Geschichte und Region/Storia e regione - Community of Images Zugehörigkeiten schaffen / Costruire appartenenze - StudienVerlag

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Geschichte und Region/Storia e regione
     27. Jahrgang, 2018, Heft 1 – anno XXVII, 2018, n. 1

              Community of Images
Zugehörigkeiten schaffen / Costruire appartenenze

                  herausgegeben von / a cura di
              Hans Heiss und / e Margareth Lanzinger

                      Innsbruck
                      Wien
                      Bozen/Bolzano
Ein Projekt/un progetto der Arbeitsgruppe/del Gruppo di ricerca „Geschichte und
Region/Storia e regione“
    Herausgeber/a cura di: Arbeitsgruppe/Gruppo di ricerca „Geschichte und Region/
Storia e regione“, Südtiroler Landesarchiv/Archivio provinciale di Bolzano und/e Kompetenz-
zentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen/Centro di competenza Storia regio-
nale della Libera Università di Bolzano.
    Geschichte und Region/Storia e regione is a peer reviewed journal.
     Redaktion/redazione: Andrea Bonoldi, Francesca Brunet, Siglinde Clementi, Andrea Di
Michele, Ellinor Forster, Florian Huber, Stefan Lechner, Hannes Obermair, Gustav Pfeifer, Karlo
Ruzicic-Kessler, Martina Salvante, Philipp Tolloi.
Geschäftsführend/direzione: Michaela Oberhuber
Redaktionsanschrift/indirizzo della redazione: Geschichte und Region/Storia e regione,
via Armando-Diaz-Str. 8b, I-39100 Bozen/Bolzano, Tel. + 39 0471 411972, Fax +39 0471 411969
e-mail: info@geschichteundregion.eu; web: geschichteundregion.eu; storiaeregione.eu
    Korrespondenten/corrispondenti: Giuseppe Albertoni, Trento · Thomas Albrich,
Innsbruck · Helmut Alexander, Innsbruck · Agostino Amantia, Belluno · Marco Bellabarba, Trento ·
Laurence Cole, Salzburg · Emanuele Curzel, Trento · Elisabeth Dietrich-Daum, Innsbruck · Alessio
Fornasin, Udine · Thomas Götz, Regensburg · Paola Guglielmotti, Genova · Maria Heidegger,
Innsbruck · Hans Heiss, Brixen · Martin Kofler, Lienz · Margareth Lanzinger, Wien · Werner Matt,
Dornbirn · Wolfgang Meixner, Innsbruck · Luca Mocarelli, Milano · Cecilia Nubola, Trento · Tullio
Omezzoli, Aosta · Luciana Palla, Belluno · Eva Pfanzelter, Innsbruck · Luigi Provero, Torino ·
Reinhard Stauber, Klagenfurt · Gerald Steinacher, Lincoln/Nebraska · Rodolfo Taiani, Trento ·
Michael Wedekind, München · Rolf Wörsdörfer, Darmstadt/Regensburg
Presserechtlich verantwortlich/direttore responsabile: Günther Pallaver
Titel-Nr. STV 5959 ISSN 1121-0303
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Umschlagbild/foto di copertina: Foto „Die Post ist da“, Senafè (Eritrea), Dezember/dicembre 1935,
Fotograf unbekannt, Quelle: Sammlung Oskar Eisenkeil, L 55580, Tiroler Archiv für photographische
Kunst und Dokumentation; Inserat für/inserzione per Cafe de l’Europe Restaurant. In: Aufbau,
1. März 1940, S. 9.

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Stampato su carta ecologica. Gefördert von der Kulturabteilung des Landes Tirol. Pubblicato con il
sostegno dell’ufficio cultura del Land Tirol.

                                      AUTONOME               PROVINCIA
                                        PROVINZ              AUTONOMA
                                         BOZEN               DI BOLZANO
                                       SÜDTIROL              ALTO ADIGE
Inhalt / Indice
                                                               Editorial / Editoriale
                                                              Community of Images
                                  Zugehörigkeiten schaffen / Costruire appartenenze

Franceso Frizzera . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Tra valle, regione, Stato e Impero. I profughi trentini nella
Prima guerra mondiale e il concetto di spazio

Markus Wurzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Gruppenzugehörigkeit als fotografisches Ereignis. Gruppenbilder aus dem
Italienisch-Abessinischen Krieg 1935–1941

Susanne Korbel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Die Austrian Refugee Groups am Central Park. Identifikationen mit und (Raum-)Wahr-
nehmungen von „Ur-Wiener-Gemütlichkeit“ im New York der 1930er und 1940er Jahre

John Starosta Galante . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
Buenos Aires and the making of italo-argentinidad, 1915–1919

Sabine von Löwis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
Konfessionelle Räume in der Westukraine:
Annäherungen, Abgrenzungen und Überlagerungen

                                                                                   Aufsätze / Contributi

Michael M. Hammer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
Das Frauenhaus in Bozen. Ein Fallbeispiel für das spätmittelalterliche Bordellwesen

Liliana De Venuto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
Franz Gottfried Troilo: dalla Valle Lagarina alla corte dell’imperatore Rodolfo II

                                                                                                           Forum

Edith Pichler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
Migrazioni e milieus: diversificazioni di comunità e immagini

Francesca Brunet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
“Verrei a vivere, ove ora tu vivi, terra libera, terra beata!”. Esuli austriaci
negli Stati Uniti d’America (XIX secolo): un progetto in corso
Lienhard Thaler. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
Missionskreuz – Kruckenkreuz – Hakenkreuz. Die Tiroler Kapuzinermissionare in
der Mandschurei und der „Anschluss“ 1938

Thomas Götz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
Diroll divers – oder: Die Dialektik von Einheit und Vielfalt regionalgeschichtlich betrachtet.
Ein Rezensionsessay zu Francesca Brunet/Florian Huber (Hg), Vormärz. Eine geteilte
Geschichte Tirols / Una storia condivisa trentino-tirolese, Innsbruck 2017.

                                                                        Rezensionen / Recensioni

Johannes Feichtinger/Heidemarie Uhl (Hg), Habsburg neu denken. Vielfalt
und Ambivalenz in Zentraleuropa. 30 kulturwissenschaftliche Stichworte. . . . 233
(Marco Bellabarba)

Elio Krivdić/Günther Dankl (Hg.), Artur Nikodem.
Maler und Fotograf der Moderne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
(Günther Moschig)

Stefan Lechner, Die Absiedlung der Schwachen in das „Dritte Reich“. Alte,
kranke, pflegebedürftige und behinderte Südtiroler 1939–1945. . . . . . . . . .  240
(Markus Leniger)

Tullio Omezzoli, Giustizia partigiana. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
(Santo Peli)

Gustav Pfeifer/Maria Steiner (Hg.), Bruno Kreisky und die Südtirolfrage /
Bruno Kreisky e la questione dell’Alto Adige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249
(Joachim Gatterer)

Eva Pfanzelter/Dirk Rupnow (Hg), einheimisch, zweiheimisch, mehr-
heimisch. Geschichte(n) der neuen Migration in Südtirol.
Kurt Gritsch, Vom Kommen und Gehen. Migration in Südtirol . . . . . . . . . . . 253
(Giorgio Mezzalira)

                                                                                                   Abstracts

                                                 Autoren und Autorinnen / Autori e autrici
Editorial                                  Editoriale

