Behinderung und Dritte Welt - n Be - Behinderung und internationale ...
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12. JAHRGANG AUSGABE 3/2001 Behinderung und Dritte Welt Zeitschrift der Bundesarbeitsgemeinschaft Behinderung und Dritte Welt eruf B : den ema le in ktth chu un er S hw erp o nd Sc v rg ang Übe
INHALT Inhaltsverzeichnis LITERATUR UND MEDIEN...................119 EDITORIAL..............................................80 INTERNET.............................................121 SCHWERPUNKTTHEMA STELLENAUSSCHREIBUNGEN..........122 Übergang von der Schule in den Beruf Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt Probleme des Übergangs von der Schule in den Beruf Wintgenstr. 63, 45239 Essen Überlegungen zur Verbesserung der Situation Tel.: 0201/ 40 87 745 von Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung Fax: 0201/ 40 87 748 E-mail: Gabi.Weigt@t-online.de Adrian Kniel / Harald Kolmar...............................................81 Internet: http://www.uni-kassel.de/ZBeh3Welt An Evaluation of Vocation Programmes of Special Schools for Individuals with Mental Retardation in Für blinde und sehbehinderte Menschen ist die Zeit- Ghana schrift als Diskette im Word-Format erhältlich. Samuel K. Hayford..................................................................90 Redaktionsgruppe Transition of Persons with Mental Handicap from Prof. Dr. Friedrich Albrecht, Görlitz - mail@f-albrecht.de School to Work in India Simon Bridger, Thalwil/Schweiz - bridger@bluewin.ch Narayan Chandra Pati............................................................94 Prof. Dr. Adrian Kniel, Kassel - kniel@hrz.uni-kassel.de Ein Projekt zur beruflichen Integration geistig Harald Kolmar, Marburg - Harald.Kolmar@Lebenshilfe.de behinderter Menschen in normale Arbeitsplätze Gabriele Weigt, Essen - Gabi.Weigt@t-online.de Ali Kouadria.............................................................................99 Fachbeirat ARTIKEL Niels-Jens Albrecht, Hamburg || Musa Al Munaizel, Deaf-blind education: a case study in Mampong- Würzburg || Geert Freyhoff, Brüssel/Belgien || Beate Akwapim in Ghana Böhnke, Belem/Brasilien || Ernst Hisch, Würzburg || Grace Yawo Gadagbui..........................................................103 Francois De Keersmaeker, München Inclusion – Herausforderungen an die (Sonder-) Schriftleitung Pädagogik am Beispiel Uganda Gabriele Weigt Ann Lorschiedter....................................................................107 Redaktionsassistenz Katja Poppek BERICHTE Kooperation Nichtregierungsorganisationen/GTZ Gestaltung im Bereich Sport und Rehabilitation..................................110 Stefan Lorenzkowski UNICEF Bericht zur Situation der Kinder in der Welt.....110 Druck und Versand Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. BAG BEHINDERUNG UND DRITTE WELT Arbeitskreis Frauen und Kinder mit Behinderung Die Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt ist eine Publika- in der sog. Dritten Welt.........................................................112 tion der Bundesarbeitsgemeinschaft Behinderung und Dritte Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V......113 Welt. Für den Inhalt der Artikel sind die AutorInnen verant- NEWS wortlich. Veröffentlichte Artikel stellen nicht die Mei- Kampagne 2002: Entwicklung ohne Ausgrenzung. nung der Redaktion dar. Menschenrechte umsetzen – Menschen mit Die Veröffentlichung von Beiträgen aus der Zeitschrift Behinderung einbeziehen.. ................................................114 in anderen Publikationen ist möglich, wenn dies unter Neue Strategie der Internationalen Arbeitsorganisation 115 vollständiger Quellenangabe geschieht und ein Beleg- China will verhindern, dass Menschen mit exemplar übersandt wird. Behinderung das Bildungssystem belasten......................115 WHO verharmlost Lepra- Problematik.............................115 Die Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt wird ILO Initiative gegen HIV/AIDS..........................................116 unterstützt durch: Jahresbericht Entwicklungspolitik 2000 erschienen........117 - Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen- GTZ: Neuer Auftritt im Internet.........................................117 arbeit und Entwicklung BEZ–Preis für hervorragende Arbeiten zum Thema - Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit.............117 - Kindernothilfe e.V. VERANSTALTUNGEN..........................118 ISSN 1430-5895 82 Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001
EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser! Das dritte Heft unserer Zeitschrift in diesem Jahr lichkeiten und Bedürfnissen in der außerschulischen erscheint in einer weltpolitisch sehr schwierigen und Welt. angespannten Zeit. Die Terroranschläge am 11. Sep- tember in den USA, die uneingeschränkt zu verurtei- Pati bezieht sich ebenfalls auf das angesprochene len sind, haben in den ersten Wochen danach die Problemfeld für Menschen mit einer geistigen Berichterstattung in den Medien bestimmt. Andere Behinderung in Indien. Er stellt in seinem Artikel in ansonsten bedeutsame und auch medienwirksame tabellarischer Form, differenziert nach urbanen und Nachrichten über Weltereignisse und den normalen, ländlichen Lebenswelten, durch Studien identifizier- täglich zu erlebenden Terror für Millionen te Arbeitsmöglichkeiten für geistig Behinderte dar. Menschen in der Welt (Natur- und Klimakatastro- Hervorzuheben ist aber auch, dass dies nur einen phen, Hunger, Armut, Kriege), vor allem in den wirt- kleinen Teil der Menschen mit geistiger Behin- schaftlich benachteiligten Ländern (dieses betrifft derung betrifft. Die meisten von ihnen erhalten keine nach wie vor insbesondere auch Menschen mit Be- Arbeitsförderung, ganz abgesehen von sozio-kultu- hinderungen), traten absolut in den Hintergrund. rellen Fragestellungen diesbezüglich in Indien. Das derzeitige Mittel der Wahl für einen großen Teil Der Artikel von Kouadria nimmt Bezug auf ein der Regierungen weltweit zur Bekämpfung des Kooperationsprojekt zwischen dem Ministerium für Terrors scheinen militärische Einsätze zu sein. Und Arbeit und Sozialen Schutz in Algerien und der GTZ wieder leidet die Zivilbevölkerung, wieder gibt es in Deutschland, welches sich mit den Fragen der dadurch bedingt Tod und Behinderung, ganz zu Verstärkung der Initiativen der Sonderschulen zu- schweigen von den möglichen weltweiten Auswir- gunsten einer begleiten Beschäftigung sowie eines kungen dieses Krieges gegen den Terror. Systems der Vermittlung behinderter Men-schen auf dem Arbeitsmarkt beschäftigt. Diese Ausgabe nimmt auf diese aktuellen Ereignisse nicht weiter Bezug, sondern widmet sich alltägli- Gadagbui führt die Thematik weiter fort und chen Problemen von Menschen mit Behinderungen betrachtet die Erziehung und Ausbildung von taub- in Ländern des Südens. blinden Menschen in Ghana. Einen Artikel