HAMBURG WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate

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HAMBURG WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
HAMBURG
                           [WOHNUNGSMARKT]

S. 4    DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT
Vier Trends im Überblick

S. 8    [HAMBURG] FOKUSSIERT
Wind of Change

S. 12   ZAHLEN & FAKTEN
Wissenswertes rund um den
Hamburger Wohnimmobilienmarkt

                                      CITY REPORT 2021
HAMBURG WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG                                                  BNP Paribas Real Estate

    INHALT
                                                      08

04               DER WOHNMARKT DER
                 ZUKUNFT
                 Vier Trends im Überblick

08               [HAMBURG] FOKUSSIERT
                 Wind of Change

12               ZAHLEN & FAKTEN
                 Wissenswertes rund um den
                 Hamburger Wohnimmobilienmarkt   24   WOHNBAU, WIE ICH IHN SEHE!
                                                      Im Gespräch mit Philipp
                                                      Schmitz-Morkramer von Quantum

20               THE FUTURE IS NOW
                 Digitale Lösungen für private
                 Vermieter                       28   SMART CITY
                                                      Die digitale Transformation
                                                      der Städte

                                                                                                          Fotos / Visualisierungen: Garbe Immobilien-Projekte GmbH; Fox 1 GmbH; shutterstock / jamesteohart
                                                                                         28

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EDITORIAL
           W                                                                                                                        „Die Bedeutsamkeit
                        as sind die Wohntrends von heute und morgen? Bereits zum
                        zweiten Mal geben wir Ihnen mit unseren Wohnmarkt-Reports
                        einen detaillierten Einblick in die wichtigsten Standorte Deutsch-                                          der Assetklasse ist
                        lands. Neben den Zahlen und Fakten zum jeweiligen regionalen                                                im vergangenem Jahr
           Markt erwarten Sie anschauliche Best Practices, welche die Vielseitigkeit                                                abermals gestiegen.
           des Wohnens aufzeigen.
                 Das zurückliegende Jahr hat zwar zweifelsohne in der gesamten
                                                                                                                                    Der Bereich Wohnen ist
           Immobilienbranche seine Spuren hinterlassen, gleichzeitig zeigte sich aber                                               krisenfest und daher
           auch, dass die einzelnen Assetklassen hinsichtlich ihrer Resilienz sehr                                                  attraktiver denn je.“
           heterogen sind. So entwickelten sich in der Assetklasse Wohnen die Miet-
                                                                                                                                    CHRISTOPH MESZELINSKY
           und Kaufpreise weiterhin überwiegend positiv.                                                                            Head of Residential Investment,
                 Wohnraum ist schon lange nicht mehr nur der Ort, an dem wir leben                                                  BNP Paribas Real Estate
           und unsere Freizeit verbringen: Die Pandemie hat uns gezeigt, dass unse-
           re eigenen vier Wände auch Arbeitsplatz, Fitnessstudio und Restaurant in
           einem sein können. Wie werden also die Wohnformen der Zukunft aus-
           sehen? Wir werfen einen Blick auf die Trends, welche die Branche in Zu-
           kunft beschäftigen werden. Dabei spielen auch junge Unternehmen, wie
           beispielsweise PropTechs, eine immer wichtigere Rolle. Sie helfen dabei, In-
           novationen und Digitalisierung voranzutreiben und die Vision Smart Home
           oder gar Smart City möglich zu machen.
                 Der Wohnmarkt von morgen muss sich aber auch mit dem Thema
           Nachhaltigkeit beschäftigen. Hilft beispielsweise der Holzbau dabei, nach-
           haltigen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?
                 Begleiten Sie uns in der neuen Ausgabe unserer Reports zu den unter-
           schiedlichsten Projekten in ganz Deutschland und lassen Sie sich von der
           Vielseitigkeit inspirieren!

           Christoph Meszelinsky

IMPRESSUM
Herausgeber, Copyright &                        Creative Direction & Design                      Titelfoto
                                                                                                                                                 klimaneutral
                                                                                                                                                 natureOffice.com | DE-140-856628

Redaktion                                       KD1 Designagentur, Köln                          LemonOne GmbH                                   gedruckt
BNP Paribas Real Estate
GmbH                                            Redaktion
                                                Michaela Stemper

Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Report das generische Maskulinum verwendet. Entsprechende
Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle
Gründe und beinhaltet keine Wertung.

                                                                                                                                                                                    3
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CITY REPORT WOHNEN HAMBURG                                                                                   BNP Paribas Real Estate

    DER WOHNMARKT DER ZUKUNFT

    VIER TRENDS IM ÜBERBLICK
    Manch einer würde sicher sagen, dass der Bereich Wohnen konstant und
    im Vergleich zu anderen Assetklassen kaum Veränderungen unterworfen
    ist. Wer jedoch genauer hinschaut, sieht, dass sich momentan ein Trans-
    formationsprozess abzeichnet. Nicht nur die Digitalisierung bringt viele
    Veränderungen mit sich, auch das Thema Nachhaltigkeit prägt das Denken

                                                                                                        1.
    und die Ziele der Nutzer, und damit wandeln sich auch die Methoden, das
    Bauen und der gesamte Immobilienzyklus.

           Digitalisierung
           Es gibt keine Branche oder keinen Bereich, der sich nicht mit der   Von einem Smart Building spricht man, wenn es um die Ver-
           Digitalisierung auseinandersetzen muss – so auch die Immo-          netzung von Zweckgebäuden geht. Wenn eine gesamte Stadt
           bilienbranche. Es scheint, als würde momentan alles smart           durch Sensoren und Co. vernetzt ist, bezeichnet man diese
           werden: angefangen vom Smart Home über Smart Buildings              als Smart City. Noch ist diese Vernetzung ganzer Städte
           bis hin zu smarten Quartieren oder gar zur Smart City.              größtenteils Zukunftsmusik. Doch gerade Quartiersentwick-
                Ein Smart Home bezeichnet die Digitalisierung im Wohn-         lungen sind eine gute Möglichkeit, um smarte Technologien
           bereich. Bei Wohnimmobilien kommen verschiedene Sen-                wie Apps, Internet of Things (IoT) und Machine Learning zu
           soren und Techniken zum Einsatz, die für mehr Komfort im            erproben. Viele digitale Maßnahmen wie Licht- und Tempe-
           Eigenheim oder in der Mietwohnung sorgen.                           ratursteuerung sowie Video-Türsprechanlagen gehören bei
                                                                               Quartieren bereits zum Standard. Dennoch ist ein komplett
                                                                               digitales Quartier noch eine Seltenheit und damit ein Allein-
                „Sensoren liefern Daten zu Heizung,                            stellungsmerkmal, das im Markt positiv bewertet wird.
                Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Sicherheit                          „Digitalisierung ist vorrangig in der Neubauentwick-
                                                                               lung der vergangenen 5 bis 10 Jahre in den Gateway Cities
                und anderen Gebäudeaspekten, damit                             anzutreffen. Noch nutzen viel zu wenig Neubauprojekte die
                Eigentümer und Betreiber Funktionen und                        Chancen des vernetzten Wohnbaus – obwohl ökonomische,
                Dienstleistungen so optimieren können,                         ökologische und soziale Aspekte dafürsprechen. Auch wenn
                dass der ökologische Fußabdruck des                            es wenige Erhebungen dazu gibt, würde ich schätzen, dass
                                                                               der Anteil im einstelligen Prozentbereich liegt“, berichtet
                Gebäudes so klein wie möglich ausfällt.                        Christoph Meszelinsky, Co-Head Residential Investment
                Damit ist Digitalisierung der unverzicht-                      bei BNP Paribas Real Estate. Neben Smarthome-Anwen-
                bare Begleiter für nachhaltiges Bauen.“                        dungen werden auch weitere Innovationen wichtiger in der
                                                                               (Wohn-)Immobilienwirtschaft: angefangen beim Building
                DR. EIKE WENZEL                                                Information Modeling (BIM) über Blockchain bis hin zur
                Institut für Trend- und Zukunftsforschung                      künstlichen Intelligenz (KI).

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Der Wohnmarkt der Zukunft

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Nachhaltigkeit
Am Thema Nachhaltigkeit kommt auch           das Prinzip ein wichtiger Trend, mit dem
der Wohnimmobilienmarkt nicht vor-           sich Immobilienakteure beschäftigen
bei, so viel ist aus den Zielen des Pa-      sollten. C2C ist angelehnt an die Kreis-
riser Abkommens deutlich geworden.           läufe in der Natur und kann als „vom
Auch der „Klimaschutzplan 2050“ der          Ursprung zum Ursprung“ oder „von der
Bundesregierung gibt für den Gebäu-          Wiege zur Wiege“ übersetzt werden.
desektor ein klares Klimaschutzziel          Cradle-to-Cradle-Produkte werden be-
vor: Wohn- und Arbeitsstätten sollen         reits bei der Entstehung so konzi-
im Jahr 2030 nur noch 70 bis 72 Mio.         piert, dass eine Wiederverwertbarkeit
Tonnen CO2 ausstoßen. Dabei stützt           gewährleistet wird. Anders als beim
sich die Wohn- und Wärmewende vor            Recycling sollen Materialien ohne Qua-
allem auf drei Pfeiler: Energieeffizienz,    litätsverlust immer wieder für densel-                                                      1
verfügbare erneuerbare Energien (Pho-        ben Baustoff wiederverwendet werden.
tovoltaik) sowie alternative Baustoffe       Aus den Baustoffen einer Immobilie
wie Holz oder Recycling-Beton.               soll so am Ende der Nutzungsdauer ein
    In einigen Bereichen ist der Wohn-       neues Gebäude entstehen können.
markt schon nachhaltig aufgestellt. So            Immer mehr Menschen wohnen im
wird beispielsweise der Baustoff Holz        urbanen Raum, wollen aber nicht auf
in Deutschland vor allem beim Woh-           ökologische Produkte, Pflanzen oder
nungsbau eingesetzt. Andere Asset-           die Gartenarbeit verzichten. Landwirt-
klassen tun sich hingegen noch schwer        schaftliche Flächen in der Stadt sind
damit. Zu Unrecht, wie Udo Cordts-San-       jedoch rar. Aus diesem Grund gewinnt
zenbacher, Geschäftsführer & Co-Head         die urbane Landwirtschaft an Bedeu-
Residential Investment, erklärt: „Holz       tung – ein weiterer grüner Trend. Urban
weist ein einzigartiges Verhältnis von       Farming und Urban Gardening werden
Eigengewicht und Tragkraft, Brand-           zwar größtenteils als Synonyme ver-
und Wärmeschutz auf. Daher ist diese         wendet. Das Urban Gardening bezieht
Bauweise eine ideale Möglichkeit, be-        sich jedoch nur auf den Anbau für den
stehende Gebäude aufzustocken oder           Eigenbedarf, während das Urban Far-
Baulücken zu schließen. Gerade im ur-        ming die Landwirtschaft im städtischen
banen Raum ist diese Nachverdichtung         Bereich bezeichnet. Hierbei werden Ge-
im Wohnbereich dringend notwendig.“          müse-, Obst-, Pflanzen- oder Kräuter-
    Cradle to Cradle (C2C) steckt in der     gärten angelegt, um auch auf kommer-
Immobilien- und Wohnungswirtschaft           zieller Basis Produkte für eine größere
noch in den Kinderschuhen, dennoch ist       Bevölkerungszahl zu liefern.

