Gesundheit und Medizin - Herausforderungen und Chancen - Analyse und Handlungsempfehlungen 2018
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen Analyse und Handlungsempfehlungen 2018 www.vbw-zukunftsrat.de
Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen Analyse und Handlungsempfehlungen 2018 Stand Juli 2018
2 3 Vorwort Alfred Gaffal Mit dem aktuellen Schwerpunkt Gesundheit und Medizin Die vbw Studie Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chan- hat der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft ein Themen cen zeigt, welches Potenzial in der Nutzung technologischer Trends liegt feld gewählt, das nicht nur jeden einzelnen von uns unmit und wie diese dazu beitragen können, die künftigen Herausforderungen telbar betrifft, sondern auch eine hohe Bedeutung für Wirt für das Gesundheitswesen zu bewältigen. Auf dieser Grundlage hat der schaft und Forschung in Bayern hat. Zukunftsrat die vorliegenden Handlungsempfehlungen erarbeitet. Sie rich ten sich wie gewohnt an Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, appellieren Das Gesundheitswesen ist ein wichtiger und im Zuge des aber auch an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen. demografischen Wandels vor allem auch wachsender Wirt schaftsfaktor, der in hohem Maß zu Wertschöpfung und Eine Schlüsselrolle nehmen dabei die Schaffung einer innovations- und Beschäftigung beiträgt. Sowohl in Deutschland als auch in forschungsfreundlichen Umgebung sowie die Optimierung der Rahmen Bayern wächst die Gesundheitswirtschaft stärker als der bedingungen für die Gesundheitswirtschaft am Standort Bayern ein. Die gesamtwirtschaftliche Durchschnitt und auch die Zahl der zukunftsfähige Ausgestaltung des Gesundheitssystems stellt die Basis Erwerbstätigen wird sich in den nächsten Jahrzehnten dafür dar. Zentrales Ziel ist es, die Versorgungsqualität zu erhalten und deutlich erhöhen. Gleichzeitig ist der Fachkräftemangel im weiter auszubauen, die Kosten in den Griff zu bekommen sowie zusätzliche Gesundheitswesen schon heute spürbar. Ein steigender Wertschöpfung durch innovative Produkte, Geschäftsmodelle und Prozesse Versorgungsbedarf in der Bevölkerung wird das Problem zu generieren. Mit den vorliegenden Handlungsempfehlungen möchten weiter verschärfen. Auch die Frage der künftigen Finan wir den Anstoß dazu geben, dass in Bayern die Chancen ergriffen werden, die zierung des Gesundheitswesens fordert alle beteiligten technologische Innovationen und Trends in Gesundheit und Medizin bieten. Akteure heraus. Sinkende Einnahmen stehen steigenden Ausgaben gegenüber. Die Folge sind Beitragssteigerungen oder Leistungskürzungen, wenn es nicht gelingt, über technologische Innovationen die Effizienz zu steigern. Alfred Gaffal Vorsitzender Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Dreh- und Angelpunkt ist dabei eine verbesserte Datennut Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. zung durch die Einführung einer elektronischen Gesund heits- oder Patientenakte. Durch sie ergeben sich neue Möglichkeiten der Prävention und Therapie, Behandlungs fehler werden minimiert und die Qualität der Versorgung kann insgesamt gesteigert werden.
4 5 Vorwort Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang A. Herrmann Nichts bedeutet uns mehr als die Gesundheit. Denn ohne gen für das Gesundheitswesen liegen in der Sicherstellung einer solidari Gesundheit ist alles nichts. Gesundheit ist aber nicht ein schen Gesundheitsversorgung. Damit überlagert sich zwingend der präven individuelles, sondern auch ein gesellschaftliches Gut, tive Ansatz, der alle Beteiligten unmittelbar angeht: Ernährung, Bewegung weshalb die Gesundheitsfürsorge ein zentrales staatliches und Therapietreue sind Faktoren, die im Expertenurteil noch vor dem Le Anliegen ist. Die Fortschritte von Naturwissenschaft, Tech- bensumfeld und der genetischen Veranlagung rangieren. nik und Medizin haben vielen Krankheiten, die noch vor wenigen Jahrzenten als unheilbar galten, ihren Schrecken Neben allfälligen gesundheitspolitischen Maßnahmen treten neue Tech- genommen. Dafür sind andere Erkrankungen, vornehmlich no logien, verstärkt durch die Schubkräfte der Digitalisierung, in den solche des höheren Lebensalters, in den Alltag eingezo Vordergrund. Stichworte sind eHealth-Anwendungen, Telemedizin, 3D- gen – Diabetes, Demenz und Krebs stehen an erster Stelle. Drucktechniken, gen- und zelltherapeutische Ansätze der Biotechnologie, Mit großflächigen Forschungsprogrammen versucht man Ge n oms equenzierung, Assistenzrobotik (Geriatronik), avantgardistische ihnen durch Früherkennung und wirksame Therapien bei- Bildgebungsverfahren. Unverzichtbar für treffsichere Diagnose- und The zukommen. rapieansätze auf dem Weg zur „personalisierten Medizin“ von morgen ist die umfassende Nutzung von Methoden der Künstlichen Intelligenz, die Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. hat ihrerseits auf dem Fortschritt der Computerwissenschaften und der Ver ihren Zukunftsrat beauftragt, gemeinsam mit Experten der fügb arkeit von Hochleistungs-Rechenzentren beruhen. Wie unsere Analy Prognos AG die zentralen Entwicklungen und Herausforde- se zeigt, haben die Akteure des Gesundheitswesens – selbst namhafte r ungen für ein effizientes Gesundheitssystem herauszuar Forschungskliniken mit assoziierten Universitäten – großen Nachholbedarf beiten, um hieraus die vorliegenden Handlungsempfehlun in diesen Bereichen. Auch verfügen die Krankenhäuser in Deutschland gen abzuleiten, die den beteiligten Akteuren als Leitlinie bisher in der Mehrzahl nicht über eigene Digitalisierungsstrategien. dienen können. Das Medizinland Bayern steht in der gesundheitsbezogenen Forschungs Eine Analyse dieser hochkomplexen Thematik zeigt, dass politik ebenfalls vor großen Herausforderungen: Ohne landesweit koordinier der Wandel im Gesundheitswesen vor allem auf der Alte te, auf Themenschwerpunkte massiv fokussierte Forschungsallianzen – wie rung der Bevölkerung, dem veränderten Krankheitsspek in der Regierungserklärung des Ministerpräsidenten am 18. April 2018 rich- trum, einem immer gravierender werdenden Fachkräfte- tigerweise angekündigt – wird eine HighTech-Medizin nicht realisierbar sein. mang el, dem Phänomen der Urbanisierung und Individuali sierung, dem medizinisch-technischen Fortschritt und der Mitbestimmung der Patienten beruht. Die Herausforderun Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang A. Herrmann Vorsitzender Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Präsident der Technischen Universität München
