Geschäftsbericht 2010 - ITI Germany

 
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Geschäftsbericht                                                        2010

   Internationales Theaterinstitut Zentrum Bundesrepublik Deutschland
Geschäftsbericht 2010
Zentrum Bundesrepublik Deutschland des Internationalen Theaterinstituts (ITI) e.V.

Vorgelegt der Mitgliederversammlung vom 26./27. März 2011

Gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) aufgrund
eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und durch die
Kulturstiftung der Länder (KSL)

                                                                                      1
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                                                 INTERNATIONAL THEATRE INSTITUTE - www.iti-worldwide.org

                                                                                                       PRESIDENT

                                        WORLD CONGRESS
                                                                                                 EXECUTIVE COUNCIL

                                                                                                   EXECUTIVE BOARD
                                         NATIONAL AND
                                      ASSOCIATED CENTRES

                                                                                                 GENERAL SECRETARY

                            INTERNATIONAL           MUSIC THEATRE        INTERNATIONAL      THEATRE EDUCATION        COMMUNICATION
                           DANCE COMMITTEE           COMMITTEE        PLAYWRIGHTS‘ FORUM   & TRAINING COMMITTEE        COMMITTEE

                        COMMITTEE FOR CULTURAL        DRAMATIC                                INTERNATIONAL        YOUNG PRACTITIONER‘S
                                                                      NEW PROJECT GROUP
                        IDENTITY & DEVELOPMENT    THEATRE COMMITTEE                         MONODRAMA FORUM            COMMITTEE

                            INTERNATIONAL
                            FESTIVAL FORUM

Geschäftsbericht 2010
Das Internationale Theaterinstitut - ITI

Das Internationale Theaterinstitut (ITI) ist    Arbeitsgruppen                                  Kontakt:
das weltweit agierende Netzwerk des The-        Cultural Diversity
aters. 1946 auf Betreiben der UNESCO be-        actions against violation of human rights of    International Theatre Institute
gründet, dient es dem wechselseitigen Aus-      theatre people (gegründet auf 128. EC Sit-      UNESCO
tausch der Theaterschaffenden der Welt mit      zung, Fujeirah 2009)                            1, rue Miollis
dem Ziel einer tieferen, gleichberechtigten                                                     75732 Paris cedex 15, France
Verständigung der Kulturen. Seit nunmehr        Ende 1998 wurde in Bukarest (Rumäni-
sechzig Jahren ist das ITI unter dem Schirm     en) der UNESCO Lehrstuhl „Theater und           Tel.: +33 (0)1 - 45 68 48 80
der UNESCO tätig, in rund 90 Ländern ar-        die Kultur der Zivilisationen“ durch die        Fax: +33 (0)1 - 45 66 50 40
beiten nationale Zentren. Diese repräsen-       UNESCO, das ITI und die rumänischen Part-       Email: iti@iti-worldwide.org
tieren – in möglichst umfassender Weise         ner, insbesondere die Ministerien für Kultur    www.iti-worldwide.org
– die nationale Theaterszene und erklären       und für Bildung, gegründet. Seine Aufga-
ihre Übereinstimmung mit den Inhalten           ben realisiert der Lehrstuhl durch jährliche
und Werten der Charta des ITI. Sie initiie-     Workshops und Regieklassen internationa-
ren und koordinieren gemeinsame Projek-         ler Dozenten, durch die Organisation inter-
te und Kooperationen in den internationa-       nationaler Treffen von Theaterhochschulen
len Komitees des ITI. Koordiniert wird die      und Festivals mit Szenenstudien, theatrali-
Kommunikation zwischen den ITI Zentren          schen Recherchen und Produktionen der
durch das Generalsekretariat des ITI mit Sitz   Schauspielschulen.
in Paris.
                                                Seine herausragende Position als Nichtre-       Organe des weltweiten ITI
Die Vertreter der nationalen ITI Zentren fin-   gierungs-Organisation (non governmen-
den sich alle zwei Jahre zum Weltkongress       tal organization – NGO) auf dem Gebiet          Nationale Zentren
(Generalversammlung) zusammen. Der              des Theaters gewann das ITI in der zweiten
letzte Weltkongress fand vom 21. bis 27.        Hälfte des 20. Jahrhunderts als Brückenbau-     Weltkongress
September 2008 in Madrid (Spanien) statt.       er zwischen den Fronten des Kalten Krie-        Exekutivrat
                                                ges. Heute hat sich diese Ost-West-Relation     Generalsekretariat
Der Exekutivrat / Executive Council (EC)        in eine Nord-Süd-Relation gewandelt. Das
bildet das Leitungsgremium zwischen den         ITI unterstützt Theaterkünstler und Akteure     Komitees und Foren
Kongressen. Ihm gehören 14 von der Ge-          der Kulturszene dort, wo Theater aus poli-      Arbeitsgruppen
neralversammlung jeweils für zwei Jahre         tischen, ökonomischen, religiösen oder kul-
gewählte Mitglieder an.                         turellen Gründen marginalisiert oder vom        ITI/ UNESCO Chair
                                                Kontakt zu Kollegen und Theaterentwick-
Zum Präsidenten des Internationalen The-        lungen isoliert wird.
aterinstituts wurde Ramendu Majumdar
(Bangladesh) gewählt, als Vize-Präsidenten      In enger Verbundenheit zu den Zielen und
wurden Ali Mahdi (Sudan) und Christina          Aufgaben der UNESCO hat sich das ITI für
Babou-Pagoureli (Griechenland) bestimmt.        das Übereinkommen zum Schutz und zur
                                                Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucks-
Der 33. ITI-Weltkongress wird vom 19. bis       formen engagiert. In Zeiten der Globalisie-
zum 25. September 2011 in Xianmen (Chi-         rung und der drohenden Dominanz markt-
na) stattfinden.                                wirtschaftlicher Kräfte im Kulturbereich ist
                                                es die vornehmste Aufgabe des weltwei-
Die inhaltliche Arbeit wird in den internati-   ten Netzwerks, die Vielfalt der Theaterspra-
onalen Programmkomitees, Foren und Ar-          chen, der kulturellen Ausprägungen, der
beitsgruppen koordiniert:                       Theatertraditionen und der aktuellen ästhe-
                                                tischen Konzepte als kulturellen Reichtum
Komitees und Foren                              der Menschheit zu bewahren und zu kom-
Communication Committee                         munizieren.
Cultural Identity and Development Com-
mittee
Dramatic Theatre Committee
International Dance Committee
International Festival Forum
International Monodrama Forum
International Playwrights Forum
Music Theatre Committee
New Project Group
Theatre Training and Education Commit-
tee
Young Theatre Practitioners Committee

                                                                                                                                  3
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                                               ITI DEUTSCHLAND - www.iti-germany.de

                                                                                            PRÄSIDENT

                                                                                      VIZE-PRÄSIDENTEN
                        MITGLIEDERVERSAMMLUNG
                                                                                            VORSTAND
                          PERSÖNLICHE MITGLIEDER
                          KORPORATIVE MITGLIEDER

                                                                                      GESCHÄFTSSTELLE

                                                                              THEATER DER        EINZELVERANSTALTUNGEN
                                                                                 WELT               / KOOPERATIONEN
                            MITGLIEDSCHAFTEN
                                    IN                                         THEATER IN         TANZ / GESELLSCHAFT
                                                                            KONFLIKTGEBIETEN         IN BEWEGUNG
                        INTERNATIONALEN KOMITEES
                                   UND                                      INTERNATIONALE          INTERNATIONALES
                             PROJEKTGRUPPEN                               GEGENWARTSDRAMATIK          MUSIKTHEATER
                                  DES ITI
                                                                                                  INFORMATIONSDIENSTE
                                                                               NETZWERKE
                                                                                                     KOMMUNIKATION

