GESCHÄFTSBERICHT - ABWASSER - Abwasserverband Morgental

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GESCHÄFTSBERICHT - ABWASSER - Abwasserverband Morgental
ABWASSER   ENERGIE   UMWELT

GESCHÄFTSBERICHT
2019
GESCHÄFTSBERICHT - ABWASSER - Abwasserverband Morgental
Titelbild
Infrastrukturgebäude Nord

Impressum
Autoren: Paul Bühler, Präsident AVM
Roland Boller, Geschäftsführer AVM
Marco Kaeser, Ingenieur AVM
Mischa Vonlanthen, Leiter Finanzen AVM
Bildquellen: AVM oder z.V.g.

Papier
Refutura (ökologisch überzeugend)
GESCHÄFTSBERICHT - ABWASSER - Abwasserverband Morgental
Geschäftsbericht 2019

Inhaltsverzeichnis
     1      Editorial ............................................................................................................................1

     2      Standortbestimmung/Gesamtstrategien .......................................................................3
            2.1 Strategien/Führungsinstrumente .............................................................................5
            2.2 Organisation/Verbindlichkeiten ...............................................................................5
            2.3 Finanzierung ...........................................................................................................7
            2.4 Im Fokus..................................................................................................................9

     3      Kläranlage ......................................................................................................................11
            3.1 Einleitbedingungen und Qualitätsnachweis ..........................................................11
            3.2 Frachten und Kontrollen ........................................................................................13
            3.3 Auslastung und Reserven .....................................................................................15
            3.4 Wasserstrasse ......................................................................................................17
            3.5 Schlammbehandlung ............................................................................................19
            3.6 Gas und Energie ...................................................................................................21
            3.7 Energiepark ...........................................................................................................25
            3.8 Infrastrukturanlagen ..............................................................................................27
            3.9 Unterhalt und Störungen .......................................................................................29

     4      Partner ............................................................................................................................31

     5      Aussenanlagen ..............................................................................................................33
            5.1 Gesamtstrategie Netz ...........................................................................................33
            5.2 GEP/GIS................................................................................................................35
            5.3 Verbandsanlagen ..................................................................................................37

     6      Ökologie .........................................................................................................................41

     7      Öffentlichkeitsarbeit ......................................................................................................43

     8      Jahresrechnung 2019 mit Revisorenbericht ..............................................................45
            8.1 Bericht der Geschäftsprüfungskommission ..........................................................53
            8.2 Kostenverteiler ......................................................................................................54
            8.3 Stand Kreditverpflichtungen ..................................................................................56

     9      Organisation ..................................................................................................................57

     10     Sicherheit .......................................................................................................................59

     11     Ausblick ..........................................................................................................................61

     A1 Betrieb ............................................................................................................................65

     A2 Abwasseranalytik ..........................................................................................................67

     A3 Klärschlammanalytik ....................................................................................................73

     A4 Erklärung der Fachbegriffe ..........................................................................................74
GESCHÄFTSBERICHT - ABWASSER - Abwasserverband Morgental
// ZERTIFIKAT 2019
NATURSTROM BASIC BUSINESS
GESCHÄFTSBERICHT - ABWASSER - Abwasserverband Morgental
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Geschäftsbericht 2019

1       Editorial
"Wer rastet, der rostet." Getreu diesem Motto blieben die Pla-
nungsaktivitäten und der Realisierungstakt der verschiedenen
Bauwerke auf der Kläranlage und bei den Aussenanlagen hoch.
Abgeschlossen oder derzeit in Bearbeitung sind zum Beispiel:
    -   Sanierung/Erweiterung Schlammbehandlungsanlagen
    -   Elimination Mikroverunreinigung (EMV) mit Infrastruktur-
        gebäude und Trafostationen
    -   Planung Sanierung/Erweiterung Wasserstrasse
    -   Überarbeitung Energie-/PV-Strategie
    -   Planung der PV-Anlage auf dem Infrastrukturgebäude
        und dem Gebäude der EMV, Solarfaltdach über der
        Wasserstrasse
    -   Energiethemen: Direktstromvermarktung, Batteriespei-
        cherung, Lastverschiebung
    -   GEP: dynamische Simulation mit Massnahmen, Ver-
        nehmlassung bei den Gemeinden
    -   Daten- und Cybersicherheit
Die Erhöhung des Kostenziels von Fr. 5.3 auf 6.3 Mio. erweist
sich rückblickend als richtig. Ob ein weiterer Anstieg wie vorge-
sehen auf Fr. 6.8 Mio. in den nächsten Jahren notwendig sein
wird, ist jährlich im Rahmen der Budgetberatung zu prüfen.
Im Bereich Finanzen/Controlling soll im Jahre 2020 die Umstel-
lung auf das neue Rechnungslegungsmodell HRM2 abgeklärt
werden. Im Weiteren ist zu überlegen, ob die komplexe Jahres-
rechnung des Abwasserverbandes anstelle der GPK durch ein
externes Fachorgan geprüft werden soll.
Ab dem 1. Januar 2020 ist das neue Organisationsstatut unseres
Verbandes in Kraft. Das Organisationsstatut bildet zusammen mit
der Geschäfts-, der Anlagen- und der Finanzordnung unsere
Arbeits- und Führungsinstrumente.
Betrieblich war 2019 mehrheitlich ein Normaljahr. Im Herbst kam
es an einzelnen Tagen zu Spitzenbelastungen der Biologie mit
teilweiser Überschreitung der Reinigungskapazität. Dieser Um-
stand bestätigt den Planungsstart der Sanierung/Erweiterung der
Wasserstrasse. Die Industriegrosseinleiter sind in den Planungs-
prozess miteinbezogen.
Bezüglich Energiegewinnung und -verkauf konnte der Ertrag
2019 nochmals gesteigert werden. Dies gilt auch für die Partner
des AVM. Der Energiepark lebt und entwickelt sich weiter.
Die Schaffung von ökologischen Kleinstrukturen auf der ARA-
Parzelle wird sukzessive mit den Bauprojekten umgesetzt. Der
Artenvielfalt mit einheimischen Pflanzen wird ein besonderes
Augenmerk gewidmet. Der AVM hat mit seiner Umweltstrategie
und geschaffenen Konzepten bereits das Interesse anderer Ge-
meinden und Verbände geweckt. Erste Besuche zu diesem
Thema sind erfolgt.
Das ARA-Team weist per Ende 2019 weiterhin 260 Stellenpro-
zente für Führung/Verwaltung und 800 Stellenprozente für den
eigentlichen Betrieb aus. Bernhard Strupler ging Ende November

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Geschäftsbericht 2019

nach 27 Jahren Klärwerksdienst in seine verdiente Pension. Auf-
grund der neuen internen Betriebsorganisation mit klaren Funkti-
onen und definierten Verantwortlichkeiten, kann trotz zusätzli-
chen Aufgaben, insbesondere der EMV, vorerst auf die Beset-
zung einer weiteren Klärwärterstelle verzichtet werden.
An fünf Betriebskommissionssitzungen und zwei Delegiertenver-
sammlungen sind insgesamt 64 Geschäfte behandelt worden. Ich
danke meinen Kollegen in der Betriebskommission für die sehr
gute Zusammenarbeit und den Delegierten für das uns entge-
gengebrachte Vertrauen.
Mein herzlicher Dank gilt insbesondere dem Betriebspersonal
sowie den Planern und Partnern für die erfolgreiche Arbeit im
vergangenen Jahr. Die Reinigungsleistung der ARA Morgental
war wiederum gut und erfüllte bis auf drei Überschreitungen bei
den Nitritwerten alle gesetzlichen Anforderungen. Mein besonde-
rer Dank geht an Geschäftsführer Roland Boller. Seinem Enga-
gement, seiner Voraussicht und seinem Vorwärtsdrang ist es an
erster Stelle zu verdanken, dass die ARA Morgental ein Vorzei-
gebetrieb ist und bleibt.

