HELMHOLTZ-ROADMAP FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021

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HELMHOLTZ-ROADMAP FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021
HELMHOLTZ-ROADMAP
FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN
2021
HELMHOLTZ-ROADMAP FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021
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HELMHOLTZ-ROADMAP FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021
HELMHOLTZ-ROADMAP
FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN
LISTE GEPLANTER NEUER FORSCHUNGSVORHABEN 2021
HELMHOLTZ-ROADMAP FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021
INHALT

Vorwort.................................................................................................................................................................5

Roadmap-Prozess in der Helmholtz-Gemeinschaft..........................................................................................6

Helmholtz-Roadmap 2015 – Eine Bilanz............................................................................................................7

Liste geplanter, neuer Forschungsinfrastrukturen........................................................................................... 8

Forschungsbereich Energie ............................................................................................................................ 10

Forschungsbereich Erde und Umwelt............................................................................................................ 20

Forschungsbereich Gesundheit...................................................................................................................... 30

Forschungsbereich Information ..................................................................................................................... 38

Forschungsbereich Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr................................................................................. 44

Forschungsbereich Materie .............................................................................................................................50

Das Helmholtz-Symposium – Eine Zusammenfassung................................................................................. 64

ANHANG............................................................................................................................................................ 66

Die Nutzer-Anlagen der Helmholtz-Gemeinschaft......................................................................................... 66

Mitglieder der Helmholtz-Gemeinschaft........................................................................................................ 67

Impressum........................................................................................................................................................ 68

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HELMHOLTZ-ROADMAP FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021
VORWORT

Die Bearbeitung anspruchsvoller wissenschaftlicher Fragestellungen verlangt angesichts zunehmend komple-
xer werdender Herausforderungen globaler und gesellschaftlicher Natur vielfach den Einsatz von großen und
umfassenden Forschungsinfrastrukturen. Ob Beschleunigeranlagen, detektorbasierte Teleskope, Satelliten,
Forschungsschiffe oder Höchstleistungsrechner – oft werden nur mit Hilfe modernster Großforschungsanla-
gen die Grenzen des Wissens verschoben und wissenschaftliche Fortschritte erzielt. Verbunden damit sind
nicht nur tiefere Einsichten in die Geheimnisse und Rätsel der Natur, sondern konkret auch die Entwicklung
von technischen Innovationen – von neuen Materialien und Schlüsseltechnologien bis hin zu medizinischen
Anwendungen im Bereich von Diagnose- und Therapieverfahren.

Konzeption, Bau und Betrieb großer Forschungsinfrastrukturen bilden ein wichtiges Element der Helmholtz-
Gemeinschaft – Deutschlands größte Wissenschaftsorganisation. Die Kooperation mit starken Partnern aus
dem nationalen und internationalen Umfeld spielt dabei eine entscheidende Rolle. Der Nutzerbetrieb von
Großforschungsanlagen ist ein Paradebeispiel für die Aufgabenteilung im deutschen Wissenschaftssystem
und die Kooperation von deutschen und ausländischen Partnern mit der Helmholtz-Gemeinschaft. Forscher-
gruppen aus Universitäten und außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen des In- und Auslands bilden
Kristallisationspunkte für große internationale Kooperationen und Netzwerke, die wesentlich dazu beitragen,
dass Deutschland als Standort für Forschung und Technologieentwicklung attraktiv ist. Davon profitiert nicht
zuletzt der wissenschaftliche Nachwuchs, der an diesen Anlagen die besten Forschungsmöglichkeiten und
Chancen auf eine umfassende und optimale Ausbildung erhält. Forschungsinfrastrukturen erzeugen überdies
einen erheblichen wirtschaftlichen Mehrwert. Zulieferbetriebe und Unternehmen aus Industrie und Wirt-
schaft stellen sich gemeinsam mit den Beteiligten der Helmholtz-Gemeinschaft den hohen Anforderungen,
die an Forschungsanlagen gestellt werden. Auf diese Weise steigern die Forschungszentren der Helmholtz-
Gemeinschaft die Innovationskompetenz regional, national und international. Die Verbindung aus heraus-
ragenden wissenschaftlichen Persönlichkeiten, kritischer Masse, interdisziplinärer Expertise, hoher System-
kompetenz und exzellenten Forschungsinfrastrukturen schafft besondere Voraussetzungen für erfolgreiche
Spitzenforschung.

Im Jahr 2021 jährte sich der Geburtstag des Namenspatrons der Helmholtz-Gemeinschaft zum 200. Mal:
Helmholtz hat das Wissenschaftssystem weltweit und nachhaltig geprägt wie kaum eine andere Forscher-
persönlichkeit seiner Zeit. Passend zu diesem Jubiläum legt die Helmholtz-Gemeinschaft die aktualisierte
Planung ihrer Roadmap zu großen Forschungsinfrastrukturen in ihren Forschungsbereichen vor. Voraus­
gegangen ist dieser Planung ein umfangreicher Portfolio- und „Foresight“-Prozess der Forschungsbereiche,
der die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Programme für die nächste Dekade nach Durchlaufen
einer internationalen Begutachtung reflektiert und einbezieht. Dieser Prozess ist im Fluss: Die Helmholtz-
Gemeinschaft sucht dabei den engen Schulterschluss mit ihren Partnern zwischen Grundlagenforschung,
Systemanalyse und Technologietransfer in anwendungsnahe Bereiche von Technik und Gesellschaft. Wissen-
schaftliche Exzellenz der Forschung, strategische Relevanz sowie sichtbare Beiträge für die internationale
Wissenschaftsgemeinde sind die Kriterien, an denen sich die Forschungsinfrastrukturen der Helmholtz-
Gemeinschaft messen lassen müssen. Im Dialog mit den wissenschaftlichen Partnern und Nutzern soll die
Helmholtz-Roadmap für neue Forschungsinfrastrukturen deshalb im Laufes des Jahres 2021 einer kritischen
Prüfung unterzogen werden, um thematische Schwerpunktsetzungen, die zeitliche Reihung der geplanten
Vorhaben sowie mögliche Lücken auszuleuchten und damit die Nutzerbedarfe und Sichtweisen der strategi-
schen und wissenschaftlichen Partner bestmöglich einzubeziehen. Letztlich soll dies auch dem Zuwendungs-
geber Hilfestellung geben, um ausgewogene forschungspolitische Entscheidungen und Weichenstellungen
treffen zu können, welche der vorgeschlagenen Forschungsinfrastrukturen in den kommenden Jahren ver-
folgt werden sollen.

Otmar D. Wiestler
Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft
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HELMHOLTZ-ROADMAP FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021
ROADMAP-PROZESS IN DER
HELMHOLTZ-GEMEINSCHAFT

Konzeption, Bau und Betrieb von Großgeräten und komplexen,          und internationale Aspekte eine wichtige Rolle. Mit den so
wissenschaftlichen Infrastrukturen sind Kernelemente der Mis-       priorisierten Vorschlägen erstellt die Gemeinschaft eine Road-
sion von Helmholtz. Sie ermöglichen es der Gemeinschaft, lang-      map, die eine langfristige Planung von Vorhaben innerhalb der
fristige Forschungsziele für Deutschland zu verfolgen, um den       Forschungszentren, der Forschungsbereiche und der Gemein-
gesellschaftlichen Anforderungen nachzukommen und die Le-           schaft ermöglichen soll und regelmäßig hinsichtlich aktueller
bensgrundlagen zu erhalten und zu verbessern. Die Helmholtz-        Entwicklungen angepasst werden kann. Die Liste soll als eine
Gemeinschaft stellt ihre Großforschungsanlagen nationalen wie       möglichst realistische Grundlage für die sich anschließenden
internationalen Partnern für die gemeinsame Forschung zur Ver-      Diskussionen mit Forschungspartnern und Zuwendungsgebern
fügung. Die im Rahmen der Helmholtz-Roadmap erstellte Liste         zur möglichen Umsetzung der einzelnen Projekte dienen.
geplanter, neuer Forschungsinfrastrukturen benennt diejenigen
Vorhaben, die in den kommenden Jahren für die strategische          PHASE II. Aufnahme von Projekten auf die
Umsetzung des wissenschaftlichen Portfolios von Helmholtz           Helmholtz-Roadmap
aus Sicht der Forschungszentren der Gemeinschaft wichtig            Für die Vorhaben aus der Liste werden Anträge oder Design Re-
sind, sowohl für die eigene Forschung als auch die Bereitstellung   ports ausgearbeitet und im Helmholtz-Verfahren begutachtet
von exquisiten Infrastrukturen für eine externe Nutzerschaft.       und priorisiert. Die Bewertung folgt einer transparenten Metrik,
                                                                    die das wissenschaftliche Potenzial des beantragten Vorha-
Die Liste der Vorhaben ist Ausgangspunkt für die Entschei-          bens, die strategische Bedeutung für Helmholtz und den Wis-
dungen zu strategischen Ausbauinvestitionen innerhalb der           senschaftsstandort Deutschland ebenso umfasst wie die tech-
Helmholtz-Gemeinschaft (Kategorie A) sowie zu Beiträgen zur         nische Umsetzbarkeit, die finanziellen Rahmenbedingungen für
Nationalen Roadmap (Kategorie B) und europäischen bzw. in-          Bau und Betrieb und eine „Lifecycle“-Analyse. Große Vorhaben
ternationalen Strategien (Kategorie C). Diese Liste beinhaltet      mit einem Investitionsvolumen > 50 Mio. € durchlaufen diese
Projekte, zu denen in der Regel noch keine Finanzierungsent-        Phase zunächst mit Voranträgen, die bei positiver Bewertung
scheidung getroffen wurde, allerdings Finanzierungskonzepte         in die nationale Roadmap oder europäische bzw. multinationale
für Aufbau und Betrieb vorliegen.                                   Prozesse eingebracht werden.

