GENERATION Y: LEBEN UND ZEUGNIS DER KIRCHE MITGESTALTEN - Vereinte Evangelische ...
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DER VEREINTEN EVANGELISCHEN MISSION 3 | 2019 GENERATION Y: LEBEN UND ZEUGNIS DER KIRCHE MITGESTALTEN DIE FREUDE FÜR IMMER FESTHALTEN You’ll never walk alone: Der Schriftzug der Mutter aller Fußballhymnen ziert die T-Shirts des VEM-Kirchentagsteams ZUSAMMEN BILDEN WIR DIE WELT Eindrücke einer VEM-Freiwilligen aus Hongkong MEIN TRAUM WURDE WAHR! Ein Projektbesuch in Ruanda 1
EDITORIAL INHALT Liebe Leserin, lieber Leser, in diesem Sommer kratzen die Temperaturen gefühlt sehr häufig an der 40-Grad-Marke. Vielen Tieren und Pflanzen – im globalen Süden wie im Norden – werden der Lebens- raum und die Nahrungsgrundlagen durch eine immer intensiver betriebene Landwirtschaft und entsprechend klimaschädliche Monokulturen entzogen. Die Auswirkun- gen des Klimawandels sind direkt vor unserer Haustür deutlich zu fühlen. Klimaschutz ist wichtig. Nur wie setzt man ihn durch? Greta Thunberg zeigt es. Mit ihrem »Schulstreik fürs Klima« hat die Schülerin aus Schweden inzwischen international viel Aufmerksamkeit erzeugt. Weltweit setzen sich vor allem junge Menschen dafür ein, den Klimaschutz zu verstärken. Was die 15-Jährige vor genau einem Jahr in Stockholm losgetreten hat, ist erstaunlich. In Sydney und Nairobi ebenso wie in den Philippinen und in Hongkong schließen sich Gleichaltrige der von ihr initiierten Aktion an. Sie haben Angst um ihre, unsere Zukunft. Angst um die Natur, die Artenvielfalt. Mit ihren Protesten erhöhen sie den Druck auf die Politik für konkrete Fortschritte beim Klimaschutz. Übrigens: »Fridays for Future« ist für alle gedacht. Auch für Erwachsene. Die Vereinte Evangelische Mission engagiert sich seit Jahrzehnten für die Bewahrung der Schöpfung gemeinsam mit den Menschen vor Ort, unter anderem durch den 26 Jugendklimaaktionstag, der in diesem Jahr am 30. Novem ber stattfindet. Mit der Partnerorganisation Rural Develop- ment and Interdiocesan Service sowie der Klima-Kollekte unterstützen wir außerdem ein Klimaschutzprojekt in abgelegenen ländlichen Gegenden Ruandas: Dort werden Thema Jugend aus Lehm hergestellte energieeffiziente Kochstellen und Wasserfilter für rund 6.000 Haushalte produziert und das 04 B RENNPUNKT: spart CO2-Emissionen. Gott ist bei uns 05 VEM MISCHT KRÄFTIG MIT BEIM GROSSEN Es gibt für jeden von uns – Jung wie Alt – viele Möglichkei- PROTESTANTENTREFFEN IM POTT ten im Alltag, das Klima zu schützen, denn Klimaschutz Impressionen vom Kirchentag in Dortmund fängt im Kleinen an. Verzichten Sie doch auf eine Urlaubs- reise per Flugzeug, oder wenn es sein muss, kompensieren 08 DIE FREUDE FÜR IMMER FESTHALTEN Sie die Emissionen beispielweise über unsere Partnerin auf ou’ll never walk alone: Der Schriftzug der Mutter Y www.klima-kollekte.de aller Fußballhymnen ziert die T-Shirts des VEM-Kirchentagsteams Anregende Lektüre wünscht Ihnen 10 ES GEHT AUCH GERECHT VEM-Menschenrechtsaktion »Womit werden wir uns kleiden« setzt sich auf dem Kirchentag für Arbeits- und Lebensbedingungen nach fairen Standards in Brunhild von Local der Textilindustrie ein 12 JUGENDNETZWERK IN GOTTES MISSION Das Netzwerk »African Youth United in Mission« möchte Austausch und starke Partnerschaften Titel: Die VEM-Süd-Nord-Freiwilligen (v. l.) Zebua Tri Dwi aus zwischen jungen Leuten aus den VEM-Mitgliedskirchen Indonesien, Nandakumar Madawi Sanchala aus Sri Lanka und in der Region Afrika fördern Makufuli Donkor aus Ghana mit der ehemaligen Nord-Süd-Freiwilligen Alma Sophie Kläs beim Einreiseseminar im April 2019 14 SIE HABEN IHRE EIGENE ART, DIE KIRCHE ZU LIEBEN ie Generation Y der VEM in der Region Asien D Titel: © Foto: Lisa Bergmann / VEM Porträt Seite 2: © Fotostudio Kepper/ VEM; © Foto Seite 2: Lisa Bergmann / VEM © Foto Seite 2–3: Uli Baege / VEM © Foto Seite 3: Anneliese Hahn-Wong / VEM; Julian Elf / VEM VEM-JOURNAL 3 | 2019
Simon Grobe ist seit dem 1. Juli neuer Referent für das Netzwerk Junge Erwachsene. Der studierte Wirtschafts psychologe ist mit einer 50-Prozent-Stelle Nachfolger von Sarah Vecera. Die stellvertretende Leiterin der Region Deutschland bei der VEM vermittelt künftig als Bildungs koordinatorin globales Lernen in ökumenischer Perspekti- ve. Die anderen 50 Prozent wird Grobe als Bildungskoordi nator arbeiten. Als Teilnehmer des Freiwilligenprogramms der VEM 2014/2015 in den Philippinen ist Simon Grobe mit der Jugendarbeit der VEM bereits vertraut und bringt gute Voraussetzungen für die Stelle mit. 18 28 16 MEDITATION 26 Entwicklung Zusammen bilden wir die Welt 18 ES GEHT UM DIE EHRE UND ES GEHT UM SPASS Eindrücke einer VEM-Freiwilligen aus Hongkong Fußballspielen für den Umweltschutz 27 AUS DEN REGIONALBÜROS Daressalam Medan Leben in der VEM Wuppertal 28 Schwesterngemeinschaft 20 MENSCHENRECHTE In Wittenberg auf den Spuren der Reformation Andreas Harsono: Die Verletzung der Menschenrechte in Indonesien ist allgegenwärtig 29 Entwicklung Der Journalist und Aktivist von Human Rights Watch Internationale Kompetenzen stärken – hat ein Buch über die vielgestaltige Inselwelt und strukturelle Entwicklung fördern seine langjährigen Erfahrungen dort geschrieben Das VEM-Stipendienprogramm 22 PROJEKTE UND SPENDEN Mein Traum wurde wahr! Ein Projektbesuch in Ruanda Rubriken 24 UMWELT Dem Klimawandel begegnen 30 SERVICE: Buchtipps; Ausstellungseröffnung Neue Kooperation von VEM, RDIS und der Klima-Kollekte für den Klimaschutz 31 IMPRESSUM 25 AUF EIN WORT 32 PROJEKT: Kirchliche Ausbildungszentren für »Die Sache Jesu braucht Begeisterte« eine bessere Zukunft VEM-JOURNAL 3 | 2019 3
BRENNPUNKT BRENNPUNKT: GOTT IST BEI UNS Von Windvy Kwan Ching YU Wenn wir über junge Menschen sprechen, wissen wir alle, Religion und Politik nichts miteinander zu tun haben und dass sie die Zukunft der Welt sind. Ich glaube, damit sie zur man über Politik nicht redet. Ein Pastor drückte seine Über- »Zukunft« werden können, muss es uns als Kirche ein echtes zeugung in einem Interview aus. Er sagte: »Ein Hirte muss Anliegen sein, die jungen Menschen zu begleiten und mit dort sein, wo seine Schafe sind. Und meine Schafe sind jetzt ihnen zu arbeiten. Generationenkonflikt ist das Wort, das mir auf der Straße. Wie kann ich da in der Kirche bleiben und zuerst in den Sinn kommt, wenn ich mit dieser Situation nicht mit ihnen gehen?