Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen 1/2010 - Roger de Weck: "Es war ein glücklicher Zufall" 50 Jahre prisma: Plattform für ...

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Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen 1/2010 - Roger de Weck: "Es war ein glücklicher Zufall" 50 Jahre prisma: Plattform für ...
Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen     1/2010

           Roger de Weck: «Es war ein glücklicher Zufall»
     50 Jahre prisma: Plattform für Horizonterweiterung
          Gelungener Auftakt zum Mentoring-Programm
                                                            11. Dezember 2009
Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen 1/2010 - Roger de Weck: "Es war ein glücklicher Zufall" 50 Jahre prisma: Plattform für ...
Wir wünschen allen Alumnae
und Alumni frohe Weihnachten
und einen guten Start in ein
erfolgreiches neues Jahr.
Vorstand und Geschäftsstelle von HSG Alumni

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      Deadline for Application: February 26, 2010   XXXVOUFSOFINFSTDIVMFFTVOJTHDI
Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen 1/2010 - Roger de Weck: "Es war ein glücklicher Zufall" 50 Jahre prisma: Plattform für ...
Editorial 1/2010                                   02   Es war ein glücklicher Zufall · HSG-Alumnus Roger de Weck, früherer
                                                        Chefredaktor von «Zeit» und «Tages-Anzeiger», ist seit zehn Jahren Publi-
                                                        zist und Autor.
«prisma» – seit
50 Jahren an der HSG                               05   Zertifikats-Lehrprogramm «Wirtschaftsjournalismus» · Professor
                                                        Vincent Kaufmann im Interview über Herausforderungen und Pläne des
Diese «alma» befasst sich                               =mcminstitute.
schwerpunktmässig mit Medien
– die Artikel in den Rubriken                      07   Interdisziplinär zu besserem Verständnis der digitalen Welt · Das
Wissenschaft und Praxis, Ehe-                           Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement nutzt die neuen
malige im Porträt und Start-up                          Kommunikationstechnologien des digitalen Zeitalters als aktiver Vorreiter.
widmen sich Institutionen, Un-
ternehmen und Personen, die in                     08   start-up · Blogwerk – Verlag und Agentur für «Medien 2.0» publiziert Blogs
dieser Branche etwas zu sagen                           und berät Unternehmen.
haben oder Neues wagen. Auch
die Rubrik «Studentische Initia-                   11   Presseschau
tiven» hat diesmal einen engen
Bezug zum Schwerpunkt – die                        12   Studentische Initiativen · prisma, das Magazin der Studierenden der
darin porträtierte Zeitschrift                          Universität St.Gallen, ist fünfzig – aber noch längst keine alte Dame.
«prisma» und ihr 50-Jahr-Ju-
biläum waren Anlass für uns, das                   14   Gelungener Auftakt zum Mentoring-Programm · Das von Universität
Thema «Medien» aufzugreifen.                            und HSG Alumni gemeinsam organisierte Mentoring-Programm für die
                                                        Jahre 2009 bis 2011 erlebte seinen Auftakt Ende November.
Während die «alma» inzwischen
auf gerade mal etwas mehr als                      15   Mentoring für MBAs · Im September 2009 fiel der Startschuss für ein
40 Ausgaben zurückblicken                               neues Mentoring-Programm an der HSG, welches speziell auf MBA-Stu-
kann, sind es bei «prisma» 50 (in                       dierende zugeschnitten ist.
Worten: fünfzig!) Jahrgänge. Das
ist für eine studentische Initiati-                16   Leadership in Theorie und Praxis · Am 3. Flagship Event von HSG
ve ein fast unvorstellbar hohes                         Alumni Zürich am 2. November trafen sich 200 Alumnae und Alumni.
Alter – und speziell für eine stu-
dentische Zeitschrift, die ge-                     17   St.Gallen Sailing in fremden Gewässern · Jedes Jahr im April versam-
schrieben, produziert, verteilt                         meln sich über 5000 Studenten beim Course Croisiere EDHEC, um sich
und finanziert sein will. Das                           den wetterlichen und sportlichen Herausforderungen zu stellen.
Erfolgsrezept dahinter ist aber
schnell erklärt:Während der                        18   5. Internationale HSG Alumni Konferenz 2010 · «Be Prepared»: Zum
Titel bleibt und sich das Layout                        fünften Mal findet 2010 die Internationale HSG Alumni Konferenz statt.
alle paar Jahre ändert, stossen
jedes Jahr neue, motivierte                        19   HSG-Studium und gesellschaftliche Verantwortung · Was denken
Studierende zum Team, das sich                          HSG-Alumni über die aktuelle Wirtschaftsentwicklung? Was halten sie
so ständig erneuert und wach                            von der viel geforderten gesellschaftlichen Verantwortung?
bleibt für die kritisch-aufbauen-
de Begleitung des universitären                    20   Clubnews
und studentischen Lebens.
                                                   25   Uni aktuell
Wir von der «alma» blicken be-
wundernd auf das Jubiläum der                      30   EMBA HSG
studentischen Zeitschrift, deren
Jubiläumsausgabe dieser «al-                       30   HSG Shop
ma» beiliegt: Herzliche Gratula-
tion und – um es im gebühren-                      31   Bücherseite
den Latein zu sagen – «ad mul-
tos annos»!                                        32   Terminkalender erstes Quartal 2010

Roger Tinner, Chefredaktor

Zum Titelbild: Einen «Medienhype» löste Bill
Clintons Auftritt an der HSG aus (vgl. S.28/29).
                                                                                                                         alma 1/2010   1
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ehemalige im porträt

President’s                           «Es war ein glücklicher
Corner                                Zufall»
                                      Roger de Weck, früherer Chefredaktor von «Zeit» und «Tages-Anzeiger», ist
                                      seit zehn Jahren Publizist und Autor. Seine sozialliberale Haltung und sein
                                      Engagement für eine neue Marktwirtschaft, die er in seinem jüngsten Werk
                                      «Nach der Krise – Gibt es einen anderen Kapitalismus?» skizziert, wurzeln
                                      in der prägenden Zeit seines Studiums an der HSG, an die er durch einen
                                      «glücklichen Zufall» kam.

                                      Von Roger Tinner                            form wurde, vernichtet worden war –
                                                                                  weil die Sowjetunion darin eine Re-
                                           Roger de Weck, geboren 1953,           stauration des Kapitalismus sah.»
    Liebe Alumna, lieber Alumnus      lebt und schreibt in Zürich und Ber-
                                      lin. Er moderiert einmal im Monat die           Den St.Galler Studierenden habe
    Jährlich erscheinen mehrere       Fernsehsendung Sternstunde Philoso-         Šik die Fehler der Planwirtschaft kon-
Tausend Beiträge in regionalen,       phie auf SF1 und 3Sat, ist Präsident        kret aufgezeigt – etwa am Beispiel der
nationalen und internationalen        des Graduate Institute of International     Bata-Schuhfabrik, die zur Erreichung
Medien über die Universität           and Development Studies in Genf             des Plansolls beim Verbrauch von Le-
St.Gallen, sei es in der gedruckten   (was ungefähr die Hälfte seiner Ar-         der nur noch schwere Stiefel herstell-
Presse, dem Internet, Radio oder      beitszeit ausmacht) und lehrt am Col-       te. Er habe dies mit dem Detaillie-
Fernsehen. Oft rückt die HSG ins      lege of Europe in Brügge und War-           rungsgrad eines Insiders, eines ehe-
Blickfeld, weil ihre Ehemaligen im    schau. Ausserdem ist er Herausgeber         maligen kommunistischen Funk-
Mittelpunkt von Ereignissen ste-      der aussenpolitischen Buchreihe             tionärs, aber auch als Theoretiker und
hen. Es ist daher offensichtlich:     Standpunkte, Stiftungsrat des Karls-        Pädagoge erläutert. De Weck: «Auf
Alumnae und Alumni, die in den        preises in Aachen, Ehrendoktor der          dem Weg, den er zurückgelegt hatte,
Medien erscheinen, nehmen eine        Universität Luzern und Träger des Me-       war er zum Sozialliberalen geworden.
wichtige Botschafter-Funktion für     dienpreises Davos.                          Das bin ich auch.» Er ist überzeugt:
unsere Alma Mater wahr. Dies be-                                                  «Heute müssen wir nicht unbedingt
dingt, dass auch Ihr gut informiert       Ota Šik als prägender Lehrer            nach einem dritten Weg suchen, auf
seid über Neuigkeiten und Ent-            An die damalige Hochschule              jeden Fall aber nach einem anderen
wicklungen an der HSG. Der Vor-       St.Gallen kam de Weck, wie er im Ge-        als demjenigen der vergangenen drei
stand und die Geschäftsstelle von     spräch schildert, «fast aus Zufall», um     Jahrzehnte. Das grundsätzliche Nach-
HSG Alumni werden weiterhin al-       gleich zu präzisieren: «Es war ein glück-   denken über das System, das unser
les daran setzen, Euch per News-      licher Zufall.» Der 18-jährige begann in    Leben prägt, verdanke ich Ota Šik.»
letter, alma und den Newsbereich      Zürich, Ökonomie zu studieren, geriet
auf unserer Webseite stets auf dem    dort aber in eine umfassende Studien-           HSG jenseits der Klischees
Laufenden zu halten. Besteht In-      reform («die noch nicht sass») und              Roger de Weck beurteilt die HSG
formationsbedarf, den wir bislang     wechselte nach einem Semester (das          als Ehemaliger und als Vater eines
noch nicht abdecken, freuen wir       damals angerechnet wurde) nach              Kinds, das ebenfalls hier studiert hat.
uns auf Eure Anregungen!              St.Gallen. Als Glücksfall sieht er das      Für ihn sind – «jenseits aller Organi-
                                      heute, weil er auf einen Professor na-      sationsformen des Studiums, jenseits
                                      mens Ota Šik stiess, der am frühen          von Bologna, jenseits jeder Evaluati-
                                      Abend Vorlesungen vor einer geringen        on» – die Lehrpersönlichkeiten das
                                      Anzahl von Studierenden hielt.              Prägende und Entscheidende an einer
                                                                                  Universität. In St.Gallen gab und gibt
    Urs Landolf,                          Da ergab sich ein intensiver Aus-       es seiner Meinung nach – «wider alle
    Präsident HSG Alumni              tausch, von dem de Weck heute sehr          Klischees der Einseitigkeit» – eine
                                      persönlich erzählt: «In seinem Gesicht      Vielzahl solcher Charaktere: «Diese
                                      lag auch Wehmut darüber, dass das           Hochschule war und bleibt breiter als
                                      Experiment des Prager Frühlings, in         sie von aussen wahrgenommen wird.
                                      dem er als Stellvertreter des Minister-     Man wünscht sich nur, dass sie die
                                      präsidenten Alexander Dubcek Archi-         bunten Vögel gelten lasse und besser
                                      tekt einer marktwirtschaftlichen Re-        zur Geltung bringe.»

