Generationswechsel Heilberufler - apoViewDer Blick in den Gesundheitsmarkt - Zwei Generationen - eine Profession
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apoView 01 | 2021 Der Blick in den Gesundheitsmarkt Generationswechsel Heilberufler Zwei Generationen – eine Profession
„ Vorwort Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, was der griechische Philosoph Heraklit schon vor über Das kenne ich nur zu gut von mir selbst – Sie vielleicht 2500 Jahren wusste, ist heute aktueller denn je. Trends, auch? Vielleicht sind viele von Ihnen sogar in die Fuß- Entwicklungen und Ereignisse verändern die Welt, in der stapfen Ihrer Mütter oder Väter getreten – und doch wir leben - und sie verändern uns. Digitalisierung, Glo- hatten Sie sicherlich auch viele eigene Ideen, Ihr Leben balisierung und ganz aktuell auch eine Pandemie prägen und Ihre Zukunft zu gestalten. Nichts ist so ganze Generationen. Lebensentwürfe, Berufsbilder und Werte verschieben sich, einiges rückt in den Vorder- Wir schauen in der hier dargestellten Studie einmal grund, während anderes nahezu verschwindet. Wandel genauer hin. Was verbindet Jung und Alt? Wo gehen und Veränderung sind wichtig, damit Neues entstehen die Meinungen auseinander? Und wie kann der Heil- beständig kann. Wenn wir den Wandel als etwas Positives begrei- beruf sich entwickeln, um beiden Generationen und fen, ihn annehmen und aktiv gestalten, können wir vie- den Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden? les bewegen. Eins darf ich an dieser Stelle schon einmal verraten: Es gibt eine gemeinsame Basis, die beide antreibt – den Auch der Gesundheitsmarkt verändert sich und mit Wunsch, zu helfen und zu heilen. Und wir haben fest- wie der Wandel. ihm seine Akteure. Jeder dritte Arzt in eigener Praxis ist gestellt: Dass sich die Generationen in ihren Ansichten aktuell 60 Jahre und älter 1. Der Generationswechsel in und Fähigkeiten unterscheiden, heißt auch, dass sie der ambulanten Medizin und Pharmazie steht uns also viel voneinander lernen können. Daneben braucht es in den nächsten fünf bis zehn Jahren ins Haus. Und nun Zeit – und den Willen, gemeinsam zu gestalten –, das ist gerade in der Medizin äußerst spannend - einer damit nachhaltige Lösungen entstehen. Wir, die Bank Profession, bei der 40 Prozent der Studierenden der der Gesundheit, sehen uns in der Verpflichtung, dabei Berufswahl ihrer Eltern oder Verwandten folgen und zu unterstützen. die somit vergleichsweise häufig „weitervererbt“ wird. Wie in vielen anderen Branchen und Lebensbereichen Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre. Heraklit von Ephesus, 535 - 475 v. Chr auch, möchte die junge Generation der Ärzte und Apo- theker viele Dinge anders machen als ihre Vorgänger. Herzlichst, Ihr Ulrich Sommer Vorsitzender des Vorstands, Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG 2 apoView 2021 apoView 2021 3
Inhalt Herleitung Inhalt 3 5 Vorwort von Ulrich Sommer Herleitung: Zwei Generationen – eine Profession Zwei Generationen – eine Profession von Daniel Zehnich Der Generationswechsel in den Heilberufen steht kurz bevor. Am Beispiel Rheinland-Pfalz wird das ganz deut- lich: Bis 2026 geht dort die Hälfte der aktuell niederge- ambulanten Bereich aufrecht. Viele von ihnen wer- den sich in der nächsten Zeit mit dem Gedanken an die Praxisabgabe auseinandersetzen müssen. Auf der 6 Generationen im Vergleich: Babyboomer versus Generation Y lassenen Mediziner in den Ruhestand – vorausgesetzt, anderen Seite haben wir die nachwachsende Kohorte sie geben ihre Tätigkeit im Alter von 68 Jahren auf 2. Wir junger Heilberufler: Junge Ärzte und Apotheker Ende 8 Methodik: Studiendesign & Zielgruppe können uns also leicht ausrechnen, dass in den nächs- 30, die ihre ganz eigenen Antworten auf die zukünftigen 10 Management Summary: Key Insights ten Jahren ein entsprechend hoher Nachbesetzungs- Herausforderungen innerhalb des Gesundheitssystems 14 Die Studienergebnisse: bedarf entsteht. Und das nicht nur für Rheinland-Pfalz, suchen. Die Generation Y tritt mit anderen Bedürfnis- sondern für das gesamte Bundesgebiet. Zusätzlich sen, Vorstellungen und Motiven an den Heilberuf heran, gestaltet sich die Nachfolgersuche vor allem in länd- stellt viele Dinge in Frage und ist bereit, für ihre eigenen Heilberufler im Fokus lichen Regionen immer schwieriger. Handlungsspielräume einzutreten. Für sie steht in den Früher ein anderer als heute? nächsten Jahren die Frage nach der Selbständigkeit auf Seite 14 Aber warum ist das so? Sicherlich auch, weil zwei ganz der Agenda und somit die Aufgabe, Schlüsselfiguren „Was lange währt, wird gut“ – Interview mit Antje Elfers unterschiedliche Generationen an Heilberuflern in der Versorgung von morgen zu werden. und Dr. Uwe Hommel, Gynäkologen aus Dresden dieser Konstellation aufeinandertreffen. Auf der einen Seite 18 Seite haben wir die Babyboomer: Gestandene Prakti- Diese Entwicklung – und damit einhergehende Konflik- ker im Alter von 60 Jahren und aufwärts, die seit Jah- te – sind aus meiner Sicht zunächst nichts Ungewöhn- ren mit beiden Beinen fest im Berufsleben – und damit liches. Jede neue Generation möchte sich gegenüber in der eigenen Praxis oder Apotheke – stehen. Aktu- ihren Vorgängern beweisen und jede alte Generation Berufsausübung ell spielen sie in der Versorgung noch eine entschei- möchte an ihren Überzeugungen und Prinzipien fest- Niederlassen oder lieber lassen? dende Rolle und halten vor allem auf dem Land den halten. Mir persönlich ist dabei der Zeitgeist beider Seite 20 Generationen nicht fremd – vielleicht auch, weil ich „Ich bin stolz auf meinen Sohn“ – Interview mit Volkan Safaltin formal der sogenannten „Sandwichgeneration“ dazwi- und Dr. Ahmet Safaltin, Zahnmediziner aus Berlin schen angehöre. Wir leben in einem Land, dem gerade Seite 22 im medizinischen Bereich langsam die Fachkräfte aus- gehen und in dem sich der Gesundheitsmarkt in einer Dynamik entwickelt, die keinen Stillstand erlaubt. Des- halb müssen wir die Unterschiede der Generationen Patientenbehandlung zunächst verstehen, gegenseitiges Verständnis schaf- Vom Patienten zum Partner? fen und so eine Basis aufbauen, um gemeinsam und Seite 25 produktiv Lösungsräume zu erschließen. In dieser Stu- „Es geht ums Verstehen, nicht ums Überzeugen“ – die arbeiten wir mit stereotypen Annahmen, um die- Interview mit Mediatorin Dr. Isabell Lütkehaus sem komplexen Thema näherzukommen. Dabei woll- Seite 28 ten wir es aber nicht belassen. Für eine realistische Bestandsaufnahme haben wir Jung und Alt befragt – und die Antworten gegenübergestellt. Die Ergebnisse Abgabe & Gründung sind spannend und liefern wichtige Impulse, um neue Sprungbrett oder Stolperstein? Konzepte der Berufsausübung zu gestalten. Konzepte, in denen beide Generationen in Zukunft gemeinschaft- Seite 30 lich und gerne arbeiten. Ein guter Rat: Von Alt zu Jung und von Jung zu Alt Seite 34 Daniel Zehnich Leiter Gesundheitsmarkt & Innovation, Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG 36 Schlusswort: Plädoyer für eine Medizin des Miteinanders 38 Quellenverzeichnis 38 Impressum 4 apoView 2021 apoView 2021 5
