Im Prinzip einfach Amazon
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Im Prinzip einfach Amazon 1
2
Fabian Siegler IM PRINZIP EINFACH AMAZON 3
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2016 Fabian Siegler (Autor) Herausgegeben von der ProFillment GmbH Geschäftsführerin: Andrea Reintjes Landauerstr. 66 67434 Neustadt/Wstr. Sitz der GmbH: Hamburg mit Geschäftsstelle Neustadt/ Wstr. Registergericht: Amtsgericht Hamburg – HRB 142826 Steuernummer: 41/752/03708 Illustration/Cover: DER PUNKT GmbH – Werbeagentur, Karlsruhe Lektorat: PR KÖRNER - Christina Körner, Kulturwissenschaftlerin M.A. Herstellung und Verlag: tredition GmbH, Hamburg ISBN: 978-3-7345-6957-9 Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht. 4
Inhaltsverzeichnis Versandhandel anno 1681 Amazon. Wie alles begann Weltklasse-Service und Amazon-Prime Produkte bei Amazon Produkte international verkaufen Sonderangebote und Deals Amazon Handmade Amazon Payments Die Amazon A-bis-Z-Garantie Amazon Fresh Bestellung auf Knopfdruck: Der Amazon Dash Button Hörbücher, Zeitschriften und Musik-CDs bei Amazon Amazons Verkäuferforum: Versand durch Amazon Gerichtsurteile, die Sie kennen sollten Amazon Vine Club 5
Amazons Partnernetz Tools, die Ihr Leben als Verkäufer leichter machen Amazon und der stationäre Fachhandel Amazon Experten im Interview Interview mit shopanbieter.de Interview mit marketplace-analytics.de Interview mit wbs-kaw.de. 6
Versandhandel anno 1681 Wir schreiben das Jahr 1681. Zugegeben, zur damaligen Zeit gab es noch kein Amazon, aber es gab bereits eine Revolution im Buchmarktsegment. Ein Pariser Buchhändler brachte die Maschinerie (in Bezug auf den Versand) in Gang, als er sechs Spezialkataloge im Format 12 auf 19 Zentimeter mit Bücherangeboten verschickte. Für ehemalige Verhältnisse, war sowohl die Tatsache, dass man einen Buchkatalog in Händen hält mindestens ebenso einzigartig, wie der Versand als solches. Aufgrund des Erfolges war es bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Frankreich möglich, weitere Artikel zu bestellen. Dazu zählten insbesondere Damenmoden, Musikinstrumente, Werkzeuge, Apothekerwaren, Blumenzwiebeln und Lebensmittel. So gesehen ist es eigentlich spannend zu sehen, dass sich sämtliche Zyklen des Lebens bzw. der Evolution ständig wiederholen. Selbst heute tut man sich mitunter bei manchen Versandgütern wie Lebensmittel schwer(er) als es etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts oder unmittelbar davor war. Dies umfasst nicht zuletzt die Nahrungsmittel, die heute offenbar weniger Versandnachfrage generiert als zur damaligen Zeit. Damals wie heute, gab es illustrierte Prospekte und Preislisten, nur die Online- Komponente kam jüngst hinzu. Das Pariser „Grands Magasins du Tapis Rouge“ bot bereits 1864 in seinem Katalog ein warenhausähnliches Sortiment an. Die Geschichte des Universalversandhauses war geboren. 7
Sortimentsbeispiele aus dem beschriebenen „Pariser „Grands Magasins du Tapis Rouge“ Versandkatalog. Bereits ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Versandhandel auch in weiteren Sortimenten umfassend breit aufgestellt. Arbeitskleidung und Werkzeuge konnten ebenso wie alltägliche Dinge erworben werden. Richard Warren Sears, Gründer des Versandhauses “Sears, Roebuck & Co“., sehe ich als Pionier des Versandhandels an. Dies mag daran liegen, dass dieser Mann es verstand, aus vorhandenen Ressourcen ein (skalierbares) Massen-Versandgeschäft zu etablieren. Gearbeitet wurde getreu dem Motto: „Alles, was verpackt werden kann, können wir liefern.“ Dieses Potenzial hatte man auch in Deutschland recht früh erkannt. So gab es etwa im Jahr 1867 den Kunst- und Handelsgärtner Niels Lund Chrestensen, der seine Produkte mit der Post an seine Kunden ausliefern ließ. Wobei ‚Post’, eher als Synonym für Zusteller gesehen werden sollte. Das heute als Post bekannte ‚gelbe Unternehmen’, wurde erst im Jahre 1947 als Deutsche Post gegründet und ab 1950 zur Deutschen Bundespost umbenannt. In Zeiten der Reichsgründung um 1871 in Deutschland wurde eine (vorübergehende) Werbefreiheit eingeführt, ebenso ein funktionierender Postpaketdienst mit Einheitsporto etabliert sowie der Nachnahmeverkehr aufgenommen. Mit diesen institutionellen Voraussetzungen waren die wichtigsten logistischen Bedingungen für einen gut funktionierenden Versandhandel geschaffen, der bis heute stetig ausgebaut 8
wird. Es ist erkennbar, dass viele Parallelen aus jener Zeit noch heute aktuell sind. Amazon-Gründer, Jeff Bezos, konnte also nicht zuletzt aufgrund dieser bestehenden Infrastruktur derart massiv wachsen, da er diese bestehenden Strukturen nützt. 9
Amazon: Wie alles begann! Das Unternehmen Amazon wurde am 5. Juli 1994 in Bellevue, Washington, gegründete, und unterliegt ständigem Wachstum. Es soll an dieser Stelle nicht auf die Geschichte, auch nicht auf die Gründungsstory von Amazon oder dessen Schöpfer Jeff Bezos eingegangen werden, da sie hinlänglich oft beschrieben wurde. Hier, im vorliegendem Buch „Im Prinzip einfach Amazon“, geht es um das Lernpotenzial, das Amazon bietet, und darum, die eigenen Geschäfte zu perfektionieren. Als ich im Jahr 2006 erstmals mit dem deutschsprachigen Amazon in Berührung kam, war ich gerade einmal 16 Jahre alt. Bereits nach wenigen Jahren konnte ich auf rund 100.000 eigens versendete Artikel, sprich abgewickelte Transaktionen zurückblicken. Mit diesem fundierten Wissen, abgerundet durch eine professionelle eBay Karriere als jüngster Powerseller Deutschlands der damaligen Zeit, entstanden eigene Unternehmen und diverse Beraterjobs, mit Fokus auf dem E-Commerce- Bereich. Auch in meiner heutigen Funktion als Chief Technology Officer (CTO) entwickle ich weltweite Strategien für die Werbevermarktung in Echtzeit, mit strategischen Amazon-Synergien. Bereits vor Jahren habe ich bewundert, wie viel Arbeit Amazon uns, als seinen Herstellern und Händlern, abnimmt. Einen Marktplatz, wenn auch nicht in vergleichbarer Größe, bieten viele andere auch. Aber das ‚Drum herum’ ist gigantisch (und einfach). Klar ist, dass die Abhängigkeit von Amazon steigt. Nach Schätzungen des Marktplatz-Experten Mark Steier, Betreiber des Weblogs Wortfilter.de, sind gegenwärtig in Deutschland 10
