GESCHÄFTSBERICHT 2017 - GEPFLEGT GESUND WERDEN - Klinik Barmelweid

 
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GESCHÄFTSBERICHT 2017 - GEPFLEGT GESUND WERDEN - Klinik Barmelweid
GESCHÄFTSBERICHT 2017
GEPFLEGT GESUND WERDEN
GESCHÄFTSBERICHT 2017 - GEPFLEGT GESUND WERDEN - Klinik Barmelweid
GESCHÄFTSBERICHT 2017

                                                      INHALT
                                                         Die verantwortlichen Mediziner lieben ihr Fachgebiet, schätzen
                                                         den intensiven Kontakt zu den Patientinnen und Patienten, sind
                                                         interessante Menschen und blicken immer wieder über den
                                                         beruflichen Tellerrand hinaus: Diese Chef­ärzte und der Leiter
                                                         der Schlafmedizin passen zur Barmelweid und ihren fächer-
       MIT FACHKOMPETENZ UND MENSCHLICHKEIT              übergreifenden Angeboten.
       BEGEGNET DIE BARMELWEID IHREN PATIENT­INNEN
       UND PATIENTEN. BEISPIELHAFT DAFÜR STEHEN DIE
       ÄRZTE, WELCHE DIE VERSCHIEDENEN ANGEBOTE
       VERANTWORTEN. IN DIESEM GESCHÄFTSBERICHT
                                                          4        Verwaltungsrat                                         24    Qualitätsmanagement
       STELLEN WIR SIE NÄHER VOR.
                                                          5        Direktion                                              25    Kader-Mitarbeitende

                                                          6        Jean-Paul Schmid                                       26	Aus- und Weiterbildung
                                                                                                                              auf der Barmelweid
                                                         10        Medizinisches Departement
                                                                                                                          28    Ramin Khatami
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                                                         14        Pflege / Langzeitpflege
                                                                                                                          32    Verwaltungsrat
                                                         15	Medizinische
                                                             und therapeutische Dienste                                   34    Geschäftsleitung

                                                         17        Neubau Haus A                                          36    Verein Barmelweid

                                                         18        Thomas Sigrist                                         38    Joram Ronel

                                                         22        Hotellerie und Facility                                42	Referate, Kongressbeiträge,
                                                                   Management                                                 Publikationen

                                                         23        Finanzen und Administration                            50    Kontakte
GESCHÄFTSBERICHT 2017 - GEPFLEGT GESUND WERDEN - Klinik Barmelweid
VERWALTUNGSRAT                                                                                                         DIREKTION
                     OSCAR STEHT IM ROHBAU – BARMELWEID ERFINDET SICH LAUFEND NEU                                                           DIE ZUKUNFTS-SZENARIEN WERDEN REALITÄT

                           Im Dezember 2017 hat der Rohbau unseres neuen           Beratung optimal e
                                                                                                    ­ rfolgt und dass dafür eine zent­          Die Klinik Barmelweid AG konnte ihre Pflegetage           Sein Nachfolger als Chefarzt und Geschäftsleitungs­
                           Bettenhauses die Endhöhe erreicht. Das impo­            rale Anlaufstelle vorhanden ist.                             gegenüber dem Vorjahr nochmals um 3238 auf neu            mitglied, Dr. med. Thomas Sigrist, kennt die Barmel­
                           sante, geschwungene Gebäude prägt schon jetzt                                                                        67 734 Pflegetage steigern. Dies war möglich, weil        weid bestens und garantiert die erfolgreiche
                           das Areal, und die Aussicht aus den künftigen           Der bisherige Chefarzt Psychosomatische Medizin,             die medizinischen Angebote der Barmelweid einen           Weiterführung der Pneumologie. Zusammen mit
                                                                                                                                                                                                          ­
                           ­Patientenzimmern ins Erzbachtal ist beeindruckend.     Prof. Dr. med. Roland von Känel, wurde im Sommer             sehr guten Ruf geniessen, was sich in einer weiter­       dem Chefarzt Kardiologie, Prof. Dr. med. Jean-Paul
                           Im Verlaufe des Jahres 2018 erfolgen nun der Innen­     2017 vom Spitalrat als ordentlicher Professor für            hin hohen Zuweisung von Patientinnen und Patien­          Schmid, hat er Mitte Jahr auch die Leitung des
                           ausbau sowie die Suche und Anstellung des ­n ötigen     Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie sowie für Psycho­          ten niederschlägt. Zudem haben wir weitere                ­Departements Innere Medizin übernommen.
                           Personals, damit wir 2019 starten können. Bereits im    somatik an die Universität Zürich berufen und                ­P flegeheimbetten zugunsten von Klinik­b etten um­
                           Januar 2018 wurden drei Parkgeschosse für die           zum Direktor der entsprechenden Klinik am Uni­               gewandelt. Sowohl die Klinik Barmelweid AG als            Therapie, Beratung und Diagnostik haben seit je
                           ­Mitarbeitenden in Betrieb genommen.                    versitätsspital Zürich ernannt. Er verlässt die Klinik       auch die Pflegezentrum Barmelweid AG schliessen           ­einen hohen Stellenwert an der Klinik Barmelweid.
                                                                                   Barmelweid unter Verdankung seiner geleisteten               aufgrund der hohen Auslastung wie geplant mit             Mit der organisatorischen Zusammenfassung und
                           Bauliche Erneuerung im vollen Gange                     Dienste. Am 16. November 2017 wählte der Verwal­             ­einem positiven Jahresergebnis ab.                       Bildung eines neuen Bereichs erhalten diese An­
                           Dass die Barmelweid aus eigener Kraft neu bauen         tungsrat mit Dr. med. Joram Ronel den neuen                                                                            gebote das nötige Gewicht im betrieblichen Alltag.
                           kann, verdankt sie ihrer guten und kosteneffizienten    C hefarzt Psychosomatische Medizin, der mit sei­
                                                                                   ­                                                            Bauen bei Vollbetrieb                                     Als Leiter des neu geschaffenen Bereichs MTD hat
                           Betriebsführung und einer sehr hohen Nachfrage          nem Profil für Kontinuität und Weiterentwicklung             Nachdem in den letzten beiden Jahren die Infra­           Frans Hollander ab April auch Einsitz in die
                           ihrer Leistungen. Zu den zentralen betrieblichen        steht.   Der   46-jährige   Mediziner    leitete   als       struktur rund um die Klinik erneuert wurde, hatte         ­Geschäftsleitung genommen.
                           Eckwerten eines Spitals gehört der Ertrag. Nach         ­g eschäftsführender Oberarzt seit 2009 die psycho­          2017 der Bau des neuen Bettenhauses höchste
                           Abzug aller Personal- und Sachaufwendungen soll­        somatische Station der Klinik für Psychosomatische           ­Priorität. Neben den vielen baulichen Fragestellun­      Trägerverein unterstützt
                           te genug übrig bleiben, um die notwendigen An­          Medizin und Psychotherapie in München. Er verfügt            gen, die ein komplexes Gebäude dieser Dimension           Barmelweid
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                           lagen und Anschaffungen eines modernen Spitals          über den Facharzttitel Psychosomatische Medizin              mit sich bringt, waren vor allem auch logistische         Der Trägerverein Barmelweid um­
                           langfristig   zu   finanzieren   beziehungsweise   zu   und Psychotherapie sowie Innere Medizin und hat              Herausforderungen zu meistern. Musste doch die            fasst knapp 3000 Mitglieder und
                           refinanzieren. Viele Spitäler erreichen die nötige­
                           ­                                                       daneben die Zusatzbezeichnungen Psychoanalyse                Zufahrt zur Klinik, die einzig und allein über die        unterstützte die Barmelweid im
                           Marge nicht.                                            (auch Gruppenpsychoanalyse) und Notfallmedizin               s chmale Rotholzstrasse erfolgen kann, jederzeit
                                                                                                                                                ­                                                         Jahr 2017 mit über 100 000 Franken.
                                                                                   erworben.                                                    g ewährleistet sein. Bauen bei Vollbetrieb fordert
                                                                                                                                                ­                                                         Vor allem die vier Fonds des V
                                                                                                                                                                                                                                       ­ ereins
                                     Die betrieblichen Ergebnisse der letzten                                                                   von allen Involvierten starke Nerven, viel Geduld         haben dies ermöglicht. Sie werden
                                     Jahre erlauben uns, unsere Infrastruktur,     Der Verwaltungsrat dankt der Führungscrew unter              und Verständnis. So waren vor allem die Kader­            immer wieder mit gross­
                                                                                                                                                                                                                                zügigen
                                     unsere Einrichtungen und damit die Qua­       Beat Stierlin sowie allen Mitarbeitenden für den             mitarbeiterinnen und -mitarbeiter gefordert, Kon­         Spenden und Legaten von Mit­
                                     lität der Behandlung stets den Bedürfnis­     grossen Einsatz im vergangenen Jahr. Unser Erfolg            zepte und Szenarien für die Zukunft auszuarbeiten,        gliedern oder ehemaligen Patien­
                                     sen der Zeit und der Patientinnen und         und das Wohl der Patientinnen und Patienten liegt            sich um bauliche Belange zu kümmern und gleich­           tinnen und Patienten bedacht.
                                     Patienten anzupassen. Darauf sind wir         in den Händen der grossen Schar unserer Barmel­              zeitig die hohe Behandlungsqualität der Barmel­
                                     stolz.                                        weid-Mitarbeitenden.                                         weid zu gewährleisten. Dieser Spagat wurde von            Dank
                                                                                                                                                                                                                                                                   Beat Stierlin, CEO
                                                                                                                                                den   Mitarbeitenden    der   Barmelweid       äusserst   Ich danke allen, die sich im Jahr 2017 für die Barmel­
                                     Personelle Erneuerung schreitet voran                                                                      e rfolgreich bewältigt. Die hohe Auslastung, die
                                                                                                                                                ­                                                         weid eingesetzt haben: den zuweisenden Ärzt­innen
                                     und Dank den Abtretenden                                                                                   ­g uten Jahresergebnisse und die hohe Patienten­          und Ärzten, die uns ihre Patientinnen und Patienten
                                     Auftrag erfüllt: Mitte 2017 ist der seiner­                                                                zufriedenheit sind deutliche Indizien dafür.              anvertrauen, dem Verwaltungsrat und dem ­Vorstand
                                     zeitige Laurenzenbad-Präsident, Rechts­                                                                                                                              für ihre umsichtige, strategische Steuer­
                                                                                                                                                                                                                                                  ung, den
                                     anwalt Beat Hunziker, aus Verwaltungsrat                                                                   Personelle und organisatorische Veränderungen             ­Mitgliedern des Vereins Barmelweid für ihre Unter­
                           und Vorstand zurückgetreten. Wir danken ihm für                                                                      Nach 30 Jahren, davon über 25 Jahre in der                stützung, den Kolleginnen und Kollegen aus der
Dr. Daniel Heller
Präsident Verwaltungsrat   seinen Beitrag zur Integration des Pflegezentrums                                                                    Geschäftsleitung, beendete Dr. med. Martin Frey
                                                                                                                                                ­                                                         Geschäftsleitung sowie den Mitarbeiter­
                                                                                                                                                                                                          ­                                     innen und
                           und zum Gedeihen der Klinik. Neu in der Geschäfts­                                                                   Ende Mai 2017 sein erfolgreiches Wirken auf der           Mitarbeitern für ihren grossartigen Einsatz.
                           leitung ist Frans Hollander als Leiter der medizini­                                                                 Barmelweid. Seine grossen Verdienste für die Pneu­
                           schen und thera­p eutischen Dienste (MTD). Mit die­                                                                  mologie und für die Klinik wurden anlässlich des gut
                           sem neu geschaffenen Bereich will die Klinik                                                                         besuchten Kolloquiums mit namhaften Kolleginnen
                           sicherstellen, dass die Planung von Therapien und                                                                    und Kollegen aus der ganzen Schweiz gewürdigt.
GESCHÄFTSBERICHT 2017 - GEPFLEGT GESUND WERDEN - Klinik Barmelweid
30 Minuten Bewegung, an den meisten Tagen der
                                                                        ­Woche – mindestens. Das sind die offiziellen Empfeh­
                                                                        lungen für Herzpatientinnen und Herzpatienten. Jean-
                                                                        Paul Schmid, Chefarzt der Kardiologie in der Barmel­
                                                                        weid, mag solche Dogmen nicht. «Viele Leute schrecken
                                                                        starre Regeln ab. Daher sollte man körperliche Aktivität
                                                                        schlicht in seinen Alltag einbauen.» Also führen wir un­
                                                                        ser Gespräch nicht auf bequemen Stühlen im Chefarzt-
                                                                        Büro, sondern begeben uns auf einen S
                                                                                                            ­ paziergang. Wir
                                                                        wählen einen der zahlreichen N
                                                                                                     ­ aturwanderwege, die zur
                                                                        Klinik gehören und teilweise mehrere Kilometer durch
                                                                        den Wald führen – ein natürliches Fitnesscenter, direkt
                                                                        vor den gläsernen Kliniktüren. Wir kommen an satten
                                                                        grünen Wiesen vorbei, Kies knirscht unter Jean-Paul
                                                                        Schmids braunen Lederschuhen. Am Horizont ­zeichnet
                                                                        sich schwach die weiss gepuderte Alpenkette ab.