Geschäftsbericht 2010
Das deutsche Zentrum des ITI

Die deutsche Sektion des Internationalen        Das deutsche ITI-Zentrum unterstützt die         Kontakt:
Theaterinstituts existiert seit 1955 und ist    Arbeit der internationalen Komitees des ITI
seit 1957 aktives Mitglied des internationa-    bei Projektreisen und Arbeitsbegegnungen,        Zentrum Bundesrepublik Deutschland des
len Netzwerks.                                  so Music Theatre NOW, das internationa-          Internationalen Theaterinstituts (ITI) e.V.
                                                le Meeting des Music Theatre Committee,          Schloßstraße 48, D-12165 Berlin
1959 wurde das DDR-Zentrum gegründet            und die Workshopserie „My Unknown                PF 41 11 28, D-12121 Berlin
und ebenfalls in das ITI aufgenommen. Ers-      Enemy“ des Cultural Identity and Develop-        Tel.: +49 (0)30 - 791 17 77
ter Präsident war Wolfgang Langhoff, In-        ment Committee. Die Projekte zum Thea-           Fax: +49 (0)30 - 791 18 74
tendant des Deutschen Theaters Berlin. Bei-     ter in Konfliktgebieten haben inzwischen         Email: info@iti-germany.de
de deutsche Zentren arbeiteten parallel im      mit der Gründung des Centre for Theatre          www.iti-germany.de
ITI und richteten 1975 in West- und 1983        in Conflict Zones in Khartum (Sudan) – in
in Ost-Berlin jeweils den ITI-Weltkongress      Kooperation mit dem ITI Sudan – eine neue        Präsident:
aus.                                            Qualität erfahren.                               Dr. Manfred Beilharz
                                                                                                 Vize-Präsidenten:
1991 erfolgte, im Zuge des Beitritts der        Das Institut unterstützt auf kulturpolitischer   Dr. Roberto Ciulli, Kay Wuschek
neuen Bundesländer, über die Aufnahme           Ebene den internationalen Austausch und
namhafter Theaterleute der ehemaligen           berät Künstler, Veranstalter und Produzen-       Direktor: Dr. Thomas Engel,
DDR eine Zusammenführung mit dem                ten zu Fragen internationaler Zusammen-          Stellv. Direktor: Michael Freundt
DDR-Zentrum. Heute zählen rund 200              arbeit. Hierbei ist das deutsche Zentrum in
Theaterkünstler – Intendanten, Regisseure,      fast allen internationalen Komitees des ITI
Choreografen und Journalisten – sowie Ver-      vertreten und aktiv an der Diskussion und        Kontakt NEU ab 02. Mai 2011:
treter von Verbänden und Institutionen aus      Erforschung ästhetischer und sozialer Zu-
allen Bereichen der Darstellenden Künste        sammenhänge des Theaters beteiligt.              Zentrum Bundesrepublik Deutschland des
zu den Mitgliedern des Zentrums Bundes-                                                          Internationalen Theaterinstituts (ITI) e.V.
republik Deutschland des Internationalen        Besondere Bedeutung kommt hierbei dem            im Kunstquartier Bethanien
Theaterinstituts (ITI) e.V.                     Monitoring für die UNESCO-Übereinkunft           Mariannenplatz 2, D-10997 Berlin
                                                zum Schutz der Kulturellen Vielfalt zu. Vor
Das deutsche ITI versteht sich als Kompe-       diesem Hintergrund engagiert sich das ITI
tenzzentrum für internationale Theaterar-       für eine Stärkung der Lebens- und Arbeits-
beit und als kulturpolitischer Streiter und     bedingungen der lebendigen Träger kultu-
Mittler für die künstlerischen Akteure, als     reller Vielfalt, der Künstler.
offene Plattform und als Ort der Debatte.
                                                Die Geschäftsstelle des Zentrums Bundes-
Es verwirklicht seine Ziele, indem es Grund-    republik Deutschland unterrichtet die na-
lagen und aktuelle Informationen über das       tionalen Kulturinstitutionen laufend über
deutsche Theatergeschehen und über in-          internationale Entwicklungen theaterpoliti-
ternationale Entwicklungen erfasst und be-      scher, struktureller und ästhetischer Natur.
reitstellt, die Vernetzung künstlerischer Ak-
teure vorantreibt sowie Wissensaustausch        Das ITI Zentrum ist in den europäischen
und Weiterbildung fördert.                      Netzwerken für Kulturpolitik und Informa-
                                                tionsaustausch vertreten, so im Informal
In vielfältigen Kooperationsformen mit          European Theatre Meeting (IETM), Culture
nationalen und internationalen Partnern         Action Europe (vormals: European Forum for
initiiert und verfolgt das deutsche ITI Pro-    the Arts and Heritage / EFAH), im European
jekte zur nachhaltigen Umsetzung seiner         Network of Information Centres for the
Aufgabenbereiche. Zu den künstlerischen         Performing Arts (ENICPA), seit 2008 im EU-
Schwerpunkten seiner Arbeit gehört seit         Pilotprojekt SPACE (Supporting Performing
1981 die regelmäßige Ausrichtung des in-        Arts Circulation in Europe) und seit 2009 im
ternationalen Festivals “Theater der Welt”.     Mobilitäts-Portal on-the-move.org.

Auf dem Gebiet der Gegenwartsdramatik           Das ITI wird durch den Beauftragten der
wird seit 2001 die Internationale Plattform     Bundesregierung für Kultur und Medien
Gegenwartstheater aufgebaut. Als Projekt-       sowie die Kulturstiftung der Länder (KSL)
serie mit Kooperationspartnern in ganz          aus Mitteln des Landes Berlin und der Län-
Europa (und Kanada) initiiert die Plattform     dergemeinschaft finanziert. Förderung von
Workshops mit Autoren, Übersetzern und          Projekten erfolgt auch durch das Auswärti-
Regisseuren, fördert Stückübersetzungen,        ge Amt und weitere in- und ausländische
Lesungen, Erstaufführungen und Gastspiele       Förderer und Projektpartner.
zeitgenössischer Dramatik.

                                                                                                                                           5
Theater der Welt – Ein Festival des ITI

Kontakt:                                  Theater der Welt ist das bedeutendste Schau-       Theater der Welt 2010 Mülheim an der
                                          spielfestival Deutschlands – ein Festival des      Ruhr und Essen
Theater der Welt - Ein Festival des ITI   Internationalen Theaterinstituts, das seit
c/o Internationales Theaterinstitut       1981 im Zweijahresrhythmus, seit 1993              Ein Festival des Internationalen Theater-
PF 41 11 28                               als Triennale unter jeweils wechselnder            instituts (ITI), ausgerichtet von Theater an
D-12121 Berlin                            Künstlerischer Leitung und an wechselnden          der Ruhr und Schauspiel Essen in Koope-
                                          Spielorten ausgerichtet wird. Das Festival         ration mit der Kulturhauptstadt Europas
                                          wurde begründet von Ivan Nagel und gas-            RUHR.2010.
                                          tierte seither in Köln (1981), Frankfurt am
                                          Main (1985), Stuttgart (1987), Hamburg             Vom 30. Juni bis 17. Juli 2010 war Theater
                                          (1989), Essen (1991), München (1993),              der  Welt zu Gast in Mülheim an der Ruhr
                                          Dresden (1996) und Berlin (1999). Im Jahr          und Essen. Während des Festivals trafen
                                          2002 fand das Festival in den Städten der          fast 400 Künstler aus der ganzen Welt mit
                                          Rheinschiene Bonn, Düsseldorf, Duisburg            den unterschiedlichsten Hintergründen
                                          und Köln statt, 2005 in Stuttgart, 2008 in         und Perspektiven aufeinander – darunter
                                          Halle an der Saale. Im Kulturhauptstadtjahr        einerseits bekannte Namen wie William
                                          2010 durchbrach Theater der Welt seinen            Kentridge, Guy Cassiers und Pichet Klun-
                                          dreijährigen Turnus: Zwei Jahre nach der           chun, andererseits aber auch Künstler, die
                                          letzten Ausgabe 2008 folgte das Festival           ihr Werk zum ersten Mal in Europa präsen-
                                          der Einladung der Kulturhauptstadt Euro-           tierten. Gemeinsam war ihnen, dass sie, ge-
                                          pas RUHR.2010, des Theaters an der Ruhr            mäß dem Festivalmotto, den Zuschauer in
                                          und des Schauspiel Essen.                          ihren Arbeiten dazu eingeladen haben, ei-
                                                                                             nen Perspektivwechsel zu wagen, den eige-
                                          Die Künstlerischen Leiter der jeweiligen           nen Blickwinkel in Frage zu stellen und die
                                          Ausgaben von Theater der Welt sind in Kon-         scheinbar fixe Trennlinie zwischen dem Ei-
                                          zeption und Programmatik ihres Festivals           genen und dem Fremden neu abzustecken.
                                          gänzlich unabhängig. Sie werden vom ITI            Teilweise wurden die Produktionen vor Ort
                                          mit der Entwicklung ihres ganz persönli-           erarbeitet, fast die Hälfte der Arbeiten wa-
                                          chen Programms beauftragt; ihre Autono-            ren Uraufführungen, sodass das Publikum
                                          mie gewährleistet die künstlerische Einzig-        insgesamt zehn Welt-, sechs Europa- und
                                          artigkeit einer jeden Festivalausgabe.             neun Deutschlandpremieren sehen konn-
                                                                                             te.
                                          Theater der Welt kann nach zwanzig Jahren
                                          sinnvoll nur weiterleben: Nicht als Festival       Für das Festival 2010 konnte die Belgierin
                                          einer Weltorganisation des Theaters – son-         Frie Leysen, Gründerin des renommierten
                                          dern als ein Festival des Welttheaters. Ob das     „Kunstenfestivaldesarts“ in Brüssel und in-
                                          „Welttheater“ dabei faßbar, erahnbar wird          ternationale Kuratorin, gewonnen werden.
                                          oder nicht, muß sich in jeder Spielzeit von        Roger Christmann wurde zum Kaufmän-
                                          Theater der Welt neu erweisen.                     nischen Geschäftsführer des Festivals er-
                                          Je größer die Freiheit und das Risiko derer, die   nannt.
                                          in sechs Erdteilen nach dem erregend Neuen,
                                          nach Theater, das nicht entbehrlich ist, su-       Präsentiert wurden 32 spartenübergreifen-
                                          chen – je größer wird die Wahrscheinlichkeit       de Produktionen aus den Bereichen Theater,
                                          des Unwahrscheinlichen: daß in einer nor-          Tanz, Oper, Musik, bildende Kunst und Per-
                                          malen deutschen Stadt plötzlich Welttheater        formance, für deren Aufführung klassische
                                          geschieht. (Ivan Nagel, anlässlich Theater der     Theaterräume, aber auch Industriebauten,
                                          Welt 1999)                                         die Essener Innenstadt oder eine Fabrikan-
                                                                                             tenvilla in Mülheim einen stimmungsvollen
                                          Innerhalb des Festivals Theater der Welt ge-       Rahmen bildeten.
                                          staltet das Internationale Theaterinstitut
                                          einen eigenen, die einzelnen Produktionen          Das vom ITI organisierte künstlerische Be-
                                          übergreifenden Schwerpunkt in Form eines           gleitprogramm umfasste das Symposium
                                          künstlerischen Begleitprogramms.                   „Play Young“ zu aktuellen Debatten im
                                                                                             Kindertheater und ein Programm mit drei
                                          Theater der Welt wird gefördert durch die          künstlerischen Laboratorien, die „Akademie
                                          Kommune und das Bundesland, welche das             für generationsübergreifendes Sehen“. Eine
                                          Festival ausrichten, sowie durch den Beauf-        Publikation entsteht aus diesen Begegnun-
                                          tragten der Bundesregierung für Kultur und         gen.
                                          Medien.
                                                                                             Die nächste Ausgabe von Theater der Welt
                                                                                             wird 2013 stattfinden, in einer anderen
                                                                                             deutschen Stadt, mit einer neuen Festival-
                                                                                             leitung und einem neuen Team.