    1    Entspannend und nachhaltig: Urban Gardening trägt zum Wohlbefinden der Bewohner bei.
                   2    Dr. Eike Wenzel, Gründer des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung

         Stadt der Zukunft                                                                           2

        „Die Zukunft gehört den Gebäuden, in denen die Bewohner nicht nur leben und arbeiten, sondern auch einen Großteil
        ihrer Lebensmittel und Dinge ihres täglichen Bedarfs erzeugen können. Auf dem Dach liefern Solarmodule übers Jahr
        gesehen 45 % des Stroms für die Gebäude. Gewächshäuser, die ganzjährig mit LED-Licht betrieben werden, produzie-
        ren 40 % der für die 3.000 Bewohner erforderlichen Menge an Gemüse und Obst. Werden Gebäude nicht zehn oder
        mehr Stockwerke hoch gebaut, lässt sich auch der gesamte Strom- und Gemüsebedarf auf den Dächern produzieren.
        Gibt es Zeiten mit überschüssigem Solarstrom, landet der unter anderem in der Tiefgarage, um dort die Elektroautos
        aufzuladen. Und statt für Besorgungen in die Innenstadt zu fahren, können Bewohner im Erdgeschoss Dinge des
        täglichen Bedarfs mithilfe von 3-D-Druckern selbst herstellen.“

                                                                                                                                     5
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CITY REPORT WOHNEN HAMBURG                                                                                              BNP Paribas Real Estate

                                          Neue Arten des Wohnens
                                          Die Art und Weise, wie wir wohnen, befindet sich         Gesellschaft immer größer, sodass sich auch die
                                          im ständigen Wandel. Schon vor der Corona-Pan-           Coliving-Angebote ausweiteten. Diese bieten ne-
                                          demie zeichneten sich verschiedene Veränderun-           ben einem Zimmer – wie in einer klassischen Stu-
                                          gen ab. Beispielsweise war ein Trend, die Fläche         dierenden-WG – auch eine Gemeinschaft, ähnlich
                                          zu verkleinern: Mikroapartments und Tiny Houses          dem Coworking. Man lebt nicht nur zusammen,
                                          stießen bei Nutzern und im ersten Fall auch bei          man arbeitet auch im eigenen Zuhause wie in
                                          Investoren auf immer mehr Interesse.                     Coworking-Flächen. Die WG 2.0 war geboren!
                                              Bei Mikroapartments handelt es sich um sehr          „Geselligkeit ist dabei nur ein Aspekt. Wie schon
                                          kleine, vollmöblierte Wohnungen, die, häufig um          beim Microliving treibt die Nutzer des Colivings
                                          umfangreiche Dienstleistungen ergänzt, vermie-           vor allem der Wunsch nach hoher Flexibilität und
                                          tet werden. Mieter können Studierende oder Aus-          Vereinfachung an. Dazu kommt das Bedürfnis,

    3.
                                          zubildende sein, aber auch Geschäftsleute oder           zu einer exklusiven Community mit limitiertem
                                          Pendler, die kurzfristig eine Wohnung benötigen.         Zugang zu gehören. Der All-Inclusive-Ansatz der
                                          Die klassische Standardgröße beträgt zwischen            Anbieter ist marktgängig. Nutzer wollen alles aus
                                          20 und 25 m². „Mit dieser Wohnungsgröße er-              einer Hand und bereits im Preis inbegriffen“, er-
                                          reicht man in der Regel das beste Verhältnis zwi-        klärt Wilke.
                                          schen Baukosten und späteren Mieteinnahmen                   Doch was macht die Pandemie aus die-
                                          – ein wichtiger Anhaltspunkt für Investoren“,            sem Trend? Zum einen wird immer häufiger der
                                          so Stefan Wilke, Director National Residential           Wunsch nach mehr Fläche artikuliert, eine Er-
                                          Investment bei BNP Paribas Real Estate.                  weiterung um ein Arbeitszimmer oder gar einen
                                              Gerade die jüngere Generation war vor der            Fitnessraum. Auch Balkon, Terrasse und Grün-
                                          Pandemie viel in Bewegung, wechselte häufiger            flächen scheinen bedeutender zu werden. Zum
                                          den Wohn- oder Arbeitsort und zeigte sich da-            anderen wird aber an früheren Trends wie den
                                          her begeistert von den Full-Service-Angeboten,           Mikroapartments festgehalten. Die Zeit wird zei-
                                          die manch ein Mikroapartment-Betreiber anbot.            gen, welche neuen Arten des Wohnens die Zu-
                                          Gleichzeitig wurde aber auch der Wunsch nach             kunft für uns bereithält.

    Kanso Frankfurt: Das Mikroapartment-Projekt mit über 300 Einheiten überzeugt durch eine hochwertige Bauweise und eine stilvolle Innenausstattung.

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HAMBURG WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
Der Wohnmarkt der Zukunft

                                                                                                                                      4.
                                                                                                                    1

                                                                                                                                                                    2

                                                                                                                          1    Krisenfest: Healthcare-Immobilien
                                                                                                                          erfuhren in der Pandemie im Vergleich
                                                                                                                          zu anderen Bereichen keinen Rückgang in der
                                                                                                                          Nachfrage von Investorenseite.
                                                                                                                          2    Anna-Lena Hetzel Transaction
                                                                                                                          Manager BNP Paribas Real Estate Investment
                                                                                                                          Management

                                         Demografischer Wandel
                                         Ein weiterer Trend, der nicht vernach-      xen, aber auch Formen des betreuten      „Die Assetklasse der Healthcare-Immo-
                                         lässigt werden sollte, ist der demografi-   Wohnens, die es den Senioren ermög-      bilien hat in der Pandemie im Vergleich
                                         sche Wandel. Unsere Gesellschaft wird       lichen, ihr Leben so lange wie mög-      zu anderen Bereichen keinen Rückgang
                                         immer älter, doch gerade für die späte      lich selbstständig – aber mit gewisser   in der Nachfrage von Investorenseite
                                         Lebensspanne fehlt es an bedarfsge-         Unterstützung – zu führen. Bereits       erfahren und sich als sehr krisenfest
                                         rechten Wohnlösungen. Aus diesem            heute gibt es neben den traditionellen   gezeigt. Dies gilt insbesondere für Se-
                                         Grund gewinnen Healthcare-Immobili-         Pflegeeinrichtungen betreutes oder       niorenheime, die durch entsprechend
                                         en immer mehr an Relevanz.                  Service-Wohnen, Seniorenresidenzen,      hohe Schutzmaßnahmen gegenüber
                                             Der Bedarf an seniorengerechtem         Pflege-WGs, Mehrgenerationenhäuser       ihren Bewohnern kaum von der Krise
                                         Wohnen steigt hierzulande massiv.           oder Cohousing-Modelle.                  betroffen waren. Dies hat dazu geführt,
                                         Während in Deutschland im Jahr 2012             Seniorengemeinschaften     werden    dass die Nachfrage nach Seniorenhei-
                                         knapp 21 % der Einwohner über 65 Jah-       schon jetzt als einer der am schnells-   men und Healthcare-Immobilien im
                                         re alt waren, wird dieser Anteil nach       ten wachsenden und sich entwickeln-      Allgemeinen weiter gestiegen ist, das
Fotos: Fox 1 GmbH; Adobe Stock / Spuno

                                         Schätzungen des BMI bis zum Jahr 2035       den Sektoren auf dem Immobilienmarkt     Wettbewerbsverhalten unter den In-
                                         auf etwa 30 % ansteigen. 2050 wird so-      angesehen. Und dieser Trend wird sich    vestoren deutlich zugenommen hat
                                         gar damit gerechnet, dass jeder Siebte      auch in Zukunft fortsetzen, da sich      und die Renditen für die Assetklasse
                                         älter als 80 Jahre sein wird.               Gesundheitsimmobilien als relativ im-    weiter gesunken sind. Durch das ge-
                                             Jetzt und besonders in der Zukunft      mun gegen allgemeine wirtschaftliche     stiegene Investoreninteresse erwarten
                                         werden daher immer mehr Health-             Krisen zeigen, weiß Anna-Lena Hetzel,    wir eine zunehmende Professionalisie-
                                         care-Immobilien gebraucht. Dazu zäh-        Transaction Manager von BNP Paribas      rung des gesamten Marktes.“
                                         len Pflegeheime, Ärztehäuser und Pra-       Real Estate Investment Management:

                                                                                                                                                                        7
HAMBURG WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG                                                                               BNP Paribas Real Estate

                                                  [HAMBURG] FOKUSSIERT

                                   WIND OF CHANGE
         In Hamburg stehen die Zeichen auf Veränderung. Garbe Immobilien
           setzt die Segel für zukünftige Entwicklungen in der Hansestadt.
       Der Geschäftsführer Fabian von Köppen verrät, warum Holzbau wirklich
           nachhaltig ist, wo Einzelhandel Wohnraum schafft und wie man
                       für Singles ein Perfect Match entwickelt.

