Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit - Cockpit - Magazin

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Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit - Cockpit - Magazin
Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 12/Dezember 2015             CHF 8.20 /   5.50

                      Interview mit F/A-18-Pilot Nicolas Rossier

                      Als Austauschpilot
                      im Mirage-Cockpit
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                        Military Aviation              Civil Aviation        Civil Aviation
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                        Aeroporto                      Qatar setzt auf       Unterwegs mit
                        Galileo Galilei                «Dreamliner»          der «Beluga»
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Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit - Cockpit - Magazin
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Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit - Cockpit - Magazin
Foto: Florian Trojer
                                                                                                                        Cockpit 12 2015            Editorial        3

                       Take your seats
                       Liebe Leserinnen und Leser

                       D
                               er Flughafen Zürich ist ein Magnet. Er ist das Tor zur Welt,   Lösungen. Sicher ist nur, dass mit dem heutigen Pistensystem die
                               Konsumtempel und eines der grössten Ausflugsziele der           Nachfrage in Zürich wohl kaum mehr lange befriedigt werden
                               Schweiz. Er ist aber auch Zankapfel. Gestritten wird in ers-   kann.
                       ter Linie wegen dem auf den An- und Abflugrouten verursachten           Deshalb wäre es zu begrüssen, dass sich die Landesregierung stärker
                                                 Fluglärm.                                    einbringen und den wirtschaftlichen Aspekt des «Tors zur Welt»
                                                 Dazu kommt noch die Never-ending-            höher gewichten würde. Nur so würde gewährleistet, dass das
                                                 story mit dem fehlenden Staatsvertrag        Export- und Tourismusland Schweiz weiterhin wettbewerbsfähig
                                                 mit Deutschland – der nördliche Nach-        bleibt. Doch wie sagte Bundesrätin Doris Leuthard am Forum der
                                                 bar möchte die Anzahl Anflüge über sein       Luftfahrt in Luzern: «Es ist falsch zu erwarten, der Bund könne die
                                                 Gebiet möglichst auf deren 80 000 be-        für die Luftfahrt nötigen Massnahmen allein veranlassen – wie ein
                                                 schränken. Dies führt in Kloten zu einer     Monarch im Aviatik-Königreich Helvetien. Diese Illusion muss ich
                                                 fast aussichtslosen Situation, bei welcher   Ihnen nehmen, widerspricht dies doch unserem Staatsverständnis
                                                 der Flugbetrieb politisch geführt wird.      und unseren demokratischen Gepflogenheiten.»
                                                 Die emotionalen Diskussionen in den
                                                 politischen Gremien wie dem Zürcher
                                                 Kantonsrat verhindern pragmatische           Patrick Huber, Chefredaktor
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Die neuen                                                                                                                                                                                                                                                                 Jordi AG – das Medienhaus

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Weihnachts-Aktion

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Typ | Bildbeschrieb kurz | Foto: Vorname Name
                                                                                                                                                                                                                                                                                               edition

                                                                                                                                                                                                                                                                                              Oldtimer
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                                                                                                                                                                                                                                                  cht
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                                                                                                                                                                                                                                      er
                                                                                                                                                                                                                                                   Log o sse
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                                                                                                                                                                                                                                              rouille
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                                                                                                                                                                                                                               Karin
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                                                                                                                                                                                                                                                7 TEA
                                                                                                                                                                                                                                          rs PC-
                                                                                                                                                                                                                                 25 yea

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                                                                                                                                                                                                                                                                                               1        4    5   6   7   8   9 10
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  oder per E-Mail: kalender@cockpit.aero

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             2
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  oder telefonisch: 031 818 01 27

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  oder per Fax: 031 819 71 60.

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                                                                                                                                                                                                                                                                                              52

                                                                                                                                                                                                                                                                                               1        4    5   6   7   8   9 10
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                    11
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                                                                                                                                                                                                                                                                                               2

                                                                                                                                                                                                                                                                                               3    18 19 20 21
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             2 22 23 24

Cockpit-Bücher
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Jan
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    an
                                                                                                                                                                                                                                                                                               4    25
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Vorna
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Vo        Name
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               mee Nam
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Typ
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           yp
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ty
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          T      ildbesch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Bildbesch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Bil dbesch     urz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     be hrieb kurz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               ur
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ku

                                                                                                 geb                                                      ot
                                                                                                                                                                                                                              9                                      .–
          Peter Aegerter

                                                                                               n
                                                                                                                                                                                                                      CHF F9108.–
                                                                                      dl e - A
Abenteuer Helikopter

                           Abenteuer Helikopter
                                 Erlebnisse und Bilder aus meinem Leben
                                   als Helimechaniker und Aviatikfotograf

                                                                                   Bun                                                                                                                           = s t at t C Hersand
                                                                                                                                rter

                                                                  Peter Aegerter
                                                                                                                                                                                                       r
                                                                                                                                  Aege

                                                                                                                                                                                      kopte
                                                                                                                                       Peter

                                                                                                                                                                           Heli
                                                                                                                                                                                                                        zzgl. V
                                                                                                                                                                                                     Leben

                                                                                                                                +                              uer
                                                                                                                                            r

                                                                                                                                                                                                          f
                                                                                                                                                                                            meinemfotogra
                                                                                                                                       opte

                                                                                                                                                            nte
                                                                                                                                                                                        aus     atik
                                                                                                                                                                                 Bilder und Avi

                                                                                                                                                        Abe
                                                                                                                                                                          sse und niker

                           39.–
                                                                                                                                                                  ErlebniHelimecha
                                                                                                                                  Helik

                                                                                                                                                                                                             r
                                                                                                                                                                     als                             Aegerte
                                                                                                                                                                                              Peter
                                                                                                                                                    r

CHF
                                                                                                                                               teue
                                                                                                                                                 Aben

                                                                                                                                                                                                                                                                                              52                         1   2    3

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                                                                                          Karin
                                                                                                  r Max
                                                                                                       Ungrich

                                                                                                    s Patr
                                                                                                              t

                                                                                                          ouillLog
                                                                                                                   o Air
                                                                                                                e Suis
                                                                                                                      se   14
                                                                                                                                                                                                                                                                                               1

                                                                                                                                                                                                                                                                                               2

                                                                                                                                                                                                                                                                                               3
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        4    5   6   7
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    11 12 13 14 15 16 17
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    18 19 20 21 22 23 24
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         8   9 10

                                                                                           50 year           TEAM                                                                                                                                                                              4    25 26 27 28 29 30 31
                                                                                                      s PC-7
                                                                                            25 year
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             2016         Typ | Bildbeschrieb kurz | Foto: Vorname Name

                                                                                                                                                                                                                                                                                             edition
                                                                                         Probe lesen und bestellen Sie die Bücher
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                                                                                            bequem unter verlag.jordibelp.ch
                                                                                         oder per E-Mail: verlag@jordibelp.ch
                                                 Karin Münger   Max Ungricht

                                                                 Logo
                                                50 years Patrouille    Air 14
                                                                    Suisse
                                                25 years PC-7 TEAM

                                                                                                oder telefonisch: 031 818 01 27
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Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit - Cockpit - Magazin
Cockpit 12 2015                      Inhalt         5

     Military Aviation                                Mittelposter                                                            Cover Story
6 90 Jahre Fliegerstaffel
   17 in Payerne
11 Zu Besuch auf der
                                                26 Die Boeing Stearman
                                                   E-75 aus Altenrhein                         14                             Ein Schweizer Pilot in der
                                                                                                                              französischen Luftwaffe
   italienischen Militär-                             Helicopter
   basis in Pisa                                36 Data Sheet: Marenco
                                                   SKYe SH09
     Cover Story
14 Der Schweizer Nicolas                              History
   Rossier war Austausch-                       38 Erstflug der B-26
   pilot in Frankreich                             Marauder (Teil 2)

     Civil Aviation                                   Regelmässige
                                                      Rubriken
18 Exquisite B787-                                                                                                            Civil Aviation
   Business Class der                           3     Take your Seats
   Qatar Airways
20 Unterwegs mit der
   Beluga zu den
                                                9
                                                23
                                                      Inside
                                                      Your Captain speaking…                   18                             Qatar Airways setzt auf den
                                                                                                                              «Dreamliner»
                                                34    SHA Inside
   Airbus-Werken                                35    Heli-Focus
24 Azerbaijan Airlines                          41    Vor 20 Jahren
   auf Expansionskurs
                                                42    Gallery
29 Germania Flug AG
   rüstet auf                                   44    News
                                                48    HB-Register
     Report                                     50    Letzte Seite: Cartoon,
30 Mission Aviation                                   Wettbewerb, Events
   Fellowship koordiniert
                                                                                                                              Report
   Hilfsflüge in Nepal
32 Zu Besuch im
   Militärmuseum
   von Ho Chi Minh
                                                                                               32                             Ein Besuch im Kriegsmuseum
                                                                                                                              in Ho Chi Minh City