Der Präsident
Paul Bühler

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Geschäftsbericht 2019

2      Standortbestimmung/Gesamtstrategien
Die Sanierung und der Neubau der Anlagen folgen weiterhin konsequent der Entwicklungsstrategie
der ARA und der Aussenanlagen. Die koordinierte Planung in Abstimmung mit der langfristigen Fi-
nanzplanung sieht bis 2025 folgende Projekte vor:
ARA
2016          - Neubau Schlammentwässerung
              - Vorprojekt Elimination Mikroverunreinigung (EMV), Studie Biologie, Studie Infrastruktur
              - Umsetzung Massnahmen Energiezielvereinbarung
2017          - Fertigstellung Neubau Schlammentwässerung
              - Bauprojekt Schlammeindickung; Kreditantrag DV November
              - Bauprojekt EMV
              - Bauprojekt Sanierung Schaltwarte Einlaufhebewerk
              - Bau Kabelanlagen Infrastruktur
              - Fertigstellung Erschliessungstrasse, Einlenker Bleichestrasse und Einfriedung mit Tor
              - Umsetzung Massnahmen Energiezielvereinbarung
2018          - Realisierung Schlammeindickung
              - Sanierung Schaltwarte Einlaufhebewerk
              - Fertigstellung Bauprojekt EMV und Kreditantrag DV November
              - Planung ergänzende Infrastrukturanlagen
              - Grundlagen, Zustandsaufnahmen Wasserstrasse
2019          - Realisierung Elimination Mikroverunreinigung EMV
              - Realisierung Anpassung Infrastrukturanlagen (Infrastrukturgebäude Nord, Photovoltaik IGN)
              - Energiestrategie 2020 / Photovoltaik-Strategie
2020          - Baufortsetzung EMV mit Infrastrukturanlagen (Trafos, Photovoltaik EMV, Brauchwasser, Mittelspannung)
              - Ersatz Räumersystem Vorklärung
              - Projekt und Kredit Solarfaltdach DV, Start Realisierung
              - Bauprojekt Wasserstrasse, Teil mechanische Reinigung mit Kreditantrag DV
2021          - Baufortsetzung EMV mit Infrastrukturanlagen
              - Fertigstellung Solarfaltdach
              - Bauprojekt Wasserstrasse Teil biologische Reinigung mit Kreditantrag DV
2022          - Inbetriebnahme EMV
              - Sanierung mechanische Stufe ARA
2023          - Beginn Sanierung Biologie
              - Gasverwertungsstrategie
2025          - Ersatz BHKW, Gasturbinen
              - Sanierung Co-Substratanlagen, Gasballon

Netz
2016          - Kanalsanierungen (HW Bad Horn – PW Zöllig)
              - Weiterbearbeitung GEP/GIS
              - Sanierung erfolgt: HW Bad Horn, HW Zollhaus, HW Peterer, HW Sais Süd, RB Altstadt
2017          - Kanalsanierungen (Berg – RB Mattenhof – ARA)
              - Bauprojekt und Ausführung Sanierung RB Imbersbach
              - Bauprojekt Fangkanal Zollstrasse und Kreditantrag DV April; Ausführung
              - Weiterbearbeitung GEP/GIS
              - Sanierung HW Quaistrasse, HW Schloss, PW Taa, PW Betenwil, RB Seeblick, PW Baumannshaus,
                RB Rinderweid, RB Hornbach, RB Aachkreuzung Nord/Süd
2018          - Kanalsanierungen (Fetzisloh – RB Seeblick)
              - Weiterbearbeitung GEP/GIS
              - Ausführung Fangkanal Zollstrasse
              - Sanierung PW Zöllig, RB Weiher, FK Standstrasse, RB ARA
2019          - Kanalsanierungen (PW Zöllig – ARA)
              - Weiterbearbeitung GEP/GIS
              - Sanierung RB Hügli, RB Horchental
              - Sanierung PW Hohenbühl, PW Hegibach
2020 - 2025   - Kanalsanierungen gemäss Mehrjahresplanung
              - Abschluss Projekt GEP-Überarbeitung
              - Sanierung HW Sais Nord, RB Zelg, RB Mattenhof, PW Horchental, PW Waldhof, PW Aachen, RB ARA
              - Umsetzung Massnahmen aus GEP (Sanierung weitere Pumpwerke, Netzbewirtschaftung)

Legende: kursiv = realisiert / fett = 2019 / standard = in Planung

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Geschäftsbericht 2019

Entwicklungsstrategie ARA: Sanierung- und Bauvorhaben Kläranlage 2010 – 2025
Legende: abgeschlossene (grau), geplante (blau) und zukünftige (rot) Projekte.

Aktueller Stand Sanierung Sonderbauwerke

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Geschäftsbericht 2019

2.1 Strategien/Führungsinstrumente
Zur Erreichung einer koordinierten Entwicklung der ARA Morgental und des Netzes sowie des Betrie-
bes und der Organisation/Finanzen verfügt die Betriebskommission über verschiedene Führungsin-
strumente. Diese sind 2019 wiederum aktualisiert worden:
−   Umsetzung Strategie Infrastrukturanlagen
−   Umsetzung Energiezielvereinbarung Grossverbrauchermodell bis 2024
−   Überarbeitung GEP/GIS
−   Betriebsanweisungen, Wartung/Unterhalt
−   Arbeitssicherheit
−   Budget/Finanzplanung/Übersicht Kreditverpflichtung aktualisiert
−   Überarbeitung Reglement mit Geschäfts-, Anlagen- und Kostenordnung
−   Übernahme/Abtretung Verbandsanlagen, Vertragswesen
−   Energie-/PV-Strategie

Pendent sind:
−   Entwicklung Vision ARA 2050, Siedlungsentwässerung 2050
−   Aktualisieren Verhalten/Massnahmen bei Störfällen
−   Zusammen mit Abwasserverband Altenrhein P-Recycling, Strategie, Masterplan
−   Landreserven ARA
−   Netzbewirtschaftung, dynamische Frachtsteuerung
−   Aktualisieren Stellenbeschrieb
−   Cyberkriminalität, -sicherheit
−   Berechnung Verschmutzungsfaktoren Grosseinleiter, Vereinbarungen Grosseinleiter
−   HRM2 / GPK extern

2.2 Organisation/Verbindlichkeiten
2019 umfasste der Betrieb: 260%-Stellen Führung/Verwaltung und 800%-Stellen Betrieb. Aufgrund
der Pensionierung von Bernhard Strupler hat die Betriebskommission per 1. Januar 2020 Mario Soller
als Klärwärter mit Fachausrichtung Betriebselektriker eingestellt. Die neue Betriebsorganisation mit
klaren Verantwortungsbereichen ist in Kraft.

Neue Verträge/Versicherungen
Die Verbandsanlagen ARA und Netz wachsen ständig. Das Inventar wird deshalb jährlich in Zu-
sammenarbeit mit dem Versicherungsbroker RVT Versicherungs-Treuhand AG überprüft und ange-
passt. Der AVM pflegt sein Vertragswerk bzw. seine Vereinbarungen laufend:

Verträge 2019 neu unterzeichnet:
−   Vertrag Direktstromvermarktung, Alpiq
−   Grundsatz Standort Mobilfunkantenne, Swisscom
−   Servicevertrag Telefonanlage, Swisscom
−   Wartungsverträge mit Stadt Arbon: PW Bleichestrasse, PW Landquartstrasse (Melioration)

in Bearbeitung sind:
−   Durchleitungsrecht Ableitung ARA durch WerkZwei-Areal mit HRS
−   Kanalabtretung Deponie Meggenmüli, Stadt Rorschach
−   Diverse Abtretungsverträge betreffend Anlagen Siedlungsentwässerung
−   Wartung elektrischer Leistungsschalter, Schneider Electronic, Ittingen BE
−   Grosseinleitervereinbarungen mit Mosterei Möhl und Oleificio Sabo, Horn
−   Serviceverträge: USV-Anlagen, Krananlagen

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Geschäftsbericht 2019

                                                         Netz                                                                                  Organisation
                 ARA                                                                                            Betrieb
                                                     Aussenanlagen                                                                              Finanzen

 P     Strategie 2010-2025                                                                                                                   Überarbeitung
       ARA 2050
                                               P    Strategie 2010-2025                      ➢ Stellenbeschrieb                       P      Reglement
                                                    Siedlungsentwässerung
 P     Infrastukurentwicklung                  ➢ 2050                                        P      Betriebsorganisation              P      Personalplanung
       Umsetzung bis 2024
 ➢ Energiezielvereinbarung                     ➢ GEP/GIS                                     P      Aus-/Weiterbildung                P      Geschäftsordnung

 ➢ aktualisieren Störfälle                     ➢ aktualisieren Störfälle                     P      Labor/Auswertung                  ➢ Budget, Finanzplanung
       Generelle
 P     Energieversorgung GEV
                                               P    Sanierungskonzept                        P      Schliessanlage                    P      Überprüfung Kostenziel
                                                                                                                                             Verschmutzungsfaktor
 P     Hochwasserschutz                        P    Energiecheck                             P      Brandmeldung                      ➢ Kostenverteiler
 P     Verkehr, Erschliessung                  P    Hochwasserschutz                         ➢ Betriebsanweisungen                    P      Kostenüberwachung
       Architektur, Gestaltung,                                                                     Sicherheit (laufend)
 P     Farbe
                                               P    Notstrom                                 ➢      Cybersicherheit
                                                                                                                                      P      Sitzungswesen

