Vom Wissen zum nachhaltigen Handeln - BUW-Preisverleihung BundesUmweltWettbewerb 2006/2007 - Wettbewerb der Talente
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BUW-Preisverleihung BundesUmweltWettbewerb 2006/2007 Vom Wissen zum nachhaltigen Handeln Wettbewerb der Talente – von Varroamilben über Knabenkraut bis zu Biosensoren 1
| Inhalt Impressum Inhalt 3 Grußwort 6 Preisverleihung 2006/2007 Zu Gast im Hahn-Meitner-Institut Berlin 11 Festvortrag: „Die Zukunft von Solarzellen – Flexible, organische und Mehrfachzellen“ Die Hauptpreisarbeiten 41 Silber und Bronze für BUWler in Istanbul 16 Schmetterlinge in Not – Erste Hilfe für bedrohte Arten! 45 Die Preisträgerinnen und Preisträger 20 Untersuchungen zur Biologie der Miniermotte Cameraria ohridella und zum Befall der Rosskastanie im Stadtgebiet 49 BundesUmweltWettbewerb kompakt von Sarstedt (Niedersachsen) 51 Förderer 24 Bienensterben – Bedeutung der Varroamilbe & Co. . 27 Ökostrom – Klimaschutz aktiv. Ein einfacher Weg für jeden Bürger seine CO2 -Bilanz zu verbessern 30 Tagfaltermonitoring als Grundlage für Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität 34 Die Erhaltung des Hellgelben Knabenkrauts (Dactylorhiza ochroleuca) 38 Entwicklung und Anwendung eines Biosensors auf Basis der Sauerstoffproduktion von Algen Impressum Herausgeber: BUW (BundesUmweltWettbewerb) ● Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel (IPN) ● Olshausenstraße 62 ● 24098 Kiel ● Telefon: 04 31/54 97 00 ● Fax: 04 31/880-31 42 ● E-Mail: buw-sekr@ipn.uni-kiel.de ● Internet: www.buw-home.de ● Redaktion: Birgit Rademacher, Mark Müller-Geers © 2007 BundesUmweltWettbewerb Durch die Mitwirkung am BundesUmweltwettbewerb werden alle Urheberrechte an Bildern und Texten der Teilnehmer auf den Veranstalter übertragen. 3
Grußwort Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser, herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe der BUW- Zeitschrift. l Im Jahr 2007 fand der BundesUmweltWettbewerb zum 17. Mal in Folge und zum zweiten Mal nach der erfolgreichen Umstrukturierung des BUW in BUW I für die Altersstufe der 13- bis 16-jährigen und BUW II für die 17- bis 21-jährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer statt. l Der Blick auf das BUW-Jahr 2007 und die vergangenen Jahre zeigt uns: Der BundesUmweltwettbewerb ist eine Erfolgs- geschichte. Der Wettbewerb mit dem Motto „Vom Wissen zum nachhaltigen Handeln“ begeistert heute wie vor 17 Jah- ren Jugendliche für die Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. Immer wieder stellen sich Schülerinnen und Schüler mit viel Engagement der spannenden Herausforderung eigenen um- weltbezogenen Fragestellungen nachzugehen, nach Lösungen zu suchen und diese Lösungen nachhaltig umzusetzen. Das l In Wettbewerbsjahr 2007 haben sich erneut einzelne zeigt die positive Resonanz auf den BundesUmweltWettbe- Schülerinnen und Schüler, kleinere Schülergruppen sowie werb, an dem sich im vergangenen Jahr 412 Mädchen und ganze Projektgruppen den Herausforderungen des BUW Jungen aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligten. gestellt. Sie haben eine Vielfalt an Ideen und Projekten ent- wickelt und als Wettbewerbsbeitrag eingereicht. Die Band- l Der BundesUmweltWettbewerb bietet durch den Umwelt- breite der eingereichten Arbeiten reicht von der Entwicklung bezug mit seinen sozialen, wirtschaftlichen, politischen sowie eines neuartigen Kochsacks zur Verbesserung der Lebens- naturwissenschaftlichen Anknüpfungspunkten besonderes umstände der Menschen in den Townships von Südafrika Potenzial zur interdisziplinären Arbeit. Durch die Auseinan- über einen Biosensor auf Grundlage der Algensauerstoff- dersetzung mit Umweltproblemen in ihrem lokalen Umfeld produktion zur Erkennung von Gewässerbelastungen bis erwerben Schülerinnen und Schüler nicht nur umweltbezo- hin zu einer Bienenerfahrungskiste zur Vermittlung von gene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Sie lernen ver- Wissen im Unterricht. Weitere Wettbewerbsbeiträge des netzt zu denken und werden angeregt, nach eigenen kreativen BUW befassen sich mit einer Untersuchung zum Erhalt des Lösungen für Probleme unserer Welt zu suchen. Hellgelben Knabenkrauts, dem Problem des CO2-Ausstoßes und mit der Herstellung von Energie und Dünger aus Mist. l Dies ist eine zentrale Voraussetzung, die Zusammenhän- Die Vielfältigkeit der eingereichten Themen lässt vermuten, ge unseres „Systems Erde“ besser zu verstehen und sich für dass es für die Jurys des BUW I und BUWII keine leichte Auf- unsere Umwelt einzusetzen. Das Engagement der Schülerin- gabe war, aus den 98 eingereichten Arbeiten unterschiedlichs- nen und Schüler, die sich neben den schulischen Verpflich- ter Art die Preisträger heraus zu kristallisieren. Doch schließ- tungen innovativen Ideen unterschiedlichster Art widmen, ist lich stand die Entscheidung fest und insgesamt 42 Jugend- nicht hoch genug zu bewerten. Dasselbe gilt für den Einsatz liche und junge Erwachsene wurden für ihre herausragenden aller betreuenden Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern, Leistungen ausgezeichnet. Ausschlaggebend für die Vergabe welche die Jugendlichen in ihrem Engagement unterstützen. der Preise waren vor allem die Originalität und die Kreativität bei der Lösungsfindung, die wissenschaftliche Genauigkeit der angewandten Methoden, die praktische Umsetzbarkeit Vom Wissen und die Nachhaltigkeit der Projekte. Für die Schülerinnen nachhaltigen zum Handeln und Schüler stellen die Preise eine verdiente Anerkennung ihrer außergewöhnlichen Leistung dar. 4
ät ativit Originalität & Kre Näheres zu den Gewinnern und ihren spannenden Beiträgen Für das kommende BUW Jahr freuen wir uns wieder auf viele sowie über die Preisverleihung finden Sie auf den nächsten spannende Wettbewerbsbeiträge. Gerne stehen wir Ihnen bei Seiten. Fragen zum BUW zur Seite und unterstützen Sie mit Infor- mationen und Anregungen. l Neben den Informationen über die Wettbewerbsbeiträge des BUW gibt es auch folgende personelle Änderungen: Zum l Viel Spaß bei der Lektüre und weiterhin ein anregendes, Ende des Jahres 2007 hat Frau Dr. Mackensen-Friedrichs die interessantes und erfolgreiches Schuljahr, wünscht Ihnen Geschäftsführung des BUW an Herrn Müller-Geers über- geben. Neben der Geschäftsführung übernimmt Herr Müller- Ihr BUW Team Geers die Koordination des BUW II. Frau Rademacher ist wie bisher für die Koordination des BUW I zuständig. Frau Rademacher und Herr Müller-Geers haben in ihren bishe- rigen beruflichen Tätigkeiten als Biologin bzw. als Geoöko- loge viel Erfahrung in der naturwissenschaftlichen Bildung und der Umweltbildung mit Schülerinnen und Schülern gesammelt und können diese nun für den BUW einsetzen. Ein weiteres neues Gesicht im Team ist Frau Conradt, die als Nachfolgerin von Frau Maaß seit Mitte 2007 als Sachbearbei- terin im BUW-Sekretariat tätig ist. Frau Berthier, mit ihrer langjährigen Erfahrung im BUW, bleibt weiterhin die maß- gebliche Säule des BUW-Sekretariats. Das Team des BUW möchte sich sowohl bei Frau Dr. Mackensen-Friedrichs als auch bei Frau Maaß herzlichst bedanken und Ihnen alles Gute und viel Erfolg für ihre weiteren Tätigkeiten wünschen. spannende Wettbewerbsbeiträge 5