rund 135.000 Marktplatz-Händler bei Amazon registriert. 55.000 nutzen das Ganze offenbar aktiv und generieren so zusammen Umsätze zwischen zehn und 15 Milliarden Euro*. Ich hatte bereits wenige Monate nach meinem verkäuferischen Marktplatz-Start (im Jahre 2008) erste Probleme mit der sogenannten Verkäufer-Performance. Rund 25.000 Euro wurden damals „eingefroren“ – bis etwaige Konflikte gelöst wurden. Das bedeutete 90 oder gar 120 Tage ‚’warten’ – das war damals also schon eher die Regel für mich. Wenn Sie bereits selbst bei Amazon verkauft haben, wissen Sie, wovon ich spreche und können mitfühlen (insbesondere im Hinblick und unter der Berücksichtigung der technologischen Ansätze. Das Ganze ist heute rund 10 Jahre her). Wenn Sie noch nicht (professionell) bei Amazon verkauft haben, ja dann haben Sie noch keine Erfahrungswerte. Dies ist schade, denn ich kann Ihnen nur empfehlen, testen Sie die Möglichkeiten: und sei es nur die Auflösung Ihrer privaten DVD Sammlung. Letztlich ist es egal, was Sie verkaufen, denn die Professionalität zählt und die Tatsache dass „weniger einfach mehr sein kann“. Daraus können Sie dann recht schnell lernen. Dabei ist keineswegs alles Gold was glänzt, auch nicht bei Amazon. Sei es, wegen der bewusst ausbleibenden Gewinne am Ende des Geschäftsjahres (etwa weil Investitionen in Expansion als wichtiger angesehen werden) oder Produktflops. Kein Unternehmen – auch nicht in dieser Größe – ist unfehlbar. Selbst andere Riesen wie Facebook oder Google entwickeln Funktionen bzw. Services, die zu wenig Interesse erzeugen und dann einfach wieder vom Markt verschwinden. 11
Heute ist es etwa möglich, auf Amazon (auch in Deutschland) Anzeigen neben Suchergebnissen und auf dem Marktplatz Amazon Supply zu schalten. Letzteres ist ein B2B-Marktplatz und richtet sich vorwiegend an Gewerbetreibende. Man lernt hier also von Google AdWords, jenen Textanzeigen, die eben dort, neben oder über einer Suchanfrage auftauchen. Es ist daher wichtig, seine Wettbewerber zu kennen. So gut zu kennen, dass man von ihnen profitieren oder zumindest manches adaptieren kann. Amazon macht sich also den Erfolg der AdWords von Google zunutze, und generiert so Zusatzeinnahmen und erschließt gleichzeitig neue Einnahmepotenziale. Amazon Fulfillment, also das Einlagern Ihrer Produkte nebst Kommissionierung, Picking, Versand und professioneller Retourenabwicklung - auch das ist Amazon. Diesen Service, kurz FBA, gab es bereits „zu meiner Zeit“. Leider habe ich erst zu spät, alles auf diese Karte gesetzt. Wie bei allen Themen, so gibt es auch bei FBA kontroverse Diskussionen. Die Einwände sind vielfältig und reichen von schlicht zu teuer, bis hin zur unpfleglichen Behandlung der Waren. Letztlich muss jeder für sich entscheiden. Ich für meinen Teil arbeite seit Jahren nur noch mit diesem System. Die Vor- und Nachteile werden im folgenden Kapitel vertieft. Wem die Arbeit mit Amazon-FBA immer noch zu komplex erscheint, der kann dann beispielsweise auf Fullservice- Dienstleister wie die ProFillment GmbH zurückgreifen. Dort bietet man spezielle Pakete für Neueinsteiger, Betreiber von stationären Ladenlokalen (Fachhändler) sowie Produzenten an. 12
Ein großes Problem im Internet ist: Negatives Feedback. Bei Amazon ist es nicht anders wie sonst auch im Netz. Die Menschen, die bewerten sind in der Regel solche mit Problemen. Meine Erfahrungen sind: auf eine positive Rückmeldung kommen rund 20 bis 25 Beschwerden. In diesem Zusammenhang lässt sich bereits ein erster großer Pluspunkt des Amazon-Fullservices ausmachen. Alle Pakete die Amazon versendet, werden auch bei negativem Feedback nicht in die Verkäufer-Performance gewichtet. Unter Umständen wird das negative Feedback sogar komplett gelöscht. Hintergrund dieser kulanten Regelung ist, dass Sie auf nahezu alles, was Lagerung und Versand betrifft, keinen unmittelbaren Einfluss haben. Sei es der Versand, etwaige Packfehler oder Zustellverzögerungen, sowie Probleme mit der Abrechnung bzw. Wiedergutschrift bei Retouren. Was aus Händlersicht sehr komfortabel ist, hat aus Konsumentensicht einen negativen Touch. Ist es fair, dass dieses Feedback nicht gewertet wird? Das muss jeder selbst entscheiden, wichtig ist aber die Unterscheidung zwischen Gewichtung eines Feedbacks in der Verkäuferperformance und eben dem „bloßen Anzeigen“, denn längst werden nicht alle Feedbacks gelöscht. Sie werden vielmehr „nur intern“ beurteilt, nicht negativ gewertet. Daher, für mich ein ‚pro’- Amazon. Ebenfalls toll sind die stressfreien Tage, beispielsweise in der Vorweihnachtszeit. Ich war damals in der Spielwarenbranche tätig. An Weihnachten ist hier Hochsaison, und es gibt nichts Schlimmeres, als die nicht rechtzeitig ausgelieferte „Weihnachtspost und - geschenke“ . Aus diesem Grund gibt es, wenn man Kundenzufriedenheit über den eigenen Profit stellt, nur zwei Möglichkeiten die wirklich klug sind. Ersten, man 13
lässt den Job Amazon, also via FBA abwickeln. Alternativ macht man seinen eigenständigen, digitalen Laden rund eine Woche vor Weihnachten dicht. Dies erspart Stress, gibt Raum für etwaige Kundenanfragen und – im Regelfall kommen trotz vermehrten Paketaufkommen, die Sendungen auch sicher an. Selbst dann, wenn der Paketbote bei der Auslieferung wiederholt klingeln muss. Denn wie ich aus eigener Erfahrung weiß, – auch Prio-Pakete oder Expresszustellungen haben 24 Stunden vor Weihnachten keine „garantierte Zustellung.“ Vom Versand geht es zur Abrechnung: Stichwort Amazon Payments. Es kann mühsam sein, Zahlungseingang und –kontrolle selbst zu erledigen. Daher nimmt einem Amazon dies ebenfalls ab. Amazon sammelt eine gewisse Zeit alle Gutschriften Ihrer Verkäufe. Je nach „Vertragsstufe“ sind dies wenige Tage oder auch 14 Tage und länger, etwa bei Suspensionen und dem Einfrieren von Geldern. Amazon zahlt diese Gutschriften dann gebündelt aus. Dies bedeutet zwar einerseits, dass man sein Geld sicher bekommt. Die Klassiker, wie ungedeckte Kreditkarten oder Rücklastschriften, entfallen nämlich. Es ist dennoch so, dass eine gewisse Liquidität vorhanden sein muss, damit die Waren, die Sie zum Kauf anbieten möchten (und bei Amazon lagern), auch wirklich bezahlt sind. Quelle: http://www.internetworld.de/onlinemarketing/amazon/amazon-marketplace-so-laesst-geld- verdienen-1111115.html 14
