Im Prinzip einfach Amazon

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Im Prinzip einfach Amazon

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Fabian Siegler

IM PRINZIP EINFACH AMAZON

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Bibliografische     Information      der     Deutschen
Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2016 Fabian Siegler (Autor)
Herausgegeben von der ProFillment GmbH
Geschäftsführerin: Andrea Reintjes
Landauerstr. 66
67434 Neustadt/Wstr.

Sitz der GmbH: Hamburg mit Geschäftsstelle Neustadt/
Wstr.
Registergericht: Amtsgericht Hamburg – HRB 142826
Steuernummer: 41/752/03708

Illustration/Cover:
DER PUNKT GmbH – Werbeagentur, Karlsruhe
Lektorat:
PR KÖRNER - Christina Körner, Kulturwissenschaftlerin
M.A.
Herstellung und Verlag:
tredition GmbH, Hamburg
ISBN: 978-3-7345-6957-9

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird
auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und
weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche
Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für
beiderlei Geschlecht.

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Inhaltsverzeichnis

Versandhandel anno 1681

Amazon. Wie alles begann

Weltklasse-Service und Amazon-Prime

Produkte bei Amazon

Produkte international verkaufen

Sonderangebote und Deals

Amazon Handmade

Amazon Payments

Die Amazon A-bis-Z-Garantie

Amazon Fresh

Bestellung auf Knopfdruck: Der Amazon Dash Button

Hörbücher, Zeitschriften und Musik-CDs bei Amazon

Amazons Verkäuferforum: Versand durch Amazon

Gerichtsurteile, die Sie kennen sollten

Amazon Vine Club

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Amazons Partnernetz

Tools, die Ihr Leben als Verkäufer leichter machen

Amazon und der stationäre Fachhandel

Amazon Experten im Interview

Interview mit shopanbieter.de

Interview mit marketplace-analytics.de

Interview mit wbs-kaw.de.

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Versandhandel anno 1681

Wir schreiben das Jahr 1681. Zugegeben, zur damaligen
Zeit gab es noch kein Amazon, aber es gab bereits eine
Revolution im Buchmarktsegment. Ein Pariser
Buchhändler brachte die Maschinerie (in Bezug auf den
Versand) in Gang, als er sechs Spezialkataloge im
Format 12 auf 19 Zentimeter mit Bücherangeboten
verschickte. Für ehemalige Verhältnisse, war sowohl die
Tatsache, dass man einen Buchkatalog in Händen hält
mindestens ebenso einzigartig, wie der Versand als
solches. Aufgrund des Erfolges war es bereits in der
Mitte des 18. Jahrhunderts in Frankreich möglich, weitere
Artikel zu bestellen. Dazu zählten insbesondere
Damenmoden,         Musikinstrumente,        Werkzeuge,
Apothekerwaren, Blumenzwiebeln und Lebensmittel.

So gesehen ist es eigentlich spannend zu sehen, dass sich
sämtliche Zyklen des Lebens bzw. der Evolution ständig
wiederholen. Selbst heute tut man sich mitunter bei
manchen Versandgütern wie Lebensmittel schwer(er) als
es etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts oder unmittelbar
davor war. Dies umfasst nicht zuletzt die Nahrungsmittel,
die heute offenbar weniger Versandnachfrage generiert
als zur damaligen Zeit. Damals wie heute, gab es
illustrierte Prospekte und Preislisten, nur die Online-
Komponente kam jüngst hinzu. Das Pariser „Grands
Magasins du Tapis Rouge“ bot bereits 1864 in seinem
Katalog ein warenhausähnliches Sortiment an. Die
Geschichte des Universalversandhauses war geboren.

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Sortimentsbeispiele aus dem beschriebenen „Pariser
„Grands Magasins du Tapis Rouge“ Versandkatalog.

Bereits ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war
der Versandhandel auch in weiteren Sortimenten
umfassend breit aufgestellt. Arbeitskleidung und
Werkzeuge konnten ebenso wie alltägliche Dinge
erworben werden. Richard Warren Sears, Gründer des
Versandhauses “Sears, Roebuck & Co“., sehe ich als
Pionier des Versandhandels an. Dies mag daran liegen,
dass dieser     Mann es verstand, aus vorhandenen
Ressourcen ein (skalierbares) Massen-Versandgeschäft
zu etablieren. Gearbeitet wurde getreu dem Motto:
„Alles, was verpackt werden kann, können wir liefern.“

Dieses Potenzial hatte man auch in Deutschland recht
früh erkannt. So gab es etwa im Jahr 1867 den Kunst-
und Handelsgärtner Niels Lund Chrestensen, der seine
Produkte mit der Post an seine Kunden ausliefern ließ.
Wobei ‚Post’, eher als Synonym für Zusteller gesehen
werden sollte. Das heute als Post bekannte ‚gelbe
Unternehmen’, wurde erst im Jahre 1947 als Deutsche
Post gegründet und ab 1950 zur Deutschen Bundespost
umbenannt.

In Zeiten der Reichsgründung um 1871 in Deutschland
wurde eine (vorübergehende) Werbefreiheit eingeführt,
ebenso ein funktionierender Postpaketdienst mit
Einheitsporto etabliert sowie der Nachnahmeverkehr
aufgenommen.        Mit      diesen      institutionellen
Voraussetzungen waren die wichtigsten logistischen
Bedingungen     für    einen    gut    funktionierenden
Versandhandel geschaffen, der bis heute stetig ausgebaut

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wird. Es ist erkennbar, dass viele Parallelen aus jener Zeit
noch heute aktuell sind. Amazon-Gründer, Jeff Bezos,
konnte also nicht zuletzt aufgrund dieser bestehenden
Infrastruktur derart massiv wachsen, da er diese
bestehenden Strukturen nützt.

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Amazon: Wie alles begann!

Das Unternehmen Amazon wurde am 5. Juli 1994 in
Bellevue, Washington, gegründete, und unterliegt
ständigem Wachstum. Es soll an dieser Stelle nicht auf
die Geschichte, auch nicht auf die Gründungsstory von
Amazon oder dessen Schöpfer Jeff Bezos eingegangen
werden, da sie hinlänglich oft beschrieben wurde. Hier,
im vorliegendem Buch „Im Prinzip einfach Amazon“,
geht es um das Lernpotenzial, das Amazon bietet, und
darum, die eigenen Geschäfte zu perfektionieren. Als ich
im Jahr 2006 erstmals mit dem deutschsprachigen
Amazon in Berührung kam, war ich gerade einmal 16
Jahre alt. Bereits nach wenigen Jahren konnte ich auf
rund 100.000 eigens versendete Artikel, sprich
abgewickelte Transaktionen zurückblicken. Mit diesem
fundierten Wissen, abgerundet durch eine professionelle
eBay Karriere als jüngster Powerseller Deutschlands der
damaligen Zeit, entstanden eigene Unternehmen und
diverse Beraterjobs, mit Fokus auf dem E-Commerce-
Bereich. Auch in meiner heutigen Funktion als Chief
Technology Officer (CTO) entwickle ich weltweite
Strategien für die Werbevermarktung in Echtzeit, mit
strategischen Amazon-Synergien.

