GUTE IDEEN: Wie wir Wissen schaffen - Lehr- und Arbeitsmaterial
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Nutzungsrechte Sämtliche Inhalte des Lehr- und Arbeitsmaterials Inhaltliche Änderungen sind ausschließlich dann „Gute Ideen: Wie wir Wissen schaffen“ sind urhe- zulässig, wenn sichergestellt ist, dass die ursprüng- berrechtlich geschützt. Dies gilt sowohl für das in lich getroffene Aussage weder abgeändert noch gedruckter Form vorliegende Lehr- und Arbeits verfälscht, verfremdet oder entstellt wird. Dies gilt material als auch für die zum Download bereit- auch für eine indirekte Beeinträchtigung des Inhalts gestellten Daten auf wissenschaftsjahr.de/2022/ durch Verwendung in einem anderen als dem ur- aktionen/schulaktion. Das Lehr- und Arbeitsmate- sprünglichen Sachzusammenhang. Falls Elemente rial wird kostenfrei zur Verfügung gestellt und darf ganz oder teilweise in irgendeiner Form – elektro- ausschließlich in nicht kommerziellen Kontexten nisch oder schriftlich – zu anderen als den vorher verwendet werden. Hierzu gehören die Vervielfälti- genannten Zwecken reproduziert werden, ist die gung, das Speichern, das Drucken und die Bearbei- ausdrückliche schriftliche Zustimmung des Bundes- tung des Lehr- und Arbeitsmaterials. ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Vorfeld einzuholen. Änderungen dürfen nur insoweit vorgenommen werden, als sie zur Ausübung des Nutzungszweckes Das Lehr- und Arbeitsmaterial ist so konzipiert, dass unumgänglich sind, z. B. in Form von Kürzungen. Der Lehrerinnen und Lehrer sowie Gruppenleiterinnen Aussagegehalt ist dabei unverändert beizubehalten. und Gruppenleiter es als Kopiervorlage nutzen kön- nen. Zusätzlich stehen weiterführende Informationen auf wissenschaftsjahr.de/2022/aktionen/schulaktion bereit.
1 MODUL 1 Inhalt MODUL 2 Das Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt! ............................................................................................................... 2 Modulübersicht ............................................................................................................................................................. 4 MODUL 1: EINFACH MAL PROBIEREN – WISSENSCHAFTLICHE EXPERIMENTE 6 Einführung und didaktisch-methodische Hinweise ..................................................................................................... 7 Arbeitsblätter Klassenstufen 5–7............................................................................................................................... 10 MODUL 3 MODUL 2: ENTDECKEN – VÖLLIG NEU ODER SCHON BEKANNT? 18 Einführung und didaktisch-methodische Hinweise ................................................................................................... 19 Arbeitsblätter Klassenstufen 5–7............................................................................................................................... 22 MODUL 3: MODELLE – DIE WELT IM SANDKASTEN 28 Einführung und didaktisch-methodische Hinweise ................................................................................................... 29 MODUL 4 Arbeitsblätter Klassenstufen 8–10 ............................................................................................................................. 32 MODUL 4: WIESO, WESHALB, WARUM? ERKLÄRUNGEN GESUCHT! 38 Einführung und didaktisch-methodische Hinweise ................................................................................................... 39 Arbeitsblätter Klassenstufen 8–10 ............................................................................................................................. 42 MODUL 5: DATEN – GRUNDSTOFF DER MODERNEN WELT 50 MODUL 5 Einführung und didaktisch-methodische Hinweise ................................................................................................... 51 Arbeitsblätter Klassenstufen 8–10 ............................................................................................................................. 54 MODUL 6: BEOBACHTUNG – DIE WELT UNTER DER LUPE 60 Einführung und didaktisch-methodische Hinweise ................................................................................................... 61 Arbeitsblätter Sekundarstufe II .................................................................................................................................. 64 MODUL 6 MODUL 7: THEORIEN – FESTGEFÜGT ODER IMMER IM FLUSS? 70 Einführung und didaktisch-methodische Hinweise ................................................................................................... 71 Arbeitsblätter Sekundarstufe II .................................................................................................................................. 74 Glossar ........................................................................................................................................................................ 84 Literatur zur Vertiefung .............................................................................................................................................. 86 Bildnachweise ............................................................................................................................................................. 88 Impressum .................................................................................................................................................................. 89 MODUL 7
2 GUTE IDEEN: Wie wir Wissen schaffen Das Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt! Zum Hintergrund Sie versuchen die Welt auf neue Weise zu verstehen – und stellen ganz selbstverständlich Fragen, um Wir stehen am Beginn des 21. Jahrhunderts vor großen diesem Ziel näher zu kommen. Das Bundesminis- Herausforderungen. Erkenntnisse aus Wissenschaft terium für Bildung und Forschung möchte Sie und und Forschung beeinflussen alle Bereiche unseres Ihre Schülerinnen und Schüler im Wissenschaftsjahr Lebens und prägen damit unsere Gesellschaft. Es 2022 – Nachgefragt! mit den Lehr- und Arbeitsmate- ist daher von großer Bedeutung, dass wir uns mit rialien „Gute Ideen: Wie wir Wissen schaffen“ genau Entwicklungen in der Forschung und Methoden der dabei unterstützen und bietet Ihnen die Möglichkeit, Wissenschaft vertraut machen und mit den Auswir- aktuelle Themen unserer Wissensgesellschaft in kungen für unsere Gesellschaft auseinandersetzen. Ihren Unterricht zu integrieren. Dabei gilt es kritisch nachzufragen sowie eigenes Wissen und Perspektiven in den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft einzubringen. Unser wissenschaftlicher Was ist uns wichtig? Was bewegt uns? Wie wollen wir unsere Gesellschaft gemeinsam mit Wissenschaft und Partner: der Lehrstuhl für neuen Technologien gestalten? Bei diesen Fragen setzt das Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt! an Wissenschaftsgeschichte und lädt alle Bürgerinnen und Bürger dazu ein, mit der Universität München Wissenschaft und Forschung in einen offenen Dialog auf Augenhöhe zu treten. Das Fragenstellen steht im Der Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte am Zentrum. Ob konkret, alltagsnah oder visionär – die Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Uni- Vielfalt der Anliegen, Ideen und Vorstellungen prägt versität München wird von Prof. Dr. Kärin Nickelsen das Wissenschaftsjahr 2022. geleitet und erforscht die historische Entwicklung der Wissenschaften von der Frühen Neuzeit bis zum späten 20. Jahrhundert. Untersucht wird, wie wissenschaftliche Erkenntnisse in unterschiedlichen Wer nicht fragt … Zeiten und Räumen generiert, diskutiert und legiti- miert wurden. Der Blick richtet sich auf die innere „Glaube ich nur, was ich auch selbst gesehen habe?“ – Dynamik der Wissenschaften in Wechselwirkung mit „Wie kann man etwas erforschen, das man gar nicht ihrem politischen, sozialen und kulturellen Umfeld. sieht?“ – „Was bedeutet ,objektiv‘ eigentlich?“ Nach Schwerpunkte liegen auf der Methodologie und Jean Piaget befinden sich Jugendliche mit dem Ein- historischen Erkenntnistheorie der Wissenschaften tritt ins Stadium der formaloperationalen Intelligenz sowie auf der Erforschung von kollektiven Prozes- in einer sensiblen Phase: Erstmals können sie Hypo- sen der Wissensbildung. thesen nicht nur anhand konkreter Dinge, sondern auch aus abstrakten Gedankengängen ableiten.
