Testen und Impfen gegen Corona - VDEK

Die Seite wird erstellt Svenja-Meike Wiedemann
 
WEITER LESEN
Testen und Impfen gegen Corona - VDEK
2. AUSGABE 2021             DIE ZEITSCHRIF T DES VERBANDES DER ERSATZKASSEN E. V. SEIT 1916

G 20634

                                                                       „Der Öffentliche
                                                                       Gesundheitsdienst
                                                                       hat neue Anerken-
                                                                       nung erfahren“
                                                                       BVÖGD-Vorsitzende
                                                                       Dr. Ute Teichert im Interview

                                                                       Fallpauschalen
                                                                       Ein System mit Zukunft

                                                                       Seltene
                                                                       Erkrankungen
                                                                       Zeichen für eine bessere
                                                                       Versorgung

Testen und
Impfen gegen
Corona
Die Impfstrategie nimmt Fahrt auf. Bis das Ziel
einer ausreichend hohen Impfquote erreicht ist,
liegen große Hoffnungen auf wiederholten und
flächendeckenden Testungen
Testen und Impfen gegen Corona - VDEK
Der Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)
Hauptsitz des Verbandes mit mehr als 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Bundeshauptstadt Berlin. In den
einzelnen Bundesländern sorgen 15 Landesvertretungen in den Landeshauptstädten mit insgesamt rund 360 sowie
mehr als 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Pflegestützpunkten für die regionale Präsenz der Ersatzkassen.

vdek-Zentrale                  Hamburg                         Nordrhein-Westfalen             Sachsen
Askanischer Platz 1            Sachsenstraße 6                 Ludwig-Erhard-Allee 9           Glacisstraße 4
10963 Berlin                   20097 Hamburg                   40227 Düsseldorf                01099 Dresden
Tel.: 0 30/2 69 31-0           Tel.: 0 40/41 32 98-0           Tel.: 02 11/3 84 10-0           Tel.: 03 51/8 76 55-0
Fax: 0 30/2 69 31-29 00        Fax: 0 40/41 32 98-22           Fax: 02 11/3 84 10-20           Fax: 03 51/8 76 55-43
info@vdek.com                  lv-hamburg@vdek.com             lv-nordrhein-westfalen@         lv-sachsen@
www.vdek.com                      @vdek_HH                     vdek.com                        vdek.com
   @vdek_Presse                                                                                   @vdek_SAC
                               Hessen                          Geschäftsstelle
Baden-Württemberg              Walter-Kolb-Straße 9–11         Westfalen-Lippe                 Sachsen-Anhalt
Christophstraße 7              60594 Frankfurt a. M.           Kampstraße 42                   Schleinufer 12
70178 Stuttgart                Tel.: 0 69/96 21 68-0           44137 Dortmund                  39104 Magdeburg
Tel.: 07 11/2 39 54-0          Fax: 0 69/96 21 68-90           Tel.: 02 31/9 17 71-0           Tel.: 03 91/5 65 16-0
Fax: 07 11/2 39 54-16          lv-hessen@vdek.com              Fax: 02 31/9 17 71-30           Fax: 03 91/5 65 16-30
lv-baden-wuerttemberg@            @vdek_HE                     gs-westfalen-lippe@             lv-sachsen-anhalt@
vdek.com                                                       vdek.com                        vdek.com
   @vdek_BW                    Mecklenburg-Vorpommern
                               Werderstraße 74 a               Rheinland-Pfalz                 Schleswig-Holstein
Bayern                         19055 Schwerin                  Wilhelm-Theodor-                Wall 55 (Sell-Speicher)
Arnulfstraße 201 a             Tel.: 03 85/52 16-0             Römheld-Straße 22               24103 Kiel
80634 München                  Fax: 03 85/52 16-1 11           55130 Mainz                     Tel.: 04 31/9 74 41-0
Tel.: 0 89/55 25 51-0          lv-mecklenburg-                 Tel.: 0 61 31/9 82 55-0         Fax: 04 31/9 74 41-23
Fax: 0 89/55 25 51-14          vorpommern@vdek.com             Fax: 0 61 31/83 20 15           lv-schleswig-holstein@
lv-bayern@vdek.com                                             lv-rheinland-pfalz@             vdek.com
                               Niedersachsen                   vdek.com                           @vdek_SH
Berlin/Brandenburg             Schillerstraße 32                  @vdek_RLP
Friedrichstraße 50–55          30159 Hannover                                                  Thüringen
10117 Berlin                   Tel.: 05 11/3 03 97-0           Saarland                        Lucas-Cranach-Platz 2
Tel.: 0 30/25 37 74-0          Fax: 05 11/3 03 97-99           Heinrich-Böcking-               99099 Erfurt
Fax: 0 30/25 37 74-26          lv-niedersachsen@vdek.com       Straße 6–8                      Tel.: 03 61/4 42 52-0
lv-berlin.brandenburg@                                         66121 Saarbrücken               Fax: 03 61/4 42 52-28
vdek.com                                                       Tel.: 06 81/9 26 71-0           lv-thueringen@
                                                               Fax: 06 81/9 26 71-19           vdek.com
Bremen                                                         lv-saarland@vdek.com
Martinistraße 34                                                  @vdek_SL
28195 Bremen
Tel.: 04 21/1 65 65-6
Fax: 04 21/1 65 65-99
lv-bremen@vdek.com
Testen und Impfen gegen Corona - VDEK
ersatzkasse magazin.
2. Ausgabe 2021
                                                                                                                                                                 2 /3

EDITORIAL

Liebe Leserinnen
und Leser,
C
                     orona und kein Ende. Die           Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv-

                                                                                                         Foto: vdek/Georg J. Lopata
                     dritte Welle schwappt über         und Notfallmedizin (DIVI), davor, bei all den
                     Deutschland hinweg und             Herausforderungen durch die Corona-Pande-
                     wir bewegen uns von einem          mie nicht die anderen Aufgaben bzw. andere
                     Lockdown zum nächsten –            schwerkranke Patient*innen zu vergessen.
                     allerdings mit teilweise regio­-   Wichtige Aufgabe in der Intensivmedizin
                                                                                                                                      Michaela Gottfried
                    ­nalen Öffnungsstrategien           sei nach wie vor die Neustrukturierung der                                    Abteilungsleiterin
                                                                                                                                      ­Kommunikation beim vdek
                     einzelner Bundesländer. Was        Notfallmedizin, die Weiterentwicklung der
ist die richtige Strategie? Auf jeden Fall sollen       Telemedizin in der Intensivmedizin und die
Tests, Impfungen und die Kontaktnachvoll­               Weiterentwicklung von Qualitätsindikatoren.
ziehung helfen, wieder ein bisschen Normalität
in unser Leben zu bringen. Selbsttests w    ­ erden     Das „Nicht vergessen werden“ ist gerade für
in Schulen und in den Betrieben ausgegeben              Patient*innen, die an sogenannten seltenen
und sind im Supermarkt erhältlich, das Imp-             Erkrankungen leiden, ganz wichtig. Oftmals
fen schreitet voran, auch Haus- und Betriebs-           fällt schon die Diagnose dieser Krankhei-
ärzte dürfen jetzt impfen. Bei der Diskussion           ten extrem schwer – und ohne Diagnose ist
um mögliche Nebenwirkungen von Vakzi-                   keine zielgerichtete Behandlung möglich.
nen wurde jedoch deutlich, dass Impfstoff               Die Ersatzkassen haben jetzt einen Versor-
nicht gleich Impfstoff ist. Die Expert*innen            gungsvertrag mit der Charité Berlin sowie den
vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare                 Unikliniken Bonn und Tübingen geschlossen,
Medizin (MDC) haben Fragen und Antworten                mit dem eine interdisziplinäre Diagnosestel-
rund um die Funktionsweise von Impfstoffen              lung ermöglicht werden soll.
zusammengestellt.
                                                        Aufgrund der Bundestagswahl im Septem-
Für die Kontaktnachvollziehung ist in ers-              ber geraten einige wichtige Themen jedoch
ter Linie der Öffentliche Gesundheitsdienst             ins Hintertreffen. Dazu gehört die Reform
(ÖGD) zuständig. Während er in der öffentli-            der Krankenhausstrukturen inklusive der
chen Wahrnehmung vor der Corona-Zeit eher               Weiterentwicklung der Fallpauschalenver-
ein Schattendasein führte, hat er jetzt eine            gütung im Rahmen der DRG. Die Pandemie
deutliche Aufwertung erfahren, sagt Dr. Ute             hat mehr als deutlich gezeigt, dass hier drin-
Teichert, Vorsitzende des Bundesverbands der            gender Handlungsbedarf besteht. Gefordert
Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesund-            sind Bund und Länder gemeinsam! In der
heitsdienstes e. V. (BVÖGD), im Interview mit           Zusammenarbeit – das zeigen die zahlreichen
ersatzkasse magazin. Um die Arbeit des ÖGD              Ministerpräsidentenkonferenzen zum Thema
wirkungsvoller zu machen, sieht Teichert zwei           Corona-Management – gibt es aber auf jeden
Stellschrauben. Wegkommen von der kurzfris-             Fall noch Optimierungsbedarf, meint
tigen Personalpolitik und die Beschleunigung
der digitalen Prozesse bei den Befunden, der
Kontaktnachverfolgung und der Zusammen-                 Ihre
arbeit der Ämter untereinander.