Erzwungene oder freiwillige Migration      Almeno a partire dal XVIII secolo
nach Übersee ist spätestens seit dem       l’emigrazione transoceanica, forzata
18. Jahrhundert eine der großen welt-      o volontaria, ha rappresentato uno
historischen Signaturen. Mit Beginn        dei più grandi fenomeni della storia
der transozeanischen Expansion der         mondiale. Con l’inizio dell’espan-
Frühen Neuzeit, verstärkt dann mit         sione oltreoceano nella prima età
dem Sklavenhandel von Westafrika           moderna – rafforzata poi dal com-
nach Amerika bis hin zu den gro-           mercio di schiavi dall’Africa occi-
ßen Auswanderungsbewegungen aus            dentale all’America fino ad arriva-
Europa in die Vereinigten Staaten          re ai grandi movimenti migratori
oder nach Südamerika erwies sich           dall’Europa verso gli Stati Uniti o il
überseeische Migration als Auslöser        Sudamerica – l’emigrazione oltremare
und Kollateraleffekt einer neuen           si è rivelata catalizzatore e al tempo
Globalisierung. Aber auch im               stesso effetto collaterale di una nuova
Binnenraum der Kontinente zeichne-         globalizzazione. Nel corso del XIX
ten sich im 19. Jahrhundert freiwil-       secolo i movimenti di popolazione,
lige oder erzwungene Bevölkerungs-         volontari o forzati, sono diventati
bewegungen vermehrt ab. Wan-               sempre più marcati anche all’interno
derung aus wirtschaftlichen Grün-          dei continenti. Tali spostamenti –
den wie durch Krieg ausgelöste             dovuti a ragioni economiche o a feno-
Phänomene von Flucht, Deportation          meni conseguenti alle guerre come
oder Vertreibung äußerten sich in          fughe, deportazioni o espulsioni –
„Alteuropa“ im 19. Jahrhundert erst        manifestarono la loro enorme portata
recht seit der Epoche der Weltkriege       nella “vecchia Europa” già nel XIX
als Phänomene von enormer Wucht            secolo e poi soprattutto all’epoca delle
und Wirkungsmacht.                         guerre mondiali.
    Der Soziologe Anthony Giddens              Nel 1990 il sociologo Anthony
hat 1990 zu den „Konsequenzen der          Giddens inserì tra le “conseguen-
Moderne“ die „Entbettung“ sozialer         ze della modernità” il disembedding
Systeme gerechnet. Als Entbettung          (sradicamento) dei sistemi sociali.
bezeichnet Giddens „das ‚Heraus-           Così Giddens definiva “lo ‘svinco-
heben‘ sozialer Beziehungen aus orts-      lamento’ delle relazioni sociali dai
gebundenen Interaktionszusammen-           contesti di interazione localizzati e la
hängen und ihre unbegrenzte                loro ristrutturazione oltre i confini
Raum-Zeit-Spannen übergreifende            spazio-temporali”.1 Lo sradicamento
Umstrukturierung.“1 Die Entbettung         delle relazioni personali e sociali da
personaler und sozialer Beziehungen        contesti precedentemente stabili e il
aus bisher stabilen Zusammenhängen
                                           1	
                                             Anthony Giddens, The Consequences of
1	Anthony Giddens, Konsequenzen der         Modernity, Cambridge 1990 (ed. it. Le con-
   Moderne, Frankfurt a. M. 1995, S. 33.     seguenze della modernità, Bologna 1994).

Editorial/Editoriale, 5–20                                           GR/SR 27 (2018), 1

                                                                                    5
und das Auflösen von räumlichen                venir meno dei riferimenti spaziali
und zeitlichen Verknüpfungen, die              e temporali, concetti limpidamen-
Giddens in begrifflich abgeklärter             te descritti da Giddens, sono feno-
Terminologie beschreibt, sind Phä-             meni di enorme portata che spesso
nomene von treibender Dynamik, die             coinvolgono persone e gruppi sociali
Menschen und soziale Gruppen oft               fino alle estreme conseguenze. Ciò si
aufs Äußerste belasten. Sie sind es            verifica soprattutto quando essi sono
vor allem dann, wenn sie erzwungen             forzati, ad esempio quando l’esilio e
sind, wenn etwa Exil und Flucht die            la fuga comportano per gli interessati
Betroffenen zu unerhörten, oft unzu-           la necessità di inauditi, spesso inac-
mutbaren Anpassungen nötigen. Aber             cettabili adattamenti. Del resto anche
auch neue Grenzziehungen, die oft              l’istaurarsi di nuovi confini, che spez-
langfristige Zugehörigkeiten unterbre-         zano appartenenze di lunga data o le
chen oder diese völlig zerstören, erzie-       distruggono completamente, produce
len ähnlich negative Effekte.                  analoghi effetti negativi.
     Wie aber behaupten größere Be-                 Come fanno le popolazioni e i
völkerungen und soziale Gruppen,               grandi gruppi sociali a costruire una
die sich auf den schwierigen, oft              nuova rappresentazione di sé, una
extrem fordernden Weg zeitweiliger             volta intrapreso il difficile e spesso
oder dauernder Migration begeben,              estremamente impegnativo cammino
ihr Selbstbild? Wie stabilisieren sie          della migrazione temporanea o per-
ihre Zugehörigkeit und bilden ihren            manente? Come stabilizzano la loro
sozialen, kulturellen und religiösen           appartenenza e come ricostruiscono
Zusammenhang neu aus? Und in eine              il loro contesto sociale, culturale e
andere Richtung gefragt: Wie verlau-           religioso? E ancora: come avvengono
fen Prozesse von Destabilisierung und          i processi di destabilizzazione e disso-
Auflösung sozialer Verbindlichkeiten,          luzione dei legami sociali e con quali
mit welchen Mitteln und auf wel-               strumenti viene realizzata una sorta di
chem Weg werden sie kompensiert,               compensazione, laddove possibile?
falls dies überhaupt möglich ist?                   La sociologia della migrazione
     Die von der Migrationssoziologie          ha sviluppato concetti teorici spesso
entworfenen theoretischen Kon-                 focalizzati sulle società di accoglienza
zepte richten sich häufig auf die              delle principali località e regioni verso
Aufnahmegesellschaften von Zielorten           le quali si dirigono, almeno tempora-
und Regionen, an denen sich vor                neamente, profughi, esiliati, depor-
allem Flüchtende, Exilanten oder               tati o sfollati a causa delle guerre.2 I
im Krieg Deportierte beziehungs-               modelli teorici di assorbimento, assi-
weise Evakuierte zumindest zeitwei-            milazione, acculturazione e integra-
lig niederlassen.2 Die theoretischen
2	Reinhard Sieder, editorial: flucht &        2	Reinhard Sieder, editorial: flucht &
   asyl. In: Österreichische Zeitschrift für      asyl. In: Österreichische Zeitschrift für
   Geschichtswissenschaften 28 (2017), 2,         Geschichtswissenschaften 28 (2017), 2,
   S. 5–23.                                       pp. 5–23.

