GEWALT IM JOB! S. 4 Warum wir jetzt eine Millionärssteuer brauchen S. 10 Alles zum Thema Sommerurlaub S. 28 - KOMPETENZ-online
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Österreichische Post AG, MZ 02Z031731M, ÖGB-Verlag, Johann-Böhm-Pl. 1, 1020 Wien, Retouren an PF 100 1350 Wien 2 / 2022 MAGAZIN DER GEWERKSCHAFT GPA GEWALT IM JOB! S. 4 Warum wir jetzt eine Millionärssteuer brauchen S. 10 Alles zum Thema Sommerurlaub S. 28 GPA.AT | KOMPETENZ-ONLINE.AT 1
KOMPETENZ 2 / 2022 INHALT 4 10 16 GEGEN GEWALT IM JOB INTERVIEW ELEMENTARPÄDAGOGIK Gewalt beginnt nicht erst bei körperli- Der Ökonom Dominik Bernhofer erklärt Warum der Betrieb in den Kindergär- chen Übergriffen, auch Beschimpfungen im Interview, warum der Zeitpunkt für ten bald nicht mehr aufrecht erhalten und Drohungen müssen sich Beschäftig- eine Millionärssteuer jetzt perfekt ist. werden kann. te nicht gefallen lassen. 02 / 22 Foto: Titelseite: AdobeStock, Seite 4: AdobeStock, Seite 10: Nurith Wagner-Strauss, Seite 16: Nurith Wagner-Strauss 3 EDITORIAL 12 FOTOGRAMM 22 BEST PRACTICE 4 SICHER OHNE GEWALT IM JOB Vermögensverteilung in Österreich Wie die Burgenland Energie die Beschimpfungen, Bedrohungen Beschäftigten zum CO2 und Übergriffe im Job haben in der 13 BEDROHTE PRESSEFREIHEIT Einsparen motiviert. Pandemie zugenommen. Wir sagen Wie man die größten Probleme dir, wie du dich wehren kannst. im Journalismus lösen kann. 24 LEHRE MIT MATURA Einfacherer Zugang zur Matura 7 ERFOLGREICHE KV-RUNDEN 15 PROTEST für Lehrlinge Gute Kollektivvertragsabschlüsse Die Beschäftigten im Gesundheits- unter schwierigen Bedingungen bereich kämpfen für bessere 26 ARBEITSRECHT Arbeitsbedingungen und höhere Alles zum Thema Krankenstand 8 SOZIALWIRTSCHAFT Einkommen. Die Lage in der Pflege und in den 28 URLAUB Kindergärten wird immer prekärer. 16 KINDERGÄRTEN Wir beantworten die wichtigsten Warum den Kindergärten das Fragen rund um deinen 10 INTERVIEW Personal abhanden kommt. Sommerurlaub AK-Ökonom Dominik Bernhofer erklärt, warum die Reichen immer 18 KURZMELDUNGEN 30 GPA-WOHNBAUVEREINIGUNG reicher werden und was man Dachgleiche: Ein Fest der dagegen tun kann. 20 PORTRÄT BauarbeiterInnen und ihrer Hände Sylvia Ippavitz, eine Betriebsrätin aus Arbeit der Erwachsenenbildung im Porträt 2
EDITORIAL GEMEINSAM GEHT’S BESSER ZUR PERSON: Gewalt und Aggression am Arbeitsplatz sind dings eine Mogelpackung und wird nicht rei- Martin Panholzer ist kein neues Phänomen. Sie haben aber in den chen, die schwierige Situation in den Kinder- Leiter der Abteilung letzten beiden Jahren, bedingt durch die Pan- gärten und Betreuungseinrichtungen zu lösen. Öffentlichkeitsar- demie, stark zugenommen, besonders im Ge- Beide Bereiche, die im Brennpunkt der öffentli- beit in der GPA und Chefredakteur sundheits- und Pflegebereich und im Handel. chen Diskussion stehen, finden Raum in dieser der KOMPETENZ. Niemand muss es hinnehmen und niemand Ausgabe der KOMPETENZ. darf allein gelassen werden, wenn er/sie Op- fer von Gewaltübergriffen ist. Eine große Ver- Teuerung und Energiekrise (wir berichteten antwortung trägt dabei der Arbeitgeber, aber schon in der letzten KOMPETENZ umfassend) auch die Politik, indem etwa der Pflegebereich werden die Auseinandersetzungen über die mit ausreichend Personal und Ressourcen aus- Finanzierung der Krise neu entfachen. Eine gestattet wird. Eines zeigt dieses Phänomen Debatte über eine Reichensteuer ist überfällig, auch: überall dort, wo es eine kollektive Ver- sagt der Ökonom der Arbeiterkammer, Domi- tretung für die Beschäftigten in Form von Be- nik Bernhofer im Interview. triebsräten gibt, können Probleme besser ge- löst werden. Die Titelstory dieser KOMPETENZ Wir wünschen allen einen erholsamen Sommer befasst sich mit diesem brennenden Thema. und hoffen, dass sie im wahrsten Sinn des Wor- tes etwas zum Durchatmen kommen. Was kollektiver Druck bewirken kann, hat etwa der Pflegebereich gezeigt: Nicht zuletzt auf- „Seids vuasichtig und losst's eich nix gfoin“, grund des Drucks der Gewerkschaften wird sagte der kürzlich verstorbene Willi Resetarits. nun mehr Geld zur Finanzierung der Pflege Dem ist nichts hinzuzufügen außer: gemein- Foto: Nurith Wagner-Strauss bereitgestellt. sam geht’s besser als alleine. Auch die Proteste der Kindergartenpädago- Innen haben schon etwas bewirkt. Die zuletzt MARTIN PANHOLZER präsentierte Kindergartenmilliarde ist aller- 3
KOMPETENZ 2 / 2022 SICHER OHNE GEWALT IM JOB Von Beschimpfungen, Beleidigungen und Drohungen bis hin zu sexueller Belästigung und körperlichen An- griffen kennt Gewalt am Arbeitsplatz viele Facetten und hat während der Pandemie sprunghaft zugenom- men. Das zeigt auch eine Umfra- ge im Auftrag der GPA. Wie können sich ArbeitnehmerInnen schützen? W eil ihr das Warten zu lange dauert, ver- liert die Kundin die Geduld und schreit die Mitarbeiterin an der Kassa an. Zwei Män- ner wollen ihren 2G-Nachweis nicht am Eingang vor- weisen, daher pöbeln sie den jungen Angestellten des Pflegeheims an. Solche Situationen haben wir alle in den letzten zwei Jahren beobachtet. Die Pandemie, so berichten BetriebsrätInnen und Beschäftigte, hat Dämme gebrochen. Die Gewalt am Arbeitsplatz nahm spürbar zu. Die Beschäftigten in Krankenhäusern fühl- ten sich bedroht, wenn vor der Tür die aufgebrachte Menge gegen die Impfungen demonstrierte. Jour- nalistInnen wurden von Maßnahmen-GegnerInnen auf Demos angepöbelt und an ihrer Arbeit gehindert. Egal in welcher Situation: Gewalt am Arbeitsplatz muss niemand tolerieren. „ArbeitnehmerInnen ver- dienen Respekt und müssen bei ihrer Tätigkeit vor allen Formen der Gewalt geschützt werden“, betont GPA-Vorsitzende Barbara Teiber, „Die Verantwortung dafür trägt der Arbeitgeber. Er oder sie hat die Ver- pflichtung, geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen.“ UMFRAGE Gewalt am Arbeitsplatz fängt nicht erst bei Schlägen zwei Jahren am Arbeitsplatz miterleben, 39 Prozent Foto: Nurith Wagner-Strauss oder Fußtritten an. Eine aktuelle Umfrage des IFES-In- an der eigenen Person. Eine(r) von zehn war außer- stituts, durchgeführt im Auftrag der GPA, ergab: Ver- dem von verbaler sexueller Belästigung betroffen. bale Übergriffe wie Herumschreien, Beleidigungen oder Drohungen sind die häufigste Form von Gewalt. Die IFES-Daten zeigen, dass Bereiche mit KundInnen- 56 Prozent der Befragten mussten dies in den letzten kontakt, wie Pflegeberufe und der Handel, in größerem 4