Generationen im Vergleich Generationen im Vergleich Typisch Typisch Babyboomer Generation Y Die „Babyboomer“ wurden in den 1950er- und 1960er- Die „Generation Y“ wurde in den frühen 1980er- bis in die Jahren in eine Gesellschaft geboren, die nach harten späten 1990er-Jahren geboren. Ihre Anhänger werden oft Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkriegs langsam wieder auch als „Millennials“ bezeichnet, da sie die Jahrhundert- Oberwasser gewann. Als Resultat kam es zu einer deutlich wende bewusst miterlebt haben. Sie sind gleichzeitig die steigenden Geburtenrate, der diese Generation ihren Na- letzte Generation, die eine Kindheit ohne Smartphone er- men verdankt. Die Babyboomer glaubten an eine bessere lebt hat. Dennoch gelten sie als „Digital Natives“, denn ihr Zukunft und waren bereit, hart dafür zu arbeiten. Sie waren Leben ist geprägt vom Internetzeitalter, digitalen Endgerä- oft die Ersten in ihrer Familie, die Abitur machten oder eine ten, sozialen Medien und weltweiter Vernetzung. Über sie Universität besuchten. Ihr Ziel: Ein Beruf, der nicht nur ide- existieren zahlreiche Studien und Annahmen. Die Genera- elles, sondern vor allem materielles Vermögen und Wohl- tion Y – gesprochen why (englisch für warum) - hinterfragt stand mit sich brachte. vieles: von existierenden Strukturen und Lebensmodellen über das Verhältnis von Arbeit und Freizeit bis zum Sinn des Zielstrebig und fleißig prägten sie den Begriff des Work Lebens und der eigenen Selbstverwirklichung. aholics. „Leben, um zu arbeiten“: Ganz nach diesem Credo sahen nicht wenige die Arbeit als Mittelpunkt ihres Lebens Mitbestimmung, Unabhängigkeit und Flexibilität werden für an. Vielen gelang es auf diese Weise, deutlich größere Er- sie großgeschrieben. Aufgewachsen in einer Welt geprägt sparnisse anzuhäufen, als die Generationen vor und nach von Digitalisierung, Globalisierung und kultureller Vielfalt, ihnen. Ihr Einkommen und auch ihr Lebensstandard stieg ergeben sich für sie unendliche Möglichkeiten. Daneben über die Jahre, was ihnen auch in schwierigen Zeiten sozia- sorgen sie sich um Entwicklungen wie die zunehmende le Sicherheit versprach. Sicherheitsliebe und Beständigkeit Erderwärmung oder eine unsichere Altersvorsorge. Da sind für sie wichtige Werte. Weniger identifizieren können ihnen das Leben nicht planbar erscheint, suchen sie sich sich viele von ihnen mit den Entwicklungen der aktuellen aus der Vielfalt an Optionen das Beste heraus und halten Zeit, wie das hektisch moderne und von Digitalisierung dik- sich möglichst viele Wege offen. Work-Life-Balance ist das tierte Leben, vegane Ernährung, die Folgen des Klimawan- Stichwort dieser Kohorte, auch wenn Entwicklungen wie dels, Anglizismen sowie eine politisch korrekte oder gen- Homeoffice, ständige Erreichbarkeit und unbegrenzt ver- dergerechte Sprache oder der Trend, Besitztümer zu teilen, fügbares Wissen dazu führen, dass Arbeit- und Privatleben statt sie zu kaufen. Heute macht die Generation circa 30 zunehmend miteinander verschmelzen. Prozent der deutschen Bevölkerung aus 3. Eine Heilberufsgeneration verstehen Eine Heilberufsgeneration verstehen Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich verändert. Bedingt Betrachtet man die Heilberufsgeneration der Babyboomer, durch die sinkende Geburtenrate, den Austritt älterer Kolle- hatten diese alles andere als einen leichten Start in das Ar- gen und den fortschreitenden Fachkräftemangel, sind viele beitsleben. In den 1980er-Jahren mussten sich viele Prak- Ypsiloner in der komfortablen Situation, sich ihre Stelle aus- tiker in einer Ärzteschwemme behaupten. Der deutliche suchen zu können. Zwar werden die Köpfe in den Heilberufen Überhang von approbierten Medizinern zu freien Stellen nicht weniger, aber die zur Verfügung stehende Arbeitszeit führte zu einem verstärkten Konkurrenzkampf. Der Wett- sinkt. Der Frauenanteil ist höher als je zuvor, immer mehr bewerb war groß, die Arbeitsbedingungen schlecht. Mehr- Ärzte und Apotheker arbeiten in Teilzeit und räumen der Fa- und Wochenendarbeit sowie unbezahlte Überstunden ge- milie und eigenen Interessen mehr Frei- und Auszeiten ein. hörten zur Normalität. Über viele Jahre galt vor allem für Die Generation Y macht deutlich: Sie will anders arbeiten junge Ärzte das Motto: Durchhalten. Diese Zeit hat die Ba- und geführt werden. Dabei steht fachliche Kompetenz vor byboomer geprägt: Sie haben gelernt sich durchzusetzen hierarchischer Stellung. Teamwork ist ihr Ding. Ihre Arbeit und sind gleichzeitig bestimmt durch ein großes Pflichtge- soll Sinn, aber auch Spaß machen, Abwechslung und Erfül- fühl und das Anerkennen autoritärer Arbeitsstrukturen, die lung bringen - und sie stehen für ihre Bedürfnisse ein. Sie sie im weiteren Verlauf auch auf ihre eigenen Mitarbeiter sind lernbegierig und arbeitswillig, aber Überstunden sind übertragen haben. Doch was für junge Ärzte heute ganz keine Selbstverständlichkeit mehr. Karriere: Ja, aber nicht normal ist, war für die Babyboomer damals nicht vorstell- um jeden Preis. Bei der Frage nach der eigenen Praxis oder bar: Forderungen nach geregelten Arbeitszeiten, einem gu- Apotheke wird sorgfältig abgewogen: Will man sich langfris- ten Arbeitsklima, ausreichend Work-Life-Balance, Kinder- tig an einen Ort binden, finanzielle Verpflichtungen eingehen betreuungsangeboten und abwechslungsreichen Inhalten und sich um betriebswirtschaftliche, organisatorische und liefern deshalb in der heutigen Zusammenarbeit schon mal rechtliche Fragen kümmern? Vor diesen Herausforderungen Konfliktpotenzial. wird die Arbeit in Anstellung immer attraktiver – während Verdienstmöglichkeiten in den Hintergrund rücken. 6 apoView 2021 apoView 2021 7
Studiendesign & Zielgruppe Studiendesign & Zielgruppe Das Studiendesign Die Zielgruppe Das Gerüst: Die Studie „Generationswechsel Heilberuf- Das Studiendesign – die Befragten ler“ wurde im Sommer 2020 als Online-Umfrage von der Generation Alter Geschlecht Region apoBank in Kooperation mit dem Marktforschungsins- Das Studiendesign – ein Überblick titut DocCheck Research durchgeführt. Hierzu wurden per Zufallsstichprobe 800 Heilberufler im Alter von 25 bis 75 Jahren ausgewählt und um die Beantwortung von Alte Generation 61 Jahre 48% 52% 64% Mittel-/Großstadt 36% Kleinstadt/Landgemeinde 35 Fragen gebeten. Während darauf geachtet wurde, Stichprobe dass das Verhältnis der befragten Frauen und Män- ner gleichverteilt ist, wurde die Stadt-Land-Quote mit • n = 800 Heilberufler Junge Generation 39 Jahre 52% 48% 73% Mittel-/Großstadt 27% Kleinstadt/Landgemeinde • zwischen 25 und 75 Jahre alt einer prozentualen Verteilung von 70:30 an die realen • 50% weiblich, n=800 Heilberufler, davon n=400 neue Generation (