Die Liste der Forschungsinfrastrukturen dient als Grundlage für     Um die unterschiedlichen Anträge offen und wissenschafts-
• Diskussionen der strategischen Planungen mit den                  basiert zu beurteilen, hat die Gemeinschaft eine dedizierte
     Zuwendungsgebern, insbesondere zur Erstellung der              FIS-Kommission (Expertenkommission zur Bewertung von For-
     Nationalen Roadmap,                                            schungsinfrastrukturen der Helmholtz-Gemeinschaft) mit inter-
• Finanzierungsplanung des Aufbaus und Betriebs der                 nen und externen Mitgliedern einberufen, die die Evaluierung
     Forschungsinfrastrukturen,                                     der Vorschläge organisiert und den Entscheidungsgremien, d. h.
• konkrete Abstimmung mit den Nutzergemeinschaften.                 Mitgliederversammlung und Senat, konkrete Empfehlungen für
                                                                    die einzelnen Anträge und ihre Priorisierung unterbreitet.
Die Liste ist eingebettet in den Prozess für die Helmholtz-         Mit diesem umfangreichen Prozess stellt die Gemeinschaft
Roadmap. Dieser umfasst zwei Phasen:                                sicher, dass die Vorschläge eine Qualität und einen Reifegrad
                                                                    aufweisen, die der avisierten Größe und Bedeutung der Vorha-
PHASE I. Auflistung geplanter, neuer Forschungs-                    ben gerecht werden.
infrastrukturen
Helmholtz-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler bringen         Die Helmholtz-Gemeinschaft präsentierte in der Vergangenheit
Vorschläge ein, die in den Zentren und Forschungsbereichen in-      bereits zweimal entsprechende Roadmap-Planungen. Die 2011
tensiv diskutiert werden. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche    und 2015 vorgestellten Listen umfassten Vorhaben, die in den
Infrastrukturen die Forschung benötigt, um im internationalen       Folgejahren in die wettbewerblichen Prozesse innerhalb der Ge-
Umfeld Nutzerbedarfe zu decken und wissenschaftlich maß-            meinschaft sowie auf nationaler und europäischer Ebene ein-
geblichen Einfluss zu erzielen. Diese Diskussion ist eng mit der    gebracht werden konnten und von denen sich nunmehr viele in
strategischen Planung des Forschungsportfolios im Rahmen            der Umsetzung befinden. In den Begutachtungen für die vierte
der Programmorientierten Förderung verbunden und berück-            Programmperiode unterzogen hochrangig besetzte, internatio-
sichtigt die vorhandenen bzw. in der Umsetzung befindlichen         nale Gutachtergruppen auch die Infrastrukturplanung einer kriti-
Vorhaben und Projekte. Dabei sind die Zeitskalen naturgemäß         schen Prüfung. Damit ergibt sich ein guter Zeitpunkt, die Planun-
unterschiedlich: Ein neues Synchrotron bedarf einer längeren        gen zu bündeln und mit den wissenschaftlichen Partnern aus
Planungs- und Bauzeit als eine Forschungsplattform für die Erd-     Universitäten und anderen Forschungsorganisationen auf einem
systemforschung. Grundsätzlich umfasst der Planungszeitraum         eintägigen Symposium zu erörtern. Als Ergebnis der Diskussion
die nächsten zehn Jahre. Bei allen Vorschlägen spielen nationale    im Laufe des Jahres 2021 liegt diese neue Liste 2021 vor.

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HELMHOLTZ-ROADMAP FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021
HELMHOLTZ-ROADMAP 2015 – EINE BILANZ

Anspruchsvolle, hochkomplexe Großforschungsanlagen, eben-           •   Der Forschungsbereich Gesundheit verfolgt zurzeit eine
so wie über verschiedene Standorte verteilte zusammenhän-               Reihe von Vorhaben, die sich im Bau befinden bzw. kurz
gende Infrastrukturen bilden ein Markenzeichen der Helmholtz-           vor Projektabschluss stehen: Das Forschungs- und Ent-
Gemeinschaft. So betreibt die Gemeinschaft knapp zwei                   wicklungszentrum für Radiopharmazie (FER) in Heidel-
Dutzend Forschungsinfrastrukturen als Nutzer-Anlagen, die               berg, das Centre for Individualized Infection Medicine
von Tausenden von externen Forscherinnen und Forschern                  (CIIM) in Braunschweig, und das Optical Imaging Center
für ihre Forschung in Anspruch genommen werden. Durch                   (OIC) in Berlin. Im Aufbau befinden sich am Standort Mün-
Ersatz-, Erweiterungs- und Ausbauinvestitionen werden                   chen ferner noch das Helmholtz Pioneer Campus (HPC)
diese Nutzer-Anlagen regelmäßig gewartet, modernisiert                  sowie das Enabling Technologies Center (ETC).
und teils auch sukzessive ausgebaut, um den stetig
wachsenden Ansprüchen der Wissenschaftsgemeinschaft ge-             •   Der Forschungsbereich Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr
nügen zu können.                                                        konnte seit der Roadmap-Planung 2015 an Standorten des
                                                                        DLR drei Vorhaben realisieren: Die Forschungsplattform
Auch für die eigene Forschung betreibt die Helmholtz-Gemein-            Inflight Systems & Technology Airborne Research (iSTAR),
schaft diese und weitere Forschungsinfrastrukturen. Darüber             das Projekt zur Research Vehicle Next Generation Car
hinaus gibt es große internationale Vorhaben, die unter Betei-          (NGC) und schließlich den Aufbau des Concurrent Certifi-
ligung oder in Federführung von Forschungszentren der Helm-             cation Centre (C-Cube).
holtz-Gemeinschaft aufgebaut oder bereits betrieben werden,
wie zum Beispiel der European XFEL, der seit 2017 erfolgreich       •   Im Forschungsbereich Schlüsseltechnologien beziehungs-
in Betrieb ist, oder auch die Facility for Antiproton and Ion Re-       weise Information sind zahlreiche Vorhaben zur Realisie-
search (FAIR), die sich noch im Bau befindet.                           rung gekommen: Das Jülich Short-pulsed Particle and
                                                                        Radiation Centre (JuSPARC) ist umgesetzt, ebenso der
Auf der letzten vorgestellten Roadmap aus dem Jahre 2015 prä-           Projektanteil der Helmholtz-Gemeinschaft am Aufbau der
sentierte die Helmholtz-Gemeinschaft zahlreiche neue Planun-            European Facilities in Electron Microscopy (ER-C) in Jülich.
gen, die entweder an existierende Vorhaben anknüpften oder              Auch die Helmholtz Data Federation (HDF) steht kurz vor
vollständig neue Projekte darstellten. Im Folgenden werden die          dem Abschluss. Das Karlsruhe Center for Optics & Photo-
Projekte kurz benannt, die seitdem tatsächlich realisiert wur-          nics (KCOP) ist noch in Bau. In den vergangenen Jahren
den bzw. sich seit 2015 und den Folgejahren in Realisierung             hinzugekommen sind ferner noch die Computing-Projek-
befinden:                                                               te Infrastructure for the Helmholtz Earth System Science
                                                                        (Tier-0/1) und das Helmholtz Quantum Center (HQC), bei-
•   Im Forschungsbereich Energie wird der Living Lab Energy             de ebenfalls am Standort Jülich.
    Campus (LLEC) in Jülich umgesetzt. Ferner ist in Karlsruhe,
    Jülich und Dresden-Rossendorf die Forschungs- und Ver-          •   Im Forschungsbereich Materie werden in internationaler
    suchsplattform zur Entsorgung radioaktiver Abfälle und              Zusammenarbeit die Modifikationen der Detektoren am
    zum Rückbau kerntechnischer Anlagen (HOVER) im Auf-                 Large Hadron Collider (LHC) am CERN umgesetzt (LHC De-
    bau. Im Nachgang der Vorstellung der Roadmap-Planung                tector Upgrades). Der Variable Pulse Length Storage Ring
    2015 wurde überdies an verschiedenen Standorten die                 (BESSY-VSR) in Berlin ist in der Demonstrationsphase.
    Helmholtz Energy Materials Foundry (HEMF) realisiert.               Schließlich konnte auch die Accelerator Technology HElm-
                                                                        holtz iNfrAstructure (ATHENA) zur Realisierung gebracht
•   Im Forschungsbereich Erde und Umwelt steht die Modular              werden. Fertiggestellt wurde überdies der Aufbau der
    Observation Solutions for Earth Systems (MOSES) kurz                Helmholtz International Beamline for Extreme Fields at the
    vor der Fertigstellung. Im Nachgang der Roadmap-Pla-                European XFEL (HIBEF), ein internationales Vorhaben an
    nung 2015 sind gemeinsam mit dem Forschungsbereich                  der „Freie-Elektronen-Laser“-Anlage, wobei der Rückzug
    Schlüsseltechnologien überdies Aktivitäten zum High Per-            des chinesischen Kooperationspartners allerdings eine
    formance Computing System for Climate and Earth Sys-                Ersatzinvestition erforderlich macht, weswegen das Vor-
    tem Modelling in Kooperation mit dem Deutschen Klima-               haben auf der aktuellen Roadmap-Planung nochmals auf-
    rechenzentrum (DKRZ) erfolgreich begonnen worden.                   scheint.