Bereits vor Jahren habe ich bewundert, wie viel Arbeit
Amazon uns, als seinen Herstellern und Händlern,
abnimmt. Einen Marktplatz, wenn auch nicht in
vergleichbarer Größe, bieten viele andere auch. Aber das
‚Drum herum’ ist gigantisch (und einfach). Klar ist, dass
die Abhängigkeit von Amazon steigt. Nach Schätzungen
des Marktplatz-Experten Mark Steier, Betreiber des
Weblogs Wortfilter.de, sind gegenwärtig in Deutschland

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rund 135.000 Marktplatz-Händler bei Amazon registriert.
55.000 nutzen das Ganze offenbar aktiv und generieren
so zusammen Umsätze zwischen zehn und 15 Milliarden
Euro*. Ich hatte bereits wenige Monate nach meinem
verkäuferischen Marktplatz-Start (im Jahre 2008) erste
Probleme mit der sogenannten Verkäufer-Performance.
Rund 25.000 Euro wurden damals „eingefroren“ – bis
etwaige Konflikte gelöst wurden. Das bedeutete 90 oder
gar 120 Tage ‚’warten’ – das war damals also schon eher
die Regel für mich. Wenn Sie bereits selbst bei Amazon
verkauft haben, wissen Sie, wovon ich spreche und
können mitfühlen (insbesondere im Hinblick und unter
der Berücksichtigung der technologischen Ansätze. Das
Ganze ist heute rund 10 Jahre her). Wenn Sie noch nicht
(professionell) bei Amazon verkauft haben, ja dann
haben Sie noch keine Erfahrungswerte. Dies ist schade,
denn ich kann Ihnen nur empfehlen, testen Sie die
Möglichkeiten: und sei es nur die Auflösung Ihrer
privaten DVD Sammlung. Letztlich ist es egal, was Sie
verkaufen, denn die Professionalität zählt und die
Tatsache dass „weniger einfach mehr sein kann“. Daraus
können Sie dann recht schnell lernen.

Dabei ist keineswegs alles Gold was glänzt, auch nicht
bei Amazon. Sei es, wegen der bewusst ausbleibenden
Gewinne am Ende des Geschäftsjahres (etwa weil
Investitionen in Expansion als wichtiger angesehen
werden) oder Produktflops. Kein Unternehmen – auch
nicht in dieser Größe – ist unfehlbar. Selbst andere
Riesen wie Facebook oder Google entwickeln
Funktionen bzw. Services, die zu wenig Interesse
erzeugen und dann einfach wieder vom Markt
verschwinden.

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Heute ist es etwa möglich, auf Amazon (auch in
Deutschland) Anzeigen neben Suchergebnissen und auf
dem Marktplatz Amazon Supply zu schalten. Letzteres ist
ein B2B-Marktplatz und richtet sich vorwiegend an
Gewerbetreibende. Man lernt hier also von Google
AdWords, jenen Textanzeigen, die eben dort, neben oder
über einer Suchanfrage auftauchen. Es ist daher wichtig,
seine Wettbewerber zu kennen. So gut zu kennen, dass
man von ihnen profitieren oder zumindest manches
adaptieren kann. Amazon macht sich also den Erfolg der
AdWords von Google zunutze, und generiert so
Zusatzeinnahmen und erschließt gleichzeitig neue
Einnahmepotenziale.

Amazon Fulfillment, also das Einlagern Ihrer Produkte
nebst Kommissionierung, Picking, Versand und
professioneller Retourenabwicklung -         auch das ist
Amazon. Diesen Service, kurz FBA, gab es bereits „zu
meiner Zeit“. Leider habe ich erst zu spät, alles auf diese
Karte gesetzt. Wie bei allen Themen, so gibt es auch bei
FBA kontroverse Diskussionen. Die Einwände sind
vielfältig und reichen von schlicht zu teuer, bis hin zur
unpfleglichen Behandlung der Waren. Letztlich muss
jeder für sich entscheiden. Ich für meinen Teil arbeite seit
Jahren nur noch mit diesem System. Die Vor- und
Nachteile werden im folgenden Kapitel vertieft. Wem die
Arbeit mit Amazon-FBA immer noch zu komplex
erscheint, der kann dann beispielsweise auf Fullservice-
Dienstleister wie die ProFillment GmbH zurückgreifen.
Dort bietet man spezielle Pakete für Neueinsteiger,
Betreiber von stationären Ladenlokalen (Fachhändler)
sowie Produzenten an.

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Ein großes Problem im Internet ist: Negatives Feedback.
Bei Amazon ist es nicht anders wie sonst auch im Netz.
Die Menschen, die bewerten sind in der Regel solche mit
Problemen. Meine Erfahrungen sind: auf eine positive
Rückmeldung kommen rund 20 bis 25 Beschwerden. In
diesem Zusammenhang lässt sich bereits ein erster großer
Pluspunkt des Amazon-Fullservices ausmachen. Alle
Pakete die Amazon versendet, werden auch bei
negativem Feedback nicht in die Verkäufer-Performance
gewichtet. Unter Umständen wird das negative Feedback
sogar komplett gelöscht. Hintergrund dieser kulanten
Regelung ist, dass Sie auf nahezu alles, was Lagerung
und Versand betrifft, keinen unmittelbaren Einfluss
haben. Sei es der Versand, etwaige Packfehler oder
Zustellverzögerungen, sowie Probleme mit der
Abrechnung bzw. Wiedergutschrift bei Retouren. Was
aus Händlersicht sehr komfortabel ist, hat aus
Konsumentensicht einen negativen Touch. Ist es fair,
dass dieses Feedback nicht gewertet wird? Das muss
jeder selbst entscheiden, wichtig ist aber die
Unterscheidung zwischen Gewichtung eines Feedbacks
in der Verkäuferperformance und eben dem „bloßen
Anzeigen“, denn längst werden nicht alle Feedbacks
gelöscht. Sie werden vielmehr „nur intern“ beurteilt,
nicht negativ gewertet. Daher, für mich ein ‚pro’-
Amazon. Ebenfalls toll sind die stressfreien Tage,
beispielsweise in der Vorweihnachtszeit. Ich war damals
in der Spielwarenbranche tätig. An Weihnachten ist hier
Hochsaison, und es gibt nichts Schlimmeres, als die nicht
rechtzeitig ausgelieferte „Weihnachtspost und -
geschenke“ . Aus diesem Grund gibt es, wenn man
Kundenzufriedenheit über den eigenen Profit stellt, nur
zwei Möglichkeiten die wirklich klug sind. Ersten, man

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lässt den Job Amazon, also via FBA abwickeln.
Alternativ macht man seinen eigenständigen, digitalen
Laden rund eine Woche vor Weihnachten dicht. Dies
erspart Stress, gibt Raum für etwaige Kundenanfragen
und – im Regelfall kommen trotz vermehrten
Paketaufkommen, die Sendungen auch sicher an. Selbst
dann, wenn der Paketbote bei der Auslieferung
wiederholt klingeln muss. Denn wie ich aus eigener
Erfahrung     weiß,     –    auch  Prio-Pakete   oder
Expresszustellungen haben 24 Stunden vor Weihnachten
keine „garantierte Zustellung.“

Vom Versand geht es zur Abrechnung: Stichwort
Amazon Payments. Es kann mühsam sein,
Zahlungseingang und –kontrolle selbst zu erledigen.
Daher nimmt einem Amazon dies ebenfalls ab. Amazon
sammelt eine gewisse Zeit alle Gutschriften Ihrer
Verkäufe. Je nach „Vertragsstufe“ sind dies wenige Tage
oder auch 14 Tage und länger, etwa bei Suspensionen
und dem Einfrieren von Geldern. Amazon zahlt diese
Gutschriften dann gebündelt aus. Dies bedeutet zwar
einerseits, dass man sein Geld sicher bekommt. Die
Klassiker,    wie    ungedeckte     Kreditkarten    oder
Rücklastschriften, entfallen nämlich. Es ist dennoch so,
dass eine gewisse Liquidität vorhanden sein muss, damit
die Waren, die Sie zum Kauf anbieten möchten (und bei
Amazon lagern), auch wirklich bezahlt sind.

