GESCHÄFTSBERICHT - ABWASSER - Abwasserverband Morgental
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Titelbild Infrastrukturgebäude Nord Impressum Autoren: Paul Bühler, Präsident AVM Roland Boller, Geschäftsführer AVM Marco Kaeser, Ingenieur AVM Mischa Vonlanthen, Leiter Finanzen AVM Bildquellen: AVM oder z.V.g. Papier Refutura (ökologisch überzeugend)
Geschäftsbericht 2019 Inhaltsverzeichnis 1 Editorial ............................................................................................................................1 2 Standortbestimmung/Gesamtstrategien .......................................................................3 2.1 Strategien/Führungsinstrumente .............................................................................5 2.2 Organisation/Verbindlichkeiten ...............................................................................5 2.3 Finanzierung ...........................................................................................................7 2.4 Im Fokus..................................................................................................................9 3 Kläranlage ......................................................................................................................11 3.1 Einleitbedingungen und Qualitätsnachweis ..........................................................11 3.2 Frachten und Kontrollen ........................................................................................13 3.3 Auslastung und Reserven .....................................................................................15 3.4 Wasserstrasse ......................................................................................................17 3.5 Schlammbehandlung ............................................................................................19 3.6 Gas und Energie ...................................................................................................21 3.7 Energiepark ...........................................................................................................25 3.8 Infrastrukturanlagen ..............................................................................................27 3.9 Unterhalt und Störungen .......................................................................................29 4 Partner ............................................................................................................................31 5 Aussenanlagen ..............................................................................................................33 5.1 Gesamtstrategie Netz ...........................................................................................33 5.2 GEP/GIS................................................................................................................35 5.3 Verbandsanlagen ..................................................................................................37 6 Ökologie .........................................................................................................................41 7 Öffentlichkeitsarbeit ......................................................................................................43 8 Jahresrechnung 2019 mit Revisorenbericht ..............................................................45 8.1 Bericht der Geschäftsprüfungskommission ..........................................................53 8.2 Kostenverteiler ......................................................................................................54 8.3 Stand Kreditverpflichtungen ..................................................................................56 9 Organisation ..................................................................................................................57 10 Sicherheit .......................................................................................................................59 11 Ausblick ..........................................................................................................................61 A1 Betrieb ............................................................................................................................65 A2 Abwasseranalytik ..........................................................................................................67 A3 Klärschlammanalytik ....................................................................................................73 A4 Erklärung der Fachbegriffe ..........................................................................................74
Geschäftsbericht 2019 1 Editorial "Wer rastet, der rostet." Getreu diesem Motto blieben die Pla- nungsaktivitäten und der Realisierungstakt der verschiedenen Bauwerke auf der Kläranlage und bei den Aussenanlagen hoch. Abgeschlossen oder derzeit in Bearbeitung sind zum Beispiel: - Sanierung/Erweiterung Schlammbehandlungsanlagen - Elimination Mikroverunreinigung (EMV) mit Infrastruktur- gebäude und Trafostationen - Planung Sanierung/Erweiterung Wasserstrasse - Überarbeitung Energie-/PV-Strategie - Planung der PV-Anlage auf dem Infrastrukturgebäude und dem Gebäude der EMV, Solarfaltdach über der Wasserstrasse - Energiethemen: Direktstromvermarktung, Batteriespei- cherung, Lastverschiebung - GEP: dynamische Simulation mit Massnahmen, Ver- nehmlassung bei den Gemeinden - Daten- und Cybersicherheit Die Erhöhung des Kostenziels von Fr. 5.3 auf 6.3 Mio. erweist sich rückblickend als richtig. Ob ein weiterer Anstieg wie vorge- sehen auf Fr. 6.8 Mio. in den nächsten Jahren notwendig sein wird, ist jährlich im Rahmen der Budgetberatung zu prüfen. Im Bereich Finanzen/Controlling soll im Jahre 2020 die Umstel- lung auf das neue Rechnungslegungsmodell HRM2 abgeklärt werden. Im Weiteren ist zu überlegen, ob die komplexe Jahres- rechnung des Abwasserverbandes anstelle der GPK durch ein externes Fachorgan geprüft werden soll. Ab dem 1. Januar 2020 ist das neue Organisationsstatut unseres Verbandes in Kraft. Das Organisationsstatut bildet zusammen mit der Geschäfts-, der Anlagen- und der Finanzordnung unsere Arbeits- und Führungsinstrumente. Betrieblich war 2019 mehrheitlich ein Normaljahr. Im Herbst kam es an einzelnen Tagen zu Spitzenbelastungen der Biologie mit teilweiser Überschreitung der Reinigungskapazität. Dieser Um- stand bestätigt den Planungsstart der Sanierung/Erweiterung der Wasserstrasse. Die Industriegrosseinleiter sind in den Planungs- prozess miteinbezogen. Bezüglich Energiegewinnung und -verkauf konnte der Ertrag 2019 nochmals gesteigert werden. Dies gilt auch für die Partner des AVM. Der Energiepark lebt und entwickelt sich weiter. Die Schaffung von ökologischen Kleinstrukturen auf der ARA- Parzelle wird sukzessive mit den Bauprojekten umgesetzt. Der Artenvielfalt mit einheimischen Pflanzen wird ein besonderes Augenmerk gewidmet. Der AVM hat mit seiner Umweltstrategie und geschaffenen Konzepten bereits das Interesse anderer Ge- meinden und Verbände geweckt. Erste Besuche zu diesem Thema sind erfolgt. Das ARA-Team weist per Ende 2019 weiterhin 260 Stellenpro- zente für Führung/Verwaltung und 800 Stellenprozente für den eigentlichen Betrieb aus. Bernhard Strupler ging Ende November 1