Management Summary Management Summary Key Insights: Generationenvergleich Heilberufler im Fokus Berufsausübung Patientenbehandlung Abgabe & Gründung Früher ein anderer als heute? Die Gründe für die Berufs- Niederlassen oder lieber lassen? In Bezug auf die Vom Patienten zum Partner? Was die Heilberufe aus- Stolperstein oder Sprungbrett? Das ideale Alter für wahl des Arztes oder Apothekers werden bei den jungen Selbständigkeit werden Punkte wie Selbstverwirkli- macht, ist schon immer ihr besonderes Vertrauensver- die Existenzgründung liegt bei knapp 37 Jahren und Kollegen vielfältiger. So bleiben der Wunsch, Menschen chung, Einkommen und Work-Life-Balance von der hältnis zu ihren Patienten – denn Gesundheit ist ein sollte drei Jahre vorbereitet werden, während sich der zu helfen, und die Faszination am Beruf ausschlaggebend, jungen Generation als Vorteile gesehen. Gleichzeitig persönliches und sensibles Thema. Doch auch die Bedürf- Ruhestand bei etwa 64 Jahren anbietet und im Schnitt jedoch werden zunehmend Verdienst und Selbstverwirkli- haben Kriterien wie Eigenständigkeit, Verantwortung nisse der Patienten haben sich in den letzten Jahren vier Jahre Vorlaufzeit benötigt. Daraus ergibt sich chung als Motive genannt, während die Selbständigkeit an und die individuelle Arbeitszeitgestaltung im Vergleich verändert. Was in der Patientenbehandlung besonders eine Zeitspanne von gut 27 Jahren, in der Heilberuf- Relevanz verliert. Auch die Selbsteinschätzung von Jung zur alten Generation an Bedeutung verloren. Die Sorge wichtig ist, darin sind sich Jung und Alt oftmals einig: ler durchschnittlich selbständig sind. Gründung und und Alt in ihrer Rolle als Heilberufler geht an einigen Stel- vor dem finanziellen Risiko hat hingegen deutlich zu- Insbesondere Vertrauen, Therapieerfolg und Anerkennung Abgabe halten verschiedene Herausforderungen bereit. len deutlich auseinander. So ordnen sich die älteren Jahr- genommen und ist für die neue Generation der größte durch den Patienten werden hier von beiden Generatio- Für die Älteren liegen diese in der Abgabe per se, also gänge eher konservativen Eigenschaften zu, beschreiben Nachteil der Selbständigkeit. Befragt nach dem idealen nen genannt. Spätestens in puncto Digitalisierung werden dem Finden eines geeigneten Übernehmers und dem sich als sicherheits- und karriereorientierte Einzelkämpfer, Arbeitspensum, liegt die neue Generation mit gut 45 die Generationsunterschiede deutlich: So gewinnen digi- Wunsch, einen guten Verkaufspreis zu erzielen. Die die vornehmlich analog arbeiten. Die Young Professionals Stunden pro Woche eine knappe Stunde unter den tale Services und moderne Untersuchungstechniken für Jüngeren tun sich schwer, wenn es um bürokratische zeichnen ein gegensätzliches Bild: Der Stellenwert der Ar- Vorstellungen der alten Generation. Die Fähigkeiten, die Young Professionals an Bedeutung ebenso wie gute und organisatorische Prozesse, Personalführung oder beit nimmt ab, sie geben Familie und Freizeit mehr Raum, die ein niedergelassener Heilberufler mitbringen muss, Bewertungen und Weiterempfehlungen, die Vermittlung Buchhaltung geht. Trotzdem sind ähnliche Unter- sind zukunftsorientiert und arbeiten lieber im Team. Die unterscheiden sich aus Sicht beider Generationen von Wissen sowie der Wohlfühlfaktor in Praxis oder Apo- stützungsmaßnahmen gefragt: Beide Generationen neue Generation der Ärzte ist digitaler, familienorientier- kaum. Insbesondere Kommunikationsstärke, betriebs- theke. Insgesamt werden von der neuen Generation mehr empfinden organisatorische und vermittelnde Angebote ter und therapiebezogener. Entsprechend hat sie auch wirtschaftliche Kenntnisse und Belastbarkeit stehen Kriterien als wichtig empfunden als von der Generation für ihre jeweilige Zielgruppe als hilfreich. Um sich für stärker das Gefühl, den eigenen Beruf aktiv mitgestalten ganz oben auf der Liste. Während knapp die Hälfte der Babyboomer. Der Patient rückt demnach in einen anderen eine zum Verkauf stehende Praxis zu entscheiden, zu können. Sie steht Veränderungen deutlich positiver neuen Generation sich definitiv wieder selbständig ma- Fokus - und mehr auf Augenhöhe. sind für die neue Generation wirtschaftliche Erfolgs- gegenüber und nimmt gerade in Bezug auf Gestaltungs- chen würde, kann sich die alte Generation eine erneute aussichten, Lage, Verkaufspreis und Patientenstamm spielräume und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Selbständigkeit seltener vorstellen. ausschlaggebend. Diese Punkte treffen nach eigener in den letzten 20 bis 30 Jahren eine Verbesserung in der Aussage jedoch nicht in vollem Maße auf die Praxen Branche wahr. Die alte Generation hat hingegen weniger der Abgeber zu. Sie bieten dafür oftmals eine positive das Gefühl, Einfluss auf den eigenen Beruf nehmen zu Reputation und ein eingespieltes Team. können, und empfindet insbesondere Verschlechterungen in Sachen Reglementierungen und Kommerzialisierungen. 10 apoView 2021 apoView 2021 11
Management Summary Management Summary Key Insights: Berufsgruppenvergleich Zahnärzte Vom Treiber zum Selbstbestimmer: Für die neue Generation Hausärzte der Zahnärzte gewinnen Freizeit und Familie sowie der Wunsch nach Selbstverwirklichung an Bedeutung. Sowohl Jung als auch Vom Idealisten zum Generalisten: Während die Alt empfinden die fehlende Familienfreundlichkeit als einen zen- alte Generation der Hausärzte eher auf sich und tralen Nachteil der Selbständigkeit. Die Herausforderungen der den Patienten schaut, ist die neue Generation di- Existenzgründung bestehen für junge Zahnärzte besonders in gitaler, familien- und therapiebezogener. Bei der der Bürokratie. Sie wünschen sich Checklisten zur besseren Berufswahl werden neben dem Heilen und Helfen Orientierung. Auch für die älteren Zahnärzte sind solche Check- sowie der Faszination am Beruf auch Kriterien listen zum Thema Abgabe interessant, ebenso wie Beratungsan- wie gesellschaftliches Ansehen und Verdienst- gebote zur organisatorischen Abwicklung. Die neue Generation möglichkeiten wichtiger. Letztere gewinnen auch nimmt Verbesserungen im Bereich der Digitalisierung deutlich in Bezug auf die Vorteile der Selbständigkeit an