Quelle: http://www.internetworld.de/onlinemarketing/amazon/amazon-marketplace-so-laesst-geld-
verdienen-1111115.html

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Weltklasse Service und Amazon Prime

Amazon hat sich auf die Fahnen geschrieben, das
weltweit kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu
werden. Ich teile die Auffassung, dass man dies in nahezu
allen Kommunikationsstufen bemerkt. Was für die
Kunden sehr positiv ist, bedeutet auf der Verkäuferseite
mitunter Stress aufgrund extrem hoher Anforderungen.
Beginnen wir zunächst mit der Entstehungsgeschichte
von Amazon Prime, dem bevorzugten Schnellversand.
Als eine Großmutter zu Weihnachten kurz vor
Reiseantritt zu den Enkeln bemerkt hatte, dass ihre
Amazon-Bestellungen nicht rechtzeitig eintreffen
werden, kontaktierte die ältere Dame den Amazon
Kundenservice. Aufgelöst berichtete sie von ihren Enkeln
und dass sie nun ohne Geschenke dastehen würden. Zu
Weihnachten einfach eine Katastrophe. Jeff Holden, der
damals zuständige Manager entschied, der Dame zu
helfen. Er beauftragte den schnellsten Expresslieferanten
den er kannte. Am nächsten Morgen, pünktlich vor ihrem
Abflug, trafen die Pakete ein. Weihnachten war für die
ältere Dame und deren Familie gerettet. Die Kosten auf
Seiten von Amazon betrugen rund 600 Dollar, bei einem
Kaufwert von 1.000 Dollar. Dennoch war das Investment
lohnend, denn dieser Vorfall war die Grundsteinlegung
des heutigen Prime-Versand. Heute nutzen mehr als 70
Millionen Mitglieder, weltweit den Vorzugslieferservice
Prime, der hierzulande jährlich 49 Euro kostet. Prime
Kunden machen in den USA im Schnitt 1.100 Dollar
jährlich Umsatz. Das ist nahezu doppelt so viel wie ein
Normalkunde bestellt.*
*Quelle: Manager Magazin, Sep. 2016

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Wer heute bei Amazon verkaufen möchte, hat eine
Vielzahl von Richtlinien zu beachten. Dazu zählen
beispielsweise folgende Verkäuferleistungen:

    •   Rate an Bestellmängeln
    •   Storno-Rate
    •   Rate verspäteter Lieferungen
    •   Unzufriedenheit mit Rücksendungen in Prozent
        (Beta)
    •   Verstöße gegen Richtlinien
    •   Kontaktreaktionszeit

Erschwerend für die Händler kommen sowohl die
Richtlinien hinzu - als auch die Einhaltung derselben,
denn Amazon achtet auch penibel auf diese Richtlinien.
Nehmen wir als Beispiel die Rate an Bestellmängel:
Diese muss „kleiner als ein Prozent“ sein. Die Stornorate,
also Bestellstornierungen belaufen sich auf ein Ziel von
„kleiner als 2.5 Prozent“. Kann das zugesagte
Lieferdatum nicht eingehalten werden, finden Amazon-
Kunden das sehr ärgerlich. Insbesondere weil sie durch
das Prime-Versandprogramm sehr verwöhnt sind.
Verspätete Auslieferungen sind daher stets unter „kleiner
als vier Prozent“ zu halten. Die aufgeführten Werte sind
als Mindestanforderungen zu verstehen. Amazon
beschreibt dies mit folgenden Worten:

Verkäufer, die hervorragende Werte vorweisen können,
haben die Möglichkeit, sich durch positives Feedback,
das den Käufern neben ihren Artikeln angezeigt wird, zu
profilieren. Die meisten Verkäufer übertreffen diese
Ziele. Je besser Ihre Leistung, desto höher sind Ihre
Erfolgschancen beim Verkaufen bei Amazon.

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Nutzt man das Versandprogramm von Amazon (FBA)
wird einem diese Last genommen. Ich finde, vor allem
dies rechtfertig die Amazon-Gebühren. Addiert man die
strengen Auflagen und die eigenen Verwaltungskosten,
die entstehen würden, wird schnell klar: Amazon FBA ist
nicht so teuer, wie es oftmals dargestellt wird. Um es
nochmals klar zu sagen, aus eigener Erfahrung kenne ich
die Spielwarenbranche. Im Vorweihnachtsgeschäft ist es
normal, dass die Bestellmengen mitunter exorbitant
ansteigen. Ist dann keine ausreichende Vorsorge
getroffen worden, etwa beim Lager- und Kundenservice,
bei der Aufstockung des Personals oder der
Warenbevorratung, sind Sperrungen bei Amazon fast
sicher. Nicht zu unterschätzen sind beim Selbstversand
die Packfehler, die sich durch Hektik einschleichen. Da
gerade zu derartigen saisonalen Spitzenzeiten oftmals
Leiharbeiter angeworben werden, kennen diese auch
nicht das Sortiment. Es dauert also alles länger oder es
kommt zum Falschversand. All dies sind Kosten, die
dann entstehen. Amazon diese Arbeit erledigen zu lassen,
macht aus meiner Sicht absolut Sinn. Denn die Arbeit ist
dann reduziert auf das Wesentliche: Bestellmengen
verwalten und Ware beschaffen. Im Wesentlichen fällt
sonst keine Arbeit mehr an. Rechnungen werden in der
Praxis dank Software automatisch erstellt und den
Kundenservice übernimmt das Amazon Callcenter.
Unabhängig, ob Sie die Bestellungen selbst erledigen
möchten oder sich in die Hände von Amazon begeben, es
gibt eine Aufgabe, um die kommen Sie nicht herum. Das
Einstellen Ihrer Produkte auf der Plattform. Aus diesem
Grund umfasst das kommende Kapitel die wichtigsten
Eckdaten zur perfekten Produktpräsentation und Listung.

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Sie werden schnell feststellen, dass es mit wenigen
Sätzen zu einem Produkt nicht getan ist. Außerdem
werden Sie bemerken, dass Sie mitunter Ihren Artikel
ohne eine Freischaltung bei Amazon gar nicht verkaufen
dürfen. Es ist daher wichtig zu verstehen, auf was es
beim Anbieten von Produkten bei Amazon ankommt.
Wer sich nach dem nächsten Kapitel überfordert fühlt, sei
Hilfe in Aussicht gestellt. Fullservice-Anbieter wie die
ProFillment     GmbH      übernehmen      auch    solche
Produkteinstell-Prozesse. In Zusammenarbeit mit solch
einem Dienstleister bleibt dann wirklich nur das
Aussuchen des Sortiments und das Verwalten an Arbeit
übrig.

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Produkte bei Amazon: Zum Verkauf listen

Um Ihnen aufzuzeigen wie kompliziert es sein kann,
wenn Sie einen Artikel neu platzieren möchten, kann ich
den Vorgang anhand eines Produkts darstellen. Nehmen
wir an, wir möchten eine Kräuterteemischung verkaufen.
Wenn Sie ein Produkt verkaufen möchten, müssen Sie
sich darüber im Klaren sein, dass Amazon jedes Produkt
nur einmal gelistet haben möchte. Es ist daher notwendig,
dass jedes Produkt eindeutig zuzuorten ist –
beispielsweise mittels einem EAN Code (GTIN genannt).
Amazon rechnet diesen Strichcode dann in sein eigenes
Codierungssystem um, die sogenannten ASIN. Letztere
ist eine eindeutige, Amazon interne Produktnummer.
Sollte Ihre Kräuterteemischung bereits bei Amazon im
Katalog sein, so können Sie sich als weiterer Verkäufer
einfach zum bestehenden Angebot dazugesellen. Sie
müssen dann keine eigene Beschreibung anlegen und
keine Fotos hochladen. Das ist das Zeitsparende bei
Amazon. Um dies jedoch reibungslos gewährleisten zu
können, müssen alle Produkte als ‚singulär’ erkennbar
sein. Denn es wäre sonst etwas suboptimal, wenn Sie ein
Angebot verkaufen, das dann doch nicht identisch ist,
sondern       ein      anderes      Modell       darstellt.
Kundenreklamationen sind sonst vorprogrammiert. Im
Regelbetrieb würden wir also unsere verfügbare Menge,
Amazon mitteilen und einen Verkaufspreis bestimmen.
Das Angebot ist dann binnen weniger Minuten verfügbar.
Grundsätzlich gilt beim Verkaufen von Lebensmitteln
und Getränken auf der Amazon Plattform Folgendes.: Ein
Angebot zu erstellen ist nur zulässig, sofern Sie eine
Freischaltung für die Kategorie bei Amazon.de (und allen
anderen Landesplattformen auch) eine Freischaltung für

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den Versand von Lebensmitteln und Getränken mit
Versand durch Amazon haben. Liegen beide Freigaben
nicht vor, können Sie entweder nur selbst Ihre Waren
verkaufen oder eben nicht einmal das. Ferner dürfen
Getränke (in unserem Beispiel: der Tee) nur in der
Kategorie "Lebensmittel" angeboten werden. Wichtiger
Hinweis     am    Rande:    Darunter     fallen    auch
Nahrungsergänzungsmittel (zur innerlichen Anwendung)
sowie Bundle-Artikel mit „Lebensmittelbestandteil“, z.B.
Teekanne und Tee.

