Magazin-e - Personalverband des Bundes PVB

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Magazin-e - Personalverband des Bundes PVB
Nr. 5 | September | Septembre | Settembre 2016

                                                  Magazin-e
                     Personalverband des Bundes | Association du personnel de la Confédération | Associazione del personale della Confederazione | www.pvb.ch

                                          Spezialausgabe | Numéro spécial | Numero speciale

            «Sparmassnahmen» | «Mesures d’économies» | «Misure di risparmio»
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Magazin-e - Personalverband des Bundes PVB
| Inhaltsverzeichnis | Sommaire | Sommario |                      3

Inhalt
Editorial: Lobbyismus für Gewerkschaften des Service public
­unverzichtbar! | Seite 4
Drei Buchstaben … in zwei Worten: Die Stunde der Abrechnung ist
                                                                                                                                            Die Utopie des schlanken
­gekommen! | Seite 4                                                                                                                        Staates
Dossier Sparmassnahmen: Die Utopie des schlanken Staates | Seite 5                                                                          Obwohl ständig gespart
Gespräch zwischen Bundesrat Ueli Maurer und Generalsekretärin des                                                                           wird, wächst der Staat
                                                                                                                                            immer mehr. Aber war-
PVB Maria ­Bernasconi | Seite 13
                                                                                                                                            um?
Kampagne LOVE Service public: Aktionen | Seite 36                             «Der Staat wächst unaufhörlich. Er droht zu überborden. Ist arrogant und gierig,
                                                                              lahm und ineffizient. Und so sind alle Staatsangestellten auch. Beamtinnen und
                                                                              Beamte durch und durch. Nie da, wenn man sie braucht, piesacken sie uns, wo sie
                                                                              können und verdienen sich dabei eine goldige Nase. Das muss aufhören.» So klingt
Sommaire                                                                      die Schelte für das Staatspersonal am Stammtisch seit eh und je. Seite 5
Editorial: Le lobbyisme devenu indispensable pour les syndicats
du service public! | Page 14
3 lettres… en 2 mots: L’heure des comptes a sonné! | Page 14
Dossier Mesures d’économies: L’utopie d’un Etat svelte | Page 15
Entretien entre le conseiller fédéral Ueli Maurer et Maria Bernasconi,
­secrétaire générale de l’APC | Page 23
Campagne LOVE Service public: Actions | Page 36
                                                                              L’utopie d’un Etat svelte
                                                                              L’Etat n’en finit pas de
                                                                              croître en dépit de tous
Sommario                                                                      les efforts d’écono-
                                                                              mies. Pourquoi?
Editoriale: Il lobbismo è diventato indispensabile per i sindacati del ser-   «L’Etat n’arrête pas de grossir et risque fort de dépasser les bornes. L’Etat est arro-
vizio pubblico | Pagina 24                                                    gant et avide, mou et inefficace. Comme le sont ses employés. De vrais fonction-
Tre lettere… in due parole: È scoccata l’ora dei conti! | Pagina 24           naires. Jamais là quand on a besoin d’eux, tracassiers à outrance et grassement
                                                                              payés. Il faut que cela cesse!» Qui ne connaît pas cette éternelle rengaine sur le
Dossier: Misure di risparmio: L’utopia di uno stato snello | Pagina 25        personnel de l’Etat? Page 15
Dialogo tra il consigliere federale Ueli Maurer e la segretaria generale
dell'APC Maria Bernasconi | Pagina 31

Sektionen – Sections – Sezioni | Seite 33
                                                                                                                                            L’utopia di uno stato
                                                                                                                                            snello
                                                                                                                                            Sebbene si cerchi co-
                                                                                                                                            stantemente di rispar-
                                                                                                                                            miare, lo Stato continua
                                                                                                                                            a ­crescere. Ma perché?
                                                                                                                                         Lo Stato cresce incessante-
                                                                              mente. «E minaccia di traboccare. È arrogante e avido, d­ ebole e inefficiente. E così
                                                                              sono tutti gli impiegati dello Stato. Funzionarie e funzionari, dal primo all’ultimo.
                                                                              Mai presenti quando si ha bisogno di loro, ci tormentano non appena possono e
                                                                              guadagnano un sacco di soldi. Ciò deve finire!» Questo si sente rimproverare al
                                                                              personale dello Stato nei ritrovi pubblici e per le strade. Pagina 25

                                                                                                                       PVBMagazin-e APC | September | Septembre | Settembre 2016
Magazin-e - Personalverband des Bundes PVB
4   | Editorial |

                      Lobbyismus für Gewerkschaften des Service public unverzichtbar
                      Die Mitarbeitenden des Bundes sind inzwischen an Sparprogramme gewöhnt. Der Bundesrat ist knauserig geworden mit öffentlichen Geldern. Doch
                      das ist in Wahrheit zu viel des Guten: Denn Jahr für Jahr schreibt der Bundeshaushalt schwarze Zahlen, während sich unsere grossen Budgetwächter
                      kaum überrascht zeigen. 2016 jedoch ist nicht mit früheren Jahren und Jahrzehnten vergleichbar. Dieses Mal wird noch viel weiter gegangen.
                      Die dritte Unternehmenssteuerreform (USR III) und ihre neuen Steuerschlupflöcher werden für den Bund jährlich milliardenhohe Verluste nach sich
                      ziehen. Vom Parlament wurden weder Korrekturmassnahmen noch zusätzliche Steuerprüfer beschlossen. Im Übrigen hat sich der Bund bereits mit
                      einem Stabilisierungsprogramm auf den Einnahmenschwund eingestellt. Bedroht sind nicht nur die Beschäftigungsbedingungen des Bundesperso-
                      nals, der Bildungssektor (ETH, FH), die Landwirtschaft (einschl. Agroscope), die Sozialversicherungen (Ergänzungsleistungen usw.), sondern auch der
                      gesamte vom Bund unterhaltene Service public. Doch damit nicht genug: Zwei weitere Massnahmen, von den eidgenössischen Räten aufgeschoben,
                      um das «Boot nicht zu überladen» – d. h. die Streichung der Stempelabgabe und die Einführung einer Tonnagebesteuerung –, werden die Einnah-
                      men des Bundes um weitere Milliarden beschneiden. Mit der USR III (und in naher Zukunft USR IV) führt die Schweiz Steuersätze ein, die nur noch mit
                      Bulgarien oder Rumänien vergleichbar sind und damit deutlich unter jenen der meisten Länder liegen, deren Entwicklungsstand mit unserem ver-
                         gleichbar ist. Und doch profitieren all jene Kreise, die mit Leib und Seele nach weniger Staat schreien, ebenfalls von den Dienstleistungen, die vom
                           Bundespersonal erbracht werden, gleichwohl in Schmarotzermanier.
                              Vor diesem Hintergrund ist die Einflussnahme im Parlament notwendiger denn je, und das insbesondere für die Gewerkschaften des Service
                                 public des Bundes! Zu einer Zeit, in der noch die liberale Partei für den Staat stand, war der verstorbene Erich Weisskopf, Generalsekretär
                                   des PVB, von 1963 bis 1971 Nationalrat für diese Partei. Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV), mit der wir eng zusammenarbei-
                                     ten, zählt seit vielen Jahren auf ihre Vertreterinnen und Vertreter in den eidgenössischen Räten, darunter einst Ernst Leuenberger und
                                       ­Pierre-Alain Gentil sowie heute Philipp Hadorn und Edith Graf-Litscher. Ein weiteres Beispiel ist der Personalverband Transfair, der
                                          Nationalrat Stefan Müller-Altermatt zum Präsidenten und damit zum Nachfolger von Chiara Simoneschi-Cortesi gewählt hat.
                                            2012 habe ich mich mit Unterstützung der Geschäftsleitung bemüht, Nationalrätin Maria Bernasconi davon zu überzeugen, als
                                              Generalsekretärin zum PVB zu stossen und damit die Interessen unserer Mitglieder im Bundeshaus zu vertreten. Diese unent-
                                               behrliche Lobbyarbeit, die Maria bis zum vergangenen Herbst geleistet hat, muss weitergehen. Die Wahl der Geschäftsleitung
                                                 fiel verständlicherweise auf Nationalrätin Barbara Gysi (SP). Grund hierfür waren ihr Engagement für das Bundespersonal in
                                                   der letzten Legislaturperiode sowie ihr Wissen und ihre Erfahrung im Bereich Gewerkschaften und Service public. Entspre-
                                                      chend wird Barbara Gysi bei der nächsten Delegiertenversammlung als Präsidentin des PVB vorgeschlagen.
                                                        Übrigens scheide ich weder aufgrund von Resignation noch von Amtsmüdigkeit aus dieser Funktion aus. Dass ich die
                                                          Kandidatur Barbara Gysis als Präsidentin des PVB wollte und diese unterstützt habe, geschah ausschliesslich im
                                                            Interesse unseres Verbandes und seiner Mitglieder. Ich selbst bin entschlossen, mein Engagement für den PVB
                                                              fortzusetzen, und werde mich um das Amt des Vizepräsidenten bewerben.
                                                             René-Simon Meyer, Verbandspräsident