                                                                        Der gebürtige Walliser arbeitet seit Anfang 2017 als
                                                                        Chefarzt der Kardiologie und Co-Leiter Innere Medizin
                                                                        in der Barmelweid. Zuvor war er im Inselspital Bern und
                                                                        später im Berner Spital Tiefenau tätig. Er habilitierte auf
                                                                        dem Gebiet der kardialen Rehabilitation. Als er die
                                                                        Möglichkeit sah, als Chefarzt in die Barmelweid zu kom­
                                                                        men, zögerte er erst. Dass ihm die Klinik gefiel, das
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                                                                        wusste er von einzelnen Veranstaltungen und Besuchen.
                                                                        Doch es gab einen Haken: seine Wohnsituation. Jean-
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                                                                        Paul Schmid wohnt mit seiner Frau am ­Thunersee, was
                                                                        einen täglichen Arbeitsweg von bis zu vier Stunden be­
                                                                        deutet hätte. «Ich wägte ­lange ab.» Schliesslich sagte er
                                                                        zu. Den Ausschlag gaben das neue Tätigkeitsfeld, das
                                                                        Renommee der ­Klinik – und die Stadt Aarau.

                                                                        Jean-Paul Schmid kannte Aarau kaum. «Als ich zum ers­
                                                                        ten Mal mit meiner Frau durch die Stadt schlenderte,

            SEIN HERZ SCHLÄGT                                           merkte ich, dass ich mich hier wohlfühlen ­würde.» Im
                                                                        Dezember 2016 bezog er eine Wohnung in der ­Altstadt.
                                                                        Diesen Schritt erleichtert hat ihm die Tatsache, dass sei­

            FÜR DIE NEUE HEIMAT
                                                                        ne 22- und 24-jährigen Töchter seit Kurzem nicht mehr

                                                                                     Ich mag die Lage und die
            Jean-Paul Schmid, Chefarzt der Kardiologie und Co-­Leiter
                                                                                     ­A bgeschiedenheit der Klinik.
            Innere Medizin, ist kein Freund von festen Dogmen.
            Er mag die Energie der Natur. Und seit Kurzem auch die
                                                                        zu Hause leben. Ebenso, dass seine Frau, die als Psycho­
            Stadt Aarau und ihre vielfältige Kultur.                    login und Heilpädagogin a
                                                                                                ­ rbeitet, in Aarau alle paar
                                                                        Wochen unterrichtet. Am Wochenende fährt Jean-Paul
                                                                        Schmid dann gerne zurück an den Thunersee.
                                                                        Die Sonne lässt die orangen Herbstblätter des Waldes
                                                                        leuchten. Es riecht nach den Pfauenziegen der Klinik
                                                                        Barmelweid, die hier in der Nähe grasen. Wie fühlt sich
GESCHÄFTSBERICHT 2017 - GEPFLEGT GESUND WERDEN - Klinik Barmelweid
«Vision ist vielleicht ein zu grosses Wort. Ich möchte den
                                                                                                                                                                                                           Menschen schlicht ans Herz legen, dass sie sich fit hal­
                                                                                                                                          Ärzte sind in den Ausbildungsjah­                                ten. Man muss nicht Extremsportler sein, es reichen
                                                                                                                                                                                                           kleine Einheiten.» So wie dieser Spaziergang rund um
                                                                                                                                          ren WandervögelMulabemque ac                                     die Barmelweid.
                                                                                                                                          o unimmorei faccit. Ahaet coene
                                                                                                                                          noc, qua modiere tortem.
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                                                                                                                                                                                                         BIOGRAFIE