BUW-Preisverleihung Zu Gast im Hahn-Meitner-Institut Berlin Am 21. September 2007 wurden im Rahmen einer Festveranstaltung im Hahn-Meitner-Institut (HMI) in Berlin Jugendliche und junge Erwachsene für ihre herausragenden Leistungen im BundesUmwelt- Wettbewerb (BUW) 2006/2007 ausgezeichnet. Ideen und Engagement im Umweltschutz l Im September 2007, genauer gesagt am 21. des Monats, l Und noch ein Unterschied zu Hollywood – alle Teilnehmer erinnerte die Atmosphäre in den Räumen des Hahn-Meitner- des Wettbewerbs, die aus dem ganzen Bundesgebiet nach Institutes in Berlin ein wenig an Preisverleihungen in Holly- Berlin eingeladen wurden, waren nicht nur nominiert, ihnen wood. Doch statt Filmgrößen waren Jugendliche und junge war bereits ein Preis sicher. Nachdem sie sich mit einer Doku- Erwachsene eingeladen, die durch ihre Ideen und durch ihr mentation ihrer Umweltprojekte am BUW 2006/2007 beteili- Engagement im Umweltschutz auf sich aufmerksam gemacht gt hatten und ihre Arbeiten von den Jurys als besonders aus- hatten. Statt Oscars warteten jedoch in den beiden Alterskate- zeichnungswürdig eingestuft wurden, war ihnen nun einer gorien des BUW eine Fülle von Sach- und Geldpreisen auf der Sonder- oder vielleicht sogar einer der Hauptpreise sicher. die Siegerinnen und Sieger des BUW 2006/2007. Welcher es werden würde, das war für alle noch ebenso ein Geheimnis wie für die Teilnehmer einer Oscarverleihung die Antwort auf die Frage, welche der Filmgrößen bei der Preis- verleihung letztendlich das Rennen machen würde. Entspre- chend groß war bereits lange vor der Ankunft in Berlin die Nervosität bei den 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie ihren Betreuern. Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Preisverleihung 6
Folk, Pop, Rock zukünftige Energieversorgung Prof. Rech Die Band „Feuertaufe“ l Jetzt, 10 Uhr morgens, hatte das Warten beinahe ein l Dann war es soweit – die Juryvorsitzenden Frau Professor Ende, denn dies war der Zeitpunkt, an dem Dr. Ulrich Breuer, Dr. Susanne Bögeholz und Herr Professor Dr. Gerrit Schüür- der kaufmännische Geschäftsführer des Hahn-Meitner-Insti- mann gaben noch einen Überblick über die Themenband- tuts, die Veranstaltung eröffnete. In seiner Rede begrüßte er breite der Wettbewerbsbeiträge und die herausragenden alle Anwesenden und hieß sie in den Räumen des Instituts Leistungen der Teilnehmer. Dann stand die Preisverleihung herzlich willkommen. Im Anschluss dankte Frau Dr. Susanna auf dem Programm. Für jede der anwesenden Teilnehmerin- Schmidt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung nen und Teilnehmer des BUW war bereits die Nominierung (BMBF) den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr vor- und die damit verbundene Einladung in die Bundeshaupt- bildliches Engagement im Umweltschutz. Sie beließ es aber stadt Berlin eine riesige Anerkennung für ihre Arbeit. Zwar nicht nur bei Dankesworten. Wenig später sollte sie mit dem hatten die jungen Umweltschützer und -schützerinnen ihre Überreichen der Preise ihrem Dank handfeste Taten folgen Projekte nicht gestartet, um dafür einen Preis zu bekommen, lassen. Doch zuvor freute sich Dr. Benjamin Immanuel Hoff sondern weil sie aktiv etwas für unsere Umwelt tun wollten. als Vertreter der Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Ver- Doch jetzt ging es auch um viele Sachpreise und um Geld- braucherschutz der Stadt Berlin, Frau Katrin Lompscher, über preise bis zu 1.500 Euro und um mehrere Praktikumsplätze. die große Zahl an Ideen und Projekten, mit welchen die Teil- Zwei der Preisträger erhielten sogar noch eine Einladung zur nehmerinnen und Teilnehmer einen wichtigen Beitrag für internationalen Umweltolympiade nach Istanbul und damit eine intakte Umwelt die Möglichkeit, das eigene Projekt vor einer Weltöffentlich- geleistet hatten. keit zu präsentieren. So wunderte es nicht, dass die Anspan- nung von Sekunde zu Sekunde anstieg, bis alle Preise verge- l In dem sich daran anschließenden Festvortrag referierte ben und alle Laudatios für die Hauptpreisträger gehalten Professor Rech vom Hahn-Meitner-Institut über die Zukunft worden waren. von Solarzellen. Dieser Vortrag war für alle, die sich Gedanken um die zukünftige Energieversorgung machen, eine Quelle vieler neuer Informationen und Anregungen. Die anschließende Pause wurde von der Band „Feuertaufe“ mit ihrem Programm aus Folk, Rock und Pop nicht einfach nur gefüllt, die Berliner Schülerband war ein absolutes High- light und ließ ein wenig die Nervosität vergessen, mit der alle der eigentlichen Preisverleihung entgegen fieberten. Frau Dr. Susanna Schmidt vom BMBF und Frau Prof. Dr. Susanne Bögeholz bei der Preisübergabe 7
l Im BUW I gingen die diesjährigen Hauptpreise an Katharina Loevenich für die Arbeit „Schmetterlinge in Not – Erste Hilfe für bedrohte Arten“ und an Phillip Grange, Janette Bäte und Michaela Wolf für ihren Beitrag „Untersu- chungen zur Biologie der Miniermotte Cameraria ohridella und zum Befall der Rosskastanien im Stadtgebiet von Sarstedt (Niedersachsen)“. Ein weiterer Hauptpreis ging an die Gruppensprecherinnen Viktoria Pleyer und Lisa Staeck für die Projektarbeit „Ökostrom – Klimaschutz aktiv. Ein ein- facher Weg für jeden Bürger seine CO2-Bilanz zu verbessern“. Auch Tabea Pocha und Janna Köbke-Kahl erhielten für ihre Arbeit „Bienensterben – Bedeutung der Varroamilbe & Co.“ einen BUW-Hauptpreis. l Für die Altersgruppe der 17- bis 21-Jährigen im BUW II wurden in diesem Jahr drei Hauptpreise verliehen. Einen Hauptpreis erhielt Carsten Reinhard für den Beitrag „Tagfal- termonitoring als Grundlage für Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität“, weitere Hauptpreise gingen an Justine Sturm und Julia Schütze für ihr Projekt „Die Erhaltung des Hellgelben Experimente im Schülerlabor des Hahn-Meitner-Instituts Knabenkrauts (Dactylorhiza ochroleuca)“ sowie an Tobias Hahn und Philomena Apitzsch für ihre Arbeit „Entwicklung und Anwendung eines Biosensors auf Basis der Sauerstoff- l Bei einem Glas Sekt bot sich dann allen Beteiligten produktion von Algen“. noch einmal die Gelegenheit, den Vormittag in Gedanken und in Gesprächen Revue passieren zu lassen. Mit den l Jetzt endlich hatten alle Wettbewerbsteilnehmer die ihnen sich anschließenden Führungen durch das Hahn-Meitner- gebührenden Preise als Auszeichnung für ihre hervorragen- Institut und der Möglichkeit in den Schülerlaboren selbst den Arbeiten erhalten und die ganze Anspannung hatte sich Experimente durchzuführen, fand die Preisverleihung einen gelöst. gelungenen Abschluss. l Diese Preisverleihung war ein Ereignis im Leben der Preisträgerinnen und Preisträger, das sie wohl nie vergessen werden. Es ist auch ein Ansporn, sich für unsere Umwelt weiter aktiv einzusetzen. l Für viele andere junge Umweltschützer ist es vielleicht auch ein Ansporn, ihre eigenen Ideen zur Lösung von Umweltproblemen in ihrem Umfeld in die Tat umzusetzen, ihre Projekte mit großem Engagement durchzuführen und als Beitrag zum BUW 2008 einzusenden. Also bis dann, bis zur Preisverleihung 2008. 8
