HAMBURG WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
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HAMBURG [WOHNUNGSMARKT] S. 4 DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT Vier Trends im Überblick S. 8 [HAMBURG] FOKUSSIERT Wind of Change S. 12 ZAHLEN & FAKTEN Wissenswertes rund um den Hamburger Wohnimmobilienmarkt CITY REPORT 2021
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG BNP Paribas Real Estate INHALT 08 04 DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT Vier Trends im Überblick 08 [HAMBURG] FOKUSSIERT Wind of Change 12 ZAHLEN & FAKTEN Wissenswertes rund um den Hamburger Wohnimmobilienmarkt 24 WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE! Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum 20 THE FUTURE IS NOW Digitale Lösungen für private Vermieter 28 SMART CITY Die digitale Transformation der Städte Fotos / Visualisierungen: Garbe Immobilien-Projekte GmbH; Fox 1 GmbH; shutterstock / jamesteohart 28 04 2
EDITORIAL W „Die Bedeutsamkeit as sind die Wohntrends von heute und morgen? Bereits zum zweiten Mal geben wir Ihnen mit unseren Wohnmarkt-Reports einen detaillierten Einblick in die wichtigsten Standorte Deutsch- der Assetklasse ist lands. Neben den Zahlen und Fakten zum jeweiligen regionalen im vergangenem Jahr Markt erwarten Sie anschauliche Best Practices, welche die Vielseitigkeit abermals gestiegen. des Wohnens aufzeigen. Das zurückliegende Jahr hat zwar zweifelsohne in der gesamten Der Bereich Wohnen ist Immobilienbranche seine Spuren hinterlassen, gleichzeitig zeigte sich aber krisenfest und daher auch, dass die einzelnen Assetklassen hinsichtlich ihrer Resilienz sehr attraktiver denn je.“ heterogen sind. So entwickelten sich in der Assetklasse Wohnen die Miet- CHRISTOPH MESZELINSKY und Kaufpreise weiterhin überwiegend positiv. Head of Residential Investment, Wohnraum ist schon lange nicht mehr nur der Ort, an dem wir leben BNP Paribas Real Estate und unsere Freizeit verbringen: Die Pandemie hat uns gezeigt, dass unse- re eigenen vier Wände auch Arbeitsplatz, Fitnessstudio und Restaurant in einem sein können. Wie werden also die Wohnformen der Zukunft aus- sehen? Wir werfen einen Blick auf die Trends, welche die Branche in Zu- kunft beschäftigen werden. Dabei spielen auch junge Unternehmen, wie beispielsweise PropTechs, eine immer wichtigere Rolle. Sie helfen dabei, In- novationen und Digitalisierung voranzutreiben und die Vision Smart Home oder gar Smart City möglich zu machen. Der Wohnmarkt von morgen muss sich aber auch mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Hilft beispielsweise der Holzbau dabei, nach- haltigen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? Begleiten Sie uns in der neuen Ausgabe unserer Reports zu den unter- schiedlichsten Projekten in ganz Deutschland und lassen Sie sich von der Vielseitigkeit inspirieren! Christoph Meszelinsky IMPRESSUM Herausgeber, Copyright & Creative Direction & Design Titelfoto klimaneutral natureOffice.com | DE-140-856628 Redaktion KD1 Designagentur, Köln LemonOne GmbH gedruckt BNP Paribas Real Estate GmbH Redaktion Michaela Stemper Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Report das generische Maskulinum verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung. 3
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG BNP Paribas Real Estate DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT VIER TRENDS IM ÜBERBLICK Manch einer würde sicher sagen, dass der Bereich Wohnen konstant und im Vergleich zu anderen Assetklassen kaum Veränderungen unterworfen ist. Wer jedoch genauer hinschaut, sieht, dass sich momentan ein Trans- formationsprozess abzeichnet. Nicht nur die Digitalisierung bringt viele Veränderungen mit sich, auch das Thema Nachhaltigkeit prägt das Denken 1. und die Ziele der Nutzer, und damit wandeln sich auch die Methoden, das Bauen und der gesamte Immobilienzyklus. Digitalisierung Es gibt keine Branche oder keinen Bereich, der sich nicht mit der Von einem Smart Building spricht man, wenn es um die Ver- Digitalisierung auseinandersetzen muss – so auch die Immo- netzung von Zweckgebäuden geht. Wenn eine gesamte Stadt bilienbranche. Es scheint, als würde momentan alles smart durch Sensoren und Co. vernetzt ist, bezeichnet man diese werden: angefangen vom Smart Home über Smart Buildings als Smart City. Noch ist diese Vernetzung ganzer Städte bis hin zu smarten Quartieren oder gar zur Smart City. größtenteils Zukunftsmusik. Doch gerade Quartiersentwick- Ein Smart Home bezeichnet die Digitalisierung im Wohn- lungen sind eine gute Möglichkeit, um smarte Technologien bereich. Bei Wohnimmobilien kommen verschiedene Sen- wie Apps, Internet of Things (IoT) und Machine Learning zu soren und Techniken zum Einsatz, die für mehr Komfort im erproben. Viele digitale Maßnahmen wie Licht- und Tempe- Eigenheim oder in der Mietwohnung sorgen. ratursteuerung sowie Video-Türsprechanlagen gehören bei Quartieren bereits zum Standard. Dennoch ist ein komplett digitales Quartier noch eine Seltenheit und damit ein Allein- „Sensoren liefern Daten zu Heizung, stellungsmerkmal, das im Markt positiv bewertet wird. Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Sicherheit „Digitalisierung ist vorrangig in der Neubauentwick- lung der vergangenen 5 bis 10 Jahre in den Gateway Cities und anderen Gebäudeaspekten, damit anzutreffen. Noch nutzen viel zu wenig Neubauprojekte die Eigentümer und Betreiber Funktionen und Chancen des vernetzten Wohnbaus – obwohl ökonomische, Dienstleistungen so optimieren können, ökologische und soziale Aspekte dafürsprechen. Auch wenn dass der ökologische Fußabdruck des es wenige Erhebungen dazu gibt, würde ich schätzen, dass der Anteil im einstelligen Prozentbereich liegt“, berichtet Gebäudes so klein wie möglich ausfällt. Christoph Meszelinsky, Co-Head Residential Investment Damit ist Digitalisierung der unverzicht- bei BNP Paribas Real Estate. Neben Smarthome-Anwen- bare Begleiter für nachhaltiges Bauen.“ dungen werden auch weitere Innovationen wichtiger in der (Wohn-)Immobilienwirtschaft: angefangen beim Building DR. EIKE WENZEL Information Modeling (BIM) über Blockchain bis hin zur Institut für Trend- und Zukunftsforschung künstlichen Intelligenz (KI). 4