« Dieser Pastor macht mir Hoffnung konfrontiert bin. Es steht für die von Ablehnung geprägte und gibt mir das Gefühl, dass Gott hier bei uns ist. Kommunikation zwischen Älteren und Jugendlichen, die zu Misstrauen und sogar Konflikten führt. Meiner Meinung Obwohl unter den jungen Leuten Misstrauen und Enttäu- nach tragen beide Seiten zu diesem Problem bei. Sie arbeiten schung über Gesellschaft und Regierung herrschen, müssen hart, haben aber unterschiedliche Werte und Perspektiven. wir als Christen doch unsere Aufgabe in der Gesellschaft Wenn gegenseitiges Misstrauen herrscht, ist es für beide Sei- wahrnehmen: Frieden zu stiften und Gott zu vertrauen, dass ten schwierig, zusammenzuarbeiten. Das kann dazu führen, für dieses Land Gerechtigkeit kommen wird. Kirche und Ge- dass viele junge Leute nicht mehr den Gottesdienst besu- sellschaft sind nicht voneinander zu trennen. Wir sind Teil chen. Ganz offensichtlich steigt das bereits recht hohe Durch- der Gesellschaft und die jungen Menschen können sich der schnittsalter der Kirchenvorstände. Es ist kein gesundes Phä- Politik nicht entziehen. Daher sollten wir in diesem kriti- nomen, dass über 80 Prozent der Mitglieder jener Gremien, schen Moment fest an der Seite der jungen Menschen stehen, die die Entscheidungen in den Gemeinden treffen, keine damit sie diese Schwierigkeiten überwinden können. Keine jungen Menschen sind. Stellung zu beziehen würde dazu führen, dass wir viele junge Leute verlieren. Wir jungen Menschen brauchen keine Lei- Öffentliches Gebet tungspersonen, die zu Hause sitzen und Kommentare abge- anlässlich des ben. Stattdessen brauchen wir jemanden, der an unserer Auslieferungsgesetzes Seite ist und mit uns geht. Ich bin davon überzeugt, dass jun- ge Leute genau das wollen. Eine Möglichkeit, uns mit der Welt zu verbinden, ist die enge © Foto: Windvy Kwan Ching YU Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der VEM. In den fünf Säulen des VEM-Leitbildes werden Programme entwickelt, die eine Antwort auf die aktuelle Situation und die Heraus- forderungen in der Region der Mitgliedskirchen bilden sol- len. So sind beispielsweise die Jugend- und Friedenspro- gramme eine direkte Reaktion auf die soziale Ungerechtig- keit in unserer Gesellschaft. Wir müssen einander nur um Rat und Hilfe bitten. Ich bin davon überzeugt, dass Gutes entsteht, wenn die Menschen aus drei Kontinenten sich an Hongkong ist wegen seiner Lage in China eine besondere Re- der Hand halten, und dass die Diskussionen brauchbare und gion. Auslöser der jüngsten gesellschaftlichen Krise war mei- effektive Ergebnisse bringen werden. nes Erachtens das Auslieferungsgesetz. Dieses Gesetz belastet wirklich die ganze Gesellschaft und hat Misstrauen zwischen Den vollständigen Artikel können Sie gerne auf unserer den Protestierenden und der Regierung geschürt und zu vie- Webseite lesen: www.vemission.org/Brennpunkt03_2019.pdf len Konflikten geführt. Unter den Protestierenden fehlen auch die Christen nicht. Weil sie Frieden stiften wollten, stell- ten sie sich zwischen die Polizei und die Demonstranten. Windvy Kwan Ching YU ist Mitglied der Chinesisch- Nach meinem Eindruck ist die gesamte Gesellschaft von die- Rheinischen Kirche, Jugendvertreter im Verwaltungsrat © Foto: privat sen Aktionen beeindruckt. Für die junge Generation bedeu- Asien (Asia Regional Board), Mitglied des Jugend- tet es viel, dass die Kirchenleiter sie begleiten und mit ihnen beirats (als Vertreter Hongkongs) und ehemaliger gehen. Das hat auch etwas an der Einstellung geändert, dass Süd-Nord-Freiwilliger (2017/2018 in Köln). 4 VEM-JOURNAL 3 | 2019
THEMA JUGEND VEM mischt kräftig mit beim großen Protestantentreffen im Pott Die VEM hat auch in diesem Jahr ein interessantes Programm auf die Beine gestellt und viele Möglichkeiten geboten, sich bei aktuellen Themen einzumischen. Etwa bei Podiumsdiskussionen oder Workshops. Aber auch beim internationalen Jugendgottesdienst zum Thema »Kleider machen Leute«. Eine kleine Fotoauswahl erinnert an das bunte Angebot der VEM. © Foto: Local / VEM VEM-Arena: »You’ll never walk alone« – Die Mutter und vieles mehr haben die VEM-Fans auf der drei- aller Fußballhymnen ist das Motto des VEM-Standes. stöckigen Tribüne, die mit weichen Sitzkissen in den Schon von Weitem ist der Schriftzug am Stand auf VEM-Farben ausgelegt ist. Von dort lassen sich die dem Markt der Möglichkeiten zu erkennen. Hell Bitte »Spiele« gut verfolgen. Auf dem grünen Rasen der erleuchtet kommt der 72 Quadratmeter große Stand kürzen VEM-Arena sind auch noch 13 Spielerfiguren platziert, als ein »VEM-Fußballstadion« im Kleinformat daher. die die zwölf VEM-Länder und die diesjährige Men- Viele kommen und kicken an dem drei Meter langen schenrechtsaktion für faire Textilien repräsentieren. 12-Personen-Tischkicker. Ein Publikumsmagnet. Aber Übrigens: Das VEM-Team ist gut zu erkennen im nicht nur. Der Stand der internationalen Gemeinschaft lilafarbenen T-Shirt mit der Nummer 39. Auch in ist Treffpunkt für alle VEM-Fans. Platz zum Plaudern diesem Jahr war der VEM-Stand wieder papierlos. VEM-JOURNAL 3 | 2019 5
THEMA JUGEND »Der Fall Westpapua – was Menschenrechte mit deinem Gewissen zu tun haben«. Bei diesem Workshop zum Thema Menschenrechte in Westpapua erarbeiten die Teilneh- menden zum einen Quellen und Inhalte einzelner Menschenrechte und wenden diese zum anderen auf Ereignisse in Westpapua an. Ihr Fazit: Insbesondere rassistische Gewalt von Sicherheitskräften ist ein Schwerpunkt der Menschenrechtsverletzungen in der Konfliktregion im Osten Indonesiens. Das West papua-Netzwerk gibt über seine Webseite und © Foto: Hedtmann / VEM eNewsletter regelmäßig Nachrichten zu aktuellen Fällen heraus. www.westpapuanetz.de Viel Zeit für Gespräche auf den Tribünenplätzen der VEM-Arena: Francine Bolumbu, aktuelle VEM-Freiwillige aus Hoher Besuch: In der © Foto: Dika / VEM der Kirche der Jünger Christi VEM-Arena informiert sich im Kongo, mit Lisa Bergmann, der rheinische Präses Referentin für das Süd-Nord- Manfred Rekowski (rechts) Freiwilligenprogramm. bei Dr. John Wesley Kabango, dem Leiter der Abteilung Afrika bei der VEM, über Projekte der VEM. Am Stand der VEM lädt Dietrich Wein- brenner Passanten zum Gespräch ein und informiert über die VEM-Kampagne zum Thema Menschenrechte in der Textilindus- trie. Jeweils vormittags und nachmittags © Foto: Pauly / VEM gibt es viele interessierte Gäste, die auf der Besuchertribüne der VEM mehr über die Opfer von Menschenrechtsverletzungen wissen möchten. Die VEM setzt sich bei- spielsweise ein für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen von Arbeiterinnen in Die Anzeigetafel des der Textilindustrie. Die VEM klärt über die Fußballmuseums lädt ein zum zum Teil unmenschlichen Produktionsbe- © Foto: Pauly / VEM Empfang der Missionswerke. dingungen in der weltweiten Textilindustrie Rund 340 Gäste sind der auf und überzeugt die Verbraucher in Einladung der VEM zum Deutschland, vermehrt fair produzierte traditionellen Missionsemp- Kleidung zu kaufen. fang in das Fußballmuseum des Deutschen Fußballbundes in der Nähe des Dortmunder Freiwilligenprogramme Hauptbahnhofs gefolgt. der evangelischen Missions- Generalsekretär Volker Martin werke: Ehemalige VEM- Dally begrüßte die internatio- Freiwillige wie Laure Fee nalen Gäste, darunter auch den Massenberg und Rebekke ehemaligen VEM-Moderator, Gaese organisieren auf dem Bischof Zephania Kameeta aus Stand der Freiwilligen eine Namibia. Die Chöre Exaudia Kleidertauschbörse. Und aus Jakarta und Colorful Grace ganz nebenbei informieren © Foto: Local / VEM aus Wuppertal sowie der sie über die Menschen- internationale VEM-Chor der rechtsaktion für faire jungen Erwachsenen begleite- Textilien und natürlich über ten die Abendveranstaltung die Freiwilligenprogramme musikalisch. der Missionswerke. 6 VEM-JOURNAL 3 | 2019