Doch wie Dr. Teichert warnt auch Prof.
Gernot Marx, neuer Präsident der Deutschen              Michaela Gottfried
Testen und Impfen gegen Corona - VDEK
Inhalt
2. Ausgabe 2021

  POLITIK                                             TITEL TESTEN UND IMPFEN GEGEN CORONA

25. Auflage der vdek-Basisdaten erschienen     7   Impfstoff ist nicht gleich Impfstoff                 32
Aktuelle Gesetzesvorhaben                      8   Intensivmedizin: Drei Fragen an Prof. Gernot Marx    35
Baden-Württemberg nach der Wahl               10   Testen als Baustein der Pandemiebekämpfung           36
Gesundheitspolitik in Rheinland-Pfalz         12   Interview mit Dr. Ute Teichert                       38
Gesetzgebung: Klinische Krebsregister         14
DRG – Ein System mit Zukunft                  16     VERMISCHTES

Neues Zertifikat für Zentren                  18   Für Sie gelesen: Bibliothek                          42
Einwurf: Umbau ist überfällig                 19   Die neue Arbeitswelt gesund gestalten                44
                                                    Steckbrief: Daniela Behrens                          45
  AUS DEN KASSEN                                    PS: Anregungen zum Glücklichsein                     46
Kinder erhalten immer mehr Psychotherapie     20

  IM FOKUS SELTENE ERKRANKUNGEN

NAMSE: Ein Bündnis für die Seltenen           24
Exom-Diagnostik                               26
Anforderungen an Diagnostik und Therapie      28
Drei Fragen an Prof. Josef Hecken             30
Testen und Impfen gegen Corona - VDEK
ersatzkasse magazin.
2. Ausgabe 2021
                                                                                                                                                                       4 /5

                                                        31                                                TITELTHEMA

                                                                                                   Testen und Impfen
                                                                                                   gegen Corona
                                                                                                          Große Hoffnungen liegen auf der Test- und Impfstrategie, um die
                                                                                                          Corona-Krise zu überwinden. Da die Impfquote der vollständig geimpf-
                                                                                                          ten Menschen in Deutschland noch sehr niedrig ist und Impfstoffe
                                                                                                          nicht für alle Altersgruppen in der Bevölkerung zur Verfügung stehen,
                                                                                                          werden PCR-Tests, Antigen-Schnelltests und Antigen-Selbsttests
                                                                                                          immer wichtiger. Parallel dazu laufen die Anstrengungen auf Hoch-
                                                                                                          touren, die Impfstoffmenge deutlich zu erhöhen und neben den
                                                                                                          verwendeten Corona-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer, AstraZeneca
                                                                                                          und Moderna weitere Impfstoffe einzusetzen.

                                                       INTERVIEW

                  „Der Öffentliche
        Gesundheitsdienst hat neue                                                                            38
            Anerkennung erfahren“
 Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) gehört zu den Institutionen,
  die in der Corona-Pandemie stark ins Blickfeld gerückt sind. Der ÖGD
       habe eine Anerkennung erlebt, die sie so nie erwartet hätte, sagt
  Dr. Ute Teichert, Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und
Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e. V. (BVÖGD), im Interview
                                                                           Foto: Bettina Engel-Albustin

          mit ersatzkasse magazin. Sie plädiert unter anderem für eine
     einheitlichere Digitalisierung der Kontaktnachverfolgung. Es wäre
    besser, wenn die Pandemiesoftware SORMAS bundesweit von allen
                                     Gesundheitsämtern genutzt würde.

                                                           IM FOKUS
                                                                                                                                                                    24
      Fortschritte bei den Seltenen
 Das Nationale Aktionsbündnis für Menschen mit Seltenen Erkrankun-
gen (NAMSE) setzt sich dafür ein, die Situation von Menschen mit einer
seltenen Erkrankung zu verbessern. Auch die Ersatzkassen haben ein
   Zeichen für eine bessere Versorgung gesetzt. Für ihre Versicherten,
       bei denen der Verdacht auf eine seltene Erkrankung ohne klare
  Diagnose vorliegt, hat der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) mit
   der Charité – Universitätsmedizin Berlin, dem Universitätsklinikum
      Bonn und dem Universitätsklinikum Tübingen einen besonderen
                                     Versorgungsvertrag geschlossen.
Testen und Impfen gegen Corona - VDEK
POLITIK

            PERSONALIEN
                                                                                       Einsicht des Monats                             SACHVERSTÄNDIGENRAT

            Wechsel beim MDS                                                                                                           Gutachten stößt
            und der DKG                                                     „Wer vollständig                                           Debatte um
                                                                                                                                       Digitalisierung an
                                          Dr. Stefan
                                          Gronemeyer                        geimpft wurde,
                                                                            kann in Zukunft
                                                                                                                                       Der Sachverständigenrat zur Begutachtung
                                          hat am 1. April
                                                                                                                                       der Entwicklung im Gesundheitswesen hat
                                          2021 seine neue
                                          Position als                      wie jemand                                                 kürzlich sein neues Gutachten „Digitalisierung
                                                                                                                                       für Gesundheit“ an das Bundesministerium
                                          Geschäftsführer
                                          beim Medizi-                      behandelt werden,                                          für Gesundheit (BMG) übergeben. In dem fast

                                                                            der negativ
                                                                                                                                       400 Seiten umfassenden Gutachten beschäf-
                                          nischen Dienst
                                                                                                                                       tigt sich der Sachverständigenrat intensiv mit
Foto: MDS

                                          des Spitzenver-
                                          bandes Bund der
                                          Krankenkassen
                                                                            getestet wurde.“                                           den Rahmenbedingungen der Digitalisierung,
                                                                                                                                       der elektronischen Patientenakte (ePA), den
                                                                                                                                       digitalen Gesundheitsanwendungen, den
            (MDS) angetreten. In diese Funktion wurde
                                                                                       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn            Forschungsdaten, der digitalen Gesundheits-
            Gronemeyer vom Verwaltungsrat einstimmig
                                                                                       ­ nfang April 2021 gegenüber der „Bild am
                                                                                       A                                               kompetenz und einer Strategie für ein dyna-
            gewählt. Gronemeyer war seit 2010 Leiten-
                                                                                       Sonntag“. Hintergrund der Aussage ist eine      misch lernendes Gesundheitssystem. Mit dem
            der Arzt und stellvertretender Geschäfts-
                                                                                       Analyse des Robert Koch-Instituts. Dem-         Gutachten stößt der Sachverständigenrat eine
            führer beim MDS. Davor war der 60-Jährige
                                                                                       nach geht von Geimpften ab dem 15. Tag          breite Diskussion im Gesundheitswesen zur
            in leitenden Funktionen beim MDS tätig.
                                                                                       nach der zweiten Dosis ein geringeres Infek-    Weiterentwicklung der Digitalisierung an.
            Nach dem Medizinstudium an der Freien
                                                                                       tionsrisiko aus als von Personen mit negati-
            Universität Berlin absolvierte Gronemeyer                                                                                  Der Sachverständigenrat zieht insgesamt
                                                                                       vem Schnelltest.
            die Ausbildung zum Facharzt für Innere                                                                                     das Resümee, dass die Digitalisierung im
            Medizin und Kardiologie und war lange Jahre                                                                                deutschen Gesundheitswesen weit hinter
            sowohl in der Akutmedizin als auch in der                                                                                  anderen Ländern zurückliegt. Um die Digi-
            medizinischen Rehabilitation tätig, zuletzt                                                                                talisierung des Gesundheitswesens optimal
                                                                                                                    Dr. Gerald Gaß
            als Leitender Oberarzt einer kardiologischen                                                                               für das Patientenwohl zu nutzen, hält der
                                                                                                                    trat am 1. April
            Fachklinik. Das Interesse für ärztliches Qua-                                                                              Sachverständigenrat es für notwendig, die
                                                                                                                    2021 die
            litätsmanagement und Versorgungsfragen                                                                                     Debatte in Deutschland neu und anders
                                                                                                                    Nachfolge von
            führte ihn 2005 zum MDS.                                                                                                   zu führen. Demnach müssen alle Normen
                                                                                                                    Georg Baum
                                                                                                                                       in den Blick genommen werden und in ein
                                        Dr. Peter Pick,                                                             an der Spitze
                                                            Foto: DKG/Tobias Vollmer

                                                                                                                                       ebenso wert- und praxisorientiertes Verhält-
                                        bisheriger                                                                  der Deutschen
                                                                                                                                       nis zueinander gebracht werden.
                                        Geschäftsfüh-                                                               Krankenhaus-
                                        rer des MDS,                                                                gesellschaft       Ganz explizit fordert der Sachverständigen­
                                        wechselte in                                                                (DKG) an. Gaß      rat, dass der Datenschutz im Sinne eines
                                        die Position des                                                            war bereits bis    um­fassenden Patientenschutzes neu gedacht
                                        stellvertreten-                                Ende 2020 ehrenamtlicher Präsident des          werden müsse. Demzufolge gelte es, den
                                        den Geschäfts-                                 Verbandes und wechselte nun hauptamtlich        Datenschutz insbesondere mit dem Schutz
                                        führers und                                    in die Geschäftsstelle nach Berlin. Baum        von Leben und Gesundheit abzuwägen und
Foto: MDS

                                        Beauftragten                                   geht nach 15 Jahren im Amt des DKG-             in sinnvollen Einklang zu bringen. Bezüglich
                                        für Errichtungs-                               Hauptgeschäftsführers in den Ruhestand.         der ePA fordert er ein Opt-out-Verfahren
            fragen. Der 65-Jährige war seit 1997 in der                                Gaß besetzt damit die neugeschaffene            (Widerspruchsmöglichkeit). pm
            Funktion des MDS-Geschäftsführers tätig.                                   Position des Vorstandsvorsitzenden. Er war
                                                                                                                                       www.svr-gesundheit.de
            Nach dem MDK-Reformgesetz wird der MDS                                     zuletzt Geschäftsführer des Landeskranken-
            bis Anfang 2022 in Medizinischer Dienst                                    hauses Rheinland-Pfalz. Zuvor leitete der
            Bund umbenannt und in eine Körperschaft                                    1963 geborene promovierte Volkswirt und
            des öffentlichen Rechts umgewandelt. Die                                   Soziologe von 2001 bis 2008 die Abteilung
            Träger werden die Medizinischen Dienste                                    Gesundheit im Rheinland-Pfälzischen Sozial-
            (MD) auf Landesebene sein.                                                 ministerium. pm
Testen und Impfen gegen Corona - VDEK
ersatzkasse magazin.
2. Ausgabe 2021
                                                                                                                                          6 /7