           Beginnen wir mit dem Blick auf das große                  der Elbvertiefung, über den Autobahnausbau mit dem
           Ganze: Was ist Ihrer Meinung nach typisch für die         A7-Deckel und endet beim ÖPNV mit der S4.
           Stadtentwicklung in Hamburg?
           Fabian von Köppen: Hamburgs Stadtentwickler ha-           Was sind aus Sicht eines Entwicklers
           ben schon immer in großen Linien geplant und hatten       interessante Stadtteile?
           weitsichtige Baudirektoren. Denken Sie an Fritz Schu-     Fabian von Köppen: Im Norden ist es Barmbek, Wands-
           macher. Dass man hier das große Ganze im Blick hat,       bek im Osten, und auch die Innenstadt ist spannend.
           zeigt sich eindrucksvoll an Hamburgs Achsenplan, der      Dieser große Bezirk erstreckt sich interessanterweise
           HafenCity und dem „Sprung über die Elbe“.                 mit der HafenCity Richtung Osten. Innerstädtisch wird
                                                                     die Konversion von Einzelhandels- und Produktions-
           Sehen Sie einen besonderen Wohnungs-                      flächen, wie in der jüngsten Vergangenheit das Hols-
           bedarf in Hamburg?                                        ten-Areal in Altona-Nord, neue Möglichkeiten für den
           Fabian von Köppen: Die Elbmetropole unterscheidet         Wohnbau erschließen.
           sich hier kaum von anderen A-Städten. Die Nachfra-
           ge nach Wohnraum ist hoch; und gut erschlossene           Welche Projekte haben in der letzten Zeit maß-
           Wohngebiete auch im Umland wären wünschenswert.           geblich die Stadtentwicklung beeinflusst?
           Stadt und Umland sollten enger zusammenarbeiten,          Fabian von Köppen: Eigentlich banal, aber die Elbphil-
           um eine starke Metropolregion – ähnlich dem Rhein-        harmonie hat den Bekanntheitsgrad der Stadt enorm
           Main-Gebiet – zu bilden. Dabei müssten beide Seiten       gesteigert. Richtungsweisend war zudem die Olympia-
           die Lasten tragen, was aber die positive Folge haben      bewerbung, verknüpft mit einer Stadtentwicklungsvisi-
           würde, dass alle gewinnen. Hamburg verliert oft zu viel   on. Hier wurde der „Sprung über die Elbe“ formuliert,
           Zeit aufgrund von Partikularinteressen: Es beginnt bei    detailliert und in einem ehrgeizigen Plan umgesetzt.

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HAMBURG WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
[Hamburg] fokussiert

                                                           „Wenn es stürmt,
                                                           fühlt man sich im
                                                           Roots wie auf einem
                                                           Leuchtturm.“
Fotos / Visualisierungen: Garbe Immobilien-Projekte GmbH

                                                                                                    9
HAMBURG WOHNUNGSMARKT - CITY REPORT 2021 - BNP Paribas Real Estate
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG                                                                                        BNP Paribas Real Estate

     1     Auch ein Perfect Match: Holzbau und moderner Lifestyle auf 19 Etagen
     2     Der Blick aufs Wasser ist überall begehrt – auch in der HafenCity.                     2

                                                                                          1

                                                                                                          „Die HafenCity – ein mutiges,
                                                                                                          innerstädtisches Stadt-
                                                                                                          entwicklungsprojekt, das
                                                                                                          derzeit sogar das größte
                                                                                                          seiner Art in Europa ist.“

                  Welche Erfahrungen haben Sie insbesondere                       in Forschung und Entwicklung investiert – eine halbe
                  in der HafenCity gemacht?                                       Million kam von der Deutschen Umweltstiftung. Unser
                  Fabian von Köppen: Die HafenCity sehe ich als Schar-            Erfahrungsschatz war es, der zu Roots führte.
                  nier für die Entwicklung Richtung Süden und Osten. Ein
                  mutiges, innerstädtisches Stadtentwicklungsprojekt,             Was macht Roots besonders?
                  das derzeit sogar das größte seiner Art in Europa ist.          Fabian von Köppen: Roots ist eine herausragende In-
                  Hier wird Bauinnovation über Konzeptausschreibungen             genieursleistung im Holzbau. Die Bruttogeschossfläche
                  gefördert. Garbe Immobilien ist ein großer Hafen                von rund 35.000 m² teilt sich auf das 19-stöckige Hoch-
                  City-Fan: Wir konnten hier neun Bauvorhaben realisie-           haus, einen Sechsgeschosser und eine gemeinsame
                  ren. Unser eigenes Büro liegt nur wenige hundert Meter          Sockelfläche auf. Bis auf die Betontreppenhäuser und
                  von der Projektentwicklung Roots entfernt.                      die großen Ausstellungshallen wurde ausschließlich
                                                                                  Baufichte und Baubuche verwendet. Diese stammt aus
                  Das Bauprojekt gilt als spektakulär und                         Mitteleuropa und ist FSC-zertifiziert.
                  wegweisend, warum?
                  Fabian von Köppen: Roots, also englisch Wurzeln,                Wie muss man sich die Bauarbeiten vorstellen?
                  wird mit ca. 65 m Höhe zukünftig das höchste Holz-              Fabian von Köppen: Holz kann man bei der Geschoss-
                  hochhaus Deutschlands sein. Es soll erden: Wir wol-             anzahl nicht zimmermannsartig übereinanderschich-
                  len „back to the roots“, also zum Kern der Sache zu-            ten, sondern man arbeitet mit Bauteilen. Wo hoher
                  rückkehren. Roots ist mit seiner High-End-Architektur           Druck herrscht, kommt Baubuche zum Einsatz, Fichte
                  aus Holz ein Meilenstein in unserer Unternehmens-               wiederum bei geringerer Traglast. Wir verbauen über
                  geschichte.                                                     5.500 m³ Holz – so viel wie noch nie in einem Haus
                                                                                  weltweit. Das Interessante ist: In nur 23 Minuten ist
                  Denn Garbe beschäftigt sich schon                               diese enorme Menge nachgewachsen, denn 3,8 m³ Holz
                  länger mit dem Holzbau …                                        wachsen pro Sekunde in deutschen Wäldern. Die Bau-
                  Fabian von Köppen: 2015 begannen wir, uns syste-                kosten sind etwa 10 % höher, aber mit diesem Rohstoff
                  matisch mit Holz als Alternative zum Wärmedämm-                 können wir unseren CO2-Fußabdruck drastisch verrin-
                  verbundsystem auseinanderzusetzen. Wir empfanden                gern.
                  Unbehagen dabei, wenig nachhaltige Materialien für
                  zukünftige Generationen zu verbauen. Zu dieser Zeit sah         Wo liegen die Herausforderungen?
                  man noch keine Verwendung für Holz bis zur Gebäude-             Fabian von Köppen: Im Holzbau muss man präzise
                  klasse 5. Das hat uns angespornt. Beim ersten Projekt           planen. Jedes Detail muss stimmen, denn wir können
                  ersetzte eine 30 cm dicke Massivholzwand das klassi-            auf der Baustelle nichts mehr adjustieren. Das ist ein
                  sche WDVS. Und siehe da: es ging ohne Dämmung. Holz             Bruch in unserer bisherigen Planungswelt. Für ge-
                  ist ein fantastischer Baustoff, mit dem man das Stadt-          wöhnlich wird baubegleitend geplant und vieles noch
                  klima neutral gestalten kann. Rund 6 Mio. € hat Garbe           auf der Baustelle entschieden. Roots benötigte deshalb