6 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 7 Analyse und Handlungsempfehlungen Inhalt Vorwort 2 Die Mitglieder des Zukunftsrats 10 Einleitung 12 A. Zusammenfassung der Studienergebnisse 01 Gesundheitswesen in Deutschland 16 02 Zentrale Entwicklungen und Herausforderungen 20 im Gesundheitswesen – Zentrale Trends – Zentrale Herausforderungen für das Gesundheitswesen 03 Chancen und Potenziale neuer Technologien 30 – Technologische Trends im Überblick – Elektronische Patientendaten 04 Gesundheit als Wirtschaftsfaktor in Deutschland und Bayern 36 05 Forschung und Entwicklung in Deutschland und Bayern 40 06 Chancen für Unternehmen, Hemmnisse 44 – Potenziale – Hürden
8 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 9 Analyse und Handlungsempfehlungen B Handlungsempfehlungen 01 Grundsätzliche Ausrichtung des Gesundheitssystems 52 04 Der Beitrag neuer Technologien 82 – Rückbesinnung auf die Absicherung von elementaren Lebensrisiken – Technologien stärker nutzen – Regulierung mit Augenmaß – Erforschung der Effekte neuer Technologien, – Transparenz insbesondere der individualisierten Medizin – Flächendeckende Versorgung – Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreiben – Eigenverantwortung stärken – Rahmenbedingungen im Hinblick auf weitere zentrale – Gesundheit als Teil des Themenkomplexes Nachhaltigkeit betrachten Technologien verbessern – Prävention – Ethische Fragen offen ansprechen – Finanzierung der GKV und der gesetzlichen Pflegeversicherung – Akzeptanz schaffen zukunftsfest ausgestalten – Mehr Wettbewerb wagen 05 Rahmenbedingungen für die Gesundheitswirtschaft am Standort verbessern 98 02 Höhere Effizienz im System ermöglichen 66 – Arzneimittelproduktion am Standort stärken – Elektronische Karte und Akte – Schnellere Überführung von Forschungsergebnissen – Prozessoptimierung in Anwendungen (Translation) – Anreize für den Einsatz effizienzsteigernder Technologien setzen – Forschungsfreundliche Rahmenbedingungen – Erfolgsmessung, Outcome-Elemente – Qualitätsgesicherte, leistungsfähige Plattformen für medizinische Daten – Entlassungsmanagement, Hilfsmitteleinsatz – Fachkräftesicherung – Rehabilitation – Investitionsbudgets punktuell erhöhen – Digitalisierung im Gesundheitsbereich gezielt fördern – Start-ups und junge Unternehmen 03 Innovationsfreundliche gesundheitspolitische – Synergien stärken und nutzen Rahmenbedingungen 74 – Chancen der Regionen in Bayern nutzen – Umwelt und Gesundheit – Zulassungsverfahren und Preisfestsetzung – Bayerische Gesundheitswirtschaft international besser vernetzen – Erstattungsbedingungen – Einsatz neuer technologischer Lösungen im Bereich – Health Technology Assessment der Entwicklungshilfe – Besserer Informationsfluss im Gesundheitssystem – Empfehlungen an Unternehmen – Weitere Rahmenbedingungen für erfolgreiches Wirtschaften am Standort
10 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 11 Analyse und Handlungsempfehlungen Die Mitglieder Prof. Udo Lindemann Ordinarius i. R. für StM Franz Josef Pschierer des Zukunftsrats Produktentwicklung, Technische Universität Staatsminister für Wirtschaft, Energie München und Technologie Alfred Gaffal Prof. Wolfgang Dr. Norbert Lütke-Entrup Prof. Birgit Präsident der A. Herrmann Head of Technology and Spanner-Ulmer vbw – Vereinigung der Präsident der Innovation Management D irektorin Produktion Bayerischen Wirtschaft Technischen Universität Corporate Technology und Technik e. V. München Siemens AG Bayerischer Rundfunk Prof. Manfred Broy StM Georg Eisenreich Prof. Sabine Maasen Prof. Dieter Spath Gründungspräsident Staatsminister für Friedrich Schiedel- Präsident acatech, des Zentrum Digitales, Medien und Stiftungslehrstuhl für Deutsche Akademie der Digitalisierung.Bayern Europa Wissenschafts- Technikwissenschaften s oziologie TU München Prof. Ansgar Büschges Prof. Thomas Hamacher Prof. Reimund Prof. Günther Wess L ehrstuhl für L ehrstuhl für Neugebauer P räsident und CEO Neurobiologie / Erneuerbare und P räsident Helmholtz Zentrum Tierphysiologie Nachhaltige Fraunhofer-Gesellschaft München, Universität zu Köln Energiesysteme Vizepräsident der TU München Helmholtz-Gemeinschaft Prof. Hans-Jörg Bullinger Prof. Gerd Hirzinger Prof. Wolfgang Peukert Prof. Michael F. Zäh M itglied des Senats der E hem. Direktor Lehrstuhl für Feststoff- und L ehrstuhl für Fraunhofer-Gesellschaft, (jetzt Berater) des DLR Grenzflächenverfahrens Werkzeugmaschinen und Aufsichtsratsvorsitzender Robotik und Mechat ronik technik, Friedrich- Fertigungstechnik TÜV SÜD Zentrums RMC Alexander-Universität im iwb der TU München Erlangen-Nürnberg
12 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 13 Analyse und Handlungsempfehlungen Einleitung Das Gesundheitswesen ist ein komplexes System, an dem viele verschie Zentrales Ziel muss es sein, über neue technologische Lösungen die Versor- dene Akteure beteiligt sind: Wissenschaft, Politik, Versicherungswesen, gungsqualität nicht nur zu erhalten, sondern auszubauen, ohne die Ausg a Heil- und Pflegeberufe, private Wirtschaft und Patienten. Es ist zugleich ben zu erhöhen. Gleichzeitig muss das Gesundheitssystem im Ganzen zu Sozialversicherung und Innovationssystem von großem wirtschaftlichen kunftsfest ausgestaltet werden. Dazu zählen eine geringere Abhängigkeit Gewicht. von demografischen Entwicklungen sowie eine möglichst effiziente Ausge- staltung, aber auch eine stärkere Betonung der Eigenverantw ortung. Eine nachhaltige und effektive Gesundheitsversorgung ist von höchster Bedeutung. Der Fortschritt in Forschung und Entwicklung macht eine im Die einzelnen Akteure sind an den Leistungsbeziehungen einerseits und mer präzisere und individuellere Diagnose und Heilung vieler Krankheiten der Umsetzung technologischer Entwicklungen in Produkte, Prozesse und möglich. Gleichzeitig muss sich das Gesundheitssystem auf sich ändern Geschäftsmodelle andererseits mit teilweise sehr unterschiedlichen Pers de gesellschaftliche Rahmenbedingungen einstellen, beispielsweise mehr pektiven beteiligt. Überdies unterliegen Ansprüche und Angebote – nicht ältere Menschen, die zugleich länger aktiv sind, oder ein immer später auf zuletzt vorangetrieben durch technologische Fortschritte etwa im Bereich tretender Kinderwunsch und ein Trend zur „Selbstoptimierung“ auch im Digitalisierung – einem ständigen Wandel. Das gilt auch für Einstellungen gesundheitlichen Bereich. Die Ausgaben pro Kopf im Gesundheitswesen zu ethischen Aspekten und die grundsätzliche Frage nach dem Umfang wachsen jedoch weltweit schneller als das Bruttosozialprodukt. der Versorgung, die