Dazu noch ein wichtiger Hinweis: Wenn wir zu unserem
Kräutertee etwa ein Bundle mit Schokoladen verkaufen
möchten. In der Zeit vom 1. Mai bis zum 14. Oktober gilt
für schokoladenhaltige Produkte eine „Sommerpause“.
Auf der Amazon Webseite ist nachzulesen:

Diese Produkte können also nur in der Zeit vom 15.
Oktober bis 30. April angeliefert, gelagert und versandt
werden. Die generelle Lagertemperatur ist 10°C bis
30°C. Alle Produkte, die diesen Temperaturen ohne
Qualitätsverlust   standhalten,     können    ganzjährig
angeboten werden. Während des Versands ist die Ware
normalen     Außentemperaturen       ausgesetzt    (DHL
Standardversand).*

*https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?ie=UTF8&
nodeId=200829400

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Bevor wir unseren Kräutertee, den es bei Amazon noch
nicht gibt, endlich listen können – bedarf es noch eines
Blickes auf das Ablaufdatum. Die folgenden Richtlinien
sind für den Versand durch Amazon gültig. Man tut sich
aber einen Gefallen, wenn man sich auch selbst bei
„Eigenversand“ an die Qualitätsempfehlungen hält.
Produkte nennt Amazon gerne Einheiten. Sind diese mit
45 oder weniger verbleibenden Tagen bis zum Ablauf des
Mindesthaltbarkeitsdatums betroffen, so werden diese
von Amazon auf "nicht verkaufbar" gesetzt. Einheiten,
deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, werden
von Amazon vernichtet. Sie sind als Verkäufer demnach
für die Bestandsüberwachung und gegebenenfalls
rechtzeitige Auslagerung verantwortlich. Grundsätzlich
gilt, das Mindesthaltbarkeit soll über 70 Tagen umfassen
-        gerechnet        ab       Anlieferung.       Das
Mindesthaltbarkeitsdatum muss außerdem deutlich und
an einer leicht zugänglichen Stelle angebracht sein. Auch
wenn unser Lebensmittelbeispiel viel Vorbereitung
bedarf, soll es aufzeigen, dass es nicht damit getan ist,
einen Artikel mal eben schnell zu listen. Wer sich hier
nicht professionell zeigt, dem werden Kunden die die
Perfektion von Amazon verinnerlicht haben, recht schnell
die rote Karte zeigen. Sie sollten immer daran denken,
dass Besteller grundsätzlich leichter Mängelrügen
verteilen als Lob. Dies spiegelt sich eben auch in vielen
Bewertungen wider.

Wenn wir den Kräutertee nun bei Amazon listen
möchten, so benötigen wir im Wesentlichen einen
aussagekräftigen     Produkttitel.   Bis     zu     fünf
Aufzählungspunkte sowie sechs Produktbilder und eine
Artikelbeschreibung. Alle Texte sollten, wie im Internet

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generell, möglichst einzigartig sein. Demnach macht es
keinen Sinn den fertigen Text des Lieferanten eins-zu-
eins, zu kopieren. Außerdem könnte es auch fahrlässig
sein, da mitunter Ihr Lieferant und Großhändler im B2B-
Geschäft mit Ihnen als Wiederverkäufer anderen
Richtlinien unterliegt als Sie im Endkundengeschäft
(B2C).

Gut zu wissen: Produkte werden zunehmend direkt über
Amazon statt über Google gesucht. Daher ergibt sich
folgender Unterschied: Google „listet die Ergebnisse, die
am wahrscheinlichsten angeklickt und gelesen werden.“
Amazon hingegen „listet die Produkte, die am
wahrscheinlichsten gekauft werden.“

Sofern Sie bereits Web-Texterfahrung haben, kann es
leicht passieren, dass man seine Google-Fähigkeiten zur
Optimierung von Webseiteninhalten auf Amazon
überträgt. Dies sollte man jedoch nicht pauschal als
sinnvoll erachten. Ein Beispiel: Wenn man Inhalte an
verschiedenen Positionen bei Amazon wiederholen
möchte, verwendet man am besten Synonyme.
Hintergrund ist, dass ein Keyword bei Amazon immer
nur einmal gewertet wird! Bei Google hatte man lange
Zeit auf einzelne Suchwörter optimiert (Keywords,
Keyworddichte etc).

Im Kern geht es darum, dass Amazon aus der riesigen
Auswahl an Produkten, nur jene Produkte herausfiltern
möchte, die inhaltlich zur Suchanfrage passen. Im
Anschluss werden die gefilterten Produkte sortiert und
entsprechend der vermuteten Kaufrelevanz angeordnet.
Diese Anordnung wird durch einen Ranking-Algorithmus

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festgelegt. Klar dürfte sein, dass ein Amazonkunde genau
die Produkte angezeigt bekommen möchte, die ihn auch
wirklich interessieren. Aufgrund der ungeheuren
Datenmengen ist Amazon inzwischen sehr gut, die
Bedürfnisse seiner Kunden zu kennen. Machen Sie mit
klaren Formulierungen daher Ihren Teil der
Hausaufgaben. Denn nur mit Input kann der Algorithmus
gefüttert     werden.       Wenn       Sie   nun     eine
Produktbeschreibung verfassen, gilt es, sich Folgendes
klar zu machen:

   •   Sämtliche Wörter aus der Suchanfrage des
       Nutzers sollten im Idealfall in Ihrem Produkttext
       enthalten sein.
   •   Amazon kann sich durch die strukturiert
       hinterlegten Daten beim Filtern auf die
       Auswertung bestimmter Datenfelder beschränken
       Titel - Attribute - Beschreibung - Suchbegriffe -
       Händlername - Marke - Produktinformation -
       Farbe sind solche Werte
   •   Füllwörter wie ‚mit’ und ‚in’ bleiben dabei
       unberücksichtigt
   •   Klein- und Großschreibung sowie Singular und
       Plural spielen keine Rolle
   •   Es ist nicht notwendig, dass alle gesuchten Wörter
       in einem Informationsfeld stehen
   •   Synonyme verwenden, da jedes Suchwort nur
       einmal gewichtet wird
   •   Amazon sortiert die Produkte nach der
       Kaufwahrscheinlichkeit

Es ist notwendig, dass Sie vernünftige Suchworte für
Titel und Beschreibung finden. Suchworte sollten durch

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Synonyme ersetzt werden. Orientieren Sie sich stets am
Produktnutzen. So kann unser Tee etwa beruhigend
wirken. Neben den klassischen Suchanfragen über
Google und Amazon direkt, gibt es auch spannenden
Tools wie etwa:         http://soovle.com/. Bei letzterem
erhalten Sie eine Übersicht verschiedener Webdienste. Es
ist somit sehr zeitsparend, da es die manuelle Abfrage
erspart. Der SEO-Analyseanbieter Sistrix hat auch eine
Toolbox für Amazon, ein Teil ist kostenlos nutzbar,
siehe: https://amz.sistrix.com/de/keywords
Um sich eine Nachfrage-Prognose zu erstellen, kann auch
Google Trends (https://www.google.de/trends/) hilfreich
sein, so lassen sich Suchwörter auf Zeit und Länder
separat einsehen und vergleichen.

Wenn Sie den Titel bei Amazon texten, beachten Sie
insbesondere Folgendes. Wenn Sie am Anfang des Titels
Suchwörter platzieren, so springen diese sofort ins Auge
und erhalten demnach die höchste Gewichtung im
Ranking. Die zuvor genannten Tools sollten Ihnen bei der
Auswahl brauchbarer Begriffe helfen. Grundsätzlich gilt,
dass Ihr Titel mit den wichtigsten Keywords beginnen
sollte. Das ist wichtig im Sinne eines hohen Nachfrage-
bzw. Suchvolumens und führt folglich zu einem
ausgewogenen        Rankingpotenzial      und       hoher
Produktrelevanz.