Der Wohnmarkt der Zukunft 2. Nachhaltigkeit Am Thema Nachhaltigkeit kommt auch das Prinzip ein wichtiger Trend, mit dem der Wohnimmobilienmarkt nicht vor- sich Immobilienakteure beschäftigen bei, so viel ist aus den Zielen des Pa- sollten. C2C ist angelehnt an die Kreis- riser Abkommens deutlich geworden. läufe in der Natur und kann als „vom Auch der „Klimaschutzplan 2050“ der Ursprung zum Ursprung“ oder „von der Bundesregierung gibt für den Gebäu- Wiege zur Wiege“ übersetzt werden. desektor ein klares Klimaschutzziel Cradle-to-Cradle-Produkte werden be- vor: Wohn- und Arbeitsstätten sollen reits bei der Entstehung so konzi- im Jahr 2030 nur noch 70 bis 72 Mio. piert, dass eine Wiederverwertbarkeit Tonnen CO2 ausstoßen. Dabei stützt gewährleistet wird. Anders als beim sich die Wohn- und Wärmewende vor Recycling sollen Materialien ohne Qua- allem auf drei Pfeiler: Energieeffizienz, litätsverlust immer wieder für densel- 1 verfügbare erneuerbare Energien (Pho- ben Baustoff wiederverwendet werden. tovoltaik) sowie alternative Baustoffe Aus den Baustoffen einer Immobilie wie Holz oder Recycling-Beton. soll so am Ende der Nutzungsdauer ein In einigen Bereichen ist der Wohn- neues Gebäude entstehen können. markt schon nachhaltig aufgestellt. So Immer mehr Menschen wohnen im wird beispielsweise der Baustoff Holz urbanen Raum, wollen aber nicht auf in Deutschland vor allem beim Woh- ökologische Produkte, Pflanzen oder nungsbau eingesetzt. Andere Asset- die Gartenarbeit verzichten. Landwirt- klassen tun sich hingegen noch schwer schaftliche Flächen in der Stadt sind damit. Zu Unrecht, wie Udo Cordts-San- jedoch rar. Aus diesem Grund gewinnt zenbacher, Geschäftsführer & Co-Head die urbane Landwirtschaft an Bedeu- Residential Investment, erklärt: „Holz tung – ein weiterer grüner Trend. Urban weist ein einzigartiges Verhältnis von Farming und Urban Gardening werden Eigengewicht und Tragkraft, Brand- zwar größtenteils als Synonyme ver- und Wärmeschutz auf. Daher ist diese wendet. Das Urban Gardening bezieht Bauweise eine ideale Möglichkeit, be- sich jedoch nur auf den Anbau für den stehende Gebäude aufzustocken oder Eigenbedarf, während das Urban Far- Baulücken zu schließen. Gerade im ur- ming die Landwirtschaft im städtischen banen Raum ist diese Nachverdichtung Bereich bezeichnet. Hierbei werden Ge- im Wohnbereich dringend notwendig.“ müse-, Obst-, Pflanzen- oder Kräuter- Cradle to Cradle (C2C) steckt in der gärten angelegt, um auch auf kommer- Immobilien- und Wohnungswirtschaft zieller Basis Produkte für eine größere noch in den Kinderschuhen, dennoch ist Bevölkerungszahl zu liefern. 1 Entspannend und nachhaltig: Urban Gardening trägt zum Wohlbefinden der Bewohner bei. 2 Dr. Eike Wenzel, Gründer des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung Stadt der Zukunft 2 „Die Zukunft gehört den Gebäuden, in denen die Bewohner nicht nur leben und arbeiten, sondern auch einen Großteil ihrer Lebensmittel und Dinge ihres täglichen Bedarfs erzeugen können. Auf dem Dach liefern Solarmodule übers Jahr gesehen 45 % des Stroms für die Gebäude. Gewächshäuser, die ganzjährig mit LED-Licht betrieben werden, produzie- ren 40 % der für die 3.000 Bewohner erforderlichen Menge an Gemüse und Obst. Werden Gebäude nicht zehn oder mehr Stockwerke hoch gebaut, lässt sich auch der gesamte Strom- und Gemüsebedarf auf den Dächern produzieren. Gibt es Zeiten mit überschüssigem Solarstrom, landet der unter anderem in der Tiefgarage, um dort die Elektroautos aufzuladen. Und statt für Besorgungen in die Innenstadt zu fahren, können Bewohner im Erdgeschoss Dinge des täglichen Bedarfs mithilfe von 3-D-Druckern selbst herstellen.“ 5
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG BNP Paribas Real Estate Neue Arten des Wohnens Die Art und Weise, wie wir wohnen, befindet sich Gesellschaft immer größer, sodass sich auch die im ständigen Wandel. Schon vor der Corona-Pan- Coliving-Angebote ausweiteten. Diese bieten ne- demie zeichneten sich verschiedene Veränderun- ben einem Zimmer – wie in einer klassischen Stu- gen ab. Beispielsweise war ein Trend, die Fläche dierenden-WG – auch eine Gemeinschaft, ähnlich zu verkleinern: Mikroapartments und Tiny Houses dem Coworking. Man lebt nicht nur zusammen, stießen bei Nutzern und im ersten Fall auch bei man arbeitet auch im eigenen Zuhause wie in Investoren auf immer mehr Interesse. Coworking-Flächen. Die WG 2.0 war geboren! Bei Mikroapartments handelt es sich um sehr „Geselligkeit ist dabei nur ein Aspekt. Wie schon kleine, vollmöblierte Wohnungen, die, häufig um beim Microliving treibt die Nutzer des Colivings umfangreiche Dienstleistungen ergänzt, vermie- vor allem der Wunsch nach hoher Flexibilität und tet werden. Mieter können Studierende oder Aus- Vereinfachung an. Dazu kommt das Bedürfnis, 3. zubildende sein, aber auch Geschäftsleute oder zu einer exklusiven Community mit limitiertem Pendler, die kurzfristig eine Wohnung benötigen. Zugang zu gehören. Der All-Inclusive-Ansatz der Die klassische Standardgröße beträgt zwischen Anbieter ist marktgängig. Nutzer wollen alles aus 20 und 25 m². „Mit dieser Wohnungsgröße er- einer Hand und bereits im Preis inbegriffen“, er- reicht man in der Regel das beste Verhältnis zwi- klärt Wilke. schen Baukosten und späteren Mieteinnahmen Doch was macht die Pandemie aus die- – ein wichtiger Anhaltspunkt für Investoren“, sem Trend? Zum einen wird immer häufiger der so Stefan Wilke, Director National Residential Wunsch nach mehr Fläche artikuliert, eine Er- Investment bei BNP Paribas Real Estate. weiterung um ein Arbeitszimmer oder gar einen Gerade die jüngere Generation war vor der Fitnessraum. Auch Balkon, Terrasse und Grün- Pandemie viel in Bewegung, wechselte häufiger flächen scheinen bedeutender zu werden. Zum den Wohn- oder Arbeitsort und zeigte sich da- anderen wird aber an früheren Trends wie den her begeistert von den Full-Service-Angeboten, Mikroapartments festgehalten. Die Zeit wird zei- die manch ein Mikroapartment-Betreiber anbot. gen, welche neuen Arten des Wohnens die Zu- Gleichzeitig wurde aber auch der Wunsch nach kunft für uns bereithält. Kanso Frankfurt: Das Mikroapartment-Projekt mit über 300 Einheiten überzeugt durch eine hochwertige Bauweise und eine stilvolle Innenausstattung. 6
Der Wohnmarkt der Zukunft 4. 1 2 1 Krisenfest: Healthcare-Immobilien erfuhren in der Pandemie im Vergleich zu anderen Bereichen keinen Rückgang in der Nachfrage von Investorenseite. 2 Anna-Lena Hetzel Transaction Manager BNP Paribas Real Estate Investment Management Demografischer Wandel Ein weiterer Trend, der nicht vernach- xen, aber auch Formen des betreuten „Die Assetklasse der Healthcare-Immo- lässigt werden sollte, ist der demografi- Wohnens, die es den Senioren ermög- bilien hat in der Pandemie im Vergleich sche Wandel. Unsere Gesellschaft wird lichen, ihr Leben so lange wie mög- zu anderen Bereichen keinen Rückgang immer älter, doch gerade für die späte lich selbstständig – aber mit gewisser in der Nachfrage von Investorenseite Lebensspanne fehlt es an bedarfsge- Unterstützung – zu führen. Bereits erfahren und sich als sehr krisenfest rechten Wohnlösungen. Aus diesem heute gibt es neben den traditionellen gezeigt. Dies gilt insbesondere für Se- Grund gewinnen Healthcare-Immobili- Pflegeeinrichtungen betreutes oder niorenheime, die durch entsprechend en immer mehr an Relevanz. Service-Wohnen, Seniorenresidenzen, hohe Schutzmaßnahmen gegenüber Der Bedarf an seniorengerechtem Pflege-WGs, Mehrgenerationenhäuser ihren Bewohnern kaum von der Krise Wohnen steigt hierzulande massiv. oder Cohousing-Modelle. betroffen waren. Dies hat dazu geführt, Während in Deutschland im Jahr 2012 Seniorengemeinschaften werden dass die Nachfrage nach Seniorenhei- knapp 21 % der Einwohner über 65 Jah- schon jetzt als einer der am schnells- men und Healthcare-Immobilien im re alt waren, wird dieser Anteil nach ten wachsenden und sich entwickeln- Allgemeinen weiter gestiegen ist, das Fotos: Fox 1 GmbH; Adobe Stock / Spuno Schätzungen des BMI bis zum Jahr 2035 den Sektoren auf dem Immobilienmarkt Wettbewerbsverhalten unter den In- auf etwa 30 % ansteigen. 