jeder Bürger erhalten muss. Entscheidend für das Gelingen ist ein kontinuierlicher Austausch zwi Drei grundsätzliche Reaktionen sind denkbar: schen allen Akteuren des Gesundheitssystems. Das schließt die Verfüg barkeit verlässlicher, evidenzbasierter Informationen ein, den gelingenden − Kostensteigerungen hinnehmen, was auch aufseiten des Staates Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis, die Transparenz in Bezug mit einer Ausweitung der Gesundheitsausgaben verbunden sein wird auf Risiken und Kosten, aber auch die Kommunikation des Nutzens von In novationen insbesondere für die Patienten. Ihnen sollten deutlich mehr − Sparen, Leistungsumfang reduzieren und Eigenverantwortung Chancen zur Mitwirkung eingeräumt werden. Das erhöht das Bewusstsein der Bürger für ihre Gesundheit stärken für Eigenverantwortung und gesundheitserhaltendes Verhalten sowie die Akzeptanz von technologischen Innovationen im Gesundheitswesen. − Produktivität und Effizienz steigern, insbesondere über den Einsatz neuer Technologien und die Stärkung der diesbezüglichen Anreizsysteme, auch im Hinblick auf die Prävention
Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 15 Analyse und Handlungsempfehlungen Kapitel Seite Zusammenfassung 01 02 Gesundheitswesen in Deutschland Zentrale Entwicklungen und Herausforderungen im Gesundheitswesen 16 20 der Studienergebnisse 03 04 Chancen und Potenziale neuer Technologien Gesundheit als Wirtschaftsfaktor in Deutschland und Bayern 30 36 05 Forschung und Entwicklung in Deutschland und Bayern 40 06 Chancen für Unternehmen, Hemmnisse 44 Im globalen Vergleich verfügt Deutschland über ein gut funktionierendes Gesundheitswesen. Die Herausforderungen sind gleichwohl enorm. Der demografische Wandel verändert die Alterspyramide, die Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegeleistungen steigt und der Finanzierungsdruck er höht sich. Ein drohender Fachkräftemangel und ein sich abzeichnendes regionales Gefälle bei der Versorgungsqualität tun dazu ihr Übriges. Lösungsmöglichkeiten bietet vor allem der technische Fortschritt, der be sonders von der zunehmenden Digitalisierung getrieben wird. Administra tive Abläufe können optimiert werden, Diagnose- und Therapiemöglich keiten verbessern sich, Assistenzsysteme erleichtern Diagnostik, Therapie und Pflege, und auch präventive Maßnahmen können mittels digitaler Lö sungen gezielter eingesetzt werden. Mit diesen Entwicklungen sind enorme Chancen für heimische Unterneh men verbunden, denn die Nachfrage nach innovativen Produkten und Pro zessen steigt kontinuierlich. Bereits heute ist das Gesundheitswesen ein wichtiger und wachsender Wirtschaftsfaktor, der in hohem Maß zu Wert schöpfung und Beschäftigung beiträgt. Dabei profitieren vor allem die in ternational ausgerichteten Unternehmen der Gesundheitswirtschaft von der Dynamik der globalen Absatzmärkte. Inwiefern der medizinisch-tech nische Fortschritt die volkswirtschaftlichen Kosten der Gesundheitsver sorgung letztendlich erhöht oder senkt, hängt davon ab, ob die Effizienz durch den Einsatz der oben genannten Lösungsmöglichkeiten erhöht wird. Die Qualität dürfte hingegen sicher steigen.
16 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 17 Analyse und Handlungsempfehlungen Teil Kapitel A 01 – 1 Zentrale Akteure und Institutionen zur Organisation des deutschen Gesundheitswesens A 01 Aufsicht Bundesministerium Aufsicht für Gesundheit Aufsicht Gemeinsamer Bundesausschuss 3 Mitglieder (G-BA) Zentrales Entscheidungs 5 Mitglieder gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung zur Steuerung der medizinischen Versorgung, Umsetzung der gesetzlichen Gesundheitswesen Vorgaben durch Richtlinien in Deutschland Kassen(zahn)ärztliche Bundesvereinigung (K(Z)BV) 2 Mitglieder Spitzenverband Bund der Krankenkassen Sicherstellung der vertrags(zahn) Vertragsabschlüsse mit Deutsche Bundesebene ärztlichen Versorgung, Abschluss K(Z)BV und DKG der Bundesmantelverträge mit dem Krankenhausgesellschaft (DKG) Spitzenverband Bund der Kranken Vertragsabschluss mit dem Durch die Organisation über eine Sozialversicherung unterscheidet sich Spitzenverband Bund der kassen, Beteiligung an der das deutsche Gesundheitssystem von staatlich finanzierten Systemen, die Bewertung des Nutzens von Krankenkassen, z. B. zum die Kosten der Gesundheitsversorgung maßgeblich über Steuermittel auf Arzneimitteln und Leistungen Vergütungssystem bringen, sowie von marktwirtschaftlich orientierten Systemen, die die Ab sicherung von Krankheitsrisiken ausschließlich über privatwirtschaftlich organisierte Versicherungsunternehmen abdecken. Ziel einer Sozialver Landesbene sicherung ist es, elementare Lebensrisiken zumindest teilweise abzusichern. Kassen(zahn)ärztliche Landeskrankenhaus- Landesverbände Sie beruht auf den drei Prinzipien Eigenverantwortung, Subsidiarität und Vereinigungen (K(Z)V) gesellschaften (LKG) der Krankenkassen Sicherstellung der Vertrags(zahn) Vertragsabschlüsse mit K(Z)V und Vertragsabschlüsse mit K(Z)V Solidarität. Charakteristisch für Sozialversicherungen ist das Prinzip der ärztlichen Versorgung, Vertrags- den Landesverbänden der und LKG auf Landesebene Selbstverwaltung. Träger und Leistungserbringer des Gesundheitswesens abschlüsse mit den Landes- Krankenkassen auf Landesebene sowie Arbeitgeber und Versicherte organisieren sich selbst, um das Ge verbänden der Krankenkassen, Verteilung der ärztlichen Vergütung, sundheitssystem zu steuern und zu gestalten. Der Staat skizziert dabei die Abrechnung mit den Kassen Rahmenbedingungen und führt die Aufsicht. Das deutsche Gesundheits system kann deshalb als ein Mittelweg zwischen staatlich finanzierten und organisierten Systemen sowie rein privatwirtschaftlichen Systemen Landesgesundheitsministerien gesehen werden. Krankenhausplanung, Investitionen Krankenhäuser (Gebäude, Großgeräte), öffentlicher Aufsicht Gesundheitsdienst (Prävention) Aufsicht Quelle: vbw 2018 auf Basis Bundesgesundheitsministerium
