KOMPETENZ K - KOMPETENZ-online

Die Seite wird erstellt Caroline Hanke
 
WEITER LESEN
KOMPETENZ K - KOMPETENZ-online
Österreichische Post AG, MZ 02Z031731M, ÖGB-Verlag, Johann-Böhm-Pl. 1, 1020 Wien, Retouren an PF 100 1350 Wien

       KOMPETENZ

                                                                                                                 KOMPETENZ
         MAGAZIN DER GEWERKSCHAFT DER PRIVATANGESTELLTEN, DRUCK, JOURNALISMUS, PAPIER

                                                                                                                 www.gpa-djp.at  www.kompetenz-online.at

         Leistungssport
         Pflege
KOMPETENZ K - KOMPETENZ-online
INHALT                                                                                                  4

                                                                                                             KOMPETENZ Ausgabe 4/2019

                                                                                                             3 		 EDITORIAL von Martin Panholzer

                                                                                                             4		
                                                                                                                Leistungssport Pflege
                                                                                                                Porträt einer Berufsgruppe, die jeder Mensch
                                                                                                                im Laufe seines Lebens braucht

                                                                                                             8 		 Schöner Schein
                                                                                                                  Douglas verhindert Betriebsratswahl

                                                                                                             10		 Gegenöffentlichkeit schaffen

                                                                                                        12
                                                                                                                  1.000-mal erwähnt

                                                                                                             11    KOMMENTAR von Barbara Teiber 

                                                                                                             12		„Wir sind nicht auf dem Klima-Zielpfad“
                                                                                                                  Die Ökonomin und Klimaexpertin Angela
                                                                                                                  Köppl im Interview

                                                                                                             15    FOTOGRAMM
                                                                                                                   Unbezahlte Arbeit nach Geschlecht

                                                                                                             16    Kollektivvertrag Metallindustrie
                                                                                                                   Kick-off der Verhandlungen

                                                                                                             17    „Die Solidarität ist spürbar“
                                                                                                                   Chefverhandler Karl Dürtscher im Interview

                                                                                                             18    KURZMELDUNGEN zu Politik, Arbeit und Wirtschaft
         Fotos: S. 4/12: Nurith Wagner-Strauss, S. 26: iStock, Illustration: S. 22: Peter M. Hoffmann

                                                                                                             20    Der aufgestiegene Weltverbesserer
                                                                                                                   Fritz Schiller, Betriebsratsvorsitzender bei der Raiffeisen

                                                                                                        22         Kapitalanlage GmbH, im Porträt

                                                                                                             22		 Pressefreiheit ist kein Gnadenakt
                                                                                                                  Gastkommentar von Falter-Journalistin
                                                                                                                  Nina Horaczek

                                                                                                             24    FAKTENCHECK
                                                                                                                   Erbschaftssteuer

                                                                                                             26    RECHT
                                                                                                                   Gleitzeit

                                                                                                             30    KonsumentInnenschutz
                                                                                                                   Kostenfalle Bankomat

                                                                                                             31    Buchtipps, Impressum

                                                                                                        26
   2                                                                                                                                                          4/2019 KOMPETENZ
KOMPETENZ K - KOMPETENZ-online
EDITORIAL
                                                          Hochwertige Pflege absichern
                                                          von Martin Panholzer

                                                                          E
                                                                                 gal in welcher politischen Konstellation eine Regierung nach
                                                                                 der geschlagenen Nationalratswahl weiterarbeitet, sie muss
                                                                                 sich den großen politischen Themen und Herausforderungen
                                                                          zuwenden, die im aufgeheizten Wahlkampf leider oft zu kurz gekom-
                                                                          men sind.
                                                                              Eine der größten Herausforderungen ist dabei die Pflege in einer
                                                                          älter werdenden Gesellschaft. Unbestritten ist, dass sehr viel Geld
                                                                          und Ressourcen notwendig sein werden, um ein Altern in Würde für
                                                                          alle abzusichern. Umstritten ist jedoch die Frage, wer dafür aufkom-
                                                                          men soll. Wir meinen, dass eine Besteuerung großer Vermögens-
                                                                          werte und Erbschaften ein Schlüssel für eine nachhaltige und sozi-
                                                                          al gerechte Finanzierung ist. In der Pflege sind aber auch Tausende
                                                                          Menschen, mit großer Mehrheit Frauen, beschäftigt, die berechtigte
                                                                          Forderungen nach besserer Bezahlung und Arbeitszeitqualität
                                                                          stellen.
                                                                              Auch der Kampf gegen die Klimakrise erfordert rasches Handeln
                                                                          vonseiten der Politik. Dass wir in Österreich sehr wohl Handlungs-
                                                                          spielraum für wirksame Schritte haben und dies Innovationen för-
                                                                          dert, unterstreicht die Ökonomin Angela Köppl in einem Interview.
                                                                              Besonders freut uns, dass wir die FALTER-Chefreporterin Nina
                                                                          Horacek für einen Gastkommentar zur Pressefreiheit gewinnen
                                                                          konnten. Jeder Versuch, Pressefreiheit einzuschränken und Journa-
                                                                          listInnen einzuschüchtern, ist ein Angriff auf demokratische Grund-
                                                                          werte. Gerade aufgrund unserer eigenen Geschichte sehen wir diese
                                                                          Entwicklung mit größter Sensibilität.
                                                                              Der Herbst ist die Zeit wichtiger Lohn- und Gehaltsverhandlungen.
                                                                          Auch wenn uns die Arbeitgeber einzureden versuchen, die Party sei
                                                                          vorbei und wir sollten uns zurück halten, mit Lohn- und Gehaltsdum-
                                                                          ping wird Österreich sicher nicht reüssieren, sondern mit hoch ent-
                                          Martin Panholzer                wickelten Produkten und Dienstleistungen von gut bezahlten Be-
                                          ist Leiter der Abteilung        schäftigten. Und eines ist klar: Nur Gewerkschaften, die aufgrund
                                          Öffentlichkeitsarbeit in der    ihrer Mitgliederzahlen in der Lage sind, Druck zu erzeugen, können
Foto: Michael Mazohl

                                          GPA-djp und Chefredakteur       erreichen, dass Gewinne auch dort ankommen, wo sie geschaffen
                                          der KOMPETENZ.
                                                                          wurden, nämlich bei den ArbeitnehmerInnen.●

                       KOMPETENZ 4/2019                                                                                                             3
KOMPETENZ K - KOMPETENZ-online
COVERSTORY Pflege

                    Leistungs-
                    sport

                    Pflege

                                                Foto: Nurith Wagner-Strauss, iStock

4                            4/2019 KOMPETENZ
KOMPETENZ K - KOMPETENZ-online
Pflege COVERSTORY

    Wer in der Pflege arbeiten möchte, muss körperlich fit,
    kommunikativ und empathisch sein. Porträt einer Berufsgruppe,
    die jeder Mensch im Laufe seines Lebens braucht.

         F
                  rau Maria schwelgt in Erin-   Dabei arbeitet sich die Krankheit    Wohnungen können sie mit eige-
                  nerungen. Etwa, wie es da-    immer tiefer ins Gedächtnis hi-      nen Möbeln beziehen. Daneben
                  mals nach dem Krieg noch      nein – was den erkrankten Men-       verfügen die „Häuser zum Le-
          kein fließendes Wasser am heimi-      schen am längsten zur Verfügung      ben“ auch über stationäre Berei-
          schen Bauernhof gab und es ihre       steht, sind die Erinnerungen aus     che, in zwei Häusern gibt es eine
          Aufgabe war, jeden Samstag genü-      einer oft Jahrzehnte zurücklie-      Remobilisation-Station, eines ist
          gend Wasser für die gesamte Fa-       genden Vergangenheit, in der sie     gar mit einer Demenz Station aus-
          milie zu holen. Rund eine Viertel-    nun wieder leben. Frau Maria ist     gerüstet. Das Durchschnittsalter,
          stunde zum Gemeindebrunnen            eine von rund 130.000 Demenz-        in dem sich SeniorInnen für ein
          hin, der Rückweg mit der schwe-       kranken in Österreich. Die Ten-      Pensionisten-Wohnhaus oder Al-
          ren Last dauerte freilich länger.     denz ist steigend, bis 2030 soll     tersheim entscheiden, ist in den
          Ihre Jugend war hart und entbeh-      sich die Zahl verdoppeln und im      vergangenen Jahren gestiegen.
          rungsreich, ein Lichtblick, als sie   Jahr 2050 sprechen die Prognosen     „Schuld“ daran ist ein eigentlich
          sich in ihren späteren Ehemann        gar von einer Verdreifachung.        erfreulicher Aspekt. Ältere Men-
          verliebte. „Das war am Palmsonn-                                           schen können heutzutage län-
          tag, er war früher ein ganz fescher   PFLEGE LÄNGER DAHEIM                 ger zu Hause leben, weil es we-
          Bursch“, erzählt die Pensionistin.       „Vielen Menschen ist gar nicht    niger Substandard-Wohnungen
          Auch an das erste Auto, das sich      bewusst, was in den Pflegeberu-      gibt und immer mehr Häuser mit
          das Ehepaar gemeinsam leistete        fen alles geleistet wird“, erklärt   Liften nachgerüstet werden. „Es
          hat Frau Maria noch genaue Er-        Ria Brandlhofer, diplomierte Sozi-   ist aber dann ein riesiger Schritt,
          innerungen – ein gebrauchter          alarbeiterin und Zentral-Betriebs-   wenn die Menschen eine Woh-
          VW Käfer mit „Brezel“-Schei-          ratsvorsitzende in Vertretung        nung, in der sie bis zu 60 Jahre ge-
          ben. „Wir waren sehr stolz auf das    beim Kuratorium Wiener Pensio-       lebt haben, für immer verlassen“,
          Auto, später sind halt die Gänge      nisten-Wohnhäuser „Häuser zum        weiß Ria Brandlhofer. Vielleicht
          immer wieder rausgehüpft wäh-         Leben“. Und Brandlhofer vertritt     sogar der größte.
          rend der Fahrt“, schmunzelt sie.      circa 4.500 KollegInnen – vom di-
          Bloß an die vergangene Woche          plomierten Pflegepersonal über       PERSÖNLICHER KONTAKT
          kann sie sich nicht mehr so ge-       technische HausbetreuerInnen         WICHTIG
          nau erinnern. Frau Maria ist sich     bis zu den KöchInnen.                   Durch die immer älter werden-
          nicht sicher, ob sie beim prakti-        Die meisten älteren Menschen,     den BewohnerInnen intensiviert
          schen Arzt war oder die Zeit doch     die in eines der „Häuser zum Le-     sich die Arbeit der Pflegekräfte.
          nur zu Hause verbracht hat. Es ist    ben“ übersiedeln, brauchen zu        Die Zahl der Demenz-, Diabetes-
          verblüffend, wie sich die 81-Jäh-     Beginn meist noch relativ wenig      oder Depressionserkrankungen
          rige an Details einer Geschich-       Unterstützung, doch mit der Zeit     nimmt zu. Psychische Erkran-
          te erinnert, die über 60 Jahre zu-    steigt der Pflegebedarf. „Wir ha-    kungen und psychische Auffällig-
          rückliegt. Die Gegenwart ist ihr      ben 30 Standorte, die Bewohne-       keiten kommen mehr zum Vor-
          fremd. Bei einer Demenzerkran-        rInnen bleiben in der Regel bis      schein. Pflegekräfte sind dabei
          kung purzeln die Erinnerungen         sie sterben bei uns“, weiß Brandl-   sehr gefordert. Demenz etwa tritt
          gleich Dominosteinen dahin, das       hofer. Für die MieterInnen wird      in unterschiedlichen Phasen auf
          Gedächtnis verliert die Möglich-      ein individueller Pflege- und Be-    – bei manchen Menschen merkt
          keit, wieder darauf zuzugreifen.      treuungsplan erstellt, die kleinen   man sie kaum, andere werden in-