2050 wird so- angesehen. Und dieser Trend wird sich vestoren deutlich zugenommen hat gar damit gerechnet, dass jeder Siebte auch in Zukunft fortsetzen, da sich und die Renditen für die Assetklasse älter als 80 Jahre sein wird. Gesundheitsimmobilien als relativ im- weiter gesunken sind. Durch das ge- Jetzt und besonders in der Zukunft mun gegen allgemeine wirtschaftliche stiegene Investoreninteresse erwarten werden daher immer mehr Health- Krisen zeigen, weiß Anna-Lena Hetzel, wir eine zunehmende Professionalisie- care-Immobilien gebraucht. Dazu zäh- Transaction Manager von BNP Paribas rung des gesamten Marktes.“ len Pflegeheime, Ärztehäuser und Pra- Real Estate Investment Management: 7
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG BNP Paribas Real Estate [HAMBURG] FOKUSSIERT WIND OF CHANGE In Hamburg stehen die Zeichen auf Veränderung. Garbe Immobilien setzt die Segel für zukünftige Entwicklungen in der Hansestadt. Der Geschäftsführer Fabian von Köppen verrät, warum Holzbau wirklich nachhaltig ist, wo Einzelhandel Wohnraum schafft und wie man für Singles ein Perfect Match entwickelt. Beginnen wir mit dem Blick auf das große der Elbvertiefung, über den Autobahnausbau mit dem Ganze: Was ist Ihrer Meinung nach typisch für die A7-Deckel und endet beim ÖPNV mit der S4. Stadtentwicklung in Hamburg? Fabian von Köppen: Hamburgs Stadtentwickler ha- Was sind aus Sicht eines Entwicklers ben schon immer in großen Linien geplant und hatten interessante Stadtteile? weitsichtige Baudirektoren. Denken Sie an Fritz Schu- Fabian von Köppen: Im Norden ist es Barmbek, Wands- macher. Dass man hier das große Ganze im Blick hat, bek im Osten, und auch die Innenstadt ist spannend. zeigt sich eindrucksvoll an Hamburgs Achsenplan, der Dieser große Bezirk erstreckt sich interessanterweise HafenCity und dem „Sprung über die Elbe“. mit der HafenCity Richtung Osten. Innerstädtisch wird die Konversion von Einzelhandels- und Produktions- Sehen Sie einen besonderen Wohnungs- flächen, wie in der jüngsten Vergangenheit das Hols- bedarf in Hamburg? ten-Areal in Altona-Nord, neue Möglichkeiten für den Fabian von Köppen: Die Elbmetropole unterscheidet Wohnbau erschließen. sich hier kaum von anderen A-Städten. Die Nachfra- ge nach Wohnraum ist hoch; und gut erschlossene Welche Projekte haben in der letzten Zeit maß- Wohngebiete auch im Umland wären wünschenswert. geblich die Stadtentwicklung beeinflusst? Stadt und Umland sollten enger zusammenarbeiten, Fabian von Köppen: Eigentlich banal, aber die Elbphil- um eine starke Metropolregion – ähnlich dem Rhein- harmonie hat den Bekanntheitsgrad der Stadt enorm Main-Gebiet – zu bilden. Dabei müssten beide Seiten gesteigert. Richtungsweisend war zudem die Olympia- die Lasten tragen, was aber die positive Folge haben bewerbung, verknüpft mit einer Stadtentwicklungsvisi- würde, dass alle gewinnen. Hamburg verliert oft zu viel on. Hier wurde der „Sprung über die Elbe“ formuliert, Zeit aufgrund von Partikularinteressen: Es beginnt bei detailliert und in einem ehrgeizigen Plan umgesetzt. 8
[Hamburg] fokussiert „Wenn es stürmt, fühlt man sich im Roots wie auf einem Leuchtturm.“ Fotos / Visualisierungen: Garbe Immobilien-Projekte GmbH 9
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG BNP Paribas Real Estate 1 Auch ein Perfect Match: Holzbau und moderner Lifestyle auf 19 Etagen 2 Der Blick aufs Wasser ist überall begehrt – auch in der HafenCity. 2 1 „Die HafenCity – ein mutiges, innerstädtisches Stadt- entwicklungsprojekt, das derzeit sogar das größte seiner Art in Europa ist.“ Welche Erfahrungen haben Sie insbesondere in Forschung und Entwicklung investiert – eine halbe in der HafenCity gemacht? Million kam von der Deutschen Umweltstiftung. Unser Fabian von Köppen: Die HafenCity sehe ich als Schar- Erfahrungsschatz war es, der zu Roots führte. nier für die Entwicklung Richtung Süden und Osten. Ein mutiges, innerstädtisches Stadtentwicklungsprojekt, Was macht Roots besonders? das derzeit sogar das größte seiner Art in Europa ist. Fabian von Köppen: Roots ist eine herausragende In- Hier wird Bauinnovation über Konzeptausschreibungen genieursleistung im Holzbau. Die Bruttogeschossfläche gefördert. Garbe Immobilien ist ein großer Hafen von rund 35.000 m² teilt sich auf das 19-stöckige Hoch- City-Fan: Wir konnten hier neun Bauvorhaben realisie- haus, einen Sechsgeschosser und eine gemeinsame ren. Unser eigenes Büro liegt nur wenige hundert Meter Sockelfläche auf. Bis auf die Betontreppenhäuser und von der Projektentwicklung Roots entfernt. die großen Ausstellungshallen wurde ausschließlich Baufichte und Baubuche verwendet. Diese stammt aus Das Bauprojekt gilt als spektakulär und Mitteleuropa und ist FSC-zertifiziert. wegweisend, warum? Fabian von Köppen: Roots, also englisch Wurzeln, Wie muss man sich die Bauarbeiten vorstellen? wird mit ca. 65 m Höhe zukünftig das höchste Holz- Fabian von Köppen: Holz kann man bei der Geschoss- hochhaus Deutschlands sein. Es soll erden: Wir wol- anzahl nicht zimmermannsartig übereinanderschich- len „back to the roots“, also zum Kern der Sache zu- ten, sondern man arbeitet mit Bauteilen. Wo hoher rückkehren. Roots ist mit seiner High-End-Architektur Druck herrscht, kommt Baubuche zum Einsatz, Fichte aus Holz ein Meilenstein in unserer Unternehmens- wiederum bei geringerer Traglast. Wir verbauen über geschichte. 5.500 m³ Holz – so viel wie noch nie in einem Haus weltweit. Das Interessante ist: In nur 23 Minuten ist Denn Garbe beschäftigt sich schon diese enorme Menge nachgewachsen, denn 3,8 m³ Holz länger mit dem Holzbau … wachsen pro Sekunde in deutschen Wäldern. Die Bau- Fabian von Köppen: 2015 begannen wir, uns syste- kosten sind etwa 10 % höher, aber mit diesem Rohstoff matisch mit Holz als Alternative zum Wärmedämm- können wir unseren CO2-Fußabdruck drastisch verrin- verbundsystem auseinanderzusetzen. Wir empfanden gern. Unbehagen dabei, wenig nachhaltige Materialien für zukünftige Generationen zu verbauen. Zu dieser Zeit sah Wo liegen die Herausforderungen? man noch keine Verwendung für Holz bis zur Gebäude- Fabian von Köppen: Im Holzbau muss man präzise klasse 5. Das hat uns angespornt. Beim ersten Projekt planen. Jedes Detail muss stimmen, denn wir können ersetzte eine 30 cm dicke Massivholzwand das klassi- auf der Baustelle nichts mehr adjustieren. Das ist ein sche WDVS. Und siehe da: es ging ohne Dämmung. Holz Bruch in unserer bisherigen Planungswelt. Für ge- ist ein fantastischer Baustoff, mit dem man das Stadt- wöhnlich wird baubegleitend geplant und vieles noch klima neutral gestalten kann. Rund 6 Mio. € hat Garbe auf der Baustelle entschieden. Roots benötigte deshalb 10