Festvortrag Die Zukunft von Solarzellen Energieverbrauch Klimadebatte Energie-Ressourcen der Erde l Wozu überhaupt Solarstrom? Nicht erst seit der Klimadebatte ist klar, dass unser jetziger Sonne, Wind, Erde & Co. bieten viel mehr Energie, als Energieverbrauch nicht nachhaltig ist. Die fossilen Energie- wir Menschen brauchen. Zumindest aber genug, um träger Kohle, Öl und Gas sind begrenzt, und das Potenzial den Energiebedarf der Menschheit zu decken. Bislang politischer Probleme konnte beispielhaft am Konflikt zwi- wird nur ein Bruchteil dieser nahezu unendlichen Ener- schen der Ukraine und Russland 2006 beobachtet werden. giequellen genutzt. Dass bei der Verbrennung fossiler Energieträger ungesunde (Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft BSW) Stoffe und Abgase entstehen, ist ein weiteres Problem, das momentan gerne unter den Tisch gekehrt wird. Aber auch http://www.solarwirtschaft.de/medienvertreter/info- Uran ist nur in begrenzten Mengen verfügbar, von der Gefahr grafiken.html und ungelösten Entsorgungsproblematik des Atomstroms http://www.unendlich-viel-energie.de/index.php?id=113 völlig abgesehen. Wir brauchen für die Zukunft also Energie- träger, die eine nachhaltige Energieversorgung garantieren und gleichzeitig die Probleme der fossilen und atomaren Träger umgehen. l Strom aus Halbleitern – wie geht das überhaupt? Am einfachsten erklärt sich diese etwas komplizierte Materie Die Sonne liefert weltweit ein Vielfaches der Energie, die ver- am Silizium, welches momentan den überwiegenden Anteil braucht wird. Sie bietet sich daher als Energiequelle an, die der Photovoltaik-Module ausmacht. Wenn Licht auf das Halb- langfristig angezapft werden kann. Um das Sonnenlicht in leiter-Material fällt, werden Elektronen angeregt. Durch diese Strom umzuwandeln, benötigt es die Photovoltaik (im Gegen- Anregung steigt ihr Energieniveau, d.h. die Energie des Lichts satz zur Solarthermie, bei der das Sonnenlicht in Wärme um- ist auf die Elektronen übergegangen. Um aber elektrische gewandelt wird). Es gibt aber immer noch Einwände gegen Arbeit leisten zu können, müssen sich diese Elektronen von diese emissionsfreie Technologie, die wir in diesem Text disku- „ihrem“ Atom lösen und durch einen Leiter zum Verbraucher tieren werden. (z. B. einer Glühbirne) wandern. Dies geschieht beim Silizium 9
dadurch, dass durch eine gezielte Verunreinigung mit ande- ren Stoffen zwei Bereiche entstehen: eine Schicht mit einem Elektronenüberschuss und eine mit einem Elektronenmangel. Durch diese beiden Schichten entsteht ein elektrisches Feld, welches die Elektronen in eine Richtung zieht. So können die angeregten Elektronen sich aus „ihrem“ Atomverbund lösen und zu einem elektrischen Leiter wandern. Jetzt endlich kön- nen sie, z. B. an einer elektrischen Glühbirne, Arbeit verrich- ten – die Birne leuchtet. l Wo können Solarzellen eingesetzt werden, und warum ist das noch so teuer? Solarzellen können überall da eingesetzt werden, wo die Geplanter Einsatz für die Energieversorgung von Satelliten Sonne scheint, also auch in Deutschland. Überall, wo Strom im Weltraum.2 benötigt wird und kein Stromnetz zur Verfügung steht, kann Solarstrom diese Lücke füllen. Das kann im Weltraum an der „International Space Station ISS“ sein, aber auch in Entwick- l Dicke und dünne Schichten zur Stromerzeugung lungsländern, wo den meisten Einwohnern gar keine Elek- Das Silizium in Kristallform ist der Klassiker unter den photo- trizität zur Verfügung steht. Entlegene Forschungsstationen voltaischen Materialien. Mit Silizium wurden die ersten Solar- oder Bojen zur Messung des Seegangs werden mit Solarstrom zellen und -module gebaut, und momentan sind über 90 % unabhängig von Batterien und Steckern betrieben. Ein ande- der am Markt erhältlichen Module aus Silizium. Silizium hat res großes Anwendungsgebiet ist die netzgekoppelte Stromer- aber auch einige Nachteile. Es ist teuer, da es aufbereitet, mit zeugung, bei der der gewonnene Strom ins Stromnetz einge- viel Energie eingeschmolzen, zugeschnitten und verschaltet speist und entsprechend bezahlt wird. Momentan ist es noch werden muss. Außerdem muss ein so genannter Wafer relativ so, dass Strom aus konventioneller Erzeugung deutlich billi- dick sein, 100–300 µm, also 0,1–0,3 mm. Die Forscher am ger ist als Solarstrom. Das liegt zum einen daran, dass die ver- HMI arbeiten daher an einem neuen Ansatz, der Dünnschicht- gleichsweise junge Photovoltaik-Technologie sich noch in der technologie. Hier sind die aktiven Schichten nur noch ein Entwicklung befindet. Die produzierten Stückzahlen sind re- Bruchteil so dick, es wird also sehr viel weniger Material benö- lativ klein, die Produktion teuer. Andererseits ist Strom aus tigt. So können zum Beispiel flexible Solarzellen entwickelt fossilen und atomaren Trägern schlicht zu billig – die Rech- werden. Auch ist der Energieeinsatz in der Produktion deut- nung zahlen unsere Umwelt und unsere Kinder. An der Sen- lich geringer. Durch die Verwendung vorhandener industri- kung der Kosten arbeiten die Forscher am Hahn-Meitner- eller Technologien müssen zudem im Idealfall keine neuen Institut, indem sie die Materialien zur Umwandlung von Maschinen entwickelt werden – all das senkt den Preis. Da Licht in Strom weiter verbessern. das Silizium aber schon viel länger auf dem Markt ist und auch durch den Einsatz in der Prozessor-Technologie gut erforscht ist, sind Zellen und Module aus Silizium momentan noch effizienter als Dünnschicht-Module – das heißt, sie wandeln einen größeren Prozentsatz des einfallenden Lichts in Strom um. Aber die dünnen Schichten holen auf, in Zukunft werden neben den bläulich schimmernden Modulen immer mehr Module im Nadelstreifenlook von den Dächern scheinen. Silizium-vs. Dünnschichttechnologie Hier werden dünne Schichten zur Strom- erzeugung hergestellt.1 1 2 Quelle: HMI/SchurianTechnologielabor Quelle: HMI/Flexible Dünnschichtsolarzelle aus Kupfer, am Hahn-Meitner-Institut Indium, Gallium und Selenid (CIGSe). 10