       Umgebung, Pflege,                            Architektur, Gestaltung,                                                                 Öffentlichkeitsarbeit
 P     Bergerbach
                                               P    Farbe
                                                                                             P      Betriebsdoku (laufend)            P      Kommunikation
       Beschriftung,                                                                                                                         Übernahme/Abgabe
 P     Nummerierung
                                               P    Umgebung, Pflege                         P      Wartung/Unterhalt                 ➢ Verbandsanlagen
       Schlammbehandlung                            Beschriftung,
 ➢ P-Recycling                                 P    Nummerierung
                                                                                             P      Ausführungsrichtlinien            P      Leistungsauftrag
                                                                                                                                             Vertragswesen
 P     Energie-/PV-Strategie                   ➢ Netzbewirtschaftung                         P      Beleuchtung, Erdung               ➢ Grosseinleiterverträge
                                                    dynamische
 ➢ zukünftige Landreserven                     ➢ Frachtsteuerung                             P      Brauchwasser, Druckluft           ➢ HRM2, externe GPK

Führungsinstrumente AVM; schwarz = erledigt; blau = in Bearbeitung; rot = pendent

                                                                   Delegiertenversammlung AVM

                                    Kantone                           Betriebskommission AVM                                  Geschäftsprüfungskomission (GPK)
                  Kt. SG: Thomas Keller (AWE) und
                          Marion Kaufmann (AWE)                Präsident:          Paul Bühler, Mörschwil                     Revisoren:        Reto Schneider
                                                               Vizepräsident:      Gallus Hasler, Roggwil                                       Stefan Fecker
                  Kt. TG: Manuel Tille (AfU)                                                                                                    Priska Lang
                                                               Mitglieder:      Didi Feuerle, Arbon
                                                                                Sandro Parissenti, Berg
                                                                                Stephan Tobler, Egnach
                                                                                Thomas Fehr, Horn
                                                                                Michael Aebisegger, Steinach
                                                                                Michael Götte, Tübach
                                                                                Markus Möhl, Vertreter Industrie
                                                                                Mischa Vonlanthen, Finanzen
                                                                                Roland Boller, Geschäftsführer
                                                                                Marco Käser, Ingenieur

                   Sicherheit                                           Geschäftsführung AVM                                                   Finanzen
                                                               Geschäftsführer:    Roland Boller,                             Buchhaltung:      Mischa Vonlanthen
 Intern: Remo Ackermann (SIBE)
                                                                                   dipl. Ing. ETH/SIA NDS
         Marco Käser (Ingenieur)
                                                               GF-Assistent:       Marco Käser
 Extern: Arbeitssicherheit Zehnder / SUVA
                                                                                   BSc Umeltingenieur FH
         IBG / ESTI
                                                                                   Klärwerkfachmann mit eidg. FA

                Administration                                                 Betriebsführung                                               Projektierung
                                                               Klärmeister:        Gerry Schweiger                            ARA:              Roland Boller (Ingenieur)
 Sekretariat:       Karin Stadler
                                                                                   Klärwerkfachmann mit eidg. FA              Netz:             Marco Käser (Ingenieur)

                   Mechanik                                                         EMSRL                                              Betrieb und Unterhalt

                                                               Gino Pacchioni, Klärwärter (Pension Juli 2020)
 Lazarus Kotsaridis, in VSA-Ausbildung                         Remo Ackermann, Klärwerkfachman mit eidg. FA                   Franz Popp, Klärwerkfachmann mit eidg. FA
 Mitarbeiter vakant bis Juli 2020                              Christian Eberle, in VSA-Ausbildung                            Roland Würth, Klärwärter
                                                               Mario Soller, in VSA-Ausbildung

Organigramm Stand 1. Januar 2020; kursiv = ohne Stimmrecht

                                                                                   6
Geschäftsbericht 2019

2.3 Finanzierung
Organisationsstatut
Die Ablösung des Verbandreglements durch das neue Organisationsstatut ist abgeschlossen. In di-
versen Vernehmlassungen bzw. öffentlichen Auflagen in den Verbandsgemeinden und den Kantonen
St. Gallen und Thurgau konnten der Rechtsdienst der beiden Kantone das Statut prüfen und die Bür-
ger Stellung nehmen - es gingen keine Einsprachen ein.
Somit ist das neue Organisationsstatut (OS, AVM 1000) seit dem 1. Januar 2020 in Kraft und rechts-
verbindlich. Ein wichtiger Meilenstein hinsichtlich Auftrag, Zweck, Organisation, Zuständigkeit und
Verantwortung, die jetzt klar geregelt sind.
Die Geschäftsordnung, die Anlagenordnung und die Kostenordnung müssen noch abschliessend
überarbeitet werden. Sie dienen der Betriebskommission, dem Geschäftsführer und den Kontrollorga-
nen als Corporate Governance:
AVM 001, Rechtssammlung (RS):
    −   AVM 1000 Organisationsstatut (OS)
    −   AVM 1100 Geschäftsordnung (GO)
    −   AVM 1200 Anlagenordnung (AO)
    −   AVM 1300 Kostenordnung (KO)
Der Abwasserverband Morgental verfügt jetzt über klare und griffige Instrumente.

Kostenziel
Der AVM bewirtschaftet Anlagen mit einem Wiederbeschaffungswert von rund Fr. 180 Mio. Das Kos-
tenziel wurde für das Jahr 2019 erstmals mit Fr. 6.3 Mio. angesetzt und genehmigt. Die Empfehlung
der WIF-Partner geht dahin, dass aufgrund der langfristigen Investitionen und der Höhe des Anlage-
vermögens das Kostenziel im 2021 auf Fr. 6.8 Mio. erhöht werden sollte.
Dem gegenüber meinen Geschäftsführer Roland Boller und Finanzverwalter Mischa Vonlanthen, dass
infolge der jährlichen Erträge, die in der Grössenordnung in den nächsten 2 - 3 Jahren gleich hoch
prognostiziert werden können, das Kostenziel vorerst auf Fr. 6.3 Mio. belassen werden soll. Eine Er-
höhung des Kostenziels ist zwar jährlich zu prüfen, vermutlich aber erst für das Budget 2025 realis-
tisch.
Der für das Jahr 2019 sehr hohe Selbstfinanzierungsgrad von 167.4% wiederspiegelt aufgrund aus-
bezahlter Bundesbeiträge für EMV von Fr. 1.9 Mio. und zeitlicher Verschiebungen von Investitionen
nicht die richtige Grössenordnung. Ohne Bundesbeiträge liegt der Selbstfinanzierungsgrad bei 93%.
In diesem Sinn ist der Verlauf des Selbstfinanzierungsgrades in den nächsten Jahren weiter zu be-
obachten.

Benchmark
Die spezifischen Jahreskosten des AVM 2019 bewegen sich mit Fr. 64.17/EW auf dem Niveau der
Vorjahre. Je mehr angeschlossene Einwohnerwerte, desto tiefer die spezifischen Kosten.
Der Kennzahlenvergleich VSA/KI attestiert der Kläranlage Morgental im Vergleich zu den Kläranlagen
der Schweiz eine zweckmässige, günstige Investitionspolitik mit vernünftigen Betriebskosten. Die
Organe und der Betrieb des AVM gehen haushälterisch mit den Finanzen um. Die getroffenen Strate-
gien und Führungsinstrumente entfalten weiter ihre Wirkung und werden bestätigt.

HRM2/Externe Revision
Die Gemeinden und öffentlichen Organisationen im Kanton Thurgau sind angewiesen das Harmoni-
sierte Rechnungslegungsmodell 2 (HRM2) umzusetzen. Die Betriebskommission wird deshalb im
2020 das Vorgehen bezüglich der Umsetzung prüfen. Zudem sollen die Kosten für eine externe Revi-
sion abgeklärt werden.

                                               7
Geschäftsbericht 2019

                                                                    Das seit 1. Januar 2020 in Kraft gesetzte Organi-
                                                                    sationsstatut bildet zusammen mit der Geschäfts-,
                                                                    Anlagen-, und Kostenordnung die Corporate
                                                                    Governance des Abwasserverbandes Morgental.

                                               Eigenfinanzierung [%]
180.0

160.0

140.0

120.0
                                                                    1         2
                                                                                               Einfluss Bundesbeitrag (EMV)
100.0
                                                                                               Eigenfinanzierung
 80.0
                                                                                               Kostenziel ab 2019
 60.0                                                                                          Kostenziel bis 2018

 40.0

 20.0

  0.0

Entwicklung Eigenfinanzierungsgrad AVM

❶: 2019: genehmigtes Kostenziel (DV 15.11.2018) = Fr. 6.3 Mio.
❷: Jährliche Prüfung des Kostenziels mit optionaler Erhöhung auf Fr. 6.8 Mio.

