Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren
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C 21156 F IN DIESER AUSGABE:INTERVIEW mit Dr. Melanie Leonhard, der neuen Gesundheitssenatorin | CORONA Mit Solidarität die Bewährungsprobe bestehen | SELBSTHILFEPREIS Fanclub des FC. St. Pauli kämpft für Verzicht auf Alkohol hamburg verband der ersatzkassen. oktober 2020 VERSICHERTE VERSORGUNG Ersatzkassen in Hamburg weiter Hansestadt muss stärker klare Nr. 1 in ihre Kliniken i nvestieren Nicht erst seit Corona ist klar, wie wichtig eine gute und bezahlbare Gesundheitsversorgung für die Hamburgerinnen und Hamburger ist. Die neue Landesregierung ist gefordert, jetzt die richtigen Weichen zu stellen. D ie Pandemie hat verdeutlicht, 111 Millionen Euro jährlich. Das ent- dass ein funktionierendes und spricht einer Investitionsförderquote, finanzierbares Gesundheits- also der Entwicklung der Investitionen Die Ersatzkassen in Hamburg sind wesen von zentraler Bedeutung im Verhältnis zu den Klinikausgaben, stabil auf Wachstumskurs: Die Zahl ist. Wie sich das Bundesland Hamburg in von aktuell 4,8 Prozent. Benötigt werden ihrer Versicherten stieg im Vor- den kommenden Jahren hier positioniert, nach Expertenmeinung aber rund acht jahresvergleich um rund 13.000 auf ist im Koalitionsprogramm der rot-grü- bis zehn Prozent – und damit mindestens 938.894. Dies geht aus der Statistik nen Landesregierung festgehalten. Die 185 Millionen Euro. Hier besteht dringen- des Bundesgesundheitsministeriums neue Senatorin Dr. Melanie L eonhard der Handlungsbedarf, um zu verhindern, hervor. Der Marktanteil liegt jetzt und ihre Gesundheitsstaatsrätin Melanie dass die Kliniken aus den Versicherten- bei 58 Prozent. Damit ist jeder zwei- Schlotzhauer haben sich etliche ambitio- geldern Investitionen finanzieren – Mit- te gesetzlich versicherte Hambur- nierte – und aus Sicht der Ersatzkassen tel, die dann bei der Versorgung der Pa- ger bei einer der sechs Ersatzkassen wichtige – Ziele gesetzt, um die Gesund- tienten am Bett fehlen. Die Hansestadt – Techniker Krankenkasse (TK), heitsversorgung im Stadtstaat voran- muss künftig deutlich mehr Geld in ihre BARMER, DAK-Gesundheit, KKH zubringen. Positiv ist hervorzuheben, Krankenhäuser investieren. Kaufmännische Krankenkasse, hkk dass der Senat die Qualität der Klinik- – Handelskrankenkasse und HEK – behandlungen erhöhen will, indem er Studie zur Frühchen-Versorgung Hanseatische Krankenkasse – ver- zusätzliche Vorgaben für die Ausstattung sichert. Das Wachstum zeigt, dass die mit Ärzten, Pflegepersonal und Tech- Der vdek appelliert an die neue Gesund- Ersatzkassen mit ihren Versorgungs- nik bei bestimmten Eingriffen schaffen heitssenatorin, darauf zu achten, dass konzepten, ihrer Flexibilität und möchte. Die Ersatzkassen fordern sol- nicht alle Häuser alle Leistungen er- Kundennähe überzeugen. Auch die che Schritte zur Verbesserung der Be- bringen, sondern vor allem schwere Fälle Gesamtzahl der Versicherten kletter- handlungsqualität und der Patienten- auf bestimmte Standorte konzentriert te auf einen Höchstwert: Zum 1. Juli sicherheit seit langem. werden. Dadurch verbessert sich nicht 2020 waren 1.616.790 Versicherte Kritisch zu sehen ist jedoch die An- nur die Behandlungsqualität, es werden bei einer gesetzlichen Krankenkasse kündigung, die Investitionen in die auch die Fachkräfte sinnvoll eingesetzt. (GKV) versichert – ein Zuwachs von Krankenhäuser lediglich zu stabili- Denn Doppelstrukturen verschwenden rund 1,2 Prozent. sieren. Diese liegen derzeit bei rund unnötig personelle Ressourcen.
hamburg KOMMENTAR Auf Grundlage einer wissenschaft- der Plan, motivierte junge Menschen bei lichen Studie sollte insbesondere die Ge- Problemen in der Pflegeausbildung früh- Bei Pflege und burtshilfe und die Versorgung besonders zeitig zu unterstützen, um die derzeit re- Krankenhäusern kleiner Frühchen daraufhin überprüft werden. Dies sollte die Senatorin auch im lativ hohe Abbrecherquote zu senken. Im Sinne der Ersatzkassen ist auch, Pflegende dranbleiben! Aktionsplan „Gesunde Geburt“ verankern. berufsbegleitend weiter zu qualifizieren, Insgesamt ist auch die Digitalisierung und um sie im Beruf zu halten. die Vernetzung der Krankenhäuser weiter Zur Stärkung der Prävention freut es voranzutreiben, das ist nicht zuletzt durch die Ersatzkassen, dass das Projekt Schul- FOTO vdek / Manfred Wigger von die Corona-Krise deutlich geworden. gesundheitsfachkräfte an Hamburger KATHRIN HERBST Leiterin der In die richtige Richtung geht die Ab- Grundschulen mit besonders hoher sozia- vdek-Landesvertretung sicht, in der psychiatrischen und psycho- Hamburg ler Belastung (s. S. 9), das von den Ersatz- therapeutischen Versorgung stationä- kassen und der Hansestadt gemeinsam fi- re und ambulante Angebote noch besser nanziert wird, in das Koalitionsprogramm Die Corona-Pandemie hat vieles als bisher zu verzahnen, damit Patienten aufgenommen wurde. von Grund auf verändert – auch im nach einem stationären Aufenthalt nicht Aus Sicht der Ersatzkassen sollte der Gesundheitswesen. Bislang ist Ham- unterversorgt sind. Lobenswert ist eben- Senat die Digitalisierung in der Gesund- burg vergleichsweise gut durch die falls das Vorhaben, Ansätze in der Akut- heitsversorgung weiter vorantreiben. Krise gekommen. Auch wir haben versorgung stärker zu etablieren, bei der Dazu gehört der sektorenübergreifenden unseren Beitrag geleistet (s. S. 4 / 5). Menschen in seelischen Krisensituationen Ausbau der Telematikinfrastruktur, auch Wie das Bundesland weiter durch durch spezielle Krisen-Teams zuhause aus Landesmitteln. Die elektronische die Krise steuert, liegt nun auch in aufgesucht werden. Patientenakte ist von entscheidender Be- den Händen der neuen Gesund- deutung, um die Versorgung zu verbessern heitssenatorin Dr. Melanie Leon- Digitalisierung vorantreiben – etwa durch das Aufdecken von gefähr- hard. Die SPD-Landesvorsitzende hat lichen Wechselwirkungen bei Medika- sich bereits bei den Koalitionsver- Dass der neue Senat auch bei der Be- menten. Von den Chancen der Digitali- handlungen als durchsetzungsstark kämpfung des Fachkräftemangels in Me- sierung sollen nicht nur junge Menschen, und beharrlich erwiesen. Wir wün- dizin und Pflege Schwerpunkte setzt, ist sondern Hamburgerinnen und Hamburger schen uns, dass die Senatorin diese begrüßenswert. Hervorzuheben ist dabei jeden Alters profitieren. Qualitäten auch einbringt, wenn es darum geht, sich bei den Haushalts- beratungen für höhere Investitionen in Krankenhäuser und Pflegeheime einzusetzen. Aus Sicht der Ersatzkassen be- steht Handlungsbedarf, um das Ver- sorgungsangebot der Krankenhäuser zukunftsfähig zu gestalten. Wenn das Bundesland nicht ausreichend in die Krankenhäuser investiert, wächst das Risiko, dass die Kliniken Ein- sparungen bei den Betriebskosten vornehmen, um hieraus notwendige Investitionen zu tätigen. Damit steigt FOTO pikselstock – stock.adobe.com für Patientinnen und Patienten die Gefahr, dass die Qualität der Be- handlungen leidet. Außerdem soll- te die Stadt stärker als bisher in die stationären Pflegeeinrichtungen in- vestieren, um Pflegebedürftige zu KLINIKBEHANDLUNG: Die Ersatzkassen begrüßen es, dass die Behandlungsqualität in Hamburger Kranken- häusern mit Vorgaben zur Personalausstattung erhöht werden soll. entlasten.