Veränderungen des weltweiten Energiemixes bis 2100 l Eine neue Industrie entsteht, die Zukunft ist sonnig Weltweit wächst die Solarzellenproduktion jährlich um über Solarstrom wird langfristig die wichtigste Primärenergie- 40 %, in Deutschland wuchs das Produktionsvolumen von quelle im weltweiten Energiemix sein, so die Prognose 2002 bis 2006 auf das über 30-fache an, Tendenz steigend. des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Aber immer noch ist die Industrie auf Förderung vom Staat Globale Umweltveränderungen (WBGU). Im Jahr 2050 angewiesen. Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird nach dieser Prognose Solarstrom bereits 24 erhalten Bürger, die Solarstrom aus ihrer eigenen Photovol- Prozent, bis zum Jahr 2100 63 Prozent zur weltweiten taik-Anlage ins Stromnetz einspeisen, einen garantierten Energieerzeugung beitragen. Die konventionellen Abnahmepreis, der vom Staat subventioniert wird. Hierbei Energieträger verlieren dagegen stark an Bedeutung. darf man allerdings nicht vergessen, dass auch Kohle und (Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft BSW) Atomstrom direkt oder indirekt subventioniert werden. Die Forscher hoffen, im Jahr 2015 bis 2020 Solarstrom zu http://www.solarwirtschaft.de/medienvertreter/info- konkurrenzfähigen Preisen anbieten zu können. Das könnte grafiken.html sogar noch schneller gehen, wenn sich die Preise für Öl und http://www.unendlich-viel-energie.de/index.php?id=113 Gas weiterhin so rasant entwickeln. Deutschland hat hier gute Chancen, weltweit weiter ganz vorne mitzumischen. Um die- sen Vorsprung zu halten, müssen die Anstrengungen in For- schung und Entwicklung weiter verstärkt werden, denn die Konkurrenz schläft nicht. Die Wissenschaftler am HMI sind hier an vorderster Front aktiv, damit wir einer sonnigen Zukunft entgegensehen können. sonnige Zukunft dank Solarenergieforschung Photovoltaik Öffentlichkeitsarbeit: Erik Zürn Fon: 0 30/80 62-23 20 • Fax: 0 30/80 62-24 82 Email: erik.zuern@hmi.de Festvortrag von Prof. Dr. Bernd Rech • Text: Erik Zürn 11
Hauptpreise BUW I und BUW II 12
Betreuerin: Barbara Knieps Hauptpreis BUW I Preis für hervorragende Betreuung Schmetterlinge in Not – Erste Hilfe für bedrohte Arten! Die Faszination für die Natur, insbesondere für die Schmetterlinge mit ihrer Farbenpracht und Artenvielfalt sowie die bedrohlichen Meldungen in den Medien über den Rückgang der Arten waren der Ausgangspunkt für Katharina Loevenich (13 Jahre), sich näher mit den Schmetterlin- gen in ihrer Region und ihren Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Besonders interessierte sie, ob die Falter ihrer Region auch vom Aussterben bedroht sind. Welche Gründe könnten mögli- cherweise dafür verantwortlich sein? Und was kann man für ihren Schutz tun? l Zur Klärung dieser Fragen war es notwendig, mehr über die Schmetterlinge zu erfahren. Dazu gehörten ihre Ernäh- rungs- und Lebensweise, ihre Entwicklung, aber auch die ökologischen Zusammenhänge, wie beispielsweise der Ein- fluss des Menschen auf die Natur. Aus diesem Grund beschäf- tigte sich die Preisträgerin zunächst mit der Biologie der Schmetterlinge, indem sie ihre Entwicklung von der Raupe bis zum Schmetterling in einem selbst konstruierten Terrari- um von etwa 38 cm Länge, 33 cm Breite und 32 cm Höhe beobachtete. So erfuhr die Schülerin aus direkter Anschauung viel über die Lebensgewohnheiten der Familie der Schmetter- Versuch zur Wahrnehmung von Farben bei Schmetterlingsraupen linge (Lepidoptera) und ihre Haltungsbedingungen. l Um Aufschluss darüber zu erhalten, wie Schmetterlinge auf Umweltreize reagieren, führte Katharina in einer aufwän- digen Versuchsreihe unterschiedliche Tests durch. Sie testete die Reaktionen von Schwammspinnerraupen auf verschiede- ne Sinneseindrücke, unter anderem auf den Geruchs- und/ oder Geschmackssinn. Hierzu wurden zunächst Blätter ver- schiedener Pflanzen ausgepresst. Anschließend wurde der Saft tropfenweise auf Glasplatten verteilt und das Verhalten der Schmetterlinge beobachtet sowie protokolliert. In weiteren Versuchen wurden den Schmetterlingen dunkle und helle Bereiche angeboten. Um Rückschlüsse auf ihre Wahrneh- mung von Licht zu ziehen, wurde der jeweils bevorzugte Aufenthaltsort der Schmetterlinge ermittelt. Schmetterlingsterrarium l Im Anschluss an den Erwerb dieser Kenntnisse infor- mierte sich die Schülerin über den Schmetterlingsbestand in Nordrhein-Westfalen, ihrem Heimatraum. Sie erfuhr, dass in von der Raupe zum diesem Bundesland 47% der Falterarten bedroht sind, wie beispielsweise der Schwarzfleckige Feuerfalter (Glaucopsyche Schmetterling arion) oder der Quendel-Ameisenbläuling. Daraufhin recher- chierte sie mögliche Ursachen für diesen Rückgang, wie die Eingrenzung ihres Nahrungs- und Lebensraumangebotes durch den Menschen. So sind beispielsweise in Gärten mit 13
„Englischem Rasen“, in denen nur wenige verschiedene Pflan- zenarten vorhanden sind, nur bis zu drei Falterarten zu fin- den, dagegen in Naturgärten bis zu 30 Schmetterlingsarten. Ganz besonders wichtig ist das Nahrungsangebot für mono- phage Arten wie den Beerentaubenkropf-Kapselspanner (Perizoma lungdunaria). Wenn diese spezielle Fraßpflanze, von der Raupe monophager Arten sich ausschließlich ernäh- ren, nicht zur Verfügung steht, verhungert die junge Larve. Perizoma lungdunaria Insgesamt bevorzugen Schmetterlinge heimische Pflanzen und benötigen vielfach Futterpflanzen, die von den Menschen Glaucopsyche arion als Unkraut angesehen werden. Mit exotischen Pflanzen, wie sie vielfach angebaut werden, können heimische Arten nichts anfangen. Durch die Vernichtung dieses „Unkrauts“ in Gärten und in öffentlichen Parks sterben auch in Nordrhein-Westfalen l Ein weiterer Grund für das Artenschwinden der Schmet- gehäuft Falterarten aus. terlinge in Katharinas Heimatraum ist, dass große Naturge- biete durch die Versiegelung von Straßenbau, Gewerbegebie- ten usw. aufgrund der wachsenden Bevölkerung bzw. des immer größer werdenden Flächenbedarfs verloren gehen. So wird der Lebensraum vieler Tierarten vom Menschen beschlag- nahmt. Auch bedrohen Industrie- und sonstige Abgase die Schmetterlingspopulation. l Um die Artenvielfalt der wunderschönen Schmetter- lingsfamilie zu erhalten, appellierte Katharina an alle Gemein- den in ihrer lokalen Umgebung, die Flächennutzungspläne stärker an den Tier- und Artenschutz anzupassen, damit der Schmetterlingsbestand für folgende Generationen gesichert Achatfalter werden kann. l In einem weiteren Schritt zog sie „schmetterlingsfreund- liche“ Pflanzen vor und plante und gestaltete unter Beachtung Achatfalter der Hinweise von Experten, wie der Biologin und Garten- gestalterin Stefanie Martin, naturgerechte Gärten in ihrem eigenen Umfeld. l Getreu dem Motto „Man kann nur lieben und erhalten, was man kennt“ führte Katharina Loevenich zur Aufklärung und Sensibilisierung der Menschen in ihrer Umgebung einen Projekttag durch, hielt Vorträge und organisierte Informa- tionsstände. Die mit viel Freude durchgeführten und mit Begeisterung aufgenommenen Aktionen ermunterten die Schülerin zu einem Zeitungsartikel und zur Gestaltung einer Homepage. Damit informierte sie zahlreiche Besucher über die Lebensweise und Entwicklung, Artenvielfalt, Bedrohung und die möglichen Hilfsmaßnahmen für Schmetterlinge, wie zum Beispiel das Anpflanzen von beliebten Futterpflanzen. Katharina bei der Gartengestaltung l Zusätzlich zu vielen positiven Rückmeldungen ergaben sich aus diesen Aktivitäten weitere Anfragen für schmetterlings- freundliche Gartengestaltungen. 14