18 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 19 Analyse und Handlungsempfehlungen Neben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), in der in Deutschland Die GKV sichert rund 90 Prozent der Bevölkerung gegen finanzielle Risiken rund 72,6 Millionen Menschen versichert sind, existiert auch eine private ab, die mit den Kosten einer Erkrankung einhergehen. Die Finanzierung Krankenversicherung (PKV) mit 8,8 Millionen Versicherten. Aufgrund dieses erfolgt aus den Beitragszahlungen der Versicherten und aus einem Bun A zahlenmäßigen Unterschieds ist das Gesundheitswesen daher maßgeb deszuschuss, der seit 2017 auf jährlich 14,5 Milliarden Euro festgeschrie A lich durch die Strukturen der GKV geprägt. ben ist. Er wird aus Steuermitteln finanziert und soll versicherungsfremde Leistungen, wie z. B. die beitragsfreie Mitversicherung von Kindern und Insgesamt wird das deutsche Gesundheitswesen von zahlreichen Akteuren Ehep artnern, decken. und Institutionen gestaltet. Aufgrund der föderalen Struktur der Bundes republik sind die Zuständigkeiten und Aufgaben im Gesundheitswesen Der Beitragssatz, der auf Arbeitsentgelte, Renten aus der gesetzlichen Ren- zwischen dem Bund und den Ländern aufgeteilt. tenversicherung und Versorgungsleistungen für die GKV erhoben wird, beträgt seit 2015 14,6 Prozent (ermäßigt 14,0 Prozent). Der Arbeitgeberan Auf Bundesebene bildet der Gemeinsame Bundesauschuss (G-BA) das teil ist auf 7,3 Prozent fixiert. Die restlichen 7,3 Prozent sind durch den Ar zentrale Entscheidungsgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung. Er beitnehmer zu tragen. Zusätzlich können Zusatzbeiträge anfallen, wenn erlässt Richtlinien für die medizinische und pflegerische Versorgung, be die Kassen ihre Ausgaben nicht decken können, die bisher alleine vom Ar wertet den Nutzen und die Wirtschaftlichkeit von Behandlungsmethoden beitnehmer zu tragen sind. Ab 2019 werden auch die Zusatzbeiträge zur und beschließt Maßnahmen zur Qualitätssicherung im ambulanten und gesetzlichen Krankenversicherung nach Plänen der Bundesregierung wie stationären Bereich. Er ist besetzt mit Vertretern der Kassen(zahn)ärzt der zu gleichen Teilen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziert. Wenn lichen Bundesvereinigung, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und dabei von einer Wiederherstellung der Parität gesprochen wird, wird aller dem Spitzenverband Bund der Krankenkassen. Dabei gestaltet Letzterer dings verkannt, dass die Arbeitgeber schon heute einen wesentlich höhe maßgeblich die Gesundheitsversorgung für die gesetzlich Krankenversi ren Anteil der Gesundheitskosten tragen als die Versicherten, da die Entgelt cherten. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft vertritt die Interessen der fortzahlung im Krankheitsfall einseitig von den Arbeitgebern getragen wird. Krankenhäuser und bearbeitet Grundsatzfragen der stationären Versorgung. Die Kassen(zahn)ärztliche Bundesvereinigung ist die Interessenvertreterin Insgesamt beliefen sich die Einnahmen der GKV im Jahr 2016 auf rund 224 der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte und stellt Milliarden Euro. Die Beitragseinnahmen der PKV lagen im gleichen Zeit die ambulante örtliche Versorgung der gesetzlich Versicherten sicher. raum bei gut 37 Milliarden Euro. Auf Landesebene sind die Akteure in die konkrete Ausgestaltung der am bulanten und stationären Versorgung eingebunden, deren Rahmenbedin gungen auf Bundesebene geschaffen werden. So sind die Gesundheits ministerien der Länder u. a. für die Krankenhausplanung und damit für die Bereitstellung ausreichender Kapazitäten für die akutstationäre Versor gung zuständig. Die ambulante Versorgung wird durch die niedergelasse nen Ärzte gewährleistet, die Versorgung mit Arzneimitteln übernehmen öffentliche Apotheken. Die jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigungen bringen die regionalen Versorgungsbedürfnisse in Einklang mit den bundes w eit gültigen Bedarfsplanungs-Richtlinien und sind verpflichtet, gegenüber den Krankenkassen eine ordnungsgemäße Erbringung der am bulanten Leistungen durch ihre Mitglieder zu gewährleisten. Für die statio näre Versorgung werden auf Länderebene sogenannte Krankenhauspläne erstellt, um ausreichende Kapazitäten für die Versorgung zu schaffen.
20 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 21 Analyse und Handlungsempfehlungen Teil Kapitel A 02 – 1 Ausgewählte Interdependenzen A 02 Beitragssätze in der GKV + PKV Fachkräftebedarf / Deckung Einnahmen Gesundheits- Angebot Personalbedarf der GKV ausgaben an Fachkräften Zentrale Entwicklungen Effizienz Bedarf in der medizinischen und pflegerischen Versorgung und Herausforderungen im Gesundheitswesen Anzahl chronisch erkrankter Menschen Das deutsche Gesundheitssystem steht vor enormen Herausforderungen. Neben demografischen und gesellschaftlichen Trends sowie Veränderun gen des Krankheitsspektrums, die die Sicherstellung der Finanzierung des Gesundheitswesens stark gefährden, sind vor allem auch der medizinisch- Anzahl Anteil Menschen Familiäre im erwerbsfähigen technische Fortschritt und strukturelle Fragestellungen von Relevanz. älterer Menschen Alter Ressourcen Hier geht es um den Erhalt des Zugangs zur gesundheitlichen Versorgung, insbesondere in den peripheren Räumen, aber auch darum, die Effizienz im Gesundheitswesen zu erhöhen. Eine besondere Schwierigkeit liegt dabei in der Parallelität dieser Entwicklungen, die das Gesundheitswesen von verschiedenen Seiten aus in seinen bestehenden Strukturen und Ab Lebenserwartung Geburtenraten Urbanisierung läufen infrage stellen. Demografischer Erhöhte Medizinisch-tech- Klimawandel Individualisierung Wandel Zuwanderung nischer Fortschritt Quelle: Prognos 2018 / eigene Darstellung vbw
22 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 23 Analyse und Handlungsempfehlungen Zentrale Trends Bis zum Jahr 2035 wird das Durchschnittsalter in Deutschland und in Bay ern steigen und die Altersstruktur sich massiv „nach oben“ verschieben. In Demografische Entwicklung absoluten Zahlen bedeutet dies für Deutschland eine Zunahme der älteren A Bevölkerung (65 Jahre und älter) um 5,9 Millionen Menschen, in Bayern A Verbesserte Lebensbedingungen und der medizinische Fortschritt führen nimmt die Zahl der Älteren um rund eine Millionen Menschen zu. In weniger dazu, dass die Menschen in Deutschland immer länger leben. Heute gebo als zwei Jahrzehnten befindet sich dann in Deutschland fast jeder Dritte rene Mädchen haben eine Lebenserwartung von über 83 Jahren, bei den in einem Alter, in dem die Gesundheitsausgaben in der Regel erheblich Jungen sind es über 78 Jahre. Allerdings ist die Zahl der Geburten niedrig. ansteigen. Nach der Medikalisierungsthese steigen somit der Bedarf an Durchschnittlich sterben pro Jahr rund 190.000 Menschen mehr, als gebo medizinischen und pflegerischen Leistungen und damit auch die Behand ren werden. Nur die hohe Zuwanderung verhindert bisher, dass die Bevöl lungskosten. Im Gegensatz dazu geht die Kompressionstheorie davon aus, kerung in Deutschland schrumpft. dass die hinzugewonnenen Lebensjahre in Gesundheit verbracht werden und sich zusätzliche Ausgaben hauptsächlich auf die Jahre vor dem Tod komprimieren. Da die Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenver sicherung in den hohen Altersgruppen in den letzten Jahren jedoch über proportional angestiegen sind, spricht dies eher für die Medikalisierungs- A 02 – 2 these. Entwicklung der Leistungsausgaben in der GKV Ausgaben je Versichertentag in Euro, nach Alter und Geschlecht Wandels des Krankheitsspektrums Männer Frauen Die Deutschen werden nicht nur immer älter, auch das Krankheitsspektrum 25 € verändert sich. Infektionskrankheiten und Kindersterblichkeit wurden er folgreich bekämpft, aber auch ein sichererer Straßenverkehr und geringe re Umweltbelastungen tragen zu einer höheren Lebenserwartung bei. 20 € Dafür werden sogenannte nicht übertragbare Krankheiten, die meist chro nisch verlaufen, immer häufiger. Hier sind Bluthochdruck und Muskel- Skelett-Erkrankungen, aber auch psychische Erkrankungen zu nennen. 