Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit - Cockpit - Magazin
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 12/Dezember 2015 CHF 8.20 / 5.50 Interview mit F/A-18-Pilot Nicolas Rossier Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit 1 2 Military Aviation Civil Aviation Civil Aviation 770010 011006 Aeroporto Qatar setzt auf Unterwegs mit Galileo Galilei «Dreamliner» der «Beluga» 9
$OV3LORWPLW (GHOZHLVVGLH:HOW HQWGHFNHQ Sind Sie von der Ferienfliegerei begeistert, technisch interessiert, verantwortungsvoll und zuverlässig? Schätzen Sie es, in einem jungen, professionellen Team zu arbeiten? Bewerben Sie sich jetzt als Ready Entry First Officer oder Linienpilot ab initio: flyedelweiss.com/company/jobs Ƅ\HGHOZHLVVFRP
Foto: Florian Trojer Cockpit 12 2015 Editorial 3 Take your seats Liebe Leserinnen und Leser D er Flughafen Zürich ist ein Magnet. Er ist das Tor zur Welt, Lösungen. Sicher ist nur, dass mit dem heutigen Pistensystem die Konsumtempel und eines der grössten Ausflugsziele der Nachfrage in Zürich wohl kaum mehr lange befriedigt werden Schweiz. Er ist aber auch Zankapfel. Gestritten wird in ers- kann. ter Linie wegen dem auf den An- und Abflugrouten verursachten Deshalb wäre es zu begrüssen, dass sich die Landesregierung stärker Fluglärm. einbringen und den wirtschaftlichen Aspekt des «Tors zur Welt» Dazu kommt noch die Never-ending- höher gewichten würde. Nur so würde gewährleistet, dass das story mit dem fehlenden Staatsvertrag Export- und Tourismusland Schweiz weiterhin wettbewerbsfähig mit Deutschland – der nördliche Nach- bleibt. Doch wie sagte Bundesrätin Doris Leuthard am Forum der bar möchte die Anzahl Anflüge über sein Luftfahrt in Luzern: «Es ist falsch zu erwarten, der Bund könne die Gebiet möglichst auf deren 80 000 be- für die Luftfahrt nötigen Massnahmen allein veranlassen – wie ein schränken. Dies führt in Kloten zu einer Monarch im Aviatik-Königreich Helvetien. Diese Illusion muss ich fast aussichtslosen Situation, bei welcher Ihnen nehmen, widerspricht dies doch unserem Staatsverständnis der Flugbetrieb politisch geführt wird. und unseren demokratischen Gepflogenheiten.» Die emotionalen Diskussionen in den politischen Gremien wie dem Zürcher Kantonsrat verhindern pragmatische Patrick Huber, Chefredaktor
Die neuen Jordi AG – das Medienhaus Cockpit-Kalender Kalender 2016 sind da! 52 1 2 3 4 4 5 6 7 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1 8 2 9 10 3 2016 Typ | Bildbeschrieb kurz | Foto: Vorname Name Neues Design und neu 13 Bilder pro Kalender edition hter ighter Fighter Sehen Sie alle Kalenderbilder K unter cockpit.aero Figh 39 80 zzg CHF 39.80 zzgl. Versand Ab 3 Kalendern CHF 35.– pro Stück zzgl. Versand 52 1 2 3 1 4 5 6 7 8 9 10 2 11 12 13 14 15 16 17 3 18 19 20 21 22 23 24 4 25 26 27 28 29 30 31 2016 Weihnachts-Aktion Typ | Bildbeschrieb kurz | Foto: Vorname Name edition Oldtimer Bestellen Sie zu jedem Kalender ein Buch SWISSNESS zum Preis von CHF 29.– Max Ungri cht Air 14 er Log o sse Sui rouille Müng Karin rs Pat 50 yea M 7 TEA rs PC- 25 yea zzgl. Versand. Sehen Sie das Buch unter verlag.jordibelp.ch. Bestellen Sie zusammen mit den Kalendern über die hier angegebenen Kanäle. Schweizer Sehen und bestellen Sie die Kalender online unter 52 1 2 3 cockpit.aero 1 4 5 6 7 8 9 10 2 11 12 13 14 15 16 17 3 18 19 20 21 22 23 24 4 25 26 27 28 29 30 31 016 0 6 201 20 Typ | Bildbeschrieb kurz | Foto: Vorname Name oder per E-Mail: kalender@cockpit.aero 2 edition oder telefonisch: 031 818 01 27 t oder per Fax: 031 819 71 60. Best of 1 2 3 6 uar 5 52 1 4 5 6 7 8 9 10 ar 11 1 12 13 1 144 15 16 16 17 Janu 2 3 18 19 20 21 2 22 23 24 Cockpit-Bücher Jan an 4 25 5 26 27 2 228 29 30 31 1 0Ja 201 20J o: V u | Foto: to: oto: Foto ame Vorname Vorna Vo Name mee Nam N am edition Airliner yp | Bildbeschrieb Typ yp Ty T ildbesch Bildbesch Bil dbesch urz be hrieb kurz ur ku geb ot 9 .– Peter Aegerter n CHF F9108.– dl e - A Abenteuer Helikopter Abenteuer Helikopter Erlebnisse und Bilder aus meinem Leben als Helimechaniker und Aviatikfotograf Bun = s t at t C Hersand rter Peter Aegerter r Aege kopte Peter Heli zzgl. V Leben + uer r f meinemfotogra opte nte aus atik Bilder und Avi Abe sse und niker 39.– ErlebniHelimecha Helik r als Aegerte Peter r CHF teue Aben 52 1 2 3 zzgl. Versand Münge Karin r Max Ungrich s Patr t ouillLog o Air e Suis se 14 1 2 3 4 5 6 7 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 8 9 10 50 year TEAM 4 25 26 27 28 29 30 31 s PC-7 25 year 2016 Typ | Bildbeschrieb kurz | Foto: Vorname Name edition Probe lesen und bestellen Sie die Bücher Helik ter bequem unter verlag.jordibelp.ch oder per E-Mail: verlag@jordibelp.ch Karin Münger Max Ungricht Logo 50 years Patrouille Air 14 Suisse 25 years PC-7 TEAM oder telefonisch: 031 818 01 27 CHF zzgl. Versand 69.– oder per Fax: 031 819 71 60.