            Spezifische Jahreskosten für ARA + Kanalnetz [Fr./EW]

140

120

100

 80

 60                                                                                      Spezifische Jahreskostenver-
                                                                                         lauf (ARA + Netz) pro EW.
 40

                                                                                         Trotz der bisherigen Investi-
 20
                                                                                         tionen bleiben 2019 die
  0                                                                                      spezifischen Jahreskosten
                                                                                         pro EW auf tiefem Niveau
                                                                                         von Fr. 64.17/EW.

                                                       8
Geschäftsbericht 2019

2.4 Im Fokus
ARA
Auf der Kläranlage stand die Realisierung der Elimination Mikroverunreinigung (EMV) mit der flankie-
renden Infrastruktur, Neubau des Infrastrukturgebäudes Nord, die Planung der neuen Trafostation TS
26, ARA Nord sowie diverse Anpassungsarbeiten im Bereich der Wasserstrasse, Sanierung Einlauf-
hebewerk, Ablaufkanäle im Fokus.
Mit der Überprüfung und Anpassung der Energie-/Photovoltaikstrategie ist die Kläranlage für den
volatilen Energiemarkt gut gerüstet. Seit April 2020 wird der Biomassenstrom direkt vermarktet, eine
zwingende Vorgabe der pronovo für Anlagen mit mehr als 500 kW Leistung. Zusammen mit dem be-
reits betriebenen Regelenergiepooling konnte der Ertrag aus dem Stromverkauf weiter gesteigert
werden.
Der Fotovergleich zeigt wiederum eindrücklich, wie die Entwicklungsstrategie der ARA konsequent
und etappenweise umgesetzt wird. Die klaren Strukturen erweisen sich als richtig und zweckmässig.

Netz
In den vergangenen Jahren wurde die generelle Entwässerungsplanung (GEP) im Verbandsgebiet
umfassend überarbeitet. Obwohl das Projekt, welches die GEP der Gemeinden beinhaltet, erst 2020
abgeschlossen wird, wurden bereits diverse Folgeprojekte ausgelöst. Einerseits wurden verschiedene
Sanierungsarbeiten in den Gemeinden geplant und ausgeführt, andererseits hat auch der AVM be-
reits reagiert und mit den Sanierungen von kleineren Pumpwerken begonnen.
Aufgrund der Erkenntnisse aus der GEP-Überarbeitung, dem Entwässerungskonzept und den bishe-
rigen Betriebserfahrungen ist als weitergehende Systemoptimierung die dynamische Netzbewirtschaf-
tung in die Massnahmenplanung GEP aufgenommen worden. Nebst den Regenbecken soll auch das
Kanalnetz bewirtschaftet werden, um somit die Entlastungsmengen von Mischabwasser weiter redu-
zieren und den Gewässerschutz verbessern zu können.

Cybersicherheit
Die zunehmende IT-Durchdringung und Vernetzung der Prozessautomatisierung durch die Digitalisie-
rung lassen neue Risiken entstehen. Die Gefahr besteht, dass gezielte Cyber-Angriffe auf die Büro-
und Prozessleitsystem-Infrastruktur der Abwasserreinigungsanlagen ausgeübt werden. Betreibern
von kritischen Infrastrukturen wird deshalb empfohlen, den vom Bundesamt für wirtschaftliche Lan-
desversorgung (BWL) erarbeiteten IKT-Minimalstandard (IKT = Informations- und Kommunikations-
technologie) umzusetzen. Dieser Minimalstandard dient als Empfehlung und mögliche Weisung zur
Verbesserung der IKT-Resilienz (Widerstandsfähigkeit). Die Arbeitsgruppe „step by STEP“ erarbeitete
mit Experten der Abwasserbranche und mit dem Bund einen Minimalstandard für die Sicherheit der
Informations- und Kommunikationstechnologie in Abwasserbetrieben. Dieses Branchendokument
beinhaltet anerkannte Richtlinien und Empfehlungen zur Verbesserung der IKT-Sicherheit und wendet
sich grundsätzlich an alle Unternehmen, die an der Klärung von Abwasser beteiligt sind. Die Empfeh-
lungen werden in der Branche im Sinne einer Selbstregulierung freiwillig umgesetzt. Der AVM wird
dieses Thema im Januar 2020 starten.

Dank
Die Abwasseranlagen werden dauernd beansprucht. Der Unterhalt und Ersatz sind somit ein rollender
Prozess, der viele Projekte und Realisierungen nach sich zieht. Nur dank den vorrausschauenden
Delegierten, einer umsichtigen Betriebskommission, motivierten Planern und Mitarbeitern kann die
Fülle der Aufgaben bewältigt werden. Für das entgegengebrachte Vertrauen und geleistete Engage-
ment danke ich allen.
Der Geschäftsführer
Roland Boller

                                               9
Geschäftsbericht 2019

Stand 2007: Wald, Schrebergärten, Fundament alter Gasometer, Wiese im Süden

Stand Januar 2020: Energiezentrale, KW Morgental, Holzwärmezentrale Primeo Energie, Erschlies-
sungsstrasse, Schlammentwässerung, PV-Anlagen, Elimination Mikroverunreinigung, Infrastrukturge-
bäude Nord

                                               10
Geschäftsbericht 2019

3      Kläranlage
3.1 Einleitbedingungen und Qualitätsnachweis
Die gesetzlich vorgeschriebenen Ablaufwerte konnten trotz unterschiedlicher Zulaufmenge und unre-
gelmässiger, stossweiser Belastungen gut eingehalten werden. Die Restbelastung des gereinigten
Abwassers liegt wesentlich tiefer als die gesetzlich geforderten Einleitwerte. Einzig beim Parameter
Nitrit wurden mehr Überschreitungen gemessen als zulässig sind.

Param eter                      Ein-   Anforderung Mittel-   Anz.   Anz. Überschreitungen Anforderungen
                                heit               w ert     Proben                           Erfüllt
                                                                    zulässig   tatsächlich

CSB tot., Chem. Sauerstoffb.

Reinigung CSB tot.

DOC, gel. organ. Kohlenstoff

Reinigung D(T)OC

TOC, tot. organ. Kohlenstoff

Reinigung TOC

NH4-N, Ammonium

Reinigung NH4-N

NO2-N Nitrit

NO3-N, Nitrat

Gesamtstickstoffelimination

P tot., Phosphor total

Reinigung P tot.

GUS Ges. ungelöste Stoffe

Durchsichtigkeit

Der geforderte Nitrit-Jahresmittelwert konnte 2019 gut erreicht werden. Allerdings wurde die zulässige Anzahl an
Überschreitungen um drei Werte nicht erfüllt. Dies ist vor allem auf eine verspätet erfolgte TS-Erhöhung in der
Biologie nach der Mostereikampagne im Herbst zurückzuführen.
Bezüglich Gesamtphosphor sind die gesamten dem Bodensee zugeführten Frachten massgebend. Neben den
Massnahmen bei der Abwasserreinigung können daher auch Massnahmen bei den Mischwasserentlastungen im
Einzugsgebiet berücksichtigt werden. Werden solche Massnahmen im Entwässerungskonzept des GEP aufge-
führt und umgesetzt, gilt im ARA-Ablauf für Gesamtphosphor der Wert von 0.3 mg/l gemäss der Internationalen
Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) als anzustrebender Jahresmittelwert.
Für Gesamtphosphor gilt gemäss IGKB ein Reinigungseffekt von 95%. Dieser hohe Reinigungseffekt kann auf
der ARA Morgental bei Regenwetter oftmals nicht erreicht werden. Bei Regenwetter wird weit mehr als der zwei-
fache Trockenwetteranfall (2 QTW) über die Wasserstrasse geleitet. Dies ist im Sinne des Gewässerschutzes
durchaus anzustreben, solange eine Menge über 2 QTW ohne negative Auswirkungen (Schlammabtrieb) gereinigt
werden kann. Das AWE wendet daher für den Reinigungseffekt für Phosphor ab 2014 einen Beurteilungswert
von 90% an (vgl. Tabelle oben (Ja)). Ein Reinigungseffekt von 95% ist anzustreben.