                                                                    Die Liste der seit 2015 fertiggestellten oder in Realisierung be-
                                                                    findlichen strategischen Ausbauvorhaben zeigt eindrucksvoll
                                                                    die Vielfalt und Dynamik, die mit der Planung und Umsetzung
                                                                    der Forschungsinfrastrukturen verbunden sind.

                                                                                                                                   7
HELMHOLTZ-ROADMAP FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021
LISTE GEPLANTER, NEUER
                  FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021

                                                                                Helmholtz-                                                                           Davon
                                                                                                         Kate-                   Invest insg.   Davon deutscher
                  Vorhaben                                   Akronym             Zentrum                         Realisierung                                      Helmholtz
                                                                                                         gorie                     in Mio €      Anteil in Mio €
                                                                            Koord. & Beteiligung                                                                    in Mio €
                  Geothermal Laboratory in the
                                                              GeoLaB        KIT          GFZ, UFZ         A      2023 - 2029        49,8              49,8            35
                  Crystalline Basement

                  Bridging the innovation gap in catalyst
                  research for electro-, photo- and           4D-CAT       HZB           FZJ, KIT         A      2024 -2027         25,8              25,8           25,8
                  thermocatalysis

                  High Power Grid Lab                          HPGL         KIT                           A      2025 - 2030         20               20              20

                  Center for Resource Process Intensifi-
                                                               CeRI2      HZDR                            A      2026 - 2029         16               16              16
Energie

                  cation and Interface Studies

                  Zentrum für Radioökologie
                                                                ZRS       HZDR                            A      2027 - 2031ff       28               28              28
                  und Strahlenforschung

                  Pilotanlage zur adaptiven
                                                             FlexiPlant   HZDR                            B      2024 - 2030        66,7              66,7
                  Aufbereitung komplexer Rohstoffe

                  International Fusion Materials
                  Irradiation Facility - Demo Oriented      IFMIF-DONES     KIT                           C      2023 - 2031         551              79,5
                  Neutron Source

                  Forschungsschiff für
                                                                FSE        DLR                            A         2021ff           36               36
                  Energiesysteme

                  Marine Umweltrobotik und -sensorik           MUSE        AWI       GEOMAR, Hereon       A      2023 - 2029        46,8              29,7           29,7

                  Beobachtungsplattformen für
                                                                                      AWI, DLR, GFZ,
                  Echtzeitdatenerfassung im                  Terra-Lab      FZJ                           A      2024 - 2028         30               30              30
                                                                                     Hereon, KIT, UFZ
                  terrestrischen System

                  SMART Cables And Fibre-optic Sensing
                                                              SAFAtor      GFZ       GEOMAR, Hereon       A      2025 - 2029         300              30              30
                  Amphibious Demonstrator
Erde und Umwelt

                                                                                      AWI, DLR, FZJ,
                  Sensing the Atmosphere                    ATMOSense       KIT       GEOMAR, GFZ,        A      2026 - 2030         35               35              35
                                                                                         Hereon

                                                                                     FZJ, GFZ, Hereon,
                  Urban Environmental Observatories           UrbENO        KIT                           A      2027 - 2031ff       30               30              30
                                                                                            UFZ

                                                                                      AWI, GEOMAR,
                  Atmosphären- und Klimasatellit              AtmoSat     FZJ, KIT                        B      2023 - 2028        165,5            152,5
                                                                                           GFZ

                  From sensing to sustainable land                                    AWI, DLR, GFZ,
                                                              TerraNet      FZJ                           B      2024 - 2028         100              54
                  use and management                                                 Hereon, KIT, UFZ

                  Gravity Recovery and Climate
                                                              GRACE-I      GFZ             DLR            C      2022 - 2032ff      510,9            211,5
                  Experiment (mit ICARUS-Nutzlast)

                  Klinisches Forschungsnetzwerk für
                                                               KFNE        DZNE                           A      2023 - 2028        30,6              30,6           30,6
                  neurodegenerative Erkrankungen

                  3R Preclinical Cancer Trial Center         3R PCTC       DKFZ                           A      2024 - 2030         35               35              35
Gesundheit

                  Berlin Cell Hospital                         BCH         MDC                            A      2025 - 2031ff       48               48              48

                  Comprehensive Environmental Health
                                                                CEC       HMGU                            A      2026 - 2031ff       35               35              35
                  Exposure Center

                  Protonentherapie der nächsten
                                                              PT2030      HZDR                            A      2027 - 2031ff       35               35              35
                  Generation: Online-Adaptiv

                  Nationale Allianz für Pandemie-
                                                             NA-PATH        HZI                           B         2021ff           105              105
                  Therapeutika

                  8
HELMHOLTZ-ROADMAP FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021
Helmholtz-                                                                                  Davon
                                                                                                                   Kate-                     Invest insg.    Davon deutscher
                       Vorhaben                                    Akronym                Zentrum                           Realisierung                                           Helmholtz
                                                                                                                   gorie                       in Mio €       Anteil in Mio €
                                                                                     Koord. & Beteiligung                                                                           in Mio €
                       Upgrade der Jülicher Nutzer-Infrastruk-
                                                                     JUNIQ           FZJ                             A       2023 - 2025          25                 25                 25
                       tur für Quantencomputing
    Information

                       In-situ-Innovationsplattform für multi-                                DESY, FZJ, HZB,
                                                                   InnoMatSy       Hereon                            A       2024 - 2028          27                 25                 27
                       funktionale Materialsysteme                                              HZDR, KIT

                       The Karlsruhe Nuclear Magnetic
                                                                     KNMR            KIT                             B       2024 - 2029          93                 93
                       Resonance facility

                       Exascale Supercomputer                         ESC            FZJ                             C       2022 - 2023          277                277

                       Satellitenmission zur Überwachung
Raumfahrt u. Verkehr

                                                                                               AWI, FZJ, GFZ,
                       dynamischer Prozesse auf der                Tandem-L         DLR                              B       2022- 2030           771                771
                                                                                                    UFZ
                       Erdoberfläche
    Luftfahrt,