Cockpit 12 2015 Inhalt 5 Military Aviation Mittelposter Cover Story 6 90 Jahre Fliegerstaffel 17 in Payerne 11 Zu Besuch auf der 26 Die Boeing Stearman E-75 aus Altenrhein 14 Ein Schweizer Pilot in der französischen Luftwaffe italienischen Militär- Helicopter basis in Pisa 36 Data Sheet: Marenco SKYe SH09 Cover Story 14 Der Schweizer Nicolas History Rossier war Austausch- 38 Erstflug der B-26 pilot in Frankreich Marauder (Teil 2) Civil Aviation Regelmässige Rubriken 18 Exquisite B787- Civil Aviation Business Class der 3 Take your Seats Qatar Airways 20 Unterwegs mit der Beluga zu den 9 23 Inside Your Captain speaking… 18 Qatar Airways setzt auf den «Dreamliner» 34 SHA Inside Airbus-Werken 35 Heli-Focus 24 Azerbaijan Airlines 41 Vor 20 Jahren auf Expansionskurs 42 Gallery 29 Germania Flug AG rüstet auf 44 News 48 HB-Register Report 50 Letzte Seite: Cartoon, 30 Mission Aviation Wettbewerb, Events Fellowship koordiniert Report Hilfsflüge in Nepal 32 Zu Besuch im Militärmuseum von Ho Chi Minh 32 Ein Besuch im Kriegsmuseum in Ho Chi Minh City Titelbild: Dassault Mirage 2000-5F des Escadron de chasse 01.002 «Cigognes» beim Start auf der Base aérienne 116 Luxeuil-Saint-Sauveur. Foto: Daniel Bader Herausgeber: Anzeigenverkauf: Schnupperabo (für 3 Text- und Bolliger, Hansjörg Egger, Druckvorstufe: Jordi AG – das Medienhaus Jordi AG – das Medienhaus Monate): Fr. 20.– Bildredaktion: Markus Herzig, Walter Hodel, Swiss Aviation Media Verlag «Cockpit» Jana Fuchs Einzelverkaufspreis: Fr. 8.20 Swiss Media Aviation Felix Kälin, Ian Lienhard, Zurzacherstrasse 64 Postfach 96, 3123 Belp Aemmenmattstrasse 22 inkl. Porto und MWSt. Zurzacherstrasse 64 Georg Mader, Rolf Müller, CH-5200 Brugg Zentrale: +41 31 818 01 11 3123 Belp Auslandabo steuerfrei, Porto 5200 Brugg Jürgen Schelling, Samuel Telefon: +41 56 442 92 46 Fax: +41 31 819 38 54 Telefon +41 31 818 01 42 nach Aufwand Telefon: +41 56 442 92 46 Sommer, Dr. Bruno Stanek, verlag@swissaviation.ch www.cockpit.aero inserate@cockpit.aero Preisänderungen Fax: +41 56 442 92 43 Hans-Heiri Stapfer, Thomas Druck und Vertrieb: vorbehalten. redaktion@cockpit.aero Strässle, Dennis Thomsen, Verlagsleitung: Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus Auflage Website: www.cockpit.aero Claudia von Känel, Simon Christian Aeschlimann Jordi AG – das Medienhaus Aemmenmattstrasse 22 9000 Exemplare Vogt, Franz Wegmann, Verlagssupport: Daniel Jordi Aemmenmattstrasse 22 Chefredaktor: Patrick Huber 3123 Belp (gedruckt auf FSC- 11 775 Leser (gemäss Anton E. Wettstein, Rino «Cockpit» erscheint Franziska Schüller Chef vom Dienst: zertifiziertem Papier) Umfrage 2008) Zigerlig, Marco Zatta, Sven monatlich am Ende 3123 Belp Patricia Andrighetto ISSN 0010-0110 Zimmermann, Franz Zussner des Vormonats und ist Telefon +41 31 818 01 27 Notariell beglaubigt abo@cockpit.aero 2012 Artikel und Fotos bitte nur Verbandsorgan der Swiss Redaktions- nach vorheriger Absprache Helicopter Association Abonnementspreise: Total verkaufte Auflage: Mitarbeiter: 4677 Exemplare einsenden. (SHA) und Partner der AOPA Inlandabo jährlich Fr. 87.– Jean-Luc Altherr, Daniel Switzerland. Bader, Joël Bessard, Andrea
6 Military Aviation Cockpit 12 2015 90 Jahre Fliegerstaffel 17 Die Falken jubilieren Bei der Gründung im Jahr 1925 bestand die in Dübendorf stationierte Jagd-Flieger-Kompanie 17 aus fünf Piloten und neun Flugzeugen. Heute sind der Fliegerstaffel 17 auf dem Militärflugplatz Payerne 17 Piloten zugeteilt, die ihre Einsätze auf einer variablen Anzahl Maschinen vom Typ F/A-18C fliegen. A m 27. Januar 1925 entstanden infolge einer Umstrukturie- lung auf das neue Beobachtungs- und Erdkampfflugzeug fand in rung der Fliegerabteilung in die Fliegertruppe drei neue Buochs statt. Mit der Ablösung der letzten C-35 durch die C-3603 Abteilungen. Die Jagd-Fliegerabteilung 3 bestand aus den im Jahr 1945 wurden die «17er» nach Raron verlegt. Hier erfolgten drei Jagd-Flieger-Kompanien 13, 15 und 17. Erster Kommandant der 1946 die zweite Umbenennung in Flieger-Staffel 17 und 1951 die in Dübendorf stationierten Jagd-Flieger-Kompanie 17 war Haupt- Auflösung als Milizstaffel. mann Johann Luzius Bärtsch. Ihm unterstanden vier Piloten und acht Beobachtungsflugzeuge vom Typ Häfeli DH-5 (MV) sowie ein Überwachungsgeschwader Jagdflugzeug Dewoitine D-27. Das am 4. April 1941 gegründete Überwachungsgeschwader (UeG) Zum Jahreswechsel 1937/1938 wurde die Jagd-Flieger-Kompanie 17 war ab Anfang 1944 mit drei Staffeln in Payerne und Dübendorf ein- erstmals umbenannt und hiess fortan Flieger-Kompanie 17. Gleich- satzbereit. Es war der einzige Berufsverband der Schweizer Armee. zeitig erhielt die Staffel leistungsfähigere Beobachtungs- und Erd- Mit der Armeereform 1952 wurden die UeG-Staffeln aufgelöst und kampfflugzeuge der Typen K+W (Eidgenössische Konstruktions- auf die drei Flieger-Regimenter verteilt. Sie erhielten die Nummern Werkstätte Thun) C-35 und Fokker CV. Die Flieger-Kompanie 17 von aufgelösten Milizstaffeln: So wurde aus der ehemaligen UeG- bestand während dem Aktivdienst, von 1939 bis 1940, aus zehn Staffel III die Flieger-Staffel 17. Sie war mit Aufklärern/Erdkämp- Piloten und zehn Beobachtern. fern F+W C-3604 sowie Mehrzweck-Kampflugzeugen Morane-Saul- nier MS-540 ausgerüstet, die bei den Dornier-Werken in Altenrhein «Ovomaltine-Kompanie» als D-3802 in Lizenz gefertigt wurden. Ihr damaliger Kommandant, Hauptmann Karl Wyss, hatte 1936 an den olympischen Spielen in Berlin im militärischen Fünfkampf Düsenzeitalter sehr gut abgeschnitten. Seine Sportbegeisterung übertrug er auf Mit dem ersten Umschulungskurs auf die DeHavilland DH-112 die Piloten, was den Siebzehnern den Übernahmen «Ovomaltine- Mk.1 Venom im Jahr 1955 trat die Flieger-Staffel 17 ins Düsenzeit- Kompanie» einbrachte. Mit den F+W (Eidgenössisches Flugzeug- alter ein. Obwohl die Venom als Jäger, Erdkämpfer und Aufklä- werk Emmen) C-3603 erhielt die Flieger-Kompanie 17 im Oktober rer eingesetzt wurde, war es seit der Dewoitine D-27 von 1925 das 1942 erstmals ein Flugzeug in Ganzmetallbauweise. Die Umschu- erste Jagdflugzeug der Staffel. 24 Jahre später starteten die «17er»
7 dann richtig durch. Als erste Staffel erhielt sie den Überschall- jäger Mirage IIIS. Der erste Pilot der Fliegerstaffel 17 hob am 16. April 1964 erstmals mit der legendären Mirage, einem Doppelsitzer Mirage IIIBS, ab. Und 1997 erhielt die Fliegerstaffel 17 wiederum als erste Staffel das neuste Flugzeug der Schweizer Luftwaffe. Bereits 1995 war Stéphane Rapaz von der Fliegerstaffel 17 zu McDonnell Douglas (heute Boeing) in die USA gereist, um sich bei der US Navy auf die F/A-18 Hornet umschulen zu lassen. Er kehrte als Flugleh- rer in die Schweiz zurück und bildete seine Staffelkollegen aus. Heute ist die Fliegerstaffel 17 eine von drei Schweizer Hornet-Staf- feln. Ihre Aufgabe ist es, im Ernstfall den Schweizer Luftraum zu ver- teidigen und in Friedenszeiten durch den Luftpolizeidienst zu schüt- zen. Die Staffel verfügt über keine eigenen Flugzeuge. Die Piloten teilen sich die 31 F/A-18C/D mit den Fliegerstaffeln 11 und 18. Die tägliche Zuteilung der Flugzeuge erfolgt zentral in Dübendorf. Seit der Gründung war die Fliegerstaffel 17 auf insgesamt achtzehn Flugplätzen in den Kantonen Aargau (Hilfikon, Spreitenbach), Bern (Bleienbach), Luzern (Emmen, Littau), Obwalden (Alpnach), Nid- walden (Buochs), St. Gallen (Breitfeld), Tessin (Bellinzona), Thurgau (Frauenfeld, Weinfelden), Waadt (Bière, Lausanne, Payerne), Wal- lis (Turtmann, Raron) und Zürich (Dübendorf, Kloten) stationiert. Erfolge Luzius Bärtsch stellte am 19. November 1928 einen Schweizer Hö- henrekord für Motorluftfahrzeuge auf. Er erreichte im einzigen Prototyp des Schweizer Jagdflugzeugs, Alfred Comte AC-1, eine Höhe von 10 400 Meter über Meer. Im Mai 1968 überboten die Pi- loten der Fliegerstaffel 17 mit der Mirage IIIS innerhalb weniger Tage mehrmals den Schweizer Höhenrekord. Der heute noch be- stehende Rekord stellte schliesslich der ehemalige «17er», Ober- Fotos: Schweizer Luftwaffe leutnant Walter Suter am 22. Mai 1968 mit 21 100 Meter über Meer auf. Erfolge feierte die Staffel 17 bereits von 1962 bis 1964, als sie F/A-18C J-5017 mit dem Staffelabzeichen der «17er» und dem dreimal hintereinander die Meisterschaft der Flugwaffe gewann. Schriftzug «Falcons» auf dem Leitwerk. Stéphane «Punzel» Rapaz und Werner «Höffi» Hoffmann von der Fliegerstaffel 11 waren die ersten Vorführpiloten mit der Boeing F/A-18C Hornet. Seither übernahmen diese ehrenvolle Aufgabe unter anderen die «17er» Fréderic «Styff» Ryff (1999–2000), Ralph «Deasy» Knittel (2010–2012) und der aktuelle Swiss Hornet Display Pilot Julien «Teddy» Meister. Knittel (zweimal 2012) und Meister (2014 und 2015) erhielten zudem Auszeichnung für die jeweils besten Vorführungen an internationalen Airshows. Auerhähne und Falken Das erste Staffelabzeichen erhielten die «17er» 1932. Es zeigte in Erinnerung an seinen ersten Kommandanten, den Bündner Luzius Bärtsch, einen Auerhahn aus Graubünden. Bärtsch war am 29. September 1929 als zivi- ler Fluglehrer abgestürzt und später an seinen Verletzungen gestorben. 1952, als die UeG-Staffel III die Numme- rierung der aufgelösten Flieger-Staffel 17 übernahm, entstand das neue Staffelabzeichen mit dem Falken. Am Abend des 12. Januar 1963 gründeten die Piloten die «Fauconnerie» (Falknerei). Dieser Foto: Walter Hodel Verein wird ausserhalb der militärischen Strukturen geführt und verbindet aktive und ehemalige Piloten der Fliegerstaffel 17. Hier werden die Kameradschaft gepflegt und gemeinsame Familienan- lässe durchgeführt. Seit Januar 2010 verfügt die Fliegerstaffel 17 Der erste Kommandant, Hauptmann Luzius Bärtsch (1925 vor einer über ein Flaggschiff: Die F/A-18C J-5017 mit dem Staffelabzeichen Nieuport N-28 C-1 «Bébe»), und der heutige Kommandant der Flie- und dem Schriftzug «Falcons» auf dem Leitwerk. gerstaffel 17, Major Reto Wüthrich (2015 vor einer Boeing F/A-18C Hornet). Kleines Bild rechts: Das Jubiläums-Logo der Fliegerstaffel 17. Walter Hodel
Cockpit 12 2015 Military Aviation 9 Inside Fliegen mit Sound Seit der Saison 2013 wird das Flugprogramm des PC-7 TEAMs durch Musik veredelt. Die beiden Speaker Philippe Hertig und Andreas Hebeisen steuern die Musik, ihre Kommentare und die Einblendung der Stimmen aus dem Cockpit über eine selber entwickelte Speaker-Konsole. D ie Idee, das Flugprogramm mit Musik Anschlussmöglichkeiten. Dazu zählt auch ein XLR- Oben: Philippe «Philippe» zu untermalen, hatte der heutige Leader Stecker, ein Industriestandard für professionelle Hertig. Mitte: Andreas «Lifty» Hauptmann Martin «DJ» Vetter schon vor Beschallungs- und Tonstudio-Technik. «Mit diesem Hebeisen. Unten: Links im einigen Jahren. Die Umsetzung erfolgte zusammen Stecker konnten wir unser System bis heute immer Bild Notebook und Sound- mit dem Speaker Major Andreas «Lifty» Hebeisen. an die Anlage des Veranstalters anschliessen», er- karte, rechts Launch Pad mit Tragriemen, Funk und Head- Eigeninitiative, viel Zeit und anfänglich auch Geld klärt Hebeisen. Das Funkgerät ist die Verbindung set. Die Aluminium-Box für steckten die beiden in ihr Projekt. Im Juni 2013 flog zu den Piloten im Cockpit der Pilatus PC-7. Die die Komponenten fertigten die Kunstflugformation der Schweizer Luftwaffe Steuerung des Systems erfolgt über ein sogenann- die Lehrwerkstätten der Luft- erstmals zu eigens für sie komponierter Musik. Es tes Launch Pad. Damit wird die Musik gestartet, das waffe in Meiringen. sollte aber noch rund zwei Jahre dauern, bis das Mikrofon für die Stimme des Speakers freigegeben System so zuverlässig arbeitet, wie die Piloten ihre oder der Pilotenfunk eingeblendet. Früher musste Vorführungen fliegen. Hebeisen jeweils das Mikrofon ans Funkgerät hal- ten, um dem Publikum die Grüsse des Leaders zu Schwierige Auflagen übermitteln. Für das Notebook und die Soundkarte Vetters Idee war es, zur eigenen Musik zu flie- wird ein externer Stromanschluss benötigt. Damit gen, die zeitgerecht zu den jeweiligen Formati- Hebeisen und Hertig für die Bedienung des Systems onen abgespielt wird. Das System musste ein- die Hände frei haben, benützen sie ein Headset. fach zu bedienen sein und sich an die PA-Anlage Dieses hat den Vorteil, dass der Speaker seine Stim- (Beschallungsanlage) der Veranstalter anschliessen me beim Kommentieren ohne Verzögerung hören lassen. Der Speaker musste mit dem System den kann. Über die Platzlautsprecher hört er sich bis Sound zeitgerecht abspielen, mit dem Publikum um 90 Sekunden verzögert. reden und funken können. Um das Speaker-System auch im Ausland einsetzen zu können, musste es Zukunftsmusik im Gepäckfach eines Pilatus PC-7 Platz finden. Es Nach drei Jahren intensivem Gebrauch bei Wind durfte jedoch nur den halben Platz im Fach belegen und Wetter wird für 2016 eine neue Box für das Fotos: Zentrum für elektronische Medien (ZEM) und nur die Hälfte der maximalen Zuladung von Speaker-System nötig. Das Kabelgewirr soll geord- 25 Kilogramm wiegen. Ein System, dass alle diese net werden. «Da das System zuverlässig arbeitet, Bedingungen erfüllt, war auf dem Markt nicht zu folgt nun noch etwas Kosmetik und der Sound wird finden. So waren Vetter und Hebeisen auf fachkun- weiter entwickelt», sagt Hebeisen. dige Unterstützung angewiesen. Im Musiker Matthias Vetter, dem Bruder von Martin Vetter, und in Toni Belsito von Emni Multimedia, dem Technikverantwortlichen des Tennisturniers in Gstaad, fanden sie zwei versierte Fachleute. Wäh- Walter Hodel rend Belsito in erster Linie für die Verkabelung zu- ständig war, komponierte Vetter die Musik und programmierte die Software. Die Musik sollte die Flugvorführung unterstreichen, die Töne sollten zur jeweiligen Formation passen. Die Tonlage der Musik sollte auf die Tonlage der Propeller abge- stimmt sein. Um diese Wünsche erfüllen zu kön- nen, besuchte Vetter einige Trainings, filmte sie und komponierte daraufhin die Musik. Das Ergebnis sind zwölf verschiedene, eigens für das PC-7 TEAM komponierte Melodien und die Nationalhymne. Foto: volcano, Max Ungricht Die Komponenten Das Herzstück des Speaker-Systems ist ein handels- übliches Notebook. Mit ihm verbunden ist eine pro- fessionelle externe Soundkarte mit verschiedenen
Postkarten, Visitenkarten, EG ER 20 12 SI Flyer und X -S M A L L KATEGORIE mehr. B2C ONLINESHO PS Günstig, schnell und einfach drucken! Schau vorbei auf www.printzessin.ch
Cockpit 12 2015 Military Aviation 11 Aeroporto Galileo Galilei Campanile, Hercules und die Spartaner In der Toskana, nahe der Mündung des Flusses Arno in die Ligurische See, befin- det sich die weltweit bekannte Stadt Pisa. Der Campanile, besser bekannt als «Schie- fer Turm von Pisa», ist bereits vom In- ternationalen Flughafen «Galileo Galilei» aus sichtbar. Auf diesem sind unter anderem die C-27J Spartan sowie die C-130J Hercules der italienischen Luftwaffe zuhause. Foto: Marco Zatta Zwei Alenia C-27J Spartan auf dem Flug- hafen «Galileo Galilei» in Pisa.