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[Hamburg] fokussiert

                                                           etwa die doppelte Planungszeit, was aber auch am           Bau in den letzten fünf Jahren stetig gewachsen ist. Da-
                                                           Brandschutz liegt. Die Anforderungen übersteigen hier      durch rechnen wir bei Roots mit einem Aufschlag von
                                                           um 30 % die Normen des herkömmlichen Baus. Unsere          etwa 15 bis 20 %.
                                                           flächendeckende Sprinkleranlage beispielsweise über-
                                                           erfüllt sogar die Norm.                                    Und was schätzen Residential-Investoren
                                                                                                                      an der Hansestadt?
                                                           Welche Aspekte eines modernen                              Fabian von Köppen: Stabilität. Hamburg verzeichnet
                                                           Quartiers erfüllt Roots?                                   seit Jahrzehnten eine stabile Seitwärtsentwicklung –
                                                           Fabian von Köppen: Neben der Holzbauweise mit ihren        mit steigender Tendenz. Fast langweilig stabil. Aber
                                                           hervorragenden Dämmeigenschaften, basiert das Ener-        langweilig ist in diesem Jahr sicherlich das neue Sexy.
                                                           giekonzept auf Fernwärme. Vielleicht überraschend,         Nicht nur Mieter, auch Investoren zeigen Interesse an
                                                           aber Sie werden keine Photovoltaik finden. Denn die Pla-   nachhaltigen Projekten. Vor allem jüngere Käufer ge-
                                                           ner wollten trotz der Höhe einen nutzbaren Außenraum       ben – auch ererbtes – Geld dafür aus.
                                                           mit einer Glasfassade schaffen. Diese lässt sich wie
                                                           eine zweite Membran auf- und zuschieben. Jeder, der in     Gibt es weitere zukunftsweisende Garbe-Projekte?
                                                           Hamburg schon einmal direkt am Wasser gestanden hat,       Fabian von Köppen: Wie wir in Zukunft leben werden,
                                                           weiß, wie wichtig Windschutz ist. Wenn es stürmt, fühlt    unterliegt dem Wandel. Weil sich beispielsweise unsere
                                                           man sich im Roots wie auf einem Leuchtturm.                Einkaufsgewohnheiten verändern. Daraus resultierend
                                                                                                                      werden wir Einzelhandelslagen verlieren. Durch Kon-
                                                           Und weitere Aspekte Ihres Leuchtturmprojekts …             version dieser Flächen können wir eine Durchmischung
                                                           Fabian von Köppen: Im Turm befinden sich 128 Eigen-        vorantreiben. Wir entwickeln hier ein spannendes Kon-
                                                           tumswohnungen und die Büros der Stiftung. Weitere 53       zept: der „Marktplatz der Manufakturen“. Produzieren,
                                                           geförderte Wohnungen entstehen im Riegel. Beides fußt      ausstellen, verkaufen, alles kann auf einer großen Flä-
                                                           wiederum auf der 2.000 m² großen Ausstellungsfläche        che stattfinden – und darüber wird gewohnt. Der zweite
                                                           der Deutschen Wildtierstiftung. So entsteht ein moder-     Trend, den ich angerissen hatte, ist der zu kleinen Woh-
                                                           ner Mixed-Use aus Wohnen, Arbeiten und Leben.              nungen. Überzeugte Singles wollen allein leben, suchen
                                                                                                                      aber Leben und Gemeinschaft in einer Community. In
                                                           Wildtiere in der Stadt?                                    gemischten Häusern fühlen sich Alleinstehende oft als
                                                           Fabian von Köppen: Das Stiftungskonzept ist spannend:      Randgruppe. Deshalb haben wir ein Konzept für Sing-
                                                           Wer die Wildtiere nicht kennt, kann sie auch nicht         les im Segment 40plus entwickelt. In unserem „WeDock“
                                                           schützen. Es ist ein Anliegen der Stiftung, in die Städ-   vermieten wir mit einer Wohnung auch Gemeinschafts-
                                                           te zu kommen und aufzuklären. Der Gründer Haymo            räume wie ein Gym, eine Bibliothek oder die große Küche
                                                           Rethwisch war überzeugt, dass es keinen Widerspruch        mit langem Tisch für gesellige Abende.
                                                           zwischen Ökologie und Ökonomie geben muss. So pas-
                                                           sen die Wildtierstiftung und Roots perfekt zusammen.

                                                           Auf welche Nachfrage trifft Ihr Konzept?
                                                           Fabian von Köppen: Unser Angebot ist auf die Nach-
                                                           frage nach kleinen, kompakten Wohnungen mit urba-
                                                           nem Charakter ausgerichtet. Roots bietet etwa 50 %
                                                           2-Zimmer-Wohnungen und 45 % 3- bis 4-Zimmer-Woh-
                                                           nungen. Das Konzept zielt auf den modernen Life­style
                                                           ab: mit Yogaraum, Gemeinschaftsterrasse und dem
                                                           „Lotse“-Conciergeservice. Dies entspricht dem Bedarf
                                                           der Young-Urban-Professionals, die Service Facilities
                                                           honorieren. Leben im Hochhaus ist übrigens im asia-
Fotos / Visualisierungen: Garbe Immobilien-Projekte GmbH

                                                           tischen Raum normal. In Deutschland kennen wir nur
                                                           die 1970er-Jahre-Hochhäuser oder die exorbitant teu-
                                                           ren Wohntürme, die es heute gibt. Roots liegt ein Stück
                                                           weit dazwischen.

                                                           Wie spiegelt sich das in der Mietpreis-
                                                           entwicklung wider?
                                                           Fabian von Köppen: Wir verkaufen ausschließlich Ei-
                                                           gentum an Kapitalanleger und kalkulieren dafür die in
                                                           der HafenCity übliche Miete. Wird Wasserblick geboten,             Yogaraum und Gemeinschaftsterrasse: Das Konzept
                                                           ist die Miete unweigerlich höher. Nachhaltige Projekte             des Roots trifft den Lifestyle der Young-Urban-
                                                           werden präsenter, weil das Interesse an ökologischem               Professionals in Hamburg.

                                                                                                                                                                                         11
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG                                                                                                                                                                     BNP Paribas Real Estate

                                                         HAMBURG
                 Die zweitgrößte Stadt Deutschlands ist unvermindert beliebt
                und landet bei allen Städterankings weit oben. Da verwundert
                 es nicht, dass die Hanseaten zu den glücklichsten Menschen
               Deutschlands zählen und die Bevölkerung kontinuierlich wächst.

                • Nicht zuletzt aufgrund der unverändert dynamischen                                                           den. Die Projektentwickler der Hansestadt sind dazu
                  Bevölkerungsentwicklung liegt die Wohnungsnachfra-                                                           bereit, wie die vielen Bauvorhaben, die das Stadtbild
                  ge weiterhin auf hohem Niveau. Und obwohl die Bau-                                                           aktuell prägen, zeigen.
                  fertigstellungen in den letzten Jahren zugelegt haben,                                                     • Erfreulich ist vor allem, dass sich ihr Engagement
                  ist weiterhin ein Nachfrageüberhang festzustellen.                                                           nicht nur auf wenige Lagen konzentriert, sondern
                • Die gestiegene Bautätigkeit zeigt aber trotzdem Wir-                                                         über weite Teile des Stadtgebiets erstreckt. Mit
                  kung. Mit Fertigstellungszahlen nur knapp unter                                                              großen Stadtentwicklungsprojekten wie Neue Mitte
                  der Marke von 10.000 Wohneinheiten konnte in den                                                             Altona, dem neuen Stadtteil Grasbrook oder der Er-
                  letzten beiden Jahren die Lücke zwischen Wohnungs-                                                           schließung der urbanen Viertel entlang der Bille und
                  bedarf und Fertigstellungsvolumen etwas verringert                                                           der Elbe werden eigenständige und lebendige Quar-
                  werden. Dass der Weg zu einem ausgeglichenen                                                                 tiere geschaffen. Darüber hinaus gibt es aber auch
                  Markt aber noch weit ist, spiegelt sich in der nach                                                          eine Vielzahl kleinerer und mittelgroßer Neubauent-
                  wie vor sehr niedrigen Leerstandsquote von rund                                                              wicklungen, die das Angebot in ganz unterschiedli-
                  0,5 % wider.                                                                                                 chen Stadtteilen ergänzen. Und last, but not least
                • Die eingeschlagene Entwicklung, die Neubautätigkeit                                                          schreitet auch die Entwicklung der östlichen Hafen-
                  längerfristig auf ein höheres Niveau zu heben, muss                                                          City weiter voran und stellt dem Markt ein Angebot
                  also beibehalten und von der Politik unterstützt wer-                                                        mit ganz besonderem Flair zur Verfügung.

     ENTWICKLUNG BEVÖLKERUNG UND WOHNUNGSBESTAND 2014–2020                                                                   ENTWICKLUNG NACHFRAGE UND ANGEBOT 2014–2019
       Bevölkerung           Wohnungsbestand                                                                                   Genehmigungen                   fertiggestellte Wohnungen
                                                                                                                               ø zusätzl. Haushalte p. a.
                                                                                                                                                                                            11.335

                                                                                                                                                                                                                                 10.851
                                                                                                                                                                                                              10.470

                                                                                                                             12.000
                                1.847.253

                                                                                                                                                                                                                       9.700
                                                                                                                                      9.731

                                                                                                                                                                         9.651
                 1.746.342

                                                                                                                                                                                                                                          9.079

                                                                                                                             10.000
                                                                                                                                                      7.687

                                                                                                                                                              7.665

                                                                                                                                                                                 7.050

                                                                                                                                                                                                     6.828

                                                                                                                              8.000                                                                                                                  7.849
                                            +6 %
                                                                                                                                              6.086
                                                                                           966.164
                                                                        917.234

                                                                                                                              6.000

                                                                                                                              4.000
                                                                                                     +5 %
                                                                                                                              2.000

                2014           2020                                    2014               2020                                           2014            2015               2016               2017              2018              2019

                                                   Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020                                    Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2020; GfK Geomarketing

12
Zahlen & Fakten

                                                            AUF EINEN BLICK
                                                                                    NACHFRAGE

                                                          +5.003
                                                          Personen
                                                           Wanderungssaldo im Jahr 2019,
                                                                                                                                  7,6 %
                                                                                                                                  Arbeitslosenquote 2020,
                                                           +7.979 Personen im Jahr 2018                                           +1,5 %-Punkte zum Vorjahr

1.013.112 Haushalte 98,9
zum 31.12.2019, +2.347 Haushalte zum Vorjahr                                                       Kaufkraftindex pro Haushalt 2020, 47.326 € Kaufkraft pro Haushalt

                                                                                      ANGEBOT

966.164
                                                                                                                         Leerstandsquote

                                                                                                                                    0,7 %

                                                                                                                                                       0,5 %

Wohnungen
zum 31.12.2019, +9.688 Wohnungen zum Vorjahr                                                                                        2014                2019

32,6 %
Anteil Mehrfamilienhäuser 31.12.2019, +0,1 %-Punkte zum Vorjahr
                                                                                      10.851
                                                                                       Baugenehmigungen 2019, +381 Wohnungen zum Vorjahr
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, GfK Geomarketing, Bundesagentur für Arbeit, CBRE-empirica Leerstandsindex                                        13
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG                                                                                                                                                                                      BNP Paribas Real Estate