                                                                                                                            

KOMPETENZ 4/2019                                                                                                                 5
KOMPETENZ K - KOMPETENZ-online
COVERSTORY Pflege

         tensiver „Wir können die Men-           Eigenengagement notwendig.          für mehr als 50 BewohnerInnen
          schen nur dort abholen, wo sie          Ich muss professionell und em-      im Alten- und Pflegeheim zu-
          stehen“, erklärt Brandlhofer. An-       pathisch sein“, gibt Brandlhofer    ständig. Zeit zum Verschnaufen
          fangs überspielen viele ihre De-        zu Bedenken.                        bleibt da kaum. Einsatzkräfte in
          menz und behaupten: „Das habe                                               der mobilen Pflege und Betreu-
          ich jetzt vergessen“ oder „das          TÄGLICHE HÖCHSTLEISTUNGEN           ung legen teils mehr als 60 Kilo-
          hast du mir nie erzählt“. Es gehört       Kein Wunder, dass es laut Wifo    meter im Stadtverkehr pro Tag im
          auch zu den Aufgaben der Fach-          bald einen Mangel an Pflege-        Auto zurück, um in einem Dienst
          kräfte, das zu beobachten                                                           bis zu 20 KlientInnen zu
          und zu erkennen. Dafür                                                              versorgen – für die auch
          müssen die Betreuenden                                                              dringend benötigte Zu-
          die zu pflegenden Men-
          schen besser kennen ler-
                                             24.000 SCHRITTE                                  wendung und Gespräche
                                                                                              bleibt kaum ein Moment.
          nen. „Da ist es wichtig, die       ODER 17 KILOMETER IN                             „Ohne dem enormen
                                                                                              Engagement der Pflege-
          Persönlichkeit einschätzen
          zu können und mit den An-          EINEM NACHTDIENST                                kräfte würde das System
          gehörigen Kontakt zu ha-           SIND KEINE SELTEN-                               schon längst vor sehr gro-
          ben, die über Biografie und                                                         ßen Problemen stehen“,
          Historie der BewohnerIn-           HEIT.                                            ist sich Eva Scherz, Wirt-
          nen Bescheid wissen.“                                                               schaftsbereichssekretärin
             Das erleichtert auch, die                                                        der GPA-djp, sicher.
          BewohnerInnen so anzu-
          nehmen, wie sie sich durch ihre         kräften geben wird. Etwa 20.000     HOHER DOKUMENTA-
          Krankheit verändert haben. Im           Pflegekräfte in Krankenhäusern,     TIONSAUFWAND
          Umgang mit Demenzerkrankten             Reha-Einrichtungen, Arztpra-           Stefan Kraker ist Be-
          sollten auch einige Regeln beach-       xen, in der Langzeitpflege und      triebsratsvorsitzender bei
          tet werden. Wichtig ist es dabei,       -betreuung oder in der Aus- und     der Caritas Steiermark und
          auf Gefühle einzugehen und die          Weiterbildung werden bis 2030       vertritt mehr als 2.000 Mitar-
          Realität der PatientInnen anzu-         fehlen. So unterschiedlich ihre     beiterInnen, rund die Hälfte da-
          nehmen. Wenn etwa eine alte             Tätigkeit im Arbeitsfeld ist, ei-   von ist in der Pflege beschäftigt.
          Frau auf ihre Mutter wartet, so         nes haben alle                      Der gelernte
          hat es wenig Sinn zu sagen, dass        Pflegekräfte ge-                     Programmie-
          diese schon längst verstorben ist.      meinsam: Sie er-                         rer ist auch
          Es hilft eher, über die Mutter zu       bringen täglich                            für den
          reden und ein angenehmes Ge-            Höchstleistun-
          sprächsklima zu erzeugen.               gen zum Wohle
             Trotzdem kann es ziemlich            sehr verletzlicher
          stressig werden. Oftmals wollen         Gruppen wie Ältere, Kran-                     Arbeitsschutz zu-
          von Demenz Betroffene etwa              ke oder Menschen mit beson-         ständig. „Die Arbeit im Sozialbe-
                                  nicht ein-      deren                               reich ist sehr herausfordernd und
                                      sehen,      Be-                                 wird immer anstrengender, das
                                                  dürf-                               sehe ich, weil ich auch über den
                                                  nissen.                             ArbeitnehmerInnenschutz in alle
                                                     Die                              Einrichtungen komme“, erzählt
                                                  AK                                  Kraker.
                                                  Ober-                                  Neben einer oft körperlich an-
                                                  österreich hat untersucht, welche   strengenden Tätigkeit, gehören
          dass eine Körperhygiene erforder-       Spitzenwerte ein Pflegedienst       der Beistand bei großen Schmer-
          lich ist oder es nötig ist,Nahrung zu   tagtäglich hervorbringt: 24.000     zen, Sterbebegleitung oder auch
          sich zu nehmen. Diese Situati-          Schritte in einem Nachtdienst –     der Trost Angehöriger zu ihren
          onen verlangen, von den Fach-           also knapp 17 Kilometer – sind      Aufgaben. Hilfe, die wesentlich
          kräften viel Verständnis und ein        keine Seltenheit. Oft betreut       mehr wert ist, als dies derzeit so-
                                                                                                                                      Foto: iStock

          Vorgehen mit reichlich Herz und         eine Fachkraft im Nachtdienst       wohl in der Entlohnung als auch
          Seele. „In unseren Berufen ist viel     eine ganze Station allein und ist   in der zur Verfügung stehenden

6                                                                                                                  4/2019 KOMPETENZ
KOMPETENZ K - KOMPETENZ-online
Pflege COVERSTORY