stärker wahr als ihre älteren Kollegen. Im Gegensatz zu anderen Relevanz, ebenso wie eine gute Work-Life-Balan- Heilberuflern empfinden beide Zahnarztgenerationen eine Ver- ce. Die neue Generation empfindet vor allem schlechterung der Stellensituation, die Jüngeren sehen eben- bürokratische und organisatorische Aufgaben als falls in Bezug auf die Bezahlung einen Rückschritt. Sie haben zu- große Herausforderungen bei der Existenzgrün- dem weniger das Gefühl, ihren Beruf aktiv gestalten zu können. dung. Befragt nach den Veränderungen der Bran- che in den letzten Jahren, differiert die Wahrneh- mung stark – bei den Jüngeren herrscht deutlich mehr Optimismus. Apotheker Vom Traditionalisten zum Gestalter: Traditions- apotheker werden seltener – gesellschaftliches Ansehen wird dagegen wichtiger. Letzteres hat sich jedoch im Rückblick auf die letzten Jahre Fachärzte aus Sicht beider Generationen eher verschlech- tert. Digitale Fähigkeiten und Services werden Vom Macher zum Manager: Die neue Generation der Fach- von Apothekern nicht nur generell, sondern auch ärzte setzt in der Patientenbehandlung deutlich stärker auf Wis- in der Kundenbetreuung als relevant angesehen, sensvermittlung und eine Therapie auf Augenhöhe. Moderne womit sie sich von den restlichen Heilberuflern Untersuchungsmethoden und digitale Services werden dem- abgrenzen. Sie zählen Innovationsbereitschaft, nach in Zukunft weitaus wichtiger eingeschätzt. Während bei technische Fähigkeiten und Interesse an digitalen den älteren Kollegen die Option der Niederlassung maßgeblich Möglichkeiten zu wichtigen Eigenschaften, die ein auf die eigene Berufswahl eingewirkt hat, geben ein Drittel der selbständiger Apotheker mit sich bringen sollte. Jüngeren den Punkt Verdienst als ausschlaggebend an. Bei den Den zentralen Vorteil der Selbständigkeit sehen Themen Abgabe und Gründung wird finanzielle Beratung und beide Generationen im „Selbst“ – nämlich der Unterstützung von beiden Seiten klar gewünscht. Gerade die äl- Selbständigkeit, gefolgt von der Selbstverwirkli- tere Generation benötigt Expertise in Sachen Praxiswertschät- chung. Über die fehlende Work-Life-Balance als zung und sieht die Erzielung eines guten Verkaufspreises nach Nachteil der Selbständigkeit ist man sich eben- dem Finden eines geeigneten Übernehmers als größte Heraus- falls einig. Interessant: Der Durchschnittswert des forderung an. Mehr als die Hälfte aller Befragten nimmt eine idealen Arbeitspensums liegt bei der jungen Ge- Verschlechterung des Ansehens ihres Berufes wahr. neration um knapp vier Stunden niedriger als bei den Älteren und gleicht sich somit den Werten der anderen Heilberufler an. 12 apoView 2021 apoView 2021 13
„ Der junge Arzt kennt Beruf oder Berufung? Heilberufler im Fokus die Regeln, der alte Arzt kennt die Ausnahmen. Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen den Traum vom Medizin- oder Pharmaziestudium Intrinsische Motive ausschlaggebend Menschen helfen und heilen sowie die Faszina Oliver Wendell Holmes (1809 -1894) hegen. Einige davon gelten als Grundvorausset- tion am Beruf waren für beide Altersgruppen zung, in diesen Berufen erfolgreich zu sein, wäh- ausschlaggebend für die eigene Berufswahl. rend andere wiederum sehr individuell sind. Wir Während den älteren Heilberuflern und insbe- wollten daher wissen, welche Motive, Wünsche sondere den Apothekern die Möglichkeit zur und Ziele die Heilberufler antreiben und ob sich Selbständigkeit ebenfalls wichtig war, hat diese diese – je nach Generation – unterscheiden. Option aus Sicht der Young Professionals deut- lich an Relevanz verloren. Für sie gewinnen im Gegensatz dazu, insbesondere bei den Zahnärz- ten, die Verdienstmöglichkeiten sowie berufs- übergreifend die eigene Selbstverwirklichung an Bedeutung. Das gesellschaftliche Ansehen und die Weiterführung von Familientraditionen sind Welche drei Punkte waren für Sie persönlich ausschlaggebend, warum Sie sich für Ihren Beruf entschieden haben? beiden Altersgruppen vergleichsweise weniger wichtig. Alte Generation Junge Generation Der Heilberuf aus Familientradition Menschen heilen/helfen 72% 72% Die Eltern sind Mediziner in eigener Praxis – dann folgen die Kinder ganz automatisch? Das Faszination am Beruf/„Berufung“ 70% 68% war vielleicht einmal. Die Studie zeigt, dass der Weiterführung des Berufs als Familientradition Möglichkeit zur Selbständigkeit 53% 37% vergleichsweise wenig Bedeutung beigemessen Heilberufler im Fokus wird. Lediglich bei den Apothekern der älteren Früher ein anderer Selbstverwirklichung 29% 34% Generation war dies anders: Für knapp ein Vier- tel stellte die Familientradition ein wichtiges Kri- Verdienstmöglichkeiten 25% 38% terium für die eigene Berufswahl dar. als heute? Gesellschaftliches Ansehen 14% 19% Familientradition 13% 14% n=800 Im ersten Kapitel betrachten wir den Heilberufler an sich – und wie er sich im Laufe der Jahre verändert hat. Ist heute die Motivation, diesen Beruf zu ergreifen, eine andere als früher und welchen Stellenwert nimmt der Beruf des Leben, um zu arbeiten? Arztes oder Apothekers im Leben der Befragten ein? Außerdem haben wir um eine Selbsteinschätzung der eigenen Generation in ihrer Rolle als Heilberufler Zudem wollten wir von den Befragten wissen, Schätzen Sie den Stellenwert Ihrer Arbeit als gebeten und fragen auch nach Mitgestaltung und Veränderung des eigenen hoch ein? welchen Stellenwert der eigene Beruf in ihrem Berufsbildes und der gesamten Branche. Leben einnimmt. Dabei wird deutlich: Der Stel- lenwert der Arbeit hat im Generationenver- gleich abgenommen. Während knapp die Hälfte 47% 34% der Babyboomer die Relevanz ihrer Arbeit als hoch einschätzt, gilt dies nur für rund ein Drittel der Generation Y. Vor allem bei den Haus- und Alte Generation Junge Generation Zahnärzten hat sich die Wichtigkeit des Berufes verringert. n=800 14 apoView 2021 apoView 2021 15
