich in wie die Jugend und die Älteren betreut die engagierte Pastorin. anderen Religionen oder Kulturräumen und gefördert werden. Es ist so ein suchen. Es gibt eine große Sehnsucht, lebendiger Ort des Miteinanders. Und Ihren ersten Kontakt mit der tiefen das Göttliche unserer Existenz zu wie die Gemeinde es geschafft hat sich Erfahrung von innerer Stille hatte sie erfahren – und das geht eben auch wirtschaftlich von der Kirchensteuer zu selbst bei einem Kurs am Pastoralkolleg in der evangelischen Kirche“, meint großen Teilen unabhängig zu machen, der Nordelbischen Kirche in den 90er die engagierte Pastorin, die heute in beeindruckt mich auch. Außerdem ist Jahren. „Auch im Christentum gibt Rendsburg unmittelbar am Kanal lebt. das Team fantastisch – was für eine es eine Tradition der schweigsamen schöne Erfahrung“, schwärmt Gundula Einkehr. Die Wüstenväter kehrten ein. Wenn einer Döring von ihrer Sylt-Zeit. Vor einer In den Klöstern wurde und wird Stille alleine träumt, vollen Kirche zu predigen und die Natur kultiviert. Manche Missionare brachten intensiv zu erfahren, gehört ebenfalls auch Formen der östlichen Meditation ist es nur ein Traum. zu den Eindrücken, die sie mitnehmen mit und adaptierten sie auf unseren Wenn viele gemeinsam wird, wenn sie Sylt Mitte November Kulturkreis“, nennt Gundula Döring ein träumen, dann ist wieder Richtung Rendsburg verlässt. paar Beispiele. Ihren Kurs im Oktober das der Beginn einer und November im Pastorat hat sie „Ich komme bestimmt gern wieder auf mit einem Vortrag initiiert, dem in den neuen Wirklichkeit. die Insel!“ plant Gundula Döring für — verfasser unbekannt folgenden Wochen erste praktische die Zukunft. Die Kraft, die von der Stille Erfahrungen folgten. ausgeht, nimmt sie überall hin mit und Evangelische Kirche nicht nur in der gibt sie weiter. Ein wenig davon hat sie Zusammen mit ihrer Lehrmeisterin diakonischen und sozialen Funktion fest in der Kirchengemeinde Norddörfer Gundula Meyer gründete sie vor Jahren mit Leben zu füllen, ist ihr ein Anliegen. verankert. Vielleicht finden sich ja in den Verein „Oase der Stille“, der sich Bestimmt ist es auch überhaupt Zukunft Gemeindemitglieder, die diese zum Ziel gesetzt hat, diesen spirituellen kein Zufall, dass sie ihre zweite Arbeit auch hier weiter entwickeln und Übungsweg zu wecken, einzuüben und Vertretungszeit nach der Pensionierung kontinuierlich anbieten wollen. zu vertiefen. in die Norddörfer Kirchengemeinde führte. Denn etwas Einkehr und Stille zu Weitere Infos zu der Arbeit „Gerade die evangelische Kirche üben, tut der munteren Gemeinschaft von Gundula Döring: wirkt sehr aus der intellektuellen Kraft am Dorfteich als Ausgleich ganz gut. www.oase-der-stille.de
