Vorhang auf für die Kunst - Schreibförderung Wenn Schulkinder zu Reportern werden Schweizer Schulpreis Warum es sich lohnt mitzumachen ...
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Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012 Vorhang auf für die Kunst Schreibförderung Wenn Schulkinder zu Reportern werden Schweizer Schulpreis Warum es sich lohnt mitzumachen Schülerfeedbacks Drei Lehrpersonen, drei Methoden
Das Schülerlabor am Paul Scherrer Institut Das Labor für die iPod-Generation Nachwuchs für die Forschung Bei der Nachwuchsförderung in Naturwissenschaften will das Melden Sie Ihre Schulklasse noch heute an. Paul Scherrer Institut PSI neue Wege gehen. In einem Schülerlabor Anmeldeformular im Internet: www.ilab-psi.ch experimentieren Jugendliche in Zweiergruppen mit Schallpulsen und Kontakt: ilab@psi.ch Vakuum. Sie erfahren spielerisch die Geheimnisse von Phänomenen, die für die Forschung am PSI von zentraler Bedeutung sind. Paul Scherrer Institut Schülerlabor iLab In erster Linie richtet sich das iLab an Jugendliche im Alter von 5232 Villigen PSI, Schweiz 14 bis 15 Jahren, das Programm kann aber für 12- bis 20-Jährige Tel. +41 56 310 55 40 angepasst werden. Fax +41 56 310 55 41 A von Wir sind umgezogen! Pädagogische Hochschule Zürich Lehrmittelverlag Zürich Stiftung Bildung und Entwicklung Unser neur Laden befindet sich an der b Lagerstrasse 14 · 8004 Zürich Mo–Fr 09.00–18.30 Uhr nach Sa 09.00–17.00 Uhr Telefon 043 305 61 00 Fax 043 305 61 01 www.lernmedien-shop.ch lernmedien-shop@phzh.ch
Inhalt 18 Musik: Wenn die Klasse zum Orchester wird. 36 Süss und spannend: der Alltag einer angehenden Bäckerin-Konditorin. 40 Pensionierung: Luc Grütter schaut auf 34 Berufsjahre zurück. Editorial von Katrin Hafner Kommentar von Bildungsdirektorin Regine Aeppli 5 Ich habe schön gestaunt: Zum Abschluss sei- nes ersten Kindergartenjahres hat unser Sohn Magazin Im Lehrerzimmer: Primarschule Weinberg 6 mit seinen Gspändli ein Theaterstück aufge- Jürg Schmid unter der Lupe 7 führt. Die Kindergärtnerinnen haben aus Jürgen Oelkers über den neuen Schweizer Schulpreis 9 Liedern, Texten, selbst gebauten Kulissen und 20 Kindern ein Gesamtwerk geschaffen – oder Fokus: Vorhang auf für die Kunst 10 müsste man sagen: Kunstwerk? Chapeau! Volksschule Hatten Schulkinder früher weit weniger Schreibförderung am Beispiel der Schule Leutschenbach 20 Gelegenheit, kreativ zu sein, und besuchten Stimmen zum abgeschlossenen Projekt Lehrmittelpolitik 22 sie vielleicht einmal in neun Schuljahren Wo der Lehrplan 21 steht und wie es weitergeht 25 das Schauspielhaus, sind heute verschiedene Kurzmeldungen 26 Kontakte mit Kultur bereits ab Eingangsstufe Mittelschule üblich – und dauern an über die Volksschule Was Lehrpersonen und Schüler von Feedbacks halten 28 bis in die Berufsfach- oder Mittelschulen. Vorverlegte Matur gut angelaufen 31 Museen, Theater und weitere Institutionen So lebendig können Schulpulte aussehen 32 buhlen um die Aufmerksamkeit ihres künfti- Berufsbildung gen Publikums; vor lauter Angeboten ist es für Margrit Stamm über Berufseinsteiger mit Migrationshintergrund 34 die Lehrperson schwierig, den Überblick zu Berufslehre heute: Bäckerin-Konditorin-Confiseurin 36 behalten. Welches kulturelle Projekt passt zur Klasse, und wo und wie kann man es realisie- Porträt ren? Dazu kommen grundsätzliche Fragen: Luc Grütter: Nach 34 bewegten Jahren in den Ruhestand 40 Welche Kultur interessiert Jugendliche über- Service haupt? Fördert Auseinandersetzung mit Kunst Schule und Kultur 42 die Integration oder gar die Leistungsbereit- Hinweise auf Veranstaltungen 44 schaft? Und: Was, wenn Kultur bloss konsu- Weiterbildung 45 miert wird, das Ereignis zum Happening mu- Amtliches 53 tiert, das die Schülerinnen und Schüler wider- willig über sich ergehen lassen? Im Fokus Impressum und wichtige Adressen 63 dieses Heftes stehen solche Fragen. Ich wünsche gute Inspiration und sage: Titelillustration: Daniel Müller Vorhang auf! ! Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012 3
10 Jahre Schulen ans Internet. 6800 Schulen. 100 000 Lehrpersonen und 1,4 Millionen Schülerinnen und Schüler. Sie alle profitieren von kostenlosen Swisscom Internetzugängen. Für uns eine Investition in die Zukunft der Schweiz. Zum Jubiläum gibt es unsere Medienkurse zum halben Preis. Zusätzlich erhalten die ersten 50 Anmeldungen einen Kurs kostenlos: www.swisscom.ch/sai Hallo Zukunft Unser Engagement für Umwelt und Gesellschaft 4 Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012
Kommentar Husi-Kurse oder eine unendliche Geschichte Die Diskussion um die Husi-Kurse an den Mittel- schulen geht in die nächste Runde: Die Frage über eine Vorverlegung kommt vors Volk. Es ist zu hoffen, dass dann endlich eine Lösung mit Bestand gefunden wird. Von Regine Aeppli, Bildungsdirektorin Untergymnasium, also in die 2. Klasse, vorzuverlegen. Dem Foto: Béatrice Devènes haben der Kantonsrat und auch der Regierungsrat klar zu- gestimmt. Jetzt wäre also ein Vorschlag auf dem Tisch, der alle Schülerinnen und Schüler gleich behandelt. Denn wer von der Sekundarschule ins Kurzgymnasium übertritt, hat bereits Hauswirtschaftsunterricht absolviert. Doch gegen die vorliegende Lösung wurde auf Anstoss der Husi-Lehrerinnen das Behördenreferendum ergriffen. Damit haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zu entscheiden. Die Volksabstimmung wird voraussichtlich im nächsten Frühling stattfinden. Weil stabile Rahmenbedingungen für die Schule wich- tig sind, ist ein baldiges Ende der Husi-Geschichte wün- schenswert. Persönlich hoffe ich, dass sich die Stimmbür- gerinnen und Stimmbürger der Regierung und dem Kan- tonsrat anschliessen und das Referendum ablehnen. Denn ich bin überzeugt, dass eine gute Lösung getroffen wurde. Es ist nämlich nicht einzusehen, dass das, was für Sek- Schülerinnen und Sek-Schüler gut ist, nicht auch für Gym- nasiastinnen und Gymnasiasten recht ist. Zudem kann mit Gute Schule, guter Unterricht braucht stabile Rahmenbe- der Verschiebung ins zweite Jahr des Untergymnasiums dingungen. Das wird im Schulfeld immer wieder betont. mehr Unterrichtszeit vor der Matura gewonnen werden. Dies ist auch der Bildungsdirektion wichtig. Leider lässt Und für Mittelschulen mit gemischten Klassen (Lang- und sich ein Hin und Her nicht immer vermeiden, wie das Bei- Kurz-Gymnasium) ist die Organisation der Kurse und des spiel der Husi-Kurse zeigt. Unterrichts wesentlich einfacher. Vor 15 Jahren beschloss der Bildungsrat, die Haus- Bei einem anderen Geschäft steht der Zeitpunkt der wirtschaftskurse nur noch für Klassen kantonaler Mittel- Abstimmung bereits fest. Am 25. November stimmen die schulen mit Langgymnasium durchzuführen. Ein paar Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über die «prima- Jahre später wurden die Hauswirtschaftskurse im Zuge des Initiative» und den Gegenvorschlag für eine freiwillige Sanierungsprogramms San04 abgeschafft. Gegen die Ab- Einführung der Grundstufe ab. Der Kantonsrat und der schaffung regte sich aber Widerstand. Eine