Titelbild: Dassault Mirage 2000-5F des Escadron de chasse 01.002 «Cigognes»
beim Start auf der Base aérienne 116 Luxeuil-Saint-Sauveur. Foto: Daniel Bader

 Herausgeber:                   Anzeigenverkauf:              Schnupperabo (für 3             Text- und                     Bolliger, Hansjörg Egger,      Druckvorstufe:
 Jordi AG – das Medienhaus      Jordi AG – das Medienhaus     Monate): Fr. 20.–               Bildredaktion:                Markus Herzig, Walter Hodel,   Swiss Aviation Media
 Verlag «Cockpit»               Jana Fuchs                    Einzelverkaufspreis: Fr. 8.20   Swiss Media Aviation          Felix Kälin, Ian Lienhard,     Zurzacherstrasse 64
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 www.cockpit.aero               inserate@cockpit.aero         Preisänderungen                 Fax: +41 56 442 92 43         Hans-Heiri Stapfer, Thomas
                                                                                                                                                           Druck und Vertrieb:
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                                                              Auflage                         Website: www.cockpit.aero     Claudia von Känel, Simon
 Christian Aeschlimann          Jordi AG – das Medienhaus                                                                                                  Aemmenmattstrasse 22
                                                              9000 Exemplare                                                Vogt, Franz Wegmann,
 Verlagssupport: Daniel Jordi   Aemmenmattstrasse 22                                          Chefredaktor: Patrick Huber                                  3123 Belp (gedruckt auf FSC-
                                                              11 775 Leser (gemäss                                          Anton E. Wettstein, Rino
 «Cockpit» erscheint            Franziska Schüller                                            Chef vom Dienst:                                             zertifiziertem Papier)
                                                              Umfrage 2008)                                                 Zigerlig, Marco Zatta, Sven
 monatlich am Ende              3123 Belp                                                     Patricia Andrighetto                                         ISSN 0010-0110
                                                                                                                            Zimmermann, Franz Zussner
 des Vormonats und ist          Telefon +41 31 818 01 27      Notariell beglaubigt
                                abo@cockpit.aero              2012                                                          Artikel und Fotos bitte nur
 Verbandsorgan der Swiss                                                                      Redaktions-
                                                                                                                            nach vorheriger Absprache
 Helicopter Association         Abonnementspreise:            Total verkaufte Auflage:        Mitarbeiter:
                                                              4677 Exemplare                                                einsenden.
 (SHA) und Partner der AOPA     Inlandabo jährlich Fr. 87.–                                   Jean-Luc Altherr, Daniel
 Switzerland.                                                                                 Bader, Joël Bessard, Andrea
Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit - Cockpit - Magazin
6     Military Aviation           Cockpit 12 2015

      90 Jahre Fliegerstaffel 17

    Die Falken jubilieren
    Bei der Gründung im Jahr 1925 bestand die in Dübendorf stationierte Jagd-Flieger-Kompanie 17 aus fünf
    Piloten und neun Flugzeugen. Heute sind der Fliegerstaffel 17 auf dem Militärflugplatz Payerne 17 Piloten
    zugeteilt, die ihre Einsätze auf einer variablen Anzahl Maschinen vom Typ F/A-18C fliegen.

    A
             m 27. Januar 1925 entstanden infolge einer Umstrukturie-     lung auf das neue Beobachtungs- und Erdkampfflugzeug fand in
             rung der Fliegerabteilung in die Fliegertruppe drei neue     Buochs statt. Mit der Ablösung der letzten C-35 durch die C-3603
             Abteilungen. Die Jagd-Fliegerabteilung 3 bestand aus den     im Jahr 1945 wurden die «17er» nach Raron verlegt. Hier erfolgten
    drei Jagd-Flieger-Kompanien 13, 15 und 17. Erster Kommandant der      1946 die zweite Umbenennung in Flieger-Staffel 17 und 1951 die
    in Dübendorf stationierten Jagd-Flieger-Kompanie 17 war Haupt-        Auflösung als Milizstaffel.
    mann Johann Luzius Bärtsch. Ihm unterstanden vier Piloten und
    acht Beobachtungsflugzeuge vom Typ Häfeli DH-5 (MV) sowie ein          Überwachungsgeschwader
    Jagdflugzeug Dewoitine D-27.                                           Das am 4. April 1941 gegründete Überwachungsgeschwader (UeG)
    Zum Jahreswechsel 1937/1938 wurde die Jagd-Flieger-Kompanie 17        war ab Anfang 1944 mit drei Staffeln in Payerne und Dübendorf ein-
    erstmals umbenannt und hiess fortan Flieger-Kompanie 17. Gleich-      satzbereit. Es war der einzige Berufsverband der Schweizer Armee.
    zeitig erhielt die Staffel leistungsfähigere Beobachtungs- und Erd-   Mit der Armeereform 1952 wurden die UeG-Staffeln aufgelöst und
    kampfflugzeuge der Typen K+W (Eidgenössische Konstruktions-            auf die drei Flieger-Regimenter verteilt. Sie erhielten die Nummern
    Werkstätte Thun) C-35 und Fokker CV. Die Flieger-Kompanie 17          von aufgelösten Milizstaffeln: So wurde aus der ehemaligen UeG-
    bestand während dem Aktivdienst, von 1939 bis 1940, aus zehn          Staffel III die Flieger-Staffel 17. Sie war mit Aufklärern/Erdkämp-
    Piloten und zehn Beobachtern.                                         fern F+W C-3604 sowie Mehrzweck-Kampflugzeugen Morane-Saul-
                                                                          nier MS-540 ausgerüstet, die bei den Dornier-Werken in Altenrhein
    «Ovomaltine-Kompanie»                                                 als D-3802 in Lizenz gefertigt wurden.
    Ihr damaliger Kommandant, Hauptmann Karl Wyss, hatte 1936
    an den olympischen Spielen in Berlin im militärischen Fünfkampf       Düsenzeitalter
    sehr gut abgeschnitten. Seine Sportbegeisterung übertrug er auf       Mit dem ersten Umschulungskurs auf die DeHavilland DH-112
    die Piloten, was den Siebzehnern den Übernahmen «Ovomaltine-          Mk.1 Venom im Jahr 1955 trat die Flieger-Staffel 17 ins Düsenzeit-
    Kompanie» einbrachte. Mit den F+W (Eidgenössisches Flugzeug-          alter ein. Obwohl die Venom als Jäger, Erdkämpfer und Aufklä-
    werk Emmen) C-3603 erhielt die Flieger-Kompanie 17 im Oktober         rer eingesetzt wurde, war es seit der Dewoitine D-27 von 1925 das
    1942 erstmals ein Flugzeug in Ganzmetallbauweise. Die Umschu-         erste Jagdflugzeug der Staffel. 24 Jahre später starteten die «17er»
Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit - Cockpit - Magazin
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                                                                                                       dann richtig durch. Als erste Staffel erhielt sie den Überschall-
                                                                                                       jäger Mirage IIIS. Der erste Pilot der Fliegerstaffel 17 hob am 16.
                                                                                                       April 1964 erstmals mit der legendären Mirage, einem Doppelsitzer
                                                                                                       Mirage IIIBS, ab. Und 1997 erhielt die Fliegerstaffel 17 wiederum als
                                                                                                       erste Staffel das neuste Flugzeug der Schweizer Luftwaffe. Bereits
                                                                                                       1995 war Stéphane Rapaz von der Fliegerstaffel 17 zu McDonnell
                                                                                                       Douglas (heute Boeing) in die USA gereist, um sich bei der US Navy
                                                                                                       auf die F/A-18 Hornet umschulen zu lassen. Er kehrte als Flugleh-
                                                                                                       rer in die Schweiz zurück und bildete seine Staffelkollegen aus.
                                                                                                       Heute ist die Fliegerstaffel 17 eine von drei Schweizer Hornet-Staf-
                                                                                                       feln. Ihre Aufgabe ist es, im Ernstfall den Schweizer Luftraum zu ver-
                                                                                                       teidigen und in Friedenszeiten durch den Luftpolizeidienst zu schüt-
                                                                                                       zen. Die Staffel verfügt über keine eigenen Flugzeuge. Die Piloten
                                                                                                       teilen sich die 31 F/A-18C/D mit den Fliegerstaffeln 11 und 18. Die
                                                                                                       tägliche Zuteilung der Flugzeuge erfolgt zentral in Dübendorf.
                                                                                                       Seit der Gründung war die Fliegerstaffel 17 auf insgesamt achtzehn
                                                                                                       Flugplätzen in den Kantonen Aargau (Hilfikon, Spreitenbach), Bern
                                                                                                       (Bleienbach), Luzern (Emmen, Littau), Obwalden (Alpnach), Nid-
                                                                                                       walden (Buochs), St. Gallen (Breitfeld), Tessin (Bellinzona), Thurgau
                                                                                                       (Frauenfeld, Weinfelden), Waadt (Bière, Lausanne, Payerne), Wal-
                                                                                                       lis (Turtmann, Raron) und Zürich (Dübendorf, Kloten) stationiert.