alma 4/2007
Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen 1/2010 - Roger de Weck: "Es war ein glücklicher Zufall" 50 Jahre prisma: Plattform für ...
Für ihn ist es nach der Finanzkri-          Die Professoren sollten nach de          Bühne zu finden. Nur solche Debat-
se «evident, dass sich die HSG – aber       Wecks Auffassung durchaus wirt-              ten bringen Erkenntnisgewinn, und
nicht nur sie – Fragen stellen muss.»       schaftsfreundlich sein («Wirtschafts-        genau derjenige, der auf Wettbewerb
Selbstreflexion brauche jede akade-         wissenschaftler brauchen wie auch            setzt, sollte den Wettbewerb der
mische Institution, angefangen bei          Wirtschaftsjournalisten die Grundlie-        Ideen zulassen!»
der eigenen in Genf. Was die Artikel        be zu ihrem Gegenstand»), aber den-
betrifft, die im Zuge der Finanzkrise       noch Distanz und ihre Unabhängig-                Grenzbereich zwischen Wirt-
über die HSG erschienen sind, so fand       keit wahren, unbequeme Gespräch-                 schaft und Politik
de Weck sie – alles in allem – diffe-       spartner sein. Solange es nur ein                Unmittelbar nach dem Studium
renziert und recht gut recherchiert.        Wirtschaftssystem – wiewohl in unter-        ging Roger de Weck mit 22 Jahren in
Aus seiner Sicht steht jede Hochschu-       schiedlichen Ausprägungen – gebe,            den Journalismus: «Seit ich bewusst
le vor der Aufgabe, «nicht bloss Funk-      brauche es erst recht konstruktive Sy-       denke, wollte ich Journalist werden.»
tionsträger auszubilden, sondern Per-       stemkritik: «Systemkritik wurde übri-        Als Gymnasiast in Zürich gründete er
sönlichkeiten zu bilden.» Die Krise ha-     gens genau in der Zeit als naiv und          zwei Zeitschriften. Während des Stu-
be in Erinnerung gerufen, dass es auf       marxistisch abgetan, als sie bitter          diums arbeitete er hingegen nicht
die Massstäbe und Werte ebenso sehr         nötig gewesen wäre.» De Weck will            journalistisch: «Da ich sehr leistungs-
ankomme wie auf die Fachkompe-              der HSG keine Ratschläge geben, «zu-         orientiert bin und meine Eltern mir fi-
tenz. Bildung sei in St.Gallen zwar im-     mal es eine Leistung ist, sich stärker       nanziell halfen, habe ich St.Gallen
mer möglich gewesen, aber nie im            als jede andere Hochschule fremd-            durchgezogen, um so schnell wie
Zentrum gestanden: «Es gab neben            zufinanzieren.» Was er sich aber             möglich in eine Redaktion einsteigen
den Ökonomen, darunter zu viele             wünscht: dass es in Universitäten, Me-       zu können.» Zunächst war er – nach
derselben Schule, immer auch hervor-        dien und Öffentlichkeit ähnlich wie          dem Volontariat bei der Tribune de
ragende Geisteswissenschaftler an der       im angelsächsischen Raum auch bei            Genève – im Wirtschaftsjournalismus
HSG, wie heute etwa Dieter Thomä,           uns mehr Debatte zwischen verschie-          zuhause. Später (bei der «Zeit») zog es
den ich nicht kenne, aber gern lese.        denen Denkschulen gibt. «In der Fi-          ihn in den politischen Journalismus,
Wenn nach der Krise Geist und Bil-          nancial Times haben sich Neolibera-          hin und wieder auch zu kulturellen
dung stärker betont werden und Aus-         le und Keynesianer immer äussern             Themen. Das ökonomische Verständ-
bildung etwas weniger, dann zieht           und streiten können, während Letzte-         nis hält er aber in seiner Arbeit für
man die richtige Lehre.»                    re bei uns keine Chance hatten, eine         «unerlässlich und unersetzlich».

Roger de Weck, HSG-Alumnus und freier Publizist: «Es ist evident, dass sich die HSG – aber nicht nur sie – Fragen stellen muss:
Selbstreflexion braucht jede Hochschule.»                                                                              (Foto SF)

                                                                                                                         alma 1/2010   3
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ehemalige im porträt