Weltklasse Service und Amazon Prime Amazon hat sich auf die Fahnen geschrieben, das weltweit kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu werden. Ich teile die Auffassung, dass man dies in nahezu allen Kommunikationsstufen bemerkt. Was für die Kunden sehr positiv ist, bedeutet auf der Verkäuferseite mitunter Stress aufgrund extrem hoher Anforderungen. Beginnen wir zunächst mit der Entstehungsgeschichte von Amazon Prime, dem bevorzugten Schnellversand. Als eine Großmutter zu Weihnachten kurz vor Reiseantritt zu den Enkeln bemerkt hatte, dass ihre Amazon-Bestellungen nicht rechtzeitig eintreffen werden, kontaktierte die ältere Dame den Amazon Kundenservice. Aufgelöst berichtete sie von ihren Enkeln und dass sie nun ohne Geschenke dastehen würden. Zu Weihnachten einfach eine Katastrophe. Jeff Holden, der damals zuständige Manager entschied, der Dame zu helfen. Er beauftragte den schnellsten Expresslieferanten den er kannte. Am nächsten Morgen, pünktlich vor ihrem Abflug, trafen die Pakete ein. Weihnachten war für die ältere Dame und deren Familie gerettet. Die Kosten auf Seiten von Amazon betrugen rund 600 Dollar, bei einem Kaufwert von 1.000 Dollar. Dennoch war das Investment lohnend, denn dieser Vorfall war die Grundsteinlegung des heutigen Prime-Versand. Heute nutzen mehr als 70 Millionen Mitglieder, weltweit den Vorzugslieferservice Prime, der hierzulande jährlich 49 Euro kostet. Prime Kunden machen in den USA im Schnitt 1.100 Dollar jährlich Umsatz. Das ist nahezu doppelt so viel wie ein Normalkunde bestellt.* *Quelle: Manager Magazin, Sep. 2016 15
Wer heute bei Amazon verkaufen möchte, hat eine Vielzahl von Richtlinien zu beachten. Dazu zählen beispielsweise folgende Verkäuferleistungen: • Rate an Bestellmängeln • Storno-Rate • Rate verspäteter Lieferungen • Unzufriedenheit mit Rücksendungen in Prozent (Beta) • Verstöße gegen Richtlinien • Kontaktreaktionszeit Erschwerend für die Händler kommen sowohl die Richtlinien hinzu - als auch die Einhaltung derselben, denn Amazon achtet auch penibel auf diese Richtlinien. Nehmen wir als Beispiel die Rate an Bestellmängel: Diese muss „kleiner als ein Prozent“ sein. Die Stornorate, also Bestellstornierungen belaufen sich auf ein Ziel von „kleiner als 2.5 Prozent“. Kann das zugesagte Lieferdatum nicht eingehalten werden, finden Amazon- Kunden das sehr ärgerlich. Insbesondere weil sie durch das Prime-Versandprogramm sehr verwöhnt sind. Verspätete Auslieferungen sind daher stets unter „kleiner als vier Prozent“ zu halten. Die aufgeführten Werte sind als Mindestanforderungen zu verstehen. Amazon beschreibt dies mit folgenden Worten: Verkäufer, die hervorragende Werte vorweisen können, haben die Möglichkeit, sich durch positives Feedback, das den Käufern neben ihren Artikeln angezeigt wird, zu profilieren. Die meisten Verkäufer übertreffen diese Ziele. Je besser Ihre Leistung, desto höher sind Ihre Erfolgschancen beim Verkaufen bei Amazon. 16
Nutzt man das Versandprogramm von Amazon (FBA) wird einem diese Last genommen. Ich finde, vor allem dies rechtfertig die Amazon-Gebühren. Addiert man die strengen Auflagen und die eigenen Verwaltungskosten, die entstehen würden, wird schnell klar: Amazon FBA ist nicht so teuer, wie es oftmals dargestellt wird. Um es nochmals klar zu sagen, aus eigener Erfahrung kenne ich die Spielwarenbranche. Im Vorweihnachtsgeschäft ist es normal, dass die Bestellmengen mitunter exorbitant ansteigen. Ist dann keine ausreichende Vorsorge getroffen worden, etwa beim Lager- und Kundenservice, bei der Aufstockung des Personals oder der Warenbevorratung, sind Sperrungen bei Amazon fast sicher. Nicht zu unterschätzen sind beim Selbstversand die Packfehler, die sich durch Hektik einschleichen. Da gerade zu derartigen saisonalen Spitzenzeiten oftmals Leiharbeiter angeworben werden, kennen diese auch nicht das Sortiment. Es dauert also alles länger oder es kommt zum Falschversand. All dies sind Kosten, die dann entstehen. Amazon diese Arbeit erledigen zu lassen, macht aus meiner Sicht absolut Sinn. Denn die Arbeit ist dann reduziert auf das Wesentliche: Bestellmengen verwalten und Ware beschaffen. Im Wesentlichen fällt sonst keine Arbeit mehr an. Rechnungen werden in der Praxis dank Software automatisch erstellt und den Kundenservice übernimmt das Amazon Callcenter. Unabhängig, ob Sie die Bestellungen selbst erledigen möchten oder sich in die Hände von Amazon begeben, es gibt eine Aufgabe, um die kommen Sie nicht herum. Das Einstellen Ihrer Produkte auf der Plattform. Aus diesem Grund umfasst das kommende Kapitel die wichtigsten Eckdaten zur perfekten Produktpräsentation und Listung. 17
Sie werden schnell feststellen, dass es mit wenigen Sätzen zu einem Produkt nicht getan ist. Außerdem werden Sie bemerken, dass Sie mitunter Ihren Artikel ohne eine Freischaltung bei Amazon gar nicht verkaufen dürfen. Es ist daher wichtig zu verstehen, auf was es beim Anbieten von Produkten bei Amazon ankommt. Wer sich nach dem nächsten Kapitel überfordert fühlt, sei Hilfe in Aussicht gestellt. Fullservice-Anbieter wie die ProFillment GmbH übernehmen auch solche Produkteinstell-Prozesse. In Zusammenarbeit mit solch einem Dienstleister bleibt dann wirklich nur das Aussuchen des Sortiments und das Verwalten an Arbeit übrig. 18
Produkte bei Amazon: Zum Verkauf listen Um Ihnen aufzuzeigen wie kompliziert es sein kann, wenn Sie einen Artikel neu platzieren möchten, kann ich den Vorgang anhand eines Produkts darstellen. Nehmen wir an, wir möchten eine Kräuterteemischung verkaufen. Wenn Sie ein Produkt verkaufen möchten, müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass Amazon jedes Produkt nur einmal gelistet haben möchte. Es ist daher notwendig, dass jedes Produkt eindeutig zuzuorten ist – beispielsweise mittels einem EAN Code (GTIN genannt). Amazon rechnet diesen Strichcode dann in sein eigenes Codierungssystem um, die sogenannten ASIN. Letztere ist eine eindeutige, Amazon interne Produktnummer. Sollte Ihre Kräuterteemischung bereits bei Amazon im Katalog sein, so können Sie sich als weiterer Verkäufer einfach zum bestehenden Angebot dazugesellen. Sie müssen dann keine eigene Beschreibung anlegen und keine Fotos hochladen. Das ist das Zeitsparende bei Amazon. Um dies jedoch reibungslos gewährleisten zu können, müssen alle Produkte als ‚singulär’ erkennbar sein. Denn es wäre sonst etwas suboptimal, wenn Sie ein Angebot verkaufen, das dann doch nicht identisch ist, sondern ein anderes Modell darstellt. Kundenreklamationen sind sonst vorprogrammiert. Im Regelbetrieb würden wir also unsere verfügbare Menge, Amazon mitteilen und einen Verkaufspreis bestimmen. Das Angebot ist dann binnen weniger Minuten verfügbar. Grundsätzlich gilt beim Verkaufen von Lebensmitteln und Getränken auf der Amazon Plattform Folgendes.: Ein Angebot zu erstellen ist nur zulässig, sofern Sie eine Freischaltung für die Kategorie bei Amazon.de (und allen anderen Landesplattformen auch) eine Freischaltung für 19