3 MODUL 1 MODUL 2 Diese Zusammenstellung aus Fach- und Zeitbezügen bildet eine Welt ab, in der interdisziplinäres Denken wesentlich ist. Und sie lenkt den Fokus auf das verbindende Element – die Frage, was wissenschaft- liches Arbeiten im Kern ausmacht, letztendlich also: wie wir Wissen schaffen! Immer wieder werden auch die gesellschaftlichen MODUL 3 Bedingungen für wissenschaftliches Arbeiten in den Blick genommen. Dies ermöglicht Schülerinnen und Schülern, selbst Stellung zu beziehen, Frage- stellungen der Vergangenheit in die Gegenwart zu Die Forschungsbörse holen und eigene Fragen zu ihrer heutigen Lebens- welt zu entwickeln. Dazu finden sich Impulse in den Finden Sie engagierte Forschende, die Ihre Materialien. Der Blick in die Geschichte liefert eine Schülerinnen und Schüler über aktuelle zentrale Erkenntnis: Menschliches Wissen verän- Forschung und wissenschaftliche Methoden dert sich. Neue Methoden, technische Erfindungen informieren und in den direkten Austausch und politisch-gesellschaftliche Entwicklungen be- MODUL 4 gehen. Von Astrophysik bis Zoologie – Sie einflussen Forschung – und damit auch das, was als finden in der Forschungsbörse über 1.000 gültig angesehen wird. In einer Zeit, in der von der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Wissenschaft oft abschließende Antworten erwartet die Sie in Ihren Unterricht einladen können – werden, ist diese Einsicht elementar. vor Ort oder digital. forschungsboerse.de Innerhalb der Module gibt es eine didaktische Progression – daher empfiehlt es sich, die Arbeits- blätter der Nummerierung folgend einzusetzen. Aber auch eine selektive Bearbeitung einzelner Materialseiten ist möglich. Alle Module sind gleich MODUL 5 aufgebaut: Sie beginnen mit einer kurzen Einleitung Konzept und Aufbau der zur fachlichen Orientierung. Es folgen didaktisch- methodische Hinweise mit Lösungsvorschlägen und Unterrichtsmodule schließlich die Arbeitsblätter. Die Unterrichtsmaterialien zum Wissenschaftsjahr Um das Altersspektrum von Klasse 5 bis zum 2022 – Nachgefragt! gliedern sich in sieben Module. 13. Jahrgang abzudecken, wurden drei Altersgruppen Das Besondere daran: Die Module sind nicht einzel- gebildet: Klassen 5–7, Klassen 8–10 und Sekundar nen Fächern zugeordnet, sondern fachübergreifend stufe II. Die Module richten sich an jeweils eine die- angelegt und gehen jeweils einem wissenschaft- ser Altersgruppen und können je nach Lerngruppe MODUL 6 lichen Kernbegriff auf den Grund. So gibt es bei- variabel eingesetzt werden. Die Zeitvorgaben bieten spielsweise Module zu den Themen „Experimente“, eine grobe Orientierung. „Entdeckungen“, „Daten“. Anhand von Fallbeispielen aus wechselnden Epochen und unterschiedlichen Auf den Arbeitsblättern werden verschiedene Fachdisziplinen können sich die Schülerinnen und Sozialformen vorgeschlagen: Schüler mit dem jeweiligen Schlüsselbegriff ausein- andersetzen. Einzelarbeit Partnerarbeit Gruppenarbeit MODUL 7
4 Modulübersicht MODUL 1 MODUL 2 Einfach mal probieren – Entdecken – völlig neu wissenschaftliche oder schon bekannt? Experimente KLASSENSTUFEN 5–7 Entdeckungen sind wichtige Bestandteile KLASSENSTUFEN 5–7 unseres Alltags. Auch der Ehrgeiz vieler Experimentieren macht Spaß. In der Geschich- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler te der Wissenschaft gingen Experimente oft ist auf neue Entdeckungen gerichtet. Aber auch mit jahrelangen Mühen und Rückschlä- was macht „Entdeckungen“ eigentlich aus? gen einher. Experimente führen zu neuen Kann man überhaupt etwas entdecken? Die Erkenntnissen, sie veranschaulichen Zusam- Schülerinnen und Schüler lernen mit Therese menhänge und können für die Wichtigkeit von von Bayern eine ungewöhnliche „Entdeckerin“ Forschung werben. Otto von Guericke und kennen und fragen am Beispiel Robert Kochs Alessandro Volta liefern Vorlagen für kleine nach der gesellschaftlichen Bedeutung von physikalische Exkurse und einen praktischen Entdeckungen in der Medizin. Versuch zum Bau einer Batterie. Stichwort Bat- terie: Da lässt sich gut eine Brücke vom späten 18. Jahrhundert in die Gegenwart schlagen. MODUL 3 MODUL 4 Modelle – die Welt Wieso, weshalb, warum? im Sandkasten Erklärungen gesucht! KLASSENSTUFEN 8–10 KLASSENSTUFEN 8–10 Modelle lassen die Welt auf das Notwendige Für alles um uns herum suchen wir nach schrumpfen oder sie vergrößern die Dinge Erklärungen. Wir versuchen so, Ursachen so, dass Unsichtbares sichtbar wird – z. B. für rätselhafte oder unklare Phänomene die Doppelhelixstruktur der DNA, eines der zu benennen. Schon vor über 100 Jahren wichtigsten naturwissenschaftlichen Modelle suchte die Wissenschaft nach Erklärungen des 20. Jahrhunderts. Die Modellierung half für klimatische Veränderungen – allerdings in diesem Fall, grundlegende biochemische mit einer anderen Motivation als heute. Der Prozesse zu verstehen. Modelle können auch Klimawandel zeigt auch, wie eng Erklärungen abstrakte Zusammenhänge nachbilden: Das und Prognosen zusammenhängen. Schülerin- Wirtschaftsmodell von David Ricardo führt nen und Schüler begeben sich in diesem Modul vom frühen 19. Jahrhundert direkt hinein in selbst auf die Suche nach unerforschten die heutigen Debatten um Welthandel und Themen und lernen anhand eines berühmten Globalisierung. Steinkreises, dass es manchmal mehr als nur eine Erklärung gibt.