Volksinitiative Regierungsrat unterstützen den Gegenvorschlag. «Ja zur Husi» wurde eingereicht, und der Kantonsrat buch- Die Gemeinden sollen die Freiheit haben zu entschei- stabierte beim Sparen nicht nur zurück, sondern weitete den, ob sie die Grundstufe an ihren Schulen einführen das Angebot sogar auf alle Gymnasiastinnen und Gymna- wollen oder nicht. In besonderen Fällen können in einer siasten aus, also auch auf jene Schülerinnen und Schüler, Gemeinde sogar der Kindergarten wie auch die Grundstufe die ein Kurzgymnasium besuchen. geführt werden. Damit soll insbesondere ermöglicht wer- Im Rahmen des Sanierungsprogramms San10 bean- den, dass die Gemeinden das Modell wählen können, das tragte der Regierungsrat dem Kantonsrat, die Husi-Kurse ihren Bedürfnissen oder ihrer Tradition am besten ent- auf die 4. Klassen des Langgymnasiums zu beschränken spricht. Denn auch hier ist es uns wichtig, dass die Schulen wie vor 2004. Die vorberatende Kommission des Kantons- auf stabile Rahmenbedingungen aufbauen können und rates beantragte dem Kantonsrat indessen, die Kurse ins nicht unnötig viel umkrempeln müssen. ! Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012 5
Magazin Im Lehrerzimmer der Primarschule Weinberg im Zürcher Stadtkreis 6 riecht es noch ganz neu. Fotos: Marion Nitsch Schulhaus: 1891 gebaut, jüngst fertig saniert und ausge- war das Lehrer- ein Schulzimmer. Meist funktionieren: baut, riecht noch ganz neu. Seit den Sommerferien: beleben Sonnenstoren und Licht automatisch – aber nicht immer. 4 Mittelstufenklassen und 70 Kinder, die den Hort besu- Begeisterung: lösen die Objekte aus alten Plastiksäcken chen, das Haus. Zur Schule gehören auch: das Schulhaus aus, die eine Lehrerin selbst gemacht hat und in der 10- Turner, wo jetzt die Unterstufenklassen sind, 6 Kinder- Uhr-Pause dem Team zeigt. Stimmung: heiter, familiär. gärten, 2 weitere Betreuungsstätten und 2 Morgentische. Nerven braucht: das Entstauen des Kopiergeräts. Bis anhin Team: 8 Lehrpersonen und Schulleiter Matthias Jordi. Far- ungenutzt: die im Lehrerzimmer eingebaute Telefonkabine. biger: soll das Lehrerzimmer werden, wünscht sich der Blitzblank: ist die Küchenkombination. Hausdienstleiter Schulleiter, und: dass das Weinbergschulhaus zum Zentrum Vitomir Djalovic poliert sie. Ihm gefällt es im neuen Leh- der Schuleinheit Weinberg Turner wird. Vor dem Umbau: rerzimmer. «Es ist schön wie in einem Hotel.» [kat] 6 Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012
Magazin Unter der Lupe Fünf Fragen an Jürg Das Zitat «Als Leh- Schmid, Direktor Schweiz Tourismus. rerin oder Lehrer ist man eine öffentliche Wenn Sie an Ihre Schulzeit denken, was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn? Person. Ich rate Unbeschwertheit. Natürlich aus heutiger Sicht. Denn was wir heute als wertvoll erkennen, haben wir selber damals nicht oder anders wahrge- den Lehrpersonen, nommen. Ich ging stets gerne in die Schule. Und dann kommen mir natür- lich die Klassenlager in den Sinn. Zum ersten Mal so richtig weg von zu bei ungewünschten Hause. Freiheit pur. Klassenlager sind wichtige Momente der Integration Kontakten an der ins Kollektiv und der persönlichen Entfaltung. Schade, gibt es heute immer weniger Schneelager. Das bedauere ich vor allem auch als Touristiker. Migros-Kasse einen Welcher Lehrperson geben Sie rückblickend die Note 6 und warum? Meiner flotten Spruch parat Sekundarlehrerin Frau Vögeli. Sie hat uns gefordert und gefördert. Stoisch und souverän konnte sie mit dem pubertären Verhalten von uns Jugendli- zu haben.» chen umgehen. Als Vater von drei Jugendlichen muss ich ihr heute da- Maja Storch, Psychologin, in «Education», für höchsten Respekt zollen. Inwiefern hat die Schule Ihnen geholfen, der Amtliches Schulblatt des Kantons Bern oberste Chef von Schweiz Tourismus zu werden? Sie hat mir entscheidend geholfen. Ausbildung ist das Fundament, das später zusammen mit der eigenen Persönlichkeit die Berufsleistung ermöglicht. Dabei erachte ich weniger die Erinnerung an einzelnen Schulstoff als relevant für den Er- folg – da spielt uns die Halbwertszeit der Wissensspeicherung ohnehin einen Streich –, sondern das schulisch vermittelte Erkennen der Zusam- menhänge und das methodische Vorgehen. Aber ohne Persönlichkeit und Sozialkompetenz kann sich Wissen nie optimal entfalten. Gerade im Tou- rismus, wo man mit Menschen Träume für Menschen ermöglicht, ist der motivierende Umgang mit ganz unterschiedlichen Leuten von grundlegen- der Bedeutung. Was ist das Wichtigste, was Kinder heute in der Schule ler- nen sollen, und warum? In einer globalen kompetitiven Welt ist und bleibt eine möglichst umfassende Ausbildung das A und O. Sprachkenntnisse und das Verständnis anderer Kulturen und Gesellschaften werden dabei immer wichtiger. Die Vermittlung von Werten wie Teamfähigkeit, Respekt oder Toleranz ist aber ebenso hoch einzustufen. Hier leisten die Schu- len einen wichtigen Beitrag. Etwas fällt mir aber bei Die Zahl Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus anderen Das Wachstum in den öffentlichen Kulturkreisen, insbesondere aus dem angel- Kindergärten des Kantons Zürich sächsischen Raum, immer wieder auf: Sie setzt sich fort: Zählte die Bil- beherrschen das selbstbewusste Präsen- dungsstatistik letztes Jahr noch tieren und Vortragen besser. Sie kön- 12 623 Jungen und Mädchen nen gleich viel Wissen besser verkau- im ersten Kindergartenjahr, fen. Vielleicht liegt es daran, dass sie so schauten zum Schulanfang viel früher und umfassender Präsen- diesen Sommer ungefähr tationstechniken und Methodiken er- 13 220 Kinder* erwartungs- lernen. Diesbezüglich haben hiesige voll ihrer ersten Kinder- Schulen noch Entwicklungspotenzial. gartenstunde entgegen. Dies Warum wären Sie eine gute Lehrperson – entspricht einem Anstieg von oder eben nicht? Das müssten die Schü- 4,7 Prozent gegenüber dem Vor- lerinnen und Schüler beurteilen. Aber das jahr. Verändert hat sich über die werde ich wohl leider nie herausfinden, denn Jahre auch die Herkunft der Kinder- der Tourismus ist eine faszinierende und heraus- gärtler. So nimmt beispielsweise die fordernde Arbeit, die mich motiviert und erfüllt. Anzahl Kinder serbischer Nationalität stetig ab. Die Schweizer Mädchen und Buben treffen heute am häufigsten Zur Person Jürg Schmid, geboren 1962 in Zürich, studierte Betriebsökonomie auf deutsche Spielkameradinnen und an der Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule (HWV). Erste Berufser- fahrungen sammelte er bei Hewlett-Packard und der Bank Vontobel. Später -kameraden. [ana] war er in führender Stellung für das Softwareunternehmen Oracle Corporation * Schätzung der Bildungsplanung. tätig. Seit 1999 ist Jürg Schmid Direktor von Schweiz Tourismus. Er lebt mit Die effektive Zahl ist derzeit noch nicht seiner Frau und seinen drei Kindern in Uitikon. verfügbar. Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012 7