6                                                                                                                   Geschäftsbericht 2010
Vorwort

Auf einer außerordentlichen Mitgliederver-     bei über der Hälfte der an Theatern Beschäf-
sammlung des Zentrums Bundesrepublik           tigten zwischen 5 und 10 Euro beträgt und
Deutschland des ITI wurden am 17. Janu-        die Rentenerwartung bei 500 Euro liegt, ist
ar 1991 vierunddreißig persönliche Mitglie-    Dank der Studie zur sozialen und arbeits-
der des wenige Wochen zuvor aufgelösten        rechtlichen Lage der Theaterkünstler in kur-
ITI Zentrums DDR per Zuwahl aufgenom-          zer Zeit zum öffentlichen und regelmäßig
men. So wurde ohne größere Verwerfun-          in der Presse zitierten Missstand geworden.
gen die deutsche Einheit zweier jahrzehnte-    Weniger zitiert, aber in diesem Zusammen-
lang praktisch kooperierender und politisch    hang keinesfalls irrelevant ist, dass Deutsch-
konkurrierender deutscher ITI-Zentren ge-      land weltweit auf Platz drei der Waffenex-
stiftet.                                       porteure steht und in der zweiten Hälfte
                                               der letzten Dekade seine Rüstungsexporte
Für die künftige Arbeitsfähigkeit des deut-    um 100 % gegenüber dem Zeitraum 2000
schen Zentrums war es ein Glücksfall, denn     bis 2004 gesteigert hat. Denn diese Hypo-
ein von verschiedenen Geschäftsführern         thek haben deutsche Theatermacher auch
jahrelang so zäh wie erfolglos verfolgtes      im Nacken, wenn sie in Schwellen- und Ent-
Ziel, wurde plötzlich möglich. Die deutsche    wicklungsländer eingeladen werden, jenes
Einheit gebar dem ITI eine wissenschaft-       Theater als Agora demokratischen Diskurses
liche Mitarbeiter- und eine Finanzverwal-      zu vermitteln, das mit Namen wie Lessing,
tungsstelle und stockte so das Büro auf die    Brecht, Pollesch oder Loher verbunden ist.
auch heute noch vorhandenen vier Vollzeit-     Wenn Jessica Kaahwa in ihrer Botschaft zum
stellen auf. Damit konnten auch an die um-     diesjährigen Welttheatertag fordert, Thea-
fangreichen Aktivitäten des mit sieben Mit-    ter als Alternative zu waffenstarrenden Frie-
arbeitern seinerzeit bestens ausgestatteten    densmissionen einzusetzen, so ist das eine
DDR-Zentrums angeknüpft und das nun-           dringliche Bitte, die sich aus eigener Erfah-
mehr gesamtdeutsche Zentrum weltweit ei-       rung jahrzehntelangen bewaffneten Kon-
nes der leistungsfähigsten Zentren werden.     flikts in Uganda speist und die alles andere
Das deutsche ITI-Zentrum erhält eine stabile   ist als ein wohlfeiler Allgemeinplatz.
Förderung, deren Bestand von den öffentli-
chen Geldgebern auch unter den Bedingun-       Wir stellen auf der Jahrestagung dieses Jah-
gen verschärfter Reduzierung der öffentli-     res die Frage, was Theaterarbeit auf frem-
chen Ausgaben nie in Frage gestellt wurde.     dem Terrain, in anderen Theaterkulturen,
Damit wurde seitens der öffentlichen Geld-     bedeutet, welche Erwartungen erfüllt oder
geber die Bedeutung der deutschen The-         enttäuscht werden, welche Spuren diese
aterkultur auch durch die kontinuierliche      Arbeit hinterlässt, bei den Gastgebern und
Sicherung der Arbeit der internationalen       den Zurückkehrenden. Und wir freuen uns
Theaterorganisation ITI unterstrichen.         auch auf den Dialog mit Kollegen aus der
                                               arabischen Welt, in der sich Stephane Hes-
Das deutsche ITI Zentrum baute seinerseits     sels Aufforderung „Empört Euch!“ gerade
die Projektarbeit aus: In den 90er Jahren      so machtvoll umsetzt.
führten wir jährlich noch ein bis zwei in-
ternationale Projekte durch, im neuen Jahr-    Das Büro des deutschen ITI Zentrums be-
tausend steigerten wir uns auf bis zu sieben   zieht in diesem Jahr einen neuen Standort.
Projekte, Theater Der Welt nicht mitgerech-    Es geht unter dem Dach des Kunstquartiers
net, nachzulesen auch auf den folgenden        Bethanien in Berlin-Kreuzberg mit vielen
Seiten. Das wäre ohne einen zunehmenden        Akteuren aus der darstellenden und der bil-
Anteil sogenannter Drittmittel nicht mög-      denden Kunst bis hin zur Musikschule eine
lich gewesen. Der Umfang der inzwischen        enge Nachbarschaft mit großem Entwick-
                                                                                                    Offene Fenster im Bethanien (c) Milena Oswald

eingesetzten Arbeitskraft ist aber längst      lungspotential ein. 20 Jahre nach der Verei-
nicht mehr ausreichend finanziert, so dass     nigung beider deutsche Zentren, nunmehr
die Schere zwischen Leistung und Haus-         mit dem Mime Centrum Berlin als stän-
haltsmitteln des ITI nach zwanzig Jahren er-   digem Projekt, präsentieren wir uns künf-
neut heftig auseinander gegangen ist.          tig mit einem wesentlich erweiterten Tä-
                                               tigkeitsspektrum. So verbindet sich unser
Eine Schere, die uns im Kleinen wie im Gro-    Umzug auch mit dem Beginn eines neu-
ßen beschäftigt: Wenn die Kulturfinanz-        en Kapitels ITI Geschichte. Allen, die diese
berichte in Deutschland von stabiler und       Geschichte in den vergangenen Jahrzehn-
wachsender Zuwendung sprechen, so wird         ten gestaltet und begleitet haben gilt gro-
darin ebenfalls erwähnt, dass preisbereinigt   ßer Respekt. Herzlich willkommen zu neuen
die öffentlichen Pro-Kopf-Kulturausgaben       Herausforderungen!
gesunken sind: 2007 über 14% gegenüber
dem Niveau von 1995 (Kulturfinanzierungs-      Thomas Engel, Direktor
bericht 2010). Dass z.B. der Stundenlohn       Februar 2011

                                                                                                7
8   Geschäftsbericht 2010
Inhaltsverzeichnis

Das Internationale Theaterinstitut (ITI)					                                    3   Einführungstexte
Das deutsche Zentrum des ITI						                                               5   Überblick zu Geschichte, Aufbau und
Theater der Welt - Ein Festival des ITI						                                    6   Arbeitsweise des Netzwerks sowie des
Editorial									                                                               7   Festivals Theater der Welt