                                                                                                       Erfolge
                                                                                                       Luzius Bärtsch stellte am 19. November 1928 einen Schweizer Hö-
                                                                                                       henrekord für Motorluftfahrzeuge auf. Er erreichte im einzigen
                                                                                                       Prototyp des Schweizer Jagdflugzeugs, Alfred Comte AC-1, eine
                                                                                                       Höhe von 10 400 Meter über Meer. Im Mai 1968 überboten die Pi-
                                                                                                       loten der Fliegerstaffel 17 mit der Mirage IIIS innerhalb weniger
                                                                                                       Tage mehrmals den Schweizer Höhenrekord. Der heute noch be-
                                                                                                       stehende Rekord stellte schliesslich der ehemalige «17er», Ober-
                                                                          Fotos: Schweizer Luftwaffe

                                                                                                       leutnant Walter Suter am 22. Mai 1968 mit 21 100 Meter über Meer
                                                                                                       auf. Erfolge feierte die Staffel 17 bereits von 1962 bis 1964, als sie
F/A-18C J-5017 mit dem Staffelabzeichen der «17er» und dem                                             dreimal hintereinander die Meisterschaft der Flugwaffe gewann.
Schriftzug «Falcons» auf dem Leitwerk.                                                                 Stéphane «Punzel» Rapaz und Werner «Höffi» Hoffmann von der
                                                                                                       Fliegerstaffel 11 waren die ersten Vorführpiloten mit der Boeing
                                                                                                       F/A-18C Hornet. Seither übernahmen diese ehrenvolle Aufgabe
                                                                                                       unter anderen die «17er» Fréderic «Styff» Ryff (1999–2000), Ralph
                                                                                                       «Deasy» Knittel (2010–2012) und der aktuelle Swiss Hornet Display
                                                                                                       Pilot Julien «Teddy» Meister. Knittel (zweimal 2012) und Meister
                                                                                                       (2014 und 2015) erhielten zudem Auszeichnung für die jeweils
                                                                                                       besten Vorführungen an internationalen Airshows.

                                                                                                                             Auerhähne und Falken
                                                                                                                             Das erste Staffelabzeichen erhielten die
                                                                                                                             «17er» 1932. Es zeigte in Erinnerung an seinen
                                                                                                                             ersten Kommandanten, den Bündner Luzius
                                                                                                                             Bärtsch, einen Auerhahn aus Graubünden.
                                                                                                                             Bärtsch war am 29. September 1929 als zivi-
                                                                                                                             ler Fluglehrer abgestürzt und später an seinen
                                                                                                       Verletzungen gestorben. 1952, als die UeG-Staffel III die Numme-
                                                                                                       rierung der aufgelösten Flieger-Staffel 17 übernahm, entstand das
                                                                                                       neue Staffelabzeichen mit dem Falken. Am Abend des 12. Januar
                                                                                                       1963 gründeten die Piloten die «Fauconnerie» (Falknerei). Dieser
                                                                          Foto: Walter Hodel

                                                                                                       Verein wird ausserhalb der militärischen Strukturen geführt und
                                                                                                       verbindet aktive und ehemalige Piloten der Fliegerstaffel 17. Hier
                                                                                                       werden die Kameradschaft gepflegt und gemeinsame Familienan-
                                                                                                       lässe durchgeführt. Seit Januar 2010 verfügt die Fliegerstaffel 17
Der erste Kommandant, Hauptmann Luzius Bärtsch (1925 vor einer                                         über ein Flaggschiff: Die F/A-18C J-5017 mit dem Staffelabzeichen
Nieuport N-28 C-1 «Bébe»), und der heutige Kommandant der Flie-                                        und dem Schriftzug «Falcons» auf dem Leitwerk.
gerstaffel 17, Major Reto Wüthrich (2015 vor einer Boeing F/A-18C
Hornet). Kleines Bild rechts: Das Jubiläums-Logo der Fliegerstaffel 17.                                Walter Hodel
Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit - Cockpit - Magazin
Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit - Cockpit - Magazin
Cockpit 12 2015            Military Aviation                                                              9
                                                                                                                        Inside

Fliegen mit Sound
Seit der Saison 2013 wird das Flugprogramm des PC-7 TEAMs durch Musik veredelt. Die beiden Speaker
Philippe Hertig und Andreas Hebeisen steuern die Musik, ihre Kommentare und die Einblendung der
Stimmen aus dem Cockpit über eine selber entwickelte Speaker-Konsole.

D
        ie Idee, das Flugprogramm mit Musik            Anschlussmöglichkeiten. Dazu zählt auch ein XLR-       Oben: Philippe «Philippe»
        zu untermalen, hatte der heutige Leader        Stecker, ein Industriestandard für professionelle      Hertig. Mitte: Andreas «Lifty»
        Hauptmann Martin «DJ» Vetter schon vor         Beschallungs- und Tonstudio-Technik. «Mit diesem       Hebeisen. Unten: Links im
einigen Jahren. Die Umsetzung erfolgte zusammen        Stecker konnten wir unser System bis heute immer       Bild Notebook und Sound-
mit dem Speaker Major Andreas «Lifty» Hebeisen.        an die Anlage des Veranstalters anschliessen», er-     karte, rechts Launch Pad mit
                                                                                                              Tragriemen, Funk und Head-
Eigeninitiative, viel Zeit und anfänglich auch Geld    klärt Hebeisen. Das Funkgerät ist die Verbindung
                                                                                                              set. Die Aluminium-Box für
steckten die beiden in ihr Projekt. Im Juni 2013 flog   zu den Piloten im Cockpit der Pilatus PC-7. Die        die Komponenten fertigten
die Kunstflugformation der Schweizer Luftwaffe          Steuerung des Systems erfolgt über ein sogenann-       die Lehrwerkstätten der Luft-
erstmals zu eigens für sie komponierter Musik. Es      tes Launch Pad. Damit wird die Musik gestartet, das    waffe in Meiringen.
sollte aber noch rund zwei Jahre dauern, bis das       Mikrofon für die Stimme des Speakers freigegeben
System so zuverlässig arbeitet, wie die Piloten ihre   oder der Pilotenfunk eingeblendet. Früher musste
Vorführungen fliegen.                                   Hebeisen jeweils das Mikrofon ans Funkgerät hal-
                                                       ten, um dem Publikum die Grüsse des Leaders zu
Schwierige Auflagen                                     übermitteln. Für das Notebook und die Soundkarte
Vetters Idee war es, zur eigenen Musik zu flie-         wird ein externer Stromanschluss benötigt. Damit
gen, die zeitgerecht zu den jeweiligen Formati-        Hebeisen und Hertig für die Bedienung des Systems
onen abgespielt wird. Das System musste ein-           die Hände frei haben, benützen sie ein Headset.
fach zu bedienen sein und sich an die PA-Anlage        Dieses hat den Vorteil, dass der Speaker seine Stim-
(Beschallungsanlage) der Veranstalter anschliessen     me beim Kommentieren ohne Verzögerung hören
lassen. Der Speaker musste mit dem System den          kann. Über die Platzlautsprecher hört er sich bis
Sound zeitgerecht abspielen, mit dem Publikum          um 90 Sekunden verzögert.
reden und funken können. Um das Speaker-System
auch im Ausland einsetzen zu können, musste es         Zukunftsmusik
im Gepäckfach eines Pilatus PC-7 Platz finden. Es       Nach drei Jahren intensivem Gebrauch bei Wind
durfte jedoch nur den halben Platz im Fach belegen     und Wetter wird für 2016 eine neue Box für das

                                                                                                                                               Fotos: Zentrum für elektronische Medien (ZEM)
und nur die Hälfte der maximalen Zuladung von          Speaker-System nötig. Das Kabelgewirr soll geord-
25 Kilogramm wiegen. Ein System, dass alle diese       net werden. «Da das System zuverlässig arbeitet,
Bedingungen erfüllt, war auf dem Markt nicht zu        folgt nun noch etwas Kosmetik und der Sound wird
finden. So waren Vetter und Hebeisen auf fachkun-       weiter entwickelt», sagt Hebeisen.
dige Unterstützung angewiesen.
Im Musiker Matthias Vetter, dem Bruder von Martin
Vetter, und in Toni Belsito von Emni Multimedia,
dem Technikverantwortlichen des Tennisturniers
in Gstaad, fanden sie zwei versierte Fachleute. Wäh-   Walter Hodel
rend Belsito in erster Linie für die Verkabelung zu-
ständig war, komponierte Vetter die Musik und
programmierte die Software. Die Musik sollte die
Flugvorführung unterstreichen, die Töne sollten
zur jeweiligen Formation passen. Die Tonlage der
Musik sollte auf die Tonlage der Propeller abge-
stimmt sein. Um diese Wünsche erfüllen zu kön-
nen, besuchte Vetter einige Trainings, filmte sie und
komponierte daraufhin die Musik. Das Ergebnis
sind zwölf verschiedene, eigens für das PC-7 TEAM
komponierte Melodien und die Nationalhymne.
                                                                                                                                               Foto: volcano, Max Ungricht