25 Immer wieder... bei uns in der Norddörfer Kirchengemeinde SONN- & FEIERTAG Wir sind für Sie da: 10 Uhr Gottesdienst Kirchenbüro Kathrin Wenzel (jeden 1. und 3. So. mit Abendmahl) (Di.-Fr. 8-13 Uhr) Tel. 04651 / 836 29 64 Friesenkapelle am Dorfteich Pastor Rainer Chinnow Tel. 0170 / 207 52 27 11.30 Uhr Kinderkirche Küsterin Katrin Wenzel-Lück Tel. 0172 / 434 53 02 Friesenkapelle am Dorfteich Martina Schluck, Jugendarbeit Tel. 0170 / 211 69 15 MONTAG Kirchenmusiker Oliver Strempler Tel. 0172 / 451 15 29 15 Uhr Töpfern für Grundschulkinder Pastorat DIENSTAG Nummern für den Notfall: 9 Uhr Tante Frieda Beratungs- und Betreuung von Demenzkranken Behandlungszentrum Sylt Tel. 04651 / 822 20 20 Pastorat (mit Anmeldung) Sylter Hospizverein Tel. 04651 / 92 76 84 15 Uhr Konfirmandenunterricht Telefonseelsorge Tel. 0800 / 111 0 111 Tel. 0800 / 111 0 222 (geschlossene Gruppe) MITTWOCH 9 Uhr Gemeindefrühstück (14-tägig) Dies & Das Gemeindesaal im Pastorat 15 Uhr Gemeindenachmittag Unsere Online-Andachten finden Sie auf Gemeindesaal im Pastorat www.youtube.com/friesenkapelle und www.friesenkapelle.de 18 Uhr Jugendgruppe 12+ im Jugendraum des Pastorats Die aktuellen Corona-Konventionen entnehmen DONNERSTAG Sie bitte der Webseite www.friesenkapelle.de 19.45 Uhr Probe Gospelchor Island Voices Für unsere älteren Mitbürger: Bitte melden Pastorat (geschlossene Gruppe) Sie sich, wenn Sie Hilfe z.B. beim Einkaufen FREITAG benötigen. Unsere FSJler unterstützen gerne. 18.00 Uhr Christlicher Skatclub (14-tägig) Wenn Ihnen die aktuellen Ereignisse der Welt schwer Gemeindesaal im Pastorat auf der Seele liegen, melden Sie sich bei uns.
26 D A S F E AT U R E 20 JAHRE WALLHOF Zusammen leben Vor 20 Jahren zogen zehn Sylter Familien in das nagelneue, genossenschaftliche Wohnbauprojekt am südwestlichen Dorfende von Kampen. Der „Wallhof“ – eine Vision für junges Wohnen unter Reet. Das Grundstück gehört Kampen. Die „Gewoba“ hat gebaut. Die Gemeinde hat das Belegrecht für die Vermietung der Hausscheiben. So geht das Wallhof-Konstrukt in Kürze. Entscheidend für die menschliche Dynamik: Alle Familien zogen im Mai 2002 mit Kindern ein – ein buntes Miteinander im Alter zwischen ein und 14 Jahren. Ein Spielplatz und eine Sandkiste bilden das Herzstück der Anlage. Die wurden jahrelang wie verrückt bespielt und sind inzwischen ziemlich verwaist, denn die Kinder sind fast alle erwachsen. Seit dem Einzug vor zwei Jahrzehnten hat nur in zwei Haus- scheiben jemals ein Wechsel stattgefunden. Die meisten Familien lieben nicht nur den Standort und die Wohnqualität in den Hausscheiben, sondern sind vor allem erfüllt und dankbar für die Soli- darität, die menschliche Wärme und das ungezwungene Miteinander. Wir haben einige der Bewoh- nerinnen der ersten Stunde gefragt, was ihnen diese Form des Zusammenlebens bedeutet.