COVERSTORY Ausmaß unter Gewalt und Aggression leiden, da der Dort, wo Übergriffe stattfinden, sind es mehrheitlich Stress und die Überlastung in den letzten Jahren deutlich Männer, die sie begehen: In erster Linie Kunden und Kli- stärker geworden sind. Zu lange Warteschlangen oder enten, aber auch Kollegen und Vorgesetzte. Umgekehrt extremer Zeitdruck infolge von Personalmangel führen sind Frauen, und hier wiederum jüngere Frauen, öfter entsprechend häufiger zu aggressiven Zwischenfällen. die Opfer von Gewalt. MASSNAHMEN Wie können nun ArbeitgeberInnen, die aufgrund ihrer Sorgfaltspflicht für ihre Beschäftigten verantwortlich sind, diese besser gegen Gewalt schützen? Ein erster Schritt wären organisatorische Maßnahmen, wie z.B. Angelika Hlawaty, Regeln zum Umgang miteinander oder Sicherheitsbe- Betriebsratsvorsitzende sprechungen. Kommt es in Betrieben immer wieder zu ‚Jugend am Werk Übergriffen, so sind Schulungsmaßnahmen und Kon- Sozialraum GmbH’ flikttrainings sinnvoll. „Bei uns gibt es schon länger De- eskalationstrainings für die KollegInnen“, berichtet An- gelika Hlawaty, BR-Vorsitzende bei ‚Jugend am Werk’. „GEWALT IST BEI UNS IMMER Wichtig ist hier, so Hlawaty weiter, ein gemeinsames Ge- SCHON THEMA“ waltverständnis und Regeln zum Umgang mit Gewalt. Hlawatys Betrieb ist mit über 1.100 MitarbeiterInnen Auch Supervision, Coaching und Krisenintervention sind der größte Träger im Behindertenbereich in Wien. zielführend, werden aber von nur rund 25 Prozent der Zu Gewalt kommt es am häufigsten im vollbetreuten Betriebe angeboten, denn solche Maßnahmen sind Wohnbereich. In den Wohngemeinschaften des Ver- eins leben acht bis vierzehn Menschen, die aufgrund kostenintensiv. Große Handelsketten können sich Prä- von kognitiven Behinderungen und/oder psychi- vention besser leisten als kleine PMUs, weiß Martin Müll- schen Erkrankungen unterschiedliche Bedürfnisse auer, BR-Vorsitzender bei Morawa Buch und Medien: haben. „Es kann z.B. zu sog. Impulsdurchbrüchen „Hier hätte die Regierung während der Pandemie den kommen, und daraus resultierende Aggressionen Handel besser unterstützen müssen und Geld zur Ver- kriegen dann leider oft die MitarbeiterInnen ab: von fügung stellen.“ verbaler Gewalt bis zu Tritten, Kratzen, Festhalten kommt es immer wieder zu Vorfällen. In einem Fall wurde eine Kollegin sogar gewürgt“, berichtet Hla- »Wir ermutigen betroffene Arbeit- waty. Corona hat die Lage extrem verschärft: „Von nehmerInnen, Gewalt am Arbeitsplatz einem Tag auf den anderen musste den BewohnerIn- nicht hinzunehmen.« nen der WG’s erklärt werden, dass sie das Haus nicht Barbara Teiber verlassen durften. Das hatte große Belastungen zur Folge und die Aggressionen stiegen deutlich an.“ Technische Maßnahmen, von Beleuchtung und Über- Der Betriebsrat arbeitet gemeinsam mit dem Arbeit- wachungskameras bis hin zu baulichen Veränderun- geber an Lösungen: Das Jahr 2022 ist ein Schwer- punktjahr zur Gewaltprävention. „Das Thema be- gen, können ebenfalls Schutz bieten. Warteschlangen- gleitet uns schon seit vielen Jahren. Wir haben auch management, egal ob in einer Ambulanz oder in einem längst Richtlinien, die wir überarbeiten möchten, wir Baumarkt, kann genauso helfen wie Bodenmarkierun- erarbeiten Handlungsabläufe, und wir evaluieren gen, die die KundInnenströme leiten. Auch Notfallplä- regelmäßig die psychischen Belastungen unserer ne sind wichtig, denn so wissen alle Beteiligten, was im KollegInnen. Es geht nicht nur um Einzelfälle, wir Ernstfall zu tun ist. brauchen neue Lösungen für strukturelle und organi- satorische Probleme.“ Jugend am Werk bietet für seine Beschäftigten Seminare zum Deeskalations- Eine ganz wesentliche Rolle bei der Gewaltprävention training an und es wurde sogar eine eigene Stelle spielt der Betriebsrat: „Die IFES-Umfrage zeigt nämlich, Foto: Nurith Wagner-Strauss geschaffen, wo sich eine MitarbeiterIn ausschließlich dass in Betrieben mit Betriebsrat deutlich öfter Maßnah- um Gewaltprävention kümmert. men wie organisatorische Vorkehrungen, Schulungs- maßnahmen oder Supervision getroffen werden“, hebt Barbara Teiber hervor. 5
KOMPETENZ 2 / 2022 FORDERUNGEN Im Handel appelliert die Gewerkschaft GPA an die Ar- beitgeberInnen, die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. „Es braucht eine verbesserte Arbeitszeit- qualität, aber vor allem auch eine bessere Personalaus- Martin Müllauer, stattung und höhere Gehälter,“ fordert Barbara Teiber. Betriebsratsvorsitzender Gleiches gilt im Gesundheits- und Pflegebereich: „Hier bei Morawa Buch und Medien GmbH muss die öffentliche Hand einen Beitrag leisten und ausreichend finanzielle Mittel und Ressourcen für mehr Personal bereitstellen. Personalmangel ist in allen Bran- „VERBALE GEWALT HAT STARK chen der hauptsächliche Grund für die enorme Zunah- ZUGENOMMEN“ me an Gewalt.“ „Die Regierung hat die Überprüfung der Masken- „Wir ermutigen außerdem betroffene ArbeitnehmerIn- pflicht im Handel an die ArbeitnehmerInnen de- nen, Gewalt am Arbeitsplatz nicht hinzunehmen“, so Tei- legiert, indem sie verlangt hat, dass der Handel ber weiter. Unterschiedliche Gewalterfahrungen erfor- die Kontrollen übernimmt. Normalerweise darf ein Angestellter nicht mal einen Ladendieb aufhalten, dern durchaus unterschiedliche Strategien. „Wichtig ist, sondern muss die Polizei rufen. Und plötzlich mussten Hilfe zu suchen und Vorgesetzte sowie den Betriebsrat wir die ‚Gesundheitspolizei’ spielen!“ zu informieren“, betont Teiber. „Und an die KundInnen appellieren wir, gegenüber den Beschäftigten mehr Re- Natürlich gab es, berichtet Müllauer, auch früher spekt zu zeigen!“ ● immer wieder KundInnen, die ihren Unmut geäußert haben, weil eine Bestellung nicht da oder die Schlan- BARBARA LAVAUD ge an der Kassa zu lang war. Covid hat dem jedoch eine neue Dimension gegeben. Lockdown, Home- Office, die Kinder zu Hause, die Lokale geschlossen, keine Möglichkeiten, sich zu unterhalten oder Sport zu treiben. „Der aufgestaute Frust hat sich leider sehr oft an meinen KollegInnen entladen. Wenn wir auf Wer hilft mir? die Maskenpflicht hinwiesen oder um den 2G-Nach- weis baten, führte das manchmal zu regelrechten Ausbrüchen. Die verbale Gewalt hat stark zugenom- men! Verbale Entgleisungen und Beschimpfungen Auf der Internetseite gpa.at/sicher-ohne-gewalt waren an der Tagesordnung.“ haben wir für dich individuelle und rechtliche Ratschläge für In einigen Fällen kam es auch zu Handgreiflichkeiten die unterschiedlichen und tätlichen Übergriffen. Während die Plexiglas- Gewalterfahrungen scheibe an der Kassa eine gewisse Barriere darstell- zusammengefasst. te, waren MitarbeiterInnen, die mitten im Geschäft arbeiteten oder an der Tür die 2G-Nachweise kont- rollierten, den Aggressionen ungefiltert ausgesetzt. „In einer Branche, wo 70 Prozent Frauen arbeiten, war das für die Kolleginnen extrem belastend!“ Ich fühle mich bedroht – was tun? • Geh räumlich auf Distanz zum Täter • Bleib ruhig, bleib respektvoll • Versuche, deeskalierend zu wirken, vermeide Provokationen • Appelliere an umstehende Personen und fordere sie auf, dir zu helfen • Schlag Alarm: Wende dich an den Sicherheits dienst (falls vorhanden), an KollegInnen oder ruf die Polizei 6