Betreuerin: Verena Garve Hauptpreis BUW I Preis für hervorragende Betreuung Untersuchungen zur Biologie der Miniermotte Cameraria ohridella und zum Befall der Rosskastanie im Stadtgebiet von Sarstedt (Niedersachsen) Begonnen hat alles mit dem Befall der Rosskastanie in ihrem Schulhof. Von ihrer Lehrerin darauf aufmerksam gemacht, wuchs bei dem Schüler Phillip Grange (16 Jahre) und den Schülerinnen Janette Bäte (15 Jahre) und Michaela Wolf (16 Jahre) das Interesse, sich mit dieser Problematik intensiver auseinanderzusetzen. Sie begannen die einzelnen Entwick- lungsstadien der Miniermotte und die Schädigung der Rosskastanienblätter zu erforschen und stießen schnell auf viele unbeantwortete Fragen: Wie verläuft der Entwicklungszyklus der Miniermotte (Cameraria ohridella) im Jahr 2006? Wie können Flugfähigkeit und Flugverlauf des Kleinschmetterlings erfasst werden? Warum ist der Schmetterling so schwer zu entdecken? Welche Rosskastanien sind in Sarstedt von Cameraria ohridella befallen? erobert die Miniermotte neue Gebiete. Für Deutschland ist sie erstmals 1992 oder 1993 in Bayern gemeldet worden. Im nächsten Schritt ihrer Untersuchungen kartierten Phillip, Janette und Michaela alle Rosskastanien innerhalb eines aus- gesuchten Stadtgebietes von Sarstedt. Das Ergebnis: Alle 103 weiß blühenden Rosskastanien Sarstedts waren von der Miniermotte befallen. Im Gegensatz dazu konnte an den rot blühenden Rosskastanien kein einziger Befall festgestellt wer- den. Besonders beachtlich war der Fund einer Sarstedter Be- sonderheit, nämlich einer Rosskastanie, die sowohl Äste mit nur weißen Blüten als auch Äste mit nur roten Blüten auf- weist. Nur die Blätter der weiß blühenden Äste dieses Baumes wiesen Miniergänge auf. Information der Öffentlichkeit l Um der Fragestellung zur Befallssituation auf den Grund l Zunächst informierten sich die Preisträger genau über zu gehen, wurden die einzelnen Entwicklungsstadien der die Biologie der Miniermotte sowie über die konkrete Befalls- Rosskastanien-Miniermotte und Blätter der Rosskastanie im situation in ihrer Region. Dazu beschafften sie sich Informa- Jahresverlauf untersucht sowie die Befallsintensität der Ross- tionen über das Internet, über Bücher und Zeitschriftenartikel kastanien im Kartierungsgebiet erfasst. Mit Hilfe einer Phero- und befragten Bürger von Sarstedt, einer Kleinstadt im Land- monfalle gelang es Ihnen, den Schmetterling anzulocken und kreis Hildesheim sowie Experten von der Stadtverwaltung näher zu erforschen. Mit der Sexuallockstoff-Falle auf einem Ludwigsburg nach Bekämpfungsmaßnahmen gegen Minier- 20 x 10 cm großen Klebeboden konnten bis zu 800 Exempla- motten. So erfuhren sie, dass viele Universitäten, Institute re der 5mm kleinen Schmetterlinge gefangen werden. Im Ver- und Forstämter an dem Problem des Befalls von Rosskastani- lauf Ihrer Arbeit konnte die Schülergruppe durch die Anzahl en durch Miniermotten arbeiten. Eines der größten aktuellen der gefangenen Miniermotten drei Flughöhepunkte und Forschungsprogramme ist ein EU-Projekt mit dem Namen damit drei Faltergenerationen nachweisen, die auch mit CONTROCAM (Control of Cameraria). Ergebnissen einer Untersuchung der Berliner Senatsverwal- tung aus dem Jahr 2006 zum Flugverlauf der Miniermotte l Der Kleinschmetterling mit dem Namen Rosskastanien- korrelieren. Miniermotte wurde erstmals 1984 in Mazedonien am Ohrid- see entdeckt und hat sich bis heute in ganz Zentraleuropa aus- Cameraria gebreitet. Mit einer Geschwindigkeit von ca. 100 km im Jahr ohridella 15
Pheromonfalle – der Fang eines Tages Befallsuntersuchung an Rosskastanien l Um den Schritt vom Wissen zum Handeln zu vollziehen, haben die Schüler nicht nur ihre Eltern und Lehrkräfte ihrer Puppe der Miniermotte Realschule, sondern auch die Öffentlichkeit über ihre Ergeb- nisse informiert: Auf einer Homepage und in mehreren Pres- l Als Nächstes wurden mit Ei, Larve und Puppe alle seartikeln wurden die Bürger in Sarstedt und Umgebung auf weiteren Entwicklungsstadien der Miniermotte untersucht, den Befall der Rosskastanien aufmerksam gemacht und dazu gezeichnet und fotografiert. Durch Laubpräparationen konn- aufgefordert, ihr Kastanienlaub zu entfernen. Experten wie ten in den überwinternden Blättern zweier Winterjahreszeiten dem Umweltbeauftragten der Stadt Sarstedt und einem Sar- neben Puppen auch Larven nachgewiesen werden, eine bis- stedter Mitglied des Kuratoriums „Baum des Jahres“ wurden lang in der Literatur noch nicht beschriebene Beobachtung. die Ergebnisse der Untersuchungen mitgeteilt. l Durch Recherchen und Untersuchungen stellte die Schü- lergruppe fest, das zur Verringerung des Befalls der Rosskas- tanien durch den Schmetterling nur eine Methode in Frage kommt: Das Laub muss entfernt werden! Da die Miniermotte im Laub als Puppe und Larve überwintert, kann durch die Vernichtung des Laubes der Befall reduziert werden. Das kann entweder durch tiefes Vergraben des Laubes oder durch Ver- nichten des Laubes in einem Kompostierwerk unter großer Hitzeeinwirkung geschehen. Befallsuntersuchung an Rosskastanien 16