Heilberufler im Fokus Heilberufler im Fokus Wie ticken Jung und Alt? Früher war alles besser? Ob bewusst oder unbewusst – nachfolgende Genera- Wie würden Sie sich und Ihre Kollegen in der Rolle Der Gesundheitsmarkt befindet sich in stetigem Wandel: Tech- bei Jung je nach Berufsgruppe. Daneben gibt es auch Punkte, tionen grenzen sich immer von den vorherigen ab. Der als Arzt/Apotheker einschätzen? nologien, Gesetzgebungen und weitere Rahmenbedingungen in denen Einigkeit herrscht: Über beide Generationen hinweg Grund: Jede Altersgruppe wird durch verschiedene his- verändern sowohl den Markt als auch die Anforderungen an sei- geben vier von fünf Befragten an, dass sich die Digitalisierung torische oder kulturelle Ereignisse in der Kindheit und Alte Generation Junge Generation ne Akteure, die in ihm agieren. Um diese Entwicklungen besser im Gesundheitsmarkt in den letzten drei Jahrzehnten verbes- Jugend sowie gesellschaftliche Trends und Entwicklun- verstehen zu können, haben wir die Befragten um eine persön- sert hat. Ein negativer Trend zeichnet sich aus Gesamtsicht vor gen geprägt. Sie haben Einfluss auf unser Denken und liche Einschätzung gebeten: Inwieweit haben sich wesentliche allem in den Reglementierungen und der Kommerzialisierung 68% 61% Handeln, auf Regeln und Werte, die wir uns auferlegen, Kriterien der eigenen Berufsgruppe in den letzten 20 bis 30 Jah- des Gesundheitswesens ab. Einzelkämpfer Teamplayer und Ansprüche, die wir an unser Umfeld stellen. ren verändert? Was hat sich zum Positiven gewandelt und wo sehen die Heilberufler im Zeitverlauf eher Negativtendenzen? Familie & Beruf ja, aber nicht für alle Um herauszufinden, wie sich die Heilberufler von heute 55% 65% Bei den Einschätzungen zur Vereinbarkeit von Familie und Heil- und morgen unterscheiden, was sie bewegt und wie sie Karriereorientiert Familienorientiert Jüngere denken positiver beruf gibt es aus Sicht der Jüngeren eine deutliche Verbesserung. am liebsten arbeiten, haben wir Jung und Alt um eine Im Gesamtbild zeigt sich, dass die Vertreter der Generation Im Fachgruppenvergleich zeigen sich jedoch Unterschiede: Wäh- Selbsteinschätzung der eigenen Generation gebeten. Y Veränderungen per se deutlich positiver gegenüberstehen, rend junge Mediziner mit 56% eine bessere Work-Life-Balance 59% 81% Dabei kam heraus: Die Darstellung der Babyboomer und während die Generation der Babyboomer bei einem Großteil attestieren, gilt dies lediglich für 20% der nachwachsenden Analog Digital der Generation Y in ihrer Rolle als Arzt und Apotheker der Kriterien eher Verschlechterungen wahrnimmt. So sehen Apotheker, 39% von ihnen sehen sogar eine Verschlechterung. geht an einigen Stellen deutlich auseinander. So be- n=800 die Heilberufler unter 50 Jahren vor allem die Entwicklung der Unabhängig vom Alter hat knapp jeder dritte Pharmazeut das schreiben sich die älteren Jahrgänge eher als karriere- Stellensituation, die eigenen Gestaltungsspielräume, die Ver- Gefühl, sich nicht mehr auf seine Kerntätigkeit fokussieren zu orientiert, analog und eigenständig, während die Young einbarkeit von Familie und Heilberuf, das Arbeitspensum und können. Diese Einschätzung könnte sowohl für Jung (57%) als Professionals als eher digitale, familienorientierte Team- die Bezahlung deutlich positiver als ihre Vorgänger. Dabei auch für Alt (83%) mit einem deutlichen Anstieg des Arbeits- player ein gegensätzliches Bild zeichnen. unterscheidet sich die Wahrnehmung sowohl bei Alt als auch pensums zusammenhängen. Typisch Senior Typisch Junior Welche Punkte haben sich in den letzten Welche Punkte haben sich in den letzten Die älteren Befragten ordnen der eigenen Generation vor Im Gegensatz dazu schätzt sich der Großteil der jünge- 20–30 Jahren in Ihrer Berufsgruppe 20–30 Jahren in Ihrer Berufsgruppe allem konservative Eigenschaften zu. Sie beschreiben ren Heilberufsgeneration als zukunftsorientiert (88%) verbessert? verschlechtert? sich als besonnen (78%), patienten- bzw. kundenbezo- und digital (81%) ein. Der Teamgedanke steht bei über gen (74%), sicherheitsorientiert (71%) und konventionell 60% von ihnen im Vordergrund und 65% beschreiben Vereinbarkeit Familie und Beruf (65%). Darüber hinaus schätzen sich zwei Drittel eher als ihre Generation eher als familien- und freizeitorientiert. Reglementierung Einzelkämpfer denn als Teamplayer ein und 59% arbeiten Im Vergleich zur älteren Generation sind sie unkonven- Ökonomisierung Arbeitspensum Stellenangebot Digitalisierung lieber analog. 55% empfinden eher die eigene Heilberufs- tioneller, impulsiver und zukunftsgetriebener. generation als karriere- statt als familienorientiert. Wirft man einen Blick in die unterschiedlichen Berufs- 82% 51% 39% 86% 80% 56% Im Berufsvergleich schätzen sich vor allem die Hausärz- gruppen, sind junge Hausärzte im Vergleich stärker auf te als besonders patientenorientiert ein, die Fachärzte das Budget fokussiert, während ihre fachärztlichen Kol- n=800 n=800 zeigen sich vergleichsweise zukunftsorientiert. Die Zahn- legen weitaus bedürfnisorientierter agieren. Die Zahn- ärzte sehen sich eher als Individualisten und sind im Ver- ärzte der Generation Y arbeiten sehr digital, knapp die gleich zu ihren Kollegen deutlich therapiebezogener. Gut die Hälfte der Apotheker ab 50 Jahren beschreibt sich selbst eher als digital und setzt sich damit von den ande- Hälfte der jungen Apotheker stellt Karriere vor Familie und liegt damit im Heilberufsvergleich der neuen Gene- ration deutlich vorne. Heilen und mitgestalten? ren Gruppen ab. Im Kontext der gefühlten Veränderungen der letzten Jah- Haben Sie das Gefühl, ihren Beruf voll und ganz re ist auch die Frage der aktiven Mitgestaltung des eige- mitgestalten zu können/mitgestaltet zu haben? nen Berufes nicht weit entfernt. Vor dem Hintergrund, dass vor allem jungen Heilberuflern öfter nachgesagt Fokus Apotheke: wird, sie würden sich wenig in Gremien und Standes- Die Ausweitung des Online-Versandhandels, deutschlandweites Apothekensterben und die Einführung des E-Rezepts organisationen engagieren, ist das Ergebnis interessant: 28% 34% stellen viele Apotheker vor Herausforderungen. Diese Unsicherheit im Markt hat auch Auswirkungen auf die nachwach- Denn während zwei von fünf Befragten der älteren Gene- sende Generation. Im Vergleich zu den anderen Berufsgruppen fällt der Umschwung der Prioritäten von Karriere zu ration angeben, den eigenen Beruf eher wenig bis über- Familie bei den Apothekern geringer aus, sodass sich die Frage nach Kind oder Kittel bei ihnen in etwa die Waage hält. haupt nicht aktiv mitgestaltet zu haben, hat die jüngere Alte Generation Junge Generation Gleichzeitig sehen sich die jungen Pharmazeuten dazu gezwungen, weitaus wirtschaftlicher zu arbeiten als ihre Vorgän- Generation mehr das Gefühl einer aktiven Beteiligung. ger. So gibt mehr als die Hälfte an, neben den Bedürfnissen ihrer Kunden vor allem das eigene Budget im Blick zu haben. Dabei fällt diese Wahrnehmung bei jungen Zahnärzten n=800 am stärksten, bei jungen Apothekern vergleichsweise am geringsten aus. 16 apoView 2021 apoView 2021 17