den Versand von Lebensmitteln und Getränken mit Versand durch Amazon haben. Liegen beide Freigaben nicht vor, können Sie entweder nur selbst Ihre Waren verkaufen oder eben nicht einmal das. Ferner dürfen Getränke (in unserem Beispiel: der Tee) nur in der Kategorie "Lebensmittel" angeboten werden. Wichtiger Hinweis am Rande: Darunter fallen auch Nahrungsergänzungsmittel (zur innerlichen Anwendung) sowie Bundle-Artikel mit „Lebensmittelbestandteil“, z.B. Teekanne und Tee. Dazu noch ein wichtiger Hinweis: Wenn wir zu unserem Kräutertee etwa ein Bundle mit Schokoladen verkaufen möchten. In der Zeit vom 1. Mai bis zum 14. Oktober gilt für schokoladenhaltige Produkte eine „Sommerpause“. Auf der Amazon Webseite ist nachzulesen: Diese Produkte können also nur in der Zeit vom 15. Oktober bis 30. April angeliefert, gelagert und versandt werden. Die generelle Lagertemperatur ist 10°C bis 30°C. Alle Produkte, die diesen Temperaturen ohne Qualitätsverlust standhalten, können ganzjährig angeboten werden. Während des Versands ist die Ware normalen Außentemperaturen ausgesetzt (DHL Standardversand).* *https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?ie=UTF8& nodeId=200829400 20
Bevor wir unseren Kräutertee, den es bei Amazon noch nicht gibt, endlich listen können – bedarf es noch eines Blickes auf das Ablaufdatum. Die folgenden Richtlinien sind für den Versand durch Amazon gültig. Man tut sich aber einen Gefallen, wenn man sich auch selbst bei „Eigenversand“ an die Qualitätsempfehlungen hält. Produkte nennt Amazon gerne Einheiten. Sind diese mit 45 oder weniger verbleibenden Tagen bis zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums betroffen, so werden diese von Amazon auf "nicht verkaufbar" gesetzt. Einheiten, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, werden von Amazon vernichtet. Sie sind als Verkäufer demnach für die Bestandsüberwachung und gegebenenfalls rechtzeitige Auslagerung verantwortlich. Grundsätzlich gilt, das Mindesthaltbarkeit soll über 70 Tagen umfassen - gerechnet ab Anlieferung. Das Mindesthaltbarkeitsdatum muss außerdem deutlich und an einer leicht zugänglichen Stelle angebracht sein. Auch wenn unser Lebensmittelbeispiel viel Vorbereitung bedarf, soll es aufzeigen, dass es nicht damit getan ist, einen Artikel mal eben schnell zu listen. Wer sich hier nicht professionell zeigt, dem werden Kunden die die Perfektion von Amazon verinnerlicht haben, recht schnell die rote Karte zeigen. Sie sollten immer daran denken, dass Besteller grundsätzlich leichter Mängelrügen verteilen als Lob. Dies spiegelt sich eben auch in vielen Bewertungen wider. Wenn wir den Kräutertee nun bei Amazon listen möchten, so benötigen wir im Wesentlichen einen aussagekräftigen Produkttitel. Bis zu fünf Aufzählungspunkte sowie sechs Produktbilder und eine Artikelbeschreibung. Alle Texte sollten, wie im Internet 21
generell, möglichst einzigartig sein. Demnach macht es keinen Sinn den fertigen Text des Lieferanten eins-zu- eins, zu kopieren. Außerdem könnte es auch fahrlässig sein, da mitunter Ihr Lieferant und Großhändler im B2B- Geschäft mit Ihnen als Wiederverkäufer anderen Richtlinien unterliegt als Sie im Endkundengeschäft (B2C). Gut zu wissen: Produkte werden zunehmend direkt über Amazon statt über Google gesucht. Daher ergibt sich folgender Unterschied: Google „listet die Ergebnisse, die am wahrscheinlichsten angeklickt und gelesen werden.“ Amazon hingegen „listet die Produkte, die am wahrscheinlichsten gekauft werden.“ Sofern Sie bereits Web-Texterfahrung haben, kann es leicht passieren, dass man seine Google-Fähigkeiten zur Optimierung von Webseiteninhalten auf Amazon überträgt. Dies sollte man jedoch nicht pauschal als sinnvoll erachten. Ein Beispiel: Wenn man Inhalte an verschiedenen Positionen bei Amazon wiederholen möchte, verwendet man am besten Synonyme. Hintergrund ist, dass ein Keyword bei Amazon immer nur einmal gewertet wird! Bei Google hatte man lange Zeit auf einzelne Suchwörter optimiert (Keywords, Keyworddichte etc). Im Kern geht es darum, dass Amazon aus der riesigen Auswahl an Produkten, nur jene Produkte herausfiltern möchte, die inhaltlich zur Suchanfrage passen. Im Anschluss werden die gefilterten Produkte sortiert und entsprechend der vermuteten Kaufrelevanz angeordnet. Diese Anordnung wird durch einen Ranking-Algorithmus 22
festgelegt. Klar dürfte sein, dass ein Amazonkunde genau die Produkte angezeigt bekommen möchte, die ihn auch wirklich interessieren. Aufgrund der ungeheuren Datenmengen ist Amazon inzwischen sehr gut, die Bedürfnisse seiner Kunden zu kennen. Machen Sie mit klaren Formulierungen daher Ihren Teil der Hausaufgaben. Denn nur mit Input kann der Algorithmus gefüttert werden. Wenn Sie nun eine Produktbeschreibung verfassen, gilt es, sich Folgendes klar zu machen: • Sämtliche Wörter aus der Suchanfrage des Nutzers sollten im Idealfall in Ihrem Produkttext enthalten sein. • Amazon kann sich durch die strukturiert hinterlegten Daten beim Filtern auf die Auswertung bestimmter Datenfelder beschränken Titel - Attribute - Beschreibung - Suchbegriffe - Händlername - Marke - Produktinformation - Farbe sind solche Werte • Füllwörter wie ‚mit’ und ‚in’ bleiben dabei unberücksichtigt • Klein- und Großschreibung sowie Singular und Plural spielen keine Rolle • Es ist nicht notwendig, dass alle gesuchten Wörter in einem Informationsfeld stehen • Synonyme verwenden, da jedes Suchwort nur einmal gewichtet wird • Amazon sortiert die Produkte nach der Kaufwahrscheinlichkeit Es ist notwendig, dass Sie vernünftige Suchworte für Titel und Beschreibung finden. Suchworte sollten durch 23
Synonyme ersetzt werden. Orientieren Sie sich stets am Produktnutzen. So kann unser Tee etwa beruhigend wirken. Neben den klassischen Suchanfragen über Google und Amazon direkt, gibt es auch spannenden Tools wie etwa: http://soovle.com/. Bei letzterem erhalten Sie eine Übersicht verschiedener Webdienste. Es ist somit sehr zeitsparend, da es die manuelle Abfrage erspart. Der SEO-Analyseanbieter Sistrix hat auch eine Toolbox für Amazon, ein Teil ist kostenlos nutzbar, siehe: https://amz.sistrix.com/de/keywords Um sich eine Nachfrage-Prognose zu erstellen, kann auch Google Trends (https://www.google.de/trends/) hilfreich sein, so lassen sich Suchwörter auf Zeit und Länder separat einsehen und vergleichen. Wenn Sie den Titel bei Amazon texten, beachten Sie insbesondere Folgendes. Wenn Sie am Anfang des Titels Suchwörter platzieren, so springen diese sofort ins Auge und erhalten demnach die höchste Gewichtung im Ranking. Die zuvor genannten Tools sollten Ihnen bei der Auswahl brauchbarer Begriffe helfen. Grundsätzlich gilt, dass Ihr Titel mit den wichtigsten Keywords beginnen sollte. Das ist wichtig im Sinne eines hohen Nachfrage- bzw. Suchvolumens und führt folglich zu einem ausgewogenen Rankingpotenzial und hoher Produktrelevanz. Beispiel Kräutertee: Kräutertee Anis-Kümmel-Fenchel / Kindertee / Teemischung köstlich aromatisch / Magenverträglich Es gibt Wörter, die man sowohl getrennt als auch zusammenschreiben kann (z.B. Anis-Kümmel-Fenchel) 24