                   dieser Wechsel an, von den urbanen Spitälern in Bern       das Vertrauen in den Körper langsam wieder aufgebaut.         Der Wanderweg fällt nun langsam ab. Schon sieht man            Der gebürtige Walliser Jean-Paul Schmid studierte in
                   in diese üppige Naturkulisse der B
                                                    ­ armelweid? «Ich mag     Durch intensive körperliche Ausdauer- und Muskel­             die Klinik durch die Bäume. Man hört, wie ein Bus star­        Lausanne. Er besitzt die Facharzttitel Allgemeine
                   die Lage und die Abgeschiedenheit der Klinik», sagt        trainings, durch die richtige medikamentöse Behand­           tet, um zurück in die Stadt zu fahren. Jean-Paul Schmid        I­nnere Medizin und Kardiologie. Von 2000 bis 2013 war
                   Jean-Paul Schmid. «Ich g
                                          ­ laube, das trägt zur herzlichen   lung. Und durch die Vermittlung davon, wie wichtig ein        ist ein passionierter Benutzer des öffentlichen Verkehrs       er Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Kardiologie
                   Atmosphäre der ­
                                  Barmelweid bei.» Und er mag es,             ­gesunder Lebensstil ist: mit regelmässiger Bewegung,         – mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass er nicht bis            des Inselspitals Bern und stellvertretender Leiter der
                   mitten in der Natur zu arbeiten. In der Freizeit ent­
                   ­                                                          gesundem Essen, Entspannung. So, dass sich die Pati­          spät in die Nacht arbeiten kann. Um 20.09 Uhr fährt der        ambulanten kardialen Rehabilitation. Seit 2006 ist
                   spannt er sich gerne beim Wandern oder Velofahren.         entinnen und Patienten langsam wieder wohl in ihrer           letzte Bus in die Stadt. Er sagt: «Ich bin heute eindeutig     Jean-Paul Schmid auch Vorstandsmitglied der Schwei­
                                                                              Haut fühlen – und das Herz wieder seinen Rhythmus             aktiver neben meinem Job.» Wegen der festen Arbeits­           zerischen Arbeitsgruppe für kardiale Rehabilitation
                                                                              ­findet.                                                                                                                     (SAKR) und amtete von 2014 bis 2016 als deren Präsi­
                                                                                                                                            zeiten. Aber auch, weil die Stadt eine neue Dimension
       Hier wird das Vertrauen in den Körper                                                                                                in seinen Alltag bringt: «Aarau hat ein reiches kulturel­
                                                                                                                                                                                                           dent. Von 2006 bis 2016 war er auch Vorstandsmitglied
                                                                                                                                                                                                           des Bereichs «Cardiac Rehabilitation» der «European
       langsam wieder aufgebaut.                                              Herzerkrankungen treffen die Menschen oft überra­
                                                                              schend. «Es macht Angst, wenn ein solch zentrales
                                                                                                                                            les Leben. Das schätze ich sehr.» So findet man den Arzt
                                                                                                                                            auch mal an einem Abend im Kiff oder bei e
                                                                                                                                                                                     ­ inem Rund­
                                                                                                                                                                                                           Association for Preventive Cardiology EACP» und von
                                                                                                                                                                                                           2012 bis 2014 deren Präsident. Aktuell ist er Vorsitzen­
                                                                              Organ plötzlich schwächelt», sagt Jean-Paul Schmid.
                                                                              ­                                                             gang durchs Kunsthaus oder das Stadtmuseum.
                                                                                                                                                                                                           der des Programmkomitees der Jahresversammlung
                   Wenn das Wetter gut ist und kein anderer Termin            Herzkrankheiten können darum auch psychische                  Jean-Paul Schmid kommt gut alleine zurecht, aber ein
                                                                                                                                                                                                           der EAPC («EuroPrevent»). Er arbeitet überdies als
                   ­ansteht, radelt er auch mal morgens mit dem Fahrrad in    ­Spuren h
                                                                                      ­ interlassen – von nicht abklingender Ängstlich­     Einzelkämpfer ist er nicht. Er ist seit Jahren eingebettet
                                                                                                                                                                                                           Gutachter für wissenschaftliche Fachorgane und Zeit­
                   die Klinik.                                                keit bis zur posttraumatischen Belastungsstörung. Mit         in nationalen und internationalen Fachgremien.
                                                                                                                                                                                                           schriften.
                                                                              der Therapie dieser Folgen befasst sich die Psychokar­
                   Die Patientinnen und Patienten kommen nach der Ope­        diologie, die in der Barmelweid ab 2019 angeboten             Wir stehen wieder vor dem Haupteingang der Klinik.             Jean-Paul Schmid ist verheiratet und Vater zweier
                   ration aus verschiedenen Herzzentren zu Jean-Paul          werden soll.                                                  Ziemlich genau 30 Minuten hat der Spaziergang                  erwachsener Töchter. Er lebt in Aarau und Thun.
                   Schmid in die kardiovaskuläre Rehabilitation. Hier wird                                                                  ­gedauert. Jean-Paul Schmids Visionen für die Zukunft?
GESCHÄFTSBERICHT 2017 - GEPFLEGT GESUND WERDEN - Klinik Barmelweid
MEDIZINISCHES DEPARTEMENT
          Παντα ρει (PANTA RHEI):                                                                                                    MIT BEHARRLICHKEIT ZUM LANGFRISTIGEN ERFOLG
          DIE WELT BERUHT AUF EWIGEM WERDEN UND VERGEHEN

              Pulmonale               Pneumologie                Internistische                                                          Kardiovaskuläre          Geriatrische             Geriatrie
              Rehabilitation          akut                       Rehabilitation                                                          Rehabilitation           Rehabilitation           akut

              Panta rhei ist ein geflügeltes Wort. Es wird auf den           Trotz Schiffsumbau ist die Besatzung konstant               Arteriosklerose bezeichnet die langsam fortschrei­            Ärzten und Physiotherapeutinnen soll ehemaligen
              altgriechischen Philosophen Heraklit zurückgeführt             Chefarztwechsel, Neubau und viele Projekte belas­           tende Verstopfung verschiedener Gefässe. Sie ist              Patientinnen und Patienten helfen, den herz­
              (520–460 v. Chr.). Eine direkte Überlieferung ­b esteht        ten den Alltag: Besonders im Stockwerk der all­             eine Erkrankung, welche stark von Umwelteinflüssen            gesunden Lebensstil weiterzuführen.
              nicht; über bekannte Philosophen wie Platon und                gemeinen Pneumologie gab es viele Umbau­                    und Lebensstil geprägt ist. Von der Krankheit
              dessen Schüler Aristoteles wurde es rund 1000                  arbeiten zu bewältigen. So stand unter dem Projekt          b etroffen sind die Herzkranzgefässe, welche das
                                                                                                                                         ­                                                             Geriatrie: Entscheidungen gemeinsam treffen
              ­Jahre später von Simplikios (490–460 n. Chr.) erst­           «Lean Management» einiges an Wechsel und                    Herz selber mit Blut und Sauerstoff versorgen, das            Die Zeiten, in denen der Arzt oder die Ärztin allein
              malig schriftlich dokumentiert. In der Antike wurde            Veränderung auf den Stationen an. Es mussten
                                                                             ­                                                           hirnzuführende Gefässbett, aber auch die Nieren-              bestimmt hat, was und wie behandelt werden soll,
              das «Sein» mit einem Fluss verglichen. Noch heute              neue Möglichkeiten der (Zusammen-)Arbeit eva­               oder Beinarterien. Natürlich spielt auch die persön­          sind längst vorbei. Heutzutage wird im Sinne einer
              ist   die   Metapher   unverändert    gültig   –    eine       luiert und teilweise auch wieder verworfen werden.          liche Veranlagung oder Vererbung eine Rolle, aber             partnerschaftlichen Entscheidungsfindung gemein­
