Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren

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Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren
C 21156 F

IN DIESER AUSGABE:INTERVIEW mit Dr. Melanie Leonhard, der neuen Gesundheitssenatorin | CORONA Mit Solidarität die
Bewährungsprobe bestehen | SELBSTHILFEPREIS Fanclub des FC. St. Pauli kämpft für Verzicht auf Alkohol

hamburg                                                                                verband der ersatzkassen. oktober 2020

  VERSICHERTE                             VERSORGUNG

 Ersatzkassen in
 Hamburg weiter                           Hansestadt muss stärker
 klare Nr. 1                              in ihre Kliniken i­ nvestieren
                                          Nicht erst seit Corona ist klar, wie wichtig eine gute und bezahlbare
                                          Gesundheitsversorgung für die Hamburgerinnen und Hamburger ist.
                                          Die neue Landesregierung ist gefordert, jetzt die richtigen Weichen
                                          zu stellen.

                                          D
                                                      ie Pandemie hat verdeutlicht,    111 Millionen Euro jährlich. Das ent-
                                                      dass ein funktionierendes und    spricht einer Investitionsförderquote,
                                                      finanzierbares Gesundheits-      also der Entwicklung der Investitionen
 Die Ersatzkassen in Hamburg sind                     wesen von zentraler Bedeutung    im Verhältnis zu den Klinikausgaben,
 stabil auf Wachstumskurs: Die Zahl        ist. Wie sich das Bundesland Hamburg in     von aktuell 4,8 Prozent. Benötigt werden
 ihrer Versicherten stieg im Vor-          den kommenden Jahren hier positioniert,     nach Expertenmeinung aber rund acht
 jahresvergleich um rund 13.000 auf        ist im Koalitionsprogramm der rot-grü-      bis zehn Prozent – und damit mindestens
 938.894. Dies geht aus der Statistik      nen Landesregierung festgehalten. Die       185 Millionen Euro. Hier besteht dringen-
 des Bundesgesundheitsministeriums        neue Senatorin Dr. Melanie ­L eonhard        der Handlungsbedarf, um zu verhindern,
 hervor. Der Marktanteil liegt jetzt      und ihre Gesundheitsstaatsrätin ­Melanie     dass die Kliniken aus den Versicherten-
 bei 58 Prozent. Damit ist jeder zwei-    ­Schlotzhauer haben sich etliche ambitio-    geldern Investitionen finanzieren – Mit-
 te gesetzlich versicherte Hambur-         nierte – und aus Sicht der Ersatzkassen     tel, die dann bei der Versorgung der Pa-
 ger bei einer der sechs Ersatzkassen      wichtige – Ziele gesetzt, um die Gesund-    tienten am Bett fehlen. Die Hansestadt
 – Techniker Krankenkasse (TK),            heitsversorgung im Stadtstaat voran-        muss künftig deutlich mehr Geld in ihre
 ­BARMER, DAK-Gesundheit, KKH              zubringen. Positiv ist hervorzuheben,       Krankenhäuser investieren.
  Kaufmännische Krankenkasse, hkk          dass der Senat die Qualität der Klinik-
  – Handelskrankenkasse und HEK –          behandlungen erhöhen will, indem er         Studie zur Frühchen-Versorgung
  Hanseatische Krankenkasse – ver-         zusätzliche Vorgaben für die Ausstattung
  sichert. Das Wachstum zeigt, dass die    mit Ärzten, Pflegepersonal und Tech-        Der vdek appelliert an die neue Gesund-
  Ersatzkassen mit ihren Versorgungs-      nik bei bestimmten Eingriffen schaffen      heitssenatorin, darauf zu achten, dass
  konzepten, ihrer Flexibilität und        möchte. Die Ersatzkassen fordern sol-       nicht alle Häuser alle Leistungen er-
  Kundennähe überzeugen. Auch die          che Schritte zur Verbesserung der Be-       bringen, sondern vor allem schwere Fälle
  Gesamtzahl der Versicherten kletter-     handlungsqualität und der Patienten-        auf bestimmte Standorte konzentriert
  te auf einen Höchstwert: Zum 1. Juli     sicherheit seit langem.                     werden. Dadurch verbessert sich nicht
  2020 waren 1.616.790 Versicherte              Kritisch zu sehen ist jedoch die An-   nur die Behandlungsqualität, es werden
  bei einer gesetzlichen Krankenkasse      kündigung, die Investitionen in die         auch die Fachkräfte sinnvoll eingesetzt.
  (GKV) versichert – ein Zuwachs von       Krankenhäuser lediglich zu stabili-         Denn Doppelstrukturen verschwenden
  rund 1,2 Prozent.                        sieren. Diese liegen derzeit bei rund       unnötig personelle Ressourcen.
Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren
hamburg

                             KOMMENTAR                                      Auf Grundlage einer wissenschaft-                der Plan, motivierte junge Menschen bei
                                                                        lichen Studie sollte insbesondere die Ge-            Problemen in der Pflegeausbildung früh-
                             Bei Pflege und                             burtshilfe und die Versorgung besonders              zeitig zu unterstützen, um die derzeit re-
                             Krankenhäusern                             kleiner Frühchen daraufhin überprüft
                                                                        werden. Dies sollte die Senatorin auch im
                                                                                                                             lativ hohe Abbrecherquote zu senken. Im
                                                                                                                             Sinne der Ersatzkassen ist auch, Pflegende
                             dranbleiben!                               Aktionsplan „Gesunde Geburt“ verankern.              berufsbegleitend weiter zu qualifizieren,
                                                                        Insgesamt ist auch die Digitalisierung und           um sie im Beruf zu halten.
                                                                        die Vernetzung der Krankenhäuser weiter                  Zur Stärkung der Prävention freut es
                                                                        voranzutreiben, das ist nicht zuletzt durch          die Ersatzkassen, dass das Projekt Schul-
FOTO vdek / Manfred Wigger

                                                von                     die Corona-Krise deutlich geworden.                  gesundheitsfachkräfte an Hamburger
                                                KATHRIN HERBST
                                                Leiterin der                In die richtige Richtung geht die Ab-            Grundschulen mit besonders hoher sozia-
                                                vdek-Landesvertretung   sicht, in der psychiatrischen und psycho-
                                                Hamburg                                                                      ler Belastung (s. S. 9), das von den Ersatz-
                                                                        therapeutischen Versorgung stationä-                 kassen und der Hansestadt gemeinsam fi-
                                                                        re und ambulante Angebote noch besser                nanziert wird, in das Koalitionsprogramm
                             Die Corona-Pandemie hat vieles             als bisher zu verzahnen, damit Patienten             aufgenommen wurde.
                             von Grund auf verändert – auch im          nach einem stationären Aufenthalt nicht                  Aus Sicht der Ersatzkassen sollte der
                             Gesundheitswesen. Bislang ist Ham-         unterversorgt sind. Lobenswert ist eben-             Senat die Digitalisierung in der Gesund-
                             burg vergleichsweise gut durch die         falls das Vorhaben, Ansätze in der Akut-             heitsversorgung weiter vorantreiben.
                             Krise gekommen. Auch wir haben             versorgung stärker zu etablieren, bei der            Dazu gehört der sektorenübergreifenden
                             unseren Beitrag geleistet (s. S. 4 / 5).   Menschen in seelischen Krisensituationen             Ausbau der Telematikinfrastruktur, auch
                                 Wie das Bundesland weiter durch        durch spezielle Krisen-Teams zuhause                 aus Landesmitteln. Die elektronische
                             die Krise steuert, liegt nun auch in       aufgesucht werden.                                   Patientenakte ist von entscheidender Be-
                             den Händen der neuen Gesund-                                                                    deutung, um die Versorgung zu verbessern
                             heitssenatorin Dr. Melanie Leon-           Digitalisierung vorantreiben                         – etwa durch das Aufdecken von gefähr-
                             hard. Die SPD-Landesvorsitzende hat                                                             lichen Wechselwirkungen bei Medika-
                             sich bereits bei den Koalitionsver-        Dass der neue Senat auch bei der Be-                 menten. Von den Chancen der Digitali-
                             handlungen als durchsetzungsstark          kämpfung des Fachkräftemangels in Me-                sierung sollen nicht nur junge Menschen,
                             und beharrlich erwiesen. Wir wün-          dizin und Pflege Schwerpunkte setzt, ist             sondern Hamburgerinnen und Hamburger
                             schen uns, dass die Senatorin diese        begrüßenswert. Hervorzuheben ist dabei               jeden Alters profitieren.
                             Qualitäten auch einbringt, wenn es
                             darum geht, sich bei den Haushalts-
                             beratungen für höhere Investitionen
                             in Krankenhäuser und Pflegeheime
                             einzusetzen.
                                 Aus Sicht der Ersatzkassen be-
                             steht Handlungsbedarf, um das Ver-
                             sorgungsangebot der Krankenhäuser
                             zukunftsfähig zu gestalten. Wenn das
                             Bundesland nicht ausreichend in die
                             Krankenhäuser investiert, wächst
                             das Risiko, dass die Kliniken Ein-
                             sparungen bei den Betriebskosten
                             vornehmen, um hieraus notwendige
                             Investitionen zu tätigen. Damit steigt
                                                                                                                                                                             FOTO pikselstock – stock.adobe.com