unter der Rubrik Schwerpunktserie Der Artikel von Lorschiedter gehört nicht mehr zum finden Sie dieses Mal nicht. Diese wird in der näch- Schwerpunktthema dieser Ausgabe, sondern bear- sten Ausgabe wieder fortgesetzt. beitet das Thema Inclusion als Herausforderung an die Sonderpädagogik in Uganda. Inclusion wird in Schwerpunktthema dieses Heftes sind die Frage- der nächsten Ausgabe unserer Zeitschrift Schwer- stellungen und Probleme von jungen Menschen mit punkt sein. Dieser Artikel dient damit sozusagen einer Behinderung beim Übergang von schulischer bereits der Einstimmung darauf. Förderung in Arbeits- und Berufswelten. Der Artikel von Kniel / Kolmar führt in das Thema ein, nimmt Noch ein Wort in eigener Sache: die Mitglieder der an einigen Stellen Bezug auf nachfolgende Artikel in Redaktionsgruppe freuen sich über Leserbriefe zu diesem Heft, und bezieht sich, wie die anderen Artikeln dieses und anderer Hefte sowie zur Artikel auch, in erster Linie auf Jugendliche mit Zeitschrift allgemein. Verstehen Sie diese Bemer- einer geistigen Behinderung. Die recht umfangrei- kung bitte als Aufforderung, diesbezüglich aktiv zu che Literaturliste ist auch als ein Angebot zur weite- werden. Vielen Dank. Damit tragen Sie auch zur ren Beschäftigung mit der bearbeiteten Fragestel- Qualität und zum Erscheinungsbild der Zeitschrift lung zu verstehen. bei. Hayford evaluiert in seinem Artikel Arbeitstrai- Ihre Redaktionsgruppe ningsansätze für Sonderschulen, ebenfalls für geistig behinderte Menschen, in Ghana. Eine seiner Aus- sagen ist die, dass die Ausbildung für Menschen mit geistiger Behinderung in diesem Land reformbe- dürftig ist, bezogen auch auf die Abstimmung schu- lischer Lern- und Trainingsinhalte mit den Mög- Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001 83
SCHWERPUNKTTHEMA Probleme des Übergangs von der Schule in den Beruf Überlegungen zur Verbesserung der Situation von Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung Adrian Kniel / Harald Kolmar Probleme des Übergangs von der Schule in den Beruf für geistig behinderte Jugendlichewerdendargestellt und zentra- le Elemente erfolgreicher Übergangsprogramme herausgearbeitet. Dabei werden die besondere Situation von geistig behinderten Jugendlichen in Entwicklungsländern untersucht und internationale Reformansätzedargestellt. „N icht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“. Dieses Sprichwort hat ange- Zur gegenwärtigen Situation sichts der Diskussion über Bildungsinhalte und die unzureichende Beschäftigungssituation von Jugend- F olgt man dem von Nohlen/Nuschler (1994) im Handbuch der Dritten Welt formulierten „magi- schen Fünfeck der Entwicklung“: Arbeit/Beschäf- lichen in der Dritten Welt eine erhöhte Bedeutung. tigung, wirtschaftliches Wachstum, soziale Gerech- Nach Nohlen (2000: 54) schätzt die ILO in dem tigkeit/Strukturwandel, Partizipation und politische World Employment Report, „dass global ein Drittel und wirtschaftliche Unabhängigkeit, so werden ge- der Weltarbeitskraft entweder arbeitslos (150 Mio.) genwärtig rund 131 Länder der Erde zu der Gruppe oder unterbeschäftigt (750 bis 900 Mio.) war“. der Entwicklungsländer gerechnet. Auch wenn es Dieses Problem stellt sich besonders stark in den umstritten ist, welche Merkmale Entwicklungslän- Städten, in denen sich nach wie vor die meisten der kennzeichnen, ist unmittelbar einleuchtend, dass Zentren für geistig behinderte Kinder und Jugend- gemessen an wirtschaftlichen und sozialen Indi- liche befinden. katoren Familien mit behinderten Kindern aufgrund ihrer besonderen Belastungen zusätzlich benachtei- Den meisten Entwicklungsländern ist es gelungen, ligt sind. Es sind somit spezielle Programme zu ent- eine relativ hohe Schulbesuchsquote zu erreichen - wickeln, die diese offensichtlichen Nachteile zumin- nach Lenhart (2000: 100) waren 1995 fast ein dest teilweise auszugleichen versuchen. Dazu gehört Fünftel der Weltbevölkerung und damit über 1 Mrd. insbesondere, dass der Übergang in die reale junger Menschen – wenn auch mit geringeren Lebensumwelt so von der Schule gestaltet wird, dass Anteilen in den Entwicklungsländern - in formalen sich für behinderte Jugendliche nach dem Abschluss Bildungssystemen integriert. Dieses Modell Schule eine sinnvolle Beschäftigung findet, mit der sie (Adick 1992), das von den ehemaligen Kolonial- einen Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie lei- mächten übernommen wurde, wird aber seit über 30 sten können und eine Lebensgestaltung entspre- Jahren stark kritisiert, da es nur unzureichend chend der jeweiligen Normalität und Realität für sie gelingt, Kinder und Jugendliche auf die reale möglich wird. Wirtschafts- und Gesellschaftssituation vorzuberei- ten. Sekundarschulbildung und der Übergang in den Beruf in Entwicklungsländern Helander (1993) hat Zahlenmaterial vorgelegt, in dem die Angebote für behinderte Menschen in Ent- wicklungsländern untersucht werden, und dort vor W ie Lenhart (2000: 102) ausführt, geht die Schulkritik im wesentlichen von drei Prämis- sen aus: allem für ländliche Regionen ein erhebliches Defizit festgestellt. Am Beispiel Westafrikas lässt sich fest- - Schulen sind unökonomisch arbeitende Institu- stellen, dass nicht einmal alle Länder der Region tionen und stellen nicht die notwendigen Quali- (z.B. Niger, Guinea, Liberia) über Schulen für gei- fikationen für die wirtschaftliche Entwicklung stig behinderte Kinder verfügen, oder sich diese nur bereit; Schulen tradieren oder vergrößern sogar in den Hauptstädten befinden (Benin, Burkina Faso, die soziale Ungleichheit; Elfenbeinküste, Mali, Senegal). Lediglich in Ghana, - Schulen sind auch für außerökonomische gesell- Nigeria und Togo finden wir über das ganze Land schaftliche Handlungsfelder entwicklungs-irrele- verteilt Schulen. Sowohl was die Beschäftigungs- als vant. auch die Schulbesuchsquote angeht, sind geistig be- hinderte Jugendliche in Entwicklungsländern mit Zumindest was den dritten Vorwurf angeht, sind die Sicherheit gravierend benachteiligt. Schulen für geistig behinderte Kinder konzeptionell den Regelschulen voraus: lebenspraktische Bildung 84 Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001