 MARKT FÜR MIETWOHNUNGEN
     TEURE WASSERLAGEN

                                                                                                                                                                                                                                 TOP 5 (BESTAND)
                                                                                                                                                                                                                                                 21         1
                                                                                           Quickborn            7
                                                     23
                                                                                                                                                                                                                                 ANGEBOTSMIETEN 2020
                                                                                                                                                                                                                       Bargteheide

                                                                                                                                                                                t er
                                                                                                                                                                               Al s
                                                                                                                     Norderstedt                                                                                                 21,50 €/m2
                                                                                                                                                                                                                                 HafenCity
 Tornesch                                                                         nau
                                                                               in

                                                                                                                                                                                                                                 20,90 €/m2
                                                                           P

                                                                                                                                                                                                                Ahrensburg Harvestehude (Alsterlagen)
                                        au

                                                 n
                       P in

                                                              Pinneberg                                                                                                                                                          19,75 €/m2
                                                                                                                                                         Wellingsbüttel
                                                                                                                                                                                                                                 Rotherbaum (Alsterlagen)
                                                                                                                                                             r te
                                                                                                                                                           Als
                                                                                                                               Fuhlsbüttel
                                                                                                                                                                                                                            1
                                                                                                                                                                                                                                 18,50 €/m2
                                                                                                 23     7                                                                                                                        Neustadt (südlich)

                                                                                                                                               Steilshoop
                                                                                                                                                                                                  Rahlstedt                      18,30 €/m2
                                                                       Schenefeld                                                                                                                                                Rotherbaum (westlich)
                                                                                                                             Eppendorf
                                                                                         Lurup
     Wedel                                                                                                                                                          Wandsbek
                                                                                                                         Rotherbaum
                                                          Blankenese
                                                                                                                             Außenalster                                                                                         MIETDYNAMIK 2014–2020
                                                                                                                                                                                                                                 24                   Bil

                                                                                                                                                                                                                                                      le
                                                                                                                                                                    24
                                                           Elbe
                                                                               Ottmarschen
                                                                                                            Altona
                                                                                                                                                  Hamm                         Billstedt                                         53 %
                                                                                                                              Hafen City
                                                                                                 Elbe                                                                                                         Glinde             Fuhlsbüttel

                                                                                Finkenwerder
                                                                                                                                                    No
                                                                                                                                                                                                                                 48 %
                                                                                                                                                                                 1
                                                                                                                                                                                                                                 Wandsbek
                                                                                                                                                     rd

                                                                                                        7                              255
                                                                                                                                                       erel

                                                                                                                                                                                                                       Reinbek
                                                                                                                                                           be

                                                                                                                                                                         25                                                      48 %
     © mapz.com - Map Data: OpenStreetMap ODbL

                                                                                                                               Wilhelmsburg
                                                                                                                                                                                                                                 Barmbek-Süd
                                                                                                                                                                                                                                                                Quelle: IDN Immodaten GmbH
                                            te

                                                                                                                                                                     Dove
                                          Es

                                26                                                                                                                                        be
                                                                                                                                                                                                               Bergedorf
                                                                                                                                                                          El

                                                                                 Neugraben-
 Buxtehude                                                                       Fischbek                                                                                                                                        40 %
                                                                                                                                                                                  G os
                                                                                                                                                                                      eE                                         Finkenwerder
                                                                                                                                                                                                                                   25
                                                                                                                                                                                        l
                                                                                                                       Harburg
                                                                                                                                                                                        be

                                                                                                                                                                                                                                 40 %
                                                                                                                                                                     Hohendeicher
                                                                                                                                                                         See                                                     Langenhorn
                                                                                                                                                                                                                       Do
                                                                                                                                                                                                                         ve

                                                                                                                                                                                                                           be               be
                                                                                                                                                                                                                            El

                                                                                                                                                                                                                                       El

                                                                                                                                           1
                                                                                                                         7
                                                                                                                                               ve

                                                                                                                                                                                             El

      Es
                                                                                                                                              e
                                                                                                                                           Se

                                                                                                                                                                                             be

                     te                                                                          261
                                                                                                                               Seevetal

     LAGEKLASSE                                                   sehr gut              gut            durchschnittlich            einfach
                                                                                                                                                                                                                                                                                             Foto: M. Johannsen / stock.adobe.com

                                                          • Die große Nachfrage über das gesamte Stadtgebiet                                                      zwischen 21 und 28 %. Dieser Trend setzt sich auch
                                                            hinweg zeigt sich daran, dass die Angebotsmieten                                                      aktuell fort, sodass selbst im Corona-Jahr 2020 An-
                                                            überall deutlich zugelegt haben. Seit 2014 haben sie                                                  stiege zwischen 2 und 4 % zu beobachten waren.
                                                            im Durchschnitt um 24 % angezogen. Bemerkenswert                                                    • Den stärksten Anstieg verzeichneten die einfachen
                                                            ist, wie ausgeglichen sich diese Entwicklung über                                                     Lagen mit 28 %, gefolgt von den Stadtteilen mit
                                                            unterschiedliche Qualitätssegmente des Marktes er-                                                    durchschnittlicher Wohnqualität, wo ein Zuwachs
                                                            streckt hat. In allen Lagen bewegt sich der Zuwachs                                                   um 25 % registriert wurde. Erstaunlicherweise ran-

14
Zahlen & Fakten

                                                      Nachfrage lässt Mieten in allen Lagen weiter steigen
                                                                HafenCity teurer als etablierte Luxuslagen
                                               Große Dynamik in einfachen und durchschnittlichen Lagen

    gieren die sehr guten Lagen mit einer Steigerung um           ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSMIETEN NACH WOHNLAGEN (BESTAND)
    21 % am Ende des Rankings.                                         sehr gut (+21 %)        gut (+24 %)            durchschnittlich (+25 %)
•   Dass Wasserlagen in der Hansestadt einen hohen                     einfach (+28 %)         gesamt (+24 %)
    Stellenwert haben, lässt sich erahnen, wenn man               €/m²
    sich anschaut, in welchen Stadtteilen die höchsten
                                                                  16
    Mieten aufgerufen werden. Hierzu gehören traditi-
    onell die Alsterlagen in Harvestehude (20,90 €/m²)
                                                                  14
    oder in Rotherbaum (19,75 €/m²). Neben einer sehr
    hochwertigen Altbausubstanz sind hier in den letz-
                                                                  12
    ten Jahren auch viele luxuriöse Wohnungen entstan-
    den, die teilweise deutlich über den genannten Me-
                                                                  10
    dianmieten angeboten werden.
•   Bei aller hanseatischen Tradition mussten die etab-
                                                                   8
    lierten Luxuslagen 2020 aber einem Newcomer den
    Vortritt lassen. Mit einer Median-Angebotsmiete von
    21,50 €/m² führte die HafenCity das Tableau der sehr                  2014     2015     2016        2017       2018           2019       2020

    guten Lagen an. Neben der unschlagbaren Standort-                                                                              Quelle: IDN Immodaten GmbH

    qualität punktet die Lage mehr und mehr auch mit
    einer wachsenden Urbanität.
•   Anders stellt sich die Situation der Wachstumsdyna-           ANGEBOTSMIETEN NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND)
    mik dar. Aufgrund des niedrigeren Ausgangsniveaus             €/m²           Median             oberes Segment
    liegen hier einfache und durchschnittliche Lagen auf
    den vorderen Plätzen. Mit einem Mietpreisanstieg              20
    um 53 % seit 2014 liegt Fuhlsbüttel klar an der Spit-
    ze und ist der einzige Stadtteil, der die 50 %-Marke
                                                                  15
    überspringt. Aber auch Wandsbek und Barmbek-Süd
    weisen mit 48 % einen hohen Zuwachs auf. Mit einem
    Anstieg von jeweils 40 % zählen auch Finkenwerder             10
    und Langenhorn zur Spitzengruppe.
•   Die Verteilung der Standorte mit hoher Wachs-
    tumsdynamik unterstreicht die Aussage zur breiten              5

    Nachfrage. Egal ob im nördlichen (Fuhlsbüttel, Lan-
                                                                                 12,95

                                                                                            12,10

                                                                                                           12,65

                                                                                                                          13,60

                                                                                                                                            13,15

    genhorn), südlichen (Finkenwerder) oder östlichen
    Stadtgebiet (Wandsbek) – der vorhandene Nachfra-                              1          2                 3           4             5 und mehr

    geüberhang führt zu starken Mietsteigerungen.                                                                                  Quelle: IDN Immodaten GmbH

                                                                                                                                                                15
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG                                                                      BNP Paribas Real Estate

 MARKT FÜR
 EIGENTUMS-
 WOHNUNGEN
     PREISE STEIGEN WEITER
               • Nicht nur die Mieten, sondern auch die Kaufpreise
                 für Wohnungen, egal ob als selbstgenutzte Eigen-
                 tumswohnungen oder als Kapitalanlage, haben in
                 den vergangenen Jahren stark zugelegt. Die zu be-
                 obachtende Dynamik fiel dabei noch deutlich stär-
                 ker aus als im Mietwohnungsmarkt.
               • Seit 2014 haben die durchschnittlichen Ange-
                 botspreise um rund 64 % auf gut 4.630 €/m² und
                 damit knapp dreimal so stark zugelegt wie die
                 durchschnittlichen Mieten. Diese Entwicklung hat
                 sich auch im pandemiebedingt schwierigen Jahr
                 2020 fortgesetzt, wo die Angebotspreise im Schnitt
                 noch einmal um 12 % angezogen haben.
               • Analog zum Mietwohnungsmarkt weisen die ein-
                 fachen Wohnlagen mit einem Anstieg um 83 % den
                 höchsten Zuwachs auf und liegen aktuell bei knapp               Preise stärker gestiegen als Mieten
                 3.900 €/m². Verantwortlich hierfür ist in erster Li-
                 nie das niedrigere Ausgangsniveau. Bemerkens-
                 wert ist aber, dass sich der prozentuale Abstand
                                                                                 Einfache und gute Lagen mit höchster Dynamik
                 zu den Stadtteilen mit durchschnittlicher Qualität
                 innerhalb von nur 6 Jahren mehr als halbiert hat
                                                                                 HafenCity auch bei ETW am teuersten