[Hamburg] fokussiert etwa die doppelte Planungszeit, was aber auch am Bau in den letzten fünf Jahren stetig gewachsen ist. Da- Brandschutz liegt. Die Anforderungen übersteigen hier durch rechnen wir bei Roots mit einem Aufschlag von um 30 % die Normen des herkömmlichen Baus. Unsere etwa 15 bis 20 %. flächendeckende Sprinkleranlage beispielsweise über- erfüllt sogar die Norm. Und was schätzen Residential-Investoren an der Hansestadt? Welche Aspekte eines modernen Fabian von Köppen: Stabilität. Hamburg verzeichnet Quartiers erfüllt Roots? seit Jahrzehnten eine stabile Seitwärtsentwicklung – Fabian von Köppen: Neben der Holzbauweise mit ihren mit steigender Tendenz. Fast langweilig stabil. Aber hervorragenden Dämmeigenschaften, basiert das Ener- langweilig ist in diesem Jahr sicherlich das neue Sexy. giekonzept auf Fernwärme. Vielleicht überraschend, Nicht nur Mieter, auch Investoren zeigen Interesse an aber Sie werden keine Photovoltaik finden. Denn die Pla- nachhaltigen Projekten. Vor allem jüngere Käufer ge- ner wollten trotz der Höhe einen nutzbaren Außenraum ben – auch ererbtes – Geld dafür aus. mit einer Glasfassade schaffen. Diese lässt sich wie eine zweite Membran auf- und zuschieben. Jeder, der in Gibt es weitere zukunftsweisende Garbe-Projekte? Hamburg schon einmal direkt am Wasser gestanden hat, Fabian von Köppen: Wie wir in Zukunft leben werden, weiß, wie wichtig Windschutz ist. Wenn es stürmt, fühlt unterliegt dem Wandel. Weil sich beispielsweise unsere man sich im Roots wie auf einem Leuchtturm. Einkaufsgewohnheiten verändern. Daraus resultierend werden wir Einzelhandelslagen verlieren. Durch Kon- Und weitere Aspekte Ihres Leuchtturmprojekts … version dieser Flächen können wir eine Durchmischung Fabian von Köppen: Im Turm befinden sich 128 Eigen- vorantreiben. Wir entwickeln hier ein spannendes Kon- tumswohnungen und die Büros der Stiftung. Weitere 53 zept: der „Marktplatz der Manufakturen“. Produzieren, geförderte Wohnungen entstehen im Riegel. Beides fußt ausstellen, verkaufen, alles kann auf einer großen Flä- wiederum auf der 2.000 m² großen Ausstellungsfläche che stattfinden – und darüber wird gewohnt. Der zweite der Deutschen Wildtierstiftung. So entsteht ein moder- Trend, den ich angerissen hatte, ist der zu kleinen Woh- ner Mixed-Use aus Wohnen, Arbeiten und Leben. nungen. Überzeugte Singles wollen allein leben, suchen aber Leben und Gemeinschaft in einer Community. In Wildtiere in der Stadt? gemischten Häusern fühlen sich Alleinstehende oft als Fabian von Köppen: Das Stiftungskonzept ist spannend: Randgruppe. Deshalb haben wir ein Konzept für Sing- Wer die Wildtiere nicht kennt, kann sie auch nicht les im Segment 40plus entwickelt. In unserem „WeDock“ schützen. Es ist ein Anliegen der Stiftung, in die Städ- vermieten wir mit einer Wohnung auch Gemeinschafts- te zu kommen und aufzuklären. Der Gründer Haymo räume wie ein Gym, eine Bibliothek oder die große Küche Rethwisch war überzeugt, dass es keinen Widerspruch mit langem Tisch für gesellige Abende. zwischen Ökologie und Ökonomie geben muss. So pas- sen die Wildtierstiftung und Roots perfekt zusammen. Auf welche Nachfrage trifft Ihr Konzept? Fabian von Köppen: Unser Angebot ist auf die Nach- frage nach kleinen, kompakten Wohnungen mit urba- nem Charakter ausgerichtet. Roots bietet etwa 50 % 2-Zimmer-Wohnungen und 45 % 3- bis 4-Zimmer-Woh- nungen. Das Konzept zielt auf den modernen Lifestyle ab: mit Yogaraum, Gemeinschaftsterrasse und dem „Lotse“-Conciergeservice. Dies entspricht dem Bedarf der Young-Urban-Professionals, die Service Facilities honorieren. Leben im Hochhaus ist übrigens im asia- Fotos / Visualisierungen: Garbe Immobilien-Projekte GmbH tischen Raum normal. In Deutschland kennen wir nur die 1970er-Jahre-Hochhäuser oder die exorbitant teu- ren Wohntürme, die es heute gibt. Roots liegt ein Stück weit dazwischen. Wie spiegelt sich das in der Mietpreis- entwicklung wider? Fabian von Köppen: Wir verkaufen ausschließlich Ei- gentum an Kapitalanleger und kalkulieren dafür die in der HafenCity übliche Miete. Wird Wasserblick geboten, Yogaraum und Gemeinschaftsterrasse: Das Konzept ist die Miete unweigerlich höher. Nachhaltige Projekte des Roots trifft den Lifestyle der Young-Urban- werden präsenter, weil das Interesse an ökologischem Professionals in Hamburg. 11
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG BNP Paribas Real Estate HAMBURG Die zweitgrößte Stadt Deutschlands ist unvermindert beliebt und landet bei allen Städterankings weit oben. Da verwundert es nicht, dass die Hanseaten zu den glücklichsten Menschen Deutschlands zählen und die Bevölkerung kontinuierlich wächst. • Nicht zuletzt aufgrund der unverändert dynamischen den. Die Projektentwickler der Hansestadt sind dazu Bevölkerungsentwicklung liegt die Wohnungsnachfra- bereit, wie die vielen Bauvorhaben, die das Stadtbild ge weiterhin auf hohem Niveau. Und obwohl die Bau- aktuell prägen, zeigen. fertigstellungen in den letzten Jahren zugelegt haben, • Erfreulich ist vor allem, dass sich ihr Engagement ist weiterhin ein Nachfrageüberhang festzustellen. nicht nur auf wenige Lagen konzentriert, sondern • Die gestiegene Bautätigkeit zeigt aber trotzdem Wir- über weite Teile des Stadtgebiets erstreckt. Mit kung. Mit Fertigstellungszahlen nur knapp unter großen Stadtentwicklungsprojekten wie Neue Mitte der Marke von 10.000 Wohneinheiten konnte in den Altona, dem neuen Stadtteil Grasbrook oder der Er- letzten beiden Jahren die Lücke zwischen Wohnungs- schließung der urbanen Viertel entlang der Bille und bedarf und Fertigstellungsvolumen etwas verringert der Elbe werden eigenständige und lebendige Quar- werden. Dass der Weg zu einem ausgeglichenen tiere geschaffen. Darüber hinaus gibt es aber auch Markt aber noch weit ist, spiegelt sich in der nach eine Vielzahl kleinerer und mittelgroßer Neubauent- wie vor sehr niedrigen Leerstandsquote von rund wicklungen, die das Angebot in ganz unterschiedli- 0,5 % wider. chen Stadtteilen ergänzen. Und last, but not least • Die eingeschlagene Entwicklung, die Neubautätigkeit schreitet auch die Entwicklung der östlichen Hafen- längerfristig auf ein höheres Niveau zu heben, muss City weiter voran und stellt dem Markt ein Angebot also beibehalten und von der Politik unterstützt wer- mit ganz besonderem Flair zur Verfügung. ENTWICKLUNG BEVÖLKERUNG UND WOHNUNGSBESTAND 2014–2020 ENTWICKLUNG NACHFRAGE UND ANGEBOT 2014–2019 Bevölkerung Wohnungsbestand Genehmigungen fertiggestellte Wohnungen ø zusätzl. Haushalte p. a. 11.335 10.851 10.470 12.000 1.847.253 9.700 9.731 9.651 1.746.342 9.079 10.000 7.687 7.665 7.050 6.828 8.000 7.849 +6 % 6.086 966.164 917.234 6.000 4.000 +5 % 2.000 2014 2020 2014 2020 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020; GfK Geomarketing 12
