GERMAN SECOND ADDITIONAL LANGUAGE ORAL TEXTS (ZUSATZTEXTE)

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GERMAN SECOND ADDITIONAL LANGUAGE ORAL TEXTS (ZUSATZTEXTE)
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          GERMAN SECOND ADDITIONAL LANGUAGE
                     ORAL TEXTS
                                  (ZUSATZTEXTE)
                                     2023 - 2025

   ▪    Discussion of a previously prepared document [20]

   ▪    The IEB will make available a selection of 6 – 10 texts each year. Candidates must
        prepare at least THREE of these, from which the moderator will select ONE for
        discussion.
   ▪    The candidate must introduce the text, and, through discussion and answering
        questions, demonstrate an understanding of the text and be able to express an opinion
        on the subject matter, and on related issues.
   ▪    This is NOT a prepared speech.
   ▪    Texts may be prepared together in class.
                                                   ▪ Subject Assessment Guidelines 2015 page 8

   ORAL TEXTS / ZUSATZTEXTE

   1.  Kinder pflanzen weltweit Bäume
   2.  Meist unter Männer – die Schachspielerin Julia Halas
   3.  Olympionikin Yusra Mardini: die Mutmacherin
   4.  „Sie wissen nicht, wie gut sie es haben“ – mein erstes Jahr
       in Deutschland
   5. Traumberuf: Chemikerin
   6. Modetrends sind vor allem den Jüngeren wichtig
   7. Ein Haus auf Räder
   8. Tiny House – kleiner Luxus
   9. Leopold hat sich ein eigenes Mini-Haus gebaut – und zeigt jetzt allen,
       wie das geht
   10. Das sagt die Jugend – ÖJRK -Charta
   11. Mein Mann hat mich im Internet bestellt
   12. Generation Z – wer sind die Nachwuchskräfte von morgen
   13. Generation XYZ – Eine Übersicht der Merkmale und Touchpoints

Vielen Dank an: Brigitte Botha, Alet Conradie, Nathalie Del Castillo, Renate du Toit, Christine
Ferreira, Renée Fourie, Lauren Meiring, Pieter Nel, Sabine Koch, Marsha Schwarz & Andrea
Smart.
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ORAL TEXT #1
                  Kinder pflanzen weltweit Bäume

                                       Alex Finkbeiner -Foto: DO2bAudUEAEbXQk

       Foto: Artikel 4 Zusatz 1 Education.de                kinder-pflanzen-baeume-bei-der-plant-for-the-planet-akademie-

           Kappel Badische Zeitung                                    Ostsee Zeitung : Kinder pflanzen Bäume
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 Felix Finkbeiner verursacht, dass Kinder in der
          ganzen Welt Bäume pflanzen.
       Als Felix Finkbeiner neun Jahre alt war, sollte er in seiner Schule in Bayern einen
       Vortrag halten. 2007 war das. Sein Thema war die Klimakrise. Als er vor seinen
       Mitschülerinnen und Mitschülern redete, kam er auf eine Idee: Kinder sollen Bäume
       pflanzen! Am besten eine Million Bäume! Auf der ganzen Welt!

 5     So verrückt diese Idee klingt, Felix glaubte an sie. Zusammen mit seinem Vater
       startete er die Organisation „Plant for the Planet“ (auf Deutsch: „Pflanzen für den
       Planeten“). Im März 2007 pflanzte seine Schule den ersten Baum. Ein Jahr später
       waren in Deutschland schon 150 000 neue Bäume in der Erde. Auch in anderen
       Ländern waren Kinder fleißig. Das Projekt wurde eine globale Aktion. Das Ziel, eine
 10    Million Bäume zu pflanzen, war nach wenigen Jahren erreicht.

       Um es bei vielen Kindern bekannt zu machen, gründete „Plant for the Planet“
       Akademien in vielen Ländern der Welt. Dort gibt es nun Workshops, in denen Kinder
       anderen Kindern die Idee von Felix erklären und sie darum bitten, selbst Bäume zu
       pflanzen. Denn es gibt ein neues Ziel: eine Milliarde neue Bäume. Das ist wirklich viel.
 15    Aktuell gibt es auf der Welt rund drei Milliarden Bäume.

       „Plant for the Planet“ sagt: 63 Millionen Bäume haben sie mittlerweile in die Erde
       gebracht. Und in 75 Ländern haben über 90 000 Kinder und Jugendliche an den
       Kinder-Akademien gelernt. Heute gibt es eine App, über die Menschen auf der
       ganzen Welt Geld spenden und sich aussuchen können, wo ein Stück Wald entstehen
 20    soll zum Beispiel in Dänemark, in Kolumbien oder im Kongo.

       Viele Kinder und Jugendliche haben über dieses Projekt gelernt, wie wichtig Bäume
       sind, um das Klima zu schützen. Sie haben sich in den Akademien kennengelernt,
       ausgetauscht und gemeinsam Lust bekommen, sich auf der ganzen Welt für den
       Schutz der Natur zu engagieren.

Aus: Goethe Kalender 2022 (Rückseite 1) Blick in die Zukunft : Trends und Forschung aus
Deutschland (© 2021 Goethe-Institut e. V.)
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Oral Text #2

Thema: Junge Leute und ihre Freizeit

                              Schachspielerin Julia Halas

Meist unter Männern – Die Schachspielerin Julia Halas
„Das Damengambit“ ist die bislang erfolgreichste Miniserie beim
Streamingdienst Netflix. Millionen Zuschauer verfolgten den Aufstieg eines
jungen Waisenmädchens in die von Männern dominierte Weltspitze im Schach.
Auch Julia Halas hat die Serie gesehen. „Die Geschichte ist gut gemacht und
zeigt, dass Schach nicht so langweilig ist, wie viele glauben“, sagt sie.
In Deutschland spielen rund 90 000 Menschen Schach in einem Verein. Nur etwa 8
000 von ihnen sind Frauen. Eine davon ist Julia Halas. Sie ist eine talentierte
Spielerin. Bei den Schachszenen in der Netflix-Serie „Das Damengambit“ hat die 20-
Jährige auch Unstimmigkeiten entdeckt: „Die Spieler haben sehr schnell gezogen, in
Wirklichkeit denken sie länger nach“, sagt sie.
An der deutschen Meisterschaft teilnehmen
Im Alter von sechs Jahren begann Julia Halas mit dem Schach. Sie sah ihrer älteren
Schwester zu. Mit sieben Jahren trat sie einem Schachverein bei. „Ich fand es
spannend, andere Kinder zu besiegen, die größer und älter waren als ich“, erinnert
sie sich. Julia Halas bekam zweimal pro Woche je zwei Stunden Unterricht, trainierte
Eröffnungen und lernte Strategien. An den Wochenenden nahm sie an Turnieren teil
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– und das mit Erfolg. Zuletzt gewann sie im Oktober 2020 die sächsische
Einzelmeisterschaft der Frauen. Damit darf sie 2021 an der deutschen Meisterschaft
teilnehmen.
Manchmal die einzige Frau
Aktuell spielt Julia Halas für die Schachgemeinschaft Leipzig. Und zwar nicht nur mit
dem Frauenteam in der 2. Frauenbundesliga Ost, sondern auch mit ihren
männlichen Kollegen in der höchsten Liga Sachsens. In diesem achtköpfigen Team
ist sie manchmal die einzige Frau. Für sie ist das nichts Neues. „Schach war schon
immer eine Männerdomäne“, sagt sie. In welcher Mannschaft sie auch spielt, Julia
fühlt sich überall wohl. Einen Unterschied gibt es aber: „Die Spielerinnen des
Frauenteams kennen sich schon lange. Deswegen herrscht ein besonderer
Zusammenhalt.“
Männer und Frauen spielen gleich gut
Gekämpft wird auf den 64 Feldern bei den Frauen genauso hart wie bei den
Männern. Bis zu sechs Stunden kann eine Partie dauern. „Schach ist faszinierend,
weil es durch das Ziehen der Figuren so viele Möglichkeiten gibt.“ Dass Männer
besser spielen als Frauen, bestreitet Julia. „Es spielen viel mehr Männer als Frauen
Schach. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein Mann
Schachweltmeister wird“, argumentiert sie.
Momentan ein Hobby
Im Moment hat Julia Halas wegen ihres Studiums wenig Zeit fürs Schachspielen.
„Jetzt ist es leider nur ein Hobby, früher war es Leistungssport“, sagt sie. Doch sie
freut sich, dass Frauen im Schach durch die Netflix-Serie mit der Schauspielerin
Anya Taylor-Joy nun mehr Aufmerksamkeit bekommen. Sie selbst will bald auch
wieder mehr trainieren, um gut auf die deutsche Meisterschaft der Frauen vorbereitet
zu sein.