         Ihn habe, so de Weck, immer der
    Grenzbereich zwischen Wirtschaft                                                     Nach der Krise
    und Politik interessiert: «Was ist der                                               Das System, das unser ganzes Leben prägt, hat versagt. Die Kri-
    Niederschlag der Wirtschaft in der Po-                                               se ist inzwischen allgegenwärtig: eine Krise der Finanz, der Wirt-
    litik, was ist der Einfluss der Politik in                                           schaft, der Politik, vor allem des Vertrauens. Roger de Weck
    der Wirtschaft?» Dort, wo die beiden                                                 skizziert einen neuen Kapitalismus, der das Kapital nicht gegen
    Felder einander begegnen, entstehe                                                   die Arbeit ausspielt, der die Umwelt nicht dem Wachstum op-
    Spannung. Dabei sei er «allergisch so-                                               fert und der den Staat in die Pflicht nimmt. Ein spannendes, leicht
    wohl auf Wirtschafts- als auch auf                                                   lesbares Buch über die Wirtschaft, ihre Irrungen, ihre Chancen
    Staatsfeindlichkeit». Jeder Markt brau-                                              – ein hochaktueller Essay. «Nach der Krise» bietet, was im Ka-
    che eine Marktordnung. Diese Ord-                                                    pitalismus derzeit am meisten gefragt und am wenigsten ange-
    nung zu bestimmen und durchzuset-                                                    boten wird: Orientierung in Zeiten der grossen Unordnung.
    zen, sei Aufgabe der Politik bzw. des               Uwe Jean Heuser schrieb dazu in der Zeit: «Roger der Wecks Argumente treffen den Kapita-
    Staats. Seine Analyse: «Der Markt                   lismus schmerzhaft. Wer Anstösse zum Umbau des Kapitalismus sucht, ohne gleich zum Plan-
    braucht einen Rahmen. Aber in der                   wirtschaftler zu mutieren, hier findet er sie.»
    Globalisierung wurde der Markt selbst
    zum Rahmen, was nicht im Sinne des
    Liberalen ist. Ein solcher Markt ist be-
    sonders krisenanfällig, und es gelten
    nur noch die ökonomischen Werte.                 zwischen Freiheit und Solidarität. Es                  für die in der Schweiz die öffentlich-
    Eine Marktwirtschaft, die zur Marktge-           gibt nichts Marktfreundlicheres als ein                rechtlichen Sender eine besondere
    sellschaft ausufert, ist ungesund. Da-           kompetenter, durchsetzungsstarker                      Verantwortung trügen. Da sie der Kri-
    her braucht es eine leistungsfähige              Staat.» Das Sozialliberale ist für ihn                 se weniger hart ausgesetzt seien, sieht
    Politik, die stets die Balance sucht             auf der einen Seite der Wille zur Frei-                er sie als «Hort des Qualitätsjournalis-
                                                     heit des Individuums und die Einsicht,                 mus», zum Beispiel das Radio: DRS1,
                                                     dass der Markt weniger schlecht funk-                  DRS2 und DRS3 mit ihren Informati-
                                                     tioniert als andere Systeme. Auf der                   onssendungen wie Echo der Zeit,
        Volkswirtschaftslehre an europäi-            anderen Seite stehe die Einsicht in die                Kontext oder Rendez-vous am Mittag.
        scher Spitze                                 Notwendigkeit von Gleichgewichten
        Die Volkswirtschaftliche Abteilung der       (auf dem Markt wie in der Gesell-                          In der Medienlandschaft insge-
        Universität St.Gallen liegt im erstmals      schaft): «Der Markt steht in diesem                    samt beobachtet er eine immer deut-
        durchgeführten Excellence Ranking des       Verständnis im Dienst der Gesell-                      licher werdende Zweiteilung: Medien
        deutschen Centrums für Hochschulent-         schaft, nicht umgekehrt.»                              und Gefässe von hoher Qualität (ob
        wicklung (CHE) im europaweiten Ver-                                                                 Zeitungen, Sendungen oder im Inter-
        gleich für die FächerVolkswirtschaftsleh-        Qualität der Medien als Thema                      net), bei denen die Qualität – zumin-
        re, Psychologie und Politikwissenschaf-          Auf die Frage nach der Entwick-                    dest vor den teilweise bitteren und
        ten in der Spitzengruppe. Diese Platzie-     lung der Medien setzt de Weck bei de-                  unvermeidlichen Sparmassnahmen
        rung hat sie dank der Zitier-Häufigkeit      ren Entstehung an: «Die Presse ist aus                 der jüngsten Zeit – eher zugenommen
        ihrer wissenschaftlichen Publikationen       der Aufklärung hervorgegangen, und                     hat. Und auf der anderen Seite Medi-
        sowie der Studierenden- und Dozieren-        ihre Raison d’être bleibt die Auf-                     en, die nur noch Konsumenten bedie-
        den-Mobilität erreicht. Ebenfalls in der     klärung im historischen und im Wort-                   nen. Für Roger de Weck ist ein gutes
        Spitzengruppe des Ende Oktober 2009          Sinn!» Allererste Adressaten der Medi-                 Medium wie ein gutes Gespräch: «Es
        veröffentlichten Rankings liegt sie auf-     en sind in dieser Auffassung die Bür-                  kann gleichzeitig und abwechselnd
        grund der Internationalität ihrer Dozie-     gerinnen und Bürger und nicht Kon-                     locker, intensiv, seriös, ernst, verg-
        renden und Doktorierenden sowie der          sumentinnen und Konsumenten:                           nüglich, charmant, irritierend und un-
        durch die Studierenden beurteilten Zu-       «Medien haben eine doppelte Aufga-                     bequem sein. Leider gibt es viele Me-
        friedenheit mit ihrem Studium. Unter         be: ein gedankliches Projekt zu ver-                   dien, die allen gefallen wollen. Und
        den 71 Universitäten, welche die Excel-      folgen und verkäufliche Produkte zu                    dann genauso langweilig sind wie ein
        lence-Gruppe in Volkswir tschaftslehre       sein. Wenn Medien nur noch Produk-                     Gesprächspartner, der immer nur um
        bilden, finden sich drei Universitäten aus   te wären, würden sie mich nicht län-                   die Gunst seines Gegenübers buhlt.»
        der Schweiz (Bern, Zürich und St.Gal-        ger interessieren.» Das sei die Chan-
        len), sieben aus Deutschland (HU Ber-        ce von Qualitätsblättern und -sendun-
        lin, Bielefeld, Freiburg, Lüneburg, Mann-    gen wie der Sternstunde Philosophie.
        heim, LMU München, Wuppertal) und            Die Qualität der Information für ein
        eine aus Österreich (Universität Wien).      breites Publikum sicherzustellen, hält
                                                     er für eine staatspolitische Aufgabe,

4   alma 1/2010
Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen 1/2010 - Roger de Weck: "Es war ein glücklicher Zufall" 50 Jahre prisma: Plattform für ...
wissenschaft und praxis

Zertifikats-Lehrprogramm «Wirt-
schaftsjournalismus» in Entwicklung
Professor Vincent Kaufmann ist als Inhaber des Lehrstuhls für Medien und Kultur (MCM 3) und Direktor am In-
stitut für Medien- und Kommunikationsmanagement der Universität St.Gallen, dem =mcminstitute, seit August
2009 mitverantwortlich für Strategie und Ausrichtung des Instituts. Wir wollten vom Professor für Französische
Sprache und Literatur wissen, wo er die grössten Chancen und Herausforderungen für das Institut ortet.

                                                                                              An der Universität St.Gallen wird
                                                                                          der Praxisbezug in den Studiengängen
                                                                                          gross geschrieben.Wie sieht dieser bei
                                                                                          Ihnen aus?
                                                                                              Im Bereich der Medientheorie und
                                                                                          -geschichte sowie der Buchwissenschaf-
                                                                                          ten ist er nicht so ausgeprägt wie in di-
                                                                                          versen Kernfächern. Aber wir bieten
                                                                                          zum Beispiel eine praxisorientierte Zu-
                                                                                          satzausbildung im Bereich Buchwissen-
                                                                                          schaften an. Im ersten Jahr haben die
                                                                                          Teilnehmenden von A-Z ein Buch pro-
                                                                                          duziert, inklusive Verlagssuche. Aktuell
                                                                                          arbeiten Miriam Meckel und ich an ei-
                                                                                          ner neuen Zusatzausbildung auf Master-
                                                                                          Stufe. Wir wollen das wirtschaftliche
                                                                                          Know-how der Studierenden nutzen
                                                                                          und angehende Wirtschaftsjournalisten
                                                                                          ausbilden. Mit dem zunehmenden Ab-
                                                                                          bau dieser Kompetenz auf den Redak-
Vincent Kaufmann, zur Herausforderung des Instituts: «Wir müssen sehr beweglich           tionen werden Unternehmen in diesem
sein, um die rasante technologische Entwicklung zu begleiten und Orientierung bie-        Bereich immer aktiver. Da sind dann
ten zu können.»                                                (Foto: Roger Sieber)       unsere Absolventen sehr gut positio-
                                                                                          niert. Bei Miriam Meckel und Martin
Von Iwan Köppel                            Die Frage der neuen Technologien und           Eppler sind die Praxisbezüge insgesamt
                                           Medien muss zwingend interdisziplinär          natürlich viel enger. Sie führen auch
    Professor Kaufmann, das Institut       erfasst werden. Es geht hier nicht nur         zahlreiche grosse Projekte direkt für und
für Medien- und Kommunikationsm-           um Fragen des Marktes, sondern auch            mit Unternehmen durch.
anagement umfasst drei Lehrstühle:         der kulturellen Konfiguration.
jenen von Professor Martin J. Eppler                                                          Wie betten Sie die Medien, insbeson-
für Informations- und Medienmana-              Der Fokus des Instituts liegt auf der      dere die neuen Medien, und deren Nut-
gement, jenen von Professorin Miriam       Forschung und der Beratung. Zugleich           zung in die Ausbildung ein?
Meckel für Corporate Communicati-          unterrichten die Mitglieder des Instituts          In den MSC- und IMT-Studiengän-
on und ihren für Medien und Kultur.        insgesamt über 500 Studierende. Wo lie-        gen ist der Einsatz neuer Technologien
Damit sind die Schwerpunkte ange-          gen die Schwerpunkte, die Sie in der Leh-      und interaktiver Medien wie Web 2.0
deutet. Welches ist die strategische       re vermitteln?                                 und Social Networks zentral. In der Me-
Ausrichtung, die Mission des Instituts?        Unser Institut bietet keinen eigenen       dientheorie reflektieren wir die Auswir-
    Unser Institut ist interdisziplinär    Bachelor- oder Master-Studiengang an.          kungen. Das ist die Gemeinsamkeit der
ausgerichtet. Das strategisch verbin-      Wir sind auf verschiedenen Stufen und          verschiedenen MCM-Forschungsberei-
dende Element bildet die Frage der Di-     in verschiedenen Programmen aktiv,             che: Es geht immer um die Dialektik
gitalisierung, die Auseinandersetzung      zum Beispiel im Master für Marketing,          zwischen Altem und Neuem. Gerade
mit den elektronischen Kommunikati-        Dienstleistungs- und Kommunikations-           die Buchwissenschaften haben oft ein
onsmitteln vor allem in der Unterneh-      management (MSC) und im Master für             verstaubtes Image. Wir konzentrieren
menskommunikation und mit ihren so-        Informations-, Medien- und Technolo-           uns auch hier konsequent auf den Me-
zialen Effekten. In diesem Bereich wol-    giemanagement (IMT). An meinem Lehr-           dienwandel, auf die Digitalisierung und
len wir weiterhin führend tätig sein.      stuhl fliesst alles ins Kontextstudium ein.    den Übergang zum eBook.