verband der ersatzkassen. oktober 2020 /seite 03 INTERVIEW „Das Augenmerk liegt auf der Einhaltung von Qualität“ Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard ist seit der Regierungsbildung im Sommer auch für den Gesundheitsbereich verantwortlich. Wir wollten wissen, welche Themen ihr wichtig sind und wo sie Akzente setzen möchte. Welche Schwerpunkte im Bereich Ge Die Ersatzkassen sind in Hamburg mit sundheit sehen Sie in den kommenden Abstand die größte Kassenart. Bei den Jahren ? in Hamburg tätigen Ersatzkassen sind Mir liegen die Fragen des gesunden Auf- rund 900.000 Menschen versichert. Die wachsens und Älter-Werdens am Herzen. vdek-Landesvertretung Hamburg führt In diesen Feldern liegen die Qualität so- auf Landesebene wichtige Vertrags- und zialer Infrastruktur und gesundheitlicher Vergütungsregelungen mit Hamburger Versorgung ganz dicht beieinander und Ärzten und Zahnärzten durch. Sie ge- bedingen sich! Auch eine verlässliche am- staltet auch die Krankenhausplanung bulante Versorgung spielt eine wichtige in Hamburg entscheidend mit und führt FOTO FHH / Sozialbehörde Rolle. Diese drei Felder tragen auch dazu Verhandlungen mit den Trägern der am- bei, eine hohe Lebensqualität in unserer bulanten und stationären Pflegeein- Metropole zu schaffen. richtungen. Damit wirkt der vdek bereits jetzt aktiv an der Weiterentwicklung des Welche Bedeutung haben die Ersatz- Gesundheitsstandorts Hamburg mit und kassen bei der Weiterentwicklung des gibt wichtige Impulse für weitere Ver- Anliegen für den vdek. Wie sehen Ihre Gesundheitsstandorts Hamburg? besserungen. Vorstellungen dazu aus? Besonders erfreulich ist, dass sich der Das Augenmerk der Krankenhaus- ZUR PERSON vdek in Hamburg federführend für das planung liegt neben ausreichenden Pilotprojekt Schulgesundheitsfachkräfte Kapazitäten auch auf der Einhaltung von Die Sozialsenatorin ist in Harburg engagiert. Mit dem Pilotprojekt werden Qualitätsanforderungen. Hier hat die aufgewachsen und hatte nach dem Gesundheitsförderung und Prävention Krankenhausplanung bereits in mehre- Abitur den Berufswunsch, Kranken- in den Schulen ausgebaut, Präventions- ren Fach- und Teilgebieten ergänzende schwester zu werden. Sie studierte bedarfe sollen rechtzeitig erkannt und Qualitätsanforderungen erlassen. Die nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr Gesundheitsförderung in den schulischen Hamburger Plankrankenhäuser leisten jedoch Geschichte und promovier- Alltag integriert werden. Es geht dabei exzellente Arbeit in allen medizinischen te über die Entwicklung der Hambur- zum Beispiel um Ernährung, Bewegung, Fachgebieten. Dies soll auch so blei- ger Schiffbauerfamilie Rickmers. 1999 Hygiene oder psychische Gesundheit. Die ben und auch in den Folgejahren weiter- trat sie der SPD bei, seit März 2018 ersten Schulgesundheitsfachkräfte sollen entwickelt werden. ist sie Landesvorsitzende der Partei. im Januar 2021 an etwa 30 Grundschulen Seit 2015 steht sie an der Spitze der beginnen. Was sind für Sie die wichtigsten Er- Behörde für Arbeit, Soziales, Fami- Wünschenswert wäre, wenn sich die rungenschaften des deutschen Kranken- lie und Integration. Im zweiten Senat Ersatzkassen auch weiterhin in Hamburg versicherungssystems? des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter im besonderen Maße u. a. im Bereich der In einer Kasse versichert zu sein, bringt Tschentscher zeichnet die Sozial- Prävention engagieren sowie innovative eine weitgehend sorgenfreie Gesund- senatorin seit Juli 2020 auch noch für Projekte zur Verhütung und Behandlung heitsversorgung mit sich – selbst im den Bereich Gesundheit verantwort- von Krankheiten fördern. Einzelfall, auch bei schwerer Krankheit, lich. Privat ist die Mutter eines Sohnes bin ich als Patientin durch die Solidar- bekennender Hörbuch-Fan, vor allem Die Steigerung der Qualität von Kranken- gemeinschaft abgesichert. Diese Gewiss- der Detektivserie „Die drei ???“. hausbehandlungen ist ein wichtiges heit zu haben, tut gut.