Deutscher Schachweltmeister
Der bislang einzige deutsche Schachweltmeister war Emanuel Lasker (1868 –
1941). Er behauptete den Titel 27 Jahre lang (von 1894 bis 1921) und war damit
länger als jeder andere Schachweltmeister. Eine deutsche Schachweltmeisterin gab
es bislang nicht. Zumeist kamen die Weltmeisterinnen aus der Sowjetunion oder, wie
zurzeit, aus der Volksrepublik China.
Benjamin Haerdle
Foto: privat (Julia Halas)

Aus: Vitamin.de - Ausgabe Nr. 88, Frühling 2021
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ORAL TEXT #3

Olympionikin Yusra Mardini: die Mutmacherin

Flüchtlingsteam
Die syrische Schwimmerin Yusra Mardini ist bei den Olympischen Spielen in Tokio
im Vorlauf chancenlos. Wichtiger als das Ergebnis ist die Botschaft, die die
Fahnenträgerin des Flüchtlingsteams in die Welt sendet.

            Mardini schwamm ihren Konkurrentinnen im Tokyo Aquatics Centre hinterher.

Fünf Jahre hat sie hart für diesen Moment trainiert. Dann ist er nach einer Minute,
sechs Sekunden und 78 Hundertstel schon wieder vorbei. Es ist die schlechteste
Zeit aller Starterinnen über die 100 Meter Schmetterling.

Sportlich chancenlos

Für die in Syrien geborene Mardini, die seit ihrer Flucht 2015 in Deutschland lebt und
zum zweiten Mal nach 2016 für das internationale Flüchtlingsteam startet, ist es
jedoch sehr wohl ein besonderer Moment. "Für mich ist Tokio noch emotionaler als
Rio de Janeiro", hatte sie bereits bei ihrer Nominierung gesagt.

In ihrer Paradedisziplin schwimmt Mardini den besten Schwimmerinnen der Welt
noch immer um mehr als zehn Sekunden hinterher. Als Teilnehmende des
Refugee Olympic Team (ROC) musste sie jedoch nicht die Olympianormen
erfüllen. Das Internationale Olympische Komitee nominierte die Mannschaft, die in
Tokio aus insgesamt 29 Athletinnen und Athleten besteht - sieben von ihnen leben
derzeit in Deutschland.
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Mardini ist die prominenteste von ihnen. Bei ihrem ersten olympischen Auftritt vor
fünf Jahren in Brasilien machte sie als Teenagerin mit ihrer bewegenden
Flüchtlingsgeschichte weltweit Schlagzeilen: eine Odyssee durch acht Länder,
alleine mit ihrer Schwester, bei der die beiden unter anderem ein überfülltes, und
dann kaputtes Schlauchboot dreieinhalb Stunden schwimmend bis kurz vor Lesbos
hinter sich herziehen.

Papstbesuch, UN-Botschafterin, Netflix-Doku
Mittlerweile ist sie Botschafterin für das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen
(UNHCR), der Papst hat sie empfangen, über 140.000 Menschen folgen ihr auf
Instagram.

Sie hat ein Buch über sich veröffentlicht und derzeit wird ein Film über sie gedreht,
der nächstes Jahr bei Netflix zu sehen sein wird. Laut dem US-Magazin "People"
gehört sie aktuell zu den "25 Frauen, die die Welt verändern".

Für Mardini wie auch das gesamte ROC-Team geht es bei ihren Teilnahmen an
den Olympischen Spielen nicht allein um Zeiten, Höhen, Weiten, Punkte, Tore oder
Körbe. Es geht darum, trotz oft dramatischer und traumatischer Fluchten aus dem
Heimatland weiter an Träume zu glauben, sie zu verfolgen - und anderen damit
Mut zu machen.

               Yusra Mardini bei einer Audienz bei Papst Franziskus im November 2016
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"Ich habe diese Geschichte eine Million Mal erzählt", sagt die 23-Jährige. "Und
wenn es sein muss, erzähle ich sie noch eine Million Mal. Es geht mir darum, mit
meiner Lebensgeschichte Hoffnung zu geben. Auch wenn ich am liebsten nur
schwimmen würde, ich möchte und muss diese Geschichte immer wieder erzählen,
vielleicht kann ich helfen, den Menschen Mut zu machen."

Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier
Mardini hat bereits mit ihren beiden Olympia-Teilnahmen zwei ihrer großen Träume
wahr werden lassen. Und noch einen weiteren hat sie sich nun bei der
Eröffnungsfeier erfüllt: Zusammen mit dem Leichtathleten Tachlowini Gabriyesos
aus Eritrea trug sie beim Einmarsch an der Spitze des Flüchtlingsteams die
olympische Fahne. "Ich finde keine Worte dafür, was ich beim Tragen und
Repräsentieren der olympischen Flüchtlingsfahne gefühlt habe", schrieb Mardini
später auf Instagram.

          Yusra Mardini (r.) und Tochlowini Gariyesos (l.) trugen die Fahne für das Flüchtlingsteam

Ihr kurzer Einsatz im Vorlauf über die 100 Meter Schmetterling war vermutlich ihr
letzter Auftritt als Athletin bei Olympischen Spielen. Träumen wird Mardini jedoch
weiter. Ihre nächsten Ziele sind bereits klar definiert: "einen deutschen Pass
bekommen, studieren und dann eine Schwimmschule eröffnen".

Text leicht adaptiert aus: Deutsche Welle Sport, den 24.Juli 2021

   •   Autorin/Autor Sarah Wiertz (aus Tokio)

Aus: https://www.dw.com/de/olympionikin-yusra-mardini-die-mutmacherin/a-58625045 (abgerufen
am 21. Mai 2022)
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ORAL TEXT #4

                 Für die Liebe ist Manish Vyas in die Schweiz umgezogen.
                 Heute ist er in der Alpenrepublik sehr glücklich – und zeigt
                 den Schweizern, wie die indische Kultur wirklich ist. LEICHT
                                               MEIN ERSTES JAHR aus Deutsch perfekt
                 02/21

„Sie wissen nicht, wie gut sie es haben“
Meine Frau und ich haben uns 2011 in Indien kennengelernt. Aber sie hat in
Argentinien gewohnt und ich in Indien. Sechs Jahre lang konnten wir uns nur wenig
sehen. Das war schwer. Vor drei Jahren ist meine Frau in die Schweiz umgezogen.
Das war eine neue Chance für uns.

Seit 2017 leben wir zusammen im Kanton Sankt Gallen. Ich habe gedacht: In Europa
kann ich von meinem Beruf als Musiker leben. Der Markt für die indische Musik ist hier
sehr aktiv. Trotzdem war ich am Anfang nicht sicher, ob es in der Schweiz
funktioniert.

Am Ende hat aber alles geklappt: Die Bürokratie war nicht so kompliziert, weil meine
Frau Schweizerin ist. Auch beruflich hatte ich Glück: Ich habe in den letzten Jahren
Konzerte in ganz Europa gegeben und auch eine indische Musikschule gestartet.
Zuerst hatte ich zwei Schüler, heute sind es etwa 25. Wegen der Corona-Krise war
das Unterrichten an der Musikschule in den letzten Monaten meine einzige Arbeit.
Die indische Kultur ist in Europa sehr populär: Yoga, Ayurveda oder auch Mantra
haben viele Fans. Aber ich habe auch gesehen, dass viele Leute alles glauben. Man
muss es ihnen nur als alternative, indische Heilungsmethode präsentieren. Oft sind
diese Methoden aber gar nicht authentisch. Einmal war ich bei einem Yogafestival. Es
sollte nur „ayurvedisches Essen“ geben – sie haben aber Spaghetti Bolognese
serviert! Deshalb zeige ich den Menschen heute die authentischen Wurzeln der
indischen Kultur.

Bevor ich in die Schweiz umgezogen bin, dachte ich: Die Schweizer sind sehr seriös
und nicht freundlich. Das stimmt aber gar nicht. Es ist toll, hier zu leben. Die Leute
sind sehr nett.

Ich bin in Indien groß geworden. Das war sehr schön – aber Indien ist ganz anders als
die Schweiz. Wer aus Indien kommt, sieht besser, wie fantastisch die Schweiz ist: die
Natur, die saubere Luft, das saubere Wasser, die von der Regierung garantierten
Rechte. Ich finde, viele Leute wissen gar nicht, wie gut sie es hier haben. Für mich ist
die Schweiz wirklich ein Paradies.