                                                                                                                         alma 1/2010   5
Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen 1/2010 - Roger de Weck: "Es war ein glücklicher Zufall" 50 Jahre prisma: Plattform für ...
wissenschaft und praxis

    Die beiden Direktoren Prof.Vincent Kaufmann (links) und Prof. Martin J. Eppler bilden seit 2009 zusammen mit der geschäfts-
    führenden Direktorin, Prof. Miriam Meckel, das Führungsteam des =mcminstitute.                              (Foto Roger Sieber)

         Welche Bedeutung hat die Ethik im      Marketing und im Informationstech-            tut bringt mich auf eine weitere Frage:
    Rahmen der Ausbildungsgänge am In-          nologie-Management. Im Bereich                Wird es Ihrer Einschätzung nach den
    stitut – Stichworte Medienethik, Ethik im   «Medien und Kultur» gibt es bis jetzt         «gläsernen Menschen» à la Orwell,
    Unternehmen?                                keine Spezialisierung; unsere Ausbil-         «1984», je geben?
         Sie ist vor allem wesentlich im Be-    dungsmodule müssen alle Studieren-                 Nein, das glaube ich nicht. Es
    reich der Corporate Communication,          den durchlaufen. Mittelfristig planen         zeigt sich, dass mit den zunehmenden
    wo die Frage der verantwortlichen           wir einen neuen Master «Organisation          technologischen Möglichkeiten genau
    Kommunikation thematisiert wird.            und Kultur».                                  das Gegenteil geschieht. Es wird im-
    Auch im angesprochenen neuen Pro-                                                         mer schwieriger, Leute zu überwa-
    gramm Wirtschaftsjournalismus gehört            Ihr Institut besteht seit rund elf Jah-   chen. Allein die Quantität der Infor-
    natürlich ein Modul zum Recht und           ren. Wie beurteilen Sie – neu dazu ge-        mation wird immer grösser. Nehmen
    zur Deontologie, zu den Pflichten des       stossen – seine Entwicklung bis heute?        Sie die Reality Shows – da geschieht
    Berufs zwingend dazu.                       Wo sehen Sie Potenziale und Herausfor-        genau das Gegenteil von Orwells
                                                derungen für das Institut?                    Überwachungsfantasie: Jedermann ist
         Wie beurteilen Sie heute die Medien        Das Institut ist sehr dynamisch, in-      ja fast bereit, seinen Nachbarn umzu-
    und die Kommunikation der Unterneh-         novativ und kreativ. Es reagiert sehr         bringen, um ins TV zu kommen. Die
    men punkto Ethik?                           gut auf neue Herausforderungen. Die-          Grenzen zwischen Privatsphäre und
         Ich stelle fest, dass sich die ethi-   se Qualität wollen wir weiterhin un-          Öffentlichkeit haben sich verschoben.
    schen Anforderungen und die Debat-          ter Beweis stellen. Wir müssen sehr
    te darüber verschärft haben. Die Si-        beweglich sein, um die rasante tech-              Wo unser Institut in zwanzig Jah-
    tuation der Medien wird immer               nologische Entwicklung zu begleiten           ren stehen wird, weiss ich natürlich
    schwieriger, was ihre Einnahmen be-         und Orientierung zu bieten. Die «Ul-          nicht. Wesentlich ist, dass wir weiter
    trifft. Damit wird ihre Unabhängigkeit      timate Challenge» ist für uns, Entwick-       Awareness schaffen im Bereich der
    beeinträchtigt. Die klassischen Busin-      lungen zu antizipieren. Wenn wir bei-         neuen Technologien. Heute fehlt jeg-
    essmodelle insbesondere der Print-          spielsweise erst 2010 merken, dass es         liche Kontrolle: Alles ist zugänglich,
    medien, aber auch des TV, funktionie-       seit 2001 eReaders gibt, haben wir un-        aber zugleich ist die Gefahr, dass al-
    ren nicht mehr. Das führt dazu, dass        sere Aufgaben nicht gemacht. Wir              les verschwindet, viel grösser gewor-
    der Druck der Geldgeber, der Werbe-         müssen die neusten Technologien mit           den. In fünf Jahren weiss niemand
    auftraggeber, immer grösser wird.           ihren Vor- und Nachteilen kennen,             mehr, was eine Diskette war. Hier
                                                um zu beurteilen, wie sich das Ganze          geht es um die Frage des kollektiven
         Für welche Berufsbilder sind Studi-    weiter entwickeln könnte – der Zeit           Gedächtnisses. Der Umgang mit Kom-
    enabgängerinnen und Studienabgän-           immer etwas voraus.                           munikationsformen und -mitteln än-
    ger, die sich in einem der MCM-Berei-                                                     dert sich so schnell, dass es das
    che spezialisiert haben, besonders qua-        Zum Schluss unseres Gesprächs              =mcminstitute mit seiner Orientie-
    lifiziert?                                  wollte ich Sie fragen, wo Sie das             rungsfunktion unbedingt braucht.
         Die klassischen Tracks liegen in       =mcminstitute in zwanzig Jahren se-
    der Corporate Communication, im             hen. Ihre eigene Anforderung ans Insti-

6   alma 1/2010
Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen 1/2010 - Roger de Weck: "Es war ein glücklicher Zufall" 50 Jahre prisma: Plattform für ...
«Interdisziplinär zu besserem
Verständnis der digitalen Welt»
Wer auf der Website des Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement =mcminstitute surft, landet rasch
bei den aktuellen Tweets von Professorin Miriam Meckel, der geschäftsführenden Direktorin des Instituts, in der
mcm-Facebook-Gruppe oder auf dem mcm-Youtube-Channel. Das dynamische Institut lebt konsequent dem An-
spruch nach, den es sich auf die Fahne geschrieben hat, und nutzt die neuen Kommunikationstechnologien des
digitalen Zeitalters als aktiver Vorreiter.