hamburg CORONA-PANDEMIE Mit Solidarität die Bewährungsprobe bestehen Die Ausbreitung des Corona-Virus hat das Gesundheitswesen enorm gefordert. Um in der Krise zusammen zustehen, hat die Bundesregierung umfassende Rettungsschirme aufgespannt. Die Ersatzkassen begrüßten die Regelungen und sind an ihrer Umsetzung beteiligt, auch in Hamburg. D ie Corona-Pandemie ist noch eine Auswahl der pragmatischen Rege- ÄRZTE längst nicht vorbei und für viele lungen, die die gemeinsame Selbstver- Schlussfolgerungen ist es zu waltung von Ärzten und Krankenkassen Die Ersatzkassen teilen die Ansicht früh. Eines lässt sich aber jetzt beschlossen hat. Dass sich eine weitere der Bundesregierung, dass der über- für den Gesundheitsbereich schon sagen: gravierende Infektionswelle bildet, mit wiegende Teil der Verdachts- und Die Politik hat – zu Recht – in einem bis- den zu befürchtenden Auswirkungen, soll Erkrankungsfälle im ambulanten lang noch nie dagewesenen Tempo Not- unbedingt vermieden werden. Bereich ver- pakete im Bundestag, im Bundesrat Ein Teil der Finanzhilfen wird zu- sorgt wurde und auf Landesebene verabschiedet. Es nächst aus der Liquiditätsreserve des und wird – GRAFIKEN (4) j-mel – stock.adobe.com galt, die Gesundheit der Bevölkerung zu Gesundheitsfonds der GKV finanziert. und dass dies schützen und dafür zu sorgen, dass Ver- Die Abwicklung dieser Auszahlungen zu einer enor- tragsärzte und Therapeuten bestmög- wurde an Institutionen in den Ländern men Heraus- lich arbeiten können. Die Ersatzkassen übergeben, etwa an Ersatzkassen und forderung unterstützten das sehr. Für die Gesetz- an den vdek. Obwohl Hamburg genau- für die ver- liche Krankenversicherung (GKV) ist so wie ganz Deutschland bislang ver- tragsärztliche vor allem das Krankenhausentlastungs- gleichsweise gut durch das Corona-Jahr Versorgung geworden ist. Es war gesetz bedeutsam, das einen umfang- gekommen ist, ist es aber dennoch wich- daher auch in diesem Bereich rich- reichen Schutzschirm unter anderem tig, dass zeitnah Regelungen getroffen tig, außerordentliche Maßnahmen über niedergelassene Arztpraxen und werden, nach denen die Kosten nicht al- zu ergreifen. Das Ziel der Bundes- Krankenhäuser aufgezogen und zahl- lein von der GKV geschultert werden. Für regierung, Vertragsärztinnen und reiche Sonderregelungen ermöglicht hat. die meist versicherungsfremden Leistun- Vertragsärzten die damit ver- Wir dokumentieren eine Auswahl wich- gen sollten Steuermittel bereitgestellt bundenen erheblichen zusätzlichen tiger gesetzlicher Maßnahmen sowie werden. Kosten zur Sicherstellung der ver- tragsärztlichen Versorgung zu er- statten, wird unterstützt. Bei der Beschaffung von Mas- ken und Schutzkleidung für Ver- tragsärzte haben die Hamburger Krankenkassen unbürokratische QUELLE Eigene Darstellung nach RKI; nach Erkrankungsbeginn, ersatzweise Meldedatum und niedrigschwellige Lösungs- wege finanziert. Die Kranken- kassen haben auch den Ansatz der KV Hamburg unterstützt, bei der Honorarverteilung im ersten und zweiten Quartal 2020 insbesondere auch die Leistungen derjenigen Vertragsärztinnen und Vertrags- ärzte zu berücksichtigen, die sich in Zeiten mit besonders vielen Pa- tienten in der Hansestadt über- durchschnittlich beruflich engagiert ENTWICKLUNG DER PANDEMIE Die Zahlen des Robert-Koch-Instituts zeigen den Verlauf der Infektionszahlen. haben.
verband der ersatzkassen. oktober 2020 /seite 05 CORONA-PANDEMIE KR ANKENHÄUSER UND REHA-EINRICHTUNGEN Mit dem im März verabschiedeten Krankenhausentlastungsgesetz erhielten Krankenhäuser einen finanziellen Ausgleich für verschobene planbare Operationen und Behandlungen. Beabsichtigt war, dadurch Kapazitäten für die Behandlung von Patienten mit einer Coronavirus-Infektion freizuhalten. Für jedes Bett, das dadurch ab dem 16. März nicht belegt wurde, erhielten die Krankenhäuser eine Pauschale von 560 Euro pro Tag. Diese Pauscha- le wurde von Mitte Juli an stärker nach den tatsächlichen Kosten unterteilt. Kliniken erhalten jetzt bis Ende September zwischen 360 und 760 Euro. Die Mittel werden zunächst aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds bezahlt und anschließend aus dem Bundeshaushalt mit Steuern refinanziert. Krankenhäuser bekamen außerdem einen Betrag zur Refinanzierung in Höhe von 50.000 Euro für jedes Intensivbett, dass sie zusätzlich schufen. Die Umsetzung dieser Regelungen erfolgte in Hamburg genau- so wie in den anderen Bundesländern durch die jeweilige Landesregierung. Reha-Einrichtungen erhielten für nichtbelegte Betten einen anteiligen finanziellen Ausgleich in Höhe von 60 Prozent der durchschnittlichen Vergütungssätze, die mit den Krankenkassen vereinbart waren. Diese Regelung wurde in Hamburg ersatzkassenseitig umgesetzt. PFLEGE Den zugelassenen Pflege-Einrichtungen werden infolge der Pandemie Mindereinnahmen und außerordent- liche Aufwendungen von den Pflegekassen erstattet. Die Kosten für die Schutzausrüstung der ambulanten Pflegedienste werden zwischen der Gesetzlichen Krankenversicherung und der Sozialen Pflegeversicherung geteilt. Zusätzlich wird die Qualitätsprüfung von Heimen in der Pandemie-Zeit befristet ausgesetzt. Die Ersatzkassen halten es für richtig, besonders die Gesundheit der Pflegebedürftigen zu schützen. Genauso gilt es, alle Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege-Einrichtungen sowie der Medizinischen Dienste zu ergreifen. Mit dem zweiten Bevölkerungsschutzgesetz ist auch eine einmalige Pflegeprämie in der Altenpflege beschlossen worden. Die Pflegekassen in Hamburg haben die Auszahlung des wesentlichen Teils der Prämie (Teil 1) bereits abgeschlossen. Die Auszahlung von Teil 2 wird bis Dezember beendet sein. Die Sonderzahlung ist ein gutes Zeichen der Wertschätzung für in der Pflege tätige Menschen. Wichtiger als diese Einmalprämie sind aber Maßnahmen, die dafür sorgen, dass in der Branche künftig flächendeckend faire Löhne gezahlt werden. HEILMITTELERBRINGER Die Bundesregierung hat für die rund 70.000 Heilmittelerbringer in Deutschland einen Schutzschirm aufgespannt. Physio- therapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Podologen und Ernährungstherapeuten, die aufgrund der Pandemie mit einem deutlichen Rückgang der Verordnungen konfrontiert waren, konnten von Mitte Mai bis Ende Juni eine Ausgleichszahlung be- antragen. Die Höhe der Einmalzahlung ist unter anderem abhängig vom Zeitpunkt der Zulassung des Leistungserbringers. So erhielten beispielsweise Heilmittelerbringer, die bis zum 31. Dezember 2019 zugelassen worden sind, 40 Prozent der Vergütung, die sie im vierten Quartal 2019 für Heilmittel gegenüber den Krankenkassen abgerechnet hat. Bis Ende August sind in Hamburg rund 19,3 Millionen Euro an rund 960 Heilmittelerbringer ge- flossen. Der Antrag war an die Arbeitsgemeinschaften Heilmittelzulassung (ARGE) in den Bundes- ländern zu richten. In Hamburg hat die vdek-Landesvertretung diese Zusatzaufgabe im Rahmen der ARGE-Tätigkeiten übernommen. Die Anträge wurden tagesaktuell bearbeitet, sodass die Heilmitteler- bringer zeitnah die finanzielle Hilfe bekommen konnten, die ihnen zustand.