Interview „Was lange währt, wird gut“ Dr. Hommel angefangen – mit einer parallelen Festan- Generation raten: Digitale Möglichkeiten nutzen, um die stellung in der Klinik. Im vergangenen Jahr habe ich auf Verwaltung schlank zu halten, und lieber kleiner starten Die eigens aufgebaute Praxis oder Offizin an einen Fremden abgeben zwei Tage aufgestockt und wir haben dann vereinbart, dass er zum Jahreswechsel die Praxis komplett an mich und dann erweitern, als sich von Beginn an in zu großen Strukturen zu verfangen. – vor dieser Herausforderung stehen die meisten Heilberufler am übergibt. Der Übergang ist somit seit Januar formal voll- zogen. Aber wir haben beispielsweise noch die erste Frau Elfers, was haben Sie in der Praxis über Ende ihres Berufsleben. Wie der Übergang trotz Generationsunter- Quartalsabrechnung gemeinsam gemacht, weil Herr Dr. nommen – und was verändert? Hommel da einfach mehr Erfahrung hat und mir wert- Dr. Elfers: Die gute Organsiation und der hohe Grad der schied gut laufen kann, zeigen Antje Elfers und Dr. Uwe Hommel volle Tipps geben konnte. Dafür bin ich sehr dankbar. Digitalisierung in der Praxis ist mir auch sofort aufgefal- aus Dresden. Abgeber und Nachfolgerin über eine Übergabe in Raten Dr. Hommel: Ich bin seit Jahresbeginn noch 1,5 Tage an- gestellt in der Praxis tätig. Mir macht es zum einen fach- len. Ebenso die selbständige Arbeitsweise der medizini- schen Fachangestellten. Der Praxisbetrieb läuft fast pa- und warum eine gute Praxisorganisation die halbe Miete ist. lich einfach noch Spaß und zum anderen muss ich auch pierfrei und das Zeitmanagement ist sehr effizient. Das noch ein Weilchen arbeiten, um den vollen Rentenan- ist mir verstärkt bewusst geworden, als ich mal in einer spruch zu haben. Und ich freue mich natürlich, wenn ich anderen Praxis ausgeholfen habe. Diese Vorarbeit von Frau Elfers bei bestimmten Themen unterstützen kann. Dr. Hommel werde ich auf jeden Fall beibehalten. Verän- derungen habe ich an den Praxisräumen vorgenommen Bei Ihnen hat die Übergangszeit also insgesamt und eine neue Website gibt es auch. Diese kleinen „äu- Frau Elfers, eigene Praxis statt Angestelltenverhält drei Jahre gedauert – war das so beabsichtigt und ßerlichen“ Auffrischungen waren mir wichtig – auch als nis – für Ihre Generation schon fast eine ungewöhn würden Sie anderen auch zu einer so langen Über Signal an die Patientinnen, dass sich etwas verändert liche Entscheidung. Warum haben Sie den Schritt gangsphase raten? hat. Außerdem beschäftige ich mich verstärkt mit dem in die Selbständigkeit gemacht? Dr. Hommel: Ich hatte vor Frau Elfers schon andere Inte- Thema Videosprechstunde und überlege, ob ich diese Dr. Elfers: Ich habe nach meinem Abschluss zunächst ressenten für die Praxisübernahme, die jedoch aus den Technik künftig einsetzen werde. Langfristig möchte ich einige Jahre angestellt in einer Klinik gearbeitet – und unterschiedlichsten Gründen abgesprungen sind. Dass mich noch stärker im Bereich ambulante Operationen das sehr gerne. Aber nach der Geburt meines zweiten Frau Elfers auch aus Dresden kam und zudem noch ihre fortbilden. Da hat Herr Dr. Hommel einen guten Ruf, Kindes habe ich gemerkt, dass die Klinikarbeitszeiten Festanstellung in der Klinik hatte, passte gut. So hatten dem ich nach seinem Ausstieg natürlich weiterhin ge- Die Personen mit Familie schwer zu vereinbaren sind – insbesondere wir keinen zeitlichen Druck für die Übergabe. Für alle – recht werden will. Klinik oder eigene Praxis – was lässt sich mit Blick auf die Wochenenddienste. Vor allem da mein auch für das Team und die Patientinnen – war die lange besser mit dem eigenen Familienleben Mann ebenfalls Mediziner im Krankenhaus und zeitlich Einarbeitungszeit eine gute Möglichkeit, dass sich alle Zu guter Letzt: Wie sieht Ihre Bilanz knapp ein vereinbaren? Nach einer Erprobungsphase sehr eingespannt ist. Als ich in Elternzeit war, habe ich Seiten in Ruhe kennenlernen und an die Abläufe gewöh- halbes Jahr nach dem Wechsel aus? über drei Jahre als angestellte Ärztin in deshalb über eine Neuorientierung nachgedacht. Die nen konnten. Dr. Hommel: Durchweg positiv. Die Praxis ist in guten Teilzeit entschied sich Antje Elfers für die Stellenausschreibung von Dr. Hommel auf der Website Dr. Elfers: Wir waren uns ja von Beginn an einig, dass es Händen, das Team ist zufrieden – und ich kann mich Übernahme der Praxis von Dr. Uwe Hommel. der KV war eine glückliche Fügung: Er suchte eine Ärz- langfristig auf eine Übernahme hinauslaufen soll. Aber noch in Ruhe von meinen Patientinnen verabschieden. Seit 2021 ist sie ihre eigene Chefin. In der DDR aufgewachsen, war die Wahl tin in Teilzeit mit der Aussicht auf Praxisübernahme. Für das sollte wohlüberlegt passieren. Die lange Eingewöh- Ich könnte es mir nicht besser wünschen. des Facharztes für Dr. med. Uwe Hommel mich ideal, um ins Praxisleben einzusteigen. nungszeit an den Praxisalltag war deshalb sehr hilfreich, Dr. Elfers: Ich bin ebenfalls sehr glücklich. Klar bedeutet begrenzt: Chirurgie oder Frauenheilkunde. alleine schon, um eine eigene Routine zu entwickeln, Selbständigkeit mehr Verantwortung und ein finanziel- Hommel entschied sich für Letzteres und Herr Dr. Hommel, Sie haben sich für einen „Ausstieg was Themen wie Abrechnung und Verwaltung angeht. les Risiko, aber eben auch mehr Gestaltungsspielraum. eröffnete 1992 seine eigene Praxis. Kürzlich in Raten“ entschieden – was bedeutet das genau Und auch jetzt kann ich mich bei Fragen noch an Dr. Und ich habe für mich die perfekte Praxis gefunden, in erfolgte die Praxisübergabe an seine Nach und wie kam es dazu? Hommel wenden. Grundsätzlich geht so ein Wechsel der ich mir – gemeinsam mit dem Team – gut vorstellen folgerin Antje Elfers. Dr. Hommel: Ich habe meine Praxis 1992 eröffnet und sicher auch schneller. Ein Jahr sollte man aber schon kann, alt zu werden. natürlich hängt mein Herz daran. Aber mir war es immer einplanen – schon alleine, um alle Genehmigungen ein- wichtig, auch neben der Praxis noch ein Leben zu haben. zuholen und Anträge mit der KV zu regeln. Das hat bei- Zur Praxis Ich habe beispielsweise bei Größe und Organisation mei- spielsweise mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich Die Frauenarzt-Praxis Elfers im Dresdener ner Praxis darauf geachtet, dass ich das alleine stemmen vorher angenommen hatte. Stadtteil Gruna bietet auf 112 Quadrat kann. Vor gut drei Jahren habe ich mich konkreter mit Übergabe nach Plan metern das volle Leistungsspektrum der dem Thema Ruhestand auseinandergesetzt. Damit die Herr Dr. Hommel, Frau Elfers steht für eine andere Die Praxisübergabe wurde durch die Gynäkologie ‒ von der Beratung über die Übergabe am Ende auch wirklich zustande kommt und Generation Mediziner – was unterscheidet Sie beide? apoBank-Filiale Dresden begleitet. Schwangerschaftsvor- und -nachsorge bis gut funktioniert, habe ich mich für einen schrittweisen Welchen Rat geben Sie ihr mit auf den Weg? Möchten auch Sie sich niederlassen und zu ambulanten Operationen. Zum Team ge Übergang entschieden, bei dem