Zahlen & Fakten AUF EINEN BLICK NACHFRAGE +5.003 Personen Wanderungssaldo im Jahr 2019, 7,6 % Arbeitslosenquote 2020, +7.979 Personen im Jahr 2018 +1,5 %-Punkte zum Vorjahr 1.013.112 Haushalte 98,9 zum 31.12.2019, +2.347 Haushalte zum Vorjahr Kaufkraftindex pro Haushalt 2020, 47.326 € Kaufkraft pro Haushalt ANGEBOT 966.164 Leerstandsquote 0,7 % 0,5 % Wohnungen zum 31.12.2019, +9.688 Wohnungen zum Vorjahr 2014 2019 32,6 % Anteil Mehrfamilienhäuser 31.12.2019, +0,1 %-Punkte zum Vorjahr 10.851 Baugenehmigungen 2019, +381 Wohnungen zum Vorjahr Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, GfK Geomarketing, Bundesagentur für Arbeit, CBRE-empirica Leerstandsindex 13
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR MIETWOHNUNGEN TEURE WASSERLAGEN TOP 5 (BESTAND) 21 1 Quickborn 7 23 ANGEBOTSMIETEN 2020 Bargteheide t er Al s Norderstedt 21,50 €/m2 HafenCity Tornesch nau in 20,90 €/m2 P Ahrensburg Harvestehude (Alsterlagen) au n P in Pinneberg 19,75 €/m2 Wellingsbüttel Rotherbaum (Alsterlagen) r te Als Fuhlsbüttel 1 18,50 €/m2 23 7 Neustadt (südlich) Steilshoop Rahlstedt 18,30 €/m2 Schenefeld Rotherbaum (westlich) Eppendorf Lurup Wedel Wandsbek Rotherbaum Blankenese Außenalster MIETDYNAMIK 2014–2020 24 Bil le 24 Elbe Ottmarschen Altona Hamm Billstedt 53 % Hafen City Elbe Glinde Fuhlsbüttel Finkenwerder No 48 % 1 Wandsbek rd 7 255 erel Reinbek be 25 48 % © mapz.com - Map Data: OpenStreetMap ODbL Wilhelmsburg Barmbek-Süd Quelle: IDN Immodaten GmbH te Dove Es 26 be Bergedorf El Neugraben- Buxtehude Fischbek 40 % G os eE Finkenwerder 25 l Harburg be 40 % Hohendeicher See Langenhorn Do ve be be El El 1 7 ve El Es e Se be te 261 Seevetal LAGEKLASSE sehr gut gut durchschnittlich einfach Foto: M. Johannsen / stock.adobe.com • Die große Nachfrage über das gesamte Stadtgebiet zwischen 21 und 28 %. Dieser Trend setzt sich auch hinweg zeigt sich daran, dass die Angebotsmieten aktuell fort, sodass selbst im Corona-Jahr 2020 An- überall deutlich zugelegt haben. Seit 2014 haben sie stiege zwischen 2 und 4 % zu beobachten waren. im Durchschnitt um 24 % angezogen. Bemerkenswert • Den stärksten Anstieg verzeichneten die einfachen ist, wie ausgeglichen sich diese Entwicklung über Lagen mit 28 %, gefolgt von den Stadtteilen mit unterschiedliche Qualitätssegmente des Marktes er- durchschnittlicher Wohnqualität, wo ein Zuwachs streckt hat. In allen Lagen bewegt sich der Zuwachs um 25 % registriert wurde. Erstaunlicherweise ran- 14
Zahlen & Fakten Nachfrage lässt Mieten in allen Lagen weiter steigen HafenCity teurer als etablierte Luxuslagen Große Dynamik in einfachen und durchschnittlichen Lagen gieren die sehr guten Lagen mit einer Steigerung um ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSMIETEN NACH WOHNLAGEN (BESTAND) 21 % am Ende des Rankings. sehr gut (+21 %) gut (+24 %) durchschnittlich (+25 %) • Dass Wasserlagen in der Hansestadt einen hohen einfach (+28 %) gesamt (+24 %) Stellenwert haben, lässt sich erahnen, wenn man €/m² sich anschaut, in welchen Stadtteilen die höchsten 16 Mieten aufgerufen werden. Hierzu gehören traditi- onell die Alsterlagen in Harvestehude (20,90 €/m²) 14 oder in Rotherbaum (19,75 €/m²). Neben einer sehr hochwertigen Altbausubstanz sind hier in den letz- 12 ten Jahren auch viele luxuriöse Wohnungen entstan- den, die teilweise deutlich über den genannten Me- 10 dianmieten angeboten werden. • Bei aller hanseatischen Tradition mussten die etab- 8 lierten Luxuslagen 2020 aber einem Newcomer den Vortritt lassen. Mit einer Median-Angebotsmiete von 21,50 €/m² führte die HafenCity das Tableau der sehr 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 guten Lagen an. Neben der unschlagbaren Standort- Quelle: IDN Immodaten GmbH qualität punktet die Lage mehr und mehr auch mit einer wachsenden Urbanität. • Anders stellt sich die Situation der Wachstumsdyna- ANGEBOTSMIETEN NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND) mik dar. Aufgrund des niedrigeren Ausgangsniveaus €/m² Median oberes Segment liegen hier einfache und durchschnittliche Lagen auf den vorderen Plätzen. Mit einem Mietpreisanstieg 20 um 53 % seit 2014 liegt Fuhlsbüttel klar an der Spit- ze und ist der einzige Stadtteil, der die 50 %-Marke 15 überspringt. Aber auch Wandsbek und Barmbek-Süd weisen mit 48 % einen hohen Zuwachs auf. Mit einem Anstieg von jeweils 40 % zählen auch Finkenwerder 10 und Langenhorn zur Spitzengruppe. • Die Verteilung der Standorte mit hoher Wachs- tumsdynamik unterstreicht die Aussage zur breiten 5 Nachfrage. Egal ob im nördlichen (Fuhlsbüttel, Lan- 12,95 12,10 12,65 13,60 13,15 genhorn), südlichen (Finkenwerder) oder östlichen Stadtgebiet (Wandsbek) – der vorhandene Nachfra- 1 2 3 4 5 und mehr geüberhang führt zu starken Mietsteigerungen. Quelle: IDN Immodaten GmbH 15
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR EIGENTUMS- WOHNUNGEN PREISE STEIGEN WEITER • Nicht nur die Mieten, sondern auch die Kaufpreise für Wohnungen, egal ob als selbstgenutzte Eigen- tumswohnungen oder als Kapitalanlage, haben in den vergangenen Jahren stark zugelegt. Die zu be- obachtende Dynamik fiel dabei noch deutlich stär- ker aus als im Mietwohnungsmarkt. • Seit 2014 haben die durchschnittlichen Ange- botspreise um rund 64 % auf gut 4.630 €/m² und damit knapp dreimal so stark zugelegt wie die durchschnittlichen Mieten. Diese Entwicklung hat sich auch im pandemiebedingt schwierigen Jahr 2020 fortgesetzt, wo die Angebotspreise im Schnitt noch einmal um 12 % angezogen haben. • Analog zum Mietwohnungsmarkt weisen die ein- fachen Wohnlagen mit einem Anstieg um 83 % den höchsten Zuwachs auf und liegen aktuell bei knapp Preise stärker gestiegen als Mieten 3.900 €/m². Verantwortlich hierfür ist in erster Li- nie das niedrigere Ausgangsniveau. Bemerkens- wert ist aber, dass sich der prozentuale Abstand Einfache und gute Lagen mit höchster Dynamik zu den Stadtteilen mit durchschnittlicher Qualität innerhalb von nur 6 Jahren mehr als halbiert hat HafenCity auch bei ETW am teuersten ANGEBOTSPREISE (BESTAND) 2020 IN DEN ABSOLUTEN PREMIUMLAGEN 9.710 €/m 2 8.725 €/m 2 8.320 €/m 2 8.315 €/m 2 8.135 €/m 2 Foto: Daniel Fröhlich / stock.adobe.com HafenCity Harvestehude Harvestehude Winterhude St. Georg (Alster) (westlich) (Alsterlage) (Alster) Quelle: IDN Immodaten GmbH 16