hamburg GUT ZU WISSEN LEBENSHELFER Auszeichnung für gute Ideen in der „Man kommt nicht allein Selbsthilfe raus aus der Sucht“ Der Fanclub „Weiß-braune Kaffeetrinker*innen“ des FC St. Pauli hat den Selbsthilfepreis der Ersatzkassen erhalten. Die Gruppe zeigt, dass Aktivitäten rund um den Fußball auch ohne Alkohol Spaß bringen und ermutigt andere, auf Suchtmittel zu verzichten. Text: Annina Arnold W enn Alkoholkranke die Ent- Verknüpfung ihres Lieblingssports mit dem GRAFIK vdek zugsstation als „trockene“ Suchtmittelkonsum kritisch hinterfragt wird. Alkoholiker verlassen, fan- gen für viele erst die wahren Zur Prävention: Der Hamburger Selbsthilfepreis in Herausforderungen an. Was macht man mit Besuche auf Entgiftungsstationen Höhe von 2.500 Euro wurde bereits der plötzlich freigewordenen Zeit? Häufig zum vierten Mal vergeben. Die Jury wird geraten, sich auf Hobbies zu besinnen. Die Rückfallprävention bildet einen wei- setzte sich zusammen aus: Und auf jeden Fall alte Trinkstätten zu mei- teren Schwerpunkt: Die Mitglieder der • Dr. Stephanie Baas, Fach- den. Doch was, wenn das Lieblingshobby, „Weiß-Braunen Kaffeetrinker*innen“ medizinische Beratung der Fußball, eng verknüpft ist mit Alkohol? Vor gehen regelmäßig in Entgiftungsstationen Deutschen Zöliakie-Gesell- diesem Problem stand auch der Hamburger von Hamburger Krankenhäusern, um schaft e. V. Michael Krause. Der eingefleischte St.-Pauli- mit Patienten über sinnvolle Freizeit- • Kerstin Hagemann, Geschäfts- Fan hatte nach seinem Entzug Angst, rück- beschäftigung nach dem Entzug, die führerin der Patienten-Initiative fällig zu werden – jedes gekaufte Bier im Langzeittherapie und die Nachsorge ins Hamburg e. V. Stadion hätte ihn wieder in den Strudel aus Gespräch zu kommen. Aufgrund der Coro- • Kathrin Herbst, Leiterin der Abhängigkeit, gesundheitlichen und finan- na-Krise kann ein Teil der Aktivitäten der vdek-Landesvertretung Hamburg ziellen Problemen reißen können. Selbsthilfe-Gruppe derzeit nicht oder nur • Christa Herrmann, Leiterin der Sein Glück war, dass er auf den Fan- mit Einschränkungen stattfinden. Kontakt- und Informations- club „Weiß-braune Kaffeetrinker*innen“ „Die ehrenamtlichen Lebenshelfer stelle für Selbsthilfegruppen in stieß, der gleichzeitig Selbsthilfegruppe und Mutmacher leisten Großartiges“, Hamburg (KISS) ist. Mit Hilfe der Clubmitglieder schaffte sagt K athrin Herbst, Leiterin der Landes- • Dr. Christopher Kofahl, Stell- er es, neuen Halt zu finden. „Man kommt vertretung Hamburg. „Sie geben den Be- vertretender Institutsdirektor nicht allein raus aus der Sucht“, weiß der troffenen ein Wir-Gefühl und neuen des Instituts für Medizinische 60-jährige Messebauer. Heute ist er einer Lebensmut, gerade auch in schwierigen Soziologie, Universitätsklinikum von zwei Sprechern der Selbsthilfegruppe, Zeiten. Dieser Einsatz verdient unseren Hamburg-Eppendorf hat seit über zehn Jahren keinen Alkohol besonderen Dank.“ • Christina Rümpel, Leiterin des mehr angerührt und hilft anderen, sich ein Die Jury hält es für besonders preis- Vertragszentrums Nord / Ost Leben ohne Drogen a ufzubauen. würdig, dass die Mitglieder der „Weiß- der KKH Kaufmännische Die Selbsthilfegruppe mit etwa 20 Mit- Braunen Kaffeetrinker*innen“ die Krankenkasse gliedern traf sich vor der Corona-Pandemie Anonymität verlassen und öffentlich eine • Sabine Tesche, Leiterin des Res- einmal im Monat im Fan-Laden des FC St. Debatte über den Umgang mit Alkohol im sorts Mensch zu Mensch / Ham- Pauli zu einem zwanglosen „Kaffeeklatsch“, Fußballumfeld anstoßen und so der Stig- burger Abendblatt hilft e. V., der für Interessierte offen war. Regelmäßig matisierung entgegenwirken. Als nach- Hamburger Abendblatt besuchten sie zusammen Heimspiele ihres ahmenswert würdigten die Jury-Mitglieder • Sylvia Wowretzko, gesundheits- Vereins. Außerdem boten sie Alkoholab- auch die Präventionsarbeit. Die Jury setzte politische Sprecherin der SPD- hängigen in Therapie einen Begleitservice sich aus Vertretern der Wissenschaft, der Bürgerschaftsfraktion in der zu den Spielen an. Mit Kampagnen set- Politik, des Gesundheitswesens und der 21. Legislatur zen sich die Mitglieder dafür ein, dass die Medien zusammen.