                                                    11
Geschäftsbericht 2019

Qualitätsnachweis: Auswahl an Laboranalysen des gereinigten Abwassers:

                Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB) [mg/l]                        Gelöster organischer Kohlenstoff (DOC) [mg/l]

          Grenzwert        Erwartungswert     Ablaufwerte                   Grenzwert       Erwartungswert       Ablaufwerte
80.00                                                              12.00
70.00
                                                                   10.00
60.00
                                                                    8.00
50.00
40.00                                                               6.00
30.00
                                                                    4.00
20.00
                                                                    2.00
10.00
 0.00                                                               0.00

Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB)                                  Gelöster organischer Kohlenstoff (DOC)

                          Ammonium (NH4-N) [mg/l]                                              Nitrit (NO2-N) [mg/l]
         Grenzwert        Erwartungswert     Ablaufwerte                     Grenzwert        Ablaufwerte
6.00                                                               1.20

5.00                                                               1.00

4.00                                                               0.80

3.00                                                               0.60

2.00                                                               0.40

1.00                                                               0.20

0.00                                                               0.00

Ammonium (NH4-N)                                                   Nitrit (NO2-N)

                             Nitrat (NO3-N) [mg/l]                                         Phosphor total (P tot.) [mg/l]

          Zielwert        Ablaufwerte                                       Grenzwert       Ablaufwerte
 25.00                                                              0.80
                                                                    0.70
 20.00
                                                                    0.60

 15.00                                                              0.50
                                                                    0.40
 10.00                                                              0.30
                                                                    0.20
  5.00
                                                                    0.10
  0.00                                                              0.00

Nitrat (NO3-N)                                                     Phosphor total (Ptot)

                     Gesamte ungelöste Stoffe (GUS) [mg/l]                               Durchsichtigkeit nach Snellen [cm]

          Grenzwert         Erwartungswert      Ablaufwerte                 Grenzwert      Ablaufwerte
 45.00                                                             70.00
 40.00                                                             60.00
 35.00
                                                                   50.00
 30.00
 25.00                                                             40.00

 20.00                                                             30.00
 15.00
                                                                   20.00
 10.00
                                                                   10.00
  5.00
  0.00                                                              0.00

Gesamte ungelöste Stoffe (GUS)                                     Durchsichtigkeit nach Snellen

                                                              12
Geschäftsbericht 2019

3.2 Frachten und Kontrollen
Frachtkommentar
Die höheren Niederschlagsmengen führten dazu, dass ebenfalls die ARA-Zulaufmengen im Vergleich
zu 2018 zunahmen. Vor allem im Herbst lagen die Niederschlagswerte weit über den Mengen des
Vorjahrs.
Die CSB-Belastung der ARA sank wieder in den Bereich der Vorjahre. Dies zeigt eindrücklich das
ausgeprägte Mostjahr von 2018, welches grosse Mengen an gelöstem Kohlenstoff im Zulauf der ARA
zur Folge hatte.
Die Menge des entfernten Rechen- und Schlammsiebguts bewegte sich nach den ausserordentlichen
Entsorgungen im Jahr 2018 wieder im Normalbereich. Dabei ist jedoch eine stetige Zunahme dieser
Feststoffe über die letzten Jahre erkennbar.

Vergleichsmessungen
Am 27. März 2019 wurden die jährlichen Vergleichsmessungen der ARA-Labors im ganzen Kanton
durchgeführt. Ziel dieser Ringversuche ist, den Teilnehmern anhand von realen Proben die Selbst-
kontrolle der eigenen Untersuchungstätigkeit zu ermöglichen. Insgesamt haben 57 Teilnehmer von
total 42 Kläranlagen an der Untersuchung teilgenommen.
Drei Mitarbeiter des AVM haben ebenfalls am Versuch mitgemacht und die vom Amt für Wasser und
Energie (AWE) zugestellten Abwasserproben analysiert. Dabei mussten die Konzentrationen von
insgesamt fünf Stoffen aus einer Zulaufprobe bzw. sieben Stoffe aus einer Ablaufprobe bestimmt
werden. Alle drei Mitarbeiter erzielten gemäss Schlussbericht ein sehr gutes Resultat. Dies unter-
streicht die gute Qualität und hohe Zuverlässigkeit der Laboruntersuchungen der ARA Morgental.

Kontroll-/Paralleluntersuchungen
Bei den jährlichen Paralleluntersuchungen werden die Zu- und Ablaufproben eines Tages durch das
ARA-Personal im ordentlichen Betrieb wie gewohnt untersucht. Zusätzlich werden die gleichen Pro-
ben im kantonalen Labor analysiert und die Resultate anschliessend verglichen. Dabei können Fehler
aufgedeckt und diskutiert werden.
Die Untersuchungen wurden am 30. September 2019 durchgeführt und konnten bis auf eine kleine
Abweichung beim CSB-Wert erfolgreich abgeschlossen werden.

                                              13
Geschäftsbericht 2019

                          Abwassermenge [m3]                                   Niederschlag [mm]
 7'000'000                                               1'400

 6'000'000                                               1'200

 5'000'000                                               1'000

 4'000'000                                                800

 3'000'000                                                600

 2'000'000                                                400

 1'000'000                                                200

             0                                                 0

Abwassermenge                                            Niederschlagsmenge

                      Rechen-/Schlammsiebgut [kg]                             Belastung CSB [kg]
 120'000                                                 3'000'000

 100'000                                                 2'500'000

  80'000                                                 2'000'000

  60'000                                                 1'500'000

  40'000                                                 1'000'000

  20'000                                                  500'000

         0                                                         0

Rechen- und Sandfanggut                                  Belastung CSB

                        Belastung Stickstoff [kg]                             Belastung Phosphor [kg]
 180'000                                                 25'000
 160'000
 140'000                                                 20'000

 120'000
                                                         15'000
 100'000
  80'000
                                                         10'000
  60'000
  40'000                                                  5'000
  20'000
         0                                                     0

Stickstoffbelastung                                      Phosphorbelastung

                          Frischschlamm [t]                                  Schlammabgabe AVA [t TS]
 1'600                                                   800

 1'400                                                   700

 1'200                                                   600

 1'000                                                   500

  800                                                    400

  600                                                    300

  400                                                    200

  200                                                    100

    0                                                      0

Frischschlamm                                            Schlammabgabe an den AVA

                                                    14
Geschäftsbericht 2019

3.3 Auslastung und Reserven
Im Herbst wurde die Biologie an einzelnen Tagen mit hohen Spitzenfrachten an Kohlenstoff belastet,
bis zu 12‘228 kg CSB/Tag was 152‘000 Einwohnerwerten entspricht. Solche Belastungen führen zum
versagen der Biologie und Bildung von Blähschlamm mit Schlammabtrieb aus der Nachklärung. Die
Reinigung bricht dann praktisch zusammen. Obwohl im 2018 gesamthaft gesehen wesentlich mehr
gemostet wurde, waren einzelne Tagesspitzen im 2019 höher.
Vermutlich haben an diesen Tagen verschiedene Faktoren zusammengespielt. Aufgrund der Regen-
situation sind abgelagerte Stoffe mobilisiert, die Mosterei Möhl in der Mostereikampagne mit Zucker-
belastung und die Oleificio Sabo mit hydraulischen Durchbrüchen bei den Fettabscheidern. Alles zu-
sammen erzeugt dann eine zu grosse Belastung für die Biologie.
Dieser Umstand zeigt eindeutig, dass die biologische Reinigungskapazität erreicht bzw. überschritten
ist. Zudem wird bestätigt, dass die Industriegrosseinleiter genauer untersucht und mit Grosseinleiter-
vereinbarungen in ihre Pflicht genommen werden müssen.

Grosseinleiter
Der Abwasserverband Morgental ist dabei mit beiden Industriebetrieben und den Vertretern der Kan-
tone Thurgau und St. Gallen entsprechende Vereinbarungen auszuarbeiten. Darin sollen die mass-
geblichen Themen, wie Massnahmen an der Quelle sowie betriebliche Optimierungen, Verantwort-
lichkeiten und der Informationsfluss besprochen und festgelegt werden. Die Vereinbarungen sollen
2020 erstellt und unterzeichnet werden. Sie bilden eine weitere Grundlage für die Dimensionierung
der Sanierung/Erweiterung Biologie.
Mosterei Möhl
Trotz dem normalen Mostjahr 2019 mit 19‘632 t Obst ist es im Herbst zeitweise zur Blähschlammbil-
dung mit schlechten Ablaufwerten gekommen. Denn für die biologische Reinigungsleistung ist nicht
die Jahresfracht massgebend, sondern die maximale Tagesbelastung. Diese wird durch den Betrieb
der Mosterei Möhl bestimmt. Ein Vollbetrieb mit fünf Pressen kann zur kritischen Belastung auf der
Kläranlage führen.
Die Mosterei Möhl hat 2019 die Neutralisationsanlage saniert. Dies hat wesentlich zur Verbesserung
der Situation auf der ARA bzgl. der pH-Stösse beigetragen. Ein Dankeschön an die Betriebsleitung
der Mosterei Möhl.
Oleificio Sabo
Bei der Sabo geht es vor allem darum, mögliche Störfalle zu minimieren, um so Verschmutzungen an
den Aussenanlagen und Spitzenbelastungen zu vermeiden. Die Oleificio Sabo wird durch eine interne
Studie bis Oktober 2020 aufzeigen, wie sie die die Situation zu verbessern will. Der Bericht wird dem
AVM und den Kantonen zur Stellungnahme unterbreitet werden.