                                                Zeit zum Ausdruck kommt. Ei-          auch etwas haben“, fordert Ria          es gut, mit den KollegInnen Psy-
                                                nige ArbeitnehmerInnen sind           Brandlhofer. Denn für die ent-          chohygiene zu betreiben. Tod, Al-
                                                knapp vor dem Burn-out. Stefan        sprechende Qualität, die täglich        ter oder Krankheit dürfen kein
                                                Kraker ist sich sicher, dass seine    erbracht wird, braucht es genug         Tabu, sein und wir reden freilich
                                                KollegInnen bei der Caritas eine      Zeit zur Entspannung. „Jeder soll       auch im KollegInnen-Kreis darü-
                                                hohe Frustrationstoleranz ha-         seinen eigenen Tank wieder voll-        ber, wenn jemandem eine Pflege
                                                ben und ihre KlientInnen nicht        machen können und genug Zeit            sehr nahe gegangen ist“, erklärt
                                                im Stich lassen wollen. „Aller-       für die eigene Familie haben“,          Brandlhofer.
                                                dings wäre es oft gesünder, wenn      führt Ria Brandlhofer
                                                sich die Leute früher aus dem         vom Kuratorium Wie-                                   KV-VERHAND-
                                                Stress rausnehmen.“ Der Druck         ner Pensionisten-Häu-                                 LUNGEN
                                                in der Arbeit steigt, die Fachkräf-                ser aus.                              Die gebürtige Burgen-
                                                te müssen weit mehr als die rei-                                              länderin ist gelernte Rauchfang-
                                                ne KlientInnen-Arbeit meistern:                       MASSNAHMEN              kehrerin, doch in Wien kam ihr
                                                Betriebsratsvorsitzender Kra-                         GEGEN STRESS            die Freude an Schornsteinen und
                                                ker: „Tendenziell nimmt der Do-          Gemeinsam mit der Geschäfts-         Kamintürchen abhanden. „Die
                                                                                      leitung wird dort an der Umge-          Arbeit war viel zu anonym. Des-
                                                                                      staltung der Arbeitszeitmodelle         halb habe ich umgesattelt und bin
                                                                                      gearbeitet: „Wir müssen einen           auf die Akademie für Sozialarbeit
                                                                                      Weg finden, uns der modernen            gegangen.“ Mittlerweile arbeitet
                                                                                      Zeit anzupassen – für unsere Be-        sie seit 14 Jahren im Kuratorium
                                                kumentationsaufwand zu, was           wohnerInnen da sein und die             Wiener Pensionisten-Wohnhäu-
                                                nicht bloß schlecht ist, denn die     Wünsche unserer MitarbeiterIn-          ser. Im Herbst ist sie erstmals im
                                                Fachkräfte müssen sich ja auch        nen einplanen“, sagt Brandlhofer.       engeren Kollektivvertrags-Ver-
                                                absichern. Doch die Arbeit wird       Keine einfache Aufgabe. Rund            handlungsteam vertreten. Ihr
                                                nicht leichter, wenn ich jeden Ar-    um die Uhr ist die Pflege in der        Ziel ist unter anderem, eine Ver-
                                                beitsschritt zusätzlich dokumen-      stationären Abteilung tätig, je         besserung bei den Arbeitszeiten
                                                tieren muss.“                         nach Bedarf von sieben bis 21 Uhr       zu erreichen. Angst vor den lang-
                                                   Grundsätzlich ist es dringend      in den Wohnungen der „Häuser            wierigen Sitzungen hat sie keine.
                                                notwendig die Pflegeberufe at-        zum Leben“. In den Wiener Pensi-        „Denn als Mutter von zwei inzwi-
                                                traktiver zu machen. Die Aus-         onisten-Wohnhäusern wird auch           schen erwachsenen Kindern bin
                                                bildung muss stärker beworben         auf Stressabbau durch Kommu-            ich ausreichend verhandlungser-
                                                werden, die Gehälter müssen           nikation gesetzt. „Manchmal ist         probt.“			                       ●
                                                steigen und die Arbeitszeit ver-                                                                     Christian Resei
                                                kürzt werden. „Es gibt ganz vie-
                                                le KollegInnen, die, wenn es sich
                                                finanziell ausgehen würde, nicht
                                                38 Stunden, sondern weniger ar-
                                                beiten wollen. Doch weil unser
                                                Lohnniveau insgesamt nicht so
                                                hoch ist, können sie es sich mit
                                                ihren Verpflichtungen nicht leis-
                                                ten“, erklärt Kraker. „Ich bin für      Eva Scherz,               Ria Brandlhofer,          Stefan Kraker,
                                                die 35-Stunden-Woche bei vol-           Wirtschaftsbereichs-      Zentral-Betriebs-         Betriebsratsvorsit-
                                                                                        sekretärin in der GPA-    ratsvorsitzende in        zender bei der Cari-
                                                lem Lohnausgleich, weil ich ein-
                                                                                        djp, weiß, welche Spit-   Vertretung, Kurato-       tas Steiermark, will die
                                                fach merke, wie der Wunsch nach         zenleistungen Pfle-       rium Wiener Pensio-       Pflegeberufe attrak-
                                                mehr Freizeit unter den KollegIn-       gerInnen erbringen        nisten-Wohnhäuser,        tiver machen. Dazu
                                                nen immer stärker wird“, führt          müssen. 60 km im          möchte Verbesserun-       gehört für ihn, dass die
Foto: Nurith Wagner-Strauss, iStock

                                                                                        Stadtverkehr seien        gen bei der Abeitszeit    Gehälter steigen und
                                                Kraker fort. In der Pflege sind
                                                                                        in der mobilen Pfle-      erreichen: „Jeder soll    die Arbeitszeit ver-
                                                immer mehr Teilzeitkräfte und           ge normal. Ohne das       seinen eigenen Tank       kürzt wird: „Ich bin für
                                                AlleinerzieherInnen aktiv; Men-         enorme Engagement         wieder vollmachen         die 35-Stunden-Wo-
                                                schen, die häufig armutsgefähr-         würde das System          können und Zeit für       che bei vollem Lohn-
                                                                                        längst vor sehr großen    die Familie haben.“       ausgleich.“
                                                det sind. „Es wird höchste Zeit,
                                                                                        Problemen stehen.
                                                dass sie von ihrem Engagement

                                      KOMPETENZ 4/2019                                                                                                                      7
KOMPETENZ K - KOMPETENZ-online
Betriebsrat Douglas

                                                                                                         Sabrina E. wollte gemeinsam
                                                                                                         mit Kolleginnen bei Douglas
                                                                                                         einen Betriebsrat gründen.
                                                                                                         Die Geschäftsführung sieht
                                                                                                         das als Unruhestiftung
                                                                                                         und hat sie gekündigt.

      Schöner Schein
      Schönes Aussehen versprechen die Produkte der Beautykette Douglas ihren KundInnen. Alles
      andere als schön sind jedoch die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten: Taschenkontrollen und
      eine verhinderte Betriebsratsgründung stellen dem Management kein schönes Zeugnis aus.

     S
             abrina E. versteht die Welt nicht   Versprechen eines Filialleiterpostens    und Kolleginnen und Kollegen unter-
             mehr. Vor etwa einem Jahr wur-      für Douglas abgeworben worden.           stützen, die sich von Vorgesetzten un-
             de sie von einer anderen Dro-       Auch mit ihrer Arbeitsleistung war die   gerecht behandelt fühlen“, erzählen sie.
      geriemarktkette für Douglas abgewor-       Geschäftsleitung immer zufrieden. Als
      ben. Seither hat sie gerne und mit Freu-   sie sich aufgrund bedenklicher Vor-      KLAGE EINGEBRACHT
      de für Douglas gearbeitet. Sie wurde       kommnisse, wie Taschenkontrollen,           Die ehemaligen Douglas-Mitarbei-
      für ihr Engagement und ihre hohen          Spindkontrollen mit Zentralschlüssel     terInnen haben mit Unterstützung
      Verkaufszahlen von der Geschäftslei-       in Abwesenheit der MitarbeiterInnen      der GPA-djp gegen die Kündigungen
      tung mehrfach gelobt. Als sie sich im      und einer generell schlechten Stim-      geklagt. Außerdem gingen sie mit ih-
      Frühsommer dieses Jahres gemeinsam         mung unter den MitarbeiterInnen          rer Kritik an die Öffentlichkeit. Seit-
      mit anderen KollegInnen zusammen-          entschloss, sich gemeinsam mit Sabri-    her hätten sie viel positives Feedback
      tat, um einen Betriebsrat zu gründen,      na E. in einem Betriebsrat zu engagie-   erhalten und Unterstützung von ehe-
      war plötzlich alles anders. „Am 24. Au-    ren, wurde auch sie „wegen Unruhe-       maligen KollegInnen erfahren, erzählt
      gust wurden wir von der Gebietslei-        stiftung“ gekündigt und sofort dienst-   Sabrina E. Sie möchte ins Unterneh-
      tung ins Büro gerufen. Es wurde uns        freigestellt.                            men zurückkehren: „Ich würde sehr
      gesagt, dass wir Unruhe verbreiten, wir       Sabrina E. und Emilija S. können      gerne zurückkehren gemeinsam mit
                                                                                                                                       Foto: Daniel Novotny

      wurden gekündigt und noch am sel-          den Vorwurf der Unruhestiftung nicht     meinen Kolleginnen und auch die
      ben Tag dienstfrei gestellt.“              nachvollziehen. „Wir wollten uns kon-    Gründung eines Betriebsrates voran-
         Emilija S. war ebenfalls von einem      struktiv mit Vorschlägen zur Verbes-     treiben. Weil wir denken, dass das sehr
      Konkurrenzunternehmen mit dem              serung des Betriebsklimas einbringen     wichtig ist. Ich war ja nur teilzeitbe-

8                                                                                                                  4/2019 KOMPETENZ
KOMPETENZ K - KOMPETENZ-online
Douglas Betriebsrat