Die Komponenten
Das Herzstück des Speaker-Systems ist ein handels-
übliches Notebook. Mit ihm verbunden ist eine pro-
fessionelle externe Soundkarte mit verschiedenen
Als Austauschpilot im Mirage-Cockpit - Cockpit - Magazin
Postkarten,
Visitenkarten,                                 EG
                                                 ER 20
                                                          12
                                         SI

Flyer und
                                                           X -S M A L L
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Cockpit 12 2015         Military Aviation       11

                                             Aeroporto Galileo Galilei

Campanile,
Hercules und
die Spartaner
In der Toskana, nahe der Mündung des
Flusses Arno in die Ligurische See, befin-
det sich die weltweit bekannte Stadt Pisa.
Der Campanile, besser bekannt als «Schie-
fer Turm von Pisa», ist bereits vom In-
ternationalen Flughafen «Galileo
Galilei» aus sichtbar. Auf diesem
sind unter anderem die C-27J
Spartan sowie die C-130J
Hercules der italienischen
Luftwaffe zuhause.
                                                                                                   Foto: Marco Zatta

                                                        Zwei Alenia C-27J Spartan auf dem Flug-
                                                        hafen «Galileo Galilei» in Pisa.
Stars und Helden unter sich – so liesse sich das wohl ausserge-     Mitten in Luzern am Vierwaldstättersee gelegen und von Berg-
wöhnlichste Hotelkonzept der Schweiz mit wenigen Worten             panorama und Parks umgeben, könnte die Kulisse für dieses
beschreiben. Denn der französische Stararchitekt, Pritzker-Preis-   eigenwillige Haus nicht atemberaubender sein. Die Seeprome-
träger und Filmliebhaber Jean Nouvel bediente sich der Genia-       nade, das bekannte Kultur- und Kongresszentrum, die Kapell-
lität der Starschauspieler und Regisseure seiner Lieblingsfilme,    brücke und viele weitere Sehenswürdigkeiten sind zudem nur
um ein Hotel zu gestalten, das einer Traumreise durch die gross-    einen Steinwurf entfernt.
en Leinwandepen der Kinogeschichte gleichkommt.

                           HOSPITALITY AND DESIGN BY JEAN NOUVEL

                           THE HOTEL, SEMPACHERSTRASSE 14, 6002 LUZERN, SWITZERLAND
                                  PHONE +41 41 226 86 86, WWW.THE-HOTEL.CH
Cockpit 12 2015                                   Military Aviation               13

                                                                      Aeroporto Galileo Galilei

D
         er italienische Philosoph, Mathe-                                                                          Alenia C-27J Spartan
         matiker, Physiker und Astronom                                                                             Als Weiterentwicklung der Aeritalia G.222
         Galileo Galilei ist der Namensgeber                                                                        verfügt die C-27J über die Triebwerke und
dieses wichtigsten Flughafens der Toskana.                                                                          Avionik-Systeme der grösseren Lockheed
1911 eröffnet, präsentiert sich der Aeropor-                                                                        C-130J. Mit fast 70 m3 Ladefläche in einem
to Galileo Galilei (LIRP/PSA) zweigeteilt                                                                           nur 22,7m langen Rumpf, der bis zu 11,5
mit einem zivilen Terminal und einem Mi-                                                                            Tonnen Zuladung zulässt, ist die Spartan
litärbereich – die einzige Transporterbasis                                                                         sehr kompakt. Und wer schon einmal in den
der italienischen Luftwaffe. Interessantes                                                                          Genuss einer Flugvorführung dieses Mus-
Detail: Der zivile Tower von Pisa ist nur für                                                                       ters gekommen ist, wird noch Jahre später
rollende Maschinen zuständig. Alle Starts/                                                                          beeindruckt sein von ihrer Agilität – sie ist
Landungen sowie der gesamte Militärver-                                                                             die einzige Transportmaschine, die Rollen
kehr werden von der Luftwaffe kontrolliert                                                                          und Loopings fliegt. Die C-27J Spartan hat,
und koordiniert. Der italienische Luftraum                                                                          ähnlich wie die Cougar-Hubschrauber der
wird nämlich im Gegensatz zu jenem der                                                                              Schweizer Luftwaffe, ein ausgeklügeltes
Schweiz vollumfänglich von militärischen                                                                            Selbstschutzsystem gegen die heutigen Be-
Flugverkehrsleitern geführt.                                                                                        drohungen. Neben Radar- und Laserdetekto-
                                                                                                                    ren zur Erfassung der gegnerischen Radar-
46ª Brigata Aerea «Silvio Angelucci»                                                                                strahlen können auch Chaff/Flares gegen
Im Zweiten Weltkrieg wurde unter ande-                                                                              Raketen eingesetzt werden. Letztere kön-
rem die britische Royal Navy bei ihren Ein-                                                                         nen mit gezielt starken Laserimpulsen ver-
sätzen im Mittelmeer mit Torpedobombern                                                                             wirrt oder gar zerstört werden. Des Weite-
ab Pisa bekämpft. Bei einem dieser Einsätze,                                                                        ren kann ein Radarstörer an einem Kabel
der Operation Pedestal, fiel der italienische                                                                        hinter dem Flugzeug hergezogen werden,
Oberleutnant Silvio Angelucci, nach dem die                                                                         um den Sender als grösseres Ziel erschei-
                                                                                               Fotos: Marco Zatta

46. Lufttransportbrigade heute benannt ist.                                                                         nen zu lassen.
Obwohl die Royal Navy dabei neun Fracht-
schiffe, zwei Kreuzer, einen Träger und einen                                                                       Lockheed C-130J und C-130J-30 Hercules
Zerstörer verlor, muss die Operation zur Ver-                                                                       Die Hercules ist der Inbegriff des westli-
sorgung der heftig umkämpften Insel Malta       Oben: Abflug einer C-130J von der Homebasis                          chen Kampfzonentransporters. In der Ver-
als alliierter Teilerfolg angesehen werden,     Pisa. Mitte: C-27J mit Sonderbemalung zum                           sion «J» ist sie mit modernen sechsblättrigen
brachte sie doch nach sechs langen Monaten      75. Geburtstagtag der 98. Staffel «Lupus».                          Dowty-R-391-Propellern aus Verbundwerk-
endlich wieder frische Kräfte und Material      Unten: Eine ausgediente G.222 als Ausstel-                          stoffen und einem Glascockpit ausgestattet.
                                                lungsmodell. Die Tarnfarben sehen, wie die
auf die belagerte Insel durch.                                                                                      Wesentlich verbessert wurde auch die Steig-
                                                Maschine selbst, mitgenommen aus.
Nach dem Krieg und mit dem Beitritt Ita-                                                                            leistung auf 5500 m von 29 Minuten bei der
liens zur NATO entwickelte sich Pisa zum                                                                            C-130H auf 17 bei der C-130J. Infolge die-
grössten Lufttransportverband Italiens.                                                                             ser Leistungssteigerung konnte gegenüber
Über die Jahre wurden Fairchild C-119G/J        Ausbildung der Besatzung im CAE                                     ihren Vorgängern die Reichweite um 40 Pro-
Flying Boxcar, Lockheed C-130 E/H Hercules      Der Centro Addestramento Equipaggi,                                 zent und die Höchstgeschwindigkeit um 21
und Aeritalia G.222 angeschafft und neben       kurz CAE (Besatzungs-Ausbildungszent-                               Prozent erhöht werden. Die um fünf Meter
Transport- auch für Spezialaufgaben wie die     rum) wurde in den 1970er-Jahren ins Leben                           verlängerte C-130J-30 hat einen Frachtraum
elektronische Kriegsführung und zur Brand-      gerufen, um die Besatzungen der C-130H                              von 17 m Länge, der für 20 Tonnen Zuladung
bekämpfung eingesetzt. Nach dem Ende des        und G.222 aus- und weiterzubilden. Mit                              ausgelegt ist. Zwei Maschinen stehen rund
Kalten Krieges nahmen die Auslandeinsät-        der Indienststellung der neuen Hercules-                            um die Uhr in Bereitschaft und können in-
ze massiv zu und die alternde Flotte muss-      Generation wurde Anfang 2000 ein neues                              nert kurzer Zeit beispielsweise zur Brand-
te rasch ersetzt werden. Dies war wohl der      Zentrum gebaut und ein neuer Simulator                              bekämpfung oder für Sanitätstransporte
Hauptgrund, warum sich Italien aus dem          für den C-130J eingeführt. Ende 2010 kam                            umgerüstet werden. Eine weitere Maschi-
Projekt des europäischen Transporters Air-      der Simulator für den C-27J Spartan hinzu.                          ne der Version KC-130J ist als Tankflugzeug
bus A400M zurückzog.                            Die Ausbildung wird in mehrere Segmente                             im Einsatz; die zweite ausgelieferte ist im
Auf dem Flugplatz kann heute die gesam-         unterteilt, beginnend bei der Basisausbil-                          November 2009 kurz nach dem Start bei Pisa
te Flotte von 22 modernen Transportflug-         dung bis hin zum «Full Combat Ready». Das                           abgestürzt.
zeugen des Typs C-130J und C-130J-30 (10,       topmoderne Zentrum wird rege von aus-
verlängerte Versionen) Hercules sowie die       ländischen Armeen und zivilen Kunden ge-                            Sven Zimmermann / Marco Zatta
etwas kleineren zwölf C-27J Spartan aus         nutzt. Auch individuell auf die Bedürfnisse
einheimischer Produktion gesichtet wer-         der verschiedenen Luftwaffen zugeschnit-
den. Dazu gesellen sich die ausser Dienst ge-   tene Ausbildungspakete können angebo-                               COCKPIT bedankt sich bei den Kommandanten
stellten Transporter der älteren Generation     ten werden. Jährlich durchlaufen rund 150                           der Flugabteilung sowie der Pressestelle der 46.
in verschiedenen Zuständen des Abbruchs         Piloten, Instruktoren, Co-Piloten, Bordchefs                        Brigade, der 50. Staffel und des internationalen
respektive des Recyclings.                      und Loadmaster das Ausbildungszentrum.                              Besatzungs-Ausbildungszentrums.
14   Coverstory   Cockpit 12 2015