Zusammengefasst darf festgestellt werden, dass zwischen allen Beteiligten ein gutes Klima herrscht
und die gemeinsamen Ziele konsequent verfolgt werden. Dies beruht sicherlich auf der offenen ge-
genseitigen Information und dem Vertrauen.

                                                15
Geschäftsbericht 2019

                     120.00%
                     110.00%
                     100.00%
                     90.00%
                     80.00%
                     70.00%
                     60.00%
                     50.00%
        Auslastung

                                                                                                    Dimensionierungsbelastung
                     40.00%
                                                                                                    85%-Belastung 2019
                     30.00%
                                                                                                    Reserve 2019
                     20.00%
                     10.00%
                      0.00%
                     -10.00%
                     -20.00%
                     -30.00%
                     -40.00%
                     -50.00%
                                   Hydraulisch   Biologie   Biologie    Biologie      Faulung
                                   Nachklärung    Winter    Sommer       Herbst    mit Eindickung

ARA-Auslastung 2019: hydraulisch, biologisch, Schlamm, Reserven; Herbst Überlast Biologie

                      50'000

                      45'000

                      40'000

                      35'000
Obst in Tonnen

                      30'000
                                                                                                                                Äpfel
                      25'000
                                                                                                                                Birnen

                      20'000                                                                                                    Total

                      15'000

                      10'000

                       5'000

                               0
                                   2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Verlauf Obstmengen Äpfel und Birnen gemostet 2006 – 2019; Extremjahr 2018 (Möhl 2020)

Bild links: Überlast Biologie infolge Spitzenbelastung an einzelnen Tagen 2019
Bild rechts: Neue Neutralisationsanlage der Mosterei Möhl

                                                                       16
Geschäftsbericht 2019

3.4 Wasserstrasse
Sanierung Einlaufhebewerk
2018 wurden die baulichen Sanierungsmassnahmen abgeschlossen. 2019 folgte nun der Umbau der
rund zwanzig Jahre alten Elektroinstallationen und der Steuerungstechnik. Da der Betrieb des Hebe-
werks auch während den Arbeiten ständig gewährleistet sein muss, war ein etappierter Umbau mit
klar definierten Betriebszuständen und Provisorien sehr wichtig.
Im Rahmen des Erneuerungsprojektes sind somit die gesamten Elektro-, Mess-, Steuerungs-, Rege-
lungs- und Leittechnikeinrichtungen (EMSRL) des EHW saniert und auf den gleichen technischen
Stand gebracht worden.

Zulaufmessung
Im Sommer wurde die berührungslose Durchflussmessung im Zulauf der ARA durch die Firma
Photrack in Betrieb genommen. Die direkt nach der Rechenanlage installierte Zulaufmessung dient
zukünftig als Signalgeber für den Regenwetterzustand. Die Messung bietet eine innovative, kame-
rabasierte Lösung zu gleichem Preis wie eine herkömmliche Durchflussmessung. Zudem liegt der
grosse Vorteil darin, dass keine abwasserberührten Sensoren benötigt werden und der Zufluss
auch optisch (Trübung, Farbveränderung) beurteilt werden kann.

Mechanische/Biologische Reinigungsstufe
2019 ist die Submission Gesamtplaner erfolgt. Zudem sind die weiteren Planungsgrundlagen erar-
beitet worden. Im Herbst zeichneten sich beim Vorklärbeckenräumer erste Schäden an den Lager
und den Hydraulikzylindern der Räumerschilder ab. Der entsprechende Ersatz wurde für das 2020
terminiert.

Elimination Mikroverunreinigung (EMV)
Anfang Jahr konnte die Submission der Baumeisterarbeiten abgeschlossen werden. Nachdem kei-
ne Beschwerde beim Verwaltungsgericht eingegangen war, konnte Mitte Februar mit den Arbeiten
begonnen werden. Die Rohbauarbeiten verliefen durchs ganze Jahr planmässig. Trotzdem wurden
hinsichtlich des Endtermins September 2021 Beschleunigungsmassnahmen des Baumeisters be-
schlossen. Diese bestanden in erster Linie im Stellen eines zweiten Krans westlich der EMV und
der Ausführung von Samstagarbeiten je nach Bedarf.
Einen baulichen Meilenstein stellten die Anschlussbauwerke dar. Diesbezüglich musste n die Arbei-
ten frühzeitig mit dem Kraftwerksbetrieb und den Wärmebezügern koordiniert werden. Die bauli-
chen Anpassungsarbeiten am Auslaufbauwerk des Kraftwerks wurden anschliessend während des
vierwöchigen Unterbruchs des Kraftwerkbetriebes ausgeführt. Zudem wurden die für den EMV-
Betrieb notwendigen Schützen eingebaut.
Bezüglich Sicherheit wurden laufend Kontrollen durch den Sicherheitsbeauftragten des Projektes,
aber auch durch interne Fachleute der Bauunternehmung durchgeführt. Bis anhin sind lediglich
kleinere Beanstandungen zu verzeichnen. Die bisherigen Sicherheitsberichte zeigen gute Sicher-
heitsstandards der Baustelle EMV.
Bis Ende 2019 ist ein Grossteil der Aufträge submissioniert worden. Zudem wurde mit dem Funkti-
onsbeschrieb als Grundlage der Steuerung der Anlage begonnen.

Riss in der Ableitung beim KW Morgental
Wahrscheinlich als Folge der durch die Pfählungsarbeiten beim Bau der EMV ausgelösten Boden-
bewegungen ist zwischen dem Auslaufbauwerk Kraftwerk und dem Ablaufkanal Anfang Jahr ein
Leck aufgetreten. Dieses ist Ende Februar provisorisch repariert worden. Zudem sind von aussen
weitere Sicherungsmassnahmen vorgenommen worden. Zwischenzeitlich konnte der schadhafte
Übergang von innen her definitiv repariert werden.

                                              17
Geschäftsbericht 2019

Saniertes Einlaufhebewerk         ARA-Zulauf: neue Durchflussmessung

EMV: Tiefbau…                     …und Rohbau Filterzellen

EMV: Rohbau Ozonreaktoren…        …und Eingiessen des Düsenbodens

EMV: Metall- und Dachbau…         …und Schaden am Ableitungskanal

                             18
Geschäftsbericht 2019

3.5 Schlammbehandlung
Frischschlamm/Co-Substrate
Im Geschäftsjahr 2019 wurden total 30‘548 m3 bzw. ca. 1‘383.3 to TS Schlamm gefault. Dem Frisch-
schlamm wurde dabei zusätzlich Co-Substrate (Alkohol, Lecithin, Schlempen, Fettwasser) beige-
mischt.
Um den täglichen Schlammanfall mitsamt den Co-Substraten in den Faultürmen zu vergären, ist eine
funktionierende Dosiereinheit zwingend. Deshalb werden die Pumpen und Frischschlammleitungen
jährlich gewartet bzw. gespült. Diese Arbeiten konnten im Frühling erfolgreich durchgeführt werden.
Das Beimischen der Co-Substrate führt zu grösserem Gasanfall und qualitativ besserem Klärgas.
Dieses wird durch das Blockheizkraftwerk (BHKW) und die Gasturbinen verstromt. Das 2015 in Be-
trieb genommene BHKW muss ab 1. Januar 2026 aufgrund der verschärften Luftreinhalteverordnung
ersetzt werden.

Schlammeindickung /-aufbereitung
Die Schlammeindickung ist seit Herbst 2018 erfolgreich in Betrieb und erfüllt ihre Funktion bestens.
2019 wurde die Betriebsdokumentation vervollständigt und die CE-Konformitätserklärung mit Risiko-
analyse erstellt. Kleinere Betriebsoptimierungen wie Anpassung der Staukante und Anbringung von
zusätzlichen Umschichter sind erfolgt.