Aufgeschrieben von Guillaume Horst
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Wortschatz:
die Spezialität, -en                           das Paradies, -e
, hier: für eine Region                        , hier: ≈ sehr schöner Ort
typisches Gericht                              Gossau

der Markt, die Märkte                          die Gegend, -en
, hier: alle wirtschaftlichen                  , hier: Region
Aktivitäten in einem
Sektor                                         sollte … besuchen
                                               , hier: ich empfehle, … zu
klappen                                        besuchen
, m hier: funktionieren
                                               das Gebäude, -
geben                                          , großes Haus
, hier: spielen

etwa                                           Mein Tipp
, ungefähr                                     vor Kurzem
                                               , vor kurzer Zeit
einzige
, hier: es gibt keine andere                   verbringen
                                               , hier: ≈ sein
die Heilungsmethode, -n
, Methode, um jemanden
gesund zu machen

präsentieren
, hier: vorstellen

gar nicht
, hier: absolut nicht

die Wurzel, -n
, hier: Basis

bevor
, in der Zeit vorher

seriös
, hier: L freundlich

das Recht, -e
, hier: garantierte
Möglichkeiten für das Individuum, z. B.
Freiheit, freie Meinung

Sie haben es gut.
, Es geht ihnen gut.
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ORAL Text # 6

                          Traumberuf: Chemikerin
Von: Dominique Da Silva                         Aus: Dein SPIEGEL 09/2016, S. 20-21

     Katharina Fechtner, 32, ist Chemikerin für die BASF Coatings in Münster. Die
     BASF ist der größte Chemiekonzern der Welt. Katharina leitet ein Labor für
     Forschung an Autolacken.
     Im Labor riecht es ein bisschen wie im Schwimmbad. Eine Wissenschaftlerin
5    steht an einem Arbeitstisch, sie trägt einen weißen Kittel, Plastikbrille und

     türkisfarbene Handschuhe. Vorsichtig rührt sie mit einem Holzstab in einem
     kleinen Glas mit roter Flüssigkeit. Mit dem Stäbchen zieht sie dünne
     Farbfäden heraus und schaut sie sich genau an.
     Katharina Fechtner ist von Beruf Chemikerin. Ihr Ziel: Sie will die Lacke, die
10   BASF für Autos entwickelt, immer weiter verbessern. Chemiker müssen

     wissen, aus welchen Bestandteilen eine Flüssigkeit, ein Gas oder ein fester
     Stoff besteht – und wie sie sich verhalten, wenn man sie mit anderen
     zusammenbringen. Sehr viele Dinge in unserem Alltag wurden einmal von
     Chemikern entwickelt. Würde man alles, was chemisch hergestellt ist,
15   entfernen, gäbe es nur noch eine sehr kleine Auswahl an Farbstoffen,

     Medikamenten, Kosmetika oder Waschprodukten und keine elektronischen
     Geräte. Auch viele Kleidungsstücke sind chemisch behandelt.
     Katharina, genannt Kathi, beschäftigt sich ich ihrem Labor vor allem mit
     Autolack. Der Lack muss das Auto von Sonnenlicht und Rost schützen,
20   zudem soll er gut aussehen. „Keiner will einen Wagen mit welliger

     Orangenhaut. Ein Autolack besteht deshalb aus vier Schichten mit
     unterschiedlichen Funktionen. Lacke müssen zum Beispiel eine glatte
     Oberfläche bilden und gut aufzutragen sein“, erklärt Kathi.
     In ihrem Labor wird dafür mit vielen Stoffen experimentiert. Die Instrumente
25   hier sehen aus wie lange durchsichtige Kochtöpfe mit Schläuchen. In ihnen

     blubbern Flüssigkeiten automatisch gerührt oder geschleudert. Es handelt
     sich um kleine Reaktoren. Darin testet man, wie Stoffe miteinander
     reagieren.
     Kathi zieht ein blaues Messgerät über eine schwarz lackierte Platte. Mit dem
30   sogenannten Wave-Scan werden Lacke und ihre Eigenschaften geprüft. Auf

     dem Wave-Scan erscheinen Zahlen: Daran kann Kathi erkennen, wie glatt
     der Lack geworden ist. Das ist der spannende Teil Ihrer Arbeit. Etwas
     weniger spannend, aber genauso wichtig ist die Arbeit im Büro. Kathi muss
     E-Mails checken und prüfen, woran die anderen Mitarbeiter gerade forschen,
35   wer in den Urlaub geht und welche Experimente als Nächstes anstehen.

     Als Laborleiterin steht Kathi nicht mehr so oft am Experimentiertisch. Sie
     wertet die Daten aus, die ihre Mitarbeiter für sie sammeln. Sehr wichtig ist
     auch: für Sicherheit am Arbeitsplatz zu sorgen. „Sicherheit ist ein großer Teil
12

       meiner Tätigkeit. Bei uns ist Gott sei Dank noch nichts passiert. Aber, na klar,
40     wenn man mit chemischen Stoffen arbeitet, muss man ganz besondere

       Vorkehrungen treffen.“ Denn natürlich soll niemand zu Schaden kommen.
       Schon als Kind fand Katharina Fechtner Chemie-Experimente toll.
       „Experimentieren ist ein bisschen wie backen. Man mixt die Zutaten nach
       Rezeptur zusammen oder verändert das Rezept ein wenig und schaut, was
45     dabei rauskommt.“

       Ganz so einfach funktioniert es in ihrem Labor zwar nicht, aber am Ende soll
       eben der perfekte Autolack rauskommen. Oder zu Hause der perfekte
       Kuchen.

Das Wave-Scan-Gerät rollt              Ein gläsernes Gefäß             Geh voran (Beine), schau hin
über eine Lackplatte. Er prüft        mit Schläuchen und Rohren:       (Auge), sag was (Mund) und
das Erscheinungsbild eines            So sieht ein typischer           mach mit (Hand). Alle Mitarbeiter
fertigen Autolacks.                   Laborreaktor aus.                sollen mithelfen, Unfälle zu
                                                                       vermeiden. [BASF Symbole]

Die Ergebnisse der Experimente werden im Team besprochen. Kathi präsentiert den Mitarbeitern einen
metallischen Lack. Das kleine Vorzeige Auto hat sie selbst lackiert.

Wortschatz
Forschung, die                   research / navorsing
Der Autolack (Lack))             duco, motorverf?
Flüssigkeit, die                 fluid / vloeistof
wellige Orangenhaut              orange-peel look (wavy orange-skin)
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ORAL TEXT #6

Modetrends sind vor allem den Jüngeren wichtig
Studie von YouGov
Wie sieht das Einkaufsverhalten der Deutschen aus, was Mode betrifft? Und welche
Rolle spielt die ʺgrüne Modeʺ? Also Mode, die sich u.a. durch Nachhaltigkeit, lokale
Herstellung und faire Arbeitsbedingungen auszeichnet? YouGov hat es untersucht.
20 Prozent der Deutschen geben an, dass sie gern bei diesen Marken Kleidung
kaufen. Ein Achtel der Befragten (12 Prozent) sagen, dass sie am liebsten in Second-
Hand-Läden einkaufen und knapp einer von zehn Deutschen (9 Prozent) nutzt
bevorzugt Resale Apps, wie Kleiderkreisel, eBay oder Poshmark. Frauen sprechen sich
dabei stärker sowohl für ʺFast Fashionʺ (50 Prozent) als auch für Resale Apps (13
Prozent) und Second-Hand-Shopping (15 Prozent) aus als Männer (40 Prozent ʺFast
Fashionʺ, 6 Prozent Resale Apps, 9 Prozent Second-Hand-Shops). Betrachtet man
das Alter der Befragten, fällt auf, dass besonders die jungen Deutschen im Alter von
18 bis 24 Jahren (63 Prozent) am häufigsten ʺFast Fashionʺ-Marken bevorzugen.