    3 Buchstaben …                                                                               in 2 Worten
Die Stunde der Abrechnung ist gekommen!                                                            Bundesrat wendet im Personalbereich jedoch weiterhin eine strikte
Die Ferien sind vorbei, die Arbeit wartet! Sie sind bestens gelaunt, und                            Sparpolitik an! Es sei zudem daran erinnert, dass der Bund auf einem
Ihre Batterien sind wieder vollständig aufgeladen? Ich hoffe es für Sie,                             Vermögen von beinahe 42 Milliarden Franken sitzt. Im derzeitigen
denn es verspricht, ein heisser Herbst für das Bundespersonal zu werden!                              Marktumfeld mit negativen Zinssätzen muss der Staat in die Zu-
Kommen wir direkt zum Kern der Sache: zu den Einsparungen. Ein The-                                    kunft investieren: Bildung, Infrastrukturen, Entwicklung von fa-
ma, das wir während des Sommers tunlichst vermieden haben, um die                                       milienergänzenden Betreuungseinrichtungen usw. Und seine wie-
Stimmung auf den sonnengefluteten Terrassen nicht zu verderben, wel-                                   derholten Sparpläne müssen ein Ende finden!
ches uns nun jedoch wieder fest im Griff hat: Während der Herbstsession                Auch wenn sich ihre Auswirkungen erst später zeigen, die Sparmassnahmen beim
steht das Stabilisierungsprogramm 2017–2019 auf den Traktandenlisten. Die Per-         Personal werden sich äusserst nachteilig auf die Arbeit der Verwaltung auswirken.
sonalausgaben sollen gemäss der Botschaft des Bundesrats im Vergleich zum Fi-          Einige Departemente (auswärtige Angelegenheiten, Justiz und Polizei usw.) spre-
nanzplan 2016–2018 um 165 Millionen Franken gesenkt werden, was einer er-              chen heute von einem Leistungs- und Stellenabbau. Diese Massnahmen schwä-
neuten Kürzung von 40 Millionen Franken im Budget 2017 gleichkommt. Und                chen den Staat, ein ausgesprochener Unsinn in diesen zunehmend unsicheren
damit nicht genug: Das Finanzdepartement hat dem Bundesrat bereits neue um-            Zeiten und angesichts der wachsenden Erwartungen der Bevölkerung gegenüber
fassende Kürzungen der Bundesausgaben vorgeschlagen.                                   der öffentlichen Verwaltung. Den Staat zu schwächen, bedeutet, dem Gesetz des
Dabei gibt es objektiv gesehen kein einziges Argument, das die Notwendigkeit der-      Stärkeren, einem fanatischen Neoliberalismus freien Lauf zu lassen … wie man
art drastischer Massnahmen erklären würde. Seit Jahren machen die Personalaus-         heute feststellen kann, mit bisweilen schwerwiegenden Folgen. Dank einem star-
gaben nur 8 % der Gesamtausgaben des Bundeshaushalts aus. Kürzungen, mögen             ken Service public verfügen wir über die nötigen Mittel, um Prävention zu betrei-
sie auch noch so brutal sein, werden die Bundesfinanzen mitnichten sanieren.           ben und die Demokratie so zu wahren, wie wir sie bis heute gekannt haben. Ver-
Sogar Bundesrat Ueli Maurer hat dies erkannt und sich wiederholt in diesem Sinne       teidigen wir sie, um jeden Preis!
geäussert, sei dies in den Medien oder gegenüber den Personalverbänden. Der            Maria Bernasconi, Generalsekretärin

                                                                                                                                                 PVBMagazin-e APC | September 2016
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| Dossier |      5
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 Die Utopie des schlanken Staates
 Romina Loliva

 Obwohl ständig gespart wird, wächst der Staat immer mehr.
 Aber warum?
 Ein Erklärungsversuch.

                                                             PVBMagazin-e APC | September 2016
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6   | Dossier |
© Béatrice Devènes

                                       D   er Staat wächst unaufhörlich. «Er
                                           droht zu überborden. Ist arrogant
                                       und gierig, lahm und ineffizient. Und
                                                                                  chen Verwaltung. 40 000 neue Stellen
                                                                                  in 25 Jahren. Damit ist er der grösste
                                                                                  Arbeitgeber in der Schweiz und über-
                                                                                                                            Föderalismus und Subsidiarität
                                                                                                                            Blättern wir zurück. Der Bundesstaat,
                                                                                                                            gegründet 1848, entsprang einer libe-
                                       so sind alle Staatsangestellten auch.      trifft bei Weitem jeden Betrieb aus der   ralen Idee. Die Kantone, die eine kon-
                                       Beamtinnen und Beamte durch und            Privatwirtschaft. Allein beim Bund ar-    fliktreiche Zeit hinter sich hatten,
                                       durch. Nie da, wenn sie man braucht,       beiten 37 286 Mitarbeiterinnen und        schlossen sich zusammen und gaben
                                       piesacken sie uns, wo sie können, und      Mitarbeiter (entspricht 34 935 Voll-      sich eine föderalistische Struktur, die
                                                                                                                            ihre Interessen vereinen und nach
                                                                                                                            aus­sen vertreten sollte. Gleichzeitig
                                                  Um dem Auftrag des Service public                                         wurde ein zentrales Prinzip veran-
                                                                                                                            kert, die Subsidiarität. Demnach soll-
                                                  ­gerecht zu werden, wächst er.                                            ten die anfallenden Aufgaben von je-
                                                                                                                            ner Staatsebene erledigt werden, die
                                                                                                                            am nächsten beim Anliegen ist. So ist
                                                                                                                            die moderne Eidgenossenschaft über
                                       verdienen sich dabei eine goldige          zeitstellen). Dieser Zuwachs wird         die Jahre gewachsen. Gemeinden und
                                       Nase. Das muss aufhören.»                  nicht nur aus der argwöhnischen Per-      Kantone geniessen eine starke Auto-
                                         So klingt die Schelte für das Staats-    spektive des kleinen Bürgers mit Sor-     nomie, und der Bund greift dort ein,
                                       personal am Stammtisch seit eh und         ge betrachtet. Harsche Kritik am          wo übergeordnete Aufgaben anfallen.
                                       je. Und tatsächlich. Der Staat und so-     Wachstum des Staates ist salonfähig       Aufgaben bedeuten auch immer Kos-
                                       mit auch die Anzahl seiner Angestell-      geworden. Politikerinnen und Politi-      ten, und so zieht sich die Subsidiarität
                                       ten wächst kontinuierlich. Bund, Kan-      ker, die Presse, die Wissenschaft. Sie    auch auf der Einnahmenseite des
                                       tone und Gemeinden schaffen täglich        alle stimmen immer lauter in den          Staates durch. Gemeinden, Kantone
                                       neue Stellen. Waren es 1991 rund           Chor der Mahnenden mit ein. Und           und der Bund ziehen unterschiedlich
                                       120 000, benötigt der Staat heute rund     dennoch wächst der Staat. Aber war-       hohe Steuern ein. Die Gründung des
                                       160 000 Vollzeitstellen in der öffentli-   um?                                       Bundesstaates war somit die Geburts-
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| Dossier |   7

