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Die Zeitung der Wirtschaftskammer Vorarlberg 75. Jahrgang • 11. Dezember 2020 • Nr. 22 Vorarlberg hält zusammen: Gemeinsam meistern wir die Krise!
EINKAUFEN IN VORARLBERG Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft | 2 „Ich kaufe in Vorarlberg, weil ich die Arbeits- plätze schützen möchte und mit meinem Kauf dazu beitrage, dass die Innenstädte nicht aussterben.“ MARCO ROSSI NHL-PROFI EINKAUFEN AM LIEBSTEN IN VORARLBERG Weil unsere Fachhändler auch in dieseen Zeiten persönlich für uns da sind. FOTO: ROBERT HARSON WWW.EINKAUFENINVORARLBERG.AT
KLAR UND DEUTLICH 3 | Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft KLIMAZIELE Klimaschutz mit Hausverstand, Chancen nutzen, Risiken begegnen! Klimaschutz. Wenn wir ambitio- B is vor Kurzem galt das bisherige Kli- maschutzziel der Europäischen Uni- on mit minus 40 Prozent bis 2030 als sehr nierte Klimaziele ambitioniert. Nun soll laut EU-Kommis- wollen, dann braucht sion die CO2-Reduktionsverpflichtung es auch folgerichtige bis 2030 auf 55 Prozent erhöht werden. rung und derWirtschaft erfolgt und nicht Maßnahmen, um sie Das EU-Parlament will minus 60 Prozent, eine Klimapolitik gegen die Bevölkerung erreichen zu können. manche politische Gruppen fordern mi- und dieWirtschaft. Eine solche hat wenig nus 65 Prozent. Die Wirtschaftskammer Aussicht auf Erfolg. Statt dem Motto hö- bekennt sich zum Klimaschutz. Anstatt her, schneller, weiter brauchen wir kon- des Wettlaufs um immer höhere Ziele krete Umsetzungsstrategien: Was ist wie müssen aber die Maßnahmen zur machbar und das unter Erhalt der Wett- CO2-Reduktion im Vordergrund stehen: bewerbsfähigkeit? Zu steileVorlagen ver- Fossile Energien durch nicht fossile erset- stärkenAbwanderungstendenzen in Län- zen. Weniger Energie verbrauchen und der, in denen die CO2-Kosten niedrig die Energieversorgungssicherheit und sind. Es braucht Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit absichern. Klima- Industrie in Europa zu halten. Gerade in schutz und Wirtschaftswachstum müs- Österreich ist sie ein wichtigerTreiber des sen miteinander verknüpft werden, gera- Wohlstands. Hauptbetroffen von den de in der derzeit wirtschaftlich extrem Kostensteigerungen ist die energieinten- herausfordernden Zeit. sive Industrie. Verlagert auch nur ein Teil Das heißt ,wir brauchen eine Klimapo- seine Produktion, hat das massive Folgen litik, die unter Einbindung der Bevölke- für denWirtschafts- und Beschäftigungs- standort. Vielmehr gilt es, den European Green Deal um wichtige Bausteine zu ergänzen. Dazu zählen etwa langfristig ausgerichte- te Investitionsprogramme, die passenden Rahmenbedingungen für dieWasserstoff- produktion und raschere Genehmigungs- verfahren. Denn bei Investitionen in Kli- maschutzprojekte, deren Genehmigung sich über acht bis zehn Jahre zieht -wie bei einer Reihe von aktuellen Projekten der FOTO: I-STOCK Fall - kommen die Investitionen zur Errei- chung der verschärften Reduktionsvorga- ben viel zu spät. Statt des Wettlaufs um immer höhere Ziele braucht es geeignete Rahmen- bedingungen für klimafreundliches Verhalten.
TOP LEISTUNG Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft | 4 ORF VORARLBERG Rekord: „Licht ins Dunkel“ Zum Auftakt der diesjährigen ORF-Initiative „Licht ins Dunkel“ unterstützte der ORF Vorarl- berg die Aktion mit einem 24-Stunden-Spenden- tag bei ORF Radio Vorarlberg. Dabei kam ein Rekord-Spendenergebnis von 218.940 Euro zusammen. Das Spendengeld kommt dieses Jahr neben dem Soforthilfefonds unter anderem dem „Sunnahof Tufers“ zugute. Der „Sunnahof“ ist vor allem wegen seiner Vielfalt von Arbeitsmög- lichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen einzigartig. Für die Begleitung und individuelle Weiterentwicklung der Bewohner/-innen engagieren sich kompetente und hoch motivierte Teams. Der Bio-Bauernhof der Lebenshilfe Vorarlberg ist beispielhaft für eine nachhaltige foto: LebeNshiLfe VorarLberg/UDo mitteLberger und zukunftsweisende Arbeit mit und von Menschen mit Beeinträchtigungen. Markus Klement, Landesdirektor ORF Vorarlberg: „Es ist nicht selbstverständlich, dass es gerade in diesem Jahr eine neue Rekord-Spendensumme für die ORF-Initiative ‚Licht ins Dunkel‘ in Vorarlberg gibt. Das beweist einmal mehr den starken Zusammenhalt der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger. Ich möchte mich bei allen Spender/-innen sowie beim gesamten Team des ORF Vorarlberg sehr herzlich für diesen gemein- samen großartigen Erfolg bedanken!“
5 | Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft INHALT Schwerpunkte d!"#"$ a%#&'(": 6 THEMA. Wintersaison: Entkoppelung von Tourismus macht der Seilbahnwirtschaft Sorge. Tourismusbranche fordert Rechtssicherheit, Investitionsschutz und Planungsi- cherheit für die kommenden Monate. 14 Handel.Lokal.Digital. Das Konzept „Handel im Wandel“ beinhaltet auch ein modulares Bildungs- und Beratungsangebot für Vorarlberger Betriebe. 16 Im Interview. Markus Comploj, CEO der Getzner Holding und Obmann der Sparte Industrie, über die aktuellen Herausforderungen der Sparte in der Corona-Krise. 102 Extra. Fensterputz oder Fassadenreinigung, Gebäudereinigung sowie Pflege und Sicherung von Betriebsstätten samt Schneeräumung – da müssen Profis ran. KOMMENTAR Was wir jetzt brauchen, ist ein Mehr an Gemeinsamkeit! Liebe Unternehmerin, lieber Unternehmer! Es war ein überaus herausforderndes Jahr, das sich dem Ende zuneigt; ein Jahr, das alle Bereiche des Lebens erfasst und Land und Leuten kollektiv vieles abverlangt hat. Es war ein Jahr, in dem die Erkenntnis gewachsen ist, dass nichts selbstverständlich ist; was zuvor als gegeben erachtet worden war, wird heute mit einer neuen Nachdenklichkeit gesehen. Und dieses Jahr hat uns gelehrt, dass wir lernen müssen, mit dem Virus zu leben. Von einer Normalität kann also noch länger keine Rede sein. An der Prämisse hat sich nichts geändert: Gesundheitliches Wohl und wirtschaftliche Vernunft müssen im Rahmen einer neuen Kultur des Ermögli- chens in Einklang gebracht werden. Eine Kultur, die klare Spielregeln und damit Planbarkeit vorgibt. Das ist nämlich eine der Grundvoraussetzungen für einen Hans Peter Metzler erfolgreichen Restart der Wirtschaft. Darüber hinaus müssen wir uns jetzt WKV-Präsident fragen, wie gut wir als Ganzes aufgestellt sind: als Gesellschaft, als Wirtschaft, aber auch als Politik und Verwaltung. Wir leben in einem Land, das sich wie kaum ein anderes auf eine starke Gesellschaft und auf eine starke Wirtschaft stützen kann – und nur deshalb „Wir müssen uns jetzt fra- überhaupt dazu imstande ist, sich dem Kommenden in einer Position der Stärke gen, wie gut wir als Ganzes zu stellen. Vorarlberg hat eine resiliente Basis, Vorarlberg hat innovative Unternehmen und hervorragende Arbeitnehmer, tolle Regionen und starke aufgestellt sind: als Gesell- Gemeinden. Aufbauend auf diesem starken Fundament werden wir diese Krise schaft, als Wirtschaft, meistern. Was wir jetzt brauchen ist ein Mehr an Gemeinsamkeit, um den Herausforderungen konsequent begegnen zu können. Unter allen Umständen aber auch als Politik und gilt es, einen erneuten Lockdown zu verhindern. Nur mit gemeinsamer Disziplin foto: stuDio faschiNg Verwaltung!“ beim Einhalten der Schutzmaßnahmen können wir das meistern Die Corona-Krise führt uns unmissverständlich vor Augen, dass der Mensch nicht als Einzelkämpfer gegen das Virus und seine Folgen ankommt, sondern nur als Teil einer Gruppe, als Teil der Gesellschaft.
Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft | 6 thema Vorarlberger Wintersaison auf die Skigebiete aus: Der Tourismus in Vorarlberg ist in einem hohen Maß vom Übernachtungsgast abhängig – was unter normalen Umständen mit großenVorteilen, in Zeiten von wie etwa deutlichwenigerVerkehrsaufkommen,verbun- den ist. Da die Hotellerie bis Jänner geschlossen hat, bricht diese Gästegruppe nun aber ebenfalls in den Ski- gebieten komplett weg. „Wir hätten uns einen flexible- Corona ren Ansatz gewünscht, der die Tourismusstruktur in Vorarlberg und auch die Bedürfnisse der Einheimischen besser berücksichtigt. In diesem Sinne wäre folgende Lösung sinnvoll gewesen: Jene Skigebiete, die haupt- sächlich einheimische Gäste haben, können ihren Be- trieb aufnehmen und jene, die größtenteils vom Über- Winter 2020/2021. Entkoppelung vom Tourismus bereitet nachtungsgast abhängig sind, können geschlossen der Seilbahnwirtschaft Sorgen. Tourismusbranche fordert halten“, sagt Gapp. Da dies nun nicht der Fall ist, stehen Rechtssicherheit, Investitionsschutz un Planungssicherheit für die die Skigebiete vor einem wirtschaftlichen Balanceakt. kommenden Monate. „In der ersten Zeit werden einige Skigebiete vermutlich nicht alle Anlagen öffnen können, da dies unter den ge- gebenen Umständen aus wirtschaftlicher Perspektive einfach nicht möglich ist“, erklärt der Fachgruppenob- mann. N un ist es gewiss: Die Vorarlberger Bergbahnen dür- fen ihren Betrieb zu Weihnachten aufnehmen. Um die finanziellen Verluste abzufedern, die mit diesem Massiver Einbruch Eine Blitzumfrage innerhalb der Vorarlberger Touris- verspäteten Saisonstart verbunden sind, erhalten sie musbranche zeigt einen massiven Einbruch bei den Bu- eine Entschädigung vom Bund. Gleichzeitig dürfen je- chungen für die kommende Wintersaison an. Die Vor- doch Hotellerie und Gastronomie erst am 7. Jänner 2021 schauen von 144 befragten Hotelbetrieben ergeben eine wieder öffnen. Somit gibt es in den ersten zwei Wochen voraussichtliche Bettenauslastungvon durchschnittlich keine Einkehrmöglichkeiten am Berg. „In erster Linie 14,1 Prozent in den Monaten Dezember 2020 bis Ende freuen wir uns natürlich, dass wir überhaupt aufsperren April 2021. Im Vorjahr wurden hingegen bereits Ende „Wir hätten uns dürfen. Auch der Umsatzersatz ist eine gute Lösung“, November Bettenauslastungen von 52,9 Prozent für die einen flexibleren betont Andreas Gapp, Fachgruppenobmann der Vorarl- gesamteWintersaison 2019/20 registriert. Die Befragung Ansatz gewünscht, berger Seilbahnen, ergänzt jedoch: „Was wir allerdings wurde im Zeitraum vom 27.11. bis 1.12. – also vor Verkün- der die Tourismus- mit Sorge sehen, ist die Entkopplung von Tourismus, dung der neuen Maßnahmen der Regierung – durchge- struktur in Vorarl- Gastronomie und Seilbahnen – das sind Puzzlestücke, führt. Die befragten Vorarlberger Tourismus-Unterneh- berg und auch die die einfach zusammengehören. Die Gastronomie am men schätzen die Geschäftsentwicklung und die Bedürfnisse der Berg nimmt eine ganz andere Funktion ein als unten im Marktchancen in der Wintersaison 2020/21 mit schlecht Einheimischen Tal. In den Skigebieten finden die Emotionen auf der (31,34 Prozent) bis sehr schlecht (42,79 Prozent) ein. Vor Piste statt, im Schwung in der Kurve. Die Verpflegungs- allem die derzeitigen politischen Aussagen in Nachbar- foto: oberstDorf · KLeiNWaLsertaL berGbahNeN besser berücksich- tigt.“ einrichtungen dienen in erster Linie dazu, sich aufzu- ländern wirken sich demnach sehr stark bis stark auf das wärmen, zu rasten und Energie zu tanken. Dass es hier Buchungsverhalten (75,12 Prozent) sowie auf Stornie- Andreas Gapp Seilbahn-Obmann keine angemessenere Lösung für die Skigebiete gibt und rungen (74,13 Prozent) aus. Einziger kleiner Lichtblick ist Wintersportler bis Anfang Jänner komplett auf Einkehr- demnach die Sommersaison, welche eine gute (43,28 möglichkeiten am Berg verzichten müssen, ist wenig Prozent) bzw. eine sehr gute Geschäftsentwicklung (6,47 nachvollziehbar.“ Prozent) erwarten lässt. Mehrheitlich wenig bis nicht zufrieden sind die Befragten bisher mit den Unterstüt- Wirtschaftlichkeit wird zum Balanceakt zungsleistungen und Lösungsvorschlägen der Landes- Dass derTourismus und die Seilbahnen voneinander politik (42,29 Prozent) bzw. der Bundespolitik (55,22 entkoppelt werden, wirkt sich auch auf anderer Ebene Prozent).
7 | Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft THEMA „Was wir allerdings mit Sorge sehen, ist die Entkopp- lung von Tourismus, Gastronomie und Seilbahnen – das sind Puzzlestücke, die einfach zusammengehören.“ Andreas Gapp Obmann Vorarlberger Seilbahnwirtschaft foto: sepp mallauN - Vorarlberg tourismus foto: Dietmar Walser - _alpeNregioN bluDeNz tourismus gmbh Seilbahnen dürfen ab dem 24. Dezember öffnen, die Hotels und Gastronomiebetriebe müssen bis 7. Jänner 2021 geschlossen halten. foto: istock Blitzumfrage zeigt einen massiven Einbruch bei den Buchun- gen für die kommende Wintersaison an. Umsatz- und Fixkostenersatz bringen gewisse der Rechtssicherheit und glaubwürdigen Investitions- Planbarkeit schutz. Letzterer sollte nicht nur für global agierende „Angesichts dieser Zahlen wird einem bewusst, dass Großkonzerne, sondern auch für heimische Unterneh- eine ganze Branche bis EndeApril ums nackte Überleben men gelten. Schließlich bewältigen wir seit Jahrzehnten kämpfen muss. Dabei bringt zumindest der jetzt vorge- eine der höchsten Steuerquoten innerhalb Europas und sehene Umsatzersatz von 50 Prozent bis Ende Dezember können unsere Betriebsstätten nicht einfach ins Aus- gemeinsam mit dem Fixkostenersatz ab 1. Januar eine land verlagern.“ „Uns als Unterneh- gewisse Planbarkeit für die Betriebe.Wir müssen jedoch mern fehlen innerhalb der Branche viel mehr differenzieren, wer wie Ohne Küche kein Tourismus volks- und betriebs- stark von den doch massiven Einschränkungen auf- Mike Pansi, Fachgruppenobmann der Vorarlberger wirtschaftliche grund von Covid-19 betroffen ist“, sagt Markus Kegele, Gastronomie: „Für uns ist klar, dass es keinenTourismus Perspektiven. Wir Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft. ohne Küche gibt.“ Aus unzähligen Gästebefragungen Er appelliert insbesondere an die Politik, sich grenzüber- und Studien wisse man, dass es neben der Natur gera- haben in der schreitend für das Ende von Reisewarnungen, Grenzbar- de die Österreichische Kulinarik und Gastfreundschaft Vergangenheit mit rieren und Quarantänepflichten einzusetzen, weil Vor- seien, die einen USP darstellen (siehe auch Seite 24). hohen Risiken in arlberg zu über 90 Prozent vom ausländischen Gast „Wir arbeiten daher jetzt schon ein einigen kreativen den Wirtschafts- abhängig ist. Jetzt komme es darauf an, das Tourismus- Ideen und Konzepten, die wir, sobald wir ohne Auflagen standort Österreich marketing im Land und die Österreich Werbung auf die wieder aufsperren können, umsetzen wollen“, erklärt investiert. Dafür Zeit nach Mitte Jänner bis April auszurichten. Pansi. Auch in Sachen Ausbildung hat der Fachgrup- brauchen wir penobmann eine klare Meinung: „Gerade um den mas- wieder Rechtssi- Branchenvertreter fordern Rechtssicherheit und siven Einschnitten, die dieses Jahr die Branche und die cherheit und Investitionsschutz Vorarlberger Ess-Kultur und Kulinarik hinnehmen muss- glaubwürdigen Markus Kegele kann diese Skepsis nachvollziehen, ten, entgegenzutreten, gilt es den Regionalen Campus Investitionsschutz.