Stars und Helden unter sich – so liesse sich das wohl ausserge- Mitten in Luzern am Vierwaldstättersee gelegen und von Berg- wöhnlichste Hotelkonzept der Schweiz mit wenigen Worten panorama und Parks umgeben, könnte die Kulisse für dieses beschreiben. Denn der französische Stararchitekt, Pritzker-Preis- eigenwillige Haus nicht atemberaubender sein. Die Seeprome- träger und Filmliebhaber Jean Nouvel bediente sich der Genia- nade, das bekannte Kultur- und Kongresszentrum, die Kapell- lität der Starschauspieler und Regisseure seiner Lieblingsfilme, brücke und viele weitere Sehenswürdigkeiten sind zudem nur um ein Hotel zu gestalten, das einer Traumreise durch die gross- einen Steinwurf entfernt. en Leinwandepen der Kinogeschichte gleichkommt. HOSPITALITY AND DESIGN BY JEAN NOUVEL THE HOTEL, SEMPACHERSTRASSE 14, 6002 LUZERN, SWITZERLAND PHONE +41 41 226 86 86, WWW.THE-HOTEL.CH
Cockpit 12 2015 Military Aviation 13 Aeroporto Galileo Galilei D er italienische Philosoph, Mathe- Alenia C-27J Spartan matiker, Physiker und Astronom Als Weiterentwicklung der Aeritalia G.222 Galileo Galilei ist der Namensgeber verfügt die C-27J über die Triebwerke und dieses wichtigsten Flughafens der Toskana. Avionik-Systeme der grösseren Lockheed 1911 eröffnet, präsentiert sich der Aeropor- C-130J. Mit fast 70 m3 Ladefläche in einem to Galileo Galilei (LIRP/PSA) zweigeteilt nur 22,7m langen Rumpf, der bis zu 11,5 mit einem zivilen Terminal und einem Mi- Tonnen Zuladung zulässt, ist die Spartan litärbereich – die einzige Transporterbasis sehr kompakt. Und wer schon einmal in den der italienischen Luftwaffe. Interessantes Genuss einer Flugvorführung dieses Mus- Detail: Der zivile Tower von Pisa ist nur für ters gekommen ist, wird noch Jahre später rollende Maschinen zuständig. Alle Starts/ beeindruckt sein von ihrer Agilität – sie ist Landungen sowie der gesamte Militärver- die einzige Transportmaschine, die Rollen kehr werden von der Luftwaffe kontrolliert und Loopings fliegt. Die C-27J Spartan hat, und koordiniert. Der italienische Luftraum ähnlich wie die Cougar-Hubschrauber der wird nämlich im Gegensatz zu jenem der Schweizer Luftwaffe, ein ausgeklügeltes Schweiz vollumfänglich von militärischen Selbstschutzsystem gegen die heutigen Be- Flugverkehrsleitern geführt. drohungen. Neben Radar- und Laserdetekto- ren zur Erfassung der gegnerischen Radar- 46ª Brigata Aerea «Silvio Angelucci» strahlen können auch Chaff/Flares gegen Im Zweiten Weltkrieg wurde unter ande- Raketen eingesetzt werden. Letztere kön- rem die britische Royal Navy bei ihren Ein- nen mit gezielt starken Laserimpulsen ver- sätzen im Mittelmeer mit Torpedobombern wirrt oder gar zerstört werden. Des Weite- ab Pisa bekämpft. Bei einem dieser Einsätze, ren kann ein Radarstörer an einem Kabel der Operation Pedestal, fiel der italienische hinter dem Flugzeug hergezogen werden, Oberleutnant Silvio Angelucci, nach dem die um den Sender als grösseres Ziel erschei- Fotos: Marco Zatta 46. Lufttransportbrigade heute benannt ist. nen zu lassen. Obwohl die Royal Navy dabei neun Fracht- schiffe, zwei Kreuzer, einen Träger und einen Lockheed C-130J und C-130J-30 Hercules Zerstörer verlor, muss die Operation zur Ver- Die Hercules ist der Inbegriff des westli- sorgung der heftig umkämpften Insel Malta Oben: Abflug einer C-130J von der Homebasis chen Kampfzonentransporters. In der Ver- als alliierter Teilerfolg angesehen werden, Pisa. Mitte: C-27J mit Sonderbemalung zum sion «J» ist sie mit modernen sechsblättrigen brachte sie doch nach sechs langen Monaten 75. Geburtstagtag der 98. Staffel «Lupus». Dowty-R-391-Propellern aus Verbundwerk- endlich wieder frische Kräfte und Material Unten: Eine ausgediente G.222 als Ausstel- stoffen und einem Glascockpit ausgestattet. lungsmodell. Die Tarnfarben sehen, wie die auf die belagerte Insel durch. Wesentlich verbessert wurde auch die Steig- Maschine selbst, mitgenommen aus. Nach dem Krieg und mit dem Beitritt Ita- leistung auf 5500 m von 29 Minuten bei der liens zur NATO entwickelte sich Pisa zum C-130H auf 17 bei der C-130J. Infolge die- grössten Lufttransportverband Italiens. ser Leistungssteigerung konnte gegenüber Über die Jahre wurden Fairchild C-119G/J Ausbildung der Besatzung im CAE ihren Vorgängern die Reichweite um 40 Pro- Flying Boxcar, Lockheed C-130 E/H Hercules Der Centro Addestramento Equipaggi, zent und die Höchstgeschwindigkeit um 21 und Aeritalia G.222 angeschafft und neben kurz CAE (Besatzungs-Ausbildungszent- Prozent erhöht werden. Die um fünf Meter Transport- auch für Spezialaufgaben wie die rum) wurde in den 1970er-Jahren ins Leben verlängerte C-130J-30 hat einen Frachtraum elektronische Kriegsführung und zur Brand- gerufen, um die Besatzungen der C-130H von 17 m Länge, der für 20 Tonnen Zuladung bekämpfung eingesetzt. Nach dem Ende des und G.222 aus- und weiterzubilden. Mit ausgelegt ist. Zwei Maschinen stehen rund Kalten Krieges nahmen die Auslandeinsät- der Indienststellung der neuen Hercules- um die Uhr in Bereitschaft und können in- ze massiv zu und die alternde Flotte muss- Generation wurde Anfang 2000 ein neues nert kurzer Zeit beispielsweise zur Brand- te rasch ersetzt werden. Dies war wohl der Zentrum gebaut und ein neuer Simulator bekämpfung oder für Sanitätstransporte Hauptgrund, warum sich Italien aus dem für den C-130J eingeführt. Ende 2010 kam umgerüstet werden. Eine weitere Maschi- Projekt des europäischen Transporters Air- der Simulator für den C-27J Spartan hinzu. ne der Version KC-130J ist als Tankflugzeug bus A400M zurückzog. Die Ausbildung wird in mehrere Segmente im Einsatz; die zweite ausgelieferte ist im Auf dem Flugplatz kann heute die gesam- unterteilt, beginnend bei der Basisausbil- November 2009 kurz nach dem Start bei Pisa te Flotte von 22 modernen Transportflug- dung bis hin zum «Full Combat Ready». Das abgestürzt. zeugen des Typs C-130J und C-130J-30 (10, topmoderne Zentrum wird rege von aus- verlängerte Versionen) Hercules sowie die ländischen Armeen und zivilen Kunden ge- Sven Zimmermann / Marco Zatta etwas kleineren zwölf C-27J Spartan aus nutzt. Auch individuell auf die Bedürfnisse einheimischer Produktion gesichtet wer- der verschiedenen Luftwaffen zugeschnit- den. Dazu gesellen sich die ausser Dienst ge- tene Ausbildungspakete können angebo- COCKPIT bedankt sich bei den Kommandanten stellten Transporter der älteren Generation ten werden. Jährlich durchlaufen rund 150 der Flugabteilung sowie der Pressestelle der 46. in verschiedenen Zuständen des Abbruchs Piloten, Instruktoren, Co-Piloten, Bordchefs Brigade, der 50. Staffel und des internationalen respektive des Recyclings. und Loadmaster das Ausbildungszentrum. Besatzungs-Ausbildungszentrums.