© Foto: Hedtmann / VEM Erfolgsgeschichte Ambulanzboot: »Das Ambulanzboot im Kongo ist ein ganz besonderes Projekt. Es steht exakt für das, © Foto: Clausewitz / VEM was wir als VEM mit Mission meinen, was aber viel zu selten gelingt. Menschen dort erreichen, wo sie sind. Hingehen, wo es Podiumsdiskussion: Unter der Moderation wehtut, im wahren Sinne des Wortes«, sagt Viktor Grapentin des stellvertretenden Generalsekretärs, (re.), Leiter des Teams Projekte und Spenden bei der VEM, im Jochen Motte (rechts), diskutieren sie Interview mit Dirk Loose (li.), Ökumenereferent des Kirchen- gemeinsam über Friedenschancen: (v.l.) kreises Dortmund. Hannah Kochanek (Mitte); Dorothea Gesine Ames, Koordinatorin Ökumenisches Philips, Pfarrerin i. R., und Dr. Thomas Breuer, WWF, mit seiner Netz Zentralafrika, Uwe Kekeritz, entwick- Tochter (vorne). In dem Workshop auf dem Gelände Welt lungspolitischer Sprecher von Bündnis90/ Garten stellt der Mediziner Dr. Yoursen Bosolo »sein« Ambu- Die Grünen, Dr. Heinrich Bedford-Strohm, lanzboot vor. Seit 2011 versorgen er und das Boot die Men- Ratsvorsitzender der EKD, David Fechner, schen in den Dörfern entlang des Kongoflusses medizinisch. APRED-Mitarbeiter, Jerôme Bizimana, Leiter www.ambulanzboot.de der Light Group Association aus Ruanda, und Jeannette Muteho vom kirchlichen Netzwerk gegen sexuelle Gewalt im Kongo. Die Podiumsdiskussion »After Genocide and War. Promoting Peace in the African Great Lakes Region« ist gut besucht. © Foto: Schneider / VEM mission.de: Seit vielen Jahren beteiligt sich die VEM am Kooperationsstand »mission.de« evangeli- scher Missionswerke auf dem Markt der Möglichkei- ten. Mit der Aktion »Trau dich!« soll der Besucher für ein Projekt über einen Wackelpfad laufen – mit offenen oder mit geschlossenen Augen und geleitet Internationaler Jugendgottesdienst: Mit ihrem Poetry Slam durch eine Helferin. Hier im Bild reicht Ramona begeistert Mali Bilikis die Gäste des Jugendgottesdienstes. Der Hedtmann, zuständig für das Bildarchiv der VEM, internationale VEM-Chor fesselt die Zeltgemeinde mit Tänzen, einer Besucherin die Hand und führt sie sicher über Gesangseinlagen und szenischen Darstellungen sowie Inter- das »Wasser«. Die Aktion zeigt, dass Projektarbeit views zum Thema »Kleider machen Leute«. Sarah Vecera, die manchmal schwierig sein kann und auf gegenseiti- stellvertretende Leiterin der Abteilung Deutschland der VEM, ges Vertrauen angewiesen ist. Der Würzburger hat moderiert. Beim Gottesdienst der jungen Erwachsenen ist Partnerkaffee hat auch bei diesem Kirchentag wieder das Zelt brechend voll: Rund 500 Gäste sind gekommen. die Kooperation © Foto: Local / VEM unterstützt mit einem kleinen Café, das Zeit zum Ausruhen und für Gesprä- che bei Kaffee © Foto: Dika / VEM und Kuchen bietet. VEM-JOURNAL 3 | 2019 7
THEMA JUGEND YOU’LL NEVER WALK © Fotos: Dika /photos VEM DIE FREUDE Der Schriftzug der Mutter aller FÜR IMMER Fußballhymnen ziert die T-Shirts FESTHALTEN des VEM-Kirchentagsteams A Von Josephat Seleman Hema Als ich am 23. Juni 2019, einem Sonntag, abends zusammen der Menschen in dem Maß berührt hatten. Es ging nicht nur mit meinem Freund Lewis auf dem Heimweg durch die Wi- darum, schön zu singen, sondern es gab so viel, was wir tun ckeder Straße kam, winkte uns ein älterer Herr aus einem konnten. Das kann ich hier leider gar nicht alles aufzählen. Fenster im ersten Stock eines Hauses zu und rief: »Hallo, ihr Aber vielleicht darf ich Sie mit auf eine kleine Erinnerungs- habt gut gesungen!« Mein Freund Lewis reagierte schneller reise nehmen: als ich und bedankte sich sofort. Erst hinterher wurde mir klar, dass ich noch mein lila T-Shirt trug – die »VEM-Uniform« Am Mittwoch, dem 19. Juni, versammelten wir uns abends für den Kirchentag 2019 in Dortmund, einer Stadt, in der der alle in der Hauptschule Scharnhorst, unserem Quartier wäh- deutsche Fußball zu Hause ist. rend des Kirchentags. Wir bekamen unsere schönen lila T-Shirts mit dem Aufdruck »You‘ll never walk alone« (eine Vor meinem inneren Auge sah ich uns wieder singen und international bekannte Fußballhymne des Fußballvereins tanzen, und mein Lächeln wurde immer breiter. Mein erster Borussia Dortmund) und probten unsere Lieder. Anschlie- Eindruck war, dass der Kirchentag Spuren in den Köpfen und ßend fuhren wir in die Dortmunder Innenstadt, in der mitt- Herzen der Menschen hinterlassen hat. Als internationaler lerweile unzählige Menschen unterwegs waren und es zahl- Freiwilliger der VEM hatte ich zusammen mit deutschen und reiche Stände verschiedener Organisationen, Musik und anderen internationalen Freiwilligen an den Veranstaltun- vieles mehr gab. Wir zogen durch die Innenstadt, sangen und gen der VEM teilgenommen, um sie so lebendig und bunt wie tanzten und freuten uns über das Lächeln der Menschen, die möglich zu gestalten. Wir waren voll mit dem Herzen dabei, unsere positive Energie und unsere Spontaneität bewunder- es hat uns sehr großen Spaß gemacht, mit jedem Tag wurde ten. Einige schlossen sich der Band an und tanzten und san- es schöner – und dann war leider alles vorbei. Wir hatten so gen mit uns, andere schauten nur gebannt unserem Tanzen viel Freude und uns war gar nicht klar, dass wir die Herzen zu und nahmen vielleicht einige Szenen mit dem Handy auf. 8 VEM-JOURNAL 3 | 2019
ALONE Der internationale Jugendgottesdienst war gut besucht. Ebenso der Tischkicker auf dem VEM-Stand. Szenische Aufführung zum Thema Menschenrechte in der Bekleidungsindustrie Von Donnerstag bis Samstag waren unsere Stände (der VEM- Am Sonntag versammelten wir uns alle im Signal Iduna Stand und der Stand der Freiwilligendienste) auf dem Markt Park, dem Stadion von Borussia Dortmund. Für einige von der Möglichkeiten in unterschiedlichen Hallen zu finden. Als uns erfüllte sich damit ein Traum. Besonders eindrucksvoll Freiwillige hatten wir die wichtige Aufgabe, die Arbeit der war, dass wir dort gemeinsam mit Tausenden von Christen VEM vorzustellen und einen Eindruck vom Freiwilligen- aus ganz Deutschland zum Gottesdienst zusammenkamen. dienst zu vermitteln, der bei den Menschen Interesse wecken Wir hörten, dass noch nie zuvor ein christlicher Gottesdienst sollte. Aber auch gemeinsames Singen und Gruppenfotos in diesem Stadion gefeiert worden war – was für ein Privileg! gehörten mit zu den Aktivitäten an unseren Ständen. Die Lieder, die Predigt, das Abendmahl und die anderen Got- tesdienstbeiträge beeindruckten uns zutiefst und sorgten Neben der Arbeit an unseren Ständen fanden auch verschie- dafür, dass wir diesen besonderen Tag nicht vergessen wer- dene andere Veranstaltungen statt, beispielsweise am