“ weil noch nicht klar ist, wie es im Jahr 2021 mit der Bran- und die touristische Ausbildung mehr denn je rasch auf foto: freDerick sams Markus Kegele che weitergeht: „Uns als Unternehmern fehlen volks- die Straße zu bringen.“ Man müsse in die Bildung und Tourismus-Obmann und betriebswirtschaftliche Perspektiven. Wir haben in die Zukunft investieren. Es gehe hier auch um die Nach- derVergangenheit mit hohen Risiken in denWirtschafts- haltigkeit der Berufe in der Branche Gastronomie. standort Österreich investiert. Dafür brauchen wir wie- Simon Groß/Herbert Motter
MAGAZIN Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft | 8 DATEN & FAKTEN Zahlen spiel Lebensmittel sind kostbar! In Vorarlberg wird ein grundsätzlich guter Umgang mit Lebensmitteln gepflegt. Man achtet besonders auf Qualität, Regionalität und die Bedeutung der Wertschöpfungs- ketten. Wenngleich viel gegen Lebensmittelverschwendung unternommen wird – Verbesserungspotenzial gibt es immer. eine Million Tonnen 11 Kilogramm Lebensmittel werden in In Vorarlberg landen jährlich rund 4.000 Österreich jährlich Tonnen noch genießbare Lebensmittel im weggeworfen. Restabfall. Das sind pro Einwohnerin und Einwohner rund elf Kilogramm. Über die Hälfte davon stammt aus privaten Haushalten. 300 Euro Jeder durchschnittliche Vorarlberger Haushalt wirft somit rund 300 Euro pro Jahr weg. Hochgerechnet auf alle Haushalte sind das 45 Mio. Euro. „Nimm’s mit. Es ist einfach zu gut!“ Von wegen... Die Genuss-Box ist eine 2017 gegründete Initiative des Landes ...der Lebensmittelhandel dürfe Vorarlberg in Kooperation mit der Sparte Tourismus und Freizeit- Lebensmittel nicht spenden. wirtschaft der Wirtschaftskammer. Fakt ist: Soziale Einrichtungen bekommen vom Handel und Seit dem Start sind aus den 328 teilnehmenden Betrieben schon Produzenten hunderte Tonnen mehr als 133.000 Genuss-Boxen (rund 3.000 Stück im Monat) nicht mehr verkaufsfähige, aber nach Hause mitgenommen worden. voll genussfähige Lebensmittel! Pro Woche werden vom Verein „Tischlein Deck Dich“ mit zehn Fahrzeugen ca. 25-30 Tonnen Lebensmittel in Vorarlberg bewegt. Die gemeinnützige Organisation wird von zahlreichen Partner- betrieben aus Handel und Produktion sowie Sponsoren aus verschiedenen Branchen unterstützt. WasserWirtschaft/laND Vorarlberg/gemeiNDeVerbaND.at/geNussbox.at/ Quelle: buNDesmiNisterium für laND- uND forstWirtschaft, umWelt uND umWeltV.at/tischleiN-DeckDich.at; grafik: istock/simoN gross Was im Abfall landet: Den mit Abstand höchsten massebezogenen Anteil mit knapp 50 Prozent haben Obst und Gemüse, es folgen Brot und Backwaren, weiters Wurst und Selchwaren, Halbfertig- und Fertigprodukte, Molkereiprodukte sowie Frischfleisch und -fisch. Tipp! Weitere Informationen zur Initiative „Lebensmittel sind kostbar“: bit.ly/WKO-Lebensmittel
9 | Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft PROMOTION/MAGAZIN Mobiles Arbeiten Jetzt Wortwörtlich Probe fahren Den Arbeitsplatz der Zukunft? Gibt’s jetzt auch auf vier Rädern. Dank optional erhältlichen Ausstattungen wie dem Digital Cockpit und der Sprachsteuerung ist der neue Caddy Cargo bestens vernetzt. Und auf Wunsch wird er mit dem umklappbaren Beifahrersitz im Handumdrehen zum mobilen Büro mit praktischer Arbeitsfläche. Der neue Caddy Cargo. Bereit für alles, was kommt www.vw-nutzfahrzeuge.at Verbrauch: 4,8 –5,1 l/100 km, CO2-Emission: 127– 150 g/km. Symbolfoto. Schenken ken Sie ©Markus Gmeiner GENUSS D ENU SS Das steuerfreie Geschchenk k für Ihre MitarbeiterInne en. Mit der Initiative „Vorarlberg isst...“ unterstützen Sie Ihre MitarbeiterInnen und gleichzeitig die Gastronomie Vorarlbergs in dieser schwierigen Zeit. Schenken Sie Ihren MitarbeiterInnen statt der Weihnachtsfeier Genussgutscheine und helfen damit einer ganzen Branche. DANKE sagen und Mehrwert schaffen. Mit dem Genuss-Gutschein bis zu € 365 pro MitarbeiterIn im Jahr steuerfrei absetzen.
Nr. 22 • Dezember 20200 • Die Wirtschaft | 10 magazin RE-USE-BOX Aussortieren und REGIONALES WACHSTUM ÖFFI-ANGEBOTE Neuer ÖV-Fahrplan Gutes tun Überdurchschnittli- 2021 präsentiert che Zunahme der Viele Haushaltsgegenstände und Eine Vielzahl von Verbesserungen Elektrogeräte, die man nicht mehr Wirtschaftsleistung erwartet auch in diesem Jahr braucht, sind deutlich zu schade wieder die BenutzerInnen von Bus zum Wegwerfen. Viel sinnvoller ist Im Jahr 2019 verzeichneten laut und Bahn in Vorarlberg. Vor allem es, sie in den kommunalen Sammel- Statistik Austria alle Bundesländer PendlerInnen können sich auf noch stellen für Re-Use (Wiederverwen- ein positives reales Wachstum des mehr frühere und schnellere den) abzugeben. Caritas, Lebenshil- Bruttoregionalprodukts (BRP) Verbindungen verlassen. fe und Integra bieten die zwischen 0,8 Prozent und 2,0 So können ab Fahrplanwechsel am aussortierten Schätze dann zu Prozent – bei einer Steigerung des 13.Dezember 2020 Betriebsgebiete einem günstigen Preis in ihren österreichischen Bruttoinlandspro- in Lustenau und Götzis noch Shops an. Die Re-Use-Box erhält dukts (BIP) von 1,4 Prozent. Die bequemer erreicht werden. man in den ASZ Bludenz, Hofsteig, Steiermark wies 2019 mit zwei Fahrgäste aus dem Montafon Vorderland, Feldkirch, Königswiesen Prozent den stärksten realen Anstieg können auf zwei Drittel der fotos: matthias WeisseNgruber fotografie istock, marcel hageN, marek kNopp und im Bauhof Bregenz. Das aller Bundesländer auf. Auch in den Verbindungen ohne umzusteigen Pilotprojekt läuft zunächst ein Jahr westlichen Bundesländern Tirol, bis nach Lindau fahren. StudentIn- lang. Bewährt sich die Sammlung Vorarlberg und Salzburg war der nen profitieren von einem neuen „Die EU-Klima-Ziele mit den Re-Use-Boxen, könnte das produzierende Bereich ausschlagge- Railjet in der Früh nach Innsbruck. Projekt bereits 2022 auf ganz bend für die überdurchschnittliche vmobil.at und wie sie umge- Vorarlberg ausgeweitet werden. Zunahme der Wirtschaftsleistung. In setzt werden, Tirol ist die starke Entwicklung des entscheiden Baus hervorzuheben, während in darüber, ob wir in Salzburg und besonders in Vorarl- berg die Herstellung von Waren das zehn Jahren noch Wachstum ankurbelte. eine energieinten- sive Industrie mit der heutigen Bedeutung in Österreich haben werden oder nicht.