deswegen verwendet man einen Bindestrich, diese Variante deckt beide Schreibweisen ab. Beachten Sie bitte, dass es untersagt ist, Preisangaben oder Zustandsbeschreibungen (Neu und OVP etwa) im Titel zu machen. Der Hintergrund ist, grundsätzlich bieten mehrere Verkäufer das gleiche Produkt (gleiche ASIN) an. Für die Produkttexte sollten Nutzer in die Lage versetzt werden, schnell und ohne Hindernisse eine Kaufentscheidung zu treffen. Eine Auflistung von Produkteigenschaften und technischer Daten sollte daher vermieden werden, vielmehr sollte der Produktnutzen kommuniziert werden. Eine große Häufung von Keywords im Produkttext ist zu vermeiden, da diese in aller Regel den Lesefluss stören. Große und breite Textblöcke wirken abschreckend und ermüden die Kunden beim Lesen, deswegen ist es essentiell, dass man Zwischenüberschriften formuliert, die die Kernbotschaft der Beschreibung vermittelt und den Text gliedert. So können die Informationen schneller und strukturierter wahrgenommen werden. Praxistipp: Legen Sie Varianten eines Produktes an, anstatt dieses einzeln zu listen. Der Vorteil ist, dass Sie so gebündelt mehr Bewertungen erhalten. Im Falle unseres Tees könnte es sein, dass wir verschiedene Füllmengen anbieten möchten, oder ein Set bestehend aus Tee und Teekanne sowie den Tee einzeln. Diese Kombinationen sind ideale Varianten! Wenn Sie bei Amazon oder einem sonstigen Shop im Internet die Größe auswählen, ist diese Selektion nichts anderes als eine Variante. 25
Damit Ihr Produkt gekauft werden kann, bedarf es hochwertiger Fotos. Amazon empfiehlt sechs bis sieben Bilder je Produkt einzustellen. Da Sie in aller Regel kein Fotostudio im Keller haben werden, gibt es nun drei Möglichkeiten um hochwertige Fotos zu erhalten. 1. Kontaktieren Sie Ihren Lieferant und fragen Sie nach einer Bildfreigabe (für Amazon). Im Gegensatz zu Produkttexten wo ein Kopieren nicht empfohlen wird (Plagiate/ Doppelter Inhalt), ist es bei Fotos möglich. Es lohnt sich jedoch, eigene Fotos anzufertigen! 2. Die heutigen Smartphones machen recht gute Fotos. Für Standardprodukte sollte es also ausreichen, wenn Sie auf einem ruhigen, möglichst einfarbigen Hintergrund, Ihre Produkte selbst fotografieren. Achten Sie stets auf eine gute Beleuchtung, ausreichend Kontrast und Bildschärfe. Ihre Fotos können Sie dann für wenige Cents professionell bearbeiten lassen. Dienstleister wie http://de.pixelz.com/ oder http://www.freistellen.de/ bearbeiten binnen weniger Stunden (max. 1-2 Tage) Ihre Fotos. Ihre Bilder sind dann freigestellt, haben also einen weißen Hintergrund und entsprechen so den Amazon Richtlinien (Mindestauflösung: 1000x1000 Pixel - am besten wäre 2000x2000 px) 3. Für hochwertige Produkte kann es sich lohnen, richtige Bilder machen zu lassen. Bei Google finden Sie eine Vielzahl von Produktfotografen, die mitunter auch Amazon-Affin sind. Wir arbeiten beispielsweise mit http://philio- photoservice.de oder auch http://www.pro- 26
ducto.com bzw. http://www.af-fotostudio.de zusammen. Nachdem Sie nun über Titel und Fotos verfügen, bauchen Sie einen wettbewerbsfähigen Gesamtpreis. Sie können hier direkt auf dem Marktplatz die Preise vergleichen. Amazon zeigt Ihnen aber während der Listung des Produkts den aktuell preiswertesten Anbieter. Bei der Preisgestaltung hat sich nach meiner Auffassung das Anbieten von versandkostenfreien Produkten bewährt. Versandkostenfreiheit macht Ihr Produkt für den Kunden attraktiv, unabhängig vom Prime-Versand. Außerdem verdienen Sie auch mehr, wenn ein Kunde mehr als nur ein Produkt bestellt. Da Sie für jeden Verkauf die Versandkosten einrechnen, ist dies Ihr Zusatzgewinn, falls mehrere Einheiten auf einmal bestellt werden. Der Zustand, die Menge sowie der Preis sind auch Kriterien für das Gewinnen der sogenannten Buybox. Für Händler mit Standardprodukten (wie etwa bei unser Tee-Beispiel) ist es entscheidend diese zu gewinnen, da derartige Produkte mitunter von mehreren Händlern angeboten werden können, darunter auch oft Amazon selbst. Der Wettbewerb findet also hier direkt am Produkt in der Buybox statt. Sind Sie nicht in der Buybox platziert, machen Sie faktisch kaum Umsatz. Als FBA-Händler haben Sie deutlich bessere Chancen, die Box für sich zu gewinnen, außerdem ist dann meiner Auffassung nach, das Ganze weniger preissensibel. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Mitbewerber preiswerter sind, dank FBA dennoch die Buybox in unserem Account verbucht wird. Um die Buybox zu erhalten, sollten Sie natürlich auch stets Ihre Verkäuferbewertungen und Gesamtperformance im Auge behalten. Wie hoch hier die 27
Anforderungen im Einzelnen sind, haben wir bereits beleuchtet. 28
Produkte international verkaufen - samt Übersetzung Wenn Sie Ihren Artikel nun gelistet haben, werden Sie früher oder später feststellen, dass Sie auch recht einfach Produkte im Ausland verkaufen können. Amazon hat hier einige Regeln, etwa dass Sie in der Landessprache den Kundenservice übernehmen müssen. Auch muss man damit rechnen, dass Kunden per Mail in der jeweiligen Sprache an Sie herantreten. Nur beim reinen FBA Versand bleibt man davon verschont. Da die Steuer- und Rechtsanforderungen mitunter sehr komplex sind, brauchen Sie vor dem Start einen guten Steuerberater und Rechtsanwalt. Grundsätzlich sollten Sie, wenn Sie sich für „Versand durch Amazon“ entscheiden, Bestellungen von allen europäischen Amazon-Marktplätzen (Amazon.co.uk, Amazon.de, Amazon.fr, Amazon.it, Amazon.es) nur über ein einziges Verkäuferkonto versenden und verwalten. Sollten Sie den Anforderungen im Ausland nicht gewachsen sein, starten Sie ausschließlich mit Versand durch Amazon, da Sie dann in den Genuss der offensichtlichen Vorzüge, Stichwort Kundenservice etc. kommen. „Versand durch Amazon“ reduziert die Mühe und Komplexität des europaweiten Verkaufs enorm. Langfristig sollten Sie prüfen, ob Sie bzw. zusammen mit einem Fullfillment-Dienstleister den globalen Weg bestreiten möchten. Millionen von Amazon-Kunden in anderen Marktplätzen warten dann auf Sie, etwa in Australien, Brasilien, China, Indien, Japan, Kanada, Mexiko, den Niederlande sowie in den USA. Praxistipp: Sofern Sie der Erste sind, der ein Produkt zum Verkauf im jeweiligen Zielland anbietet, so benötigen Sie 29