                             für Patientinnen und Patienten die
                             Gefahr, dass die Qualität der Be-
                             handlungen leidet. Außerdem soll-
                             te die Stadt stärker als bisher in die
                             stationären Pflegeeinrichtungen in-
                             vestieren, um Pflegebedürftige zu          KLINIKBEHANDLUNG: Die Ersatzkassen begrüßen es, dass die Behandlungsqualität in Hamburger Kranken-
                                                                        häusern mit Vorgaben zur Personalausstattung erhöht werden soll.
                             entlasten.
Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren
verband der ersatzkassen. oktober 2020 /seite 03

INTERVIEW

„Das Augenmerk liegt auf
der Einhaltung von Qualität“
Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard ist seit der Regierungsbildung im Sommer auch
für den Gesundheitsbereich verantwortlich. Wir wollten wissen, welche Themen ihr
wichtig sind und wo sie Akzente setzen möchte.

Welche Schwerpunkte im Bereich Ge­           Die Ersatzkassen sind in Hamburg mit
sundheit sehen Sie in den kommenden          Abstand die größte Kassenart. Bei den
Jahren ?                                     in Hamburg tätigen Ersatzkassen sind
Mir liegen die Fragen des gesunden Auf-      rund 900.000 Menschen versichert. Die
wachsens und Älter-Werdens am Herzen.        vdek-Landesvertretung Hamburg führt
In diesen Feldern liegen die Qualität so-    auf Landesebene wichtige Vertrags- und
zialer Infrastruktur und gesundheitlicher    Vergütungsregelungen mit Hamburger
Versorgung ganz dicht beieinander und        Ärzten und Zahnärzten durch. Sie ge-
bedingen sich! Auch eine verlässliche am-    staltet auch die Krankenhausplanung
bulante Versorgung spielt eine wichtige      in Hamburg entscheidend mit und führt

                                                                                                                                       FOTO FHH / Sozialbehörde
Rolle. Diese drei Felder tragen auch dazu    Verhandlungen mit den Trägern der am-
bei, eine hohe Lebensqualität in unserer     bulanten und stationären Pflegeein-
Metropole zu schaffen.                       richtungen. Damit wirkt der vdek bereits
                                             jetzt aktiv an der Weiterentwicklung des
Welche Bedeutung haben die Ersatz-           Gesundheitsstandorts Hamburg mit und
kassen bei der Weiterentwicklung des         gibt wichtige Impulse für weitere Ver-        Anliegen für den vdek. Wie sehen Ihre
Gesundheitsstandorts Hamburg?                besserungen.                                  Vorstellungen dazu aus?
                                                 Besonders erfreulich ist, dass sich der   Das Augenmerk der Krankenhaus-
  ZUR PERSON                                 vdek in Hamburg federführend für das          planung liegt neben ausreichenden
                                             Pilotprojekt Schulgesundheitsfachkräfte       Kapazitäten auch auf der Einhaltung von
  Die Sozialsenatorin ist in Harburg         engagiert. Mit dem Pilotprojekt werden        Qualitätsanforderungen. Hier hat die
  aufgewachsen und hatte nach dem            Gesundheitsförderung und Prävention           Krankenhausplanung bereits in mehre-
  Abitur den Berufswunsch, Kranken-          in den Schulen ausgebaut, Präventions-        ren Fach- und Teilgebieten ergänzende
  schwester zu werden. Sie studierte         bedarfe sollen rechtzeitig erkannt und        Qualitätsanforderungen erlassen. Die
  nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr      Gesundheitsförderung in den schulischen       Hamburger Plankrankenhäuser leisten
  jedoch Geschichte und promovier-           Alltag integriert werden. Es geht dabei       exzellente Arbeit in allen medizinischen
  te über die Entwicklung der Hambur-        zum Beispiel um Ernährung, Bewegung,          Fachgebieten. Dies soll auch so blei-
  ger Schiffbauerfamilie Rickmers. 1999      Hygiene oder psychische Gesundheit. Die       ben und auch in den Folgejahren weiter-
  trat sie der SPD bei, seit März 2018       ersten Schulgesundheitsfachkräfte sollen      entwickelt werden.
  ist sie Landesvorsitzende der Partei.      im Januar 2021 an etwa 30 Grundschulen
  Seit 2015 steht sie an der Spitze der      beginnen.                                     Was sind für Sie die wichtigsten Er-
  Behörde für Arbeit, Soziales, Fami-            Wünschenswert wäre, wenn sich die         rungenschaften des deutschen Kranken-
  lie und Integration. Im zweiten Senat      Ersatzkassen auch weiterhin in Hamburg        versicherungssystems?
  des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter        im besonderen Maße u. a. im Bereich der       In einer Kasse versichert zu sein, bringt
  Tschentscher zeichnet die Sozial-          Prävention engagieren sowie innovative        eine weitgehend sorgenfreie Gesund-
  senatorin seit Juli 2020 auch noch für     Projekte zur Verhütung und Behandlung         heitsversorgung mit sich – selbst im
  den Bereich Gesundheit verantwort-         von Krankheiten fördern.                      Einzelfall, auch bei schwerer Krankheit,
  lich. Privat ist die Mutter eines Sohnes                                                 bin ich als Patientin durch die Solidar-
  bekennender Hörbuch-Fan, vor allem         Die Steigerung der Qualität von Kranken-      gemeinschaft abgesichert. Diese Gewiss-
  der Detektivserie „Die drei ???“.          hausbehandlungen ist ein wichtiges            heit zu haben, tut gut.
Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren
hamburg

                                                                                     CORONA-PANDEMIE

                                                                                     Mit Solidarität die Bewährungsprobe bestehen
                                                                                     Die Ausbreitung des Corona-Virus hat das Gesundheitswesen enorm gefordert. Um in der Krise zusammen­
                                                                                     zustehen, hat die Bundesregierung umfassende Rettungsschirme aufgespannt. Die Ersatzkassen begrüßten
                                                                                     die ­Regelungen und sind an ihrer Umsetzung beteiligt, auch in Hamburg.