Modulübersicht 5 MODUL 1 MODUL 2 MODUL 5 MODUL 6 Daten – Grundstoff der Beobachtung – die Welt modernen Welt unter der Lupe KLASSENSTUFEN 8–10 SEKUNDARSTUFE II MODUL 3 Nichts geht heute ohne Daten – auch beim Es gibt viele Dinge, die man beobachten kann: Wetterbericht nicht. Ein weltumspannendes Flora und Fauna, das Wetter oder ferne Him- Netz von Messpunkten liefert die Grundla- melskörper. Eine der schwierigsten Aufgaben ge für verlässliche Vorhersagen. Ein Blick besteht darin, den Menschen und sein Verhal- zurück auf die Anfänge systematischer ten zu beobachten. In diesem Modul lernen Wettermessungen zeigt: Schon die ersten die Schülerinnen und Schüler einen Bereich Wetterfrösche hatten Schwierigkeiten, Kor- der Sozialwissenschaften kennen, der sich im relation und Kausalität zu unterscheiden. Zu Laufe des 20. Jahrhunderts grundlegend ver- diesem elementaren Problem bieten die Ma- ändert hat. Andere zu beobachten, heißt nach terialien ein weiteres spannendes Beispiel heutigem Verständnis: über die eigene Rolle MODUL 4 und thematisieren die grafische Darstellung bei dieser Tätigkeit nachdenken, Vorurteile von Messreihen. und Vorannahmen berücksichtigen und die Beobachteten einbeziehen. MODUL 7 MODUL 5 Theorien – festgefügt oder immer im Fluss? SEKUNDARSTUFE II Theorien versuchen, Phänomene allgemein- gültig zu beschreiben. Eine Theorie, die im 18. Jahrhundert zur Erklärung von Verbren- MODUL 6 nungsprozessen formuliert wurde, erwies sich an der Schwelle zum 19. Jahrhundert als nicht mehr haltbar. Dieses Beispiel zeigt, dass Theorien immer wieder in Frage gestellt und überprüft werden müssen. Und Charles Darwins wirkungsmächtige Evolutionstheorie? Sie wurde aus dem Bereich der Naturwissenschaften auf die Gesellschaft übertragen – mit Folgen, die bis heute nachwirken. MODUL 7
Modul 1 MODUL 1 KLASSENSTUFEN 5–7 Wer bei YouTube das Stichwort Experiment eingibt, stößt auf Tausende von Videos FÄCHERSCHWERPUNKTE: mit teils skurrilen, teils eindrucksvollen Deutsch, Geschichte, Physik Vorführungen, darunter auch viele, die im schulischen Unterricht durchaus relevant sind. Aber was sind eigentlich Experimen te im Verständnis von Forschung? Welche Rolle spielten und spielen sie in der Ge Auch wenn den Unterrichtsmaterialien Themen aus schichte der Wissenschaft? Welche Erfah dem naturwissenschaftlichen Bereich zugrunde rungen können Kinder und Jugendliche liegen, können sie auch für den Geschichtsunterricht beim eigenen Experimentieren sammeln? (Erfindungen, Wissenschaft und Aufklärung) und für den Deutschunterricht interessant sein (Versprach- Anhand zweier historischer Beispiele und eines Bli- lichung von Grafiken, Fachsprache, Beziehung von ckes auf ein aktuelles Großexperiment thematisieren Wissenschaft und Literatur). die folgenden Unterrichtsmaterialien das Experiment als einen wesentlichen Baustein wissenschaftlichen Arbeitens. Sie gehen dabei auf folgende Aspekte ein: Didaktisch-methodische > Die Kernidee von Experimenten: E xperimente Hinweise sind künstlich geschaffene Situationen, um Beziehungen und kausale Zusammenhänge zu Die Arbeitsblätter greifen drei Fallbeispiele auf: untersuchen. Dabei bemühen sich die Experi- Otto von Guericke will beweisen, dass ein Vakuum mentierenden um die Kontrolle über Faktoren, existiert, und führt dazu technisch überaus kom- die den Untersuchungsgegenstand beeinflussen. plizierte Experimente mit großer Öffentlichkeits- Diese Faktoren werden systematisch v erändert, wirkung durch (Arbeitsblätter 1–3). Alessandro um so zu Aussagen über ihren Einfluss zu Volta entwickelt mit der Voltasäule eine frühe Form kommen. der Batterie. Durch eigenes Ausprobieren können Schülerinnen und Schüler viel über den Prozess > Der Prozesscharakter: Viele naturwissenschaft- charakter von Experimenten lernen. Außerdem liche Experimente werden in oft jahrelanger erfahren sie, wie Voltas Forschungen von einer Entwicklungsarbeit fortgeschrieben. Um sie Schriftstellerin aufgegriffen wurden (Arbeits durchführen zu können, sind Hilfsmittel not- blätter 4–6). Den historischen Experimenten wendig. In vielen Fällen entstanden in diesem wird mit dem CERN ein heutiges Großlabor Zusammenhang technische Geräte von weitrei- gegenübergestellt (Arbeitsblatt 7). chendem Nutzen (hier: Luftpumpe, Batterie). > Durch ihre Anschaulichkeit können Experimente Menschen wissenschaftliche Zusammenhänge nahebringen und sie für neue Erkenntnisse ge- winnen. Die Beispiele verdeutlichen, dass schon lange vor der Durchsetzung eines modernen Bildungssystems Forscherinnen und Forscher versucht haben, Menschen durch öffentlich durchgeführte Experimente für wissenschaft- liche Erkenntnisse zu begeistern. Parallel dazu dienten Experimente auch dazu, die Fachwelt und einflussreiche Personen von den jeweiligen Thesen zu überzeugen.
8 GUTE IDEEN: Wie wir Wissen schaffen Zu den einzelnen In Arbeitsblatt 3 wird thematisiert, dass von Arbeitsblättern uericke mit seinem Experiment seinen Zeitge- G nossinnen und Zeitgenossen etwas zeigen wollte. Die Schülerinnen und Schüler werden auf Arbeits Auf der Abbildung ist deutlich zu sehen, dass der blatt 1 mit einer einfachen Überlegung zum Inhalt Versuch sehr aufwendig und nur durch die Mithilfe eines Trinkglases mit der Fragestellung Otto von mehrerer Personen möglich ist. Unter den Zuschau- Guerickes konfrontiert und indirekt auch mit einer enden befinden sich vorwiegend vornehm gekleidete These des Philosophen Aristoteles: dass es auf der Männer, auch einzelne Kinder und Frauen sind zu Erde keinen Ort gibt, an dem sich „nichts“ befindet. erkennen. Einige scheinen über das Experiment zu Mit der Aufgabe, ein Experiment zu konzipieren debattieren, sie wirken entspannt (einige sitzen im und zu skizzieren, werden die Schülerinnen und Gras), aber auch neugierig. Es ist offensichtlich kein Schüler selbst zu Akteurinnen und Akteuren und Fachpublikum, sondern die Stadtöffentlichkeit. können Überlegungen anstellen, welche Schwierig keiten bei diesem Vorhaben zu überwinden sind. Die fiktive Rede von Guerickes soll die Schülerinnen Mutmaßungen über eine bildliche Darstellung des und Schüler noch weiter in die Situation hineinziehen Magdeburger Halbkugel-Versuchs führen sie dann und sie zu eigenen Reaktionen anregen. Wesentliche zum historischen Fallbeispiel. Punkte sind: Dessen physikalische Hintergründe werden auf > Jahrelange Vorarbeit, auch technischer Art, Arbeitsblatt 2 thematisiert. Hier besteht die Mög- ist erforderlich; es gibt Fehlschläge und lichkeit, physikalische Grundbegriffe sprachlich zu Verbesserungen. erfassen und durch die Zuordnungsübung in der Skizze wiederzufinden. Die zweite Aufgabe erfordert > Das Experiment ist in eine wissenschaftliche eine Transferleistung und transportiert das Thema Diskussion eingebunden; von Guericke will etwas wieder in die heutige Lebenswelt: Beim Aufblasen zeigen, indem er die Auswirkungen des des Fußballs wird im Inneren ein Druck erzeugt, der Vakuums sichtbar macht. höher ist als der Außendruck. Er presst die Hülle nach außen und sorgt dafür, dass sich der Ball hart > Die Wahrnehmung durch einflussreiche anfühlt. Öffnet man das Ventil, entweicht die Luft aus Menschen ist wichtig, sie sollen das Ergebnis dem Ball, Außen- und Innendruck gleichen sich aus. bezeugen und legitimieren. Bleibt das Ventil offen, lässt sich die Hülle des Balls mühelos eindrücken. Mit der dritten Aufgabe können > Von Guericke unterstreicht die Wichtigkeit die Schülerinnen und Schüler selbstständig das der Vorführung. Zusammenspiel von Experiment und Erklärung auf andere Fälle übertragen.