Betreuer: Ulf Neubacher Hauptpreis BUW I Preis für hervorragende Betreuung Bienensterben – Bedeutung der Varroamilbe & Co In den letzten Jahren sind viele Bienenvölker in der nordwest-deutschen Tiefebene – und auch in anderen Regionen Europas – eingegangen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Ein Hauptfaktor liegt in dem Auftreten der Varroamilbe, jedoch scheinen „das Zünglein an der Waage“ Sekundärerkrankungen zu sein. Diese Infektionen entstehen, nach- dem Varroamilben ein Bienenvolk geschwächt haben und so der Weg für Sekundärinfektionen gebahnt wurde. Daher beschäftigten sich Tabea Pocha (15 Jahre) und Janna Köpke-Kahl (15 Jahre) mit der Milbe und experimentell mit den Pilz- und Bakterieninfektionen in einem Bienenstock nach Varroabefall. l Sie stellten sich die Frage: Wie ist das Erscheinungsbild der Milbe als hiesiger Bienenparasit und um welche Milben- art handelt es sich? Inwiefern sind Bienen, Waben, Varroen und Propolis Pilzträger und inwieweit sind sie Bakterienträger? Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Varroamilbe l Mithilfe rasterelektronenmikroskopischer Aufnahmen Tabea Pocha und Janna Köbke-Kahl konnten die Preisträgerinnen die Varroamilbe als Vertreter der Spinnen mit den typischen Merkmalen einer Spinne mit l Zur Beantwortung ihrer Frage führten sie zunächst eine vier Beinpaaren und Punktaugen identifizieren. Die Mund- umfangreiche Recherche und Sachanalyse zu der Varroose werkzeuge der Milbe bestehen aus einem Paar Kieferntastern, und den möglichen Bekämpfungsmethoden durch. Varroose das zusammen mit dem ersten Beinpaar als Antennen dient ist vor allem eine Brutkrankheit, da die Milben mit den Bie- und aus einem Paar bezahnter Kiefer (Cheliceren), die als Beiß- nen zur Brut gelangen, sich hier vermehren und die Hämo- und Stichinstrumente gebraucht werden. Auffällig ist auch, lymphe der Larven aussaugen. Dies führt zur Schwächung dass der gesamte Körper behaart ist, also auch der Chitinpan- der sich entwickelnden Jungbienen und auch zu Missbildun- zer und die Beine. Diese Behaarung begünstigt das Festsetzen gen, sodass sie die Winterzeit nicht überstehen und sterben. von Pilzen und Bakterien auf der Oberfläche, die so mit der Es gibt verschiedene Verfahren zur Eindämmung der Varroose Verletzung der Biene durch die Varroa umso leichter in ihren während und nach der Trachtzeit der Bienen, die von den Im- Organismus gelangen können. kern angewendet werden. Dazu zählen u.a. chemische Verfah- ren wie beispielsweise der kurzfristige Einsatz von Ameisen- l Da Pilz- oder Bakterieninfektion zu einer weiteren Schwä- säure, die Anwendung von ätherischen Ölen wie Thymol chung der Bienen führen und damit oft den entscheidenden oder die Drohnenbrutentnahme mit jeweils wechselndem Punkt darstellen, der zum Sterben der Bienenvölker führt, wer- Erfolg. den mehrere mikrobiologische Versuche durchgeführt, um festzustellen, wo im Bienenstock der stärkste Befall nachzuwei- sen ist. Recherche und Sachanalyse zur Varroose 17
l Die Schülerinnen gingen bei beiden Versuchsreihen l Insgesamt konnten die Schülerinnen feststellen, dass bei gleichermaßen vor. So wurde der Brutschrank jeweils vor den Bienen- und Varroaproben die höchste mikrobiologische Beschickung mit Ethanol keimfrei gemacht, die Petrischalen Keimbesiedlung zu finden ist. Die bekannte antibiotische mit Nährboden luftdicht mit Tesafilm verschlossen und nur Wirkung von Propolis ließ sich auch hier als Wachstumshem- kurzzeitig geöffnet, um auf dem Nährboden Bienen, Varroen, mung nachweisen. Erstaunlich ist jedoch, dass Propolis mit Waben und Propolis (alt und neu) an drei Impfstellen abzu- seinen vorher beschriebenen Pilz- und Bakterien hemmenden drücken. Außerdem wurde immer ein Kontrollansatz durch- Eigenschaften einen mittleren Bewuchs zeigte, während die geführt. Wabenproben im Bereich der Kontrollen lagen und damit das geringste Wachstum aufwiesen. Im Wachs sind vermutlich l Im ersten Teil Ihrer mikrobiologischen Versuche konnten nicht genügend Nährstoffe bzw. das Milieu auf den Waben ist die Schülerinnen mit Hilfe eines pilzspezifischen Sabouraud- für Bakterien und Pilze nicht „lebensfreundlich“. Im Falle die- Glukoseagar nachweisen, dass insbesondere Bienen und Varroa- ser Versuchsreihe ist von einer von den Waben ausgehenden proben am stärksten, Propolisproben mittelgradig infiziert stärkeren antibiotischen Hemmung auszugehen als bei Pro- sind und die Wabenproben auffallend wenig Pilzwachstum polis, so dass sich hier auch an der Oberfläche keine Krank- zeigten. heitserreger halten, oder aber Wachs ist lediglich kein guter Nährboden, so dass deshalb die Zahl an Erregern sehr gering l Als zweiter Schritt zur Untersuchung der Bakterienver- ist. teilung wurde bakterienspezifischer Nährboden (Brain- Heart-Broth) für grampositive und gramnegative aerobisch wachsende Bakterien und für Candida-Pilze verwendet. Das Ergebnis der Untersuchung zur Pilzverteilung wiederhol- te sich hier. BakterienundCandida-Pilze Mikrobiologische Versuche mit pilzspezifischem Nährboden 18
Betreuer: Wolfgang Potratz Hauptpreis BUW I Preis für hervorragende Betreuung Ökostrom – Klimaschutz aktiv Ein einfacher Weg für jeden Bürger seine CO2-Bilanz zu verbessern In Anbetracht der globalen Klimaveränderung und der dadurch geführten Diskussion fiel den Schülerinnen Tatjana Dmitrienko, Linda Hinsken, Carolin Mietrup, Laura Niemann, Viktoria Pleyer, Liane Rezlaw, Alischa Sander und Lisa Staeck auf, das es relativ wenig konkrete Ratschläge zur Senkung des CO2-Ausstoßes gibt. Dies nahm die Schüler- gruppe des Gymnasiums Bad Essen zum Anlass, sich für den Schutz des Klimas einzusetzen, mit dem Ziel, bei der breiten Bevölkerung Interesse und tatkräftige Bereitschaft für mögliche Maßnahmen zur CO2- Senkung zu wecken. l Diese Gesamtausstoßmenge kann durch einen Wechsel des Verbrauchers zu einem Ökostromlieferanten verringert werden. Weil Ökostrom hauptsächlich aus Wasserkraft, Windkraft, Solarstrom und Biogas gewonnen wird, setzt er wenig CO2 frei, jedenfalls deutlich weniger als herkömmlicher Strom. l Deshalb verfolgten die Schülerinnen die Idee, möglichst viele Leute zu überzeugen, Ökostrom zu beziehen. Um die Menschen zu informieren, haben sie zunächst allgemeine In- formationen zum Strom, insbesondere zum Ökostrom, zur Verfügung gestellt und eine übersichtliche Liste von Öko- Die Ökostrom-Schülergruppe aus Bad Essen stromanbietern erstellt. l Um möglichst viele Bürger dazu zu bewegen, den Schritt l Zum Schutz des Klimas kommt es darauf an, auf allen zu einem Ökostromanbieter zu gehen, haben die Schülerin- Ebenen den CO2-Ausstoß zu verringern. Ein Bereich, in dem nen der Ökostrom-AG eine Reihe von Aktivitäten begonnen. relativ viel CO2 erzeugt wird, ist die Stromproduktion. Bei der Sie ermittelten, dass es im Umkreis ihrer Schule im Altkreis Stromerzeugung wird, je nach Energieträger, unterschiedlich Wittlage von Bad Essen über Bohmte bis Ostercappeln unge- viel CO2 freigesetzt. In einem ersten Schritt sammelte die fähr 8000 Haushalte gibt. Sie stellten fest, dass ein Anzeigen- Schülergruppe Informationen über die Ursachen und Folgen blatt einmal pro Woche an alle Haushalte im Altkreis Wittlage der Klimaveränderungen. Als nächstes setzten sie sich theore- und angrenzende Gemeinden verteilt wird. Während die tisch mit den verschiedenen Arten der Stromerzeugung aus- lokalen Ausgaben der Tageszeitungen (Wittlager Kreisblatt, einander und recherchierten Daten und Fakten zum CO2- Neue Osnabrücker Zeitung) jeweils nur von etwa der Hälfte Ausstoß. der Haushalte gelesen werden, konnten sie durch eine Artikel- serie in diesem Anzeigenblatt alle Haushalte erreichen. In den l Demnach gibt das Statistische Bundesamt (http://desta- tis.de/) den Gesamtausstoß von CO2 für 2003 mit 859,95 Mil- lionen Tonnen an und den Ausstoß aus der Stromerzeugung mit 329 Millionen Tonnen. Das bedeutet, dass ca. 40% des Kohlendioxids in Deutschland aus Kraftwerken kommen. Auch im so genannten Strommix setzt eine Kilowattstunde Strom im Durchschnitt etwas mehr als 500 g CO2 frei. Im Versorgungsgebiet der Schülerinnen liegt diese Menge sogar deutlich höher, da der Stromlieferant RWE hauptsächlich Braun- und Steinkohlekraftwerke betreibt. 19