Die aktuelle Zahl                                                                                   PRESSESCHAU

                           4.944
                                                                                                   Das schreiben
                                                                                                   die anderen

So viel Euro je Bundesbürger betrugen im Jahr 2019 die Gesundheitsausgaben in Deutsch-
land. Das ist ein Anstieg um 4,9 Prozent zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt
                                                                                                   Corona: Grundrechtsfragen
anlässlich des diesjährigen Weltgesundheitstages mitgeteilt hat.                                   „Noch Ende vergangenen Jahres hatte sich
                                                                                                    Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ent-
                                                                                                    schieden gegen Sonderrechte für Geimpfte
DATEN ZUM GESUNDHEITSWESEN                         CORONA-PANDEMIE                                  gewandt. Doch von Sonderrechten oder Privi-
                                                                                                    legien für Geimpfte kann nicht die Rede sein,
25. Auflage der vdek-                              Bedürfnisse von Kin-                             es handelt sich nur um die Rücknahme von

Basisdaten erschienen                              dern berücksichtigen                             Grundrechtseinschränkungen. Das ist keine
                                                                                                    soziale Wohltat eines paternalistischen Staates,
                 Die vdek-Basisdaten des           Die aktuelle Situation für chronisch herz-       sondern recht und billig und unumgänglich.“
                 Gesundheitswesens feiern          kranke Kinder und Jugendliche und deren         FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 5.4.2021
                 Jubiläum: Die 25. Auflage         Familien sei nach über einem Jahr in der
                 der Broschüre des Verbandes       Corona-Pandemie aufgrund der fehlenden
                 der Ersatzkassen e. V. (vdek)     Impf-Perspektive nach wie vor unbefriedi-
                                                                                                   Corona: Signalwirkungen
                 ist erschienen. Wichtige          gend, hat die Patientenbeauftragte der Bun-     „Intensivmediziner warnen vor einer starken
Themen der aktuellen Ausgabe: Immer mehr           desregierung, Prof. Dr. Claudia Schmidtke,       Überlastung der Kliniken ab Mai. […] Um diese
Menschen vertrauen auf den Schutz der              erklärt. Bis ein zugelassener Impfstoff für      Entwicklung zu vermeiden oder zumindest
gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) –           diese vulnerable Gruppe zur Verfügung stehe,     zu mindern, müssen die Kontakte – und zwar
von den mehr als 83 Millionen Einwohnern           müssten ihre besonderen Bedürfnisse bei der      vor allem die in geschlossenen Räumen – in
Deutschlands waren 2020 rund 73 Millionen          Ausgestaltung und Umsetzung von Schutz-,         den nächsten Wochen noch stärker verringert
GKV-versichert. Das ist ein neuer Rekordwert.      Test-, und Impfkonzepten verstärkt in den        werden als im ersten Lockdown im vergangenen
Auch die GKV-Leistungsausgaben steigen             Blick genommen werden. „Das Ziel muss es         Jahr. Doch statt intensiv für diese letzte Anstren-
weiter an. Spitzenreiter sind hier die Ausgaben    sein, ihre Teilhabe am sozialen Leben durch      gung bis zur erlösenden Impfung zu werben,
für Prävention, Selbsthilfe und soziale Dienste,   einen bestmöglichen Schutz zu ermöglichen“,      haben viele Ministerpräsident*innen mit diversen
die 2019 im Vergleich zum Vorjahr um               forderte Schmidtke.                              Lockerungen zunächst das gegenteilige Signal
15,6 Prozent gestiegen sind. Die zweithöchste                                                       geschickt: So ernst sei die Lage gar nicht. Eine
                                                   Entsprechend müssten die Zulassungs-
Steigerung verzeichnen die Ausgaben für Heil-                                                       Mehrheit der Bevölkerung hat es für diese Öff-
                                                   studien für kindgerechte Covid-19-Impf-
und Hilfsmittel mit jeweils 15,2 Prozent.                                                           nungen nie gegeben; nachgegeben hat die Politik
                                                   stoffe weiter vorangetrieben werden,
                                                                                                    vielmehr einer lautstarken Minderheit.“
Diese und viele weitere wichtige Daten, Zah-       so Schmidtke weiter. Die Ergebnisse der
                                                                                                   TAZ, 3.4.2021
len und Fakten aus dem Gesundheitswesen            Phase-3-Studie zur hohen Wirksamkeit des
liefern die vdek-Basisdaten auf 63 Seiten.         Impfstoffs von BioNTech/Pfizer bei Jugend-
Themenbereiche: Bevölkerung, Versicherte,          lichen im Alter von zwölf bis 15 Jahren seien   Corona: Risikoabwägung
Krankenkassen, Finanzierung, Versorgung            sehr ermutigend und mittelfristig ein sehr
                                                                                                   „Angesichts der dritten Welle ist es zu b
                                                                                                                                           ­ egrüßen,
und soziale Pflegeversicherung. Die Informa­       gutes Zeichen. „Kurzfristig kommt es jetzt
                                                                                                    dass der Einsatz von AstraZeneca bei Jüngeren
tionen sind wie immer anschaulich aufberei-        darauf an, Impfstoffe, die bereits ab dem
                                                                                                    nicht kategorisch ausgeschlossen wird. Auch
tet in Grafiken, Diagrammen und Tabellen.          Alter von 16 Jahren durch die Europäische
                                                                                                    wer noch keine 60 ist, kann sich impfen las-
                                                   Arzneimittel-Agentur zugelassen sind, auch
Ein kostenfreies Exemplar 2021 kann unter                                                           sen, wenn er – wie fast alle Fachleute – das
                                                   sofort an alle Jugendlichen ab 16 Jahren
basisdaten@vdek.com bestellt werden. Sämt-                                                          Risiko einer Corona-Erkrankung für größer
                                                   mit schweren chronischen Erkrankungen zu
liche Inhalte sowie weitere Daten stehen auf                                                        hält als das einer seltenen Nebenwirkung, die
                                                   verimpfen.“ Wichtig sei zudem, eine nied-
der Internetseite des vdek zum kostenlosen                                                          zudem gut behandelbar ist. Der Umgang mit
                                                   rigschwellige Impf-Zulassung von mehr als
Download bereit. Die Informationen werden                                                           AstraZeneca zeigt zudem, dass die Überwa-
                                                   zwei Kontaktpersonen für chronisch schwer
kontinuierlich aktualisiert.                                                                        chung der Impfstoffe gut funktioniert und dass
                                                   kranke Kinder und Jugendliche zu ermög-
                                                                                                    bei Bedarf schnell gehandelt wird.“
www.vdek.com unter                                 lichen, die nicht selbst geimpft werden
Presse/Daten Gesundheitswesen                                                                      STUTTGARTER ZEITUNG, 1.4.2021
                                                   können. pm
Testen und Impfen gegen Corona - VDEK
POLITIK

ÜBERSICHT

Aktuelle Gesetzesvorhaben

 Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG)
 • Mindestmengen für die stationäre Versor-    • Im morbiditätsorientierten Risikostruktur­    • Ambulante Krebsberatungsstellen
   gung sollen durch den Gemeinsamen Bun-        ausgleich (Morbi-RSA) sollen Anpassungen        sollen vom 1. Januar 2021 mit jährlich
   desausschuss (G-BA) festgelegt werden.        beim Kinderkrankengeld und bei den              42 Millionen Euro durch den GKV-Spitzen-
                                                 Auslandsversicherten vorgenommen                verband gefördert werden. Der Anteil
 • Für Qualitätsverträge zwischen Kranken-
                                                 ­werden.                                        der privaten Krankenversicherung ent-
   kassen und Krankenhäusern soll ein fixes
                                                                                                 spricht sieben Prozent.
   Ausgabenvolumen in Höhe von 30 Cent         • Ab dem vierten Quartal 2021 soll ein
   pro Versicherten ab 2022 (inklusive einer     ­Korrekturverfahren zur Bereinigung der       • Hausärzte können bei Bedarf ihre Patien-
   Dynamisierungsklausel) bis einschließ-        morbiditätsorientierten Gesamtvergü-            ten über die Organ- und Gewebespende
   lich 2028 vorgesehen werden.                  tung etabliert werden.                          alle zwei Jahre ergebnisoffen beraten.

 • Für jährlich zwei weitere operative Ein-    • Vertragsärzte, -zahnärzte sowie –psycho-      • Aus der Liquiditätsreserve des Gesund-
   griffe soll der G-BA strukturierte Zweit-     therapeuten werden zum Abschluss einer          heitsfonds sollen im Jahr 2021 Zahlungen
   meinungsverfahren entwickeln.                 Berufshaftpflichtversicherung verpflichtet.     von 190 Millionen Euro an das Bundesmi-
                                                                                                 nisterium für Gesundheit zur Finanzierung
 • Innerhalb von 24 Monaten soll der G-BA      • Ein bundeseinheitliches Ersteinschät-
                                                                                                 von Schutzausrüstung und Desinfektions-
    ein Disease-Management-Programm              zungsverfahren für ambulante ärztliche
                                                                                                 mitteln für Ärzte und Zahnärzte erfolgen.
   ­Adipositas entwickeln.                       Notfallbehandlung soll zukünftig vom
                                                 G-BA beschlossen werden. Dieses soll ins-     Kabinettsentwurf vom 16. Dezember 2020
 • Der unparteiische G-BA-Vorsitzende
                                                 besondere Vorgaben für Qualität, Dring-       Inkrafttreten: Nach Verkündung
   erhält eigenes Antragsrecht im Plenum.
                                                 lichkeit der Behandlungsnotwendigkeit
 • Die Krankenkassen sollen künftig gemein-      sowie zur Form der Abrechnungsunter­
   sam mit den Kommunen lokale Hospiz-           lagen enthalten.
   und Palliativnetzwerke etablieren.