Von Iwan Köppel                           nehmen, darunter multinationale Kon-         Schwerpunkte Forschung und
                                          zerne ebenso wie kleinere Unterneh-          Beratung
    Das =mcminstitute ist interdiszi-     men und NPO, Verbände, Vereine und           Die Interdisziplinarität spiegelt
plinär aufgestellt. Der rasante techno-   Regierungsorganisationen.                sich in den Beratungs- und For-
logische und gesellschaftliche Wandel                                              schungsprojekten, die das Institut für
macht es unausweichlich, Fragen der          Zugleich publizieren die Instituts-   verschiedenste öffentliche und priva-
Informationsvermittlung, des Manage-      Mitglieder in hochrangigen nationalen    te Auftraggeber und mit diversen Part-
ments von Medien und der Ausgestal-       und internationalen wissenschaftli-      nern umsetzt, sowie in den Kompe-
tung von Kommunikationsbeziehun-          chen Publikationen und aktuellen Me-     tenzbereichen des Instituts. Diese rei-
gen strategisch disziplinenübergrei-      dien und unterrichten mehr als 500       chen von der Wissenskommunikation
fend anzugehen. Als international         Studierende auf Bachelor-, Master-,      über Media Management, Financial
ausgewiesenes Forschungs-Qualifika-       Doktoranden- und Executive-Stufe.        Communication und Buchwissen-
tions- und Beratungszentrum für Me-                                                schaften bis hin zur Forschungsplatt-
dien- und Kommunikationsmanage-               Breit gefächerte Forschungs-         form Alexandria, die das Institut für
ment sowie für Medien und Kultur will         schwerpunkte                         die Universität erarbeitet hat und lau-
es gemäss seinem Leitbild Studieren-          Die Forschungsschwerpunkte der       fend weiterentwickelt.
de, Forscher, Verantwortungs- und         drei Lehrstühle sind breit gefächert,        Auf der aktuellen Projektliste fin-
Entscheidungsträger in Wirtschaft und     aber spezifisch fokussiert. Der Lehr-    den sich etwa eine Untersuchung zum
Gesellschaft darin unterstützen, den      stuhl MCM 1, der von Professor Mar-      Corporate Blogging, ein «Blog Map-
Herausforderungen des digitalen Zeit-     tin J. Eppler geführt wird, fokussiert   ping» zu Wahlkampagnen in Australi-
alters gerecht zu werden und seine        auf das Wissensmanagement und die        en oder eine Studie zur Verselbständi-
Chancen zu nutzen.                        Auseinandersetzung mit neuen Tech-       gung des Computers. Ebensolches Ge-
                                          nologien, insbesondere auch der vi-      wicht haben Praxisprojekte wie ein
    Ziel des Instituts ist es, mit For-   suellen Kommunikation. Am Lehr-          «Zukunftslabor Geschäftsbericht» oder
schung, Lehre und Beratung aus einer      stuhl MCM 2 unter der Leitung von        die Entwicklung einer Internet-Platt-
Kommunikationssicht heraus und mit        Miriam Meckel stehen die Corporate       form «PaperC», auf der digitale Fach-
strategischem Fokus hochwertige und       Communication – verbunden mit Fra-       bücher und andere Fachdokumente
faire Kommunikation zu ermöglichen.       gen der Corporate Responsability –       online gelesen und seitenweise ausge-
                                          und die Effekte der neuen Medien in      druckt, abgespeichert und bearbeitet
    Kontinuierliches Wachstum             der Unternehmenskommunikation im         werden können.
    seit 1998                             Vordergrund.
    Gegründet wurde das =mcminsti-
tute 1998 als Gemeinschaftsprojekt mit        Stichworte dazu sind aktuell Web
der Bertelsmann Stiftung und der          2.0, Social Software und Social Net-
Heinz-Nixdorf Stiftung. Seither hat       works. Hier werden Facebook, Twit-          Wirtschaftsnobelpreis für HSG-
sich das Institut kontinuierlich orga-    ter etc. systematisch untersucht. Der       Ehrendoktor
nisch entwickelt. Heute umfasst es        Lehrstuhl MCM 3 unter der Ägide von         Der Wirtschaftsnobelpreis 2009 ging an
drei Lehrstühle (MCM 1 bis 3), die sich   Professor Vincent Kaufmann ist kul-         die US-Wissenschaftler Elinor Ostrom
mit Informations- und Technologiem-       turwissenschaftlich ausgerichtet. Sei-      und Oliver Williamson. Die Universität
anagement, Corporate Communicati-         ne Fachschwerpunkte liegen in Me-           St.Gallen freut sich über diese Ehrung
on sowie Medien und Kultur befassen.      diengeschichte und -theorie, in Me-         und gratuliert insbesondere Prof. Dr. Oli-
Ein interdisziplinäres Team von rund      dienkultur und -praxis. Ihm ist auch        ver Williamson, dem sie 1987 das Ehren-
25 ausgewiesenen und erfahrenden          das branchenspezifische Center for          doktorat der Wirtschaftswissenschafen
Kommunikations- und Medienfach-           Book and Publishing Studies ange-           verliehen hat.
leuten berät eine Vielzahl von Unter-     gliedert.

                                                                                                                        alma 1/2010   7
Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen 1/2010 - Roger de Weck: "Es war ein glücklicher Zufall" 50 Jahre prisma: Plattform für ...
start-up

    Blogwerk – Verlag und Agentur
    für «Medien 2.0»
    Blogs gelten als modernste Variante elektronischer Publikation von redaktionell-journalistisch aufbereiteten In-
    halten. Mit rund fünfzig Autoren in fünf Zeitzonen bietet die Blogwerk AG von Peter Hogenkamp fünf solcher
    (Themen-)Blogs an und berät Unternehmen in allen Fragen rund um Online-Publikationen und «Social Media».
    Am Anfang des Start-ups standen eine Geburt und ein Sabbatical.

    Von Roger Tinner                         neuerdings.com einen Test, dessen Er-    dass in der vereinbarten Frequenz pu-
                                             gebnisse ermutigend waren. Im Mai        bliziert wird. Das ist, so Hogenkamp,
        Peter Hogenkamp, als erster Ge-      2006 gründeten sie die Blogwerk AG.      der grosse Unterschied zwischen
    schäftsführer der 1998 neu gegründe-                                              Blogwerk und Privatblogs: «Verläss-
    ten Alumni-Organisation vielen Alum-         Eigentliche Business-Idee war es,    lich wie bei einem Print-Magazin ist
    ni bekannt, wollte sich schon als Stu-   ein Online-Verlag zu sein. «Das sind     bei uns jeden Tag etwas Neues da.»
    dent selbständig machen, was in den      wir auch immer noch», kommentiert        Inzwischen arbeiten rund fünfzig Leu-
    Neunziger Jahren eher exotisch war.      Hogenkamp und fügt an: «Wir haben        te für Blogwerk, aber nur sechs da-
    Das Verlagswesen scheint ihn dabei       zusätzlich zum Verlagsgeschäft mit       von Vollzeit. Die Autoren arbeiten in
    besonders zu faszinieren, gab er doch    Dienstleistungen für Unternehmen im      fünf verschiedenen Zeitzonen: von
    als Student schon eine Einführung in     Bereich Web 2.0 bzw. Social Media, al-   San Francisco über Boston bis Stock-
    die Informatik an der HSG für Studie-    so alles rund um Blogs, Twitter, Face-   holm.
    rende heraus. Nach der Zeit auf der      book etc. ein zweites Standbein auf-
    Alumni-Geschäftsstelle gründete er       gebaut, das uns inzwischen gut trägt.»       Und wie haben die «klassischen»
    zusammen mit Jacqueline Badran –         Kunden wie ebookers.ch, der Flugha-      Medien auf den neuen online-Verlag
    auch sie eine HSGlerin – die Zeix AG,    fen Zürich, die Migros Klubschule        reagiert? Hogenkamp dazu: «Die ha-
    die ursprünglich eigentliche «Ge-        oder der Doodle-Herausforderer           ben erst Mal ein Jahr lang kritisch be-
    brauchsanweisungen» für Webportale       Zeeyoo lassen sich von Blogwerk So-      obachtet, was wir so machen. Man
    und Informatikthemen in Printform        cial-Media-Angebote entwickeln und       wusste uns wohl nicht genau einzu-
    herausgab und heute zu den führen-       betreiben, vom Konzept über Setup        ordnen, ob wir vielleicht die sind, die
    den Unternehmen in der «Usability»-      bis zum Betrieb inklusive Redaktion.     den viel befürchteten Ausverkauf des
    Beratung gehört. Hogenkamp selbst                                                 Journalismus vorantreiben wollen. Als
    ist nur noch sporadisch für die heute        Hartes Verlagsgeschäft               klar war, dass wir journalistisch arbei-
    22 Mitarbeitende zählende Zeix AG            Die fünf Fachblogs von Blogwerk      ten, schlug uns auch viel Sympathie
    tätig, sitzt aber als Untermieter mit    erreichen 300’000 Leser pro Monat.       entgegen.» Inzwischen musste aller-
    seinem neuen Unternehmen im sel-         Im Werbemarkt funktioniert die Bu-       dings ausgerechnet jener Blog, der
    ben Haus am «Stauffacher» in Zürich.     siness-Idee gemäss Hogenkamp je-         sich kritisch mit der Medienszene aus-
                                             doch schlechter als im Lesermarkt:       einandersetzte      (medienlese.com),
        Blog statt Diss                      «Online-Werbung ist erstens in der       eingestellt werden.
        Nach der Geburt seines ersten        Schweiz strukturell noch zurück, und
    Sohnes wollte Peter Hogenkamp in ei-     zweitens war natürlich dieses Jahr           Das hätten, so Peter Hogenkamp,
    nem sechsmonatigen Sabbatical seine      auch konjunkturell schwierig.»           auch viele Externe sehr bedauert.
    einige Zeit früher begonnene Disser-                                              Trotz diesem Rückschlag haben die
    tation schreiben. Stattdessen bloggte        Die Struktur der Blogwerk AG         Blogwerk-Macher nach wie vor die Vi-
    der – inzwischen dennoch promovier-      funktioniert wie bei einem klassi-       sion, «mit unseren Blogs, mit einem se-
    te – ehemalige Studentenschaftspräsi-    schen Verlag, mit der Trennung von       riösen journalistischen Ansatz, Geld
    dent viel. Damals beobachtete er ge-     Verlag und Redaktion und einer           zu verdienen.» Im Bereich der Dienst-
    meinsam mit seinem Studienfreund         durchaus hierarchischen Organisati-      leistungen für Unternehmen will das
    und namics-Mitgründer Andreas Göl-       on der fünf Themenblogs zu Gadgets       Unternehmen zur bekanntesten und
    di, wie Blogs in den USA fast raketen-   (neuerdings.com), zu persönlicher        besten Anlaufstelle im Bereich Social
    artig abhoben, und zwar sowohl pri-      Produktivität (imgriff.com), zu Digi-    Media für Firmen in der Schweiz und
    vate wie professionelle Blog-Netz-       talfotografie (fokussiert.com), zu In-   in Deutschland werden und dabei
    werke. Beide fanden, dass so was im      ternetökonomie      (netzwertig.com)     sein, wenn namhafte Unternehmen
    deutschsprachigen Raum auch mög-         und zu Schweizer Startups (start-        sich in diesem Feld engagieren.
    lich sein müsse. Zur CeBIT 2006          werk.ch). Jedes Blog hat einen zu-
    machten sie mit dem Gadget-Blog          ständigen Redaktor, der dafür sorgt,