Geschäftsbericht 2019 nach 27 Jahren Klärwerksdienst in seine verdiente Pension. Auf- grund der neuen internen Betriebsorganisation mit klaren Funkti- onen und definierten Verantwortlichkeiten, kann trotz zusätzli- chen Aufgaben, insbesondere der EMV, vorerst auf die Beset- zung einer weiteren Klärwärterstelle verzichtet werden. An fünf Betriebskommissionssitzungen und zwei Delegiertenver- sammlungen sind insgesamt 64 Geschäfte behandelt worden. Ich danke meinen Kollegen in der Betriebskommission für die sehr gute Zusammenarbeit und den Delegierten für das uns entge- gengebrachte Vertrauen. Mein herzlicher Dank gilt insbesondere dem Betriebspersonal sowie den Planern und Partnern für die erfolgreiche Arbeit im vergangenen Jahr. Die Reinigungsleistung der ARA Morgental war wiederum gut und erfüllte bis auf drei Überschreitungen bei den Nitritwerten alle gesetzlichen Anforderungen. Mein besonde- rer Dank geht an Geschäftsführer Roland Boller. Seinem Enga- gement, seiner Voraussicht und seinem Vorwärtsdrang ist es an erster Stelle zu verdanken, dass die ARA Morgental ein Vorzei- gebetrieb ist und bleibt. Der Präsident Paul Bühler 2
Geschäftsbericht 2019 2 Standortbestimmung/Gesamtstrategien Die Sanierung und der Neubau der Anlagen folgen weiterhin konsequent der Entwicklungsstrategie der ARA und der Aussenanlagen. Die koordinierte Planung in Abstimmung mit der langfristigen Fi- nanzplanung sieht bis 2025 folgende Projekte vor: ARA 2016 - Neubau Schlammentwässerung - Vorprojekt Elimination Mikroverunreinigung (EMV), Studie Biologie, Studie Infrastruktur - Umsetzung Massnahmen Energiezielvereinbarung 2017 - Fertigstellung Neubau Schlammentwässerung - Bauprojekt Schlammeindickung; Kreditantrag DV November - Bauprojekt EMV - Bauprojekt Sanierung Schaltwarte Einlaufhebewerk - Bau Kabelanlagen Infrastruktur - Fertigstellung Erschliessungstrasse, Einlenker Bleichestrasse und Einfriedung mit Tor - Umsetzung Massnahmen Energiezielvereinbarung 2018 - Realisierung Schlammeindickung - Sanierung Schaltwarte Einlaufhebewerk - Fertigstellung Bauprojekt EMV und Kreditantrag DV November - Planung ergänzende Infrastrukturanlagen - Grundlagen, Zustandsaufnahmen Wasserstrasse 2019 - Realisierung Elimination Mikroverunreinigung EMV - Realisierung Anpassung Infrastrukturanlagen (Infrastrukturgebäude Nord, Photovoltaik IGN) - Energiestrategie 2020 / Photovoltaik-Strategie 2020 - Baufortsetzung EMV mit Infrastrukturanlagen (Trafos, Photovoltaik EMV, Brauchwasser, Mittelspannung) - Ersatz Räumersystem Vorklärung - Projekt und Kredit Solarfaltdach DV, Start Realisierung - Bauprojekt Wasserstrasse, Teil mechanische Reinigung mit Kreditantrag DV 2021 - Baufortsetzung EMV mit Infrastrukturanlagen - Fertigstellung Solarfaltdach - Bauprojekt Wasserstrasse Teil biologische Reinigung mit Kreditantrag DV 2022 - Inbetriebnahme EMV - Sanierung mechanische Stufe ARA 2023 - Beginn Sanierung Biologie - Gasverwertungsstrategie 2025 - Ersatz BHKW, Gasturbinen - Sanierung Co-Substratanlagen, Gasballon Netz 2016 - Kanalsanierungen (HW Bad Horn – PW Zöllig) - Weiterbearbeitung GEP/GIS - Sanierung erfolgt: HW Bad Horn, HW Zollhaus, HW Peterer, HW Sais Süd, RB Altstadt 2017 - Kanalsanierungen (Berg – RB Mattenhof – ARA) - Bauprojekt und Ausführung Sanierung RB Imbersbach - Bauprojekt Fangkanal Zollstrasse und Kreditantrag DV April; Ausführung - Weiterbearbeitung GEP/GIS - Sanierung HW Quaistrasse, HW Schloss, PW Taa, PW Betenwil, RB Seeblick, PW Baumannshaus, RB Rinderweid, RB Hornbach, RB Aachkreuzung Nord/Süd 2018 - Kanalsanierungen (Fetzisloh – RB Seeblick) - Weiterbearbeitung GEP/GIS - Ausführung Fangkanal Zollstrasse - Sanierung PW Zöllig, RB Weiher, FK Standstrasse, RB ARA 2019 - Kanalsanierungen (PW Zöllig – ARA) - Weiterbearbeitung GEP/GIS - Sanierung RB Hügli, RB Horchental - Sanierung PW Hohenbühl, PW Hegibach 2020 - 2025 - Kanalsanierungen gemäss Mehrjahresplanung - Abschluss Projekt GEP-Überarbeitung - Sanierung HW Sais Nord, RB Zelg, RB Mattenhof, PW Horchental, PW Waldhof, PW Aachen, RB ARA - Umsetzung Massnahmen aus GEP (Sanierung weitere Pumpwerke, Netzbewirtschaftung) Legende: kursiv = realisiert / fett = 2019 / standard = in Planung 3
Geschäftsbericht 2019 Entwicklungsstrategie ARA: Sanierung- und Bauvorhaben Kläranlage 2010 – 2025 Legende: abgeschlossene (grau), geplante (blau) und zukünftige (rot) Projekte. Aktueller Stand Sanierung Sonderbauwerke 4
Geschäftsbericht 2019 2.1 Strategien/Führungsinstrumente Zur Erreichung einer koordinierten Entwicklung der ARA Morgental und des Netzes sowie des Betrie- bes und der Organisation/Finanzen verfügt die Betriebskommission über verschiedene Führungsin- strumente. Diese sind 2019 wiederum aktualisiert worden: − Umsetzung Strategie Infrastrukturanlagen − Umsetzung Energiezielvereinbarung Grossverbrauchermodell bis 2024 − Überarbeitung GEP/GIS − Betriebsanweisungen, Wartung/Unterhalt − Arbeitssicherheit − Budget/Finanzplanung/Übersicht Kreditverpflichtung aktualisiert − Überarbeitung Reglement mit Geschäfts-, Anlagen- und Kostenordnung − Übernahme/Abtretung Verbandsanlagen, Vertragswesen − Energie-/PV-Strategie Pendent sind: − Entwicklung Vision ARA 2050, Siedlungsentwässerung 2050 − Aktualisieren Verhalten/Massnahmen bei Störfällen − Zusammen mit Abwasserverband Altenrhein P-Recycling, Strategie, Masterplan − Landreserven ARA − Netzbewirtschaftung, dynamische Frachtsteuerung − Aktualisieren Stellenbeschrieb − Cyberkriminalität, -sicherheit − Berechnung Verschmutzungsfaktoren Grosseinleiter, Vereinbarungen Grosseinleiter − HRM2 / GPK extern 2.2 Organisation/Verbindlichkeiten 2019 umfasste der Betrieb: 260%-Stellen Führung/Verwaltung und 800%-Stellen Betrieb. Aufgrund der Pensionierung von Bernhard Strupler hat die Betriebskommission per 1. Januar 2020 Mario Soller als Klärwärter mit Fachausrichtung Betriebselektriker eingestellt. Die neue Betriebsorganisation