ausländische Produkttexte. Amazon bietet Ihnen in den Einstellungen die Möglichkeit, automatisch computerübersetzte Texte zu erstellen. Diese sind kostenfrei, jedoch nicht für alle Länder verfügbar. Immer möglich sind in der Regel manuelle Übersetzungsaufträge, die Sie direkt bei Amazon beauftragen können. Sie erhalten dann binnen weniger Tage fertige Übersetzungen, auf Basis des deutschen Textes samt Titel. Auch Ihre Fotos werden dann mit übernommen. Die Kosten für die manuellen Übersetzungen sind je Wort zu entrichten (+/- 10 Cent je Wort). Die Rechnung wird mit Ihrem Verkaufsguthaben verrechnet. Der Vorteil ist, dass die von Amazon bereitgestellten Übersetzungen direkt die Verkaufsfreigabe bekommen. Texten Sie selbst oder mittels externem Dienstleister, ist nicht gesagt, dass die Texte freigegeben werden oder erst nach recht langer Prüfungsdauer. Im Hinblick auf Ihre internationalen Verkaufsbemühungen, sollten Sie stets Suchwörter verwenden, die einen globalen Nutzen und Relevanz versprechen. Auch beim Versand selbst gilt es, Wichtiges zu beachten. So ist es für international verschickte Produkte möglicherweise von Bedeutung, zu prüfen inwieweit die Herstellergarantie gilt (oder eben nicht) bzw. Serviceangebote des Herstellers im Ausland mitunter nicht verfügbar sind, oder Anleitungen, wie Gebrauchsanweisungen und Sicherheitswarnungen nicht in der Sprache des Bestimmungslandes verfasst sind. Für die Kundenzufriedenheit ist es extrem wichtig, hier ganzheitlich zu agieren. Die wohl unvorhersehbarste Hürde betrifft den Zoll. Hier 30
ist auch Amazon selbst die Hand gebunden. Auf der Infoseite von Amazon gibt es zum Thema Zoll beispielsweise folgende Erläuterungen: In den Zollformularen für Pakete in Länder außerhalb der EU wird der Wert der in der Lieferung enthaltenen Artikel nach Produkttyp aufgeführt. Wir behalten uns vor, dem Zoll zur Vereinfachung des Verfahrens für unsere Kunden oder aus gesetzlicher Verpflichtung solche Angaben zu machen. Der Zoll kann Pakete zur Kontrolle öffnen, wir haben darauf keinen Einfluss. Wenn es sich bei der Bestellung um ein Geschenk handelt, wird das Paket mit dem Hinweis "Geschenk" versehen. Die Preise der Artikel werden aber dennoch im Zollformular ausgewiesen. Wir sind zurzeit nicht in der Lage, den Inhalt in einer anderen Weise zu beschreiben. Zoll- oder Einfuhrgebühren werden erhoben, sobald das Paket Ihr Land erreicht hat. Gebühren für die Zollfreigabe gehen zu Ihren Lasten. Wir haben keinen Einfluss auf diese Gebühren und können ihre Höhe nicht vorhersagen. Die Zollbestimmungen variieren von Land zu Land beträchtlich. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Ihre Zollbehörden vor Ort. Anmerkung: Die Zollbehörden einiger Länder verlangen vom Importeur einer Ware einen speziellen Identifikationsnachweis, bevor eine Sendung freigegeben wird. Als Importeur der Ware können Sie oder der Empfänger der Sendung zur Angabe einer Identifikationsnummer, z.B. nationale 31
Identifikationsnummer, CPF oder Steuernummer, aufgefordert werden. Quelle* https://www.amazon.de/gp/help/customer/display?nodeId=200161750 32
Sonderangebote und Deals Der Artikel ist nun bei Amazon zum Verkauf ‚aktiv’. Unabhängig, ob dies nun in einem Land oder international der Fall ist, im E-Commerce ist Reichweite ein wichtiger Indikator. Denn das beste Angebot bringt nichts, wenn man es nicht kennt. Gutscheinplattformen, die Rabattcodes für Online-Shops oder einzelne Produkte anbieten, sollten daher als Reichweitensteigerung in Betracht bezogen werden. Der Markt ist stark umkämpft und nur wenige Portale haben eine wirklich nennenswerte Gesamtreichweite. Neben den Webseitenbesuchern (Visits genannt) kommen aber mitunter noch Reichweiten via WhatsApp oder sozialen Netzwerken wie Facebook hinzu. Mit rund 500.000 zählen deutschsprachige Portale durchaus zu den meistbesuchtesten Gutscheinanbietern. Die Top 10 Liste*, gemessen an Visits im August 2015 ist wie folgt: 1. gutscheinsammler.de: 1.050.000 gutscheine.focus.de: 760.000 2. sparwelt.de: 730.000 (dieser Anbieter beinhaltet weitere Dienste: Deals, Money) 3. gutscheinrausch.de: 590.000 4. gutscheinpony.de: 590.000 5. gutscheine.de: 360.000 6. sparheld.de: 150.000 7. gutscheinewurst.de: 110.000 8. gutscheincodes.de: 110.000 9. gutschein.woxikon.de: 100.000 10. deals.com: 85.000 *Reichweiten gemäß Quelle: https://www.gutscheinsammler.de/pressecenter/top-10-deutsche-gutscheinseiten/ 33
Fullservice-Anbieter wie die ProFillment GmbH haben Kooperation mit derartigen Plattformen geschlossen und kommen so auf beachtliche Gesamtreichweiten. Unabhängig von derartigen Portalseiten, gibt es auch direkt bei Amazon Werbemöglichkeiten. Zu nennen sind beispielsweise: • Kostenloser Versand: Bieten Sie kostenlosen Versand für Ihren gesamten Produktkatalog oder einen Teil davon an. (Ich habe bereits empfohlen, dass Sie standardmäßig alle Artikel frei Haus liefern sollten, nicht zuletzt aus Renditesicht). • Preisnachlass: Bieten Sie Prozente oder einen Rabatt in Euro für Ihren gesamten Produktkatalog oder einen Teil davon an. • Ein Produkt kaufen und ein Gratisexemplar erhalten: Bieten Sie einen oder mehrere Artikel aus Ihrem Gesamtkatalog oder aus einem Teilbereich des Katalogs für einen qualifizierten Kauf kostenfrei an. • Externe Prämien: Bieten Sie Ihren Käufern nach Einkäufen, mit denen sie sich für die Werbeaktion qualifizieren, einen Rabatt für Ihren gesamten Produktkatalog oder einen Teil davon an. • Richtig klasse sind die sogenannten Blitzangebote. Dabei handelt es sich um ein zeitlich begrenztes Aktionsangebot, bei dem ein Artikel für einige Stunden auf der Angebotsseite von Amazon angezeigt wird. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Angebotsarten, bedarf es 34
hier explizit der Freischaltung bzw. Genehmigung von Amazon. • Gesponserte Anzeigen: Ähnliche dem Prinzip Google AdWords, können Sie hier einen Klick- Festpreis bestimmen. Bei attraktiven Werten können Sie so Ihr Angebot sichtbar schalten. Dabei gilt, dass nur die relevantesten Werbeanzeigen für sehr zielgerichtete Suchanfragen geschaltet werden. Amazon schaltet diese automatisch oder Sie wählen manuell und bestimmen die Ausspielung etwa anhand passender Suchwörter. Die Ihnen inzwischen bekannten Tools zur Suchwortauswertung sind auch hier hilfreich. Keywords sollten, entsprechend ihrem Nutzen, optimiert sein. Amazonkunden sind bereit, sich nicht nur umzusehen, sondern auch etwas zu kaufen – dies ist wohl ein wichtiger Pluspunkt gegenüber Google, wo nicht zwingend eine Kaufabsicht im Mittelpunkt einer Anfrage stehen muss. Abschließend erhalten Sie zwei Übersichten meiner eigenen Kampagnen, damit Sie sehen, dass man durchaus Zusatzumsatz mit überschaubarem Einsatz (insbesondere gegenüber Google) erzielen kann. Probieren Sie es einfach aus! 35
