HESSEN natürlich Frühling 2023 - Vogel des Jahres 2023 - Frühling 2023

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HESSEN natürlich Frühling 2023 - Vogel des Jahres 2023 - Frühling 2023
HESSEN natürlich
Landesverband Hessen

                       Frühling 2023

       Vogel
     des Jahres
       2023
HESSEN natürlich Frühling 2023 - Vogel des Jahres 2023 - Frühling 2023
2 | THEMA

Braunkehlchen – Vogel des Jahres
                                                        Liebe Mitglieder, liebe Freund*innen        massivem Düngereinsatz kaum noch die
                                                        des NABU Hessen,                            Rede sein. Eine Ökologisierung unserer
                                                                                                    Landwirtschaft ist dringend geboten.
                                                        in den 1950er Jahren steht in der Vogel-    Doch es gibt Anlass zur Hoffnung. Die
                                                        fauna Hessens von Gebhardt und Sunkel       Verschärfung der Düngeverordnung steht
                                                        zum Braunkehlchen noch lapidar: „Es ist     bevor, der Runde Tisch Landwirtschaft
                                                        im ganzen Lande verbreitet und bekannt.“    und Naturschutz in Hessen hat mit un-
                                                        Das für einzelne Landesteile näher aus-     serer Beteiligung 15% Biotopverbundflä-
                                                        zuführen, hielt man damals offenbar für     chen, eine Reduktion der Pflanzenschutz-
                                                        unnötig. So ändern sich die Zeiten. Dass    mittel um 30% bis 2030 und die Einfüh-
                                                        das Braunkehlchen inzwischen so selten      rung flächendeckender Biodiversitätsbe-
                                                        geworden ist und Südhessen bis auf weni-    ratung für Landwirte beschlossen. Eini-
                                                        ge Vorkommen ganz geräumt hat, ver-         ges wird sich im neuen hessischen Natur-
                                                        wundert nicht. Wo soll ein Vogel noch       schutzgesetz wiederfinden. Ob aus Wor-
                                                        überleben, der auf Insektennahrung an-      ten Taten folgen, muss sich zeigen. Pa-
                                                        gewiesen ist, der lockere Vegetation und    pier ist geduldig, wie der Volksmund
                                        S. Winkelhaus

                                                        Saumstrukturen braucht, der einzelne        weiß. Immerhin können wir alle auch
                                                        Büsche, Stauden oder Weidezäune als         etwas dazu beitragen. Tun Sie Gutes für
                                                        Singwarten benötigt?                        sich und die Natur, indem Sie Nahrungs-
                                                                                                    mittel aus biologischem Anbau kaufen.
                                                        Es bleiben in der Ackerlandschaft immer     Auch das kann helfen.
                                                        weniger Strukturen übrig, der gravieren-
                                                        de Insektenrückgang ist allgemein be-       Ihr Gerhard Eppler
                                                        kannt, von lückiger Vegetation kann bei     NABU-Landesvorsitzender

Hilfe für Braunkehlchen und Wiesenpieper
NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe schützt Lebensräume für Wiesenvögel

D
         ie NABU-Stiftung Hessisches Na-                sen. Die Altgrastreifen schaffen Struktu-
         turerbe setzt sich schon seit mehr             ren mit Ansitzwarten für das Braunkehl-
         als zehn Jahren für den Schutz                 chen und Rückzugsmöglichkeiten für
des Braunkehlchens und anderer bedroh-                  die Tierwelt. Die landwirtschaftlichen
ter Wiesenvögel im Vogelsberg ein. Im                   Maßnahmen werden über Vertragsnatur-
Mittelpunkt steht dabei das „Wiesenbrü-                 schutz-Programme finanziell gefördert.
terprojekt“ entlang der Lüderaue und des                Regelmäßige Pflegemaßnahmen in der
Waaggrabens. Mit im Boot sind der NABU-                 Aue ergänzen die Schutzbemühungen. So
Kreisverband Vogelsberg, die zuständi-                  wurden im letzten Winter entlang der
gen Kreisbehörden, das Naturschutzgroß-                 Lüder Gehölze entfernt, um den offenen
projekt Vogelsberg sowie mehreren Land-                 Charakter zu erhalten.
nutzer und Ehrenamtler.                                     Alle Pflegemaßnahmen werden fach-
                                                        lich begleitet. Dazu gehört auch ein re-
Artenreiche Wiesen . Besonderes Augen-                  gelmäßiges Monitoring der Vogelbestän-
merk liegt auf Schutzmaßnahmen für                      de, um das Gebietsmanagement zu op-
das Braunkehlchen. Dafür werden die                     timieren und die Wiesen bestmöglich
32 Hektar artenreiches Grünland spät                    zu entwickeln. Und das mit Erfolg: Auf-
gemäht und ohne den Einsatz von Dün-                    grund der Hilfsmaßnahmen konnten in
gemitteln bewirtschaftet. Außerdem                      den Auenbereichen der Lüder und am
                                                                                                    M. Sommerhage