Intensiv DaZ-Kurse für Kinder & Jugendliche Von der Bildungsdirektion des Kt. Zürich anerkannt & bewilligt Wir bringen Sie weiter! Rasche und nachhaltige Integration in die Regelklasse Ganz- und Halbtagesvariante möglich Die aktuellsten Angebote 26/20 Lektionen pro Woche in Kleingruppen Mittagstisch der PHTG Lust auf Veränderung? Seien Sie neugierig und lassen Sie sich inspirieren! > Master Frühe Kindheit (Kooperation mit der Uni Konstanz) > MAS Bildungsmanagement > CAS Lerncoaching > CAS Berufswahl-Coach > Un bain de langue en Alsace - Sprachaufenthalt Zu diesen Angeboten finden Sie Informationen auf 20% Rabatt auf diverse Sprachkurse (EN, FR, ES, etc.) für www.phtg.ch > Weiterbildung Lehrpersonen Personen von Schulsekretariaten Pädagogische Hochschule Thurgau Behördenvertreter öffentlicher Schulen Weiterbildung Eltern unserer Intensiv DaZ-Kurs SchülerInnen Hafenstrasse 50d CH-8280 Kreuzlingen Schule: Stettbachstrasse 7 | 8600 Dübendorf | T +41 (0)44 888 58 58 Tel. +41 (0)71 678 56 33 Anmeldung und Infos: T +41 (0)43 888 70 70 | info@allegra-sprachen.ch weiterbildung@phtg.ch www.allegra-sprachenzentrum.ch Das MacBook Pro Mehr drin. Zum mehr rausholen. Pro MacBook Pro 13“ Pro MacBook Pro 13“ Pro 15“ MacBook Pro MacBook Pro 15“ Pro Artikel-Nr. MD101 MD102 MD103 MD104 Prozessor 2.5 GHz Dual-Core Intel Core i5 2.9 GHz Dual-Core Intel Core i7 2.3 GHz Quad-Core Intel Core i7 2.6 GHz Quad-Core Intel Core i7 Festplatte 500 GB 750 GB 500 GB 750 GB Grafikkarte Intel HD Graphics 4000 Intel HD Graphics 4000 NVIDIA GeForce GT 650M NVIDIA GeForce GT 650M mit 512 MB mit 1 GB Anschlüsse 1x Thunderbolt, 1x FireWire 1x Thunderbolt, 1x FireWire 1x Thunderbolt, 1x FireWire 1x Thunderbolt, 1x FireWire 800, 2x USB 3.0, 800, 2x USB 3.0, 800, 2x USB 3.0, 800, 2x USB 3.0, 1x SDXC Kartensteckplatz, 1x SDXC Kartensteckplatz, 1x SDXC Kartensteckplatz, 1x SDXC Kartensteckplatz, Gigabit Ethernet Gigabit Ethernet Gigabit Ethernet Gigabit Ethernet mit 4 GB RAM 1315.–) CHF 1198.– (statt 1315.–) – CHF 1825.– (statt 1998.–) 1998.–) – mit 8 GB RAM CHF 1278.– (statt 1395.–) 1395.–) CHF 1515.– (statt 1659.–) 1659.–) CHF 1899.– (statt 2078.–) 2078.–) CHF 2135.– (statt 2339.–) 2339.–) mit 16 GB RAM 1485.–) CHF 1368.– (statt 1485.–) CHF 1685.– (statt 1829 1829.–) .–) 2168.–) CHF 2010.– (statt 2168.–) CHF 2310.– (statt 2498.–) 2498.–) Irrtümer, Preis- und Angebotsänderungen vorbehalten. Aktuellste Preise finden Sie unter www.heinigerag.ch. *9% Rabatt gilt auf den offiziellen Heiniger-Verkaufspreis. Angebot gültig für Lehrer, Dozenten, Professoren und Schulen. Wir benötigen eine schriftliche Bestellung mit Ausweiskopie, Bestätigung der Schule oder eine Bestellung auf offiziellem Schulpapier. HeinigerAG.ch 4704 Niederbipp, T 032 633 68 70, F 032 633 68 71, info@heinigerag.ch 4600 Olten, T 062 212 12 44, F 062 212 12 43, olten@heinigerag.ch 9470 Buchs, T 081 755 60 80, F 081 755 60 81, buchs@heinigerag.ch 8 Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012
Magazin «Die Schweiz hat viele hervorragende Schulen» Das Forum Bildung lanciert den Schweizer Schul- preis. Bildungsforscher und Jurypräsident Jürgen Oelkers erklärt, was die Schule davon hat. Interview: Katrin Hafner Foto: Reto Schlatter Herr Oelkers, was ist Sinn und Zweck Wer sitzt in dieser Jury? des neu lancierten Preises? Experten aus der Wissenschaft, Lehr- Jürgen Oelkers: Wir wollen zeigen, personen und Behördenmitglieder aus dass die Schweiz viele hervorragende dem deutschsprachigen Raum, dem Schulen hat. Es sollen nicht nur nega- Tessin und der Romandie. Für die tive Schlagzeilen herumgeistern. Das Vorauswahl werden zirka 20 Personen Hauptziel ist, die Schulqualität in der zuständig sein; die Anzahl hängt ab Schweiz zu verbessern, indem wir gute von der Zahl der Bewerbungen. Die Beispiele ins Schaufenster der Öffent- Hauptjury besteht aus 13 Personen, lichkeit stellen. die die Schulen zwei Tage besuchen Was ist denn eine gute Schule? und beobachten. Wir stützen uns auf sechs Qualitätskri- Ab sofort können sich Schulen melden, terien – darunter «Umgang mit Hete- im nächsten Sommer werden die rogenität», «Schulklima» oder «Unter- ersten ausgezeichnet. Wie viele Be- richtsqualität». werbungen erwarten Sie? Wie wollen Sie Kriterien wie «Schul- Das kann ich derzeit nicht abschätzen. klima» messen? Bildungsforscher Jürgen Oelkers. Bewerben können sich Schulen aller Diese Kriterien sind in Deutschland Stufen, auch Berufsfach- sowie Privat- aufgrund des aktuellen Forschungs- schulen und Institutionen der frühen stands entwickelt und von unabhängi- Förderung. gen Experten evaluiert worden. Die uns bekommen alle aus der engeren Auch einzelne Lehrpersonen? Robert-Bosch- und die Heidehof-Stif- Auswahl ein Feedback. Auch Nicht- Nein, sie können aber ihre Schullei- tung verleihen den Preis seit sieben Gewinner profitieren dadurch. tung überzeugen mitzumachen. Jahren, von ihren Erfahrungen profi- Dennoch: Es ist ein Wettbewerb, Sie wollen auch den Erfahrungsaus- tieren wir nun. das erzeugt Druck. tausch zwischen den Schulen fördern. Gibt es nicht schon genug solcher Historisch betrachtet ist es so: Wenn Nun sind aber die jeweiligen Be- Auszeichnungen? sich eine Schule entwickeln will, dingungen so verschieden, dass es Der Schulpreis ist kein behördlicher braucht sie bessere Schulen vor Au- wohl schwierig wird, von einer anderen Test, sondern eine freiwillige Angele- gen. Ein gewisser Ansporn und Wett- Schule abzugucken. genheit. Erstmals werden zudem alle bewerb sind nicht schlecht. Dieses Argument ist bekannt, man sagt Schulstufen über alle Sprachregionen Die Teilnahme verursacht Aufwand. dann, die können locker individuali- hinweg für aussergewöhnliche Leis- Warum lohnt sich dies für die Schule? siert unterrichten, bei uns wäre das tungen ausgezeichnet. Darüber hinaus Will sich eine Schule bewerben, muss viel schwieriger et cetera. Aber die lo- lockt ein Preisgeld, das frei verwendet sie eine Dokumentation erstellen, das kalen Bedingungen werden natürlich werden darf. Jedes zweite Jahr gewin- bedeutet Arbeit. Aber das alleine ist berücksichtigt. Und eine Schule wird nen sechs bis acht Schulen insgesamt auch ein Gewinn. Aus Deutschland nicht ein ganzes Konzept von einer 225 000 Franken. wissen wir, dass es der Schule viel anderen übernehmen, sondern punk- Welche Geldgeber stecken dahinter? bringt, wenn sie freiwillig bilanziert, tuell das, was ihr hilft. In Deutschland Sponsoren wie Crédit Suisse, Müller- was sie auszeichnet und was sie leis- funktioniert das gut. Zahlreiche Schu- Möhl Foundation, Kulturprozent der tet punkto Unterricht, Eltern- oder len interessieren sich für die Ausge- Migros, Jugend und Wirtschaft und ei- Schülerpartizipation. Die Lehrperso- zeichneten, besuchen diese oder las- nige Kantone – etwa Bern. nen fühlen sich anschliessend als sen sich von ihnen inspirieren. ! Ist ein Ranking sinnvoll? Team gestärkt – unabhängig davon, Wir machen kein Ranking; man kann wie das Urteil der professionellen, ∑Bewerbungen bis 22. Februar 2013 an: gewinnen, aber nicht verlieren. Bei neutralen Jury ausfällt. www.schweizerschulpreis.ch Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012 9