SCHWERPUNKTTHEMA wurde in diesen Einrichtungen immer betont. Auch Dabei zeigte sich, dass der größte Anteil aller gibt es in (fast) allen Schulen eine Einweisung in Schulabsolventen mit einer geistigen Behinderung handwerkliche Techniken, die allerdings, wie wir (35,5%) zu Hause helfen, 19% ohne jede Beschäf- später sehen werden, selten auf die künftige Lebens- tigung sind und die restlichen Absolventen sich auf situation abgestimmt ist. Handwerk, Landwirtschaft und Dienstleistung ver- teilen. Diese Tätigkeiten sind als helfend zu kenn- In zahlreichen Ländern der Dritten Welt wurde als zeichnen. Mehr als die Hälfte der Betroffenen erhält Konsequenz dieser Kritik versucht, der Schule eine keine Entlohnung für ihre Tätigkeit. Dabei gibt es mehr praktische Orientierung zu geben, um damit kaum Zusammenhänge zwischen den in der Schule der drohenden Arbeitslosigkeit der Sekundarschul- gelernten beruflichen Aktivitäten und der späteren absolventen zu begegnen. Speziell in der Berufsbil- Tätigkeit. dung verfolgt die Weltbank eine starke Privatisie- rungs- und Marktorientierungsstrategie, wobei der Eine Beschreibung der Berufsbildungsprogramme informelle Sektor mit einbezogen wird. an Sonderschulen in Ghana sowie die Abgängerzah- len legt Hayford in diesem Heft vor, wobei ebenfalls Tippelt (2000: 694) kommt in seinen Überlegungen die mangelnde Zielgerichtetheit berufsvorbereiten- zu den Strategien internationaler Berufsbildung zu der Angebote für geistig behinderte Jugendliche dem Schluss: Die Verberuflichung der Sekundär- deutlich wird. Nicht zuletzt gibt es einen Zusam- ausbildung hat nicht die erwarteten Resultate menhang zwischen dem Status der Herkunftsfamilie erbracht. Weder finden die Schulabgänger aus verbe- und den als akzeptabel angesehenen Beschäftigun- ruflichten Schulen leichter Jobs, noch sind sie in gen: in Westafrika (vgl. Kniel 1996) wie auch z.B. in ihren späteren Tätigkeiten zufriedener, noch wird Indien ist es für wohlhabende Familien undenkbar, das Problem des under-employment (also der realen dass ihre geistigbehinderten Kinder Tätigkeiten aus- Berufseinmündung unterhalb des legitimen An- üben, die für die unteren Sozialschichten reserviert spruchsniveaus) befriedigend gelöst.“ Entsprechend sind. Hinzu kommen gesellschaftliche Normen, die werden gegenwärtig zahlreiche Ansätze entwickelt, es beispielsweise untersagen, Nahrung zu sich zu die versuchen, den Qualifikationswandel des Be- nehmen, die von einer geistig behinderten Person schäftigungssystems zu antizipieren und durch zubereitet wurde. Curriculumrevision und Ausbildung der Ausbilder zu begegnen. Damit wird das alte Konzept einer all- Reformansätze gemeinen Bildung in der Sekundarstufe mit einer nachfolgenden Berufsausbildungsphase aufgehoben und versucht, diese Bereiche nicht mehr isoliert von- einander zu sehen. I n der internationalen Sonderpädagogik hat die Entwicklung in den USA mit der 1990 erfolgten Aktualisierung des Individuals with Disabilities Education Act (IDEA) die Länder der Dritten Welt Wenn man diese Überlegungen auf die gegenwärtige stark beeinflusst. Dies ist dadurch bedingt, dass Situation der Schulen für geistig behinderte Kinder viele Dozenten in den USA studiert haben, Text- in Entwicklungsländern anwendet, lässt sich feststel- bücher aus den USA übernommen werden etc. In len, dass aufgrund der stärkeren lebenspraktischen diesem Gesetz werden alle Schulbezirke beauftragt, Orientierung bereits einige Elemente der Verbin- ein umfassendes Programm zu entwickeln, das den dung von allgemeiner und (vor-)beruflicher Ausbil- Übergang von der Schule in die Arbeitswelt und die dung in der Sekundarstufe gegeben sind. Gemeinschaft (transition program) für behinderte Jugendliche im Alter von 16 Jahren und darüber Zur speziellen Situation geistig behinderter gewährleistet. Generell strebt die Reform des Erzie- Jugendlicher hungswesens sowohl in westlichen Industrieländern als auch in den Ländern der Dritten Welt seit langem Z ur speziellen Problematik des Übergangs geistig behinderter Jugendlicher von der Schule in das Arbeitsleben in Ländern der Dritten Welt liegen eine Reihe von Innovationen an, die versuchen, eine bessere Vorbereitung auf das reale Leben zu ermög- lichen. Dabei werden die folgenden Akzente gesetzt: kaum Untersuchungsergebnisse vor. Kniel (1996) hat in einer Studie in Ländern West- und Zentral- - Entwicklung eines Kerncurriculums (core curri- afrikas den Verbleib von Absolventen der Schulen culum) bzw. von Schlüsselqualifikationen, um für geistig behinderte Kinder und Jugendliche sowie die notwendigen Fertigkeiten für die Arbeitswelt den Zusammenhang zwischen beruflicher Bildung und als mündiger Staatsbürger zu entwickeln in den Schulen und späterer Tätigkeit verglichen. (Boyer 1990). Kognitive Vorwegnahme (cogniti- Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001 85
SCHWERPUNKTTHEMA ve apprenticeship) von realen Anwendungssitua- Die mittleren Schuljahre sind bei allen Jugendlichen tionen in den Aufgabenstellungen der zentralen durch ein Anwachsen der intellektuellen, körperli- Schulfächer (Mathematik, Muttersprache, Natur- chen und psychosozialen Kompetenz gekennzeich- wissenschaften) als Lebensvorbereitung. Praktika net. Dabei verschiebt sich der Einfluss der sozialen in der Arbeitswelt, um den Schülern die Möglich- Gruppe als Sozialisationsinstanz zunehmend vom keit zu geben, in realen Anforderungssituationen Elternhaus und der engeren Familie auf die Gruppe zu lernen. Die Integration traditioneller Unter- der Gleichaltrigen. Der Akzeptanz durch die Gruppe richtsfächer in ein Curriculum, um sowohl die Gleichaltriger, einer allmählichen Loslösung vom kognitiven Kompetenzen, als auch die leben- Elternhaus und dem Treffen eigener Entscheidungen spraktischen Fertigkeiten zu vermitteln, die für kommt nun eine erhöhte Bedeutung zu. die Bewältigung der Alltagsanforderungen in der Erwachsenenwelt erforderlich sind. All diese Elemente sind auch in Entwicklungslän- dern von - vielleicht noch größerer - Bedeutung. Da Elemente eines Programms zum Übergang von es keine staatlichen Strukturen zur Unterstützung der Schule in die Arbeitswelt des Übergangs von der Schule in den Beruf gibt, sind informelle soziale Netzwerke - vor allem im C urricula haben sich in der Vergangenheit darauf beschränkt, Inhalte aufzuzählen, die in der Schule vermittelt werden und die der Schüler am Rahmen der erweiterten Großfamilie - von besonde- rer Wichtigkeit. Entsprechend sehen Erziehungs- programme für dieses Lebensalter das Einüben Ende der Schullaufbahn (oder des Schuljahres) künftiger sozialer Rollen sowie die Abklärung indi- erlernt haben sollte. vidueller Lebensziele vor. Entwicklungsziele im Jugendalter Wie Peraino (1993) in seinem Sammelreferat auf- zeigt, lassen sich eine Reihe von Merkmalen identi- D emgegenüber geht es bei der Entwicklung von Programmen zur Erleichterung des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt für behinderte fizieren, die mit einer nachschulischen Integration von Jugendlichen mit einer Behinderung eng zusam- menhängen. McDonnell et al. (1996) führen drei Jugendliche um eine Reihe von Zielen, die über das Bereiche an, welche die soziale Eingliederung nach bloße Erlernen von kognitiven Inhalten hinausgehen, der Schule begünstigen: so zum Beispiel: - Die Möglichkeit, frei und häufig mit Gleichaltri- - Ein Netzwerk von Freunden und Bekannten auf- gen zu interagieren, die nichtbehindert sind. Dies zubauen schafft Gelegenheiten, die sozialen und kommu- - Die Fähigkeit zu erwerben, Ressourcen der Ge- nikativen Fertigkeiten zu erlernen und soziale meinde zu nutzen Kontakte zu knüpfen, die für ein