 Krankenkassen-Werbemaßnahmen-Verordnung (KKWerbeV)
 • Die Gewährung geldwerter Vorteile für       • Krankenkassen dürfen zukünftig Ange-          • Aufwandsentschädigungen für das
   den Wechsel oder für den Verzicht auf         bote Dritter nur bewerben, wenn es sich         Werben von Mitgliedern durch externe
   den Wechsel der Krankenkasse wird             um gesetzlich oder satzungsgemäß vor-           Dienstleister müssen in das Gesamtwer-
   untersagt.                                    gesehene Leistungen der jeweiligen Kasse        bebudget einbezogen werden.
                                                 handelt. Durch die Neuregelung sollen
 • Krankenkassen sind im Falle einer grund-                                                    • Zukünftig dürfen Leistungsbescheide der
                                                 Werbemaßnahmen der Krankenkassen bei
   sätzlich zulässigen vergleichenden Wer-                                                       Krankenkassen keine Werbemaßnahmen
                                                 Sportveranstaltungen stark eingeschränkt
   bung zu besonderer Fairness angehalten.                                                       beinhalten.
                                                 werden. Künftig soll insbesondere die
   Beitragssatzvergleiche sind nur zulässig,
                                                 Banden- und Trikotwerbung im Spitzen-         Referentenentwurf vom 2. Dezember 2020
   wenn zugleich über etwaige Leistungs-
                                                 und Profisport untersagt werden, weil dies    Inkrafttreten: In Teilen nach Verkündung
   vergleiche aufgeklärt wird.
                                                 als reine Marken- bzw. Imagewerbung           bzw. am 1. Januar 2022
                                                 angesehen wird.
Testen und Impfen gegen Corona - VDEK
ersatzkasse magazin.
2. Ausgabe 2021
                                                                                                                                   8 /9

 Gesetz zur Zusammenführung von Krebsregisterdaten
 • Zur Verbesserung der Versorgung und          Therapie und zum Verlauf der Erkran-           • Die Krebsregisterfallpauschale soll von
   Forschung in der Onkologie sollen die        kung, erweitert werden. Personenbezo-            119 Euro auf 141,73 Euro erhöht werden
   klinischen und epidemiologischen Daten       gene Angaben zu den Meldern werden               und für jede erstmals in diesem Register
   der Krebsregister der Länder bundesweit      nicht übermittelt.                               verarbeitete Meldung zur Neuerkran-
   in einem zweistufigen Prozess unter dem                                                       kung an einem Tumor ausgezahlt werden
                                              • Der Gesetzentwurf schafft darüber hinaus
   Dach des Zentrums für Krebsregister-                                                          (Mehrfachauszahlung der Pauschale).
                                                die Grundlagen dafür, dass in einer zwei-
   daten (ZfKD) beim Robert Koch-Institut
                                                ten Stufe zusätzliche, in der ersten Stufe     Kabinettsentwurf vom 10. Februar 2021
   zusammengeführt werden.
                                                nicht verfügbare Daten für Forschung und       Inkrafttreten: In Teilen nach Verkündung
 • Der an das ZfKD zu liefernde epidemio-       Versorgung genutzt werden können. Im           bzw. am 1. Januar 2022
   logische Datensatz soll in einer ersten      Mittelpunkt stehen dabei patienten- und        > Seite 14
   Stufe um weitere Daten der klinischen        leistungserbringerbezogene Auswer-
   Krebsregistrierung, insbesondere zur         tungsmöglichkeiten.

 Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (DVPMG)
 • Die Telemedizin wird ausgebaut und die     • Ab 2023 sollen Versicherte und Leis-           • Die Kassenärztlichen Vereinigungen
   Möglichkeiten zur Videobehandlung in         tungserbringer, z. B. zur Authentifizierung      werden verpflichtet, dem bereits beste-
   verschiedenen Leistungsbereichen wer-        bei der Videosprechstunde, von den               henden Nationalen Gesundheitsportal
   den erweitert. Die Terminservicestellen      Krankenkassen digitale Identitäten erhal-        Daten zu Vertragsärzten und –zahnärzten
   können zukünftig auch Videosprechstun-       ten, die dabei unabhängig von der elek­tro­-     einschließlich Sprechstundenzeiten und
   den bei einem Vertragsarzt vermitteln.       nischen Gesundheitskarte sind und als            Angaben unter anderem über Schwer-
   Heilmitteltherapien und Leistungen von       Versicherungsnachweis dienen.                    punkte und besondere Qualifikationen
   Hebammen werden dauerhaft im Rah-                                                             zur Verfügung zu stellen.
                                              • Für die Bereiche der häuslichen Kran-
   men einer Videobehandlung ermöglicht.
                                                kenpflege, der außerklinischen Intensiv-       • Es besteht Bestandsschutz für die bisher
 • Die Versorgung mit Digitalen Gesund-         pflege, der Soziotherapie, der Heil- und         bestehenden Solidargemeinschaften.
   heitsanwendungen (DiGA) wird weiter-         Hilfsmittel, der Betäubungsmittel und
                                                                                               Kabinettsentwurf vom 20. Januar 2021
   entwickelt. Die Anforderungen an DiGA        weiterer verschreibungspflichtiger Arz-
                                                                                               Inkrafttreten: In Teilen nach Verkündung
   im Hinblick auf Datenschutz und Daten­       neimittel werden elektronische Verord-
                                                                                               bzw. am 1. Januar 2022
   sicherheit sollen erhöht werden. Es wird     nungen eingeführt.
   ein verpflichtendes Zertifikat für die
                                              • Zukünftig sollen digitale Anwendungen,
   Informationssicherheit eingeführt.
                                                auch zur Unterstützung von pflegenden
 • Mit Heil- und Hilfsmittelerbringern,         Angehörigen, Teil des Leistungskatalogs
   Erbringern von Soziotherapie sowie zahn-     der Pflegeversicherung sein. Über die
   medizinischen Laboren werden weitere         Notwendigkeit der Versorgung mit einer
   Gesundheitsberufe an die Telematikinfra-     sogenannten Digitalen Pflegeanwendung
   struktur angebunden.                         (DiPA) entscheidet die Pflegekasse.
Testen und Impfen gegen Corona - VDEK
POLITIK

BADEN-WÜRT TEMBERG NACH DER WAHL                                                      in Stuttgart betonen stets, dass Baden-Würt-

Keine
                                                                                      temberg beim Abbau von Klinikbetten seine
                                                                                      „Hausaufgaben“ gemacht habe, die Zahl der
                                                                                      Krankenhausbetten 15 Prozent unter dem

Experimente
                                                                                      Bundesdurchschnitt liege und das Land nur
                                                                                      250 Krankenhäuser habe, das vergleichbare
                                                                                      Bayern aber 345 – und trotzdem geht die
                                                                                      Strukturdebatte munter weiter: Allein im
                                                                                      badischen Landesteil betrifft sie derzeit drei
                                                                                      Klinikstandorte.
Die Grünen werden zum dritten Mal in Baden-Württemberg
                                                                                            Die Corona-Pandemie hat den Glau-
eine neue Landesregierung anführen. Keine Experimente                                 ben an das kleine Provinzkrankenhaus
und eine geerdete am Menschen orientierte Gesundheitspo-                              nicht bestärkt, im Gegenteil. Die Bilder und
                                                                                      Berichte von Intensivstationen mit beatmeten
litik sind ihre Leitlinien. Die flächendeckende Versorgung
                                                                                      Covid-19-Patienten könnten auch im Wahl-
zu sichern ist ihr Top-Anliegen – und das wollen sie erneut                           volk das Einsehen genährt haben, dass eine
mit der CDU durchsetzen. Corona hat trotzdem neue                                     weitere Spezialisierung und Konzentration
                                                                                      vielleicht nicht verkehrt seien. Neue Kran-
Impulse gebracht.
                                                                                      kenhausbauten sollen „höchste medizinische,
/ Text / Christoph Link                                                               ökologische und Inklusionsstandards erfül-
                                                                                      len“, sagen die Grünen. Von der CDU – die die
                                                                                      Kliniklandschaft dem „tatsächlichen“ Versor-
                                                                                      gungsbedarf der Bevölkerung anpassen will –
  Endgültiges Wahlergebnis                                                            wird das so unterschrieben.
  Landtagswahl Baden-Württemberg 2021                                                       Gleichzeitig hat der Kampf gegen Corona
                                                                                      einen neuen Aspekt aufgezeigt, namentlich die
                                                                                      weltweit beachteten Forschungserfolge des
                                                                                      Impfstoffherstellers CureVac in Tübingen,
                                                                                      aber auch die von BioNTech im benachbarten
                                                                                      Mainz: Baden-Württemberg will bestimmte
                                                                                      Regionen zu Spitzenstandorten der Medizin-
                                                                                      forschung ausbauen, die international ausstrah-
                                                                                      len, innovative Unternehmen anlocken und Jobs
                                                                                      schaffen, beispielsweise durch eine Fusion der
                                                                                      Uniklinik Heidelberg und der städtischen Klinik
  Quelle: www.landtagswahl-bw.de                                                      Mannheim. „Das Gesundheitswesen in Baden-

                                   D
                                                                                      Württemberg ist eines der besten der Welt“,
                                                                                      sagt Ministerpräsident Winfried Kretschmann
                                                        ie Corona-Krise hat auch      selbstbewusst – und gute Medizinforschung
                                                        auf den Landtagswahl-         werde dem Patienten dienen.
                                                        kampf in Baden-Württem-             Das Land will an die Spitze, es darf die
                                                        berg eingewirkt, tagesak-     Breite aber nicht vernachlässigen. Für alle
                                                        tuell hatte die Opposition    Parteien ist die gute, flächendeckende Ver-
                                                        sich kritisch mit Impf- und   sorgung eines der wichtigsten Anliegen, die
                                                        Teststrategien auseinan-      Verzahnung von ambulantem und stationä-
                                                        dergesetzt. Doch in den       rem Sektor gehört dazu. Die Gleichheit der
                                   großen Linien der Gesundheitspolitik herrscht      Lebensbedingungen in Stadt und Dorf soll
                                   bei den für eine Regierung infrage kommenden       angestrebt werden, gegen den auf dem Land
                                   Parteien Konsens – vor und nach der Wahl.          gravierenden Ärztemangel wollen alle etwas
                                   Nur die AfD und die Linke, die es nicht in den     tun. Die Grünen verlangen Primärversor-
                                   Landtag geschafft hat, hatten im Wahlkampf         gungszentren, die Gesundheit aus einer Hand
                                   eine Bestandsgarantie für die Krankenhäuser        bieten, die CDU spricht sich für „kooperative
                                   auf dem Land verlangt. Gesundheitspolitiker        Praxismodelle“ aus, aber auch die anderen
ersatzkasse magazin.
                             2. Ausgabe 2021
                                                                                                                                                                                                          10 /11