                       Forschungsplattform für die
                                                                     ASTAR          DLR                              B        2024-2029           76                 76
                       Atmosphärenforschung

                       Campus für Medizin und Informatik in
                                                                      CMI           DLR                              A        2023-2028           43                 43                 43
                       Luft- und Raumfahrt

                                                                                               GSI (HI Jena),
                       Distributed Detector Laboratory                DDL           DESY                             A       2023 - 2027         31,6               31,6               31,6
                                                                                                 HZB, KIT

                       Upgrade of the Grid Computing Centres
                                                                 TIER-Upgrade        KIT         DESY, GSI           A       2025 - 2028          33                 33                 33
                       for the HL-LHC

                       Upgrade der Synchtrotronstrahlungs-
                                                                    PETRA IV        DESY          Hereon             B       2023 - 2027         670,8              670,8
                       quelle PETRA III

                       Dresden Advanced Light Infrastructure          DALI         HZDR                              B       2023 - 2029          200                200

                       Berliner Elektronenspeicherring für
                                                                    BESSY III       HZB                              B       2026 - 2031          550                550
                       Synchrotronstrahlung III
    Materie

                       ACcelerator-Driven multipurpose ion
                                                                     ACDC          HZDR             GSI              B       2024 - 2028          94                 94
                       beam Complex

                       IceCube-Generation 2                      IceCube-Gen2       DESY            KIT              C       2024 - 2031          285                40

                       Dark Matter WIMP Search with Liquid
                                                                    DARWIN           KIT                             C       2025 - 2030          175                44
                       Xenon

                       Einstein Telescope, a 3rd Generation
                                                                       ET           DESY         HZDR, KIT           C       2026-2031ff         1736                k. A.
                       Gravitational Wave Detector

                       Global Cosmic Ray Observatory (GCOS)          GCOS            KIT                             C      2028 - 2031ff         390                40

                       Helmholtz International Beamline for
                                                                   HIBEF 2.0       HZDR             GSI             A*       2023 - 2025          28                 28                 28
                       Extreme Fields 2.0

                                                                 Helmholtz-Projekte, die im wettbewerblichen Verfahren der Helmholtz-Gemeinschaft über die strategischen Ausbauinvestitionen
                                Kategorie A
                                                                 finanziert werden (15 bis 50 Mio. €).

                                                                 Große nationale Projekte der Helmholtz-Gemeinschaft, die auf die nationale Roadmap aufgenommen und mit zusätzlicher Finan-
                                Kategorie B
                                                                 zierung durch Projektmittel finanziert werden (> 50 Mio. €).

                                                                 Helmholtz-Beteiligung an internationalen Forschungsinfrastrukturen, die über die nationale Roadmap oder über die nationalen
                                Kategorie C
                                                                 Vertreter in die ESFRI-Liste überführt werden oder sonstige internationale Beteiligungen umfassen.

                                                                 Der Aufbau von HIBEF 1.0 am European XFEL ist nahezu abgeschlossen, allerdings macht der Rückzug des chinesischen Koope-
                                     A*
                                                                 rationspartners aus übergeordneten Gründen eine Ersatzinvestition erforderlich.

                                                                                                                                                                                               9
HELMHOLTZ-ROADMAP FORSCHUNGSINFRASTRUKTUREN 2021
FORSCHUNGSBEREICH ENERGIE
Energie

          Profil                                                              Strategie
          Eine klimaneutrale Energieversorgung, die ökonomisch und            Mit seiner wissenschaftlichen Schwerpunktsetzung in vier Pro-
          gesellschaftlich tragbar ist – daran arbeitet der Forschungsbe-     grammen begegnet der Forschungsbereich Energie diesen He-
          reich Energie. Die Wissenschaftler:innen gestalten die Energie-     rausforderungen: Das Programm Energiesystemdesign (ESD)
          wende in Deutschland mit und treiben auch den nachhaltigen          verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Es bündelt systemana-
          Umbau der Energieversorgung weltweit an: Dafür erforschen           lytische, sozialwissenschaftliche und ökonomische Kompeten-
          und entwickeln sie innovative Wandlungs-, Verteilungs-, und         zen zum Design der Energiesysteme der Zukunft. Neben der
          Speichertechnologien und erarbeiten Lösungen für ein sek-           Analyse von Energiesystemen stehen auch deren Digitalisie-
          torenübergreifendes Energiesystem. Der Forschungsbereich            rung sowie die Entwicklung von Systemtechnologien im Fokus.
          entwirft ganzheitliche Konzepte, die alle relevanten Ketten zur     Das Programm Materialien und Technologien für die Energie-
          Energiewandlung systemisch einbeziehen sowie zukunftssiche-         wende (MTET) forscht in einem interdisziplinären Ansatz an
          re technologische Optionen umfassen.                                Materialien und Technologien zur Energieerzeugung, -wandlung
                                                                              und -speicherung sowie zur Energie- und Ressourceneffizienz.
          Herausforderungen                                                   Es entwickelt technologische Optionen für die Energiewende –
          Um der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung ent-            von den wissenschaftlichen Grundlagen bis zur Anwendung.
          gegen zu wirken, bedarf es der Dekarbonisierung und des Um-
          baus des Energiesystems hin zu erneuerbaren Quellen. Hieraus        Das Programm Fusion (FUSION) erforscht und entwickelt die
          leiten sich prioritäre Herausforderungen für die Forschungsthe-     physikalischen und technischen Grundlagen für Auslegung und
          men des Forschungsbereichs Energie ab:                              Bau eines Fusionskraftwerks. Es ist Teil der europäisch koordi-
                                                                              nierten und geförderten Fusionsforschung. Im Programm Nuk-
          •    in nachhaltiges Energiesystem wird sich durch mehr
               E                                                              leare Entsorgung, Sicherheit und Strahlenforschung (NUSAFE)
               Dezentralität, höhere Flexibilität sowie die Kopplung der      werden wesentliche Forschungsarbeiten zu Zwischen- und End-
               Sektoren Strom, Wärme, Verkehr und stoffliche Ressour-         lagerung, zum Rückbau kerntechnischer Anlagen, zur Sicher-
               cen auszeichnen. Dies erfordert neuartige systemische          heit von Kernreaktoren sowie zur Strahlenforschung geleistet.
               Forschungsansätze, die technische mit gesellschaftlichen
               und ökonomischen Aspekten verbinden, zudem die Ent-            Entwicklung, Bau und Betrieb von Forschungsinfrastrukturen
               wicklung von digitalen Konzepten einer neuen Generation        bilden für die Aktivitäten des Forschungsbereichs Energie eine
               (Energy 4.0) ermöglichen und auch europäische und              wesentliche Voraussetzung. Sie machen ihn auch zum gefrag-
                globale Aspekte einbeziehen.                                  ten Partner für Forschungseinrichtungen aus aller Welt, für Uni-
                                                                              versitäten im regionalen, nationalen und internationalen Um-
          •    Neue Technologien werden entlang der gesamten Wert-            feld sowie für Unternehmen und Start-ups.
               schöpfungskette benötigt – von der Erschließung der
               Ausgangsmaterialien und geeigneter Werkstoffe über die         Infrastrukturplanung
               Umwandlung, Speicherung und Verteilung der Energie bis         Die Infrastrukturplanung ist entlang der großen Linien der Stra-
               hin zu ihrer Anwendung. Die Energieeffizienz muss dabei        tegie des Forschungsbereichs ausgerichtet.
               entlang der gesamten Kette deutlich gesteigert werden.
               Zugleich gilt es, die Energienutzung in allen Sektoren zu      Dabei sind für die systemische Forschung im Programm ESD
               flexibilisieren.                                               notwendig: Das geplante High Power Grid Lab (HPGL), das
                                                                              den Aufbau einer ganzheitlichen Power-Hardware-in-the-Loop-
          •     er globale Charakter der Klima- und Energiefragen erfor-
               D                                                              (PHiL)-Testumgebung und in Verbindung mit dem vorhandenen
               dert darüber hinaus auch alternative Lösungsmöglichkei-        Energy Lab 2.0 die Erprobung in intelligent verknüpften Ener-
               ten für eine langfristige, sichere und klimaneutrale Ener-     giesystemen ermöglicht. Das Forschungsschiff für Energiesys-
               gieerzeugung wie die Fusion, um technologische Optionen        teme (FSE) wird zur Demonstration und Erprobung neuer Ener-
               für die Zukunft zu generieren                                  giesysteme für maritime Anwendungen dienen.