     Monatsinterview
15

Ein Falke bei
den Störchen
Seit Jahren pflegen die Luftwaffen von Frankreich und der Schweiz eine vielsei-
tige Partnerschaft und arbeiten in verschiedenen Bereichen eng zusammen. Nebst
gemeinsamen Kampagnen geniesst auch der Austausch von Piloten einen hohen
Stellenwert. Während drei Jahren flog mit Hauptmann Nicolas Rossier ein Schwei-
zer Pilot in Frankreich auf Mirage 2000. «Cockpit» besuchte ihn im Juni 2015 in
Luxeuil. Im Interview erzählt Rossier von seinen Erlebnissen als Austauschpilot bei
der Escadron de chasse 01.002 «Cigognes», dem «Geschwader der Störche».
16     Coverstory          Cockpit 12 2015

      Monatsinterview
     «Cockpit»: Nicolas Rossier, wie wird man        Und beim Fliegen?                                Mit Rücksicht auf die Bevölkerung wird der
     Austauschpilot?                                 Da auch. Diese Einschränkungen betrafen          Fluglärm mit Flugbetriebszeiten und Flug-
     Hauptmann Nicolas Rossier: Das ist ein-         die «Air Policing-Missionen» sowie die re-       zonen reduziert.
     fach zu erklären: Die «Stelle» wird ausge-      gelmässigen Verlegungen von Mirages 2000
     schrieben, man muss sich bewerben und           nach Afrika, da dies operative Einsätze der      Wie sieht es mit der Pilotenausbildung aus?
     natürlich alle geforderten Qualifikationen       Armée de l’air sind.                             Diese ist in beiden Ländern ähnlich, da gibt
     erfüllen. Im Selektionsprozess wird eine                                                         es keine grossen Unterschiede. Die jungen
     Auswahl getroffen. Diese fiel dann auf mich.     Was ist in Frankreich anders als in der          Piloten weisen einen vergleichbaren Ausbil-
                                                     Schweiz?                                         dungsstand aus, wenn sie von der Piloten-
     Gibt es denn viele Interessenten für solche     In der Schweiz haben wir einen Verteidi-         schule zu den jeweiligen Staffeln versetzt
     Abkommandierungen?                              gungsauftrag und trainieren entsprechend.        werden und die Umschulung auf die Ein-
     Natürlich gibt es Interessierte, aber da kom-   In Frankreich wird für den Angriff und für       satzmaschinen beginnt.
     men verschiedene Faktoren ins Spiel. Als        Einsätze auf der ganzen Welt trainiert. Da
     erstes muss man sämtliche Qualifikatio-          erkennt man, dass viel Training auf den Be-
     nen erfüllen, das heisst man muss als Pilot     reich von offensiven Operationen ausgelegt
     die Ausbildung abgeschlossen haben und          ist. Ebenso ist die Bereitschaft der Luftwaffe   «Die Bereitschaft der Luft-
     die entsprechende Flugerfahrung aufwei-         in Frankreich beeindruckend. Aus dem nor-        waffe in Frankreich ist
     sen. Weiter wird auch das soziale und pri-      malen Dienstbetrieb kann innerhalb von
     vate Umfeld berücksichtigt: Ein solcher         einem Tag in einen Kriegs-Einsatz im Aus-        beeindruckend.»
     Austausch dauert mehrere Jahre; da wer-         land gewechselt werden. Einerseits ist die
     den auch die familiäre Situation und das        Infrastruktur dafür vorhanden und vor al-
     soziale Umfeld zu einem wichtigen Faktor.       lem ist das Personal dafür vorbereitet und
                                                     auch bereit.                                     Wie fliegt sich die Mirage 2000?
     Waren Sie als Schweizer Austauschpilot bei                                                       Die Mirage 2000 ist ein Abfangjäger und mit
     der französischen Luftwaffe infolge Geheim-     Und wenn man Payerne mit Luxeuil ver-            ihrem Deltaflügel für hohe Geschwindig-
     haltung Einschränkungen unterworfen?            gleicht?                                         keiten konzipiert. Im High-Speed-Bereich
     Ja, aber nur wenigen. Darunter fielen als        In Frankreich kommt dem Militär eine ganz        verfügt die Maschine über eine ausgezeich-
     geheim klassifizierte Bereiche wie EKF           andere Bedeutung zu. Die Streitkräfte und        nete Manövrierfähigkeit und Leistungs-
     (Elektronische Kriegsführung) und Bewaff-       ihr Auftrag geniessen eine besondere Stel-       fähigkeit: ideale Voraussetzungen für ihre
     nung. Zudem betraf die Geheimhaltung            lung, trotz 24-Stunden-Flugbetrieb und der       primäre Aufgabe als Jagdflugzeug.
     auch detaillierte technische Aspekte der        entsprechenden Lärmbelastung. Dies ak-
     Mirage 2000-5F. Solche Einschränkungen          zeptiert die Bevölkerung in der Umgebung         Im Vergleich zur Hornet?
     sind normal. Ein ausländischer Austausch-       der Basis, da der Stützpunkt als Teil der Re-    Die Hornet wurde als Mehrzweckflugzeug
     pilot würde in der Schweiz den gleichen         gion zählt. In der Schweiz unterliegt der        für Luft- und Erdkampf entwickelt, was man
     Einschränkungen unterliegen.                    Flugbetrieb viel mehr Einschränkungen.           beim Fliegen bei tiefen und auch hohen

                                                                                                                                                     Fotos: Daniel Bader

     Eine Mirage 2000 der Armée de l'air, wie sie Hauptmann Nicolas Rossier als Schweizer Austauschpilot in Frankreich geflogen hat.
17