                             schäftigt, deshalb habe ich andere ge- einen Betriebsrat wollen“, schildert      den Fall ein tolles Instrument, das ich
                             beten, mir beizustehen und weitere Teiber das Gespräch, das nicht einmal         jedem Betrieb empfehlen würde –
                             Kandidatinnen für den Betriebsrat zu eine Stunde gedauert hat. Die Kündi-        auch wenn es einen guten Personal-
                             finden. Wenn wir vor Gericht recht be- gungen jener drei Mitarbeiterinnen,       chef oder eine gute Personalchefin
                             kommen, dann müsste ich auch nicht die einen Betriebsrat gründen woll-           gibt. Und: Nicht unterkriegen lassen!
                             mehr im Geheimen Kolleginnen für ten, werde Douglas nicht zurückzie-             Es wird immer KollegInnen geben, die
                             den Betriebsrat akquirieren, und nie- hen, erzählt Teiber. Douglas bestreitet,   einen von so einem Vorhaben abhal-
                             mand müsste Angst                                              dass die Kün-     ten wollen. Ich würde mich davon nie
                             haben. Denn außer mir                                          digungen et-      abhalten lassen. Ich weiß, das ist leich-
                             wurden andere Mitar-
                                                          „GEHT AUF JEDEN                   was mit der       ter gesagt, wenn man nicht wirklich
                             beiterinnen ebenfalls        FALL ZUR                          geplanten         abhängig ist von dem Job. Trotzdem:
                             gekündigt, die im Be-        GEWERKSCHAFT!“                    Betriebsrats-     Man muss für eine Sache wirklich ein-
                             triebsrat mitarbeiten                                          gründung zu       stehen. Der Betriebsrat ist ein wichti-
                                                          SABRINA E.
                             wollten.“                                                      tun gehabt        ges Mitbestimmungsinstrument und
                                                                                            haben. Die        ein Gegenpol für die ArbeitnehmerIn-
                             KEIN EINLENKEN DER GESCHÄFTS-           Mitarbeiterinnen seien als „schwarze     nen.“                                 ●
                             FÜHRUNG                                 Schafe“ bezeichnet worden, sagt Tei-                                           Lucia Bauer
                                Die Geschäftsführung von Douglas ber.
                             schaltet unterdessen auf stur. Bei ei-    Sabrina E. ist überzeugt, dass die
                             nem Gespräch mit der GPA-djp-Vor- Entscheidung zur Gewerkschaft zu
                             sitzenden Barbara Teiber, beharrte sie gehen und einen Betriebsrat zu grün-      Interview mit Sabrina E.
                             auf den Kündigungen. „Die Geschäfts- den richtig war: „Geht auf jeden Fall       http://bit.ly/Kompetenz_Douglas_Interview
                             führung hat uns mitgeteilt, dass wir zur Gewerkschaft!“, rät sie auch ande-
                             nicht erwarten können, dass die Wahl ren Beschäftigten in einer ähnlichen
                             eines Betriebsrates unterstützt wird. Situation. „Denn die Unterstützung,
                             Sie werden mit ihren Führungskräf- die ich in den vergangenen Wochen
                             ten, also den Filialleiterinnen, reden, durch die Gewerkschaft erfahren habe,
                             ob die glauben, ob die Beschäftigten war enorm. Ein Betriebsrat ist auf je-

                                                                                                              V. l. n. r.: Sabrina E.. Barbara Teiber, Emilija S.
Foto: Daniel Novotny

                       KOMPETENZ 4/2019                                                                                                                         9
KOMPETENZ K - KOMPETENZ-online
Aktuell Gegenöffentlichkeit

                              ÖFFENTLICHKEIT FÜR UNSERE THEMEN SCHAFFEN

                              1.000-mal erwähnt
                              Nahezu 1.000-mal wurde die GPA-djp seit Jahresbeginn in den
                              österreichischen Tages- und Wochenzeitungen erwähnt. Öffentliche
                              Aktionen, Gehaltsverhandlungen und Konflikte zwischen Arbeit-
                              gebern und ArbeitnehmerInnen – wie bei Amazon oder Douglas –
                              finden reges öffentliches Interesse und werden auch in den Sozialen
                              Medien intensiv diskutiert.

                              Die GPA-djp wird vor allem positiv erwähnt. Es geht um die
                              Geschichten von mutigen Menschen, die sich für ihre KollegIn-
                              nen einsetzen, um Solidarität, durchgesetzte Rechte und um
                              Verhandlungserfolge.

                              In Zeiten, in denen Arme gegen noch Ärmere ausgespielt werden
                              und Hetze den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedroht, setzen
                              wir etwas dagegen. Das ist ein wichtiger Erfolg und ein Grund, sich
                              zu freuen.                                                         ●
                                                                                                                         Foto: Daniel Novotny

10                                                                                                    4/2019 KOMPETENZ
KOMMENTAR
                       Gut, bei der
                       Gewerkschaft zu sein
                       Ein Kommentar von Barbara Teiber, Vorsitzende der GPA-djp

                       Stellen Sie sich vor, Sie werden schlechter                    sofort die Rechtsvertretung übernommen
                       bezahlt als Ihnen zusteht. Oder haben                          und Klage eingebracht. Außerdem haben
                       Probleme mit Ihren Vorgesetzten. Oder Sie                      wir alle Filialen besucht und uns mit einem
                       werden am Arbeitsplatz diskriminiert.                          Brief an die Beschäftigten gewandt.
                                                                                      Wir stehen hinter den Kolleginnen.
                       Und jetzt stellen Sie sich vor, es ist niemand da,
                       der Ihnen zur Seite                                                                      Wir bieten über 14.000
                       steht und Sie dabei                                                                      Betriebsrätinnen und
                       unterstützt, Ihr Recht
                                                   „INSGESAMT IST   IN ÖSTER-                                   Betriebsräten das
                       durchzusetzen.                                                                           bestmögliche Service,
                                                     REICH EIN VIERTEL DER ARBEIT-                              damit diese sich für
                       Durch Ihre
                                                     NEHMERiNNEN MITGLIED EINER                                 die Beschäftigten
                       Mitgliedschaft in der
                       GPA-djp können Sie
                                                     GEWERKSCHAFT. GEMEINSAM                                    einsetzen können.

                       sicher sein, dass Sie         HABEN WIR EINE KRAFT VON 1,2                               Sie sind die ersten

                       niemals allein sind,          MILLIONEN MENSCHEN.“                                       Ansprechpartnerinnen
                                                                                                                und Ansprechpartner
                       wenn es um Probleme
                                                                                   BARBARA TEIBER               im Betrieb, wenn
                       in der Arbeitswelt
                                                                                                                Sie Unterstützung            GPA-djp-
                       geht. Unsere
                                                                                                                brauchen.                    Rechtsberatung:
                       Mitarbeiterinnen und
                       Mitarbeiter kümmern sich täglich um die                        Gibt es in Ihrem Betrieb noch keinen Betriebsrat,      Rechtsberatung
                                                                                                                                             und Rechtsbeistand
                       Anliegen von 280.000 Mitgliedern.                              dann unterstützen wir gerne bei der Gründung.          bei Problemen am
                                                                                      Gemeinsam mit den GPA-djp-Mitarbeiterinnen             Arbeitsplatz erhalten
                       Insgesamt sind in Österreich ein Viertel
                                                                                      und Mitarbeitern gehen Sie jeden Schritt               Sie österreichweit in
                       der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer                                                                                allen Regionalstellen
                                                                                      gemeinsam bis hin zur Betriebsratswahl.
                       Mitglied einer Gewerkschaft. Gemeinsam                                                                                der GPA-djp.
                       haben wir die Kraft von 1,2 Millionen                          Egal, welches Problem Sie in der Arbeitswelt
                       Menschen. Mit vollem Einsatz verhandeln                        haben: Ihre Gewerkschaft GPA-djp hat ein               Telefonische
                       die Gewerkschaften jedes Jahr unzählige                        offenes Ohr. Sie erreichen uns persönlich              Erstberatung:
                       Kollektivverträge, um für die Kolleginnen und                  in unseren Servicestellen, telefonisch, per
                                                                                                                                             05 03 01-301
                       Kollegen das Maximum herauszuholen.                            Mail oder in den sozialen Netzwerken.

                       Auch wenn der Wind rauer wird: Wir sind                        Mit all unserer Kraft setzen wir uns 365 Tage im
                       da! So hat die Parfümeriekette Douglas drei                    Jahr für Sie ein. Damit Sie sich sicher sein können:
                       Mitarbeiterinnen gekündigt, weil sie einen
                                                                                      Es ist gut, bei der Gewerkschaft zu sein.        l
                       Betriebsrat gründen wollten. Wir haben
Foto: Michael Mazohl

                       KOMPETENZ 4/2019                                                                                                                      11
INTERVIEW Klimaschutz

     Wir sind nicht auf dem
     Klima-Zielpfad
     Die Ökonomin Angela Köppl vom WIFO befürwortet eine CO2-Steuer, deren Einnahmen
     an BürgerInnen und Wirtschaft zurückfließen. Würden Menschen und Politik langfristiger
     denken, könnte emissionsreduziertes Verhalten zahlreiche Innovationen hervorbringen.

     KOMPETENZ: : Ist eine CO2-Steuer DIE zentrale Kli-         Eine einheitliche Einführung auf europäischer Ebe-
     maschutzmaßnahme unserer Zeit?                             ne ist nicht einfach, weil der Beschluss von Steuern
     KÖPPL: Die CO2-Steuer ist EIN Element in einem aus-        dem Einstimmigkeitsprinzip unterliegt. Das hat sich
       gewogenen Instrumenten-Mix, um die umfangrei-            bereits 2011 beim Versuch der Novellierung der Ener-
       chen Herausforderungen der Transformation unseres        giesteuerrichtlinie – die auch schon eine CO2-Kom-
       Wirtschafts- und Gesellschaftssystems zu erreichen.      ponente enthalten hat – gezeigt, die an der Ableh-
       Es ist unbestritten, dass ein Wandel stattfinden muss,   nung einzelner Mitgliedsstaaten gescheitert ist.
       wenn wir den Klimawandel begrenzen wollen. Ös-           Beispiele aus anderen europäischen Ländern wie
       terreich hat sich zu den Pariser Klimazielen bekannt,    Schweden oder der Schweiz zeigen aber, dass eine
       muss daher die Emissionen deutlich reduzieren und        Steuer auf Kohlenstoffdioxid-Ausstöße auch im nati-
       hat auch im Rahmen der europäischen, Klima- und          onalen Kontext sinnvoll umgesetzt werden kann. In
       Energiepolitik Emissionsziele zu erreichen und Ziele     Schweden wurden begleitende Maßnahmen gesetzt,
       für die Steigerung der Energieeffizienz und den Anteil   um die Fernwärme auszubauen und fossile Heizsys-
                                                                                                                                Foto: Nurith Wagner-Strauss

       erneuerbarer Energie mitzutragen.                        teme zu ersetzen, sodass der Gebäudesektor mitt-
                                                                lerweile im Wesentlichen frei von fossilen Brenn-
     Macht eine CO2-Steuer auf nationaler Ebene Sinn,           stoffen beheizt wird. Negative Auswirkungen auf die
     oder kann nur auf europäischer oder globaler Ebene         Wirtschaft gab es nicht, von vielen Klimaschutzmaß-
     etwas erreicht werden?                                     nahmen profitieren unterschiedliche Unternehmen