Leben in der - Einer bezahlten Arbeit nachzugehen, welche die Gemeinschaft unentbehrlich sind. beiden erstgenannten Ziele ermöglicht - Die Erweiterung der Fähigkeiten, zuhause, in der - Die Erlangung von Autonomie, um eigene Ent- Schule, bei der Arbeit und in der Gemeinschaft scheidungen im Alltag zu treffen sich angemessen zu verhalten. Entsprechend ist es notwendig, dass sich schulische Programme (vgl. dazu ausführlicher Brown et al. 1988, McDonnell an den tatsächlich erforderlichen Fertigkeiten im et al. 1991, Rusch et al. 1991, Sailor et al. 1989, realen Leben orientieren. Wehman 1993, Wilcox & Bellamy 1987) - Systematische, individuelle Planung der Über- gangsprozesse tragen ebenfalls zum Gelingen Bereits 1972 hatte Havighurst auf den Zusammen- sozialer Integration nach der Schule bei. hang von Entwicklungsaufgaben und Lernen hinge- wiesen und eine Liste von kulturübergreifenden Zur Nutzung internationaler Erfahrungen Lernzielen formuliert, die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bewältigen müssen, um sich in die Gesellschaft einzugliedern. B etrachtet man die Ansätze der Schulen für gei- stig behinderte Kinder am Beispiel Westafrikas und Indiens, so lässt sich feststellen, dass überwie- Aus solchen Überlegungen lassen sich entwick- gend eine Einweisung in handwerkliche Techniken lungsgemäße Ziele ableiten, die in ein schulisches erfolgt, wie Körbe flechten, Makramee, Kerzen- Programm für behinderte Jugendliche und junge machen, Näharbeiten aller Art, Stricken etc.. In der Erwachsene für eine bessere Integration in die Regel scheitert dann die Umsetzung des Gelernten Arbeitswelt und die Gemeinde münden. nach dem Verlassen der Schule an drei Faktoren: 86 Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001
SCHWERPUNKTTHEMA - Die geistig behinderten Jugendlichen und jungen nichtbehinderten Menschen ausgeführt werden Erwachsenen sind ohne zusätzliche Hilfe nicht in müsste/würde. der Lage, die handwerkliche Arbeit alleine - Da gerade geistig behinderte Menschen am durchzuführen (Einkauf von Primärmaterialien, besten in Realsituationen lernen, gilt der Grund- Einhaltung von Qualitätsstandards, Vertrieb des satz: erst Platzierung, dann Qualifizierung. hergestellten Produkts). - Individuelle Hilfen für die Entwicklung eigener - Häufig besteht eine große Konkurrenzsituation, Zukunftspläne, der Arbeitsplatzsuche, der An- oder das Produkt (z.B. Makrameearbeiten) ist so passung des Arbeitsplatzes sowie das Training unattraktiv bzw. nicht auf die Bedürfnisse lokaler notwendiger Arbeitsfertigkeiten, aber auch Konsumenten zugeschnitten, so dass keine echte Hilfen beim Erlernen des Arbeitsweges, der Nachfrage besteht. Umgang mit den Arbeitskollegen, Pünktlichkeit - Nicht zuletzt ist die handwerkliche Ausbildung und Zuverlässigkeit etc.. häufig zu wenig mit den Gegebenheiten vor Ort Nicht zuletzt ist eine Dauerunterstützung vorge- und im Elternhaus verbunden: es gibt niemand in sehen, wenn sich auch häufig der Hilfebedarf der Familie, der Stricken kann bzw. Wolle ist nur nach einer Einarbeitungsphase erheblich redu- schwer aufzutreiben, das Gelände für den ziert. Gartenbau fehlt oder es gibt keine Bewässer- ungsmöglichkeiten etc. Ganz wesentlich bei diesem Ansatz ist das generelle Und weiter Ziel, Wahlmöglichkeiten, Selbstbestimmung und - Die unmittelbare Umgebung ist finanziell nicht in eigene Interessen des behinderten Menschen zu för- der Lage, von behinderten Menschen hergestellte dern, so dass dieser so weit wie möglich auch bei Produkte käuflich zu erwerben. der Arbeit eigene Zielsetzungen verfolgen kann. Bei der Bundesarbeitsgemeinschaft für unterstützte Das in Europa verbreitete Konzept von Werkstätten Beschäftigung e.V. findet man umfangreiches für Behinderte, bei dem in einer Eingangsphase gei- Material und Dokumentationen in deutscher stig behinderte Berufsanfänger gezielt auf vorhande- Sprache, die diese Konzeption näher ausführen ne Arbeitsplätze in der Werkstatt vorbereitet werden, (www.bag-ub.de). ist aufgrund des hohen Subventionsbedarf in Entwicklungsländern nicht flächendeckend finan- Am Transition Research Institute der University of zierbar (vgl. auch Kniel 1993). Nur in wenigen Illinois at Urbana-Champaign haben Kohler (1996) Einrichtungen gibt es eine Abstimmung zwischen und Kohler/Chapman (1999) Merkmale verschiede- den erlernten Techniken und der nachschulischen ner Programme zur Erleichterung des Übergangs Situation. Im Chetana Institute im Bundesstaat von der Schule in den Beruf aufgelistet, die sich Orissa in Indien wird entsprechend versucht, das empirisch bewährt haben bzw. von Fachleuten als Seilflechten nur den Kindern beizubringen, in deren wirksam (best practice) angesehen werden. Dabei Heimatdorf dieses Handwerk auch verbreitet ist, so werden Elemente des Übergangsprozesses sichtbar, dass die Chance steigt, dass die Jugendlichen auch die in jedem schulischen und gesellschaftlichen später eine Beschäftigung finden. Kontext von Bedeutung sind und auch in Entwick- lungsländern in die Planung miteinbezogen werden Ein Ansatz, dieses Problem zu lösen, besteht im sollten. Diese Programmschwerpunkte der National Konzept des supported employment, der unterstütz- Transition Alliance lassen sich in fünf Bereiche bün- ten Beschäftigung, das nach dem Prinzip verfährt, deln, deren wesentliche Elemente zum Abschluss erst der Arbeitsplatz, dann eine gezielte Ausbildung, noch kurz dargestellt werden sollen (vgl. dazu aus- um zu vermeiden, dass Arbeitschritte erlernt werden, führlicher die sich später aufgrund der gegebenen Lebens- http://ed.uiuc.edu/sped/pdk/categories.htm). umstände als nicht verwendbar erweisen. Die wesentliche Elemente dieses Ansatzes, der gegen- - Individuenzentrierte Planung und Zielentwick- wärtig in einem von der GTZ geförderten Modell- lung: dabei geht es um die Bestimmung von programm in Algerien (vgl. dazu den Artikel von sozialen Kompetenzen, die erlernt werden müs- Kouadria in diesem Heft) umgesetzt wird, besteht in sen, wie das Verstehen der Möglichkeiten und folgenden Elementen: Grenzen der eigenen Behinderung und damit des - Menschen mit einer schweren Behinderung Bedarfs an Unterstützung, sowie der aktiven arbeiten in regulären Betrieben an der Seiten von Beteiligung des behinderten Jugendlichen an den nichtbehinderten Kollegen. Entscheidungsverläufen, eine gemeinsame Ana- - Es handelt sich um bezahlte Arbeit, die sonst von lyse der individuellen Wünsche und Ziele. Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001 87