Amazon-Handmade Wenn es um Selbstgemachtes geht, ist DaWanda bekannt. Es handelt sich dabei um einen Online- Marktplatz für Einzigartiges, Unikate und Selbstgemachtes. DaWanda beschreibt sich selbst mit den Worten „In insgesamt über 300.000 DaWanda-Shops bieten Dir kreative Menschen mit Liebe gefertigte Produkte an. Bei DaWanda kannst Du Produkte auf Deine besonderen Vorstellungen hin anpassen oder speziell für Dich anfertigen lassen. Dabei reicht das Angebot auf DaWanda von stylishen Kleidern, Umstandsmode, zeitlosem Goldschmuck und Schultüten zur Einschulung oder einem coolen Wandtattoo, aufwändig restaurierten Vintage-Möbeln bis hin zum exklusiven Insektenhotel für Deinen Garten. Für jeden Anlass und für jeden Geldbeutel findest Du bei uns kleine und große Kostbarkeiten. Vor allem wenn es sich um das Thema Selbermachen handelt, findest Du hier tolle Produkte, Materialien und kreative Schnittmuster.“ In den USA seit längerem am Start, und jetzt neu im deutschsprachigen Raum, ist indes Amazon Handmade. Offiziell nennt sich der Service „Handmade at Amazon“ und versteht sich als neuer Marktplatz in fünf europäischen Ländern (Amazon.co.uk, Amazon.de, Amazon.fr, Amazon.it und Amazon.es), auf dem Kunsthandwerker (die eine Einladung von Amazon erhalten haben), ihre einzigartigen, handgefertigten Produkte an hunderte Millionen potenzieller Amazon Kunden weltweit verkaufen können. Amazon beschreibt seinen Service mit den Worten: „Wir wissen dass jeder handgefertigter Artikel etwas Besonderes ist, daher 36
haben wir eine neue Seite entwickelt, die speziell Ihre handgefertigten Produkte präsentiert. Wenn Sie Ihren Shop einrichten, werden Sie eine Profilseite für Ihre Kunsthandwerke erstellen, um den Kunden mit schönen Bildern Ihre Geschichte zu erzählen und Ihre Kunst vorzustellen. Zudem werden Sie die Möglichkeit haben für Ihre Artikel, Seiten mit atemberaubenden Bildern und neuen Anpassungsmöglichkeiten einzurichten, damit die Kunden Ihr gesamtes Angebot vollständig erkunden können.* Weitere Information findet man auch auf https://services.amazon.de/handmade.html (*) Wie Sie sehen, genügt im Prinzip ‚einfach Amazon’ wenn, man in der digitalen Welt Produkte absetzen möchten. Anhand der folgenden Kapitel werden wir flüchtig auf den ein oder anderen weiteren Service von Amazon eingehen. Im Ganzen betrachtet, ist es daher nicht notwendig auf weiteren Plattformen wie eBay, Hood oder Yatego präsent zu sein. Ich habe in den vergangenen, mehr als zehn Jahren hunderttausende Transaktionen begleitet und überall als Händler aktiv mitgestaltet. Meine persönliche Bilanz lautet: „vergessen Sie die Alternativen und fokussieren Sie sich auf ein Business.“ Früher habe ich einen eigenen Onlineshop betrieben, ich kann daher die Gedanken verstehen: Eigenes Branding. Unabhängigkeit! Aber man sollte sich klar machen, welches Vertrauen Kunden weltweit in Amazon setzen. Auch sollten Sie sich die immensen Marketing Budgets verdeutlichen. Allein bei Google AdWords ist es wesentlich entspannter, wenn Amazon 37
auf Ihre Marke/Brand bietet, oder ob Sie es alternativ dazu selbst tun müssten. Überlegen Sie daher gut ob es sich lohnt, eigene Wege gehen zu müssen! 38
Amazon-Payments Wenn Sie einen eigenen Onlineshop betreiben möchten, dann sollten Sie mindestens einmal etwas von Amazon Payments gehört haben. Es erinnert etwas an PayPal auf den ersten Blick. Onlineshopping, schnell und sorgenfrei – so bewirbt Amazon auf der eigenen Webseite den Service. „Login und Bezahlen mit Amazon“ erspart lange Checkout-Prozesse und umständliche mobile Anwendungen. Ganz komfortabel können Millionen von Kunden sich in Ihrem Webshop bzw. der Website einloggen und bequem bezahlen. Es müssen keine neuen Kundenkonten eröffnet werden und die Eingabe von Zahlungsdaten entfällt ebenso. Durch das Einloggen werden die Zahlungsquellen aus dem bestehenden Amazon-Konto übernommen. Tausende von Online- Händler haben sich bereits durch „Bezahlen mit Amazon“ einen starken und treuen Kundenstamm aufgebaut – so wird auf der Amazon Webseite berichtet. Die Implementierung ist sehr einfach und meiner Ansicht nach, jedem Shop-Betreiber zu empfehlen. Ein großer Vorteil, wie gesagt leicht an PayPal orientiert, ist der Amazon-Schutz. Egal ob als Kunde oder Händler, Sie sind, geht es nach Amazon, stets bestens geschützt. Kundeneinkäufe sind nämlich durch die sogenannte A- bis-Z-Garantie abgedeckt, und Sie als Online-Händler kommen in den Genuss derselben Betrugsverhinderungs- Technologie, die von Amazon.de verwendet wird – ohne zusätzliche Kosten. 39
Die Amazon A-bis-Z-Garantie Betrugsverhinderungs-Technologie klingt toll. Auch die Garantie wirkt zuvorkommend, kann jedoch aus Händlersicht, ähnlich wie bei PayPal, eBay etc., mitunter etwas kostspielig werden. Ein Grund mehr, auf FBA by Amazon zu vertrauen. Sie haben wohl auch dann keinen unmittelbaren Zugriff auf die Daten aber immer noch besser, als Endlosdebatten, insbesondere im Hinblick auf etwaige Bewertungs- bzw. Performanceprobleme. Zunächst lohnt sich ein Blick auf die Frage, was ist denn eigentlich die Amazon.de A-bis-z-Garantie genau? Amazon sagt: „Wir möchten, dass unseren Kunden der Einkauf bei Amazon.de Marketplace Freude macht und möglichst reibungslos abläuft. Wenn ein Käufer mit dem, was er von einem Amzon.de Marketplace Verkäufer erhalten hat, unzufrieden ist, kann er unter den unten dargestellten Bedingungen einen Antrag auf Erstattung einreichen. Der Deckungsbetrag der Garantie beträgt 2.500 EUR.“* Die A-bis-Z-Garantie gibt es auch bei Amazon-Payments und auf anderen Marktplätzen. Es lohnt dennoch für jeden Anwendungsfall, die Details der Richtlinien zu prüfen. Wer bei Amazon verkauft bzw. die Zahlungsart (Amazon Payments) nutzt, muss sich darüber im Klaren sein, dass im Zweifel, Ware und Geld weg sind. Aus Händlersicht ein nicht zu unterschätzendes Problem. Grundsätzlich ist für eine Gelderstattung die Beschaffenheit des Artikels maßgeblich. Weichen wesentliche Eigenschaft von der Beschreibung Ihres Produktangebotes ab, kann es zu Erstattungsansprüchen 40