Aktuelle Modetrends und Marken sind den 18- bis 24-Jährigen besonders wichtig
Auch welche Kriterien den Konsumenten beim Kleiderkauf am wichtigsten sind, hat
die Studie erfragt. Ein Blick in die Altersgruppen zeigt, dass den 18- bis 24-Jährigen
aktuelle Modetrends im Vergleich am wichtigsten sind (28 vs. 17 Prozent der
Gesamtbevölkerung), bei den Befragten ab 55 Jahren ist es nur einer von zehn (13
Prozent). Gleiches gilt für die ʺMarkeʺ: 33 Prozent der jüngsten Befragten geben an,
dass bestimmte Markennamen beim Kauf eine wichtige Rolle spielen, bei den
Personen ab 55 Jahren sind es 17 Prozent. Den Älteren sind im Gegensatz dazu
umweltfreundliche Aspekte, wie weniger Chemikalieneinsatz oder nachhaltige
Materialien wichtiger als den jungen Deutschen. Doch auch der Generation Z sind
faire Eigenschaften beim Kleiderkauf wichtig – so legen die 18- bis 24-Jährigen viel
Wert auf Cruelty-Free-Labeling, also Mode, bei deren Produktion Tiere weder
verletzt noch getötet werden: Knapp die Hälfte der Befragten in der Altersgruppe (45
Prozent) äußert sich zustimmend zu diesem Aspekt. In der Gesamtbevölkerung liegt
der Anteil jener, denen das Tierwohl bei der Produktion wichtig ist, bei 37 Prozent. Im
Geschlechtervergleich fällt auf, dass es Frauen (45 Prozent) wichtiger ist, dass Mode
ohne Gewalt gegenüber Tieren produziert werden als den Männern (27 Prozent).
Männer werfen nicht mehr gebrauchte Kleidung eher weg als Frauen
Was passiert mit Kleidung, die nicht mehr getragen bzw. nicht mehr gebraucht wird?
Bei dieser Frage antworten die Deutschen zu 71 Prozent, dass sie diese spenden.
Auch das private Weitergeben an Bekannte wird als Möglichkeit angegeben (32
Prozent), genauso wie der Online-Weiterverkauf (22 Prozent). Der
Geschlechtervergleich offenbart bei der Weiterverwertung von Kleidung, dass Frauen
hier aktiver sind als Männer: Eher verkaufen sie gebrauchte Kleidung übers Internet
(28 vs. 15 Prozent bei den Männern) oder geben sie im privaten Rahmen (38 vs. 25
Prozent bei den Männern) weiter. Mehr als jeder zehnte Mann (15 Prozent an) gab an,
14

nicht mehr benötigte Kleidung wegzuwerfen, bei den Frauen sagen dies 8 Prozent.
Beim Altersvergleich erweisen sich besonders Menschen ab 55 Jahren als sehr
spendenfreudig: Vier von Fünf in dieser Altersgruppe (81 Prozent) geben an, Kleidung
zu spenden, die sie nicht mehr tragen werden. Die 25- bis 34-Jährigen nutzen im
Gegensatz dazu eher den Verkauf getragener Kleidung über das Internet (32 Prozent
vs. 13 Prozent bei den Personen ab 55 Jahren).
Menschen, die ihre Kleidung zu einem gewissen Teil auch gebraucht kaufen (19
Prozent der Gesamtbevölkerung), geben ausgemusterte Stücke häufiger an Bekannte
weiter als Nicht-Gebraucht-Käufer (47 vs. 28 Prozent). Auch ist der Anteil jener
Gebraucht-Käufer, die im Internet Kleidung weiterverkaufen, höher als jener der
Nicht-Gebraucht-Käufer (44 Prozent vs. 16 Prozent).
Zur Studie: Es wurden 2.047 Personen zwischen dem 23. und 25.10.2019 mittels
standardisierter Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind gewichtet und
repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Veröffentlicht am: 06.12.2019

Vor allem Jugendlichen sind Mode und Marken wichtig (Bild: natureaddict - Pixabay.com)
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          ORAL TEXT #7

                                          Ein Haus auf Rädern
s Wohnmobil / r Camper            Fahrzeug, in dem man auch schlafen und wohnen kann
zurzeit                           im Moment
r Nomade                          hier: Person, die ihren Wohnort immer wieder wechselt
unabhängig                        frei; ohne feste Bindung
pur                               komplett; total
e Entschleunigung                 Aktion, die entspannend ist, weil etw. viel langsamer passiert als normalerweise

                              In einem Camper zu reisen, ist so beliebt wie noch nie.
      In den vergangenen Monaten habe ich ein neues Hobby gefunden. Ich schaue mir Dokumentationen
      über Menschen an, die in einem Wohnmobil leben: Singles, Paare, Familien. Sie reisen darin durch
      Deutschland, Europa und die Welt und machen einen Reisefilm. Es gibt sehr viele dieser
5     Dokumentationen. Entweder leben zurzeit sehr viele Leute im Wohnmobil, oder es sind gar nicht so
      viele, aber alle filmen sich dabei. Es macht mir auf jeden Fall großen Spaß, solch eine kurze
      Wohnmobildokumentation zu schauen.
      In diesen Filmen werden Menschen gezeigt, die für ein paar Wochen, Monate oder sogar Jahre in ein
      Haus auf Rädern ziehen. Sie wohnen so auf nur wenigen Quadrat-metern. Aber sie haben alles, was
10    sie zum Leben brauchen. Das 33 diese neuen Nomaden jedenfalls in den Sendungen.
      Und ich glaube es ihnen sofort. Denn was will man mehr, als so frei und unabhängig zu sein. Jeden
      Tag (wenn man möchte) an einem anderen Ort. Mitten in der Natur oder in unbekannten Städten.
      Dazu vielleicht ein bisschen arbeiten. Digitales Arbeiten wird ja gerade immer einfacher. Ganz viel
      Freizeit und niedrige Kosten. Aber nicht alle können oder wollen für eine so lange Zeit unterwegs sein.
15    Darum wurden auch kurze Reisen im Wohnmobil in den letzten Jahren immer beliebter.
      Das hat mehrere Gründe: Mit dem Camper ist man absolut unabhängig und alles kann flexibel geplant
      werden: Wo soll es morgen hingehen? Oder bleiben wir einfach noch einen Tag? Man kann spontan
      an den schönsten Orten übernachten – direkt am Meer, am See, im Wald. Außerdem sind die Kinder
      den ganzen Tag an der frischen Luft. Und diese Art zu reisen, ist sowohl klimafreundlich als auch
20    entspannend: Denn statt mit dem Flugzeug in ferne Länder zu fliegen, fährt man einfach langsam
      und gemütlich los. Die pure Entschleunigung. Beim Schreiben dieser Gründe habe ich nun noch mehr
      Lust bekommen loszufahren. Aber ich habe (noch) keinen eigenen Camper. Zum Glück werden
      Wohnmobile oft von ihren Besitzern für Tage oder Wochen vermietet. Ich werde gleich mal im Internet
      nachschauen. Los geht’s!
                                                                                             von: Eva Tempelmann (B1 leicht)
          Aus: Deutsch als Fremdsprache , Presse und Sprache, Mai 2021, Seite 1 (leicht verarbeitet)
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ORAL TEXT #8

Tiny House – kleiner Luxus
Kleines Haus ganz groß: Tiny Houses, also Minihäuser, sind begehrt. Die Gründe dafür sind so vielfältig
wie ihr Aussehen. Wir verraten, was hinter dem Trend steckt, wo Sie ein Minihaus kaufen können und
Anleitungen zum selber Bauen finden.

Die Wurzeln des Tiny House Movements

Dass nicht die Quadratmeter eines Hauses, sondern die Lebensqualität zählt, wenn es um unser
Zuhause geht, wissen wir spätestens seit Peter Lustig. Der bebrillte “Löwenzahn“-Moderator hat
schließlich vorgemacht, wie es sich ganz entspannt in einem winzigen Bauwagen wohnen lässt. Damit
stand er in den 1980er-Jahren allerdings noch ziemlich allein auf weiter Flur. Damals waren
Quadratmeter, also Platz, um sich mit all seinen Besitztümern breit zu machen, noch ein wichtiges
Statussymbol. Und in Bauwagen wohnten allenfalls Aussteiger, Freaks - und eben Kindershow-
Moderatoren.

Mittlerweile gilt: Besitz ist nicht alles! Einerseits ist Lebensraum in Städten noch knapper geworden,
was auch daran liegt, dass immer mehr Menschen allein wohnen (in Deutschland sind es rund 40
Prozent, Tendenz steigend) und die Metropolen immer weiter anschwellen. Andererseits kam ab 2008
noch die weltweite Finanzkrise hinzu, die so manchen sein hoch verschuldetes Eigenheim kostete und
zusammen mit fortschreitendem Klimawandel und der Digitalisierung für Angst sorgte. Als Resultat
aus all diesen Faktoren bekam zuerst in den USA, dann auch international, das Small House
Movement Aufwind.