verband der ersatzkassen. oktober 2020 /seite 07 Ein anderer, etwa 40-jähriger Pa- tient berichtet, dass er gerne wieder mit Handball anfangen würde. „Aber jeder im Team feiert mal seinen Geburtstag, man- che heiraten, außerdem wird nach den Spielen auch gerne getrunken“, sagt der Mann. „Ich habe einfach noch nicht die Kraft, mich dauernd erklären zu müssen.“ Ihm rät Michael Krause, Gleichgesinnte zu suchen, die sich den Sport auch ohne Alkoholkonsum vorstellen können und mit ihnen Aktivitäten zu planen oder vielleicht sogar eine eigene Mannschaft zu gründen. Im kommenden Jahr feiern die „Weiß- FOTO vdek braunen Kaffeetrinker*innen“ ihr 25-jäh- riges Jubiläum. Mit dem Preisgeld des MUTMACHER: Michael Krause (1. v. r.) und zwei weitere Mitglieder der ausgezeichneten Selbsthilfegruppe Selbsthilfepreises wollen sie aus diesem Anlass eine eigene, große Veranstaltung Da gerade in der Corona-Pandemie zu berichten. Ein Patient in Jogginghosen zum Thema Suchtmittel im Sport mit- auch bei Suchtkranken Unterstützungs- erzählt, dass er eigentlich gerne Fuß- finanzieren. Sie wollen damit unter an- möglichkeiten weggebrochen sind, war ball spielt, sich den Schritt in einen Ver- derem darauf hinwirken, dass ihr Ver- es der Gruppe wichtig, ihr Präventions- ein aber noch nicht zutraut. „Dafür ver- ein schrittweise auf Sponsoren aus dem angebot so gut wie möglich fortzusetzen. binde ich Fußball zu sehr mit Alkohol“, Suchtmittelbereich verzichtet, bei Spie- Die Mitglieder hatten während der Hoch- sagt er. Mit Mannschaftsspielen habe bei len Getränkeausgaben mit rein alkohol- phase der Pandemie telefonisch Kontakt ihm das Trinken angefangen, da sei er freien Getränken etabliert und auf eine gehalten. Die Freude war groß, als sie gerade erst 15 Jahre alt gewesen. „Nach- gute Präventionsarbeit im Jugendbereich im Sommer ihre sonst regelmäßig statt- dem wir gespielt haben, gab es oft einen hinwirkt. Alles unter dem Motto: „Fußball findenden Besuche bei interessierten Pa- Kasten Bier.“ geht auch komafrei“. tienten der Entzugsstation des Evangeli- schen Krankenhauses Alsterdorf wieder SELBSTHILFE aufnehmen konnten. Bei dem Infotreffen, zu dem sich Michael Krause und eine Mit- Über Sorgen sprechen und sich gegenseitig streiterin in einem Raum in der Klinik in der Nähe der Entzugsstation eingefunden unterstützen haben, wollen die beiden ihre Zuhörer Tausende von Hamburgerinnen und Hamburgern mit Behinderungen und chro- beraten, wie ein Neustart in ein Leben nischen Erkrankungen haben sich in Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen. möglichst ohne Rückfälle gelingt. Mi- Sie unterstützen sich gegenseitig, tauschen Erfahrungen aus, informieren und be- chael Krause, der selbst 2007 auf der glei- raten Betroffene. Ihre Aktivitäten helfen, soziale Problemlagen zu bewältigen und chen Station eine Entgiftung gemacht hat, tragen dazu bei, die gesundheitliche Versorgung zu verbessern. Durch die Coro- spricht davon, dass man auch nach einem na-Pandemie wurden viele Selbsthilfegruppen vor neue Herausforderungen ge- erfolgreichen Entzug lebenslang gefährdet stellt, viele hielten ihre Treffen nun virtuell über Videokonferenzen ab. Aber auch bleibt. „Ich bin Alkoholiker durch und das klassische Briefeschreiben oder Telefonieren ist ein beliebter Weg, um weiter- durch“, sagt er bestimmt. hin miteinander in Kontakt zu bleiben und sich austauschen zu können. Die Ersatz- kassen in Hamburg stellen für die pauschale Förderung der gesundheitsbezogenen „Fußball geht auch komafrei“ Selbsthilfe mehr als 610.000 Euro im Jahr zu Verfügung. In der Hansestadt gibt es rund 20.000 Akteure in über 1.000 gesundheitsbezogenen Selbsthilfe-Gruppen. Seine Offenheit bringt die Zuhörer dazu, Kontakt zu den „Weiß-braunen Kaffeetrinker*innen“ unter www.weiss-braune- ähnlich ehrlich von ihrer Lebenssituation kaffeetrinker.de oder über 01 71 / 1 42 78 93.
hamburg FÖRDERPROGRAMM Geschützte Räume für gestresste Kinder Sozial belastete Kinder aus Altona werden in einem neuen Projekt individuell und auf ihre Bedürfnisse angepasst gefördert. So sollen sie selbstbewusster und reflektierter durch den Alltag gehen. einer vielfach traumatischen Flucht aus dem Heimatland. Besseres Selbstwertgefühl entwickeln In dem Nachmittagsangebot lernen die Kinder und Jugendlichen beispiels- weise durch Gruppenspiele, wie sie am besten mit Aggression umgehen, ihre Konzentrationsfähigkeit verbessern und Vertrauen in die eigenen Stärken ent- wickeln. Die Klassenlehrer der Kin- der wählen aus, wer an der Gruppe teil- FOTO patrick – stock.adobe.com nehmen darf. Um Stress und Unsicherheit bei den Schülerinnen und Schülern ab- zubauen, dürfen diese Freunde mit in die Gruppe nehmen, die ihnen Zutrauen und Geborgenheit vermitteln. W enn Kinder und Jugendliche dem Ziel, das Selbstwertgefühl der Kin- Das Angebot ist Teil eines 2019 ge- in schwierigen Lebens- der zu verbessern und ihre Verhaltens- starteten Förderprogramms des GKV- umständen groß werden, probleme zu überwinden. Zusätzlich Bündnisses für Gesundheit, das von allen haben sie häufig schlech- stärken Gespräche zwischen Fachkräften gesetzlichen Krankenkassen getragen tere Gesundheits- und Bildungschancen. und den Eltern deren Beziehungs- und Er- wird. Das GKV-Bündnis für Gesundheit hat Schule bedeutet viel Stress für sie – und ziehungskompetenz. in jedem Bundesland ein Programmbüro gleichzeitig belasten sie durch ihr Ver- als zentrale Anlaufstelle für das Förder- halten Mitschüler, Lehrer und Eltern oft Unterstützung für Schulen programm eingerichtet. In Hamburg ist es erheblich. im Osdorfer Born beim Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) Um die Chancen dieser Schülerin- – Landesvertretung Hamburg angesiedelt. nen und Schüler auf ein gesundes Auf- Das Projekt an vier Grund- und Stadtteil- Die Ansprechpartner dort beantworten wachsen zu verbessern, haben die schulen im Osdorfer Born und in Lurup gerne Fragen zum Förderangebot und zur gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in – Grundschule Langbargheide, Grund- Antragstellung. Weitere Informationen: Hamburg gemeinsam mit dem Licht- schule Luruper Hauptstraße, Stadtteil- https://www.gkv-buendnis.de/buendnis wark-Forum Lurup e. V. ein neues Vor- schule Lurup, und Geschwister-Scholl- aktivitaeten/wir-in-den-laendern/hamburg/ haben gestartet. Das Lichtwark-Forum ist Schule – läuft über rund drei Jahre und projektfoerderung/ ein gemeinnütziger Verein, der Projekte wird extern wissenschaftlich evaluiert. im Stadtteil koordiniert und unterstützt. Das GKV-Bündnis für Gesundheit fördert In dem Modellvorhaben „Geschützte das Vorhaben mit insgesamt rund 290.000 Räume für gestresste Kinder“ machen Euro. Seelische Belastungssituationen speziell ausgebildete Fachkräfte der entstehen bei Kindern etwa durch eine Sozialpädagogik und Psychologie Schü- schwere Erkrankung oder den Tod eines lerinnen und Schülern in der Ganztages- Elternteils, durch Vernachlässigung oder betreuung am Nachmittag Angebote mit Gewalt in der Familie sowie die Erfahrung
verband der ersatzkassen. oktober 2020 /seite 09 MODELLVORHABEN Gesundheit von Hamburger Grundschülern stärken Kinder in schwieriger sozialer Lage sind oft Risiken ausgesetzt. Damit Prävention in Schulen nachhaltiger wird, startet der vdek ab Januar 2021 mit der Stadt den Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften W er in einem sozial be- Viertel oder im Bezirk kennenzulernen nachteiligten Stadtteil und diese in den Schulalltag zu integ- groß wird, hat häufig nicht rieren. Ein A usbau der Zusammenarbeit die gleichen Chancen wie mit dem Kinder- und Jugendgesundheits- Kinder aus wohlhabenderen Teilen Ham- dienst des jeweiligen Gesundheitsamts burgs – das beeinflusst auch die Gesund- wird angestrebt. heit. Damit Schülerinnen und Schüler in Welche Qualifikation brauchen die schwieriger sozialer Lage gesund auf- Schulgesundheitsfachkräfte? Sie sollen wachsen können, hat der Verband der ausgebildete Gesundheits- und Kinder- Ersatzkassen zusammen mit der Gesund- krankenpfleger / innen sein und zusätzlich heits- und der Schulbehörde sowie dem einen Bachelor-Abschluss in Gesundheits- FOTO Robert Kneschke – stock.adobe.com Bezirksamt Hamburg-Nord ein groß- wissenschaften mitbringen. angelegtes Projekt auf den Weg gebracht. Mitmachen bei dem Projekt können Ab Januar 2021 sollen Schulgesundheits- Grundschulen mit besonders hoher sozia- fachkräfte an bis zu 30 Grundschulen ler Belastung. Als Maßstab dient dabei der zum Einsatz kommen, an denen die Kin- sogenannte Sozialindex. Er beschreibt die der über schlechtere Gesundheitschancen unterschiedlichen Rahmenbedingungen verfügen. Die Ersatzkassen und die Freie der Hamburger Schulen, je nach sozialer und Hansestadt Hamburg finanzieren das ihnen auch helfen, eigene Stärken zu er- und kultureller Zusammensetzung der je- Modellvorhaben gemeinsam zu jeweils kennen, um das psychische Wohlbefinden weiligen Schülerschaft. In Grundschulen, gleichen Anteilen. Das wissenschaftlich zu fördern. die in Stadtteilen mit erhöhter sozioöko- evaluierte Projekt, das über vier Jahre nomischer Belastung liegen (Sozialindex läuft, soll Erkenntnisse darüber bringen, Beteiligung von bis zu 30 Schulen 1 und 2) ist im Vergleich zu anderen Stadt- wie die Schulgesundheitsfachkräfte am teilen ein schlechteres Gesundheitsver- besten in schon bestehende Strukturen Ziel des Projekts ist es, Gesundheits- halten erkennbar. eingebettet werden können. förderung und Prävention als wichtige Die sechs Ersatzkassen – TK, BARMER, Gleiche Startbedingungen für ein Aspekte der Schulentwicklung zu ver- DAK-Gesundheit, KKH, hkk und HEK – gesundes Leben zu schaffen, ist dem ankern. Gemeint ist damit, dass bei- engagieren sich seit dem Präventions- vdek besonders wichtig. Ungesunde Er- spielsweise nicht nur punktuell gehandelt gesetz unter der Dachmarke „Gesunde nährung, überhöhter Medienkonsum und wird, etwa indem sich Eltern einer Klas- Lebenswelten“ des vdek gemeinsam für die reduzierte Bewegungsgewohnheiten se zu einem Kurs für gesunde Ernährung Erreichbarkeit von Menschen in schwieri- sind Risiken, denen Grundschulkinder in anmelden. Stattdessen gilt es, die Schu- ger sozialer Lage mit Maßnahmen zur schwieriger sozialer Lage oft ausgesetzt le insgesamt gemeinsam mit allen dor- Gesundheitsförderung und Prävention. sind. Dies hat Folgen für ihr weiteres tigen Akteuren in den Blick zu nehmen Leben. Die Schulgesundheitsfachkräfte und zu einem Ort zu machen, der gesun- unterstützen Schülerinnen und Schü- des Aufwachsen unterstützt – etwa, in- ler dabei, gesundheitsförderliche Ver- dem der Schulhof noch stärker als bislang haltensweisen umzusetzen, zum Bei- zur Bewegung anregt. Wichtig ist auch, spiel sich ausgewogen zu ernähren oder dass die Schulgesundheitsfachkräfte sich ausreichend zu bewegen. Sie können dabei mithelfen, weitere Angeboten im
hamburg HEIMKOSTEN WEBANGEBOT vdek-Pflegelotse Pflegebedürftige müssen erneut ausgezeichnet immer mehr selbst zahlen Die Betreuung in einem Pflegeheim ist für Hamburger Pflege- bedürftige in den vergangenen Jahren immer teurer geworden. Die Belastung liegt über dem Bundesdurchschnitt. FOTO vdek Bereits zum vierten Mal in Folge ist der vdek-Pflegelotse, ein Web- angebot des Verbandes der Ersatz- kassen e. V. (vdek), mit dem Preis „Deutschlands beste Online-Portale“ ausgezeichnet worden. Der Preis wird jährlich vom Fernsehsender ntv und dem Deutschen Institut für Service-Qualität (DISQ) für be- QUELLE vdek sonders gute Internetauftritte ver- geben. Wer das Rennen macht, be- stimmen die Verbraucher. In einer F ür die Betreuung in einem Ham- erleichtern und den Beschäftigten in der Onlinebefragung haben ntv und burger Pflegeheim müssen Pflege höhere Löhne einbringen. DISQ gut 40.000 Bewertungen von Pflegebedürftige oder deren Fa- Online Portalen in 53 Kategorien milien erstmals im Durchschnitt Vorstoß für Pflegereform im Herbst eingeholt. Der vdek-Pflegelotse er- mehr als 2.000 Euro