8   alma 1/2010
Das «Kernteam» der Blogwerk AG (zweiter von rechts: Peter Hogenkamp) mit Chefredaktor Peter Sennhauser zugeschaltet aus
San Francisco.

    Hogenkamp, der Mehrfachgrün-         ter-Kampagne, die nicht als Spam          bare» Tatsache in einem Pionier-Un-
der, sieht im Bereich Social Media ei-   empfunden wird?» würden die mei-          ternehmen: «Wenn Du mit etwas Neu-
ne ähnliche Entwicklung voraus wie       sten sich aber wohler fühlen, wenn sie    em früh dran bist, redest Du erstmal
im Internet generell vor gut zehn Jah-   sich zuerst beraten und helfen lassen.    zwei Jahre gegen die Wand, bevor die
ren. Derzeit werde noch diskutiert:                                                Firmen die Relevanz erkennen.» Kein
«Was ist das?» und «Brauche ich das?»,       Unternehmertum ist                    Wunder, hinterlässt Hogenkamp auch
aber diese Frage werde bei fast allen        inspirierend                          als Blogger seine Spuren. Aber der
Firmen bald abgelöst werden durch:           Und was ist für Hogenkamp das         Mehrfach-Gründer und -Unternehmer
«Wie kann ich da möglichst schnell       Spannendste am Unternehmertum? Er         (und HSG-Absolvent) Roger Scha-
mit machen?» «Die Firmen merken,         findet es «immer wieder toll und in-      winski moderiert ja auch selbst am
dass abseits zu stehen auf Dauer kei-    spirierend, dass man sich selbst et-      Radio, das ihm gehört. Medienpionie-
ne Option ist», beobachtet Hogen-        was ausdenkt, einen Firmennamen,          re scheinen unabhängig von ihrem
kamp, «denn der Dialog über ihre Pro-    ein Logo, Produkte (in unserem Fall       Medium ähnlich zu funktionieren...
dukte findet im sich selbst organisie-   die Blogs) und dass einige Zeit spä-
renden «Web 2.0» dann ohne sie statt.»   ter Zehntausende von Leuten diese
                                         kennen.» Das Blogwerk-Logo habe er
    Wenn heutige Blogwerk-Kunden         mal nachts um 2 Uhr gestaltet, als er
solche Dialog-Angebote mittelfristig     merkte, dass man im HSG-Jobmarkt
selbst betreiben würden, sähe dies       ein PDF hochladen muss: «Ich dach-
Hogenkamp als «Erfolgsausweis für        te, ohne ordentlichen Briefkopf sieht
uns». Bei der Klärung von Fragen wie     das ja nach nichts aus.» Dafür finde er
«Wie oft veröffentliche ich in einem     es auch drei Jahre später «gar nicht so
Blog? Welchen Ton schlage ich auf Fa-    übel.» Eher verzichten würde er
cebook an? Wie mache ich eine Twit-      manchmal gern auf eine «unabwend-

                                                                                                                alma 1/2010   9
Mehr
   M ehr Scharfsinn.
         Scharfsinn.
                                                                    Für den flüchtigen
                                                                                htigen
                                                                                   gen Konsum von News gibt es
                                                                    genug Medien,
                                                                              en, Kanäle oder Portale. Für die wahre
                                                                                                                ahre
                                                                    Auseinandersetzung
                                                                                etzung mit der Aktualität gibt es das
                                                                              rsetzung
                                                                                  Tagblatt.
                                                                                    gblatt.                 Tiefe
                                                                                       att. Es bietet Ihnen Tiefe und jeden Tag
                                                                                                                        den Tag
                                                                                   spannende
                                                                                      nnende Einsichten. Schärfen Sie IIhre
                                                                                    pannende                            hre Sinne:
                                                                                     Abo-Telefon
                                                                                     Abo          071
                                                                                       o -Telefon 0 71 272 72 72 oder
                                                                                      www.tagblatt.ch/aboservice
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                                                                                       ww.tagblatt.ch/aboservice

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                                               «Wir sind gut im Erfinden                   Mit dieser Metapher erklärt Josef
                                               aber schlecht im Vermarkten.           Ackermann sogenannte Ramsch-Anlei-
                                               Mit anderen Worten: Die ETH            hen und zeigt, weshalb diese nicht von
                                               und die HSG sind zu weit von-          vornerein schlecht sind, sondern aus-
zhaw impact, September 2009                    einander entfernt.»                    schliesslich deren Nachfrage zurück gin-
                                               Accenture spürt die Krise auch in      ge. In seinem Interview mit dem SPIE-
   André Blattmann,                        der Schweiz, jedoch steht das Unterneh-    GEL betont er, dass Risiko zum Banken-
   Alumni der zhaw und Chef                men im nationalen Vergleich sehr gut da.   geschäft gehöre, man jedoch eine ge-
   der Schweizer Armee                     Inhaltlich seien in der Beratung Verän-    wisse Risikodisziplin, bzw. -moral
                                           derungen dahingehend zu spüren, dass       bewahren müsse. Ebenso zum Banken-
   zhaw: «Heute scheint es umge-           sich der Fokus von der «Schaffung neu-     geschäft gehörten Boni, da Banking ein
   kehrt zu sein: Wer im Militär           er Fähigkeiten zur Kostenoptimierung»      «People’s Business» sei in dem der Markt
   Karriere machen will, braucht           verschiebe.                                festlege, was es kostet, die Besten in den
   eine Ausbildung an der HSG.»                                                       eigenen Reihen zu haben.
   Blattmann: Ich glaube, die bei-
   den Führungsschulen ergänzen
   sich sehr gut.
   In seinem Interview spricht der
Chef der Armee über die richtige           St.Galler Tagblatt, 13. Oktober 2009
Führungsausbildung.                                                                   NZZ Campus in der NZZ am Sonntag,
                                              Oliver Williamson,                      8. November 2009
                                              Ehrendoktor der Universität
                                              St.Gallen in Wirtschaftswissen-             Dr. oec. Pierin Vincenz,
                                              schaften 1987                               Dr. oec. HSG 1990