                                                                                         Seit 1870 hat sich jedoch einiges     tes. Um dem Auftrag des Service pub-
                                                                                       verändert. Das Leben ist schneller,     lic gerecht zu werden, wächst er.
                                                                                       komplexer und anspruchsvoller ge-
                                                                                       worden. Die Bevölkerung und die         Was ist öffentlich, was privat?
                                                                                       Wirtschaft wachsen. Wir wollen und      Lange war der Staat eine liberale An-
                     Der Staat will also nicht                                         müssen mobil sein, der Kommunika­       gelegenheit. Die FDP dominierte den
                                                                                       tion dürfen keine Schranken gesetzt     Bundesrat und die öffentliche Verwal-
                     schlank werden, oder kann                                         werden, wir benötigen und wollen        tung. Auch der Einzug der Sozialde-
                                                                                       erstklassige Gesundheitsversorgung      mokratinnen und -demokraten und
                     er es vielleicht nicht?                                           und Bildung, werden immer älter. So     die Gründung von Gewerkschaften der
                                                                                       wie sich die Bürgerinnen und Bürger     Angestellten des öffentlichen Dienstes
                                                                                       der Schweiz im gesellschaftlichen       wie vom PVB vermochten lange Zeit
                                                                                       Wandel befinden, verändern sich der     nicht die Stärke der FDP als staatstra-
                                                                                       Anspruch und die Aufgaben des Staa-     gende Macht zu schmälern. Bis in die

                                                   Sparmassnahmen – Mechanismen im Überblick
                                                                                                                       Schuldenbremse
                                                                                                                       Die Schuldenbremse regelt die Ausgaben
                                                                                                                       des Bundes. Die Massnahme wurde 2001
                                                                                                                       in der Verfassung verankert und legt fest,
                                                                                                                       dass die Ausgaben des Bundes über einen
                                                                                                                       Konjunkturzyklus die Einnahmen nicht
                                                                                                                       übersteigen dürfen. Damit soll der Bund
                                                                                                                       strukturelle Defizite abbauen können.
                                                                                                                       Ausserordentliche Defizite müssen auf-
                                                                                                                       grund der Schuldenbremse innerhalb von
                                           © Fotalia

                                                                                                                       sechs Rechnungsjahren im ordentlichen
                                                                                                                       Haushalt abgebaut werden.

                                                   Sparprogramme
                                                   Ein Sparprogramm ist die übliche Form von Abbau im Rahmen des Budgetprozesses. Sparprogramme zielen dar-
stunde dessen, was heute nicht aus                 auf ab, die Ausgaben des Staates zu reduzieren. Der grösste Teil der Ausgaben des Bundes ist an Gesetze gebun-
dem schweizerischen Selbstverständ-                den. Falls der Bund in diesen Bereichen sparen will, muss er eine Gesetzesänderung vorschlagen, die vom Parla-
nis weggedacht werden kann: des                    ment angenommen werden muss. Beispiele sind die Ausgaben für Sozialversicherungen oder für Bildung. Zudem
Service public.                                    kann der Bundesrat aber auch im Rahmen des Budgets lineare Abstriche auf ungebundene Ausgaben vorschla-
                                                   gen. Das Beispiel dafür sind die Sparmassnahmen beim Personal, dessen Kosten nur 8 % des Gesamtbudgets
Der Staat ist für alle da
                                                   des Bundes ausmachen.
Der Begriff, der erstmals in den 1870er-
Jahren auftaucht, definiert die Ge-
samtheit aller Dienstleistungen, die               Konsolidierungsprogramme
vom Bund, von den Kantonen und von                 Konsolidierungs- und Stabilisierungsprogramme sind über mehrere Jahre dauernde Massnahmen mit dem Ziel,
den Gemeinden erbracht wird. Der                   die Finanzen des Bundes im Gleichgewicht zu behalten. Sie dauern in der Regel mehrere Jahre und bestehen aus
Service public ist aber nicht nur eine             Massnahmen auf der Ausgabenseite wie auch auf der Einnahmenseite – wie etwa Steuererhöhungen.
Aufgabe des Staates, er begründet ihn.
In der Schweiz, wo direkte Demokra-                Aufgabenüberprüfung
tie, Föderalismus und Subsidiarität                Aufgabenüberprüfungen führen in der Regel zu strukturellen Reformen und Priorisierungen, die Ausgaben redu-
Grundprinzipien sind, würde der Staat              zieren und Einnahmen erhöhen sollen. Damit soll dann der Haushalt des Bundes entlastet werden. Beispiele für
ohne Service public seine Funktion
                                                   Reformen, die aus einer Aufgabenüberprüfung hervorgegangen sind: Altersvorsorge 2020, Weiterentwicklung
verfehlen. Er garantiert damit die
                                                   der Armee und die Bundesverwaltungsreform (REF 05/07).
Grund­versorgung und stellt mit seiner
Infrastruktur den Erhalt und die Weiter-
entwicklung dieser sicher und sorgt per            Aufgabenverzichtsplanung
Definition dafür, dass «(sie) für alle             Die Aufgabenverzichtsplanung zielt darauf ab, auch in kleineren Aufgabenbereichen der Verwaltung zu sparen.
Bevölkerungsschichten und Regionen                 Dabei geht es um sogenannte Effizienzsteigerungen und den Verzicht auf Aufgaben, die nach einer Überprüfung
des Landes nach gleichen Grundsät-                 als überflüssig oder nicht mehr finanzierbar eingestuft werden.
zen in guter Qualität und zu angemes-                                                                                                                          RL
senen Preisen zur Verfügung steht».
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                                                                                                                                                                   © Béatrice Devènes
«Ob Bildung, Altersvorsorge oder Integra­tion – die bürgerliche Mehrheit im Parlament könnte es später bitter bereuen, die Handbremse angezogen zu haben».