Und das ist nur logisch, scheinen die winzigen Häuschen doch eine Lösung für viele dieser Probleme
zu bieten: 1.) sie benötigen nur wenig Platz, 2.) die Investitionskosten sind überschaubar, 3.) viele
der Tiny Houses sind flexibel und mobil, 4.) ihr Bau benötigt nur geringe Ressourcen.

Das perfekte Zuhause für moderne Nomaden.                Aussteiger-Traum.
© Adobe Stock/ lowphoto                                  © Adobe Stock/ Imfotograf

Was ist eigentlich ein Tiny House?

Eine feste Definition für den Begriff Tiny House gibt es nicht. Schließlich kann die Antwort auf die Frage,
ab wann eine Wohnfläche als klein gilt, je nach Nationalität und Lebensumfeld (Stadt oder Land) sehr
unterschiedlich ausfallen. Gleiches gilt für die Architektur. Manche Minihäuser klemmen zwischen zwei
anderen Gebäuden mitten in der City. Wieder andere haben Räder oder schwimmen, sind in Kuben-
und Kugelform oder als Baumhaus errichtet, dienen als Hauptwohnsitz, Ferienhaus und
Arbeitszimmer, beherbergen Sauna oder Anglerhütte. Pi mal Daumen lässt sich aber sagen, dass ein
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Haus als „tiny“ gilt, wenn es nicht mehr als 50 qm Wohnfläche hat. In Deutschland bezeichnet man
diese Häuser, wenn sie nicht mobil sind, dann auch gern als Mikro-, Mini- oder Single-Häuser.

Ein weiteres Merkmal: Viele der Bauten sind zudem so ausgestattet, dass der Bewohner theoretisch
auch autark leben könnte, besitzen also zum Beispiel Solarpaneele, Regenwasser-Auffanganlagen
oder Bio-Toiletten. Denn auch der Wunsch nach Downsizing, nach einem Leben ohne Überfluss, spielt
bei vielen Minihaus-Anhängern eine Rolle. Dazu gehört einerseits die Reduktion von Wohnraum und
Besitz, manchmal aber auch die Sehnsucht sich ein Stück weit aus der Gesellschaft zurückzuziehen
und sich beispielsweise in einem wilden Wald oder auf einem anderen nur wenig erschlossenen Gebiet
niederzulassen.

Wo kann ich ein Tiny House in Deutschland kaufen?

Nachdem sich der Trend zum Tiny House mittlerweile von den USA über internationale Metropolen bis
nach Deutschland verbreitet hat, gibt es neben weltweiten auch einige deutsche Anbieter, von denen
man ein fertiges Mini-Modulhaus erstehen kann. Dazu gehören z.B.: Waipol, Reset House, Tiny House
Diekmann, Tischlerei Bock, Wohncontainer24, Woodee, Gotiny.

Wie kann ich ein Tiny House selbst bauen?

Neben dem Komplettkauf eines Tiny Houses in Deutschland kann man natürlich auch selbst mit Hand
anlegen. Möglich machen’s verschiedene Plattformen, auf denen Pläne oder E-Kurse für den
Bau angeboten werden. Dabei variieren die Preise der Download-Dateien von kostenlos bis hin zu etwa
2200 Euro. Hinzu kommen die Kosten für Grundstück und Material. Baupläne gibt es zum Beispiel auf:
Tiny House Build, Fleeds Open Source Tiny House, Tumbleweed Tiny House Company,
Pocketcontainer, Tiny House Design (Download-Sammlung).

Was kostet ein Tiny House?

Die Frage nach den Kosten für solch ein winziges Haus lässt sich so pauschal nicht beantworten, denn
die Preise für ein Tiny House können je nach Größe und Ausstattung, aber auch persönlichem Einsatz,
stark variieren. Gut zu wissen ist ebenso, dass ein Quadratmeter nicht unbedingt weniger kosten muss,
als in einem "erwachsenen" Exemplar. Am Ende macht die geringe Summe der Quadratmeter den
günstigen Preis des Minihauses aus, nicht der Quadratmeterpreis selbst. So sollte man für diesen
etwa 1500 bis 2000 Euro kalkulieren. Ein Mini-Eigenheim auf Rädern mit eine Wohnfläche von 14qm
kann so um die 28.000 Euro kosten - je nach Anbieter und Ausstattung aber auch durchaus mehr.

Wer sich selbst beim Bau seines Tiny Houses einbringen will und handwerklich begabt ist, der kann
natürlich mit Muskelkraft Geld einsparen. Jedoch sollte man hier unbedingt darauf achten, Zeit und das
persönliche Knowhow nicht zu überschätzen.

Green Tiny Houses - Design trifft auf Nachhaltigkeit

Dass sich Design und Nachhaltigkeit nicht ausschließen müssen, beweisen die neuen Green Tiny
Houses, die Wohnkomfort auf wenigen Quadratmetern mit innovativen, nachhaltigen Technologien
verbinden. Grüne Highlights sind dabei zum Beispiel die Fassade aus "Superwood"-Holz, die ohne
giftige Lacke und Klebstoffe auskommt, das unbehandelte Seegras der Ostsee als Dämmmaterial, die
Astronautendusche, die Wasser in Echtzeit aufbereitet, sowie das Pflanzensystem mit Bogenhanf, das
für eine gesunde Raumluft sorgt. Darüber hinaus ist die Küche mit einem Umkehrosmose-Wasserfilter
ausgestattet, der für sauberes Trinkwasser sorgt. Und auch in Sachen Design steht dieses Tiny-House-
Modell seinen Konkurrenten in nichts nach und sorgt mit komfortablem Badezimmer, funktionaler
Küche und luftigem Wohnbereich für ein tolles Ambiente. Besonderer Clou: Panorama- und
Dachfenster, die den Wohnbereich nach außen öffnen. Die ersten vier Green Tiny Houses in
Deutschland haben ab sofort ihre Türen für Urlauber geöffnet.
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Ein Green Tiny House überzeugt mit grünen Innovationen und smarten Technologien.
© Green Tiny Houses GmbH & Co. KG

Urlaub im Tiny House

Wer sich noch nicht ganz so sicher ist, ob so ein Leben im Tiny House überhaupt für ihn infrage kommt,
der kann die kleinen Häuschen natürlich auch erst einmal auf Zeit nutzen. Und wann geht das besser
als im Urlaub? Auf der Website www.tiny-houses.de findet sich eine umfangreiche Sammlung von
tollen Tipps für die nächste Übernachtung im Minihaus. Darüber hinaus findet sich auf der Website
alles, was Sie zum Beispiel zu Kosten, Anbietern, Grundstücken etc. wissen müssen, weswegen die
Website definitiv einen Klick wert ist!

On the sunny side: Die “Casa Tiny“ in Beton- und Holzoptik steht in Mexiko und lässt sich über Airbnb zum Übernachten buchen.

© Airbnb

                                Tiny House – kleiner Luxus - [SCHÖNER WOHNEN] (schoener-wohnen.de)

                                                                   Heruntergeladen und bearbeitet am 19. 4. 2022
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ORAL TEXT #9

Uni und Arbeit

Leopold hat sich ein eigenes Mini-Haus gebaut – und
zeigt jetzt allen, wie das geht
"Mein Dickkopf hat mir geholfen, durchzuhalten."

                 Lisa Maucher

Wenn es stürmt, dann wackelt sein Häuschen ein bisschen. Wenn es regnet, dann trommeln
die Tropfen auf seinem Dach, er kann jeden einzelnen hören. Das Wetter ist Leopold in
seiner Wohnung näher als anderen. Sein Wohnraum erstreckt sich über 15 Quadratmeter.
Winzig, aber nicht beengt. Er hat gut geplant.

Mit 17 Jahren hat Leopold sein eigenes "Tiny House" entworfen. Am Anfang stand seine
Projektarbeit, elfte Klasse Waldorfschule. Seine Freundin und er überlegten, womit er sich
beschäftigen könnte. Irgendwann sagte sie im Scherz:

                              „Mach doch was über ein Tiny House.“

Im Internet hatten sie Bilder davon gesehen und von dem Trend gelesen. Er kommt
aus Amerika, vor fast 100 Jahren entstanden dort kleine Häuser auf Rädern, bei denen
anfangs die Mobilität im Vordergrund stand. Inzwischen gibt es weltweit Tiny-House-
Projekte, sogar Dörfer, die das Platzproblem in großen Städten lösen wollen.

Lang überlegte Leopold nicht, aber allein über Tiny Häuser zu schreiben, das reichte ihm
nicht. Hinterher hat er es auch noch selbst gebaut.