Bilanz, 9. Oktober 2009                       «Ich bin geschockt, freue mich              «Aspekte der Genossenschaft
                                              aber darauf, nach Stockholm                 mit Betriebswirtschaft zu
   Dr. Rudi Bindella,                         zu kommen. Es wird wohl                     kombinieren, ist eine grosse
   Dr. oec. 1974                              noch ein bisschen dauern, bis               Herausforderung. Raiffeisen
                                              ich das verdaut habe.»                      hat enormes Potenzial in der
    «Wenn Adrian später den                   Die erste Reaktion von Elinor               Schweiz, sich zu positionieren
    Wunsch hat, sich in der                Ostrom, der gemeinsam mit Oliver               – in Finanzfragen wie in gesell-
    Familienunternehmung zu                Williamson im September den Wirt-              schaftlichen Wertediskussio-
    engagieren, stehen ihm die             schaftsnobelpreis erhielt. Der US-Wis-         nen.»
    Türen offen.»                          senschaftler wurde am St.Galler                Der Vorsitzende der Geschäftslei-
    Der angedachte Nachfolger des Ga-      Hochschultag 1987 für sein Werk ge-        tung der Raiffeisen-Gruppe spricht dar-
strokonzerns Bindella, namentlich Ad-      ehrt und erhielt den Ehrendoktortitel.     über, warum ihm sein Job bei der Raif-
rian Bindella, wechselt aus dem Fami-                                                 feisen so gut gefällt und wie er dazu
lienunternehmen zu der Uhren- und                                                     kam. Vincenz berichtet, dass er nach
Schmuckfirma Zett-Meyer in Zürich.                                                    der Matur zunächst in einem Treuhand-
Der HSG Absolvent wechselte somit in                                                  büro gearbeitet habe und sich somit
das Unternehmen aus der Familie von        Spiegel Online, 5. Oktober 2009            erst mit 26 Jahren an der Universität
Mutter Christa Bindella-Gschwend. Ru-                                                 eingeschrieben habe. Während dem
di Bindella setzt dennoch auf seine vier      Dr. Josef Ackermann,                    Studium wurde er durch die Vielseitig-
Söhne in der Nachfolgeregelung.               Dr. oec 1977                            keit der Geldtheorie überrascht, be-
                                              lic. oec. HSG 1972                      schloss für den Bankverein zu arbeiten,
                                                                                      und lebte währenddessen in Chicago.
                                              «Wenn Sie ihre Picasso-
                                              Sammlung verkaufen müssen,
netzwoche, 28. Oktober 2009                   es aber keine oder kaum noch
                                              Käufer gibt, ist auch das
   Thomas D. Meyer,                           schönste Gemälde nur noch
   lic. oec. HSG 1987                         wenig wert. Aber ist es des-
   Accenture Chef Schweiz                     halb Ramsch?»

                                                                                                                      alma 1/2010   11
Studentische Initiativen

     Plattform für Diskussionen und
     Horizonterweiterung
     prisma, das Magazin der Studierenden der Universität St.Gallen, ist fünfzig – aber noch längst keine gesetzte
     oder gar alte Dame. Das liegt nicht nur daran, dass das Magazin von Studierenden für Studierende gemacht
     wird und sich die Redaktion naturgemäss ständig erneuert. Wer in den bis heute 324 prisma-Nummern blättert
     oder sich mit Mitgliedern der aktuellen Redaktion austauscht, spürt die Lust und Motivation der Macher, ein Ma-
     gazin zu produzieren, das die Studierenden auch wirklich lesen wollen – nicht nur in weniger interessanten
     Vorlesungen.

     Engagierte Studierende: Das prisma-Team 2009 anlässlich einer Blattkritik mit Peter Hartmeier, dem ehemaligen Chefredaktor
     des Tages-Anzeigers.

     Von Iwan Köppel                              Am Puls der Studierenden                Budget und Rechnung, dreissig Pro-
                                                  Nichts ist konstanter als der Wan-      zent des erzielten Gewinns fliesst in
          prisma solle «keine Hauszeitung,     del – erst recht bei einem Magazin,        den Sozialfonds der Studentenschaft,
     niedlich und mit Kochrezepten», son-      dessen Redaktion jährlich ein anderes      bestimmt für andere universitäre Pro-
     dern «ein Ort der Diskussion» und «der    Gesicht hat. Könnte man meinen.            jekte. Zugleich geniesst prisma eine
     allgemeinen Aussprache» werden. So        Doch der erste Eindruck täuscht: pris-     Defizitgarantie der Studentenschaft.
     lautete die ehrgeizige Zielvorgabe von    ma hat sich zwar tatsächlich konstant
     Gründungs-Redaktor Peter W. Dettwi-       gewandelt, und die Auflage ist konti-          Der Wandel ist einerseits rein äus-
     ler in der «Geburtsanzeige», dem Edito-   nuierlich gewachsen.                       serlich an Format und Layout sicht-
     rial der ersten Ausgabe vom November                                                 bar. Ursprünglich erschien prisma im
     1959. Im Sommersemester zuvor hatte           Sie liegt heute für jede der sechs     A5-Format, mit der Schreibmaschine
     die Studentenschaft der damaligen         Ausgaben pro Jahr bei 3500 Exempla-        geschrieben. Mit den Jahren wandel-
     Handelshochschule (HHS) entschie-         ren. Doch vieles, was für die ersten       te sich die Gestaltung. Seit den Neun-
     den, auf den bis dahin an der HHS ver-    Ausgaben galt, trifft auch heute noch      zigerjahren erscheint das Magazin im
     teilten «Zürcher/St.Galler Student» zu    zu. Wesentliche Charakteristika hat        A4-Format. Anderseits lassen sich an
     verzichten. Die Hoffnung: Eine eigene     prisma über die Jahrzehnte behalten,       prisma entlang der Jahre durchaus
     Zeitung stiesse bei den St.Galler Stu-    und Träger des Magazins ist bis heu-       die Veränderungen in den Interessen
     denten auf mehr Interesse.                te die Studentenschaft. Sie genehmigt      und im Weltbild der über zehn Gene-

12   alma 1/2010
rationen an Studierenden ablesen, die             Hunderte von Autorinnen und
prisma kommen und gehen sah. Wer                  Autoren
zurückblättert, wird feststellen, dass            Über die Jahrzehnte haben Hun-
prisma in früheren Jahren tendenzi-           derte von Studierenden für prisma ge-
ell politischer war – nicht nur Ende          schrieben – darunter nicht wenige, die
der Sechziger- und in den Siebziger-          heute einer breiten Öffentlichkeit be-
jahren, als «Flower power», Vietnam-          kannt sind. Die Liste reicht von Pri-
krieg und Ölkrise die Welt umtrie-            vatradio-Pionier Roger Schawinski
ben.                                          über Res Strehle (Co-Chefredaktor des
                                              Tages-Anzeigers), Peter Wuffli (bis
    Vollständig werbefinanziert               2007 CEO der UBS, Gründer der «elea
    Die Konstanten sind ebenso au-            Foundation for Ethics in Globalizati-
genfällig. Der Schriftzug «prisma»            on»), den ehemaligen HSG-Rektor Rolf
blieb seit der ersten Ausgabe bis heu-        Dubs und Panalpina-Chefin Monika
te unverändert – klar, ist man versucht       Ribar bis hin zu Bundesrat Hans-Ru-
zu sagen: Er ist gelungen, und die            dolf Merz. Die Auswahl ist willkürlich,
Fünfziger sind heute sowieso wieder           doch sie zeigt die Breite der späteren              Das «prisma» hat im Lauf der Zeit sein Er-
Kult. prisma wird weder verkauft              Tätigkeiten der prisma-Macher reprä-                scheinungsbild immer wieder angepasst.
noch verschickt, sondern gratis an der        sentativ. Vielleicht – diese ebenso will-
Universität aufgelegt.                        kürliche Vermutung sei gestattet – ist
                                              auch das eine oder andere Vorbild der               Universitätsleitung das Magazin nicht
     Was Peter W. Dettwiler in seinem         rund zwanzig Mitglieder des aktuellen               auch etwas mehr als Multiplikator-Me-
bereits zitierten Editorial festhielt, gilt   Redaktionsteams darunter.                           dium sieht, mit dem ein aktiverer Aus-
heute noch: «Die Regel von Angebot                                                                tausch gepflegt wird.
und Nachfrage spielt nicht.» Entspre-             Allen prisma-Redaktorinnen und
chend ist aus Sicht von Jeffrey Vöge-         -Redaktoren gemeinsam war und ist                        Auf zahlreiche weitere Jahre!
li, aktuell Chefredaktor, und Bianca          ihr grosses Engagement für prisma als                    Und wenn wir schon bei der
Liegmann, Präsidentin von prisma, ei-         breite Plattform: einerseits für die Stu-           Wunschliste sind: Wie wünschen sich
ne wesentliche Herausforderung für            dierenden sowie die zahlreichen Initia-             die heutigen Macher das prisma in
die Macher des Magazins, herauszu-            tiven und Vereine an der Universität                zwanzig Jahren? Die Antwort kommt
finden und zu spüren, welche The-             St.Gallen, anderseits für Themen und                wie aus der Pistole geschossen: «Wir
men die Studierenden interessieren.           Diskussionen, die der Horizonterwei-                hoffen, dass prisma auch dann noch zu
Das Echo sei aber durchaus vorhan-            terung und dem Meinungsaustausch                    den Instanzen an der Uni gehört, die
den, sie würden oft angesprochen:             über den universitären Alltag hinaus                den Blick weiten, und dass prisma
«Man merkt schon, ob’s ankommt.»              dienen. Und wohl ebenfalls allen ge-                weiterhin am Puls der Studierenden
                                              meinsam war und ist, dass sie wie die               bleibt. Die dannzumalige Redaktion
    Seit Anfang arbeiten die Redakti-         aktuellen Redaktionsmitglieder erste-               sollte wie wir zurückblicken können
onsteams mit professionellen An-              res eher als Pflicht, letzteres eher als            auf ein Magazin, das weiterhin erfolg-
sprüchen, aber unentgeltlich für pris-        Kür sehen. Vor diesem Hintergrund ist               reich mit den Studierenden und mit
ma. Neueren Datums ist, dass es für           es nicht verwunderlich, finden es die               der Universität mitwächst.» alma gratu-
die Mitarbeit bei prisma «Campus Cre-         prisma-Macher heute schade, dass die                liert und wünscht: Ad multos annos!
dits» gibt, die im Rahmen des Studi-
ums im Bereich Handlungskompe-
tenz angerechnet werden.
                                                 Erster Preisträger des uniQ-Awards
    Wie schon in den ersten Jahren,              Im Mai 2009 hat prisma – damals noch unter der Leitung von Chefredaktor Franco Bühlmann
wird prisma auch heute über Werbe-               – den erstmals vergebenen uniQ-Award für ausserordentliches studentisches Engagement ge-
einnahmen finanziert. In den ersten              wonnen. prisma hat sich dabei gegen 19 andere studentische Initiativen durchgesetzt. Der Preis
Ausgaben fallen vor allem Anzeigen               wurde von der Studentenschaft der Universität St.Gallen ins Leben gerufen mit dem Ziel, das
lokaler Geschäfte, von «Dr. A. Wander            studentische Engagement zu fördern, da dieses seit der Bologna-Reform rückläufig ist. Dass
A.G. Bern» und Zigaretten-Werbung                prisma Anklang findet, ist auch am Zustrom von Mitarbeitenden festzustellen, über den sich
auf. Aber auch IBM INTERNATIONAL                 das prisma-Team in den letzten zwei Jahren freuen darf. prisma stellt sich dem Wettbewerb
BUSINESS MACHINES ist bereits im                 schliesslich auch über die Heim-Universität hinaus und nimmt am «Pro Campus-Presse Award
Januar 1960 ganzseitig vertreten. Heu-           2009» teil, der herausragende journalistische Leistungen studentischer Printmedien im deutsch-
te überwiegen Rekrutierungs- und                 sprachigen Raum auszeichnet. Der Preis wird Anfang 2010 verliehen.
Dienstleistungs-Inserate.