ITI weltweites Netzwerk / Struktur						                                        10   Netzwerk und Struktur
Die Arbeit des Executive Council						                                          12   Personen und Projekte, Aktivitäten und
Internationale Komitees und Foren						                                         13   Debatten auf internationaler und
Das ITI-Zentrum Bundesrepublik Deutschland				                                  19   nationaler Ebene
Jahrestagung und Vorstandssitzungen					                                        20

Arbeitsfelder und Projekte - Kalender					                                      22   Die Projekte des deutschen ITI-Zentrums
Theater der Welt 2010							                                                    24   Gegliedert nach den Themenbereichen:
Festivalprogramm								                                                        25   - Theater der Welt
ITI-Begleitprogramm zum Festival -                                                   - Kulturpolitik und Kulturelle Vielfalt
Akademie für generationsübergreifendes Sehen - Symposium „Play Young“           28   - Internationale Gegenwartsdramatik
                                                                                     - Europäischer Austausch
Kulturpolitik, Kulturelle Vielfalt und die Vielfalt der Theatersprachen		       30     sowie weitere
Welttheatertag - 27. März 2010						                                            30   - Kooperationen und Veranstaltungen
Internationale Botschaft							                                                 30
Preis des ITI zum Welttheatertag						                                          31
Welttanztag - 29. April 2010						                                              32
Botschaft zum Welttanztag							                                                32
Zur Lage der Tanz- und Theaterschaffenden – Publikation zum internationalen
Symposium								                                                               33

Internationale Gegenwartsdramatik         				                                  34
Übersetzerwerkstatt im Rahmen der Theaterbiennale Neue Stücke aus Europa        34
Neue Theaterstücke aus Kanada: Auswahl 2010				                                 35

Europäischer Austausch 		          					                                        36
„Plan C“ – Meeting des Europäischen Netzwerks IETM vom 15. bis 18. April
in Berlin									                                                              36
Meeting junger Kuratoren im Rahmen des EU-Projektes SPACE			                    37
Ost-West-Passagen – Symposium im Rahmen der 20. euro-scene Leipzig              38
Balzan-Preis Forschungsprojekt von Manfred Brauneck				                         39

Kooperationen und Veranstaltungen               				                            40
Netzwerk Wiederaufbau der Theaterkultur im Irak / Prager Quadriennale /
Internationales Projekt zum Theater im Gefängnis / Festival THESPIS
Berlin – Paris. Eine interkulturelle Kooperation				                            40
Cairo International Festival for Experimental Theatre (CIFET)			                41
Hospitationsprogramm 							                                                    41

Informationsdienste und Publikationen					                                      42   Informationsarbeit
Internetpräsenz / Publikation Impuls						                                      42   Ein Überblick zu den verschiedenen
Publikation PlayService / Redaktion Tanzplattform ProgrammBUCH 		               43   Kommunikationsmedien des ITI und den
Pilotprojekt Statistik Internationaler Theateraustausch / Presseinformationen   44   Wissensressourcen, die das ITI für Künstler
Quellen der Informationsarbeit / Präsenzbibliothek und Archivbestand /               national und international aufbaut
Publikationsaustausch							                                                    45

Internationale und EU-Netzwerke 					                                           46   Netzwerkarbeit
Deutsche UNESCO-Kommission / Culture Action Europe (CAE)			                     46   Berichte zur Arbeit in den internationalen
International Network for Contemporary Performing Arts (IETM)		                 47   Netzwerken - mit kulturpolitischem Fokus
European Network of Information Centres for the Performing Arts (ENICPA)             und zur Qualitätssicherung und Erweiterung
Supporting Performing Arts Circulation in Europe (SPACE) / Travelogue		         48   der Wissensressourcen
On the move – Netzwerk und Portal					                                          50
Beratung und Vernetzung							                                                  51

Dank									                                                                   52   Dank und Anhang
Die Mitglieder des deutschen ITI-Zentrums 2011				                              53
Bilanzen									                                                               55

                                                                                                                                   9
ITI – weltweites Netzwerk / Struktur

Executive Council, International                Executive Council                                Internationale Komitees und
Committees, General Secretariat                                                                  Arbeitsgruppen
                                                Seit dem Weltkongress 2008 in Madrid
Das Executive Council (EC) ist das höchste      (Spanien) arbeiten folgende internationale
Organ des ITI. Es arbeitet zwischen den         Vertreter im Executive Council:                  Communication Committee /
Weltkongressen an der Realisierung der                                                           Kommunikationskomitee
Beschlüsse der Mitgliederversammlung.           Präsident:
Das EC umfasst bis zu 20 Mitglieder. Bei        Ramendu Majumdar (Bangladesh)                    Präsident: Mofidul Hoque (Bangladesh),
dringendem Handlungsbedarf agiert das                                                            Sekretariat: Heino Byrgesen (Dänemark),
Executive Board (EB) als kleineres, schneller   Vize-Präsidenten:                                Vertreter des ITI Deutschland: Thomas
einzuberufendes Organ.                          Christina Babou-Pagoureli                        Engel
                                                (Griechenland)
                                                Ali Mahdi (Sudan)                                Cultural Identity and Development
                                                                                                 Committee / Komitee für kulturelle
                                                Mitglieder:                                      Identität und Entwicklung
                                                Mohammed Saif Al-Afkham (Mitglied EB;
                                                Fujairah/UAE)                                    Präsident: Ali Mahdi (Sudan), Co-
                                                Emilya Cachapero (Mitglied EB; USA)              Präsidentinnen: Cecile Guidote-Alvarez
                                                Dong Wei (Mitglied EB; China)                    (Philippinen), Isabel Quintanar (Mexiko),
Generalsekretariat                              Henk Scholten (Mitglied EB; Niederlande)         Sekretariat: Alexander Stillmark
                                                Tatjana Ažman (Slowenien)                        (Deutschland)
Generalsekretär: Tobias Biancone                Manfred Beilharz (Deutschland)
Assistenten: Barbara Steinbeck,                 Heino Byrgesen (Dänemark)
Petya Hristova                                  Ann Mari Engel (Schweden)                        Dramatic Theatre Committee /
                                                Cecile Guidote Alvarez (Philippinen)             Schauspiel-Komitee
International Theatre Institute                 Jean-Pierre Guingané (Burkina Faso)*
UNESCO, 1 rue Miollis                           Christoph Haering (Schweiz)                      Präsidentin: Faynia Williams
75732 Paris cedex 15                            Giorgos Neophytou (Zypern)                       (Großbritannien), Vize-Präsidenten:
France                                          Yoko Odagiri (Japan)                             Reinhard Auer (Österreich), Giorgos
Tel: +33 (0)1 - 45 68 48 80,                    Il Soo Shin (Republik Korea)                     Neophytou (Zypern), Sekretariat: Gleey C.
Fax +33 (0)1 - 45 66 50 40                      Neville Shulman, C.B.E. (Großbritannien)         Atienza (Philippinen)
Email: iti@iti-worldwide.org                    Željka Turcinovic (Kroatien)
www.iti-worldwide.org
                                                Berater:                                         International Dance Committee /
                                                Reoti Saran Sharma (Indien)                      Internationales Tanz-Komitee
                                                Jean-Henri Dreze (Belgien)
                                                Vidar Eggertsson (Island)                        Präsident: Neville Shulman
                                                Georgette Gebara (Libanon)                       (Großbritannien), Vize-Präsident: Joseph
                                                Corneliu Dumitriu (Rumänien, ITI UNESCO          Fontano (Italien), Sekretariat: Sari Lakso
                                                Chair)                                           (Finnland), Vertreterin ITI Deutschland:
                                                                                                 Bettina Milz
                                                Ehrenpräsidenten:
                                                Jeong-Ok Kim (Korea)
                                                Martha Coigney (USA)                             International Playwrights Forum /
                                                André Louis Perinetti (Frankreich)               Internationales Dramatiker Forum
                                                Radu Beligan (Rumänien)
                                                Rosamond Gilder (USA)                            Präsident: Jasen Boko (Kroatien),
                                                Janusz Warminski (Polen)                         Sekretariat: Ursula Werdenberg (Schweiz),
                                                                                                 Vertreterin ITI Deutschland: Andrea
                                                                                                 Zagorski

                                                * Jean Pierre Guingané, Vizepräsident des ITI
                                                Weltverbandes, Präsident des Afrikanischen Re-
                                                gionalbüros und Gründer des Festivals FITMO,
                                                starb nach kurzer heftiger Krankheit am 23.
                                                Januar 2011.