Er hatte eine Vision. Er hat sie bis heute.

Leopold, jetzt 18 Jahre alt, lebt mit 5000 Einwohnern in einer niedersächsischen Kleinstadt,
eine Stunde von Lüneburg entfernt. Die Busfahrerin kennt die Menschen, die zusteigen,
begrüßt manche namentlich. Hier steigen Schüler an Haltestellen aus, wo weit und breit
kein Haus zu sehen ist, nur Felder, Grün und Braun, ein paar Schafe.

Dann kommt plötzlich – Hitzacker. Hier haben Leopolds Eltern ein Grundstück. Sie selbst
leben in Pommoissel, 15 Minuten mit dem Auto entfernt. In Hitzacker wohnt Leopold seit
einem Jahr, zwischen ganz normalen Häusern.
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(Bild: Lisa Maucher/bento)

Seine Freunde besuchen ihn regelmäßig, sind begeistert von seinem Häuschen. Am Anfang
haben manche gezweifelt, ob er das alles hinkriegt.

                        „Mein Dickkopf hat mir geholfen, durchzuhalten.“

Einen Satz, den er oft höre: "So ein Tiny House hätte ich auch gerne." Niemand findet
seltsam, wie er wohnt. Spätestens dann nicht mehr, wenn sie gesehen haben, wie schön er
alles eingerichtet hat.

Ein Jahr hat er in den Bau des Hausprojekts investiert, seine komplette Freizeit ging dafür
drauf. "Ein paar Mal hab ich mir in den Hintern gebissen", sagt Leopold. Wenn das Wetter
nicht mitspielte und das Tiny House verdammt nochmal fertig werden sollte. Wenn er falsch
gesägt hatte und das Holz damit hin war. Wenn er ständig alles im Überblick behalten
                                       wollte, aber es gerade darauf ankam, einfach mal
                                       eine Wand fertigzustellen.

                                        Und nebenher dann noch die Schule, das Abi. "Ich
                                        war ja alles. Bauherr, Handwerker, Planer, alles, und
                                        das ist wahnsinnig komplex." Er hat gelernt, Schritt
                                        für Schritt vorzugehen, auch mal loszulassen. "Sonst
                                        wird man verrückt." Beigebracht hat er sich alles
                                        selbst. Auf seinem Blog gibt er sein Wissen weiter. Er
                                        hat um die 15.000 regelmäßige Leser.

                                        Also: Wozu das alles? Warum macht ein junger
                                        Mensch sowas?

                                        Leopold ist ungewöhnlich, im guten Sinne. Er wirkt
                                        geerdet, sortiert, reflektiert. Sein Tiny House sei
 Bild: Lisa Maucher/bento               ein künstlerisches und soziales Statement, sagt er.
Sozial, weil es ihm um Nachhaltigkeit und Minimalismus geht. Er hat nur so viel zum Leben,
wie er wirklich braucht, wenig Besitz, wenige Quadratmeter. Und genau das ist es. Diese
Rückbesinnung auf das, was wirklich zählt.
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"Es muss nicht immer um mehr, mehr, mehr und größer, größer, größer gehen. Wir
verlieren das große Ganze aus dem Blick und die Auswirkungen unseres Verhaltens."

Er verbraucht weniger Wasser und weniger Strom als in einer gewöhnlichen Wohnung,
seine Toilette hat keine Wasserspülung.

Leopold will mit seinem Tiny House weder Platz noch Ressourcen verschwenden. "Dass wir
Tiny-Häusler aber das Problem der Wohnungsnot lösen, glaube ich nicht", sagt er. Dieses
Leben sei nicht für jeden, weil es auch Verzicht bedeute, und zwingen könne man dazu
niemanden.

Seit bald einem Jahr lebt er in seinem Häuschen, jeden Tag. Der Boden besteht aus Kork, es
gibt ein kleines Sofa, ein Hochbett, einen Vier-Platten-Gasherd, eine Küchenspüle, eine
Arbeitsplatte, eine Toilette, eine Dusche. Es ist gemütlich hier, lichtdurchflutet, heimelig. Es
ist alles da, was er zum Leben braucht.
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Bilder: Lisa Maucher/bento

Und wie günstig dieses Leben ist. Wasser hat er bisher von seinen Eltern in Kanistern geholt,
sie wohnen ja nur ein paar Kilometer entfernt, zahlen muss er dafür nicht. Dort kann er auch
duschen, wenn er im Häuschen gerade mal zu wenig Wasser hat.

Für Strom bezahlt er 42 Euro im Monat. Die Gasflasche für den Herd hält drei Monate. Eine
Füllung kostet 20 Euro. Pro Monat kommt er damit auf Fixkosten von etwa 49 Euro.
Gekostet hat ihn das Projekt 11.000 Euro. 5000 Euro hatte er selbst, Bekannte hatten ihm
ein Boot geschenkt, das hat er verkauft. Den Rest gaben ihm seine Eltern.

"Ich weiß, dass ich wahnsinnig privilegiert bin", sagt er. Leopold ist auf einem Reiterhof
aufgewachsen, beide Eltern sind Waldorf-Lehrer. Er hatte keine ernsthaften Sorgen. Auf
seinem Unterarm ist ein Tattoo eingestochen: "Alive." Er sagt: "Wenn ich mich nicht
lebendig fühle, mach' ich was nicht richtig." Das Tattoo solle ihn daran erinnern.

Leopold mag nicht nur diese alternative Wohnweise. Er hat dadurch auch einen
alternativen Lebensstil, will frei sein, unabhängig. Jetzt, das Abi hinter sich, will er erstmal
auf Weltreise gehen. Sein Tiny House wird er dann an Touristen vermieten, Hitzacker ist ein
Kneipp-Kurort. An einem Buch über Tiny Houses schreibt er nebenbei, wenn er nicht gerade
an seinem Blog arbeitet. Und einen Auftrag, ein Tiny House für eine Kundin zu bauen, hat er
auch.

Läuft alles. Leopold ist unbeschwert.
Bisher hat das Wichtigste geklappt. Für die Projektarbeit hat er eine glatte Eins bekommen.

(Bild: Lisa Maucher/bento)
Aus: https://www.bento.de/future/mieten-leopold-tomaschek-hat-sich-ein-tiny-house-gebaut-a-00000000-
0003-0001-0000-000002598898

(01.08.2018, 13:57 · Aktualisiert: 05.02.2020, 16:48)

Video: https://www.bento.de/future/mieten-leopold-tomaschek-hat-sich-ein-tiny-house-gebaut-a-
00000000-0003-0001-0000-000002598898?jwsource=em (Abgerufen: 26.4.2020)
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ORAL TEXT #10
Das sagt die Jugend: ÖJRK-Charta [Österreichisches Jugendrotkreuz]

Zehn Aussagen zu Themen wie Familie und Freunde, Identität, Beziehungen,
Ausbildung, Arbeit, Freizeit, Gesundheit, Mitsprache, Migration und Zusammenleben
spiegeln die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen und ihre Forderungen - damit sie
eine lebenswerte Zukunft haben.
In einem zweitägigen Workshop mit Jugendlichen, in Online-Diskussionen und in
Zusammenarbeit mit dem Institut für Jugendkultur hat das Jugendrotkreuz die ÖJRK-
Jugendcharta entwickelt. Es wurden zentrale Anliegen und Bedürfnisse von
Jugendlichen auf den Punkt gebracht.

1. Identität
‚Ich stelle die Welt auf den Kopf‘.
Ich bin mehr als das, was ihr in mir seht. Gebt mir Zeit und Raum zu
wachsen und mich zu entwickeln!

Ich bin ich - mit allen meinen Begabungen. Ich kann nur ich sein – und kein anderer.
Ich darf Fehler machen und daraus lernen. Ich will mehr über mich wissen - gebt mir
Zeit und Raum dafür, meine Möglichkeiten zu entdecken.

Soziales Umfeld, Bildungsgeschichte, aber auch Herkunft, Aussehen und Sprache
prägen die Entwicklung der Identität eines Menschen. Jedes dieser Merkmale soll
anerkannt und geschätzt werden.
Nur so können Jugendliche genügend Selbstwert aufbauen, um mit sich selbst und
ihrem Umfeld sicher umzugehen und ihre Rolle in der Gesellschaft zu finden. Wer für
sich stehen kann, muss sich in Gruppen nicht anpassen und eine falsche Identität
präsentieren. So wichtig wie die Individualität ist auch das Gefühl von Zugehörigkeit.