Zahlen & Fakten STADTTEILE MIT DER HÖCHSTEN PREISDYNAMIK 2014–2020 ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSPREISE ETW IN DEN WOHNLAGEN (PREIS 2020, BESTAND) (BESTAND) sehr gut (+72 %) gut (+72 %) durchschnittlich (+67 %) einfach (+83 %) gesamt (+64 %) 124 % €/m² 8.000 7.000 6.000 5.000 Barmbek-Nord 108 % 4.000 (6.020 €/m2) 3.000 2.000 1.000 107 % 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Horn Quelle: IDN Immodaten GmbH (3.940 €/m2) ANGEBOTSPREISE NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND) €/m² Median oberes Segment 98 % 10.000 Eidelstedt (4.535 €/m2) 8.000 6.000 94 % Marmstorf (4.140 €/m2) 4.000 2.000 4.515 4.835 4.535 5.150 5.055 Harburg 1 2 3 4 5 und mehr (3.195 €/m2) Quelle: IDN Immodaten GmbH Quelle: IDN Immodaten GmbH und nur noch bei rund 9 % liegt. Hierin spiegeln im Einzelfall aber auch deutlich höhere Preise notiert. sich sowohl die Aufwertung vieler Lagen, teilweise • Die mit Abstand höchsten Angebotspreise werden auch durch Neubauvorhaben, als auch die starke mit im Schnitt gut 9.700 €/m² wiederum in der Nachfrage, getrieben auch durch sehr attraktive HafenCity registriert, wo es nur noch eine Frage Finanzierungsbedingungen, wider. der Zeit sein dürfte, bis die 10.000-€/m²-Schwelle • Am teuersten sind Wohnungen erwartungsgemäß in übersprungen wird. Ausschlaggebend für die Spit- den alsternahen, exklusiven Stadtteilen, in denen teil- zenposition der HafenCity ist die nicht duplizierba- weise sowohl hochwertige Bestands- als auch Neu- re Lage direkt an der Elbe. bauwohnungen über einen direkten Blick auf die Alster • In einigen Lagen mit einfacher Wohnqualität, wie verfügen. Zu nennen sind hier u. a. Harvestehude, Win- zum Beispiel in Horn, haben sich die Preise sogar terhude oder auch St. Georg, wo jeweils durchschnitt- mehr als verdoppelt, auch wenn sie mit aktuell un- liche Angebotspreise zwischen 8.000 und 9.000 €/m² ter 4.000 €/m² immer noch vergleichsweise güns- aufgerufen werden. Für Premiumobjekte werden hier tig sind. 17
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG BNP Paribas Real Estate MARKT FÜR MEHRFAMILIENHÄUSER NACHFRAGE EHER GESTIEGEN • Dass Immobilien gerade in schwierigen Zeiten Zahlen der Gutachterausschüsse belegt. Seit 2014 eine begehrte Assetklasse sind, hat sich auch ist der jährliche Geldumsatz mit Mehrfamilien- 2020 wieder bestätigt. Obwohl die Nachfrage nach häusern kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2019 er- Mehrfamilienhäusern bereits seit einigen Jahren reicht er seinen bisherigen Höchststand mit einem auf hohem Niveau lag, hat sie während der Coro- Volumen von 1,93 Mrd. €. Auch die Zahl der ver- na-Pandemie noch einmal zugenommen. äußerten Objekte lag mit über 500 so hoch wie seit • Bemerkenswert ist die breite Palette an Käufern, 2007 nicht mehr. die teilweise sehr unterschiedliche Risikoprofi- • Aber nicht nur Anzahl und Volumen haben sich er- le haben. Vor diesem Hintergrund verwundert es höht, sondern auch der durchschnittliche Kaufpreis nicht, dass nahezu überall dort, wo ein entspre- pro Verkaufsfall. Mit gut 3,8 Mio. € liegt er aktuell chendes Angebot auf dem Markt ist, auch Nach- mehr als doppelt so hoch wie noch vor 10 Jahren. frage vorhanden ist. Das gilt sowohl für zentrale Diese Entwicklung drückt sich auch in den Verviel- Lagen um die Alster als auch für Standorte am fältigern aus, die ebenfalls seit Jahren stetig zule- Stadtrand. gen. Für Neubauobjekte im Spitzensegment sind sie • Im Fokus der institutionellen Käufer stehen vor mittlerweile beim 32,5-Fachen anzusetzen. allem Neubauten. Ein wesentlicher Grund hierfür • Trotz der Aufwärtsentwicklung der letzten Jahre hat ist, dass für Neubauobjekte keine soziale Erhal- der Investmentmarkt für Mehrfamilienhäuser grund- tungsverordnung gilt und sie damit bezüglich der sätzlich noch jede Menge Luft nach oben. Die Nach Mietentwicklung weniger gesetzlichen Einschrän- frage für höhere Umsätze und Verkaufsfälle ist allemal kungen unterliegen. vorhanden. Limitiert wird das Ergebnis momentan nur • Die weiter gestiegene Nachfrage wird durch die durch ein nicht ausreichendes Angebot. VERKÄUFE VON MEHRFAMILIENHÄUSERN ENTWICKLUNG DER VERKAUFSFAKTOREN NEUBAU (SPITZE) Verkäufe (Anzahl) Geldumsatz (in Mio. €) Spitzenmultiplier Neubau 2.000 35 32,5 1.500 31,0 29,5 30,0 30 28,5 Foto: Rangzen / stock.adobe.com 1.000 26,5 25,0 25 500 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: Gutachterausschuss der Stadt Hamburg Quelle: BNP Paribas Real Estate GmbH 18
Zahlen & Fakten STANDORTE IM ÜBERBLICK 12,75 €/m2 HAMBURG 55 % / 13 % 12,40 €/m2 33,0 24 % / 6 % 7,40 €/m2 BERLIN 32,5 30 % / 8 % 28,0 ESSEN 6,80 €/m2 30 % / 6 % DÜSSELDORF 11,25 €/m2 29,0 28 % / 7 % LEIPZIG 32,5 KÖLN 11,50 €/m2 Berlin mit Abstand am dynamischsten 29 % / 9 % FRANKFURT München bewegt sich auf 20-€/m²-Marke zu 32,5 15,00 €/m2 Hamburger Mietwachstum etwas abgeschwächt 32 % / 9 % 33,0 19,40 €/m2 40 % / 7 % STUTTGART 35,0 14,65 €/m2 MÜNCHEN 41 % / 7 % 33,5 Medianmiete 2020 (Bestand) Mietentwicklung (Bestand): 2014–2020 / 2018–2020 Verkaufsfaktoren (Neubau Spitze) Quellen: IDN Immodaten GmbH, BNP Paribas Real Estate 19
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG BNP Paribas Real Estate THE FUTURE IS NOW DIGITALE LÖSUNGEN FÜR PRIVATE VERMIETER Wer als Vermieter mehr Aufgaben aus der Hand gibt und automatisiert, gewinnt. Denn durch die Digitalisierung haben sie in Zukunft mehr Zeit, weniger Kosten und zufriedenere Mieter. Smarte Lösungen bei der Immo- bilienverwaltung, die einen echten Mehrwert bieten, gibt es mittlerwei- le viele. Laut einer Studie von ImmobilienScout24 planten 2020 über die Hälfte aller Vermieter, sich digital bei der Immobilienbewirtschaftung unterstützen zu lassen. Wir geben daher einen Überblick für alle Haus- eigentümer, die von digitaler Intelligenz profitieren und den ersten Schritt in eine digitale Zukunft gehen möchten. P ropTechs sind in Deutschland in den vergange- nen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschos- sen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Immobilienwelt zu verändern und die eher ana- loge Branche bei den Herausforderungen der digitalen Transformation zu unterstützen. Auch Immobilienkon- zerne zeigten sich zunächst erfreut: „PropTechs wurden zur Hoffnung der etablierten Unternehmen“, beschreibt es Andreas Völker. Seit 1999 leitet er als Geschäftsfüh- rer und Head of Investment Consulting die BNP Paribas Real Estate Consult GmbH und ist oft mit verschiedenen Start-ups im Gespräch. Ein regelrechter Hype setzte ein, bald kamen aber auch Ängste zur Euphorie hinzu: Wird die Immobilienwirtschaft ähnliche Disruptionen wie etwa die Musikindustrie mit dem Aufkommen von Streaming-Plattformen wie Spotify erleben? „Indem Vermieter und Eigentümer in Prop- Nach fast einem Jahrzehnt lässt die große Disrup- Techs investieren, binden sie Innovationen tion, also ein komplett neues Businessmodell, noch auf ein und verjüngen quasi ihre Belegschaft. Es sich warten. „Nur etwa 5 Prozent aller PropTechs fallen auf“, betont Völker. „Die Start-ups arbeiten momentan wird interessant sein zu sehen, wie sich die an einzelnen Prozessen, also isolierten Lösungen, und kleinen, kreativen Start-ups in einem größe- nicht an ganzheitlichen Modellen, welche die Branche ren, eher konventionellen Umfeld behaupten.“ revolutionieren könnten.“ Wir wollen uns vier junge und vielversprechende ANDREAS VÖLKER Unternehmen genauer anschauen und beleuchten, wie Managing Director BNP Paribas Real Estate diese Wohnungsvermietern helfen. 20