1980er-Jahre, als sich die Kehrseite
des Postmaterialismus offen zeigte:                       Stabilisierungsprogramm 2017–2019
Wohlstand war kein kollektives Ziel
mehr, der Individualismus zog ins                         und «Ausgabenmoratorium»
                                                          Im Mai dieses Jahres hat der Bundesrat die Botschaft zum Stabilisierungsprogramm 2017–2019
Der Staat wächst also                                     zuhanden des Parlaments verabschiedet. Das Programm sieht Sparmassnahmen in der Höhe von
                                                          800 Millionen bis zu einer Milliarde Franken pro Jahr vor. Alle Bereiche und Aufgaben des Bundes
auch, weil es das Volk                                    sind betroffen, jedoch nicht alle gleichermassen. Die Vorlage beinhaltet auch eine Abwälzung von
                                                          Ausgaben auf die Kantone, die nach der Vernehmlassung aufgrund von kritischen Rückmeldungen
so will.                                                  der Kantone verringert wurde. Auch die Ausgaben bei der Armee sollen wegen eines Beschlusses
                                                          des Parlaments nicht wie geplant gekürzt werden.
                                                          Kurz nach dem bundesrätlichen Beschluss zum Stabilisierungsprogramm wurden weitere Sparmass-
Land. Und mit ihm die Haltung, dass                       nahmen angekündigt. Das geschah, weil der Bundesrat in seiner Haushaltsprognose davon aus-
die Bürgerinnen und Bürger für vieles                     geht, dass trotz Stabilisierungsprogramm die Schuldenbremse nicht eingehalten werden kann. Der
nicht mehr auf den Staat angewiesen                       Bundesrat verortet Mehrausgaben bei der Altersvorsorge, bei kostenrelevanten Beschlüssen des
seien. In der Schweiz läutete die FDP
                                                          Parlaments und im Asylbereich. Darum hat Finanzminister Ueli Maurer, gemäss Bericht der NZZ am
selbst die Stunde des Neoliberalismus
ein und verkündete «Mehr Freiheit,                        Sonntag vom 12. Juni 2016, ein «Ausgabenmoratorium» ins Spiel gebracht. Dieses würde die Ver-
weniger Staat». Die neue Devise ver-                      waltung verpflichten, Vorhaben, die den Bundeshaushalt zusätzlich belasten, zurückzustellen. Zu-
breitete sich schnell und löste system-                   dem, meint er, müsse man dem Parlament bei kostenrelevanten Volksinitiativen und Vorstössen die
verändernde Diskussionen aus. Dere-                       Ablehnung empfehlen. Hinzu stellt Maurer ein weiteres Stabilisierungspaket für 2018–2020 in Aus-
gulierung und Privatisierung von                          sicht und schlägt ein Ausgabenziel für das Jahr 2025 vor, das Verbindlichkeit schaffen soll. Auf der
staatlichen Leistungen wurden auf die                     Einnahmenseite sieht Maurer keine Erhöhung der Steuern oder Abgaben vor.                           RL
politische Agenda gesetzt. Das, was
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bisher ein klarer Auftrag der öffentli-   trotz Schuldenbremse und Sparpake-         wurden durch Parlament und Stimm-           Arbeit nicht mit Kolleginnen und Kol-
chen Hand war, wurde plötzlich der        ten und trotz bürgerlichen Allianzen,      volk bestimmt. Bundesbeiträge an die        legen teilen zu wollen, sich selbst als
Privatwirtschaft überlassen. Wettbe-      die das Sparen zu ihrem Mantra ge-         AHV oder an die Prämienverbilligung         unersetzlich betrachten und die Arbeit
werb und schlanke Strukturen sollten      macht haben. Der Staat will also nicht     sind klassische Beispiele dafür. Diese      über mehrere Hierarchiestufen vertei-
Preise senken, die Steuerlast reduzie-    schlank werden, oder kann er es viel-      Ausgaben zu drosseln, würde Geset-          len. Dezidiert dieser Meinung war of-
ren, mehr Freiheit bringen.               leicht nicht?                              zesänderungen erfordern, die das            fensichtlich der ehemalige Bundesrat
  Die politischen Vorzeichen hatten                                                  Stimmvolk mit grosser Wahrschein-           Christoph Blocher, der im Eidgenössi-
sich radikal verändert. Die Linken,       Partikularinteressen und                   lichkeit nicht gutheissen würde. Be-        schen Justiz- und Polizeidepartement
die während der 1950er- und 1960er-­      ­Errungenschaften des Volkes               sonders Massnahmen des Wohlfahrts-          einen radikalen Stellenabbau durch-
Jahre unaufhörlich den übermächti-          Föderalismus, Subsidiarität und das      staates sind Errungenschaften, die die      gezogen hat. 2005 liess er 116 von
gen Staat kritisiert hatten, mutierten      Konkordanzsystem führen dazu, dass       Bevölkerung nicht aufgeben will, wie        585 Stellen streichen und versprach,
plötzlich zu den Verteidigerinnen und       immer wieder neue Mehrheiten für         sich wiederholt bei Abstimmungen            dies würde keine Leistungskürzungen
Verteidigern des Service public. Die        unterschiedliche Interessen gebildet     gezeigt hat. Der Staat wächst also          bedeuten. Die Aktion war für die An-
FDP, die lange mit dem Staatsapparat        werden. Diese Schlussfolgerung           auch, weil es das Volk
gleichgesetzt wurde, führte den neoli-      kommt nicht etwa von links, sondern      so will.
beralen Zug gegen die einst von ihr         vom radikal-liberalen Think-Tank
gegründete Bürokratie an.                  ­Avenir Suisse, der die hinkende Spar-      Verheerende                  Der Staat wächst.
                                            politik der Bürgerlichen mit zwei Fak-   ­Personalpolitik
Die Utopie des schlanken Staates            toren begründet: den Partikularinter-     Trotzdem will die Kri-        Aber das hat Gründe; die
Seitdem heisst es, der Staat solle          essen und den gebundenen Ausgaben.        tik am ausufernden
schlank sein. Zeitgleich stabilisierten     Die eigenen heiligen Kühe werden von      Staat und an seinen           ­meisten davon sind gut.
sich die Machtverhältnisse im Parla-        den Bürgerlichen im Parlament aus         ­Angestellten nicht ab-
ment in eine rechte Mehrheit. Seit den      dem Budgetprozess herausgehalten           klingen. Mittlerweile
1990er-Jahren und dem Siegeszug der         und geschont; dort, wo man weniger         verortet man – aus Er-
SVP ist die Politik klar rechtsbürger-      Widerstand und das Wohlwollen der          klärungsnot – die Gründe des Wachs-       gestellten verheerend und löste eine
lich geprägt. Und dennoch ist der           Wählerinnen und Wähler vermutet,           tums beim Personal selbst. Eine The-      Welle von Reorganisationsversuchen
Staat gewachsen. Obwohl SVP, FDP            wird eher gespart. Daraus resultieren      se, die immer wieder zu Rate gezogen      aus, die heute noch andauern. Allen
und die Mitteparteien sich für die          die klassischen Konfliktlinien zwi-        wird, ist das «Parkin­son’sche Gesetz».   voran das Staatssekretariat für Migra-
Stärkung der Privatwirtschaft und die       schen der Armee und der internatio-        Die Theorie des britischen Soziologen     tion, das sich in den letzten Jahren mit
Schwächung des Staatsapparates ein-         nalen Zusammenarbeit oder zwischen         Cyril Northcote Parkinson definiert       einem massiven Zuwachs an Aufgaben
setzen, nehmen die Aufgaben des Bun-        der Landwirtschaft und der Bildung.        Arbeit als eine ausdehnbare Grösse,       konfrontiert sah und wieder mehr
des, der Kantone und der Gemeinden            Zudem sind rund die Hälfte der Aus-      die sich nicht zwingend im Verhältnis     Stellen schaffen musste.
stetig zu. Zwischen 1990 und 2015           gaben des Bundes sogenannte gebun-         zu den Aufgaben entwickelt. Arbeit          Der Staat wächst. Aber das hat Grün-
sind die Ausgaben des Bundes von            dene Ausgaben. Diese sind an gesetz­       verursache also mehr Arbeit, weil An-     de; die meisten davon sind gut.
32,5 auf 67,5 Milliarden angestiegen,       liche Bestimmungen geknüpft und            gestellte dazu tendieren würden, ihre

                                                                                                                                                                                 © PVB

                   «Der Service Public ist nicht nur eine Aufgabe des Staates, er begründet ihn». Das Bundespersonal
                   demonstrierte am 4. November 2015 in Bern für dessen Beibehaltung.

                                                                                                                                             PVBMagazin-e APC | September 2016
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«Der Spardruck ist beängstigend: Bildung ist ein Luxus, die Renten unbezahlbar und die Flüchtlingen kosten zu viel...»

                                           Sparen mit System
                                           Romina Loliva

                                           Entlastung ist hoch im Kurs. Bundesrat und Parlament beschliessen ein Sparpaket nach dem
                                           anderen, ein Ende ist nicht in Sicht. Obwohl es ins Geld gehen kann.
                                           Ein Essay über das Sparen mit System.