“ Karlheinz Kopf WKÖ-Generalsekretär Jawohl! Nein danke! Wirtschaftshilfen: Österreich führt im Warum jeder internationalen Vergleich einzelne Einkauf zählt Österreich liegt beim Ausmaß der Fiskalmaßnahmen, also zusätzli- Jeder einzelne Einkauf – stationär oder digital – bedeutet auch einen chen Ausgaben und Steuererleichterungen, die als Reaktion auf die Beitrag für die (regionale) Wirtschaft. Welche Dimension das Einkaufsverhal- Covid-19-Krise umgesetzt wurden, laut dem Internationalen Währungs- ten aber in Summe erreichen kann, ist den Wenigsten bewusst. Ökonom fonds (IWF) mit 9,5 Prozent des BIP auf Platz 1 in der EU. International Friedrich Schneider hat errechnet, dass dem österreichischen Fiskus heuer wird das Land vereinzelt z.B. von den USA überboten. Der Durchschnitt bis zu 680 Millionen Euro an Mehrwertsteuer-Einnahmen durch ausländische der EU ist fünf Prozent. Im Economic Support Index der Universität Onlinehändler entgehen werden. „Sehr viel Geld, das gerade in Zeiten wie Oxford, in dem das Ausmaß der Wirtschaftshilfen quantifiziert wird, diesen – mit milliardenschweren Finanzhilfen – dem Staatshaushalt dringend zeigt sich, dass Österreich früh stark reagiert hat, konstant ein sehr fehlt“, macht er deutlich und nennt die Steuerbefreiung von Kleinsendungen hohes Niveau hielt und dieses im Oktober weiter ausgebaut hat. und falsche Warenwert-Deklarationen als Ursachen. Bis endlich europaweite Bisher wurden knapp 27 Milliarden Euro an Wirtschaftshilfen finanzpolitische Maßnahmen kommen, sollte sich jede/-r Einzelne genau gewährt bzw. ausgezahlt. (moh) überlegen, auf welcher Plattform er/sie den „Kaufen“-Button drückt. (ba)
11 | NR. 22 • DEZEMBER 2020 • DIE WIRTSCHAFT PROMOTION a Unser elektrisierendes Angebot für Unternehmer: Die voll förderfähigen eVans von Mercedes-Benz. eVito eVito eSprinter EQV 300 Kastenwagen Tourer Kastenwagen lang Reichweite bis zu 152 km Reichweite bis zu 360 km Reichweite bis zu 157 km Reichweite bis zu 348 km Listenpreis exkl. MwSt. 43.170 € 59.650 € 54.560 € 68.760 € ‒ E-Mobilitätsbonus 2021 Importeursanteil 1 –2.000 € –2.000 € –2.000 € –2.000 € ‒ Covid19-Investitions- prämie iHv 14 % 2 –5.760 €* –8.070 €* –7.360 €* –9.350 €* ‒ E-Mobilitätsförderung 2021 (Bund) 3 –10.500 € –10.500 € –10.500 € –10.500 € = Angebotspreis abzgl. aller Förderungen exkl. MwSt. 24.910 € 4 39.080 € 4 34.700 € 4 46.910 € 4 Alle Preise exkl. MwSt. vorbehaltlich Änderungen und Fehler. * Werte geringfügig auf-/abgerundet. Stromverbrauch eVans Range WLTP kombiniert: 26,3–40,2 kWh/100 km5, elektrische Reichweite WLTP kombiniert: 135–361 km (eVito), 101–157 km (eSprinter), 346–353 km (EQV)5, CO2-Ausstoß: 0 g/km 1 E-Mobilitätsförderung 2021 Importeursanteil idH. von EUR 2.000,– exkl. MwSt. 2 Covid19-Investitionsprämie: Förderhöhe idH von 14% der Investitionskosten, als nicht-rückzahl- barer Zuschuss. Elektro-Fahrzeuge (BEV) sind förderfähig. Antragsstellung von 01.09.2020 bis 28.02.2021 via foerdermanager.aws.at des Austria Wirtschaftsservice (aws). Investitionszeitraum von 01.08.2020 bis 28.02.2022. Investition muss vor dem 01.03.2021 begonnen werden. Als Beginn gelten: Bestellungen, Lieferungen, Anzahlungen, Zahlungen, Rechnungen, Abschluss des Kaufvertrags. Covid19-Investitionsprämie ist uneingeschränkt kombinierbar mit Bundesförderung (E-Mobilitätsförderung 2021) und Landesförderungen für Elektromobilität. 3 Förderangebot für Betriebe, Gebietskörperschaften und Vereine. Fahrzeug muss bis 31.12.2021 erworben und zugelassen sein. Nähere Infos zu den aktuellen Förderungen finden Sie unter: www.umweltfoerderung.at. Voraussetzung für alle Förderangebote E-Mobilität: 100 % Strom aus erneuer- baren Energieträgern, Förderhöhen sind Pauschalsätze (mit maximal 30 % der förderfähigen Kosten begrenzt). 4 Preise gültig bis 31.12.2021 bzw. bis auf Widerruf. 5 Stromverbrauch und Reichweite wurden auf der Grundlage der VO 2017/1151/EU ermittelt. Stromverbrauch und Reichweite sind abhängig von der Fahrzeugkonfiguration. Die tatsächliche Reichweite ist zudem abhängig von der individuellen Fahrweise, Straßen- und Verkehrsbedingungen, Außentemperatur, Nutzung von Klimaanlage/Heizung etc. und kann ggf. abweichen. Schneider Automobil GmbH Autorisierter Mercedes-Benz Vertriebs- und Servicepartner, Nutzfahrzeugcenter 6840 Götzis, Lastenstraße 57, Tel. 0 55 23/57 5 50, 6850 Dornbirn, Ludwig-Kofler-Straße 1, Tel. 0 55 72/22 1 60-0, www.mbschneider.at
MAGAZIN Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft | 12 AKTUELL Wissenswertes Überblick. Die Nachrichtenlage verändert sich aktuell sehr rasch – wir haben an dieser Stelle wichtige Fakten, Informationen und Anlaufstellen für Sie zusammengestellt. FAQ Coronavirus Expertinnen und Experten der Wirtschaftskammer Österreich haben die Antworten auf die häufigsten Fragen rund um Corona im betrieblichen Alltag umfassend Baden-Württemberg & Bayern: Einreise-Quarantäneverordnungen und übersichtlich zusammenge- fasst – von A wie Ausgangsregelun- Wie bereits im Oktober von Deutschland angekündigt, Aktuelle Situation gen bis Z wie Zahnradbahnen: wurde zwischenzeitlich die Pflicht zur digitalen Einreisean- Am 9. Dezember 2020 wurde seitens Bayern die wko.at/service/faq-corona- meldung eingeführt. Neuesten Auslegungen zufolge Ausnahme (von der Quarantänepflicht und Mitfüh- virus-infos betrifft die Anmeldepflicht nun teilweise auch Personen, rungspflicht eines Covid-Tests) für Kurzaufenthalte im welche laut der jeweiligen Einreise-Quarantäne-Verord- Rahmen des Grenzverkehrs außer Kraft gesetzt. nung (EQV) von der Quarantänepflicht ausgenommen Folglich ist in Bayern nun auch für kurze berufliche sind. Ausnahmen von der Einreiseanmeldung gelten Einreisen ein negativer Covid-Test (bei der Einreise nicht lediglich für Durchreisen, Kurzaufenthalte im Rahmen des älter als 48 Stunden; PCR- oder Antigen-Test) notwendig. Grenzverkehrs (< 24 Stunden, nur Baden-Württemberg) Private Einkaufsfahrten sowie Fahrten zu Paketstationen sowie berufliche Waren- und Personentransporte. in Bayern sind nicht mehr erlaubt. Nunmehr ist demnach auch für zwingend notwendige und Detaillierte Infos finden Sie online: wko.at/service/ unaufschiebbare berufliche Einreisen sowie für Einreisen aussenwirtschaft/coronavirus-situation-in-deutschland von Grenzgängern eine Einreiseanmeldung abzugeben. Für Fragen steht auch das Team der Außenwirtschaft Die Einreiseanmeldung kann digital bzw. mittels Ersatzfor- Vorarlberg zur Verfügung: t +43 5522 305-253, mular vorgenommen werden: einreiseanmeldung.de aussenwirtschaft@wkv.at Gelockerte Corona- Lehrlingsstatistik „Restart“ des Vorarlberger Handels Maßnahmen November 2020 Der Handel hat seit 7. Dezember unter strengen Auflagen – Zehn-Quadrat- Mit Anfang dieser Woche Die Situation auf dem Lehrstellen- meter-Beschränkung pro Kunde, Einhaltung des Sicherheitsabstands sowie (7. Dezember) sind zahlreiche neue markt hat sich mit Stand Ende verpflichtendes Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in den Geschäften – Regelungen in Kraft getreten. Die November weiter stabilisiert: Die wieder geöffnet. „Wir tragen die Sicherheitsmaßnahmen selbstverständlich Eckpunkte der Verordnung finden Gesamtzahl der Lehrlinge liegt mit, weil für uns die Gesundheit unserer Mitarbeiter/-innen und Kun- Sie - sortiert nach Branchen und österreichweit nur knapp unter dem den/-innen oberste Priorität hat. Damit können wir den Konsument/-innen Bereichen - online unter: Vorjahreswert. In den Ausbildungs- ein entspanntes vorweihnachtliches Einkaufsvergnügen bieten“, betont bit.ly/Eckp_Verordnung betrieben gab es 101.867 Lehrlinge. Spartenobfrau Carina Pollhammer. Die Sparte Handel hat dazu den Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Maßnahmenkatalog für „Sicheres Aufsperren im Handel“ erarbeitet: wko. Rückgang um 0,5 Prozent. at/branchen/handel/massnahmenkatalog-sicheres-aufsperren-handel