mit klaren Verantwortungsbereichen ist in Kraft. Neue Verträge/Versicherungen Die Verbandsanlagen ARA und Netz wachsen ständig. Das Inventar wird deshalb jährlich in Zu- sammenarbeit mit dem Versicherungsbroker RVT Versicherungs-Treuhand AG überprüft und ange- passt. Der AVM pflegt sein Vertragswerk bzw. seine Vereinbarungen laufend: Verträge 2019 neu unterzeichnet: − Vertrag Direktstromvermarktung, Alpiq − Grundsatz Standort Mobilfunkantenne, Swisscom − Servicevertrag Telefonanlage, Swisscom − Wartungsverträge mit Stadt Arbon: PW Bleichestrasse, PW Landquartstrasse (Melioration) in Bearbeitung sind: − Durchleitungsrecht Ableitung ARA durch WerkZwei-Areal mit HRS − Kanalabtretung Deponie Meggenmüli, Stadt Rorschach − Diverse Abtretungsverträge betreffend Anlagen Siedlungsentwässerung − Wartung elektrischer Leistungsschalter, Schneider Electronic, Ittingen BE − Grosseinleitervereinbarungen mit Mosterei Möhl und Oleificio Sabo, Horn − Serviceverträge: USV-Anlagen, Krananlagen 5
Geschäftsbericht 2019 Netz Organisation ARA Betrieb Aussenanlagen Finanzen P Strategie 2010-2025 Überarbeitung ARA 2050 P Strategie 2010-2025 ➢ Stellenbeschrieb P Reglement Siedlungsentwässerung P Infrastukurentwicklung ➢ 2050 P Betriebsorganisation P Personalplanung Umsetzung bis 2024 ➢ Energiezielvereinbarung ➢ GEP/GIS P Aus-/Weiterbildung P Geschäftsordnung ➢ aktualisieren Störfälle ➢ aktualisieren Störfälle P Labor/Auswertung ➢ Budget, Finanzplanung Generelle P Energieversorgung GEV P Sanierungskonzept P Schliessanlage P Überprüfung Kostenziel Verschmutzungsfaktor P Hochwasserschutz P Energiecheck P Brandmeldung ➢ Kostenverteiler P Verkehr, Erschliessung P Hochwasserschutz ➢ Betriebsanweisungen P Kostenüberwachung Architektur, Gestaltung, Sicherheit (laufend) P Farbe P Notstrom ➢ Cybersicherheit P Sitzungswesen Umgebung, Pflege, Architektur, Gestaltung, Öffentlichkeitsarbeit P Bergerbach P Farbe P Betriebsdoku (laufend) P Kommunikation Beschriftung, Übernahme/Abgabe P Nummerierung P Umgebung, Pflege P Wartung/Unterhalt ➢ Verbandsanlagen Schlammbehandlung Beschriftung, ➢ P-Recycling P Nummerierung P Ausführungsrichtlinien P Leistungsauftrag Vertragswesen P Energie-/PV-Strategie ➢ Netzbewirtschaftung P Beleuchtung, Erdung ➢ Grosseinleiterverträge dynamische ➢ zukünftige Landreserven ➢ Frachtsteuerung P Brauchwasser, Druckluft ➢ HRM2, externe GPK Führungsinstrumente AVM; schwarz = erledigt; blau = in Bearbeitung; rot = pendent Delegiertenversammlung AVM Kantone Betriebskommission AVM Geschäftsprüfungskomission (GPK) Kt. SG: Thomas Keller (AWE) und Marion Kaufmann (AWE) Präsident: Paul Bühler, Mörschwil Revisoren: Reto Schneider Vizepräsident: Gallus Hasler, Roggwil Stefan Fecker Kt. TG: Manuel Tille (AfU) Priska Lang Mitglieder: Didi Feuerle, Arbon Sandro Parissenti, Berg Stephan Tobler, Egnach Thomas Fehr, Horn Michael Aebisegger, Steinach Michael Götte, Tübach Markus Möhl, Vertreter Industrie Mischa Vonlanthen, Finanzen Roland Boller, Geschäftsführer Marco Käser, Ingenieur Sicherheit Geschäftsführung AVM Finanzen Geschäftsführer: Roland Boller, Buchhaltung: Mischa Vonlanthen Intern: Remo Ackermann (SIBE) dipl. Ing. ETH/SIA NDS Marco Käser (Ingenieur) GF-Assistent: Marco Käser Extern: Arbeitssicherheit Zehnder / SUVA BSc Umeltingenieur FH IBG / ESTI Klärwerkfachmann mit eidg. FA Administration Betriebsführung Projektierung Klärmeister: Gerry Schweiger ARA: Roland Boller (Ingenieur) Sekretariat: Karin Stadler Klärwerkfachmann mit eidg. FA Netz: Marco Käser (Ingenieur) Mechanik EMSRL Betrieb und Unterhalt Gino Pacchioni, Klärwärter (Pension Juli 2020) Lazarus Kotsaridis, in VSA-Ausbildung Remo Ackermann, Klärwerkfachman mit eidg. FA Franz Popp, Klärwerkfachmann mit eidg. FA Mitarbeiter vakant bis Juli 2020 Christian Eberle, in VSA-Ausbildung Roland Würth, Klärwärter Mario Soller, in VSA-Ausbildung Organigramm Stand 1. Januar 2020; kursiv = ohne Stimmrecht 6
Geschäftsbericht 2019 2.3 Finanzierung Organisationsstatut Die Ablösung des Verbandreglements durch das neue Organisationsstatut ist abgeschlossen. In di- versen Vernehmlassungen bzw. öffentlichen Auflagen in den Verbandsgemeinden und den Kantonen St. Gallen und Thurgau konnten der Rechtsdienst der beiden Kantone das Statut prüfen und die Bür- ger Stellung nehmen - es gingen keine Einsprachen ein. Somit ist das neue Organisationsstatut (OS, AVM 1000) seit dem 1. Januar 2020 in Kraft und rechts- verbindlich. Ein wichtiger Meilenstein hinsichtlich Auftrag, Zweck, Organisation, Zuständigkeit und Verantwortung, die jetzt klar geregelt sind. Die Geschäftsordnung, die Anlagenordnung und die Kostenordnung müssen noch abschliessend überarbeitet werden. Sie dienen der Betriebskommission, dem Geschäftsführer und den Kontrollorga- nen als Corporate Governance: AVM 001, Rechtssammlung (RS): − AVM 1000 Organisationsstatut (OS) − AVM 1100 Geschäftsordnung (GO) − AVM 1200 Anlagenordnung (AO) − AVM 1300 Kostenordnung (KO) Der Abwasserverband Morgental verfügt jetzt über klare und griffige Instrumente. Kostenziel Der AVM bewirtschaftet Anlagen mit einem Wiederbeschaffungswert von rund Fr. 180 Mio. Das Kos- tenziel wurde für das Jahr 2019 erstmals mit Fr. 6.3 Mio. angesetzt und genehmigt. Die Empfehlung der WIF-Partner geht dahin, dass aufgrund der langfristigen Investitionen und der Höhe des Anlage- vermögens das Kostenziel im 2021 auf Fr. 6.8 Mio. erhöht werden sollte. Dem gegenüber meinen Geschäftsführer Roland Boller und Finanzverwalter Mischa Vonlanthen, dass infolge der jährlichen Erträge, die in der Grössenordnung in den nächsten 2 - 3 Jahren gleich hoch prognostiziert werden können, das Kostenziel vorerst auf Fr. 6.3 Mio. belassen werden soll. Eine Er- höhung des Kostenziels ist zwar jährlich zu prüfen, vermutlich aber erst für das Budget 2025 realis- tisch. Der für das Jahr 2019 sehr hohe Selbstfinanzierungsgrad von 167.4% wiederspiegelt aufgrund aus- bezahlter Bundesbeiträge für EMV von Fr. 1.9 Mio. und zeitlicher Verschiebungen von Investitionen nicht die richtige Grössenordnung. Ohne Bundesbeiträge liegt der Selbstfinanzierungsgrad bei 93%. In diesem Sinn ist der Verlauf des Selbstfinanzierungsgrades in den nächsten Jahren weiter zu be- obachten. Benchmark Die spezifischen Jahreskosten des AVM 2019 bewegen sich mit Fr. 64.17/EW auf dem Niveau der Vorjahre. Je mehr angeschlossene Einwohnerwerte, desto tiefer die spezifischen Kosten. Der Kennzahlenvergleich VSA/KI attestiert der Kläranlage Morgental im Vergleich zu den Kläranlagen der Schweiz eine zweckmässige, günstige Investitionspolitik mit vernünftigen Betriebskosten. Die Organe und der Betrieb des AVM gehen haushälterisch mit den Finanzen um. Die getroffenen Strate- gien und Führungsinstrumente entfalten weiter ihre Wirkung und werden bestätigt. HRM2/Externe Revision Die Gemeinden und öffentlichen Organisationen im Kanton Thurgau sind angewiesen das Harmoni- sierte Rechnungslegungsmodell 2 (HRM2) umzusetzen. Die Betriebskommission wird deshalb im 2020 das Vorgehen bezüglich der Umsetzung prüfen. Zudem sollen die Kosten für eine externe Revi- sion abgeklärt werden. 7