              M etapher, welche die Veränderung symbolisiert.
              ­                                                              Zuweilen konnte sich so die Besatzung nicht immer           diese sind bekanntlich nicht zu beeinflussen.                 sam mit den Betroffenen entschieden. Bei unseren
              Diese Symbolik gilt auch für die Pneumologie.                  auf einer ruhigen Flussfahrt wähnen, sondern hatte                                                                        Patientinnen und Patienten in der Geriatrie, welche in
              ­L assen Sie sich auf diesen Fluss des vergangenen             durchaus Strudel und Stromschnellen zu bewäl­               Bei den Patientinnen und Patienten, welche auf der            der Regel an über fünf behandlungsbedürftigen
              Jahres mitnehmen.                                              tigen. Ab und zu kam sogar das Gefühl auf, in einen         Barmelweid in Behandlung sind, analysieren und                Erkrankungen leiden, ist dies besonders wichtig.
                                                                                                                                                                                                       ­
                                                                             Wasserfall geraten zu sein. Trotz all dieser Unruhe         besprechen wir die Faktoren, die zu einem akuten              Denn der gut gemeinte Ansatz, auch bei hochbetag­
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              Der stete Strom                                                stellen wir eine erfreuliche Stabilität in der Besat­       Ereignis oder einer Operation geführt haben. ­Dabei           ten Menschen alles abklären und therapieren zu
              unserer Patientinnen und Patienten                             zung der Pneumologie fest. Einzig auf Oberarzt­             erörtern wir Sinn und Wirkung der medikamentösen              ­w ollen, führt oft nicht zu mehr Gesundheit, sondern
              Unverändert zu den vergangenen Jahren hat uns                  ebene ergaben sich Wechsel: Matthias Herrmann               Therapie, die Wichtigkeit einer gesunden Ernäh­               zu zusätzlicher Belastung und Destabilisierung.
              der Strom der Patientinnen und Patienten und                   setzt nach langjähriger Mitarbeit bei uns seine             rung, die Rolle der körperlichen Bewegung oder
              u nserer Zuweisenden getragen. Sei dies in der
              ­                                                              Laufbahn in der Pneumologie im Universitätsspital           andere Verhaltensmassnahmen.                                  Gerade bei gebrechlichen und multimorbiden
              ­p ulmonalen und internistisch-onkologischen Reha­             Basel fort. Neu konnten wir Luzia Baumeler, Astrid                                                                        Menschen gilt es, gemeinsam – unter Umständen
              bilitation, sei dies in der akuten oder der ambu­              Ullmann und Janko Rakic als Oberärztinnen und               Mit Ausdauer zum herzgesunden Lebensstil                      auch mit deren Angehörigen – Prioritäten zu s­ etzen.
              lanten Medizin: Unsere Leistungen waren im selben              Oberarzt Pneumologie und Innere Medizin an Bord             Die Frage nach dem «Wielange» beschäftigt die Pa­             Welches sind die Probleme, unter denen sie wirklich
              Masse gefragt. Dies bestätigt die Tatsache, dass               willkommen heissen.                                         tientinnen und Patienten dabei stark. Jemand, der             leiden oder die in absehbarer Zukunft zu vermehr­
              unsere Angebote die Anforderungen bezüglich                                                                                sich vor einem Ereignis «gesund» gefühlt hat und              tem Leiden führen können? Dies ist nicht immer
              Wirksamkeit,     Zweckmässigkeit     und   Wirtschaft­         Dank                                                        während des Rehabilitationsaufenthalts täglich neu            ­einfach zu beantworten. Daher formulieren wir im
              lichkeit erfüllen.                                             Als neuer Kapitän freue ich mich, das Ruder in die          fünf   Medikamente      einnehmen         muss,   hat         Rahmen unserer Eintrittsgespräche gemeinsame
                                                                             Hand nehmen zu dürfen. Wir werden selten stehen­            verständlichen Respekt vor einer lebenslangen
                                                                                                                                         ­                                                             Behandlungsziele und diskutieren mit den Be­
              Wechsel des Kapitäns
                                                                             des und ruhiges Gewässer antreffen. Ich bin aber            ­Einnahme all dieser Substanzen. Einige der Medi­             troffenen die therapeutischen Optionen und die
              Mit der Metapher eines Schiffes, welches auf dem
                                                                             überzeugt, dass wir mit diesem Team alle Heraus­            kamente kann man glücklicherweise nach sechs bis              daraus entstehenden Konsequenzen. So passen wir
              Strom fährt, kann die Pneumologie der Klinik
                                                                             forderungen sicher meistern werden.                         zwölf Monaten absetzen. Verhaltensänderungen                  uns den Eigenheiten und Möglichkeiten der Patien­
              ­Barmelweid verglichen werden. Die Steuerung hat
                                                                                                                                         allerdings müssen beharrlich und langfristig um­              tinnen und Patienten an. Denn die individuellen
              Dr. med. Martin Frey jahrelang innegehabt und das              Ich danke allen, die im Jahr 2017 der Pneumologie
                                                                                                                                         gesetzt werden. Wie ein Sportler, der sich über               ­Z iele sind so unterschiedlich, wie es die Menschen
              Schiff sicher    durch die teilweise       turbulenten         und der Klinik Barmelweid ihr Vertrauen geschenkt
                                                                                                                                         Jahre weiterentwickelt und in dem, was er tut,
                                                                                                                                         ­                                                             sind. Mit unserem Wissen und unserer Erfahrung
              ­Gewässer gesteuert. Unter dem Titel «Ein (Berufs-)            haben: unseren Patientinnen und Patienten sowie
                                                                                                                                         immer besser wird. Dies ist eine grosse Heraus­
                                                                                                                                         ­                                                             stehen wir ihnen bei und begleiten sie – wie der
              Leben für die Pneumologie» verabschiedeten sich                den zuweisenden Ärztinnen und Ärzten. Den Mit­
                                                                                                                                         forderung, und vor Rückschlägen ist man nicht                 Lotse den Kapitän in unbekannten Gewässern.
              Weggefährt­
                        innen und Weggefährten am 18. Mai                    arbeitenden danke ich für ihren grossartigen
                                                                                                                                         ­g efeit. Dabei kann der regelmässige Besuch einer
              2017 anlässlich einer Veranstaltung von ihm. Die               Einsatz und der Geschäftsleitung sowie dem
                                                                             ­
                                                                                                                                         der vielen unter der Schirmherrschaft der Schweizer           Prof. Dr. med. Jean-Paul Schmid
              Teilnahme zahl­reicher Gäste und die spannenden                ­Verwaltungsrat für ihre Unterstützung.                                                                                   Chefarzt Kardiologie
                                                                                                                                         Herzstiftung organisierten «Herzgruppen» unter­
              Referate von der Vergangenheit bis in die Zukunft                                                                                                                                        Co-Leiter Departement Innere Medizin
                                                                                                                                         stützen. Die Barmelweid selbst organisiert mit dem
              zeigten den Dank gegenüber Martin Frey. Im Juni
                                                                             Dr. med. Thomas Sigrist                                     gleichen Ziel den «Auffrischungstag». Der unkom­
              konnte er die Pensionierung antreten. Er bleibt uns            Chefarzt Pneumologie                                        plizierte Austausch während einer Wanderung mit
              aber erfreulicherweise als Konsiliararzt erhalten.             Co-Leiter Departement Innere Medizin
GESCHÄFTSBERICHT 2017 - GEPFLEGT GESUND WERDEN - Klinik Barmelweid
WENN SICH NACHTS DIE BEINE SELBSTSTÄNDIG MACHEN                                                                        DETEKTIVARBEIT – PSYCHISCHE EINSCHRÄNKUNGEN
                                                                                                                                 SCHLIESSEN EINE SOMATISCHE STÖRUNG NICHT AUS