GR/SR 27 (2018), 1                                                        Community of Images

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Figuren der Absorption, Assimilation,   zione si stanno rivelando però ecces-
Akkulturation und Integration erwei-    sivamente normativi e poco articolati.
sen sich aber zunehmend als zu nor-     Inoltre essi si riferiscono soprattutto
mativ aufgeladen und unterkomplex.      alle regioni e alle società di acco-
Zudem beziehen sie sich vor allem       glienza di queste migrazioni tem-
auf die vorläufigen oder definitiven    poranee o definitive e non all’auto-
Zielregionen und ihre Gesellschaften,   percezione delle persone coinvolte e
nicht aber auf die Selbstkonzeption     alla loro esperienza.
von Betroffenen und deren Umgang            Proprio questa auto-rappresenta-
mit der jeweiligen Situation.           zione è al centro dei contributi della
    Das Thema dieser Selbstkon-         sezione monografica di questo nume-
zeption steht im Mittelpunkt zen-       ro della rivista, che ha preso spunto
traler Beiträge dieses Heftes, das      da un convegno organizzato in set-
aus einer Tagung von „Geschichte        tembre 2016 a Bolzano da “Storia
und Region / Storia e regione“          e regione / Geschichte und Region”
und dem Kompetenzzentrum für            e dal Centro di competenza Storia
Regionalgeschichte der Freien           regionale della Libera Università di
Universität Bozen im September          Bolzano. I primi “Colloqui bolzanini
2016 in Bozen hervorgegangen ist.       di storia regionale” hanno riunito
Die ersten „Bozner Gespräche zur        giovani storici e storiche perché pre-
Regionalgeschichte“ führten junge       sentassero le loro rispettive aree di
Historikerinnen und Historiker          ricerca; un Panel era dedicato alle
zur Vorstellung Ihrer Forschungs-       esperienze di guerra, fuga ed espul-
schwerpunkte zusammen, wobei ein        sione. Gli interessanti stimoli usciti
Panel den Erfahrungen von Krieg,        dalle relazioni meritavano la pub-
Flucht und Vertreibung gewidmet         blicazione, che vuol essere anche un
war. Die anregenden und reflek-         riconoscimento e incoraggiamento a
tierten Vorträge des Panels legten      una nuova generazione di storici/
ihre Veröffentlichung nahe, auch als    che. Si sono inoltre aggiunti ulteriori
Impuls der Ermutigung an eine neue      contributi tematici che completano il
Historiker*innen-Generation. Sie        focus di questo numero.
wurden ergänzt durch weitere the-           In questo contesto torna utile il
matische Beiträge, die den Fokus des    ricorso alla diffusa, ormai classica,
Heftes abrunden.                        nozione delle Imagined Communities.3
    In diesem Zusammenhang er-          Il concetto di “comunità immagi-
weist sich der Rückgriff auf das        nata”, coniata nel 1983 dallo stori-
geflügelte, bereits zum Klassiker       co Benedict Anderson, si riferisce al
geronnene Schlagwort der Imagined       carattere fittizio e costruttivista delle
                                        3	Benedict        Anderson,        Imagined
                                           Communities. Reflections on the Origin
                                           and Spread of Nationalism, London 1983
                                           (ed. it. Comunità immaginate. Origine e
                                           diffusione dei nazionalismi, Roma 1996).

Editorial/Editoriale, 5–20                                        GR/SR 27 (2018), 1

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Communities als hilfreich.3 Das von            nazioni e dei gruppi definiti in chiave
dem Historiker Benedict Anderson               nazionale. Esso chiarisce, decostru-
1983 geprägte Konzept einer „vor-              isce e destituisce di fondamento4 il
gestellten Gemeinschaft“ verweist              tentativo di concepire gruppi sociali
auf den fiktionalen und konstrukti-            e nazionali come comunità essenzia-
vistischen Charakter von Nationen              liste, come aggregati sociali legati tra
und national definierten Gruppen.              loro da profondi caratteri identitari e
Es erhellt, dekonstruiert und demen-           culturali.5 Secondo Anderson, sono
tiert den Versuch, soziale und natio-          soprattutto le immagini di apparte-
nale Gruppen als essentialistische             nenza che creano coesione e generano
Gemeinschaften zu begreifen,4 als              comunità. Giocando coi termini, si
soziale Aggregate, die durch tiefgrei-         può anche trasformare la sua formula
fende Prägungen von Identität und              e parlare di una community of images
Kultur einander festgefügt verbun-             per indagare quelle immagini capaci
den sind.5 Es sind – so Anderson –             di produrre legami, stabilità e conso-
vor allem die Vorstellungen von                lidamento di un gruppo.
Zusammengehörigkeit, die Kohäsion                   In questo numero di “Storia e
stiften und Gemeinschaft generieren.           Regione / Geschichte und Region”, il
Man kann aber auch sein Epitheton              concetto di community of images offre
gleichsam spielerisch umkehren und             una chiave per penetrare spazi di pos-
nach einer community of images fra-            sibilità e mondi di immaginazione dai
gen, um jenen Bildern nachzugehen,             quali possono svilupparsi le apparte-
die Verbindlichkeiten ermöglichen, sie         nenze. Si tratta di appartenenze che
stabilisieren und zu Gruppen festigen.         si formano in condizioni di estrema
     Der vorliegenden Ausgabe von              pressione: guerra, emigrazione come
„Geschichte und Region / Storia e re-          anche intense esperienze di abitanti
gione“ bietet das Konzept der com-             di villaggi che vivono in regioni in cui
munity of images einen Schlüssel               i confini sono più volte cambiati nel
zu      Möglichkeitsräumen        und          corso della storia lontana e recente. I
Vorstellungswelten, aus denen                  territori presentati dai contributi ci
Zugehörigkeiten erwachsen können.              portano dall’America del Nord e del
Es handelt sich um Zugehörigkeiten,            Sud fino all’Africa e all’Europa cen-
                                               trale e orientale.
3	Benedict Anderson, Die Erfindung der             Il contributo di Francesco Frizzera
   Nation. Zur Karriere eines folgenreichen
   Konzepts, Frankfurt a. M./New York 1988     affronta la percezione dello spazio e
   (Orig.: Imagined Communities. Reflections
   on the Origin and Spread of Nationalism,    di sé da parte delle oltre 100 000 per-
   London 1983).                               sone che durante la prima guerra
4	Vgl. Rogers Brubaker, Ethnizität ohne
   Gruppen, Hamburg 2007 (Orig. Ethnicity
   without Groups, Cambridge/Mass.-London      4	Cfr. Rogers Brubaker, Ethnicity without
   2004).                                         Groups, Cambridge/Mass.-London 2004.
5	Für eine kritische Auseinandersetzung mit   5	Per un confronto critico con il concetto di
   Identität siehe Rogers Brubaker/Frederick      identità, cfr. Rogers Brubaker/Frederick
   Cooper, Beyond ‚Identity‘. In: Theory and      Cooper, Beyond ‚Identity‘. In: Theory and
   Society 29 (2000), 1, S. 1–47.                 Society 29 (2000), 1, 1–47.