10                                                                                                                       Geschäftsbericht 2010
International Monodrama Forum /              Young Practitioners Committee /             Komitees und Foren
                                           Internationales Monodrama Forum              Komitee Junger Theaterschaffender
                                                                                                                                    Die Mitglieder der ITI-Zentren weltweit
                                           Präsident: Mohammed Al-Afkham                Koordination: Kevin Bitterman (USA),        organisieren ihre Zusammenarbeit
                                           (Fujairah/UAE), Vize-Präsidentinnen:         Valerie Cordy (Belgien)                     in den offiziellen internationalen
                                           Jolanta Sutowicz (Deutschland), Nina                                                     Fachkomitees (International Committees)
                                           Mazur (Ukraine), Sekretariat: Olga Pozeli                                                sowie den weniger formellen Foren und
                                           (Griechenland)                               International Festival Forum /              Arbeitsgruppen. Die (seit dem letzten
                                                                                        Internationales Festivalforum               Weltkongress) verantwortlichen Akteure sind
                                                                                                                                    nebenstehend aufgeführt, ergänzt um jene
                                           Music Theatre Committee /                    Koordination: Christoph Haering (Schweiz)   Mitglieder, die das deutsche ITI-Zentrum
                                           Musiktheater-Komitee                                                                     vertreten.
                                                                                                                                    Ein vollständige Übersicht findet sich auf
                                           Präsidentin: Laura Berman (Deutschland),     ITI European Forum                          www.iti-worldwide.org
                                           Vize-Präsident: Roland Quitt
                                           (Deutschland)), Sekretariat: Paola Sarcina   Sprecher: Thomas Engel (Deutschland)
                                           (Italien)

                                                                                        Arbeitsgruppe Cultural Diversity und
                                           New Project Group                            Vertretung des ITI bei den UNESCO
                                                                                        Intergovernmental Conferences on
                                           Koordination: Ellen Alvares (Niederlande),   Cultural Diversity:
                                           Günther Beelitz (Deutschland), Kevin         Koordination: Dieter Welke (Deutschland)
                                           Bitterman (USA), Emilya Cachapero
                                           (USA), Liz Engelman (USA), Frank Düwel
                                           (Deutschland)                                Arbeitsgruppe actions against violation
                                                                                        of human rights of theatre people

                                           Theatre Education Committee /                Ann Mari Engel (Schweden),
                                           Ausbildungskomitee                           Vertreter des ITI Deutschland: Thomas
                                                                                        Engel
                                           Präsidentin: Christine Schmalor
                                           (Deutschland), Vize-Präsidenten: Shafi
                                           Ahmed (Bangladesh), Peter Goldfarb
                                           (USA), Nick Lizaso (Philippinen),
                                           Sekretariat: Philippe Laurent (Belgien)
Thespis Festival 2010 (c) Axel Nickolaus

                                                                                                                                                                             11
Die Arbeit des Executive Council

                                     Sitzungen des Präsidiums des Weltverban-          auch Neugründungen von ITI Zentren wa-
                                     des, des Executive Board (EB) und seines          ren zu verzeichnen (Irak – hier die kurdische
                                     Vorstands, des Executive Council (EC) fan-        Theatergemeinde; Brasilien; Südafrika; Ita-
                                     den statt am 15./16. Januar in Fujairah, VAE      lien).
                                     (EB) und am 15./16. April in Dhaka, Bang-
Biancone, Majumdar (c) GenSec

                                     ladesh (EC) sowie am 24./25. September in         Am Vorabend der Sitzung des Executive
                                     Paris (EC).                                       Council (EC) in Paris fand eine kleine Feier
                                                                                       zu Ehren von Jennifer Walpole statt. Jenni-
                                     Das deutsche Zentrum war in Fujairah wie          fer Walpole war jahrzehntelang Büroleiterin
                                     in Paris von seinem Präsidenten Manfred           des Generalsekretariats in Paris und in der
                                     Beilharz vertreten, während an der Sitzung        Nachfolge des aus Altersgründen zurück-
                                     in Dhaka der Geschäftsführer Thomas Engel         getretenen Generalsekretärs André-Louis
                                     teilnahm.                                         Perinetti sechs Jahre lang amtierende (kom-
                                                                                       missarische) Generalsekretärin des Weltver-
                                     Hauptthema aller Sitzungen waren Überle-          bandes. Sie hat in dieser Zeit die Ausrich-
                                     gungen zum Weltkongress 2010 des ITI, für         tung dreier Weltkongresse (Mexiko 2004,
                                     den bis dato kein gastgebendes Zentrum            Manila 2006 und Madrid 2008) begleitet
                                     gefunden war. Als Austragungsort hatten           und organisiert. Die Feier war als kleiner
                                     sich beworben China und Doha/ VAE, beide          Dank und Anerkennung ihrer immensen
                                     konnten jedoch ihre Bewerbung nicht kon-          Verdienste für das ITI gedacht.
                                     solidieren. Im Executive Council mussten
                                     Überlegungen für den Fall angestellt wer-         Das Executive Council wählte auf seiner Pa-
                                     den, dass bis zum Herbst 2010 kein Austra-        riser Sitzung die französische Tänzerin und
                                     gungsort für den Weltkongress gefunden            Choreografin Sylvie Guillem zur Botschafte-
                                     wäre – bereits auf der Frühjahrssitzung in        rin des Welttanztages 2011 am 29. April.
                                     Dhaka war klar, dass die Zentren zu diesem        Die Wahl für die Botschafterin zum Welt-
                                     Zeitpunkt mehrheitlich nicht mehr über die        theatertag 2011 am 27. März fiel auf die
                                     Haushaltsmittel zur Entsendung einer De-          Schriftstellerin, Schauspielerin und Theater-
                                     legation verfügten. Die Überlegung, einen         wissenschaftlerin Jessica Kaahwa aus Ugan-
                                     Kongress in kleinerem Format in Paris abzu-       da, bekannt durch ihr Engagement für die
                                     halten, wurde aus demokratisch-partizipa-         Menschenrechte.
                                     torischen Gründen (hohe Vor-Ort-Kosten,
                                     die letztlich von vielen nicht-europäischen       Der Exekutivrat des ITI (EB) hat eine neue
                                     Zentren nicht getragen werden könnten)            ITI-Medaille für Verdienste um das Theater
                                     fallen gelassen. Damit war indirekt ent-          beschlossen, deren erste Träger der engli-
                                     schieden, dass der gemäß der ITI-Charta für       sche Theatermann Peter Brook und Sheikh
                                     2010 anberaumte Weltkongress erst im Jahr         Sultan al Quasimi, Regent des Emirats Shar-
                                     2011 wieder stattfinden kann. Die Funktion        jah und großzügiger Sponsor des ITI, sein
                                     des Weltkongresses entspricht der der jähr-       werden. Beide haben die Auszeichnung an-
                                     lichen Mitgliederversammlung der lokalen          genommen.
                                     Zentren. Es werden die Arbeitsschwerpunk-
                                     te der internationalen Fachkomitees für die
                                     nächsten beiden Jahre festgelegt und ihre
                                     Vertreter gewählt; die Theaterschulen welt-
                                     weit haben unter Leitung des ITI/ UNESCO
                                     Chair ihren Auftritt und präsentieren ihre
                                     Arbeit; neben dem Dialog mit der lokalen
                                     Theaterszene findet ein international be-
                                     setztes und erarbeitetes ITI-Projekt statt. Für
                                     den inhaltlichen Zusammenhalt der Welt-
                                     organisation ist dieses zweijährliche Treffen
                                     von immenser Bedeutung.

                                     Auf der ExCom-Sitzung in Dhaka fand eine
                                     erste Auswertung der Überprüfung nach
                                     den im Vorjahr vom Executive Council in
                                     Khartum verabschiedeten Richtlinien der
                                     ITI Zentren (rules and guidelines) im Hin-
                                     blick auf ihre Aktivitäten statt. Viele Zentren
                                     wurden angemahnt, reaktivierten teilweise
                                     ihre Aktivitäten bzw. traten in Verhandlun-
                                     gen mit dem Generalsekretariat über aus-
                                     stehende und künftige Beitragszahlungen,

                                12                                                                             Geschäftsbericht 2010
Internationale Komitees und Foren