                                                                                                                         PVBMagazin-e APC | September 2016
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                                                 U       eli Maurer kennt sich mit Zahlen
                                                         aus. Der gelernte Rechnungsfüh-
                                                     rer ist zum Buchhalter der Nation auf-
                                                                                              anderen den Staat auf Diät. Ein struk-
                                                                                              turelles Defizit jagt das nächste, und
                                                                                              auf Sparpaket folgt Sparpaket, bis nie-
                                                                                                                                        Sparprogramme eingeleitet und Mass-
                                                                                                                                        nahmen definiert, die dazu führen sol-
                                                                                                                                        len, den Staat schlank zu halten. Als
                                                     gestiegen. Und wenn Maurer in die        mand mehr weiss, welches schon be-        Erstes gab sich die Schweiz ein Kor-
                                                     Zukunft schaut, verfinstert sich sein    schlossen ist, welches gerade umge-       sett, das von vielen Politikerinnen und
                                                     Blick. Er, ein Babyboomer, wird bald     setzt wird und welches das nächste ist.   Politikern als grosse Errungenschaft
                                                     in Pension gehen wie unzählige ande-       Das Verwirrspiel wird dann vom          angesehen wird: die Schuldenbremse.
                                                     re auch. Kinder gibt es seit den         Parlament perfektioniert: National-       Im Prinzip eine recht einfache Sache.
                                                     1970er-Jahren immer weniger. Das         und Ständerat zupfen, üren, machen        Der Staat darf nicht mehr ausgeben
                                                     bereitet Maurer Sorgen. Wer soll denn    auf und wieder zu, streichen heraus,      als das, was er einnimmt. Das im Jahr
                                                     seine Rente zahlen?                      was nicht genehm ist, und erhöhen         2001 durch eine Volksabstimmung in
                                                       Bis im Jahr 2045 wird sich, gemäss     dort, wo sich niemand wehrt. Wer soll     der Verfassung verankerte Prinzip der
                                                     Berechnungen des Bundesamtes für         da noch schlau werden?                    Schuldenbremse führt zwar dazu, dass
                                                     Statistik (BFS), der Anteil der über       Die unselige Geschichte des Sparens     Schulden abgebaut werden können,
                                                     80-Jährigen verdoppelt haben, und        hat System. Und das gründet auf der       begründet jedoch auch jede Spar-
                                                     die über 65-Jährigen, die dann in Ren-   Idee, dass Sparen eine Verpflichtung      massnahme, sei sie sinnvoll oder
                                                     te gehen, werden fast die Hälfte der     ist. Der Staat muss schlank sein, sich    nicht. Nur in Ausnahmefällen darf der
                                                     arbeitenden Bevölkerung ausmachen.       auf das Nötigste beschränken. Des-        Staat diese in kurzer Zeit kompensie-
                                                     Die Schweiz, ein Land von Greisen.       halb wird er aufs Laufband geschickt,     ren. Eine der Ausnahmen, die im Mo-
                                                     Und eines, das in Gesundheits- und       um den Speck loszuwerden. Und weil        ment auf dem Plan stehen, sind die
                                                     Sozialkosten versinken wird. Wenn        er ja nicht zunehmen soll, wird ihm       Kosten im Asylbereich. Tausende von
                                                     Maurer daran denkt, dann weiss er,       Nahrung nur in kleinen Mengen ver-        Menschen kommen nach Europa und
                                                     das Geld reicht nicht. Darum meint er,   abreicht. Jenseits von Diätanalogien      ersuchen um Asyl. Auch in der
                                                     die Schweiz müsse sparen. Aber wie?      heisst das: Ausgabenreduktion und         Schweiz. Das führt zu erhöhten Kos-
                                                                                              keine Erhöhung der Einnahmen.             ten, die man sich wegen der Schulden-
                                                     Sparen ist Programm                                                                bremse nicht leisten darf. Plötzlich
                                                     Sparprogramme, Konsolidierung, Aus­      Die Bremse angezogen                      wird das Asylwesen zum finanzpoliti-
                                                     gabenstopp, Stabilisierung. Seit Jahr-   Das System macht Schule. In den letz-     schen Debakel. Weil die Kosten nicht
                                                     zehnten setzt ein Bundesrat nach dem     ten 15 Jahren hat der Bund mehrere        gesteuert werden können, müssen an-
                              © Alain Herzog, EPFL

                                                                                                                                                                                        © Christoph Engeli, SEM

«Als Folge der katastrophalen Personalpolitik,
    die ein gewisser Christoph Blocher 2005 zu
 verantworten hatte, musste das Staatssekre-
  tariat für Migration angesichts des Zustroms
von Migrantinnen und Migranten neues Perso-
          nal einstellen und ­zusätzliche Stellen
                                       schaffen.»

                                                                                                                                                    PVBMagazin-e APC | September 2016
12   | Dossier |

dere Bereiche zurückstehen. Dasselbe       die Rezession gerät. Den Unterneh-         Die Quadratur des Kreises                  beitsstunden investiert worden. Man
bei den Initiativen: Weil nicht nur Ueli   men soll ein steuergünstiges Umfeld        Sparen ist also oft eine subjektive An-    studiert die Zahlen, schreibt Berichte,
Maurer sich fragt, wer denn die Ren-       geboten werden, damit sie die Schweiz      gelegenheit. Wem die Strasse wichtig       stellt Argumente zusammen, wie und
ten zahlen soll, hat das Schweizer         als Hauptsitz wählen. Das Konzept          ist, dem ist der öffentliche Verkehr ein   ob man die Stellen von Kolleginnen
Stimmvolk über die von den Gewerk-         vom Steuerparadies hat die Schweiz ja      Dorn im Auge. Wer findet, der Staat        und Kollegen streichen könnte. Gern
schaften lancierte AHV-plus-Initiative     schliesslich reich gemacht. Wenn           solle unbürokratischer werden, der         macht das niemand. Aber es ist der
abgestimmt. Nur: Es ist einerlei, ob       dann Schieflage kommt und das Para-        streicht beim Personal. Das ist die        Job. Und der wird gut gemacht. Die
die Initiative die Zukunft der Mehrheit    dies plötzlich die Spielregeln ändern      Quadratur des Kreises. Das Bundes-         Zahlen und Fakten gehen zum Bun-
der Arbeitnehmenden etwas sicherer         muss und Privilegien für die Unter-        personal, das die stetig wachsenden        desrat, es wird darüber debattiert. Je-
machen würde, leisten könnten wir          nehmen abbauen soll, dann greift man       Aufgaben des Staates erledigen soll,       mand schreibt Protokoll, andere
sie uns nicht. So lautet zumindest die     zur Reform. Die Unternehmenssteuer-        weiss um die Sparbemühungen der            kümmern sich um die Unterlagen für
Haltung von Bundesrat und Parla-           reform – die dritte – soll es richten.     Politik. Es bearbeitet Anfragen, beant-    das Parlament. Nicht zu vergessen: Al-
ment. Und wenn sie dennoch ange-           Auch wenn sie zu massiven Einbussen        wortet Vorstösse, erarbeitet Strate­       les wird noch in die zwei anderen Lan-
nommen worden wäre, dann müssten           für die Staatskasse führen wird. Da        gien, zeigt Lösungen auf, auch wenn es     dessprachen übersetzt. Noch mehr
wir anderswo sparen. Bei der Bildung       müssen wir durch. Das heisst wieder        darum geht, sich selbst wegzusparen.       Arbeitsstunden vergehen. Es ist der
zum Beispiel. Weniger Geld für For-        sparen.                                    Zum Beispiel soll das Bundesamt für        Job. Wie es ausgehen wird, weiss noch
schung und Innovation, Abstriche bei       Reformen sind im Allgemeinen ein be-       Statistik, das Zahlen zu allem Mögli-      niemand. Etwas fällt dennoch auf:
der Lehre, weniger Stipendien. Man         liebtes Instrument der Sparpolitik.        chen liefert und wohl die meistzitierte    Sparen kostet, vor allem wenn man
muss eben sparen. Folgerichtig macht       Aufgabenüberprüfung und Aufgaben-          Quelle im Parlament ist, aufgeräumt        aus Sparwut Fehler macht, die später
man den Leuten Angst. Flüchtligen          verzichtsplanung heissen sie, die effi-    werden. Wenn es nach der SVP ginge,        wieder eine Menge kosten werden.
kosten zu viel, die Renten sind nicht      zienzsteigernden Programme, die auf-       sollte man gar das Budget halbieren        Die Bildung, die Renten, die Integra­
zu bezahlen, Bildung ist ein Luxusgut.     zeigen sollen, wo überall Synergien        und die Hälfte der Mitarbeitenden auf      tion – wir könnten es später bitter
  Auch die Einnahmenseite gibt Anlass      geschaffen, wo priorisiert werden          die Strasse setzen. Also machen sich       bereuen, jetzt die Bremse angezogen
zu Diskussionen. Höhere Steuersätze        kann. Und was einfach nicht mehr ge-       die Angestellten daran, herauszufin-       zu haben. Und jenen zu drohen, die
haben es in der Schweiz sehr schwer.       macht wird. Die eine oder andere           den, wie das denn gehen soll. Der Vor-     tagtäglich einen guten Job machen,
Den Bürgerinnen und Bürgern soll so        Stelle wird dann wohl über die Klinge      stoss wird eingereicht, geht durch die     damit die Politik sich darüber streiten
viel wie möglich im Portemonnaie           springen müssen.                           Parlamentsdienste, landet beim zu-         kann, das ist das Dümmste überhaupt.
bleiben, damit die Konjunktur nicht in                                                ständigen Amt. Bereits sind viele Ar-