                                                                                              Parteien ziehen in die gleiche Richtung, sind
                                                                                              für kommunale Versorgungszentren, lokale
                                                                                              Gesundheitshäuser oder genossenschaftliche
                                                                                              Praxismodelle in der Provinz.
                                                                                                   Der dezentralen Versorgung könnte die-
                                                                                              nen, dass man nicht mit jedem „Wehwehchen“

                                                                                                                                                Foto: vdek/Silicya Roth
                                                                                              zum Arzt rennen müsse, sagt die grüne Gesund-
Foto: Jens Hilberger/Adobe Stock

                                                                                              heitspolitikerin Petra Krebs. Andere Gesund-
                                                                                              heitsberufe müssten gestärkt werden, und man
                                                                                              müsse die Versorgung „von der Gesundheit“
                                                                                              her denken. So sind die Grünen für eine Akade-                          Biggi Bender
                                                                                              misierung der Hebammenausbildung und mehr                               Leiterin der vdek-Landesvertretung
                                                                                              Kompetenzen für Rettungssanitäter – Wider-                              Baden-Württemberg
                                                                                              spruch gibt es dafür nicht von den anderen Par-
                                                                                              teien, auch nicht bei der CDU. Ein wichtiger                           Erwartungen an die neue
                                                                                              Baustein der ländlichen Versorgung könnte die
                                        Ein großes                                            Telemedizin werden, 24 Modellprojekte liefen                           Landesregierung
                                      ­Kapitel aber                                           dazu bereits in der bisherigen grün-schwarzen
                                                                                              Koalition. Daran wird eine Neuauflage des
                                                                                                                                                         „Gesundheitspolitik heißt nicht nur Impf-Manage-
                                                                                                                                                          ment. In Zeiten der Corona-Pandemie steigen

                                            ist und                                           Regierungsbündnisses anknüpfen.
                                                                                                   Ein großes Kapitel aber ist und bleibt
                                                                                                                                                          die Erwartungen an gute Versorgung. Anders als
                                                                                                                                                          bisweilen behauptet, brauchen wir dafür nicht
                                         bleibt die                                           die Stärkung der Pflege, auch hier gibt es ein
                                                                                              Bündel von Vorschlägen. Die Grünen wollen
                                                                                                                                                          viele Betten in vielen Klinken, sondern Konzen-
                                                                                                                                                          tration und Spezialisierung in guten Häusern.
                                     Stärkung der                                             Pflegekammern und analog zu kommunalen
                                                                                              Gesundheitskonferenzen auch kommunale
                                                                                                                                                          Die Krankenhausstrukturen müssen reformiert
                                                                                                                                                          und die Investitionsmittel des Landes gesteigert
                                     Pflege, auch                                             Pflegekonferenzen stärken, deren Empfehlun-                 werden. Eine 10-Prozent-Quote und die Kofinan-
                                                                                              gen die Krankenkassen berücksichtigen ­sollen.              zierung der bundesweiten Fonds gehören in den
                                   hier gibt es ein                                           Die Christdemokraten wollen ein Leitbild                    Koalitionsvertrag. Im Rettungsdienst brauchen

                                        Bündel von                                            „Gesunde Berufe“ aufstellen, sie wollen den
                                                                                              freiberuflichen Hebammen einen jährlichen
                                                                                                                                                          wir weniger Leitstellen und via Digitalisierung
                                                                                                                                                          mehr Effizienz. Wir müssen weg vom Kirchturm-

                                     Vor­schlägen.                                            Bonus von 500 Euro zahlen und pflegende
                                                                                              Angehörige finanziell entlasten mit einem von
                                                                                                                                                          denken hin zu einer landesweiten Perspektive.
                                                                                                                                                          Dafür brauchen wir die Instrumente im Landes­
                                                                                              der Pflegeversicherung unabhängigen Landes­-                recht. Das Land muss die Investitions- und
                                                                                              pflegegeld von 1.000 Euro im Jahr.                          Vorhaltekosten der Rettung aus der Luft und in
                                                                                                   Scharfe Trennlinien in der Gesundheits-                Fahrzeugen umfassend finanzieren.
                                                                                              politik bestehen aber auch: Der Drang der
                                                                                                                                                                     Die gesundheitliche Versorgung muss stärker
                                                                                              Grünen in Stuttgart zu einer Bürgerversiche-
                                                                                                                                                                     vernetzt und auf mehr fachliche Schultern ver-
                                                                                              rung – eigentlich eine Sache für die Bundes-
                                                                                                                                                                     teilt werden. Wir brauchen neue Berufsbilder
                                                                                              ebene – stößt sowohl bei der CDU als auch der
                                                                                                                                                                     in und um die Arztpraxis herum, insbesondere
                                                                                              FDP auf Missfallen. Die Südwest-Grünen wol-
                                                                                                                                                                     in Zentren mit vielfältigem Versorgungsangebot
                                                                                              len das Hamburger Modell für Landesbeamte
                                                                                                                                                                     an einem Ort. Und die pflegerischen Angebote
                                                                                              einführen: Wenn sich diese für die gesetzliche
                                                                                                                                                                     dürfen nicht weit weg sein. Und der Eigenanteil
                                                                                              Krankenversicherung entscheiden, soll ihnen
                                                                                                                                                                     in den Heimen sollte auch durch einen ausrei-
                                                                                              kein finanzieller Nachteil entstehen und das
                                                                                                                                                                     chenden Beitrag des Landes zu den Investitions-
                                                                                              Land würde den entsprechenden Arbeitge-
                                                                                                                                                                     kosten begrenzt werden.
                                                                                              beranteil in Form einer pauschalen Beihilfe
                                       Foto: Achim Zweygarth/
                                       Stuttgarter Zeitung

                                                                                              übernehmen – im Prinzip also ein Einstieg                              Durch den Krankenhausstruktur- bzw. Kran-
                                                                                              in die Bürgerversicherung.                                             kenhauszukunftsfonds muss jetzt der Ausbau
                                                                                                   Experimente oder eine radikale Kehrt-                             der Digitalisierung umgesetzt werden. Glei-
                                                                Christoph Link                wende in der Gesundheitspolitik werden                                 ches gilt für die Pflege: Digitale Beratungs- und
                                                                Redakteur
                                                                (u. a. Gesundheitspolitik)    aber nicht zu erwarten sein, wenn der baden-­                          Unterstützungsangebote unterstützen pfle-
                                                                im Politikressort der
                                                                Stuttgarter Zeitung und der   württembergische Landtag am 12. Mai 2021                               gende Angehörige und den Ausbau von Kurz-
                                                                Stuttgarter ­Nachrichten
                                                                                              einen Ministerpräsidenten wählt.                                       zeitpflegeplätzen.“
POLITIK

GESUNDHEITSPOLITIK IN RHEINLAND-PFALZ                                              Land bundesweit in der Spitzengruppe, nach-

Spagat zwischen
                                                                                   dem es anfangs in vielen Altenheimen noch an
                                                                                   Vorbereitung fehlte und Hotlines unter der

Pandemie,
                                                                                   Masse an Anrufen zusammenbrachen. Lan-
                                                                                   desweit waren Inzidenzen so niedrig, dass sich
                                                                                   das Land vor der Wahl gar traute, Geschäfte

Ärzte­mangel und
                                                                                   behutsam zu öffnen. Die Wähler in Rheinland-
                                                                                   Pfalz belohnten den Kurs. Die Sozialdemokra-
                                                                                   ten mit Dreyer an der Spitze gewannen die

Klinikreform
                                                                                   Wahl deutlich mit 35,7 Prozent, pulverisierten
                                                                                   förmlich den Effekt der chronisch im Umfra-
                                                                                   getief taumelnden Bundes-SPD und dürfen
                                                                                   weiter in einer Ampelkoalition mit FDP und
                                                                                   Grünen regieren.
Die Corona-Krise hat die Gesundheitspolitik vor der
                                                                                         CDU-Herausforderer Christian Baldauf
Landtagswahl in Rheinland-Pfalz überlagert. Probleme                               gelang es im Wahlkampf kaum, sich gesund-
wie die Lage kleiner Kliniken und der sich anbahnende                              heitspolitisch von der Landesregierung
                                                                                   abzugrenzen. Er hatte es auch schwer: Der
Ärzte­mangel traten in den Hintergrund. Sie verschwin-
                                                                                   Pfälzer war unbekannter als die dauerprä-
den aber nicht in dem Bundesland, wo SPD, FDP und                                  sente Regierungschefin Dreyer. Er stand in
Grüne die Ampelkoalition fortsetzen wollen.                                        der Corona-Krise ständig loyal zur Politik
                                                                                   von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Christ-
/ Text / Florian Schlecht
                                                                                   demokratische Schwächen im Bund – wie
                                                                                   bei der Impfstoff-Beschaffung oder Schnell-
                                                                                   test-Strategien – konnte der Landespolitiker
  Endgültiges Wahlergebnis                                                         nicht vermeiden.
                                                                                         Zugleich drängte die Pandemie gesund-
   Landtagswahl Rheinland-Pfalz 2021                                               heitspolitische Baustellen in den Hintergrund,
                                                                                   die in der Wahlperiode bis 2026 aber nicht von
                                                                                   der Bildfläche verschwinden. Da ist einmal die
                                                                                   schwierige Lage der Krankenhäuser. 77 Klini-
                                                                                   ken hat Rheinland-Pfalz, die sich auf 96 Stand-
                                                                                   orte verteilen. Bei der Menge verwundert es
                                                                                   kaum, dass Menschen in ländlichen Räumen
                                                                                   wie der Eifel oder dem Hunsrück immer wie-
                                                                                   der demonstrieren, weil eine Geburtshilfe vor
                                                                                   dem Aus steht oder der kleinen Klinik die
  Quelle: www.wahlen.rlp.de
                                                                                   Insolvenz droht. Krankenkassen und Klini-
                                                                                   ken werfen dem Land vor, zu wenig Geld in
                                                                                   die Häuser zu investieren. Das Land kritisiert