konnten viele der Landnutzer motiviert                  Waaggraben in den letzten Jahren regel-
werden, mehrjährige Altgras- und Bra-                   mäßig 15 Brutpaare des Braunkehlchens
chestreifen in den Wiesen stehen zu las-                gezählt werden. (Dina Schmidt)

Frühling 2023                                                                                                                 HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Frühling 2023 - Vogel des Jahres 2023 - Frühling 2023
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                                                                     M. Sommerhage
N. Flügel

Charaktervogel unserer Wiesen
Auf Hessens Grünland sind immer weniger Braunkehlchen zu Hause

D
         ie Wahl des Braunkehlchens           stellung‘ ein und versucht so, sich unsicht-   Immer weniger Brutpaare . In Hessen kam
         zum Vogel des Jahres 2023 ist        bar zu machen. Da es sich von Insekten,        das Braunkehlchen in den 1950iger Jah-
         für den NABU Hessen ein echtes       Spinnen und Würmern ernährt, braucht           ren mit über 1.000 Brutpaaren noch vie-
Geschenk. „Mit der Kür zum Jahresvogel        es zum Überleben insektenreiches Grün-         lerorts vor, heute sind es gerade einmal
wird dem gefährdeten Sänger endlich die       land. Im Spätsommer gehören auch Bee-          350, die vor allem in den Landkreisen
Aufmerksamkeit gewidmet, die er bei           ren zum Nahrungsspektrum.                      Lahn-Dill, Marburg-Biedenkopf und Vo-
uns dringend braucht“, freut sich Maik                                                       gelsberg leben. Die meisten Braunkehl-
Sommerhage, NABU-Fachexperte Vogel-           Intensive Landwirtschaft . Der kleine Sing-    chen lassen sich mit ca. 260 Revieren im
schutz, der den kleinen Wiesenvogel seit      vogel ist ein Langstreckenzieher und ver-      Lahn-Dill-Bergland finden, in Marburg-
langem ins Herz geschlossen hat.              bringt den Winter mehr als 5.000 Kilo-         Biedenkopf sind es 30. Einige der 50 Vo-
                                              meter von Deutschland entfernt südlich         gelsberger Braunkehlchen-Paare ziehen
Blütenreiche Wiesen . Das Braunkehlchen       der Sahara. Im April kommt das Braun-          ihre Jungen größtenteils in Schutzgebie-
ist 12 bis 14 Zentimeter groß und zeich-      kehlchen wieder zurück. Bei uns ange-          ten der NABU-Stiftung Hessisches Natur-
net sich durch eine braun-orange Brust        kommen, sucht es auf feuchten Wiesen           erbe groß. Weitere Brutgebiete sind die
und Kehle aus. Wegen seines weißen Au-        und Brachen nach geeigneten Stellen            Stiftungsflächen in der Ederaue bei Ren-
genstreifs wird es auch „Wiesenclown“         für das Anlegen der Bodennester. Durch         nertehausen und im Ohmbecken.
genannt. Wenn es in die Luft fliegt, blitzt   die intensive Landwirtschaft sind seine
seine weiße Schwanzbasis auf. Der bevor-      Lebensräume immer seltener geworden.           Hilfe für das Braunkehlchen . Helfen kann
zugte Lebensraum des kleinen Wiesen-          Aber auch die Klimaerwärmung bereitet          man dem Braunkehlchen im Alltag, in-
vogels, der seine Nester am Boden anlegt,     dem kleinen Wiesenbrüter Probleme.             dem man beim Einkauf auf regionale,
sind feuchte, blüten- und insektenreiche      Heute findet man das Braunkehlchen in          ökologisch produzierte Lebensmittel zu-
Wiesen, Brachen und Feldränder. Sie soll-     Hessen fast nur noch im höheren Berg-          rückgreift. Damit unterstützt man die
ten mit Büschen, hohen Stauden oder           land, wo es auch im warmen Sommer              fortschrittlichen Bauern, denen eine nach-
Zaunpfählen ausgestattet sein, die als        genug Feuchtigkeit gibt. In den tieferen       haltige Landwirtschaft mit einer großen
Sing- und Ansitzwarte dienen. Das Braun-      Lagen ist es kaum noch anzutreffen. Auf-       Artenvielfalt am Herzen liegt. Eine weite-
kehlchen hat eine besondere Strategie,        grund des starken Rückgangs der Bestän-        re Möglichkeit ist es, der NABU-Stiftung
um sich vor Fressfeinden zu schützen.         de steht das Braunkehlchen, das zu den         Hessisches Naturerbe beim Schutz des
Wenn ein Greifvogel am Himmel auf-            Klimaverlierern gerechnet wird, auf der        Braunkehlchens mit einer Spende unter
taucht, nimmt es eine regungslose ,Pfahl-     Roten Liste der gefährdeten Arten.             die Arme zu greifen. (bl)