Beispiel Kräutertee:
Kräutertee Anis-Kümmel-Fenchel / Kindertee              /
Teemischung köstlich aromatisch / Magenverträglich

Es gibt Wörter, die man sowohl getrennt als auch
zusammenschreiben kann (z.B. Anis-Kümmel-Fenchel)

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deswegen verwendet man einen Bindestrich, diese
Variante deckt beide Schreibweisen ab. Beachten Sie
bitte, dass es untersagt ist, Preisangaben oder
Zustandsbeschreibungen (Neu und OVP etwa) im Titel
zu machen. Der Hintergrund ist, grundsätzlich bieten
mehrere Verkäufer das gleiche Produkt (gleiche ASIN)
an. Für die Produkttexte sollten Nutzer in die Lage
versetzt werden, schnell und ohne Hindernisse eine
Kaufentscheidung zu treffen. Eine Auflistung von
Produkteigenschaften und technischer Daten sollte daher
vermieden werden, vielmehr sollte der Produktnutzen
kommuniziert werden. Eine große Häufung von
Keywords im Produkttext ist zu vermeiden, da diese in
aller Regel den Lesefluss stören. Große und breite
Textblöcke wirken abschreckend und ermüden die
Kunden beim Lesen, deswegen ist es essentiell, dass man
Zwischenüberschriften formuliert, die die Kernbotschaft
der Beschreibung vermittelt und den Text gliedert. So
können die Informationen schneller und strukturierter
wahrgenommen werden.

Praxistipp: Legen Sie Varianten eines Produktes an,
anstatt dieses einzeln zu listen. Der Vorteil ist, dass Sie
so gebündelt mehr Bewertungen erhalten. Im Falle
unseres Tees könnte es sein, dass wir verschiedene
Füllmengen anbieten möchten, oder ein Set bestehend
aus Tee und Teekanne sowie den Tee einzeln. Diese
Kombinationen sind ideale Varianten! Wenn Sie bei
Amazon oder einem sonstigen Shop im Internet die
Größe auswählen, ist diese Selektion nichts anderes als
eine Variante.

                            25
Damit Ihr Produkt gekauft werden kann, bedarf es
hochwertiger Fotos. Amazon empfiehlt sechs bis sieben
Bilder je Produkt einzustellen. Da Sie in aller Regel kein
Fotostudio im Keller haben werden, gibt es nun drei
Möglichkeiten um hochwertige Fotos zu erhalten.

   1. Kontaktieren Sie Ihren Lieferant und fragen Sie
      nach einer Bildfreigabe (für Amazon). Im
      Gegensatz zu Produkttexten wo ein Kopieren
      nicht empfohlen wird (Plagiate/ Doppelter Inhalt),
      ist es bei Fotos möglich. Es lohnt sich jedoch,
      eigene Fotos anzufertigen!
   2. Die heutigen Smartphones machen recht gute
      Fotos. Für Standardprodukte sollte es also
      ausreichen, wenn Sie auf einem ruhigen,
      möglichst einfarbigen Hintergrund, Ihre Produkte
      selbst fotografieren. Achten Sie stets auf eine gute
      Beleuchtung,      ausreichend      Kontrast      und
      Bildschärfe. Ihre Fotos können Sie dann für
      wenige Cents professionell bearbeiten lassen.
      Dienstleister wie http://de.pixelz.com/ oder
      http://www.freistellen.de/    bearbeiten      binnen
      weniger Stunden (max. 1-2 Tage) Ihre Fotos. Ihre
      Bilder sind dann freigestellt, haben also einen
      weißen Hintergrund und entsprechen so den
      Amazon         Richtlinien     (Mindestauflösung:
      1000x1000 Pixel - am besten wäre 2000x2000 px)
   3. Für hochwertige Produkte kann es sich lohnen,
      richtige Bilder machen zu lassen. Bei Google
      finden Sie eine Vielzahl von Produktfotografen,
      die mitunter auch Amazon-Affin sind. Wir
      arbeiten     beispielsweise    mit     http://philio-
      photoservice.de oder auch http://www.pro-

                           26
ducto.com    bzw.    http://www.af-fotostudio.de
       zusammen.

Nachdem Sie nun über Titel und Fotos verfügen, bauchen
Sie einen wettbewerbsfähigen Gesamtpreis. Sie können
hier direkt auf dem Marktplatz die Preise vergleichen.
Amazon zeigt Ihnen aber während der Listung des
Produkts den aktuell preiswertesten Anbieter. Bei der
Preisgestaltung hat sich nach meiner Auffassung das
Anbieten von versandkostenfreien Produkten bewährt.
Versandkostenfreiheit macht Ihr Produkt für den Kunden
attraktiv, unabhängig vom Prime-Versand. Außerdem
verdienen Sie auch mehr, wenn ein Kunde mehr als nur
ein Produkt bestellt. Da Sie für jeden Verkauf die
Versandkosten einrechnen, ist dies Ihr Zusatzgewinn,
falls mehrere Einheiten auf einmal bestellt werden. Der
Zustand, die Menge sowie der Preis sind auch Kriterien
für das Gewinnen der sogenannten Buybox. Für Händler
mit Standardprodukten (wie etwa bei unser Tee-Beispiel)
ist es entscheidend diese zu gewinnen, da derartige
Produkte mitunter von mehreren Händlern angeboten
werden können, darunter auch oft Amazon selbst. Der
Wettbewerb findet also hier direkt am Produkt in der
Buybox statt. Sind Sie nicht in der Buybox platziert,
machen Sie faktisch kaum Umsatz. Als FBA-Händler
haben Sie deutlich bessere Chancen, die Box für sich zu
gewinnen, außerdem ist dann meiner Auffassung nach,
das Ganze weniger preissensibel. Aus eigener Erfahrung
weiß ich, dass Mitbewerber preiswerter sind, dank FBA
dennoch die Buybox in unserem Account verbucht wird.
Um die Buybox zu erhalten, sollten Sie natürlich auch
stets       Ihre       Verkäuferbewertungen         und
Gesamtperformance im Auge behalten. Wie hoch hier die

                           27
Anforderungen im Einzelnen sind, haben wir bereits
beleuchtet.

                       28
Produkte international verkaufen - samt Übersetzung

Wenn Sie Ihren Artikel nun gelistet haben, werden Sie
früher oder später feststellen, dass Sie auch recht einfach
Produkte im Ausland verkaufen können. Amazon hat hier
einige Regeln, etwa dass Sie in der Landessprache den
Kundenservice übernehmen müssen. Auch muss man
damit rechnen, dass Kunden per Mail in der jeweiligen
Sprache an Sie herantreten. Nur beim reinen FBA
Versand bleibt man davon verschont. Da die Steuer- und
Rechtsanforderungen mitunter sehr komplex sind,
brauchen Sie vor dem Start einen guten Steuerberater und
Rechtsanwalt. Grundsätzlich sollten Sie, wenn Sie sich
für „Versand durch Amazon“ entscheiden, Bestellungen
von     allen     europäischen       Amazon-Marktplätzen
(Amazon.co.uk, Amazon.de, Amazon.fr, Amazon.it,
Amazon.es) nur über ein einziges Verkäuferkonto
versenden und verwalten. Sollten Sie den Anforderungen
im Ausland nicht gewachsen sein, starten Sie
ausschließlich mit Versand durch Amazon, da Sie dann in
den Genuss der offensichtlichen Vorzüge, Stichwort
Kundenservice etc. kommen. „Versand durch Amazon“
reduziert die Mühe und Komplexität des europaweiten
Verkaufs enorm. Langfristig sollten Sie prüfen, ob Sie
bzw. zusammen mit einem Fullfillment-Dienstleister den
globalen Weg bestreiten möchten. Millionen von
Amazon-Kunden in anderen Marktplätzen warten dann
auf Sie, etwa in Australien, Brasilien, China, Indien,
Japan, Kanada, Mexiko, den Niederlande sowie in den
USA.