                                  R
                                                                                   wiederum das DRG-System als Last für die
                                                                                   Häuser. In diesem Jahr fördert Rheinland-
                                                    heinland-Pfalz galt einst      Pfalz die Kliniken mit 128 Millionen Euro.
                                                    klischeehaft als das Land      300 Millionen Euro brauchten die Kranken-
                                                    der Rüben und Reben. Im        häuser aber pro Jahr, entgegnen Kritiker.
                                                    Landtagswahlkampf hob                Im Wahlkampf waren sich alle Parteien
                                                    Ministerpräsidentin Malu       einig, die flächendeckende Gesundheits-
                                                    Dreyer (SPD) aber Inzi-        versorgung in Rheinland-Pfalz zu erhalten.
                                                    denzen und Impfen hervor.      Ministerpräsidentin Dreyer betonte: „Rhein-
                                                    Denn bis zum 14. März 2021,    land-Pfalz ist das Land der kleinen Kran-
                                  dem Tag der Wahl, meisterte die Landesre-        kenhäuser.“ Aber: Wo Zusammenlegungen
                                  gierung um Ministerpräsidentin Dreyer die        sinnvoll sind, will das Land sie fördern. In
                                  Corona-Krise solide. Bei der Impfquote lag das   Saarburg und Kirn starten Modellkliniken, die
ersatzkasse magazin.
                      2. Ausgabe 2021
                                                                                                                                                                                               12 /13

                                                                                  sich in den kommenden Jahren zum moder-
                                                                                  nen Gesundheitscampus wandeln sollen – ver-
                                                                                  netzt mit großen, regionalen Kliniken, nieder-
                                                                                  gelassenen Ärzten und weiteren Akteuren des
                                                                                  Gesundheitssystems. Ein Wandel setzt also
                                                                                  ein – wenn auch schleichend.

                                                                                                                                   Foto: vdek/Georg J. Lopata
                                                                                  D
Foto: Andre Bonn/Adobe Stock

                                                                                                azu kommt der Ärztemangel,
                                                                                                der in Rheinland-Pfalz bald
                                                                                                durchschlägt. Alleine 40 Pro-
                                                                                                zent der Hausärzte im Land ste-                             Martin Schneider
                                                                                                hen vor dem Ruhestand, weil                                 Leiter der vdek-Landesvertretung
                                                                                  sie 60 Jahre oder älter sind. Weil gerade die                             Rheinland-Pfalz
                                                                                  ländlichen Gegenden künftige Mediziner
                                                                                  kaum in den Bann ziehen, hat die Landes-
                                                                                  regierung inzwischen eine Landarztquote
                                                                                                                                                          Erwartungen an die neue
                                       Alleine                                    ins Leben gerufen. 14 Studienplätze vergibt                             Landesregierung
                               40 Prozent der                                     Rheinland-Pfalz darüber im kommenden Win-
                                                                                  tersemester 2021/22. In einem neuen Tele-
                                                                                                                                             „Eins vorab: Wir verfügen in Rheinland-Pfalz
                                                                                                                                              über gute Versorgungsstrukturen bei Gesund-

                                Hausärzte im                                      medizin-Projekt testet das Land darüber hin-
                                                                                  aus mit 24 Praxen, Assistentinnen und Assis-
                                                                                                                                              heit und Pflege. Diese zu überprüfen und
                                                                                                                                              zukunftsfest zu machen, wird eine gemeinsame
                                 Land stehen                                      tenten mit der nötigen Technik zu Patienten
                                                                                  fahren zu lassen, Gesundheitsdaten zu erfas-
                                                                                                                                              Aufgabe aller Akteure in der kommenden Legis-
                                                                                                                                              laturperiode werden.
                               vor dem Ruhe-                                      sen und Hausärzte per Videochat zuzuschal-
                                                                                  ten. Im Wahlprogramm nannte die SPD das
                                                                                                                                                           Das heißt konkret: Qualität muss in den Fokus,

                               stand, weil sie                                    Ziel, solche digitalen Sprechstunden flächen-
                                                                                                                                                           und zwar von der Planung bis in die konkrete
                                                                                                                                                           Behandlungssituation. Es gilt, Ressourcen wie
                                                                                  deckend zu ermöglichen. Doch auch hier grei-
                               60 Jahre oder                                      fen die Programme den Kritikern zu kurz.
                                                                                                                                                           Finanzmittel oder Fachpersonal zu konzentrieren,
                                                                                                                                                           um so die Patientensicherheit weiter zu erhöhen.
                                    älter sind.                                   Die Opposition aus CDU, AfD und nun auch
                                                                                  Freien Wählern fordert 200 Medizinstudien-
                                                                                                                                                           Im Flächenland Rheinland-Pfalz ist es besonders
                                                                                                                                                           wichtig, die Versorgung auf dem Land weiterhin
                                                                                  plätze mehr pro Jahr, um Ärzte auszubilden.
                                                                                                                                                           sicherzustellen. Dafür braucht es eine intensivere
                                                                                  Bis die ersten Mediziner über die Landarzt-
                                                                                                                                                           interdisziplinäre Zusammenarbeit. Nicht bedarfs-
                                                                                  quote in Eifel oder Hunsrück arbeiteten, dau-
                                                                                                                                                           notwendige Krankenhäuser können in medizini-
                                                                                  ere es noch zehn Jahre. Ob sich vage grüne
                                                                                                                                                           sche Gesundheitszentren im Verbund von Haus-
                                                                                  Gedanken verwirklichen lassen, neben Mainz
                                                                                                                                                           und Fachärzten umgewandelt werden.
                                                                                  eine zweite Unimedizin aufzubauen, ist nach
                                                                                  der Corona-Krise mit schmaleren Haushal-                               Daneben gilt es, telemedizinische Möglichkeiten
                                                                                  ten fraglich.                                                          wie Videosprechstunden noch stärker als bisher
                                                                                        Ohnehin dominiert die Pandemie weiter-                           einzusetzen. Um das ärztliche Handeln zu unter-
                                                                                  hin die Politik. Denn zum April 2021 stiegen                           stützen, brauchen wir auch mehr nicht-ärztliche
                                                                                  die 7–Tage-Inzidenzen auch im Südwesten                                Praxisassistenten (NäPa‘s) und telemedizinische
                                                                                  der Republik vielerorts über 100. Das Land                             Assistenten (TMA). Die stärkere Nutzung des
                                                                                  will zwar in Modellkommunen erproben,                                  ambulanten Potenzials muss weiter forciert
                                                                                  mehr Öffnungen gegen mehr Tests zu erlau-                              werden, im ersten Schritt durch die auf Bundes-
                                                                                  ben – ähnlich wie im baden-württembergi-                               ebene verhandelte Erweiterung des Kataloges
                                                                                  schen Tübingen. Umsetzen sollen das aber                               ambulant erbringbarer Leistungen. In der Pflege
                                                                                  nur Kommunen, die in der Inzidenz unter 50                             müssen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen
                                   Foto: Klaus Kimmling

                                                                                  liegen. Wann also tatsächlich einige Städte                            bei den im Bundesvergleich in Rheinland-Pfalz
                                                                                  und Kreise den kleinen Schritt in Richtung                             vierthöchsten Eigenanteilen in der stationären
                                                                                  Normalität gehen können, ist mit einem Fra-                            Pflege finanziell entlastet werden. Auch muss
                                                          Florian Schlecht
                                                          Rheinland-pfälzischer   gezeichen verbunden. Das gilt auch für die                             das Land im Krankenhaus- wie im Pflegebereich
                                                          Landeskorrespondent
                                                          für den „Trierischen    rheinland-pfälzische Gesundheitspolitik der                            die Investitionskosten auskömmlich und verant-
                                                          Volksfreund“ in Mainz
                                                                                  kommenden Jahre.                                                       wortungsbewusst übernehmen.“
POLITIK

GESETZGEBUNG                                                                  die Erfüllung von 43 Förderkriterien gebunden,

Klinische
                                                                              welche es bis Ende 2020 zu erfüllen galt. Die
                                                                              Finanzierung von Krebsregistern, die bis dahin
                                                                              nicht alle Förderkriterien erfüllen, geht dann

Krebsregister
                                                                              nach aktueller Gesetzgebung auf die Bundes-
                                                                              länder über. Bis zuletzt verlief der Aufbau der
                                                                              klinischen Krebsregister schleppend, wie das
                                                                              im August 2020 erschienene Gutachten der
                                                                              Prognos AG deutlich machte (s. Abb. 1). Dem-
                                                                              nach hatten zum Stichtag 31. Dezember 2019
Der Aufbau der klinischen Krebsregister ist seit Ende
                                                                              lediglich vier von 18 Krebsregistern alle Förder-
2020 abgeschlossen. Nun steht ein neues Krebsregister­                        kriterien erfüllt. Auch die Prognose zeigte, dass
datengesetz in den Startlöchern, welches unter anderem                        nur bei acht Krebsregistern erwartet wurde,
                                                                              dass sie bis zum 31. Dezember 2020 alle 43 För-
die Weiterfinanzierung der Krebsregister neu regelt.
                                                                              derkriterien erfüllen werden.
/ Text / Theresa Meier, Abteilung Stationäre Versorgung beim vdek                   Die neuesten Berichte zeichnen jedoch
                                                                              ein deutlich positiveres Bild (s. Abb. 2). Bereits
                                                                              bei einer Voraberhebung des Erfüllungs-