mich ein potenzieller Dr. Hommel: Wir sind von Beginn an sehr gut miteinan- suchen nach einer geeigneten Praxis/ hören neben Frau Elfers und Dr. Hommel Nachfolger zunächst in Teilzeit unterstützt. Dass Frau El- der ausgekommen und mir ist klar, dass Frau Elfers in Apotheke? Oder möchten Sie Ihre drei Mitarbeiterinnen. fers sich gemeldet hat, war ein Glückstreffer. der Praxis manches anders machen wird als ich. Was Praxis/Apotheke in Zukunft abgeben www.frauenarztpraxis-elfers.de ich versucht habe ihr zu vermitteln, ist mein Verständnis und sind auf der Suche nach einem Wie ging es dann weiter und wie sieht die Arbeits von guter Organisation, Struktur und effizienten Prozes- Nachfolger? teilung in der Praxis heute aus? sen. Ich habe bei Kollegen oft beobachtet, wie diese in Die Praxisbörse der apoBank bringt Dr. Elfers: 2018 habe ich zunächst einen Tag pro Wo- einem Berg Arbeit fast untergehen. Das wollte ich immer Abgeber und Übernehmer zusammen: che als angestellte Fachärztin in der Praxis von Herrn vermeiden und kann das auch nur der nachfolgenden www.apobank.de/praxisboerse 18 apoView 2021 apoView 2021 19
„ Wer immer tut, Berufsausübung was er schon kann, Selbst und ständig? bleibt immer das, Was sind Ihrer Meinung nach die drei „Wer selbständig ist, der arbeitet selbst und ständig“ – was er schon ist. in vielen Fällen eilt der Selbständigkeit ein schlechter zentralen Vorteile der Selbständigkeit im Vergleich zur Anstellung? Ruf voraus: Viel Verantwortung, kaum Zeit für die Fami- Eigenständigkeit und Selbst- Henry Ford (1863 - 1947) lie, wenig Flexibilität und oben drauf ein hohes finanziel- bestimmung bei der Arbeit les Risiko. Auf der anderen Seite reizt die Vorstellung, Individuelle Arbeitszeit- Selbstverwirklichung der eigene Chef zu sein und alles nach den eigenen Vor- Mehr Raum für die stellungen gestalten zu können. Was also sind die ent- scheidenden Punkte, sich für die Arbeit in der eigenen gestaltung Praxis oder Apotheke zu entscheiden? 86% 58% 48% Gefragt nach den Vor- und Nachteilen der Selbständig- keit, herrscht bei den jeweiligen Top-Werten generatio n=800 nenübergreifende Einigkeit. Bürokratie und Unternehmer- tum, das finanzielle Risiko und ein hohes Arbeitspensum Was sind Ihrer Meinung nach die drei zentralen Nachteile der Selbständigkeit rangieren sowohl für Jung als auch für Alt auf den ersten im Vergleich zur Anstellung? drei Plätzen der Nachteile. Als entscheidende Vorteile der Selbständigkeit werden im Gegensatz dazu das selbst- bestimmte Arbeiten, die Chance zur individuellen Gestal- Hohes Arbeitspensum Bürokratie und Unter- tung der Arbeitszeit und die Möglichkeit zur Selbstver- Finanzielles Risiko wirklichung aufgezählt. nehmertum 79% 72% 50% n=800 Berufsausübung Niederlassen oder Typisch Senior Im Gegensatz zu dem Großteil der Haus- und Fachärzte sowie der Apotheker über 50 Jahren scheinen die älteren Typisch Junior Für die Generation Y ist das finanzielle Risiko die größte Hürde zur Selbständigkeit und hat deutlich an Relevanz lieber lassen? Zahnärzte ein hohes Arbeitspensum nicht zwangsläufig gewonnen. Auch die Verantwortung, die eine eigene mit der Niederlassung zu verbinden. Sie empfinden hin- Praxis oder Apotheke mit sich bringt, wird heute weni- gegen die große Verantwortung im Gegensatz zu ihren ger als Vorteil gesehen. Im Gegensatz dazu scheint die Kollegen als belastend. Im Berufsgruppenvergleich wird Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die jüngere Ge- außerdem deutlich, dass sich die älteren Ärzte hinsicht- neration per se besser mit der Selbständigkeit verein- lich der Vorteile der Selbständigkeit ähneln, während bar zu sein, allerdings stellt sie immer noch für knapp die Apotheker stark abweichen. Für sie spielt die indi- die Hälfte der Apotheker und fast jeden dritten Zahnarzt viduelle Arbeitszeitgestaltung eine eher untergeordnete eine Schattenseite dar. Auch das Einkommen gewinnt Rolle, während Selbstverwirklichung und Verantwortung an Relevanz; für knapp die Hälfte der jungen Zahnärzte Im zweiten Kapitel geht es um die Selbständigkeit. Während der Beruf des positiv für die eigene Apotheke sprechen. und Apotheker ist dieses einer der zentralen Vorzüge. Arztes und Apothekers lange Zeit fest mit der eigenen Praxis bzw. Apotheke verknüpft war, betrachten wir seit vielen Jahren einen Trend zur Anstellung sowie zum Arbeiten in größeren, kooperativen Strukturen. Deshalb wollten wir wissen, welche Vor- und Nachteile Jung und Alt in der Existenzgründung sehen, wie Welches Arbeitspensum ist aus Ihrer Sicht für ihrer Meinung nach die Berufsausübung ideal gestaltet sein müsste und welche Ein Blick auf die Uhr einen selbständigen Arzt/Apotheker angemessen? Fähigkeiten ein Heilberufler mit sich bringen muss, damit die Niederlassung Das ideale Arbeitspensum eines selbständigen Arztes funktionieren kann. Und nicht zuletzt die Frage, ob sie sich noch einmal für die oder Apothekers liegt laut der neuen Generation mit gut Alte Generation Junge Generation Selbständigkeit entscheiden würden, wenn sie erneut die Wahl hätten. 45 Stunden pro Woche eine knappe Stunde unter den Vorstellungen der alten Generation. Während bei der Ge- neration Y auch berufsgruppenübergreifend eine große 46,3 45,4 Einigkeit über die ideale Wochenstundenzahl herrscht, liegen die älteren Apotheker knapp fünf Stunden über Angaben in Stunden pro Woche der Angabe ihrer ärztlichen Kollegen. n=800 20 apoView 2021 apoView 2021 21
Interview „Ich bin stolz auf meinen Sohn“ Dr. Ahmet Safaltin (lacht): Ich würde das als freundliche Volkan Safaltin: Ich habe mir von meinem Vater auf je- Übernahme bezeichnen: Mit einem Mal hatte jemand den Fall abgeschaut, wie er mit den Patienten oder auch anderes das Sagen in meiner Praxis. Nein, im Ernst, ich unseren Angestellten umgeht. Genauso versuche ich habe mich sehr gefreut, als mein Sohn mehr Verantwor- heute, Entscheidungen mit allen zu besprechen und auf tung übernehmen und die Praxis mitgestalten wollte. Augenhöhe zu kommunizieren. Der Lohn dafür ist, dass Vater und Sohn in einer Praxis? Kein Problem, wenn die Leiden- Warum haben Sie sich für eine BAG entschieden? wir eine sehr konstante Belegschaft haben und einige der Helferinnen sogar schon seit der Praxisübernahme schaft für den Beruf im Vordergrund steht und die Regeln der Dr. Ahmet Safaltin: Die Praxis gab es schon, bevor ich sie 1995 übernommen habe. Ich habe die Raumstruktur durch meinen Vater dabei sind. Dr. Ahmet Safaltin: Was ich meinem Sohn versuche mit Zusammenarbeit klar sind. Die Zahnmediziner Dr. Ahmet Safaltin damals beibehalten sowie Teile der technischen Aus- auf den Weg zu geben, ist das Berufsverständnis. Ich stattung. Alleine hätte ich vermutlich nicht mehr so viel sehe die Praxis nicht als „Geschäft“, sondern als Be- und Volkan Safaltin haben sich in der Übergangsphase für eine verändert – schließlich plane ich, in den nächsten fünf rufung. Wir stehen im Dienst der Patienten. Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) entschieden. Im Interview bis zehn Jahren auszusteigen. Aber mit Volkan an mei- ner Seite war die Situation eine andere. 2020 haben wir Glauben Sie, dass eine Praxisübernahme innerhalb erzählen sie, warum und wie sie den Generationswechsel gestalten. die Praxis umfassend modernisiert. der Familie leichter ist als unter Fremden? Volkan Safaltin: Es gab einen großen Wartebereich, aber Volkan Safaltin: Für mich ist es unheimlich wichtig, mei- relativ kleine Behandlungsräume. Das entspricht nicht nen Vater an meiner Seite zu wissen. Ich musste wäh- einer modernen Praxis mit effizientem Patientenmanage- rend des Umbaus so viele komplexe Entscheidungen ment. Und auch technisch hat sich viel getan. Zunächst treffen – oft von jetzt auf gleich. Da war es eine große ging es bei uns nur um die Anschaffung eines neuen Hilfe zu wissen, dass jemand da ist, dem ich absolut Herr Safaltin, Ihr Vater ist Zahnarzt aus Leidenschaft Röntgengeräts. Aber dann war schnell klar, dass wir auch vertrauen kann. – wie frei waren Sie bei der Berufswahl? die Datenverarbeitung digitalisieren wollen – und daraus Dr. Ahmet Safaltin: Ich finde Transparenz und Ehrlichkeit Volkan Safaltin: Zum Glück absolut frei! Auch wenn mein entstand letzlich ein komplett neues Praxiskonzept. Als entscheidend. Was ist beiden Seiten wichtig? Wer hat Vater seinen Job sehr liebt, hat er nie versucht, mich in Angestellter wollte ich solche Investitionen nicht machen welche Vorstellungen? Da muss bei einer Übernahme diese Richtung zu drängen. Er verfolgt eher einen philo- – also haben wir uns für die Umfirmierung der Einzelpra- Klarheit herrschen – auch mit Rücksicht auf die Ange- sophischen Ansatz, nämlich dass ich mit dem, was ich xis in eine gleichberechtigte BAG entschieden. stellten –, egal ob innerhalb der Familie oder zwischen tue, glücklich bin. Ich habe ursprünglich Chemie stu- Fremden. diert und bin dann aus eigenem Antrieb zur Zahnme- Herr Dr. Safaltin, hatten Sie Probleme damit, dizin gewechselt. An dem Job gefällt mir vor allem das dass Ihr Sohn so vieles anders machen wollte? Abschließend: Wie kommen die Doppelspitze und Die Personen Zwischenmenschliche und die Kombination aus dem Dr. Ahmet Safaltin: Nein, gar nicht. Er ist derjenige, der das neue Praxiskonzept bei den Patienten an? Nach seinem Zahnmedizin-Studium in Istanbul, medizinischen und handwerklichem Geschick. Ich kann länger in der Praxis arbeiten wird – also kann er auch Dr. Ahmet Safaltin: Sehr gut! Ich höre tatsächlich immer Türkei, und dem anschließenden Umzug nach Menschen konkret helfen und sorge dafür, dass sie – zu- über langfristige Maßnahmen entscheiden. Ich verstehe häufiger, dass die Patienten beinahe lieber zu meinem Deutschland übernahm Dr. Ahmet Safaltin 1995 mindest meistens – glücklich aus der Praxis gehen. Das mich vor allem als Ratgeber und Wegbereiter. Außerdem Sohn in die Behandlung gehen. Das sehe ich als Bestä- die Praxis in Berlin-Neukölln. Spricht er von seiner ist doch toll! bedeuten viele der technischen Neuerungen ja eine ein- tigung, dass der Übergang funktioniert. Wenn ich in ein Arbeit, ist die Leidenschaft für den Job und die Patienten sofort zu spüren. fachere Bedienbarkeit und bessere Arbeitsergebnisse – paar Jahren in den Ruhestand gehe, werde ich das mit Schon als Achtjähriger hat Volkan Safaltin seinen Herr Dr. Safaltin, was denken Sie über die junge das ist natürlich auch in meinem Sinne. einem guten Gefühl tun. Vater in der Praxis besucht und ihm bei der Arbeit Generation der Zahnmediziner wie Ihren Sohn? Volkan Safaltin: Wir bekommen insgesamt gute Rück- über die Schulter geschaut. Aus dem Junior ist Dr. Ahmet Safaltin: Ich bin beeindruckt, wie gut sie aus- Sind Sie sich denn immer einig? Wie gehen Sie meldungen: Neukölln ist ja auch ein Bezirk, der sich ge- mittlerweile ein gleichberechtigter Chef geworden, gebildet ist und wie sehr sich Technik und Möglichkeiten mit Konflikten um? rade im Wandel befindet, und entsprechend verändern der neben modernen Ideen auch viel Respekt fürs seit meinem Studium verändert haben. Zum Beispiel die Volkan Safaltin: Wir streiten tatsächlich eher selten, sich auch die Wünsche und Ansprüche der Patienten. Werk des Seniors mitbringt. Behandlung mit Laser: Zu meiner Zeit klang das noch auch wenn wir natürlich mal unterschiedliche Ansichten Von daher würde ich sagen: Es passt! nach fiktiver Raumschifftechnik. Zugleich, finde ich, hat haben. Aber wir haben gleich zu Beginn untereinander es die jüngere Generation aber auch schwerer. Der Kon- ausgemacht, dass wir Meinungsverschiedenheiten erst Zur Praxis kurrenzdruck ist höher und die Abrechnungsprozesse mit miteinander klären und dann nach außen eine geschlos- den Krankenkassen sind deutlich aufwendiger geworden. sene Meinung vertreten. Übergabe nach Plan Mitten in Berlin-Neukölln liegt die Zahnarztpra xis Safaltin. Die Praxis blickt auf über hundert Dr. Ahmet Safaltin: Wir versuchen, Feedback nicht als Kri- Jahre Geschichte zurück. Im Frühjahr 2020 Wann haben Sie darüber nachgedacht, dass Sie tik, sondern als Hilfe zu verstehen. Und meistens gelingt Die Praxisübergabe wird durch die apo eröffnete sie wieder – nach einer dreimonatigen die Praxis gemeinsam leiten möchten? das auch. Wir respektieren die Meinung des anderen. Bank-Filiale Berlin begleitet. Möchten Umbaupause. Die Praxis bietet alle Services von Volkan Safaltin: Eigentlich kam das Thema recht schnell auch Sie Ihre Praxis/Apotheke in der Vorsorge über Zahnersatz bis zur ästhetischen Familie weitergeben und benötigen nach meinem Abschluss auf. Der Weg in die väterliche Was können Sie sich denn beim jeweils anderen Zahnmedizin. Neben Vater und Sohn Safaltin Unterstützung in Sachen Finanzierung Praxis ist ja naheliegend. Ich habe 2014 zunächst als abschauen? sowie Organisation? gehören fünf Helferinnen zum Team. angestellter Zahnarzt bei meinem Vater begonnen. Und Dr. Ahmet Safaltin: Ich bin sehr stolz auf meinen Sohn www.safaltin.de weil das gut funktioniert hat, haben wir uns überlegt, – sein Fachwissen und auch die handwerklichen Fertig- Die apoBank-Berater in Ihrer Nähe dass ich gleichberechtigt mit einsteige und eine BAG keiten. Ohne Volkan hätten wir zum Beispiel keine chi beraten Sie gerne: sinnvoll wäre. rurgische Abteilung. www.apobank.de/filiale 22 apoView 2021 apoView 2021 23
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