Don- den. Die Predigt war ein Aufruf, in all den Umbrüchen, mit nerstagabend der Empfang der Missionswerke im Deutschen denen die christliche Gemeinschaft heute konfrontiert ist, Fußballmuseum mit Gästen aus allen Mitgliedskirchen der fest im Glauben zu bleiben. Zum Abschluss sprach der Kir- VEM und Kooperationsorganisationen. Einige von uns hat- chentagspräsident und lud uns zum nächsten Kirchentag im ten die Gelegenheit, Menschen aus ihren Heimatländern zu Mai 2021 in Frankfurt ein. treffen und sich in ihrer Muttersprache über ihr Verständnis von Missionsarbeit auszutauschen. Es war spannend zu ver- Mit dem Schlussgebet und dem Segen endete der Kirchentag, stehen, wie die VEM die drei Kontinente Afrika, Asien und was wir nur schwer begreifen konnten. Wir alle wünschten Europa in der Evangelisation miteinander verbindet und zu- uns, die Freude, die wir erlebt hatten, für immer festhalten gleich die Rolle betont, die die christliche Gemeinschaft bei zu können. Der Kirchentag hat uns gezeigt, wie wir durch globalen Herausforderungen wie zum Beispiel politischen den Glauben miteinander verbunden sein können, wie diese Instabilitäten übernehmen sollte. Besondere Höhepunkte Gemeinschaft uns ein besseres Leben schenken kann und dieses Abends waren die Darbietungen, Gesang und Tanz dafür sorgt, dass keiner alleine bleibt: »You’ll never walk alo- verschiedener Gruppen. ne!« So machten wir uns am Ende alle mit Freude, Energie und vielen kostbaren Erinnerungen auf den Heimweg. Unter all den Aktivitäten am Samstag stach der internationa- le Jugendgottesdienst hervor, zu dem unser VEM-Chor mit Gesang, Tanz und szenischen Aufführungen beitrug. In In- Josephat Seleman Hema ist Teilnehmer des VEM-Süd- terviews wurden Jugendliche danach gefragt, was sie in ih- Nord-Freiwilligenprogramms 2019/2020 und arbeitet © Foto: privat rem Leben antreibt und motiviert, und Mali Bilikis präsen- bei der evangelischen Jugend in Dortmund. Josephat tierte einen Poetry Slam. Dadurch erhielt dieser Gottesdienst Seleman Hema ist Mitglied der Ost- und Küstendiözese einen ganz besonderen Charakter. der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania. VEM-JOURNAL 3 | 2019 9
THEMA JUGEND ES GEHT AUCH GERECHT VEM-Menschenrechtsaktion »Womit werden wir uns kleiden« setzt sich auf dem Kirchentag für Arbeits- und Lebensbedingungen nach fairen Standards in der Textilindustrie ein Von Nandakumar Madawi Sanchala F ür ein Busticket bezahlen und damit aber fliegen wol- auf die Industrie auch die Arbeitsbedingungen oder die Löh- len: Wie Beschaffungspraktiken von Modemarken ne der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Bekleidungsfabri- Verstöße gegen das Arbeitsrecht fördern« (Human ken verbessert haben. Laut dem sri-lankischen Export De- Rights Watch). Der Druck seitens der Modemarken, schneller velopment Board bietet die Bekleidungsindustrie ungefähr und billiger zu produzieren, lässt den Lieferanten nur zwei 15 Prozent der verfügbaren Arbeitskräfte, darunter vielen Möglichkeiten: entweder vom Geschäft zurückzutreten oder Frauen, Beschäftigungsmöglichkeiten. Werden all diese die Anforderungen der weltweit bekannten Marken zu erfül- Menschen fair behandelt? An dem immer größeren Armuts- len und Maßnahmen zur Kosteneinsparung zu ergreifen, die gefälle und am Gini-Index können wir erkennen, wie fair den Arbeiterinnen und Arbeitern schaden. der Handel ist. Die Vereinte Evangelische Mission hat im Rahmen ihrer dies- Sie kennen ihre Rechte nicht … jährigen Menschenrechtsaktion »Womit werden wir uns Ich hatte Gelegenheit, vom Mai 2017 bis Januar 2018 als kleiden?« auf dem Kirchentag 2019 in Dortmund ein weiteres Praktikantin bei einem Bekleidungsproduzenten in der In- deutliches Zeichen gesetzt. Auf dem grünen Rasen des 72 vestitionsförderzone zu arbeiten. Dabei konnte ich auch mit Quadratmeter großen VEM-Stands in Halle 4 stand die Papp- den Arbeiterinnen und Arbeitern in der Fabrik sprechen und figur der aktuellen Menschenrechtskampagne für faire Klei- erfuhr, dass die Armut diese unschuldigen Menschen trotz dung mit der Aufschrift: »Genäht von Anjana in Sri Lanka für des Branchenwachstums immer noch fest im Griff hat. In ei- 18 Cent«. nem Interview im VEM-Gottesdienst am 23. Juni erzählte ich von meinen Erfahrungen und berichtete, wie einfach und Als Sri Lankerin war mir sehr wohl bewusst, was dies bedeu- eingeschränkt das Leben der Arbeiterinnen und Arbeiter ist. tet. Ich wusste, dass die Bekleidungsindustrie entscheidend Ihre Welt dreht sich um ihre Familie, ihre Fabrik und ihre zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt und Arbeitsplätze Nähmaschine. Es wirkte auf mich, als würde eine unsichtba- schafft. Infolge der kürzlich erfolgten Wiedereinführung des re Macht die Erwartungen, Träume und Ziele dieser Men- Allgemeinen Präferenzsystems Plus der Europäischen Uni- schen behindern und einschränken. on und der damit verbundenen Zollvergünstigungen sind die Bekleidungsexporte um 11,3 Prozent gestiegen und ha- Sie wissen nicht, dass die von ihnen hergestellte Kleidung zu ben ein Volumen von 1,67 Milliarden US-Dollar erreicht. guten Preisen auf dem Markt verkauft wird und massive Ge- Laut dem Bericht der Zentralbank für das Jahr 2018 sind der winne erzielt werden. Sie wissen einfach zu wenig, um kri- Textilsektor und der Bekleidungssektor um 2,3 beziehungs- tisch nachzufragen. Sie kennen ihre Rechte nicht und kön- weise 2,9 Prozent gewachsen und haben 78 Prozent zum nen deshalb auch nicht dafür kämpfen. Die VEM hat daher Wachstum des Produktionssektors des Landes beigetragen. in asiatischen Ländern (Indonesien und Sri Lanka) die Initi- Die Frage ist, ob sich bei all diesen positiven Auswirkungen ative ergriffen und klärt zusammen mit örtlichen Kirchen 10 VEM-JOURNAL 3 | 2019
und Organisationen die Arbeiterinnen und Arbeiter über Wir als Verbraucherinnen und Verbraucher sind an diesen ihre Rechte auf. Grausamkeiten, die weltweit begangen werden, indirekt ebenfalls beteiligt, indem wir keinen Wert auf Bekleidungs- Während wir Spaß an Luxusmode und luxuriöser Kleidung marken legen, deren Produktionsprozess ethisch vertretbar haben, sterben sie, weil sich keiner um ihre Arbeitsbedin- ist. Wir müssen als Menschen mit sozialer Verantwortung gungen kümmert. Während wir uns für neue Modetrends gut informiert sein und moralisch einwandfreie Entschei- begeistern, wird den Arbeiterinnen und Arbeitern der wohl- dungen treffen. verdiente Lohn vorenthalten. Völlig unzureichende sanitäre Anlagen, fehlende Gesundheitsfürsorge sowie eine extrem … und können deshalb auch nicht dafür kämpfen. hohe Zahl von Überstunden sind nur einige der Probleme, Ein wenig Liebe, ein wenig Mitgefühl, ein wenig Freundlich- mit denen die Arbeiterinnen und Arbeiter in der globalen keit ist alles, was nötig ist, um dieses Problem zu lösen; um Bekleidungsproduktion tagtäglich konfrontiert sind. Mit ih- den Menschen, die das Gefühl haben, gefangen zu sein, ein rem eindrücklichen Sketch konnte die VEM-Theatergruppe Gefühl der Freiheit zu geben; um der Armut und der Miss- auf dem Kirchentag diese heiklen Themen bei verschiedenen handlung ein Ende zu bereiten; um den Menschen die Mög- Gelegenheiten zur Sprache bringen, unter anderem beim lichkeit zu geben, Freude an ihrer Arbeit zu haben, und um Empfang der Missionswerke und im Gottesdienst der VEM. sie vor Ausbeutung zu schützen. Die VEM nutzte auf dem Kirchentag alle Möglichkeiten, um der Welt diese Bot- schaft mit inspirierenden Vorträgen, auf- rüttelnden Gedichten und Interviews zu © Poster-Gestaltung: Jola Fiedler/MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbH, Foto: © OLIVER RUDOLPH Photography verkünden. Die VEM setzt diesen Weg fort, nämlich Bewusstsein schaffen, Menschen aufklären, den Stimmlosen eine Stimme geben und die Liebe Gottes in einer Welt ohne Grenzen verbreiten. Vor allem aber gilt: »Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.