I
                                                                              standes im Januar 2021 meldeten nur noch
                                                                              zwei Krebsregister, dass womöglich nicht
            n Deutschland erkrankten im Jahr                                  alle Fördervoraussetzungen erfüllt werden.
            2017 knapp 489.000 Menschen an                                    Doch auch diese beiden Krebsregister haben
            Krebs – 53 Prozent davon Männer.                                  inzwischen gemeldet, dass alle Fördervoraus-
            Zwischen 2006 und 2017 nahm die                                   setzungen erfüllt werden.
            absolute Zahl der Krebsneuerkran-
            kungen, unter anderem bedingt                                        Das neue
            durch den demografischen Wandel,                                     Krebsregisterdatengesetz­
            um 2,7 Prozent zu. Neueste Zahlen
des Jahres 2019 zeigen, dass in Deutschland                                   Der Ablauf der Nachbesserungsfrist und
rund 231.000 Menschen an den Folgen einer
Krebserkrankung starben. Damit ist Krebs die                  Bis zuletzt     auch die ungünstige Prognose machten eine
                                                                              Überarbeitung der gesetzlichen Grundlage
zweihäufigste Todesursache in Deutschland.
     Trotz des medizinischen Fortschritts,
                                                              verlief der     notwendig. Der Entwurf eines Krebsregis-
                                                                              terdatengesetzes, dessen Kabinettsentwurf
der bereits diverse Therapiemöglichkeiten
eröffnet, ist es notwendig, die Behandlungs-
                                                              Aufbau der      nun im Februar 2021 erschien, kommt dieser
                                                                              Notwendigkeit nach. Neben dem Aufbau eines
möglichkeiten Krebskranker weiterzuent-                       klinischen      bundesweit einheitlichen Datensatzes unter
wickeln. Durch die klinischen Krebsregister                                   Verwendung der bestehenden Datenbestände
wird eine systematische und einheitliche                      Krebsregister   der Krebsregister im Zentrum für Krebsregis-
Datenerfassung sichergestellt. Dadurch wird
es Wissenschaftlern ermöglicht, den Einfluss                  schleppend.     terdaten (ZfKD) beim Robert Koch-Institut
                                                                              sieht der Gesetzesentwurf auch umfangrei-
einzelner Krebstherapien auf die Prognose                                     che Änderungen bezüglich der Finanzierung
und die Lebensqualität der Erkrankten hin                                     klinischer Krebsregister vor. Beispielhaft zu
zu untersuchen. Auch wird der Vergleich von                                   nennen sind hier:
Versorgungsqualität in unterschiedlichen Ein-
richtungen ermöglicht. Langfristig können                                     • Auszahlung der Krebsregisterpauschale
diese Erkenntnisse genutzt werden, um die                                       an jedes Krebsregister, das Daten über
Gesundheitsversorgung zu verbessern.                                            eine Krebsneuerkrankung entgegennimmt
                                                                                (Mehrfachauszahlung).
  Erfüllungsstand der Krebsregister                                           • Anteilige Auszahlung der Krebsregister­
                                                                                pauschale zu 85 Prozent (70 Prozent) für
Die gesetzlichen Krankenkassen fördern den                                      2021 bis 2023, wenn die Fördervorausset-
Betrieb der 18 klinischen Krebsregister durch                                   zungen durch das Krebsregister zu 95 Pro-
die Zahlung einer Förderpauschale. Diese ist an                                 zent (85 Prozent) erfüllt werden.
ersatzkasse magazin.
2. Ausgabe 2021
                                                                                                                                                                               14 /15

                                                                                                                                            • Vereinbarung einer abweichenden Förde-
  Abb. 1:                                                                                                                                     rung auf Antrag, wenn dies aufgrund regio­
 Umsetzungsstand der Krebsregister                                                                                                            naler Besonderheiten erforderlich ist, um
                                                                                                                                              90 Prozent der Betriebskosten über die Pau-
 in den Bundesländern                                                                                                                         schale abdecken zu können. Dazu werden
                                                                                                                                              die betroffenen Krebsregister verpflichtet,
                                                                                          39
                                                                                    36
                                                                                                               Anzahl erfüllter               auf Anforderung anonymisierte Daten zur
                                                                                                               Förderkriterien 2017
                                                                                     37                                                       Ermittlung der Betriebs- und Fallkosten
                                                                                      38
                                                                                                    43         Anzahl erfüllter               bereitzustellen.
                                                                                                    43         Förderkriterien 2019
                                                                                                                                            • Jährliche Meldung über die Erfüllung der För-
                                                19
                                                                                               41              Prognose 2020                  dervoraussetzungen an die Landesverbände
                                                                                                    43         (Stand: 19.08.2020)
                                                 20
                                                                                                                                              der Krankenkassen und die Ersatzkassen
                                                                                                               43 Förderkriterien
                                                                                                    43
                                                                                                    43
                                                                                                                                              sowie unverzügliche Meldung, wenn einzelne
                                                                     30                                                                       Fördervoraussetzungen nicht erfüllt werden.
                                                                                               41

                                                                                                                                            V
                                                                                                42
                                                                                          39                                                             iele Punkte des Gesetzesentwurfs
                                                                                                42
                                                                                                 43                                                      wurden vonseiten der Kranken-
                                                                 29
                                                                          32                                                                             kassen positiv bewertet. Insbe-
                                                                                           40                                                            sondere dass bei der Vereinbarung
                                                                      31                                                                                 individueller Krebsregisterpau-
                                                                                                    43                                      schalen nun die Krebsregister Daten zu ihren
                                                                28
                                                                                          39                                                Betriebs- und Fallkosten offenlegen müssen,
                                                                                                42
                                                                                                                                            wirkt sich stark auf die Transparenz und die
                                                                                           40
                                                                                                    43                                      sachgerechten Pauschalen aus. Bereits in der
                                                                                                    43
                                                           26                                                                               Vergangenheit hat ein Gutachten zur Überprü-
                                                                                                42
                                                                                                 43
                                                                                                                                            fung der Pauschalen eine erhebliche Überzah-
                                                                                          39                                                lung der Krebsregister aufgedeckt, der man
                                                                                                    43
                                                                                                    43                                      nun leichter entgegenwirken kann. Auch die
                                                           27,5                                                                             nur anteilige Auszahlung der Krebsregister-
                                                                                      39,75
                                                                                         40                                                 pauschale in den Jahren 2021 bis 2023 wurde
                                                     21
                                                                                35
                                                                                                                                            von den Krankenkassen positiv wahrgenom-
                                                                                          39                                                men. Angesichts des perspektivisch guten
                                                      22                                                  * Gemeinsames
                                                                               34                            KKR Brandenburg-Berlin
                                                                                                                                            Erfüllungsstandes der Krebsregister ist jedoch
                                                                                           40             ** Durchschnitt der dezentralen   fraglich, ob die Übergangszeit von drei Jahren
                                                                                                             KKR Chemnitz Dresden,
                                                                                                             Leipzig und Zwickau            nicht auf ein Jahr abgesenkt werden sollte.
  Quelle: Eigene Darstellung gemäß Prognos AG
                                                                                                                                                  Hinsichtlich der Mehrfachauszahlung der
                                                                                                                                            Krebsregisterpauschale wurde krankenkassen-
                                                                                                                                            seitig bereits umfangreiche Kritik geäußert.
  Abb. 2:                                                                                                                                   Unter anderem rechnen die Krankenkassen
                                                                                                                                            mit einem massiven Ausgabenzuwachs, der die
 Erfüllungsstand                                                      HH
                                                                                                    SH
                                                                                                                   MV                       Solidargemeinschaft unnötig belastet. Denn
 nach der                                                            HB
                                                                                                                                            würden die Krebsregister ihrer Verpflichtung
                                                                                                                                            zu einem digitalen Datenaustausch unterein-
 Voraberhebung
                                                                                                    NI
                                                                                                                                    BE
                                                                                                                         BB
                                                                                                                                            ander nachkommen, bliebe der Aufwand zur
 zum 18.01.2021
                                                                                                              ST
                                                                                    NW                                                      Erfassung einer Meldung gering, und eine
                                                                                                         TH
                                                                                                                        SN                  Mehrfachauszahlung wäre nicht notwendig.
                                                                                               HE                                           Im Jahr 2022 ist eine erste Anpassung der
      Erfüllt
                                                                                RP                                                          Krebsregisterpauschale vorgesehen. Es bleibt
      Ggf. nicht erfüllt                                                                                                                    abzuwarten, inwieweit sich die Mehrfachaus-
                                                                SL                                            BY
                                                                                               BW
                                                                                                                                            zahlung in der Neuberechnung der Krebs­
                                                                                                                                            registerpauschale widerspiegeln wird.
  Quelle: vdek
                                                                                                                                                  Das Krebsregisterdatengesetz soll noch
                                                                                                                                            Mitte 2021 in Kraft treten.
POLITIK

FALLPAUSCHALEN                                                                                                       lernenden Systemen neues Wissen das Han-

 DRG – Ein
                                                                                                                     deln der Beteiligten und damit das Gesamt-
                                                                                                                     system verändern. Beteiligte im DRG-System
                                                                                                                     sind die Krankenhäuser und Krankenkassen

 System mit
                                                                                                                     sowie deren Verbände, aber auch der Gesetz-
                                                                                                                     geber und die Länder. Das Institut für das Ent-
                                                                                                                     geltsystem im Krankenhaus (InEK) erstellt
                                                                                                                     die DRG. Der Handlungsspielraum wird dem