12                                                                                                           4/2019 KOMPETENZ
Klimaschutz INTERVIEW

         und Wirtschaftssektoren sogar durch eine zusätzli-       auf Arbeit sowie eine Zweckwidmung für Klimain-
         che Nachfrage.                                           vestitionen. Am sinnvollsten scheint mir eine Kom-
         In der Schweiz, wo Brennstoffe, nicht aber der Verkehr   bination aus diesen drei Maßnahmen:
         mit einer CO2-Steuer belegt sind, wird ein Drittel der   Beim Ökobonus wird aus den Steuereinnahmen ein
         Einnahmen für begleitende Maßnahmen verwendet:           Pauschalbetrag je Haushalt oder Bewohner rückver-
         Es gibt ein Gebäudeprogramm, um den Bestand kli-         teilt. Der Vorteil daran wäre, dass soziale Härten, die
         matauglicher zu machen indem zum Beispiel fossile        aus der zusätzlichen Steuerbelastung entstehen, ab-
         Heizsysteme getauscht werden. Die restlichen zwei        gefedert würden. Jemand, der viele Emissionen er-
         Drittel der Steuereinnahmen werden gemäß ihrem           zeugt, hätte unter dem Strich trotz Bonus eine Steu-
         Aufkommensanteil an die                                                           erleistung zu bezahlen. Dieses
         Wirtschaft und Haushalte                                                          Modell hat den Nachteil, dass
         rückverteilt.                     „UNERWÜNSCHTES VER-                             nicht sichergestellt ist, dass aus
                                           HALTEN BEKOMMT EINEN                            der Steuerbelastung tatsäch-
      Ein nationaler Alleingang            PREIS, DAMIT DIE KONSU-                         lich auch Anreize für Investiti-
      wäre also ein sinnvoller An-                                                         onen in Emissionsvermeidung
      fang?
                                           MENTEN UND PRODUZENTEN                          entstehen. Es gibt ja auch ande-
         Grundsätzlich ja. Fairer wei-     REAGIEREN         UND DIESES      VER-          re Barrieren, welche die direk-
         se muss man dazusagen,            HALTEN REDUZIEREN. DER                          te Lenkungswirkung der Steu-
         dass es in der Schweiz und        EFFEKT IST EIN RÜCKGANG                         er einschränken, beispielswei-
         in Schweden Ausnahmen                                                             se haben Mieter oft gar keine
                                           DER EMISSIONEN.“
         für sehr energieintensive                                                         Möglichkeit, Emissions-min-
         und emissionsintensive            ANGELA KÖPPL                                    dernde Maßnahmen zu setzen.
         Firmen gibt. Schwedische                                                          Eine Rückverteilung der
         Unternehmen, die über den                                                         CO 2-Steuereinnahmen über
         EU-Emissionshandels-Sektor oder in der Schweiz           eine Senkung von Steuern und Abgaben auf Arbeit
         dem Schweizer Emissionshandel reguliert sind, un-        wäre deswegen sinnvoll, weil Österreich eine hohe
         terliegen nicht der CO2-Steuer.                          Abgabenlast auf Arbeit hat. Auch hier gilt, dass die
         Welche Unternehmen in eine CO2-Steuer mit ein-           Rückverteilung nicht direkt mit dem Klimaschutz
         bezogen werden und was als Bemessungsgrundlage           verbunden wäre, und es ist unbestimmt, wie weit
         für die Steuer herangezogen wird, ist natürlich eine     dadurch tatsächlich Klimaschutzinvestitionen aus-
         politische Frage.                                        gelöst würden.
                                                                  Im Rahmen einer Zweckwidmung für Umwelt-
      Wie könnte eine CO2-Steuer in Österreich konkret            schutzmaßnahmen sollten die Einnahmen aus der
      aussehen?                                                   CO2-Steuer für klimataugliche Investitionen, also für
         Fossile Energieträger, Brennstoffe und Treibstoffe       die Verbesserung der privaten und öffentlichen Infra-
         würden mit einem Steuersatz je Tonne CO2 belegt          struktur verwendet werden.
         werden. Wie hoch der richtige Steuersatz wäre, ist
         nicht eindeutig bestimmt und letztlich eine politi-    Wie kann das funktionieren?
         sche Entscheidung. Der festgesetzte Steuersatz wirkt     Die Wirtschaft hätte starke Anreize, etwas Neues zu
         dann je nach Energieträger unterschiedlich, weil die     entwickeln: Innovationen, die zu einer Reduktion der
         Emissionsintensität nach Energieträgern unter-           Treibhausgasemissionen führen, können sowohl aus
         schiedlich ist, d.h. Benzin, Diesel, Heizöl und andere   dem Blickwinkel der Lebensqualität der Menschen
         Ölprodukte haben eine höhere Emissionsintensität         attraktiv sein, aber ebenso die Wettbewerbsfähigkeit
         je Energieeinheit als Gas. Da wir den Emissionsfak-      der Unternehmen erhöhen.
         tor jedes Energieträgers kennen, wissen wir, welche
         Auswirkungen ein bestimmter Steuersatz auf die ein-    Wo verorten Sie die Verantwortung zu einer CO2-re-
         zelnen Energieträger hätte.                            duzierten Lebensweise?
                                                                  Letztlich gilt es, die entsprechenden politischen Rah-
      Welche begleitenden Maßnahmen für Wirtschaft                menbedingungen zu schaffen. Darüber hinaus hat
      und Bevölkerung wären nötig?                                jeder Verbraucher im Bereich Heizen als auch in der
         Es macht Sinn, eine CO2-Steuer im Kontext einer          Mobilität kurzfristig meist nur eingeschränkte Ein-
         ökologischen Steuerreform zu diskutieren, um die         flussmöglichkeiten, weil die vorhandenen Techno-
         Einnahmen wieder sinnvoll rückverteilen zu können.       logien die Emissionen im Wesentlichen bestimmen.
         Dabei gibt es drei häufig diskutierte Optionen: den      Bei anstehenden Investitionen, wie dem Autokauf
         Ökobonus, eine Senkung der Steuern und Abgaben           oder dem notwendigen Einbau eines neuen Heizsys-              

KOMPETENZ 4/2019                                                                                                                13
INTERVIEW Klimaschutz

ZUR PERSON

Die Ökonomin
Angela Köppl ist 59
Jahre alt und arbeitet
seit 1992 im WIFO.
Nach dem Studium
der Volkswirtschaft
an der Universität
Wien hat sie eine
postgraduale Ausbil-
dung am Institut für
Höhere Studien ab-
solviert. In ihren For-
schungen setzt sich
Köppl mit Fragen des
Klimawandels und
der Restrukturierung
des Energiesystems,
ökonomischen Ins-
trumenten der Kli-
mapolitik wie Öko-
steuern und Emis-
sionshandel sowie
der Energie- und Kli-
mapolitik Österreichs      tems oder auch Investitionen von Unternehmen,            reagieren und dieses Verhalten reduzieren. Der Ef-
und der EU ausein-          sehe ich schon eine Verantwortung des Einzelnen.         fekt ist ein Rückgang der Emissionen.
ander.                      Politische Rahmenbedingungen und Verhalten               Ökonomisch gesehen ist eine CO2-Steuer effizi-
                            des Einzelnen müssten in Hinblick auf Klima-             ent, weil dort Maßnahmen gesetzt werden, wo
                            schutz miteinander einhergehen und vor allem             sich dies ökonomisch rechnet. Emissionsredu-
                            auch eine längerfristige Perspektive haben.              zierende Maßnahmen werden gesetzt, solange
                            Internationale Zusammenarbeit bräuchte es je-            sie günstiger sind als die zu bezahlende
                            denfalls in Hinblick auf den Flugverkehr. Kero-          Steuerleistung. Das heißt, die Steuer schafft wirt-
                            sin ist aufgrund von Verträgen aus den 1940er            schaftliche Anreize. Dieses Modell stößt dort an
                            - Jahren steuerbefreit. Ursprünglich wollte man          seine Grenzen, wo zusätzliche Barrieren beste-
                            damit den Flugverkehr ankurbeln. Der innereu-            hen, wie die bereits angesprochene Mieter-Eigen-
                            ropäische Flugverkehr ist in den EU-Emissions-           tümer-Problematik, oder fehlendes Angebot an
                            handel einbezogen, auch eine Kerosinsteuer wäre          alternativen Mobilitätsmöglichkeiten.
                            innereuropäisch möglich, Für den internationa-           Gesellschaftspolitisch geht es um Akzeptanz einer
                            len Flugverkehr gibt es jedoch keine abgestimmte         solchen Klimaschutzmaßnahme. Wichtig wäre
                            Klimapolitik.                                            eine klare Kommunikation, dass eine CO2-Steuer
                                                                                     als Maßnahme zur Bekämpfung des Klimawan-
                          Ihre persönliche Meinung zu einer CO2-Steuer?              dels gesetzt wird, und glaubhaft vermittelt wer-
                             Von mir gibt es ein klares „Ja“ zu einer CO2-Steu-      den kann, was mit den Steuereinnahmen passiert.
                             er. Sinnvoll wäre es, eine derartige Steuer schritt-    Das könnte die Zustimmung für die Steuer er-
                             weise einzuführen bzw. über mehrere Jahre hin-          höhen.
                             weg anzukündigen, um Anpassungsprozesse zu
                             erleichtern und zu fördern. Im Individualverkehr Wie ist Österreich derzeit klimapolitisch unter-
                             würden Konsumenten so eine höhere Steuer bei wegs?
                             der Wahl des Fahrzeugmodells in die Kaufent-         Wir sind nicht auf dem Zielpfad, die Klimapolitik
                             scheidung miteinbeziehen.                            wird bei uns leider viel zu oft zugunsten von kurz-
                             Eine Lenkungsabgabe wie eine CO2-Steuer hat          fristigen politischen Zielsetzungen in den Hinter-
                             drei wichtige Ebenen: die ökologische, die ökono-    grund gerückt. Klimapolitik bewegt sich in einem
                                                                                                                                              Foto: Nurith Wagner-Strauss