                                                                                                                                     Psychosomatische Medizin /                     Psychiatrie /
              Schlafmedizin                              Epileptologie                                                               Psychosomatische Rehabilitation                Psychotherapie

              Es war zum Verrücktwerden, das ging nun schon ein          im 17. Jahrhundert beschrieben, ist aber erst seit          Die knapp 80-jährige Patientin Frau B. wurde uns w
                                                                                                                                                                                      ­ egen         Dazu kam ein vermehrter Drang zum W
                                                                                                                                                                                                                                       ­ asserlösen in
              halbes Jahr so. Immer wenn Frau F. abends müde             etwa 35 Jahren als eigene Krankheit mit wirkungs­           Ohnmachtsanfällen, starker Müdigkeit und zunehmen­              der Nacht. Im sogenannten Orthostase-Versuch,
              ins Bett gehen und einschlafen wollte, fing es an:         vollen Therapiemöglichkeiten bekannt. Auch wir              den Problemen mit dem Wasserlösen durch ihren                   ­einem standardisierten, aber einfach durchzuführen­
              Ein    plötzliches,   unangenehmes    Unruhegefühl         auf der Barmelweid diagnostizieren und thera­               Hausarzt zur psychosomatischen Behandlung zugewie­              den Test zur Untersuchung von unklaren Blutdruck­
              schlich sich in die Beine, erst leicht, dann immer         pieren pro Jahr weit über 100 Fälle mit RLS. Oft sind       sen. Bisher konnte für die seit 15 Jahren ­bestehenden          schwankungen, kam es beim Lagewechsel vom Liegen
              stärker werdend und schliesslich kaum auszuhalten.         Frauen im höheren Alter betroffen, eine familiäre           Symptome trotz vieler Untersuchungen keine Ursache              zum Stehen zuerst zu einem heftigen Anstieg des Blut­
              Es fühlte sich wie ein Ziehen, manchmal wie ein            Häufung ist in vielen Fällen offensichtlich.                gefunden werden. So kam die Vermutung auf, die                  drucks, der nachfolgend stark abfiel, ohne dass der
              Krampf an, oft mit einem Kribbeln, manchmal sogar                                                                      Beschwerden könnten «psychischer N
                                                                                                                                     ­                                ­ atur» sein. Im­              Puls dabei anstieg.
              mit Schmerzen verbunden. Liegen bleiben war                Eine neurologische Erkrankung                               merhin hatte sie während der letzten Jahre ihren kürz­
              u nmöglich, das Unruhegefühl zwang sie zum
              ­                                                          Das RLS kann meist einfach durch die Anamnese               lich verstorbenen Ehemann rund um die Uhr gepflegt.             Dysautonomie: eine sehr seltene Erkrankung
              Aufstehen. Massieren der Beine oder kaltes Ab­
              ­                                                          diagnostiziert werden, in komplizierten oder un­            Jahrelang konnte deshalb Frau B. nachts kaum mehr als           Dieses Verhalten von Blutdruck und Puls ist typisch für
              duschen half nur wenig, denn das Unruhegefühl              klaren Fällen ist eine Schlaflaboruntersuchung              drei Stunden am Stück schlafen.                                 eine sehr seltene Erkrankung des autonomen Nerven­
              kehrte nach wenigen Minuten zurück und trieb sie           ­n ötig. Das RLS ist eine neurologische Erkrankung,                                                                         systems. Während Jahren gehen dabei Nervenzellen
              aus dem Bett. Nur Herumlaufen, oft bis tief in die         das Unruheempfinden und der Bewegungsdrang                  Sorgfältige Erhebung der Krankengeschichte                      zugrunde, die Noradrenalin produzieren. Dieses Hor­
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              Nacht, schaffte etwas Linderung. Erst als die Beine        entstehen im Gehirn oder im Rückenmark, selten              Mit einer sorgfältigen Erhebung der Kranken­geschichte          mon ist wichtig für die normale Regulation des Blut­
              nach Stunden ruhiger wurden, fand sie etwas Schlaf.        auch in den Beinnerven. Die Muskeln oder die                im Arzt-Patienten-Gespräch kann bei mindestens                  drucks und weiterer Körperorgane wie der Harnblase.
                                                                         Durchblutung hingegen sind in Ordnung. Typisch              80 Prozent der Patienten die richtige ­Dia­gnose gestellt       Häufig sind die Betroffenen müde. Diese sogenannte
              Selbst der Partner findet keine Ruhe mehr                  ist, dass die Beschwerden ausschliesslich abends            werden. Am besten gelingt dies, wenn integrativ bio­            «Reine Dysautonomie» liess sich im Labor bestätigen.
              Dass sich sogar im Schlaf die Beine weiterbeweg­           oder nachts auftreten. Die Ursachen des RLS sind            logische, psychische und soziale Faktoren untersucht
              ten, weiss sie nur von ihrem Partner. Er verliess          vielfältig und bedürfen einer genauen Abklärung.            werden. Dieser «biopsychosoziale» Ansatz wurde vor              Kein «Entweder-oder» – sondern ein
              ­regelmässig das gemeinsame Bett, um etwas Ruhe            Es gibt vererbte (genetische) Fälle, Fälle aufgrund         40 Jahren von George Engel, einem renommierten                  «Sowohl-als-auch»
              zu finden. Tagsüber war alles in Ordnung – bis auf         von Eisenmangel oder aufgrund von Neben­                    ­Internisten und Psycho­analytiker, in der Fachzeitschrift      Psychosomatische Medizin ist häufig Detektivarbeit
              eine unendliche Müdigkeit wegen des Schlaf­                wirkungen von Medikamenten, am häufigsten durch             «­
                                                                                                                                      Science»   vorgestellt.   Für   eine   biopsychosoziale        und deshalb so spannend. Mithilfe der biopsycho­
              mangels. Niemand wusste Rat, alle Untersuchun­             Antidepressiva. Auch bei schwangeren Frauen kann            ­Anamnese reicht eine 10-­Minuten-Medizin nicht aus.            sozialen Anamnese war es bei Frau B. möglich, medizi­
              gen beim Arzt waren unauffällig. Einzig der Eisen­         ein RLS auftreten, das unmittelbar nach der Geburt          Doch eine ausführliche Erhebung der Krankenge­                  nisch «unklare» Beschwerden auch nach Jahren noch zu
              wert im Blut und der Eisenspeicherwert im Körper           wieder verschwindet. Oft liegen mehrere Faktoren            schichte wird von Patien­tinnen und Patienten geschätzt,        «klären». Zusammenfassend zeigten sich e
                                                                                                                                                                                                                                            ­inerseits
              (Ferritin) waren sehr niedrig. Eine Eiseninfusion hat      gleichzeitig vor. Selten hingegen wird ein RLS durch        da sie sich ernst genommen fühlen, und gleichzeitig             emotionale Belastungen und eine depressive Störung.
              das Problem schliesslich gelöst, die Beine wurden          einen Tumor im Gehirn oder im Rückenmark ver­               können hohe Kosten für das Gesundheitssystem ver­               Andererseits wurden Auffälligkeiten deutlich, welche
              rasch ruhiger, Frau F. konnte endlich wieder               ursacht.                                                    mieden werden.                                                  über die psychopathologische Diagnose hinausgingen.
              ­s chlafen.                                                                                                                                                                            Als Resultat zeigte sich eine von psychischen Faktoren
                                                                         Die Behandlung des RLS ist glücklicherweise gut:            Positive Lebenseinstellung, aber dennoch belastet               unabhängige Regulations­störung eines sehr wichtigen
              Ruhelose Beine sind häufig –                               Entweder findet man eine eindeutige Ursache und             Im Interview wirkte die Patientin einerseits müde und           Stresshormons.
              vor allem bei Frauen                                       behandelt beispielsweise einen Eisenmangel, oder            im Denken auf die Beschwerden im Alltag eingeengt.
              Was Frau F. so eindrücklich erlebt hat, kennen wir         man setzt bestimmte Medikamente ein, soge­                  Andererseits imponierte Frau B. als sehr vife Persön­           Der Verzicht auf ein diagnostisches «Entweder-oder»
              Schlafmediziner als Syndrom der unruhigen Beine,           nannte dopaminerge Substanzen, Antiepileptika               lichkeit mit einer positiven Lebenseinstellung – wobei          ist für die moderne Psychosomatische Medizin zentral.
              auf Englisch «Restless Legs» oder besser «Restless         oder andere. Ziel der Behandlung ist immer, den             Momente tiefer Trauer über den Verlust ihres Ehe­               Ein interdisziplinäres und integratives «Sowohl-als-
              Limbs Syndrome» (RLS), da nicht nur die Beine,             un­
                                                                           a ngenehmen Bewegungsdrang zu lindern und                 mannes deutlich spürbar waren und klinisch eine leicht          auch» ermöglicht eine mehrdimensionale Perspektive
              ­s ondern auch die Arme betroffen sein können. Das         wieder einen normalen Schlaf herzustellen.                  bis mittelgradige Depression diagnostiziert wurde.              und kann helfen, die traditionellen Gräben zwischen
              RLS ist eine häufige Erkrankung, etwa fünf Prozent                                                                     Hellhörig machte allerdings die Schilderung der                 Soma und Psyche weiter zu verringern.
              der Bevölkerung leiden darunter und haben d
                                                        ­ eshalb         Prof. Dr. med. Ramin Khatami
                                                                                                                                     «­Anfälle» mit Schwindel und nachfolgender Ohnmacht,            Dr. med. Joram Ronel
              massive Schlafstörungen. Das RLS wurde erstmals            Leitender Arzt Schlafmedizin                                die mehrheitlich bei Positionswechseln auftraten.               Chefarzt Psychosomatische Medizin
GESCHÄFTSBERICHT 2017 - GEPFLEGT GESUND WERDEN - Klinik Barmelweid
PFLEGE / LANGZEITPFLEGE                                                                                           MEDIZINISCHE UND THERAPEUTISCHE DIENSTE
                         ANSPRUCHSVOLLE AUSGANGSLAGE ALS ANSPORN FÜR ENTWICKLUNGEN NUTZEN                                                  NEUE STRUKTUR IM DIENSTE DER PATIENTINNEN UND PATIENTEN

                             Das Jahr 2017 startete für die Pflege unter sehr        Leider hat uns unsere langjährige stellvertretende        Es tut sich viel auf der Barmelweid, nicht nur               In der Nikotinberatung sind wir
                             ­a nspruchsvollen Bedingungen. Unbesetzte Stellen,      Leiterin Pflegezentrum, Sylvia Schneider, Anfang          äusserlich. Per 1. April 2017 haben wir mehrere
                                                                                                                                               ­                                                            sehr oft mit der Diagnose «Tabak­
                             krankheitsbedingte Ausfälle von Mitarbeitenden          2017 verlassen, um eine neue Herausforderung              t herapeutische,
                                                                                                                                               ­                     beratende    und     diagnostische     abhängigkeit» konfrontiert. Unfä­
                             und die allgemein schwierige Arbeitsmarktsituation      ­a nzunehmen. Im Sommer trat die langjährige Ab­          ­A ngebote zum Bereich medizinische und therapeu­            higkeit zur anhaltenden Abstinenz
                             forderten uns alle stark. Aus diesem Grund arbeiten     teilungsleiterin, Ursula Gysi, ihren wohlverdienten       tische Dienste (MTD) zusammengefasst. Diese Ab­              und körperliche Abhängigkeit mit
                             wir in der Pflege zukünftig mit einem eigenen           Ruhestand an. Wir danken den beiden engagierten           teilungen waren bisher den medizinischen Berei­              Entzugserscheinungen stehen oft
                             ­P flege-Pool. Das Konzept dazu konnten wir bereits     Frauen herzlich für ihren Einsatz zum Wohl unserer        chen unterstellt. Durch das starke Wachstum in den           im Vordergrund. Ziel der Nikotin­
                             erarbeiten. Wir hoffen, die Pool-Stellen im Laufe       Bewohnerinnen und Bewohner und wünschen ihnen             letzten Jahren und das neue Bettenhaus wird die              beratung ist es, rauchende Pati­
                             des Jahres 2018 erfolgreich einsetzen zu können.        für die Zukunft alles Gute! Dank des grossen Ein­         Koordination,      Planung   und   Durchführung       von    entinnen und Patienten in ihrem
                                                                                     satzes von Sabrina Heller, der neuen Teamleiterin,        L eistungen an den Patientinnen und Patienten
                                                                                                                                               ­                                                            Tabak-Entwöhnungsprozess        zu
                             Strategien für die Zukunft                              konnte der Alltag gut gemeistert werden.                  ­immer anspruchsvoller. Mit der Zusammenlegung               unterstützen, um weitere gesund­
                             Im Frühling legten Verwaltungsrat und Geschäfts­                                                                  verfolgen wir das Ziel, den Austausch unter den              heitliche Schäden zu vermeiden.
                             leitung die Leitlinien für die kommenden Jahre fest.    Was wäre die Langzeitpflege heute ohne Frei­              Fachpersonen und die Behandlungsabläufe zu
                             Anhand dieser Vorgabe startete die Pflege mit der       willigenarbeit? Deutlich weniger. Mit Hermann             ­o ptimieren.                                                In der Sozialberatung konnten wir
                             Weiterentwicklung ihrer Strategie. Eine Gruppe,         ­Poggi haben wir bereits seit vielen Jahren einen                                                                      die Abteilungsleitung mit einer langjährigen und       Frans Hollander
                             bestehend aus Abteilungsleitungen, Care-Manage­         e ngagierten Freiwilligen. Mit Jassen, Lotto und
                                                                                     ­                                                         Alle Abteilungen haben sich sehr schnell in der              gut qualifizierten internen Mitarbeiterin optimal      Leiter medizini-
                                                                                                                                                                                                                                                                   sche und thera-
                             rinnen und Berufsbildnerinnen, erstellte eine um­       ganz besonders mit den «Stubeten» und seinem              ­n euen Struktur zurechtgefunden. Der Bereich MTD,           besetzen.                                              peutische ­D ienste
                             fassende SWOT-Analyse. Dabei warfen wir einen           Saxofon erfreut er unsere Bewohnerinnen und
                                                                                     ­                                                         bestehend       aus     Ergo-     und      Kunsttherapie,                                                           (MTD)