« (Matthäus 6,10) Das Postermotiv der VEM-Menschenrechtsaktion 2018/2019 © Foto: Lisa Bergmann / VEM Nandakumar Madawi Sanchala aus Sri Lanka ist Teilnehmerin des Süd-Nord-Freiwilligen programms der VEM und arbeitet im Team der ökumenischen Stiftung Himmelsfels in Nordhessen. VEM-JOURNAL 3 | 2019 11
THEMA JUGEND JUGENDNETZWERK IN GOTTES MISSION Das Netzwerk »African Youth United in Mission« möchte Austausch und starke Partnerschaften zwischen jungen Leuten aus den VEM-Mitgliedskirchen in der Region Afrika fördern Von Daniel Wynand Lukas und Marcel Sebahire A frican Youth United in Mission (AYUM) ist ein Netz- Vision: Ein den Frieden förderndes und nachhaltiges Jugend- werk, das unter dem Dach der VEM Verbindungen, netzwerk in Gottes Mission zu sein. Austausch und starke Partnerschaften zwischen jungen Leuten aus den VEM-Mitgliedskirchen in der Region Mission: Junge Menschen durch Zusammenarbeit, Lernen und Afrika fördern möchte. Die VEM hat die Idee der Gründung Austausch von Erfahrungen und Ressourcen zu befähigen. dieses Netzwerks nachdrücklich begrüßt und die erste Kon- ferenz von Leitungspersonen aus der Jugendarbeit aller afri- Ziel des Netzwerks: kanischen Mitgliedskirchen unterstützt. Diese Beratungen Die jungen Menschen in den VEM-Mitgliedskirchen in Afrika über die Netzwerkgründung fanden vom 20. bis 23. Januar miteinander zu verbinden und ihre Lebensbedingungen zu 2019 in Daressalam, Tansania, statt. Die Regionalversamm- verbessern – durch das Gespräch über und die Bewältigung lung Afrika (AfRA) stimmte der Bildung dieses Jugendnetz- von Herausforderungen, durch Möglichkeiten des Aus- werks zu und verband dies mit dem Auftrag, die Vorbereitun- tauschs und die Durchführung von Projekten und Program- gen und Planungen für das Netzwerk fortzusetzen. men für junge Menschen. Die Jugend bildet einen Teil der Bevölkerung, für den ge- Unterziele: sorgt, der befähigt, ausgebildet und betreut werden muss. Es die Evangelisation unter Jugendlichen ausbauen müssen für sie Verbindungen und Möglichkeiten zum Aus- ein Bewusstsein für unternehmerische Kompetenz schaffen tausch geschaffen werden. Wir hoffen, dass Kirchenleitungen die Klimagerechtigkeit fördern. und andere zuständige und interessierte Personen dieses Ju- gendnetzwerk nutzen werden, um das Bewusstsein dafür zu Geplante Aktivitäten: fördern, dass junge Menschen befähigt werden müssen und • Aufbau und Stärkung von Jugendpartnerschaften inner- die Arbeit mit der jungen Generation notwendig ist, um dem halb des Netzwerks gesamten Globus eine bessere Zukunft zu ermöglichen. • Studienreisen für junge Menschen und Austauschbesuche AYUM hat eine Vision, eine Mission und Ziele, organisiert • Schulung und Engagement für Klimagerechtigkeit Aktivitäten und hat eine Leitung: • Bibelcamps für Jugendliche, Musik-Festivals, Straßenthe- ater zu Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten • Schulungen für Gruppen von Kleinunternehmern und landwirtschaftlichen Erzeugern 12 VEM-JOURNAL 3 | 2019
Was bisher erreicht wurde: • Gründung des Netzwerks im Januar 2019 in Tansa- nia durch Leitungspersonen in der Jugendarbeit © Fotos: VEM- Regionalbüro Afrika der afrikanischen VEM-Mitgliedskirchen, Entwick- lung eines Konzepts für das Netzwerk und Wahl der Leitung • Weitere Ausarbeitung des Konzepts durch die Lei- tung (mit verteilten Aufgaben, jeder jeweils im ei- genen Land) im Februar, zur Präsentation bei der VEM-Regionalversammlung Afrika (AfRa) im März 2019 • Präsentation des Konzepts bei der Jugendvorkon- Gruppenbild mit Jugendleitern afrikanischer Mitglieds sultation im März 2019 vor den Leitungspersonen kirchen anlässlich der Netzwerkgründung im Januar aus der Jugendarbeit mit einigen wenigen Ergän- 2019 in Daressalam zungen durch die Teilnehmerinnen und Teilneh- mer der Vorkonsultation – bereit zur Vorlage bei der AfRA in Namibia • Freizeitaktivitäten und Aktivitäten, die Einnahmen • Präsentation des AYUM-Konzepts durch die Leitung ermöglichen: Sportveranstaltungen, Wettkämpfe, des Netzwerks bei der VEM-AfRA 2019 in Windhuk, Galaveranstaltungen, Schönheitswettbewerbe, Gos- Namibia. Genehmigung des Konzepts durch die pel-Shows AfRA • Spezielle Aktivitäten von Rückkehrerinnen und Rückkehrern aus dem Süd-Nord- und Süd-Süd-Frei- willigenprogramm, damit die Mitgliedskirchen von den Erfahrungen der Freiwilligen profitieren. Mitglieder: Alle jungen Menschen in den afrikanischen Mit- gliedskirchen der VEM Das Netzwerk besteht aus jungen Leuten aus den VEM-Mitgliedskirchen in Ruanda, der DR Kongo, Tansania, Südafrika, Namibia, Botswana und Kame- Gruppenbild mit Jugendleitern und Stewards run. AYUM übernimmt eine führende Rolle dabei, die der afrikanischen Region 2019 in Namibia Defizite zu beseitigen, die junge Menschen in Afrika im Hinblick auf Kompetenz, Wissen und Technologie haben. • Treffen des AYUM-Leitungsteams im Juni 2019, Tansania, zur weiteren Überarbeitung des Konzepts, zur Vorstellung in verschiedenen Foren, zum Bei- spiel der Allafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC), der VEM und anderen internationalen und regionalen Jugendnetzwerken • Treffen mit der Allafrikanischen Kirchenkonferenz im Juni 2019 zur Präsentation des Konzepts und positive Aufnahme durch den Exekutivsekretär der AACC • Besuch eines großen Jugendkonzerts (»Twezetu kwa Yesu« – »Lasst uns zu Jesus gehen«), organisiert von der ECD in Tansania. Daniel Wynand Lukas ist Jugendvertreter der Evangelischen Kirche in Namibia und stellvertretender Koordinator des Jugendnetzwerks. Marcel Sebahire ist Leiter der Abteilung Gruppenbild mit einigen Kirchen- Bildung & Jugend der Shyogwe-Diözese der Anglikanischen mitgliedern in Daressalam Kirche in Ruanda und Koordinator des Jugendnetzwerks. VEM-JOURNAL 3 | 2019 13