Geschäftsbericht 2019 Das seit 1. Januar 2020 in Kraft gesetzte Organi- sationsstatut bildet zusammen mit der Geschäfts-, Anlagen-, und Kostenordnung die Corporate Governance des Abwasserverbandes Morgental. Eigenfinanzierung [%] 180.0 160.0 140.0 120.0 1 2 Einfluss Bundesbeitrag (EMV) 100.0 Eigenfinanzierung 80.0 Kostenziel ab 2019 60.0 Kostenziel bis 2018 40.0 20.0 0.0 Entwicklung Eigenfinanzierungsgrad AVM ❶: 2019: genehmigtes Kostenziel (DV 15.11.2018) = Fr. 6.3 Mio. ❷: Jährliche Prüfung des Kostenziels mit optionaler Erhöhung auf Fr. 6.8 Mio. Spezifische Jahreskosten für ARA + Kanalnetz [Fr./EW] 140 120 100 80 60 Spezifische Jahreskostenver- lauf (ARA + Netz) pro EW. 40 Trotz der bisherigen Investi- 20 tionen bleiben 2019 die 0 spezifischen Jahreskosten pro EW auf tiefem Niveau von Fr. 64.17/EW. 8
Geschäftsbericht 2019 2.4 Im Fokus ARA Auf der Kläranlage stand die Realisierung der Elimination Mikroverunreinigung (EMV) mit der flankie- renden Infrastruktur, Neubau des Infrastrukturgebäudes Nord, die Planung der neuen Trafostation TS 26, ARA Nord sowie diverse Anpassungsarbeiten im Bereich der Wasserstrasse, Sanierung Einlauf- hebewerk, Ablaufkanäle im Fokus. Mit der Überprüfung und Anpassung der Energie-/Photovoltaikstrategie ist die Kläranlage für den volatilen Energiemarkt gut gerüstet. Seit April 2020 wird der Biomassenstrom direkt vermarktet, eine zwingende Vorgabe der pronovo für Anlagen mit mehr als 500 kW Leistung. Zusammen mit dem be- reits betriebenen Regelenergiepooling konnte der Ertrag aus dem Stromverkauf weiter gesteigert werden. Der Fotovergleich zeigt wiederum eindrücklich, wie die Entwicklungsstrategie der ARA konsequent und etappenweise umgesetzt wird. Die klaren Strukturen erweisen sich als richtig und zweckmässig. Netz In den vergangenen Jahren wurde die generelle Entwässerungsplanung (GEP) im Verbandsgebiet umfassend überarbeitet. Obwohl das Projekt, welches die GEP der Gemeinden beinhaltet, erst 2020 abgeschlossen wird, wurden bereits diverse Folgeprojekte ausgelöst. Einerseits wurden verschiedene Sanierungsarbeiten in den Gemeinden geplant und ausgeführt, andererseits hat auch der AVM be- reits reagiert und mit den Sanierungen von kleineren Pumpwerken begonnen. Aufgrund der Erkenntnisse aus der GEP-Überarbeitung, dem Entwässerungskonzept und den bishe- rigen Betriebserfahrungen ist als weitergehende Systemoptimierung die dynamische Netzbewirtschaf- tung in die Massnahmenplanung GEP aufgenommen worden. Nebst den Regenbecken soll auch das Kanalnetz bewirtschaftet werden, um somit die Entlastungsmengen von Mischabwasser weiter redu- zieren und den Gewässerschutz verbessern zu können. Cybersicherheit Die zunehmende IT-Durchdringung und Vernetzung der Prozessautomatisierung durch die Digitalisie- rung lassen neue Risiken entstehen. Die Gefahr besteht, dass gezielte Cyber-Angriffe auf die Büro- und Prozessleitsystem-Infrastruktur der Abwasserreinigungsanlagen ausgeübt werden. Betreibern von kritischen Infrastrukturen wird deshalb empfohlen, den vom Bundesamt für wirtschaftliche Lan- desversorgung (BWL) erarbeiteten IKT-Minimalstandard (IKT = Informations- und Kommunikations- technologie) umzusetzen. Dieser Minimalstandard dient als Empfehlung und mögliche Weisung zur Verbesserung der IKT-Resilienz (Widerstandsfähigkeit). Die Arbeitsgruppe „step by STEP“ erarbeitete mit Experten der Abwasserbranche und mit dem Bund einen Minimalstandard für die Sicherheit der Informations- und Kommunikationstechnologie in Abwasserbetrieben. Dieses Branchendokument beinhaltet anerkannte Richtlinien und Empfehlungen zur Verbesserung der IKT-Sicherheit und wendet sich grundsätzlich an alle Unternehmen, die an der Klärung von Abwasser beteiligt sind. Die Empfeh- lungen werden in der Branche im Sinne einer Selbstregulierung freiwillig umgesetzt. Der AVM wird dieses Thema im Januar 2020 starten. Dank Die Abwasseranlagen werden dauernd beansprucht. Der Unterhalt und Ersatz sind somit ein rollender Prozess, der viele Projekte und Realisierungen nach sich zieht. Nur dank den vorrausschauenden Delegierten, einer umsichtigen Betriebskommission, motivierten Planern und Mitarbeitern kann die Fülle der Aufgaben bewältigt werden. Für das entgegengebrachte Vertrauen und geleistete Engage- ment danke ich allen. Der Geschäftsführer Roland Boller 9
Geschäftsbericht 2019 Stand 2007: Wald, Schrebergärten, Fundament alter Gasometer, Wiese im Süden Stand Januar 2020: Energiezentrale, KW Morgental, Holzwärmezentrale Primeo Energie, Erschlies- sungsstrasse, Schlammentwässerung, PV-Anlagen, Elimination Mikroverunreinigung, Infrastrukturge- bäude Nord 10
Geschäftsbericht 2019 3 Kläranlage 3.1 Einleitbedingungen und Qualitätsnachweis Die gesetzlich vorgeschriebenen Ablaufwerte konnten trotz unterschiedlicher Zulaufmenge und unre- gelmässiger, stossweiser Belastungen gut eingehalten werden. Die Restbelastung des gereinigten Abwassers liegt wesentlich tiefer als die gesetzlich geforderten Einleitwerte. Einzig beim Parameter Nitrit wurden mehr Überschreitungen gemessen als zulässig sind. Param eter Ein- Anforderung Mittel- Anz. Anz. Überschreitungen Anforderungen heit w ert Proben Erfüllt zulässig tatsächlich CSB tot., Chem. Sauerstoffb. Reinigung CSB tot. DOC, gel. organ. Kohlenstoff Reinigung D(T)OC TOC, tot. organ. Kohlenstoff Reinigung TOC NH4-N, Ammonium Reinigung NH4-N NO2-N Nitrit NO3-N, Nitrat Gesamtstickstoffelimination P tot., Phosphor total Reinigung P tot. GUS Ges. ungelöste Stoffe Durchsichtigkeit Der geforderte Nitrit-Jahresmittelwert konnte 2019 gut erreicht werden. Allerdings wurde die zulässige Anzahl an Überschreitungen um drei Werte nicht erfüllt. Dies ist vor allem auf eine verspätet erfolgte TS-Erhöhung in der Biologie nach der Mostereikampagne im Herbst zurückzuführen. Bezüglich Gesamtphosphor sind die gesamten dem Bodensee zugeführten Frachten massgebend. Neben den Massnahmen bei der Abwasserreinigung können daher auch Massnahmen bei den Mischwasserentlastungen im Einzugsgebiet berücksichtigt werden. Werden solche Massnahmen im Entwässerungskonzept des GEP aufge- führt und umgesetzt, gilt im ARA-Ablauf für Gesamtphosphor der Wert von 0.3 mg/l gemäss der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) als anzustrebender Jahresmittelwert. Für Gesamtphosphor gilt gemäss IGKB ein Reinigungseffekt von 95%. Dieser hohe Reinigungseffekt kann auf der ARA Morgental bei Regenwetter oftmals nicht erreicht werden. Bei Regenwetter wird weit mehr als der zwei- fache Trockenwetteranfall (2 QTW) über die Wasserstrasse geleitet. Dies ist im Sinne des Gewässerschutzes durchaus anzustreben, solange eine Menge über 2 QTW ohne negative Auswirkungen (Schlammabtrieb) gereinigt werden kann. Das AWE wendet daher für den Reinigungseffekt für Phosphor ab 2014 einen Beurteilungswert von 90% an (vgl. Tabelle oben (Ja)). Ein Reinigungseffekt von 95% ist anzustreben. 11