Modul 1 9 MODUL 1 Schülerinnen und Schüler kennen Experimente vor allem aus der Schule, wo sie zu Lehrzwecken eingesetzt werden, aber auch beispielsweise aus TV-Shows und Do-it-yourself-Experimenten auf YouTube, wo die Experimente auch einen unterhal- tenden Charakter haben können. Wissenschaftliche Experimente zum tatsächlichen Erkenntnisgewinn sind Schülerinnen und Schülern vermutlich weniger vertraut, vielleicht am ehesten aus Dokumentationen aus dem Bereich der Erd- und Naturforschung. Zur Vertiefung dieses Aspektes kann an dieser Stelle Arbeitsblatt 6 thematisiert die Frage, wie wissen- bereits Arbeitsblatt 7 eingesetzt werden (Erläute- schaftliche Entdeckungen die Fantasie anregen und rungen siehe unten). auch künstlerisch verarbeitet werden können. Ver- mittelt wird dies über einen Auszug aus dem Roman Beim zweiten historischen Beispiel, der Volta „Frankenstein“ von Mary Shelley, der nicht zuletzt säule, soll die Experimentierlust der Schülerinnen auch die Ängste thematisiert, die Neuentdeckungen und Schüler genutzt werden, um Einblicke in den auslösen können. Das Experimentieren mit toten Charakter von Experimenten zu ermöglichen. Auf Tieren oder gar menschlichen Körpern sollte auch Arbeitsblatt 4 erhalten sie zunächst nur wenige unter ethischen Gesichtspunkten problematisiert Informationen zum historischen Vorbild, dazu eine werden. Zudem können auf der Basis des Textauszu- Liste mit Materialien, mit denen sie das gezeigte ges heutige Sorgen von Schülerinnen und Schülern Objekt nachbauen können. So wird eine Situation ge- angesichts der Auswirkungen moderner Technik schaffen, in der die Schülerinnen und Schüler selbst angesprochen werden. vor Fragen gestellt werden und nach Lösungen suchen können. Fehlversuche sind dabei durchaus Auch Arbeitsblatt 7 schlägt einen Bogen in die erwünscht. Gegenwart. In aller Kürze wird hier ein modernes Großlabor vorgestellt: der Teilchenbeschleuniger am Auf Arbeitsblatt 5 stehen Tipps zur Verfügung, die CERN in Genf. Da den Schülerinnen und Schülern das Nachbauen einer Voltasäule ermöglichen. Zur das physikalische Hintergrundwissen fehlt, empfiehlt Unterrichtsvorbereitung empfiehlt sich ein (eng- es sich, den Vergleich mit historischer Forschung lischsprachiges) YouTube-Video, das den Bau sehr auf die äußeren Einrichtungen zu konzentrieren. anschaulich erläutert: youtu.be/vIHfUJu3aKo. Wenn Betrachtet man die gigantischen Dimensionen, die man mit Glühbirnen arbeitet, müssen die Volta- technisch wie organisatorisch hoch differenzierten Elemente schon recht leistungsstark sein. Wichtig Einrichtungen im CERN und die vollkommen an- ist auch, dass die Pappe mit reichlich Essig getränkt ders geartete Lebenswelt moderner Forscherinnen wird, weil sie schnell trocknet. und Forscher, so scheint es kaum Ähnlichkeiten zur Lebenswelt eines Otto von Guericke oder Alessandro Das eigene Experimentieren sollte in eine Reflexions- Volta zu geben. Und doch sollte deutlich werden, phase münden, in der nach Zielen des eigenen Tuns dass die Grundstruktur sich nicht geändert hat: gefragt wird (im Vergleich zu Volta). Zudem sollten Auch die heutige Forschung bearbeitet aktuelle die Schülerinnen und Schüler aus ihrer eigenen Er- Fragestellungen und nutzt Experimente, um Schritt fahrung heraus beschreiben, was Experimentieren für Schritt zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. bedeutet. Im Idealfall werden sie die Prozesshaftig- keit (Irrwege eingeschlossen) sowie den Vorführ- und Zeigecharakter nennen. In der abschließenden Reflexion über die gewachsene Bedeutung von Webtipp zum CERN: Batterien kann in Grundzügen auf die Notwendig- keit einer Umstellung des heutigen Energiesystems Unter teilchenwelt.de präsentiert ein eingegangen werden (Speicherung von Wind- und Netzwerk aus Wissenschaftlerinnen und Solarstrom, der nicht immer produziert werden Wissens chaftlern Angebote für Schulen kann, Elektromobilität, Digitalisierung). sowie für Jugendliche, die sich mit den neusten Fragen der Teilchenforschung be schäftigen wollen. Die Angebote sind aller dings überwiegend auf ältere Schülerinnen und Schüler ausgerichtet.
10 GUTE IDEEN: Wie wir Wissen schaffen 30 MODUL: WISSENSCHAFT- ARBEITSBLATT 1 min LICHE EXPERIMENTE Ein besonderes Experiment I Machst du gerne Experimente? Dann hast du etwas mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gemeinsam. Für sie sind Experimente ein wichtiges Mittel, um zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Ein sehr ungewöhnliches Experiment fand vor etwa 350 Jahren statt – es ging um die „Magdeburger Halbkugeln“. Die Magdeburger Halbkugeln Streit um ein leeres Glas Auf dem Tisch steht ein Trinkglas. Kira fragt: „Was ist in dem Glas?“ Kadir sagt: „Das Glas ist leer. Also ist nichts drin.“ „Stimmt nicht“, sagt Kira. „Es ist Luft drin. In der Natur gibt es keinen Ort, an dem gar nichts ist.“ Hinweis: Bei dem Gegenstand zwischen den Pferden handelt es sich um zwei halbe Kugeln, die weder durch Schrauben oder Klebstoff noch durch AUFGABEN andere Hilfsmittel miteinander verbunden sind. 1 2 3 Besprecht in Partnerarbeit, Rauslöffeln oder auskippen? Seht euch gemeinsam das ob Kira mit ihren Aussagen Überlegt, wie man die Luft Bild mit der Überschrift zum leeren Glas recht hat. aus dem „leeren“ Glas her- „Die Magdeburger Halbku- Kennt ihr einen Ort, an dem ausbekommen könnte. Denkt euch geln“ an. Beschreibt, was ihr seht, nichts ist? dazu ein Experiment aus. Fertigt und überlegt, was es mit eurem eine Skizze an und notiert, wie ihr Glas und der Luft zu tun haben vorgehen würdet. Stellt euch eure könnte. Ergebnisse gegenseitig vor.
Modul 1 11 MODUL 1 45 MODUL: WISSENSCHAFT- ARBEITSBLATT 2 min LICHE EXPERIMENTE Ein besonderes Experiment II Hier erfährst du, wie das Experiment mit den Magdeburger Halbkugeln funktioniert. Der Luftdruck spielt dabei eine große Rolle – du kannst seine Kraft auch im Alltag entdecken. Luftdruck Kugelhälften Unterdruck Luftdichte Verbindung Schlauch Pumpe Überall auf der Erde herrscht ein bestimmter Luft druck, der nur wenig schwankt. Aus zwei Kugel AUFGABEN hälften, die luftdicht miteinander verbunden sind, wird die Luft mit Hilfe einer Pumpe herausgepumpt. 1 Dadurch verringert sich der Druck im Inneren. Es Lies die Erklärung zum Experiment mit den Halb- entsteht fast ein Vakuum (vollständige Luftleere). kugeln. Beschreibe mit eigenen Worten die Kraft, Der äußere Luftdruck bleibt jedoch bestehen und die die Kugelhälften zusammenhält. Beschrifte presst die beiden Kugelhälften aufeinander. Wie die Skizze, indem du die Wörter und die entsprechenden viel Kraft nötig ist, um sie auseinanderzuziehen, Stellen in der Zeichnung mit Linien verbindest. hängt von der Größe der Kugel ab: Je größer sie ist, 2 umso größer ist auch der Druck, der von außen auf Erkläre mit den Begriffen aus der Versuchsbe- die Kugel wirkt. Otto von Guericke verwendete bei schreibung, was passiert, wenn du einen Fußball einem seiner Experimente Kugeln mit einem Durch- aufpumpst. Wie verändert sich der Ball? messer von 42 Zentimetern. Bei einem vollständigen 3 Vakuum im Inneren würden die Kugelhälften mit Wahrscheinlich hielten manche Leute den einer Kraft zusammengedrückt, die ungefähr dem Versuch mit den Magdeburger Halbkugeln für Gewicht eines Autos entspricht. Da man den äußeren eine Art Zauberei. Kennt ihr andere Experimente, Luftdruck nicht wahrnimmt, scheint es so, als die eine überraschende Wirkung haben? Recherchiert würden die Kugelhälften durch eine magische Kraft in Partnerarbeit ein Beispiel und findet auch eine zusammengehalten. Erklärung dazu.