GR/SR 27 (2018), 1                                                         Community of Images

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die unter den Bedingungen groß-          mondiale, dopo l’entrata nel conflitto
en Drucks gebildet werden,               dell’Italia, per ordine delle autorità
unter den Konditionen von                militari austriache furono evacuate
Krieg und Auswanderung wie               dal Trentino, la parte meridionale
auch von intensiven Erfahrungen          del Kronland Tirol, in altri territo-
von Dorfbewohnern und Dorf-              ri della monarchia asburgica. Tale
bewohnerinnen, die in Grenzregio-        internamento di persone che abita-
nen leben und mit Grenzziehungen         vano vicino al fronte doveva servire
konfrontiert waren. Die Schauplätze,     a proteggerle, ma venne inteso da
von denen die Beiträge handeln,          parte delle autorità militari austriache
führen nach Nord- und Südamerika,        anche come una misura disciplinare
Afrika wie Zentral- und Osteuropa.       preventiva nei confronti dei Trentini
    Der Beitrag von Francesco            giudicati “inaffidabili” dal punto di
Frizzera verfolgt die Raum- und          vista nazionale. I gruppi di persone
Selbstwahrnehmung von Personen,          evacuate (o meglio deportate) dai vil-
die im Verlauf des Ersten Weltkriegs     laggi del Trentino, furono trasferiti in
nach dem Kriegseintritt Italiens auf     diversi campi nell’Alta e Bassa Austria
Anordnung der österreichischen           o in Boemia, dove rimasero per anni
Militärbehörden aus dem Trentino,        in precarie condizioni di alloggia-
dem südlichen Landesteil des Kron-       mento e sostentamento. A prima
lands Tirol, in andere Territorien       vista la situazione dovrebbe apparire
der Habsburgermonarchie evakuiert        diversa per gli abitanti delle comu-
wurden. Die Internierung von über        nità trentine che vivevano a sud del
100 000 Personen, deren Wohnorte         fronte italo-austriaco. Su richiesta dei
sich nahe der Front befanden, diente     comandi italiani, essi furono trasferiti
ihrem Schutz, sie war seitens der        nel Regno d’Italia, in località dove si
österreichischen Militärbehörden         parlava la stessa lingua e quindi – ci
aber auch als Maßnahme gedacht,          si aspetterebbe – in condizioni psico-
um die als „national unzuverlässig“      logicamente più rassicuranti. E invece
geltenden Trentiner zu disziplinieren.   dallo studio emerge una sorprendente
Die aus den Dörfern des Trentino         somiglianza tra le due esperienze di
evakuierten, faktisch aber depor-        evacuazione relativamente agli effet-
tierten Personengruppen wurden           ti prodotti sulle persone coinvolte.
vielfach in Lagern in Ober- und          Frizzera attinge principalmente a ego-
Niederösterreich wie im Kronland         documenti di donne, come diari,
Böhmen über Jahre hin unterge-           per esplorare il loro legame con la
bracht, unter denkbar prekären           propria terra come pure con i luoghi
Bedingungen und bei schlechter           del proprio temporaneo soggiorno,
Versorgung. Auf den ersten Blick         nonché il loro atteggiamento verso il
anders verlief dagegen die Situation     Tirolo tedesco e verso la monarchia
der Bewohner und Bewohnerinnen           nel suo complesso. Non sorprende
von Gemeinden, die südlich der           che nel corso della guerra si allentino
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italienisch-österreichischen Front          i legami con quello che inizialmente
im Trentino lebten. Sie wurden              viene chiamato “caro Tirolo” e con
auf Anordnung der italienischen             l’Austria in generale. Il dato che ci
Kommandos ins Regno d’Italia trans-         sembra più importante è che l’am-
feriert, mithin in Orte mit glei-           biente circostante venga percepito
cher Sprache und damit auf den              sempre più come ostile e sempre
ersten Blick in vertraute Verhältnisse.     maggiore importanza venga ad acqui-
Dass sich jedoch die Auswirkungen           sire il richiamo al proprio vecchio
und Erfahrungsmuster frappant               paese. Il persistere della condizione
ähnelten, ist eine wichtige Einsicht        di lontananza e le incerte prospettive
der Untersuchung. Frizzera zieht vor        del ritorno producevano un sempre
allem Ego-Dokumente von Frauen              maggiore restringimento dell’orizzon-
wie Tagebücher heran, um aus ihnen          te della memoria e del desiderio attor-
den Bezug zur eigenen Heimat, wie           no al microcosmo del proprio paese,
zu den temporären Siedlungsorten            dipinto coi colori della nostalgia. Fu
zu erschließen, zudem ihre Haltung          il paese ad essere retrospettivamente
zum deutschsprachigen Tirol und zur         identificato come cornice di riferi-
Monarchie insgesamt. Es ist wenig ver-      mento della propria appartenenza a
wunderlich, dass sich im Kriegsverlauf      livello emozionale. I riferimenti al
die Bindungen an das zunächst noch          Tirolo e alla monarchia asburgica,
als „caro Tirolo“ bezeichnete Kronland      invece, sbiadirono ben presto perden-
und an den Verbund mit Österreich           do ogni valenza emotiva. La solida
insgesamt deutlich lockerten. Mehr          analisi delle fonti da parte di Frizzera
noch: Das Umfeld wurde zunehmend            permette di valutare non solo la gene-
als feindselig wahrgenommen und der         si degli ego-documenti e i tempi della
Rückbezug auf die alte Heimat gewann        loro scrittura, ma anche le differenze
stark an Bedeutung. Mit anhaltender         di genere: sul piano dei riferimenti
Entfernung und unter ungewissen             spaziali e sociali, gli uomini percepi-
Perspektiven der Rückkehr verengte          rono ed elaborarono le esperienze di
sich der Horizont von Erinnerung            trasferimento e internamento in modi
und Sehnsucht zunehmend auf die             molto diversi rispetto alle donne.
nostalgisch getönte Lebenswelt des              Lo storico Markus Wurzer affron-
eigenen Dorfes. Dieses wurde retro-         ta in una prospettiva nuova l’espe-
spektiv als eigentlicher Bezugsrahmen       rienza dei soldati impegnati nella
emotionaler Zugehörigkeit in den            guerra coloniale e di aggressione all’E-
Fokus genommen. Tirol und die               tiopia del 1935. Prende in considera-
Habsburgermonarchie hingegen ver-           zione le esperienze biografiche di sol-
loren alsbald jede emotionale Zug-          dati sudtirolesi perché questi giovani
kraft und schrumpften zur Schwund-          si trovavano sottoposti a molteplici
kategorie ein. Frizzeras Ansatz ist quel-   pressioni. Si trovavano impiegati in
lenkritisch genug, um die Genese der        una guerra coloniale molto aggres-
Ego-Dokumente und den Zeitpunkt             siva, condotta dall’Italia fascista con
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der Niederschrift ebenso zu thema-        obiettivi imperialisti. Come appar-
tisieren, wie aber auch auf die klar      tenenti a minoranze “straniere” nel
konturierte Geschlechterperspektive       Regno d’Italia, essi stessi erano sot-
zu verweisen: Männer erlebten             toposti all’oppressione di un potere
und verarbeiteten den Transfer, die       di tipo coloniale, attraverso la quale
Internierung und deren Folgen völlig      lo stato e il regime fascista svalutava
anders als Frauen in gelagerter sozial-   e degradava sistematicamente la loro
räumlicher Verortung.                     esistenza nella vita quotidiana della
     Der Historiker Markus Wurzer         loro Heimat. L’arruolamento, forzato
betrachtet die Erfahrungen von            o volontario, nella guerra di conqui-
Soldaten, die im italienischen            sta accrebbe certo la pressione, con
Kolonial- und Aggressionskrieg in         le esercitazioni militari e gli eviden-
Äthiopien ab 1935 eingesetzt waren,       ti rischi bellici (morte o ferimenti).
aus einer neu fokussierten Per-           Tuttavia, la nuova situazione aprì
spektive. Er greift lebensgeschicht-      per questi giovani anche opportuni-
liche Erinnerungen von Südtiroler         tà di crescita e valorizzazione di sé.
Kriegsteilnehmern auf, da diese jun-      La formazione, la promozione e il
gen Männer unter dem Eindruck             riconoscimento da parte di camerati
mehrfacher Herausforderungen stan-        e comandanti furono più facilmente
den. Sie fanden sich eingesetzt in        accessibili durante la guerra e si rive-
einem hoch aggressiven, vom faschis-      larono vie per un’ascesa sociale. Nel
tischen Italien mit imperialistischen     suo studio Wurzer mostra come le
Zielen begonnenen Kolonialkrieg.          loro identità, successivamente defi-
Dabei unterlagen sie als Angehörige       nite come “sudtirolesi in Etiopia”, si
„fremdnationaler“ Minderheiten im         siano in realtà integrate in modelli di
Königreich Italien selbst dem Druck       appartenenza molto più complessi.
kolonialistischer Herrschaftspraxis,      La sua attenta analisi si basa princi-
womit der Staat und die faschi-           palmente sull’analisi delle fonti visive
stische Obrigkeit ihre Existenz           offerte dagli album fotografici che gli
im heimatlichen Alltag systema-           stessi reduci durante o dopo la guerra
tisch entwertete und herabsetzte.         misero insieme accuratamente, utiliz-
Das oft gewiss erzwungene, aber           zandoli per una definizione retrospet-
auch freiwillige Einrücken in den         tiva di questa fase della propria vita ed
Eroberungskrieg erhöhte zwar den          esperienza. Wurzer mostra come dalle
Druck unter militärischem Drill und       fotografie di gruppo non risultasse l’e-
evidenten Kriegsrisiken wie Tod oder      videnza di “identità sudtirolesi”, pre-
Verwundung. Die neue Situation            sunte e definite ex post, ma piuttosto
erschloss den jungen Männern aber         di una rete di appartenenze multipla.
auch Chancen des Aufstiegs und            Le fotografie rivelano altri motivi: il
der Selbstaufwertung. Ausbildung,         collante del cameratismo, l’amicizia
Beförderung und Anerkennung durch         con soldati di altre province italiane
Kameraden und Kommandos waren             e la propria posizione nella gerarchia
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im Kriege leichter zugänglich und        militare. Infine, il soldato sudtirolese
erwiesen sich als Wege nach oben.        mostra di replicare un certo modello
Wurzer zeigt in seiner Untersuchung,     coloniale (subito a casa propria) nei
wie die in späterer Definition schein-   rapporti che instaura con gli etiopi,
bar festgefügten Identitäten als         ad esempio nel paternalismo con cui
„Südtiroler“ in Äthiopien in weit        tratta con i soldati ausiliari, i “fedeli
komplexere Muster der Zugehörigkeit      Askari”: devoti servitori, rispettosi
eingepasst wurden. Seine sorgsame        e disponibili verso i loro “padroni”.
Analyse gründet vor allem auf der        Le immagini retrospettive con cui i
Auswertung visueller Quellen, von        reduci, una volta tornati nelle comu-
Fotoalben, die Heimkehrer im Krieg       nità del loro Sudtirolo, costruirono
selbst oder später sorgsam kom-          scenari di memoria comune, espri-
ponierten und zur retrospektiven         mono comunque anche altre forme
Definition dieser Lebens- und Erfah-     di appartenenza.
rungsphase verwendeten. Dabei                La gestione di queste fotografie
zeigt die Analyse Wurzers, wie in        da parte dei loro attori mostra chia-
den Fotografien keineswegs die ex        ramente come essi abbiano model-
post vermuteten Identitäten als          lato nel corso della guerra differenti
„Südtiroler“ im Vordergrund stan-        codici di autopercezione, nei quali
den, sondern vielmehr ein multip-        il presunto riferimento identitario di
les, durchaus komplexes Geflecht von     sudtirolesi risulta limitato. L’analisi di
Zugehörigkeiten. Aus den Fotografien     Markus Wurzer finisce così col sotto-
erschließt sich die Bedeutung weiterer   lineare con grande evidenza la “con-
Hauptmotive: die Verbindlichkeit         tingenza delle appartenenze sociali”6.
militärischer Kameradschaft, die             Un’altra forma di costruzione
Freundschaft mit Soldaten aus ande-      di appartenenze viene affrontato
ren italienischen Provinzen und die      dallo studio di Susanne Korbel sugli
eigene Stellung in der militärischen     Austrian refugees nella New York degli
Hierarchie. Und schließlich legten die   anni Trenta. La più grande città degli
Südtiroler manche Muster kolonialer      Stati Uniti fu meta di molti esilia-
Herablassung, die sie zuhause erlebt     ti e rifugiati, uomini e donne, che
hatten, auch über Beziehungen zu         avevano lasciato Vienna per ragioni
den Äthiopiern ihres Umfelds, indem      politiche o per le persecuzioni raz-
sie ihre Hilfssoldaten, ihre „treuen     ziali sotto il regime austro-fascista o
Askari“ in paternalistischer Manier      nazionalsocialista. Con eleganti pen-
in ihr eigenes Umfeld einpassten, als    nellate Korbel illustra come alcuni di
loyale Diener, die zu ihren „Herren“     loro abbiano efficacemente rimesso
aufblickten und ihnen zur Verfügung      in scena a New York la piacevole vita,
standen. Neben solchen Rahmungen
bekunden die retrospektiven Bilder,      6	Stefan Hirschauer, Un/doing Differences.
mit denen sich Heimkehrer in ihren          Die Kontingenz sozialer Zugehörigkeiten.
                                            In: Zeitschrift für Soziologie 43 (2014), 3,
Wohnorten im heimatlichen Südtirol          pp. 170–191, qui pp. 175–183.