2. Freunde und Familie
‚We are Family.‘
‘Meine Familie sind die Menschen, denen ich vertraue.’
Meine Familie, das sind alle, verwandt oder nicht, auf die ich mich verlassen kann. Sie
bietet Geborgenheit und Sicherheit. Wir sind nicht immer einer Meinung – aber für
einander da. Meine Familie kennt und akzeptiert mich so, wie ich bin, und sie
unterstützt mich. Kritik bringt mich weiter. Ich will mich sicher und akzeptiert fühlen!
Von meiner Familie und von den Menschen, die mir wichtig sind.

Jeder Mensch braucht mindestens eine Bezugsperson. Diese muss nicht verwandt
sein, soll aber Geborgenheit und Sicherheit geben. Es ist die Pflicht der Eltern/der
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Bezugspersonen, als Vorbild gesellschaftliche Normen, Werte und Traditionen zu
vermitteln. Sie helfen Jugendlichen, Persönlichkeit zu entwickeln und vernetzt zu
denken. Familie bedeutet sowohl die Herkunftsfamilie als auch den engeren
gleichaltrigen Freundeskreis. Das Vertrauen basiert auf Akzeptanz und Unterstützung.

3. Beziehungen
‚Lieben und lieben lassen‘
Zusammen sein. Neues erleben. Erfahrungen teilen. Das ist die Liebe, die ich
brauche. Sex gehört zur Liebe, wenn wir es beide wollen.
Eine Liebesbeziehung bedeutet neue Erfahrungen - und Verantwortung. Es ist wichtig,
seine Erfahrungen mit Gleichaltrigen zu teilen und durch Beziehungen und
Trennungen zu reifen. Jeder hat die Entscheidungsfreiheit bei der Wahl seines
Partners. Es gibt keine „falschen“ Liebesbeziehungen. Niemand kann sich aussuchen,
in wen man sich verliebt. Jede Beziehung ist zu respektieren.

4. LERNEN UND AUSBILDUNG
„Das Falsche wird das Richtige sein. “
Lernen heißt Fehler machen, Schlüsse ziehen, besser machen. Mein Leben lang.
Ich bestimme über meine Ausbildung. Ich habe ein Recht auf Bildung und Lehrstellen.
Ich will eine gute Allgemeinbildung. Ich will vieles wissen, mehr als ich für den Beruf
brauche. Die frühe Berufsauswahl hilft mir nicht. Die Übergänge zwischen Schul- und
Ausbildungstypen müssen einfacher werden, damit ich leichter umsteigen kann.

5. ARBEIT

„Generation gratis? “
Fairer Lohn für gute Arbeit statt Nulltarif für Praktikanten.
Ich habe Kraft zum Arbeiten – aber ich bin nicht bloß eine Arbeitskraft. Was ich weiß
und kann, habe ich mir erarbeitet – deshalb ist es wertvoll und verdient
Wertschätzung. Von meiner Arbeit will ich leben können.
Junge Menschen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz werden zum Nulltarif
beschäftigt. Gratisarbeit wird als Qualifikation für einen bezahlten Job missbraucht.
Gute Arbeit verdient aber eine angemessene Bezahlung. Die Arbeit der Jungen ist
auch etwas wert: Während die Älteren Erfahrung und Qualifikation einbringen, haben
Jugendliche oft eine andere Perspektive, einen offeneren Zugang zu Themen.

6. FREIZEIT
„Frei sein. Frei haben. “
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Jeder braucht Zeit zum Durchatmen, Langschlafen, Rumhängen. Es ist die Zeit
zum Kräftesammeln.
Zeit ist begrenzt – und deshalb wertvoll. Unverplante Zeit ist besonders begrenzt und
daher besonders wertvoll. Freizeit bedeutet selbstbestimmte Zeit für mich. Ich brauche
sie zur Erholung und um Kräfte zu sammeln. Aber ich tue manches auch für mich
selbst, einfach mal fernsehen, einfach mal surfen, einfach mal gar nichts tun ...

Für Jugendliche ist Freizeit ein wichtiger Lebensbereich nach Familie und Schule. Sie
dient als Ausgleich zur Schule und Ausbildung und ist notwendig für die psychische
und                                physische                            Entwicklung.
Freizeit bedeutet selbstbestimmte Zeit für sich zur Verfügung zu haben. Das heißt
nicht nur Aktivitäten nachzugehen, die einem Spaß machen und ungezwungen sind,
sondern auch einfach einmal nichts zu tun.

7. GESUNDHEIT
„Mein Körper spricht mit mir.“
... und sagt mir, was er braucht und was gut für mich ist. Ich allein muss mich in
meinem Körper wohlfühlen. Egal, was andere sagen, egal, was andere nehmen, egal
wie andere aussehen. Wenn ich mich gut fühle, bin ich gesund. Ich höre in mich hinein
und spüre, was ich brauche: Schlaf, meine Ruhe, Schokolade, eine Runde in der
Halfpipe.

Wie Jugendliche ihre Gesundheit selber einschätzen und wie zufrieden sie mit ihrem
Leben sind, ist ein guter Hinweis darauf, wie es tatsächlich um ihre mentale und
physische Gesundheit bestellt ist.
Westliche Schönheitsideale wie Untergewicht bei Mädchen, übertriebene Muskeln bei
Jungen oder kosmetische Korrekturen gewinnen unter Jugendlichen immer mehr an
Bedeutung. Sich mit dem eigenen Körper und seiner Wirkung nach außen zu
befassen, ist weder krankhaft noch problematisch, kann aber zu psychischen und
gesundheitlichen Problemen führen, wenn es der einzige Lebensinhalt wird.
Lebenskompetenzen – wie die Fähigkeit sich selbst wahrzunehmen,
Einfühlungsvermögen zu zeigen, der Umgang mit Stress und negativen Emotionen,
Kommunikation, kritisches Denken und Problemlösen – sind wichtige
Voraussetzungen für eine gesunde Lebensgestaltung und somit für das
Wohlbefinden.

8. MITSPRACHE
„Ich habe immer das Recht auf meine Meinung. “

Ich will die Möglichkeit haben mitzureden. Wann ich will.
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Wenn es um mich geht, möchte ich mitreden und mitbestimmen. Wenn ich mich irre,
möchte ich daraus lernen – und trotzdem ernst genommen werden. Das hilft mir,
Kompetenz zu erwerben. Nur dann kann ich auch Verantwortung übernehmen.

Für Jugendliche ist es wichtig zu wissen, dass auch ihre Meinung zählt. Ihnen muss
zugetraut werden Verantwortung zu übernehmen, wo es ihnen zumutbar ist und wo
sie sich kompetent genug fühlen.

9. MIGRATION

„Ich träume von einer Welt ohne Ausländer. “
In meiner Welt gibt es keine Ausländer. Weil wir alle in derselben Welt leben.
Weil jeder gleich viel wert ist und die gleiche Chance verdient.
Für mich zählt, was du tust. Nicht deine Herkunft, deine Hautfarbe, deine Kleidung,
deine Sprache. Egal, woher du kommst: Für mich bist du kein Ausländer. Du kommst
aus derselben Welt wie ich. Du bist in meiner Klasse. Du hast das Recht auf einen
Ausbildungsplatz und auf gleiche Chancen im Leben.
Menschen sind Menschen – überall, mit jeder Hautfarbe und mit jeder Sprache. Das
ist die einzige Eigenschaft, die sie gemeinsam haben. Sie sprechen verschiedene
Sprachen. Sie ziehen sich anders an.

Zu leben, eine Farbe zu haben oder eine Sprache zu sprechen, andere Kleider zu
tragen – das sind keine Eigenschaften von Menschen. Menschen sind daher nicht
Aus-/Inländer. Sie sind nicht (haut)farbig und sie sind nicht (fremd)sprachig. Menschen
SIND Menschen – überall, mit jeder Hautfarbe und mit jeder Sprache. Das ist die
einzige Eigenschaft, die wir alle gemeinsam haben.

10. ZUSAMMENLEBEN
„Zusammen sind wir stärker. “

Ich fordere nicht nur. Ich gebe auch. Meine Zeit. Mein Engagement.