KOLLEKTIVVERTRAG ERFOLGREICHE FRÜHJAHRSRUNDE Die Kollektivvertrags- runden in der Industrie brachten durchwegs Er- gebnisse über der durch- schnittlichen Inflationsrate. Die sogenannte Frühjahrsrunde betrifft rund 130.000 Beschäftigte und umfasst die Elektro- und Elektronikindustrie, die Textilindustrie, die Chemische Indust- rie, die Papierindustrie sowie die Glas- industrie. Die Gewerkschaft GPA führt die Verhandlungen gemeinsam mit der Produktionsgewerkschaft PRO-GE. Der Chefverhandler der GPA, Karl Dürt- Betriebsversammlung bei Heinzel Paper im April 2022. Proteste und Betriebsversammlungen in ganz Österreich scher, stellte schon zu Beginn der Ver- waren in diesem Frühjahr nötig, um den Abschluss zu erzwingen. handlungen klar, dass ein Lohn- und Gehaltsverzicht keine Option sei. „Wir AUSBLICK AUF DEN HERBST konnten den Arbeitgebern klar machen, dass die enorm gute Wirtschaftsent- Selbstverständlich müsse die Inflation wicklung des vergangenen Jahres auch auch im Herbst abgegolten werden. bei den Beschäftigten ankommen muss. Dem Appell auf Lohnzurückhaltung Bei den Gewinnausschüttungen wurden wegen einer drohenden Lohn-Preis- DIE ABSCHLÜSSE auch keine Abstriche gemacht“, so Dürt- spirale kann Dürtscher nichts abge- IM ÜBERBLICK: scher. winnen: „Ich kann ja an der Tankstelle, auch nicht sagen, ich bezahle für den ● Chemische Industrie: Mindestlöhne und -gehälter BERECHENBARKEIT WICHTIG Sprit nicht den vollen Preis, weil ich da- +4,95 Prozent. Ist-Löhne und - durch eine Spirale nach oben befürchte.“ gehälter +4,75 Prozent, Es ist letztendlich gelungen, Abschlüs- Eine Herausforderung stellen die Ver- mindestens 120 Euro. se zu erzielen, die durchwegs deutlich handlungen in der Sozialwirtschaft dar. ● Textilindustrie: Mindestlöhne und über der durchschnittlichen Inflations- Im Jahr 2020 gab es in dieser Branche -gehälter +4,5 Prozent, Ist-Löhne rate des vergangenen Jahres liegen. eine Streikbewegung, die durch die Pan- und -gehälter +4,2 Prozent. „Es ist sehr wichtig, dass im Sinne von demie gestoppt wurde. Die Beschäftigten Berechenbarkeit und Sicherheit Regeln der Sozialwirtschaft haben zu Recht hohe ● Papierindustrie: Die Mindest- löhne und -gehälter +4,9 Prozent, der Lohn- und Gehaltsfindung auch Erwartungen an die kommende Gehalts- Ist-Löhne und -gehälter +4,75 unter schwierigen Rahmenbedingun- runde, haben sie doch Unglaubliches Prozent, mindestens 120 Euro gen nicht aufs Spiel gesetzt werden. Ich in der Pandemie geleistet. Die Arbeits- glaube, die betroffenen Beschäftigten bedingungen in diesem Bereich müssen ● Elektro- und Elektronikinduistrie: Mindestlöhne und Gehälter wissen das zu schätzen und erwarten in attraktiver werden, um den steigenden +5 Prozent. Ist-Löhne und - schwierigen Zeiten auch keine Wunder- Arbeitskräftebedarf decken zu können. gehälter +4,8 Prozent, dinge", sagt der GPA-Chefverhandler. Ebenso werden die VerhandlerInnen im mindestens 130 Euro Freilich waren die Abschlüsse nur mit Handel vor der Herausforderung stehen ● Glasindustrie: Mindestlöhne und Hilfe von Mobilisierung in Form von Be- - die unterschiedlichen wirtschaftlichen -gehälter +4,9 Prozent, triebsrätekonferenzen und Betriebsver- Entwicklungen berücksichtigend – einen IST-Löhne und -gehälter Foto: Eva Wanka sammlungen möglich. „Die großartige fairen Abschluss zu erreichen.● +4,8 Prozent, mindestens Beteiligung und die Solidarität waren 100 Euro eine enorme Unterstützung.“ MARTIN PANHOLZER 7
KOMPETENZ 2 / 2022 DIE EISDECKE WIRD IMMER DÜNNER Mehr Personal und mehr finanzielle Mittel forderte Karin Samer (3. von links) gemeinsam mit anderen Beschäftigten aus der Sozialwirtschaft im Mai 2022. Wer in der Elementarbil- Schon lange vor Corona prekär, haben kenstände ist immer größer geworden, dung oder Pflege arbeitet, sich die Zustände in der Elementarbil- erzählt Anton Lamprecht-Bacher: „Nor- dung noch weiter verschlechtert. Karin mal waren sieben BetreuerInnen für 26 erfüllt wichtige Aufgaben Samer: „Jetzt ist die Fluktuation im Be- KlientInnen im Seniorenwohn- und Pfle- in unserer Gesellschaft. ruf fast doppelt so hoch wie zuvor, die geheim zuständig, plötzlich waren es nur Doch ist die Arbeit so hart, Personaldecke wird immer dünner.“ noch drei bis vier“. dass immer mehr diese Ähnliches gilt auch bei Betreuungsein- richtungen, wie Anton Lamprecht-Ba- Viele MitarbeiterInnen kündigen von sich Berufe aus nachvollzieh- cher, Betriebsratsvorsitzender im Grazer aus. Zwar kommen immer wieder neue baren Gründen verlassen. Odilien-Institut für Menschen mit Seh- Arbeitskräfte nach, doch der von Stress Das verschlimmert aber beeinträchtigungen oder Blindheit zu geprägte Arbeitsalltag schlägt auch die Lage der verbliebe- berichten weiß: „Dass zu wenig Personal die Neuen schnell in die Flucht. „Für vorhanden ist, das gilt bei uns in allen die Teamarbeit ist das natürlich extrem nen ArbeitnehmerInnen. Bereichen.“ Im Odilien-Institut arbeiten schwer.“ Mittlerweile ist die Arbeitsver- FrühförderInnen, SozialarbeiterInnen, dichtung dermaßen hoch, dass nur we- „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie PädagogInnen und PflegerInnen. Lam- nige Menschen eine Vollzeitstelle schaf- wichtig funktionierende Kinderbildungs- precht-Bacher selber ist ausgebildeter fen können. Das hat auch soziale Folgen. und Betreuungseinrichtungen sind“, er- Sozialbetreuer. klärt Karin Samer, Betriebsratsvorsitzen- AUSWIRKUNGEN AUCH AUF DIE de der Wiener Kinderfreunde. In der Krise DAS PERSONAL IST KNAPP PENSION wurde deutlich: Elementarpädagogi- sche Einrichtungen – etwa Kindergärten, Damit die Menschen in der Sozialwirt- „Eine ehemalige Kollegin ist jetzt in Pensi- Krippen oder Tageseltern – erfüllen nicht schaft bleiben, braucht es bessere Be- on“, erzählt Lamprecht-Bacher. „Weil sie Foto: GPA bloß einen Bildungsauftrag, sie sichern dingungen. Das gilt besonders nach der immer nur Teilzeit arbeiten konnte, hat die Berufsausübung der Eltern ab. Covid-Krise: Denn die Zahl der Kran- sie jetzt so wenig Geld übrig, dass sie nun 8