HESSEN natürlich                                                                                                          Frühling 2023
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Braunkehlchen weichen auf Blühstreifen aus
NABU Marburg-Biedenkopf kümmert sich um den Schutz des Wiesenvogels

                                                   ren Lagen des Gladenbacher Berglandes        im Landkreis angelegt werden. Marburg-
                                                   zurückgezogen. Braunkehlchen-Expertin        Biedenkopf hat hier eine Vorreiterrolle in
                                                   Viola Wege vom NABU-Kreisverband             Hessen bei der Umsetzung dieser HALM-
                                                   kümmert sich im Auftrag der hessischen       Maßnahme. 600 Hektar waren es 2020,
                                                   Vogelschutzwarte schon seit Jahren um        sechs Prozent der Ackerfläche im Kreis.
                                                   den Wiesenbrüter im Landkreis. Trotz         Besonders wichtig sind mehrjährige Blüh-
                                                   intensiver und sehr guter Zusammenar-        flächen, die mit ihren Karden und Kratz-
                                                   beit mit dem Amt für ländlichen Raum,        disteln Sitzwarten den Vögeln bieten
                                                   der Unteren Naturschutzbehörde, der          und ein reiches Angebot an Insekten auf-
                                                   NABU-Gruppe Lixfeld und den Landwir-         weisen. Gerade größere Flächen in der
                                                   ten vor Ort greifen die Schutzmaßnah-        offenen Landschaft, die mindestens drei
                                                   men nicht in der erhofften Art und Wei-      Jahre alt sind, eignen sich besonders.
                                                   se. Obwohl Altgrasstreifen und ein aus-
                                                   reichendes Angebot an Sing- und Jagd-        Mehrjährige Blühstreifen . Diese struktur-
                                                   warten zur Verfügung gestellt wurden,        reichen Flächen sollten anschließen an
                                       A. Trepte

                                                   kehrten die Braunkehlchen nicht in die       die extensive genutzten Bruthabitate des
                                                   angestammten Brutgebiete zurück.             Braunkehlchens. In ihnen hat sich eine
                                                                                                artenreiche Wirbellosenfauna entwickelt

D
         er bundesweite Abwärtstrend               Kleiner Hoffnungstrend . Seit drei Jahren    und der dichte Aufwuchs bietet Schutz
         beim Braunkehlchen macht                  jedoch beobachtet Viola Wege eine, wenn      vor Prädatoren, aber auch Hunden, Mäh-
         auch im Landkreis Marburg Bie-            auch kleine, Trendwende, die ein wenig       balken und dem Freizeitdruck des Men-
denkopf nicht halt. War das Braunkehl-             Hoffnung aufkeimen lässt. Völlig uner-       schen. Leider sind die Maßnahmen zeit-
chen bis in die 1980er Jahre noch in den           wartet haben die Vögel das Bruthabitat       lich begrenzt und laufen gerade jetzt aus.
Wiesen des Landkreises eine verbreitete            gewechselt. Sie weichen aus in mehrjäh-      Hoffen wir, dass der kleine Lichtblick
Art, hat es sich immer mehr in die höhe-           rige Blühstreifen, die seit 2017 verstärkt   nicht wieder erlischt. (Andreas Trepte)

Weniger Brutverluste durch extensive Mahd
NABU Lahn-Dill unterstützt Hilfsmaßnahmen für das Braunkehlchen