27 Gruppe geschildert und ein paar Minu- ten später – schwuppdiwupp – stand köstliches Eis vor der Tür. Das heißt aber nicht, dass immer alle alles zusam- men machen. Hier bei uns bestimmt jeder Einzelne das Maß des Miteinan- ders. Wir respektieren alle auch unsere Unterschiedlichkeit. Mit den Lappoehns Alexandra Morell, teile ich zum Beispiel einen Haus-Ein- Mutter von Lilli und Louis, gang. Als die Kinder klein waren, war Mitarbeiterin im Team „Engel es fast wie eine Wohngemeinschaft Gitti Ronnebeck, & Völkers“ in Kampen, Gäste- zwischen unseren beiden Familien. Wir Designerin und Schneiderin führerin in Ausbildung sind eng befreundet. Für uns war das der Kampen-Kollektion, ideal. Im Wallhof wurde ein Kind zu- Mutter von Jasmin „Dieses Beispiel beschreibt unsere Ge- hause geboren und ein Nachbar ist ge- meinschaft vielleicht ganz gut: Neulich storben. Wir gehen zusammen durchs „Ich finde die Zeit ist wahnsinnig hatte ich Freunde zum Abendessen zu Leben und können uns hundertprozen- schnell vergangen. 20 Jahre leben wir Gast. Nur das Eis zum Nachtisch – das tig aufeinander verlassen. Ich kann mir schon hier – unsere Kinder sind groß. fehlte irgendwie. Ich habe das Dilemma überhaupt nicht vorstellen, anders zu Für Jasmin hat das Miteinander hier kurz in unserer Wallhof-WhatsApp- leben.“ immer bedeutet, dass sie ganz viele Geschwister hatte, obwohl sie offiziell Einzelkind ist. Die Verbindungen unter- einander sind so herrlich ungezwungen und selbstverständlich – das gilt für die Kinder wie für die Erwachsenen. Ich fin- de es ideal, wie wir hier zusammenle- ben. Neulich haben wir ja das Jubiläum mit einem wunderbaren Fest zusam- men gefeiert. Da wurde uns klar, dass wir jetzt, da die Kinder groß sind, un- sere Verbindungen viel bewusster pfle-
28 D A S F E AT U R E gen sollten. Gemeinsamkeit kreieren. wenig selbstverständlicher mit den Ein Teil davon ist es, auch regelmäßig kleinen Kindern – jetzt müssen wir An- um kinder groß- zusammen zu feiern. Wir wollen unser lässe finden oder kontaktieren uns über zuziehen, braucht es ,Wallhof-Fest’ auf jeden Fall jedes Jahr WhatsApp. Aber es ist nach wie vor so: wiederholen.“ Wenn jemand ein Ei braucht oder zum ein ganzes dorf. — weisheit aus afrika Arzt gefahren werden muss – gibt es immer schnelle Unterstützung. Und alle auch seinen Freundeskreis außerhalb fiebern mit, leiden mit, freuen sich mit unseres Wohnprojektes. Viel Verbin- – eine Gemeinschaft für alle Lebensla- dung gibt es dennoch. Ein Beispiel für gen. Wunderbar ist das, sehr besonders. die Zusammengehörigkeit: Meine drei Ob ich für immer im Wallhof wohnen Kinder arbeiten ja alle zusammen in möchte? Ich bin Neuem gegenüber der ,Sturmhaube’. Lilli und Sören, auch auch immer aufgeschlossen. Was noch beide Wallhofkinder, gehören jetzt auch alles ansteht, wird das Leben bringen.“ mit zum Team. Das ist als Eltern so schön zu erleben, wie sich diese Ver- Bärbel Knochenhauer, bindungen aus Kindertagen weiterent- Coach & Beraterin, Mutter wickeln. Ich für meinen Teil – und für von Felix, Daniel und Amelie Bernd kann ich da bestimmt auch spre- chen – möchte auf keinen Fall irgend- Kirsten Biss, „Bei unserem Fest Ende September wo anders wohnen als genau hier.“ Mitarbeiterin im Kampener haben wir alte Fotos und Videoaufnah- Gemeindebüro, Mutter von men angeschaut. Was wir alles mit den Luzie-Henriette Kindern aufgestellt haben… Es ist ein Geschenk und Privileg so leben zu dür- „Wenn man jetzt so unseren Spielplatz fen, wie wir das hier tun – auf Sylt, in sieht, fast ohne Geräte und ohne wirk- der dörflichen Gemeinschaft und dann liches Leben, dann spüre ich schon ein noch in diesem fantastischen Mitein- wenig Nostalgie. Damals waren einfach ander im Wallhof. Zugehörigkeit und überall die Türen auf. Die Kinder hatten Gemeinschaft sind Ressourcen, aus sogar alle zusammen die Windpocken denen man immer schöpfen kann. Was und wir haben uns bei der Betreuung für eine Qualität. Wie toll, dass wir das unterstützt. Das ist eine Qualität, die unseren Kindern mitgeben konnten. durch wenig aufzuwiegen ist. Die Ge- Felix war damals mit 14 schon der äl- meinschaft war damals natürlich ein teste von allen und hatte damit dann
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