SOZIALWIRTSCHAFT als Putzfrau dazu verdient.“ Dass Arbeit- heitliche Ausbildung und es gibt für sie zeitassistentin in den Gruppen der 3 bis 6 nehmerInnen aus der Branche flüchten keinen Berufsschutz. jährigen Kinder verpflichtend. und woanders ihr Glück suchen, wundert Anton Lamprecht-Bacher kein bisschen. „Es ist dringend notwendig, dass die Mi- ARBEIT MUSS ATTRAKTIVER WERDEN nisterien mit den Ländern und mit den ERFAHRUNG GEHT VERLOREN Sozialpartnern zusammenarbeiten wür- „Auch unsere Arbeit muss attraktiver den, um bundesweite Mindeststandards werden,“ ergänzt Lamprecht-Bacher. Ähnliches gilt bei den Elementarpäda- festzulegen“, ist sich Karin Samer sicher. BetreuerInnen wie PflegerInnen müssen gogInnen. Waren es früher vor allem „Die Politik muss wissen, wie wichtig die besser bezahlt werden und dafür weni- BerufsanfängerInnen, die die Branche Kindergärten auch aus gesellschaft- ger Stunden arbeiten. Trotz des überbor- gewechselt haben, sind es nun viele er- licher Sicht sind.“ Denn die ersten Lern- denden Stresslevels versuchen die Be- fahrene KollegInnen. „Vor allem ältere jahre eines Kindes sind entscheidend für schäftigten alles, damit die KlientInnen MitarbeiterInnen wollen sich den Stress seinen weiteren Bildungsverlauf. Wichtig sich wohl fühlen und nicht spüren, wie es nicht mehr antun“, so Karin Samer. Denn ist dabei auch der Betreuungsschlüssel: dem Personal geht. Doch nach Corona es gibt immer mehr Aufgaben zu erledi- Derzeit sind es (mindestens) 25 Kinder pro wurden die meisten Stunden für die Su- gen: Etwa Kinder gezielt auf die Schule Gruppe – sie werden von einer Vollzeit- pervision eingespart. Kein Wunder, dass vorzubereiten und ihre Sprache zu för- pädagogin und einer Assistentin betreut. sich immer weniger ArbeitnehmerInnen dern, aber auch die schriftliche Doku- Keine ideale Situation für Kinder und Be- wertgeschätzt fühlen. ● mentation ihrer Entwicklungsschritte. schäftigte. Einer EU-Empfehlung nach, Karin Samer: „Wir brauchen auch Zeit, sollten es nicht mehr als 16 Kinder pro CHRISTIAN RESEI um uns mit den Eltern über die Themen Gruppe sein. des Kindes und der Familie auseinander- zusetzen, wir wollen BegleiterInnen sein.“ Das unterstützende Personal ist vielfach Doch die Rahmenbedingungen dafür nur Teilzeit beschäftigt. Dabei sind die- stimmen nicht, trotz des neuen Regie- se Frauen, denn Männer sind in diesem rungspakets. Bereich eher rar, auch für Jause, Mittag- essen, Hygiene – von Abwasch bis Staub- Samer und Lamprecht-Bacher berich- wischen - verantwortlich. Da bleibt an ten beide, dass sich KollegInnen schon Unterstützungszeit in der Gruppe nicht so verantwortlich fühlen, dass sie das mehr viel übrig“, weiß Karin Samer. Im- Team nicht im Stich lassen wollen und merhin: ab Herbst ist in Wien eine Voll- deshalb auf Urlaub verzichten. Den an- gesammelten Urlaub abzubauen, das ist inzwischen beinahe unmöglich. Beide erzählen von Überforderung und Hilflo- sigkeit, ausgelöst von extremer Personal- knappheit. Foto Karin Samer: Nurith Wagner-Strauss, Foto Anton Lamprecht-Bacher: privat WIRRWARR AN REGELUNGEN In der Elementarbildung müssen sich PolitikerInnen Versäumnisse eingeste- hen. Denn noch immer hat jedes Bun- desland sein eigenes Kindergarten-Ge- »Die Pandemie hat »Normal waren sieben setz und es gelten viele unterschiedliche gezeigt, wie wichtig BetreuerInnen für 26 Dienstrechte. Gehalt, Ausbildung, Vor- funktionierende KlientInnen im Senioren- bereitungszeit sind je nach Bundesland unterschiedlich geregelt, zudem weichen Kinderbildungs- und wohn- und Pflegeheim zu- die Bestimmungen der einzelnen Träger Betreuungsein- ständig, plötzlich waren es voneinander ab. In Wien gilt die 40-Stun- richtungen sind.« nur noch drei bis vier.« den-Woche, bei manchen Trägern in den Karin Samer, Anton Lamprecht-Bacher, Bundesländern gibt es jedoch bereits Betriebsratsvorsitzende der Wiener Betriebsratsvorsitzender im Grazer Odilien- Kinderfreunde Institut für Menschen mit Sehbeeinträchti- eine 37-Stunden-Arbeitswoche. Für das gungen oder Blindheit unterstützende Personal gilt keine ein- 9
KOMPETENZ 2 / 2022 ZEIT FÜR EINE DISKUSSION ÜBER MILLIONÄRSSTEUERN! Im Corona-Jahr 2020 wurden die reichsten ÖsterreicherInnen nochmal deutlich reicher. In einem solchen Umfeld ist eine Debatte über eine Millionärssteuer längst überfällig, fordert AK-Ökonom Dominik Bernhofer. KOMPETENZ: Österreich ist eines der EU-Länder Die GPA fordert eine Millionärssteuer von 0,5 Pro- mit der größten Vermögensungleichheit, gleich- zent ab einer Million Euro Nettovermögen. Wie viele zeitig befürwortet in Umfragen ein überwiegender Menschen würde das tatsächlich treffen? Teil der in Österreich lebenden Menschen höhere Von den Vermögensdaten der Oesterreichischen Na- Steuern für Reiche. Warum müssen wir überhaupt tionalbank wissen wir, dass das Nettovermögen nur in hier sitzen und dieses Thema diskutieren? fünf Prozent der Haushalte über einer Million liegt. In DOMINIK BERNHOFER: Das hat viel mit Macht zu ein für die Besteuerung nennenswertes Ausmaß fallen tun. Die Vermögenden haben gute Kontakte zu Tei- zwei bis drei Prozent der Haushalte, ca. 120.000 Haus- len der politischen und medialen Eliten. Es gibt zum halte in Österreich. Als Beispiel: Besitze ich 1,5 Mio. Beispiel Untersuchungen des Momentum Instituts, Euro Nettovermögen, wird davon der Freibetrag von dass österreichische Zeitungen eine klare Schlagsei- einer Million abgezogen, der Rest wird mit 0,5 Prozent te gegen die Vermögenssteuer haben. Rund 70 Pro- versteuert. Das macht 2.500 Euro Steuern pro Jahr. zent aller Kommentare und Artikel in den letzten zehn Das ist nichts Existenzbedrohendes und schränkt auch Jahren positionieren sich teilweise oder klar negativ Wachstum und Beschäftigung nicht ein. gegenüber einer Vermögenssteuer. Das kann man sich erklären, wenn man sich die Eigentümerstruk- Angenommen, ich nehme einen Kredit auf, kaufe mir tur ansieht: Da stehen viele Stiftungen und Familien damit am Land ein Grundstück, baue ein nettes Ein- dahinter, die von einer Vermögenssteuer potentiell familienhaus und zahle über 30, 40 Jahre den Kredit betroffen wären. wieder zurück. Bin ich dann von der Vermögens- Foto: Nurith Wagner-Strauss Bis zu einem gewissen Grad hat es auch damit zu tun, steuer betroffen? dass sich die Leute selbst falsch einschätzen. Es gibt Das müsste ein sehr großes Haus sein. Und selbst dann einige, die schätzen sich reicher als sie sind und mei- wären Sie erst in ferner Zukunft betroffen. Wir reden ja nen, sie seien von einer Vermögenssteuer betroffen. vom Nettovermögen, das heißt, der Kredit wird abge- Der Großteil der Bevölkerung ist aber für Vermögens- zogen. Ein durchschnittliches Eigenheim in Österreich steuern. ist 250.000 bis 300.000 Euro wert. Der Durchschnitts- 10