          •    Im Bereich der nuklearen Entsorgung und Sicherheit be-         Im Programm MTET sind für die Technologieentwicklung zur
               stehen wesentliche Herausforderungen in der Zwischen-          Energiewende entlang der gesamten Innovationskette mehre-
               und Endlagerung radioaktiver Abfälle sowie im Rückbau          re neue Forschungsinfrastrukturen erforderlich: Das generi-
               kerntechnischer Anlagen. Da weltweit viele Länder weiter-      sche Untertagelabor Geothermal Laboratory in the Crystalline
               hin auf die Kernenergie setzen, ist die Sicherheit von Kern-   Basement (GeoLaB) ist als erster Reservoir-Simulator für An-
               reaktoren eine weitere Herausforderung.                        wendungen mit hohen Fließraten konzipiert und bietet somit

          10
Energie
ein weltweites Alleinstellungsmerkmal. 4D-CAT bietet die                               Das Zentrum für Radioökologie und Strahlenforschung (ZRS)
Infrastruktur zur Entwicklung von elektro-, photo- und thermo-                         fördert die Strahlenforschung im Programm NUSAFE und ist
katalytisch wirksamen Funktionsmaterialien in auf Wasserstoff                          auch forschungsbereichsübergreifend aktiv.
basierenden, CO2-neutralen Prozessketten zur Herstellung che-
mischer Zwischenprodukte und Energieträger. Das Center for                             Das Programm Fusion wird durch die Beteiligung an der Inter-
Resource Process Intensification and Interface Studies (CeRI²)                         national Fusion Materials Irradiation Facility - Demo Oriented
wird die Entwicklung von energie- und ressourceneffizienten                            NEutron Source (IFMIF-DONES) entscheidend vorangebracht.
Technologien zur Wertstoffgewinnung entscheidend voranbringen.                         Denn IFMIF-DONES wird erstmals unter anwendungsnahen
                                                                                       Bedingungen Strukturmaterialdaten für einen Fusionsdemons-
Die Pilotanlage zur adaptiven Aufbereitung komplexer Rohstof-                          trationsreaktor liefern und ist somit unabdingbare Vorausset-
fe (FlexiPlant) wird in einzigartiger Weise die Entwicklung und                        zung für dessen Realisierung.
Vernetzung adaptiver und flexibler Ressourcentechnologien
vorantreiben sowie ihren Transfer in die industrielle Nutzung
ermöglichen.

                          Geplante Realisierung

                           2021ff
                  FSE

                                                     2023 - 2031
      IFMIF-DONES

                                                                   2024 - 2030
          FlexiPlant

                                                                                                           2027 - 2031ff
                  ZRS

                                                                                              2026 - 2029
                 CeRI2

                                                                                2025 - 2030
                 HPGL

                                                                   2024 -2027
            4D-CAT

                                                     2023 - 2029
            GeoLaB

                         2021       2022         2023          2024         2025          2026         2027          2028          2029         2030          2031
      Legende:
      A   – Helmholtz-Projekte, die im wettbewerblichen Verfahren der Helmholtz-Gemeinschaft über die strategischen Ausbauinvestitionen finanziert werden
             (15 bis 50 Mio. €).
      B   – Große nationale Projekte der Helmholtz-Gemeinschaft, die auf die nationale Roadmap aufgenommen und mit zusätzlicher Finanzierung durch Projektmittel
             finanziert werden (> 50 Mio. €).
      C   – Helmholtz-Beteiligung an internationalen Forschungsinfrastrukturen, die über die nationale Roadmap oder über die nationalen Vertreter in die ESFRI-Liste
             überführt werden oder sonstige internationale Beteiligungen umfassen.

                                                                                                                                                                        11
GEOLAB – GEOTHERMAL LABORATORY IN THE
          CRYSTALLINE BASEMENT

          Kurzbeschreibung                                                    Strategische Bedeutung
          Das generische Untertagelabor für Geothermie GeoLaB ist als         Spitzenforschung für die Energiewende:
          erster Reservoir-Simulator für Anwendungen mit hohen Fließ-         • Effizientes und sicheres Management geklüfteter
          raten konzipiert und bietet somit ein weltweites Alleinstellungs-        Reservoire durch kontrollierte Hochflussexperimente zur
          merkmal. Experimente im realen Maßstab adressieren einer-                Entwicklung und Kalibrierung smarter Stimulationstech-
          seits die Entwicklung von Reservoirtechnologien speziell für             nologien zur Minderung induzierter Seismizität.
          die Geothermie, andererseits auch die Bohrlochsicherheit im         • Multidisziplinäre THMC+ Spitzenforschung und Visuali-
          kristallinen Gestein in der Nähe von geothermischen Hotspots.            sierungskonzepte durch systematische Experimente zur
          Dieses Gestein hat weltweit das größte geothermische Poten-              Charakterisierung von Prozessen auf großer Skala. Dies
          zial. GeoLaB umfasst einen etwa 1-2 km langen Zugangsstollen             beinhaltet Big Data-Management, Benchmarking, Kalibrie-
          zu einzelnen Kavernen in der Nähe von Störungszonen. Auf die-            rung und Fortschritte in der numerischen Simulation und
          sen werden kontrollierte Hochfluss-Experimente in ca. 400 m              Visualisierung von Reservoiren.
          Tiefe vorgenommen. Die Experimente werden durch Messun-             • Entwicklung von umweltfreundlichen Strategien für
          gen in fächerförmigen Bohrungen kontinuierlich überwacht.                geothermische Installationen mithilfe von Tests der Si-
Energie

          Damit wird ein weltweit einzigartiger 4D-Benchmark-Datensatz             cherheitsmaßnahmen von Bohrlochinstallationen unter
          geschaffen, der thermische, hydraulische, chemische und me-              Reservoirbedingungen mit innovativen Überwachungs­
          chanische Parameter umfasst, ein virtueller Zwilling erlaubt zu-         methoden; Entwicklungen neuer Technologien zur Vermei-
          dem weitere Untersuchungen.                                              dung von Emissionen oder radioaktiven Ablagerungen.
                                                                              • Transparente Interaktion mit der Öffentlichkeit durch Par-
          Wissenschaftliche Bedeutung                                              tizipationskonzepte bis hin zu Citizen Science.
          Mit den geplanten Experimenten sind bei hohen Fließraten erst-
          malig experimentelle Bestimmungen und der Nachweis in 3D
          von Hydrodynamik (z. B. Navier-Stokes Gesetze) und Hydrome-
          chanik (z. B. Triggerung und Ausbreitung von Mikroseismizität)         Daten und Zahlen
          im geklüfteten kristallinen Grundgebirge auf einer 10-100 m            Akronym:                                         GeoLaB
          Skala möglich. Ebenfalls erstmalig können dynamische und
          gekoppelte Prozesse wie z. B. die Variabilität des Spannungs-          Kategorie:                                       A
          feldes in Raum und Zeit und THMC-Prozesse experimentell                Zeitraum der Realisierung:                       2023 - 2029
          erfasst werden. Der Einsatz und die Entwicklung modernster
                                                                                 Geschätzte Investition* in Mio. €: 49,8 (35)
          Beobachtungs- und Auswertemethoden führen zu Erkenntnis-
          sen, die für eine sichere und ökologisch nachhaltige Nutzung           Geschätzte Betriebskosten*
          der Geothermie und des gesamten unterirdischen Raumes von              pro Jahr in Mio. €:                              1,3
          großer Bedeutung sind.                                                 Federführendes
                                                                                 Helmholtz-Zentrum:                               KIT
                                                                                 Weitere beteiligte
                                                                                 Helmholtz-Zentren:                               GFZ, UFZ

                                                                                 *) Davon der Anteil von Helmholtz in Klammern.