pro Monat zahlen. erwartet hielt den Award in der Kategorie Die Kosten stiegen in den vergangenen „Vergleichsportale Pflegedienste & Jahren kontinuierlich: Allein von 2018 Im bundesweiten Vergleich gibt es große Pflegeheime“. bis 2020 nahm die finanzielle Belastung regionale Unterschiede bei den durch- www.pflegelotse.de bietet Hilfe eines Pflegebedürftigen um 154 Euro schnittlichen monatlichen Kosten für bei der Suche nach einer passen- monatlich zu. Dies geht aus Daten des die Betreuung in der stationären Pfle- den Pflegeeinrichtung. Neben An- Verbands der Ersatzkassen mit Stand vom ge. Die höchsten Summen müssen Pflege- gaben zur Größe, Lage und Kosten in- 1. Juli hervor. bedürftige zum Stichtag 1. Juli in Nordrhein- formiert er auf Grundlage objektiver Der Eigenanteil für einen Pflegeplatz Westfalen begleichen: Dort belaufen sich Prüfergebnisse auch über die Quali- setzt sich aus drei Blöcken zusammen: die Kosten auf durchschnittlich 2.405 Euro. tät der Einrichtungen. Die Webseite Zum einen aus dem Posten für Unterkunft Dahinter folgen Baden-Württemberg bietet Informationen zu rund 14.500 und Verpflegung, zum zweiten aus den In- (2.354 Euro), das Saarland (2.341 Euro), stationären Pflegeeinrichtungen und vestitionskosten und zum dritten aus dem Rheinland-Pfalz (2.119 Euro) und Ham- 14.000 ambulanten Pflegediensten, sogenannten „einrichtungseinheitlichen burg. Dagegen ist die Belastung in Sach- die ständig aktualisiert werden. Da- Eigenanteil“ (EEE). Dieser bildet vor sen-Anhalt (1.436 Euro) und Mecklenburg- rüber hinaus gibt sie Auskunft über allem die Aufwendungen ab, die für die Vorpommern (1.540 Euro) am niedrigsten. Angebote zur Unterstützung im All- Pflege der Bewohner entstehen. Die Höhe Das Problem der steigenden Eigen- tag, etwa zu Betreuungsangeboten der pflegebedingten Aufwendungen ist anteile muss von der Politik angegangen und Hilfe im Haushalt. Der vdek- wesentlich von den Personalkosten ab- werden. Bundesgesundheitsminister Jens Pflegelotse ist unabhängig, werbe- hängig. Das Pflegepersonal-Stärkungs- Spahn hat angekündigt, im Herbst ein Kon- frei und kostenlos und wurde als be- gesetz von 2019 soll Tarifabschlüsse zept für eine Pflegereform vorzulegen. sonders barrierearm bewertet.
verband der ersatzkassen. oktober 2020 /seite 11 WIR ÜBER UNS 30-jähriges Jubiläum der Hamburger vdek-Landesvertretung Im April 1990 ist die Landesvertretung Hamburg des vdek ge- Die Landesvertretung agiert als gemeinsame Bevollmächtigte gründet worden. Das Jubiläum fiel in die Anfangszeit der der sechs Ersatzkassen in allen Bereichen der Vertrags- Corona-Pandemie: „Wir haben in drei Jahrzehnten viel erreicht. gestaltung – etwa bei Vertrags- und Vergütungsvereinbarungen Doch jetzt ist keine Zeit zum Feiern oder Innehalten“, sagte die mit Ärzten, Zahnärzten, Kliniken, Pflegeheimen und Hospizen. Leiterin der Landes- Ihr Know-how bringt sie in die Landesgesundheitspolitik ein. vertretung, Kathrin Die Ersatzkassen – Techniker Krankenkasse (TK), B ARMER, Herbst, anlässlich des DAK-Gesundheit, KKH Kaufmännische Krankenkasse, hkk – Jubiläums. Vor dem Handelskrankenkasse und HEK – Hanseatische Krankenkasse FOTO vdek / Manfred Wigger Hintergrund der Co- – sind #regionalstark: Sie haben 1.380 besondere regionale ronakrise dankte sie Versorgungsverträge geschlossen, davon 196 in Hamburg. In- den vielen Ärztinnen itiativen von Ersatzkassen in der Hansestadt hatten oftmals und Ärzten, den Klinik- bundesweite Vorbildfunktion, so zum Beispiel in der Schmerz- beschäftigten und therapie, bei der Versorgung von Kindern, die an der Stoff- den Pflegekräften für ihr großes Engagement. Ebenso sprach wechselerkrankung Mukoviszidose leiden oder bei der Über- sie ihren Dank an alle Leistungserbringer aus, mit denen die nahme ambulanter Leistungen in der Reha. Landesvertretung Rahmenbedingungen zur Sicherung der Ver- Insgesamt vertreten die Ersatzkassen rund 939.000 Men- sorgung in der Pandemie vorbereitete. schen in Hamburg. Damit sind sie die mit Abstand größ- Mit einem Empfang in den damaligen Räumen in den Gro- te Kassenart im Stadtstaat. 58 Prozent aller gesetzlich ver- ßen Bleichen war die Landesvertretung offiziell eingeweiht sicherten Hamburgerinnen und Hamburger sind bei ihnen worden – als erste von heute 15 Landesvertretungen des vdek. versichert. NEUE LEGISLATUR Gesundheitspolische Sprecherinnen und Sprecher der Bürgerschaft FOTO linksfraktion-hamburg.de FOTO Grüne Hamburg FOTO Grüne Hamburg (Karin Desmarowitz) FOTO Patrick Runte FOTO Tobias Koch CLAUDIA LOSS, GUDRUN SCHITTEK, LINUS JÜNEMANN, STEPHAN GAMM, DENIZ CELIK, SPD-Fraktion GRÜNE-Fraktion GRÜNE-Fraktion CDU-Fraktion Fraktion DIE LINKE E nde Juni hat er erstmals in der neuen Legislatur getagt: Süderelbe) und Linus Jünemann (Sprecher für Pflege und Der Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft. Der Aus- Gesundheitsförderung, Wahlkreis Poppenbüttel / Hummels- schuss unter Vorsitz des Allgemeinmediziners Peter büttel) aktiv. Beide sind ebenfalls neu in der Bürgerschaft. Für Zamory (GRÜNE-Fraktion) besteht aus zwölf Abgeordneten. die CDU-Fraktion hat Stephan Gamm das Amt des Fachsprechers Ein kleinerer Teil der Politikerinnen und Politiker war bereits für Gesundheit inne (Wahlkreis Barmbek-Dulsberg-Hohen in der vergangenen Legislatur im Gesundheitsausschuss tätig. felde-Uhlenhorst), er gehörte der Bürgerschaft bereits in der Der größte Teil jedoch besteht aus neuen Gesichtern. Zur Fach- vergangenen Legislatur an, ebenso dem Gesundheitsausschuss. sprecherin für Gesundheit der SPD-Fraktion ist Claudia Loss er- Erneut zum gesundheitspolitischen Sprecher seiner Fraktion er- nannt worden, seit März 2020 Mitglied der Bürgerschaft (Wahl- nannt wurde Deniz Celik (Wahlkreis Barmbek-Dulsberg-Hohen- kreis Harburg). Als Fachsprecher der GRÜNEN-Fraktion sind felde-Uhlenhorst). Er ist seit 2015 in der Bürgerschaft und seit- Gudrun Schittek (Sprecherin für Gesundheitspolitik, Wahlkreis dem auch Sprecher für Gesundheit.