14 Coverstory Cockpit 12 2015 Monatsinterview
15 Ein Falke bei den Störchen Seit Jahren pflegen die Luftwaffen von Frankreich und der Schweiz eine vielsei- tige Partnerschaft und arbeiten in verschiedenen Bereichen eng zusammen. Nebst gemeinsamen Kampagnen geniesst auch der Austausch von Piloten einen hohen Stellenwert. Während drei Jahren flog mit Hauptmann Nicolas Rossier ein Schwei- zer Pilot in Frankreich auf Mirage 2000. «Cockpit» besuchte ihn im Juni 2015 in Luxeuil. Im Interview erzählt Rossier von seinen Erlebnissen als Austauschpilot bei der Escadron de chasse 01.002 «Cigognes», dem «Geschwader der Störche».
16 Coverstory Cockpit 12 2015 Monatsinterview «Cockpit»: Nicolas Rossier, wie wird man Und beim Fliegen? Mit Rücksicht auf die Bevölkerung wird der Austauschpilot? Da auch. Diese Einschränkungen betrafen Fluglärm mit Flugbetriebszeiten und Flug- Hauptmann Nicolas Rossier: Das ist ein- die «Air Policing-Missionen» sowie die re- zonen reduziert. fach zu erklären: Die «Stelle» wird ausge- gelmässigen Verlegungen von Mirages 2000 schrieben, man muss sich bewerben und nach Afrika, da dies operative Einsätze der Wie sieht es mit der Pilotenausbildung aus? natürlich alle geforderten Qualifikationen Armée de l’air sind. Diese ist in beiden Ländern ähnlich, da gibt erfüllen. Im Selektionsprozess wird eine es keine grossen Unterschiede. Die jungen Auswahl getroffen. Diese fiel dann auf mich. Was ist in Frankreich anders als in der Piloten weisen einen vergleichbaren Ausbil- Schweiz? dungsstand aus, wenn sie von der Piloten- Gibt es denn viele Interessenten für solche In der Schweiz haben wir einen Verteidi- schule zu den jeweiligen Staffeln versetzt Abkommandierungen? gungsauftrag und trainieren entsprechend. werden und die Umschulung auf die Ein- Natürlich gibt es Interessierte, aber da kom- In Frankreich wird für den Angriff und für satzmaschinen beginnt. men verschiedene Faktoren ins Spiel. Als Einsätze auf der ganzen Welt trainiert. Da erstes muss man sämtliche Qualifikatio- erkennt man, dass viel Training auf den Be- nen erfüllen, das heisst man muss als Pilot reich von offensiven Operationen ausgelegt die Ausbildung abgeschlossen haben und ist. Ebenso ist die Bereitschaft der Luftwaffe «Die Bereitschaft der Luft- die entsprechende Flugerfahrung aufwei- in Frankreich beeindruckend. Aus dem nor- waffe in Frankreich ist sen. Weiter wird auch das soziale und pri- malen Dienstbetrieb kann innerhalb von vate Umfeld berücksichtigt: Ein solcher einem Tag in einen Kriegs-Einsatz im Aus- beeindruckend.» Austausch dauert mehrere Jahre; da wer- land gewechselt werden. Einerseits ist die den auch die familiäre Situation und das Infrastruktur dafür vorhanden und vor al- soziale Umfeld zu einem wichtigen Faktor. lem ist das Personal dafür vorbereitet und auch bereit. Wie fliegt sich die Mirage 2000? Waren Sie als Schweizer Austauschpilot bei Die Mirage 2000 ist ein Abfangjäger und mit der französischen Luftwaffe infolge Geheim- Und wenn man Payerne mit Luxeuil ver- ihrem Deltaflügel für hohe Geschwindig- haltung Einschränkungen unterworfen? gleicht? keiten konzipiert. Im High-Speed-Bereich Ja, aber nur wenigen. Darunter fielen als In Frankreich kommt dem Militär eine ganz verfügt die Maschine über eine ausgezeich- geheim klassifizierte Bereiche wie EKF andere Bedeutung zu. Die Streitkräfte und nete Manövrierfähigkeit und Leistungs- (Elektronische Kriegsführung) und Bewaff- ihr Auftrag geniessen eine besondere Stel- fähigkeit: ideale Voraussetzungen für ihre nung. Zudem betraf die Geheimhaltung lung, trotz 24-Stunden-Flugbetrieb und der primäre Aufgabe als Jagdflugzeug. auch detaillierte technische Aspekte der entsprechenden Lärmbelastung. Dies ak- Mirage 2000-5F. Solche Einschränkungen zeptiert die Bevölkerung in der Umgebung Im Vergleich zur Hornet? sind normal. Ein ausländischer Austausch- der Basis, da der Stützpunkt als Teil der Re- Die Hornet wurde als Mehrzweckflugzeug pilot würde in der Schweiz den gleichen gion zählt. In der Schweiz unterliegt der für Luft- und Erdkampf entwickelt, was man Einschränkungen unterliegen. Flugbetrieb viel mehr Einschränkungen. beim Fliegen bei tiefen und auch hohen Fotos: Daniel Bader Eine Mirage 2000 der Armée de l'air, wie sie Hauptmann Nicolas Rossier als Schweizer Austauschpilot in Frankreich geflogen hat.