Praxistipp: Sofern Sie der Erste sind, der ein Produkt zum
Verkauf im jeweiligen Zielland anbietet, so benötigen Sie

                            29
ausländische Produkttexte. Amazon bietet Ihnen in den
Einstellungen      die       Möglichkeit,      automatisch
computerübersetzte Texte zu erstellen. Diese sind
kostenfrei, jedoch nicht für alle Länder verfügbar. Immer
möglich       sind     in      der     Regel       manuelle
Übersetzungsaufträge, die Sie direkt bei Amazon
beauftragen können. Sie erhalten dann binnen weniger
Tage fertige Übersetzungen, auf Basis des deutschen
Textes samt Titel. Auch Ihre Fotos werden dann mit
übernommen. Die Kosten für die manuellen
Übersetzungen sind je Wort zu entrichten (+/- 10 Cent je
Wort). Die Rechnung wird mit Ihrem Verkaufsguthaben
verrechnet. Der Vorteil ist, dass die von Amazon
bereitgestellten      Übersetzungen         direkt     die
Verkaufsfreigabe bekommen. Texten Sie selbst oder
mittels externem Dienstleister, ist nicht gesagt, dass die
Texte freigegeben werden oder erst nach recht langer
Prüfungsdauer. Im Hinblick auf Ihre internationalen
Verkaufsbemühungen, sollten Sie stets Suchwörter
verwenden, die einen globalen Nutzen und Relevanz
versprechen.
Auch beim Versand selbst gilt es,            Wichtiges zu
beachten. So ist es für international verschickte Produkte
möglicherweise von Bedeutung, zu prüfen inwieweit die
Herstellergarantie gilt (oder eben nicht) bzw.
Serviceangebote des Herstellers im Ausland mitunter
nicht verfügbar sind, oder             Anleitungen, wie
Gebrauchsanweisungen und Sicherheitswarnungen nicht
in der Sprache des Bestimmungslandes verfasst sind. Für
die Kundenzufriedenheit ist es extrem wichtig, hier
ganzheitlich zu agieren.

Die wohl unvorhersehbarste Hürde betrifft den Zoll. Hier

                            30
ist auch Amazon selbst die Hand gebunden. Auf der
Infoseite von Amazon gibt es zum Thema Zoll
beispielsweise folgende Erläuterungen:

In den Zollformularen für Pakete in Länder außerhalb
der EU wird der Wert der in der Lieferung enthaltenen
Artikel nach Produkttyp aufgeführt. Wir behalten uns vor,
dem Zoll zur Vereinfachung des Verfahrens für unsere
Kunden oder aus gesetzlicher Verpflichtung solche
Angaben zu machen. Der Zoll kann Pakete zur Kontrolle
öffnen, wir haben darauf keinen Einfluss.

Wenn es sich bei der Bestellung um ein Geschenk
handelt, wird das Paket mit dem Hinweis "Geschenk"
versehen. Die Preise der Artikel werden aber dennoch im
Zollformular ausgewiesen. Wir sind zurzeit nicht in der
Lage, den Inhalt in einer anderen Weise zu beschreiben.

Zoll- oder Einfuhrgebühren werden erhoben, sobald das
Paket Ihr Land erreicht hat. Gebühren für die
Zollfreigabe gehen zu Ihren Lasten. Wir haben keinen
Einfluss auf diese Gebühren und können ihre Höhe nicht
vorhersagen. Die Zollbestimmungen variieren von Land
zu Land beträchtlich. Für weitere Informationen
kontaktieren Sie bitte Ihre Zollbehörden vor Ort.

Anmerkung: Die Zollbehörden einiger Länder verlangen
vom Importeur einer Ware einen speziellen
Identifikationsnachweis, bevor eine Sendung freigegeben
wird. Als Importeur der Ware können Sie oder der
Empfänger      der   Sendung      zur   Angabe     einer
Identifikationsnummer,           z.B.          nationale

                           31
Identifikationsnummer,                CPF        oder        Steuernummer,
aufgefordert werden.

Quelle* https://www.amazon.de/gp/help/customer/display?nodeId=200161750

                                       32
Sonderangebote und Deals

Der Artikel ist nun bei Amazon zum Verkauf ‚aktiv’.
Unabhängig, ob dies nun in einem Land oder
international der Fall ist, im E-Commerce ist Reichweite
ein wichtiger Indikator. Denn das beste Angebot bringt
nichts, wenn man es nicht kennt. Gutscheinplattformen,
die Rabattcodes für Online-Shops oder einzelne Produkte
anbieten, sollten daher als Reichweitensteigerung in
Betracht bezogen werden. Der Markt ist stark umkämpft
und nur wenige Portale haben eine wirklich nennenswerte
Gesamtreichweite. Neben den Webseitenbesuchern
(Visits genannt) kommen aber mitunter noch
Reichweiten via WhatsApp oder sozialen Netzwerken
wie Facebook hinzu. Mit rund 500.000 zählen
deutschsprachige       Portale    durchaus    zu     den
meistbesuchtesten Gutscheinanbietern. Die Top 10
Liste*, gemessen an Visits im August 2015 ist wie folgt:

       1. gutscheinsammler.de:             1.050.000
           gutscheine.focus.de:            760.000
       2. sparwelt.de:                     730.000
           (dieser Anbieter beinhaltet weitere Dienste:
           Deals, Money)
       3. gutscheinrausch.de:              590.000
       4. gutscheinpony.de:                590.000
       5. gutscheine.de:                   360.000
       6. sparheld.de:                     150.000
       7. gutscheinewurst.de:              110.000
       8. gutscheincodes.de:               110.000
       9. gutschein.woxikon.de:            100.000
       10. deals.com:                      85.000
*Reichweiten gemäß Quelle:
https://www.gutscheinsammler.de/pressecenter/top-10-deutsche-gutscheinseiten/

                                             33
Fullservice-Anbieter wie die ProFillment GmbH haben
Kooperation mit derartigen Plattformen geschlossen und
kommen so auf beachtliche Gesamtreichweiten.

Unabhängig von derartigen Portalseiten, gibt es auch
direkt bei Amazon Werbemöglichkeiten. Zu nennen sind
beispielsweise:

   •   Kostenloser Versand: Bieten Sie kostenlosen
       Versand für Ihren gesamten Produktkatalog oder
       einen Teil davon an. (Ich habe bereits empfohlen,
       dass Sie standardmäßig alle Artikel frei Haus
       liefern sollten, nicht zuletzt aus Renditesicht).
   •   Preisnachlass: Bieten Sie Prozente oder einen
       Rabatt in Euro für Ihren gesamten Produktkatalog
       oder einen Teil davon an.
   •   Ein Produkt kaufen und ein Gratisexemplar
       erhalten: Bieten Sie einen oder mehrere Artikel
       aus Ihrem Gesamtkatalog oder aus einem
       Teilbereich des Katalogs für einen qualifizierten
       Kauf kostenfrei an.
   •   Externe Prämien: Bieten Sie Ihren Käufern nach
       Einkäufen, mit denen sie sich für die Werbeaktion
       qualifizieren, einen Rabatt für Ihren gesamten
       Produktkatalog oder einen Teil davon an.
   •   Richtig      klasse     sind     die    sogenannten
       Blitzangebote. Dabei handelt es sich um ein
       zeitlich begrenztes Aktionsangebot, bei dem ein
       Artikel für einige Stunden auf der Angebotsseite
       von Amazon angezeigt wird. Im Gegensatz zu
       den zuvor genannten Angebotsarten, bedarf es

                           34
hier explizit der Freischaltung bzw. Genehmigung
       von Amazon.
   •   Gesponserte Anzeigen: Ähnliche dem Prinzip
       Google AdWords, können Sie hier einen Klick-
       Festpreis bestimmen. Bei attraktiven Werten
       können Sie so Ihr Angebot sichtbar schalten.
       Dabei gilt, dass nur die relevantesten
       Werbeanzeigen         für    sehr    zielgerichtete
       Suchanfragen geschaltet werden. Amazon schaltet
       diese automatisch oder Sie wählen manuell und
       bestimmen die Ausspielung etwa anhand
       passender Suchwörter. Die Ihnen inzwischen
       bekannten Tools zur Suchwortauswertung sind
       auch     hier    hilfreich.   Keywords     sollten,
       entsprechend ihrem Nutzen, optimiert sein.
       Amazonkunden sind bereit, sich nicht nur
       umzusehen, sondern auch etwas zu kaufen – dies
       ist wohl ein wichtiger Pluspunkt gegenüber
       Google, wo nicht zwingend eine Kaufabsicht im
       Mittelpunkt einer Anfrage stehen muss.
       Abschließend erhalten Sie zwei Übersichten
       meiner eigenen Kampagnen, damit Sie sehen,
       dass    man       durchaus    Zusatzumsatz     mit
       überschaubarem Einsatz (insbesondere gegenüber
       Google) erzielen kann.