Fokus Vorhang auf für die Kunst Was bringt es, wenn sich Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler mit Kultur aus- einandersetzen? Es öffnet Welten. Aber nicht nur. Illustrationen von Daniel Müller. André Grieder über den Sinn von Kultur im Unterricht 12 Graffiti oder Lesung? Besuch in zwei Schulen 16 Jedem sein Instrument – Musik als Integrationsprojekt 18 Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012 11
Fokus «Niemand versagt wegen zu viel Kultur» Welche Kunst interessiert junge Menschen? Und was kümmert das die Lehrperson? André Grieder, Leiter Sektor schule&kultur der Bildungsdirektion, über Opernbesuche und Rapproduktionen. Interview: Katrin Hafner Fotos: Hannes Heinzer Herr Grieder, seit vier Jahren leiten den Alltag geschafft. Und: Die Lehr- Der Stellenwert von Kultur ist in Sie den Sektor schule&kultur. personen sind viel offener gegenüber Zürcher Schulen also hoch? Was verstehen Sie unter Kultur? verschiedenen Formen von Gestaltung. Wir müssen uns im nationalen und André Grieder: Ich mache es mir jetzt Viele setzen eigene Projekte um. internationalen Vergleich nicht ver- einfach: Alles, was nicht Natur ist. Verstehen Sie solche Projekte – stecken. Schon seit zehn Jahren gibt Das ist mir zu allgemein. etwa die gemeinsame Gestaltung des es den Sektor schule&kultur; wir ver- Dann wirds komplex. Denn der Kultur- Pausenplatzes – als Kunst? mitteln Projekte und Veranstaltungen begriff ist umkämpft. Einigen wir uns Ich vielleicht nicht, weil das Kunst- und erreichen damit über die Hälfte darauf: schule&kultur versteht unter verständnis subjektiv geprägt ist. Wir aller Schülerinnen und Schüler – vom Kultur Musik, Theater, Film, Literatur, dürfen aber auf keinen Fall missiona- Kindergarten bis zu Gymnasium und Tanz, die bildenden Künste sowie Wis- risch werden und Initiativen kritisie- Berufsfachschule. sensthemen (vgl. Kasten). ren, nur weil sie nicht irgendwelchen Was entgeht denn jemandem, der Heute führen bereits Kindergärtler hehren Vorstellungen entsprechen. nie mit der Schule in die Oper geht Theater auf, und Erstklässler organi- Qualitätsansprüche darf man dennoch oder nie Graffiti sprayt? sieren Ausstellungen. So kulturell war stellen, nicht? Die Auseinandersetzung mit Künsten die Schulzeit wohl nie zuvor. Als Fachstelle sind wir dazu verpflich- öffnet Welten. Wenn Kinder und Ju- Das ist so. Während meiner Schulzeit tet. Aber Lehrpersonen, die sich mit gendliche mit Ansichten und Darstel- ging man in der neunten Klasse ins ihren Klassen künstlerisch betätigen – lungen konfrontiert werden, die ihnen Schauspielhaus zu Schillers «Wilhelm und das passiert heute auf allen Stu- nicht geläufig sind, machen sie wert- Tell». Das wars. Inzwischen hat die fen –, wollen wir nicht kritisieren, son- volle Erfahrungen. Sie lernen, mit Un- Kultur den Schritt aus den Palästen in dern unterstützen. gewohntem umzugehen, und das ist 12 Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012
Fokus André Grieder: «Ein junger Mensch sollte das Kulturerbe kennen, das unsere Gesellschaft prägt.» heutzutage eine zentrale Kompetenz. liche Kunst nicht zu verleugnen. Die Schwieriger wirds wohl, wenn Ausserdem trägt kulturelle Bildung Heranwachsenden sollen wissen, dass dieselben Berufsfachschüler die Oper zur Chancengleichheit bei. Roman Signer in der Kunstszene ein besuchen müssen. Inwiefern trägt sie zur Chancen- sehr anerkannter Name ist; deswegen Im Gegenteil. Der riesige Kronleuch- gleichheit bei? müssen sie ihn nach der Ausstellung ter im Saal, die Ouvertüre, der Tenor Manche Kinder werden mit verschie- nicht toll finden. oder das Bühnenbild beeindrucken sie denen Kunstformen konfrontiert, an- Welche Art von Kultur finden heutige oft sehr. Und: Fast alle Jugendlichen 3 dere nie. Für weniger wohlhabende Junge denn toll? Familien ist musische Förderung oft Grundsätzlich jede Art. zu teuer. Gemäss Kinderrechtskon- Man hört aber von Kulturschaffenden, Zur Person André Grieder, 58, leitet seit vier Jahren den Sektor vention der UNO hat aber jedes Kind dass manche Volksschüler keinen schule&kultur der Bildungsdirektion, das Recht auf Teilnahme am kultu- Schimmer haben von Kunst. der den Kontakt mit Kunst und den rellen Leben. Und da spielt die Schule Es ist schon so, dass junge Menschen Austausch mit Kulturschaffenden eine wichtige Rolle: Sie kann junge vor allem Hollywood-Filme konsumie- ermöglicht und u.a. das Nachwuchs- Menschen, unabhängig von ihrem ren. Unsere Aufgabe ist es eben, sie band-Festival «Band it», die Kultur- Hintergrund, an Kultur heranführen, an andere Filme und Künste heranzu- tage Au und das «Blickfelder»-Fe- und zwar sehr nah – zum Beispiel, in- führen. stival organisiert. Er war zuvor Sport- und Kulturjournalist, hat zwei dem die Klasse die Ausstellung von Und was, wenn sie sich – speziell wohl Kinder und lebt in Zürich. Roman Signer besucht und nicht bloss Teenager – nicht heranführen lassen von diesem Künstler hört. wollen? Wenn ihnen das Angebot der schule&kultur Wie gewinnen Schätzen junge Menschen die Kunst Schule lästig ist? Lehrpersonen den Überblick über eines Roman Signer? Oft wird Desinteresse zelebriert. Ich die Kulturangebote? Diverse Kultur- Viele sagen: Das ist doch gar keine war in Horgen in einer Berufsfach- institute bieten Führungen oder Kunst. Andere sind fasziniert. Zeit- schule, in der zwei Slam-Poeten auf- Veranstaltungen an. Der Sektor genössische Kunst ist erklärungsbe- traten. Die Schüler fläzten sich in ihre schule&kultur prüft und koordiniert die Angebote und ordnet sie auf dürftig. Es ist eine Herausforderung, Stühle, Kaugummi im Mund, Handy in seiner Website nach Themen, Daten Schülerinnen und Schüler richtig zu der Hand, voll das Klischee der Kul- und Stufen an: vom Schauspieler, begleiten. turuninteressierten. Ich dachte schon: der Bewerbungsgespräche üben Was heisst richtig begleiten? Oje, das kommt nicht gut. kommt, über Führungen durch das Es geht darum, die Kunst in einen Und dann folgte die Bekehrung? Kunsthaus bis zum Radio-Sen- Kontext zu stellen, zu hinterfragen, zu Die Jugendlichen merkten schnell, dung-Machen mit Profis. Seit einem interpretieren. Warum lässt Roman dass diese zwei Typen äusserst krea- Jahr unterstützt schule& kultur das internationale Projekt Mus-E, bei Signer einen Stuhl in die Luft jagen, tiv mit Sprache umgehen, und waren dem 2.- bis 4.-Klässler jede Woche während der Bildhauer Hermann Hal- fasziniert. Einer der beiden slammte zwei Lektionen mit einem Künstler ler ein Reiterstandbild von Hans Wald- frech und gescheit über Goethe in zusammenarbeiten. mann anfertigte? Es ist wichtig, auch Berlin. Vor allem das beeindruckte das die sperrige, scheinbar unverständ- Publikum. ∑ www.schuleundkultur.ch Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012 13