Kommunikationskomitee                          Im September 2010 fand in New York im La        Die Arbeitsweise der Komitees und Foren
(Communication Committee /                     Mama Theater ein Symposium zum Thema
ComCom)                                        „Theater and Peace Forum for Theater in         Das ITI strukturiert seine inhaltliche Arbeit
                                               Conflict Zones “ statt, zu dem auch das Al      in Komitees, Foren und Arbeitsgruppen,
Das Communication Committee unter Prä-         Bugaa-Theatre (Khartum) unter der Leitung       deren Mitglieder Delegierte der nationalen
sidentschaft von Mofidul Hoq (Bangladesh)      von Ali Mahdi eingeladen war. Anschlie-         Zentren oder der kooperierenden Mitglieder
beschränkte seine Tätigkeit seit dem letzten   ßend gelang es ein Board Meeting abzu-          sind. Die Komitees organisieren sich nach
Weltkongress auf die Herausgabe der neu-       halten und durch den Einsatz von skype die      demokratischen Prinzipien und wählen ihre
en Ausgabe des Kompendiums „The World          Mitglieder in Deutschland, USA und Mexi-        Vorstände aus den eigenen Reihen. Die
of Theatre“, das fertig gestellt ist und zum   ko zu verbinden. Das Zentrum in Khartum         Mitglieder formulieren ihr Arbeitsprogramm
diesjährigen Welttheatertag erscheint, da      steht durch den Wandel der politischen          selbstständig – in Übereinstimmung mit den
der eigentlich vorgesehene Präsentations-      Situation im Sudan vor großen Herausfor-        Aufgaben und Zielen des ITI. Die Komitees,
termin – der 33. Weltkongress – um ein         derungen.                                       Foren und Arbeitsgruppen berichten dem
Jahr verschoben wurde. Das Buch enthält                                                        Weltkongress. Das Entstehen neuer Theater-
51 Länderartikel und erscheint in Englisch,    Die Projektgruppe zum Migranten-Thema           Phänomene oder die aktuelle Fokussierung
produziert vom ITI Bangladesh, und in Zu-      unter Leitung von George Ortoll (USA) ar-       auf eine bestimmte Problematik führen dann
sammenarbeit mit dem Verlag Peter Lang         beitet kontinuierlich, wie auch die Gruppe      oft zur Neugründung von internationalen
und dem Belgischen ITI-Zentrum auf Fran-       des Maya-Projektes unter Leitung von Car-       Foren und Arbeitsgruppen.
zösisch. Der deutsche Beitrag wurde nach       los Düring (Mexiko). Die Gründung des
Sparten aufgeteilt. Die Autoren waren Eva      geplanten lateinamerikanischen Zentrums
Behrendt (Schauspiel), Laura Berman (Mu-       für Theater in Konfliktregionen in Bogotá
siktheater), Annette Dabs (Figurentheater),    ist noch nicht realisiert worden. Wir unter-
Michael Freundt (Tanz) und Gerd Taube          stützten die Initiative der GAZA-MONOLO-
(Kinder- und Jugendtheater).                   GE des Ashtar Theaters in Ramallah.

Andere Kommunikationsansätze sind auf          Mit dem international erfahrenen, lang-
der Strecke geblieben, unter anderem           jährigen Goethe-Leiter und Kulturpolitiker
auch, weil seit 2008, dem Zeitpunkt des        Dieter Strauss sind wir endlich in der Lage,
Neustarts der vom Generalsekretariat be-       Dieter Welke einen Mitstreiter an die Seite
triebenen Website, die Seiten aller Komitees   zu stellen.
abgeschaltet und bisher nicht wieder neu
aufgesetzt wurden. Das Komitee wird sich       Es muss wieder betont werden, dass alle
auf dem nächsten Weltkongress neu kon-         Anstrengungen unternommen werden
stituieren und seine Aufgabenstellungen        müssen, um diese äußerst umfangreiche
erweitern. Dazu gehören neue Vertriebs-        und komplizierte internationale UNESCO-
wege für „The World of Theatre“ (digitale      Arbeit endlich auch finanziell abzusichern.
Varianten / print on demand, Vertrieb digi-
taler Drucklizenzen), die Neuprojektierung     Das Astragali Teatro in Lecce (Italien) konn-
der Datenbank „World Theatre Directory“        te in das CIDC aufgenommen werden. Seit
sowie der Kompetenzaustausch in den Be-        Jahren engagiert es sich mit Erfolg für die
reichen Digitalisierung und Archivierung.      Verständigung von Künstlern aus Konflikt-
                                               gebieten im Mittelmeerraum.
Bericht von Thomas Engel
                                               Bericht von Dieter Welke und Alexander Still-
                                               mark
Komitee für kulturelle Identität und
Entwicklung (Cultural Identity and
Development Committee / CIDC)                  Schauspiel-Komitee
                                               (Dramatic Theatre Committee /
An dieser Stelle sei unserer Ehrenpräsiden-    DTC)
tin und Gründungmitglieds Ellen Stewart
gedacht, die am 13. Januar 2011 in New         Mit Foren und Symposien widmet sich
York starb.                                    das Komitee grundlegenden Fragen des
                                               Schauspieltheaters und der professionellen
Der ausstehende Weltkongress hat die Ar-       Schauspielkunst. Ein Beispiel hierfür war das
beitsverbindungen innerhalb unseres Ko-        in den letzten Jahren entwickelte Projekt
mitees sehr gelockert, einige Mitglieder       „The Fool on the World’s Stages“.
arbeiten aber trotzdem sehr effektiv (und
wir erfahren es auch), während der Kontakt
zu anderen Mitgliedern abbrach. Trotzdem
gelang es, unsere Vorstandstreffen abzuhal-
ten. Die neuen Richtlinien machen es mög-
lich und erleichtern die Arbeit.

                                                                                                                                         13
Internationales Tanz-Komitee                      In Kaunas (Litauen) trafen sich Festival-
     (International Dance Committee /                  teilnehmer aus dem Ostseeraum beim
     IDC)                                              „Monobaltija“-Festival, in Luxemburg jene
                                                       aus Frankreich, Deutschland und Luxem-
     Aufmerksamkeit für den Tanz zu schaffen,          burg, in Russland und in der Ukraine kamen
     Ausbildung und Kunstpraxis zu stärken –           die meisten Teilnehmer aus Osteuropa. In
     dies sind die Ziele des Komitees. Die Arbeit      Kiew gab es zusätzlich das „Maria“-Festival,
     realisiert sich in der Zusammenarbeit mit         nur für Solistinnen. Die Kollegen von den
     internationalen Festivals und Wettbewer-          Philippinen und aus Benin beschränken sich
     ben, Workshops für junge Künstler und Ver-        (auch aus finanziellen Gründen) fast nur auf
     anstaltungen – insbesondere in Verbindung         nationale Teilnehmer. In Polen waren dies-
     mit dem Welttanztag.                              mal arabische Länder ein Schwerpunkt, in
                                                       Armenien, den Arabischen Emiraten und
                                                       in Deutschland waren verschiedene Länder
     Internationales Festival-Forum                    vertreten.
     (International Festival Forum / IFF)              Die Kontakte sind unterschiedlich eng, aber
                                                       fast alle Monodramenfestivals beraten sich
     Das Forum entstand vor zwei Jahren und            gegenseitig, es ist eine weitere Verstärkung
     widmet seine Aufmerksamkeit bedeuten-             der Zusammenarbeit geplant. Dank der
     den Festivals weltweit und der Zusam-             Einladungen und Kontakte konnten wir
     menarbeit mit ihnen. Auch ist es Ziel des         auch in Kiel bei der 7. Ausgabe von „Thes-
     Forums, die öffentliche Wahrnehmung für           pis“ interessante Gäste begrüßen.
     den Anteil des ITI an herausragenden Festi-       In Kiel waren im November Künstler/innen
     vals zu stärken. Die Arbeit des Komitees ließ     aus Deutschland, Armenien, Frankreich,
     sich jedoch nicht verstetigen wird derzeit,       Chile, Kuba, Israel, Finnland, Russland, Li-
     unterstützt durch das Schweizer Zentrum           tauen, der Schweiz, Schottland, USA und
     und mit Blick auf den Weltkongress 2011,          Polen anwesend, ebenso die Direktoren
     reaktiviert.                                      und Vertreter der Festivals aus Iran, Arme-
                                                       nien, Litauen, Deutschland, Israel, Russland
                                                       und Weißrussland, die weltweit die Mono-
     Internationales Monodrama                         dramenfestivals vernetzen und gegenseiti-
     Forum / IMF                                       ge Kontakte vermitteln.
                                                       Außerdem fanden zusätzliche öffentliche
     2010 fanden Treffen in den Arabischen Emi-        Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen
     raten, in Albanien, Armenien, Benin, Bulga-       statt, Symposien, Workshops und Gastspie-
     rien, Deutschland, Lettland, Litauen, Luxem-      le. Das Programm umfasste verschiedene
     burg, Philippinen, Polen, Russland, Ukraine       Perspektiven und Themen, es wurden auch
     und Weißrussland statt.                           verschiedene Stile und Kulturkreise reprä-
     Im Januar lud der Präsident des Mono-             sentiert.
     drama-Forums, Mohamed Al Afkham, fast             Dank der Begegnung in Kiel sind weitere
     alle Monodrama-Festivalleiter/innen nach          Projekte, Zusammenarbeit und Teilnahme an
     Fujairah ein, um dort gemeinsam mit dem           anderen Festivals geplant. Die Gäste aus dem
     Generalsekretär, Tobias Biancone, über ge-        Iran nahmen zum ersten Mal an einem aus-
     meinsame Projekte zu diskutieren: Es wur-         ländischen Monodramafestival teil, sie sind
     de über eine Datenbank gesprochen, über           sehr an einer Zusammenarbeit interessiert. In
     eine gemeinsame Internetseite, über einen         den vergangenen drei Jahren haben sich in
     Wettbewerb für Ein-Personen-Stücktexte            Teheran diverse Aktivitäten auf dem Gebiet
     und nicht zuletzt über die finanziellen und       des Monodramas entwickelt (monatliche
     organisatorischen Probleme.                       Monologperformances im iranischen Künst-
     In der Theaterhochschule von Wroclaw (Po-         lerforum, Foren über das Monodrama, Vor-
     len) ist ein Zentrum für europäische Mono-        stellungen im Stadttheater Teheran etc.).
     dramen entstanden, dort wurde auch ein            Dank der Unterstützung und Hilfe des ITI-
     Ein-Personen- Stück produziert: der Text          Zentrums in Deutschland konnten wir die
     „Sandkasten“ des polnischen Autors M.             Vertreter der Festivals aus Iran, Russland,
     Walczak wurde mit zwei Schauspielern aus          Litauen und Weißrussland zu „Thespis“ ein-
     Polen und Russland zweisprachig aufge-            laden, wo in der Redaktion der Kieler Nach-
     führt.                                            richten rege Diskussionen über die Koope-
     Alle Leiter des Festivals sollen sich 2012 wie-   rationen stattfanden. Besonderer Dank geht
     der in Fujairah treffen. Bis dahin aber können    an die nach Kiel angereisten Mitglieder des
     die Organisatoren aus finanziellen Gründen        ITI, deren Engagement uns wesentlich zum
     nur einige Vertreter, mit denen man beson-        Erfolg geholfen hat (in alphabetischer Rei-
     deres eng zusammenarbeitet, zur Teilnahme         henfolge): Annette Doffin, Thomas Engel,
     an ihren jeweiligen Festivals einladen.           Milenko Goranovic, Hedda Kage und Jury-