The Future is Now Definition PropTech Der Begriff PropTech setzt sich zusammen aus Property und Technology und beschreibt junge Unternehmen, welche die Immobilienbranche mithilfe neuer Techniken bei der digitalen Transformation unterstützen möchten. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in anderen Branchen beobachten – vielleicht kennen Sie bereits die Begriffe FinTech oder InsurTech. 4 PROPTECHS, DIE VERMIETER IM AUGE BEHALTEN SOLLTEN: objego liefert mobile Immobilienverwaltung Wer sich traut, Excel-Tabellen und Un- terlagen in Aktenordnern ins Archiv zu verbannen, schafft mit objego den ersten Meilenstein in der Digitalisierung des Ver- mieteralltags. Ziel des PropTechs ist es, die Immobilienverwaltung komplett digital zu machen und in einer einzigen Web-Anwen- dung abzubilden. Dazu bringt das Essener Start-up die Organisation aller Einheiten samt Ne- benkostenabrechnung und Dokumenten- management ins Web. Das Bankkonto kann direkt mit objego verbunden werden, so- dass Mieteinnahmen automatisiert und Rechnungen und Ausgaben in der Finanz- übersicht direkt erfasst werden. Mit dem eingebauten Dokumentenmanagement sind alle wichtigen Dokumente jederzeit und von überall aus abrufbar. Und das Beste: Für sämtliche Objekt- typen – von der vermieteten Eigentums- wohnung über Einfamilienhäuser, Mehr- familienhäuser mit und ohne Gewerbe- einheiten – erstellt das Tool die Neben- kostenabrechnung inklusive Anschreiben an die Mieter fast komplett selbstständig. Einfach, intuitiv und sicher. Die Geschäftsführer Philip Rodowski privater Vermieter noch mehr zu erleich- Das Herzstück der Software ist und Jörn Reckeweg sind bereits seit An- tern. Im Februar wurde beispielsweise ein die Nebenkostenabrechnung für Foto: objego GmbH Wohn- und Gewerbeimmobilien. fang 2020 erfolgreich mit der Lösung am Feature hinzugefügt, das die Vorbereitung Markt unterwegs und arbeiten mit ihrem der Anlage V für die Steuererklärung durch Team fortwährend an der Integration wei- schnellen Export aller relevanter Daten terer digitaler Lösungen, um das Leben und Informationen stark vereinfacht. 21
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG BNP Paribas Real Estate Wunderflats: Online-Vermietung ohne Zeitaufwand Im Handumdrehen passende Mie- einem übersichtlichen Dashboard vertrag zur Unterschrift erstellt. ter finden, Mietvertrag online dargestellt und können ganz ein- Während des gesamten Prozesses unterschreiben und die Zugänge fach verwaltet werden. Der größte ist das Team von Wunderflats je- über KIWI erstellen – fertig. Das Zeitgewinn: Es tauchen nur rele- derzeit persönlich erreichbar. Berliner PropTech Wunderflats vante Anfragen auf. Denn mithilfe Wunderflats und seine Wett- übernimmt für Vermieter die eigens entwickelter Algorithmen, bewerber schließen die Lücke im professionelle Vermarktung von die durch maschinelles Lernen Markt für Aufenthalte ab einem Inseraten sowie die vollständige jeden Tag intelligenter werden, Monat. Das Angebot richtet sich Abwicklung und Administration schlägt das Unternehmen Inse- vor allem an Arbeitnehmer, die der Vermietungen. rate vorrangig den Nutzern vor, sich nur zeitlich begrenzt in einer Eine personalisierte und effizi- bei denen die Wahrscheinlichkeit Stadt aufhalten. Wer flexibel und ente Nutzungserfahrung steht bei eines Vertragsabschlusses am agil leben und arbeiten möch- dem Marktführer für möbliertes höchsten ist. Haben Vermieter te, findet digital kurzfristig ein Wohnen auf Zeit in Deutschland sich für einen Mieter entschie- passendes Zuhause in deutschen dabei an erster Stelle. Alle Insera- den, wird dessen Arbeitsverhält- Großstädten. Und diese Einfach- te und entsprechende Mietanfra- nis durch Wunderflats verifiziert heit wird auch den Vermietern gen werden für den Vermieter in und ein rechtlich geprüfter Miet- geboten. Digitalen Mehrwert für Mieter schaffen: KIWI macht Türen smart Wie kommen die Handwerker von Doozer in die Woh- Nölling ein Treiber zur Kosteneinsparung. Das Stichwort nung? Bestenfalls mit einer Türsteuerung auf Entfernung hier: Schlüsselmanagement-Prozesse. Zutrittsrechte von und ohne persönlichen Kontakt. Diesen Effizienzgewinn App-Nutzern und Transpondern werden im Online-Portal sichert sich der digitale Wohnungsvermieter mit einem per Knopfdruck gewährt und wieder entzogen. Vorbei die Anbieter wie KIWI. Dessen digitales Schließsystem lässt Zeit, in der Schlüssel aufwendig und teuer nachgemacht sich per App und KIWI-Transponder steuern. Erstaunlich: und Schlösser ausgetauscht werden müssen. Der ers- Das Smart-Entry-System wird nicht etwa anstelle des te Schritt zu einem „Smart Home“ ist also gar nicht so Standard-Türschlosses, sondern zusätzlich installiert. schwer, wie es zunächst klingen mag. Die Nutzung der herkömmlichen Schlüssel ist dadurch nicht beeinträchtigt. Neben der bequemen Türöffnung von unterwegs, mit der eben jene Doozer-Handwerker oder vertrauenswür- 2 dige Paketboten Zutritt zur Wohnung erhalten, gehen mit digitalen Schließsystemen weitere Vorteile einher. Denn KIWI ist laut Gründer und Geschäftsführer Karsten 1 1 Von außen nicht sichtbar wird der Türsensor im Klingeltableau der Immobilie installiert. 2 Öffnen per Klick: Mit der Smartphone-App wird die Tür per Tab auf das Display geöffnet. 22