Geschwindigkeiten merkt. Die Mirage 2000          trächtigsten Staffeln der französischen Luft-    Im August ging der Austausch zu Ende. Was
hingegen hat ihre Stärken bei hohen Ge-           waffe. Georges Guynemer, Roland Garros           machen Sie jetzt?
schwindigkeiten.                                  und René Fonck, mit 75 Abschüssen der            Es geht zurück zu meiner Staffel nach
                                                  erfolgsreichste alliierte Jagdpilot des Ers-     Payerne. Als erstes stand die Qualifikati-
Wie regelmässig sind Sie zum Fliegen gekom-       ten Weltkriegs. Hier haben Traditionen           on für die Hornet wieder an, da ich ja drei
men?                                              zu Recht auch nach 100 Jahren noch ihren         Jahre nur auf Mirage 2000 geflogen bin. Nun
Eigentlich jeden Tag, je nach Situation in        Platz. Und schliesslich habe ich als Jugendli-   steht der Einsatz als Pilot bei der Staffel im
der Luft, oder im Simulator. Da die Staffel       cher wie so viele andere die Comics von Tan-     Vordergrund. Parallel dazu gehöre ich dem
regelmässig Detachemente nach Afrika ver-         guy und Laverdure und ihren Abenteuern           Fachdienst Luftkampf der Luftwaffe an, wo
legt, ist der Bestand an verfügbaren Maschi-      gelesen. Auch diese beiden «zeitlosen» Pilo-     ich meine gesammelten Erfahrungen aus
nen nicht immer gleich gross, was sich auf        ten im Dienst der Armée de l’air aus der Fe-     Luxeuil einbringen kann. In einer weiteren
den Flugbetrieb auswirkt. In solchen Situa-       der von Jean-Michel Charlier gehörten zum        Phase kommt unter anderem die Luftbetan-
tionen wird vermehrt mit dem Simulator            «Geschwader der Störche». Ich empfinde es         kung hinzu: Während meines Austausches
gearbeitet. Eigentlich kann man sagen, dass       als Ehre und es macht mich stolz, während        war ich für Luftbetankungen mit der Mirage
ich täglich geflogen bin – in der Mirage 2000      drei Jahren ein Mitglied der «Cigognes» ge-      2000 qualifiziert und auch regelmässig im
oder im Simulator!                                wesen zu sein!                                   Einsatz. Mit der Hornet steht mir dies noch
                                                                                                   bevor.
Was für Einsätze waren das?                       Der Besuch von Mirage F.1 anlässlich des Flie-
Bei den Einsätzen geht es ausschliesslich         gerschiessens auf der Axalp fand vor einigen     Welche Erinnerung bleibt nach drei Jahren
um Luftkampf beziehungsweise Luftvertei-          Jahren statt. Kommen irgendwann auch Ihre        Dienst bei der Armée de l’air?
digung und die Missionen werden darauf            Kollegen aus Luxeuil mit der Mirage 2000 auf     Die ausserordentliche Erfahrung. Einerseits
ausgerichtet. Gemeinsame Einsätze mit an-         der Axalp vorbei?                                das fliegerische Erlebnis: Sehr viel Tiefflug
deren Staffeln oder grössere COMAO (Com-          Leider nein. Mit der Mirage 2000 wird in         mit 450 Knoten auf 500 Fuss oder die vie-
bined Air Operations = Kombinierte Luft-          Luxeuil ausschliesslich im Bereich Luft-         len Einsätze in grösseren COMAO mit an-
operation) finden sehr häufig statt. Dabei          kampf geflogen. Der Angriff auf Bodenziele        deren Staffeln, welche regelmässig stattfan-
ist man Teil eines Szenarios mit bis zu 20        zählt nicht zu den Aufgaben und wird auch        den. Aber auch die persönlichen Erlebnisse:
anderen Maschinen!                                nicht trainiert. Weiter kommt hinzu, dass in     Ich durfte mit vielen Personen zusammen-
                                                  der Staffel nur wenige Piloten Erfahrungen       arbeiten und eine ausserordentliche Kame-
Haben Sie Erfahrungen mit dem Rafale?             im Bereich Luft-Boden haben.                     radschaft geniessen, wobei die Nationalität
Ja, wir trainieren sehr viel mit den Staffeln                                                      nie eine Rolle gespielt hat. Meine Dienstzeit
aus Saint-Dizier und arbeiten eng zusam-                                                           in Luxeuil ist zu Ende, aber die wunderbaren
men. Gemeinsame Einsätze sind eigentlich                                                           Freundschaften bleiben!
normal und finden regelmässig statt.
                                                  «Einsätze gegen Rafale sind                      Welches andere Flugzeug würden Sie nach
Ihre Erkenntnisse daraus?                         sehr hart und verlangen den                      der Mirage 2000 gerne mal fliegen?
Einsätze gegen Rafale sind sehr hart und ver-                                                      (schmunzelt) Keine einfache Frage! Aber in
langen den Piloten in der Mirage 2000 al-         Piloten in der Mirage 2000                       einem F-22 Raptor über Hawaii fliegen wäre
les ab. Man darf nicht vergessen: Der Rafale                                                       vielleicht etwas.
ist ein Jagdflugzeug der vierten Generation
                                                  alles ab.»
und aktuell das modernste im Inventar der
Streitkräfte von Frankreich. Im Vergleich
Mirage 2000 mit Rafale treffen verschiedene                                                        Interview: Daniel Bader
Generationen aufeinander, da zeigen sich 20       Im Mai 2014 war die Luftwaffe von Saudi-
Jahre Weiterentwicklung.                          Arabien mit F-15 im Rahmen von «Green
                                                  Shield» in Nancy zu Besuch. Haben Sie auch
Ist ein Mirage-Pilot also chancenlos im Ein-      an Übungen mit internationaler Beteiligung
satz gegen einen Rafale?                          teilgenommen?
Nein, das kann man so nicht sagen. Mit Er-        Nein, ich war während des ganzen Aus-             Nicolas «Vincent» Rossier
fahrung und der richtigen Taktik hat man          tausches Pilot der Schweizer Luftwaffe            Hauptmann Nicolas «Vincent» Rossier ist seit
Chancen gegen einen Rafale. Erfahrung             und durfte nur an Übungen teilnehmen,             2003 bei der Luftwaffe. Nach der Piloten-
bleibt das Wichtigste. Mit gleicher Erfah-        wenn die Schweiz ein Accord, also ein Ab-         ausbildung auf PC-7 und F-5 wurde er im
rung hat aber selbstverständlich der Rafa-        kommen mit dem betreffenden Land, ab-             Sommer 2008 brevetiert und gehört seither
lepilot einen Vorteil.                            geschlossen hat. Da es mit Saudi-Arabi-           zur Fliegerstaffel 17 «Falcons» in Payerne.
                                                  en kein entsprechendes Abkommen gibt,             Von 2012 bis 2015 war er als Austauschpilot
Sind Sie auch selber Rafale geflogen?              kam meine Teilnahme nicht in Frage. Hin-          bei der Armée de l’air und flog dort auf Mi-
Nein, leider nicht. Aber vielleicht ergibt sich   gegen war eine Teilnahme am TLP (= Tacti-         rage 2000-5. Seit seiner Rückkehr im August
das ja irgendwann in der Zukunft noch.            cal Leadership Programme) in Spanien pro-         2015 fliegt er wieder als Hornet-Pilot bei den
                                                  blemlos möglich, da mit der Schweiz ein           «Falken». Aktuell verfügt er über eine Flug-
Sie waren Teil der Escadron de chasse 01.002      entsprechendes Abkommen abgeschlossen             erfahrung von 1500 Flugstunden, wovon 400
«Cigognes». Etwas Besonderes für Sie?             worden ist und die Schweizer Luftwaffe re-        auf Mirage 2000.
Ja, natürlich! Dies ist eine der geschichts-      gelmässige Teilnehmerin in Albacete ist.
18     Civil Aviation Cockpit 12 2015

       Qatar Airways

     Das Kabinenpersonal kann das Licht in der Kabine des «Dreamliners» so verändern, dass es einen beruhigenden Einfluss auf den Tagesrhythmus
     der Passagiere haben sollte.

     Qatar: In neuen Sphären
     Qatar Airways hat den Status einer Five-Star-Airline. So sieht es zumindest die britische Unternehmens-
     beratung Skytrax, welche seit 1990 international tätige Fluggesellschaften bewertet. Sie bescheinigt der
     arabischen Golfairline eine hohe Servicequalität, eine moderne Flotte und viel Komfort an Bord. Die Boeing
     B787 – auch Dreamliner genannt – ist das Flaggschiff der Airline.

     D
             ie nationale Fluggesellschaft          im zweistelligen Bereich. Unter der Leitung     könnten sich aber mit ihren höheren Löh-
             des Staates Katar ist eine der am      von CEO Akbar Al Baker ist Qatar Airways        nen mehr leisten. Kein Wunder buhlt Qatar
             schnellsten wachsenden Flug-           zu einer der wachstumsstärksten Flug-           Airways mit grosszügigen Angeboten in-
     gesellschaften mit einer der jüngsten Flot-    gesellschaften weltweit geworden.               tensiv um die Schweizer Klientel. Sehr zum
     ten weltweit. Das Durchschnittsalter der                                                       Missfallen einiger europäischer Mitbewer-
     eingesetzten Flugzeuge beträgt vier Jahre.     Schweiz ist ein wichtiger Markt                 ber wie die Lufthansa-Group, die sich über
     Seit dem 8. Juli 2004 bedient Qatar Airways    Seit dem 30. Oktober 2013 ist Qatar Airways     angebliche Wettbewerbsverzerrung be-
     Zürich, seit dem 26. Juni 2007 Genf. Eine      Mitglied der Oneworld-Luftallianz, der Air-     klagt. Trotzdem ist keine Verdichtung des
     internationale Fluggesellschaft ist Qatar      lines wie American Airlines, Cathay Pacific,     Flugplans nach Zürich und Genf geplant –
     Airways indes erst seit 1997. Zuvor war        British Airways/Iberia, Qantas oder Finnair     zumindest vorläufig nicht.
     die 1994 gegründete Airline eine regiona-      angehören. Die Golfairline ist somit direkte
     le Fluggesellschaft. Seit ihrem Relaunch       Konkurrentin der Swiss, die zur Star Alli-      Gateway nach Asien und Australien
     1997 hat Qatar Airways die Wandlung zu         ance gehört.                                    Katar, das Gateway zu Asien und Australien,
     einer internationalen Fluggesellschaft mit     Die Schweiz bezeichnet Country-Mana-            hat mit dem Hamad International Airport
     höchsten Servicestandards vollzogen, die       gerin Morena Bronzetti als «sehr wichti-        ein hervorragendes Argument, um Passagie-
     nicht zuletzt durch die Vision des Emirs von   gen Markt». «Dies nicht zuletzt wegen der       ren den Zwischenaufenthalt so angenehm
     Katar, Sheikh amad bin Khalifa Al Thani,       hohen Kaufkraft», erläutert Bronzetti, die      wie möglich zu gestalten.
     vorangetrieben wurde. Seitdem verzeichnet      früher bei der Alitalia gearbeitet hat. Das     Der alte Flughafen hatte wegen seiner chro-
     Qatar Airways einen jährlichen Zuwachs         Leben in Rom sei zwar billiger, die Schweizer   nischen Überbelastung bei den Passagieren
19