    D
                                                                                               ie Corona-Pandemie ist noch                 eine Auswahl der pragmatischen Rege-                                                      ÄRZTE
                                                                                               längst nicht vorbei und für viele           lungen, die die gemeinsame Selbstver-
                                                                                               Schlussfolgerungen ist es zu                waltung von Ärzten und Krankenkassen                                                      Die Ersatzkassen teilen die Ansicht
                                                                                               früh. Eines lässt sich aber jetzt           beschlossen hat. Dass sich eine weitere                                                   der Bundesregierung, dass der über-
                                                                                     für den Gesundheitsbereich schon sagen:               gravierende Infektionswelle bildet, mit                                                   wiegende Teil der Verdachts- und
                                                                                     Die Politik hat – zu Recht – in einem bis-            den zu befürchtenden Auswirkungen, soll                                                   Erkrankungsfälle im ambulanten
                                                                                     lang noch nie dagewesenen Tempo Not-                  unbedingt vermieden werden.                                                                                      Bereich ver-
                                                                                     pakete im Bundestag, im Bundesrat                          Ein Teil der Finanzhilfen wird zu-                                                                          sorgt wurde
                                                                                     und auf Landesebene verabschiedet. Es                  nächst aus der Liquiditätsreserve des                                                                           und wird –

                                                                                                                                                                                              GRAFIKEN (4) j-mel – stock.adobe.com
                                                                                     galt, die Gesundheit der Bevölkerung zu                Gesundheitsfonds der GKV finanziert.                                                                            und dass dies
                                                                                     schützen und dafür zu sorgen, dass Ver-                Die Abwicklung dieser Auszahlungen                                                                              zu einer enor-
                                                                                     tragsärzte und Therapeuten bestmög-                    wurde an Institutionen in den Ländern                                                                           men Heraus-
                                                                                     lich arbeiten können. Die Ersatzkassen                ­übergeben, etwa an Ersatzkassen und                                                                             forderung
                                                                                     unterstützten das sehr. Für die Gesetz-                an den vdek. Obwohl Hamburg genau-                                                                              für die ver-
                                                                                     liche Krankenversicherung (GKV) ist                    so wie ganz Deutschland bislang ver-                                                                            tragsärztliche
                                                                                     vor allem das Krankenhausentlastungs-                  gleichsweise gut durch das Corona-Jahr                                                   Versorgung geworden ist. Es war
                                                                                     gesetz bedeutsam, das einen umfang-                    gekommen ist, ist es aber dennoch wich-                                                  daher auch in diesem Bereich rich-
                                                                                     reichen Schutzschirm unter anderem                     tig, dass zeitnah Regelungen getroffen                                                   tig, außerordentliche Maßnahmen
                                                                                     über niedergelassene Arztpraxen und                    werden, nach denen die Kosten nicht al-                                                  zu ergreifen. Das Ziel der Bundes-
                                                                                     Krankenhäuser aufgezogen und zahl-                     lein von der GKV geschultert werden. Für                                                 regierung, Vertragsärztinnen und
                                                                                     reiche Sonderregelungen ermöglicht hat.                die meist versicherungsfremden Leistun-                                                  Vertragsärzten die damit ver-
                                                                                     Wir dokumentieren eine Auswahl wich-                   gen sollten Steuermittel bereitgestellt                                                  bundenen erheblichen zusätzlichen
                                                                                     tiger gesetzlicher Maßnahmen sowie                     werden.                                                                                  Kosten zur Sicherstellung der ver-
                                                                                                                                                                                                                                     tragsärztlichen Versorgung zu er-
                                                                                                                                                                                                                                     statten, wird unterstützt.
                                                                                                                                                                                                                                          Bei der Beschaffung von Mas-
                                                                                                                                                                                                                                     ken und Schutzkleidung für Ver-
                                                                                                                                                                                                                                     tragsärzte haben die Hamburger
                                                                                                                                                                                                                                     Krankenkassen unbürokratische
QUELLE Eigene Darstellung nach RKI; nach Erkrankungsbeginn, ersatzweise Meldedatum

                                                                                                                                                                                                                                     und niedrigschwellige Lösungs-
                                                                                                                                                                                                                                     wege finanziert. Die Kranken-
                                                                                                                                                                                                                                     kassen haben auch den Ansatz der
                                                                                                                                                                                                                                     KV Hamburg unterstützt, bei der
                                                                                                                                                                                                                                     Honorarverteilung im ersten und
                                                                                                                                                                                                                                     zweiten Quartal 2020 insbesondere
                                                                                                                                                                                                                                     auch die Leistungen derjenigen
                                                                                                                                                                                                                                     Vertragsärztinnen und Vertrags-
                                                                                                                                                                                                                                     ärzte zu berücksichtigen, die sich
                                                                                                                                                                                                                                     in Zeiten mit besonders vielen Pa-
                                                                                                                                                                                                                                     tienten in der Hansestadt über-
                                                                                                                                                                                                                                     durchschnittlich beruflich engagiert
                                                                                     ENTWICKLUNG DER PANDEMIE Die Zahlen des Robert-Koch-Instituts zeigen den Verlauf der Infektionszahlen.                                          haben.
Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren
verband der ersatzkassen. oktober 2020 /seite 05

CORONA-PANDEMIE

 KR ANKENHÄUSER UND REHA-EINRICHTUNGEN

 Mit dem im März verabschiedeten Krankenhausentlastungsgesetz erhielten Krankenhäuser einen finanziellen Ausgleich
 für verschobene planbare Operationen und Behandlungen. Beabsichtigt war, dadurch Kapazitäten für die Behandlung von
                     Patienten mit einer Coronavirus-Infektion freizuhalten. Für jedes Bett, das dadurch ab dem 16. März
                     nicht belegt wurde, erhielten die Krankenhäuser eine Pauschale von 560 Euro pro Tag. Diese Pauscha-
                     le wurde von Mitte Juli an stärker nach den tatsächlichen Kosten unterteilt. Kliniken erhalten jetzt bis
                     Ende September zwischen 360 und 760 Euro. Die Mittel werden zunächst aus der Liquiditätsreserve
                     des Gesundheitsfonds bezahlt und anschließend aus dem Bundeshaushalt mit Steuern refinanziert.
                     Krankenhäuser bekamen außerdem einen Betrag zur Refinanzierung in Höhe von 50.000 Euro für jedes
                     Intensivbett, dass sie zusätzlich schufen. Die Umsetzung dieser Regelungen erfolgte in Hamburg genau-
                     so wie in den anderen Bundesländern durch die jeweilige Landesregierung.
                         Reha-Einrichtungen erhielten für nichtbelegte Betten einen anteiligen finanziellen Ausgleich in
 Höhe von 60 Prozent der durchschnittlichen Vergütungssätze, die mit den Krankenkassen vereinbart waren. Diese Regelung
 wurde in Hamburg ersatzkassenseitig umgesetzt.

 PFLEGE

                       Den zugelassenen Pflege-Einrichtungen werden infolge der Pandemie Mindereinnahmen und außerordent-
                       liche Aufwendungen von den Pflegekassen erstattet. Die Kosten für die Schutzausrüstung der ambulanten
                       Pflegedienste werden zwischen der Gesetzlichen Krankenversicherung und der Sozialen Pflegeversicherung
                       geteilt. Zusätzlich wird die Qualitätsprüfung von Heimen in der Pandemie-Zeit befristet ausgesetzt. Die
                       Ersatzkassen halten es für richtig, besonders die Gesundheit der Pflegebedürftigen zu schützen. Genauso
                       gilt es, alle Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege-Einrichtungen sowie
                       der Medizinischen Dienste zu ergreifen. Mit dem zweiten Bevölkerungsschutzgesetz ist auch eine einmalige
                       Pflegeprämie in der Altenpflege beschlossen worden. Die Pflegekassen in Hamburg haben die Auszahlung
 des wesentlichen Teils der Prämie (Teil 1) bereits abgeschlossen. Die Auszahlung von Teil 2 wird bis Dezember beendet sein. Die
 Sonderzahlung ist ein gutes Zeichen der Wertschätzung für in der Pflege tätige Menschen. Wichtiger als diese Einmalprämie sind
 aber Maßnahmen, die dafür sorgen, dass in der Branche künftig flächendeckend faire Löhne gezahlt werden.