                             Blick von innen und aussen auf die Pflege der           Bewohner immer wieder aufs Neue. Die Akti­
                                                                                     ­                                                         Ernährungsberatung,
                                                                                                                                               ­                         Labor,   Medizinische       Dia­   Im Laufe des Jahres haben wir das interdisziplinäre
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                             Barmelweid. Die vielen Facetten von Stärken,
                             ­                                                       vierungstherapie mit Agnes Siegenthaler sowie alle        gnostik, Musiktherapie, Nikotinberatung, Physio-             Projekt «Einführung neues Menüwahlsystem» abge­
                             Schwächen, Chancen und Gefahren lieferten die           Mitarbeitenden der Pflege hoffen, noch lange              und     Bewegungstherapie       sowie     Sozialberatung     schlossen. Dank der guten und intensiven Zusam­
                                      Leitgedanken für die Pflege der Barmel­        ­Jahre auf Hermann Poggi zählen zu dürfen!                trägt massgeblich zum Behandlungserfolg bei.                 menarbeit von Küche, Hotellerie und Ernährungs­
                                      weid und ihre strategischen Ziele. Neben                                                                                                                              beratung steht unseren Patientinnen und Patienten
                                      dem Pflege-Pool arbeiten wir in Zukunft                                                                  Die Zunahme an Patientinnen und Patienten und                nun auch bei den ernährungstherapeutischen Kost­
                                      gezielt und intensiv an der Weiter­                                                                      die kürzere durchschnittliche Aufenthaltsdauer               formen ein abwechslungsreicher Menüplan zur Ver­
                                      entwicklung     des      Lean-Prinzips,   am                                                             ­sorgen dafür, dass das Planen von Terminen und              fügung.
                                      ­W issensmanagement in der Pflege sowie                                                                  Leistungen immer komplexer und aufwendiger
                                      an der Implementierung des Qualitäts­                                                                    wird. Das Projekt «Zentrale Terminplanung» soll –            Bei der Physio- und Bewegungstherapie haben sich
                                      managements gemäss EFQM-Modell.                                                                          zusammen mit den standardisierten Behandlungs­               die Anpassungen auf der Führungsebene, welche
                                                                                                                                               pfaden – diese Aufgabe erleichtern. Das klar                 Ende 2016 umgesetzt wurden, positiv ausgewirkt.
                                      Langzeitpflege im Wandel                                                                                 ­d efinierte Angebot mit genügend Platz für Indivi­          Engagierte und motivierte Teamleiterinnen und
                                      Die Station der Langzeitpflege im Haus C                                                                 dualität   garantiert    unseren    Patientinnen      und    Teamleiter haben mit neuen Ideen bereits einiges
                                      mit ihren 16 Bewohnerinnen und Bewoh­                                                                    ­Patienten eine optimale und individuelle Behand­            erreicht. Dazu gehört beispielsweise ein stärker pa­
                                      nern hat nach der Veränderung Ende 2016                                                                  lung.                                                        tientenorientierter und individueller Trainingsplan
                                      schnell einen neuen Rhythmus gefunden.                                                                                                                                im Ausdauerbereich.
 Hillevi Zimmerli                     Der grosse Wille aller Mitarbeiterinnen                                                                  Interdisziplinäres Arbeiten ist zentral
 Leiterin Pflegedienst       und Mitarbeiter dieser Station, ein gemütliches                                                                   Jede Abteilung arbeitet selbstständig und setzt die          Alle Abteilungen des Bereichs MTD haben sich im
 und Pflegezentrum
                             Zuhause für alte und gebrechliche Menschen zu
                             ­                                                                                                                 eigene Fachkompetenz professionell ein. Die Inter­           vergangenen Jahr wirkungsvoll und erfolgreich in
                             schaffen, war sehr gut spürbar. Die neuen Personal­                                                               disziplinarität ist für die MTD ein sehr wichtiger           Projekte oder bei Prozessoptimierungen einge­
                             ressourcen wurden anfänglich vor allem gezielt für                                                                ­A spekt, den wir entsprechend hegen und pflegen.            bracht. Vielen Dank für die gute und kollegiale Zu­
                             eine einfühlsame und liebevolle Betreuung inves­                                                                  Instrumente wie Rapporte, Huddles (Austausch­                sammenarbeit.
                             tiert. Der Einsatz hat sich gelohnt: Die Bewohne­                                                                 plattformen) und Sitzungen sorgen dafür, dass die
                             rinnen und Bewohner sowie ihre Angehörigen                                                                        notwendigen        Informationen        rechtzeitig   und
                             ­äussern sich durchwegs zufrieden zu dieser über­                                                                 ­adäquat am richtigen Ort eintreffen.
                             schaubaren, familiären Station.
GESCHÄFTSBERICHT 2017 - GEPFLEGT GESUND WERDEN - Klinik Barmelweid
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer 2017                                    NEUBAU HAUS A
                                                                           MIT DEM BUS DIREKT ZUM HAUPTEINGANG, MIT DEM AUTO RUNTER INS ­PARKING.
                Schlafmedizin                                              DIE NEUE INFRASTRUKTUR DES HAUSES A MACHT DAS BARMELWEID-AREAL AUTO­

               3.6 Tage                                                    FREI UND SCHAFFT SO MEHR PLATZ FÜR DIE MENSCHEN.

                Akutpneumologie

                   7.4 Tage

                            14.5 Tage
                Insomnie

                               15.4 Tage
               Akutgeriatrie

                Internistische

                                   18.7 Tage
                Rehabilitation
16 / 17

                                                                               Die Barmelweid wird in Zukunft anders aussehen.          Im Januar und Februar 2019 ziehen die ersten Pati­
                Kardiovaskuläre

                                    20.1 Tage
                Rehabilitation                                                 Der Rohbau des neuen Hauses A steht bereits heu­         entinnen und Patienten ein und geniessen die wun­
                                                                               te und die nächsten Monate nutzen die Handwer­           derbare Aussicht in den neuen Einzel- und Doppel­
                                                                               ker, um die Hülle und den Innenausbau fertigzustel­      zimmern. Die Barmelweid verfügt dann über neue,
                                                                               len.                                                     grosszügige Zimmer mit zeitgemässem Komfort,
                Pulmonale                                                                                                               eine ökologisch vorbildliche Energieversorgung, ei­

                                     20.7 Tage
                Rehabilitation                                                 Bezug etappenweise                                       ne umfassend erneuerte technische Infrastruktur
                                                                               Seit Januar 2018 sind die Parkgeschosse im 3. bis        und bald einmal über eine naturnahe Umgebung,
                                                                               5. Untergeschoss in Betrieb. Sie stehen den Mitar­       die Patientinnen und Patienten, Besucher, Gäste
                                                                               beitenden in einem Pool-System als Parking zur           und Mitarbeitende gleichermassen erfreuen wird.
                Geriatrische
                                                                               Verfügung. Während in den Obergeschossen Fens­

                                        22.5 Tage
                Rehabilitation
                                                                               ter angeschlagen, Badezimmer installiert und Elek­
                                                                               troinstallationen verlegt werden, kann die Barmel­
                                                                               weid die ersten drei Geschosse bereits nutzen.

                                                    46 Tage
                Psychosomatische Rehabilitation                                Im April 2018 findet die Aufrichtefeier statt: Für die
                                                                               Handwerker ein Festtag und für den Bauherrn ein
                                                                               wichtiger Meilenstein. Wenn alle weiteren Arbeiten
                                                                               wie geplant ausgeführt werden, übergibt der Bau­
                                                                               meister gegen Ende Jahr die Untergeschosse 1 und 2

                                                          58.2 Tage
                Psychiatrie / Psychotherapie
                                                                               sowie das Erdgeschoss der Barmelweid. Auf diesen
                                                                               Ebenen befinden sich Anlieferung, Facility Manage­
                                                                               ment, Restaurant, Küche, Sitzungszimmer, Büros und

                Langzeitpflege                                  978 Tage       Therapieräume.
GESCHÄFTSBERICHT 2017 - GEPFLEGT GESUND WERDEN - Klinik Barmelweid
Sein Büro ist anders als alle anderen in der Klinik
                                                                    Barmelweid. Eine Wand schimmert in sattem Grün,
                                                                    Gemälde auf dicker Leinwand hängen im Raum.
                                                                    Ebenso ein grosser Bildschirm, der direkt mit dem
                                                                    Computer auf dem Bürotisch verbunden ist. Davor
                                                                    steht ein runder Tisch, an dem Thomas Sigrist mit
                                                                    seinen Oberärztinnen und Oberärzten und mit Ver­
                                                                    tretern von internen und externen Arbeitsgruppen
                                                                    Sitzungen abhält. «Ich wollte moderner arbeiten»,
                                                                    erklärt er. Als er im Sommer 2017 zum Chefarzt er­
                                                                    nannt wurde, liess er daher sein Büro renovieren.
                                                                    Dabei riss er auch die breite Fensterbank heraus.
                                                                    «So rückt man näher an die Aussicht», sagt er, auf
                                                                    einem Stuhl am Fenster sitzend, die Beine überein­
                                                                    andergeschlagen. Unter seinem Arztkittel trägt er
                                                                    Jeans und ein rabenschwarzes, kragenloses Hemd.
                                                                    Der Blick geht an diesem klaren Tag weit, bis zu den
                                                                    weissen Alpen, deren Spitzen die Wolken auf­
                                                                    spiessen.