     ANGEBOTSPREISE (BESTAND) 2020 IN DEN ABSOLUTEN PREMIUMLAGEN

         9.710 €/m      2
                                  8.725 €/m        2
                                                             8.320 €/m       2
                                                                                 8.315 €/m        2
                                                                                                         8.135 €/m             2
                                                                                                                                             Foto: Daniel Fröhlich / stock.adobe.com

            HafenCity              Harvestehude               Harvestehude         Winterhude               St. Georg
                                      (Alster)                 (westlich)          (Alsterlage)              (Alster)
                                                                                                                Quelle: IDN Immodaten GmbH

16
Zahlen & Fakten

STADTTEILE MIT DER HÖCHSTEN PREISDYNAMIK 2014–2020                            ENTWICKLUNG DER ANGEBOTSPREISE ETW IN DEN WOHNLAGEN
(PREIS 2020, BESTAND)                                                         (BESTAND)
                                                                                 sehr gut (+72 %)                gut (+72 %)           durchschnittlich (+67 %)
                                                                                 einfach (+83 %)                 gesamt (+64 %)

      124 %
                                                                              €/m²

                                                                               8.000

                                                                               7.000

                                                                               6.000

                                                                               5.000

     Barmbek-Nord
                                   108 %
                                                                               4.000

      (6.020 €/m2)                                                             3.000

                                                                               2.000

                                                                               1.000

      107 %
                                                                                        2014           2015      2016       2017       2018        2019            2020
                                       Horn                                                                                                       Quelle: IDN Immodaten GmbH

                                   (3.940 €/m2)
                                                                              ANGEBOTSPREISE NACH ZIMMERZAHL 2020 (BESTAND)
                                                                              €/m²         Median                     oberes Segment

                                    98 %
                                                                               10.000

       Eidelstedt
      (4.535 €/m2)                                                              8.000

                                                                                6.000

       94 %                         Marmstorf
                                   (4.140 €/m2)
                                                                                4.000

                                                                                2.000
                                                                                               4.515

                                                                                                              4.835

                                                                                                                             4.535

                                                                                                                                          5.150

                                                                                                                                                           5.055

        Harburg                                                                                 1              2              3               4       5 und mehr

      (3.195 €/m2)                       Quelle: IDN Immodaten GmbH                                                                               Quelle: IDN Immodaten GmbH

  und nur noch bei rund 9 % liegt. Hierin spiegeln                      im Einzelfall aber auch deutlich höhere Preise notiert.
  sich sowohl die Aufwertung vieler Lagen, teilweise                  • Die mit Abstand höchsten Angebotspreise werden
  auch durch Neubauvorhaben, als auch die starke                        mit im Schnitt gut 9.700 €/m² wiederum in der
  Nachfrage, getrieben auch durch sehr attraktive                       HafenCity registriert, wo es nur noch eine Frage
  Finanzierungsbedingungen, wider.                                      der Zeit sein dürfte, bis die 10.000-€/m²-Schwelle
• Am teuersten sind Wohnungen erwartungsgemäß in                        übersprungen wird. Ausschlaggebend für die Spit-
  den alsternahen, exklusiven Stadtteilen, in denen teil-               zenposition der HafenCity ist die nicht duplizierba-
  weise sowohl hochwertige Bestands- als auch Neu-                      re Lage direkt an der Elbe.
  bauwohnungen über einen direkten Blick auf die Alster               • In einigen Lagen mit einfacher Wohnqualität, wie
  verfügen. Zu nennen sind hier u. a. Harvestehude, Win-                zum Beispiel in Horn, haben sich die Preise sogar
  terhude oder auch St. Georg, wo jeweils durchschnitt-                 mehr als verdoppelt, auch wenn sie mit aktuell un-
  liche Angebotspreise zwischen 8.000 und 9.000 €/m²                    ter 4.000 €/m² immer noch vergleichsweise güns-
  aufgerufen werden. Für Premiumobjekte werden hier                     tig sind.

                                                                                                                                                                               17
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG                                                                                                               BNP Paribas Real Estate

 MARKT FÜR MEHRFAMILIENHÄUSER
     NACHFRAGE EHER GESTIEGEN
                 • Dass Immobilien gerade in schwierigen Zeiten                                         Zahlen der Gutachterausschüsse belegt. Seit 2014
                   eine begehrte Assetklasse sind, hat sich auch                                        ist der jährliche Geldumsatz mit Mehrfamilien-
                   2020 wieder bestätigt. Obwohl die Nachfrage nach                                     häusern kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2019 er-
                   Mehrfamilienhäusern bereits seit einigen Jahren                                      reicht er seinen bisherigen Höchststand mit einem
                   auf hohem Niveau lag, hat sie während der Coro-                                      Volumen von 1,93 Mrd. €. Auch die Zahl der ver-
                   na-Pandemie noch einmal zugenommen.                                                  äußerten Objekte lag mit über 500 so hoch wie seit
                 • Bemerkenswert ist die breite Palette an Käufern,                                     2007 nicht mehr.
                   die teilweise sehr unterschiedliche Risikoprofi-                                  • Aber nicht nur Anzahl und Volumen haben sich er-
                   le haben. Vor diesem Hintergrund verwundert es                                       höht, sondern auch der durchschnittliche Kaufpreis
                   nicht, dass nahezu überall dort, wo ein entspre-                                     pro Verkaufsfall. Mit gut 3,8 Mio. € liegt er aktuell
                   chendes Angebot auf dem Markt ist, auch Nach-                                        mehr als doppelt so hoch wie noch vor 10 Jahren.
                   frage vorhanden ist. Das gilt sowohl für zentrale                                    Diese Entwicklung drückt sich auch in den Verviel-
                   Lagen um die Alster als auch für Standorte am                                        fältigern aus, die ebenfalls seit Jahren stetig zule-
                   Stadtrand.                                                                           gen. Für Neubauobjekte im Spitzensegment sind sie
                 • Im Fokus der institutionellen Käufer stehen vor                                      mittlerweile beim 32,5-Fachen anzusetzen.
                   allem Neubauten. Ein wesentlicher Grund hierfür                                   •	Trotz der Aufwärtsentwicklung der letzten Jahre hat
                   ist, dass für Neubauobjekte keine soziale Erhal-                                     der Investmentmarkt für Mehrfamilienhäuser grund-
                   tungsverordnung gilt und sie damit bezüglich der                                     sätzlich noch jede Menge Luft nach oben. Die Nach­
                   Mietentwicklung weniger gesetzlichen Einschrän-                                      frage für höhere Umsätze und Verkaufsfälle ist allemal
                   kungen unterliegen.                                                                  vorhanden. Limitiert wird das Ergebnis momentan nur
                 • Die weiter gestiegene Nachfrage wird durch die                                       durch ein nicht ausreichendes Angebot.

     VERKÄUFE VON MEHRFAMILIENHÄUSERN                                                                ENTWICKLUNG DER VERKAUFSFAKTOREN NEUBAU (SPITZE)
       Verkäufe (Anzahl)     Geldumsatz (in Mio. €)                                                  Spitzenmultiplier Neubau

     2.000                                                                                           35

                                                                                                                                                                       32,5
     1.500                                                                                                                                              31,0
                                                                                                                                       29,5    30,0
                                                                                                     30
                                                                                                                                28,5
                                                                                                                                                                                             Foto: Rangzen / stock.adobe.com

     1.000
                                                                                                                         26,5
                                                                                                                25,0
                                                                                                     25
      500

               2012   2013   2014   2015    2016      2017        2018         2019                             2014     2015   2016   2017    2018     2019           2020

                                                      Quelle: Gutachterausschuss der Stadt Hamburg                                                    Quelle: BNP Paribas Real Estate GmbH

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Zahlen & Fakten

                                                       STANDORTE
                                                          IM ÜBERBLICK

                                                                                                  12,75 €/m2
                                                              HAMBURG
                                                                                                  55 % / 13 %
                                                                 12,40 €/m2                       33,0
                                                                 24 % / 6 %
                                      7,40 €/m2                                                BERLIN
                                                                 32,5
                                      30 % / 8 %
                                      28,0

                                ESSEN                                                   6,80 €/m2
                                                                                        30 % / 6 %

                 DÜSSELDORF                      11,25 €/m2                             29,0
                                                 28 % / 7 %
                                                                                   LEIPZIG
                                                 32,5
                         KÖLN
                              11,50 €/m2                                       Berlin mit Abstand am dynamischsten
                              29 % / 9 %                FRANKFURT              München bewegt sich auf 20-€/m²-Marke zu
                              32,5
                                                          15,00 €/m2           Hamburger Mietwachstum etwas abgeschwächt
                                                          32 % / 9 %
                                                          33,0                  19,40 €/m2
                                                                                40 % / 7 %
                                                          STUTTGART
                                                                                35,0
                                                              14,65 €/m2
                                                                              MÜNCHEN
                                                              41 % / 7 %
                                                              33,5

      Medianmiete 2020 (Bestand)

      Mietentwicklung (Bestand): 2014–2020 / 2018–2020

      Verkaufsfaktoren (Neubau Spitze)

Quellen: IDN Immodaten GmbH, BNP Paribas Real Estate                                                                          19
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG                                                             BNP Paribas Real Estate

     THE FUTURE IS NOW

     DIGITALE LÖSUNGEN FÜR
     PRIVATE VERMIETER
     Wer als Vermieter mehr Aufgaben aus der Hand gibt und automatisiert,
     gewinnt. Denn durch die Digitalisierung haben sie in Zukunft mehr Zeit,
     weniger Kosten und zufriedenere Mieter. Smarte Lösungen bei der Immo-
     bilienverwaltung, die einen echten Mehrwert bieten, gibt es mittlerwei-
     le viele. Laut einer Studie von ImmobilienScout24 planten 2020 über die
     Hälfte aller Vermieter, sich digital bei der Immobilienbewirtschaftung
     unterstützen zu lassen. Wir geben daher einen Überblick für alle Haus-
     eigentümer, die von digitaler Intelligenz profitieren und den ersten Schritt
     in eine digitale Zukunft gehen möchten.