 HEILMITTELERBRINGER

 Die Bundesregierung hat für die rund 70.000 Heilmittelerbringer in Deutschland einen Schutzschirm aufgespannt. Physio-
 therapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Podologen und Ernährungstherapeuten, die aufgrund der Pandemie mit einem
 deutlichen Rückgang der Verordnungen konfrontiert waren, konnten von Mitte Mai bis Ende Juni eine Ausgleichszahlung be-
 antragen. Die Höhe der Einmalzahlung ist unter anderem abhängig vom Zeitpunkt der Zulassung des Leistungserbringers. So
                      erhielten beispielsweise Heilmittelerbringer, die bis zum 31. Dezember 2019 zugelassen worden sind,
                      40 Prozent der Vergütung, die sie im vierten Quartal 2019 für Heilmittel gegenüber den Krankenkassen
                      abgerechnet hat.
                          Bis Ende August sind in Hamburg rund 19,3 Millionen Euro an rund 960 Heilmittelerbringer ge-
                      flossen. Der Antrag war an die Arbeitsgemeinschaften Heilmittelzulassung (ARGE) in den Bundes-
                      ländern zu richten. In Hamburg hat die vdek-Landesvertretung diese Zusatzaufgabe im Rahmen der
                      ARGE-Tätigkeiten übernommen. Die Anträge wurden tagesaktuell bearbeitet, sodass die Heilmitteler-
                      bringer zeitnah die finanzielle Hilfe bekommen konnten, die ihnen zustand.
Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren
hamburg

              GUT ZU WISSEN                            LEBENSHELFER

              Auszeichnung für
              gute Ideen in der                        „Man kommt nicht allein
              Selbsthilfe                              raus aus der Sucht“
                                                       Der Fanclub „Weiß-braune Kaffeetrinker*innen“ des FC St. Pauli hat
                                                       den Selbsthilfepreis der Ersatzkassen erhalten. Die Gruppe zeigt, dass
                                                       Aktivitäten rund um den Fußball auch ohne Alkohol Spaß bringen und
                                                       ermutigt andere, auf Suchtmittel zu verzichten.
                                                       Text: Annina Arnold

                                                       W
                                                                       enn Alkoholkranke die Ent-      Verknüpfung ihres Lieblingssports mit dem
GRAFIK vdek

                                                                       zugsstation als „trockene“      Suchtmittelkonsum kritisch hinterfragt wird.
                                                                       Alkoholiker verlassen, fan-
                                                                       gen für viele erst die wahren   Zur Prävention:
              Der Hamburger Selbsthilfepreis in        Herausforderungen an. Was macht man mit         Besuche auf Entgiftungsstationen
              Höhe von 2.500 Euro wurde bereits        der plötzlich freigewordenen Zeit? Häufig
              zum vierten Mal vergeben. Die Jury       wird geraten, sich auf Hobbies zu besinnen.     Die Rückfallprävention bildet einen wei-
              setzte sich zusammen aus:                Und auf jeden Fall alte Trinkstätten zu mei-    teren Schwerpunkt: Die Mitglieder der
                • Dr. Stephanie Baas, Fach-            den. Doch was, wenn das Lieblingshobby,         „Weiß-Braunen Kaffeetrinker*innen“
                   medizinische Beratung der           Fußball, eng verknüpft ist mit Alkohol? Vor     gehen regelmäßig in Entgiftungsstationen
                   Deutschen Zöliakie-Gesell-          diesem Problem stand auch der Hamburger         von Hamburger Krankenhäusern, um
                   schaft e. V.                        Michael Krause. Der eingefleischte St.-Pauli-   mit Patienten über sinnvolle Freizeit-
                • Kerstin Hagemann, Geschäfts-         Fan hatte nach seinem Entzug Angst, rück-       beschäftigung nach dem Entzug, die
                   führerin der Patienten-Initiative   fällig zu werden – jedes gekaufte Bier im       Langzeittherapie und die Nachsorge ins
                   Hamburg e. V.                       Stadion hätte ihn wieder in den Strudel aus     Gespräch zu kommen. Aufgrund der Coro-
                • Kathrin Herbst, Leiterin der         Abhängigkeit, gesundheitlichen und finan-       na-Krise kann ein Teil der Aktivitäten der
                   vdek-Landesvertretung Hamburg       ziellen Problemen reißen können.                Selbsthilfe-Gruppe derzeit nicht oder nur
                • Christa Herrmann, Leiterin der            Sein Glück war, dass er auf den Fan-       mit Einschränkungen stattfinden.
                   Kontakt- und Informations-          club „Weiß-braune Kaffeetrinker*innen“              „Die ehrenamtlichen Lebenshelfer
                   stelle für Selbsthilfegruppen in    stieß, der gleichzeitig Selbsthilfegruppe       und Mutmacher leisten Großartiges“,
                   Hamburg (KISS)                      ist. Mit Hilfe der Clubmitglieder schaffte      sagt K
                                                                                                            ­ athrin Herbst, Leiterin der Landes-
                • Dr. Christopher Kofahl, Stell-       er es, neuen Halt zu finden. „Man kommt         vertretung Hamburg. „Sie geben den Be-
                   vertretender Institutsdirektor      nicht allein raus aus der Sucht“, weiß der      troffenen ein Wir-Gefühl und neuen
                   des Instituts für Medizinische      60-jährige Messebauer. Heute ist er einer       Lebensmut, gerade auch in schwierigen
                   Soziologie, Universitätsklinikum    von zwei Sprechern der Selbsthilfegruppe,       Zeiten. Dieser Einsatz verdient unseren
                   Hamburg-Eppendorf                   hat seit über zehn Jahren keinen Alkohol        besonderen Dank.“
                • Christina Rümpel, Leiterin des       mehr angerührt und hilft anderen, sich ein          Die Jury hält es für besonders preis-
                   Vertragszentrums Nord / Ost         Leben ohne Drogen a­ ufzubauen.                 würdig, dass die Mitglieder der „Weiß-
                   der KKH Kaufmännische                    Die Selbsthilfegruppe mit etwa 20 Mit-     Braunen Kaffeetrinker*innen“ die
                   Krankenkasse                        gliedern traf sich vor der Corona-Pandemie      Anonymität verlassen und öffentlich eine
                • Sabine Tesche, Leiterin des Res-     einmal im Monat im Fan-Laden des FC St.         Debatte über den Umgang mit Alkohol im
                   sorts Mensch zu Mensch / Ham-       Pauli zu einem zwanglosen „Kaffeeklatsch“,      Fußballumfeld anstoßen und so der Stig-
                   burger Abendblatt hilft e. V.,      der für Interessierte offen war. Regelmäßig     matisierung entgegenwirken. Als nach-
                   Hamburger Abendblatt                besuchten sie zusammen Heimspiele ihres         ahmenswert würdigten die Jury-Mitglieder
                • Sylvia Wowretzko, gesundheits-       Vereins. Außerdem boten sie Alkoholab-          auch die Präventionsarbeit. Die Jury setzte
                   politische Sprecherin der SPD-      hängigen in Therapie einen Begleitservice       sich aus Vertretern der Wissenschaft, der
                   Bürgerschaftsfraktion in der        zu den Spielen an. Mit Kampagnen set-           Politik, des Gesundheitswesens und der
                   21. Legislatur                      zen sich die Mitglieder dafür ein, dass die     Medien zusammen.
Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren
verband der ersatzkassen. oktober 2020 /seite 07