Fokus kommen festlich gekleidet. Sie verste- Das ist wohl nicht falsch. Auch kann mer wieder, dass nach kulturellen Ver- hen den Opernhausbesuch als grosses man sagen, dass Teamarbeit – und kul- anstaltungen oder Projekten Schüle- Ereignis. Dass sie das Libretto merk- turelle Projekte funktionieren meist rinnen und Schüler mitdiskutieren, die würdig und die Stücke zu lang finden, so – die Sozialkompetenz steigert. Oder sich sonst nie zu Wort melden. Es kom- sei ihnen vergeben. ein Theaterprojekt die Auftrittskom- men Qualitäten zum Vorschein, die Verkommen all die kulturellen An- petenz. Doch sehe ich in der kulturel- sonst verborgen bleiben. Das fördert gebote nicht zu einem Unterhaltungs- len Bildung kein Heilsversprechen. Im die Beziehung, und dies ist zentral fürs programm, das die Schülerinnen Gegenteil: Mich dünken die Erwartun- Gelingen des Unterrichts. und Schüler letztlich konsumieren wie gen diesbezüglich oft zu hoch. Nun haben Lehrer schon einiges einen lässigen Youtube-Film? Was also bringt kulturelle Bildung am Hut mit dem Stoff, den sie durch- Wir vermitteln hauptsächlich Veran- wirklich? Würden die Schülerinnen und bringen müssen. staltungen, die nicht einfach konsu- Schüler nicht gescheiter mehr Deutsch Ja, allerdings gibt es viele Kulturange- mierbar sind, eine aktive Beteiligung oder Mathe lernen? bote, die unterrichtsrelevante Themen aufnehmen. Zum Beispiel? Lesungen und Theaterinszenierun- «Man lernt, mit Ungewohntem gen – gerade bei Gymilehrpersonen beliebt, die auch traditionellen, klassi- umzugehen, und das ist heutzutage schen Stoff vermitteln müssen. eine zentrale Kompetenz.» Warum sollte ein Mathelehrer sich für kulturelle Bildung interessieren? Kürzlich besuchte ich das Realgymna- sium Rämibühl. Das Forumtheater act- der Schülerinnen und Schüler ermög- Cocteau hatte recht: Es geht häufig um back spielte dort Szenen zum Thema lichen und mit Lehrplanthemen ver- nicht Messbares. Und das ist in un- «Aggression». Aniya Seki, die Berner bunden sind. Doch eine Klasse darf serer Leistungsgesellschaft schwer zu Doppelweltmeisterin im Boxen, er- sich mit ihrer Lehrperson auch einmal rechtfertigen. Die Auseinandersetzung zählte von ihrem Kampf gegen Sucht vergnügen. Wir verteufeln Unterhal- mit Kunst macht Schülerinnen und und Gegnerin. Organisiert hatte das tendes keinesfalls, bieten auch ver- Schüler nicht unbedingt zu besseren Ganze ein Mathelehrer. Obwohl das günstigte Tickets für «Fabrikk» von oder kompetenteren Menschen, berei- keine mathematische Aufgabe lösen Karls Kühne Gassenschau oder Scor- chert sie aber. hilft. Grossartig. seses Film «Hugo» an. Bereichern – wie denn? Pro Jahr besuchen rund 100 Autoren Ist es wichtiger, dass ein Schüler ein- Nehmen wir eine Mittelstufe in Re- Zürcher Klassen und erreichen etwa mal eine «Faust»-Inszenierung gese- gensdorf, 90 Prozent Migrationshin- 50 000 Schülerinnen und Schüler. hen oder einen Rap produziert hat? tergrund. Fährt die Klasse mit der Warum sind Lesungen bei Lehrper- Beides ist gleich wichtig. S-Bahn nach Zürich ins Kino, ist be- sonen so beliebt? So müssen Sie wohl antworten. reits der Weg eine Bereicherung. Denn Weil Lesen und Schreiben zentrale Ich kann auch so: «Faust» gehört zum der Grossteil dieser Kinder sieht kaum schulische Kompetenzen sind. Und der Kanon. Ein junger Mensch sollte das mehr im Alltag als das Zuhause und kreative Umgang mit Sprache zentral Kulturerbe kennen, das unsere Gesell- das Schulzimmer. ist in der Schule. schaft prägt. Gleichzeitig ist es zentral, Und wie steht es mit der Integrations- Interessieren sich Schüler denn dass Schülerinnen und Schüler sich funktion? auch wirklich für Bücher? mit aktuellen Kunstformen auseinan- Ich setze da Fragezeichen. Auseinan- Sie interessieren sich für den Men- dersetzen, auch damit sie als Konsu- dersetzung mit Künsten kann, muss schen, der hinter Geschriebenem menten solche Kultur – zum Beispiel aber nicht integrativ wirken. Sie kann steckt, fragen ihn zum Beispiel, was er einen Rap – besser durchschauen oder auch Vorurteile zementieren. mit seinem Beruf verdient. Und lesen kritisieren können. Beispielsweise wenn der türkische dann hoffentlich sein Buch. Glauben Sie, dass musische Betätigung Junge einen Teppichhändler spielen Wann kommt der Kulturoverkill, ein- die Leistungsfähigkeit fördert? will im Schultheater? fach weil es zu viele Angebote gibt? Das wird immer wieder behauptet. Zum Beispiel. Was soll die Klassenleh- Niemand versagt in der Schule wegen Aber muss sie das? Die Unesco sagt, es rerin da raten? Den Jungen überre- zu viel Kultur. Schon zeitlich und fi- sei nicht bewiesen, dass Fertigkeiten den, einen Schweizer Banker zu spie- nanziell liegt es nicht drin, dass eine aus der Kunst auf schulische Fächer len, oder ihn bestärken, etwas darzu- Lehrperson zu viele Projekte realisiert. übertragbar sind. Der Künstler Jean stellen, das ein Klischee unterstreicht? schule&kultur will helfen, den Über- Cocteau sagte: «Die Poesie ist unent- Warum sollte sich eine Lehrperson blick zu behalten. Aber ja: Selbst ich behrlich, doch ich weiss nicht genau, denn überhaupt auf dieses kulturelle als Kulturmensch muss mich schützen. wofür.» Terrain begeben? Ich bin ja auch Vater, Ehemann und Aber man sagt, Musizieren fördere Erstens: Kultur bringt Abwechslung. Sportler und kann nicht alle Kunst se- Feinmotorik und Gedächtnis. Zweitens erzählen Lehrpersonen im- hen, erleben oder ausprobieren. ! 14 Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012
Fokus Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012 15
Fokus Der Urban-Art-Workshop Zwei Graffitikünstler führen 40 KV-Schülerinnen und -Schüler in die Technik des Sprayens ein. Text und Fotos: Jacqueline Olivier Der Anlass: In der dritten September- woche findet an der KV Zürich Busi- ness School an drei Vormittagen ein je vierstündiger Graffitiworkshop statt. Die Veranstaltung wird im Rahmen der Jubiläumswoche «Schule bewegt» anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Schule angeboten. An diesem Mor- gen lernen 12 Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Klassen von den bei- den Graffitikünstlern Sergio und Nico das ABC des Sprayens. Sie erfahren zuerst anhand einer Videopräsentation, was ein Fill-in ist (Aus- malen), was ein Highlight (Glanzeffekt mit weisser Farbe) oder ein Second (zweite Umrisslinie). Danach entwerfen sie schreckten aber vor dem einen Buchstaben – manche gleich ein ganzes Wort – auf Aufwand zurück. Schade, Papier. Zum krönenden Abschluss sprayen sie auf dem meint Rudolf Weiler. «Im Dach (bei Nieselregen) auf grosse Kartons, nach ihrer Vor- Grunde sind es doch genau lage oder frei. Der Workshop namens «Urban Art» ist eines solche Anlässe, die den Jugend- von derzeit 31 Angeboten von schule&kultur im Bereich lichen wirklich bleiben.» Er selber «Kunst und Wissen» für alle Schulstufen. Urban-Art-Pro- hat schon Kreativworkshops im Bereich Denksport und In- jekte eignen sich für Kinder ab der 4. Primarklasse und sind telligenzmessung gemacht und besucht mit den Schülern auch in den Bereichen Rap und Breakdance möglich. gelegentlich ein Museum. Dass er den Graffitiworkshop mit Die Schülerinnen und Schüler: Die meisten Jugendlichen «Art and the City», dem Zürcher Festival für Kunst im kommen ohne spezifische Erwartungen in den