17 Geschwindigkeiten merkt. Die Mirage 2000 trächtigsten Staffeln der französischen Luft- Im August ging der Austausch zu Ende. Was hingegen hat ihre Stärken bei hohen Ge- waffe. Georges Guynemer, Roland Garros machen Sie jetzt? schwindigkeiten. und René Fonck, mit 75 Abschüssen der Es geht zurück zu meiner Staffel nach erfolgsreichste alliierte Jagdpilot des Ers- Payerne. Als erstes stand die Qualifikati- Wie regelmässig sind Sie zum Fliegen gekom- ten Weltkriegs. Hier haben Traditionen on für die Hornet wieder an, da ich ja drei men? zu Recht auch nach 100 Jahren noch ihren Jahre nur auf Mirage 2000 geflogen bin. Nun Eigentlich jeden Tag, je nach Situation in Platz. Und schliesslich habe ich als Jugendli- steht der Einsatz als Pilot bei der Staffel im der Luft, oder im Simulator. Da die Staffel cher wie so viele andere die Comics von Tan- Vordergrund. Parallel dazu gehöre ich dem regelmässig Detachemente nach Afrika ver- guy und Laverdure und ihren Abenteuern Fachdienst Luftkampf der Luftwaffe an, wo legt, ist der Bestand an verfügbaren Maschi- gelesen. Auch diese beiden «zeitlosen» Pilo- ich meine gesammelten Erfahrungen aus nen nicht immer gleich gross, was sich auf ten im Dienst der Armée de l’air aus der Fe- Luxeuil einbringen kann. In einer weiteren den Flugbetrieb auswirkt. In solchen Situa- der von Jean-Michel Charlier gehörten zum Phase kommt unter anderem die Luftbetan- tionen wird vermehrt mit dem Simulator «Geschwader der Störche». Ich empfinde es kung hinzu: Während meines Austausches gearbeitet. Eigentlich kann man sagen, dass als Ehre und es macht mich stolz, während war ich für Luftbetankungen mit der Mirage ich täglich geflogen bin – in der Mirage 2000 drei Jahren ein Mitglied der «Cigognes» ge- 2000 qualifiziert und auch regelmässig im oder im Simulator! wesen zu sein! Einsatz. Mit der Hornet steht mir dies noch bevor. Was für Einsätze waren das? Der Besuch von Mirage F.1 anlässlich des Flie- Bei den Einsätzen geht es ausschliesslich gerschiessens auf der Axalp fand vor einigen Welche Erinnerung bleibt nach drei Jahren um Luftkampf beziehungsweise Luftvertei- Jahren statt. Kommen irgendwann auch Ihre Dienst bei der Armée de l’air? digung und die Missionen werden darauf Kollegen aus Luxeuil mit der Mirage 2000 auf Die ausserordentliche Erfahrung. Einerseits ausgerichtet. Gemeinsame Einsätze mit an- der Axalp vorbei? das fliegerische Erlebnis: Sehr viel Tiefflug deren Staffeln oder grössere COMAO (Com- Leider nein. Mit der Mirage 2000 wird in mit 450 Knoten auf 500 Fuss oder die vie- bined Air Operations = Kombinierte Luft- Luxeuil ausschliesslich im Bereich Luft- len Einsätze in grösseren COMAO mit an- operation) finden sehr häufig statt. Dabei kampf geflogen. Der Angriff auf Bodenziele deren Staffeln, welche regelmässig stattfan- ist man Teil eines Szenarios mit bis zu 20 zählt nicht zu den Aufgaben und wird auch den. Aber auch die persönlichen Erlebnisse: anderen Maschinen! nicht trainiert. Weiter kommt hinzu, dass in Ich durfte mit vielen Personen zusammen- der Staffel nur wenige Piloten Erfahrungen arbeiten und eine ausserordentliche Kame- Haben Sie Erfahrungen mit dem Rafale? im Bereich Luft-Boden haben. radschaft geniessen, wobei die Nationalität Ja, wir trainieren sehr viel mit den Staffeln nie eine Rolle gespielt hat. Meine Dienstzeit aus Saint-Dizier und arbeiten eng zusam- in Luxeuil ist zu Ende, aber die wunderbaren men. Gemeinsame Einsätze sind eigentlich Freundschaften bleiben! normal und finden regelmässig statt. «Einsätze gegen Rafale sind Welches andere Flugzeug würden Sie nach Ihre Erkenntnisse daraus? sehr hart und verlangen den der Mirage 2000 gerne mal fliegen? Einsätze gegen Rafale sind sehr hart und ver- (schmunzelt) Keine einfache Frage! Aber in langen den Piloten in der Mirage 2000 al- Piloten in der Mirage 2000 einem F-22 Raptor über Hawaii fliegen wäre les ab. Man darf nicht vergessen: Der Rafale vielleicht etwas. ist ein Jagdflugzeug der vierten Generation alles ab.» und aktuell das modernste im Inventar der Streitkräfte von Frankreich. Im Vergleich Mirage 2000 mit Rafale treffen verschiedene Interview: Daniel Bader Generationen aufeinander, da zeigen sich 20 Im Mai 2014 war die Luftwaffe von Saudi- Jahre Weiterentwicklung. Arabien mit F-15 im Rahmen von «Green Shield» in Nancy zu Besuch. Haben Sie auch Ist ein Mirage-Pilot also chancenlos im Ein- an Übungen mit internationaler Beteiligung satz gegen einen Rafale? teilgenommen? Nein, das kann man so nicht sagen. Mit Er- Nein, ich war während des ganzen Aus- Nicolas «Vincent» Rossier fahrung und der richtigen Taktik hat man tausches Pilot der Schweizer Luftwaffe Hauptmann Nicolas «Vincent» Rossier ist seit Chancen gegen einen Rafale. Erfahrung und durfte nur an Übungen teilnehmen, 2003 bei der Luftwaffe. Nach der Piloten- bleibt das Wichtigste. Mit gleicher Erfah- wenn die Schweiz ein Accord, also ein Ab- ausbildung auf PC-7 und F-5 wurde er im rung hat aber selbstverständlich der Rafa- kommen mit dem betreffenden Land, ab- Sommer 2008 brevetiert und gehört seither lepilot einen Vorteil. geschlossen hat. Da es mit Saudi-Arabi- zur Fliegerstaffel 17 «Falcons» in Payerne. en kein entsprechendes Abkommen gibt, Von 2012 bis 2015 war er als Austauschpilot Sind Sie auch selber Rafale geflogen? kam meine Teilnahme nicht in Frage. Hin- bei der Armée de l’air und flog dort auf Mi- Nein, leider nicht. Aber vielleicht ergibt sich gegen war eine Teilnahme am TLP (= Tacti- rage 2000-5. Seit seiner Rückkehr im August das ja irgendwann in der Zukunft noch. cal Leadership Programme) in Spanien pro- 2015 fliegt er wieder als Hornet-Pilot bei den blemlos möglich, da mit der Schweiz ein «Falken». Aktuell verfügt er über eine Flug- Sie waren Teil der Escadron de chasse 01.002 entsprechendes Abkommen abgeschlossen erfahrung von 1500 Flugstunden, wovon 400 «Cigognes». Etwas Besonderes für Sie? worden ist und die Schweizer Luftwaffe re- auf Mirage 2000. Ja, natürlich! Dies ist eine der geschichts- gelmässige Teilnehmerin in Albacete ist.
18 Civil Aviation Cockpit 12 2015 Qatar Airways Das Kabinenpersonal kann das Licht in der Kabine des «Dreamliners» so verändern, dass es einen beruhigenden Einfluss auf den Tagesrhythmus der Passagiere haben sollte. Qatar: In neuen Sphären Qatar Airways hat den Status einer Five-Star-Airline. So sieht es zumindest die britische Unternehmens- beratung Skytrax, welche seit 1990 international tätige Fluggesellschaften bewertet. Sie bescheinigt der arabischen Golfairline eine hohe Servicequalität, eine moderne Flotte und viel Komfort an Bord. Die Boeing B787 – auch Dreamliner genannt – ist das Flaggschiff der Airline. D ie nationale Fluggesellschaft im zweistelligen Bereich. Unter der Leitung könnten sich aber mit ihren höheren Löh- des Staates Katar ist eine der am von CEO Akbar Al Baker ist Qatar Airways nen mehr leisten. Kein Wunder buhlt Qatar schnellsten wachsenden Flug- zu einer der wachstumsstärksten Flug- Airways mit grosszügigen Angeboten in- gesellschaften mit einer der jüngsten Flot- gesellschaften weltweit geworden. tensiv um die Schweizer Klientel. Sehr zum ten weltweit. Das Durchschnittsalter der Missfallen einiger europäischer Mitbewer- eingesetzten Flugzeuge beträgt vier Jahre. Schweiz ist ein wichtiger Markt ber