INTERVIEW haushalt ist kilometerweit weg von der Betroffenheit die COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes durch eine Vermögenssteuer. Früher war das anders, GmbH (COFAG) sind fast 30 Milliarden an die Unter- bei der Vermögenssteuer, die in den 1990ern abge- nehmen gegangen. Da ist die Kurzarbeit noch gar schafft wurde, war der Freibetrag deutlich niedriger nicht eingerechnet. Die Staatsschuldenquote ist auf und damit waren auch mehr Menschen davon be- weit über 80 Prozent angestiegen. Wir haben enorme troffen. Das ist bei den heutigen Modellen der Vermö- finanzpolitische und budgetäre Herausforderungen. genssteuer nicht mehr der Fall. Das ist ein guter Boden für die Vermögenssteuer. Wenn man sich die Frage stellt, wer soll für die Krise Was würde eine solche Steuer dem Staat und der zahlen, dann muss man auf die schauen, die durch Gesellschaft bringen? die Unterstützung der Gesellschaft relativ gut durch Das hat mehrere Dimensionen. Die Vermögenssteuer die Krise gekommen sind. ist zum einen eine Frage der Gerechtigkeit, weil die besondere steuerliche Leistungsfähigkeit großer Ver- mögen auch adäquat erfasst werden muss, zum an- MILLIARDÄRiNNEN deren würde es budgetär erhebliche Mehreinnahmen Vermögenszuwachs der acht reichsten bringen, das GPA-Modell beispielsweise ca. 5 Milliar- Familien Österreichs 2021 den Euro. Mit einem Teil der Einnahmen könnte man die Steuerstruktur verbessern, das heißt, beispiels- Porsche & Piëch, Familien weise die Lohnsteuer senken und Arbeit im Verhältnis zu Vermögen entlasten. Den Rest des Geldes könnte +46,8% man in den Sozialstaat investieren. Demographiebe- Mateschitz, Dietrich dingt werden die Kosten im Pflege-, Gesundheits- und +11,5% Pensionsbereich ansteigen, zumindest über die kom- Schaeffler, Elisabeth & Georg menden Jahrzehnte. Wollen wir das Leistungsniveau +67,8% halten, müssen wir hier zusätzliches Geld reinstecken. Wlaschek, Friederike, Karl Philipp, Marie-Luise Eine Vermögenssteuer wäre ein gerechter Finanzie- +0,3% rungsbeitrag für solche Herausforderungen. Insge- Graf, Johann samt wäre das für die Gesellschaft ein Gewinn - aber klar: für einige wenige wär's ein Verlust. Und insofern -4,3% versuchen die das natürlich auch zu verhindern. Benko, René +13,9% Wie sieht‘s mit der Umsetzbarkeit aus? Tojner, Michael Es kommt oft das Argument, dass die Bewertung und +80,7% Erhebung viel mehr kosten würde, als sie letztlich Stumpf, Georg bringt. Diese Kritik ist nicht ernst zu nehmen. Es gibt +26,4% bewährte steuerliche Verfahren, wie man eine solche Bewertung vornehmen kann, und dadurch, dass die Anzahl der Bewertungen durch den hohen Grund- Laut Trend-Reichenliste ist das Vermögen der zehn freibetrag erheblich reduziert wird, sind die finalen reichsten Familien in Österreich von 2020 auf 2021 um Kosten im Vergleich zur Steuerleistung wahrschein- 28,5 Prozent angestiegen. Dasselbe gilt für die Unter- lich ähnlich hoch wie bei der Einkommenssteuer. Jede nehmensgewinne, während viele ArbeitnehmerInnen Steuer verursacht Kosten in der Einhebung, die man Einbußen, z.B. wegen Kurzarbeit, zu verzeichnen hat- von den Einnahmen abziehen muss. Aber die Vermö- ten. Aus dieser Perspektive betrachtet ist es legitim zu genssteuer ist keine ineffiziente Steuer, im Gegenteil. sagen, es braucht einen Beitrag derjenigen, die hier Letztlich ist die Einführung eine Frage des politischen unterstützt worden sind. Das sind die Betriebe und die Wollens, nicht des Könnens. großen Vermögensmassen des Landes. Die Zeit wäre reif dafür. ● Werden wir uns in naher Zukunft wieder treffen müssen, um über Vermögenssteuern in Österreich JOHANNES GRESS zu sprechen? Ich könnt's mir vorstellen. Der Sozialminister hat das Thema im aktuellen Krisenkontext ja zurecht ange- ZUR PERSON: sprochen. Wir haben in den vergangenen Jahren Dominik Bernhofer, 37, ist Ökonom und Leiter der enorme Wirtschaftshilfen ausgeschüttet, allein über Abteilung Steuerrecht in der AK Wien 11
KOMPETENZ FOTOGRAMM 2 / 2022 WIE DAS VERMÖGEN IN ÖSTERREICH VERTEILT IST Wenn die Fläche Österreichs aufgeteilt wäre wie das Vermögen, würden ... 50% 1% das hier besitzen das hier 49% besitzen das hier besitzen Österreich ist ein Land der Ungleichheit. Vermögen ist extrem ungleich verteilt. Die reichsten 5 Prozent besitzen 55 Prozent des gesamten Vermögens. Die reichsten 10 Prozent besitzen knapp 66 Prozent des gesamten Vermögens. Die 90-prozentige Bevölkerungsmehrheit mit keinem, ge- ringem oder mäßigem Vermögen kommt gemeinsam nur auf etwa ein Drittel des Gesamtvermögens. Das reichste Prozent - die rund 39.000 vermögendsten Haushalte - besitzt in Österreich knapp 39 Prozent des Nettovermögens, während auf die ärmsten 50 Prozent lediglich 2,8 Prozent der Vermögen fallen. Etwa 40 Milliardärshaushalte besitzen insgesamt mehr als 140 Milliarden Euro. In Österreich gibt es rund 155.000 Euro-MillionärInnen. Nur diese kleine Minderheit wäre von einer Millionärssteuer betroffen. ● Foto: AdobeStock 12
JOURNALISMUS DIE PRESSEFREIHEIT, DAS BEDROHTE GUT UNSERER DEMOKRATIE Zuerst Corona-Pandemie, dann der Angriffskrieg Putins auf die Ukraine: eine Katastrophe jagt die nächste. Und mittendrin die Medien, die mit einer Vielzahl an Problemen kämpfen. Der alarmierende Befund wurde vor ne Raab (VP) sich erst einmal das Bewer- kolle. Transparenz sieht wahrlich anders wenigen Wochen öffentlich. Österreich tungssystem „genau ansehen“ will, ist ein aus. stürzte im Ranking der Pressefreiheit dra- Armutszeugnis. matisch ab. Platz 31, nach Rang 17 im WEITERHIN KEINE AUSREICHENDE Jahr davor. Das muss endlich ein Weck- Raabs Aktivität, zu Medienkonferenzen TRANSPARENZ BEI INSERATEN ruf sein. Das betrifft die Politik an erster einzuladen, klingt grundsätzlich gut, Stelle, hatten wir es doch noch nie, dass zeigt bei genauem Hinsehen jedoch wie- Das trifft auch auf die Inseratenverga- sogar ein Bundeskanzler von der Staats- der nur, dass sie das Problem auf die lan- be zu. Wie werden diese vergeben, gibt anwaltschaft als Beschuldigter geführt ge Bank schieben will. Da wird zwar mit es Kriterien und wenn ja, welche? Klar wurde, und es zu Hausdurchsuchungen wichtigen VertreterInnen der Medien- ist, öffentliche Stellen haben einen In- im Kanzleramt gekommen wäre. branche über die ausufernde Inseraten- formationsauftrag und müssen diesem vergabe durch öffentliche Stellen sowie nachkommen. Es bedarf allerdings Klar- NICHT AUF DIE LANGE BANK eine neue Medienförderung debattiert. heit, weshalb ein Inserat geschaltet wird, SCHIEBEN Der Haken daran: Man erfährt nur, mit warum dies in bestimmten Medien pas- wem man an der Konferenz teilnimmt, siert, welche Zielgruppe angesprochen Foto: AdobeStock Der Versuch, dieses Ranking von „Re- zu der man eingeladen ist. Info über die werden soll, etc. Dafür muss umgehend porter ohne Grenzen“ abzuwerten, etwa TeilnehmerInnen der anderen Termine: eine permanente Datenbank aufgebaut dadurch, dass Medienministerin Susan- Fehlanzeige. Zudem gibt es keine Proto- werden, in der alle geschalteten Inserate 13