D
          ie höchste Anzahl an Brutpaa-            feld verantwortlich gemacht. Zu vermu-       beteiligten, darunter an vorderster Stelle
          ren des Braunkehlchens in Hes-           ten ist aber auch eine erhebliche Auswir-    die Landschaftspflegevereinigung Lahn-
          sen kommt im Lahn-Dill-Kreis             kung des Klimawandels und dessen Ein-        Dill. Unter der Leitung von Franziska
vor. Sie konzentriert sich dort unter an-          fluss auf die Vegetation, das Verschwin-     Schmidt wurde im Jahr 2022 eine weite-
derem auf die drei Vogelschutzgebiete              den von Feuchtstandorten und die Ab-         re Bestandsaufnahme durchgeführt. Die
Hauberge bei Haiger, Hoher Westerwald              nahme der Insekten.                          Vogelzähler stellten dabei eine relativ ho-
und Wiesentäler um Hohenahr und die                    Aus dem Kreisgebiet südlich der Lahn     he Anzahl von 263 Revieren fest. Ein Jahr
Aartalsperre. Nachdem 1987 noch 442                (Taunus) und dem Lahntal ist das Braun-      zuvor wurden 242 Reviere registriert.
Reviere im Kreisgebiet festgestellt wer-           kehlchen mittlerweile ganz verschwun-
den konnten, waren es 2002 lediglich 256           den. Auch in den niedrig gelegenen Städ-     Weniger Mahdverluste . Schutzmaßnah-
Reviere. Eine Bestandserhebung in 2019             ten und Gemeinden des Westerwaldes           men wie Gehölzentfernungen, Erhaltung
ergab dann nur noch 186 Reviere.                   sind die ehemaligen Brutplätze verwaist.     von Altgrasbeständen, spätere Mahden
                                                   Nicht umsonst zählt die HLNUG das            in den Brutgebieten sowie das Installie-
Intensive Bewirtschaftung . Als Hauptur-           Braunkehlchen zu den Klimaverlierern.        ren von Ansitzwarten hatten also bereits
sache für den Rückgang der Population                                                           Wirkung gezeigt. So reduzierten sich Ver-
wird vor allem die Intensivierung der              Erfolgreiche Schutzmaßnahmen . Schon         luste durch Mahd um etwa ein Drittel.
Grünlandbewirtschaftung wie häufige                2016 wurden unter der Federführung der       Gleichzeitig kollidierten diese Maßnah-
Mahd, Einsatz von Düngemitteln, darun-             HGON Schutzmaßnahmen für das Braun-          men aber mit anderen Naturschutzzielen,
ter auch Gülle sowie Grünlandumbruch               kehlchen im Lahn-Dill-Kreis eingeleitet,     was auch zukünftig immer wieder zu
und der Einsatz von Pestiziden im Um-              an denen sich verschiedene Institutionen     Diskussionen führen wird. (Walter Veit)

Frühling 2023                                                                                                               HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Frühling 2023 - Vogel des Jahres 2023 - Frühling 2023
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Trockenster Sommer seit Wetteraufzeichnung
NABU Waldeck-Frankenberg sorgt sich um Wasservögel an der Eder

I
     m trockensten Sommer in der Eder-       Einzugsbereich gesehen wie in diesem
     region seit Beginn der Wetterauf-       Jahr, berichtet er. Es werde dauern, bis
     zeichnungen hatte der Edersee An-       eine Er holung auf den vorherigen Stand
fang September nur noch einen Füllstand      der Gewässer-Natur erreicht sein wird.
von 13 Prozent. Sehr viele Bäche waren       Als Beispiele für diesen Einbruch im Öko-
total ausgetrocknet. Selbst die Eder führ-   system der Eder mit ihren Seitenbächen
te so wenig Wasser, dass Geröllbänke lan-    weist er auf den Bestand der Wasseram-
ge Zeit trocken lagen. Dazu kam, dass im     seln hin. Diese ernähren sich vorwiegend
Oberen Edertal Wasser aus der Eder an        von kleinem Getier unter Wasser wie
einer Stelle fast komplett in einen Mühl-    kleine Krebse, kleine Fische und vor al-
graben abgeleitet wurde und dadurch die      lem von Wasserinsekten.
Eder auf einer weiten Strecke nur noch
ein schmales Bächlein war. Selbst die Kol-   Fehlende Vogelnahrung . All dieses Leben