wie die Lufthansa-Group, die sich über Seit dem 8. Juli 2004 bedient Qatar Airways Seit dem 30. Oktober 2013 ist Qatar Airways angebliche Wettbewerbsverzerrung be- Zürich, seit dem 26. Juni 2007 Genf. Eine Mitglied der Oneworld-Luftallianz, der Air- klagt. Trotzdem ist keine Verdichtung des internationale Fluggesellschaft ist Qatar lines wie American Airlines, Cathay Pacific, Flugplans nach Zürich und Genf geplant – Airways indes erst seit 1997. Zuvor war British Airways/Iberia, Qantas oder Finnair zumindest vorläufig nicht. die 1994 gegründete Airline eine regiona- angehören. Die Golfairline ist somit direkte le Fluggesellschaft. Seit ihrem Relaunch Konkurrentin der Swiss, die zur Star Alli- Gateway nach Asien und Australien 1997 hat Qatar Airways die Wandlung zu ance gehört. Katar, das Gateway zu Asien und Australien, einer internationalen Fluggesellschaft mit Die Schweiz bezeichnet Country-Mana- hat mit dem Hamad International Airport höchsten Servicestandards vollzogen, die gerin Morena Bronzetti als «sehr wichti- ein hervorragendes Argument, um Passagie- nicht zuletzt durch die Vision des Emirs von gen Markt». «Dies nicht zuletzt wegen der ren den Zwischenaufenthalt so angenehm Katar, Sheikh amad bin Khalifa Al Thani, hohen Kaufkraft», erläutert Bronzetti, die wie möglich zu gestalten. vorangetrieben wurde. Seitdem verzeichnet früher bei der Alitalia gearbeitet hat. Das Der alte Flughafen hatte wegen seiner chro- Qatar Airways einen jährlichen Zuwachs Leben in Rom sei zwar billiger, die Schweizer nischen Überbelastung bei den Passagieren
19 für Unmut gesorgt. Der im April 2014 eröff- nete Hamad Airport, der für 15,5 Milliarden US-Dollar buchstäblich aus dem Wüsten- sand gestampft wurde, hat eine Kapazität von aktuell 30 Millionen Passagieren pro Jahr – nach Abschluss der Bauarbeiten Ende 2015 beträgt diese sogar 50 Millionen Flug- gäste. Business-Class-Passagiere verfügen über einen eigenen Terminal mit separa- tem Lounge-Zugang. B787 und A350 Seit Januar 2013 bedient Qatar Airways Zürich von Doha aus mit dem «Dream- liner». Die Boeing 787 gehört zu den modernsten Flugzeugen überhaupt. Das erklärte Ziel von Qatar Airways ist es, mit dem Flugzeug «sauberer und ruhiger» zu fliegen. Die B787 verbraucht 20 Prozent we- niger Kerosin und stösst 20 Prozent weniger Morena Bronzetti, Country-Managerin von Qatar Airways für die Schweiz und Italien, präsentiert die Schadstoffe aus als vergleichbare Flugzeug- neue Business-Class des Dreamliners. typen. Auch hat der «Dreamliner» grössere Fotos: Hansjörg Egger Fenster als vergleichbare Flugzeugmuster. Qatar Airways verfügt über 23 B787-Maschi- nen in der Flotte. Der «Dreamliner» zählt 22 Business-Class- und 232 Economy-Class- Sitze. Eine First Class sucht man vergebens. Die Business Class sei so komfortabel, dass sich eine First Class – zumindest vorläufig – erübrige, so Morena Bronzetti. Im Dezember 2014 übernahm Qatar Air- ways als weltweiter Erstkunde den A350 XWB von Airbus. Der Erstflug fand am 15. Januar 2015 auf der Frankfurter Route statt. Zurzeit figurieren vier A350-Maschinen in der insgesamt 166 Flugzeuge zählenden Flotte. 76 weitere A350 sind bestellt. Patrick Huber Morgenstimmung am Flughafen Zürich. Foto: Qatar Airways Der «Dreamliner» der Qatar Airways. Die Oryx-Antilope ist das Markenzeichen der Fluggesellschaft.
20 Civil Aviation Cockpit 12 2015 Beluga Möbelwagen der Lüfte Airbus leistet sich eine eigene Fluggesellschaft, um Rumpf- und Flügelsektionen ihrer Kurz- und Lang- streckenflieger zwischen verschiedenen Standorten in Europa zu befördern. Die dabei eingesetzten A300-600ST, die berühmten «Belugas», sind jeden Werktag mehrmals in der Luft. «Cockpit» hatte Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. eder von uns hat die Situation schon ein- Eigene Airline ein Triebwerk enteisen oder eine Positions- mal erlebt: Der Zügeltermin steht fest, Die buckligen Flieger, deren auffällige lampe ersetzen. Selbst in der Küche kennen kleine und leichte Gegenstände können äussere Form der bekannten Walart nach- sie sich aus, denn sie sind auch für das leibli- unkompliziert mit dem Privatwagen empfunden ist, gehören zur Airbus-eigenen che Wohl der Crew verantwortlich, wärmen an den neuen Wohnort befördert werden. Fluggesellschaft mit Namen ATI (Airbus Essen auf und brauen Kaffee. Doch wer sperrige und schwere Objekte Transport International). ATI geht zurück Es gehört zur Eigenart von ATI, dass fast alle über eine grössere Distanz von A nach B auf die zwischen 1963 und 1990 aktive fran- Crewmitglieder der Beluga-Flotte französi- verschieben will, ist in der Regel auf eine zösische Fluggesellschaft UTA (Union de scher Nationalität sind; lediglich ein Bel- Transportfirma angewiesen, die für solche Transports Aériens), deren Tochterunter- gier und ein Deutscher gehören momentan Zwecke über LKWs mit entsprechendem nehmen Aéromaritime schon die Vorgän- sonst noch zum Pilotenkorps. Die Sprache Fassungsvermögen verfügt. Ähnlich ver- gerin der «Beluga», die «Super Guppy», be- Molières fliessend zu sprechen ist denn hält es sich, wenn grosse Flugzeughersteller trieben hat. auch eine Bedingung für den Eintritt in die wie Boeing und Airbus die riesigen Bauteile Derzeit beschäftigt ATI 22 Kapitäne, 19 Ko- ATI. Beispielsweise sind alle Checklisten ihrer Produkte zu den Endmontagestand- piloten und 24 sogenannte OMN (Officiers in französischer – und nicht wie üblich in orten spedieren müssen. «Beluga» heissen Mécaniciens Navigants), also Bordinge- englischer – Sprache abgefasst. Neben den bei Airbus die «Möbelwagen der Lüfte», nieure, welche die Checklisten vorlesen, die sprachlichen Voraussetzungen müssen An- von denen der europäische Hersteller fünf Triebwerke überwachen und für die kor- wärter auf eine Laufbahn im Beluga-Cock- Stück betreibt. Sie sind eine Spezialversion rekte Beladung des Flugzeugs verantwort- pit über eine Erfahrung von mindestens des Airbus A300-600R, werden aber in ab- lich sind. Sie sind ausserdem befugt, kleine 5000 Flugstunden verfügen, 1000 davon sehbarer Zukunft durch ein neues Modell Pannen zu beheben, die in der Minimum auf Flugzeugen mit einem Gewicht von – die von der Frachtversion des Airbus A330 Equipment List (MEL) aufgeführt sind, mehr als 20 Tonnen. Eine typische Beluga- abgeleitete «Beluga XL» – ersetzt. etwa einen Schubumkehrer deblockieren, Karriere beginnt also erst ab einem Alter Fotos: Thomas Strässle