­Zukunft
                                                                                                                     InEK durch die Selbstverwaltungspartner und
                                                                                                                     zum Teil durch den Gesetzgeber vorgegeben.
                                                                                                                     Fehlentwicklungen in der DRG-Finanzierung
                                                                                                                     kann das InEK nur entgegenwirken, wenn es
                                                                                                                     hierzu einen Auftrag erhalten hat.
Die Fallpauschalenvergütung für Krankenhäuser hat mit                                                                     2003 wurde das DRG-System, zunächst
der Ausgliederung der Pflegekosten einen erheblichen                                                                 noch optional, in den deutschen Kranken-
                                                                                                                     häusern eingeführt. Mit der fallbezogenen
Schlag bekommen. Etwa 20 Prozent der Kosten werden                                                                   Vergütung sollte die im internationalen Ver-
nicht mehr fallbezogen über landeseinheitliche Preise,                                                               gleich zu hohe Verweildauer gesenkt werden.
sondern tagesbezogen nach den tatsächlichen Kosten                                                                   Tatsächlich konnte diese fast halbiert werden.
                                                                                                                     Damit standen in den Krankenhäusern viele
eines Krankenhauses finanziert. Zwei unterschiedliche                                                                Betten leer. Die Länder passten im Rahmen
Abrechnungen für ein und denselben Krankenhauspati-                                                                  der Krankenhausplanung die Bettenkapazitä-
enten verursachen hohes Streitpotenzial. Hinzu kommt,                                                                ten nicht an. Die Krankenhäuser nutzten die
                                                                                                                     freien Kapazitäten für die Behandlung weite-
dass die neuen Pflegebudgets der Krankenhäuser das                                                                   rer Patienten. Die Fallzahlen stiegen seither
Problem des Pflegefachkräftemangels nicht lösen können.                                                              kontinuierlich an. Die Krankenhäuser konnten
                                                                                                                     durch den Fallzahlanstieg ihre fixen Kosten
/ Text / Stefan Wöhrmann
                                                                                                                     besser refinanzieren und machten Gewinne.

                                                                                                                       Länder lernen schnell
                                                                                                                     Die Länder haben in diesem lernenden System
                                                                                                                     schnell bemerkt, dass die Krankenhäuser durch
                                                                                                                     steigende Fallzahlen und Einsparungen in der

                                                                    D
                                                                                                                     Pflege, die den größten Kostenblock darstellt,
                                                                                                                     hohe Gewinne erzielen können. Unter diesen
                                                                                        iagnosis Related Groups,     Prämissen stört es weniger, wenn gleichzei-
                                                                                        kurz DRG, sind eigentlich    tig die Investitionsquote reduziert wird. In
                                                                                        kein System, sondern ein     vielen Gesetzen wurden den Krankenhäu-
                                                                                        Instrument oder Werk-        sern nach dem Gießkannenprinzip finanzi-
                                                                                        zeug. DRG sind Teil eines    elle Mittel zugesprochen. Danach wurden
                                                                                        Systems. Spricht man hier-   die Investitionsquoten weiter reduziert.
                                                                                        zulande vom DRG-System,      Die DRG-Finanzierung war über- und die
                                                                                        so versteht man hierunter    Investitions­f inanzierung unterfinanziert. Der
                                                                    den Einsatz der DRG unter ganz bestimmten        ökonomische Druck der Krankenhäuser, die
                                                                    Rahmenbedingungen. Dabei wird übersehen,         untereinander im Wettbewerb stehen, wurde
                                                                    dass die Logik der DRG es erlaubt, diese sehr    immer größer. Das Leistungsgeschehen wurde
            Foto: vdek/Georg Lopata

                                                                    flexibel auszugestalten und anzuwenden.          zwangsläufig an finanziellen und nicht an Ver-
                                                                         Mit der DRG-Einführung wurde als Ziel       sorgungsgesichtspunkten ausgerichtet. Diese
                                                                    festgeschrieben, dass die DRG Teil eines „ler-   Fehlentwicklung hat wenig mit der Logik der
                                                                    nenden Systems“ werden sollten. Lernende         DRG zu tun, sondern in erster Linie mit dem
                                      Stefan Wöhrmann
                                      Abteilungsleiter Stationäre   Systeme werden nicht uneingeschränkt             Investitionsverhalten der Länder, das eine pas-
                                      Versorgung beim vdek
                                                                    positiv gesehen. Grund hierfür ist, dass in      sive Krankenhausplanung befördert hat.
ersatzkasse magazin.
2. Ausgabe 2021
                                                                                                                                                            16 /17

  Pflegeproblematik spitzt sich zu
Die Zahl der Pflegekräfte hielt der Entwick-
                                                   Fördermittel, Gesamtkosten,
lung der Patientenzahlen nicht stand. Die          Ärzte und Pflegekräfte
Arbeitsbelastung in der Krankenpflege stieg        Index (1991 = 100); 1991 bis 2019; Bundesgebiet
kontinuierlich an. Die Ausfallzeiten wurden
größer, und immer mehr Pflegekräfte kehrten
den Krankenhäusern den Rücken. Die Situa­                                                                                                                     250,0
                                                                                                                               Gesamtkosten der
tion im Bereich der Krankenpflege nahm                                                                                           Krankenhäuser
Ausmaße an, die die Politik zum Handeln
veranlasst hat. Daher wurde das Pflegebud-
get beschlossen, das seit 2020 greift. Seitdem
haben allerdings nur die Streitigkeiten zwi-                                                                                                       Ärzte      176,4
schen Krankenhäusern und Krankenkassen
bei der Abrechnung und den Vertragsverhand-
lungen zugenommen. Verschiebebahnhöfe
zwischen dem verbleibenden Fallpauschalen-
und dem neuen Pflegebudget sorgen täglich                                                                                                    Pflegekräfte     105,9
für mehr Zündstoff.

I
                                                                                                                                                              83,6
        n der Vergangenheit hat es diverse
        Hilfsprogramme für die Pflege gege-                                                                     Investitionsfördermittel der Bundesländer
        ben, die Milliarden gekostet, aber
                                                       19 1
                                                       19 2
                                                       19 3

                                                       19 5

                                                       20 9

                                                       20 7
                                                         94

                                                       19 6
                                                       19 7

                                                       20 7

                                                       20 1
                                                       19 8

                                                       20 0
                                                       20 1

                                                       20 3
                                                       20 2

                                                       20 5
                                                       20 4

                                                       20 6

                                                       20 8
                                                       20 9

                                                       20 5
                                                       20 0

                                                         12

                                                       20 3
                                                       20 4

                                                       20 6

                                                       20 8
                                                         19
        nicht zum Erfolg geführt haben.

                                                          1
                                                          9

                                                          1
                                                         9

                                                         0

                                                         1

                                                         1
                                                         1
                                                         9
                                                         9

                                                         1

                                                         1
                                                         9
                                                         9

                                                         0
                                                         9

                                                         9

                                                         1
                                                         0
                                                         0

                                                         0
                                                         0
                                                         0

                                                         0
                                                         0

                                                         0
                                                       19

                                                       20
                                                       19

        Daher fällt die Prognose erneut nüch-      Quelle: Eigene Darstellung und Berechnung nach: StBA und AOLG.
tern aus. Spätestens 2025, wenn die ersten
geburtenstarken Jahrgänge der B   ­ abyboomer
das Rentenalter erreicht haben, werden die                                                                          DRG haben Rettungspotenzial
Pflegestellen nicht mehr in ­ausreichender
Zahl be- oder nachbesetzt werden k     ­ önnen.                                                                Das Pflegebudget kann nicht dazu beitragen,
Gleichzeitig wird die Nachfrage nach Gesund-                                                                   den Pflegepersonalmangel zu beheben. Das
heitsleistungen ansteigen. Alle Versuche,                                                                      DRG-System hingegen kann so angepasst wer-
Pf legepersonal im Ausland anzuwerben,                                                                         den, dass es Anreize setzt, um die Problematik
haben nicht zum erhofften Erfolg geführt.                                                                      abzumildern. Die Ambulantisierung der DRG
Anders ausgedrückt, die Zahl der Personal-                                                                     ist ein denkbarer Weg. Dann aber muss poli-
stellen fällt als Stellgröße zur Behebung des
Pflegepersonalmangels aus. Dann ist nur noch
                                                  Die Zahl der                                                 tisch entschieden werden, wer wann und wo
                                                                                                               ambulante Leistungen zu erbringen hat und
ein Abwerben aus anderen Krankenhäusern
oder anderen Bereichen wie der Altenpflege
                                                  Pflegekräfte                                                 wie diese zu vergüten sind. Auch dem Anreiz
                                                                                                               zur Fallzahlsteigerung kann begegnet werden,
möglich. Letztlich wird es aber nicht besser.     hielt der Ent-                                               wenn die Preise im DRG differenziert werden.
Stellgrößen sind spätestens dann nur noch die                                                                  Krankenhäuser befinden sich in ländlichen
Leistungsmenge und -intensität. Dies bedeu-       wicklung                                                     und städtischen Regionen. Sie kommen in
tet, dass das Fehlbelegungspotenzial in den
Krankenhäusern abgebaut werden muss. Die          der Patienten­                                               der Basis- und der Schwerpunktversorgung
                                                                                                               zum Einsatz oder sind als Fachkrankenhäuser
Verminderung der Krankenhausfallzahl muss
mit einer Ambulantisierung einhergehen.
                                                  zahlen nicht                                                 spezialisiert. Damit haben sie unterschiedli-
                                                                                                               che Vorhaltekosten und Leistungsmengen.
Beide Aspekte binden weniger Pflegeperso-
nal und verschlechtern die Versorgungsquali-
                                                  stand.                                                       Berücksichtigt man dies in der DRG-Kalku-
                                                                                                               lation, so werden die Ungerechtigkeiten in der
tät nicht, im Gegenteil. Hier liegt die Lösung,                                                                DRG-Vergütung beseitigt, die zum Fehlanreiz
und nicht in einem illusorischen Wunschden-                                                                    der Mengenausweitungen maßgeblich beige-
ken, Pflegepersonal einzustellen, das es auf                                                                   tragen haben. Eigentlich ganz einfach, wenn
absehbare Zeit am Arbeitsmarkt nicht mehr                                                                      da nicht die unterschiedlichen Interessen der
geben wird.                                                                                                    Beteiligten wären.
Sie können auch lesen