SCHWERPUNKTTHEMA - Ein weiteres wichtiges Element der Gestaltung Literatur des Übergangs von der Schule in die Berufswelt für behinderte Jugendliche ist die Frage, inwie- ALBRECHT, F.: Inwieweit können wir irgendetwas weit das Curriculum Arbeitsplatzsuche, Bewer- Praktisches vom Studium fremder Kulturen lernen?. bungstechniken, Informationen über Berufsbil- Reichweiten und Grenzen des interkulturellen Vergleichs in der Heilpädagogik. Zeitschrift für der, Praktika und gemeindenahe Erkundungen Heilpädagogik, 52(5), 2001, S. 194-199 vorsieht. So fanden etwa Beny et al. (1997), dass BENZ, M.R./ ZOVANOFF,P./DOREEN, B.: School-to- das Training in der Arbeitsplatzsuche tatsächlich work components that predict post school success for zu höheren Einstellungsquoten führte. students with and without disabilities. Exceptional children, 63(2), 1997, S. 151-165 - Die Einbeziehung von Eltern und anderen wichti- BROWN. et al.: An integrated curriculum model for tran- gen Bezugspersonen in die Übergangsplanung sition. In: B.L. Ludlow et. al.(Eds.): Transition to adult ist von entscheidender Bedeutung, vor allem in life for people with mental retardation: principles and Ländern der Dritten Welt. In diesem Zusammen- practices, Baltimore 1988, S. 67-84 hang muss gesehen werden, dass auch in westli- BOYER, E.L.: The new agenda for the nations schools. In chen Industrieländern der größte Anteil der Un- S.B. Bacharach (Ed.): Educational reform: Making terstützung von der eigenen Familie kommt (vgl. sense of it all, Boston 1990, S. 30-37 HAV IGHURST, R.J.: Developmental tasks and education. dazu Posthill/Roffman 1991, Morgan/Hecht New York 1972 1990). Hier sei an die bereits dargestellte Unter- HELANDER, E.: Prejudice and Dignity. An Introduction suchung von Kniel (1996) erinnert: geistig behin- to Community-Based-Rehabilitation, New York 1993 derte Jugendliche in West- und Zentralafrika KNIEL, A.: Berufliche Integration geistigbehinderter waren fast ausschließlich im Rahmen der erwei- Jugendlicher: Alternativen für West- und Zentralafri- terten Familie tätig. ka. Rundbrief Behinderung und Dritte Welt 2/1993, S. 4-12 - Ferner ist die Nutzung von Ressourcen der KNIEL, A.: Zur Situation der Schulen für geistig Behin- Gemeinde, der lokalen Geschäftsleute und ande- derte in West- und Zentralafrika- Ergebnisse einer ren Organisationen von entscheidender Bedeu- Umfrage, Behindertenpädagogik 32(3), (1993), S. tung für die Gestaltung des Übergangs von der 306-314 Schule in den Beruf. Dazu gehört auch die aktive KNIEL, A.: Absolventen von Schulen für geistig Behinderte. Umfrageergebnisse aus vier Ländern in Nutzung von gesetzlichen Vorschriften, wie dies West- und Zentralafrika. Zeitschrift Behinderung und etwa gegenwärtig in dem algerischen Modell- Dritte Welt, 1/1996, S. 28-34 programm (siehe Kouadria in diesem Heft) KOHLER, P. D.: Taxonomy for transition programming: geschieht. linking research to practice. Transition Research Institute at Illinois 1996 - Als letztes seien noch die Merkmale des Über- (http://www.ed.uiuc.edu/sped/tri/toc.html) gangsprogramms selbst genannt, d.h. wie gut die KOHLER, P.D./CHAPMAN, S.: Literature Review on Schule mit örtlichen Handwerkern Kontakt hält, School-to-Work Transition. Transition Research inwieweit die konkreten Bedingungen in der Institute University of Illinois at Urbana-Champaign Gemeinde, in der die Schule angesiedelt ist, 1999 ( http://www.ed. uiuc/sped/tri/stwpurpose.html) berücksichtigt werden, der Verbleib ehemaliger LENHART, V.: Bildung In: Nohlen, D. ( Hrsg.): Lexikon Schüler evaluiert wird, ob vorhandene Ressour- Dritte Welt. Länder, Organisationen, Theorien, Be- griffe, Personen. Reinbek, 2000, S. 99-102 cen effektiv genutzt werden etc.. McDONNELL et al.: Secondary programs for students Alles in allem bieten diese Programmelemente, die with developmental disabilities. Baltimore 1991 McDONNELL. et al.: Transition programs for students ja ausführlich dokumentiert und leicht zugänglich with moderate/severe disabilities. Pacific Grove 1996 sind, ein gutes Gerüst für die Entwicklung von MORGAN, D./HECH, J.: Report on the methodology for Programmen des Übergangs von der Schule in die the west and special education transition program Arbeits- und Beschäftigungswelt für behinderte evaluation. Riverside, California 1990. California Jugendliche. Der örtliche Bezug und die Anpassung Educational Research Cooperative (ERIC Document an die individuellen Bedürfnisse von Jugendlichen Reproduction Service No. ED 3327 021) und ihren Familien muss vor Ort geleistet werden. NOHLEN, D.: Arbeitslosigkeit. In: Nohlen, D. (Hrsg.), Lexikon Dritte Welt. Länder, Organisationen, Theo- rien, Begriffe, Personen. Reinbek 2000, S. 54. PERAINO, J.M.: Post-21 Follow- up studies. How do special education graduates fare? In P. Wehman (Ed), Life beyond the classrooms: transition strategies for 88 Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001
SCHWERPUNKTTHEMA young people with disabilities. Baltimore 1993, S. 21- Resumé: Des problèmes du passage de l’école à la vie 70 professionnelle pour des jeunes handicapés mentaux sont POSTHILL, S.M./ROFFMAN, A.J.: The impact of a tran- analysés et des éléments importants des programmes de sitional training program for young adults with learn- transition identifiés. La situation spéciale des jeunes han- ing disabilities. Journal of Learning disabilities, 24 dicapés mentaux dans les pays en voie de développement (10), 1991, S. 619-629. fut analysée et des idées internationales de reforme decri- RUSCH, F.R. et al.: Transition from school to adult life: tes. models, linkages and policy. Pacific Grove 1992 SAILOR, W. et al.: The comprehensive local school: reg- Resumen: Están representados problemas de transición ular education for all students with disabilities. desde la escuela hasta el mundo del trabajo de adoles- Baltimore 1989 centes con deficiencia mental , así como elementos cen- SITLINGTON, P.L./CLARK, G.M./KOLSTOE, O.P. trales exitosos de programas de transición. Junto a eso se (eds.): Transition education and services for adults analiza la situación especial de jóvenes con discapacidad with disabilities. Boston etc. 2000 mental en los países en vías de desarrollo y se presenta TIPPELT, R.: Strategien internationaler Berufsbildung conceptos internacionales de reforma en este campo de /Berufsbildungshilfe. In: Nohlen, D. (Hrsg.): Lexikon acción. Dritte Welt. Länder, Organisationen, Theorien, Begriffe, Personen. Reinbek 2000, S. 694-695 Harald Kolmar ist Leiter der Abteilung Internationale TRACH, J.S./ SHELDEN, D.L.: Natural supports: a foun- Hilfen bei der Bundesvereinigung Lebenshilfe für gei- dation for employment. American Association on stig behinderte Menschen e.V. in Marburg Mental Retardation, Washington 1999 WEHMAN, P.: Life beyond the classrooms: transition Anschrift: Harald Kolmar, Bundesvereinigung strategies for young people with disabilities. Lebenshilfe, Raiffeisenstr. 18, 35043 Marburg Baltimore 1993 WILCOX , B./ BELLAMY, G.T.: Design of high school Adrian Kniel ist Professor für Behindertenpädagogik programs for severely handicapped students. am Fachbereich Sozialwesen der Universität/ Gesamt- Baltimore 1982 hochschule Kassel und Ansprechpartner für das GTZ- Projekt Berufliche Integration behinderter Menschen in Algerien Abstract: Problems of transition from school to work for mentally handicapped youths are analysed and decisive Anschrift: Prof. Dr. Adrian Kniel, Gesamthochschule elements for successful transition programs identified. Kassel, FB Sozialwesen, Arnold-Bode-Str. 10, 34127 The special situation of mentally handicapped youths is Kassel analysed and international strategies for reform are described Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001 89