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mitglied Bettina Sluzalek, sowie an unseren      tings „Music Theatre NOW“ - vor allem auf        Stückwettbewerb 2008 „Clash“
Kollegen aus Kiel, Eberhard Elmar Zick.          Konzeption und Gestaltung der nächsten
Die achte Ausgabe des Festivals ist für den      Ausgabe von Wettbewerb und Treffen.              1. Preis (5000 US$):
Herbst 2012 geplant. Zuerst aber werden          Nichtsdestoweniger waren und sind die            Ndifor Eleves (Elvis) F. Abdul „Because of
noch in 2011 die Festivals in Albanien, Ar-      positiven Auswirkungen von Music Theatre         my brother“, Volksrepublik Nigeria
menien, Bulgarien, Israel, Tschechien, Lett-     NOW 2008 spürbar, insbesondere in Berlin,        2. Preis ( 3000 US$):
land, Litauen, Polen, Russland, Ukraine, Un-     wo die Neuköllner Oper mit ihrem neuen           Pascal Nordmann „Les Guetteurs“,
garn, Weißrussland stattfinden.                  Festival zum zeitgenössischen Musikthe-          Schweiz
                                                 ater „Open Op“ gleich zwei der im Jahr           3. Preis (2000 US$):
Bericht von Jolanta Sutowicz                     2008 bei Music Theatre NOW präsentier-           Andreas Flourakis „Psychic Force“,
                                                 ten Komponisten einlud, Jiri Adamek aus          Griechenland
                                                 Tschechien und Guy Coolen/ Muziekthater
Dramatiker Forum (International                  Transparant/ Antwerpen, Belgien.
Playwrights’ Forum / IPF)                        Künftige Ausgaben von Music Theatre              Stückwettbewerb 2010
                                                 NOW, entschied das Komitee, werden an            „Refugees / Exile / Identity /
Das Forum wurde 1997 während des Welt-           wechselnden Austragungsorten in Europa           Migration“
kongresses in Seoul gegründet. Die Mit-          stattfinden und jeweils an ein Festival zu
glieder im IPF sind Autoren, Regisseure,         zeitgenössischem Musiktheater angebun-           1. Preis (3000 US$):
Dramaturgen und Übersetzer. Willkommen           den sein.                                        Maya van den Heuvel-Arad „The
im Forum ist jeder, der sich mit Dramatik        Der dem Meeting vorausgehende Wettbe-            Diamond Stars“, Niederlande
beschäftigt und aktiv den internationalen        werb wird weiterhin vom deutschen ITI-           2. Preis (2000 US$):
Austausch von Gegenwartsdramatik unter-          Zentrum ausgeschrieben und betreut.              Philip St John “Maxine”, Irland
stützen möchte. Das Ziel ist einfach zu be-      Die nächste Ausgabe von Music Theatre            3. Preis (1000 US$):
nennen: Gegenwartsdramatik übersetzen            NOW wird im Rahmen des Festivals „Ope-           Kathleen Desmond “Unravellling Myths”
und auf die Bühnen bringen; Vernetzung           radagen Rotterdam“ im Jahr 2013 in den           Irland
von Autoren und Verbreitung von Informa-         Niederlanden stattfinden, dem voraus geht
tionen zur Gegenwartsdramatik weltweit.          der Wettbewerb Music Theatre NOW 2012            Mehr Informationen zum IPF auf der
In 2010 fanden mehrere Arbeitstreffen statt.     zur Auswahl der Produktionen, die in Rot-        Website: www.playwrightsforum.com
Beim 4. Fujairah International Monodrama         terdam präsentiert werden.
Festival (14. bis 22. Januar 2010 in Fujairah)
wurden die Sieger des Stückwettbewerbs           Bericht von Laura Berman
2008 „Clash“ präsentiert.
Weitere Treffen fanden vom 25. bis 28.
März 2010 Kranj (Slovenien) während des          New Project Group (NPG)
Slovenian Drama Festival und vom 27. bis
31. Oktober 2010 in Athen (Griechenland)         Die New Project Group (NPG) fragt nach
statt. Themen der Arbeitstreffen waren vor       theatralen Momenten zur Ideenwelt von Be-
allem der intensive Austausch mit Autoren,       haustheit und Beheimatung.
Öffentliche Diskussionsrunden und Vorle-         Die NPG ist ein Labor zur praktischen Zu-
sungen zu Theater und Gegenwartsdrama-           sammenarbeit von Theaterschaffenden aus
tik sowie die Durchführung des Stückewett-       unterschiedlichen Regionen der Welt für
bewerbs 2010 „Refugees / Exile / Identity        die Erprobung des Dialogs zwischen un-
/ Migration“. So hatte die Jury, bestehend       terschiedlichen Theatersprachen und Deu-
aus Alice Hubball (Belgien), Ursula Wer-         tungswelten, ein Labor über Möglichkeiten
denberg (Schweiz) und Fray Paolo Casua-          aber auch Grenzen der gemeinsamen The-
ro (Philippinen), 163 Einsendungen aus 43        aterarbeit.
Ländern zu sichten und die drei Preise zu        Nach der Präsentation des nun vierten Pro-
vergeben.                                        jektes der NPG – „IFdentity“ in Madrid - wur-
Vom 9. bis 12. Juni 2011 wird in Bremer-         de deutlich, dass die NPG die sehr offene Ar-
                                                                                                                                                Music Theatre Now 2008 (c) Sophie Boitel

haven (Deutschland) während des Festivals        beitsweise im Projekt weiter führen möchte.
„Odyssee: Heimat“ die Ehrung der Sieger          „Offen“ meint zum einen ergebnisoffen, in-
des Stückwettbewerbs 2010 stattfinden.           dem die gemeinsame Arbeit der Gruppen in
                                                 ihren sehr unterschiedlichen Ansätzen wich-
Bericht von Andrea Zagorski                      tiger ist als eine Aufführung. Offen aber auch
                                                 in dem Sinn, dass die Produktionsbedingun-
                                                 gen aus künstlerischer und organisatorischer
Musiktheater Komitee (Music                      Sicht den offenen Prozess sehr wach und fle-
Theatre Committee / MTC)                         xibel begleiten, um Inhalte aus der Struktur
                                                 heraus nicht zu sehr zu beeinflussen. Diese
Im Geschäftsjahr 2010 konzentrierte sich         Weiterentwicklung der Produktionsbedin-
das Musiktheaterkomitee - nach der Absa-         gungen stand nach dem IFdentity-Projekt
ge der Finanzierung durch die Stadt Berlin       zunächst im Zentrum der Kommunikation
für die Ausgabe 2011 des triennalen Mee-         innerhalb der NPG.