          12
4D-CAT - BRIDGING THE INNOVATION GAP IN
CATALYST RESEARCH FOR ELECTRO-, PHOTO-
AND THERMOCATALYSIS
Kurzbeschreibung                                                      Strategische Bedeutung
Ein zentrales Element für ein klimaneutrales Energiesystem            Ein Projekt wie 4D-CAT kann nur von einer führenden For-
sind neuartige Prozesstechnologien, die den effizienten und           schungsorganisation mit starkem Infrastruktur-Fokus wie der
nachhaltigen Einsatz verfügbarer Rohstoffressourcen sicher-           Helmholtz-Gemeinschaft mit ihren Partnern umgesetzt und
stellen und den sektorenübergreifenden Einsatz von grünen             betrieben werden. 4D-CAT hat das Potenzial, langfristig eine
Wasserstofftechnologien ermöglichen. Für diese Innovations-           Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Produktionstechnolo-
sprünge ist die Entwicklung aktiver, selektiver und langlebiger       gien für katalytisch wirksame Funktionsmaterialien einzuneh-
Katalysatoren eine weltweit zentrale Aufgabe von Forschung            men. 4D-CAT verbindet außerordentliche Synergien zu neuen
und Entwicklung. Dies adressiert 4D-CAT über einen integ-             bzw. geplanten Maßnahmen der beteiligten Forschungszen-
rierten Ansatz durch die Verknüpfung folgender Dimensionen:           tren, wie das CatLab-Projekt mit Neubau am HZB, den Neu-
(1) Design from Nano to Makro, (2) Operando, (3) Theory und           bau des Instituts für Katalyseforschung und -technologie am
(4) Lab to Fab. Der zentrale Mehrwert ist die Beschleunigung          KIT und des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg sowie das
von Innovationszyklen vom Materialdesign hin zur industriellen        JoLIE Joint Lab am FZJ. Die resultierende wissenschaftlich-tech-
Anwendung. Erreicht wird sie über die direkte Rückkopplung            nologische Expertise erschließt und stärkt anwendungsnahe

                                                                                                                                         Energie
der ermittelten funktionellen Eigenschaften in den Katalysator-       Forschungskooperationen mit der Industrie und wird eine For-
designprozess, gleichzeitig werden die Skalen von Labor- und          schungs- und Entwicklungsumgebung für Partner bereitstellen.
Pilotmaßstab verknüpft.                                               Dies trägt der übergeordneten Zielstellung Rechnung, den tief-
                                                                      greifenden Wandel hin zu zukunftsfähigen chemischen Prozes-
Wissenschaftliche Bedeutung                                           sen entscheidend voranzubringen.
4D-CAT bietet die Infrastruktur zur Entwicklung von elektro-,
photo- und thermo-katalytisch wirksamen Funktionsmaterialien
in schwerpunktmäßig auf Wasserstoff basierenden, CO2-neu-
tralen Prozessketten. Dadurch gelingt die Herstellung chemi-             Daten und Zahlen
scher Zwischenprodukte und Energieträger in einem nachhal-
                                                                         Akronym:                               4D-CAT
tigen Energiesystem. Die Skalierung von der mikroskopischen
Funktionalität in Katalysatoren zum industriellen Prozess ent-           Kategorie:                             A
lang der TRL-Skala wird transdimensional verknüpft durch:                Zeitraum der Realisierung:             2024 - 2027
(i) Synthesis Process Automation und Agile Scale-up für eine
                                                                         Geschätzte Investition in Mio. €:      25,8
beschleunigte Entwicklung in Richtung industrieller Anwendun-
gen, (ii) Operando-Methoden zum Verständnis und zur Steuerung            Geschätzte Betriebskosten
der Prozesse auf allen relevanten Längen- und Zeitskalen, (iii)          pro Jahr in Mio. €:                    3
High-Throughput-Experimentation sowie (iv) Digital Catalysis.            Federführendes
4D-CAT verknüpft integrativ neueste Synthese- und Processing­            Helmholtz-Zentrum:                     HZB
technologien mit weltweit führenden Entwicklungen bei der                Weitere beteiligte
Charakterisierung und nutzt dabei das Potenzial computer­                Helmholtz-Zentren:                     FZJ, KIT
gestützter Methoden. Eine solch ganzheitliche Infrastruktur
existiert in Deutschland nicht und ist auch international einmalig.

                                                                                                                                   13
HPGL – HIGH POWER GRID LAB

          Kurzbeschreibung                                                  Strategische Bedeutung
          Elektrische Netze werden sich auf allen Spannungsebenen           Mit dem HPGL kann sich die Helmholtz-Gemeinschaft europa-
          mittel- und langfristig zu vermaschten Netzen entwickeln, die     weit an die Spitze solcher Testinfrastrukturen bringen. Dadurch
          von Leistungselektronik dominiert sind, und die gekennzeich-      wird die Sichtbarkeit von Helmholtz auf dem Gebiet der Tech-
          net sind durch eine dezentrale Erzeugung und Speicherung von      nologien, die für eine erfolgreiche Energiewende notwendig
          Energie sowie einem bidirektionalem Leistungsfluss. Für die       sind, nachhaltig gestärkt.
          Untersuchung des Systemverhaltens der dafür notwendigen
          elektrischen Betriebsmittel und deren Rückwirkungen auf die       Die wissenschaftliche Zielsetzung und Ausstattung des HPGL
          elektrischen Netze stellt das High Power Grid Lab (HPGL) eine     wird vom KIT und seinen Partnern auf Basis der Erkenntnisse
          europaweit einzigartige Forschungs- und Testinfrastruktur im      im Programm Energy System Design (ESD) geplant und ermög-
          Multi-MW-Bereich zur Verfügung. Durch die Kombination der         licht die Untersuchung neuartiger Netzbetriebsmittel im Um-
          Echtzeitsimulation und -regelung des Netzes mit der Untersu-      feld zukünftiger Netzstrukturen und Nutzungsszenarien. Mögli-
          chung von Netzbetriebsmitteln im Realbetrieb ermöglicht das       che Nutzer des HPGL sind neben Forschungseinrichtungen vor
          HPGL den Aufbau einer ganzheitlichen Power-Hardware-in-the-       allem Netzbetreiber und Hersteller von Netzbetriebsmitteln.
Energie

          Loop-(PHiL)-Testumgebung. In Verbindung mit dem Energy Lab
          2.0 ermöglicht sie so in idealer Weise die Erprobung von Tech-
          nologien für die Energiewende.

          Wissenschaftliche Bedeutung                                          Daten und Zahlen
          Ziel des HPGL ist die Erforschung des Systemverhaltens neu-          Akronym:                               HPGL
          artiger Netzbetriebsmittel (z.B. Stromrichter für DC-Netze) in
          deren möglichst realer Netzumgebung. Diese wird in Kopplung          Kategorie:                             A
          mit der Echtzeitsimulation im Energy Lab 2.0 emuliert. Im Ge-        Zeitraum der Realisierung:             2025 - 2030
          gensatz zu bereits existierenden oder geplanten Anlagen dieser
                                                                               Geschätzte Investition in Mio. €:      20
          Art soll dabei auch die Rückwirkung des Betriebsmittels auf das
          Netz präzise berücksichtigt werden. Nur dann sind realistische       Geschätzte Betriebskosten
          Aussagen möglich, ob alle Anforderungen an die Stabilität und        pro Jahr in Mio. €:                    1,5
          Resilienz des Gesamtsystems gewährleistet werden können.             Federführendes
          Das HPGL ermöglicht damit eine ganzheitliche Betrachtung der         Helmholtz-Zentrum:                     KIT
          Betriebsmittel – von deren Modellierung und Dimensionierung          Weitere beteiligte
          bis hin zum Test der Hardware in realistischen Szenarien.            Helmholtz-Zentren:                     Keine

          14
CERI2 – CENTER FOR RESOURCE PROCESS
INTENSIFICATION AND INTERFACE STUDIES

Kurzbeschreibung                                                   Strategische Bedeutung
In der Hightech-Strategie der Bundesregierung wie auch der         Mit der durch CeRI2 ermöglichten einzigartigen Kombination
Rohstoffinitiative der EU spielt die ressourceneffiziente Kreis-   von High-End-Messtechnik für Prozesse auf allen Längenska-
laufwirtschaft eine herausgehobene Rolle. Energieeffiziente        len, angewandt auf flexible, modulare Reaktoren bis zur Um-
Ressourcentechnologien sind hierfür ein Schlüsselelement;          setzung in den Pilotanlagen des HIF übernimmt das HZDR eine
ihre Weiterentwicklung ist jedoch mit großen Herausforderun-       strategisch führende Rolle in Europa und wird konkurrenz-
gen verknüpft. Vielfach werden turbulente Mehrphasenströ-          fähig zu großen australischen Initiativen. Die Position Sachsens
mungen für die Wertstoffgewinnung genutzt, die aufgrund ihres      als Rohstoffregion mit starken Partnern in Polen wird signifi-
hohen Feststoff- und Gasgehalts optisch intransparent und da-      kant gestärkt, Industriekooperationen werden nachhaltig aus-
mit einer Messung mit klassischen Techniken nicht zugänglich       gebaut und erweitert. Das seit 2019 vom HZDR koordinierte
sind. Zentrale Prozesse in solchen Mehrphasenströmungen            EU-Projekt „FineFuture“ zu Breakthrough-Konzepten bei der
wie das Anhaften von Wertstoff-Partikeln an Blasen sind daher      Feinpartikel-Flotation ist mit acht wissenschaftlichen und acht
nach wie vor weitgehend unverstanden. An beiden Problemen          Industriepartnern eine starke Basis für diesen Anspruch. CeRI2
setzt CeRI2 an. Es untersucht die für die Wertstoffgewinnung       verbindet Grundlagenforschung mit anwendungsorientierter