Workshop, öffentlichen Raum, verbinden kann – bei schönem Wetter sie wollen sich überraschen lassen. Kim hingegen hat klare mit einem Rundgang durchs Quartier, bei schlechtem mit Vorstellungen: «Ich hoffe auf gewisse Insiderinformationen einer Präsentation ab Laptop –, verleiht dem Anlass in sei- und Tipps, aber auch auf Raum für die eigene Kreativität.» nen Augen zusätzliche Aktualität. Und Rosmarie, die von sich sagt, sie sei nicht so gut im Die Künstler: Sergio, von Beruf «Allrounder», ist in Sachen Zeichnen, möchte wissen, wie Graffiti entstehen und wer Graffiti ein alter Hase: Seit gut 20 Jahren spraye er schon, die Menschen hinter den Graffitis sind. Während sich noch erzählt er. Der Grafiker Nico kann eine rund 10-jährige nicht alle Jugendlichen vom Skizzieren auf Papier begeis- Erfahrung vorweisen. Natürlich treten die beiden nur le- tern lassen, sind sie beim Sprayen dann voll bei der Sache. gal in Aktion, wie sie versichern. Zum Beispiel an den Ur- Nach den vier Stunden sind sich alle einig: Es war lässig, ban-Art-Workshops. Eine gute Sache, finden die beiden. vor allem der Umgang mit den Farbdosen. Kim sieht ihre «Graffiti sind in die Werbung vieler namhafter Marken Erwartungen voll erfüllt, und Yannick, der nicht zum ersten eingegangen, aber auf der Strasse werden sie immer öfter Mal gesprayt hat, sagt: «Ich konnte heute vieles auspro- verboten», sagt Nico, «deshalb ist es wichtig, dass die Graf- bieren, das hat Spass gemacht. Schön wäre es allerdings fitikunst nicht in Vergessenheit gerät.» Sergio findet es gewesen, wir hätten eine grössere Fläche besprühen kön- spannend zu beobachten, welche Begabungen von Kindern nen, nicht nur die Kartons.» und Jugendlichen bei solchen Anlässen zutage treten. Wo- Der Lehrer: Im Zeichnen habe er in der Schule immer seine bei die Kreativität oft bei den Primarschülern am gröss- besten Noten erhalten, erzählt Rudolf Weiler schmunzelnd. ten sei. Vielleicht, weil sie ganz unverkrampft zur Sache An der KV Zürich Business School habe Kreatives jedoch gingen, mutmasst er. Dafür stellt er bei den Grösseren mehr wenig Platz. Deshalb findet es der Deutsch- und Englisch- Konzentration und Produktivität fest. Besonders schön sei lehrer toll, im Rahmen der Jubiläumswoche Schülerinnen es, wenn Klassen ein Graffito am Bau realisieren dürften, und Schülern ein Stück moderner Kunst näherbringen zu wie das ab und zu vorkomme. «Damit hinterlassen die Kin- können. Auf eigene Initiative sei es einer Lehrperson zwar der den nächsten Schülern ein eigenes Werk, was sie an- möglich, eine Veranstaltung dieser Art zu organisieren, viele spornt und stolz macht.» ! 16 Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012
Fokus Die Lesung Der österreichische Autor Josef Haslinger liest vor 60 Schülerinnen und Schülern im Liceo Artistico. Text und Fotos: Jacqueline Olivier Der Anlass: Am Montag, 3. September, liest der österrei- fand Alessia dennoch «irgendwie berührend». Sabrina und chische Autor Josef Haslinger im Liceo Artistico vor den Giulia können sich vorstellen, das Buch zu kaufen und es Klassen 1a, 2b und 3b aus seinem neuen Tatsachenroman selber zu lesen, Giulio hingegen meint, ein Buch müsse ihn «Jáchymov». Zwischendurch erklärt er den Mittelschüle- sofort ansprechen, «und dieses ist nicht mein Stil». rinnen und Schülern die historischen und politischen Der Lehrer: Hugo Ramnek lässt seine Klassen regelmässig in Hintergründe der Geschichte um einen ehemaligen Star- den Genuss von Autorenlesungen kommen. Dem Deutsch- torwart der tschechischen Eishockey-Nationalmannschaft, lehrer ist es ein Anliegen, dass die Schülerinnen und Schü- der unter dem kommunistischen Regime im Strafgefange- ler den Menschen hinter dem Buch kennenlernen und ihre nenlager in Jáchymov im Uranbergwerk arbeiten musste Fragen an ihn richten können. Wie gut eine Lesung bei den und nach seiner Begnadigung an den Folgeschäden starb. Jugendlichen ankommt, hänge davon ab, wie sich ein Autor Im zweiten, wesentlich kürzeren Teil der Veranstaltung be- auf sein junges Publikum einlassen könne. Dies könne er antwortet der Autor die Fragen der Schüler: Wie kam er auf nicht steuern. «Ich werde mich hüten, einem Autor drein- dieses Thema, kann er vom Schreiben leben, erzählt er nur zureden, wie er seine Lesung abhalten soll.» Sein Fazit nach Fakten oder erfindet er auch selber? Die Lesung ist eine Josef Haslingers Lesung: «Die 1. Klasse war mit dem Vor- von 92 Lesungen, die schule&kultur diesen Herbst für trag sicher etwas überfordert, für die 3. Klasse hingegen Schulklassen aller Stufen anbietet. war dieser Stoff interessant, sie ist dadurch auf ganz neue Die Schülerinnen und Schüler (der Klasse 1a): Giulia meint Themen gestossen.» Es wäre in Hugo Ramneks Augen vor dem Anlass: «Ich erwarte, dass uns der Autor nicht nur falsch, nur auf Autoren zu setzen, mit denen er bei seinen vorliest, sondern sich auch persönlich vorstellt.» Alessia Schülern auf Nummer sicher geht – wie im vergangenen hofft, der Autor erzähle, wie er auf die Idee für das Buch ge- Jahr im Fall von Pedro Lenz, der die Schüler sofort in der kommen ist, und Sabrina möchte gerne lernen, wie man Tasche hatte. Weil dieser Autor nah am Alltag schreibe und selber gut schreibt. Gianluca findet eine solche Lesung ein- geschult sei im Auftreten. Doch auch die Auseinanderset- fach «megacool». Auch Ilde freut sich auf die Lesung, ob- zung mit einer schwierigen Materie und einer weniger le- wohl ihr das Buch überhaupt nichts sagt. Giulio würde ger- bendigen Leseart könne gewinnbringend sein, glaubt Hugo ne selber mal ein Buch schreiben, «einfach um zu wissen, Ramnek: «In der Nachbearbeitung kann man dann erör- wie das ist». Nach der Lesung fällt das Fazit der Jugendli- tern, warum etwas gut oder nicht gut war, wie man einen chen durchzogen aus: Der erste Teil sei zu lange gewesen, Text liest, damit er die Zuhörer fesselt, und so weiter.» die Geschichte sehr schwierig zu ver- Der Autor: Zwei Seelen schlagen in Josef Haslingers Brust: stehen, sich im Unterricht vorab auf Die literarische möchte eigentlich nur vor einem Publikum das Thema vorzubereiten, wäre lesen, das sich freiwillig auf eine solche Veranstaltung ein- hilfreich gewesen. Den Schluss lässt und von dem er entsprechendes Interesse erwarten könne. In der Schule hingegen ist eine Lesung eine Pflichtveranstaltung. Er liest deshalb nicht oft und nicht besonders gerne in Schulen. Aus pädagogischer Sicht jedoch – Josef Haslin- ger hat selber einen Lehrauftrag am Deut- schen Literaturinstitut Leipzig – findet er solche Anlässe wichtig und richtig. «Es geht darum, Schüler in direkten Kontakt mit der Gegenwartsliteratur zu bringen und diese nicht nur theoretisch im Unter- richt abzuhandeln. Und darum, die jungen Menschen über diese Begegnung für gewisse Themen zu sensibilisieren und zu interessie- ren.» Mit seinem Publikum im Liceo Artistico ist er zufrieden: Zwar seien da und dort leise Privatgespräche geführt worden, doch habe er die Jugendlichen mehrheit- lich als sehr aufmerksam empfunden. ! Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012 17