                                                                                                                                 Ein anderer, etwa 40-jähriger Pa-
                                                                                                                             tient berichtet, dass er gerne wieder mit
                                                                                                                             Handball anfangen würde. „Aber jeder im
                                                                                                                             Team feiert mal seinen Geburtstag, man-
                                                                                                                             che heiraten, außerdem wird nach den
                                                                                                                             Spielen auch gerne getrunken“, sagt der
                                                                                                                             Mann. „Ich habe einfach noch nicht die
                                                                                                                             Kraft, mich dauernd erklären zu müssen.“
                                                                                                                             Ihm rät Michael Krause, Gleichgesinnte
                                                                                                                             zu suchen, die sich den Sport auch ohne
                                                                                                                             Alkoholkonsum vorstellen können und
                                                                                                                             mit ihnen Aktivitäten zu planen oder
                                                                                                                             vielleicht sogar eine eigene Mannschaft
                                                                                                                             zu gründen.
                                                                                                                                 Im kommenden Jahr feiern die „Weiß-
FOTO vdek

                                                                                                                             braunen Kaffeetrinker*innen“ ihr 25-jäh-
                                                                                                                             riges Jubiläum. Mit dem Preisgeld des
            MUTMACHER: Michael Krause (1. v. r.) und zwei weitere Mitglieder der ausgezeichneten Selbsthilfegruppe           Selbsthilfepreises wollen sie aus diesem
                                                                                                                             Anlass eine eigene, große Veranstaltung
                Da gerade in der Corona-Pandemie                      zu berichten. Ein Patient in Jogginghosen              zum Thema Suchtmittel im Sport mit-
            auch bei Suchtkranken Unterstützungs-                     erzählt, dass er eigentlich gerne Fuß-                 finanzieren. Sie wollen damit unter an-
            möglichkeiten weggebrochen sind, war                      ball spielt, sich den Schritt in einen Ver-            derem darauf hinwirken, dass ihr Ver-
            es der Gruppe wichtig, ihr Präventions-                   ein aber noch nicht zutraut. „Dafür ver-               ein schrittweise auf Sponsoren aus dem
            angebot so gut wie möglich fortzusetzen.                  binde ich Fußball zu sehr mit Alkohol“,                Suchtmittelbereich verzichtet, bei Spie-
            Die Mitglieder hatten während der Hoch-                   sagt er. Mit Mannschaftsspielen habe bei               len Getränkeausgaben mit rein alkohol-
            phase der Pandemie telefonisch Kontakt                    ihm das Trinken angefangen, da sei er                  freien Getränken etabliert und auf eine
            gehalten. Die Freude war groß, als sie                    gerade erst 15 Jahre alt gewesen. „Nach-               gute Präventionsarbeit im Jugendbereich
            im Sommer ihre sonst regelmäßig statt-                    dem wir gespielt haben, gab es oft einen               hinwirkt. Alles unter dem Motto: „Fußball
            findenden Besuche bei interessierten Pa-                 ­Kasten Bier.“                                          geht auch komafrei“.
            tienten der Entzugsstation des Evangeli-
            schen Krankenhauses Alsterdorf wieder                       SELBSTHILFE
            aufnehmen konnten. Bei dem Infotreffen,
            zu dem sich Michael Krause und eine Mit-                    Über Sorgen sprechen und sich gegenseitig
            streiterin in einem Raum in der Klinik in
            der Nähe der Entzugsstation eingefunden                     unterstützen
            haben, wollen die beiden ihre Zuhörer                       Tausende von Hamburgerinnen und Hamburgern mit Behinderungen und chro-
            beraten, wie ein Neustart in ein Leben                      nischen Erkrankungen haben sich in Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen.
            möglichst ohne Rückfälle gelingt. Mi-                       Sie unterstützen sich gegenseitig, tauschen Erfahrungen aus, informieren und be-
            chael Krause, der selbst 2007 auf der glei-                 raten Betroffene. Ihre Aktivitäten helfen, soziale Problemlagen zu bewältigen und
            chen Station eine Entgiftung gemacht hat,                   tragen dazu bei, die gesundheitliche Versorgung zu verbessern. Durch die Coro-
            spricht davon, dass man auch nach einem                     na-Pandemie wurden viele Selbsthilfegruppen vor neue Herausforderungen ge-
            erfolgreichen Entzug lebenslang gefährdet                   stellt, viele hielten ihre Treffen nun virtuell über Videokonferenzen ab. Aber auch
            bleibt. „Ich bin Alkoholiker durch und                      das klassische Briefeschreiben oder Telefonieren ist ein beliebter Weg, um weiter-
            durch“, sagt er bestimmt.                                   hin miteinander in Kontakt zu bleiben und sich austauschen zu können. Die Ersatz-
                                                                        kassen in Hamburg stellen für die pauschale Förderung der gesundheitsbezogenen
            „Fußball geht auch komafrei“                                Selbsthilfe mehr als 610.000 Euro im Jahr zu Verfügung. In der Hansestadt gibt es
                                                                        rund 20.000 Akteure in über 1.000 gesundheitsbezogenen Selbsthilfe-Gruppen.
            Seine Offenheit bringt die Zuhörer dazu,                    Kontakt zu den „Weiß-braunen Kaffeetrinker*innen“ unter www.weiss-braune-
            ähnlich ehrlich von ihrer Lebenssituation                   kaffeetrinker.de oder über 01 71 / 1 42 78 93.
Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren
hamburg

                                 FÖRDERPROGRAMM

                                 Geschützte Räume für gestresste Kinder
                                 Sozial belastete Kinder aus Altona werden in einem neuen Projekt individuell und
                                 auf ihre Bedürfnisse angepasst gefördert. So sollen sie selbstbewusster und reflektierter
                                 durch den Alltag gehen.

                                                                                                                         einer vielfach traumatischen Flucht aus
                                                                                                                         dem Heimatland.

                                                                                                                         Besseres Selbstwertgefühl entwickeln

                                                                                                                         In dem Nachmittagsangebot lernen
                                                                                                                         die Kinder und Jugendlichen beispiels-
                                                                                                                         weise durch Gruppenspiele, wie sie am
                                                                                                                         besten mit Aggression umgehen, ihre
                                                                                                                         Konzentrationsfähigkeit verbessern und
                                                                                                                         Vertrauen in die eigenen Stärken ent-
                                                                                                                         wickeln. Die Klassenlehrer der Kin-
                                                                                                                         der wählen aus, wer an der Gruppe teil-
FOTO patrick – stock.adobe.com

                                                                                                                         nehmen darf. Um Stress und Unsicherheit
                                                                                                                         bei den Schülerinnen und Schülern ab-
                                                                                                                         zubauen, dürfen diese Freunde mit in die
                                                                                                                         Gruppe nehmen, die ihnen Zutrauen und
                                                                                                                         Geborgenheit vermitteln.