THEMA JUGEND SIE HABEN IHRE EIGENE ART, DIE KIRCHE ZU LIEBEN Die Generation Y der VEM in der Region Asien Von Brades Sijabat Pimpinan D ie jungen Leute von heute, auch Generation Y ge- zu treffen. Viele der an den Aktivitäten der VEM beteiligten nannt (Bezeichnung für die um die Jahrtausend- Jugendlichen werden wieder inaktiv, wenn es nach Ab- wende geborene Generation), reagieren rasch auf schluss einer Aktion kein Follow-up gibt. Viele Jugendliche Veränderungen. Sie haben Zugang zu Informationen und aus den Mitgliedskirchen kennen die VEM überhaupt nicht. schaffen neue Arbeitsbereiche, an die wir niemals zuvor ge- Deswegen hat der geschäftsführende Ausschuss der asiati- dacht haben: Youtuber, Vlogger oder Blogger. Sie sind es, dieschen Regionalversammlung 2018 eine »Youth Advisory diese Jobs erfunden haben. Sie entwickeln neue Denkweisen Group«, einen Jugendbeirat (YAG), gegründet. Die Youth Ad- und tun Dinge, die sie zu erfolgreichen Menschen machen. visory Group unterstützt die Asienabteilung und die asiati- Das müssen wir uns klar machen. Als ihre Älteren müssen schen Mitgliedskirchen. Die Gruppe trifft sich regelmäßig, wir verstehen, dass sie manches besser machen können als um aktuelle Probleme der Jugendlichen zu diskutieren. Sie wir. Sie sind fähig, uns in die Zukunft zu führen. Sie haben formuliert beispielsweise Vorschläge zur Entwicklung von ihre eigene Art, die Kirche zu lieben. Wir müs- Programmen und Projekten für Jugendliche der » sen sie unterstützen und ihnen einen Raum in VEM-Mitgliedskirchen in Asien. Und sie unter- der Kirche bieten. Sie brauchen Trainer, keine stützt die Ertüchtigung von Jugendlichen, da- Kritiker. mit sie verantwortungsvolle Mitglieder von Kirche und Gesellschaft werden. Die YAG ist Bei diesen Veränderungen benötigen die jun- Wie können wir Ausdruck des Wunsches, dass die Jugendlichen gen Leute Hilfe, um zu werden, was sie sich er- die Generation Y innerhalb oder außerhalb der Kirche weiter in « hoffen. Und sie benötigen heute die Anerken- erreichen? Gott wachsen, sich entwickeln und zum Segen nung der Kirche. Sie müssen verstehen, dass sie werden. Wir hoffen, dass sich mehr Jugendliche eine wichtige Rolle haben, nämlich die Ent- aktiv in der Kirche beteiligen und erkennen, wicklung der Gemeinschaft der Kirche voran- dass es nicht langweilig ist, ein gläubiger zutreiben. Die Rolle der Jugendlichen ist bei der Mensch zu sein. Teilhabe bei Beschlussfassungen in der Kirche für die Gegenwart und Zukunft wichtig. Die Jugendlichen Die Youth Advisory Group arbeitet nicht allein, sondern wird besitzen dasselbe Rederecht und dieselbe Verantwortung wie unterstützt vom »Network of Youth« (Jugendnetzwerk, NOY). die Älteren in der Kirche. Deshalb haben die Kirche und auch Jede Kirche wählt eine Person in das Jugendnetzwerk, um die die VEM ihre Jugendlichen darauf vorzubereiten, fruchttra- Mitgliedskirchen der VEM in Asien weiter miteinander zu gende christliche Jugendliche zu werden, die nicht zu welt- vernetzen. Beide Netzwerke sollen sich gegenseitig regelmä- lich leben. Die Jugendlichen der Kirche von heute sind die ßig austauschen, voneinander lernen und sich unterstützen, Generation von morgen, die bestimmen wird, wohin die Kir- wenn Jugendliche Probleme in Kirche und Gesellschaft ha- che in der Zukunft gehen wird. ben. Die mangelnde Kommunikation zwischen Kirchenlei- tern und Jugendlichen ist ein Problem, das innerhalb der Aufgrund der großen Distanz zwischen den Mitgliedskirchen Jugendorganisationen oft geäußert wird. Informationen der der VEM in der Region Asien ist es schwierig, sich regelmäßig VEM oder anderer Organisationen, die die Jugendlichen zur 14 VEM-JOURNAL 3 | 2019
Der Jugendklimaaktionstag wird in die- sem Jahr anders ablaufen: In Deutschland wird nicht zu einzelnen Aktionen auf Zusammenarbeit einladen, wer- gerufen, sondern es wird zu einem Tref- den häufig vom Kirchleitungs- fen nach Dortmund eingeladen, bei dem büro nicht an die Jugendlichen Netzwerken, Workshops und gemeinsame weitergeleitet. Das Jugendnetz- Statements im Vordergrund stehen. In den afrikanischen und asiatischen Län- werk soll eine Brücke zwischen dern sollen nach wie vor die Aktionen den Jugendlichen und den Kir- stattfinden wie in den Vorjahren. chenleitern bilden. Im Juli 2018 fand ein erstes Tref- fen des Jugendbeirates (YAG) in vertrauen können. Normalerweise Salatiga statt, gemeinsam mit haben suizidgefährdete Menschen Pfarrer Homar Distajo und Pfarrer keine Gemeinschaft mit anderen Petrus Sugito als Vertretern des Menschen und sich von Jesus ab- VEM-Regionalbüros Asien. Drei gewandt. Sie brauchen unsere Lie- Tage diskutierten wir die Pro- be und unsere Zeit, unser Herz, gramme der kirchlichen Jugend unsere Aufmerksamkeit. Zwei Ju- und deren aktuelle Probleme. Ho- gendberater, die in Traumahei- mar Distajo, Referent für gemein- lung, Seelsorge und Beratung in same Programme bei der VEM, der Selbstmord-Intervention ge- nimmt als Berater an dem Jahres- schult werden, könnten ihnen treffen der YAG teil. Kommunika- vielleicht helfen. tion ist für den Jugendbeirat sehr wichtig. Deswegen gibt es jetzt eine WhatsApp-Gruppe. Jugendklimaaktionstag: Ruf der Erde an die Kirche Die Kirche trägt wie die Weltgemeinschaft die Verantwortung Jeder Kirchenleiter sollte sich folgende Fragen stellen: »Wie für die Umsetzung der Klimaziele. Diese Verantwortung können wir die Generation Y erreichen?« und »Wo ist die Ge- übernimmt auch die VEM mit dem internationalen Jugend- neration Y in der Kirche?« Die zentrale Aufgabe jeden Kir- klimaaktionstag, der einmal im Jahr am ersten Samstag im chenleiters ist es, die Kirche an die kommende Generation Dezember stattfindet. Seine umfassenden Aktivitäten rei- weiterzugeben. Aber wie können wir unsere Kirche weiter- chen jedoch über das gesamte Jahr. Im vergangenen Jahr hat geben, wenn wir die Generation Y nicht erreichen können? beispielsweise die GKPI-Gemeinde Griya Martubung ge- Das ist heute die große Frage. Der Jugendbeirat ist darüber meinsam mit der VEM im Rahmen des Jugendklimaaktions- sehr besorgt. Um sie zu erreichen, müssen wir wissen, wer tages in Medan eine Müllsammelstelle, die »Müllbank Pelita«, unsere Jugendlichen sind, und eine Strategie entwickeln. eingerichtet. Die Kirche möchte mit dieser Müllsammelstelle ihre Gemeindeglieder ermutigen, etwas für die Umwelt zu Gemeinsam Fußball spielen tun. Denn die Gemeinde liegt im Industriegebiet und ist stark Gemeinsam Fußball spielen ist beispielsweise eine Strategie, mit Müll verschmutzt. Die Gemeindeglieder bringen anorga- um diejenigen zu erreichen, die sich noch nicht für die Akti- nische Abfälle zur Müllbank, die anschließend nach be- vitäten in der Kirche interessieren. Wenn sie gern Fußball stimmten Kategorien sortiert und später an ein Recy- spielen, dann laden wir sie einfach zum Fußballspielen ein. cling-Unternehmen verkauft werden. Anfangs waren nicht Gleichzeitig stellen wir ihnen Christus vor, der omnipräsent alle Gemeindeglieder von der Idee einer Müllbank überzeugt. im menschlichen Leben ist. Kisuba Kateghe, Pfarrer und Doch allmählich machen mehr Gemeindeglieder und sogar Evangelist