                                                                                                                                                              © Christoph Schütz, BFS

«Das Bundesamt für Statistik ist zweifelsohne diejenige Quelle, die im Parlament am häufigsten zitiert wird. Würde man jedoch auf die SVP hören,
so müsste man die Hälfte des Budgets dieses Bundesamts zusammenstreichen und die Hälfte des Personals entlassen.»

                                                                                                                                              PVBMagazin-e APC | September 2016
© Christian Pfander                                                                                                                                | Dossier |      13

                                         «Was möchten Sie den Angestellten des Bundes, die
                                         sich Sorgen um ihre Stelle und ihre Zukunft machen,
                                         gerne mitteilen?»
                                         Gespräch zwischen Bundesrat Ueli Maurer und Maria Bernasconi, Generalsekretärin des PVB

                      Interview:         Was bedeutet Ihnen als Bundesrat der Service public?         Welche Auswirkungen werden die schon beschlosse-
                      Maria Bernasconi   Ueli Maurer: Für mich ist der Service public wie für viele   nen und zukünftigen Sparmassnahmen auf die Leis-
                                         ein fester Bestandteil der Schweiz. Er ist hervorragend      tungen der Bundesverwaltung haben? Sehen Sie Leis-
                                         ausgebaut, im Vergleich zum Ausland effizient und ein        tungskürzungen vor? Wenn ja, in welchen Bereichen?
                                         wichtiger Eckpfeiler für den wirtschaftlichen Erfolg der     Es ist zu früh, darauf eine verbindliche Antwort zu geben.
                                         Schweiz.                                                     Über die bereits beschlossenen Massnahmen (Stabilisie-
                                                                                                      rungsprogramm 2017–2019) berät das Parlament in der
                                                                                                      Herbstsession, und für eine Einschätzung künftiger Spar-
                                         Hat aus Ihrer Perspektive das Parlament auch Arbeit-         massnahmen müssen wir die finanzpolitischen Entwick-
                                         geberrolle, und wenn ja, nimmt es seine Fürsorge-            lungen abwarten.
                                         pflicht ernst?
                                         Die Rollen sind klar verteilt: Der Bundesrat ist oberster
                                         Arbeitgeber und steht damit auch in der Pflicht gegen-       Müssen die Bundesangestellten nun damit rechnen,
                                         über dem Bundespersonal. Das Parlament spricht mit           dass es nie mehr eine Lohnerhöhung geben wird, da
                                         dem Budget die nötigen finanziellen Mittel für das Bun-      es ja auch bei positivem Rechnungsabschluss keine
                                         despersonal und kann damit die Personalpolitik des Bun-      mehr gegeben hat?
                                         desrats jedoch übersteuern.                                  Wenn es dem Bund finanziell wieder besser geht, wenn
                                                                                                      wir eine Teuerung ausweisen oder der Arbeitsmarkt nach
                                                                                                      einer generellen Erhöhung des Lohnniveaus verlangt,
                                         Was möchten Sie den Angestellten des Bundes, die             wird der Bundesrat reagieren müssen. Momentan ruft
                                         sich Sorgen um ihre Stelle und ihre Zukunft machen,          keiner dieser Faktoren nach einer Reaktion. Seit zwei
                                         gerne mitteilen?                                             Jahren weisen wir negative Teuerungsraten aus, der
                                         Die Bundesverwaltung ist nach wie vor eine sehr attrakti-    Bund muss den Gürtel enger schnallen, und die Bundes-
                                         ve Arbeitgeberin, die hervorragende Anstellungsbedin-        verwaltung ist auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig.
                                         gungen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten bietet.
                                         Aber es gilt Mass zu halten. Dazu gehört auch, gewisse
                                         Anstellungsbedingungen von Zeit zu Zeit auch einmal zu       Was wünschen Sie sich für die Zukunft vom PVB?
                                         hinterfragen und zu prüfen, ob diese noch zeitgemäss         Eine gute, offene und faire Zusammenarbeit. Im offenen
                                         sind.                                                        Dialog können die besten Lösungen gefunden werden.

                                                                                                                                      PVBMagazin-e APC | September 2016
14   | Editorial |

                      Le lobbyisme devenu indispensable pour les syndicats du service public
                      Les employé-e-s de la Confédération sont devenus des habitués des programmes d’économies. Le Conseil fédéral, lui, tient les cordons de la bourse
                      bien serrés. Plus que de raison, à vrai dire: année après année, les comptes bouclent dans les chiffres noirs, avec une surprise à peine feinte de nos
                      grands argentiers! Mais 2016 n’est pas comparable aux années et décennies précédentes, on va beaucoup plus loin.
                      La 3e réforme de l’imposition des entreprises (RIE III) et ses nouvelles niches fiscales causera des pertes de plus de 1 milliard de francs par an pour la
                      Confédération. Aucune mesure corrective n’a été adoptée par le Parlement, pas même des contrôleurs fiscaux supplémentaires! La Confédération a
                      déjà anticipé la baisse des recettes avec un programme de stabilisation. Sont menacés non seulement les conditions de travail du personnel de la
                      Confédération, la formation (EPF, HES), l’agriculture (Agroscope y compris), les assurances sociales (prestations complémentaires, etc.), mais aussi le
                      service public assuré par la Confédération dans son ensemble. Et ce n’est pas fini: deux mesures, reportées par les Chambres fédérales pour ne pas
                      surcharger le bateau, à savoir la suppression du droit de timbre et l’introduction d’une taxe au tonnage, entraîneront une autre diminution des re-
                      cettes fiscales de plusieurs milliards. Avec RIE III (et dans un proche avenir RIE IV), la Suisse pratique des taux d’imposition comparables à ceux de la
                      Bulgarie ou de la Roumanie, soit bien en dessous de la plupart des pays avec un niveau de développement identique au nôtre. Pourtant, les milieux
                         partisans à tous crins du moins d’Etat profitent aussi des services assurés par le personnel de la Confédération, mais avec une mentalité de pi-
                            que-assiette.
                              Dans ce contexte, le travail indispensable de lobbyisme au Parlement est plus nécessaire que jamais, surtout pour les syndicats du service
                                 public de la Confédération! A une époque où le Parti radical incarnait encore l’Etat, feu Erich Weisskopf, secrétaire général de l’APC a été
                                   conseiller national de 1963 à 1971 sous les couleurs de ce parti. Le Syndicat du personnel des transports (SEV), avec lequel nous collabo-
                                     rons étroitement, compte depuis de nombreuses années sur ses représentants aux Chambres fédérales: autrefois Ernst Leuenberger et
                                       Pierre-Alain Gentil, aujourd’hui Philipp Hadorn et Edith Graf-Litscher. Un autre exemple avec Transfair qui a élu le conseiller national
                                         Stefan Müller-Altermatt à sa présidence, succédant à Chiara Simoneschi-Cortesi.
                                            En 2012, j’ai œuvré, avec le soutien du comité directeur, pour convaincre la conseillère nationale Maria Bernasconi de rejoindre
                                             l’APC en occupant le poste de secrétaire générale et représenter ainsi les intérêts de nos membres sous la coupole. Cet indis-
                                               pensable travail de lobbyisme qu’a fait Maria jusqu’à l’automne passé doit perdurer. Le choix du comité directeur s’est porté
                                                tout naturellement sur la conseillère nationale Barbara Gysi (PS/SG), compte tenu de son engagement pour le personnel de la
                                                 Confédération durant la législature précédente et de sa connaissance et son expérience dans le domaine syndical et du
                                                    service public. Barbara Gysi sera ainsi proposée pour élection à la présidence de l’APC lors de la prochaine assemblée des
                                                      délégué-e-s.
                                                        Quant à moi, je ne renonce pas à cette fonction par découragement ou par fatigue. J’ai voulu et j’ai favorisé la candida-
                                                           ture de Barbara Gysi à la présidence de l’APC purement par intérêt de notre association et ses membres. Je suis
                                                             pour ma part déterminé à continuer mon engagement pour l’APC et je me présenterai à la vice-présidence.
                                                                René-Simon Meyer, président de l’association