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zu Szenen der Erinnerung vereinigten,             la proverbiale Wiener Gemütlichkeit,
weitere Formen der Zugehörigkeit.                 della patria abbandonata. La rico-
    Dieser Umgang mit Fotografien                 struzione di una nuova patria nella
durch die Akteure zeigt plastisch,                metropoli americana passò attraverso
wie diese im Kriegsverlauf unter-                 l’apertura di caffè e locali che ripor-
schiedliche Codes der Selbst-                     tavano in vita il mondo e l’atmosfera
deutung prägten, in denen der                     della vecchia Vienna. Al suono delle
vermutlich identitäre Bezug als                   canzoni e delle operette viennesi i
Südtiroler eine beschränkte Rolle                 caffè austriaci sull’Hudson River si
spielte. Die „Kontingenz sozialer                 trasformarono in luoghi di memoria.
Zugehörigkeiten“6 wird in der Ana-                Oltre agli interni á la viennoise e alla
lyse von Markus Wurzer eindrück-                  relativa gastronomia, la musica funse
lich unterstrichen.                               da canale di collegamento tra i luo-
    Eine weitere Form des Aufbaus                 ghi di origine e di esilio. Il ricorso a
von Zugehörigkeiten erschließt die                canzoni e operette viennesi nei locali
Studie von Susanne Korbel über                    come il Café Vienna non si esaurì
Austrian refugees im New York der                 in una citazione nostalgica e in una
Dreißiger Jahre. Die größte Stadt der             piatta riproduzione dell’originale, ma
USA war das Ziel vieler Exilanten,                originò forme di rielaborazione della
Exilantinnen und Geflüchteter, die                nuova situazione e delle sue sfide.
Wien aus politischen Gründen oder                 Con modalità performative nacquero
ob rassischer Verfolgung unter austro-            nuove versioni di canzoni e brevi
faschistischer oder NS-Herrschaft                 operette che tematizzavano ed elabo-
verlassen hatten. Nicht ohne Eleganz              ravano con abili giochi linguistici la
veranschaulicht Korbel, wie man-                  nuova situazione, facendo rivivere i
che von ihnen die heimatliche                     codici culturali della vecchia Heimat
Lebenswelt in New York effektvoll                 in una dimensione non solo nostalgi-
re-inszenierten. Sie gewannen in der              ca ma anche propositiva.
US-Metropole neue Beheimatung                         Compositori come Jimmy Berg
dank der Eröffnung von Cafés und                  riadattarono operette di fama mon-
Lokalitäten, wo sie Lebenswelt und                diale come Das Weiße Rössl am
Atmosphäre Wiens neu aufleben                     Wolfgangsee nel Weißen Rössl am
ließen. Austrian Cafés am Hudson                  Central Park, inserendo nei testi delle
River stilisierten sich zum Klang von             ormai classiche melodie le ragioni
Wiener Liedern, Operetten musi-                   della fuga e la precaria situazione
kalisch als Erinnerungsorte. Neben                degli esuli. Il gioco dei passaggi
dem Interieur á la viennoise und der              testuali tra lingua inglese e dialetto
passenden Gastronomie wirkte die                  viennese rispecchiava la propria con-
                                                  dizione, col risultato di avvicinarla
6	Stefan Hirschauer, Un/doing Differences.       direttamente al pubblico statunitense,
   Die Kontingenz sozialer Zugehörigkeiten.
   In: Zeitschrift für Soziologie 43 (2014), 3,   persino (come si leggerà nel saggio)
   S. 170–191, hier S. 175–183.                   alla moglie del presidente, Eleanor
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Musik als Medium der Verbindung         Roosevelt. D’altro canto le iniziali
zwischen Herkunft und Exil. Der         speranze di ritorno e quindi di un esi-
Rückgriff auf Wiener Lieder und         lio solo temporaneo (avvertite intor-
Operetten erfolgte in Lokalen wie       no al 1939) diminuirono nettamente
dem Café Vienna nicht nur als nos-      durante gli anni Quaranta. Lo stato
talgisches Zitat und matte Re-          di sospensione tra passato e futuro,
produktion der Originale, sondern       inizialmente ancora in stadio limi-
als Form des Umgangs mit                nale, si era ormai trasformato in una
der neuen Situation und ihren           condizione definitiva.
Herausforderungen. In performativer          John Starosta Galante si dedi-
Manier entstanden Neufassungen          ca alle complesse appartenenze della
von Liedern und Kurzoperetten,          grande migrazione italiana che tra
die die eigene Situation zum            XIX e XX secolo aveva raggiunto l’Ar-
Thema machten und in gelungenen         gentina, soprattutto Buenos Aires.
Sprachspielen bearbeiteten, wobei sie   Per questi immigrati l’intervento
nostalgisch, aber auch prospektiv den   dell’Italia nella prima guerra mon-
kulturellen Codes der alten Heimat      diale coincise con un periodo di
zum Revival verhalfen.                  intensa politicizzazione e naziona-
    Komponisten wie Jimmy Berg          lizzazione. La dimensione statistica
schrieben Operetten von Weltruf wie     di tale migrazione è davvero impres-
„Das Weiße Rössl am Wolfgangssee“       sionante: tra il 1876 e il 1914 circa
zum „Weißen Rössl am Central Park“      1,8 milioni di italiani raggiunsero l’Ar-
um, nicht ohne die Fluchtgründe         gentina, principale stato americano di
und die prekäre Situation der im        accoglienza, insieme a Stati Uniti e
Exil Lebenden in die bekannten          Brasile. Starosta Galante sottolinea la
Melodien textlich neu einzuflechten.    distribuzione sostanzialmente equi-
Die zwischen Englisch und Wiener        librata tra le regioni di provenienza,
Dialekt changierenden Textpassagen      soprattutto settentrionali (Piemonte e
verarbeiteten spielerisch die eigene    Lombardia) e meridionali (Calabria,
Lage, die einem US-Publikum bis         Sicilia e Campania), con apporti infe-
hin zur Präsidenten-Gattin Eleanor      riori invece da quelle centrali.
Roosevelt eindringlich nahegebracht          Ma quali appartenenze svilup-
wurde. Dennoch klangen – wie            parono questi immigrati? Le radi-
Korbel analysiert – ursprünglich leb-   ci regionali pesarono di più della
hafte Hoffnungen auf Rückkehr und       loro auto-percezione quali “italiani”?
eine nur temporäre Exil-Situation,      Quale grado di integrazione e iden-
wie sie noch um 1939 spürbar gewe-      tificazione con il paese di accoglienza
sen war, im Verlauf der Vierziger       venne raggiunto? In questo senso
Jahre deutlich ab. Der zunächst noch    Galante presenta il concetto di italo-
liminale Schwebezustand zwischen        argentinidad, una forma di fluida
Herkunft und Zukunft hatte sich in      identificazione, in un equilibrio
eine definitive Situation verwandelt.   costantemente oscillante. In questo
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John Starosta Galante widmet          caso l’appartenenza sociale giocò un
sich den komplexen Loyalitäten            ruolo importante, in quanto gli italo-
einer zahlenmäßig überaus starken         argentini, accanto a uno zoccolo di
Gruppe von Migranten: Er blickt           borghesia benestante, erano soprat-
auf jene Italiener, die ab 1900 von       tutto artigiani e lavoratori.
der Halbinsel nach Argentinien,               L’entrata dell’Italia in guerra ebbe
vor allem nach Buenos Aires, emi-         su questo grande ed eterogeneo grup-