                 W
                                                enn Kinder und Jugendliche   dem Ziel, das Selbstwertgefühl der Kin-         Das Angebot ist Teil eines 2019 ge-
                                                in schwierigen Lebens-       der zu verbessern und ihre Verhaltens-      starteten Förderprogramms des GKV-
                                                umständen groß werden,       probleme zu überwinden. Zusätzlich          Bündnisses für Gesundheit, das von allen
                                                haben sie häufig schlech-    stärken Gespräche zwischen Fachkräften      gesetzlichen Krankenkassen getragen
                                 tere Gesundheits- und Bildungschancen.      und den Eltern deren Beziehungs- und Er-    wird. Das GKV-Bündnis für Gesundheit hat
                                 Schule bedeutet viel Stress für sie – und   ziehungskompetenz.                          in jedem Bundesland ein Programmbüro
                                 gleichzeitig belasten sie durch ihr Ver-                                                als zentrale Anlaufstelle für das Förder-
                                 halten Mitschüler, Lehrer und Eltern oft    Unterstützung für Schulen                   programm eingerichtet. In Hamburg ist es
                                 erheblich.                                  im Osdorfer Born                            beim Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
                                     Um die Chancen dieser Schülerin-                                                    – Landesvertretung Hamburg angesiedelt.
                                 nen und Schüler auf ein gesundes Auf-       Das Projekt an vier Grund- und Stadtteil-   Die Ansprechpartner dort beantworten
                                 wachsen zu verbessern, haben die            schulen im Osdorfer Born und in Lurup       gerne Fragen zum Förderangebot und zur
                                 gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in         – Grundschule Langbargheide, Grund-         Antragstellung. Weitere Informationen:
                                 Hamburg gemeinsam mit dem Licht-            schule Luruper Hauptstraße, Stadtteil-      https://www.gkv-buendnis.de/buendnis
                                 wark-Forum Lurup e. V. ein neues Vor-       schule Lurup, und Geschwister-Scholl-       aktivitaeten/wir-in-den-laendern/hamburg/
                                 haben gestartet. Das Lichtwark-Forum ist    Schule – läuft über rund drei Jahre und     projektfoerderung/
                                 ein gemeinnütziger Verein, der Projekte     wird extern wissenschaftlich evaluiert.
                                 im Stadtteil koordiniert und unterstützt.   Das GKV-Bündnis für Gesundheit fördert
                                 In dem Modellvorhaben „Geschützte           das Vorhaben mit insgesamt rund 290.000
                                 Räume für gestresste Kinder“ machen         Euro. Seelische Belastungssituationen
                                 speziell ausgebildete Fachkräfte der        entstehen bei Kindern etwa durch eine
                                 Sozialpädagogik und Psychologie Schü-       schwere Erkrankung oder den Tod eines
                                 lerinnen und Schülern in der Ganztages-     Elternteils, durch Vernachlässigung oder
                                 betreuung am Nachmittag Angebote mit        Gewalt in der Familie sowie die Erfahrung
Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren
verband der ersatzkassen. oktober 2020 /seite 09

MODELLVORHABEN

Gesundheit von Hamburger
Grundschülern stärken
Kinder in schwieriger sozialer Lage sind oft Risiken ausgesetzt. Damit
Prävention in Schulen nachhaltiger wird, startet der vdek ab Januar 2021
mit der Stadt den Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften

W
                er in einem sozial be-                                                                                             Viertel oder im Bezirk kennenzulernen
                nachteiligten Stadtteil                                                                                            und diese in den Schulalltag zu integ-
                groß wird, hat häufig nicht                                                                                        rieren. Ein A ­ usbau der Zusammenarbeit
                die gleichen Chancen wie                                                                                           mit dem Kinder- und Jugendgesundheits-
Kinder aus wohlhabenderen Teilen Ham-                                                                                              dienst des jeweiligen Gesundheitsamts
burgs – das beeinflusst auch die Gesund-                                                                                           wird angestrebt.
heit. Damit Schülerinnen und Schüler in                                                                                                Welche Qualifikation brauchen die
schwieriger sozialer Lage gesund auf-                                                                                               Schulgesundheitsfachkräfte? Sie sollen
wachsen können, hat der Verband der                                                                                                 ausgebildete Gesundheits- und Kinder-
Ersatzkassen zusammen mit der Gesund-                                                                                              krankenpfleger / innen sein und zusätzlich
heits- und der Schulbehörde sowie dem                                                                                              einen Bachelor-Abschluss in Gesundheits-
                                              FOTO Robert Kneschke – stock.adobe.com

Bezirksamt Hamburg-Nord ein groß-                                                                                                  wissenschaften mitbringen.
angelegtes Projekt auf den Weg gebracht.                                                                                               Mitmachen bei dem Projekt können
Ab Januar 2021 sollen Schulgesundheits-                                                                                            Grundschulen mit besonders hoher sozia-
fachkräfte an bis zu 30 Grundschulen                                                                                               ler Belastung. Als Maßstab dient dabei der
zum Einsatz kommen, an denen die Kin-                                                                                              sogenannte Sozialindex. Er beschreibt die
der über schlechtere Gesundheitschancen                                                                                            unterschiedlichen Rahmenbedingungen
verfügen. Die Ersatzkassen und die Freie                                                                                           der Hamburger Schulen, je nach sozialer
und Hansestadt Hamburg finanzieren das                                                 ihnen auch helfen, eigene Stärken zu er-    und kultureller Zusammensetzung der je-
Modellvorhaben gemeinsam zu jeweils                                                    kennen, um das psychische Wohlbefinden      weiligen Schülerschaft. In Grundschulen,
gleichen Anteilen. Das wissenschaftlich                                                zu fördern.                                 die in Stadtteilen mit erhöhter sozioöko-
evaluierte Projekt, das über vier Jahre                                                                                            nomischer Belastung liegen (Sozialindex
läuft, soll Erkenntnisse darüber bringen,                                              Beteiligung von bis zu 30 Schulen           1 und 2) ist im Vergleich zu anderen Stadt-
wie die Schulgesundheitsfachkräfte am                                                                                              teilen ein schlechteres Gesundheitsver-
besten in schon bestehende Strukturen                                                  Ziel des Projekts ist es, Gesundheits-      halten erkennbar.
eingebettet werden können.                                                             förderung und Prävention als wichtige           Die sechs Ersatzkassen – TK, ­BARMER,
    Gleiche Startbedingungen für ein                                                   Aspekte der Schulentwicklung zu ver-        DAK-Gesundheit, KKH, hkk und HEK –
gesundes Leben zu schaffen, ist dem                                                    ankern. Gemeint ist damit, dass bei-        engagieren sich seit dem Präventions-
vdek besonders wichtig. Ungesunde Er-                                                  spielsweise nicht nur punktuell gehandelt   gesetz unter der Dachmarke „Gesunde
nährung, überhöhter Medienkonsum und                                                   wird, etwa indem sich Eltern einer Klas-    ­Lebenswelten“ des vdek gemeinsam für die
reduzierte Bewegungsgewohnheiten                                                       se zu einem Kurs für gesunde Ernährung       Erreichbarkeit von Menschen in schwieri-
sind Risiken, denen Grundschulkinder in                                                anmelden. Stattdessen gilt es, die Schu-     ger sozialer Lage mit Maßnahmen zur
schwieriger sozialer Lage oft ausgesetzt                                               le insgesamt gemeinsam mit allen dor-        Gesundheitsförderung und Prävention.
sind. Dies hat Folgen für ihr weiteres                                                 tigen Akteuren in den Blick zu nehmen
Leben. Die Schulgesundheitsfachkräfte                                                  und zu einem Ort zu machen, der gesun-
unterstützen Schülerinnen und Schü-                                                    des Aufwachsen unterstützt – etwa, in-
ler dabei, gesundheitsförderliche Ver-                                                 dem der Schulhof noch stärker als bislang
haltensweisen umzusetzen, zum Bei-                                                     zur Bewegung anregt. Wichtig ist auch,
spiel sich ausgewogen zu ernähren oder                                                 dass die Schulgesundheitsfachkräfte
sich ausreichend zu bewegen. Sie können                                                dabei mithelfen, weitere Angeboten im
Hansestadt muss stärker in ihre Kliniken investieren
hamburg

              HEIMKOSTEN                                                                                   WEBANGEBOT

                                                                                                           vdek-Pflegelotse
              Pflegebedürftige müssen                                                                      ­erneut ausgezeichnet
              immer mehr selbst zahlen
              Die Betreuung in einem Pflegeheim ist für Hamburger Pflege-
              bedürftige in den vergangenen Jahren immer teurer geworden. Die
              Belastung liegt über dem Bundesdurchschnitt.