                             mische und die gesellschaftspolitische.              Kontext unterschiedlicher politischer Zielsetzun-
                             Ökologisch gesehen steht die Lenkung im Vorder-      gen, da können eben sowohl Synergien als auch
                             grund. Unerwünschtes Verhalten bekommt einen         Konflikte auftreten.                                 ●
                             Preis, damit die Konsumenten und Produzenten                                 Das Interview führte Andrea Rogy

14                                                                                                                         4/2019 KOMPETENZ
Unbezahlte Arbeit bei

                                                                                                                                    FOTOGRAMM
                               Männern und Frauen

                                                              37 %                   37 %
                                                              Unbezahlte              Bezahlte
                                                              Arbeit                  Arbeit

                                        63 %                                                              63 %
Quelle: Statistik Austria/AK

                                         Bezahlte                                                        Unbezahlte
                                         Arbeit                                                          Arbeit

                                           Männer verbringen gut 63 Prozent ihrer wöchentlichen Arbeitszeit in bezahlter und 37
                                           Prozent in unbezahlter Arbeit. Bei Frauen ist es exakt umgekehrt: Lediglich 37 Prozent
                                          ihrer Arbeit wird bezahlt, während der überwiegende Rest von 63 Prozent unbezahlt ist.
Foto: Lucia Bauer

                                                                 Mehr Info: http://bit.ly/unbezahlte_arbeit

                               KOMPETENZ 4/2019                                                                                       15
KOLLEKTIVVERTRAG Metallindustrie

     Kollektivvertragsverhandlungen für die Metallindustrie
                                                                                                        Elfriede Schober, Miba
                                                                                                        Sinter Austria; Rainer

      Wir fordern 4,5 Prozent
                                                                                                        Wimmer, Karl Dürtscher

      Ende September war es wieder so weit: Die schweren Türen des Sitzungssaals in der Wirtschaftskam-
      mer Österreich in der Wiedner Hauptstraße in Wien schlossen sich hinter den Verhandlungsteams der
      Arbeitgeber und der Gewerkschaften.

     D
              iesem Tag war viel vorausge-         Zurück in die Wirtschaftskammer,      che und der Rechtsanspruch auf die
              gangen: Die Gewerkschaften        23. September 2019. Etwa 80 Betriebs-    4-Tage-Woche verlangt, auch Verbes-
              befragten die Beschäftigten       rätinnen und Betriebsräte aus ganz       serungen bei den passiven Reisezeiten
      in der Metalltechnischen Industrie,       Österreich – das sogenannte große        und für Lehrlinge werden gefordert.
      was ihnen bei den heurigen Kollektiv-     Verhandlungsteam – versammeln            Die Forderungen sind mehr als berech-
      vertragsverhandlungen besonders           sich in der Wirtschaftskammer.           tigt, die letzten zehn Jahre waren Re-
      wichtig sei. Wirtschaftsdaten wurden      Die Stimmung ist gut, die Beleg-         kordjahre für die Metallbranche. Es ist
      gesammelt, errechnet und verglichen.      schaftsvertreterInnen sind bereit für    das Mindeste, dass die Beschäftigten
      Die Branche wurde analysiert und          harte Verhandlungen. Die Chefver-        ein ordentliches Stück vom Kuchen
      die Ergebnisse mit der Gesamtent-         handler der beiden zuständigen Ge-       bekommen, verkünden Dürtscher und
      wicklung der österreichischen und         werkschaften GPA-djp und PRO-GE,         Wimmer.
      europäischen Wirtschaft sowie             Karl Dürtscher und Rainer Wimmer,           Nachdem die Medien infor-
      der Absatzmärkte gekoppelt. Die Be-       läuten den Verhandlungstag mit ei-       miert sind, geht es im Verhandlungs-
      triebsräte versammelten sich und          ner Zusammenfassung der relevanten       zimmer ans Eingemachte. Verkleiner-
      beschlossen die Leitlinien und            Kennzahlen und der Stimmung in den       te Verhandlungsteams beider Seiten
      Grundsätze für die Kollektivvertrags-     Betrieben ein.                           treffen aufeinander.
      auseinandersetzung.                                                                   Verhandelt wird einige Stunden.
         Der Kollektivvertrag (KV) der          ERSTE VERHANDLUNGSRUNDE                  Wie erwartet, kommt es in dieser ers-
      Metallindustrie ist der Taktgeber            Kurz darauf treffen die Gewerk-       ten Runde zu keinem Ergebnis. Alle
      für die KV-Saison. Anfang des             schafter zum ersten Mal in dieser Ver-   Beteiligten wissen: Es wird noch etli-
      Herbstes verhandeln die Gewerk-           handlungsrunde auf die Arbeitgeber-      che Verhandlungsstunden brauchen,
      schaften mit den Arbeitgebern             vertreter. Die wirtschaftliche Lage      um zu einem für beide Seiten tragba-
                                                                                                                                     Foto: Georg Hochmuth/ APA/ picturedesk.com

      für 195.000 Beschäftigte in der           wird im Groben besprochen und die        ren Abschluss zu kommen. Die Arbeit-
      Branche, das Ergebnis ist der Richtwert   Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-         nehmerinnen und Arbeitnehmer und
      für alle weiteren KV-Verhandlungen.       mer verkünden ihre Forderung: 4,5        ihre Gewerkschaften sind jedenfalls
      Durch diese besondere Bedeutung           Prozent mehr Lohn und Gehalt, min-       bereit, für ihren Kollektivvertrag zu
      kämpfen die Arbeitnehmerinnen und         destens aber 100 Euro steht an der       kämpfen.                            ●
      Arbeitnehmer für den bestmöglichen        Spitze der Liste. Auch im Rahmenrecht                               Daniel Gürtler
      Abschluss oft um jeden Punkt und jeden    gibt es wichtige Punkte, so werden un-
      Beistrich.                                ter anderem die sechste Urlaubswo-

16                                                                                                               4/2019 KOMPETENZ
Metallindustrie KOLLEKTIVVERTRAG

                              „Die Solidarität
                              ist spürbar“
                              Im Interview erklärt Chefverhandler Karl
                              Dürtscher, warum der Metaller-Kollektiv-
                              vertrag (KV) besondere Bedeutung hat,
                              und dass die Metaller auch heuer
                              kampfbereit sind.

                              Was macht den Metaller-KV so besonders?                    beitnehmerInnen am Buffet gleichberechtigt wa-
                                                                                                                                                       ZUR PERSON:
                               Die Metallindustrie ist mit einer Exportquote von         ren, hat nicht stattgefunden, und eine Party, wo wir,         Karl Dürtscher ist
                               ca. 80 Prozent ein wichtiger Faktor in der österrei-      lediglich den Aufbau begleiten durften, die Arbeit            Bundesgeschäftsführer
                                                                                                                                                       der GPA-djp und
                               chischen Wirtschaft und gleichzeitig werden späte-        während der Party hatten und dann noch zusam-                 Chefverhandler für
                               re konjunkturelle Entwicklungen in der Industrie          menräumen sollen und einem dabei gesagt wird,                 den Metaller-KV.
                               als erstes sichtbar. Das trifft sowohl auf Phasen des     dass man dafür nicht mehr alle braucht (z. B. Zeit-
                               Aufschwungs als auf erwartbare Phasen einer mode-         arbeitskräfte, befristete Dienstverhältnisse, Kurzar-
                               rateren Entwicklung zu. In einer solchen mit einem        beit etc.) lehnen wir ab. Wir wollen den gerechten
                               etwas verringerten Wachstum befinden wir uns der-         Anteil am Ertrag.
                               zeit. Außerdem ist die Metaller-Runde so etwas wie
                               der Leit-KV, an dem sich andere KVs orientieren.        Wir wichtig ist die Streikbereitschaft der
                                                                                       Metaller?
                              Warum gibt es keine gemeinsamen Verhand-                   Aktions- und Streikbereitschaft sind elementare
                              lungen?                                                    Grundlagen für einen erfolgreichen Verhandlungs-
                                 Früher gab es die sogenannte „Globalrunde“ der          prozess. Denn wenn Verhandlungsgeschick an sei-
                                 gesamten Metallindustrie. Einzelne Fachverbände         ne Grenzen stößt, und das Gegenüber für noch so
                                 wollten keine gemeinsamen Verhandlungen mehr.           gute Argumente nicht zugänglich ist, braucht es die
                                 Das war letzten Endes zu akzeptieren. Jedoch sind       Solidarität der ArbeitnehmerInnen. Diese ist im Me-
                                 wir dem oftmaligen Wunsch der Fachverbände nach         tallbereich spürbar und erleichtert es den Verhand-
                                 Abschlüssen in unterschiedlicher Höhe bisher nicht      lerInnen, ein erfolgreiches Ergebnis nach Hause zu
                                 nachgekommen.                                           bringen.