                                              für Unmut gesorgt. Der im April 2014 eröff-
                                              nete Hamad Airport, der für 15,5 Milliarden
                                              US-Dollar buchstäblich aus dem Wüsten-
                                              sand gestampft wurde, hat eine Kapazität
                                              von aktuell 30 Millionen Passagieren pro
                                              Jahr – nach Abschluss der Bauarbeiten Ende
                                              2015 beträgt diese sogar 50 Millionen Flug-
                                              gäste. Business-Class-Passagiere verfügen
                                              über einen eigenen Terminal mit separa-
                                              tem Lounge-Zugang.

                                              B787 und A350
                                              Seit Januar 2013 bedient Qatar Airways
                                              Zürich von Doha aus mit dem «Dream-
                                              liner». Die Boeing 787 gehört zu den
                                              modernsten Flugzeugen überhaupt. Das
                                              erklärte Ziel von Qatar Airways ist es, mit
                                              dem Flugzeug «sauberer und ruhiger» zu
                                              fliegen. Die B787 verbraucht 20 Prozent we-
                                              niger Kerosin und stösst 20 Prozent weniger     Morena Bronzetti, Country-Managerin von Qatar Airways für die Schweiz und Italien, präsentiert die
                                              Schadstoffe aus als vergleichbare Flugzeug-     neue Business-Class des Dreamliners.
                                              typen. Auch hat der «Dreamliner» grössere
Fotos: Hansjörg Egger

                                              Fenster als vergleichbare Flugzeugmuster.
                                              Qatar Airways verfügt über 23 B787-Maschi-
                                              nen in der Flotte. Der «Dreamliner» zählt
                                              22 Business-Class- und 232 Economy-Class-
                                              Sitze. Eine First Class sucht man vergebens.
                                              Die Business Class sei so komfortabel, dass
                                              sich eine First Class – zumindest vorläufig
                                              – erübrige, so Morena Bronzetti.
                                              Im Dezember 2014 übernahm Qatar Air-
                                              ways als weltweiter Erstkunde den A350
                                              XWB von Airbus. Der Erstflug fand am 15.
                                              Januar 2015 auf der Frankfurter Route statt.
                                              Zurzeit figurieren vier A350-Maschinen in
                                              der insgesamt 166 Flugzeuge zählenden
                                              Flotte. 76 weitere A350 sind bestellt.

                                              Patrick Huber                                   Morgenstimmung am Flughafen Zürich.
                        Foto: Qatar Airways

                                              Der «Dreamliner» der Qatar Airways. Die Oryx-Antilope ist das Markenzeichen der Fluggesellschaft.
20                            Civil Aviation Cockpit 12 2015

                              Beluga

       Möbelwagen der Lüfte
     Airbus leistet sich eine eigene Fluggesellschaft, um Rumpf- und Flügelsektionen ihrer Kurz- und Lang-
     streckenflieger zwischen verschiedenen Standorten in Europa zu befördern. Die dabei eingesetzten
     A300-600ST, die berühmten «Belugas», sind jeden Werktag mehrmals in der Luft. «Cockpit» hatte
     Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

        eder von uns hat die Situation schon ein-              Eigene Airline                                 ein Triebwerk enteisen oder eine Positions-
        mal erlebt: Der Zügeltermin steht fest,                Die buckligen Flieger, deren auffällige        lampe ersetzen. Selbst in der Küche kennen
        kleine und leichte Gegenstände können                  äussere Form der bekannten Walart nach-        sie sich aus, denn sie sind auch für das leibli-
        unkompliziert mit dem Privatwagen                      empfunden ist, gehören zur Airbus-eigenen      che Wohl der Crew verantwortlich, wärmen
     an den neuen Wohnort befördert werden.                    Fluggesellschaft mit Namen ATI (Airbus         Essen auf und brauen Kaffee.
     Doch wer sperrige und schwere Objekte                     Transport International). ATI geht zurück      Es gehört zur Eigenart von ATI, dass fast alle
     über eine grössere Distanz von A nach B                   auf die zwischen 1963 und 1990 aktive fran-    Crewmitglieder der Beluga-Flotte französi-
     verschieben will, ist in der Regel auf eine               zösische Fluggesellschaft UTA (Union de        scher Nationalität sind; lediglich ein Bel-
     Transportfirma angewiesen, die für solche                  Transports Aériens), deren Tochterunter-       gier und ein Deutscher gehören momentan
     Zwecke über LKWs mit entsprechendem                       nehmen Aéromaritime schon die Vorgän-          sonst noch zum Pilotenkorps. Die Sprache
     Fassungsvermögen verfügt. Ähnlich ver-                    gerin der «Beluga», die «Super Guppy», be-     Molières fliessend zu sprechen ist denn
     hält es sich, wenn grosse Flugzeughersteller              trieben hat.                                   auch eine Bedingung für den Eintritt in die
     wie Boeing und Airbus die riesigen Bauteile               Derzeit beschäftigt ATI 22 Kapitäne, 19 Ko-    ATI. Beispielsweise sind alle Checklisten
     ihrer Produkte zu den Endmontagestand-                    piloten und 24 sogenannte OMN (Officiers        in französischer – und nicht wie üblich in
     orten spedieren müssen. «Beluga» heissen                  Mécaniciens Navigants), also Bordinge-         englischer – Sprache abgefasst. Neben den
     bei Airbus die «Möbelwagen der Lüfte»,                    nieure, welche die Checklisten vorlesen, die   sprachlichen Voraussetzungen müssen An-
     von denen der europäische Hersteller fünf                 Triebwerke überwachen und für die kor-         wärter auf eine Laufbahn im Beluga-Cock-
     Stück betreibt. Sie sind eine Spezialversion              rekte Beladung des Flugzeugs verantwort-       pit über eine Erfahrung von mindestens
     des Airbus A300-600R, werden aber in ab-                  lich sind. Sie sind ausserdem befugt, kleine   5000 Flugstunden verfügen, 1000 davon
     sehbarer Zukunft durch ein neues Modell                   Pannen zu beheben, die in der Minimum          auf Flugzeugen mit einem Gewicht von
     – die von der Frachtversion des Airbus A330               Equipment List (MEL) aufgeführt sind,          mehr als 20 Tonnen. Eine typische Beluga-
     abgeleitete «Beluga XL» – ersetzt.                        etwa einen Schubumkehrer deblockieren,         Karriere beginnt also erst ab einem Alter
     Fotos: Thomas Strässle
21

von etwa 40 Jahren. Ein direkter Einstieg
unmittelbar nach der Pilotenausbildung ist
nicht möglich.