                                                                                                                                        alma 1/2010   13
hsg alumni

     Gelungener Auftakt zum Mentoring-
     Programm 2009 – 2011
     Das von Universität und HSG Alumni gemeinsam organisierte Mentoring-Programm für die Jahre 2009 bis 2011
     erlebte seinen Auftakt Ende November im Audimax, wo sich mehrere hundert Mentoren-Mentee-Paare trafen und
     den gemeinsamen Weg durchs Studium begannen.

     Von Roger Tinner                             Über 250 Mentor(inn)en und               tel «Von der HSG zum Fernsehen – Wo
                                                  Mentees                                  waren die Mentoren?» seinen Weg im
         Professor Martin Hilb, verantwort-        Die eigentliche Einführung ins          Studium und zum Filmemacher. Wie
     licher Dozent Mentoring-Programm,         Programm und die Vorstellung der            Mentor Schoellkopf bedauerte er,
     stellte zu Beginn Julia Müller als neue   Rollen und Aufgaben in der Mento-           dass es zu seinen HSG-Studienzeiten
     Koordinatorin des Mentoring-Pro-          ring-Beziehung übernahm die neue            noch kein Mentoring-Programm gege-
     gramms vor, die in dieser Funktion        Koordinatorin, Julia Müller. Sie erin-      ben habe. In seiner Journalisten-Kar-
     die Nachfolge von Christine Seeliger      nerte an eine Studie, nach der              riere fand er immer wieder Mentoren,
     (deren Leistungen Professor Hilb wür-     Führungskräfte mit Mentoren im              die ihn im beruflichen Leben beglei-
     digte) antrat. In einer «Aufwärm-Run-     Durchschnitt besser ausgebildet sind        teten, ihm Türen öffneten und ihn för-
     de» holte Hilb die Erwartungen von        und früher mehr verdienen als jene          derten. Seine Erkenntnis: Das Studi-
     Mentor(inn)en und Mentees ab.             ohne Mentoren. An der HSG gibt es           um ist nur ein Anfang, das Lernen
                                               Mentoring auf Bachelor-, Master- und        geht weiter. Ein Leben lang – beglei-
         Die zufällig ausgewählten Men-        Doktoratsstufe als Angebot ohne Cre-        tet und eingebettet ins HSG Alumni-
     tees nannten dabei als wichtigste Er-     dit Points, das die Studien- und Le-        Netzwerk.
     wartungen Unterstützung und Betreu-       bensplanung verbessern soll. Die
     ung im persönlichen Werdegang, Er-        Beziehung zwischen Mentor und               Weitere Informationen und Anmel-
     fahrungen und Tipps aus Berufsle-         Mentee ist frei gestaltbar, ein Seme-       dung als Mentor/in unter
     ben, Hilfestellung bei Fragen nach        sterbericht des Mentees und ein Se-         www.mentoring.unisg.ch.
     beruflichem und persönlichem Le-          mestergespräch zwischen Mentor und
     bensweg. Die Mentoren ihrerseits er-      Mentee sind als Minimalanforderung
     warten Engagement und Offenheit,          definiert. Im aktuellen Programm be-
     Neugierde, gezielte Fragestellungen       raten 194 Mentoren und 61 Mentorin-
     sowie Reflexions- und Kritikfähigkeit.    nen (davon 48 externe, Rest HSG Al-
                                               umni) insgesamt 180 Studenten und
         Weitere Mentor(inn)en                 79 Studentinnen. Am 8. April 2010 fin-
         gesucht                               det das Jahrestreffen aller ehemaligen         FT-Ranking: CEMS-Master erst-
          Werner Schiesser, im Vorstand von    Mentor(inn)en und Mentees an der               mals auf Platz 1
     HSG Alumni zuständig für das Ressort      HSG statt.                                     In der Wirtschaftszeitung FinancialTimes
     «Brainraising» (und damit auch für das                                                   ist zum vierten Mal ein Ranking der 50
     Mentoring-Programm), stellte HSG Al-         Erfahrungsberichte mit und                  führenden Master of Science Program-
     umni und deren Dienstleistungen vor.         ohne Mentoring                              me in Management publiziert worden.
     «Wir möchten der HSG etwas zurück-            Carmen Rhyner, Mentee und Ma-              Die HSG ist in diesem Ranking indirekt
     geben von dem, was sie uns gegeben        ster-Studentin, und Erwin F. Schoell-          auch vertreten – und zwar auf dem her-
     hat», begründete er das Engagement        kopf, Mentor und HSG-Alumnus, be-              vorragenden ersten Platz über das
     der Ehemaligen für das Mentoring.         richteten locker-lebendig und über-            CEMS Master of International Manage-
     Schiesser selbst engagiert sich eben-     zeugend von ihren Erfahrungen in               ment Programm. Der CEMS MIM ist ein
     falls als Mentor und brachte die Auf-     ihrer Mentoring-Beziehung. Dabei               Double Degree Programm, das gemein-
     gabe der Mentor(innen) auf den            wurde klar, dass im Mentoring nicht            sam von 25 Wirtschaftsuniversitäten aus
     Punkt: Mit Rat und Tat zur Seite          nur der Mentee, sondern ebenso der             aller Welt geführ t wird. Als einzige
     stehen.                                   Mentor gefordert, gefördert und mo-            Schweizer Universität bietet die HSG
                                               tiviert wird.                                  das Programm Studierenden an. Jedes
         Er forderte die Anwesenden auch                                                      Jahr werden rund 50 HSG-Studierende
     auf, aktiv Werbung für die Funktion           Otto C. Honegger, HSG-Alumnus,             aufgrund eines Assessments und her-
     der Mentoren («vorbildliche Berater»)     (Dokumentar-)Filmemacher und Pu-               vorragender Studienleistungen zum
     zu machen und andere Ehemalige            blizist, schilderte mit einer begeistern-      CEMS MIM zugelassen.
     dafür zu motivieren.                      den Multimedia-Show unter dem Ti-

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