Fokus Von der Klarinette über die Trompete bis zur Tuba: Die 5. Klasse im Schulhaus Zurlinden ist mit Konzentration bei der Sache. Die ganze Klasse im Gleichtakt Kultur als Mittel zur Integration? Das Projekt «Klassenmusizieren» macht es vor. Hier finden Kinder zur Musik, die sonst kaum die Möglichkeit dazu hätten. Text: Jacqueline Olivier Foto: Conradin Frei Ein Schulzimmer wie ein Orchestergraben findet sich im steht. Die Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ) als dritten Stock des Schulhauses Zurlinden in der Stadt Zü- Projektpartnerin stellt den Schülerinnen und Schülern die rich: Statt Schülerpulte in Reih und Glied stehen muschel- Instrumente gratis zur Verfügung, klassenweise entweder förmig angeordnete Notenständer und Stühle bereit. Die Streich- oder Blechblasinstrumente. Gespielt wird immer Schulhausglocke hat soeben das Ende der grossen Pause in der ganzen Klasse oder – in den Registerproben – in verkündet. Die Fünftklässlerinnen und -klässler drängen in Gruppen. Die Idee dahinter: Allen Kindern den Zugang den Raum – beladen mit kleineren und grösseren Instru- zur Musik zu ermöglichen, namentlich jenen, die ihn von mentenkoffern, aus denen sie Klarinetten, Querflöten, Sa- Zuhause aus nicht haben, weil er schon den Eltern fehlt xofone, Trompeten, Posaunen oder Eufonien entnehmen. oder diese sich den Instrumentalunterricht nicht leisten Ein kräftiger Junge holt sogar eine Tuba aus seinem volu- können. Dabei steht nicht die Leistung, sondern die Freude minösen Gepäck. Ko-Klassenlehrer Bruno Indermaur zir- am gemeinsamen Musizieren im Vordergrund. «Ein Säm- kuliert zwischen den Kindern, rückt da und dort die Stühle chen Kultur setzen», nennt es Peter Reichen, Leiter der etwas näher zusammen, mahnt zur Ruhe. Dann gibt er MKZ-Zweigstelle Limmattal (Stadtkreise 3, 4 und 5), der Musiklehrer Willi Morant den Stand der Dinge durch: Ein sich mit Vehemenz und Begeisterung für das «Klassen- Junge ist krank, ein anderer beim Zahnarzt, der dritte hat musizieren» einsetzt – und mit Erfolg: Nach einem Pilot sein Instrument zuhause vergessen. Letzterer solle sich der MKZ Glattal im Schulhaus Im Birch 2007/08 liess er doch eine Klarinette eines Schülers aus der 4. Klasse aus- sich vom «Klamu-Virus» anstecken und verhalf ihm zu ei- leihen, meint Willi Morant, und während der Junge mit den ner rasanten Ausbreitung. Im darauffolgenden Schuljahr über die Augen fallenden Haaren Bruno Indermaur hinter- beteiligten sich bereits neun Klassen an dem Projekt, heute, her und aus dem Zimmer trottet, beginnt der Fachlehrer die fünf Jahre später, wird das Modell in 53 Klassen in den Probenarbeit mit dem jungen Orchester. vier Schulkreisen Glattal, Letzi, Limmattal und Schwamen- «Klassenmusizieren» (abgekürzt «Klamu») heisst die dingen praktiziert. Im Limmattal, stellt Peter Reichen er- Form des Musikunterrichts, die im «Zurlinden» für die 4. freut fest, gibt es inzwischen keine Primarschule mehr und die 5. Klasse zweimal pro Woche auf dem Stundenplan ohne Klassenmusizieren. 18 Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012
Fokus Die musikalische Förderung von Kindern aus bildungs- spiele lieber Klarinette und lieber allein.» Doch genau fernen Familien ist aber nur ein Grund, weshalb das Modell darin liegt ein weiteres Plus des Klassenmusizierens: Alle bei Schulleitungen und Lehrpersonen auf solche Resonanz Schülerinnen und Schüler fangen mit ihrem Instrument stösst. Eine ebenso grosse Rolle spielt die soziale Kompo- ganz von vorne an. Kindern, die bereits ein Instrument nente. «Beim Musizieren ist man ein Team», sagt Willi Mo- spielen, wird empfohlen, ein anderes zu wählen, das sich rant, «die Kinder lernen, gegenseitig Rücksicht zu nehmen, von ihrem eigenen punkto Spieltechnik unterscheidet. aufeinander zu hören und zu schauen. Und sie müssen ak- Trotzdem helfen aber ihre musikalischen Vorkenntnisse tiv mitmachen – alle!» Umgekehrt haben auch alle Kinder ihnen selbst wie auch der ganzen Klasse. Oder wie Musik- ihren Platz in einem solchen Ensemble, wie Bea Chanson, lehrer Willi Morant es ausdrückt: «Jedes Kind mit musika- Schulleiterin im «Zurlinden», betont: «Natürlich gibt es un- lischer Erfahrung bringt eine gewisse Sicherheit ins Or- terschiedliche Begabungen, aber wenn immer möglich wird chester. Je mehr solcher Kinder in einer Klasse sitzen, desto jedes Kind einbezogen.» Und wo unerwartete Probleme weiter wird es diese in den zwei Jahren bringen.» auftauchen, sucht man nach Lösungen. Zum Beispiel für den Jungen, der kein Blechblasinstrument spielen kann, Aller Anfang ist schwer weil sich herausgestellt hat, dass er auf Metall allergisch Die ersten Schritte mit einer neuen Klasse sind für den Mu- reagiert. Er hat inzwischen ein Glockenspiel bekommen. siklehrer immer eine Herausforderung. Was es heisst, mit Eine besondere Chance stelle das Klassenmusizieren für Kindern zu arbeiten, von denen fast alle noch ganz am An- Schülerinnen und Schüler der Heilpädagogischen Schule fang stehen, zeigt ein Blick in die 4. Klasse im Schulhaus dar, die im «Zurlinden» integrativ unterrichtet werden, sagt «Zurlinden». Erst vor Kurzem haben diese Mädchen und Bea Chanson. Überhaupt sei dieses Modell stark integrie- Buben ihre Instrumente erhalten und müssen erst einmal rend, was sich nachhaltig auf die Klassen auswirke. lernen, wie man mit ihnen umgeht, wie man sie an die Lippen setzt, wie man bläst und einen Ton formt. Und wie Klamu ist «cool» alle gleichzeitig einen Ton produzieren und diesen gleich Lehrer Bruno Indermaur kann dies nur bestätigen: «Inner- lang aushalten. «Selbst wenn es völlig falsch tönt, ist es halb eines Jahres ist schon sehr viel passiert – nicht nur wurscht», ermuntert sie Willi Morant. Und tatsächlich klingt musikalisch, sondern auch in Bezug auf den Zusammen- es nach einigen Anläufen zwar immer noch reichlich un- halt. Und es sind Kontakte entstanden, die sonst vermut- harmonisch, aber es setzen alle im selben Moment ein und lich nicht entstanden wären. Weil man zufällig das gleiche nach ein paar Schlägen im selben Moment ab. Tagesziel er- Instrument spielt oder weil die Instrumente und nicht reicht. Die Kinder packen ihre Instrumente wieder ein, an- Freundschaften die Sitzordnung bestimmen.» Ausserdem ders als die Fünftklässler müssen sie sie aber in der Schule schaffe das Klassenmusizieren verbindende Erfolgserleb- lassen. Noch fehlen die Verträge, die von den Eltern unter- nisse, etwa bei einem Auftritt an einem Schulanlass oder schrieben werden müssen. Darin geht es vor allem um die vor fremdem Publikum. So werde seine Klasse demnächst Frage der Haftung, denn die Instrumente sind kostbar und in einem Altersheim spielen. Und vor den vergangenen sollen nicht fahrlässig oder gar mutwillig beschädigt wer- Sommerferien habe sie an einem Samstag ein Ständchen den. Die Enttäuschung der Kinder darüber, dass sie sich gegeben an der Seepromenade und Geld für eine karitative noch gedulden müssen, bis sie ihre Instrumente mit nach Organisation