Schlammfaulung
Die sogenannte mesophile Faulung im Vorfaulraum der ARA Morgental setzt Schlammtemperaturen
von 36-38°C voraus. Um dieses Milieu zu gewährleisten, wird der Schlamm regelmässig über einen
Rohrwärmetauscher gepumpt und auf die Prozesstemperatur erwärmt. Dieser Wärmetauscher wird
jährlich geöffnet und kontrolliert. Bei starken Ablagerungen von Magnesium-Ammonium-Phosphat
(MAP) muss dieser gereinigt werden.
Bei der Kontrolle von 2019 wurden nur leichte Ablagerungen festgestellt, so dass die Wärmeübertra-
gung auf den Schlamm noch sichergestellt ist.
Der Kanton beprobte zwei Mal jährlich den ausgefaulten Klärschlamm. Die Ergebnisse entsprachen
jeweils den gesetzlichen Bestimmungen (vgl. Anhang A3).

Schlammentwässerung
Die Schlammentwässerungsanlage konnte bis auf die stets verstopften Zentratwasserleitungen ohne
Probleme betrieben werden. Die Leitungen, welches das aus dem Schlamm zentrifugierte Wasser
zurück in die ARA fördert, verkalken und verstopfen regelmässig stark. Auch das regelmässige Spü-
len und Warten der Pumpen half im Sommer nicht mehr.
Daraufhin wurde in einem provisorischen Betrieb das Zentratwasser via Schmutzwasserleitung in der
Erschliessungsstrasse direkt dem Einlaufhebewerk zugegeben. Da sich diese Lösung bewährte, wur-
den im Winter eine fest installierte Leitung und ein neuer Schacht gebaut.

Schlammentsorgung
2019 wurden insgesamt 745.1 to TS zur Trocknung und Entsorgung nach Altenrhein geliefert. Die
Zuteilung von Zeitfenstern für die Anlieferung von Schlamm beim AVA hat sich bewährt. Umdispositi-
onen und Verzögerungen infolge von Kapazitätsengpässen bei der ARA Altenrhein konnten seitens
des AVM problemlos abgefangen werden.
Die Umstellung zu Pelletierung hatte Geruchsprobleme zur Folge. Die Lösungssuche beim AVA läuft.

                                               19
Geschäftsbericht 2019

ALC: Gasmessung Ethanol                          ZB2: Neue Füllstandmessung

SED: Umschichter                                 VFR: Schlammwärmetauscher mit etwas MAP

SEA: Verstopfte Zentratwasserleitung             SEA: Modifizierte Spüldüse mit Zertrümmerer

SEA: Ablagerungen in Zentratwasserleitung        SEA: Bau der neuen Zentratwasserleitung

                                            20
Geschäftsbericht 2019

3.6 Gas und Energie
Gasproduktion
2019 erreichte die Gasproduktion mit total 1‘970‘447 m3 (2018 = 1‘729‘278 m3) einen neuen Höchst-
wert. Aufgrund der höheren Produktion nahmen auch die Produktionsspitzen zu. Das Blockheizkraft-
werk (BHKW) verarbeitete weiterhin zuverlässig den Hauptanteil des Gases. Zusätzlich verwerteten
die Mikrogasturbinen (GTB) 10% des Klärgases. Ausserdem wurden insgesamt 220 m3 (2018 =
900 m3) während den Funktionskontrollen der beiden Gasfackeln vernichtet.
Die Gasproduktion ist stark von den Co-Substratlieferungen abhängig. Diese Lieferungen von flüssi-
gen Reststoffen erreichten 2019 ebenfalls Höchstwerte.

Strombilanz ARA
Dank der massiven Zunahme der Gasproduktion konnte entsprechend auch mehr Biomassenstrom
erzeugt werden. Das BHKW produzierte 2019 total 4‘478‘000 kWh (2018: 4‘115‘116 kWh) elektri-
sche Energie, die Gasturbinen 2019 total 346‘477 kWh (2018: 149‘305 kWh). Die Photovoltaikanla-
gen auf den Dächern der Energiezentrale und dem Werkstattgebäude steuerten dabei 34‘511 kWh
(2018: 35‘473 kWh) zertifizierten KEV-Strom bei. Insgesamt konnte die Stromproduktion um rund
13% auf 4‘858‘988 kWh gesteigert werden
Der Betrieb der Kläranlage brauchte 2019 mit netto 1‘614’000 kWh (2018: 1‘882‘887 kWh) markant
weniger Strom. Im Vergleich zu 2018 war das vergangene Jahr ein durchschnittliches Mostjahr,
welches zur üblichen Belastung in der Biologie der ARA führte. Deshalb sank parallel zur benötigten
Gebläseleistung auch der Nettostromverbrauch der Anlage.
Da beim Bau des Infrastrukturgebäudes Nord (IGN) und der Eliminationsstufe Mikroverunreinigung
(EMV) ausserordentlich viel Baustrom benötigt wurde, blieb der Bruttostromverbrauch im Gegensatz
zum Nettostromverbrauch fast unverändert. Zudem wird spätestens die Inbetriebnahme der EMV
2021 wieder zu einer Zunahme des Nettostromverbrauchs der ARA führen. Dies wiederum soll mit
der Errichtung des Solarfaltdaches über den Klärbecken weitestgehend kompensiert werden.

Strombilanz Aussenanlagen
Per Anfang 2019 wurden insgesamt 11 neue Pumpwerke von den Gemeinden ins Verbandsvermö-
gen übernommen. Für den Betrieb aller Verbandsanlagen im Einzugsgebiet wurde im Vergleich zum
Vorjahr (2018 = 240‘776 kWh) auch deshalb mehr Energie benötigt: 271‘781 kWh. Allerdings ist der
Mehrverbrauch teilweise auch auf die höheren Niederschlagsmengen zurückzuführen.

Herkunftsnachweis Strom
Der AVM bezieht für den Betrieb der ARA sowie der Aussenanlagen seit 2019 zu 100% Ökostrom
vom Netz. Das bedeutet, dass der AVM auch beim Stromeinkauf auf fossile Energiequellen und
Kernenergie komplett verzichtet. Da der Verband erneuerbare Energie produziert und verkauft, ist ein
Bezug von Ökostrom aus dem Netz nur konsequent.

Wärmebilanz ARA
Dank des höheren Gasertrags konnte auch die Wärmeproduktion aus der Abwärme des BHKW und
der Turbinen auf 5‘509 MWh (2018: 4‘806 MWh) gesteigert werden. Davon konnten insgesamt
4‘404 MWh (2018: 3‘638 MWh) Wärmeenergie an die Primeo Energie verkauft werden.
Der Wärmebedarf für Faulung und Betriebsräume konnte durch die Inbetriebnahme der Schlammein-
dickung im Vergleich zu 2018 nochmals gesenkt werden und betrug 1‘105 MWh.
Die Prognose bis 2025 basiert analog der Stromproduktion auf den zukünftig erwarteten Gasmengen.
Diese sind sehr volatil (+/- 20%), da die produzierte Gasmenge stark von den Liefermengen der Co-
Substrate abhängt.

                                               21
Geschäftsbericht 2019

                 Gasproduktion [m3/Jahr]                                         Stromkennzeichnung 2019 [%]

2'500'000
                                                                                           3.1 1.8
2'000'000                                                                                            1.7
                                                                                                                  Wasser
                                                                                                                  Biomasse
1'500'000
                                                                                                                  Sonne

1'000'000                                                                                                         Div. Erneuerbare

  500'000

       0                                                               93.4

Gasproduktion                                                 Stromkennzeichnung

                                     Stromproduktion/-Verbrauch ARA [kWh/Jahr]
 7'000'000

 6'000'000

 5'000'000                                                                                           ARA Windturbine
                                                                                                     ARA Photovoltaikanlage

 4'000'000                                                                                           ARA Mikrogasturbine
                                                                                                     ARA Blockheizkraftwerk
 3'000'000                                                                                           ARA Bruttostromverbrauch
                                                                                                     ARA Strombezug Netz
 2'000'000                                                                                           ARA Rückspeisung Netz

 1'000'000

            0

Stromproduktion/-Verbrauch ARA

                                     Wärmeproduktion/-Verbrauch ARA [kWh/Jahr]
 6'000'000

 5'000'000

 4'000'000
                                                                                                           ARA Gasheizung
                                                                                                           ARA Mikrogasturbine
 3'000'000                                                                                                 ARA Blockheizkraftwerk
                                                                                                           ARA Ölheizung

 2'000'000                                                                                                 ARA Wärmeverbrauch
                                                      1
                                                                        2

 1'000'000

            0

Wärmeproduktion/-Verbrauch ARA, Blockheizkraftwerk ab 2015 in Betrieb

❶: Sanierung inkl. Wärmedämmung Faulturm
❷: Inbetriebnahme Schlammeindickung

                                                     22
Geschäftsbericht 2019

Energiekennzahlen ARA
Kläranlagen werden nach Energiekennzahlen beurteilt. Diese werden durch den Verein Schweizer
Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) mittels eines Richt- (rot) und eines noch strengeren
Idealwertes (grün) festgelegt und sind verbindlich.
Trotz zusätzlicher Verbraucher (Schlammeindickung) ist der Stromverbrauch-Kennwert eges der Anla-
ge auf dem Niveau der Vorjahre geblieben. Die Effizienz der Biologie nahm hingegen zu (eBB).