SCHWERPUNKTTHEMA An Evaluation of Vocation Programmes of Special Schools for Individuals with Mental Retardation in Ghana Samuel K. Hayford Theresearchevaluated the vocational programmes of special schools forpersons with mental retardation in Ghana. All schools were contacted in order to find out, what types of vocational coursesare offered. An additional question was how many individuals with mental retardation completed their training between 1992-1997 at the special schools in Ghana and have they been able to secure jobs in competitive employment. Introduction als will be defeated if the schools continuously keep and feed them as pertained during the asylum peri- S ince the introduction of education for persons with mental retardation in Ghana. In 1968, very few of them, if any at all, have graduated and secu- od. Persons with other disabilities, such as, visual impairments, physical disabilities and hearing im- pairments either continue training in secondary/tech- red meaningful employment in their communities. nical institutions or rehabilitation centres. The nati- Thus, majority of these persons either drop out of on, Ghana, has not established any centre to provide school or have been staying at school with no idea of further training for individuals with mental retardati- when they will graduate or finish their training. on as pertained in other countries. Rehabilitation centres and institutions do not offer admission for This situation has started creating some problems for persons with mental retardation. Consequently, the the administrators of special schools, the Ghana special schools have been compelled to continue to Education Service, Special Education Division, and keep their trainees at the expense of admitting young the society at large. For at the 25th anniversary of the ones. first special school (Dzorwulu), the headmaster inti- mated that of the total population of 110 persons Literature Review with mental retardation in the school, about half of that figure, (55 newly identified cases) have registe- red to seek admission. These 55 cases have been put on waiting list over the past five years (1997). Not C lark and Kolstoe (1990) as cited by Hayford (2000) maintained that individuals with disabili- ties have not been accepted into regular vocational until some of those in the schools graduate and leave education programmes in sufficiently large numbers those on waiting list and those who are yet to be to meet their educational needs. Thus, persons with registered will not have access to school and trai- disabilities including those with mental retardation ning. are too frequently served in special needs vocational classes or other types of segregated vocational trai- The nation at present cannot afford to open a new ning programmes. Such programmes as noted by school in the same area (town) to offer admission to Wood (1993), limit the range of occupations for those on the waiting list. It is also quite expensive which trainees with disabilities can be prepared. for parents to send their wards to new schools that According to Hallahan & Kauffman (1994), the cur- have been opened in far away districts. Further, the rent practice is to train individuals with disabilities objectives for setting up schools for these individu- (mental retardation) in competitive employment set- SCHOOL SPECIAL VOCATIONAL MENTALLY TEACHERS INSTRUCTORS RETARDED YOUTH F M F M F M DZORWULU 9 2 0 2 1 3 GARDEN 6 5 0 0 1 3 CITY TWIN CITY 8 3 0 1 1 2 THREE 0 3 0 0 3 1 KINGS 23 13 0 3 6 9 Table 1: Sample of Special Teacher, Instructors and Trainees with Mental Retardation 90 Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001
SCHWERPUNKTTHEMA Items Responses Courses offered Basketry Batik making Farming Envelop making by schools 29 13 28 11 (74.4%) (33.3%) (71.8%) (28.2%) Facilities Sheltered Rehabilitation Classroom available workshop centres - 0 0 30 100% Procedure for Formal Informal selecting assessment assessment - - trainees 0 39 100% Period of 0-5 6-10 Unspecified training 0 0 39 0 0 100% 1992 1993 1994 1995 1996 Dzorwulu 2 0 0 0 0 Twin City 2 0 0 0 0 Garden City 0 0 0 0 0 Three Kings 0 0 0 0 0 Total 4 0 1 0 0 Table 2: Responses to Questionnaire tings where they will have the opportunity to inte- tation Services of the United States (OSERS) for grate with other people who do not have disabilities. instance, has formulated guidelines on how to inter- After their training in competitive employment set- vene through an on-going educational effort called tings it becomes easier for them to secure jobs in transition service. such environments. Objective of the Study Additionally, it appears persons with disabilities are often placed in vocational training programmes without any type of support (Weisberger, Dahl & Appleby, 1980). Ideally, some individuals with men- A mong the objectives set was to ascertain if sig- nificant number of persons with mental retarda- tion have completed training at special schools and tal retardation should be supported by job-coaches secure jobs in competitive employment. and other relevant personnel to ensure their success in acquiring requisite skills. Research Questions The questions raised included: Besides, vocational assessment is crucial in every - What types of vocational courses do special individual with disabilities vocational training. schools offer individuals with mental retardation? Assessment provides relevant information on the - How many individuals with mental retardation individual’s capabilities and weaknesses to enable completed their training between 1992-1997 at special educators and instructors to design appro- the special schools in Ghana? priate training programmes for individual (McLoughlin & Lewis, 1990). Also, Astin, Hemond Methodology & Richardson (1982) reported that, some individuals A sample, comprising 36 special teachers, three with mild disabilities even have strong prognosis for vocational instructors and 15 persons with mental success in post-school settings. The main problem to retardation was used. This sample was selected from further improvement seems to lie in the transfer of a population of 45 special teachers and nine vocatio- training from educational contexts to adult-living nal instructors in the then eight special schools for environments. Schloss, Smith & Schloss (1990) the mental retardation in Ghana. A stratified random added that, individuals with disabilities could pos- sampling technique was used to select the special sess higher level of basic academic skills, but they schools. Out of the nine, four schools were selected. often appear poorly prepared to apply these skills to All the 36 special teachers in four schools were the demands of community life. To address this included in the study. Also, all the three vocational issue, the office of Special Education and Rehabili- instructors of the four schools were used. A random Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001 91