KOMPETENZ 2 / 2022 bzw. bezahlten Kooperationen mit Me- bereits verstorbenen Kommunikations- ● Hausinterne und -externe, qualitäts- dien eingesehen werden können. Damit wissenschafters Hannes Haas, die dieser gesicherte Aus- und Weiterbildung, würden Grundsätze einer zeitgerechten 2012 für das Kanzleramt erstellt hat. Dar- deren Kriterien in Kollektivverträgen Transparenz erfüllt. in rät er, endlich Qualitätskriterien für die klar geregelt sind Vergabe der Mittel einzuführen, Aus- und Sinnvoll auf Bundesebene wäre zudem, Weiterbildung sowie die inhaltliche Viel- ● Faire, verpflichtende Mindesthonorar- müssten Inserate einzelner Ministerien falt besser zu fördern. Darüber hinaus sätze für freie JournalistInnen durch die Regierung beschlossen wer- zeigte Haas ein Missverhältnis zwischen den. Wohl ein frommer Wunsch. Denn, Parteien- und Medienförderung auf, und ● Mitgliedschaft beim Presserat und lehnt etwa die VP eine Einschaltung eines schlug daher eine kräftige Erhöhung damit Anerkennung des Ehrenkodex Ressorts des grünen Koalitionspartners Zweiterer vor. sowie Selbstverpflichtung, Entschei- ab, ist die Retourkutsche programmiert. dungen des Presserates zum eigenen Haas‘ Vorstellungen decken sich in meh- Medium zu veröffentlichen TRENNUNG ZWISCHEN reren Punkten mit jenen der JournalistIn- REDAKTIONELLEM UND INSERATEN nengewerkschaft in der GPA. Wir fordern ● Wirkungsvolle Gleichstellungspläne für sowohl die Einführung klarer Qualitäts- Frauen Aber auch die Medienhäuser sind ge- kriterien als auch eine massive Erhöhung fordert. Sie müssen öffentlich transparent der Förderungen. Diese „Abgeltung für Wichtig ist uns darüber hinaus die fi- machen, dass es eine klare Trennung die Erfüllung gesellschafts- und demo- nanzielle Absicherung der Arbeit des zwischen redaktionellen Inhalten und In- kratiepolitischer Aufgaben durch den Presserates - also der journalistischen seraten gibt. Für ein Inserat gibt es eben Journalismus“ muss auf 150 Millionen Selbstkontrolle -, die Förderung von Ein- nur eine Gegenleistung: den Platz für das Euro angehoben werden und ist jährlich richtungen, die journalistische Aus- und Inserat selbst. im Ausmaß der zwischen Gewerkschaft Weiterbildung anbieten sowie Journa- und VÖZ vereinbarten Tarife im Redak- lismusforschung und Innovationen, die Der Begriff „auf die lange Bank schie- teurInnen-Kollektivvertrag anzupassen. einer dem jeweiligen Entwicklungsstand ben“ steht sinnbildlich für zwei Bereiche: entsprechenden Verbesserung von Qua- Da Qualität im Gegensatz zur Ansicht litätsjournalismus dienen. 1. DAS AMTSGEHEIMNIS einiger PolitikerInnen sehr wohl messbar ist, hat die JournalistInnengewerkschaft EIKE-CLEMENS KULLMANN Die Heimlichtuerei hat in Österreich Sys- bei der Medienkonferenz mit Ministerin tem. Die Koalition hat zwar vereinbart, Raab verpflichtende Kriterien für die das Amtsgeheimnis endlich abzuschaf- Vergabe an Unternehmen – unabhän- JournalistInnenpreise fen - wir sind peinliches Schlusslicht in gig von einer etwaigen Vertriebsförde- der EU. Das Informationsfreiheitsgesetz rung - gefordert: Die von der JournalistInnengewerk- soll daher ein Grundrecht auf Informa- schaft in der GPA vergebenen Preise tion für alle BürgerInnen bringen und ● Anwendung von Journalistengesetz (Vorhofer- und Hochner-Preis) gehen Behörden und staatliche Stellen zur und journalistischen Kollektivverträgen heuer an Eva Linsinger (Profil), Mar- Auskunft verpflichten. Doch außer ei- tin Thür (ORF) sowie ein Sonderpreis nem Entwurf – der noch dazu mit vielen ● Um die Qualität auch sicherstellen zu an das ORF-Moskaubüro. schwammigen Formulierungen versehen können – bei oftmals extrem personell ist – gibt es bisher nichts. Denn, so die in- ausgedünnten Redaktionen wird das „Eva Linsinger beweist in ihrer Arbeit akzeptable Argumentation: Länder und immer schwieriger – muss die Anzahl eine kritische Distanz zu Machtha- Gemeinden argumentieren mit dem Da- der angestellten RedakteurInnen im bern aller Art und Couleur", lautet tenschutz und überbordendem Verwal- Verhältnis zum journalistischen unter anderem die Begründung der tungsaufwand. Daher sei man dagegen. Produkt stehen (redaktioneller Jury. Foto: Edgar Ketzer; Quelle: Ifes-Befragung Und was sagt der Bund: Na, da könne Umfang, Anzahl eigenrecherchierter man dann eben nichts machen. Und so Artikel, etc.) „Kritisches Denken, Courage und bleibt es bei der so gerne geübten und hohe Fachkompetenz“ gehören zum bequemen Praxis der Intransparenz. Ein ● Redaktionsstatut, Betriebsrat Anforderungsprofil für den jährlich Trauerspiel. vergebenen Robert-Hochner-Preis. ● Redaktionelle Inhalte des jeweiligen Martin Thür hat diese Qualität im 2. DIE NEUE MEDIENFÖRDERUNG Produktes (egal auf welcher Plattform) vergangenen Jahr auf herausragen- müssen überwiegen de Weise erfüllt", argumentierte die 296 Seiten umfasst die Studie des leider Jury. 14
DEMONSTRATION FÜR DIE PFLEGE IST ES 5 NACH 12! Mehr als 14.000 Beschäftigte in ganz Österreich gingen am 12. Mai 2022 auf die Straße und setzten ein deutliches Zeichen. In ganz Österreich fanden am Tag der Pflege Proteste des Gesundheits- und Pflegepersonals statt. Getragen wurden die Kundgebungen von der „Offensive Gesundheit“, einem Zusammenschluss der Gewerkschaften younion, GÖD, GPA, vida, der Wiener Ärztekammer, der Arbeiterkammer und des ÖGB. Allein in Wien demonstrierten etwa 10.000 Foto: Christian Hofmann Menschen für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. „Mit dem jetzt vorliegenden Paket der Bundesregierung ist der erste Schritt der Pflegereform getan. Sie ist das Ergebnis jahrelangen gewerkschaftlichen Drucks. Jetzt gilt es, Verbesserungen für den ganzen Gesundheitsund Sozialbereich zu erreichen“, sagte GPA-Vorsitzende Barbara Teiber bei ihrer Rede im Wiener Votivpark. ● 15