     3 lettres …                                                                                   en 2 mots
L’heure des comptes a sonné
Fini les vacances, c’est la rentrée! Vous avez un moral à toute épreuve                                Conseil fédéral continue d’appliquer dans le domaine du personnel
et vos batteries sont rechargées à bloc? Je vous le souhaite, car l’au-                                une politique d’austérité stricte! Et puis, rappelons que la Confédé-
tomne promet d’être chaud pour le personnel de la Confédération!                                        ration est assise sur une fortune de près de 42 milliards de francs.
Entrons dans le vif du sujet: les économies. Un thème qu’on aura pris                                     Dans l’environnement de marché actuel, avec les intérêts négatifs,
soin d’éviter durant l’été, histoire de ne pas gâcher l’ambiance des ter-                                 l’Etat doit investir dans le futur: formation, infrastructures, déve-
rasses baignées de soleil, mais qui nous rattrape bien vite: durant la ses-                              loppement des structures extrafamiliales, etc. Et stopper ses plans
sion d’automne, le programme de stabilisation 2017–2019 est mis en                       d’économies à répétition!
discussion. Les dépenses du personnel devront, selon le message du Conseil fédé-         Même si elles n’apparaîtront qu’avec un décalage dans le temps, les mesures
ral, être réduites concrètement de 165 millions de francs par rapport au plan fi-        d’économies qui touchent le personnel auront d’importantes incidences négatives
nancier 2016–2018, soit une nouvelle coupe de 40 millions de francs dans le              sur le fonctionnement de l’administration. Certains départements (affaires
budget 2017. Et ce n’est pas fini: le Département des finances propose déjà au           étrangères, justice et police) parlent aujourd’hui de démantèlement des presta-
Conseil fédéral de nouvelles réductions substantielles des dépenses de la Confédé-       tions et de suppressions d’emploi. Ces mesures affaibliront l’Etat, un non-sens en
ration.                                                                                  ces temps d’insécurités augmentées et d’attentes de la population grandissantes
Pourtant, aucun argument objectif ne réussit à convaincre de la nécessité de telles      face aux administrations publiques. Affaiblir l’Etat signifie laisser libre cours à la
mesures drastiques. Depuis des années, les dépenses du personnel ne représentent         loi du plus fort, au néolibéralisme forcené, ce qui peut avoir des conséquences
que 8% des dépenses totales du ménage fédéral. Opérer des coupes, mêmes bru-             graves, comme on peut le constater aujourd’hui. Grâce à un service public fort,
tales, n’assainira en rien les finances de la Confédération. Le conseiller fédéral       nous pouvons nous donner les moyens pour prévenir et maintenir la démocratie
Ueli Maurer le reconnaît lui-même et s’est exprimé dans ce sens à plusieurs re-          telle que nous l’avons vécue jusqu’à aujourd’hui. Défendons-le, à tout prix!
prises, que ce soit dans les médias ou face aux associations de personnel. Or, le        Maria Bernasconi, secrétaire générale

                                                                                                                                                    PVBMagazin-e APC | Septembre 2016
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 L’utopie d’un Etat svelte
 Romina Loliva

 L’Etat n’en finit pas de croître en dépit de tous les efforts d’économies.
 Pourquoi?
 Essai d’explication.
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                                                                              PVBMagazin-e APC | Septembre 2016
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© Béatrice Devènes / Pixsil

                                                 L’   Etat n’arrête pas de grossir et
                                                      risque fort de dépasser les
                                                 bornes. «L’Etat est arrogant et avide,
                                                                                             ce qui équivaut à une croissance de
                                                                                             40 000 nouveaux emplois en 25 ans.
                                                                                             L’Etat est le plus grand employeur du
                                                                                                                                       Fédéralisme et subsidiarité
                                                                                                                                       Revenons en arrière. L’Etat fédéral
                                                                                                                                       créé en 1848 est le résultat d’une po-
                                                 mou et inefficace. Comme le sont ses        pays, loin devant les entreprises pri-    sition libérale. Les cantons, qui sor-
                                                 employé-e-s. De vrais fonctionnaires.       vées. La Confédération compte à elle      taient alors d’une période turbulente,
                                                 Jamais là quand on a besoin d’eux,          seule 37 286 collaboratrices et colla-    s’allient et se donnent une structure
                                                 tracassiers à outrance et grassement        borateurs (ou 34 935 emplois à plein      fédéraliste destinée à représenter
                                                                                                                                       leurs intérêts communs et à les dé-
                                                                                                                                       fendre vis-à-vis de l’extérieur. Le prin-
                                                            «L’Etat croît pour honorer son                                             cipe de subsidiarité, voulant que le
                                                                                                                                       niveau supérieur ne prenne en charge
                                                            ­mandat de service public.»                                                que les tâches dont les niveaux infé-
                                                                                                                                       rieurs ne peuvent s’acquitter, relève
                                                                                                                                       du même ordre d’idées. C’est sur ces
                                                                                                                                       bases que la Confédération moderne
                                                 payés. Il faut que cela cesse!» Qui ne      temps). Aujourd’hui, les cauteleux        s’est développée au fil de son histoire.
                                                 connaît pas cette éternelle rengaine        partis bourgeois ne sont plus seuls à     Les communes et les cantons jouissent
                                                 sur le personnel de l’Etat? Cela posé, il   voir cette évolution d’un mauvais œil     d’une grande autonomie, la Confédé-
                                                 est vrai que l’Etat ne cesse de grossir     et à la dénoncer. D’autres milieux –      ration intervenant pour s’occuper de
                                                 et que son effectif du personnel gros-      politiques, médias, scientifiques – se    tâches supérieures de portée géné-
                                                 sit avec lui. La Confédération, les can-    sont joints au concert des critiques et   rale. Qui dit tâches, dit coûts. Le prin-
                                                 tons et les communes créent chaque          des récriminations. Pourtant, l’Etat      cipe de subsidiarité s’applique égale-
                                                 jour de nouveaux emplois. En 1991,          continue de croître. Comment cela se      ment aux produits de l’Etat; les
                                                 l’administration publique employait         fait-il?                                  communes, les cantons et la Confédé-
                                                 120 000 personnes à plein temps, au-                                                  ration engrangent des recettes fiscales
                                                 jourd’hui, elle en emploie 160 000,                                                   plus ou moins élevées. La création de
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                                                                                  té, accessibles à toutes les catégories   en plus vieux. Ces changements socié-
                                                                                  de la population dans toutes les ré-      taux se répercutent par la force des
                                                                                  gions du pays à des prix abordables et    choses sur les tâches de l’Etat.
                                                                                  selon les mêmes principes».                 L’Etat croît pour honorer son man-
                                                                                    Mais depuis 1870, les choses ont        dat de service public.
                      «L’Etat croît-il parce qu’il ne                             changé. Elles se sont accélérées et
                                                                                  complexifiées. La croissance de la po-    Public ou privé?
                      veut pas maigrir, ou parce                                  pulation et de l’économie est allée de    L’Etat a été longtemps d’obédience li-
                                                                                  pair avec la multiplication des exi-      bérale, les libéraux-radicaux jouant
                      qu’il ne le peut pas?»                                      gences; les gens veulent être mobiles,    les premiers rôles dans le Conseil fé-
                                                                                  communiquer sans frein ni limite, bé-     déral et dans l’administration pu-
                                                                                  néficier de soins et d’un système de      blique. Même la montée politique des
                                                                                  formation d’excellente qualité … en       socialistes et la création de syndicats
                                                                                  même temps qu’ils deviennent de plus      des employé-e-s du service public