                              Die Arbeitgeber jammern, dass die Wirtschaft sich        Welche Rolle spielen die BetriebsrätInnen?
                              schlecht entwickle. Was setzt ihr dem entgegen?           Die BetriebsrätInnen haben eine Schlüsselrolle für
                                 Die aufziehenden Gewitterwolken hören wir jedes        erfolgreiche KV-Verhandlungen. Sie nehmen die
                                 Jahr. Sogar in Jahren der Hochkonjunktur wurde be-     Anliegen der Beschäftigten wahr und bringen diese
                                 tont, dass Gewerkschaften Verantwortung für den        in die Verhandlungen ein und bereiten Betriebsver-
                                 Standort übernehmen sollen. So auch dieses Jahr.       sammlungen, Protestkundgebungen und Streiks ge-
                                 Wenn man sich allerdings die Gewinnausschüttun-        meinsam mit den RegionalsekretärInnen der GPA-
                                 gen der Unternehmen näher ansieht, stellt man fest,    djp vor. KV-Verhandlungen sind gelebte Solidarität.
                                 dass heuer ca. 90 Prozent der Gewinne entnommen        ArbeitnehmerInnen wissen, allein kann man oft we-
                                 wurden. Es ist also ein sehr einseitiges Verlangen,    nig bewegen. Anliegen, für die wir gemeinsam ein-
Foto: Nurith Wagner-Strauss

                                 das die Arbeitgeber hier an die ArbeitnehmerInnen-     treten, können wir umsetzen. Hier gilt die Aussage
                                 seite stellen. Unter dem Motto der Arbeitgeber „Die    – je mehr Gewerkschaftsmitglieder wir sind, umso
                                 Party ist vorbei“ sollen Betriebsräte und Gewerk-      mehr wird´s.                                   ●
                                 schafterInnen auf geringere Einkommenssteige-                                   Das Interview führte Daniel Gürtler
                                 rungen vorbereitet werden. Eine Party, wo die Ar-

                              KOMPETENZ 4/2019                                                                                                                       17
KURZMELDUNGEN Aktuelles

                          SONNTAG FREI

                          Kick-off der Kampagne „Der Sonntag gehört mir!“

                          Arbeitszeit. Die Änderung des Arbeitsruhegeset-      „Der Sonntag gehört mir!“ und den zugehörigen
                          zes brachte 2018 für ArbeitnehmerInnen mas-          Hashtags #meinsonntag #dersonntaggehörtmir
                          sive Verschlechterungen. Ein Jahr später droht       #sundays4future eine öffentliche Stimme.
KURZMELDUNGEN

                          eine komplette „Aufweichung“ der Wochen-
                          endruhe. Die Allianz für den freien Sonntag star-    Kick-off ist am 14. Oktober 2019 mit einer Pres-
                          tet daher im Oktober eine Informations- und          sekonferenz unter Beteiligung von GPA-djp, AK,
                          Imagekampagne für den arbeitsfreien Sonntag.         katholischer und evangelischer Kirche und Ju-
                          Sie soll die Wichtigkeit dieses letzten freien Wo-   gendvertreterInnen.                          ●
                          chentages bewusst machen, zu Diskussionen
                          und auch zu Aktivitäten im persönlichen Umfeld       Mehr Infos unter
                          anregen. Getragen wird die Kampagne von „ech-        www.meinsonntag.plus
                          ten“ Menschen, BotschafterInnen für den freien
                          Sonntag, denen dieser Tag wirklich am Herzen         facebook: @arbeitsfreier.Sonntag
                          liegt. Sie erhalten unter dem Kampagnen-Claim        instagram: meinsonntag

                          ÄLTERE ARBEITNEHMERiNNEN

                          Aktion 20.000 NEU
                          Arbeitsmarkt. Mit dem von der SPÖ/ÖVP-Re-            eine Neuauflage: Zwar kommt die Aktion 20.000
                          gierung im Jahr 2017 beschlossenen Förderpro-        nicht in ihrer ursprünglichen Form zurück, es
                          gramm „Aktion 20.000“ wurden Menschen über           wurde jedoch beschlossen, bereits in den Jahren
                          50 Jahren, die seit mindestens einem Jahr keine      2019 und 2020 Euro aus dem Budget des Bundes
                          Arbeitsstelle mehr finden konnten, bei der Wie-      50 Millionen für die Förderung von Menschen
                          dererlangung eines Jobs unterstützt: Konnten         über 50 zu verwenden. Nun sollen auch Jobs in
                          sie bei einer öffentlichen Einrichtung oder ei-      der Privatwirtschaft gefördert werden können,
                          nem gemeinnützigen Verein beschäftigt werden,        wobei die genaue Ausgestaltung der Förderung
                          übernahm die öffentliche Hand dafür die Kosten       vom AMS vorgenommen wird.                    ●
                          – die Finanzierung erfolgte insbesondere über
                          das AMS. Von der türkis-blauen Bundesregie-
                          rung war die zunächst auf zwei Jahre befriste-       Mehr Infos zu den im September
                          te Aktion 20.000 dann nicht verlängert worden.       beschlossenen Verbesserungen
                          Das stellte 3.700 Langzeitarbeitslose über 50, die   für ArbeitnehmerInnen und
                          von der Aktion 20.000 profitiert hatten, vor gro-    PensionistInnen:
                          ße Schwierigkeiten. Nun gelang im Nationalrat        http://bit.ly/NR-Beschlüsse

        18                                                                                                            4/2019 KOMPETENZ
KURZMELDUNGEN
                         KLIMAVOLKSBEGEHREN

                         Klimaschutz in die Verfassung
                         Klimakrise. Wir spüren die Auswirkungen der         terstützungserklärungen können online mit der
                         Klimakrise schon jetzt! Unsere Gletscher ver-       Handysignatur oder am Gemeindeamt/Magist-
                         schwinden, unsere Äcker und Wälder vertrock-        rat abgegeben werden.                     ●
                         nen, die Hitze belastet uns alle. Die Initiato-
                         rInnen des Klimavolksbegehrens möchten die          Volksbegehren unterstützen:
                         Politik zum Handeln zwingen. Sie fordern verfas-    https://klimavolksbegehren.at/
                         sungsgesetzliche Änderungen, die Klimaschutz
                         auf allen Ebenen ermöglichen und leistbar
                         machen.
                         In nur 24 Stunden hat das Klimavolksbegehren
                         bereits genug UnterstützerInnen gefunden, um
                         zur Unterzeichnung aufgelegt zu werden. Un-

                         SOZIALVERSICHERUNG

                         Milliardengrab Kassenfusion
                         ÖGK. Die Reform der Sozialversicherung er-
                         weist sich als Milliardengrab und große Mär-
                         chenstunde noch bevor sie umgesetzt ist. Die
                         Erzählung war gut erfunden: 2020 werden 21 So-
                         zialversicherungsträger auf fünf zusammenge-
                         legt. Das soll Einsparungen von einer Milliarde
                         bringen, die in Form besserer Leistungen an die
                         Menschen fließen. Das Problem: Nichts davon
                         stimmt. Statt einer Milliarde mehr gibt es eine
                         Milliarde weniger!
                         Da die Husch-Pfusch-Reform nun vor dem Ver-
                         fassungsgerichtshof landete, hat die damalige
                         Sozialministerin Beate Hartinger-Klein ein Gut-
                         achten beauftragt, das das Einsparungspoten-
                         zial aufzeigen solle. Dieses Gutachten gab an,
                         dass es zunächst teuer wird. Die Fusions- und
                         Integrationskosten wurden mit 300 bis 400 Mil-
                         lionen eingeschätzt. Aber binnen fünf Jahren        aufwand in Millionenhöhe und erhebliche in-
                         könnte angeblich ein Kostensenkungspotenzi-         terne Kosten, weil viele MitarbeiterInnen in
                         al von ca. 300 Millionen Euro realisiert werden.    Organisationsprojekten gebunden sind. Dem-
                         Dieses Auftragsgutachten hat aber einige Unge-      nächst müssen dann die bisherigen Verträge mit
                         reimtheiten. Die Arbeiterkammer hat nachrech-       den Ärztekammern unter Zeitdruck neu verhan-
                         nen lassen und festgestellt: Die Annahmen sind      delt werden. Auch das sind Vorgaben, die teuer
                         falsch. Das Kostensenkungspotenzial wurde viel      werden können.                             ●
                         zu hoch berechnet: Die Verwaltungseinsparun-
                         gen sind realistisch nur ein Drittel der angebli-   Mehr dazu:
                         chen 100 Millionen.                                 http://bit.ly/Kompetenz_Kassenfusion
                         Die über das Knie gebrochene Fusion der Kran-
                         kenkassen wird zu erheblichen Mehrkosten füh-
                         ren. Allein für ein neues Logo und den neuen
Foto: Fotolia.de

                         Außenauftritt werden statt der zunächst kolpor-
                         tierten 400.000 Euro 2,5 Millionen Euro zu ver-
                         anschlagen sein. Hinzu kommt ein Beratungs-

                   KOMPETENZ 4/2019                                                                                              19
PORTRÄT Betriebsrat

            Der aufgestiegene
            Weltverbesserer
            Fritz Schiller ist ein konstruktiver Kritiker, der überall seine Stimme
            erhebt, wo er politische Funktionen innehat.