griert waren. Für sie begann mit          po di popolazione l’effetto di uno
dem Ersten Weltkrieg, zumal               spartiacque riguardo al sentimento di
nach dem Intervento Italiens am           appartenenza: gli appelli alla mobili-
23. Mai 1915, eine Phase intensiver       tazione, lanciati da portavoce borghe-
Politisierung und Nationalisierung.       si come Antonio Devoto, ottennero
Die statistische Größenordnung der        notevole risonanza. Si mobilitarono
aus Italien stammenden Migranten          più di 10 000 volontari per com-
beeindruckt: Rund 1,8 Millionen           battere in Italia, nacquero comitati
Menschen erreichten zwischen 1876         patriottici e per la guerra, inizia-
und 1914 den südamerikanischen            tive di raccolta di donazioni, che
Großstaat, der neben den USA und          comunque non intaccò la politica
Brasilien zu den führenden amerika-       di neutralità del presidente Hipolito
nischen Aufnahmeländern rechnete.         Yrigoyen. L’entrata in guerra dell’I-
Starosta Galante betont die relativ       talia rappresentò anche un’occasione
gleichmäßig verteilte Herkunft aus        di impegno per il vivace gruppo di
italienischen Regionen, mit deut-         anarchici italiani sul Rio de La Plata.
lichen Spitzen für die norditalie-        Nonostante il loro piccolo numero,
nischen Regionen Piemont und              essi diedero pubblicamente voce al
Lombardei, gegen die Sizilien und         loro disprezzo verso la mobilitazione
Kampanien sichtbar abfielen.              e il furore bellico, alimentando attra-
    Wie aber begriffen die Zuwan-         verso manifestazioni e iniziative pub-
derer ihre Zugehörigkeiten: Wog           blicistiche un dibattito che coniugava
die regionale Herkunft mehr als           pacifismo, anarchia e anti-statalismo.
das Selbstverständnis als „Italiener“,    In modo ancor più radicale sul piano
welcher Grad an Integration               della critica sociale, i sindacalisti col-
und Identifikation mit dem                legavano la critica alla guerra a quella
Aufnahmeland Argentinien wurde            contro la povertà, lo sfruttamento e
erreicht? Galante präsentiert in die-     le condizioni salariali. Galante mostra
sem Zusammenhang das Konzept              come il dinamismo degli anni della
der italo-argentinidad, als eine          guerra abbia conferito una nuova
Form der schwebenden, stetig neu          cornice anche all’italo-argentinidad.
auszuhandelnden Balance fluider           Attivò negli immigrati la riflessione
Identifikation. Dabei spielte die sozi-   sugli elementi fondanti delle loro
ale Zugehörigkeit eine maßgebliche        radici sociali e nazionali, rafforzan-
Rolle, da die italienischstämmigen        do l’appello ideologico ai compagni
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Argentinier neben einem Sockel           italiani, e li portò alla percezione di
wohlsituierten Mittelstands vor allem    essere parte integrante di una nuova
auch Handwerk und Arbeiterschaft         Argentina. La guerra quindi produs-
umfassten.                               se paradossalmente in questi italiani
    Der italienische Kriegseintritt      forme di patriottismo verso la nuova
wirkte auf diese ebenso große wie        patria e la sua società civile, nelle
heterogene Bevölkerungsgruppe            quali ritrovavano il “carattere latino”
wie eine Wasserscheide der Zu-           dell’Italia.
gehörigkeiten: Die Aufrufe zur                Dagli spazi intercontinentali
Mobilisierung, die bourgeoise            dell’italo-argentinidad il contribu-
Wortführer wie Antonio Devoto            to di Sabine von Löwis ci riporta
lancierten, fanden beachtlichen          alle potenzialità di uno studio su
Widerhall: Sie mobilisierten über        micro-scala ricchissimo di spunti teo-
10 000 Freiwillige zum Einrü-            rici. L’autrice si concentra su due
cken nach Italien, starteten             paesi con lo stesso nome, Sokyrynci,
Kriegskomitees und patriotische          nell’Ucraina occidentale, che furono
Spendenbereitschaft, die aber die        separati dalla loro originale unità in
Neutralitätspolitik von Präsident        seguito all’instaurarsi di un nuovo
Hipolito Yrigoyen nicht aufweich-        confine lungo il fiume Zbruč. La
ten. Der Kriegseintritt Italiens war     separazione, iniziata nel 1772 con la
auch ein Fanal für die rege itali-       spartizione della Polonia, si mantenne
enischstämmige Anarchisten-Szene         fino al 1945. Per la sua indagine la
am Rio de La Plata. Sie brachte der      von Löwis utilizza i concetti spaziali
Mobilisierung und dem Kriegsfuror        di Martina Löw e Benno Werlen, che
nur Verachtung entgegen und              sottolineano il peso dell’interazione
entfaltete trotz ihrer überschau-        tra spazi esperiti e spazi immaginari.
baren Zahl, in Kundgebungen              Questa trama coincide col contesto
und Presseprodukten einen dyna-          prasseologico dell’azione attraverso
mischen Diskurs, der Pazifismus,         cui le persone e i gruppi sociali pla-
Anarchie und Anti-Etatismus ver-         smano il loro sense of place. Inoltre,
knüpfte. Stärker sozialkritisch traten   nel caso dei due paesi ucraini, anche
Syndikalisten auf den Plan, die die      la dimensione religiosa e confessiona-
Kritik am Krieg mit dem Angriff          le acquisisce un significato particola-
auf Armut, Ausbeutungs- und              re. Dall’originale unità nella confes-
Lohnverhältnisse verbanden. Die          sione ortodossa, si svilupparono una
Dynamisierung der Kriegsjahre ver-       comunità greco-cattolica nel paese
lieh auch der italo-argentinidad – so    occidentale e una ortodossa in quello
Galante – einen neuen Rahmen. Sie        orientale. Il riferimento confessio-
aktivierte den Bezug auf die eige-       nale si adeguò all’indirizzo politi-
ne soziale und nationale Herkunft,       co, visto che dal tardo XVIII secolo
stärkte den ideologischen Rekurs         il paese di Sokyrynci orientale fece
auf italienische Gesinnungsgenossen      parte dell’impero russo, mentre la sua
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und begriff sich zugleich als genu-    controparte occidentale rientrò nella
inen Teil eines neuen Argentinien.     monarchia asburgica. Dall’accurata
Der Krieg generierte damit in          ricostruzione della von Löwis si rica-
paradoxer Weise einen italienisch      va che questa lunga permanenza del
grundierten Patriotismus für den       confine politico non escludeva affatto
neuen Heimatstaat und seine            contatti e scambi, ma si rendeva sem-
Zivilgesellschaft, in dem sie den      pre più permeabile, interagendo con
„lateinischen Charakter“ Italiens      le religioni, sia sul piano rituale che su
wiederfanden.                          quello della quotidianità. La recente
    Auf den großräumigen Entwurf       diminuzione di questa interazione,
zur Formierung von italo-argenti-      causata dal crescente nazionalismo,
nidad folgt der Beitrag von Sabine     è una delle conseguenze dell’attuale
von Löwis, der das Potenzial einer     tensione politica tra Russia e Ucraina.
theoretisch gehaltvollen Mikrostudie   L’enfasi che oggi viene posta su una
eindrücklich entfaltet. Die Autorin    chiesa “ucraina” deriva dal peggiora-
widmet sich zwei Dörfern glei-         mento del clima politico e dal senti-
chen Namens, Sokyrynci in der          mento anti-russo.
Westukraine, die aus ursprünglicher        L’istruttivo confronto tra le due
Einheit aufgrund der Grenzlage         comunità, che von Löwis condu-
und durch den Fluss Zbruč in zwei      ce combinando profondità storica e