hamburg BÜCHER CORONA-KRISE VERSORGUNG Digitaler Wandel im Kritik: PKV muss sich Grippe-Impfung Gesundheitswesen stärker an Pandemie- auch am Arbeitsplatz Digitalisierung, Gesundheit, Europa – Kosten beteiligen möglich die Zukunft wird von Veränderungen M geprägt sein: Wird sich die Gesund- it einem neuen Vertrag haben FOTO RightFramePhotoVideo – stock.adobe.com heitswirtschaft in Europa im Wett- die Ersatzkassen ihr Angebot für bewerb mit den USA und China be- Impfungen am Arbeitsplatz wei- haupten können? Wie sieht eine ter ausgebaut. Versicherte können seit europäisch gedachte Patientenver- kurzem alle gängigen Schutzimpfungen sorgung aus? Gelingt es, Persönlich- – zum Beispiel gegen Grippe und Masern keitsrechte, Datenschutz und -sicher- – von Betriebsärzten vornehmen lassen. heit sowie Zugang zum medizinischen Dies ermöglicht ein Vertrag des Verbands Fortschritt in Form eines europäischen Die gesetzlichen Krankenkassen der Ersatzkassen mit der Deutschen Ge- Daten- und Forschungsraums in Ein- (GKV), die Vertragsärzte und die Ver- sellschaft für Arbeitsmedizin (DGAUM). klang zu bringen? Expertenbeiträge in- tragszahnärzte in Hamburg fordern Es ist davon auszugehen, dass Impfen formieren über neueste Entwicklungen eine stärkere Beteiligung der priva- am Arbeitsplatz durch die Corona-Pan- und Rahmenbedingungen, Praxisbei- ten Krankenversicherung (PKV) an demie an Bedeutung gewinnt. In diesem spiele machen den Patienten Mut. den Lasten der Corona-Pandemie. Herbst wird die Nachfrage nach Impfun- Insbesondere kritisieren sie, dass gen gegen Influenza oder Pneumokokken Dr.med. Jens Baas (Hg.) Digitale Gesundheit in Europa – den größten Teil der Gesundheits- vermutlich steigen. Durch das neue menschlich, vernetzt, nachhaltig 2020, XVI, 344 S., € 64,95 kosten bislang allein die gesetzlich niedrigschwelliges Angebot können ge- MWV Medizinisch Wissenschaft- liche Verlagsgesellschaft, Berlin Versicherten und ihre Arbeitgeber fährliche Impflücken leichter geschlossen stemmen müssten. „In der Krise ste- werden. Die Impfung im Büro bedeutet hen alle Akteure im Gesundheits- Zeitersparnis bei gleich guter medizi- wesen zusammen und beweisen, dass nischer Betreuung. Versicherte müssen Was die Forschung wir ein sehr leistungsfähiges und so- lediglich ihre elektronische Gesundheits- über Krebs weiß lidarisches Gesundheitswesen haben, auf das wir stolz sein können“, sagt karte und ihren Impfausweis vorlegen. Selbstverständlich impfen und beraten Die Diagnose Krebs schockiert – ob- die Leiterin der vdek-Landesvertre- die Betriebsärzte – wie bei einem nieder- wohl heute mehr als die Hälfte der tung, Kathrin Herbst, stellvertretend gelassenen Haus- oder Facharzt auch – Patienten auf dauerhafte Heilung hof- für die Krankenkassen in Hamburg. unter Beachtung der aktuellen Empfeh- fen können, empfinden sie zunächst Umso bedauerlicher sei es, so Herbst lungen der Ständigen Impfkommission Hoffnungslosigkeit. Ein Patent- weiter, dass die privaten Krankenver- und der Schutzimpfungsrichtlinie. rezept für ein Leben ohne Krebs gibt sicherer ihrer gesellschaftlichen Ver- es nicht, aber mit Vorsorge und Früh- antwortung bisher nur teilweise ge- IMPRESSUM erkennungsuntersuchungen lässt sich recht würden. Als Beispiel führt sie das Risiko signifikant senken. Und je die Schutzausrüstung an, an deren Herausgeber früher ein Tumor erkannt wird, desto Finanzierung sich die PKV nur un- Landesvertretung Hamburg des vdek eher kann er behandelt werden. Was zureichend beteiligt. Die gesetzlichen Sachsenstraße 6, 20097 Hamburg die Forschung heute über Krebs- Krankenkassen haben es ermöglicht, www.vdek.com erkrankungen weiß, hat Dr. Andrea dass die Ärzte auch für die PKV-Ver- Telefon 0 40 / 41 32 98-0 Flemmer in diesem Buch verständlich sicherten auf die von GKV finanzier- E-Mail stefanie.kreiss@vdek.com zusammengefasst. te Schutzausrüstung zurückgreifen Redaktion Stefanie Kreiss konnten. Hier ist die GKV in Vor- Verantwortlich Kathrin Herbst Dr. Andrea Flemmer Der Anti-Krebs-Ratgeber leistung gegangen, dass die PKV diese Druck Kern GmbH, Bexbach 2019, 184 S., €19,99 Humboldt / Schlütersche Kosten den gesetzlich Versicherten Konzept ressourcenmangel GmbH Verlagsgesellschaft, Hannover nun nicht erstatten will, ist laut Grafik Schön und Middelhaufe GbR Krankenkassen nicht tolerierbar. ISSN-Nummer 2193-407X
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