jährlicher CO2-Ausstoß der Stromerzeugung in Deutschland: 329 000 000Tonnen l Zu diesem Zeitpunkt haben die Preisträgerinnen pro- zentual einen höheren Erfolg erreicht als die Stadtwerke Osnabrück, die seit Jahren für ihren Ökostrom werben. Deshalb haben sie ihre Zielmarke seit Abgabe ihres Wettbe- werbsbeitrages auf eine jährliche Einsparung von mindestens 100 Tonnen im Einzugsgebiet ihrer Schule (ca. 8000 Haushal- te) erhöht. l Ihr Einsatz für die CO2-Senkung und damit für den Schutz des Klimas ist aber noch nicht abgeschlossen. Durch Ansprache von Energie AGs anderer Schulen wollen sie wei- ter zur Nachahmung anregen, um damit die Menge des ein- gesparten CO2 deutlich zu erhöhen. Die Ökostrom AG hat also viel geschafft und dennoch in Zukunft noch eine Menge Erstellung einer Homepage vor! Artikeln informierten sie über verschiedene Stromeinspa- rungsmöglichkeiten, motivierten die Leser über Verbesse- rungsmöglichkeiten der eigenen CO2-Bilanz nachzudenken und haben eine Reihe von Ökostromlieferanten (Lichtblick, NaturPur, Greenpeace Energy, Elektrizitätswerke Schönau) bekannt gemacht. l Außerdem wurden, um möglichst viele Schüler, Lehrer und Eltern und die allgemeine Öffentlichkeit über ihre Erkennt- nisse zu informieren, ein Anschreiben in der Schule an Lehr- kräfte und Mitschüler verteilt, eine Homepage erstellt und an einem Infostand ein selbst erstellter Flyer verteilt und unzäh- lige Gespräche geführt. l Wie die Rückmeldungen auf ihre Zeitungsartikel zeigten, Information der Öffentlichkeit konnten die Schülerinnen die Aufmerksamkeit und Sensibili- tät der Menschen in ihrem Einzugsgebiet für das Thema um- weltfreundlicher Umgang mit Energie erhöhen. CO2-Einsparung von 100 Tonnen pro Jahr 20
Betreuerin: Brigitte Grahn-Kramer Hauptpreis BUW II Preis für hervorragende Betreuung Tagfaltermonitoring als Grundlage für Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität Aus Interesse und Freude an der Naturbeobachtung im nahe gelegenen Park startete Carsten Reinhard (19 Jahre) ein systematisches Monitoringprogramm von Tagfaltern. Wie können die von ihm erfassten Daten genutzt werden, um den Bestand der beobachteten Falterarten langfristig zu sichern? Gibt es Möglichkeiten, den Lebensraum der Falter artgerechter zu gestalten, um deren Lebensbedingungen zu verbessern? Kann dabei auch die Artenvielfalt im Park gesteigert werden? l Schon seit längerer Zeit hat sich Carsten Reinhard aus Bremerhaven sehr für die Natur in der nahen Umgebung sei- nes Wohnortes interessiert. Die Beobachtung und das Foto- grafieren der dort vorkommenden Tagfalter wurden zu einem seiner größten Hobbies und sind die Grundlage für seinen Wettbewerbsbeitrag für den BUW. Den Speckenbütteler Park und die angrenzenden Bahngebiete in Bremerhaven hat er hinsichtlich des Vorkommens von Tagfaltern genau unter die Lupe genommen. Ursprünglich wollte er „nur“ untersuchen, welche Tagfalter in diesen Gebieten vorkommen. Aus syste- matischen Beobachtungen wurden im Verlauf der Arbeiten handfeste Vorschläge zur Biotopumgestaltung, mit dem Ziel, die Lebensbedingungen der Falter und anderer Tier- und Pflanzenarten vor Ort nachhaltig zu verbessern. Darüberhin- Eine Feuchtwiese mit Weidenschloss aus wurden von Carsten Reinhard vielfältige Aktionen gestar- tet, um die Öffentlichkeit zu informieren und einzubeziehen. l Um Tagfalter effizient schützen zu können, ist eine genaue Kenntnis ihrer Biologie und ihrer ökologischen Ansprüche erforderlich. Schmetterlinge haben einen vergleichsweise kurzen Entwicklungszyklus. Viele Schmetterlingsarten sind bezüglich ihres Lebensraumes in den frühen Entwicklungs- stadien (z. B. als Larven oder Raupen) und auch später als Imagines (also als geschlechtsreife Insekten), an das Vorkom- men bestimmter Pflanzenarten gebunden. Nur dort, wo aus- reichend Raupenfutterpflanzen einer Falterart wachsen, kann diese Art dauerhaft überleben. Eingriffe in diesen Lebens- raum wirken sich meist innerhalb kürzester Zeit negativ auf die dort vorkommenden Falterpopulationen aus. Hauhechelbläuling Naturbeobachtung und Naturfotografie 21
l Aufgrund weitreichender Veränderungen der Landschaft durch den Menschen sind viele Falterarten heute gefährdet. Menschliche Eingriffe wie das Trockenlegen von Wiesen und ungünstige Mahdtermine, die Intensivierung der Landwirt- schaft durch übermäßiges Düngen und durch Einsatz von Insektiziden und Pestiziden, das Anlegen von Monokulturen, veränderte Waldnutzungsformen sowie die zunehmende Ver- siegelung der Landschaft haben in den letzten hundert Jahren zu einem signifikanten Rückgang der Tagfalter geführt. Die heutige Situation verlangt nach effizienten Schutzmaßnah- men. Mit einem Monitoring können lokale Einflüsse von Landnutzungsänderungen ermittelt werden. Folgen dann gezielte Schutzmaßnahmen, so ist dies ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Arterhaltung der Tagfalter vor Ort. l Zur Umsetzung seiner Naturschutzziele hat Carsten Rein- hard eine Saison lang systematisch die Tagfalter im Specken- bütteler Park in Bremerhaven und in den angrenzenden Lageplan der Beobachtungsgebiete Bahngebieten beobachtet. Dabei ermittelte er von März bis November wöchentlich für alle beobachteten Arten die l Schließlich hat Carsten Reinhard alle erhobenen und Anzahl der Imagines, deren Verhalten, Verbreitungsgebiet recherchierten Daten mit dem Ziel ausgewertet, Veränderungs- und Vorkommensdichte sowie ihre bevorzugten Nahrungs- möglichkeiten in den untersuchten Biotopen aufzuzeigen, pflanzen. Zusätzlich wurden Wetterdaten notiert und Verän- mit denen eine Verbesserung der Lebensbedingungen für die derungen in den Biotopen erfasst. Viele der Beobachtungen dort vorkommenden Tagfalter und Arten mit ähnlichen Stand- wurden fotografisch dokumentiert. Die erfassten Daten, ortansprüchen erreicht werden können. Auch wurde überlegt, wie zum Beispiel zur Populationsentwicklung der einzelnen inwieweit diese Maßnahmen zur Steigerung der Artenvielfalt Arten, wurden zu Grafiken zusammengestellt. in den Untersuchungsgebieten beitragen könnten. Hauhechelbläuling (Polyommatus icarus) Artenvielfalt im Park 22