Geschäftsbericht 2019 Qualitätsnachweis: Auswahl an Laboranalysen des gereinigten Abwassers: Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB) [mg/l] Gelöster organischer Kohlenstoff (DOC) [mg/l] Grenzwert Erwartungswert Ablaufwerte Grenzwert Erwartungswert Ablaufwerte 80.00 12.00 70.00 10.00 60.00 8.00 50.00 40.00 6.00 30.00 4.00 20.00 2.00 10.00 0.00 0.00 Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB) Gelöster organischer Kohlenstoff (DOC) Ammonium (NH4-N) [mg/l] Nitrit (NO2-N) [mg/l] Grenzwert Erwartungswert Ablaufwerte Grenzwert Ablaufwerte 6.00 1.20 5.00 1.00 4.00 0.80 3.00 0.60 2.00 0.40 1.00 0.20 0.00 0.00 Ammonium (NH4-N) Nitrit (NO2-N) Nitrat (NO3-N) [mg/l] Phosphor total (P tot.) [mg/l] Zielwert Ablaufwerte Grenzwert Ablaufwerte 25.00 0.80 0.70 20.00 0.60 15.00 0.50 0.40 10.00 0.30 0.20 5.00 0.10 0.00 0.00 Nitrat (NO3-N) Phosphor total (Ptot) Gesamte ungelöste Stoffe (GUS) [mg/l] Durchsichtigkeit nach Snellen [cm] Grenzwert Erwartungswert Ablaufwerte Grenzwert Ablaufwerte 45.00 70.00 40.00 60.00 35.00 50.00 30.00 25.00 40.00 20.00 30.00 15.00 20.00 10.00 10.00 5.00 0.00 0.00 Gesamte ungelöste Stoffe (GUS) Durchsichtigkeit nach Snellen 12
Geschäftsbericht 2019 3.2 Frachten und Kontrollen Frachtkommentar Die höheren Niederschlagsmengen führten dazu, dass ebenfalls die ARA-Zulaufmengen im Vergleich zu 2018 zunahmen. Vor allem im Herbst lagen die Niederschlagswerte weit über den Mengen des Vorjahrs. Die CSB-Belastung der ARA sank wieder in den Bereich der Vorjahre. Dies zeigt eindrücklich das ausgeprägte Mostjahr von 2018, welches grosse Mengen an gelöstem Kohlenstoff im Zulauf der ARA zur Folge hatte. Die Menge des entfernten Rechen- und Schlammsiebguts bewegte sich nach den ausserordentlichen Entsorgungen im Jahr 2018 wieder im Normalbereich. Dabei ist jedoch eine stetige Zunahme dieser Feststoffe über die letzten Jahre erkennbar. Vergleichsmessungen Am 27. März 2019 wurden die jährlichen Vergleichsmessungen der ARA-Labors im ganzen Kanton durchgeführt. Ziel dieser Ringversuche ist, den Teilnehmern anhand von realen Proben die Selbst- kontrolle der eigenen Untersuchungstätigkeit zu ermöglichen. Insgesamt haben 57 Teilnehmer von total 42 Kläranlagen an der Untersuchung teilgenommen. Drei Mitarbeiter des AVM haben ebenfalls am Versuch mitgemacht und die vom Amt für Wasser und Energie (AWE) zugestellten Abwasserproben analysiert. Dabei mussten die Konzentrationen von insgesamt fünf Stoffen aus einer Zulaufprobe bzw. sieben Stoffe aus einer Ablaufprobe bestimmt werden. Alle drei Mitarbeiter erzielten gemäss Schlussbericht ein sehr gutes Resultat. Dies unter- streicht die gute Qualität und hohe Zuverlässigkeit der Laboruntersuchungen der ARA Morgental. Kontroll-/Paralleluntersuchungen Bei den jährlichen Paralleluntersuchungen werden die Zu- und Ablaufproben eines Tages durch das ARA-Personal im ordentlichen Betrieb wie gewohnt untersucht. Zusätzlich werden die gleichen Pro- ben im kantonalen Labor analysiert und die Resultate anschliessend verglichen. Dabei können Fehler aufgedeckt und diskutiert werden. Die Untersuchungen wurden am 30. September 2019 durchgeführt und konnten bis auf eine kleine Abweichung beim CSB-Wert erfolgreich abgeschlossen werden. 13
Geschäftsbericht 2019 Abwassermenge [m3] Niederschlag [mm] 7'000'000 1'400 6'000'000 1'200 5'000'000 1'000 4'000'000 800 3'000'000 600 2'000'000 400 1'000'000 200 0 0 Abwassermenge Niederschlagsmenge Rechen-/Schlammsiebgut [kg] Belastung CSB [kg] 120'000 3'000'000 100'000 2'500'000 80'000 2'000'000 60'000 1'500'000 40'000 1'000'000 20'000 500'000 0 0 Rechen- und Sandfanggut Belastung CSB Belastung Stickstoff [kg] Belastung Phosphor [kg] 180'000 25'000 160'000 140'000 20'000 120'000 15'000 100'000 80'000 10'000 60'000 40'000 5'000 20'000 0 0 Stickstoffbelastung Phosphorbelastung Frischschlamm [t] Schlammabgabe AVA [t TS] 1'600 800 1'400 700 1'200 600 1'000 500 800 400 600 300 400 200 200 100 0 0 Frischschlamm Schlammabgabe an den AVA 14
Geschäftsbericht 2019 3.3 Auslastung und Reserven Im Herbst wurde die Biologie an einzelnen Tagen mit hohen Spitzenfrachten an Kohlenstoff belastet, bis zu 12‘228 kg CSB/Tag was 152‘000 Einwohnerwerten entspricht. Solche Belastungen führen zum versagen der Biologie und Bildung von Blähschlamm mit Schlammabtrieb aus der Nachklärung. Die Reinigung bricht dann praktisch zusammen. Obwohl im 2018 gesamthaft gesehen wesentlich mehr gemostet wurde, waren einzelne Tagesspitzen im 2019 höher. Vermutlich haben an diesen Tagen verschiedene Faktoren zusammengespielt. Aufgrund der Regen- situation sind abgelagerte Stoffe mobilisiert, die Mosterei Möhl in der Mostereikampagne mit Zucker- belastung und die Oleificio Sabo mit hydraulischen Durchbrüchen bei den Fettabscheidern. Alles zu- sammen erzeugt dann eine zu grosse Belastung für die Biologie. Dieser Umstand zeigt eindeutig, dass die biologische Reinigungskapazität erreicht bzw. überschritten ist. Zudem wird bestätigt, dass die Industriegrosseinleiter genauer untersucht und mit Grosseinleiter- vereinbarungen in ihre Pflicht genommen werden müssen. Grosseinleiter Der Abwasserverband Morgental ist dabei mit beiden Industriebetrieben und den Vertretern der Kan- tone Thurgau und St. Gallen entsprechende Vereinbarungen auszuarbeiten. Darin sollen die mass- geblichen Themen, wie Massnahmen an der Quelle sowie betriebliche Optimierungen, Verantwort- lichkeiten und der Informationsfluss besprochen und festgelegt werden. Die Vereinbarungen sollen 2020 erstellt und unterzeichnet werden. Sie bilden eine weitere Grundlage für die Dimensionierung der Sanierung/Erweiterung Biologie. Mosterei Möhl Trotz dem normalen Mostjahr 2019 mit 19‘632 t Obst ist es im Herbst zeitweise zur Blähschlammbil- dung