13 | NR. 22 • DEZEMBER 2020 • DIE WIRTSCHAFT PROMOTION RAIFFEISEN Immer mehr Vorarlberger wollen ihr Geld nachhaltig veranlagen. Analysten nehmen des- Raiffeisen Nachhaltigkeitsfonds halb das Angebot der heimischen Banken ge- nau unter die Lupe. ausgezeichnet D as Forum NachhaltigeGeldanlagen in Berlin hat jetzt die besten Nachhaltigkeitsfonds ausgezeichnet:Alle 14 Nachhaltigkeitsfonds von Raiffeisen erhielten die Höchstnote. Raiffeisen beweist sich damit abermals als Qualitätsführer bei der nachhaltigen Geldanlage. „Wenn das Forum Nachhaltige Geldanlagen als eines der renommiertesten Institute gleich allen unseren nachhaltigen Fondsprodukten höchste Qualitätsstan- dards bescheinigt, hat es eine enorme Aussagekraft“, so Wilfried Hopfner. Dabei betont derVorstandsvorsitzende der Raiffeisenlandesbank Vorarlberg eines: „Wir selbst stellen die höchsten Ansprüche an unsere Nachhaltig- keitsfonds. Dessen kann sich jede Kundin und jeder Kun- de von Raiffeisen sicher sein.“ 14 Mal Bestnote Das Forum Nachhaltige Geldanlagen zeichnete nun alle 14 Nachhaltigkeitsfonds von Raiffeisen mit der Best- note von drei Sternen aus. Damit hat keine Fondsgesell- schaft in Österreich, Deutschland, Liechtenstein oder der Schweiz mehr „3-Sterne“-Produkte in ihrem Portfolio als Raiffeisen. Dort hat man in den vergangenen Jahren das Angebot an Nachhaltigkeitsfonds Stück für Stück ausge- baut. ESG heißt das Stichwort dazu: Der Begriff steht für Environmental, Social, Governance – die Kriterien für nachhaltige Investments. „Wirverfolgen eine anspruchs- KommR Betriebsökonom Wilfried Hopfner, volle und umfassende ESG-Strategie“, unterstreicht Wil- Vorstandsvorsitzender Raiffeisenlandes- bank Vorarlberg Foto: Studio Fasching fried Hopfner. Die Besten unter vielen Die Nachfrage nach Nachhaltigkeitsfonds wächst im- mer mehr. Raiffeisen kommt dies zugute, schließlich sind genossenschaftliche Regionalbanken wie selbstver- ständlich auf Nachhaltigkeit aus. Die wachsende Nach- frage erkennen auch andere Bankhäuser und erweitern in Atomkraft, Kohlebergbau, bedeutsame Kohleverstro- KONTAKT ihr Angebot. Auszeichnungen von Analysten bieten hier mung, Fracking, Ölsande sowieWaffen und Rüstung sind eine gute Orientierungsmöglichkeit, nehmen sie doch tabu. Nur wer den strengen Beurteilungen der Analyse- schauplatz-börse.at die Finanzprodukte der Banken genau unter die Lupe. institute wie dem Forum Nachhaltige Geldanlage stand- Die Unternehmen, in welche die Fonds investieren, wer- hält, bekommt die Bestnoten wie Raiffeisen. den auf Transparenz, die Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz, Korruptionsbe- kämpfung und einiges mehr untersucht. Investitionen
MAGAZIN Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft | 14 HANDEL HANDEL. Projekt. Das Konzept „Handel im Wandel“ beinhaltet auch ein modulares Bildungs- und Beratungsangebot für LOKAL. Vorarlberger Betriebe: Gestartet wird das Projekt HANDEL.LOKAL.DIGITAL. im DIGITAL. neuen Jahr mit acht Modulen – ein Ausblick. Wirtschaftslandesrat Marco Tittler ergänzt: „Gerade in schwierigen Zeit sollte jede Chance genützt werden, dieWaren den Kundinnen und Kunden anbieten zu kön- nen. Online-Vertriebswege eröffnen auch den regionalen Betrieben eine zusätzliche Absatzmöglichkeit. Dadurch wird der regionale Einkauf und somit die Unterstützung der heimischen Betriebe auch digital ermöglicht. Auf diesemWeg wollen wir unsere Betriebe bestmöglich un- fotos/GrafikeN: istock/spar-kirchberGer terstützen.“ Bildungs- und Beratungsangebot Eine Krise wie die Corona-Pandemie ist natürlich in den seltensten Fällen vorhersehbar, um die Vorarlberger Händler/-innen aber bestmöglich auf eine solche Situati- on vorzubereiten, wird mitAnfang 2021 das Projekt HAN- DEL.LOKAL.DIGITAL. gestartet, wie Spartenobfrau Poll- hammerinformiert:„AusBefragungenvonHändler/-innen Im Rahmen des Projekts „Handel im Wandel“ werden wissen wir, dass sich knapp 50 Prozent als „Digitale Neu- ab Anfang 2021 acht praxis- und umsetzungsorientierte linge“ einschätzen. Um also auf den sehr heterogenen Module für die heimischen Händler/-innen angeboten. Wissens- und Entwicklungsstand in den heimischen Handelsunternehmen Rücksicht zu nehmen, wurde ein modulares Bildungs- und Beratungsangebot geschaffen. So können alle Betriebe – vom Power- D ie Corona-Pandemie hat deutlich gezeigt, wie stark bestimmte Branchen im Vorarlberger Handel – spe- ziell der lokale, stationäre Handel – von dieser Gesund- Seller bis zum Digitalen Neuling – am Projekt partizipie- ren und sich individuellweiterbilden und beraten lassen.“ heits- undWirtschaftskrise betroffen sind. Durch die mit Im Fokus: Praxis- und Umsetzungsorientierung den zwei Lockdowns einhergehenden „Betretungsver- Damit der Wissensaufbau in der digitalen Welt best- bote“ der Geschäftslokale wurde vielen lokalen Händ- möglich und auf verschiedenen Ebenen erfolgen kann, ler/-innen die Basis für den persönlichen Kontakt mit wurden die Module mit folgenden Schwerpunkten de- ihren Kund/-innen genommen. Manche Händler/-innen finiert: Digitale Sichtbarkeit, IT-Security, Community, hatten bereits einen funktionierenden Onlineauftritt, CRM und Kundenbindung, Click & Collect, Marktplätze andere konnten schnell reagieren und ihre Kontakte und und Plattformen, Ladengestaltung und Kanalintegrati- ihrWarenangebot um den digitalen Kanal erweitern, für on sowie Innovative Geschäftsmodelle. „Die Teilneh- wieder andere war dieses Thema allerdings „Neuland“, mer/-innen können aus jedem dieser acht praxis- und wie Carina Pollhammer, Obfrau der Sparte Handel in der umsetzungsorientierten Module einen direkten und Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV) erklärt: „Die fünf- individuellen Nutzen für ihr Unternehmen mitneh- te Blitzumfrage für den sogenannten Handelsbarometer men“, erklärt Spartenobfrau Carina Pollhammer das Ziel hat ergeben, dass 59 Prozent der Vorarlberger Handels- des Projekts, das in ganz Vorarlberg umgesetzt werden betriebe während des Lockdowns auf alternative Ver- soll. Sabine Barbisch triebsschienen gesetzt haben. Nun gilt es, diesen Trend nachhaltig zu etablieren und die restlichen 41 Prozent zu ermutigen, sich mit dem Thema Digitalisierung aus- INFO einander zu setzen: Mit dem Projekt HANDEL.LOKAL. DIGITAL., das wir als Wirtschaftskammer Vorarlberg ge- wko.at/handel.lokal.digital meinsam mit dem Land Vorarlberg ins Leben gerufen haben, wollen wir die digitale Kompetenz und die Sicht- barkeit der Vorarlberger Handelsbetriebe (weiter) stei- gern.“