KOMPETENZ 2 / 2022 SO GEHT ES IN DEN KINDERGÄRTEN NICHT WEITER Wenn weiterhin so viele PädagogInnen die Kindergärten verlassen wie in den vergangenen Jahren, wird der Betrieb nicht mehr aufrecht zu erhalten sein, warnen die Betriebsrätinnen der St. Nikolausstiftung. Das Betriebsratsteam der St. Nikolausstiftung: Von links nach rechts: Regina Huprich, Marion Kaiser, Barbara Brandstetter, Petra Kutschera „So viele Kündigungen wie in den letz- beziehungsweise als PädagogInnen, As- begonnen und heute habe ich gehört, ten eineinhalb Jahren habe ich in mei- sistentInnen und technische Hilfskräfte. dass sie mich wieder verlässt.“ Das sei ner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt“, nicht nur für sie persönlich sehr stressig, sagt Regina Huprich, Betriebsratsvorsit- »So viele Kündigungen wie das sei auch für die Kinder nicht gut, die- zende der St. Nikolausstiftung. Diese be- in den letzten eineinhalb se bräuchten Stabilität. Nun versuche sie treibt in Wien rund 90 Pfarrkindergärten. vor allem für jene Mädchen und Buben, Jahren habe ich in mei- Seit Einführung des beitragsfreien Kin- die im Herbst in die Schule kommen, das dergartens 2009 sind dabei viele Grup- ner ganzen Laufbahn noch Jahr schön ausklingen zu lassen. Aber ja, pen dazugekommen. nicht erlebt.« „am Abend bin ich immer sehr müde“. Regina Huprich DAS TEAM WÄCHST »Vor knapp drei Wochen Foto: Nurith Wagner-Strauss Eine von ihnen ist Marion Kaiser. Seit 35 hat eine neue Pädagogin Entsprechend ist seitdem auch die Zahl Jahren ist sie als Assistentin tätig. Heraus- begonnen und heute habe der MitarbeiterInnen gestiegen: Von da- fordernd sei „der ständige Wechsel von mals 656 auf inzwischen 1.150. Etwa 50 Pädagoginnen“. Sie stehe derzeit – wie- ich gehört, dass sie mich von ihnen arbeiten in der Verwaltung, der einmal – alleine in der Gruppe. „Vor wieder verlässt.« rund 1.100 arbeiten im mobilen Team knapp drei Wochen hat eine Pädagogin Marion Kaiser 16
ELEMENTARPÄDAGOGIK Barbara Brandstetter ist Pädagogin, sie dere als die eines Sechsjährigen. Wenn hat sich auf die Arbeit mit Kindern mit eine Gruppe von zwei Personen – einer besonderen Bedürfnissen spezialisiert PädagogIn und einer AssistentIn – be- und leitet eine inklusive Kindergruppe – treut werde, könne man da zum Beispiel die erste und bisher einzige im Rahmen eigentlich gar keine Ausflüge machen. der Kindergärten der St. Nikolausstiftung. Im ersten Jahr habe sie mit KollegInnen »Wir wissen, was die Kinder insgesamt zehn Kinder betreut, darunter brauchen. Aber wir wissen etwa solche mit Entwicklungsverzöge- auch, dass wir es mit die- rungen oder Kinder im Autismus-Spekt- rum. Zwei der Kinder mit mehr Betreu- sem Personalschlüssel nicht ungsbedarf seien übrigens im heurigen gut machen können.« Bezahlung. „Solange da nicht ordentlich Kindergartenjahr keine Integrationskin- Petra Kutschera Geld in die Hand genommen wird, wer- der mehr. Warum? „Weil ich Zeit hatte, den wir keine KollegInnen kriegen.“ Sie sie so zu begleiten, dass sie es jetzt nicht In einer Gruppe mit 0- bis 6-Jährigen spricht dabei auch das Thema Pension mehr sind.“ seien derzeit 20 bis 22 Kinder. „Für die an: Immer wieder müsse sie mitansehen, einzelne Pädagogin ist das schwierig wie KollegInnen verzweifelt seien, weil »Man könnte viel mehr tun, und bringt sie auch zur Verzweiflung. Wir die Pension so niedrig sei. Da mache es wenn es mehr Ressourcen wissen, was die Kinder brauchen. Aber dann eben einen Unterschied, ob man wir wissen auch, dass wir es mit diesem zuvor 2.000 Euro oder 3.000 Euro verdient gäbe.« Personalschlüssel nicht gut machen kön- habe. Barbara Brandstetter nen.“ Ihrer Ansicht nach brauche es keine zu- Heuer seien 20 Kinder in der Gruppe, IMMER MEHR VERLASSEN sätzliche Bildungsoffensive. „Es gibt ge- davon offiziell vier Kinder mit Integ- DEN BERUF nug PädagogInnen, die gerne in dem rationsbedarf, inoffiziell mehr – doch Beruf arbeiten würden, weil es eigent- da laufen entweder noch Diagnose- Genau dieser Umstand bewegt immer lich ihr Traumberuf ist. Aber unter diesen verfahren oder der Antrag auf erhöhte mehr PädagogInnen, den Beruf zu ver- Rahmenbedingungen geht das nicht. Sie Familienbeihilfe sei noch nicht ent- lassen. Zusätzlich wirke noch die Belas- sagen, sie können hier nicht ihr Leben schieden. Betreut und gefördert werden tung der Covid-Krise nach. „Das Perso- opfern, sie gehen in einen anderen Be- sie von zwei Pädagoginnen und einer nal ist massiv überlastet. Die KollegInnen ruf, studieren.“ Viele Elementarpädago- Assistentin, doch oft werde Personal aus gehen ständig über ihre Grenzen.“ Eltern gInnen würden sich dazu entschließen, der Gruppe abgezogen, um den Be- wiederum brauchen Unterstützung, viele VolksschullehrerInnen zu werden, erzählt trieb am gesamten Standort aufrecht- Familien hätten auch für den Sommer Kutschera. „Da arbeiten sie auch mit Kin- zuerhalten. Eigentlich sei die Betreuung Betreuungszeit angemeldet. „Wir wür- dern, aber werden besser bezahlt, haben der Kinder daher so nicht adäquat. den gerne Personal einstellen, aber wir ausreichend Vorbereitungszeit und Fe- Eines der Kinder bräuchte eigent- finden niemanden. Keine PädagogIn- rien. Ich kann das gut verstehen.“ lich eine Eins-zu-Eins-Betreuung. Die nen, nicht einmal AssistentInnen.“ Früher Elternarbeit sei viel intensiver, man hätten im Juli und August oft Studierende DAS GEBÄUDE FÄLLT IN SICH müsse sich auch mit TherapeutInnen ausgeholfen, aber nicht einmal das ge- ZUSAMMEN austauschen. Doch es fehle stän- linge heuer. dig an Zeit. „Man könnte viel mehr Es müsse sich nun jedenfalls rasch etwas tun, wenn es mehr Ressourcen gä- Alle Betriebsrätinnen sind sich einig: bewegen, fordert Huprich. „Sonst sehe ich be.“ Das sei sehr unbefriedigend. Wenn der akuten Personalnot, von der schwarz.“ Vor zehn Jahren habe man be- alle Trägerorganisationen berichten reits unter dem Titel „Kindergarten - Ach- DIE KINDER WERDEN IMMER JÜNGER (der Betriebsrat der St. Nikolausstiftung tung Einsturzgefahr“ demonstriert und auf ist Mitglied der Wiener Themenplattform die schwierigen Arbeitsbedingungen und Petra Kutschera leitet einen Kindergarten der Elementar-, Hort- und Freizeitpäda- die zu niedrige Entlohnung aufmerksam in Wien-Rudolfsheim. Die Kinder in den gogik in der GPA), nichts entgegenge- gemacht. Jetzt aber falle das Gebäude Gruppen würden immer jünger, erzählt setzt wird, wird das System Kindergarten Kindergarten tatsächlich in sich zusam- sie, „vor 20 Jahren war ein einjähriges nicht mehr lange funktionieren – zumin- men. ● Kind die Ausnahme, jetzt sind einjähri- dest nicht als erste Bildungseinrichtung. ge Kinder die Regel“. Die Bedürfnisse Den Schlüssel sieht Huprich in mehr Per- ALEXIA WEISS eines Einjährigen seien aber ganz an- sonal in den Gruppen und einer besseren 17