Beluga-Rennstrecken
Geschaffen wurde die Beluga, um sehr
grosse Bauteile – also Rumpfsektionen,
Flügelkomponenten und Leitwerkteile der
A320-Familie, der A330 und der A350XWB
– zwischen den elf Produktionsstandorten
von Airbus zu befördern. Davon ausgenom-
men ist die A380, die aus so grossen Bestand-
teilen zusammengesetzt ist, dass diese nur
auf dem Wasser- und Landweg nach Tou-
louse geschafft werden können.
Dabei gelangen zunächst Unterkompo-
nenten an die Vorstufen-Endmontageli-
nien in Hamburg, St. Nazaire, Broughton
und Getafe, wo die MCA (Main Compo-
nent Assembly) stattfindet. Von dort wer-
den die Grossbauteile der zivilen Produkte
zu den Endmontagestandorten in Toulouse
und Hamburg geflogen, im Fall der A400M
nach Sevilla.
Im Streckennetz von ATI gibt es zwei beson-
ders häufig beflogene Routen. Die eine, die
man als «Flügelroute» bezeichnen könn-
te, führt von Chester, wo sich der Flugplatz     Die Beluga-Crew (v.l.n.r.): Captain Frédéric Lafaurie, Kopilot Olivier Herscovici und Bordingenieur
des walisischen Tragflächenkompetenz-             Pierre Rouquet.
zentrums Broughton befindet, über Bre-
men nach Toulouse; die andere, die «Rumpf-
route», führt von Hamburg via St. Nazaire
nach Toulouse. In der Elbe-Stadt und der an      verschiebt, wird das Gestell auf der ganzen        Gut geschützt
der Atlantikküste gelegenen französischen        Länge der Rollschienen, auf denen es in            Nachdem Pierre Rouquet die Pre-Take off-
Hafenstadt werden grosse Rumpfsektionen          den Beluga-Schlund geglitten ist, an insge-        Checklist vorgelesen hat und die Start-
für alle derzeit angebotenen Airbus-Muster       samt 120 Lockingpositionen festgemacht.            freigabe erfolgt ist, hebt unsere Maschine
hergestellt.                                     Dazu kommt ein Verriegelungsbolzen, mit            von der Startbahn des Airbus-Werkflug-
                                                 dem das Bauteil am Gerüst fixiert wird. Aus         hafens Finkenwerder in Richtung West-
Turnaround in 90 Minuten                         Sicherheitsgründen hat die Bodenmann-              frankreich ab. Mit einer Steigrate von 2000
Ende September hatte «Cockpit» Gelegen-          schaft unter dem Heck der A300-600ST eine          Fuss pro Minute schafft der von aussen et-
heit, eine Beluga-Crew auf dem «Rumpf-           Stütze angebracht, damit das Flugzeug wäh-         was schwerfällig wirkende Frachter eine
weg» zu begleiten. Bei ihrem Eintreffen          rend des Ent- und Beladens nicht Gefahr            erstaunlich gute Steigleistung. Im Gegen-
in Hamburg bringen Kapitän Frédéric              läuft, nach hinten zu kippen. Nur 90 Minu-         satz zu den meisten heute eingesetzten Ver-
Lafaurie, First Officer Olivier Herscovici und    ten nach der Landung kann die Beluga mit           kehrsflugzeugen gleicht das Beluga-Cock-
Bordingenieur Pierre Rouquet lediglich ein       der neuen Fracht wieder abheben.                   pit dem berühmten «Uhrenladen»: Es sind
Leergestell für A350-Rumpfteile im Bauch         Bevor es aber so weit ist, müssen die drei         kaum digitale Anzeigen auszumachen,
ihrer Beluga Nummer 2, F-GSTB, aus Tou-          Cockpitmitglieder natürlich ihren Arbeits-         ebenso sucht man vergebens nach einem
louse zurück. An seine Stelle tritt die gut 15   platz beziehen. Dies geschieht nicht wie           EFB (Electronic Flight Bag). Kapitän Lafau-
Tonnen schwere Rumpfsektion 13/14 einer          üblich via die linke vordere Passagiertüre,        rie weist auf eine weitere Besonderheit hin:
A330, die nun vom Ground Coordinator             die es in der Beluga ja gar nicht gibt, son-       «Die Belugas sind mit einem Stick Shaker
und seinem Team durch die riesige Fracht-        dern wahlweise über zwei Treppen. Die eine         ausgerüstet, der die Piloten durch ein Rüt-
klappe ins Innere des Flugzeugs geschoben        befindet sich unterhalb des Rumpfs und              teln an der Steuersäule vor einem drohen-
wird. Dieses vordere A330-Rumpfteil soll in      lässt sich nach unten ausfahren, so dass sie       den Strömungsabriss warnt. Ebenso gibt es
St. Nazaire mit der dort hergestellten Nasen-    den Piloten den Zutritt zum Cockpit vom            einen Stick Pusher, der das Flugzeug bei zu
sektion verbunden werden.                        Boden aus ermöglicht. Wer von der Lade-            steilem Anstellwinkel automatisch wieder
Im Gegensatz zum Bordingenieur ist der           rampe aus die Pilotenkanzel betritt, etwa          in eine horizontalere Lage führt. Beide Ein-
Ground Coordinator zuständig für die Be-         der Bordingenieur, der ja auch als Lademeis-       richtungen sind in einer normalen A300-
reitstellung der Fracht ausserhalb des Flug-     ter fungiert, benutzt dazu eine in den Boden       600 nicht vorhanden.» Dazu kommt ein
zeugs. Er kümmert sich zudem um Sicher-          des Frachtraums eingelassene Öffnung mit           System, das den Ausschlag des Seitenruders
heitszertifikate und Zollpapiere. Damit           integrierter Treppe, ähnlich einer Kletter-        limitiert, das so genannte «Rudder Travel».
sich die Ladung während des Flugs nicht          hilfe in einem Schiffsrumpf.                       Die Schutzmechanismen haben damit zu
22     Civil Aviation         Cockpit 12 2015

      Beluga

                                                                                                                            Nase auf: Inner-
                                                                                                                            halb von 90 Minu-
     tun, dass die Beluga wegen ihrer besonderen Form den        Kurzer Hüpfer                                              ten wird die Fracht,
     Winden eine viel grössere Angriffsfläche bietet als eine     Nun drückt Bordingenieur Rouquet einen roten Knopf,        hier ein Leergestell
                                                                                                                            für ein A350-Rumpf-
     herkömmliche Verkehrsmaschine. Entsprechend tie-            die Bugklappe öffnet sich, und das aus Hamburg mit-
                                                                                                                            teil, ausgeladen und
     fer liegen bei diesem Flugzeug die Grenzwerte bei Sei-      gebrachte Transportgut rollt aus dem Bauch unseres
                                                                                                                            ein neues Transport-
     tenwind: «Am Tag sind es 25 Knoten bei Böen und 20          Flugzeugs. Die neue Fracht, die wir für den zweiten Ab-    gut an Bord genom-
     Knoten bei normalem Wind, nachts lauten die entspre-        schnitt unserer Reise nach Toulouse mitnehmen müs-         men.
     chenden Werte 20 und 15 Knoten. Ansonsten fliegt sich        sen, steht schon bereit: die Sektion 15/21 eines A330,
     die Beluga ähnlich wie jede andere Verkehrsmaschine»,       bestehend aus dem in St. Nazaire hergestellten Rumpf-
     erklärt der Franzose. Ungewöhnlich hoch ist die Zahl        mittelstück und dem zentralen Flügelkasten, sowie die
     der Durchstartmanöver von fünf bis zehn Go-arounds          Sektion 11/14 für eine A320. Dieses Bauteil umfasst die
     pro Pilot und Jahr. Bordingenieur Pierre Rouquet nennt      Cockpitsektion aus Méaulte in Nordfrankreich und den
     einen der Hauptgründe: «Viele Airbus-Werkflughäfen           in St. Nazaire gefertigten Vorderrumpf. Mit einer Nutz-
     verfügen über weniger gute Landehilfen als die grossen      last von 35 Tonnen (die Beluga ist für maximal 47 Ton-
     Verkehrsflughäfen.»                                          nen zugelassen) sind wir diesmal deutlich schwerer als
                                                                 auf der ersten Etappe. Dennoch steigt die Beluga auch
     Vom Winde verweht                                           diesmal mühelos in den Abendhimmel. Nach einem
     Dazu kommt es bei unserem Anflug auf den Flugha-             kurzen Hüpfer, der nur gerade 40 Minuten dauert, setzt
     fen St. Nazaire nicht: Die Sicht ist gut, der Wind nicht    First Officer Herscovici, früher in Diensten von Easyjet
     zu stürmisch. Nach zweistündigem Flug setzt Kapitän         Switzerland, den Frachter in Toulouse-Blagnac auf. In
     Lafaurie die Beluga sanft auf der Piste auf und steu-       einem etwas älteren Hangar, wo die Abfertigungsspe-
     ert sie in Richtung der schon von weitem sichtbaren         zialisten in den 90er-Jahren schon der Super Guppy zu
     «Integrated Loading Facility» (ILF), wo die Beluga ent-     Leibe rückten, wird die Beluga entladen. Ab Anfang
     und wieder beladen wird. Mittlerweile verfügt Airbus        2019 soll hier auf einer Fläche von 73 000 Quadratme-
     auch in Chester, Hamburg, Bremen und Getafe über sol-       ter eine neue Beluga-Halle entstehen. Baubeginn ist
     che ILFs, die den Vorteil haben, dass das Flugzeug seine    im Jahr 2018.
     Nase samt Frachttor in die Halle steckt und so während      Für heute hat unsere Maschine ihr Soll erfüllt und tritt
     des Ladevorgangs nicht Wind und Wetter ausgesetzt           die Nachtruhe an. Am Tag danach wird sie wieder auf
     ist. In früheren Zeiten, als die Beluga noch unter freiem   mehreren Legs für das «Möbelhaus» Airbus unterwegs
     Himmel stand, ist es vorgekommen, dass sie auf Flughä-      sein. Vorausgesetzt, es ist nicht Wochenende, denn die
     fen in Meeresnähe, etwa St. Nazaire und Hamburg, bei        Belugas fliegen derzeit nur von Montag bis Freitag.
     Windgeschwindigkeiten von über 30 Knoten und geöff-
     netem Ladetor ihren Standort unfreiwillig geändert hat.     Thomas Strässle
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