Kleiner Fuchs (Nymphalis urticae) l Für den Speckenbütteler Park erarbeitete Carsten Rein- l Begleitend zu seinen umfangreichen Untersuchungen hard eine Reihe von Vorschlägen zur Optimierung der Lebens- und Umgestaltungsempfehlungen hat Carsten Reinhard bedingungen für Schmetterlinge. Für den Park waren ohne- viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben, um auch andere auf die hin Umgestaltungsarbeiten geplant und Carsten Reinhard ist Schutzbedürftigkeit der Schmetterlinge aufmerksam zu mit seinen Ideen beim Gartenbauamt Bremerhaven und dem machen. Er veranstaltete mehrere Führungen für den BUND BUND-Regionalverband Unterweser auf offene Ohren gesto- und hat, zusammen mit seiner Betreuerin Frau Grahn-Kramer, ßen. Eine ganze Reihe seiner Vorschläge konnten sofort um- Schautafeln erarbeitet. Zudem stellte er sein Projekt sowohl gesetzt werden oder sind nun mittelfristig geplant. Dazu zählt in der Schule als auch in einer Radiosendung und in einer die Optimierung von Mahdterminen, selteneres Mähen in Fernsehproduktion des ZDF vor. Randbereichen der Wiesen, die Eingliederung von insekten- freundlichen Gehölzen in Neuanpflanzungen und die Schaf- fung öffentlichkeitswirksamer, blütenpflanzenreicher Schmetterlingsbiotope. Auch eine Streuobstwiese wird im Randbereich des Parks gepflanzt. Schaffung öffentlichkeitswirksamer Schmetterlingsbiotope 23
Betreuerin: Cornelia Hinz Hauptpreis BUW II Preis für hervorragende Betreuung Die Erhaltung des Hellgelben Knabenkrauts Was ist „Dactylorizha ochroleuca“, ist es der Titel einer spannenden Kriminal- geschichte oder doch eher eine seltene Orchideenart? Die beiden BUW-Hauptpreis- gewinnerinnen Justine Sturm (19 Jahre) und Julia Schütze (19 Jahre) zeigen mit ihrem Wettbewerbsbeitrag das beides zutrifft. Mit viel Kreativität klären sie die Öffentlichkeit über die Gefährdung des Hellgelben Knabenkrauts in der Uckermark auf. Doch wie kann es gelingen, das Vorkommen des Hellgelben Knabenkrauts in der Uckermark langfristig zu sichern? l Orchideen sind eine der am meisten gefährdeten Pflan- zengruppen, deren Arten vielfach vom Aussterben bedroht sind oder zumindest einen starken Rückgang in der Popula- tionsgröße zeigen. Auch in der Uckermark gibt es bedrohte Orchideenarten, z. B. das Hellgelbe Knabenkraut (Dactylorhiza ochroleuca). Die beiden BUW-Preisträgerinnen Justine Sturm und Julia Schütze haben sich daher zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung in der Uckermark über die Gefährdung des Hellgelben Knabenkrauts aufzuklären, sowie selbst tatkräftig zur direkten Erhaltung dieser seltenen Orchideenart beizu- tragen. l Mit ihrer Arbeit möchten sie zum Einen helfen, geeignete Lebensräume für das Hellgelbe Knabenkraut in der Region zu erhalten, zum Anderen sollen (durch Anzucht im Labor und Gewächshaus gewonnene) Jungpflanzen von Dactylorhiza ochroleuca gezielt ins Freiland überführt werden, um letzte verbliebene Populationen in der Uckermark zu stärken und zu erhalten. l Ausgangspunkt für den besonderen Einsatz von Justine Sturm und Julia Schütze für die seltene Orchideenart war ihr Biologieunterricht. Dort wurde ein Orchideenprojekt vorge- stellt, das durch die Humboldt-Universität Berlin in Zusam- menarbeit mit dem Naturpark „Uckermärkische Seen“ 2001 initiiert wurde. Justine Sturm und Julia Schütze übernahmen Dactylorizha ochroleuca – das Hellgelbe Knabenkraut das Projekt von zwei Schülerinnen der 13. Klasse und arbeite- ten von nun an mit Dr. Kurt Zoglauer und der Diplom Bio- login Christina Lange von der Humboldt-Universität Berlin zusammen. Kriminalgeschichte oder Orchideenart 24 ?
Bei der Laborarbeit Samen nach der Keimung Jungpflanzen Im Moor l Bald wurde Justine Sturm und Julia Schütze klar, dass das l Aus den Mooren in der Region wurde das „Knehdenmoor“ Problem der Erhaltung von Dactylorhiza ochroleuca in der ausgewählt, um hier erste Versuche zur Wiederansiedlung des Uckermark komplexer ist, als auf den ersten Blick vermutet: Hellgelben Knabenkrauts zu beginnen. Erfolgsversprechende Das Hellgelbe Knabenkraut ist, wie nahezu alle Orchideen- Versuchsflächen wurden, entsprechend der Standortansprüche arten, hoch spezialisiert. Das heißt, es toleriert nur geringe der Orchidee, ausgewählt und vorbereitet. Gemeinsam mit Abweichungen von den Optima der äußeren Umwelteinflüs- der HU Berlin starteten die beiden Preisträgerinnen dann erst- se. Es gedeiht am besten an lichtreichen, feuchten, kalkhal- mals den Versuch, das Hellgelbe Knabenkraut direkt vom tigen und insgesamt nährstoffarmen Standorten, wie sie in Labor in das Moor umzusetzen. Sie dokumentierten die Mooren oder auf Feucht- und Nasswiesen gegeben sind. Auch Arbeiten und konnten zum Ende der Vegetationsperiode fest- dürfen nicht zu viele andere Arten an diesen Standorten auf- halten, dass in den 4 Versuchsflächen 20 von 23 ausgebrach- treten, weil das Hellgelbe Knabenkraut sehr konkurrenz- ten Individuen erfolgreich angewachsen waren. schwach ist. Zudem bilden Orchideen sehr reduzierte Samen aus, die nur unter Mitwirkung eines Mykorrhizapilzes kei- l Neue Wege sind Justine Sturm und Julia Schütze auch men können. Das größte Problem bei der Erhaltung des in der Öffentlichkeitsarbeit zum Schutz von Dactylorhiza Hellgelben Knabenkrauts in der Uckermark ist jedoch das ochroleuca gegangen. Neben Flyern, Internetseiten, Buttons Schwinden der Lebensräume, die den Orchideen diese Wachs- und Vorträgen haben sie mit viel Kreativität eine Film-CD im tumsbedingungen bieten. Viele Moore und Feuchtwiesen Stil einer Kriminalgeschichte über die Gefährdung des Hell- wurden durch menschliche Eingriffe in die Landschaft trocken- gelben Knabenkrauts und des Lebensraumes Moor erstellt. gelegt. Stoffeinträge, insbesondere von Stickstoff aus Dünge- mitteln stiegen durch die intensive Landwirtschaft an. Um l In den kommenden Jahren soll auf Basis der Arbeiten den Fortbestand von Dactylorhiza ochroleuca zu sichern, von Justine Sturm, Julia Schütze und der Wissenschaftler der muss der Lebensraum „Moor“ langfristig erhalten werden. HU Berlin die Wiederansiedlung des Hellgelben Knaben- krauts an erloschenen Standorten weiter durchgeführt und l Also unterstützten Justine Sturm und Julia Schütze die beobachtet werden. Wissenschaftler der Humboldt-Universität zu Berlin bei ihren Forschungsarbeiten über das Hellgelbe Knabenkraut. Sie vermehrten die Orchideen durch künstliche Bestäubung im Freiland und aufwendige Anzucht im Labor erfolgreich vom Samen bis zu den Jungpflanzen. Parallel arbeiteten sie mit verschiedenen Akteuren des Naturparks „Uckermärkische Seenplatte“ zusammen, um den Sukzessionsprozessen durch regelmäßige Mahd und Entkusselung in mehreren Mooren der Region entgegenzuwirken. Erkundung des Knehden-Moores 25
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