21 von etwa 40 Jahren. Ein direkter Einstieg unmittelbar nach der Pilotenausbildung ist nicht möglich. Beluga-Rennstrecken Geschaffen wurde die Beluga, um sehr grosse Bauteile – also Rumpfsektionen, Flügelkomponenten und Leitwerkteile der A320-Familie, der A330 und der A350XWB – zwischen den elf Produktionsstandorten von Airbus zu befördern. Davon ausgenom- men ist die A380, die aus so grossen Bestand- teilen zusammengesetzt ist, dass diese nur auf dem Wasser- und Landweg nach Tou- louse geschafft werden können. Dabei gelangen zunächst Unterkompo- nenten an die Vorstufen-Endmontageli- nien in Hamburg, St. Nazaire, Broughton und Getafe, wo die MCA (Main Compo- nent Assembly) stattfindet. Von dort wer- den die Grossbauteile der zivilen Produkte zu den Endmontagestandorten in Toulouse und Hamburg geflogen, im Fall der A400M nach Sevilla. Im Streckennetz von ATI gibt es zwei beson- ders häufig beflogene Routen. Die eine, die man als «Flügelroute» bezeichnen könn- te, führt von Chester, wo sich der Flugplatz Die Beluga-Crew (v.l.n.r.): Captain Frédéric Lafaurie, Kopilot Olivier Herscovici und Bordingenieur des walisischen Tragflächenkompetenz- Pierre Rouquet. zentrums Broughton befindet, über Bre- men nach Toulouse; die andere, die «Rumpf- route», führt von Hamburg via St. Nazaire nach Toulouse. In der Elbe-Stadt und der an verschiebt, wird das Gestell auf der ganzen Gut geschützt der Atlantikküste gelegenen französischen Länge der Rollschienen, auf denen es in Nachdem Pierre Rouquet die Pre-Take off- Hafenstadt werden grosse Rumpfsektionen den Beluga-Schlund geglitten ist, an insge- Checklist vorgelesen hat und die Start- für alle derzeit angebotenen Airbus-Muster samt 120 Lockingpositionen festgemacht. freigabe erfolgt ist, hebt unsere Maschine hergestellt. Dazu kommt ein Verriegelungsbolzen, mit von der Startbahn des Airbus-Werkflug- dem das Bauteil am Gerüst fixiert wird. Aus hafens Finkenwerder in Richtung West- Turnaround in 90 Minuten Sicherheitsgründen hat die Bodenmann- frankreich ab. Mit einer Steigrate von 2000 Ende September hatte «Cockpit» Gelegen- schaft unter dem Heck der A300-600ST eine Fuss pro Minute schafft der von aussen et- heit, eine Beluga-Crew auf dem «Rumpf- Stütze angebracht, damit das Flugzeug wäh- was schwerfällig wirkende Frachter eine weg» zu begleiten. Bei ihrem Eintreffen rend des Ent- und Beladens nicht Gefahr erstaunlich gute Steigleistung. Im Gegen- in Hamburg bringen Kapitän Frédéric läuft, nach hinten zu kippen. Nur 90 Minu- satz zu den meisten heute eingesetzten Ver- Lafaurie, First Officer Olivier Herscovici und ten nach der Landung kann die Beluga mit kehrsflugzeugen gleicht das Beluga-Cock- Bordingenieur Pierre Rouquet lediglich ein der neuen Fracht wieder abheben. pit dem berühmten «Uhrenladen»: Es sind Leergestell für A350-Rumpfteile im Bauch Bevor es aber so weit ist, müssen die drei kaum digitale Anzeigen auszumachen, ihrer Beluga Nummer 2, F-GSTB, aus Tou- Cockpitmitglieder natürlich ihren Arbeits- ebenso sucht man vergebens nach einem louse zurück. An seine Stelle tritt die gut 15 platz beziehen. Dies geschieht nicht wie EFB (Electronic Flight Bag). Kapitän Lafau- Tonnen schwere Rumpfsektion 13/14 einer üblich via die linke vordere Passagiertüre, rie weist auf eine weitere Besonderheit hin: A330, die nun vom Ground Coordinator die es in der Beluga ja gar nicht gibt, son- «Die Belugas sind mit einem Stick Shaker und seinem Team durch die riesige Fracht- dern wahlweise über zwei Treppen. Die eine ausgerüstet, der die Piloten durch ein Rüt- klappe ins Innere des Flugzeugs geschoben befindet sich unterhalb des Rumpfs und teln an der Steuersäule vor einem drohen- wird. Dieses vordere A330-Rumpfteil soll in lässt sich nach unten ausfahren, so dass sie den Strömungsabriss warnt. Ebenso gibt es St. Nazaire mit der dort hergestellten Nasen- den Piloten den Zutritt zum Cockpit vom einen Stick Pusher, der das Flugzeug bei zu sektion verbunden werden. Boden aus ermöglicht. Wer von der Lade- steilem Anstellwinkel automatisch wieder Im Gegensatz zum Bordingenieur ist der rampe aus die Pilotenkanzel betritt, etwa in eine horizontalere Lage führt. Beide Ein- Ground Coordinator zuständig für die Be- der Bordingenieur, der ja auch als Lademeis- richtungen sind in einer normalen A300- reitstellung der Fracht ausserhalb des Flug- ter fungiert, benutzt dazu eine in den Boden 600 nicht vorhanden.» Dazu kommt ein zeugs. Er kümmert sich zudem um Sicher- des Frachtraums eingelassene Öffnung mit System, das den Ausschlag des Seitenruders heitszertifikate und Zollpapiere. Damit integrierter Treppe, ähnlich einer Kletter- limitiert, das so genannte «Rudder Travel». sich die Ladung während des Flugs nicht hilfe in einem Schiffsrumpf. Die Schutzmechanismen haben damit zu
22 Civil Aviation Cockpit 12 2015 Beluga Nase auf: Inner- halb von 90 Minu- tun, dass die Beluga wegen ihrer besonderen Form den Kurzer Hüpfer ten wird die Fracht, Winden eine viel grössere Angriffsfläche bietet als eine Nun drückt Bordingenieur Rouquet einen roten Knopf, hier ein Leergestell für ein A350-Rumpf- herkömmliche Verkehrsmaschine. Entsprechend tie- die Bugklappe öffnet sich, und das aus Hamburg mit- teil, ausgeladen und fer liegen bei diesem Flugzeug die Grenzwerte bei Sei- gebrachte Transportgut rollt aus dem Bauch unseres ein neues Transport- tenwind: «Am Tag sind es 25 Knoten bei Böen und 20 Flugzeugs. Die neue Fracht, die wir für den zweiten Ab- gut an Bord genom- Knoten bei normalem Wind, nachts lauten die entspre- schnitt unserer Reise nach Toulouse mitnehmen müs- men. chenden Werte 20 und 15 Knoten. Ansonsten fliegt sich sen, steht schon bereit: die Sektion 15/21 eines A330, die Beluga ähnlich wie jede andere Verkehrsmaschine», bestehend aus dem in St. Nazaire hergestellten Rumpf- erklärt der Franzose. Ungewöhnlich hoch ist die Zahl mittelstück und dem zentralen Flügelkasten, sowie die der Durchstartmanöver von fünf bis zehn Go-arounds Sektion 11/14 für eine A320. Dieses Bauteil umfasst die pro Pilot und Jahr. Bordingenieur Pierre Rouquet nennt Cockpitsektion aus Méaulte in Nordfrankreich und den einen der Hauptgründe: «Viele Airbus-Werkflughäfen in St. Nazaire gefertigten Vorderrumpf. Mit einer Nutz- verfügen über weniger gute Landehilfen als die grossen last von 35 Tonnen (die Beluga ist für maximal 47 Ton- Verkehrsflughäfen.» nen zugelassen) sind wir diesmal deutlich schwerer als auf der ersten Etappe. Dennoch steigt die Beluga auch Vom Winde verweht diesmal mühelos in den Abendhimmel. Nach einem Dazu kommt es bei unserem Anflug auf den Flugha- kurzen Hüpfer, der nur gerade 40 Minuten dauert, setzt fen St. Nazaire nicht: Die Sicht ist gut, der Wind nicht First Officer Herscovici, früher in Diensten von Easyjet zu stürmisch. Nach zweistündigem Flug setzt Kapitän Switzerland, den Frachter in Toulouse-Blagnac auf. In Lafaurie die Beluga sanft auf der Piste auf und steu- einem etwas älteren Hangar, wo die Abfertigungsspe- ert sie in Richtung der schon von weitem sichtbaren zialisten in den 90er-Jahren schon der Super Guppy zu «Integrated Loading Facility» (ILF), wo die Beluga ent- Leibe rückten, wird die Beluga entladen. Ab Anfang und wieder beladen wird. Mittlerweile verfügt Airbus 2019 soll hier auf einer Fläche von 73 000 Quadratme- auch in Chester, Hamburg, Bremen und Getafe über sol- ter eine neue Beluga-Halle entstehen. Baubeginn ist che ILFs, die den Vorteil haben, dass das Flugzeug seine im Jahr 2018. Nase samt Frachttor in die Halle steckt und so während Für heute hat unsere Maschine ihr Soll erfüllt und tritt des Ladevorgangs nicht Wind und Wetter ausgesetzt die Nachtruhe an. Am Tag danach wird sie wieder auf ist. In früheren Zeiten, als die Beluga noch unter freiem mehreren Legs für das «Möbelhaus» Airbus unterwegs Himmel stand, ist es vorgekommen, dass sie auf Flughä- sein. Vorausgesetzt, es ist nicht Wochenende, denn die fen in Meeresnähe, etwa St. Nazaire und Hamburg, bei Belugas fliegen derzeit nur von Montag bis Freitag. Windgeschwindigkeiten von über 30 Knoten und geöff- netem Ladetor ihren Standort unfreiwillig geändert hat. Thomas Strässle
Sie können auch lesen