15 € Letztere werden zu einem immer größeren Problem: Sie verursachten schon 2016 rund 18 Prozent aller Krankheitstage und stehen somit nach den Muskel-Skelett-Krankheiten an zweiter Stelle. 10 € Chronische und psychische Erkrankungen stellen das Gesundheitssystem vor enorme finanzielle und organisatorische Herausforderungen. Meist 5€ wird eine langfristige Therapie benötigt, die höhere Ansprüche an die Zu sammenarbeit aller Akteure im Gesundheits- und Pflegebereich stellt. Ausgaben Zusammen mit einer steigenden Anzahl Hochbetagter gehen Prognosen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 davon aus, dass in Bayern bis 2030 rund 50 Prozent mehr Pflegebedürftige Alter Alter als im Jahr 2009 versorgt werden müssen. Legende Quelle: Prognos 2018, 2010 2012 2014 2016 nach Bundesversicherungsamt
24 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 25 Analyse und Handlungsempfehlungen Fachkräftemangel Medizinisch-technischer Fortschritt telkosten und Applikationen berücksichtigt, eine Bewertung hinsichtlich des gesellschaftlichen Nutzens fehlt hingegen. Im Vergleich zu anderen Vor diesem Hintergrund wird sich der Fach Der medizinisch-technische Fortschritt ver- Ländern berücksichtigt das deutsche Verfahren gesamtsystemrelevante A kräftemangel im Gesundheitswesen weiter spricht neue Behandlungsmethoden und Kostenveränderungen (z. B. Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit, Pflege A verschärfen. Der Personaleinsatz entwickelt Therapien, die eine Verbesserung der Ge kosten usw.) nicht und auch die Beschränkung auf Jahrestherapiekosten sich dynamisch und ist als Ausdruck der sundheit und der Lebensqualität von Pati greift beispielsweise bei Arzneimitteln, deren Nutzen sich erst einige Jahre gestiegenen Versorgungsbedarfe der Be enten ermöglichen. Gleichzeitig ist er aller nach Beginn der Therapie etabliert, zu kurz, was unter anderem für eine völkerung zu sehen. So ist die Zahl der dings mit erheblichen Kostensteigerungen adäquate Kosten-Nutzen-Bewertung von potenziell pflegeverhindernden Beschäftigten in bayerischen Krankenhäu verbunden. Neue Medikamente und indivi bzw. -verzögernden Arzneimitteln ein Problem darstellt. sern seit 2012 von 171.000 auf 186.000 ge dualisierte Therapien (Stichwort personali stiegen, in bayerischen Pflegeeinrichtun sierte Medizin) können zwar viel präziser Darüber hinaus dauert der Weg bis zur Beantragung eines Zulassungsver gen seit 2011 von 133.000 auf fast 150.000. auf den einzelnen Patienten abgestimmt fahrens in Deutschland sehr lange, denn die im Vorfeld zu erbringende kli werden, sind jedoch deutlich teurer. Um nische Prüfung ist komplex und erfolgt in mehreren Phasen. Zwar sorgt Berechnungen für die nächsten Jahrzehnte das Gesundheitssystem weiterhin bezahl dieses Verfahren für größtmögliche Sicherheit, gleichzeitig ist es jedoch zeigen, dass sich bei zunehmender Dyna bar zu halten, müssen Kosten und Nutzen sehr zeitintensiv und stellt daher einen Wettbewerbsnachteil für in mik des demografischen Wandels allein in innovativer Wirkstoffe und Verfahren im Deutschland forschende Unternehmen dar. In den USA können Zulas der Altenpflege die Lücke zwischen dem mer wieder aufs Neue gegeneinander ab sungsverfahren aufgrund der praktizierten sogenannten „real world evi bundesweiten Angebot und Bedarf auf gewogen werden. dence“ (RWE) deutlich schneller beantragt werden. RWE umfasst dabei über 730.000 zusätzlich benötigte Pflege Analysen auf Basis von Gesundheitsdaten, die unter realen Alltagsbedin kräfte in Pflegeheimen erhöhen wird. Für Heute werden neue Arzneimittel und Medi gungen erhoben wurden („real world data“). das Jahr 2030 wird für Deutschland eine zintechnik einer aufwendigen Prüfung inklu- Personallücke von rund 165.000 Ärzten sive einer Nutzenbewertung unterzogen, Mit komplexen regulatorischen Vorschriften ist jedoch nicht nur der Be und fast 800.000 nicht ärztlichen Fachkräf bevor sie in der Gesundheitsversorgung reich der Medikamentenentwicklung konfrontiert. Im April 2017 wurde ten errechnet. von Millionen Menschen auf Kosten der eine neue EU-Verordnung zu Medizinprodukten mit dem Ziel eingeführt, GKV eingesetzt werden dürfen. Mit dem den Patientenschutz zu verbessern. Diese Medical Device Regulation Inkrafttreten des Arzneimittelmarktneuord- (MDR) tritt ab 2020 nach einer Übergangszeit von drei Jahren EU-weit in nungsgesetzes (AMNOG) im Jahr 2011 Kraft und betrifft nahezu alle Medizinprodukte. Reguliert werden u. a. die muss für neue Medikamente oder Therapien Klassifizierung von Produkten, die technische Dokumentation, Etikettie der medizinische Zusatznutzen gegenüber rungen, klinische Bewertungen, die Marktüberwachung sowie das Quali einer zweckmäßigen Vergleichstherapie tätsmanagementsystem. Diese Maßnahmen sind mit einem erheblichen nachgewiesen werden. Besteht ein solcher Mehraufwand bei den Medizintechnik-Firmen verbunden, der sich voraus Zusatznutzen, wird mit dem GKV-Spitzen sichtlich sowohl auf Kostenseite der Unternehmen als auch aufseiten der verband ein Preis ausgehandelt. Kann kein Zulassungsdauer der Produkte deutlich negativ auswirken wird. Zusatznutzen nachgewiesen werden, er folgt die Zuordnung zu einer Festbetrags Aufgrund der hohen Komplexität des Systems und der starken Regulierung gruppe. Allerdings werden als kostenrele sind Verfahren gefragt, die helfen, den Nutzen der Innovationen schneller vante Vergleichsparameter im Allgemeinen und sicherer nachzuweisen, um deren Kosten rechtfertigen zu können, nur die Jahrestherapiekosten für Arzneimit oder Wege, die es ermöglichen, den Fortschritt zu finanzieren.