Probieren Sie es einfach aus!

                           35
Amazon-Handmade

Wenn es um Selbstgemachtes geht, ist DaWanda
bekannt. Es handelt sich dabei um einen Online-
Marktplatz     für    Einzigartiges,     Unikate     und
Selbstgemachtes. DaWanda beschreibt sich selbst mit den
Worten „In insgesamt über 300.000 DaWanda-Shops
bieten Dir kreative Menschen mit Liebe gefertigte
Produkte an. Bei DaWanda kannst Du Produkte auf
Deine besonderen Vorstellungen hin anpassen oder
speziell für Dich anfertigen lassen. Dabei reicht das
Angebot auf DaWanda von stylishen Kleidern,
Umstandsmode, zeitlosem Goldschmuck und Schultüten
zur Einschulung oder einem coolen Wandtattoo,
aufwändig restaurierten Vintage-Möbeln bis hin zum
exklusiven Insektenhotel für Deinen Garten. Für jeden
Anlass und für jeden Geldbeutel findest Du bei uns kleine
und große Kostbarkeiten. Vor allem wenn es sich um das
Thema Selbermachen handelt, findest Du hier tolle
Produkte, Materialien und kreative Schnittmuster.“

In den USA seit längerem am Start, und jetzt neu im
deutschsprachigen Raum, ist indes Amazon Handmade.
Offiziell nennt sich der Service „Handmade at Amazon“
und versteht sich als neuer Marktplatz in fünf
europäischen Ländern (Amazon.co.uk, Amazon.de,
Amazon.fr, Amazon.it und Amazon.es), auf dem
Kunsthandwerker (die eine Einladung von Amazon
erhalten haben), ihre einzigartigen, handgefertigten
Produkte an hunderte Millionen potenzieller Amazon
Kunden weltweit verkaufen können. Amazon beschreibt
seinen Service mit den Worten: „Wir wissen dass jeder
handgefertigter Artikel etwas Besonderes ist, daher

                           36
haben wir eine neue Seite entwickelt, die speziell Ihre
handgefertigten Produkte präsentiert. Wenn Sie Ihren
Shop einrichten, werden Sie eine Profilseite für Ihre
Kunsthandwerke erstellen, um den Kunden mit schönen
Bildern Ihre Geschichte zu erzählen und Ihre Kunst
vorzustellen. Zudem werden Sie die Möglichkeit haben
für Ihre Artikel, Seiten mit atemberaubenden Bildern und
neuen Anpassungsmöglichkeiten einzurichten, damit die
Kunden Ihr gesamtes Angebot vollständig erkunden
können.*

Weitere      Information    findet  man     auch     auf
https://services.amazon.de/handmade.html (*)

Wie Sie sehen, genügt im Prinzip ‚einfach Amazon’
wenn, man in der digitalen Welt Produkte absetzen
möchten. Anhand der folgenden Kapitel werden wir
flüchtig auf den ein oder anderen weiteren Service von
Amazon eingehen. Im Ganzen betrachtet, ist es daher
nicht notwendig auf weiteren Plattformen wie eBay,
Hood oder Yatego präsent zu sein. Ich habe in den
vergangenen, mehr als zehn Jahren hunderttausende
Transaktionen begleitet und überall als Händler aktiv
mitgestaltet. Meine persönliche Bilanz lautet: „vergessen
Sie die Alternativen und fokussieren Sie sich auf ein
Business.“ Früher habe ich einen eigenen Onlineshop
betrieben, ich kann daher die Gedanken verstehen:
Eigenes Branding. Unabhängigkeit! Aber man sollte sich
klar machen, welches Vertrauen Kunden weltweit in
Amazon setzen. Auch sollten Sie sich die immensen
Marketing Budgets verdeutlichen. Allein bei Google
AdWords ist es wesentlich entspannter, wenn Amazon

                           37
auf Ihre Marke/Brand bietet, oder ob Sie es alternativ
dazu selbst tun müssten. Überlegen Sie daher gut ob es
sich lohnt, eigene Wege gehen zu müssen!

                         38
Amazon-Payments

Wenn Sie einen eigenen Onlineshop betreiben möchten,
dann sollten Sie mindestens einmal etwas von Amazon
Payments gehört haben. Es erinnert etwas an PayPal auf
den ersten Blick. Onlineshopping, schnell und sorgenfrei
– so bewirbt Amazon auf der eigenen Webseite den
Service. „Login und Bezahlen mit Amazon“ erspart lange
Checkout-Prozesse      und      umständliche     mobile
Anwendungen. Ganz komfortabel können Millionen von
Kunden sich in Ihrem Webshop bzw. der Website
einloggen und bequem bezahlen. Es müssen keine neuen
Kundenkonten eröffnet werden und die Eingabe von
Zahlungsdaten entfällt ebenso. Durch das Einloggen
werden die Zahlungsquellen aus dem bestehenden
Amazon-Konto übernommen. Tausende von Online-
Händler haben sich bereits durch „Bezahlen mit
Amazon“ einen starken und treuen Kundenstamm
aufgebaut – so wird auf der Amazon Webseite berichtet.
Die Implementierung ist sehr einfach und meiner Ansicht
nach, jedem Shop-Betreiber zu empfehlen. Ein großer
Vorteil, wie gesagt leicht an PayPal orientiert, ist der
Amazon-Schutz. Egal ob als Kunde oder Händler, Sie
sind, geht es nach Amazon, stets bestens geschützt.
Kundeneinkäufe sind nämlich durch die sogenannte A-
bis-Z-Garantie abgedeckt, und Sie als Online-Händler
kommen in den Genuss derselben Betrugsverhinderungs-
Technologie, die von Amazon.de verwendet wird – ohne
zusätzliche Kosten.

                          39
Die Amazon A-bis-Z-Garantie

Betrugsverhinderungs-Technologie klingt toll. Auch die
Garantie wirkt zuvorkommend, kann jedoch aus
Händlersicht, ähnlich wie bei PayPal, eBay etc., mitunter
etwas kostspielig werden. Ein Grund mehr, auf FBA by
Amazon zu vertrauen. Sie haben wohl auch dann keinen
unmittelbaren Zugriff auf die Daten aber immer noch
besser, als Endlosdebatten, insbesondere im Hinblick auf
etwaige Bewertungs- bzw. Performanceprobleme.
Zunächst lohnt sich ein Blick auf die Frage, was ist denn
eigentlich die Amazon.de A-bis-z-Garantie genau?
Amazon sagt:

„Wir möchten, dass unseren Kunden der Einkauf bei
Amazon.de Marketplace Freude macht und möglichst
reibungslos abläuft. Wenn ein Käufer mit dem, was er
von einem Amzon.de Marketplace Verkäufer erhalten hat,
unzufrieden ist, kann er unter den unten dargestellten
Bedingungen einen Antrag auf Erstattung einreichen.
Der Deckungsbetrag der Garantie beträgt 2.500 EUR.“*

Die A-bis-Z-Garantie gibt es auch bei Amazon-Payments
und auf anderen Marktplätzen. Es lohnt dennoch für
jeden Anwendungsfall, die Details der Richtlinien zu
prüfen. Wer bei Amazon verkauft bzw. die Zahlungsart
(Amazon Payments) nutzt, muss sich darüber im Klaren
sein, dass im Zweifel, Ware und Geld weg sind. Aus
Händlersicht ein nicht zu unterschätzendes Problem.
Grundsätzlich ist für eine Gelderstattung die
Beschaffenheit des Artikels maßgeblich. Weichen
wesentliche Eigenschaft von der Beschreibung Ihres
Produktangebotes ab, kann es zu Erstattungsansprüchen

                           40
kommen. Darum achten Sie immer genau darauf, was die
Beschreibungstexte aussagen, wenn Sie einen Artikel
nicht vollständig selbst listen (siehe vorangegangene
Kapitel). Es gilt daher immer, die Gebrauchstauglichkeit
Ihres verkauften Artikels zu prüfen, dieser darf nämlich
nicht negativ beeinflusst werden. Amazon sieht Sie als
Verkäufer in diesem Falle in der Pflicht. Bieten Sie
keinen Umtausch oder keine Erstattung an, kann der
Käufer einen A-bis-Z- Garantieantrag stellen – und wird
wohl meist auch von dem Prüfungskomitee bei Amazon
Recht bekommen. Letzteres geht dann mit einer
Vollerstattung einher. Auch vom Versand ohne
Einliefernachweis/Paketnummer kann ich nur abraten.
Nicht nur, dass Sie im Zweifel keine Belege haben, eine
ungesicherte Sendung, z.B. eine Büchersendung, dauert
auch erheblich länger.