Einheiten geteilt wurden. Diese        attualità, è un esempio della valenza
Spaltung setzte mit der polnischen     esplicativa che può dispiegare su più
Teilung ab 1772 ein und blieb bis      livelli il concetto di communities of
1945 aufrecht. Von Löwis nutzt für     images. L’immaginazione dello spazio
ihre Untersuchung die Raumkonzepte     e la costruzione di esperienze e pra-
von Martina Löw und Benno              tiche sociali nello spazio hanno un
Werlen, die auf das Zusammenspiel      imprinting profondo, specialmente in
von erfahrenen und imaginierten        situazioni estreme come guerre, fughe
Räumen abheben. Dieses Geflecht        o espulsioni. Questa ricognizione
gewinnt an Zugkraft durch den          costituisce dunque un’importante
praxeologischen Handlungskontext,      opzione euristica sia per le scienze
mit dem Menschen und soziale           storiche, sia per l’interpretazione di
Gruppen ihren sense of place gestal-   attuali sconvolgimenti sociali.
ten. Im Fall der westukrainischen          La sezione del Forum di que-
Dörfer erlangten zudem religiöse       sto numero si collega strettamente a
und konfessionelle Dimensionen         quella monografica. La studiosa delle
besondere Bedeutung: Auch hier         migrazioni Edith Pichler descrive le
folgte aus der ursprünglich ortho-     diverse sfaccettature dell’immigrazio-
doxen Konfession eine Teilung in       ne italiana degli ultimi decenni a
eine griechisch-katholische Gemein-    Berlino. Al primario fattore costituito
de im westlichen und eine ortho-       dalla cronica crisi economica italiana
doxe im östlichen Dorf. Die kon-       si aggiunge la forza di attrazione eser-
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fessionelle Ausrichtung folgte der      citata dalla metropoli tedesca per le
politischen Herrschaft, aufgrund der    sue opportunità di vita, la vivacità e
das östliche Sokyrynci ab dem späten    varietà culturale. Pichler contestualiz-
18. Jahrhundert dem Russländischen      za i recenti movimenti dall’Italia verso
Reich, das westliche Pendant hinge-     Berlino nell’alveo delle migrazioni
gen der Habsburgermonarchie ange-       di lungo periodo che, subito dopo
hörte. Wie von Löwis eingehend          il 1960, si mossero dalla penisola
rekonstruiert, stand die über lange     verso la Repubblica federale tedesca.
Zeit gezogene politische Grenze         L’affascinante immagine legata alla
Kontakten und Austausch keines-         gastronomia e alla creatività, che spes-
falls im Wege, sondern wurde im         so gli italiani nella capitale tedesca
Zusammenspiel der Konfessionen          trasmettono all’esterno, è l’altra faccia
rituell und im Alltag immer wie-        delle precarie e limitate prospettive
der durchlässig gestaltet. Dass diese   che gravano su molti giovani di quel-
Interaktion in jüngster Zeit durch      lo che veniva chiamato Belpaese.
verschärfte Nationalisierung dra-           La presentazione di un progetto di
stisch nachließ, ist eine bemerkens-    ricerca di Francesca Brunet ci riporta
werte Folge der rezenten politischen    invece all’emigrazione italiana otto-
Spannungen zwischen Russland und        centesca, precisamente prima e dopo
der Ukraine. Die auch gegenwärtig       la rivoluzione del 1848. Già durante
verstärkte Betonung einer „ukrai-       il Vormärz si registrò la migrazione
nischen“ Kirche folgt dem verschärf-    dai territori della monarchia asbur-
ten politischen Klima und der anti-     gica verso gli Stati Uniti di individui
russischen Stimmung.                    politicamente attivi, soprattutto gio-
     Der instruktive, historische       vani. Talora si trattava di persone che,
Tiefe mit Aktualität verbindende        dopo essere stati graziati, dovevano
Dorfvergleich von Löwis bündelt         lasciare in tutta fretta la loro terra, ma
die hohe Erklärungskraft, die das       più frequente era l’esilio volontario
Konzept von communities of images       di chi voleva sfuggire alla repressione
auf vielen Ebenen erschließt. Die       dello stato autoritario di Metternich.
Imagination von Räumen und              Brunet ci offre il primo scorcio di una
das Gestalten von räumlichen Er-        ricerca incentrata sulle prime forme
fahrungen, Lebensvollzügen und          dell’esilio politico e sui suoi caratteri
sozialen Praktiken sind von tiefer      biografici e politici.
Prägekraft, erst recht dann, wenn sie       Una community of images del
sich in Extremsituationen wie Krieg,    tutto particolare ci presenta Lienhard
Flucht oder Vertreibung realisieren     Thaler, che indaga la percezione dei
müssen. Diese Erkundung bildet          missionari austriaci, anche di origi-
eine wichtige heuristische Option,      ne tirolese, in Manciuria. L’attività
für die Geschichtswissenschaften        dei Cappuccini inviati dal 1934
ebenso wie zur Erklärung aktueller      come missionari in Estremo Oriente
gesellschaftlicher Umbrüche.            (attualmente nell’estremo lembo
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Drei Forumsbeiträge schließen             nord-occidentale della Repubblica
inhaltlich an die Hauptbeiträge           popolare cinese) è ben ricostruibile
an: Die Migrationsforscherin Edith        grazie alla buona situazione a livello
Pichler beschreibt jüngste Facetten       di fonti. Thaler descrive il laborio-
der Zuwanderung aus Italien in die        so adattamento dei Cappuccini alle
deutsche Hauptstadt Berlin. Dabei         nuove condizioni di vita sul luogo e
stellt die chronische Wirtschaftskrise    ne sottolinea il drammatico peggio-
Italiens einen mächtigen Treiber-         ramento in seguito all’Anschluss del
Effekt, verstärkt durch die Sog-          marzo 1938. La loro nuova nazionali-
kraft der Metropole mit ihren             tà “germanica” li collocò tra i “nemici”
Lebenschancen, ihrer kulturellen          della Cina. Allo stesso tempo, nella
Vielfalt und Diversität. Pichler          loro patria, il regime nazista proce-
bettet jüngste Berlin-Bewegungen          deva alla soppressione della provincia
aus Italien ein in die langfri-           tirolese del loro ordine. Conseguenze
stigen Migrationen aus der Halb-          di tutto questo furono l’uccisione
insel in die Bundesrepublik, die          di due missionari e l’espulsione. Il
bald nach 1960 einsetzten. Das            contributo di Lienhard Thaler, tratto
anregende Bild von Gastronomie            dalla sua ampia tesi di laurea, rivela
und Kreativität, das Italiener in der     le potenzialità di una storia mis-
capitale tedesca oft nach außen ver-      sionaria che combina efficacemente
mitteln, ist die Kehrseite prekärer       storia sociale, culturale e globale, post-
und zukunftsarmer Perspektiven,           colonial studies, storia di trasferimenti
die im vormaligen Belpaese viele          e migrazioni.
Jugendliche belasten.
    Ins 19. Jahrhundert zurück greift          Hans Heiss e Margaret Lanzinger
der Projektentwurf von Francesca
Brunet, worin sie auf die itali-
enische Emigration vor und nach
der Revolution von 1848 ein-
geht. Bereits im Vormärz verließen
politisch aktive, vor allem junge
Männer italienische Territorien der
Habsburgermonarchie, um in den
Vereinigten Staaten eine neue Exis-
tenz zu finden. Mitunter handelte
es sich um Personen, die nach einer
Begnadigung oft in letzter Minute
ihre Heimat verlassen mussten, noch
öfter um freiwillige Exilanten, die der
Unterdrückung des Metternich’schen
Obrigkeitsstaates entgehen wollten.
Brunet gibt einen ersten Einblick in
Editorial/Editoriale, 5–20                                         GR/SR 27 (2018), 1