                                                                                                                                                  FOTO vdek
                                                                                                           Bereits zum vierten Mal in Folge
                                                                                                           ist der vdek-Pflegelotse, ein Web-
                                                                                                           angebot des Verbandes der Ersatz-
                                                                                                           kassen e. V. (vdek), mit dem Preis
                                                                                                           „Deutschlands beste Online-Portale“
                                                                                                           ausgezeichnet worden. Der Preis
                                                                                                           wird jährlich vom Fernsehsender
                                                                                                           ntv und dem Deutschen Institut
                                                                                                           für Service-Qualität (DISQ) für be-
QUELLE vdek

                                                                                                           sonders gute Internetauftritte ver-
                                                                                                           geben. Wer das Rennen macht, be-
                                                                                                           stimmen die Verbraucher. In einer

F
                       ür die Betreuung in einem Ham-      erleichtern und den Beschäftigten in der        Onlinebefragung haben ntv und
                       burger Pflegeheim müssen            Pflege höhere Löhne einbringen.                 DISQ gut 40.000 Bewertungen von
                       Pflegebedürftige oder deren Fa-                                                     Online Portalen in 53 Kategorien
                       milien erstmals im Durchschnitt     Vorstoß für Pflegereform im Herbst              eingeholt. Der vdek-Pflegelotse er-
              mehr als 2.000 Euro pro Monat zahlen.        erwartet                                        hielt den Award in der Kategorie
              Die ­Kosten stiegen in den vergangenen                                                       „Vergleichsportale Pflegedienste &
              Jahren kontinuierlich: Allein von 2018       Im bundesweiten Vergleich gibt es große         Pflegeheime“.
              bis 2020 nahm die finanzielle Belastung      regionale Unterschiede bei den durch-               www.pflegelotse.de bietet Hilfe
              eines Pflegebedürftigen um 154 Euro          schnittlichen monatlichen Kosten für            bei der Suche nach einer passen-
              monatlich zu. Dies geht aus Daten des        die Betreuung in der stationären Pfle-          den Pflegeeinrichtung. Neben An-
              Verbands der Ersatzkassen mit Stand vom      ge. Die höchsten Summen müssen Pflege-          gaben zur Größe, Lage und Kosten in-
              1. Juli hervor.                              bedürftige zum Stichtag 1. Juli in Nordrhein-   formiert er auf Grundlage objektiver
                   Der Eigenanteil für einen Pflegeplatz   Westfalen begleichen: Dort belaufen sich        Prüfergebnisse auch über die Quali-
              setzt sich aus drei Blöcken zusammen:        die Kosten auf durchschnittlich 2.405 Euro.     tät der Einrichtungen. Die Webseite
              Zum einen aus dem Posten für Unterkunft      Dahinter folgen Baden-Württemberg               bietet Informationen zu rund 14.500
              und Verpflegung, zum zweiten aus den In-     (2.354 Euro), das Saarland (2.341 Euro),        stationären Pflegeeinrichtungen und
              vestitionskosten und zum dritten aus dem     Rheinland-Pfalz (2.119 Euro) und Ham-           14.000 ambulanten Pflegediensten,
              sogenannten „einrichtungseinheitlichen       burg. Dagegen ist die Belastung in Sach-        die ständig aktualisiert werden. Da-
              Eigenanteil“ (EEE). Dieser bildet vor        sen-Anhalt (1.436 Euro) und Mecklenburg-        rüber hinaus gibt sie Auskunft über
              allem die Aufwendungen ab, die für die       Vorpommern (1.540 Euro) am niedrigsten.         Angebote zur Unterstützung im All-
              Pflege der Bewohner entstehen. Die Höhe          Das Problem der steigenden Eigen-           tag, etwa zu Betreuungsangeboten
              der pflegebedingten Aufwendungen ist         anteile muss von der Politik angegangen         und Hilfe im Haushalt. Der vdek-
              wesentlich von den Personalkosten ab-        werden. Bundesgesundheitsminister Jens          Pflegelotse ist unabhängig, werbe-
              hängig. Das Pflegepersonal-Stärkungs-        Spahn hat angekündigt, im Herbst ein Kon-       frei und kostenlos und wurde als be-
              gesetz von 2019 soll Tarifabschlüsse         zept für eine Pflegereform vorzulegen.          sonders barrierearm bewertet.
verband der ersatzkassen. oktober 2020 /seite 11

                               WIR ÜBER UNS

                               30-jähriges Jubiläum der Hamburger vdek-Landesvertretung
                               Im April 1990 ist die Landesvertretung Hamburg des vdek ge-                                      Die Landesvertretung agiert als gemeinsame Bevollmächtigte
                               gründet worden. Das Jubiläum fiel in die Anfangszeit der                                         der sechs Ersatzkassen in allen Bereichen der Vertrags-
                               Corona-­Pandemie: „Wir haben in drei Jahrzehnten viel erreicht.                                  gestaltung – etwa bei Vertrags- und Vergütungsvereinbarungen
                               Doch jetzt ist keine Zeit zum Feiern oder Innehalten“, sagte die                                 mit Ärzten, Zahnärzten, Kliniken, Pflegeheimen und Hospizen.
                                                                         Leiterin der Landes-                                   Ihr Know-how bringt sie in die Landesgesundheitspolitik ein.
                                                                         vertretung, Kathrin                                        Die Ersatzkassen – Techniker Krankenkasse (TK), B­ ARMER,
                                                                         Herbst, anlässlich des                                 DAK-Gesundheit, KKH Kaufmännische Krankenkasse, hkk –
                                                                         Jubiläums. Vor dem                                     Handelskrankenkasse und HEK – Hanseatische Krankenkasse
FOTO vdek / Manfred Wigger

                                                                         Hintergrund der Co-                                    – sind #regionalstark: Sie haben 1.380 besondere regionale
                                                                         ronakrise dankte sie                                   Versorgungsverträge geschlossen, davon 196 in Hamburg. In-
                                                                         den vielen Ärztinnen                                   itiativen von Ersatzkassen in der Hansestadt hatten oftmals
                                                                         und Ärzten, den Klinik-                                bundesweite Vorbildfunktion, so zum Beispiel in der Schmerz-
                                                                         beschäftigten und                                      therapie, bei der Versorgung von Kindern, die an der Stoff-
                               den Pflegekräften für ihr großes Engagement. Ebenso sprach                                       wechselerkrankung Mukoviszidose leiden oder bei der Über-
                               sie ihren Dank an alle Leistungserbringer aus, mit denen die                                     nahme ambulanter Leistungen in der Reha.
                               Landesvertretung Rahmenbedingungen zur Sicherung der Ver-                                            Insgesamt vertreten die Ersatzkassen rund 939.000 Men-
                               sorgung in der Pandemie vorbereitete.                                                            schen in Hamburg. Damit sind sie die mit Abstand größ-
                                   Mit einem Empfang in den damaligen Räumen in den Gro-                                        te Kassenart im Stadtstaat. 58 Prozent aller gesetzlich ver-
                               ßen Bleichen war die Landesvertretung offiziell eingeweiht                                       sicherten Hamburgerinnen und Hamburger sind bei ihnen
                               worden – als erste von heute 15 Landesvertretungen des vdek.                                     versichert.