12 GUTE IDEEN: Wie wir Wissen schaffen 45 MODUL: WISSENSCHAFT- ARBEITSBLATT 3 min LICHE EXPERIMENTE Ein besonderes Experiment III Der Versuch mit den Magdeburger Halbkugeln ist berühmt geworden, obwohl er schon vor 350 Jahren durchgeführt wurde. Hier erfahrt ihr mehr über den Mann, der sich das Ganze ausgedacht hat. Wenn er heute leben würde, hätte er wahrscheinlich viele Followerinnen und Follower. Otto von Guericke AUFGABEN Otto von Guericke (wird ausgesprochen wie „Gericke“) 1 wurde 1602 in Magdeburg geboren und absolvierte Arbeitet in Kleingruppen. Seht euch noch eine vielseitige Ausbildung. So konnte er später als einmal das Bild mit den Magdeburger Bürgermeister in Magdeburg arbeiten, aber auch Halbkugeln an (Arbeitsblatt 1). als Ingenieur die Befestigungsanlagen der Stadt Beantwortet folgende Fragen: verbessern. Aufmerksam verfolgte er Diskussionen Welche Personen sind zu sehen? Was tun sie? über physikalische Themen. Ihn interessierte vor Wie sind sie gekleidet? Warum sind sie gekommen allem die Frage, ob es möglich ist, die Luft aus einem und wie ist die Stimmung? Gefäß zu entfernen. Die meisten Forscher glaubten 2 nicht daran, sondern hielten sich an die Aussage des Lest den Text zu Otto von Guericke und griechischen Philosophen Aristoteles, der meinte, seine Rede. Unterstreicht, was er zu seinen dass es auf der Erde keinen Ort gibt, an dem nichts ist. Erfahrungen und Zielen sagt. Wie haben die Zuschauerinnen und Zuschauer vermutlich reagiert? Was konnte Otto von Guericke tun, um das Gegenteil Schreibt ihre Zwischenrufe und Kommentare auf. zu beweisen? Er entschied sich für etwas, das damals Vergleicht eure Ergebnisse in der Klasse. nicht üblich war: ein öffentliches Experiment. Wir 3 wissen nicht, ob er damals bei der Vorführung der Öffentliche wissenschaftliche Experimente „Magdeburger Halbkugeln“ eine Rede gehalten hat. waren vor 350 Jahren etwas Ungewöhnli- Wenn ja, dann ging sie vielleicht so: ches. Wie ist es heute? Wann und wo kann man bei solchen Experimenten zusehen? Sammelt Beispiele und nennt Gründe, warum diese Experi- mente durchgeführt werden. Liebe Bürger der Stadt Magdeburg, verehrte hohe Herren, was ich euch heute zeige, ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Das Schwierigste dabei war die Entwicklung einer Pumpe, die in der Lage ist, die Luft aus einem Gefäß zu entfernen. Erst habe ich ein Holzfass genommen, aber das ist zerbrochen, so stark waren die Kräfte, die auf das Holz einwirkten. Ihr werdet diese Kräfte heute selbst erleben! Sechzehn Pferde werden nicht in der Lage sein, die beiden Halbkugeln zu trennen. Sie werden durch nichts zusammengehalten als durch die vollkommene LEERE. Niemand wird danach behaupten, dass Aristoteles recht hat! Es gibt ein Vakuum! Vor dem Regensburger Reichstag und in vielen anderen Orten habe ich solche Experimente vorgeführt. Der Kurfürst wird mich bald empfangen. Und heute seid ihr Zeugen einer großen Entdeckung. Spendet Applaus und sprecht mit euren Freunden darüber, was heute hier passiert!
Modul 1 13 MODUL 1 90 MODUL: WISSENSCHAFT- ARBEITSBLATT 4 min LICHE EXPERIMENTE Das elektrische Sandwich I Elektrischer Strom ist heute alltäglich und lebens notwendig. Vor 200 Jahren war das noch ganz anders: Die Menschen wussten wenig darüber und betrachte ten die Elektrizität als geheimnisvolle Erscheinung. Durch Experimente wollte der Italiener Alessandro Volta Elektrizität besser verstehen. Auf dem Foto seht ihr ein Gerät, wie es Volta konstruiert hat. Über seine Arbeit damit schrieb er: „Ich habe die Enden des Apparates mit feuchten Händen berührt und starke ‚Schocks‘ erhalten. Fügt man mehr Platten hinzu, bleibt der ganze Arm betäubt.“ Ihr könnt selbst solch ein elektrisches Sandwich bauen – und es ist vollkommen ungefährlich! Das benötigt ihr: > etwa zehn gleich große Kupfermünzen oder Kupferplättchen > Aluminiumfolie > Pappe > Essig > zwei Stücke Draht mit blanken Enden > Klebeband > Schere Tipp: Wenn die Kupfermünzen > ein Spannungsmessgerät dunkel angelaufen sind, müsst ihr sie zunächst in einem Essig- oder eine kleine Glühbirne bad zum Glänzen bringen. AUFGABEN 1 2 3 Beschreibt, wie das Gerät Überlegt gemeinsam, wie Wenn ihr nicht weiter- aufgebaut ist. Sammelt Vor- ihr die Materialien ver- kommt, helfen euch die schläge, was es sein könnte. wenden könntet, um ein Tipps auf Arbeitsblatt 5. Habt ihr etwas Ähnliches schon elektrisches Sandwich herzustellen. gesehen? Probiert aus!