SCHWERPUNKTTHEMA sampling technique was used to select persons with her do they have the opportunity to select vocations mental retardation in the vocational classes of the of their interest. Since the programmes are few all four schools. See Table 1 for details. trainees are compelled to learn the same program- mes. As asserted by Wood (1993) segregated pro- Instrument grammes offer very few opportunities and limit the range of occupations that trainees can learn. Not A questionnaire with 25 items was the main instrument used. The questionnaire was pre- tested on a pilot group of individuals (instructors and until trainees with mental retardation are made to train in inclusive or competitive environment, very few of them will complete training and secure teachers) of the private special school in Accra. employment in competitive environments. The best Secondly, a structured interview was pretested on practice, according to Hallahan and Kauffman trainees of the same private school. This process (1994), is to train individuals with mental retardation enabled the researcher to make the instrument relia- in competitive employment settings or inclusive ble and valid. environment where they are likely to be employed after their training. Procedure The researcher visited the four special schools after Besides, Table 2 indicates that special school autho- he had booked appointments with the headmasters. rities do not use formal assessment procedures to Copies of the questionnaire were distributed perso- select trainees for vocational education programmes. nally after a briefing at each school. Selected trai- This situation can compromise the effectiveness and nees were interviewed the same day that the teachers suitability of the training of the mentally retarded. and instructors were answering the questionnaire. For it is likely that most of the trainees have been Completed questionnaires were collected the follo- placed on programmes which are not suitable for wing day after each school visit. them because of certain characteristics or because they have no aptitude or interest in the programmes. Findings Ironically, these special schools do not have enough Table 2 shows that, the four special schools for indi- number of vocational instructors to act as job coa- viduals with mental retardation have been concentra- ches to give the necessary support to the trainees as ting on four major vocational areas, namely; baske- well. try (74.4%) farming (71.8%), batik making (33.3%) and envelop making (28.2%). These programmes are Another significant revelation is the lack of time taught in classrooms because the schools do not have frame for training individuals with mental retardati- workshops. on in Ghana. According to the results in table 2, all the respondents claimed there was no specified peri- Besides none of the respondent used formal asses- od for training individuals with mental retardation in sment procedures to select their trainees for the four the special schools. Problems that have been created vocational programmes. Table I also shows that the by this situation among others include the failure of four special schools have three vocational instruc- these special schools to devise a means of ensuring tors; thus one school, Three Kings, has no instructor. the graduation of mentally retarded trainees as per- Furthermore, special schools for persons with men- tains in regular or other schools for persons with tal retardation do not have any specified period of blindness or deafness to facilitate the continuous time for training the individuals. Finally, from 1992 flow of students. Also, some of those who have had to 1996, only five trainees passed out of the four spe- access to the schools and have become quite old, had cial schools. Two of them passed out from Dzorwulu blocked chances of younger children with mental and Twin City special school respectively, while one retardation who have been identified from getting passed out from Garden City in Kumasi. access to special schools. Huge sums of money are being spent on a system that seems to be yielding no Discussion result. The economy can not in real sense continue to finance such a system. F rom Table 2, it is evident that special schools for individuals with mental retardation offer their trainees only four vocational courses. These courses Also, every educational system which fails to fulfill the objectives of its establishment has to be refor- are offered in segregated environments in the med. Therefore education for individuals with men- schools. As a result, the mentally retarded trainees tal retardation in Ghana needs urgent reform. From do not have opportunity to learn different trades neit- interviews conducted alongside the questionnaire it 92 Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001
SCHWERPUNKTTHEMA was established that serious efforts have already Zusammenfassung: Die Arbeit evaluiert die Berufsbil- been initiated to bring some reforms into the training dungsprogramme der Schulen für geistig behinderte of the mentally retarded in Ghana. Discussions are Menschen in Ghana. Mit allen Schulen wurde Verbindung going on to introduce more courses into the vocatio- aufgenommen, um die Art der Berufsbildungsprogramme nal programmes and also to recruit more vocational zu erheben. Als weitere Frage wurde untersucht, wie viele Personen mit einer geistigen Behinderung ihre Ausbil- instructors into the special schools. dung zwischen 1972 und 1997 an Sonderschulen in Ghana abgeschlossen haben und ob diese auf dem allge- Conclusion meinen Arbeitsmarkt untergekommen sind. S pecial schools for the mentally retarded in Ghana have been in existence since 1968. These schools run 4 main vocational courses for the trainees. Resumé: La recherche a évalué les programmes de for- mation professionnelle des écoles spécialisés pour des personnes handicapées mentales au Ghana. Toutes les However, these courses are offered in simulated écoles ont étés contactés pour documenter les program- environments which are also segregated and therefo- mes de formation professionnelle. Une question supplé- re do not afford the trainees opportunities to integra- mentaire était le nombre des personnes handicapées men- te with regular students. Efforts are being made to tales qui ont terminé leur formation entre 1992 et 1997 et bring