kommen. Darum achten Sie immer genau darauf, was die Beschreibungstexte aussagen, wenn Sie einen Artikel nicht vollständig selbst listen (siehe vorangegangene Kapitel). Es gilt daher immer, die Gebrauchstauglichkeit Ihres verkauften Artikels zu prüfen, dieser darf nämlich nicht negativ beeinflusst werden. Amazon sieht Sie als Verkäufer in diesem Falle in der Pflicht. Bieten Sie keinen Umtausch oder keine Erstattung an, kann der Käufer einen A-bis-Z- Garantieantrag stellen – und wird wohl meist auch von dem Prüfungskomitee bei Amazon Recht bekommen. Letzteres geht dann mit einer Vollerstattung einher. Auch vom Versand ohne Einliefernachweis/Paketnummer kann ich nur abraten. Nicht nur, dass Sie im Zweifel keine Belege haben, eine ungesicherte Sendung, z.B. eine Büchersendung, dauert auch erheblich länger. Der vom Prime-Versand verwöhnte Kunde, interessiert sich nicht dafür, ob mitunter die Versandkosten höher sind als der Kaufpreis. Denken Sie an das Großmutter/Weihnachtsproblem. Amazon erwartet von Ihnen als Händler: Lösungen. Deshalb mein Tipp: Diskutieren Sie niemals mit einem Kunden. Selbst wenn klar ist, dass Sie alles lückenlos belegen können und somit klar im Recht sind. Ich appelliere an Ihre Großzügigkeit – oder nennen wir es Kulanz. Alles andere wird Sie früher oder später Ihre Performance kosten. Ich habe früher Schadensfotos angefordert, Paketnummern hin und her gesendet usw.. Doch heute rate ich dazu: Schreiben Sie den Verkauf ab. Denn langfristig machen Sie Gewinn und tausende von Euros Umsatz - oder erleben Totalverlust beim Debattieren. Denn merke: Der Kunde hat immer Recht, hat er einmal nicht Recht so 41
greift dieser Leitsatz: Der Kunde hat immer Recht.... * https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?nodeId=200355410#a 42
Amazon-Fresh: Gemüse und Obst wie vom Bauern Amazon Fresh: Der Angstgegner Amazon könnte bald auch frische Lebensmittel liefern. Für Edeka, Rewe und die Discounter ist das eine große Bedrohung für Kunden ein kleiner Luxus.* - so titelte die Zeit-Online am 4. Juni 2016. "In der Branche hat man Schweißperlen auf der Stirn", sagt Gerrit Heinemann, Handelsprofessor an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. Schweißperlen, die gerade wohl noch schneller rinnen: Experten erwarten schon länger, dass Amazon in Deutschland seine neue Sparte Fresh ausrollen könnte, den Lieferdienst für frische Lebensmittel. Seit Oktober vergangenen Jahres bietet der US-Onlinehändler hierzulande bereits haltbare Produkte wie Chips an.* Amazon verkauft Lebensmittel und nun bald eben auch Frisches, so wie es aussieht. Auf der Webseite https://fresh.amazon.com/ kann man anhand des US Vorbildes erahnen, wo die Reise hingehen wird. Was das Preisniveau insgesamt angeht: Gemäß Reportangaben** aus dem Hause Nomura Securities International, kam man für New York zu dem Ergebnis, dass eine Bestellung von 30 Produkten via Amazon Fresh gut 15 bis 23 Prozent günstiger seien, als bei den getesteten Wettbewerbern. Amazon begann ein Pilotprojekt zur Lieferung von frischen Lebensmitteln bereits im Jahre 2007 in Seattle. Seither geht es Schlag auf Schlag, so wurde etwa das Projekt auf Los Angeles, San Francisco, San Diego, New York City (Stand 2013) und Philadelphia ausgeweitet. In den Jahren 2016/17 ist es nun auch für Deutschland offenbar an der Zeit, in den Frischegenuss zu kommen. Da ich auch Händler im 43
Bereich Lebensmittel betreue, glaube ich selbst an die Zukunft derartiger Nachfragen. Nicht umsonst, hat Amazon seinen Dienst mit dem Namen ‚Pantry’ ausgeweitet. Amazon beschreibt seinen Service mit folgenden Worten: „Amazon liefert Ihnen Produkte für den täglichen Bedarf bequem direkt an die Haustür. Ohne Schleppen, ohne nerviges Warten an der Kasse und ohne lange Anfahrtswege zum nächsten Drogerie- oder Supermarkt. Ganz einfach von zu Hause die benötigten Produkte einkaufen. Amazon Pantry heißt der neue Service und bietet Ihnen zahlreiche Produkte als praktisches Einzelpack oder in kleineren Mindestmengen an als Sie es bis jetzt von Amazon gewohnt sind.“ * http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-06/amazon-fresh-lebensmittel-handel- aldi-rewe-edeka-lidl ** https://www.internetretailer.com/2015/04/16/amazon-delivers-cheapest- groceries-nyc 44
Bestellung auf Knopfdruck: Amazon Dash Button Langsam sollten Sie das Prinzip des Buchtitels verinnerlicht haben, denn eigentlich gibt es bei Amazon nichts, was es nicht gibt. Als Amazon seinen Dash Button im vergangenen Jahr einführte, hielten ihn viele für einen April-Scherz. In den USA scheint sich das Konzept der Bestellung auf Knopfdruck bewährt zu haben - denn jetzt gibt es die Buttons auch in Deutschland. Doch was ist ein Dash Button überhaupt? In Deutschland gibt es gegenwärtig insgesamt 32 Buttons, die zur Wahl stehen. Jeweils mit unterschiedlichen Firmen-Logos bedruckt, gibt es mal Toilettenpapier, Rasierzubehör oder Waschmittel. Typische Verbrauchsgegenstände also. Der Button wird praktisch in der Nähe von Kühlschrank oder Waschmaschine installiert und mit nur einem Touch wird die Bestellung ausgelöst. Zahnpasta, Hundefutter oder Geschirrspülmittel kommen bequem und einfach toll ins Haus. Etwas ungewohnt ist wohl, dass man mit dem Touch eine Bestellung auslöst, aber eigentlich nicht so genau weiß, was es nun eigentlich kostet. Faktisch variieren bei Amazon die Preise sehr stark – ob ein solches „Bequemlichkeitsabo“ also teurer ist als ein Normalkauf, ist die Frage. Ich denke, ja. Aber man müsste dies über Monate prüfen – dafür ist es noch zu früh. Der gesunde Verstand sagt, es muss teurer sein, denn im Handel gibt es verschiedene Preisaktionen, Sondergrößen mit Gratisinhalt und natürlich auch Alternativmarken. Da die Markenwelt über die schwindende Markenbindung ständig jammert und klagt, austauschbar zu sein und treue Stammkunden weniger werden, könnte der Amazon-Dash Button doch die 45
Lösung sein. Denn immerhin wird man quasi zum Markennerd, sobald das Teil erst einmal am Kühlschrank montiert ist. In der Praxis möchte man Missbrauch und versehentlichen Bestellungen vorbeugen. Aus diesem Grund liefert Amazon maximal ein Produkt desselben Typs. Dabei ist es dann egal, wie oft der Button gedrückt wurde. Erst wenn die Bestellung ausgeliefert wurde, wird der Dash Button wieder scharf gestellt. Bei der Lieferung fallen die üblichen Versandkosten an - außer man ist Prime-Kunde, dann erfolgt die Lieferung kostenlos. In jedem Fall eine innovative Idee die die Bequemlichkeit weiter fördern wird! 46
Sie können auch lesen