gesammelt – aus eigener Initiative. Hause nehmen dürfen, ist wohl der beste Beweis dafür, dass Das grosse Highlight winkt zum Abschluss der zwei das «Sämchen», von dem Musikschulleiter Peter Reichen Jahre Klassenmusizieren: ein grosses Benefizkonzert im spricht, bereits auf fruchtbaren Boden gefallen ist. ! Volkshaus gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus anderen Schulhäusern. Die Klassen können sich für eine * Alle Namen der Kinder geändert Teilnahme anmelden, die letzten beiden Konzerte wurden von Kurt Aeschbacher moderiert, bekannte Musiker – Mario Beretta 2011 und Heidi Happy 2012 – komponierten Werke Jedem Kind sein Instrument eigens für die jugendlichen Musikanten. Einen solchen Die Idee des Klassenmusizierens stammt aus den USA. Auftritt möchten die beiden Fünftklässlerinnen Lea* und In Europa wurde sie Anfang der 1990er Jahre unter an- Yasmina auch erleben. Und sie sind zuversichtlich, dass sie derem von der Akademie für Musikpädagogik in Wies- dieses Ziel erreichen werden: «Wir sind eine gute Klasse», baden (D) aufgenommen und verbreitet. Auch in der betonen sie unisono. Lea nimmt Gitarrenunterricht, in der Schweiz bestehen seit einigen Jahren Projekte in diver- Klasse spielt sie Klarinette. Für sie geht es zwar manchmal sen Kantonen. Die Musikschule Konservatorium Zürich etwas langsam vorwärts, trotzdem findet sie Klamu «cool». der Stadt Zürich bietet ihr Modell seit 2007/08 an. Es Yasmina hingegen hat bisher kein Instrument gespielt und eignet sich für Kinder von der 3. bis zur 6. Klasse, schätzt es, für zwei Jahre gratis das Klarinettenspiel er- empfohlen wird eine Dauer von zwei Jahren. Es besteht lernen zu dürfen. Zuhause übe sie sicher zwei- bis dreimal die Wahl zwischen Bläser- und Streicherklassen. Die die Woche, versichert sie, obwohl das gar nicht verlangt Instrumente werden zur Verfügung gestellt, einen werde. Auch Miguel übt zuhause auf seinem Instrument, wichtigen finanziellen Beitrag hierzu leistet die Förder- sein Vater helfe ihm dabei, denn der spiele wie er selbst stiftung Musikschule Konservatorium Zürich. [jo] auch Saxofon. Nur Flavio, der zuhause Klarinette und in der Schule Posaune spielt, rümpft ein bisschen die Nase: «Ich ∑ www.stadt-zuerich.ch/mkz, www.klassenmusizieren.ch Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012 19
Volksschule Lustvoll schreiben lernen An der QUIMS-Schule Leutschenbach lernen Schülerinnen und Schüler in Schreibkonferenzen, mit eigenen und fremden Texten umzugehen – und Freude daran zu haben. Text und Foto: Charlotte Spindler Wie entsteht eine Reportage? Für ihre zwei Seiten haben die meisten schon dazwischen auch mal unterbrechen: 20 Sekundarschülerinnen und Sekun- geschrieben und machen sich jetzt «Du bringst die Zeitformen durchein- darschüler hat Eva-Maria Holzer ei- daran, einander die Texte vorzulesen. ander», konstatiert eine der jungen nen Leitfaden vorbereitet, den sie jetzt Grüppchen setzen sich zusammen – Frauen. Die Schreiberin nimmt den auf den Hellraumprojektor legt. Die und dies nicht in der gleichen Sitz- Stift, streicht und ändert auf dem Blatt. junge Lehrerin wiederholt die wich- ordnung wie beim übrigen Unterricht. «Und es ist nicht immer ganz klar, tigsten Punkte, die beim Verfassen ei- Rote Gymnastikbälle werden herange- wer nun spricht – bist du es, oder ner Reportage berücksichtigt werden rollt, drei junge Frauen ziehen sich mit meinst du uns?» Gemeinsam brüten müssen: Nicht bloss aufzählen (und ihren Schreibheften aufs Sofa zurück, sie über Textpassagen, erörtern Recht- dann machten wir …), sondern versu- andere bleiben an den Tischen, das schreibfehler und holen im Zweifels- chen, eine Stimmung aufzubauen, die Heft vor sich. fall ein Wörterbuch oder eine Wort- auf einen Höhepunkt zustrebt, dann schatzscheibe aus dem Regal. das Ereignis selbst schildern und ei- Gemeinsam brüten Am Tisch sitzen zwei Jungs und nen Abschluss finden, der bestimmte In der Klasse von Eva-Maria Holzer ein Mädchen. Daniel hat den Einstieg Elemente nochmals aufnehmen kann. ist jeden Donnerstag Schreibkonfe- in seine Reportage mit stimmigen Das Thema der Reportage: das Klas- renz; zwei Stunden beschäftigen sich Details und Lokalkolorit angereichert. senlager im Bündnerland im vergan- die Jugendlichen mit dem Handwerk Man fühlt schon fast die warme Mor- genen Sommer. des Schreibens, sie lernen, sich mit gensonne im Zimmer, riecht den Duft Wir befinden uns in der Schule fremden und eigenen Texten ausein- des frischen Brotes im Frühstücks- Leutschenbach in Zürich Nord, einer anderzusetzen, Kritik zu üben und an- raum. Schön auch die Formulierung: QUIMS-Schule. Kinder mit Schwei- zunehmen. Die Arbeit mit den Texten «Ich fühle jeden einzelnen Stein, über zerdeutsch als Muttersprache gehören fördert auch den freundschaftlichen den ich mit dem Velo fahre.» Dann hier zu einer kleinen Minderheit. Auf Umgang untereinander. Die drei Schü- wird der Erzählstrang etwas diffus, dem Programm steht heute die soge- lerinnen auf dem Sofa zeigen gleich, aber die Reportage ist ja auch noch nannte Schreibkonferenz. Die Repor- wie das gemeint ist: Reihum liest jede nicht fertig. Der Tischnachbar möchte tageentwürfe der Jugendlichen sind aus ihrer Reportage, während die an- wissen, wie es weitergeht. Doch der unterschiedlich weit gediehen; ein, deren zwei aufmerksam zuhören und Schreiber klappt das Heft zu, er wird zu Hause daran arbeiten. In wenigen Wochen müsse er fertig sein, sagt er. Und ja, natürlich gebe es dafür eine Die QUIMS-Evaluation Note. Ganz zum Schluss kommen die Im Auftrag der Bildungsdirektion wurden Stand und Wirkung des Programms ins Reine geschriebenen oder auf dem Qualität in multikulturellen Schulen (QUIMS) überprüft. Die Evaluationsstudie Computer getippten Werke in den zeigt, dass an QUIMS-Schulen das Lesen grundsätzlich gefördert und das Klassenordner und werden in einer Schulklima positiv beeinflusst wird. Insbesondere bezüglich Schreiben Klassenlagerzeitung veröffentlicht. besteht noch Handlungsbedarf. Nun entwickelt die Bildungsdirektion das Während sich die einen noch im Programm QUIMS weiter. Neu sollen die Schulen unter anderem stärker auf Flüsterton über ihre Texte austau- Schreibförderung setzen. Am 10. November 2012 findet in Zürich die Netz- schen, haben sich andere wieder an werktagung «SchreibWelten! Das Schreiben an multikulturellen Schulen för- ihre Entwürfe gemacht. Nicht bei allen dern» statt. QUIMS-Schulen tauschen Erfahrungen aus und entwickeln ihre gehts so schnell. Die Lehrerin über- Praxisarbeit weiter. Verschiedene Referate und Workshops mit Themen wie nimmt die Rolle einer Textberaterin; «Das Klassentagebuch» oder «Digitale Medien zur Sprach- und Schreibförde- sie zirkuliert zwischen den Tischen, rung einsetzen» finden statt. [red] schaut den Kindern über die Schulter, gibt da und dort einen Tipp, dann setzt ∑ www.vsa.zh.ch/quims > Vernetzung und Weiterbildung sie sich zu einem Jungen, der mit dem 20 Schulblatt des Kantons Zürich 6/2012
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