KOMPETENZ 2 / 2022 Podcast "Begegnungen" PODCAST. Im neuen Podcast „Begegnungen“ der Bildungsabteilung der GPA geht es um Themen, die uns in der Bildungsarbeit beschäftigen. Das sind Themen, die das tägliche Arbeiten im Betrieb, aber auch seine Auswirkungen auf das Leben außerhalb des Betriebs betreffen. Wir beschäftigen uns mit Entwicklungen, die unsere Gesellschaft prägen, schauen hin, erkunden und hören zu, wie es jenen geht, die in Büros, an Supermarktkassen, in Gesundheits- und Pflege- einrichtungen und vielen anderen Bereichen, die Betriebe und somit unser tägliches Leben am Laufen halten. Wir sprechen mit BetriebsrätInnen und fragen nach, wie sie mitbestimmen, welchen Herausforderungen sie gegenüberstehen und wie sie diese meistern. Wir sprechen über Rechte am Arbeitsplatz, Erfahrungen und Hürden im Arbeitsleben. ExpertInnen aus der Gewerkschaft und Arbeiterkammer sowie Zivilgesellschaft und Wissenschaft eröffnen Perspektiven und geben Inputs. Unser GPA-Bildungspodcast erscheint regelmäßig auf https://www.gpa.at/podcast sowie allen gängigen Plattformen. U r la u b sgeld s Zeit für GEN. Zwei mal im Jahurbgsibgetld N a RZAHLU : das Url SONDE a u f d as Konto Geld es mehr chtsgeld . erständ lich a s Weihna o selbstv ub en, und d t d a s s g la B e s c h äftigte is h u n g . Manche Für viele ltserhö . Das ist e Geha nspruch ie d ie jährlich c h e n A von w esetzli wurden einen g Gehalt es geb e 13. u n d 1 4 . d in de n m. Das mpft un ein Irrtu c h a ften erkä werk s rt. den Ge veranke e k ti v ve rträgen Koll bsgeld: m Urlau ld_FAQ Mehr zu aubsge p s :/ / b it.ly/Url htt Foto: iStock 18
KURZMELDUNGEN Ende der Maskenpflicht im Handel „Wir wissen, dass der Handel kein Treiber der Pandemie ist. Angesichts von Schulen ohne Maß- nahmen und maskenlosen Konzerten und Sport- veranstaltungen mit tausenden Besucherinnen und Besuchern war das Ende der Maske auch im Handel höchst an der Zeit. Nun können mehr als 100.000 Beschäftigte aufatmen. Das ist vor allem ein Erfolg der engagierten Betriebsrätinnen und Betriebsräte im Handel, die dem Unmut der Be- schäftigten eine starke Stimme gegeben haben“, so Teiber. GPA-Vorsitzende Barbara Teiber begrüßte das Ende der Maskenpflicht im Handel „Natürlich handelt es sich bei der Maskenpflicht um eine Abwägungsfrage. Angesichts sinkender AUFATMEN. Barbara Teiber, die Vorsitzende der Zahlen lässt sich ein Masken-Ende jedenfalls be- Gewerkschaft GPA, begrüßte, dass die Maske im gründen. Daher halten in Europa auch nur noch gesamten Handel am 1. Juni gefallen ist: „Wir zwei Länder die Maskenpflicht im Handel aufrecht. freuen uns, dass Minister Rauch letztlich auf den Die Entscheidung, ab 1. Juni auch in Österreich Druck von Gewerkschaft und Sozialpartnern diese dringend notwendige Erleichterung für die reagiert hat und dem Masken-Tragen für die Be- Handelsangestellten zu schaffen, war richtig und schäftigten ein Ende gesetzt hat.“ kam keinen Tag zu früh.“ egereform wurde P fl unde s re g ie rung Tag d er Hitze am Arbeitsplatz W IRKT. Von d er B m o nstrat ionen zum vorge legt. T E S T n D e re f o r m n P R O gro ß e Pfle g e illione g der einer 520 M HITZESCHUTZ. Ungekühlte Büros mit mehreren am Ta ste Te il hre s te h e n nD ip lo - der er wei Ja lter vo Computern können leicht zur Hitzefalle werden. Pflege te n z G e h ä In n e n, d ie n ächs g , d ie die n p fl eger Insbesondere für Risikogruppen wie Ältere oder Für ügun und K rank e entIn- ro z u r Verf e it s- f a c h assist - Schwangere besteht dann eine Gesundheitsgefähr- Eu n Ges undh und P fleg e in Pfle ie rte n e n w ird es e a ch dung. Bei Raumtemperaturen von über 25°C muss m assist entIn rdem Die n . Auße eben. der Arbeitgeber für kühlende Maßnahmen sorgen. Pflege ns o ll e n Freiz e it g end li c h nhebe mehr Druck nen a u n d c h e n te Re f o r m endiu m haftli gestip g e w erksc n g e kündig g . W ir Mehr dazu: ngem a tun rung e Rich jahrela undesregie ic h t ig V e r b es- http://bit.ly/Hitze_Arbeit d er B t in die r fristige v o n Sch r it d la n g ffenen t e in erster r e c hte un u n d Betro is er f ü igte n n weit chäft werde fü r d ie Bes gen serun m p fen. form: kä u r P fl egere GB z des Ö _ÖGB c h ä t zung e reform Eins / P fl e g /bit.ly https:/ Foto: Michael Mazohl, AdobeStck 19
KOMPETENZ 2 / 2022 „UNSERE ARBEIT MACHT SINN“ Im Schulungszentrum Fohnsdorf können sich Menschen für neue Berufswege qualifizieren. Betriebsratsvorsitzende Sylvia Ippavitz erzählt, wie das Unternehmen auf die Veränderungen in der Branche reagiert und das SZF zukunftsfit machen wird. Als gemeinnütziger Verein bietet das Schulungszentrum Fohnsdorf (SZF) be- rufliche Qualifizierung sowie professio- nelle Begleitung beim (Wieder-)einstieg in den Arbeitsmarkt an. Am Hauptstand- ort in Fohnsdorf und an einem kleineren Standort in Fürstenfeld arbeiten insge- samt 150 Beschäftigte. Auftraggeber des SZF ist das AMS Steiermark. „Wir unterstützen Teilnehmende durch unse- re Schulungen, eine neue Chance am Arbeitsmarkt zu ergreifen“, erklärt Be- triebsratsvorsitzende Sylvia Ippavitz, „Mit einer professionellen individuellen Qua- lifizierung werden Menschen beruflich erfolgreicher.“ Ippavitz ist seit 2008 Betriebsrätin, seit Sylvia Ippavitz bei der öffentlichen Betriebsversammlung der Beschäftigten aus der Erwachsenenbildung 2016 ist sie freigestellt und hat im Team in Graz im April 2022 den Vorsitz inne. Ihre Motivation dafür entspringt ihrem ausgeprägten Gerech- schäftsführung, mit der es eine konstruk- re KollegInnen“, berichtet Ippavitz stolz. tigkeitssinn: „Arbeitsprozesse müssen tive Zusammenarbeit gibt, wie sie betont. Zur Qualifizierung ins SZF kommen v.a. fair sein. Zwischen jenen, die die Macht arbeitsuchende Menschen, die fehlende in der Hand haben und Entscheidungen Neben einer sinnstiftenden Arbeit reicht Kompetenzen haben oder deren Berufe treffen und jenen, die davon betroffen das Angebot für die Beschäftigten im Be- kaum noch Perspektive bieten. Qualifi- Foto: Mustafa Durmus sind, braucht es einen Ausgleich.“ trieb von der Betriebsküche und Kantine zierungen sind, weiß Ippavitz, auch die mit günstigem Mittagessen bis hin zu be- beste Prävention gegen Langzeitarbeits- Als Betriebsrätin bemüht sich Ippavitz um trieblicher Gesundheitsförderung. „Wir bie- losigkeit. „Wir ermöglichen einen neuen Problemlösung gemeinsam mit der Ge- ten wirklich ein gesundes Klima für unse- Start! Und die Wirtschaft sucht derzeit 20
Sie können auch lesen