14 GUTE IDEEN: Wie wir Wissen schaffen 45 ARBEITSBLATT 5 SEITE 1/2 min Das elektrische Sandwich II Hier bekommt ihr Tipps für euer eigenes Experiment. Und ihr könnt überlegen, was eigentlich „experimentieren“ bedeutet. Tipps für das „elektrische Sandwich“ 1. appe und Alufolie müssen in Kreise geschnitten P werden, die so groß sind wie die Münzen. Ihr könnt dafür die Münzen als Schablone benutzen. 2. Alles Essig: Damit das Sandwich Strom liefert, muss die Pappe mit Essig getränkt sein. 3. Die elektrische Spannung entsteht zwischen Folie und Münzen – sie dürfen sich nicht direkt berühren. 4. Mit dem Klebeband könnt ihr das Sandwich umwickeln und die beiden Drahtenden oben und unten befestigen. 5. Zwischen den beiden Drähten sollte am Ende elektrischer Strom fließen. Das könnt ihr mit einem Messgerät oder einer kleinen Glühbirne beweisen. Alessandro Volta (1745–1827) HIER FOTOAUSDRUCK EINKLEBEN
Modul 1 15 MODUL 1 MODUL: WISSENSCHAFT- ARBEITSBLATT 5 SEITE 2/2 LICHE EXPERIMENTE Euer Experiment Wie seid ihr vorgegangen? (Stichworte) Voltas Name Heute wird der Name von Alessandro Volta für eine Einheit aus dem Bereich der Elektrizität verwendet. Wisst ihr, welche? Was genau ist damit gemeint? AUFGABEN 1 Notiert, wie ihr bei eurem Experiment vorgegangen seid. Was habt ihr auspro- biert, was habt ihr verändert? Wo gab es Schwierigkeiten? 2 Vergleicht eure Situation mit der von Vorläufer der Batterie Alessandro Volta und Otto von Guericke. Voltas Erfindung, die Volta-Säule, Worum ging es den beiden Forschern, ist eine frühe Form der Batterie. worum geht es bei euch? Zwischen zwei verschiedenen 3 Metallen befindet sich eine Säure Sammelt Stichworte: Was gehört zu (im Experiment Essig). Durch die einem Experiment? Warum sind Experi- Einwirkung der Säure verändern mente wichtig? sich die Metalle und es entstehen 4 gegensätzliche elektrische Ladun- Die Voltasäule ist eine Batterie, also ein gen. Verbindet man die Enden der Gerät, das Strom speichert. Wo kommen Säule mit einem Draht, gleichen Batterien heute vor? Sammelt Beispiele. sich die Ladungsunterschiede Überlegt, warum Batterien heute wichtiger aus – es fließt Strom. Auf ähnliche geworden sind als früher. Weise funktionieren Batterien bis heute.
16 GUTE IDEEN: Wie wir Wissen schaffen 90 MODUL: WISSENSCHAFT- ARBEITSBLATT 6 min LICHE EXPERIMENTE Das elektrische Sandwich III Alessandro Volta und andere fanden viel über den elektrischen Strom heraus. Manche ihrer Experimente waren unheimlich und regten die Fantasie von Künstlerinnen und Künstlern an. Experimente regen Im Roman „Frankenstein“ beschreibt der Wissen- schaftler seine eigene Reaktion auf die Erschaffung Kunstschaffende an des Monsters so: In Experimenten mit toten Tieren entdeckten Forscher, „Wie könnte ich Ihnen beschreiben, was ich empfand, dass elektrischer Strom auch bei der Funktion von und das Ungetüm schildern, dass ich da mit so viel Mühe Körpern eine Rolle spielt. Man konnte das zeigen, und Fleiß geschaffen? (…) Seine gelbliche Haut genüg- indem man z. B. Froschschenkel mit den Drähten te kaum, um das Geflecht von Muskeln und Adern zu einer Spannungsquelle – wie einer Volta-Säule – in decken; sein Haar war glänzend schwarz und lang; seine Berührung brachte: Sie begannen zu zucken, obwohl Zähne wie Perlen. Aber das alles bildete nur einen umso das dazugehörige Tier längst tot war. Solche Beobach- auffallenderen Gegensatz zu den wässrigen Augen, die tungen waren faszinierend und zugleich unheimlich: sich von den Augenhöhlen kaum abhoben, der faltigen War es vielleicht sogar möglich, mit Hilfe von Strom Haut und den schwärzlichen, schmalen Lippen. (…) verstorbene Menschen ins Leben zurückzuholen? Mit der ganzen Glut meines Herzens hatte ich mich nach der Vollendung gesehnt, und nun war die Schön- Auch solche Experimente gab es. Die Schriftstellerin heit des Traumes verblichen, unsäglicher Schrecken Mary Shelley hatte Kontakt zu Naturforschern und und Ekel erfüllten mich. Unfähig, den Anblick meines war fasziniert von der Idee, dass es möglich sein Geschöpfes noch länger zu ertragen, rannte ich aus könne, einen künstlichen Menschen zu erschaf- dem Laboratorium und in mein Schlafzimmer, wo ich fen. So entstand ihr Roman „Frankenstein“ (1818). auf- und abging, da ich keine Ruhe finden konnte.“ Darin gelingt es einem jungen Wissenschaftler mit speziellen Apparaten, ein Wesen, das aus Leichen- Aus: Mary Shelley: Frankenstein, Kap. 5, zitiert nach der teilen zusammengesetzt ist, zum Leben zu erwe- E-Book-Ausgabe von e-artnow.org cken. Mary Shelley erwähnt die Voltasäule nicht wörtlich. Doch in späteren Frankenstein-Filmen kann man die beeindruckende Erfindung Alessandro Voltas wiederentdecken – in Klein und in Riesengroß. AUFGABEN 1 Seht euch das Bild an und beschreibt, was ihr seht. Diskutiert, ob ihr solche Experimente mit Tierkörpern oder gar Menschen durchführen würdet. Welche Rolle würde für euch der mögliche Nutzen solcher Experimente spielen? 2 Lest den Text. Beschreibt, wie der Wissen- schaftler im Roman seine eigene Erfindung erlebt. Entwickelt in Partnerarbeit eine Fort setzung der Geschichte und notiert dazu Stichworte. 3 Forschende bringen Froschschenkel mit Drähten Nennt Beispiele für wissenschaftliche Erfindun- einer Spannungsquelle – wie bei einer Volta- gen, die in Geschichten oder Filmen eine Rolle Säule – in Verbindung spielen. Schreibt eine Geschichte über ein Quelle: Galvani, Luigi. Aloysii Galvani De viribus Experiment, das euch fasziniert. electricitatis in motu musculari commentarius. Bononiae: Ex Typographia Instituti Scientiarium, 1791.
Modul 1 17 MODUL 1 30 MODUL: WISSENSCHAFT- ARBEITSBLATT 7 min LICHE EXPERIMENTE Experimente heute: das CERN Eines der größten Experimentierlabore weltweit befindet sich in Genf: das CERN. Die Abkürzung steht dabei für „Conseil européen pour la recherche nucléaire“ (Europäischer Rat für Kernforschung). Der unterirdisch verlaufende Teilchenbeschleuniger ist als Beim ALICE-Experiment sind die Forschenden dem Ursprung rote Linie in das Luftbild eingezeichnet des Universums auf der Spur. ALICE steht für „A Large Ion Collider Experiment“. Schon im antiken Griechenland beschäftigte man sich Fakten zum CERN mit der Frage, wie sich Materie zusammensetzt. Der > Gründungsjahr: 1954 Philosoph Demokrit vermutete, dass alle Dinge aus > Mitglieder: 23 europäische Staaten und Israel winzigen Kügelchen bestehen. Er nannte sie Atome, > Jährliche Kosten: etwa eine Milliarde Euro, abgeleitet vom griechischen Wort für „unteilbar“. davon kommen etwa 20 Prozent aus Deutschland Im 20. Jahrhundert wurde diese Theorie bestätigt. > Forschende: mehr als 12.000 aus 85 Ländern Aber zugleich vermutete die Wissenschaft, dass es > Sprachen: Englisch und Französisch kleinere Teile als Atome gibt. Sie konnten jedoch > Lage: zwei Forschungszentren bei Genf, die auf nicht sichtbar gemacht werden. Das ist ein Ziel des schweizerischem und französischem Gebiet liegen Teilchenbeschleunigers im CERN. Die Idee dahinter: Zwei Atome prallen mit einer unglaublich hohen Geschwindigkeit aufeinander und zerspringen dann in ihre Bestandteile. Diese Bestandteile kann man AUFGABEN nicht wirklich „sehen“, aber die große Anlage auf dem Foto ist dazu da, die Flugbahn der kleinsten Teilchen 1 aufzuzeichnen und mehr über sie herauszufinden. Seht euch die Fotos an. Beschreibt, was auf der Luftaufnahme dargestellt wird. Entdeckt Der Teilchenbeschleuniger am CERN ist nicht nur ihr die Menschen auf dem Foto zum ALICE- der größte weltweit, er ist auch eine der komplizier- Experiment? testen technischen Anlagen überhaupt. Er wurde 2 wegen seiner Einzigartigkeit schon mit den Pyrami- Lest den Text über das CERN. Vergleicht den der Ägypter verglichen. Um Versuche mit dem die Arbeit mit derjenigen von Volta und von Teilchenbeschleuniger durchzuführen, arbeiten dort Guericke. Gibt es Gemeinsamkeiten? Tausende von Menschen aus vielen Ländern – nach 3 dem Zweiten Weltkrieg war das CERN damit auch Wo würdet ihr lieber forschen: am CERN ein Friedensprojekt. Es ähnelt einer kleinen Stadt oder im 17. Jahrhundert? Diskutiert Vor- mit Wohnheimen, Büros und einem Supermarkt. Es und Nachteile des Lebens von Forschenden gibt auch eine eigene Zeitung und einen Segelclub. damals und heute. Tipp: Seht euch die Interviews in der Mediathek von weltmaschine.de an!