                                            Mesures d’économies – petit tour d’horizon des mécanismes
                                            Le frein à l’endettement
                                            Le frein à l’endettement est un mécanisme relativement simple qui sert à gérer l’ensemble des dépenses de la
                                            Confédération afin d’empêcher les déficits chroniques. En vertu de ce mécanisme, inscrit dans la Constitution en
                                            2001, les dépenses de la Confédération ne doivent pas excéder les recettes sur l’ensemble d’un cycle conjonctu-
                                            rel. Par ailleurs, toujours selon le frein à l’endettement, les dépenses extraordinaires doivent être compensées
                                            dans le budget ordinaire dans les six années comptables suivant leur engagement.

                                            Le programme d’économies
                                            Le programme d’économies est un dispositif courant de réduction des dépenses dans le cadre du processus bud-
                                            gétaire. Les dépenses de l’Etat sont en majeure partie affectées en vertu d’une loi. Si la Confédération veut ré-
                                            duire ses dépenses liées, elle doit proposer une
                                            modification des lois correspondantes, qui doit
                                            être acceptée par le Parlement. Mentionnons par
                                            exemple les dépenses pour les assurances sociales
                                            ou la formation. Le Conseil fédéral peut aussi pro-
l’Etat fédéral a posé les fondements        poser des réductions linéaires de dépenses non
d’un édifice qui est partie intégrante      liées dans le cadre du budget. Les mesures d’éco-
de l’identité suisse et considérée par      nomies concernant le personnel dont les coûts ne
tous comme une évidence: le «service
                                            représentent que 8% du budget total de la Confé-

                                                                                                                                                                 © Fotalia
public».
                                            dération, en sont un bon exemple.
L’Etat est là pour tous
Attestée pour la première fois dans les     Le programme de consolidation
années 1870, la notion de service pu-       Les programmes de consolidation et de stabilisation sont des mesures à plus long terme qui ont pour objectif
blic définit l’ensemble des prestations     d’équilibrer les finances fédérales. Ces programmes généralement pluriannuels incluent des mesures aussi bien
fournies par la Confédération, les can-     du côté des dépenses que du côté des recettes, p. ex. des augmentations d’impôts.
tons et les communes. Le service pu-
blic n’est pas seulement une tâche de       Le réexamen des tâches
l’Etat, il en est aussi la raison d’être.   Un réexamen des tâches aboutit généralement à des réformes structurelles et à des priorisations, censées ré-
Sans service public, l’Etat suisse fail­    duire les dépenses et augmenter les recettes, le but ultime étant de décharger les finances fédérales. Mention-
lirait à sa mission régie par les prin-
                                            nons comme exemples de réformes ayant découlé d’un réexamen de tâches, la Prévoyance vieillesse 2020, le
cipes directeurs de la démocratie
­directe, du fédéralisme et de la subsi-    projet de Développement de l'armée (DEVA) et la Réforme de l’administration fédérale (REF 05/07).
 diarité. Au nom du service public, il
 assure l’approvisionnement de base         Le programme d’abandon de tâches
 du pays et garantit le maintien et le      Le programme d’abandon de tâches (PAT) doit permettre d’économiser également dans des domaines de tâches
 développement de cet approvisionne-        plus petits de la Confédération, en améliorant l’efficience de certaines tâches et en renonçant à celles qui, après
 ment au moyen d’infrastructures adé-       examen, s’avéreraient superflues ou dont le financement ne pourrait plus être assuré. En clair: le PAT vise à sim-
 quates. Selon la définition du Conseil     plifier les structures et à réduire les coûts en maintenant autant que possible l’efficacité de l’administration.
 fédéral, «le service public comprend                                                                                                                         RL
 une offre de services de base de quali-
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                                                                                                                                                                             © Béatrice Devènes
                         «Qu’il s’agisse de formation, de prévoyance vieillesse ou d’intégration, la majorité bourgeoise
                         du Parlement pourrait regretter amèrement d’avoir tiré le frein à main.»

                                                                                                                           «L’Etat croît, aussi parce
                                                                                                                           que le peuple le veut.»
     Le programme de stabilisation 2017–2019 et le
     ­moratoire sur les dépenses
     En mai de cette année, le Conseil fédéral approuvait le Message sur le Programme de stabilisation                           comme l’APC ne parviennent pas, pen-
     2017–2019 à l’attention du Parlement. Le programme prévoit des économies de 800 millions à 1 mil-                           dant longtemps, à entamer la pré­
     liard de francs par année par rapport au plan financier de 2015. Il frappe tous les domaines et                             dominance du PLR comme force mo-
     toutes les tâches de la Confédération, quoique pas tous dans la même mesure. Le programme pré-                              trice de l’Etat. Jusque dans les années
     voit également un transfert de charges aux cantons, transfert dont le montant a été revu à la baisse                        1980, lorsque le postmatérialisme dé-
     suite aux vives réactions des cantons dans le cadre de la consultation. Idem pour les dépenses de                           voile son autre face: la prospérité
     l’armée, qui ne seront pas réduites dans l’ampleur prévue suite à un arrêté parlementaire.                                  n’est plus un objectif collectif, l’heure
     Peu après l’arrêté du Conseil fédéral relatif au programme de stabilisation, on annonçait déjà de                           est à l’individualisme. Cette évolu-
     nouvelles mesures d’économie. Le motif? Selon les projections budgétaires, le programme de stabi-                           tion va de pair avec l’idée que les ci-
                                                                                                                                 toyennes et citoyens ne doivent pas
     lisation ne permettra pas à lui seul de respecter les exigences du frein à l’endettement. Le Conseil
                                                                                                                                 s’en remettre à l’Etat pour toutes
     fédéral prévoit en effet des déficits structurels dus, d’une part, à la hausse des dépenses dans le
                                                                                                                                 choses. En Suisse, le PRL sonne
     domaine de l’asile, d’autre part, à des décisions du Parlement ayant une incidence sur les coûts                            l’heure du néolibéralisme et ­réclame
     (réforme Prévoyance vieillesse 2020, projet de Développement de l'armée DEVA, etc.). C’est pour-                            «plus de liberté, moins d’Etat». La
     quoi le ministre des finances Ueli Maurer a plaidé en faveur d’un moratoire sur les dépenses, selon                         nouvelle devise se répand rapidement,
     un article de la NZZ am Sonntag du 12 juin. Cette mesure obligerait l’administration à reporter tous                        suscite des débats qui ­engendrent des
     les projets qui surchargent les finances fédérales. Ueli Maurer appelle en outre le Conseil fédéral à                       changements de système. La dérégula-
     encourager les parlementaires à rejeter les interventions et initiatives populaires dont l’application                      tion et la pri­vatisation de services pu-
     pourrait entraîner une hausse du déficit. Finalement, il propose l’élaboration d’un nouveau plan de                         blics figurent désormais sur l’agenda
     stabilisation pour 2018–2020, ainsi que la définition d’un cadre financier contraignant pour 2025.                          politique. Du jour au lendemain, cer-
     Côté recettes par contre, le ministre ne prévoit pas d’augmentations d’impôts ni de taxes.                                  taines tâches dévolues aux pouvoirs
                                                                                                                                 publics sont déléguées au secteur pri-
                                                                                                          RL
                                                                                                                                 vé. Il est attendu que la concurrence
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