                                                                    Thomas Sigrist ist mit diesem Ausblick, mit dieser
                                                                    Klinik schon seit vielen Jahren vertraut. Nach s­ einem
                                                                    Studium in Basel führten ihn seine ersten Assistenz­
                                                                    arztstellen in den Aargau, auch in die Barmelweid.
                                                                    Im Rahmen der Facharztausbildung kehrte er wieder
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                                                                    in die Barmelweid zurück. Zwei Jahre arbeitete er als
                                                                    Oberarzt, dann packte ihn die Lust auf eine neue
                                                                    Herausforderung. Er absolvierte eine berufsbeglei­
                                                                    tende Masterausbildung in Managed Health Care.
                                                                    «Ich wollte mein medizinisches Wissen mit ökono­
                                                                    mischen Werkzeugen ergänzen.» Dann verliess er
                                                                    die Barmelweid nochmals Richtung Zentralschweiz,
                                                                    um 2016 als Leitender Arzt zurückzukehren. Im
                                                                    ­Sommer des letzten Jahres wurde er Chefarzt der

          EIN ARZT MIT
                                                                    Pneumologie. Zu seiner grossen Verbundenheit mit
                                                                    der Barmelweid sagt er: «Mir gefällt die menschli­
                                                                    che Wärme, die hier alles durchdringt.»

          VIEL PUSTE                                                            Mir gefällt die menschliche Wärme,
                                                                                die hier alles durchdringt.
          Thomas Sigrist, Chefarzt der Pneumologie, hilft Lungen­
          patienten neue Energie zu schöpfen. Er selber atmet       Die Pneumologie der Barmelweid ist das schweiz­
                                                                    weit grösste Zentrum für pulmonale Rehabilitation.
          durch bei seiner Familie, bei der Musik – und wenn er
                                                                    Sie beteiligt sich seit Jahren an nationalen und inter­
          sich mit den grossen Themen der Welt befasst.             nationalen Forschungen, die ebenso auf Rehabili­
                                                                    tation, auf Krankheitsbilder als auch auf medi­
                                                                    kamentöse Interventionen fokussieren.
Sigrist in diverse Projekte involviert. Ausserdem sitzt
                                                                                                                                                                                                     er im Vorstand der schweizerischen Gesellschaft für
                                                                                                                                                                                                     Pneumologie. In deren Namen hat er eine Ausbildung
                                                                                                                                                                                                     für medizinisch-technische Assistentinnen und Assis­
                                                                                                                                                                                                     tenten der Lungenfunktion entwickelt. Zudem präsi­
                                                                                                                                                                                                     diert er die Kommission für pulmonale Rehabilitation
                                                                                                                                                                                                     und Patientenschulung. Und er vertritt die B
                                                                                                                                                                                                                                                ­ armelweid
                                                                                                                                                                                                     im Vorstand der Lungenliga Aargau, mit der die Klinik
                                                                                                                                                                                                     eine mehr als 100-jährige Zusammen­arbeit pflegt.

                                                                                                                                                                                                    Thomas Sigrist ist ein Arzt mit vielen Facetten – und
                                                                                                                                                                                                     mit viel Puste. Was folgt als Nächstes? «Ich habe da
                                                                                                                                                                                                     gewisse Ideen, aber die bleiben vorerst Träume», sagt
                                                                                                                                                                                                     er und lacht. «Ich wünsche mir jetzt, als Chefarzt anzu­
                                                                                                                                                                                                     kommen. Ich möchte der Abteilung meinen Stempel
                                                                                                                                                                                                     aufdrücken.» Er wird das mit so viel Leidenschaft
                                                                                                                                                                                                     ­anpacken, wie er es bereits bei seinem Büro tat.
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                                                                                                                                                                                                  BIOGRAFIE

                      Viele Menschen, die hierher kommen, sind chro­            aus Fachleuten der Atemtherapie, Trainingsthera­       Weiterbildung in Philosophie und Medizin ab. Er
                                                                                                                                       ­
                                                                                                                                                                                                    Thomas Sigrist studierte Medizin an der Universität
                      nisch krank. Nicht alle, aber die meisten von ihnen       pie, Psychologie und Ernährungsberatung hilft          sagt: «Die Philosophie, die Ergründung unserer
                                                                                                                                                                                                    Basel und ist Facharzt für Pneumologie und für In­
                      leiden an einer Raucherlunge. Thomas Sigrist sagt:        ­ihnen dabei. «Es geht darum, ein Bewusstsein zu       Existenz, interessierte mich. Ausserdem wollte ich
                                                                                                                                                                                                    nere Medizin. Zudem hat er einen MAS in Mana­
                      «Sie fühlen sich oft schuldig an der Krankheit, das ist   schaffen», sagt Thomas Sigrist. «Hier sollen die       ein Werkzeug für gewisse Dilemmas finden, die man
                                                                                                                                                                                                    ged Health Care an der Zürcher Hochschule für
                      sehr belastend. Als Arzt ist es mir darum wichtig,        ­Leute wieder Luft holen können. Nicht nur körper­     als Arzt hat.»
                                                                                                                                                                                                    Angewandte Wissenschaften und ein CAS in Philo­
                      Empathie zu zeigen und diese Schuldfrage gar nicht        lich, sondern auch seelisch.» Diese empathische
                                                                                                                                                                                                    sophie und Medizin an den Universitäten Basel und
                      zu stellen.» Viele Patientinnen und Patienten wüss­       Haltung will Thomas Sigrist auch den Assistenz­        Sein Saxophon verstaubte einige Jahre im Keller. Bis
                                                                                                                                                                                                    Luzern absolviert. Thomas Sigrist ist Vorstandsmit­
                      ten nicht genau, wie es um ihre Lunge bestellt sei.       ärztinnen und Assistenzärzten der Barmelweid           Thomas Sigrist den Musiklehrer seines Sohnes, der
                                                                                                                                                                                                    glied der Schweizerischen Gesellschaft für Pneu­
                                                                                weiter­
                                                                                      g eben, deren Betreuung ihm obliegt. «Ich        sich ebenfalls fürs Saxophon entschieden hatte, um
                                                                                                                                                                                                    mologie (SGP) und Präsident der Kommission für
                                                                                möchte ihnen zeigen, dass nicht nur Zahlen und
                                                                                ­                                                      Musikstunden bat. Seither spielt er wieder regel­
                                                                                                                                                                                                    pulmonale Rehabilitation und Patientenschulung.
                                                                                Werte zählen. Sondern, dass ein Mensch hinter          mässig. Eine Band, fixe Auftritte gibt es jedoch nicht.
          Die Pneumologie der Barmelweid ist                                    ­jeder Krankheit steht.»                               «Das ist schwierig bei meinen unregelmässigen
                                                                                                                                                                                                    Thomas Sigrist kommt ursprünglich aus dem
          das schweizweit grösste Zentrum für                                                                                          ­A rbeitszeiten.» Und an erster Stelle steht sowieso die
                                                                                                                                                                                                    ­Aargau und lebt mit seiner Frau, seiner 14-jährigen
                                                                                Dass ihm die Realität abseits nackter Zahlen und       Familie. Vereinbart ist, dass er jeden Abend mit seiner
          pulmonale Rehabilitation.                                             harter Fakten ebenfalls am Herzen liegt, hat Thomas    Frau, der 14-jährigen Tochter und dem 11-jährigen
                                                                                                                                                                                                    Tochter und dem 11-jährigen Sohn in Schafisheim.