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eine Recherche, die Frühformen poli-
tischen Exils und ihre biografischen
wie politischen Prägungen eingehend
auseinandersetzt.
    Eine singuläre community of images
nimmt sich Lienhard Thaler vor,
der der Wahrnehmung österreichi-
scher China-Missionare auch Tiroler
Herkunft in der Mandschurei nach-
geht. Die Aktivität der Kapuziner, die
im Fernen Osten (heute im äußer-
sten Nordwesten der Volksrepublik
China) seit 1934 als Missionare
eingesetzt waren, ist dank guter
Quellenlage eingehend nachvollzieh-
bar. Thaler gibt Streiflichter zur müh-
samen Adaptierung der Kapuziner
an die neuen Lebensverhältnisse
vor Ort und schildert ihre ab März
1938 durch den „Anschluss“ dra-
matisch verschlechterte Lage:
Ihre neue Staatszugehörigkeit als
„Deutsche“ machte sie sie nun zu
„Feinden“ Chinas, zugleich hob
das NS-Regime in der Heimat ihre
Tiroler Klosterprovinz auf. Die
Ermordung zweier Missionare und
die Ausweisung waren die Folge. Der
aus seiner ausführlichen Diplomarbeit
gezogene Beitrag von Lienhard
Thaler erhellt die Möglichkeiten
einer Missionsgeschichte, die Sozial-,
Kultur und Globalgeschichte, post-
colonial studies, Transfer- und
Migrationsgeschichte wirkungsvoll
abstimmt.

  Hans Heiss und Margaret Lanzinger

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