26 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 27 Analyse und Handlungsempfehlungen Privatisierung und Konsolidierung Weitere Entwicklungen Zentrale Herausforderungen für das Gesundheitswesen Auch der Krankenhausmarkt ist erheblich Darüber hinaus gibt es noch weitere Ent Die beschriebenen Entwicklungen fordern das Gesundheitswesen auf ver in Bewegung geraten. Die Zahl der Kranken wicklungen, die auf das Gesundheitssys schiedenen Ebenen heraus. Wesentlich sind dabei die zukünftige Finan häuser in Deutschland ist von 2.220 im Jahr tem Einfluss nehmen. So nimmt die Nach zierung, die Steigerung von Effizienz und Effektivität in der Gesundheits 2002 auf 1.950 im Jahr 2016 zurückgegan frage nach „Gesundheit“ mit steigendem versorgung sowie die Sicherstellung des Zugangs zur medizinischen gen. Gleichzeitig hat sich die Anzahl der Einkommen, vor allem auch auf dem Markt Versorgung. Betten in privaten Kliniken im gleichen Zeit jenseits der Gesundheitsversorgung, zu. raum von neun Prozent auf fast 20 Prozent Sport und gesunde Ernährung, Freizeit und verdoppelt. Besonders öffentliche Kranken Wellness nehmen einen immer höheren Finanzierung hausträger haben in den letzten Jahren ihre Stellenwert ein. Auch die Rolle des Patien Bettenanzahl verkleinert, Kliniken an priva ten verändert sich. Er fordert Mitbestim Die gesetzlichen Krankenversicherungen sehen sich im Zuge des demo te Träger verkauft oder ganze Standorte mung ein, informiert sich selbst über medi grafischen Wandels und des medizinisch-technischen Fortschritts mit sin geschlossen. Die Ursachen liegen zum zinische Fragen und will über Optionen und kenden Einnahmen und steigenden Ausgaben konfrontiert. Die Struktur einen im medizinisch-technischen Fort weitere Möglichkeiten informiert werden, der Beitragszahler in der GKV verschiebt sich. Immer mehr Rentner stehen schritt, der dafür sorgt, dass Patienten was Gesundheitseinrichtungen und deren einer kleiner werdenden Zahl von Erwerbstätigen gegenüber, was dazu nach einem Eingriff schneller entlassen Beschäftige in der Praxis vor große Heraus führt, dass das Beitragsvolumen sinkt. Gleichzeitig besteht ein Zusam werden können oder gleich ambulant be forderungen hinsichtlich Zeit und Abstim menhang zwischen dem Alter der Versicherten und der Höhe der GKV-Aus handelt werden, zum anderen an ökonomi mungsprozesse stellt. Auch die Zuwande gaben. Die Ausgaben sind in den ersten Lebensjahren hoch, dann über schen Gründen. So sind die Krankenhäuser rung hat Folgen für das Gesundheitswesen. einen längeren Zeitraum relativ niedrig und steigen ab einem Alter von durch die Einführung der pauschalierten Hier sind beispielsweise andere Gesund ca. 50 Jahren rapide an. Vergütung im Jahr 2003 gezwungen, ihre heitsbedarfe und interkulturelle Herausfor Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. derungen zu nennen. Gleichzeitig verjüngt Kommt es weder zu Leistungskürzungen noch zu einer Ausweitung des die Zuwanderung das Land und erhöht so Bundeszuschusses oder einer höheren Effizienz, sind zur Finanzierung der Mit der Konsolidierung zu größeren Unter mit das Erwerbspersonenpotenzial. Zuletzt Leistungen Beitragssatzsteigerungen nötig. Schreibt man den Effekt des nehmen sind für Gesundheitsanbieter zahl ist noch der Klimawandel zu anzuführen. demografischen Wandels mit den heute zugrunde liegenden Ausgaben reiche Vorteile verbunden. Sie können Insbesondere extreme Hitzewellen stellen profilen und den real beobachteten Kostensteigerungen pro Kopf fort, Skalenvorteile erwirtschaften, indem sie eine Gefahr für Kinder, Kranke und ältere kann eine Erhöhung des GKV-Beitragssatzes bis zum Jahr 2035 auf 18,3 Verwaltung und Administration zentralisie Menschen dar, steigende Temperaturen Prozent prognostiziert werden. Berechnungen für das Jahr 2045 zeigen ren, und erlangen eine stärkere Verhand begünstigen die Verbreitung von Infekti einen Beitragssatz von 19,2 Prozent. Bei einer dynamischeren Kostenent lungsmacht. Zudem erlauben größere onskrankheiten wie FSME (Frühsommer- wicklung im Gesundheitswesen, die etwa auf einen medizinisch-techni Einheiten eine Spezialisierung einzelner Meningoenzephalitis) und führen zu einer schen Fortschritt, dem keine Einspareffekte gegenüberstehen, oder auch Standorte und die erzielten Skalenerträge verlängerten Pollensaison (Allergien). auf Lohnsteigerungen bei den Gesundheitsberufen zurückzuführen ist, ist setzen Kapital für gezielte Investitionen von einem GKV-Beitragssatz von 20,6 Prozent im Jahr 2035 auszugehen. frei. Für Patienten bedeutet diese Entwick Ferner führen gesellschaftliche Trends wie Bis 2045 würde unter diesen Annahmen der Beitragssatz sogar bei 23,3 lung jedoch weniger Auswahl und längere die Individualisierung dazu, dass familiäre Prozent liegen. Wege. Bei einer zu hohen Konzentration und informelle Netzwerke, die heute häufig der Krankenhausträger sinken die Anreize die pflegerische Versorgung sicherstellen für die Häuser, eine hohe Qualität aufrecht und damit das Gesundheitssystem entlas zuerhalten, da den Patienten die Wahlmög ten, weiter ausdünnen. Ein stärkeres Stadt- lichkeit fehlt. Land-Gefälle erschwert zudem die flächen deckende medizinische Versorgung auf dem Land.