                             NEUE LEGISLATUR

                             Gesundheitspolische Sprecherinnen und Sprecher der Bürgerschaft
                                                                                                                                                                                FOTO linksfraktion-hamburg.de
                                                       FOTO Grüne Hamburg

                                                                                               FOTO Grüne Hamburg

                                                                                                                                                                                (Karin Desmarowitz)
FOTO Patrick Runte

                                                                                                                                             FOTO Tobias Koch

                             CLAUDIA LOSS,                                  GUDRUN SCHITTEK,                        LINUS JÜNEMANN,                             STEPHAN GAMM,                                   DENIZ CELIK,
                             SPD-Fraktion                                   GRÜNE-Fraktion                          GRÜNE-Fraktion                              CDU-Fraktion                                    Fraktion DIE LINKE

             E
                                    nde Juni hat er erstmals in der neuen Legislatur getagt:                                    Süderelbe) und Linus Jünemann (Sprecher für Pflege und
                                    Der Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft. Der Aus-                                         Gesundheitsförderung, Wahlkreis Poppenbüttel / Hummels-
                                    schuss unter Vorsitz des Allgemeinmediziners Peter                                          büttel) aktiv. Beide sind ebenfalls neu in der Bürgerschaft. Für
                             ­Zamory (GRÜNE-Fraktion) besteht aus zwölf Abgeordneten.                                           die CDU-Fraktion hat Stephan Gamm das Amt des Fachsprechers
                              Ein kleinerer Teil der Politikerinnen und Politiker war bereits                                   für Gesundheit inne (Wahlkreis Barmbek-Dulsberg-Hohen­
                              in der vergangenen Legislatur im Gesundheitsausschuss tätig.                                      felde-Uhlenhorst), er gehörte der Bürgerschaft bereits in der
                              Der größte Teil jedoch besteht aus neuen Gesichtern. Zur Fach-                                    vergangenen Legislatur an, ebenso dem Gesundheitsausschuss.
                              sprecherin für Gesundheit der SPD-Fraktion ist Claudia Loss er-                                   Erneut zum gesundheitspolitischen Sprecher seiner Fraktion er-
                              nannt worden, seit März 2020 Mitglied der Bürgerschaft (Wahl-                                     nannt wurde Deniz Celik (Wahlkreis Barmbek-Dulsberg-Hohen-
                              kreis Harburg). Als Fachsprecher der GRÜNEN-Fraktion sind                                         felde-Uhlenhorst). Er ist seit 2015 in der Bürgerschaft und seit-
                              Gudrun Schittek (Sprecherin für Gesundheitspolitik, Wahlkreis                                     dem auch Sprecher für Gesundheit.
hamburg

BÜCHER                                                                                        CORONA-KRISE                             VERSORGUNG

Digitaler Wandel im                                                                           Kritik: PKV muss sich                    Grippe-Impfung
Gesundheitswesen                                                                              stärker an Pandemie-                     auch am Arbeitsplatz
Digitalisierung, Gesundheit, Europa –                                                         Kosten beteiligen                        möglich
die Zukunft wird von Veränderungen

                                                                                                                                       M
geprägt sein: Wird sich die Gesund-                                                                                                             it einem neuen Vertrag haben
                                                FOTO RightFramePhotoVideo – stock.adobe.com
heitswirtschaft in Europa im Wett-                                                                                                              die Ersatzkassen ihr Angebot für
bewerb mit den USA und China be-                                                                                                                Impfungen am Arbeitsplatz wei-
haupten können? Wie sieht eine                                                                                                         ter ausgebaut. Versicherte können seit
europäisch gedachte Patientenver-                                                                                                      kurzem alle gängigen Schutzimpfungen
sorgung aus? Gelingt es, Persönlich-                                                                                                   – zum Beispiel gegen Grippe und Masern
keitsrechte, Datenschutz und -sicher-                                                                                                  – von Betriebsärzten vornehmen lassen.
heit sowie Zugang zum medizinischen                                                                                                    Dies ermöglicht ein Vertrag des Verbands
Fortschritt in Form eines europäischen                                                        Die gesetzlichen Krankenkassen           der Ersatzkassen mit der Deutschen Ge-
Daten- und Forschungsraums in Ein-                                                            (GKV), die Vertragsärzte und die Ver-    sellschaft für Arbeitsmedizin (DGAUM).
klang zu bringen? Expertenbeiträge in-                                                        tragszahnärzte in Hamburg fordern        Es ist davon auszugehen, dass Impfen
formieren über neueste Entwicklungen                                                          eine stärkere Beteiligung der priva-     am Arbeitsplatz durch die Corona-Pan-
und Rahmenbedingungen, Praxisbei-                                                             ten Krankenversicherung (PKV) an         demie an Bedeutung gewinnt. In diesem
spiele machen den Patienten Mut.                                                              den Lasten der Corona-Pandemie.          Herbst wird die Nachfrage nach Impfun-
                                                                                              Insbesondere kritisieren sie, dass       gen gegen Influenza oder Pneumokokken
            Dr.med. Jens Baas (Hg.)
            Digitale Gesundheit in Europa –                                                   den größten Teil der Gesundheits-        vermutlich steigen. Durch das neue
            menschlich, vernetzt, nachhaltig
            2020, XVI, 344 S., € 64,95                                                        kosten bislang allein die gesetzlich     niedrigschwelliges Angebot können ge-
            MWV Medizinisch Wissenschaft-
            liche Verlagsgesellschaft, Berlin                                                 Versicherten und ihre Arbeitgeber        fährliche Impflücken leichter geschlossen
                                                                                              stemmen müssten. „In der Krise ste-      werden. Die Impfung im Büro bedeutet
                                                                                              hen alle Akteure im Gesundheits-         Zeitersparnis bei gleich guter medizi-
                                                                                              wesen zusammen und beweisen, dass        nischer Betreuung. Versicherte müssen
Was die Forschung                                                                             wir ein sehr leistungsfähiges und so-    lediglich ihre elektronische Gesundheits-

über Krebs weiß                                                                               lidarisches Gesundheitswesen haben,
                                                                                              auf das wir stolz sein können“, sagt
                                                                                                                                       karte und ihren Impfausweis vorlegen.
                                                                                                                                       Selbstverständlich impfen und beraten
Die Diagnose Krebs schockiert – ob-                                                           die Leiterin der vdek-Landesvertre-      die Betriebsärzte – wie bei einem nieder-
wohl heute mehr als die Hälfte der                                                            tung, Kathrin Herbst, stellvertretend    gelassenen Haus- oder Facharzt auch –
Patienten auf dauerhafte Heilung hof-                                                         für die Krankenkassen in Hamburg.        unter Beachtung der aktuellen Empfeh-
fen können, empfinden sie zunächst                                                            Umso bedauerlicher sei es, so Herbst     lungen der Ständigen Impfkommission
Hoffnungslosigkeit. Ein Patent-                                                               weiter, dass die privaten Krankenver-    und der Schutzimpfungsrichtlinie.
rezept für ein Leben ohne Krebs gibt                                                          sicherer ihrer gesellschaftlichen Ver-
es nicht, aber mit Vorsorge und Früh-                                                         antwortung bisher nur teilweise ge-      IMPRESSUM
erkennungsuntersuchungen lässt sich                                                           recht würden. Als Beispiel führt sie
das Risiko signifikant senken. Und je                                                         die Schutzausrüstung an, an deren        Herausgeber
früher ein Tumor erkannt wird, desto                                                          Finanzierung sich die PKV nur un-        Landesvertretung Hamburg des vdek
eher kann er behandelt werden. Was                                                            zureichend beteiligt. Die gesetzlichen   Sachsenstraße 6, 20097 Hamburg
die Forschung heute über Krebs-                                                               Krankenkassen haben es ermöglicht,       www.vdek.com
erkrankungen weiß, hat Dr. Andrea                                                             dass die Ärzte auch für die PKV-Ver-     Telefon 0 40 / 41 32 98-0
Flemmer in diesem Buch verständlich                                                           sicherten auf die von GKV finanzier-     E-Mail stefanie.kreiss@vdek.com
zusammengefasst.                                                                              te Schutzausrüstung zurückgreifen        Redaktion Stefanie Kreiss
                                                                                              konnten. Hier ist die GKV in Vor-        Verantwortlich Kathrin Herbst
            Dr. Andrea Flemmer
            Der Anti-Krebs-Ratgeber                                                           leistung gegangen, dass die PKV diese    Druck Kern GmbH, Bexbach
            2019, 184 S., €19,99
            Humboldt / Schlütersche                                                           Kosten den gesetzlich Versicherten       Konzept ressourcenmangel GmbH
            ­Verlagsgesellschaft, Hannover
                                                                                              nun nicht erstatten will, ist laut       Grafik Schön und Middelhaufe GbR
                                                                                              Krankenkassen nicht tolerierbar.         ISSN-Nummer 2193-407X
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