Energiegrossverbraucher/Energiezielvereinbarung
Der AVM hat am 14. Dezember 2014 die Energiezielvereinbarung mit der Energieagentur der Wirt-
schaft (EnAW) unterzeichnet. Die Umsetzung der Massnahmen erfolgt nun etappenweise in den
kommenden Jahren bis 2023.

2019 sind folgende Massnahmen und Optimierungen ausgeführt worden:
−   Biologie: Jährliche Reinigung der Belüfter; Teilersatz der Belüftermembrane
−   Schlammwärmetauscher: Periodische Kontrolle/Reinigung
−   Realisierung Schlammeindickung
−   EHW: Sanierung Elektroinstallationen, FU, Optimierung Einstauhöhen
Die entsprechenden Massnahmen fürs 2020 sind eingeleitet.

Rückerstattung des Netzzuschlages
Der AVM hat 2018 beim Bundesamt für Energie (BFE) die Rückerstattung des Netzzuschlages für die
Jahre 2016 und 2017 eingefordert. Der AVM als Zweckverband war in diesem Zeitfenster dazu
grundsätzlich berechtigt.
Das Gesuch für das Jahr 2017 wurde kurze Zeit später abgewiesen, da die Rückerstattungen die
erforderliche Höhe nicht erreichten. Die Forderungen für das Jahr 2016 wurden vom BFE hingegen
zugesichert und die Eidgenössische Finanzverwaltung überwies dem AVM Ende März die Rückerstat-
tungen in Höhe von Fr. 20‘767.40.

Stromregelpooling
Als Poolteilnehmer bietet der AVM der Firma Alpiq AG seit 2017 mit dem Betrieb des BHKW negative
Sekundärregelleistung an, die von der Alpiq auf dem Strommarkt gehandelt wird. Dazu muss wö-
chentlich der prognostizierte Betrieb des BHKW jeweils für die Folgewoche in einem Online-Tool der
Alpiq gemeldet werden. Das Angebot wird anschliessend mit den anderen im Pool organisierten Pro-
duzenten abgeglichen und am Strommarkt angeboten. Der Betrieb der im Pool organisierten Maschi-
nen werden danach entsprechend der erhaltenen Zuschläge durch die Alpiq orchestriert. 2019 gene-
rierte der AVM dadurch zusätzliche Einnahmen von insgesamt Fr. 12‘950.-.

Direktstromvermarktung
Die seit 1. April eingeleitete Direktstromvermarktung generiert zusätzliche Einnahmen von Fr. 1‘500.-
bis Fr. 2‘000.- pro Quartal und somit ca. Fr. 6‘000.- bis Fr. 8‘000.- pro Jahr.

                                               23
Geschäftsbericht 2019

         eges: Gesamter (Netto-)Elektrizitätsverbrauch pro               eBB: Elektrizitätsverbrauch biologische Behandlung
                    Einwohnerwert [kWh/EW]                                           pro Einwohnerwert [kWh/EW]
60                                                                 25

50
                                                                   20

40
                                                                   15
30
                                                                   10
20

                                                                    5
10

 0                                                                  0

                                                                                N2: Grad der Klärgasumwandlung in
                 N1: Grad der Klärgasnutzung [%]
                                                                                        Kraft/Elektrizität [%]
102                                                                 45
100                                                                 40
 98                                                                 35
 96
                                                                    30
 94
                                                                    25
 92
                                                                    20
 90
                                                                    15
 88
                                                                    10
 86
 84                                                                  5
 82                                                                  0

            N3: Spezifische Klärgasproduktion pro oTS             Die Berechnung der Energiekennzahlen erfolgte über
                             [m3/t oTS]
2500                                                              das EDV-Tool des 2013 lancierten und 2015 abge-
                                                                  schlossenen Projektes „Energiedaten in ARA“ von VSA
2000                                                              und BFE.

1500                                                              Ziel des Projektes war eine übersichtliche und einheitli-
                                                                  che Erfassung von Energiedaten auf ARA vorzuschla-
1000                                                              gen, welche die Erstellung von genaueren und ver-
                                                                  gleichbaren Statistiken ermöglichen soll.
500
                                                                  Das daraus resultierende Analysetool des Projektes
     0                                                            kam für die Berechnung der Energiekennzahlen erneut
                                                                  zum Einsatz.

              Ve: Eigenversorgungsgrad Elektrizität [%]                        Vw: Eigenversorgungsgrad Wärme [%]
350                                                               600

300                                                               500
250
                                                                  400
200
                                                                  300
150
                                                                  200
100

 50                                                               100

  0                                                                 0

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Geschäftsbericht 2019

3.7 Energiepark
Stromproduktion
Dank des höheren Gasertrags der ARA Morgental sowie der grösseren Regenmenge konnte die
Stromproduktion des Energieparks 2019 auf 8’430’713 kWh (2018 = 7‘559‘058 kWh) gesteigert wer-
den. Davon produzierten das BHKW und die Gasturbinen des AVM insgesamt 4’824’477 kWh bzw.
57%. Die grösseren Niederschlagsmengen führten vor allem im Kraftwerk Morgental zu einer höheren
Stromproduktion.
2020/21 wird der AVM vier weitere PV-Anlagen in Betrieb nehmen. Dabei handelt es sich um eine
kleinere Anlage auf dem Infrastrukturgebäude Nord (52 kWp) und eine grössere Anlage auf dem
EMV-Gebäude (188 kWp). Die PV-Module werden jeweils auf einem Kiesdach in Ost-West Richtung
mit einer 10°-Neigung aufgeständert. Damit kann auf der zur Verfügung stehenden Fläche ein sehr
hoher Energieertrag erreicht werden.
Zudem werden Anfang 2021 zwei Solarfaltdächer über den Vorklärbecken bzw. über den Biologie-
und Nachklärbecken mit total 633 kWp ans Netz gehen. Diese PV-Anlagen werden mit Stützen auf
den bestehenden Becken gebaut und ermöglicht somit eine zweifache Flächennutzung. Die Module
können mittels Seilbahntechnik aufgrund eines Meteoalgorhythmus ein- und ausgefahren werden und
nehmen so bei Unwetter in den Bahnhöfen ihre gesicherte Parksituation ein. Die Unterkonstruktion
des Solarfaltdaches bildet der Stahlbau aus Stützen und Trägern. Die Kräfte und Windlasten werden
so auf die Betonwände der Wasserstrasse übertragen.

Wärmeproduktion
Die verschiedenen Wärmeerzeuger im Energiepark Morgental produzierten 2019 insgesamt
21’730’128 kWh. Im Vergleich zu 2018 (22‘507‘171 kWh) wurde somit weniger Wärmeenergie produ-
ziert. Dies hat höchstwahrscheinlich mit der wärmeren Jahrestemperatur während der Heizperiode zu
tun. Der Anteil des Ölkessels konnte 2019 auf 19% (2018 = 23%) reduziert werden. Die Wärmeener-
gie aus der Gasverwertung belief sich anteilsmässig auf 25%.

CO2-Bilanz
Die Grafik zeigt die jährlichen CO2-Einsparungen durch den Energiepark. Dabei wird unabhängig vom
Energieverbrauch der ARA und der Infrastruktur der Partner berechnet, wieviel CO 2 ausgestossen
würde, wenn die gesamte Energieproduktion des Energieparks (exkl. Ölheizung) durch fossile Ener-
gieträger gedeckt werden müsste.
Verwendet wird dafür der Umrechnungsfaktor von 0.3 kg CO2 eq/kWh für den Schweizer Strommix
aus dem Schlussbericht der TEP Energy GmbH c/o ETH Zürich „CO2-Intensität des Stromabsatzes
an Schweizer Endkunden“ aus dem Jahr 2009. Für den Ökostrombezug ab 2014 ist der Faktor zehn-
mal kleiner gemäss Swiss Climate AG, Bern.
Für die Wärmenergie wird auf den Umrechnungsfaktor von Heizöl extraleicht 0.265 kg CO2 eq/kWh
gemäss den offiziellen Emissionsfaktoren des BAFU zurückgegriffen.
Wegen der gesteigerten Stromproduktion und dem gesunkenen Anteil der Ölheizung fielen auch die
hochgerechneten CO2-Einsparungen gegenüber dem Vorjahr höher aus.

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