18 MODUL 2 ENTDECKEN – VÖLLIG NEU ODER SCHON BEKANNT?
Modul 2 KLASSENSTUFEN 5–7 „Max-Planck-Forscher finden 18 neue MODUL 2 Planeten in der Milchstraße“ / „Von fas FÄCHERSCHWERPUNKTE: zinierend bis kurios: 12 Entdeckungen in Biologie, Geschichte, Physik, der Tierwelt im Jahr 2021“ – diese und Chemie ähnliche Schlagzeilen begegnen uns nahe zu tagtäglich. Entdeckungen bestimmen unseren Alltag, sei es durch die neuesten Forschungsergebnisse in der Wissen > Im zweiten historischen Beispiel geht es um obert Koch und seine Nutzung der Mikrofoto- R schaft oder durch unser eigenes Entdecken grafie zur Untersuchung von Krankheitserre- im Laufe unseres Lebens. gern. Die Schülerinnen und Schüler reflektie- ren diese Vorgehensweise auch durch selbst Eine Entdeckung ist nur sehr selten das Ergebnis durchgeführte Experimente sowie durch die einer gezielten Suche nach etwas ganz Bestimm- Übertragung auf ihre eigene Lebenswelt. Nicht tem. Sie ist auch selten eine einmalig durchgeführte zuletzt wird die gesellschaftliche Bedeutung Aktion, sondern die Folge vieler Untersuchungen wissenschaftlicher Entdeckungen an diesem und Beobachtungen, also das Ergebnis eines langen historischen Beispiel thematisiert und diskutiert. Prozesses. Eine Entdeckung muss auch als solche zunächst erkannt werden, d. h., die Forschenden müssen Didaktisch-methodische wissen, was sie vor sich haben, oder dies zumindest als „bemerkenswert“ einordnen können. Die Entde- Hinweise ckung von etwas „Neuem“ ist also zwangsläufig mit Mit der ersten Teileinheit auf den Arbeitsblät der Frage verbunden, was das „Alte“ oder das Be- tern 1–3 gelingt eine Annäherung an den Begriff kannte ist, und erfordert die Akzeptanz der Öffent des „Entdeckens“ anhand eines konkreten histo- lichkeit, sei es zunächst in Form der „Scientific rischen Beispiels einer Entdeckungsreisenden: Community“ oder später der breiten Öffentlichkeit. Therese von Bayern. Anhand zweier historischer Beispiele werden unter- Der Bildvergleich zu den Entdecker-Stereotypen als schiedliche Formen des Entdeckens vorgestellt Einstieg auf dem Arbeitsblatt 1 holt die Schülerin- und erarbeitet. Dabei werden folgende Aspekte nen und Schüler bei ihrem Vorwissen ab und soll thematisiert: sie motivieren, sich mit Entdeckungsreisenden zu beschäftigen. Die Schülerinnen und Schüler setzen > Ausgehend von dem Vorwissen der Schülerin- sich mit folgenden grundlegenden Fragestellungen nen und Schüler wird mit Therese von Bayern auseinander: Wer sind eigentlich Entdeckerinnen eine durchaus untypische Entdeckungsreisende bzw. Entdecker? Was macht sie aus? Mit Therese von präsentiert. Im Zusammenhang mit ihrer Ent- Bayern wird im Bildvergleich ein eher nicht stereo- deckung einer neuen Fischart macht die Frage types dem eher stereotypen Beispiel von Christoph nach der wissenschaftlichen Benennung darauf Kolumbus in der Vorstellung der Schülerinnen und aufmerksam, dass auch andere Wissensformen Schüler gegenübergestellt, das gleichzeitig zum The- existieren. Therese von Bayern bewegte sich als ma „Frauen in der Wissenschaft“ hinführt, allerdings Forscherin in einem Kontext, in dem eine Tierart fließend und ohne mahnenden Zeigefinger. Damit erst mit ihrer lateinischen Benennung als „ent- gelingt ein Bruch mit typischen Erwartungen, der in deckt“ galt. Der lokalen Bevölkerung konnte sie einer abschließenden Aufgabe auf dem Arbeitsblatt vielleicht durchaus bereits bekannt sein. Damit von den Schülerinnen und Schülern reflektiert wird. bleibt die Frage am Ende: Wer hatʼs eigentlich entdeckt? Falls Sie Lust haben, Forschende einmal selbst zum Thema „Frauen in der Wissenschaft“ zu Wort kommen zu lassen, lohnt sich vielleicht ein Blick auf die Website forschungsboerse.de.