mit schlechten Ablaufwerten gekommen. Denn für die biologische Reinigungsleistung ist nicht die Jahresfracht massgebend, sondern die maximale Tagesbelastung. Diese wird durch den Betrieb der Mosterei Möhl bestimmt. Ein Vollbetrieb mit fünf Pressen kann zur kritischen Belastung auf der Kläranlage führen. Die Mosterei Möhl hat 2019 die Neutralisationsanlage saniert. Dies hat wesentlich zur Verbesserung der Situation auf der ARA bzgl. der pH-Stösse beigetragen. Ein Dankeschön an die Betriebsleitung der Mosterei Möhl. Oleificio Sabo Bei der Sabo geht es vor allem darum, mögliche Störfalle zu minimieren, um so Verschmutzungen an den Aussenanlagen und Spitzenbelastungen zu vermeiden. Die Oleificio Sabo wird durch eine interne Studie bis Oktober 2020 aufzeigen, wie sie die die Situation zu verbessern will. Der Bericht wird dem AVM und den Kantonen zur Stellungnahme unterbreitet werden. Zusammengefasst darf festgestellt werden, dass zwischen allen Beteiligten ein gutes Klima herrscht und die gemeinsamen Ziele konsequent verfolgt werden. Dies beruht sicherlich auf der offenen ge- genseitigen Information und dem Vertrauen. 15
Geschäftsbericht 2019 120.00% 110.00% 100.00% 90.00% 80.00% 70.00% 60.00% 50.00% Auslastung Dimensionierungsbelastung 40.00% 85%-Belastung 2019 30.00% Reserve 2019 20.00% 10.00% 0.00% -10.00% -20.00% -30.00% -40.00% -50.00% Hydraulisch Biologie Biologie Biologie Faulung Nachklärung Winter Sommer Herbst mit Eindickung ARA-Auslastung 2019: hydraulisch, biologisch, Schlamm, Reserven; Herbst Überlast Biologie 50'000 45'000 40'000 35'000 Obst in Tonnen 30'000 Äpfel 25'000 Birnen 20'000 Total 15'000 10'000 5'000 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Verlauf Obstmengen Äpfel und Birnen gemostet 2006 – 2019; Extremjahr 2018 (Möhl 2020) Bild links: Überlast Biologie infolge Spitzenbelastung an einzelnen Tagen 2019 Bild rechts: Neue Neutralisationsanlage der Mosterei Möhl 16
Geschäftsbericht 2019 3.4 Wasserstrasse Sanierung Einlaufhebewerk 2018 wurden die baulichen Sanierungsmassnahmen abgeschlossen. 2019 folgte nun der Umbau der rund zwanzig Jahre alten Elektroinstallationen und der Steuerungstechnik. Da der Betrieb des Hebe- werks auch während den Arbeiten ständig gewährleistet sein muss, war ein etappierter Umbau mit klar definierten Betriebszuständen und Provisorien sehr wichtig. Im Rahmen des Erneuerungsprojektes sind somit die gesamten Elektro-, Mess-, Steuerungs-, Rege- lungs- und Leittechnikeinrichtungen (EMSRL) des EHW saniert und auf den gleichen technischen Stand gebracht worden. Zulaufmessung Im Sommer wurde die berührungslose Durchflussmessung im Zulauf der ARA durch die Firma Photrack in Betrieb genommen. Die direkt nach der Rechenanlage installierte Zulaufmessung dient zukünftig als Signalgeber für den Regenwetterzustand. Die Messung bietet eine innovative, kame- rabasierte Lösung zu gleichem Preis wie eine herkömmliche Durchflussmessung. Zudem liegt der grosse Vorteil darin, dass keine abwasserberührten Sensoren benötigt werden und der Zufluss auch optisch (Trübung, Farbveränderung) beurteilt werden kann. Mechanische/Biologische Reinigungsstufe 2019 ist die Submission Gesamtplaner erfolgt. Zudem sind die weiteren Planungsgrundlagen erar- beitet worden. Im Herbst zeichneten sich beim Vorklärbeckenräumer erste Schäden an den Lager und den Hydraulikzylindern der Räumerschilder ab. Der entsprechende Ersatz wurde für das 2020 terminiert. Elimination Mikroverunreinigung (EMV) Anfang Jahr konnte die Submission der Baumeisterarbeiten abgeschlossen werden. Nachdem kei- ne Beschwerde beim Verwaltungsgericht eingegangen war, konnte Mitte Februar mit den Arbeiten begonnen werden. Die Rohbauarbeiten verliefen durchs ganze Jahr planmässig. Trotzdem wurden hinsichtlich des Endtermins September 2021 Beschleunigungsmassnahmen des Baumeisters be- schlossen. Diese bestanden in erster Linie im Stellen eines zweiten Krans westlich der EMV und der Ausführung von Samstagarbeiten je nach Bedarf. Einen baulichen Meilenstein stellten die Anschlussbauwerke dar. Diesbezüglich musste n die Arbei- ten frühzeitig mit dem Kraftwerksbetrieb und den Wärmebezügern koordiniert werden. Die bauli- chen Anpassungsarbeiten am Auslaufbauwerk des Kraftwerks wurden anschliessend während des vierwöchigen Unterbruchs des Kraftwerkbetriebes ausgeführt. Zudem wurden die für den EMV- Betrieb notwendigen Schützen eingebaut. Bezüglich Sicherheit wurden laufend Kontrollen durch den Sicherheitsbeauftragten des Projektes, aber auch durch interne Fachleute der Bauunternehmung durchgeführt. Bis anhin sind lediglich kleinere Beanstandungen zu verzeichnen. Die bisherigen Sicherheitsberichte zeigen gute Sicher- heitsstandards der Baustelle EMV. Bis Ende 2019 ist ein Grossteil der Aufträge submissioniert worden. Zudem wurde mit dem Funkti- onsbeschrieb als Grundlage der Steuerung der Anlage begonnen. Riss in der Ableitung beim KW Morgental Wahrscheinlich als Folge der durch die Pfählungsarbeiten beim Bau der EMV ausgelösten Boden- bewegungen ist zwischen dem Auslaufbauwerk Kraftwerk und dem Ablaufkanal Anfang Jahr ein Leck aufgetreten. Dieses ist Ende Februar provisorisch repariert worden. Zudem sind von aussen weitere Sicherungsmassnahmen vorgenommen worden. Zwischenzeitlich konnte der schadhafte Übergang von innen her definitiv repariert werden. 17
Geschäftsbericht 2019 Saniertes Einlaufhebewerk ARA-Zulauf: neue Durchflussmessung EMV: Tiefbau… …und Rohbau Filterzellen EMV: Rohbau Ozonreaktoren… …und Eingiessen des Düsenbodens EMV: Metall- und Dachbau… …und Schaden am Ableitungskanal 18
Geschäftsbericht 2019 3.5 Schlammbehandlung Frischschlamm/Co-Substrate Im Geschäftsjahr 2019 wurden total 30‘548 m3 bzw. ca. 1‘383.3 to TS Schlamm gefault. Dem Frisch- schlamm wurde dabei zusätzlich Co-Substrate (Alkohol, Lecithin, Schlempen, Fettwasser) beige- mischt. Um den täglichen Schlammanfall mitsamt den Co-Substraten in den Faultürmen zu vergären, ist eine funktionierende Dosiereinheit zwingend. Deshalb werden die Pumpen und Frischschlammleitungen jährlich gewartet bzw. gespült. Diese Arbeiten konnten im Frühling erfolgreich durchgeführt werden. Das Beimischen der Co-Substrate führt zu grösserem Gasanfall und qualitativ besserem Klärgas. Dieses wird durch das Blockheizkraftwerk (BHKW) und die Gasturbinen verstromt. Das 2015 in Be- trieb genommene BHKW muss ab 1. Januar 2026 aufgrund der verschärften Luftreinhalteverordnung ersetzt werden. Schlammeindickung /-aufbereitung Die Schlammeindickung ist seit Herbst 2018 erfolgreich in Betrieb und erfüllt ihre Funktion bestens. 