                                                    P
                                                            ropTechs sind in Deutschland in den vergange-
                                                            nen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschos-
                                                            sen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die
                                                            Immobilienwelt zu verändern und die eher ana-
                                                    loge Branche bei den Herausforderungen der digitalen
                                                    Transformation zu unterstützen. Auch Immobilienkon-
                                                    zerne zeigten sich zunächst erfreut: „PropTechs wurden
                                                    zur Hoffnung der etablierten Unternehmen“, beschreibt
                                                    es Andreas Völker. Seit 1999 leitet er als Geschäftsfüh-
                                                    rer und Head of Investment Consulting die BNP Paribas
                                                    Real Estate Consult GmbH und ist oft mit verschiedenen
                                                    Start-ups im Gespräch. Ein regelrechter Hype setzte
                                                    ein, bald kamen aber auch Ängste zur Euphorie hinzu:
                                                    Wird die Immobilienwirtschaft ähnliche Disruptionen
                                                    wie etwa die Musikindustrie mit dem Aufkommen von
                                                    Streaming-Plattformen wie Spotify erleben?
     „Indem Vermieter und Eigentümer in Prop-           Nach fast einem Jahrzehnt lässt die große Disrup-
     Techs investieren, binden sie Innovationen     tion, also ein komplett neues Businessmodell, noch auf

     ein und verjüngen quasi ihre Belegschaft. Es   sich warten. „Nur etwa 5 Prozent aller PropTechs fallen
                                                    auf“, betont Völker. „Die Start-ups arbeiten momentan
     wird interessant sein zu sehen, wie sich die   an einzelnen Prozessen, also isolierten Lösungen, und
     kleinen, kreativen Start-ups in einem größe-   nicht an ganzheitlichen Modellen, welche die Branche
     ren, eher konventionellen Umfeld behaupten.“   revolutionieren könnten.“
                                                        Wir wollen uns vier junge und vielversprechende
     ANDREAS VÖLKER                                 Unternehmen genauer anschauen und beleuchten, wie
     Managing Director BNP Paribas Real Estate      diese Wohnungsvermietern helfen.

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The Future is Now

                    Definition PropTech
                    Der Begriff PropTech setzt sich zusammen aus Property und Technology und beschreibt junge Unternehmen,
                    welche die Immobilienbranche mithilfe neuer Techniken bei der digitalen Transformation unterstützen
                    möchten. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in anderen Branchen beobachten – vielleicht kennen Sie
                    bereits die Begriffe FinTech oder InsurTech.

                                              4 PROPTECHS, DIE VERMIETER IM AUGE
                                              BEHALTEN SOLLTEN:
                     objego liefert mobile Immobilienverwaltung
                     Wer sich traut, Excel-Tabellen und Un-
                     terlagen in Aktenordnern ins Archiv zu
                     verbannen, schafft mit objego den ersten
                     Meilenstein in der Digitalisierung des Ver-
                     mieteralltags. Ziel des PropTechs ist es, die
                     Immobilienverwaltung komplett digital zu
                     machen und in einer einzigen Web-Anwen-
                     dung abzubilden.
                         Dazu bringt das Essener Start-up die
                     Organisation aller Einheiten samt Ne-
                     benkostenabrechnung und Dokumenten-
                     management ins Web. Das Bankkonto kann
                     direkt mit objego verbunden werden, so-
                     dass Mieteinnahmen automatisiert und
                     Rechnungen und Ausgaben in der Finanz-
                     übersicht direkt erfasst werden. Mit dem
                     eingebauten       Dokumentenmanagement
                     sind alle wichtigen Dokumente jederzeit
                     und von überall aus abrufbar.
                         Und das Beste: Für sämtliche Objekt-
                     typen – von der vermieteten Eigentums-
                     wohnung über Einfamilienhäuser, Mehr-
                     familienhäuser mit und ohne Gewerbe-
                     einheiten – erstellt das Tool die Neben-
                     kostenabrechnung inklusive Anschreiben
                     an die Mieter fast komplett selbstständig.                                                              Einfach, intuitiv und sicher.
                         Die Geschäftsführer Philip Rodowski         privater Vermieter noch mehr zu erleich-             Das Herzstück der Software ist
                     und Jörn Reckeweg sind bereits seit An-         tern. Im Februar wurde beispielsweise ein           die Nebenkostenabrechnung für
Foto: objego GmbH

                                                                                                                         Wohn- und Gewerbeimmobilien.
                     fang 2020 erfolgreich mit der Lösung am         Feature hinzugefügt, das die Vorbereitung
                     Markt unterwegs und arbeiten mit ihrem          der Anlage V für die Steuererklärung durch
                     Team fortwährend an der Integration wei-        schnellen Export aller relevanter Daten
                     terer digitaler Lösungen, um das Leben          und Informationen stark vereinfacht.

                                                                                                                                                             21
CITY REPORT WOHNEN HAMBURG                                                                                   BNP Paribas Real Estate

                           Wunderflats: Online-Vermietung ohne Zeitaufwand
                           Im Handumdrehen passende Mie-          einem übersichtlichen Dashboard       vertrag zur Unterschrift erstellt.
                           ter finden, Mietvertrag online         dargestellt und können ganz ein-      Während des gesamten Prozesses
                           unterschreiben und die Zugänge         fach verwaltet werden. Der größte     ist das Team von Wunderflats je-
                           über KIWI erstellen – fertig. Das      Zeitgewinn: Es tauchen nur rele-      derzeit persönlich erreichbar.
                           Berliner PropTech Wunderflats          vante Anfragen auf. Denn mithilfe         Wunderflats und seine Wett-
                           übernimmt für Vermieter die            eigens entwickelter Algorithmen,      bewerber schließen die Lücke im
                           professionelle Vermarktung von         die durch maschinelles Lernen         Markt für Aufenthalte ab einem
                           Inseraten sowie die vollständige       jeden Tag intelligenter werden,       Monat. Das Angebot richtet sich
                           Abwicklung und Administration          schlägt das Unternehmen Inse-         vor allem an Arbeitnehmer, die
                           der Vermietungen.                      rate vorrangig den Nutzern vor,       sich nur zeitlich begrenzt in einer
                               Eine personalisierte und effizi-   bei denen die Wahrscheinlichkeit      Stadt aufhalten. Wer flexibel und
                           ente Nutzungserfahrung steht bei       eines Vertragsabschlusses am          agil leben und arbeiten möch-
                           dem Marktführer für möbliertes         höchsten ist. Haben Vermieter         te, findet digital kurzfristig ein
                           Wohnen auf Zeit in Deutschland         sich für einen Mieter entschie-       passendes Zuhause in deutschen
                           dabei an erster Stelle. Alle Insera-   den, wird dessen Arbeitsverhält-      Großstädten. Und diese Einfach-
                           te und entsprechende Mietanfra-        nis durch Wunderflats verifiziert     heit wird auch den Vermietern
                           gen werden für den Vermieter in        und ein rechtlich geprüfter Miet-     geboten.

          Digitalen Mehrwert für Mieter schaffen: KIWI macht Türen smart
          Wie kommen die Handwerker von Doozer in die Woh-           Nölling ein Treiber zur Kosteneinsparung. Das Stichwort
          nung? Bestenfalls mit einer Türsteuerung auf Entfernung    hier: Schlüsselmanagement-Prozesse. Zutrittsrechte von
          und ohne persönlichen Kontakt. Diesen Effizienzgewinn      App-Nutzern und Transpondern werden im Online-Portal
          sichert sich der digitale Wohnungsvermieter mit einem      per Knopfdruck gewährt und wieder entzogen. Vorbei die
          Anbieter wie KIWI. Dessen digitales Schließsystem lässt    Zeit, in der Schlüssel aufwendig und teuer nachgemacht
          sich per App und KIWI-Transponder steuern. Erstaunlich:    und Schlösser ausgetauscht werden müssen. Der ers-
          Das Smart-Entry-System wird nicht etwa anstelle des        te Schritt zu einem „Smart Home“ ist also gar nicht so
          Standard-Türschlosses, sondern zusätzlich installiert.     schwer, wie es zunächst klingen mag.
          Die Nutzung der herkömmlichen Schlüssel ist dadurch
          nicht beeinträchtigt.
              Neben der bequemen Türöffnung von unterwegs, mit
          der eben jene Doozer-Handwerker oder vertrauenswür-                    2
          dige Paketboten Zutritt zur Wohnung erhalten, gehen
          mit digitalen Schließsystemen weitere Vorteile einher.
          Denn KIWI ist laut Gründer und Geschäftsführer Karsten

                                                                         1

                                                                               1    Von außen nicht sichtbar wird der Türsensor im
                                                                               Klingeltableau der Immobilie installiert.

                                                                               2    Öffnen per Klick: Mit der Smartphone-App wird die Tür
                                                                               per Tab auf das Display geöffnet.