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Speed of Life – Time faster than Life           Theaterausbildungs- und Trainings-
                                                     komitee (Theatre Education & Trai-
     In der inhaltlichen Weiterentwicklung und       ning Committee / TECOM)
     der Themenfindung für ein neues Projekt
     wurde nach- IFdentity deutlich, dass wei-       Im Jahr 2010 bestand keine Möglichkeit
     terhin kein an Literatur gebundenes Thema       eines Board Meetings. Erst anlässlich des
     (wie noch beim Borghes-Projekt in Manila)       Joint Committee Meetings im Januar 2011
     im Zentrum der NPG-Arbeit stehen würde.         in Fujairah (UAE) konnte ein Treffen im klei-
     Die offene, assoziative Themensetzung er-       nen Kreis realisiert werden. Grundsätzlich
     öffnet den beteiligten Gruppen mit ihren        hat die Struktur sich bewährt (vgl. Bericht
     sehr unterschiedlichen Arbeits- und Denk-       des Vorjahres)
     weisen den größtmöglichen Zugang für            Die Komiteearbeit ist eher dezentral organi-
     eine Zusammenarbeit.                            siert. Die Verantwortung liegt bei den drei
     Im Jahr 2010 erschien zunächst eine The-        Vizepräsidenten: Shafi Ahmed, Bangladesh,
     mensetzung sinnvoll, in der Theaterschaf-       der in dieser Region Aktivitäten vorantreibt;
     fende aus unterschiedlichen Regionen der        Peter Goldfarb (USA), der sich v.a. in Latein-
     Welt die Globalisierung zum Thema ma-           und Südamerika engagiert und der TECOM
     chen könnten. Mit “Speed of Life - Time         bei der 1st Baku International Theatre Con-
     faster than Life“ wurde ein Arbeitstitel be-    ference repräsentiert hat; Nick Lizaso (Phil-
     nannt, der Phänomene der Globalisierung         ippinen), der im ganzen süd-ostasiatischen
     aus der Entwicklung der weltweiten Kom-         Raum aktiv ist. Afrika ist im Moment nicht
     munikation heraus betrachtet. Tatsächlich       direkt repräsentiert. Das Festival Les Recréâ-
     aber erschien dieses Thema schon nach           trales fand unter der Schirmherrschaft von
     wenigen Monaten des Diskurses als eher          TECOM im Oktober-November 2010 statt.
     am Lebensgefühl westlicher Industriestaa-       Es entwickelt sich mit großem Erfolg immer
     ten orientiert und damit als ein Thema mit      weiter. Die Präsidentin Christine Schma-
     geringem theatralem Resonanzraum.               lor (Deutschland) konzentriert sich auf die
     Anlässlich des Komiteetreffens in Luxem-        Projekte in Europa. Mit dem TECOM Re-
     burg wurde mit HOME-OPEN-HOUSE ein              search Centre AKT-ZENT in Berlin können
     Projekttitel und -thema entwickelt, der die     Forschungs- und Bildungsprojekte realisiert
     Möglichkeit, Behaustheit in seiner Komple-      werden. Das Forschungsprojekt “The Art of
     xität auch als ein „in der Welt Zuhause“        Dialogue”, das bereits im Oktober 2008 be-
     zu deuten zulässt und damit das Thema           gonnen hat, erreichte mit einem Festival in
     „Speed of Life“ integriert. Wir meinen, dass    der Toscana seinen Höhepunkt: an verschie-
     das neue Thema Theaterschaffenden mit           denen Orten wurden in San Miniato offene
     unterschiedlichen kulturellen Hintergrün-       Trainings, Dialoge der Weltliteratur und die
     den ein weites Feld öffnet.                     europäische Produktion Eutyphron von Pla-
     Auf die theatralen Ausdeutungen und den         ton gezeigt, im Teatro Era der Fondazione
     Diskurs sind wir sehr gespannt                  Pontedra wurden Dostojewski’s Dämonen
     Gleichfalls auf dem Treffen in Luxemburg        präsentiert.
     wurden Ideen zusammengefasst und struk-         Das Projekt im Überblick: 16 Organisationen
     turiert, die die praktische Theaterarbeit der   – Theaterzentren, Hochschulen, nationale
     NPG zwischen den Kongressen ermöglichen         ITI-Zentren aus 12 Ländern, gefördert von
     und in gewisser Weise die NPG-Arbeit nicht      der Europäischen Kommission, Programm
     mehr so zwingend an den Weltkongress            Kultur. In den letzten zwei Jahren haben
     binden sollen. Wenngleich die Vorstellung       über 120 Schauspieler aus 21 Ländern an
     der Arbeit der NPG auf dem Weltkongress         den verschiedenen Aktivitäten teilgenom-
     wichtig bleibt, da das NPG Konzept aus der      men, die sich in folgende Linien aufteilten:
     internationalen Zusammenarbeit lebt und
     ihr ein praktisches Gesicht gibt. Die NPG       1. Berufliche Fortbildung: in 10 zwei- bis
     möchte ihre Erfahrungen in ihrer Laborar-       dreiwöchigen Seminaren und 2 internatio-
     beit im Zusammentreffen von Theaterschaf-       nalen Theater-Sommer-Akademien.
     fenden in regionalen Zusammenhängen             2. Research: in der “Schule des Dialogs”
     anregen und entwickeln. In diesen Projekt-      und den darauf folgenden Laboratorien in
     gruppen könnten Themen vorbereitet und          Deutschland, Zypern und Italien wurden
     erarbeitet werden die dann auf einem Tref-      Übungen und Trainings sowie ein neuer
     fen, z.B. anlässlich eines Weltkongresses, in   methodische Ansatz „The Spherical Dia-
     ein gemeinsames vertieftes Arbeitsergebnis      logue“ entwickelt.
     einfließen. Die notwendige Struktur- und        3. Train the Trainers: drei internationale
     Arbeitsweise möchten wir auf dem nächs-         Meisterklassen für Regisseure und Lehrer
     ten Weltkongress in Xiamen vorstellen.          wurden in Zusammenarbeit mit den Aka-
                                                     demien VSMU in Bratislava und DAMU in
     Bericht von Frank Düwel                         Prag realisiert.

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4. Wissenschaftlicher Austausch in Kol-        Schanghai; nationale ITI-Zentren in Bang-
loquien und einer Methodika zum Thema          ladesh, Burkina Faso, Mexiko, Philippinen,
“Cronos – time on stage”.                      die russische Theater Union STD und viele
5. Publikation: mit Hilfe ausführlicher Do-    weitere unterstützende Institutionen.
kumentation hat der künstlerische Leiter Dr.   Der künstlerische Leiter Dr. Jurij Alschitz hat
Jurij Alschitz alle Arbeitsergebnisse zusam-   Ende letzten Jahres die erste Forschungs-
mengefasst und ein Grundlagenwerk zum          reise durch Lateinamerika unternommen
Thema „Dialog auf der Bühne“ verfasst.         und ist dabei auf extrem großes Interesse
                                               seitens der Theaterschaffenden gestoßen.
Im Herbst 2010 erschien „Die Kunst des         Die „World Theatre Training Library“ wird
Dialogs“ auf deutsch und englisch, ein         auf dem Weltkongress in China allen De-
methodisches Theaterhandbuch, mit Re-          legierten vorgestellt und aller Voraussicht
chercheergebnissen der Laboratorien und        nach in den nächsten Jahren das zentrale
einem Trainingsteil mit 45 Übungen. Her-       Projekt des Theatre Education & Training
ausgegeben von Christine Schmalor, Über-       Committee darstellen.
setzung aus dem Russischen ins Englische
von Noah Birksted-Breen, ins Deutsche von      Bericht von Christine Schmalor
Ruth Wyneken.
Seit Herbst 2010 konnte man sich im TE-
COM Research Centre AKT-ZENT endlich           Komitee Junger Theaterschaffender
um das Großprojekt „The World Theatre          (Young Practitioners’ Committee /
Training Library“ kümmern.                     YPC)
Die „World Theatre Training Library“ wird
die bislang umfangreichste Sammlung ge-        Das Komitee arbeitet auf zwei Ebenen: ei-
genwärtig in der Welt bestehender Trai-        ner jungen Generation von Künstlern den
ningsmethoden des Theaters. Sie führt          Zugang zur Arbeit des ITI zu vermitteln,
weltweit bestehende Theatertraditionen         Formen der Mitwirkung und Teilhabe auf
und -schulen zusammen. Sie widmet sich         den Weltkongressen und in den Arbeits-
ausdrücklich der existierenden praktischen     strukturen zu bauen – dieser Aspekt wirkt
Theaterarbeit und wird daher von prakti-       in die Strukturen des ITI hinein. Gleichzei-
schem Nutzen sein.                             tig wird über das ITI hinaus ein Netzwerk
Das Material für die „World Theatre Training   junger Theaterkünstler aufgebaut mit dem
Library“ wird in weltweiten Forschungsrei-     Ziel, Mobilität, Gedankenaustausch und
sen zu Arbeitsweisen und Trainings zusam-      neue Arbeitskontakte zu unterstützen. Ein
mengetragen. Interkulturelle Laboratorien      mehrjähriges Projekt des Komitees verfolgt
von mindestens sechs Monaten werden im         im Sinne der oral history eine Aufarbeitung
Jahr 2012 Trainingsübungen entwickeln.         der Geschichte des ITI durch Interviews mit
Aktive Projektpartner sind bisher: Univer-     Gründungsmitgliedern und Wegbeglei-
sitäten in Brasilien, Kolumbien, Mexiko,       tern.
                                                                                                 Projekt Dialog des TECOM (c) Christine Schmalor

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