Ich gebe der Gesellschaft meine Zeit und mein Engagement. Freiwillig und unbezahlt.
Damit gestalte ich die Gesellschaft mit. Ich lerne, Erste Hilfe zu leisten. Das macht
mich stark und kompetent. Wer anderen hilft, hilft auch sich selbst. Ich engagiere mich
„Aus Liebe zum Menschen “, weil es mir wichtig ist, andere Menschen zu unterstützen.
Ich helfe gerne anderen. Ich respektiere andere, möchte aber auch respektiert
werden. Ohne Vorurteile, mit Verständnis. Für das, was ich bin und werden will.
Unabhängig von Geschlecht, Alter, sozialer und ethnischer Herkunft – Jugendliche
sollten auf allen Ebenen gleichberechtigt werden. Ob faire Behandlung in Schule und
Ausbildung, oder die gleichen Möglichkeiten und Aussichten.
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Vorurteile sind zwar menschlich, müssen aber bewusstgemacht werden, um daran zu
arbeiten.
Jugendliche haben das Recht auf ein gewaltfreies Aufwachsen, das Recht, sich sicher
zu fühlen. Jedem gebührt Respekt und Schutz. Dazu gehört nicht nur der gegenseitige
Respekt, sondern auch die passende Kommunikation. Nicht nur untereinander, auch
gegenüber Erwachsenen und anderen Bevölkerungsgruppen.

https://www.jugendrotkreuz.at/oesterreich/themen/oejrk-jugendcharta/
https://www.jugendrotkreuz.at/fileadmin/oejrk/2017/Kinderrechte/Jugendcharta_NEU
_web.jpg (Poster)
abgerufen 22. Mai 2022
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29

ORAL TEXT #11
                        „Mein Mann hat mich im Internet bestellt”

Als wir in die Straße einbogen, konnte ich die Anspannung kaum ertragen. Hier ist also mein
neues Zuhause! Wir hielten vor einem hübschen Reihenhäuschen mit blühendem Vorgarten
– ich fühlte mich wie im Traum. Eine Idylle, die ich bisher nur von Postkarten kannte.
Andererseits empfand ich mich hier auch als Fremdkörper. Und ich hatte Angst. Konnte das
gut gehen? Ein neues Leben mit einem Mann, den ich kaum kannte? Vor zehn Monaten
hatte Stefan mein Foto im Internet angeklickt – jetzt wollten wir heiraten. Ich komme aus der
Ukraine. Für diesen Mann hatte ich meine Heimat verlassen.

Warum habe ich das bloß getan? Weil mein altes Leben so trist war? Weil ich keine
Zukunftsperspektive sah? Obwohl mein Vater Arzt war, reichte das Geld kaum für das
Nötigste: eine winzige Zwei-Zimmer-Wohnung für eine Vierköpfige Familie, bescheidenes
Essen, kaum Freizeitmöglichkeiten. Noch deprimierender war die Stimmung bei uns. Viele
Männer waren arbeitslos und so frustriert, dass sie zu viel Wodka tranken. Wie sollte man da
eine Familie gründen?

Vor zehn Jahren, ich war 25, kam ich mit einer Freundin an einem Internet-Café vorbei. Sie
sagte: „Wusstest du, dass reiche deutsche Männer hübsche Ukrainerinnen wie dich suchen?
Du musst nur dein Foto ins Internet stellen, dann bist du hier weg!”
Ich fand die Idee seltsam. Die Resonanz war überwältigend.

Die meisten Männer sortierte ich sofort aus. Mir war sofort klar, dass sie nur ein schönes
Anhängsel suchten, keine gleichberechtigte Partnerin. Nur einer fiel mir positiv auf: Stefan,
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geschieden, kinderlos. Mit 45 Jahren war er eigentlich zu alt, aber er schrieb so einfühlsam.
Als gelernte Dolmetscherin konnte ich mich gleich gut mit ihm verständigen. Wir mailten uns
fast jeden Tag. Schon zwei Monate später kam er mich besuchen. Ich war aufgeregt. Stefan
war respektvoll wie in seinen Briefen. Als er mich bei einem Spaziergang liebevoll an sich
zog und küsste, fühlte ich ein angenehmes Kribbeln. An meinem Geburtstag machte mir
Stefan am Telefon einen Heiratsantrag. Ich sagte spontan Ja.

Dann begann der Kampf mit den Behörden. Für die Hochzeit brauchten wir unzählige
Dokumente, die alle beglaubigt werden mussten. Für die ganze Prozedur gab Stefan viele
hundert Euro aus. Als ich endlich in Deutschland ankam, hatte ich ein furchtbar schlechtes
Gewissen. Überhaupt war die erste Zeit nach der Hochzeit schlimm. In dem kleinen
hessischen Dorf hatte ich das Gefühl, alle würden mich anstarren. „Das ist also die
Ausländerin, die sich im Internet verkaufte”, schienen sie zu denken. Also kleidete ich mich
unauffällig, blickte zu Boden, versuchte meinen Akzent zu verbergen. Einkaufen war ein
Problem. Das riesige Angebot im Supermarkt verwirrte mich. Wenn mein Mann sagte: „Mach
doch mal Frankfurter Rippchen”, schaute ich ihn nur fragend an. Obwohl Stefan lieb zu mir
war, hörte ich manchmal doch seinen gespannten Unterton.

Nach und nach lernte ich seine Freunde kennen. Sie waren freundlich, doch mit niemandem
wurde ich wirklich warm. Ich weiß noch, wie ich nach einer Einladung zusammenbrach. Es
tat so weh, nicht dazuzugehören! Stefan sah mich fragend an, sagte: „Du darfst dich nicht
länger verstecken. Sonst werden wir beide nicht glücklich.” Da wurde mir klar: Ich musste
mich an meine Umgebung anpassen, nicht umgekehrt.
Ich versuchte, mich zu überwinden, aktiv auf die Menschen zuzugehen. Nach einem Jahr
kam unsere Tochter Jana zur Welt. Durch die Kleine freundete ich mich mit anderen Müttern
an, verstand die deutsche Mentalität immer besser. Das Schöne war: Als Eltern wuchsen
auch Stefan und ich immer enger zusammen. Heute kann ich sagen: Mein Traum vom
besseren Leben hat sich erfüllt. Das alles ist mehr, als ich erwartet habe. Und dafür bin ich
unglaublich dankbar.
                                                                    (Gekürzt) Aus: Tina 21. April 2010
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ORAL TEXT #12

                      Generation Z:
       Wer sind die Nachwuchskräfte von morgen?
      Mit der Generation Z sind die um die Jahrtausendwende geborenen Jugendlichen und jungen
      Erwachsenen gemeint. War bei der Generation Y noch von Digital Natives die Rede, so kann man
      die Generation Z zweifellos als Digital Natives 2.0 bezeichnen. Denn im Gegensatz zur
      Vorgängergeneration wurde die Gen Z schon im Kindesalter mit der digitalen Informationsflut konfrontiert,
5     weiß diese besser zu verarbeiten und ist technisch noch versierter.

      Sie kennt eine Welt ohne neue Technologien nicht. Die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt
      verwischen für die Gen Z immer mehr. Das Smartphone ist Alltagsgegenstand Nummer eins und führt auf
      schnellem Wege zu WhatsApp, Instagram & Co. Digital Natives nutzen also primär digitale Medien,
      greifen aber auch auf traditionelle Informationskanäle zurück.

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Worterklärungen:
die Nachwuchskraft,-:e                                   young talent / junior employee / trainee
zweifellos                                               undoubtedly
der Vorgänger,-                                          predecessor
versiert                                                 versed
die Grenze,-n                                            border/s
verwischen                                               to blur / smudge
Kanal,-:e                                                channel/s

Was unterscheidet die Generation Z von den Vorgängern?
      Im Vergleich zu den Millennials will die Generation Z wieder mehr Struktur im Alltag. Weg von der Work-
      Life-Balance, hin zur Work-Life-Trennung. Nach dem 9-to 5-Arbeitstag ist Freizeit angesagt – und die ist
      der Gen Z heilig. Erzählten Millennials noch stolz von Fortbildungen, um ihren beruflichen Horizont zu
      erweitern, so dreht es sich bei den Digital Natives 2.0 zum Beispiel eher um Urban Gardening oder den
15    Instagram-Channel.

      Karriere ist ein wichtiges Thema, solange sie nicht zu stark das Privatleben beeinflusst. Deshalb kommt
      für viele Z’s eine Führungsposition eher nicht infrage. Der Wunsch nach Selbstverwirklichung und freier
      Entfaltung steht für diese Generation ganz oben auf der Liste.

Worterklärungen:
der Vergleich,-e                                         comparison/s
die Trennung,-en                                         separation/s
ansagen                                                  to announce
die Fortbildung,-en                                      further education / training
erweitern                                                to expand
beeinflussen                                             to influence
die Selbstverwirklichung                                 self-realization
die Entfaltung                                           development / unfolding
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