22
The Future is Now

                                                                                                                                                                      „Als Architekt bin ich angetreten, um die
                                                                                                                                                                      Chancen der Digitalisierung endlich auch für
                                                                                                                                                                      die Immobilienwirtschaft nutzbar zu machen
                                                                                                                                                                      und den Prozess der Leerwohnungs-Sanierung
                                                                                                                                                                      vollständig online abzuwickeln.“
                                                                                                                                                                      NICHOLAS NEERPASCH
                                                                                                                                                                      Gründer und Geschäftsführer von Doozer

                                                                                                                                                                      Im Bereich der Auftragsvergabe von Wohnungssanierungen
                                                                                                                                                                      kostet die analoge Abwicklung von der Bedarfsfeststellung bis
                                                                                                                                                                      hin zur Beauftragung viele Bestandshalter viel Zeit und Geld.

                                                                                             Sanieren wie die Profis mit Doozer
                                                                                             Auch die Handwerkerbranche arbei-           be des gewünschten Sanierungszeitrau-        Investoren vorbehalten, die aufgrund
                                                                                             tet bereits digital. Nicholas Neerpasch     mes sieht er sofort, welche Handwerker       der hohen Anzahl an Wohnungseinhei-
                                                                                             und Carsten Petzold haben mit Doozer        für genau diese Maßnahme zu welchem          ten dauerhaft ihr eigenes Handwer-
                                                                                             in weniger als 7 Jahren den größten         Preis verfügbar sind. Preiskalkulation       kerteam beschäftigen konnten. Doozer
                                                                                             deutschen digitalen B2B-Handwerker-         und Leistungsverzeichnis sind detail-        nutzt das Handwerkernetzwerk, um nun
Fotos / Visualisierungen: KIWI.KI GmbH; Knut Koops photography; hanohiki - stock.adobe.com

                                                                                             markt ins Leben gerufen. Das Prinzip        liert. Der Auftraggeber erhält dadurch       zusätzlich auch ähnliche Vorteile für
                                                                                             ist simpel: Der Kunde, sprich der Im-       umfassende Markttransparenz, für die         private Vermieter realisieren zu können.
                                                                                             mobilieneigentümer mit Sanierungsnot,       der Handwerkermarkt bisher weniger           Handwerksunternehmen profitieren von
                                                                                             hinterlegt in der Online-Plattform alle     bekannt war.                                 einer besseren Planbarkeit und höheren
                                                                                             wichtigen Angaben zur Wohnung und                Schnelle Sanierungen zu marktübli-      Auslastung, was wiederum den Preis
                                                                                             legt die Produkte und die gewünschten       chen Preisen waren in der Vergangen-         reduziert. Digitalisierung funktioniert –
                                                                                             Sanierungsleistungen fest. Nach Einga-      heit vor allem großen institutionellen       zum Vorteil aller Akteure.

                                                                                                       The time is now: Die Digitalisierung der            Wohninvestoren. Zwar ist zu Beginn der Nutzung der
                                                                                                       eigenen Wohnimmobilien vorantreiben                 digitalen Tools ein Zeitinvestment erforderlich, um die
                                                                                                Trotz der Vorteile ist die Akzeptanz deutscher PropTechs   Systeme kennenzulernen und auf die eigenen Objekte zu
                                                                                                bei privaten Vermietern noch bestenfalls mittelmäßig.      übertragen. Sie helfen jedoch, wiederkehrende Aufgaben
                                                                                                Um Vorbehalte auszuräumen und während des gesam-           zu erleichtern, sorgen für mehr Planbarkeit oder wer-
                                                                                                ten Immobilienzyklus Vorzüge zu schaffen, arbeiten die     ten das Mieterempfinden der Wohnung durch Smart-
                                                                                                Start-ups eng zusammen und verbinden ihre Leistun-         home-Technologie wesentlich auf. Wenn nicht jetzt,
                                                                                                gen untereinander. Immer mehr Schnittstellen bauen         wann dann? Es ist höchste Zeit, die digitale Transfor-
                                                                                                bestehende Hürden ab und vereinfachen das Leben der        mation in der Wohnungswirtschaft voranzutreiben!

                                                                                                                                                                                                                                      23
IM GESPRÄCH MIT PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER VON QUANTUM

                    WOHNBAU, WIE ICH
                       IHN SEHE!

            4,9 Mrd. €                1,6 Mio. m         2
                                                                  8,2 Mrd. €

     Projektentwicklungsvolumen       Gebaute Fläche         Assets under Management
           (seit Gründung 1999)       (seit Gründung 1999)            (2020)

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Im Gespräch mit Philipp Schmitz-Morkramer von Quantum

                      „Pionier“, bei diesem Titel hebt der zurück-
                      haltende Hamburger eher abwehrend die Hand.
                      Dennoch fokussierte sich Philipp Schmitz-
                      Morkramer als einer der ersten auf Wohnimmobi-
                      lien. In einer Zeit, als andere noch auf Office oder
                      Hotel als Assetklasse schielten, investierte er für
                      Institutionelle und sein Family Office, agiert aber
                      auch als einer der größten Entwickler Deutsch-
                      lands. Trotzdem zeigt sich der sympathische
                      Familienvater in einem Gespräch ohne Plattitüden                                                       „Trotz des Runs auf Wohn-
                      als guter Kaufmann. Mit seinem glasklaren Blick                                                        immobilien haben wir den
                      auf den Markt analysiert er Erfolgsfaktoren und                                                        Zenit noch nicht gesehen.
                      Hürden. Das Volumen seiner Projekte lag allein                                                         Die Zeichen stehen weiter-
                                                                                                                             hin auf Wachstum.“
                      2020 bei 1,5 Mrd. €, begeistert aber hat ihn ein
                                                                                                                             PHILIPP SCHMITZ-MORKRAMER
                      Sportplatz in seiner Wahlheimat.                                                                       Gründer von Quantum

                      M
                                 an spürt das Herzblut der Grün-    schung. Aber was sah er, was die anderen         fort: „Es gab ausländische Wettbewerber,
                                 dertage, wenn man Philipp          nicht sahen? Die breit gestreute, atomisierte    die für 500 bis 900 €/m² kauften. Zahlen,
                                 Schmitz-Morkramer nach seinen      Mieterstruktur wertete er als krisenresistent.   die aus heutiger Sicht dem Märchenbuch
                                 ersten Projekten fragt. „Als De-   Die Vielfalt der Mietverträge würde zukünf-      der Immobilienwirtschaft zu entspringen
                                 veloper erwarben wir 2008 den      tig dazu beitragen, dass starke Wertverluste     scheinen.“ Auch als die „Schallmauer“ von
                      Allianz-Sportplatz in Hamburg. Für das 5 ha   ausblieben. Wie recht er damit haben sollte,     über 1.000 €/m² durchbrochen wurde, spra-
                      große Gelände, eingebettet in Kleingärten,    würden Krisen wie der Lehman-Crash oder          chen deutsche Immobilienspezialisten von
                      entwickelten wir den B-Plan“, erläutert der   die Corona-Pandemie zeigen. Konkret such-        „überpreist“. Ausländische Investoren, wie
                      gebürtige Frankfurter das erste Projekt in    te das Team weniger volatile Investments         etwa das US-Unternehmen Cerberus Ca-
                      seiner Wahlheimat, in der er seit 26 Jahren   mit guter Risikostreuung. Schritt für Schritt    pital Management, fingen aber gerade erst
                      zu Hause ist. Damit sei ein Flächentausch     überzeugten Schmitz-Morkramer und sein           an, in den für sie unterbewerteten Markt zu
                      für die Kleingärtner, aber auch eine neue,    Co-Vorstand Frank Schmidt Investoren von         investieren.
                      öffentliche Sportinfrastruktur einherge-      ihrer Sichtweise.
                      gangen. „Eine Win-Win-Win-Situation. Ein           „Als Deutsche waren wir unter den                          Tages-Schau
                      guter Deal für die Stadt, für uns und für     institutionellen Playern fast allein“, erin-     „Wenn ich den Markt heute betrachte,
                      die Sportvereine“, freut sich Schmitz-Mor-    nert sich der heute 52-Jährige und fährt         macht ja mittlerweile jeder Wohnen“, winkt
                      kramer. Das sei heute schwieriger: Sport                                                       der Quantum-Chef ab. Etwa vor sechs, sie-
                      in verdichteten Gebieten sei aufgrund des                                                      ben Jahren begannen Investoren seinen
                      Lärms selten gewünscht.                       Auf dem Gelände der Stadtgärten entstanden       Beobachtungen nach, verstärkt auf den Zug
                           Der Investmentspezialist begann früh:    sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen         „Wohnen“ aufzuspringen. Warum dieser
                                                                    unterschiedlicher Größe.
                      Anfang 2006 legte Quantum das erste Son-                                                       Sinneswandel? Der Branchenkenner be-
                      dervermögen, den Wohnimmobilienspe-                                                            gründet das mit der aus der Lehman-Krise
                      zialfonds „Habitare“, auf. „Zu dieser Zeit                                                     resultierenden Unsicherheit. Und so kam
                      waren kaum Investoren zu finden, die in                                                        2013/2014 der Durchbruch in der Breite.
                      die vermeintlich langweilige Assetklasse                                                       „Was das Geschäft aber nicht einfacher
                      investieren wollten“, erinnert sich Philipp                                                    macht“, sagt er. „Das Produkt ist überschau-
                      Schmitz-Morkramer. Denn damals trennten                                                        bar, der Markt ist kleinteilig, der relevante
Fotos: Ralf Buscher

                      sich viele Investoren von ihren Wohnimmo-                                                      Teilmarkt stark zersplittert, und Grundstü-
                      bilienbeständen, um sich renditeträchtige-                                                     cke werden nicht billiger. Retrospektiv be-
                      ren Alternativen zuzuwenden. Der Experte                                                       trachtet sind wir gut aufgestellt und waren
                      sah darin trotzdem eine attraktive Beimi-                                                      immer überzeugt, zu einem vernünfti-

                                                                                                                                                                 25
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