The Future is Now „Als Architekt bin ich angetreten, um die Chancen der Digitalisierung endlich auch für die Immobilienwirtschaft nutzbar zu machen und den Prozess der Leerwohnungs-Sanierung vollständig online abzuwickeln.“ NICHOLAS NEERPASCH Gründer und Geschäftsführer von Doozer Im Bereich der Auftragsvergabe von Wohnungssanierungen kostet die analoge Abwicklung von der Bedarfsfeststellung bis hin zur Beauftragung viele Bestandshalter viel Zeit und Geld. Sanieren wie die Profis mit Doozer Auch die Handwerkerbranche arbei- be des gewünschten Sanierungszeitrau- Investoren vorbehalten, die aufgrund tet bereits digital. Nicholas Neerpasch mes sieht er sofort, welche Handwerker der hohen Anzahl an Wohnungseinhei- und Carsten Petzold haben mit Doozer für genau diese Maßnahme zu welchem ten dauerhaft ihr eigenes Handwer- in weniger als 7 Jahren den größten Preis verfügbar sind. Preiskalkulation kerteam beschäftigen konnten. Doozer deutschen digitalen B2B-Handwerker- und Leistungsverzeichnis sind detail- nutzt das Handwerkernetzwerk, um nun Fotos / Visualisierungen: KIWI.KI GmbH; Knut Koops photography; hanohiki - stock.adobe.com markt ins Leben gerufen. Das Prinzip liert. Der Auftraggeber erhält dadurch zusätzlich auch ähnliche Vorteile für ist simpel: Der Kunde, sprich der Im- umfassende Markttransparenz, für die private Vermieter realisieren zu können. mobilieneigentümer mit Sanierungsnot, der Handwerkermarkt bisher weniger Handwerksunternehmen profitieren von hinterlegt in der Online-Plattform alle bekannt war. einer besseren Planbarkeit und höheren wichtigen Angaben zur Wohnung und Schnelle Sanierungen zu marktübli- Auslastung, was wiederum den Preis legt die Produkte und die gewünschten chen Preisen waren in der Vergangen- reduziert. Digitalisierung funktioniert – Sanierungsleistungen fest. Nach Einga- heit vor allem großen institutionellen zum Vorteil aller Akteure. The time is now: Die Digitalisierung der Wohninvestoren. Zwar ist zu Beginn der Nutzung der eigenen Wohnimmobilien vorantreiben digitalen Tools ein Zeitinvestment erforderlich, um die Trotz der Vorteile ist die Akzeptanz deutscher PropTechs Systeme kennenzulernen und auf die eigenen Objekte zu bei privaten Vermietern noch bestenfalls mittelmäßig. übertragen. Sie helfen jedoch, wiederkehrende Aufgaben Um Vorbehalte auszuräumen und während des gesam- zu erleichtern, sorgen für mehr Planbarkeit oder wer- ten Immobilienzyklus Vorzüge zu schaffen, arbeiten die ten das Mieterempfinden der Wohnung durch Smart- Start-ups eng zusammen und verbinden ihre Leistun- home-Technologie wesentlich auf. Wenn nicht jetzt, gen untereinander. Immer mehr Schnittstellen bauen wann dann? Es ist höchste Zeit, die digitale Transfor- bestehende Hürden ab und vereinfachen das Leben der mation in der Wohnungswirtschaft voranzutreiben! 23
IM GESPRÄCH MIT PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER VON QUANTUM WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE! 4,9 Mrd. € 1,6 Mio. m 2 8,2 Mrd. € Projektentwicklungsvolumen Gebaute Fläche Assets under Management (seit Gründung 1999) (seit Gründung 1999) (2020) 24 Quantum in Zahlen
Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum „Pionier“, bei diesem Titel hebt der zurück- haltende Hamburger eher abwehrend die Hand. Dennoch fokussierte sich Philipp Schmitz- Morkramer als einer der ersten auf Wohnimmobi- lien. In einer Zeit, als andere noch auf Office oder Hotel als Assetklasse schielten, investierte er für Institutionelle und sein Family Office, agiert aber auch als einer der größten Entwickler Deutsch- lands. Trotzdem zeigt sich der sympathische Familienvater in einem Gespräch ohne Plattitüden „Trotz des Runs auf Wohn- als guter Kaufmann. Mit seinem glasklaren Blick immobilien haben wir den auf den Markt analysiert er Erfolgsfaktoren und Zenit noch nicht gesehen. Hürden. Das Volumen seiner Projekte lag allein Die Zeichen stehen weiter- hin auf Wachstum.“ 2020 bei 1,5 Mrd. €, begeistert aber hat ihn ein PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER Sportplatz in seiner Wahlheimat. Gründer von Quantum M an spürt das Herzblut der Grün- schung. Aber was sah er, was die anderen fort: „Es gab ausländische Wettbewerber, dertage, wenn man Philipp nicht sahen? Die breit gestreute, atomisierte die für 500 bis 900 €/m² kauften. Zahlen, Schmitz-Morkramer nach seinen Mieterstruktur wertete er als krisenresistent. die aus heutiger Sicht dem Märchenbuch ersten Projekten fragt. „Als De- Die Vielfalt der Mietverträge würde zukünf- der Immobilienwirtschaft zu entspringen veloper erwarben wir 2008 den tig dazu beitragen, dass starke Wertverluste scheinen.“ Auch als die „Schallmauer“ von Allianz-Sportplatz in Hamburg. Für das 5 ha ausblieben. Wie recht er damit haben sollte, über 1.000 €/m² durchbrochen wurde, spra- große Gelände, eingebettet in Kleingärten, würden Krisen wie der Lehman-Crash oder chen deutsche Immobilienspezialisten von entwickelten wir den B-Plan“, erläutert der die Corona-Pandemie zeigen. Konkret such- „überpreist“. Ausländische Investoren, wie gebürtige Frankfurter das erste Projekt in te das Team weniger volatile Investments etwa das US-Unternehmen Cerberus Ca- seiner Wahlheimat, in der er seit 26 Jahren mit guter Risikostreuung. Schritt für Schritt pital Management, fingen aber gerade erst zu Hause ist. Damit sei ein Flächentausch überzeugten Schmitz-Morkramer und sein an, in den für sie unterbewerteten Markt zu für die Kleingärtner, aber auch eine neue, Co-Vorstand Frank Schmidt Investoren von investieren. öffentliche Sportinfrastruktur einherge- ihrer Sichtweise. gangen. „Eine Win-Win-Win-Situation. Ein „Als Deutsche waren wir unter den Tages-Schau guter Deal für die Stadt, für uns und für institutionellen Playern fast allein“, erin- „Wenn ich den Markt heute betrachte, die Sportvereine“, freut sich Schmitz-Mor- nert sich der heute 52-Jährige und fährt macht ja mittlerweile jeder Wohnen“, winkt kramer. Das sei heute schwieriger: Sport der Quantum-Chef ab. Etwa vor sechs, sie- in verdichteten Gebieten sei aufgrund des ben Jahren begannen Investoren seinen Lärms selten gewünscht. Auf dem Gelände der Stadtgärten entstanden Beobachtungen nach, verstärkt auf den Zug Der Investmentspezialist begann früh: sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen „Wohnen“ aufzuspringen. Warum dieser unterschiedlicher Größe. Anfang 2006 legte Quantum das erste Son- Sinneswandel? Der Branchenkenner be- dervermögen, den Wohnimmobilienspe- gründet das mit der aus der Lehman-Krise zialfonds „Habitare“, auf. „Zu dieser Zeit resultierenden Unsicherheit. Und so kam waren kaum Investoren zu finden, die in 2013/2014 der Durchbruch in der Breite. die vermeintlich langweilige Assetklasse „Was das Geschäft aber nicht einfacher investieren wollten“, erinnert sich Philipp macht“, sagt er. „Das Produkt ist überschau- Schmitz-Morkramer. Denn damals trennten bar, der Markt ist kleinteilig, der relevante Fotos: Ralf Buscher sich viele Investoren von ihren Wohnimmo- Teilmarkt stark zersplittert, und Grundstü- bilienbeständen, um sich renditeträchtige- cke werden nicht billiger. Retrospektiv be- ren Alternativen zuzuwenden. Der Experte trachtet sind wir gut aufgestellt und waren sah darin trotzdem eine attraktive Beimi- immer überzeugt, zu einem vernünfti- 25
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