2019 wurde die Betriebsdokumentation vervollständigt und die CE-Konformitätserklärung mit Risiko- analyse erstellt. Kleinere Betriebsoptimierungen wie Anpassung der Staukante und Anbringung von zusätzlichen Umschichter sind erfolgt. Schlammfaulung Die sogenannte mesophile Faulung im Vorfaulraum der ARA Morgental setzt Schlammtemperaturen von 36-38°C voraus. Um dieses Milieu zu gewährleisten, wird der Schlamm regelmässig über einen Rohrwärmetauscher gepumpt und auf die Prozesstemperatur erwärmt. Dieser Wärmetauscher wird jährlich geöffnet und kontrolliert. Bei starken Ablagerungen von Magnesium-Ammonium-Phosphat (MAP) muss dieser gereinigt werden. Bei der Kontrolle von 2019 wurden nur leichte Ablagerungen festgestellt, so dass die Wärmeübertra- gung auf den Schlamm noch sichergestellt ist. Der Kanton beprobte zwei Mal jährlich den ausgefaulten Klärschlamm. Die Ergebnisse entsprachen jeweils den gesetzlichen Bestimmungen (vgl. Anhang A3). Schlammentwässerung Die Schlammentwässerungsanlage konnte bis auf die stets verstopften Zentratwasserleitungen ohne Probleme betrieben werden. Die Leitungen, welches das aus dem Schlamm zentrifugierte Wasser zurück in die ARA fördert, verkalken und verstopfen regelmässig stark. Auch das regelmässige Spü- len und Warten der Pumpen half im Sommer nicht mehr. Daraufhin wurde in einem provisorischen Betrieb das Zentratwasser via Schmutzwasserleitung in der Erschliessungsstrasse direkt dem Einlaufhebewerk zugegeben. Da sich diese Lösung bewährte, wur- den im Winter eine fest installierte Leitung und ein neuer Schacht gebaut. Schlammentsorgung 2019 wurden insgesamt 745.1 to TS zur Trocknung und Entsorgung nach Altenrhein geliefert. Die Zuteilung von Zeitfenstern für die Anlieferung von Schlamm beim AVA hat sich bewährt. Umdispositi- onen und Verzögerungen infolge von Kapazitätsengpässen bei der ARA Altenrhein konnten seitens des AVM problemlos abgefangen werden. Die Umstellung zu Pelletierung hatte Geruchsprobleme zur Folge. Die Lösungssuche beim AVA läuft. 19
Geschäftsbericht 2019 ALC: Gasmessung Ethanol ZB2: Neue Füllstandmessung SED: Umschichter VFR: Schlammwärmetauscher mit etwas MAP SEA: Verstopfte Zentratwasserleitung SEA: Modifizierte Spüldüse mit Zertrümmerer SEA: Ablagerungen in Zentratwasserleitung SEA: Bau der neuen Zentratwasserleitung 20
Geschäftsbericht 2019 3.6 Gas und Energie Gasproduktion 2019 erreichte die Gasproduktion mit total 1‘970‘447 m3 (2018 = 1‘729‘278 m3) einen neuen Höchst- wert. Aufgrund der höheren Produktion nahmen auch die Produktionsspitzen zu. Das Blockheizkraft- werk (BHKW) verarbeitete weiterhin zuverlässig den Hauptanteil des Gases. Zusätzlich verwerteten die Mikrogasturbinen (GTB) 10% des Klärgases. Ausserdem wurden insgesamt 220 m3 (2018 = 900 m3) während den Funktionskontrollen der beiden Gasfackeln vernichtet. Die Gasproduktion ist stark von den Co-Substratlieferungen abhängig. Diese Lieferungen von flüssi- gen Reststoffen erreichten 2019 ebenfalls Höchstwerte. Strombilanz ARA Dank der massiven Zunahme der Gasproduktion konnte entsprechend auch mehr Biomassenstrom erzeugt werden. Das BHKW produzierte 2019 total 4‘478‘000 kWh (2018: 4‘115‘116 kWh) elektri- sche Energie, die Gasturbinen 2019 total 346‘477 kWh (2018: 149‘305 kWh). Die Photovoltaikanla- gen auf den Dächern der Energiezentrale und dem Werkstattgebäude steuerten dabei 34‘511 kWh (2018: 35‘473 kWh) zertifizierten KEV-Strom bei. Insgesamt konnte die Stromproduktion um rund 13% auf 4‘858‘988 kWh gesteigert werden Der Betrieb der Kläranlage brauchte 2019 mit netto 1‘614’000 kWh (2018: 1‘882‘887 kWh) markant weniger Strom. Im Vergleich zu 2018 war das vergangene Jahr ein durchschnittliches Mostjahr, welches zur üblichen Belastung in der Biologie der ARA führte. Deshalb sank parallel zur benötigten Gebläseleistung auch der Nettostromverbrauch der Anlage. Da beim Bau des Infrastrukturgebäudes Nord (IGN) und der Eliminationsstufe Mikroverunreinigung (EMV) ausserordentlich viel Baustrom benötigt wurde, blieb der Bruttostromverbrauch im Gegensatz zum Nettostromverbrauch fast unverändert. Zudem wird spätestens die Inbetriebnahme der EMV 2021 wieder zu einer Zunahme des Nettostromverbrauchs der ARA führen. Dies wiederum soll mit der Errichtung des Solarfaltdaches über den Klärbecken weitestgehend kompensiert werden. Strombilanz Aussenanlagen Per Anfang 2019 wurden insgesamt 11 neue Pumpwerke von den Gemeinden ins Verbandsvermö- gen übernommen. Für den Betrieb aller Verbandsanlagen im Einzugsgebiet wurde im Vergleich zum Vorjahr (2018 = 240‘776 kWh) auch deshalb mehr Energie benötigt: 271‘781 kWh. Allerdings ist der Mehrverbrauch teilweise auch auf die höheren Niederschlagsmengen zurückzuführen. Herkunftsnachweis Strom Der AVM bezieht für den Betrieb der ARA sowie der Aussenanlagen seit 2019 zu 100% Ökostrom vom Netz. Das bedeutet, dass der AVM auch beim Stromeinkauf auf fossile Energiequellen und Kernenergie komplett verzichtet. Da der Verband erneuerbare Energie produziert und verkauft, ist ein Bezug von Ökostrom aus dem Netz nur konsequent. Wärmebilanz ARA Dank des höheren Gasertrags konnte auch die Wärmeproduktion aus der Abwärme des BHKW und der Turbinen auf 5‘509 MWh (2018: 4‘806 MWh) gesteigert werden. Davon konnten insgesamt 4‘404 MWh (2018: 3‘638 MWh) Wärmeenergie an die Primeo Energie verkauft werden. Der Wärmebedarf für Faulung und Betriebsräume konnte durch die Inbetriebnahme der Schlammein- dickung im Vergleich zu 2018 nochmals gesenkt werden und betrug 1‘105 MWh. Die Prognose bis 2025 basiert analog der Stromproduktion auf den zukünftig erwarteten Gasmengen. Diese sind sehr volatil (+/- 20%), da die produzierte Gasmenge stark von den Liefermengen der Co- Substrate abhängt. 21
Geschäftsbericht 2019 Gasproduktion [m3/Jahr] Stromkennzeichnung 2019 [%] 2'500'000 3.1 1.8 2'000'000 1.7 Wasser Biomasse 1'500'000 Sonne 1'000'000 Div. Erneuerbare 500'000 0 93.4 Gasproduktion Stromkennzeichnung Stromproduktion/-Verbrauch ARA [kWh/Jahr] 7'000'000 6'000'000 5'000'000 ARA Windturbine ARA Photovoltaikanlage 4'000'000 ARA Mikrogasturbine ARA Blockheizkraftwerk 3'000'000 ARA Bruttostromverbrauch ARA Strombezug Netz 2'000'000 ARA Rückspeisung Netz 1'000'000 0 Stromproduktion/-Verbrauch ARA Wärmeproduktion/-Verbrauch ARA [kWh/Jahr] 6'000'000 5'000'000 4'000'000 ARA Gasheizung ARA Mikrogasturbine 3'000'000 ARA Blockheizkraftwerk ARA Ölheizung 2'000'000 ARA Wärmeverbrauch 1 2 1'000'000 0 Wärmeproduktion/-Verbrauch ARA, Blockheizkraftwerk ab 2015 in Betrieb ❶: Sanierung inkl. Wärmedämmung Faulturm ❷: Inbetriebnahme Schlammeindickung 22