28 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 29 Analyse und Handlungsempfehlungen A 02 – 3 Effizienz und Effektivität sowie GKV-Einnahmen vs. Ausgaben Zugang zur medizinischen Versorgung je Einwohner nach Alter im Jahr 2016 A Durch technischen Fortschritt und Digitalisierung besteht ein großes Po A tenzial, die Effizienz und Effektivität im Gesundheitswesen zu erhöhen und Euro damit die bestehende Über-, Unter- und Fehlversorgung abzubauen. Be 8.000 sondere Schwachpunkte liegen an den Schnittstellen zwischen den Leis tungssektoren und in der mangelnden Integration der ambulanten und der 7.000 stationären Versorgung. Patienten müssen ihre medizinische Versorgung selbst koordinieren, wenn sie einen Facharzt benötigen oder für eine Be 6.000 handlung ins Krankenhaus müssen. Ihre medizinischen Werte erhalten Pa tienten, wenn überhaupt, oft nur in ausgedruckter Form. Untersuchungen 5.000 müssen deshalb oft mehrfach durchgeführt werden, was eine zusätzliche Belastung für den Patienten sowie einen Mehraufwand für den behandeln 4.000 den Arzt und sein Personal sowie die Krankenkassen bedeutet. Auch die Verordnung von Arzneimitteln kann zwischen den Ärzten oft nicht richtig 3.000 abgestimmt werden. Gerade für mehrfach erkrankte Patienten besteht so die Gefahr von riskanten Medikamentenkombinationen. Technische und 2.000 digitale Innovationen wie eine elektronische Patientenakte können hierbei 1.000 Abhilfe schaffen. Weiteres Potenzial zur Erhöhung der Effizienz der Ge sundheitsversorgung liegt in der Prävention und Gesundheitsförderung, 0 denn ein Großteil der Krankheitslast in Deutschland ist auf den individuellen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Lebensstil zurückzuführen. Diese sind zwar zunächst mit einem höheren Kostenaufwand verbunden, allerdings können zukünftige Gesundheitsaus Alter gaben damit gesenkt bzw. hinausgeschoben werden. So kann im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung mittlerweile nachgewiesen wer den, dass weniger Fehltage und geringere Krankheitskosten die Kosten für Legende Quelle: Prognos 2018, eigene Berechnungen auf Basis der Daten des Statistischen Bundesamts, Deutschen Renten- Präventionsprogramme gegenfinanzieren. Der Einsatz neuer Geräte und Leistungsausgaben je Einwohner versicherung, Bundesversicherungsamts, Bundesgesundheits- Softwarelösungen wird zudem Präventionsprogramme zukünftig wirksamer Beitragseinnahmen je Einwohner ministeriums, Soziooekonomischen Panels. machen bzw. diese in größerem Umfang als bisher ermöglichen.
30 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 31 Analyse und Handlungsempfehlungen Teil Kapitel Technologische Trends im Überblick Insgesamt sind die technologischen Trends vielfältig und umfassen neue Kommunikationsmöglichkeiten ebenso wie Biotech und Nanotechnologie A 03 sowie innovative Entwicklungen aus den Bereichen Pharma und Medizin- technik. A 03 – 1 Ausgewählte Technologiefelder eHealth Chancen und Potenziale mHealth Gesundheits- neuer Technologien telematik AAL Telemedizin Innovative Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle können einen we sentlichen Beitrag zur Bewältigung der oben beschriebenen Herausforde Medizin- rungen leisten. Besonders die Nutzung fortschrittlicher digitaler Metho Gentechnik IKT technik den ist für die Gesundheitsversorgung zentral und dringend notwendig. So Personalisierte ist aktuell beispielsweise der Datenaustausch zwischen den Leistungs Medizin erbringern im Gesundheitswesen sehr aufwendig und führt zu Mehrfach Pharma 3D-Drucker behandlungen oder auch Fehlbehandlungen. Auch die medizinische Ver Biopharma- sorgung von Patienten, die nicht mobil sind oder abgelegen leben, gestaltet zeutika Nano- Roboter sich schwierig. Insbesondere durch digitale Techniken kann die Gesund technologie heitsversorgung spürbar effizienter und effektiver werden. Implantate Biotech Biomarker Industrie 4.0 Arzneimittel sicherheit Lab-on-a-chip Molekulare Nanosensoren Bildgebung Quelle: Prognos 2018
32 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 33 Analyse und Handlungsempfehlungen Innovationen aus dem Bereich der Informations- und Kommunikations In allen diesen Bereichen bestehen zudem Potenziale für Big-Data- und technik werden im Gesundheitswesen unter dem Begriff der digitalen Ge KI-Anwendungen, die die Gesundheitswirtschaft insgesamt revolutionie sundheitswirtschaft zusammengefasst und umfassen fünf ineinander ren können. A verschränkte Anwendungsfelder. Dabei bildet eHealth den Oberbegriff für A ein breites Spektrum von IKT-gestützten elektronischen Anwendungen im In der Pflege können diese Systeme dazu beitragen, den Verbleib von Pati Gesundheitswesen: enten in der eigenen Wohnung so lange wie möglich zu realisieren und damit die Pflege effizienter und trotzdem im Sinne der Patienten zu gestal Gesundheitstelematik mHealth ten. Die immer stärkere Nutzung digitaler Technologien wird Arbeitswei Orts- und einrichtungsunabhängige medizi- Nutzung mobiler Endgeräte in der Gesund sen, Prozesse und Produkte im Gesundheitswesen grundlegend verän nische IKT-Anwendungen heitsversorgung und Prävention dern und Treiber für weitere Neuerungen sein. Telemedizin Ambient Assisted Living (AAL) Im Biotech-Bereich spielt die sogenannte rote Biotechnologie eine ent Audiovisuelle Kommunikationstechnologien Nutzung technischer Assistenzsysteme im scheidende Rolle. Als entscheidender Durchbruch gilt die Entwicklung der (z. B. für Diagnostik, Konsultation und medi häuslichen Umfeld, z. B. zur Unterstützung CRISPR/Cas9-Methode im Jahr 2012, die es in Kombination mit modernen zinische Notfalldienste) von körperlich eingeschränkten Personen Analyse- und Datenauswertungsmethoden ermöglicht, DNA-Bausteine im Erbgut zu verändern. Auch im Bereich biotechnologischer Medikamente zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen, im Einsatz von Biomarkern in der Krebstherapie oder im Tissue Engineering, das die Erzeugung künst A 03 – 2 licher Organe zum Ziel hat, liegen enorme Chancen. Dabei zielt Biotech Digitale Gesundheitswirtschaft im Überblick darauf ab, Arzneimittel und Behandlungsformen für bestimmte Gruppen von Patienten (stratifizierte Medizin) oder einzelne Personen (individuali sierte bzw. personalisierte Medizin) zu entwickeln. IKT / Digitale Gesundheitswirtschaft Entwicklung, Konzeption, Umsetzung, technische Infrastruktur Darüber hinaus werden zukünftige Innovationen auch aus dem Bereich der medizinischen Nanotechnologie erwartet. Winzige Partikel werden u. a. in Medikamenten und Implantaten sowie zur Diagnose und Therapie ein eHealth gesetzt. Dabei kann bei Medikamenten die Wirksamkeit erhöht oder die Technik, Software, Geräte, Dienstleistungen Dosierung optimiert werden, im Bereich der Diagnostik können verschie dene labordiagnostische Verfahren auf einem kleinen Chip untergebracht werden. Nanostrukturierte Oberflächen führen dazu, dass sich biologi Gesundheitstelematik sches und künstliches Material besser verbinden und Bakterien besser Orts- und einrichtungsunabhängige IKT-Anwendungen bekämpft werden können. Auch im Pharma-Bereich sind die Anwendungsfelder vielfältig. Dazu gehö Telemedizin ren die Entwicklung neuer Wirkstoffe und Medikamente sowie die Auswer Medizinfokussierte mHealth tung und Nutzung gesundheitsbezogener Daten und der Einsatz digitaler Kommunikationsanwendungen Nutzung mobiler Endgeräte Technologien bei Fertigungsprozessen und der Arzneimittelzulassung. in der Gesundheitsversorgung AAL Technische Assistenzsysteme im häuslichen Umfeld Quelle: Prognos 2018, nach BMWi 2016
34 vbw Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Gesundheit und Medizin – Herausforderungen und Chancen 35 Analyse und Handlungsempfehlungen In der stratifizierten und personalisierten Eine weitere Schlüsseltechnologie mit Elektronische Patientendaten Medizin liegt enormes Potenzial. Bislang enormem Potenzial ist die Medizintechnik. wurde angenommen, dass identische Ein besonders wichtiges Feld ist die Robo Insgesamt ist das größte Potenzial im Bereich der Digitalisierung zu sehen, A Krankheiten bei den betroffenen Patienten tik. Assistenzroboter oder Personenlifter die erhebliche Effizienzgewinne und qualitative Verbesserungen ermög A auf dieselben Ursachen zurückzuführen unterstützen Pflegekräfte und Ärzte schon licht. Die Verfügbarkeit und Nutzung von Daten ist dabei der entscheidende sind und daher auch mit einer einheitlichen heute, langfristig ist auch denkbar, dass Dreh- und Angelpunkt. Therapie behandelt werden können. Fak Roboter künftig nicht nur technische Hilfe tisch kann aber dieselbe Erkrankung bei stellung leisten, sondern auch bei sozialen Erste Voraussetzung dafür ist eine elektronische Gesundheits- oder Patien- verschiedenen Patienten unterschiedliche Aufgaben ergänzend zum Einsatz kommen. tenakte, die es ermöglicht, für jeden Menschen ein individuelles Gesund Ursachen haben und auch Medikamente Im Operationssaal kommen robotische As heitsprofil anzulegen. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten der Prä können bei verschiedenen Patienten unter sistenzsysteme z. B. bei minimalinvasiven vention und Therapie. Gleichzeitig können Prozesse optimiert, Zeitpläne schiedlich wirken. So wird bei der stratifi Eingriffen zum Einsatz, bei denen äußerst überwacht und Termine kontrolliert werden. Denkbar ist eine sektor- und zierten Medizin zunächst eine Gruppe von kleine Schnitte in höchster Präzision aus fallübergreifende Datenbank, in die die Akteure des Gesundheitswesens Patienten identifiziert, die hinsichtlich ihrer geführt werden müssen. Ein weiterer medizinische Daten patientenbezogen einpflegen können. Durch den ver Erkrankung, ihres Erkrankungsrisikos oder Schwerpunkt liegt im Bereich der bildge besserten Informationsfluss zwischen allen beteiligten Akteuren können in Bezug auf ihr Ansprechen auf ein be benden Verfahren. Durch die fortschreiten Behandlungsfehler minimiert und die Qualität der Versorgung insgesamt stimmtes Medikament gleich ist. Dieser de Digitalisierung ist es mittlerweile mög gesteigert werden. Die Einführung einer kassenübergreifenden elektroni Gruppe wird nun im Rahmen der stratifi lich, exakte 3D-Modelle in Echtzeit zu schen Patientenakte wird gegenwärtig in Bayern im Rahmen eines Modell zierten Medizin eine Behandlung angebo errechnen und mit realen Bildern zu über projekts erprobt. In der elektronischen Patientenakte „Meine Gesundheits ten, die möglichst ideal auf die Charakteris lagern. Das eröffnet Chirurgen für die Pla akte Digital“ werden u. a. Notfalldaten, Mutterpass, Informationen aus tika dieser Patientengruppe abgestimmt nung und Durchführung von Operationen Fitnessarmbändern und Krankenhäusern gespeichert. Der Koalitionsvertrag ist. Die personalisierte Medizin führt diesen völlig neue Möglichkeiten. In diesem Zu der neuen Bundesregierung sieht die Einführung einer digitalen Patien Schritt weiter und entwickelt für den ein sammenhang spielt auch die Nutzung von tenakte auf Bundesebene bis 2021 vor. Mit dem Inkrafttreten des eHealth- zelnen Patienten maßgeschneiderte, pass Big Data und Künstlicher Intelligenz eine Gesetzes am 1. Januar 2016 wurden die Rahmenbedingungen dafür be genaue Arzneimittel und Behandlungsme wesentliche Rolle. Sie verspricht eine Opti reits geschaffen. Ziel des Gesetzes ist es, Ärzten, Krankenhäusern und thoden. Durch die Berücksichtigung der mierung der klinischen Forschung, bei Apotheken die Möglichkeit zu geben, in sicherer, strukturierter und medien- jeweiligen Genotypen, Lebenss tile und me- spielsweise bei neuen Therapieansätzen bruchfreier Weise medizinische Informationen ihrer Patienten an weiter dizinischen Vorgeschichten können The- (z. B. Genomsequenzierung, Stoffwechsel behandelnde Kollegen elektronisch zu übermitteln. rapien entwickelt werden, die mit hoher prozesse in der Krebstherapie) oder mittels Wahrscheinlichkeit wirksam und möglichst Unterstützung durch digitale Assistenz nebenwirkungsfrei sind. systeme bei Diagnose und Entscheidungs findung (z. B. Analyse / Interpretation der Daten aus bildgebenden Verfahren). Zu nehmende Bedeutung gewinnen auch so genannte theranostische oder intelligente Implantate. Diese erfassen Vitalparameter und leiten auf deren Grundlage therapeuti sche Maßnahmen ein oder übertragen die Werte nach außen an ein Empfangsgerät.
Sie können auch lesen