15 | Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft MAGAZIN „Mit HANDEL.LOKAL.DIGITAL. wollen wir die digitale Kompetenz und die Sichtbarkeit der Vorarlberger Handelsbetriebe steigern.“ Carina Pollhammer Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV) Überblick. Die acht Module des Projekts HANDEL.LOKAL.DIGITAL. in der Übersicht: 1 – Digitale 2 – IT-Security 3 – Community 4 – CRM & Sichtbarkeit Kundenbindung Inhalt: Google My Business Inhalt: Entdecken von Schwach- Inhalt: Nutzung Social Media zum Inhalt: Kundengewinnung und Account, SEO, Marketing & Content, stellen und Möglichkeiten zur Behe- Aufbau einer eigenen Community, -bindung, Administration & Internetauftritt & Mobile Friend- bung, vorbeugende Maßnahmen Marketing & Content Datenmanagement, Kreditoren & liness, Security und Schutz der Daten & Infrastruk- Ziel: Kundenbindung, performance- Debitorenprozesse, Security Ziel: Optimale digitale Sichtbarkeit tur, Umsetzung DSGVO in der orientiertes Marketing Ziel: Mehr Zeit für Beratung und Zielgruppe: Digitaler Neuling Praxis Zielgruppe: Digitaler Neuling, Verkauf gewinnen Nutzen: Erhöhter Traffic, Höhere Ziel: Sichere IT-Umgebung, Vermei- Digital Bewusst Zielgruppe: Digitaler Neuling, Reichweite, Erschließung neuer dung von Risiken, Einhaltung Nutzen: Erhöhte Kundenbindung, Digital Bewusst Zielgruppen DSGVO Richtlinien höhere Wiederkäuferquote Nutzen: Erschließung neuer Zielgruppe: Digitaler Neuling, Zielgruppen, höherer Umsatz, Digital Bewusst höhere Kundenzufriedenheit Nutzen: Geschützte Kundendaten, DSGVO-Konformität 5 – Click & Collect 6 – Marktplätze & 7 – Ladengestaltung & 8 – Innovative Plattformen Kanalintegration Geschäftsmodelle Inhalt: Produktinformations-Syste- Inhalt: Anforderungen Marktplätze Inhalt: Analyse stationärer Kanal Inhalt: Nutzung der Digitalisierung me, Echtzeit-Informationen, & Plattformen zur optimalen Integration des als Innovationstreiber, kollegialer Logistiklösungen, Alternativen Ziel: Marktplätze & Plattformen als digitalen Kanals mit Investitions- Erfahrungsaustausch in der Gruppe (meinschaufenster.at), Security Multiplikator nutzen rechnung Ziel: Identifikation Potenziale zur Ziel: Optimierte Customer Journey, Zielgruppe: Digital Bewusst, Digital Ziel: Optimale Integration des Erweiterung des eigenen Geschäfts- Erfüllung von Kundenbedürfnissen Orientiert digitalen Kanals in den stationären modells Zielgruppe: Digital Bewusst Nutzen: Höherer Umsatz, neue Kanal Zielgruppe: Digital Bewusst, Digital Nutzen: Höherer Umsatz, höhere Zielgruppen Zielgruppe: Digital Orientiert Orientiert, Digitaler Champion Kundenzufriedenheit, neue Nutzen: Erhöhte Kundenbindung, Nutzen: längerfristige Absicherung Zielgruppen höherer Umsatz des eigenen Unternehmens
MAGAZIN Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft | 16 INTERVIEW MARKUS COMPLOJ „Die vielfach fehlende Planungssicherheit ist Gift für unsere Wirtschaft.“ Im Gespräch. Seit Frühjahr 2020 ist Markus Comploj, CEO der Getzner Holding, Obmann der Sparte Industrie in der WKV. Im Interview spricht er über die aktuellen Herausforderungen der Sparte in der Corona-Krise. foto: freDerick sams Markus Comploj, Obmann der Sparte Industrie. Herr Comploj, die Exportzahlen für Vorarlberg kungen vorliegen – das größte Risiko für den eigenen versprechen ein positives Stimmungsbild: Wie geht Betrieb sieht. Dabei nehmen unsere Betriebe mit umfas- es der heimischen Industrie? senden Sicherheitskonzepten ihre Verantwortung für Aktuell sind die Vorarlberger Industriebetriebe - mit die Mitarbeitenden ohnehin sehr ernst, und zwar weit wenigen Ausnahmen - gut bis sehr gut beschäftigt und über das geforderte Maß hinaus. Es hat sich zudem auch ich denke, das sollte in nächster Zeit auch so bleiben. gezeigt, dass Infektionen kaum in Betrieben, sondern Auch wenn die Industrie vom zweiten Lockdown wieder meist im privaten Umfeld stattfinden. weitgehend nur indirekt betroffen ist, sind die zahlrei- chen Absonderungen der Mitarbeitenden jedoch eine Braucht es eine neue bzw. adaptierte Teststrategie? problematische Thematik geblieben. Das zeigt sich vor Die Problematik liegt auf der Hand, und diese anzu- allem auch im Schichtbetrieb. gehen ist kein Ding der Unmöglichkeit: Was wir für un- sere Mitarbeitenden dringend brauchen, sind ganz ein- Die Sorgen der Industrie in Bezug auf Corona sind... fach schnellere Testergebnisse, mehr Akzeptanz von Vor allem die Maßnahmen rund um Testungen und Antigentests und kürzere Absonderungszeiten. Absonderungen. Die aktuelle Industrie-Umfrage, die wir gemeinsam mit der Industriellenvereinigung durchge- Wie beurteilen Sie die am Wochenende durchgeführ- führt haben, hat gezeigt, dass fast jeder zweite Betrieb ten Massentestungen? in den abgesonderten Mitarbeitenden und den zu lan- Massentestungen sind sinnvoll und verschaffen uns gen Absonderungszeiten – selbst wenn keine Erkran- wichtige Spielräume in anderen Bereichen, wie zum Bei-
17 | Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft MAGAZIN spiel den Schulen. Die Industrie testet ja seit Monaten Und dann gibt es noch langfristige Bereiche… selbst sehr intensiv die eigenen Mitarbeiterinnen und Bei denen auch der Zeitfaktor zählt: Die nächstenWo- Mitarbeiter und sondert auch sehr rasch ab. Wichtig er- chen und Monate müssen wir nützen, um langfristige scheint mir, dass die Massentestungen auch 2021 fort- Konzepte für zentrale Handlungsfelder auf den Tisch zu gesetzt werden. bringen. Aus Sicht der Industrie sind das beispielsweise eine Digitalisierungsstrategie in Sachen Bildung, eine Planungssicherheit, Investitionspolitik und Co.: Wo „Leitbetriebe- bzw. Headquarterstrategie“ oder eine Ex- kann rasch und wirkungsvoll gehandelt oder portoffensive. nachjustiert werden? Die vielfach fehlende Planungssicherheit ist Gift für Wo muss die Politik einspringen? unsere Wirtschaft. Auch die Industrie muss daher aktu- Jede Krise bringt auch große Chancen mit sich. Das „Was wir je- ell „auf Sicht“ fahren. Der Wirtschaft und der Bevölke- sollte meines Erachtens schon jetzt stärker angespro- doch sicher rung in Vorarlberg eine Perspektive zu geben – etwa chen und genutzt werden. Hier ist die Marke Vorarlberg, nicht brauchen, durch Investitionsprojekte und die Schaffung eines ge- um die es etwas ruhig geworden ist, die ideale Plattform, meinsamen Verständnisses, dass es nach der Krise wie- um denVorarlbergerWeg zu gehen: Nämlich gemeinsam ist das Schüren der