20 GUTE IDEEN: Wie wir Wissen schaffen Auf dem Arbeitsblatt 2 setzen sich die Schülerinnen Als Weiterführung bietet sich eine Diskussion mit und Schüler zunächst mit der Biografie von Therese den Schülerinnen und Schülern zu der Frage an, ob von Bayern als adeliger Europäerin auseinander, die es heute noch etwas zu entdecken gibt. A m konkre- sich durch ihre große Wissbegier sowie ihre Reise- ten Beispiel von der „Entdeckung“ von Therese von leidenschaft auszeichnete. Da Frauen zu dieser Zeit Bayern könnten Schülerinnen und Schüler berichten, an den Universitäten noch nicht zugelassen waren, ob sie auch schon etwas „entdeckt“ haben, was war Therese von Bayern gezwungen, sich ihr Wissen anderen bereits bekannt war. durch Selbststudium anzueignen. Die damit ver- bundene Strebsamkeit und ihr Mut in den zahlreich Die zweite Teileinheit auf den Arbeitsblättern 4–6 unternommenen Expeditionen lassen sie durchaus erweitert das Verständnis der Schülerinnen und als furchtlos erscheinen. Schüler mit Blick darauf, was das „Entdecken“ ei- gentlich ausmacht. Das von Robert Koch entwickelte Der Quellentext auf diesem Arbeitsblatt beinhaltet Verfahren zur Identifikation von Krankheitserregern ein Zitat von Therese von Bayern, das eine ihrer hatte unmittelbare Auswirkungen auf die Gesell- Entdeckungen beschreibt. Es veranschaulicht ihre schaft und ihre Möglichkeiten in der Bekämpfung Vorgehensweise und zeigt auf, dass eine Entdeckung von Krankheiten. Dabei nutzte er die Technik der nicht immer so spektakulär wie die eines ganzen Mikrofotografie, um die Bakterien in seinen Proben Kontinents oder eines Planeten sein muss. Therese genauer untersuchen zu können. Es gelang ihm zu von Bayern wollte für die (europäische) Wissen beweisen, dass einige Krankheiten (z. B. Cholera und schaft bisher unbekannte Arten finden. Hierzu Tuberkulose) durch bestimmte Bakterien verursacht fischte sie selbst und besuchte auch verschiedene werden. Fischmärkte, wo sie Fische kaufte, die der ortsan- sässigen Bevölkerung zwar bekannt waren, europä- ischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aber nicht. Entdeckungen sind also nicht immer völlig „neu“ – sie sind für eine bestimmte Commu- nity (hier: die eurozentristische Wissenschaft) neu, die dann die Autorität für sich beansprucht, sie als neu zu bezeichnen. In der Benennung der „neuen“ Fischart wird deutlich, dass hier die Namensgebung ganz eng mit der Erklärung einer „neuen“ Ent- deckung verknüpft ist. Der abschließend von den Schülerinnen und Schülern zu verfassende Dialog zwischen Therese von Bayern und einer Marktfrau auf dem Fischmarkt soll dies in besonderer Weise verdeutlichen. Eingebettet in das Fallbeispiel wird also angeregt, den Begriff „Entdeckung“ zu definie- ren bzw. zu reflektieren. Das in dieser Teileinheit abschließende Arbeitsblatt 3 nimmt die Aufstellung einer Büste von Therese von Bayern in der Münchener Ruhmeshalle zum Anlass, das Thema Erinnerungskultur aufzugreifen. Aufga- benstellung 3 reflektiert die Rolle der ortsansässi- gen Bevölkerung, die oft übersehen wird. Es stellt sich die Frage, ob Ehrungen, die mit Entdeckungen einhergehen, manchmal nicht aus allen Perspek- tiven heraus gerechtfertigt sind. Der Bezug zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler gelingt durch Überlegungen, an welche Person sie gerne erinnern wollen würden und in welcher Form dies geschehen könnte.
Modul 2 21 Arbeitsblatt 4 präsentiert einen stummen Bild impuls, der von den Schülerinnen und Schülern spontan kommentiert werden soll. Die Mikrofoto grafie Kochs zeigt eigentlich Bakterien auf der Oberfläche abgestandenen Regenwassers. Wichtig MODUL 2 im Hinblick auf die Aufgabenstellung 1, die ggf. unter Verwendung einer Textlupe bearbeitet werden kann, Im Zusammenhang mit dem Informationstext werden ist, dass die Schülerinnen und Schüler möglichst zentrale Begriffe (extrahieren, Gewebe, Organis- objektiv beschreiben. An dieser Stelle kann die mus, Nährboden, Reinkultur) zunächst gemeinsam Problematik des logischen, sichtbaren Erkennens/ geklärt. Die gesellschaftliche Bedeutung von Robert Entdeckens thematisiert werden. Die Schülerinnen Kochs Entdeckung kann im Zusammenhang mit der und Schüler könnten folgende Antworten geben: Verleihung des Nobelpreises im Jahr 1905 angespro- dunklere, hellere Punkte, Formen, Anhäufungen, chen werden. Klekse, wenig bunt, alles schwarz-weiß/bräunlich. Die abschließende Reflexion des Begriffes „Ent Der kurze Informationstext gibt wichtige Hinter- deckung“ im Zusammenhang mit Robert Kochs For- grundinformationen, wobei zentrale Begriffe (op- schungen erweitert das Verständnis des Begriffes. tisch, Infektion, Bakterium, Hygiene, Tuberkulose, Entdecken heißt hier, dass Kleines auf verschiedene Cholera) ggf. in der Klasse geklärt werden müssen. Weise sichtbar gemacht wird. Es wird hier etwas In der Gegenüberstellung von Foto und Zeichnung entdeckt, indem es durch „echte“ Fotos sichtbar sollen die neuen Möglichkeiten durch die Mikrofo- gemacht wird, und gewinnt dadurch an Glaubwür- tografie herausgestellt werden. Dabei können als digkeit. Dabei wird auch deutlich, dass nicht alle mögliche Vorteile der Fotografie genannt werden: Informationen in einem Foto oder Bild stecken und Die Bakterien bewegen sich nicht und man kann sie es für die Herstellung eines Zusammenhangs von gut beobachten. Sie werden vergrößert dargestellt. Bakterien und Krankheit noch zusätzliche Unter Da das Foto echt ist, hat man einen Beweis. Dem suchungen braucht. gegenüber stehen mögliche Nachteile der Fotografie: Alles ist schwarz-weiß dargestellt. Man erkennt das Auf dem abschließenden Arbeitsblatt 6 kommt gesuchte Bakterium nur schlecht. Das Foto ist un- schließlich Robert Koch selbst zu Wort. Im Zusam- scharf. Bei der Zeichnung entscheidet der Zeichnende, menhang mit den Zitaten kann der Begriff „Textquel- welche Details wichtig sind und welche nicht. Er kann le“ geklärt werden. Die Schülerinnen und Schüler also entsprechend betonen, was aber auch gleichzeitig unterstreichen die wichtigsten Aussagen Kochs und durch die subjektive Beeinflussung als Nachteil aus- geben sie anschließend in eigenen Worten wieder. gelegt werden kann. Ebenso nachteilig ist, dass der Dies kann in Form einer kurzen schriftlichen Zusam- Zeichnende ggf. Farben nutzt, die eigentlich gar nicht menfassung erfolgen oder aber alternativ in Form vorhanden sind, oder sich in seiner Darstellung irrt. einer selbst verfassten Zeitungsmeldung. Die abschließende praktische Aufgabe auf diesem Im Zusammenhang mit den Aufgabenstellungen Arbeitsblatt macht deutlich, dass auch eine Fotografie 2 und 5 wird die Frage nach der Manipulation von nie „alles“ zeigen kann. Die Fotografin bzw. der Foto- Medien bzw. Beweisen aufgeworfen. Hier kann auch graf steuert den Blick der betrachtenden Person. thematisiert werden, welche Möglichkeiten damals in der Fotografie bestanden und welche Möglichkei- Vor der Bearbeitung von Arbeitsblatt 5 bietet es sich ten heute gegeben sind. Der Bezug zu Social-Media- an, das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler, Plattformen sowie der aktuellen Medienlandschaft, beispielsweise aus dem Biologieunterricht, zum in denen sich die Schülerinnen und Schüler täglich Thema „Bakterien(forschung)“ abzufragen. Es ist bewegen, wird durch die Aufgabenstellungen 3 auch denkbar, eine Petrischale als stummen Impuls und 5 hergestellt. zu zeigen. Das Foto zeigt Robert Koch in seinem La- bor in Südafrika im Jahr 1896. Durch die Beschrei- Ganz wesentlich für das Entdecken ist die Glaub- bung der auf dem Bild zu sehenden Materialien und würdigkeit und die damit verbundene Frage, welche Gegenstände wird der Gegenwartsbezug deutlich, Öffentlichkeit was glauben soll. Robert Koch macht nicht zuletzt dadurch, dass die Schülerinnen und deutlich, dass ihm die Forschungsgemeinschaft sehr Schüler diese selbst aus dem Biologieunterricht wichtig ist. Nur dann werden die Forschungsergeb- kennen. nisse in die breite Öffentlichkeit getragen, die daraus ihren Nutzen ziehen kann. Auch hier können sich die Schülerinnen und Schüler direkt einbringen: Welche Öffentlichkeit sollte heute und wie überzeugt werden?
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