G
         äbe es die Parteifarbe Rot-   Österreichs Ökologie-Bewegung                                     abhängig“ und kein Grüner sei,
         Grün, wäre Fritz Schiller     in Gang kam, marschierte er ge-                                   betont er.
         vielleicht einer ihrer Ver-   gen die geplanten Kraftwerke
treter. Das ist aber nicht der Fall.   Zwentendorf und Hainburg.                                         RÜCKBAU DER WIRTSCHAFT
Also geht er mit Rot wie mit Grün         Das VWL-Studium, u. a. bei Al-                                    „Mein Herz schlägt für die Ar-
gleichermaßen hart ins Gericht.        exander Van der Bellen und Erich                                  beiterInnenbewegung“, erklärt er
Wahrscheinlich liegt das an seiner     Streissler, bedeutete für den jun-                                im Interview. Aber die SPÖ habe
Biografie. „Ich bin ein aufgestiege-   gen Fritz „Wissen aufsaugen“ und                                  ihre Basis, die sie einmal vertreten
ner Arbeitersohn.“ Aufgewachsen        „Befreiung“, erinnert sich Schiller.                              hat, vernachlässigt, auf ihre Kern-
ist er in den Wiener proletarisch      Für den fertigen Volkswirt stan-                                  wählerInnen einfach vergessen
geprägten, Bezirken Meidling           den dann als Berufseinstieg zur                                   und sie nicht mehr unterstützt.
und Rudolfsheim-Fünfhaus – der         Auswahl die Arbeiterkammer,                                       Die Grünen seien konsequent ge-
Vater war Stadtbahner, die Mut-        welche er wegen des damals par-        ZUR PERSON:                gen den Klimawandel, hätten aber
                                                                              Fritz Schiller ist
ter Schneiderin und Hausbesor-         teipolitisch „restriktiven Klimas“,    Betriebsratsvorsitzender   niemals eine soziale Basis gehabt,
gerin, also „brave Sozialdemokra-      wie er es heute nennt, ablehnte.       bei der Raiffeisen         „die Grünen waren immer Bobos
                                                                              Kapitalanlage GmbH,
tInnen“, sagt der Sohn (Jahrgang       Oder eben der Bankensektor. Der        Mitglied des GPA-djp-      (aus „bourgeois“ und „bohémien“,
1957). Vom Hauptschüler, Lehr-         ist nunmehr seit Jahrzehnten           Bundesvorstandes,          Anm.)“, findet er. „Beide wollen die
                                                                              AUGE-Vertreter in der
ling bei den Wiener Verkehrsbe-        sein Brötchengeber. Seit 21 Jah-       Bundesarbeitskammer
                                                                                                         Wettbewerbsfähigkeit stärken,
trieben und Industriekaufmann          ren arbeitet er für die Raiffeisen     sowie im Vorstand          und das geht nicht.“
                                                                              der bisherigen Wiener
arbeitete er sich hoch zum Ma-         Kapitalanlage GmbH, wo er auch         Gebietskrankenkasse
                                                                                                            Stattdessen plädiert Fritz Schil-
turanten im zweiten Bildungs-          Vorsitzender des von ihm gegrün-       (WGKK), weshalb er         ler für einen Rückbau der Wirt-
                                                                                                                                                Foto: Nurith Wagner-Strauss

                                                                              auch ein Verfechter
weg und zum Studium der Volks-         deten Betriebsrates für rund 270                                  schaft, was Nachhaltigkeitsfor-
                                                                              der dortigen
wirtschaftslehre (VWL). Anfang         MitarbeiterInnen ist. Seit 16 Jah-     Selbstverwaltung           scher als „Degrowth“ propagieren.
der 1970er-Jahre demonstrierte         ren gehört er den Alternativen         durch die                  „Wir müssen ein völlig demokra-
                                                                              ArbeitnehmerInnen ist.
er für das SPÖ-Urgestein Bruno         und Grünen GewerkschafterIn-                                      tisch verwaltetes Wirtschaftssys-
Kreisky. Als einige Jahre später       nen (AUGE) an, wiewohl er „un-                                    tem weltweit zustande bringen.

20                                                                                                                           4/2019 KOMPETENZ
Betriebsrat PORTRÄT

                                             Das ist natürlich eine Illusion.     und effizienter wir von einem auf     bisher. Ich bin kritisch und möch-
                                             Aber wir brauchen ein gemeinsam      das nächste Jahr gearbeitet haben.    te, dass es den ArbeitnehmerIn-
                                             akkordiertes System, auch die Aus-   Das sei wichtig hinsichtlich der      nen immer besser geht, und dass
                                             beutung der Dritten Welt muss        zunehmenden Automatisierung           die Gewerkschaften immer stär-
                                             berücksichtigt werden – und die      und Digitalisierung. „Es geht um      ker werden. Aber ich will keinen
                                             Frage der Frauenunterdrückung;       die durchschnittliche Produktivi-     bürokratischen Haufen. Es gibt
                                             von halbe-halbe sind wir nicht       tät bei solidarischer Lohnpolitik.    schon sehr gute Arbeitnehmer-
                                             einmal meilenweit entfernt. Der      Sonst würde sich die Lohnpoli-        vertreterInnen, auch in der Ar-
                                             Betriebsrat ist Gott sei Dank ein    tik spreizen – in extrem gute und     beiterkammer, eine absolut nicht
                                             kleines Instrument, um das aufzu-    extrem schlechte Bezahlung, und
                                             zeigen.“                             diese Lücke zwischen den Bran-
                                                                                  chen wird immer größer“, erläu-
                                             KRITIK AM NEOLIBERALISMUS            tert Schiller. Er ist auch Mitglied
                                                An den neolibe-
                                             ral ausgerichteten,
                                             wirtschaftsfreund-          „ICH GLAUBE AN DAS
                                             lichen Parteien übt
                                             Schiller ganz Volks-
                                                                         GUTE IM MENSCHEN UND
                                             wirt sowieso Kritik.        MÖCHTE DIE WELT VER-
                                             „Die Neoliberalen           BESSERN.“
                                             vertreten eine Kü-
                                                                         FRITZ SCHILLER
                                             chen-Ökonomie.
                                             Die ÖVP verteidigt
                                             die Leistungsträger,
                                             wobei sie nie dazu sagt, wie sie des GPA-djp-Bundesvorstands
                                             „Leistung“ definiert.“ Egal ob je- und will nicht die gewerkschaft-
                                             mand im Reporting arbeitet oder liche (Verhandlungs-)Stärke an-            zu unterschätzende Organisati-
                                             in der Pflegebranche oder Unter- zweifeln. Sondern er möchte sei-          on“, betont Fritz Schiller. „Aber
                                             nehmerInnen selbst, „die können ne Publikation (seine Doktorar-            die Postenkämpferei ist ein Pro-
                                             auch nicht mehr als 24 Stunden ar- beit) als Unterfutter für die ge-       blem.“
                                             beiten. Da klafft etwas massiv aus- werkschaftlichen Tarifverhand-            Auf die abschließende Fra-
                                             einander. Es kann mir niemand er- lungen verstanden wissen.                ge, was ihm Kraft gibt, antwor-
                                             klären, warum ein CEO zwei Mil-        Damit liegt nicht weniger als       tet er ganz Humanist: „Ich glau-
                                             lionen Euro verdient – und dann die erste Monografie über Lohn-            be an das Gute im Menschen und
                                             dafür noch belohnt wird, wenn er politik in Österreich vor. Fritz          möchte die Welt verbessern. Ich
                                             Leute raushaut“.                     Schiller wurde deshalb auch schon     habe den normativen Anspruch,
                                                Fritz Schiller fordert denn auch vom Wirtschaftsforschungsins-          dass jeder Mensch die gleichen
                                             eine Gehaltsobergrenze genauso titut (WIFO) und von der Nati-              Chancen hat. Die Menschenrech-
                                             wie einen höheren Mindestlohn. onalbank angefragt. „Ich bin ein            te sind ein Mindestmaß. Aber ich
                                             „Die Mindestlöhne sind in man- kleiner Betriebsrat, kein Wissen-           habe nicht die Weisheit mit dem
                                             chen Branchen wirklich nicht schaftler“, fühlt er sich dennoch             Löffel gegessen.“             ●
                                             Existenz sichernd.“ Darauf nimmt bestätigt mit seinem Anliegen. Er                          Heike Hausensteiner
                                             auch sein Buch Bezug. Darin kriti- sei kein Quertreiber, „das wäre ja
                                             siert er, dass in Österreich – trotz ohne Sinn“. Vielmehr sieht er sich
                                             hoher Abdeckung durch Kollekti- als konstruktiver Kritiker im Sin-
                                             vverträge (98 Prozent) – die Tarif- ne derjenigen, die er vertritt.                            Fritz Schiller
Foto: Nurith Wagner-Strauss Wagner-Strauss

                                                                                                                                            Lohnpolitik in Österreich
                                             löhne zu gering seien. Und fordert
                                                                                                                                            Zur Relevanz der
                                             eine „produktivitätsorientierte GEWERKSCHAFTER UND BE-                                         produktivitätsorientierten
                                             und solidarische Lohnpolitik.“ TRIEBSRAT MIT LEIB UND SEELE                                    und solidarischen
                                             Das heißt, dass die Löhne entspre-       „Ich bin Gewerkschafter und                           Lohnpolitik
                                             chend der Verbraucherpreise (In-     Betriebsrat mit Leib und Seele.
                                                                                                                                            29,90 Euro
                                             flation) steigen und entsprechend    Das ist meine Erfüllung. Ich bin                          ISBN 978-3-99046-368-0
                                             der statistisch höheren Produkti-    das jetzt seit 16 Jahren, und das
                                             vität, also um wie viel schneller    ist die befriedigendste Lebenszeit

                                             KOMPETENZ 4/2019                                                                                                                   21
Sie können auch lesen