aufwärtsgehenwird –wäre gegenwärtig sehrwichtig. und auch sehr erfolgreich aus der Krise zu kommen. von Neid und Was wir jedoch sicher nicht brauchen können, ist das Versuche Schüren von Neid und Versuche mancher politischen Herr Comploj, Sie gelten als glühender Europäer: Gruppierungen, Feindbilder zu generieren und damit die Wie muss sich Europa in der Krise aufstellen? mancher politi- Menschen gegeneinander auszuspielen. Was wir momentan verstärkt wahrnehmen ist eine schen Gruppie- ungünstige Dynamik in Sachen Reisewarnungen, gegen- rungen, Feind- Die Industrie hat einen Corona-Masterplan aufge- seitiger Schuldzuweisungen und nationalistisch-pro- stellt, der kurz-, mittel- und langfristige Maßnah- tektionistischen Tendenzen. Umso mehr müssen wir bilder zu men vorsieht. Was sind hier Eckpunkte und wie geht uns im Interesse einer raschen und nachhaltigen Bewäl- generieren und es voran? tigung der wirtschaftlichen Krisenfolgen um verstärkte damit die Von diesem dreistufigen Masterplan sind die kurz- Kooperation, einen reibungslos funktionierenden fristigen Maßnahmen bereits weitgehend am Laufen EU-Binnenmarkt und einen international wettbewerbs- Menschen bzw. in der Umsetzung. Wichtig ist jetzt vor allem, sich fähigen Wirtschafts- und Industriestandort Europa be- gegeneinander gleich um die mittel- und langfristigen Maßnahmen zu mühen. Dazu gehören die Positionierung Europas als auszuspielen.“ kümmern. Technologiestandort, ein starker Fokus auf Digitalisie- Markus Comploj rung und digitale Technologien sowie das Thema Bil- Spartenobmann Die sind? dung und Qualifikation. Die Steuerreform vorziehen: Die von der Regierung in Etappen geplanten Steuertarifsenkungen für 2021 bis Vielen Dank für das Gespräch! 2023 müssten zeitlich vorverlegt werden, um die wirt- Interview: Simon Groß schaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise abzufan- gen. Eine gleichzeitig vorgezogene Körperschaftsteuer- senkung auf 21 Prozent erhöht das Eigenkapital und bringt den Unternehmen mehr verfügbares freies Kapi- tal, um bereits budgetierte Investitionen doch durchzu- führen, statt sie ins Ungewisse zu verschieben – wir haben ja gerade die Planungssicherheit und Investiti- onspolitik angesprochen. Durch eine begleitende Sen- kung der Lohnnebenkosten würde der Faktor Arbeit für Zur Person Markus Comploj Unternehmen entlastet werden und in einem weiteren Markus Comploj ist seit Jahresbeginn alleiniger Geschäfts- Schritt zu einem Beschäftigungszuwachs führen. führer der Getzner Holding, im Frühjahr wurde er einstim- mig zum Obmann der Sparte Industrie in der Wirtschafts- kammer Vorarlberg gewählt. 2012 wurde Comploj Was braucht es noch? Geschäftsführer der Bergbahnen Brandnertal – In dieser EineOffensive im Bereich Forschung und Entwicklung Funktion war er auch Fachgruppenobmann der Vorarlber- und Innovation – das ist ebenfalls ein Gebot der Stunde. ger Seilbahnen. Zuvor war Comploj für sieben Jahre als Angesichts der Milliarden-Hilfspakete geht es hier um Geschäftsführer einer Tourismusorganisation in Graubün- vergleichsweise geringe Beträge, die aber eine sehr große den in der Schweiz tätig. Nach seiner Ausbildung an der Hebelwirkung haben und die die künftigeWettbewerbs- HTL Bregenz im Zweig Maschinenbau folgte ein Betriebs- fähigkeit des gesamten Standorts stark beeinflussen. wirtschaftsstudium an der Fachhochschule Südostschweiz. Auch Genehmigungsverfahren bieten einen großen He- bel, um Investitionen zu erleichtern und Impulse für die Wirtschaft zu setzen, daher: Verfahrensvereinfachungen umsetzen. Zudem müssen die aktuellen Hilfen genau beobachtet und bei Bedarf adaptiert werden.
MAGAZIN Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft | 18 GASTKOMMENTAR FRANZ SCHELLHORN, AGENDA AUSTRIA „Der Staatsapparat ist nicht für Krisen gemacht“ J ahrelang wurde uns erzählt, dass unser Wohlstand auch ohne Wirtschaftswachstum zu halten sein wird. Diese Krise zeigt, dass eine Welt ohne Wachstum keinen schönen Anblick bietet. Die Arbeits- losigkeit erreicht Ausmaße, die man nur aus Kriegszeiten kennt. Dasselbe gilt für die öffentlichen Schulden, die allerorts durch die Decke gehen. Diese Krise zeigt aber auch, dass der Staatsapparat nicht für Krisen gemacht ist:Während die Pharmabranche in nur acht Monaten vielversprechende Impfstof- fe entwickelt hat, konnte die Republik Österreich in derselben Zeit kein schlüssiges Lockdown-Konzept für die heimischen Schulen auf die Beine stellen. Nach einer generalstabsmäßigen Abwicklung des ersten Lockdowns ist so gut wie alles aus dem Ruder gelaufen: Die Kontrolle über das Contact Tracing ging verloren, in den Alten- und Pflegeheimen wütet die zweite Corona-Welle schlimmer als die erste, tausende Schüler sitzen wieder zu Hause vor den Fernsehgeräten. Viele Unternehmen konnten inner- halb weniger Wochen ihren Betrieb neu organisieren, weite Teile des öffentlichen Sektors sind nach acht Monaten noch von der digitalisierten Welt abgeschnitten, weil sie mit veralteten IT-Systemen arbeiten. Das alles passiert in einem Staat, dessen Ausgaben zu den höchsten weltweit zählen. Wir erleben gerade ein Multiorganversagen auf staatlicher Ebene – und die EZB ist unsere Inten- sivstation. Das viele billige Zentralbankgeld nutzen die Staaten aber nicht nur, um die Folgen der Krise abzufedern, sondern auch um die Unzulänglichkeiten im Staatswesen zu kaschieren. Dabei soll- ten sie die Nullzinsphase nutzen, um die offensichtlichen Schwachstellen zu korrigieren und um längst Franz Schellhorn fällige Modernisierungen durchzuführen. Damit nicht die Jungen von heute in 10 oder 20 Jahren vor Direktor Agenda Austria einem Schuldenberg stehen, den sie nicht mehr finanzieren können. Denn niemand weiß heute, wie hoch die Zinsen in dieser Zeit sein werden. Dauerhaft auf Nullzinsen zu hoffen, ist Spekulation – und keine verantwortungsvolle Politik. Wir müssen lernen, mit gefährlichen Viren zu leben. Um permanente Lockdowns zu vermeiden, braucht es ein eingespieltes Krisenmanagement samt Schnelltests, funktionierendem Contact Tracing und einem digitalisierten Staatswesen. Insbesondere in den Schulen braucht es einheitliche Mindest- standards betreffend den virtuellen Unterricht. Zudem muss der Staat den Exit aus den Rettungspro- grammen finden. Wir können nicht alle Betriebe mit Steuermitteln am Leben halten, so wie die Steu- erzahler auch nicht dauerhaft die Kurzarbeit hunderttausenderArbeitnehmer finanzieren können. Die Kurzarbeit war ein gutes Mittel in Zeiten des Lockdowns, sollte aber in Zukunft nur noch für diesen gelten. In weiterer Folge plädieren wir von der Agenda Austria für eine schrittweise Absenkung des Kurzarbeitsgeldes.Am dringendsten ist aber die Rückkehr auf denWachstumspfad.Andernfalls stehen Österreich empfindliche Kürzungen im Staatshaushalt bevor, begleitet von sukzessive höheren Steu- ern und Abgaben, obwohl diese ja dringend sinken sollten.