about some innovations that will enable the de vérifier s’ils ont trouve un emploi dans le marché du travail. training of the mentally retarded in Ghana to become fruitful and therefore cost effective. Among these Resumen: El trabajo evalua los programas de formación measures are introduction of more programmes, laboral de centros para personas discapacitadas menta- assessment of prospective trainees, recruitment of les en Ghana, presenta resultados sobre los diferentes more qualified vocational instructors and specified tipos de programas, la cantidad de personas que han ter- period for training persons with mental retardation. minado su formación en centros especiales desde 1.972 hasta 1.997 y si ellos encontraron un puesto en el merca- do de trabajo regular. Literature ASTIN, A.W. / HEMOND, M.R. / RICHARDSON, G.J.: Samuel Hayford MA ist Dozent am Department of The American Freshman National norms for all. Los Special Education des University College of Education Angeles 1982 in Winneba, Ghana. CLARK, G.M. / KOLSTOE, O.P.: Career development and transition education for adolescents with disabili- Anschrift: ucewlib@libr.ug.edu.gh ties. Allyn & Bacon, Boston 1990 HALLAHAN, D.P./KAUFFMAN, J.M. (1994): Excep- tional Children: Introduction to Special Education. Allyn & Bacon, Massachusetts 1994 HAYFORD, S.K.: An evaluation of vocational program- mes of special schools for children with mental retar- dation in Ghana. unpublished thesis, UCC/EWU 2000 McLOUGHLIN, J.A./LEWIS, R.B.: Assessing special students. Merrill MacMillan, Toronto 1994 SCHLOSS, P.J./SMITH, M.A./SCHLOSS, C.N.: Instructional methods for adolescents with learning and behaviour problems. Allyn & Bacon, Boston 1990 WEISHERGER, R.A./DAHL, R.R./APPLEBY, J.A.: Training the handicapped for productive employment. M.D. Aspen Systems, Rockwille 1980 WOOD, J.W.: Mainstreaming. A Practical Approach, Merril MacMillan, Sydney 1993 Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001 93
SCHWERPUNKTTHEMA Transition of Persons with Mental Handicap from School to Work in India Narayan Chandra Pati Theservice programmes forpersons with mental handicaphavestarted in India only fewdecadesago. Most of the per- son with mild mental handicap do not require specialised services in the ruralarea. National Institute for the Mentally Handicapped (NIMH), Secunderabad, has developed a four-stage transition model which has highlighted the role of parents and the community. Variousappropriate jobs have been identified by NIMH in the urban and ruralarea. A sur- veywas conducted in the urban and ruralarea of Orissa to find out the vocational activities of adultpersons with men- tal handicap. The paper concludes that transition from school to work is a joint effort of the trainee, the parents, the professionals, the employer, and the community. S ervice programmes for the persons with mental handicap have started in India only few decades ago. Until recently, most of the special schools were is not a fact, and most of their frustrations are turned against the school. Some of them consider the school authorities and the teachers as insincere, incompe- established only in urban area. During last few tent, and irresponsible. years, some special schools have been started in rural area. Gradually, the service programmes are Adult persons with mental handicap require contri- spreading to rural and interior area of the country. bution from special schools and adult service provi- ders as well as parents, for comprehensive transition The persons with mental handicap are divided into from school to work. Very often, comprehensive four levels based upon their intellectual ability. The transition planning requires restructuring and rethin- levels are mild, moderate, severe and profound. king of professional roles. Participation of the fami- Approximately about 90% of these persons are mild ly members of persons with mental handicap and the and 10% fall under moderate, severe and profound community is also important. Experts in the field of categories. The persons with mild mental handicap special education and rehabilitation recognise that can study up to class six and the moderate ones can the transition process must include the provision of study upto class two. In Indian situation, the persons quality services for all handicapped youth as they with mild mental handicap usually do not come to prepare to leave the school. Transition for any stu- special schools. They study in schools for children dent with disability involves several key compo- with average intellectual ability and due to low per- nents, including an appropriate school programme, formance, gradually drop out of the school, and formalised plans involving parents and the entire learn different vocational activities. Mostly, they are array of community agencies that are responsible for engaged in vocational activities like agriculture, ani- providing services, and, multiple, quality options for mal husbandry, collection of firewood and forest gainful employment and meaningful post-school produce etc. in the rural and tribal area. In the urban training. Transition plans may begin with a parent, area, such children get engaged in various manual school, or an agency responsible for providing post- works, such as, cycle rickshaw pulling, working in school vocational services. The transition plan hotels, shops, and construction sites etc.. should be developed three to five years before the student leaves the school. I n the rural area, the problem of vocational rehabi- litation is faced by the moderate and severe per- sons with mental handicap. Most of the people in the I t is estimated that about 17 million persons are mentally handicapped in India, out of whom seven rural area have no idea about the special schools for million are adults. About 3000 adults are currently persons with mental handicap, and also not aware of receiving vocational training in 16 vocational reha- the concept of mental handicap. These children are bilitation centres and 200 non-governmental organi- considered as mad, and sometimes considered pos- sations. Majority of them do not attain the status of sessed by ghosts or spirits. Wherever there is a spe- an employee and continue to remain as trainees. As cial school, the parents admit their children with a a result there is no considerable change in the quali- great expectation. They think that the school can ty of life and behavioural patterns expected of an magically change the condition of their handicapped adult enjoying the status of an employee. The child and make them equal to children with average National Institute for the Mentally Handicapped intellectual ability. Gradually, they understand that it (NIMH), Secunderabad, has developed, a transition 94 Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt 3/2001
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