                                                                                                                                      Energie
relevanten mikro- und mesoskopischen Längenskalen von              Forschung und Industriekooperationen im Technikumsmaß-
Mehrphasenströmungen. Es entwickelt Messtechnik für diese          stab und stärkt so nachhaltig den Transfer in die Industrie.
Strömungen und Werkzeuge für die Intensivierung von Prozes-
sen. Für die Prozessoptimierung wird stark auf die Einbezie-
hung von Methoden der Künstlichen Intelligenz gesetzt.

Wissenschaftliche Bedeutung
Das Ziel besteht in der Entwicklung von energie- und ressour-
ceneffizienten Technologien zur Wertstoffgewinnung. Ressour-          Daten und Zahlen
centechnologien basieren auf einer enormen Bandbreite von             Akronym:                               CeRI2
komplexen physikalisch-chemischen Phänomenen. Die für die
Wertstoffgewinnung relevanten Prozesse erstrecken sich über           Kategorie:                             A
eine Längenskalenhierarchie von zehn Dekaden: von der Parti-          Zeitraum der Realisierung:             2026 - 2029
keloberfläche im Nanometer-Bereich, über die Mikrometerskala
                                                                      Geschätzte Investition in Mio. €:      16
charakteristischer Wirbel bis zur Meterskala industrieller Anla-
gen. Während die Infrastruktur FlexiPlant am Helmholtz-Institut       Geschätzte Betriebskosten
Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) sich auf die integrale       pro Jahr in Mio. €:                    0,3
Wertstoffgewinnung fokussiert, untersucht CeRI2 Schlüssel-            Federführendes
prozesse der Wertstoffgewinnung in turbulenten Mehrphasen-            Helmholtz-Zentrum:                     HZDR
strömungen auf mikro- und mesoskopischen Längenskalen. In             Weitere beteiligte
enger Zusammenarbeit mit dem HIF wird am HZDR damit eine              Helmholtz-Zentren:                     Keine
weltweit führende F&E-Kapazität mit vielen Industriekoopera-
tionen geschaffen.

                                                                                                                                15
ZRS – ZENTRUM FÜR RADIOÖKOLOGIE UND
          STRAHLENFORSCHUNG

          Kurzbeschreibung                                                  Strategische Bedeutung
          Kernanliegen der Radioökologie und Strahlenforschung sind die     Das ZRS eröffnet die Möglichkeit, ein wissenschaftliches Feld
          Erfassung, Erklärung und gesundheitsrelevante Bewertung der       von großer gesellschaftlicher Relevanz zu besetzen, welches bis-
          Effekte von Radionukliden auf biologische Prozessketten. Die      her in der Helmholtz-Gemeinschaft nicht vertreten ist. Interna-
          an Biomolekülen gewonnenen experimentellen Daten werden           tional ist eine Konkurrenzfähigkeit mit dem Studienzentrum für
          durch quantentheoretische Analysen mittels Molekulardyna-         Kernenergie SCK CEN in Belgien und dem französischen Institut
          mik komplementiert. Für noch komplexere Systeme, wie leben-       für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit IRNS erreichbar,
          de Organismen und mikrobielle Gemeinschaften, werden in-          womit Führungspositionen in Verbünden wie der European
          novative Kopplungstechniken benötigt, um Radionuklideffekte       Radioecology ALLIANCE möglich werden. Die zukunftsorien-
          auf deren Stoffwechsel zu quantifizieren. Das Immunsystem         tierten Arbeiten des ZRS sind unabhängig von der Reaktorsi-
          von Pflanzenzellen soll dabei als Modellsystem genutzt werden,    cherheits- oder Endlagerforschung und stellen eine Weiterent-
          um die Stressantworten von Zellen auf Radionuklide (zum Bei-      wicklung des Helmholtz-Programms NUSAFE dar. Forschung
          spiel Bildung von Metaboliten) auf molekularer und zellulärer     zur Auswirkung von Strahlung auf den Menschen und von frei-
          Ebene zu verstehen.                                               gesetzten Radionukliden auf die Umwelt, durch Bergbau, Geo-
Energie

                                                                            thermie oder Unfälle ist absolut notwendig und passt hervor-
          Wissenschaftliche Bedeutung                                       ragend zur Mission der Helmholtz-Gemeinschaft.
          Die Auswirkungen von Radionukliden (RN) auf die Umwelt
          werden bisher überwiegend mit statistischen Methoden unter-
          sucht. Das Zentrum für Radioökologie und Strahlenforschung
          (ZRS) soll das Thema dagegen über naturwissenschaftliche              Daten und Zahlen
          Grundlagenforschung erschließen und Prozesse auf moleku-              Akronym:                               ZRS
          larer und zellulärer Ebene aufklären. Die Aktivitäten der For-
          schungsbereiche Energie, Materie und Gesundheit am HZDR               Kategorie:                             A
          werden miteinander verbunden, inklusive aller radioaktiven            Zeitraum der Realisierung:             2027 - 2031ff
          Kontrollbereiche, S1-Labore und der Rossendorf Beamline an
                                                                                Geschätzte Investition in Mio. €:      28
          der ESRF. Zudem wird durch die angedachte, inhaltlich intensive
          Zusammenarbeit mit dem UFZ übergreifend wissenschaftliche             Geschätzte Betriebskosten
          Expertise aus den Bereichen ‚Erde und Umwelt’ und ‚Energie’           pro Jahr in Mio. €:                    2
          zusammengeführt. Dies macht die enormen Vorteile der Inter-           Federführendes
          disziplinarität des Zentrums und der Helmholtz-Gemeinschaft           Helmholtz-Zentrum:                     HZDR
          international sichtbar.                                               Weitere beteiligte
                                                                                Helmholtz-Zentren:                     Keine

          16
FLEXIPLANT – PILOTANLAGE ZUR ADAPTIVEN
AUFBEREITUNG KOMPLEXER ROHSTOFFE

Kurzbeschreibung                                                     Eigenschaften etc.) mit einer an den spezifischen Stoffstrom
Die Schließung von Stoffkreisläufen ist eine der großen ge-          ideal angepassten Weiterverarbeitung, ermöglicht eine weitge-
sellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit und die ent-         hend vollständige Rückgewinnung der am Lebensende in den
scheidende Voraussetzung für eine nachhaltige Kreislaufwirt-        Produkten enthaltenen Rohstoffe, insbesondere auch der Tech-
schaft (CE). Nur so können bereits absehbare Engpässe in der         nologiemetalle. Durch die vollautomatisierte Erfassung und
Rohstoffversorgung vermieden und der technologische Wandel           (Vor-)Sortierung der Wertstoffströme in der FlexiPlant bereits
(u. a. Elektromobilität, digitale Transformation) vorangetrieben     vor der Weiterverarbeitung beispielsweise im Technikum Me-
werden. Hierfür ist eine neue Generation adaptiver, flexibler        tallurgie sollen technologisch bedingte Verluste weitestgehend
und vor allem digitalisierter Aufbereitungsprozesse zu entwi-        vermieden und dadurch bis zu 90 % der bisherigen Rohstoffver-
ckeln, mittels derer es gelingt, alle enthaltenen Rohstoffe (u. a.   luste dem Stoffkreislauf wieder zugeführt werden.
Seltene Erden) auch aus komplexen Systemen energieeffizient
und funktionserhaltend, d. h. möglichst ohne Downcycling,            Strategische Bedeutung
zurückzugewinnen. Die zunehmende Komplexität der global              Als einzigartige digitalisierte Infrastruktur im Pilotmaßstab
erzeugten Stoffströme stellt dabei eine fundamentale Her-            wird FlexiPlant zukünftig ein globaler Anziehungspunkt für

                                                                                                                                      Energie
ausforderung für Ressourcentechnologie-Entwicklungen dar.            Kooperationspartner aus Wissenschaft und Wirtschaft sein.
FlexiPlant ist eine weltweit einmalige Forschungsplattform im        Die Forschungsinfrastruktur verfolgt damit direkt die gesell-
Pilotmaßstab (am Ende des Ausbaus bis TRL 6-9), mit der wis-         schaftspolitischen Vorgaben zum Klimaschutz und zur Energie-
senschaftliche Modelle, Methoden und Technologien für jed-           wende. Stichworte sind hier das Energieforschungsprogramm
weden Rohstoffstrom entwickelt und erprobt werden können.            der Bundesregierung sowie der Green Deal der EU, der eine
                                                                     ökologische Wende hin zur Klimaneutralität anstrebt.