19 | NR. 22 • DEZEMBER 2020 • DIE WIRTSCHAFT PROMOTION VORARLBERGER SPARKASSEN Berechnen Sie Ihren Gewinnfreibetrag mit dem Gewinnfreibetragsrechner von Erste Bank und Spartipp: Gewinnfreibetrag nutzen Sparkassen. Wer noch bis Jahresende investiert, kann mit dem Gewinnfreibetrag Steuern sparen. A uch im Jahr 2020 kann wiederum ein Gewinnfreibetrag bis maximal 45.350 Euro geltend gemacht werden. Ab der Veranlagung 2010 steht Einkommensteuerpflichtigen mit betrieblichen Einkünften ein Gewinnfreibetrag zu. Na- türliche Personen, die Einkünfte aus einer betrieblichen Tätigkeit erzielen (Einkünfte aus Gewerbebetrieb, Einkünf- „Um in den Genuss der te aus selbstständigerArbeit, Einkünfte aus Land- und Forst- Steuerbegünstigung zu wirtschaft), können denGewinnfreibetrag durch Investition kommen, müssen sämtliche in ausgewählteWertpapiere oder bestimmteAnlagegüter in Investitionen bis 31. Dezember Anspruch nehmen. Voraussetzung für den Freibetrag ist, getätigt werden.“ dass im betreffenden Wirtschaftsjahr abnutzbare körperli- Mag. Christoph Flatz, cheAnlagegüter mit einer betriebsgewöhnlichen Nutzungs- Wertpapier-Experte der Sparkasse dauer von mindestens vier Jahren angeschafft oder herge- stellt worden sind. Der Freibetrag steht auch zu, wenn bestimmte Wertpapiere im Sinne des § 14 Abs. 7 4 EStG an- GEWINNFREI- geschafft werden. BETRAGSRECHNER Investitionen bis Jahresende https://www.sparkasse.at/ Nach dem Staffelprinzip Es können Wertpapiere erworben werden, die gem. § 14 sgruppe/unternehmen/ Der Gewinnfreibetrag beträgt bis zu 13 Prozent des Un- EStG auch zur Wertpapierdeckung geeignet sind. Die Min- produkte-firmenkunden/ ternehmensgewinns. Liegt der Gewinn unter 30.000 Euro, dest(rest-)laufzeit der Wertpapiere muss 4 Jahre betragen. Veranlagen-Vorsorgen/ wird der Freibetrag von 3.900 Euro automatisch – ohne In- Nach der vorgeschriebenen Behaltedauer können die Wert- betriebliches-veranlagung/ vestition – berücksichtigt.Übersteigt derGewinn diese Frei- papiere veräußert werden. Die Sparkasse bietet hier eine gewinnfreibetrag betragsgrenze, sieht der Gesetzgeber folgende Staffelung Reihe von interessanten Anlagemöglichkeiten an. „Natür- vor: Bis zu einer Bemessungsgrundlage von 175.000 Euro lich stehen auch nachhaltigeWertpapierlösungen zurVerfü- beträgt der Satz 13 Prozent, für die nächsten 175.000 Euro gung. Gemeinsam mit dem Steuerberater unterstützen wir stehen 7 Prozent zu. Für weitere 230.000 Euro beträgt der Unternehmer bei den erforderlichen Schritten“, ergänzt Freibetrag dann 4,5 Prozent. Christoph Flatz, Wertpapier-Experte der Sparkasse.
MAGAZIN Nr. 22 • Dezember 2020 • Die Wirtschaft | 20 ÜBERBLICK Aktuelles aus der Wirtschaft News. Für und in der Wirtschaft tut sich einiges – hier finden Sie aktuelle Meldungen aus verschiedenen Branchen und Themenschwerpunkten: Dritte Prämienmilliarde ist ein starker Hebel für Wachstum und Beschäftigung Zusätzliche Milliarde für COVID-19-Investitionsprämie wird für einen ordentlichen Investitionsschub sorgen und den heimischen Unternehmen beim Aufschwung guten Rückenwind bescheren. D ie COVID-19-Investitionsprämie trägt in der aktuellen Situation wesentlich zu einem positiven Investitions- klima in Österreich bei: Mehr als 48.000Anträge wurden be- reits bei der Abwicklungsstelle Austria Wirtschaftsservice (aws)eingebracht.DasbisherbeantragteZuschussvolumen Die zusätzlichen Unterstüt- von 2,3 Mrd. Euro erbrachte in Summe ein Gesamt-Investi- zungsmittel werden für einen ordentlichen Investitionsschub tionsvolumen von 21,6 Mrd. Euro. Entsprechend viel ver- sorgen. sprichtsichdieWirtschaftnunvonderdurchWirtschaftsmi- nisterinSchramböckangekündigtenweiterenAufstockung der Investitionsprämie auf drei Milliarden Euro, die im Na- tionalrat auf Schiene gebracht wurde. „Die Idee der Investi- tionsprämie wurde bereits vor dem Sommer unter Mitwir- kungderWKÖaktivmitgestaltetundkannangesichtsdieser schöpft haben – immerhin kamen 4,2 Prozent der Anträge EntwicklungalsVolltrefferbezeichnetwerden“,sagtMetzler. ausVorarlberg“,erklärtMetzler.51ProzentderInvestitionen Aufgestockt. „DieAufstockungderPrämieumeinewei- sindindieBereicheÖkologisierung(29Prozent)undDigita- tere Milliarde Euro kommt genau richtig, damit wir den lisierung (22 Prozent) geflossen. „Dass gerade in diesen Be- Schwungerhaltenkönnen.SobleibtdieInvestitionsprämie reichensointensivinvestiertwurde,zeigtvorallem,dassdie weiterhin ein wichtiger stabilisierender Faktor für dasWirt- heimischen Unternehmen ihre Verantwortung in Sachen schaftsklima–dasawskannwiederFörderzusagenausspre- Nachhaltigkeit und Zukunftstechnik besonders ernst neh- chen“,betontderPräsident.Mehrals80ProzentderAnträge men. Zu Recht wird dieses Engagement auch mit der dop- stammenvon Kleinst- und Kleinunternehmen, die sich mit pelten Prämie von 14 Prozent gefördert“, hält der Präsident dieser Unterstützung strategisch auf die Zukunft nach Co- fest: „Wer unternehmerische Verantwortung übernimmt ronavorbereiten können. „Das Reporting der aws zur Inves- und in die Zukunft investiert, der soll bestmögliche Unter- titionsprämie zeigt, dass wir das Potenzial sehr gut ausge- stützung erhalten!“ BERUFSFOTOGRAF/-INNEN VORARLBERG „Das macht kein Bild!“ „Was viele unserer Mitglieder jetzt genauso brauchen wie andere Branchen ist eine entsprechende Unterstützung", appelliert Matthias Weissengruber, Obmann der Vorarlberger Berufsfotograf/-innen. Z war sei es trotz der derzeitigen Maßnahmen in der Theorie für Fotografen möglich zu arbeiten, doch in der Praxis stelle sich meist die zentrale Frage nach dem „Wie?“, gibt Weissengruberzubedenken.„EsscheitertdabeinichtetwaanderEinhaltungdergängigen Hygienemaßnahmen und der nötigen Abstandsregeln, sondern vielmehr am Ausbleiben unsererAufträge.Viele private und gewerblicheVeranstaltungenwurden abgesagt, sie dür- fen nicht stattfinden. Das trifft die Event-Fotograf/-innen hart. Aber auch andere Kunden foto: Valisa PhotograPhy bleiben den Studios fern, weil sie häufig gar nicht wissen, dass sie unsere Leistungen in Anspruch nehmen dürfen“, erklärtWeissengruber. Alles auf Warteposition Die Nenzinger Fotografin Sandra Validzic mit Von März bis heute waren es vor allem auch Hochzeitsfeiern, die nicht im geplanten ihrem Sohn Roko im Studio. Umfang stattfinden durften. Somitwurdenviele gänzlich abgesagt oder auf ungewissver-
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