Der vom Prime-Versand verwöhnte Kunde, interessiert
sich nicht dafür, ob mitunter die Versandkosten höher
sind als der Kaufpreis. Denken Sie an das
Großmutter/Weihnachtsproblem. Amazon erwartet von
Ihnen als Händler: Lösungen. Deshalb mein Tipp:
Diskutieren Sie niemals mit einem Kunden. Selbst wenn
klar ist, dass Sie alles lückenlos belegen können und
somit klar im Recht sind. Ich appelliere an Ihre
Großzügigkeit – oder nennen wir es Kulanz. Alles andere
wird Sie früher oder später Ihre Performance kosten. Ich
habe früher Schadensfotos angefordert, Paketnummern
hin und her gesendet usw.. Doch heute rate ich dazu:
Schreiben Sie den Verkauf ab. Denn langfristig machen
Sie Gewinn und tausende von Euros Umsatz - oder
erleben Totalverlust beim Debattieren. Denn merke: Der
Kunde hat immer Recht, hat er einmal nicht Recht so

                          41
greift dieser Leitsatz: Der Kunde hat immer Recht....
* https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?nodeId=200355410#a

                                     42
Amazon-Fresh: Gemüse und Obst wie vom Bauern

Amazon Fresh: Der Angstgegner Amazon könnte bald
auch frische Lebensmittel liefern. Für Edeka, Rewe und
die Discounter ist das eine große Bedrohung für Kunden
ein kleiner Luxus.* - so titelte die Zeit-Online am 4. Juni
2016. "In der Branche hat man Schweißperlen auf der
Stirn", sagt Gerrit Heinemann, Handelsprofessor an der
Hochschule      Niederrhein       in     Mönchengladbach.
Schweißperlen, die gerade wohl noch schneller rinnen:
Experten erwarten schon länger, dass Amazon in
Deutschland seine neue Sparte Fresh ausrollen könnte,
den Lieferdienst für frische Lebensmittel. Seit Oktober
vergangenen Jahres bietet der US-Onlinehändler
hierzulande bereits haltbare Produkte wie Chips an.*

Amazon verkauft Lebensmittel und nun bald eben auch
Frisches, so wie es aussieht. Auf der Webseite
https://fresh.amazon.com/ kann man anhand des US
Vorbildes erahnen, wo die Reise hingehen wird. Was das
Preisniveau insgesamt angeht: Gemäß Reportangaben**
aus dem Hause Nomura Securities International, kam
man für New York zu dem Ergebnis, dass eine
Bestellung von 30 Produkten via Amazon Fresh gut 15
bis 23 Prozent günstiger seien, als bei den getesteten
Wettbewerbern. Amazon begann ein Pilotprojekt zur
Lieferung von frischen Lebensmitteln bereits im Jahre
2007 in Seattle. Seither geht es Schlag auf Schlag, so
wurde etwa das Projekt auf Los Angeles, San Francisco,
San Diego, New York City (Stand 2013) und
Philadelphia ausgeweitet. In den Jahren 2016/17 ist es
nun auch für Deutschland offenbar an der Zeit, in den
Frischegenuss zu kommen. Da ich auch Händler im

                            43
Bereich Lebensmittel betreue, glaube ich selbst an die
Zukunft derartiger Nachfragen. Nicht umsonst, hat
Amazon seinen Dienst mit dem Namen ‚Pantry’
ausgeweitet. Amazon beschreibt seinen Service mit
folgenden Worten: „Amazon liefert Ihnen Produkte für
den täglichen Bedarf bequem direkt an die Haustür.
Ohne Schleppen, ohne nerviges Warten an der Kasse und
ohne lange Anfahrtswege zum nächsten Drogerie- oder
Supermarkt. Ganz einfach von zu Hause die benötigten
Produkte einkaufen. Amazon Pantry heißt der neue
Service und bietet Ihnen zahlreiche Produkte als
praktisches Einzelpack oder in kleineren Mindestmengen
an als Sie es bis jetzt von Amazon gewohnt sind.“

* http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-06/amazon-fresh-lebensmittel-handel-
aldi-rewe-edeka-lidl

** https://www.internetretailer.com/2015/04/16/amazon-delivers-cheapest-
groceries-nyc

                                  44
Bestellung auf Knopfdruck: Amazon Dash Button

Langsam sollten Sie das Prinzip des Buchtitels
verinnerlicht haben, denn eigentlich gibt es bei Amazon
nichts, was es nicht gibt. Als Amazon seinen Dash Button
im vergangenen Jahr einführte, hielten ihn viele für einen
April-Scherz. In den USA scheint sich das Konzept der
Bestellung auf Knopfdruck bewährt zu haben - denn jetzt
gibt es die Buttons auch in Deutschland. Doch was ist ein
Dash Button überhaupt?
In Deutschland gibt es gegenwärtig insgesamt 32
Buttons, die zur Wahl stehen. Jeweils mit
unterschiedlichen Firmen-Logos bedruckt, gibt es mal
Toilettenpapier, Rasierzubehör oder Waschmittel.
Typische Verbrauchsgegenstände also. Der Button wird
praktisch in der Nähe von Kühlschrank oder
Waschmaschine installiert und mit nur einem Touch wird
die Bestellung ausgelöst. Zahnpasta, Hundefutter oder
Geschirrspülmittel kommen bequem und einfach toll ins
Haus. Etwas ungewohnt ist wohl, dass man mit dem
Touch eine Bestellung auslöst, aber eigentlich nicht so
genau weiß, was es nun eigentlich kostet. Faktisch
variieren bei Amazon die Preise sehr stark – ob ein
solches „Bequemlichkeitsabo“ also teurer ist als ein
Normalkauf, ist die Frage. Ich denke, ja. Aber man
müsste dies über Monate prüfen – dafür ist es noch zu
früh. Der gesunde Verstand sagt, es muss teurer sein,
denn im Handel gibt es verschiedene Preisaktionen,
Sondergrößen mit Gratisinhalt und natürlich auch
Alternativmarken. Da die Markenwelt über die
schwindende Markenbindung ständig jammert und klagt,
austauschbar zu sein und treue Stammkunden weniger
werden, könnte der Amazon-Dash Button doch die

                           45
Lösung sein. Denn immerhin wird man quasi zum
Markennerd, sobald das Teil erst einmal am Kühlschrank
montiert ist. In der Praxis möchte man Missbrauch und
versehentlichen Bestellungen vorbeugen. Aus diesem
Grund liefert Amazon maximal ein Produkt desselben
Typs. Dabei ist es dann egal, wie oft der Button gedrückt
wurde. Erst wenn die Bestellung ausgeliefert wurde, wird
der Dash Button wieder scharf gestellt. Bei der Lieferung
fallen die üblichen Versandkosten an - außer man ist
Prime-Kunde, dann erfolgt die Lieferung kostenlos. In
jedem Fall eine innovative Idee die die Bequemlichkeit
weiter fördern wird!

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