Geschäftsbericht 2019 Energiekennzahlen ARA Kläranlagen werden nach Energiekennzahlen beurteilt. Diese werden durch den Verein Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) mittels eines Richt- (rot) und eines noch strengeren Idealwertes (grün) festgelegt und sind verbindlich. Trotz zusätzlicher Verbraucher (Schlammeindickung) ist der Stromverbrauch-Kennwert eges der Anla- ge auf dem Niveau der Vorjahre geblieben. Die Effizienz der Biologie nahm hingegen zu (eBB). Energiegrossverbraucher/Energiezielvereinbarung Der AVM hat am 14. Dezember 2014 die Energiezielvereinbarung mit der Energieagentur der Wirt- schaft (EnAW) unterzeichnet. Die Umsetzung der Massnahmen erfolgt nun etappenweise in den kommenden Jahren bis 2023. 2019 sind folgende Massnahmen und Optimierungen ausgeführt worden: − Biologie: Jährliche Reinigung der Belüfter; Teilersatz der Belüftermembrane − Schlammwärmetauscher: Periodische Kontrolle/Reinigung − Realisierung Schlammeindickung − EHW: Sanierung Elektroinstallationen, FU, Optimierung Einstauhöhen Die entsprechenden Massnahmen fürs 2020 sind eingeleitet. Rückerstattung des Netzzuschlages Der AVM hat 2018 beim Bundesamt für Energie (BFE) die Rückerstattung des Netzzuschlages für die Jahre 2016 und 2017 eingefordert. Der AVM als Zweckverband war in diesem Zeitfenster dazu grundsätzlich berechtigt. Das Gesuch für das Jahr 2017 wurde kurze Zeit später abgewiesen, da die Rückerstattungen die erforderliche Höhe nicht erreichten. Die Forderungen für das Jahr 2016 wurden vom BFE hingegen zugesichert und die Eidgenössische Finanzverwaltung überwies dem AVM Ende März die Rückerstat- tungen in Höhe von Fr. 20‘767.40. Stromregelpooling Als Poolteilnehmer bietet der AVM der Firma Alpiq AG seit 2017 mit dem Betrieb des BHKW negative Sekundärregelleistung an, die von der Alpiq auf dem Strommarkt gehandelt wird. Dazu muss wö- chentlich der prognostizierte Betrieb des BHKW jeweils für die Folgewoche in einem Online-Tool der Alpiq gemeldet werden. Das Angebot wird anschliessend mit den anderen im Pool organisierten Pro- duzenten abgeglichen und am Strommarkt angeboten. Der Betrieb der im Pool organisierten Maschi- nen werden danach entsprechend der erhaltenen Zuschläge durch die Alpiq orchestriert. 2019 gene- rierte der AVM dadurch zusätzliche Einnahmen von insgesamt Fr. 12‘950.-. Direktstromvermarktung Die seit 1. April eingeleitete Direktstromvermarktung generiert zusätzliche Einnahmen von Fr. 1‘500.- bis Fr. 2‘000.- pro Quartal und somit ca. Fr. 6‘000.- bis Fr. 8‘000.- pro Jahr. 23
Geschäftsbericht 2019 eges: Gesamter (Netto-)Elektrizitätsverbrauch pro eBB: Elektrizitätsverbrauch biologische Behandlung Einwohnerwert [kWh/EW] pro Einwohnerwert [kWh/EW] 60 25 50 20 40 15 30 10 20 5 10 0 0 N2: Grad der Klärgasumwandlung in N1: Grad der Klärgasnutzung [%] Kraft/Elektrizität [%] 102 45 100 40 98 35 96 30 94 25 92 20 90 15 88 10 86 84 5 82 0 N3: Spezifische Klärgasproduktion pro oTS Die Berechnung der Energiekennzahlen erfolgte über [m3/t oTS] 2500 das EDV-Tool des 2013 lancierten und 2015 abge- schlossenen Projektes „Energiedaten in ARA“ von VSA 2000 und BFE. 1500 Ziel des Projektes war eine übersichtliche und einheitli- che Erfassung von Energiedaten auf ARA vorzuschla- 1000 gen, welche die Erstellung von genaueren und ver- gleichbaren Statistiken ermöglichen soll. 500 Das daraus resultierende Analysetool des Projektes 0 kam für die Berechnung der Energiekennzahlen erneut zum Einsatz. Ve: Eigenversorgungsgrad Elektrizität [%] Vw: Eigenversorgungsgrad Wärme [%] 350 600 300 500 250 400 200 300 150 200 100 50 100 0 0 24
Geschäftsbericht 2019 3.7 Energiepark Stromproduktion Dank des höheren Gasertrags der ARA Morgental sowie der grösseren Regenmenge konnte die Stromproduktion des Energieparks 2019 auf 8’430’713 kWh (2018 = 7‘559‘058 kWh) gesteigert wer- den. Davon produzierten das BHKW und die Gasturbinen des AVM insgesamt 4’824’477 kWh bzw. 57%. Die grösseren Niederschlagsmengen führten vor allem im Kraftwerk Morgental zu einer höheren Stromproduktion. 2020/21 wird der AVM vier weitere PV-Anlagen in Betrieb nehmen. Dabei handelt es sich um eine kleinere Anlage auf dem Infrastrukturgebäude Nord (52 kWp) und eine grössere Anlage auf dem EMV-Gebäude (188 kWp). Die PV-Module werden jeweils auf einem Kiesdach in Ost-West Richtung mit einer 10°-Neigung aufgeständert. Damit kann auf der zur Verfügung stehenden Fläche ein sehr hoher Energieertrag erreicht werden. Zudem werden Anfang 2021 zwei Solarfaltdächer über den Vorklärbecken bzw. über den Biologie- und Nachklärbecken mit total 633 kWp ans Netz gehen. Diese PV-Anlagen werden mit Stützen auf den bestehenden Becken gebaut und ermöglicht somit eine zweifache Flächennutzung. Die Module können mittels Seilbahntechnik aufgrund eines Meteoalgorhythmus ein- und ausgefahren werden und nehmen so bei Unwetter in den Bahnhöfen ihre gesicherte Parksituation ein. Die Unterkonstruktion des Solarfaltdaches bildet der Stahlbau aus Stützen und Trägern. Die Kräfte und Windlasten werden so auf die Betonwände der Wasserstrasse übertragen. Wärmeproduktion Die verschiedenen Wärmeerzeuger im Energiepark Morgental produzierten 2019 insgesamt 21’730’128 kWh. Im Vergleich zu 2018 (22‘507‘171 kWh) wurde somit weniger Wärmeenergie produ- ziert. Dies hat höchstwahrscheinlich mit der wärmeren Jahrestemperatur während der Heizperiode zu tun. Der Anteil des Ölkessels konnte 2019 auf 19% (2018 = 23%) reduziert werden. Die Wärmeener- gie aus der Gasverwertung belief sich anteilsmässig auf 25%. CO2-Bilanz Die Grafik zeigt die jährlichen CO2-Einsparungen durch den Energiepark. Dabei wird unabhängig vom Energieverbrauch der ARA und der Infrastruktur der Partner berechnet, wieviel CO 2 ausgestossen würde, wenn die gesamte Energieproduktion des Energieparks (exkl. Ölheizung) durch fossile Ener- gieträger gedeckt werden müsste. Verwendet wird dafür der Umrechnungsfaktor von 0.3 kg CO2 eq/kWh für den Schweizer Strommix aus dem Schlussbericht der TEP Energy GmbH c/o ETH Zürich „CO2-Intensität des Stromabsatzes an Schweizer Endkunden“ aus dem Jahr 2009. Für den Ökostrombezug ab 2014 ist der Faktor zehn- mal kleiner gemäss Swiss Climate AG, Bern. Für die Wärmenergie wird auf den Umrechnungsfaktor von Heizöl extraleicht 0.265 kg CO2 eq/kWh gemäss den offiziellen Emissionsfaktoren des BAFU zurückgegriffen. Wegen der gesteigerten Stromproduktion und dem gesunkenen Anteil der Ölheizung fielen auch die hochgerechneten CO2-Einsparungen gegenüber dem Vorjahr höher aus. 25
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