in der Demokratischen Republik Kongo, be- außenstehende Personen bei diesem Programm mit, sodass schreibt in dem Artikel »Die gute Nachricht im Stadion: Jesus, es inzwischen eine interreligiöse Initiative geworden ist. Wir der Fußballfan«, wie sich »Kirche« präsentieren und an jene werden uns auch in diesem Jahr wieder am Jugendklimaak- Orte bringen kann, die Jugendliche mögen. So erreichen wir tionstag beteiligen. Wir hoffen, wirklich etwas Neues zu er- etwa diejenigen, die mehr Zeit im Fußballstadion verbringen schaffen, das die Generation Y begeistern wird, und hoffen als in der Andacht. dadurch mehr junge Erwachsene zu erreichen, damit sie uns und unsere Absichten besser kennenlernen und wir mehr zu Erhöhte Selbstmordrate bei der Generation Y ihrem Leben beitragen können, indem wir ihnen Gottes Lie- Psychische Probleme sind bei der Generation Y weit verbrei- be in ihrem Leben aufzeigen. tet: Angst, Stress, Einsamkeit und Depressionen. Dies mag einer der Gründe sein, warum die Zahl der Selbstmorde unter Pastor Brades Sijabat Pimpinan ist Pastor der Christlichen Kirche der Generation Y zunimmt. Die Jugendlichen fühlen sich in Indonesien (HKI), stellvertretender Jugenddelegierter der einsam und haben niemanden, dem sie ihre Probleme an- VEM-Vollversammlung und im Jugendbeirat der Region Asien. VEM-JOURNAL 3 | 2019 15
© Foto: Jonas Peter / VEM Sprüche der Väter (1,14)
THEMA JUGEND ES GEHT UM DIE EHRE UND ES GEHT Rund um den Fußballplatz sind die Fans der beiden Teams aufgestellt. UM SPASS Fußballspielen für den Umweltschutz Von Uli Baege D ouala, an einem Freitagmittag nach Ostern. Der verschiedener Bäume und Pflanzen, die dann auf den Schul- Himmel ist zwar hinter grauen Wolken verschwun- geländen gepflanzt werden können. Die Lehrer gestalten an den, aber trotzdem ist es heiß. In der kameruni- dem Tag einen besonderen Unterricht. Na ja, und so ein Fuß- schen Hafenstadt ist die Luftfeuchtigkeit hoch und die Ta- ballmatch wie beim letzten Mal hier in Douala ist natürlich gestemperatur über 30 Grad Celsius. Das tropische Klima noch ein besonderer Spaß für die Kinder. Wir freuen uns, hält die Fußballmannschaften der Schulen Petit Saker 1 und dass heute ein Vertreter der VEM dabei sein kann, das ist eine Petit Saker 2 aber nicht davon ab, zu einem Match anzutre- besondere Motivation für die Kinder.« Vor dem offiziellen ten. Es geht um die Ehre. Es geht um Spaß. Und es geht um Anpfiff muss der Gast aus Wuppertal erst die beiden Schul- Umweltschutz. gärten inspizieren: Das Schülerpräsidium begrüßt den Gast und singt ihm zu Ehren die kamerunische Nationalhymne. Joseph Mbang Bikek ist der regionale Schulinspektor der Anschließend werden ihm die Bäume gezeigt: Zitrus- und Evangelischen Kirche in Kamerun (EEC). Er betreut unter Guavenbäume, eine Kokospalme und verschiedene Pflanzen anderem diese beiden Grundschulen der EEC. Von der 1. bis wie etwa die Erdnusspflanze sind angepflanzt worden und zur 6. Klasse besuchen rund 600 Schülerinnen und Schüler werden hoffentlich einmal auf dem sonst kargen Schulhof die beiden Schulen, die in unmittelbarer Nachbarschaft lie- Schatten spenden. gen. »Im Dezember 2018 haben wir zusammen mit Elie Leu- we das erste Fußballmatch der beiden Schulen organisiert, »Die Kinder sollen bewusst erst einmal ausprobieren kön- und zwar im Rahmen des internationalen Jugendklimaakti- nen. Die Lehrer geben ihnen die Setzlinge, ohne zu sagen, onstags der VEM. Petit Saker 2 hat damals verloren. Das was sie genau tun müssen. Von selbst sollen sie darauf kom- konnte deren Mannschaft nicht auf sich sitzen lassen und men, wie viel Kompost sie den Pflanzen geben, wie oft sie forderte eine Revanche, die heute stattfindet.« Elie Leuwe, gießen oder wie man die Pflanzen am besten vor den Füßen Projektleiter der EEC, hat die Aktion organisiert. »Seit die der Mitschüler schützt«, erklärt Schulinspektor Bikek. Die westfälische Kirche zusammen mit der VEM 2011 den Ju- Kinder übernehmen die komplette Pflege. Durch den inter- gendklimaaktionstag ins Leben gerufen hat, beteilige ich nationalen Jugendklimaaktionstag weiß man sich zudem in mich daran. Ich versuche immer verschiedene Schulen un- einem weltweiten Verbund, als Teil von etwas Größerem. serer Kirche einzubeziehen. Wir verteilen meist Setzlinge Und das Gelernte tragen sie natürlich in ihre Familien. 18 VEM-JOURNAL 3 | 2019
Petit Saker 1 tritt in Rot an, Petit Saker 2 in Weiß-Gelb. Alles wie bei den Großen © Fotos: Uli Baege / VEM Die beiden Schulen liegen in einem Wohn- gebiet, an einem Hang. Auf dem Weg zum Sportplatz, der zwischen zwei grauen Wohngebäuden aus den 1960er-Jahren liegt, passiert man eine Straße, die als Frei- luft-Autowerkstatt fungiert. Der von drei Seiten umbaute Platz besteht aus Sand, Schotter und Gras. Hühner laufen herum. Von einer Seite hat man einen Blick auf das Hafengelände, in der Ferne sieht man das Meer. Eine Meeresbrise weht hin und wieder auf den Platz. Die Atmosphäre ist angespannt. Rund um den Platz sind die Fans der beiden Teams aufgestellt. Leh- rer, Nachbarn sind gekommen. Viele der Schülerinnen und Schüler tragen Sportkleidung in den Farben ihrer Schu- le. Die jeweils acht Spieler nehmen Aufstellung, ein Stadions- precher stellt sie und den Schiedsrichter vor. Die Ehrengäste gehen die Mannschaften ab und reichen jedem die Hand, es werden Mannschaftsfotos aufgenommen mit dem Banner, dass die Logos der Kirche und der VEM zeigt. Alles wie bei cher die Spieler wieder aufs Feld. Der Schiri pfeift die zwei- den Großen. Dann kommt schon der Anpfiff. Zwei mal 20 te Halbzeit an. Nur zwei gelbe Karten muss der Schiri an Minuten sollen gespielt werden. Weiß-Gelb stößt an. Pass in diesem Mittag zeigen. Ein faires Spiel. Am Ende unterliegt die gegnerische Hälfte! Schnell liegt der Ball vor dem Tor der Petit Saker 2 trotz aller Bemühungen erneut der Nachbar- Roten, doch der Abwehrspieler schläft nicht und wehrt er- schule, die das Revanchespiel mit 2:0 entscheidet und den folgreich ab. Der Ball fliegt zurück in die Hälfte der Weiß-Gel- Pokal für sich sichern kann. Jetzt gibt es kein Halten mehr, ben und zack, das erste Tor für Petit Saker 1 fällt. Riesenjubel die Mitschülerinnen und Mitschüler stürmen lautstark das bei den Fans und enttäuschte Gesichter bei den Herausfor- Spielfeld und lassen ihr Team hochleben. Enttäuscht ziehen derern. Den ganzen vorigen Tag hatte das Team trainiert und sich die Weiß-Gelben zurück. Bei der Siegerehrung werden Standardsituationen geübt. Insbesondere der Kapitän hatte auch sie für ihren Einsatz belohnt. Genau wie die Sieger sich dabei sehr angestrengt, ob die Kraft daher heute nicht bekommen sie zwei Fußbälle zum Trainieren. »Das war war mehr ausreicht? Aber die Weiß-Gelben zeigen keine Spur ein super Tag für die Schulen hier«, sagt Elie Leuwe. Noch von Müdigkeit; ihr Ehrgeiz ist geweckt und ihre Fans feuern bis zwei Uhr in der Nacht hat er Kommentare zu der Aktion © Foto Baege: Assunta Jäger / VEM sie lautstark an! Dennoch, kurz vor der Habzeitpause kommt auf Facebook und zahlreiche Anrufe beantwortet. »Mehr als es noch einmal zu einer gefährlichen Situation, die Roten drei Millionen Menschen leben in Douala, es ist wichtig, haben sich den Ball nach einem missglückten Kopfballpass dass wir unseren Kindern so früh wie möglich ein Bewusst- erobert und spielen ihn aufs gegnerische Tor. Der Mittelfeld- sein für den Umweltschutz mit auf den Lebensweg geben, spieler mit der Nummer 7 nimmt ihn an, zwei Weiß-Gelbe damit diese Stadt lebenswert für alle bleiben kann. Das ist versuchen ihn abzuwehren, ihm gelingt aber noch der Pass Teil der Verantwortung der Kirchen. Und dieser Tag heute an die Nummer 12, der nimmt an und schießt, aber der Tor- war ein großer Beitrag für die Motivation der jungen Um- wart hält souverän. Ein anschließendes Foulspiel bei Rot er- weltschützer und ihrer Erzieher. Und wenn wir die Kids möglicht einen Freistoß für Weiß-Gelb unmittelbar vor dem durch Fußball auch für solche Themen begeistern können, Strafraum; doch die Mauer der Roten steht genau richtig, ist das doch jede Mühe wert!« keine Chance. In der Pause sitzen die Mannschaften um ihre Trainer im Kreis zusammen auf dem Platz. Die Sonne sticht, eisgekühl- tes Wasser löscht den Durst der Spieler. Die Taktiken wer- Uli Baege ist Projektreferent bei der Vereinten den erneut durchgesprochen. Schon ruft der Stadionspre- Evangelischen Mission. VEM-JOURNAL 3 | 2019 19
LEBEN IN DER VEM MENSCHENRECHTE ANDREAS HARSONO: DIE VERLETZUNG DER MENSCHENRECHTE IN INDONESIEN IST ALLGEGENWÄRTIG © Fotos: Marion Unger / VEM Der Journalist und Aktivist von Human Rights Watch hat ein Buch über die vielgestaltige Inselwelt und seine langjährigen Erfahrungen dort geschrieben Von Marion Unger D er klaffende Riss auf dem Cover des Buches springt Indonesien. Darüber hinaus analysiert er die teilweise ge- ins Auge und seine blutrote Farbe gibt einen Hin- waltsame Konfrontation der Religionen und Ethnien sowie weis auf seine schmerzvollen Auswirkungen. Der das Streben einzelner Gruppen nach Machterhaltung. grafisch gestaltete Bruch setzt sich im Schriftzug des Titels fort: »Race, Islam and Power«. Der Autor, Andreas Harsono, Das Erstarken des politischen Islam setzt sich in seiner Beschreibung der politischen und gesell- Eines der sieben Kapitel seines Buches widmet Harsono schaftlichen Zusammenhänge in Indonesien nach dem Ende Westpapua. Dabei stellt er das Schicksal von Felep Karma in der Suharto-Diktatur 1998 mit der Wechselwirkung von Eth- den Vordergrund, schildert Begegnungen mit ihm im Ge- nie, Islam und Macht auseinander. Das bisher auf Englisch fängnis von Abepura. Karma war als junger Mann wegen erschienene Buch spiegelt seine Erfahrungen aus 15 Jahren Landesverrats zu 15 Jahren Freiheitsentzug verurteilt wor- Arbeit als Journalist und unerschrockener Aktivist von Hu- den. Er hatte bei einem Treffen oppositioneller Studenten die man Rights Watch wider. Der Autor charakterisiert die viel- Morgenstern-Flagge, das Symbol der Freiheitsbewegung in gestaltige Inselwelt als komplexe, im Innern tief gespaltene Westpapua, gehisst. Harsono zeichnet Kamas Schicksal nach, Nation. erhellt dabei die historischen Hintergründe, dröselt die Be- ziehungen der verschiedenen Oppositionsgruppen und Frei- Andreas Harsono nennt sein Buch einen »Travelogue«. Er hat heitsbewegungen auf und vermittelt einen Eindruck vom in den Provinzen von Aceh auf Sumatra bis Westpapua, von Klima der Angst angesichts der Unterdrückung durch Polizei den Miangas-Inseln bis Ndana recherchiert. In der Wieder- und Militär. gabe seiner Gespräche mit Betroffenen, die Gewalt erlitten, aber auch ausgeübt haben, zeichnet er ein umfassendes Bild In diesem Abschnitt geht es auch um Rassismus gegenüber von der allgegenwärtigen Verletzung der Menschenrechte in der indigenen, meist christlichen Bevölkerung, um ihre Mar- 20 VEM-JOURNAL 3 | 2019
ginalisierung durch massenhafte Einwanderung von musli- Hinblick auf das Interesse von Investoren und der deutschen mischen Indonesiern aus anderen Landesteilen. Ethnische Exportwirtschaft. Die Gräuel der Suharto-Diktatur wirkten und religiöse Konflikte gesellen sich zum Kampf um Ressour- bis heute in die Gesellschaft des Landes hinein. Gerade cen und Land zu einer explosiven Mischung. »Während das Deutschland, das den Genozid an den Juden aufgearbeitet restliche Indonesien seit dem Fall des Suharto-Regimes 1998 habe, sei in einer guten moralischen Position, dies auch deut- eine enorme Ausweitung demokratischer Freiheit genießen lich zu machen. Harsono meint: »Indonesien könnte hier viel konnte, war dies in Westpapua nicht der Fall«, resümiert von Deutschland lernen.« Andreas Harsono. Polizei und Militär beanspruchen die ab- solute Kontrolle, Korruption und Einschüchterung der regi- Informativ, im Reportagestil verfasst und leicht zu lesen ist onalen Politiker sind an der Tagesordnung. Von den Sicher- das Buch ein Gewinn für jeden, der mehr über die politi- heitskräften begangene Gräueltaten werden nicht gerichtlich schen und gesellschaftlichen Zusammenhänge in Indonesi- untersucht oder geahndet. en wissen möchte. Es lebt von den geschilderten Gesprä- »Die politisch Verantwortlichen Die Muschel wird bei den Papua unter anderem als Musikinstrument in der Welt müssen verwendet. verstehen, dass es einen Zusammen- hang gibt zwischen dem stärker werden- den Islam und Menschenrechts verletzungen, die bis « zu Morden führen. Breiten Raum nimmt in Harsonos Buch das Erstarken des politischen Islam ein. »Seit 20 Jahren verbreitet sich diese Spielart der Religion im- mer mehr«, beschreibt der Autor seine Erfahrung. Er beobachtet die wachsende Zahl von Diskriminie- rungen vor allem gegenüber Frau- en und Minderheiten. Unter einem neu geschaffenen Blas- chen mit Betroffenen und deren Leidensgeschichten. Harso- phemie-Gesetz zum Beispiel werden Mädchen immer öfter no enthüllt die anhaltenden Verletzungen der Menschen- gezwungen, sich mit dem Hijab zu verschleiern. Obwohl of- rechte, Verstöße gegen die Religionsfreiheit oder Einschrän- fiziell nicht vorgeschrieben, müssen auch christliche Mäd- kungen von Meinungs- und Pressefreiheit. Dabei liefert er chen an öffentlichen Schulen die Kopfbedeckung anlegen. treffende Analysen von Ursachen und Wirkungen der diver- © Foto: Muzogeye Plaisir Pictures, sen regionalen Konflikte. »Die indonesische Gesellschaft ist geprägt von einem diskri- minierenden Islam«, betont er. Dass Bundeskanzlerin Angela Kigali, Ruanda / VEM Merkel den indonesischen Islam als »gemäßigt« einordnete, lässt er nicht gelten. »Die politisch Verantwortlichen in der Welt müssen verstehen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem stärker werdenden Islam und Menschen- rechtsverletzungen, die bis zu Morden führen«, mahnt er im Marion Unger ist freie Journalistin. VEM-JOURNAL 3 | 2019 21
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