                                                                                Sigrist früh entdeckt. Er absolvierte das Gymnasium    Sohn zu Hause im aargauischen ­Schafisheim zu Abend
                                                                                mit dem Schwerpunkt Musik. Damals begann er            isst.
                      «Hier haben wir Zeit, es ihnen zu erklären.» Ihnen        ­Saxophon zu spielen und sich für die Philosophie zu
                      wird aufgezeigt, was sie tun können, damit sich ihre      erwärmen. Zwei Interessen, denen er heute wieder       Einhalten kann er es nicht immer. Denn momentan ist
                      Symptome lindern. Ein spezialisiertes Pflegeteam          Gewicht beimisst. Vor Kurzem schloss er eine           einiges los. Beim Ausbau der Barmelweid ist T
                                                                                                                                                                                   ­ homas
HOTELLERIE UND FACILITY MANAGEMENT                                                                                          FINANZEN UND ADMINISTRATION
                          HÖHERE QUALITÄT IST DAS ZIEL                                                                                                WACHSTUM BRINGT VERÄNDERUNGEN IN ORGANISATION
                                                                                                                                                      UND PROZESSEN MIT SICH

                                Die Vorbereitungen für die Inbetriebnahme des             Die Menüs bleiben heiss, erlauben der Küche mehr                Wachstum bestimmte auch 2017 die Veränderungs­             der entsprechende Rechnungs­
                                Neubaus laufen auf Hochtouren. Ein weiterer               Kreativität und die Verteilung an die Patientinnen              prozesse der Barmelweid. Die Pflegetage der Klinik         betrag für die Behandlung der
                                M eilenstein, die Teilinbetriebnahme der neuen
                                ­                                                         und Patienten direkt ab Wagen erfolgt speditiver.               erhöhten sich um weitere fünf Prozent, von 64 496 auf      Patient­innen und Patienten. Eben­
                                Tiefgarage, ist geschafft. Entsprechend haben wir                                                                         67 734. Insbesondere in der Geriatrischen Rehabilita­      so g
                                                                                                                                                                                                                        ­ efordert waren wir im ambu­
                                das Mobilitätskonzept den neuen Gegebenheiten             Strategie Barmelweid                                            tion (+ 50 %) sowie der Akut-Geriatrie (+ 100 %) stie­     lanten Bereich. Ein bundesrät­
                                angepasst: Die Mitarbeitenden parken im Pool-­            Die Stabsstelle Projekte und Entwicklung beschäf­               gen die Fallzahlen und Pflegetage nochmals deut­           licher Tarifeingriff mündete in
                                System in der neuen Tiefgarage, was eine bessere          tigte sich hauptsächlich mit zwei Handlungsfeldern:             lich. Dies lässt uns optimistisch in die (Bau-)Zukunft     ­einer neuen TarMed-Version. Die
                                Auslastung der Parkplätze zulässt.                        der strategischen Entwicklung und der Vorberei­                 blicken.                                                   Umsetzungsarbeiten         für     beide
                                                                                          tung des Betriebs auf die Zeit nach der Eröffnung                                                                          Projekte liefen übers Jahresende
                                Neue Berufskleider                                        des Neubaus. Verschiedene Organisationsprojekte                 Patientenmanagement                                        hinaus auf Hochtouren.
                                mit neuem Berufskleiderreglement                          bewähren sich bereits im Alltag, wie beispielsweise             Nach der Stabübernahme im September durch
                                Alle Mitarbeitenden der Barmelweid mit Berufs­            der neue Verpflegungsprozess oder die Reorgani­                 Monika Hänggi und dank der tatkräftigen Mithilfe
                                                                                                                                                          ­                                                          Benchmarking mit aktiver
                                kleidern erhalten neue Kleidungsstücke. Anstelle          sation der Bettenplanung. Die Stabsstelle führte                ­aller involvierten Stellen konnte die neue Ab­teilung –   und freiwilliger Mitarbeit
                                von bisher zwölf unterschiedlichen Gruppen wird es        zahlreiche Nutzergespräche und entwickelte die                  bestehend aus Bettendisposition, Leistungs­manage­         Das KVG (Krankenversicherungs­
                                in Zukunft noch fünf geben. Die erste Gruppe              ­Betriebskonzepte zur Klärung der künftigen Ab­läufe            ment / Fakturierung und Empfang / Aufnahme – im            gesetz) verpflichtet die Tarifpartner im Gesund­               Andreas Müller
                                w urde bereits mit neuen Berufskleidern ausge­
                                ­                                                         und Strukturen weiter. Um die Barmelweid mit der                Oktober erfolgreich starten. Die Betten­
                                                                                                                                                                                                 disposition         heitswesen     –   neben     der        Ausgestaltung   von    CFO

                                stattet, die anderen folgen nach und nach bis März        nötigen Strategiedefinition und -umsetzung zu stär­             dient nun als zentrale Anlaufstelle für alle stationären   leistungsbezogenen und einheitlichen Strukturen
                                                                                                                                                                                                                     ­
                                2018. Gleichzeitig sind wir auf das System «Pool-         ken, etablierten wir einen neuen, kontinuier­lichen             Zuweisungen. Damit sind wir ­sowohl für das anstehen­      für die Vergütungssysteme – auch zum sogenann­
                                Wäsche» mit Kleiderautomaten umgestiegen. Die             Strategieprozess. Verwaltungsrat, Geschäftsleitung              de Wachstum als auch für die z­ukünftigen Anfor­           ten Benchmarking. Die Entschädigungen sollen
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                                Mitarbeitenden beziehen neu die unpersönlichen            und Kader entwickeln gemeinsam die ­b estehenden                derungen durch die eHealth-Stra­tegien gewappnet.          sich an einer effizienten Qualität orientieren.
                                Berufskleider am Textilausgabeautomaten. Neue             strategischen Inhalte weiter. Die Stabsstelle ist ­d afür                                                                  ­Einheitliche Tarifsysteme wie TARPSY sowie Quali­
                                Namensschilder ersetzen die bisherigen Badges.            da, dort Unterstützung und Begleitung zu bieten,                Human Resources                                            tätsmessvorgaben des nationalen Qualitätsvereins
                                                                                          wo diese nötig und gewünscht ist.                               Im Herbst haben wir das Business-Modell nach               ANQ bilden die Basis dafür. Die Klinik Barmelweid
                                          EKAS-Audit                                                                                                      ­Dave Ulrich eingeführt. Mit diesem Modell unter­          beteiligt sich darüber hinaus freiwillig an den Erhe­
                                          Das im Herbst 2017 durchgeführte Audit                                                                          stützen die HR die Führungskräfte der Linie aktiv          bungen des V
                                                                                                                                                                                                                                ­ ereins Spitalbenchmark und hat 2017
                                          durch die Fachstelle der H+-Branchen­                                                                           und   bedarfsgerecht      bei   der   Betreuung     der    zum Aufbau eines Rehabilitationsbenchmark-Tools
                                          lösung zu Arbeitssicherheit und Gesund­                                                                         ­Mitarbeitenden, dem wertvollsten Gut einer Unter­         beigetragen.
                                          heitsschutz (EKAS) zeigte, dass wir die                                                                         nehmung. Die neu geschaffenen Funktionen der
                                          Branchenlösung        sehr    gut   umgesetzt                                                                   HR-Business-Partner arbeiten dabei eng mit den             ICT
                                          ­haben. Das freut uns sehr, sind wir doch                                                                       Führungspersonen zusammen, schulen diese ge­               Mit der Realisierung des Erweiterungsbaus erneu­
                                          stets bestrebt, alle notwendigen Mass­                                                                          zielt, stärken so die Führungscrew und b
                                                                                                                                                                                                 ­ efähigen          ern wir auch zentrale IT-Komponenten, die am Ende
                                          nahmen zur Verhütung von Berufsunfällen                                                                         diese für ihren Führungsalltag.                            ihres Lebenszyklus stehen. Unter anderem planen
                                          und -krankheiten zu treffen.                                                                                                                                               wir die Erneuerung des Netzwerkes (LAN/WLAN),
                                                                                                                                                          Medizincontrolling                                         eine neue Inhouse-Mobile-Lösung für den gesam­
                                          Neue Menükarte                                                                                                  Die Klinik ist mit ihrem breiten L­ eistungsspektrum       ten Campus sowie die Ablösung der bestehenden
                                          und Einführung BlueApp                                                                                          in der Akutsomatik, Rehabili­tation und Psychiatrie        Alarm-Infrastruktur. 2017 haben wir die dafür wich­
                                          Wir haben die Menükarte für die Patien­                                                                         an der Tariffront laufend g
                                                                                                                                                                                    ­ efordert. Für die Einfüh­      tige Konzeptionsphase abgeschlossen und die
                                          tinnen und Patienten aufgefrischt. Diese                                                                        rung des neuen Tarif­s ystems TARPSY in der Psychia­       Umsetzung gestartet. Das C in der Abkürzung
                                                                                                                                                                                                                     ­
 Mike Arreza
 Leiter Hotellerie / Facility   präsentiert sich zudem in einem neuen Layout. In der                                                                      trie mussten wir d
                                                                                                                                                                           ­iverse System- und Prozess­              «ICT» steht für Communications. Telefonie und
 Management                     Hotellerie haben wir das Eingabetool BlueApp ein­                                                                         anpassungen vornehmen. Die Abrechnung nach                 Alarmierung werden mit diesem Lösungsansatz zu
                                geführt   und   konnten    so     die   Bestellprozesse                                                                   TARPSY funktioniert ähnlich wie in der Akutsomatik.        praktisch reinen IT- oder eben ICT-Prozessen. Das
                                ­b eschleunigen. Eine weitere Neuerung betrifft die                                                                       Ein mittels ­
                                                                                                                                                                      Grouper-Software generiertes Fallge­           ICT-Management       wird        sich   deshalb   ab    2018
                                Wagen für die ­E ssenslieferung auf die Stationen. An­                                                                    wicht, welches mit zunehmender Aufenthaltsdauer            ­vermehrt um das «grosse» C kümmern müssen.
                                stelle von I­nduktion verfügen diese neu über e
                                                                              ­ inen                                                                      sinkt, wird mit einer zu verhandelnden Baserate und
                                Wärmekern, was die Essensqualität verbessert:                                                                             der Auf­e nthaltsdauer multipliziert. Daraus resultiert
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