Wissenschaftliche Bedeutung
Drei grundlegende Ziele definieren die wissenschaftliche Be-            Daten und Zahlen
deutung für FlexiPlant: a) Schließen der Stoffkreisläufe von
                                                                        Akronym:                              FlexiPlant
komplexen Rohstoffen, b) Maximierung der Energie- und
Ressourceneffizienz, c) Digitale Transformation der Rohstoff-           Kategorie:                            B
industrie und damit die drastische Reduzierung des derzeitigen          Zeitraum der Realisierung:            2024 - 2030
CO2-Fußabdruckes.
                                                                        Geschätzte Investition in Mio. €:     66,7

Um diese Ziele zu erreichen, ist ein Paradigmenwechsel in der           Geschätzte Betriebskosten
rohstoffverarbeitenden Industrie erforderlich. Der Weg führt            pro Jahr in Mio. €:                   2,2
weg von Prozessketten, die in einem einzigen Prozessopti-               Federführendes
mum variable Einsatzstoffe verarbeiten, hin zu flexiblen, auto-         Helmholtz-Zentrum:                    HZDR
matisierten und digitalisierten Aufbereitungstechnologien, die          Weitere beteiligte
jederzeit mit apparativen Neuentwicklungen ergänzt und ver-             Helmholtz-Zentren:                    Keine
schaltet werden können. Die Kombination einer genauen Roh-
stoffcharakterisierung (Form, Farbe, physikalisch-chemische

                                                                                                                                17
IFMIF-DONES – INTERNATIONAL FUSION
          MATERIALS IRRADIATION FACILITY -
          DEMO ORIENTED NEUTRON SOURCE
          Kurzbeschreibung                                                  Strategische Bedeutung
          IFMIF-DONES ist eine beschleunigerbasierte Neutronenquelle        Fusion als globales Element der Energiewende wird in inter-
          mit Intensitätsmaximum bei 14,1 MeV, also der Energie der         nationaler Kooperation vorangetrieben und in Helmholtz als
          bei der D-T-Fusion freigesetzten Neutronen. Sie wird der Prü-     Langfrist-Option verfolgt. Die EUROfusion-Roadmap sieht die
          fung, Validierung und Qualifizierung der im Neutronenfeld von     Inbetriebnahme eines DEMO-Kraftwerks bis 2050 vor, wobei
          Fusionsreaktoren zu verwendenden Werkstoffe dienen, von           die Qualifizierung unterschiedlicher Kraftwerksmaterialien bei
          Grundlagenuntersuchungen und der Bestätigung von Rechen-          fusionstypischen Bedingungen in IFMIF-DONES in den 2030er
          modellen bis hin zur Qualifizierung von Reaktormaterialien        Jahren die Grundvoraussetzung für ein genehmigungsfähiges
          für die nukleare Lizenzierung. IFMIF-DONES ist 2018 auf die       Kraftwerk schafft. KIT hat bei der Entwicklung von zentralen
          europäische ESFRI-Roadmap aufgenommen worden; Vorarbei-           Elementen wie u. a. der Testeinrichtungen essenzielle Beiträge
          ten mit EU-Förderung laufen bereits. Ab 2022 wird das Pro-        von hoher internationaler Sichtbarkeit für IFMIF-DONES geleis-
          jekt in Granada, Spanien realisiert werden. Es wird erstmals      tet, und verfügt über einzigartige Kompetenzen zur Nachunter-
          Strukturmaterialdaten unter anwendungsnahen Bedingungen           suchung und Qualifizierung neutronenexponierter Proben. Die
          für einen Fusionsdemonstrationsreaktor (DEMO) liefern und         Beteiligung an IFMIF-DONES soll den Zugriff auf solche Proben
Energie

          ist unabdingbare Voraussetzung für dessen Realisierung. Ein       und somit weiterhin die führende Rolle bei der Qualifizierung
          Konsortium, das als Rechtsperson für die Errichtung vor Ort       von neutronenresistenten Fusionsmaterialien sichern.
          verantwortlich sein wird, wurde am 09. Juni 2021 gegründet.

          Wissenschaftliche Bedeutung
          Das harte Spektrum von D-T-Fusionsneutronen (14,1 MeV im              Daten und Zahlen
          Vergleich zu
FSE – FORSCHUNGSSCHIFF FÜR ENERGIE­
SYSTEME

Kurzbeschreibung                                                    Strategische Bedeutung
Aufgebaut wird ein weltweit einmaliges Forschungsschiff für         Der CO2-Ausstoß der Schifffahrt soll nach europäischen Vor-
Energiesysteme (FSE), das der Demonstration und Erprobung           gaben bis 2050 auf die Hälfte des heutigen Wertes gesenkt
neuer Energiesysteme für maritime Anwendungen dient, inklu-         werden. Durch das Forschungsschiff erhalten das DLR und
sive deren Zertifizierung. Zusätzlich werden Sensoren und Ak-       externe Anwender die Möglichkeit ihre entwickelten energie-
toren installiert, die für die Entwicklung einer digitalen Steue-   effizienten Systeme zu testen und zu verifizieren. Dadurch
rung und für die Erprobung des autonomen Fahrens nutzbar            kann die Wertschöpfung bei Ausrüstern und Reedereien
sind. Die generierten Daten ermöglichen die Digitalisierung und     im deutschen Schiffsbau unterstützt werden. Die Entwick-
Visualisierung des Schiffsbetriebs. Abnormale Bedingungen           lung eines autonomen Betriebes soll die Verkehrssicherheit
können so schnell, sicher und kostengünstig erprobt werden.         auf dem Seeweg erhöhen. Das Schiff bietet zudem anderen
                                                                    Helmholtz-Zentren die Möglichkeit, Messtechnik für die Küs-
Das Schiff wird eine See-Zulassung im IMO Register haben.           ten- und Meeresforschung.
Ein dieselelektrischer Antrieb gewährleistet stets das sichere
Fahren. Das Forschungsschiff kann mehrere 20-Zoll Container

                                                                                                                                  Energie
in Querrichtung aufnehmen. Diese enthalten neu entwickelte
Elektrosysteme, die Energie als Ersatz der standardmäßigen             Daten und Zahlen
Energieversorgung des Schiffes liefern.                                Akronym:                            FSE

Wissenschaftliche Bedeutung                                            Kategorie:                          A
Um den CO2-Ausstoß des Schiffsverkehrs bis 2050 zu re-                 Zeitraum der Realisierung:          2021ff
duzieren und einen wesentlichen Beitrag zur Einhaltung der
                                                                       Geschätzte Investition in Mio. €:   36
weltweiten Klimaziele zu leisten, bedarf es der Entwicklung
alternativer Energiesysteme. International gibt es bislang kein        Geschätzte Betriebskosten
Forschungsschiff, auf dem unterschiedliche Brennstoffe und             pro Jahr in Mio. €:                 k. A.
Wandlersysteme für die Schifffahrt getestet werden können.             Federführendes
Um dies zu leisten ist Forschung und Entwicklung notwendig             Helmholtz-Zentrum:                  DLR
in den Bereichen                                                       Weitere beteiligte
• alternative Brennstoffe, sowie deren Handling,                       Helmholtz-Zentren:                  Keine
     Lagerung und Nutzung,
• Energiekonverter zur Stromerzeugung für
     elektrische Antriebe,
• Weiterentwicklung von Zwischenspeichern
     für einen optimierten Betrieb,
• verbesserte Medienversorgungen mit Wärme,
     Kälte und Strom,
• Sicherheitskonzepte für die Zulassungsfähigkeit.

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