                                                                                         G. Kalden
ke als Rückzugsmöglichkeiten für Was-        erlosch im Sommer 2022 auf weiten Stre-
serlebewesen waren ausgetrocknet.            cken der Bäche gänzlich. Entsprechende
                                             Bestandsrückgänge durch das Austrock-
Auswirkungen auf die Tierwelt . Nach ei-     nen der Fließgewässer trifft die auf Nah-   amsel im Landkreis Waldeck-Franken-
ner Analyse des NABU-Kreisvorsitzenden       rung aus den Gewässern angewiesenen         berg gefunden. Heinz-Günther Schneider
Heinz-Günther Schneider brachte der          Vogelarten – neben der Wasseramsel et-      ist der Auffassung, dass es viele Jahre
trockene Sommer einen langfristigen          wa den Graureiher, den Silberreiher, den    dauern werde, bis der alte ökologische
Einbruch. Er habe in über 45 Jahren Kon-     Eisvogel und den seltenen Schwarzstorch.    Zustand der von der Dürre betroffenen
trollgängen bezüglich der Wasseramsel        In Folge der Trockenheit wurden bereits     Gewässer wieder erreicht sein wird. So
noch nie so viele und gleichzeitig voll-     im Sommer abgebrochene Bruten und           lange sei mit einer Verarmung der Vogel-
ständig ausgetrocknete Bäche im Eder-        verhungerte Jungvögel bei der Wasser-       fauna zu rechnen. (Gerhard Kalden)

Paradies für seltene Tiere und Pflanzen
NABU Altenhasungen entwickelt neue Blühwiese für die Artenvielfalt
P. Priller

                                             P. Priller

                                                                                         P. Priller

Ü
          berall in Hessen geht die Anzahl   Neuer Magerrasen . Dazu wurde zunächst      sen der Hardt könnten, so die Hoffnung,
          von ökologisch wertvollen Flä-     das dichte Altgras gemäht und von der       dort lebende Arten einwandern. Die Er-
          chen zurück. Der NABU Alten-       Fläche entfernt, um diese auszuhagern.      folgschancen dieser Initiative sind also
hasungen will diesem Trend entgegen-         Ein aufkommender dichter Heckenstrei-       recht gut, zumal sich der Besitzer der Flä-
wirken. So versuchen die NABU-Aktiven,       fen wurde mit Motorsensen entfernt, wo-     che mit den NABU-Zielen identifiziert
ein seit vielen Jahren ungenutztes und       bei einige „Inseln“ als Ansitzmöglichkei-   und bei der Realisierung kräftig mithilft.
daher stark verbuschtes und mit verfilz-     ten für Vögel stehengelassen wurden. In     So ist zu hoffen, dass sich die wenigen
tem Gras bewachsenes Grundstück im           Zukunft soll die Fläche durch die Bewei-    verbliebenen Magerrasenpflanzen wieder
Nachbarort Nothfelden zu einem Kalk-         dung mit Schafen auf Dauer offengehal-      rasch ausbreiten und eine vielfältige Flo-
Magerrasen zu entwickeln.                    ten werden. Vom benachbarten Magerra-       ra und Fauna entsteht. (Peter Priller)

HESSEN natürlich                                                                                                       Frühling 2023
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Friedberger Bohnapfel und andere alte Sorten
NABU Bad Nauheim organisiert große Pflanzaktion für Streuobstfreunde

                                                                     obstwiesen zu ei-    falt. Für die Pflanzaktion wurden drei-
                                                                     nem sehr günsti-     ßig verschiedene Apfelsorten geordert,
                                                                     gen Preis zu be-     darunter allgemein bekannte wie Gold-
                                                                     ziehen. Ebenso       parmäne und Boskoop und seltenere wie
                                                                     pflanzt der NABU     die hessischen Lokalsorten Allendorfer
                                                                     Bad Nauheim jähr-    Rosenapfel, Ausbacher Roter und Dorhei-
                                                                     lich mehrere Obst-   mer Streifling; außerdem zwei Birnen-
                                                                     bäume auf den        sorten und vier verschiedene Steinobst-
                                                                     von ihm betreu-      sorten sowie ein Walnussbaum und ein
                                                                     ten Streuobstwie-    Speierling.
                                                                     sen in vorhandene
                                                                     Lücken oder als      Regionale Obstsorten . Die bisher gut 130
                                                                     Ersatz für abgän-    Apfelsorten auf den NABU-Pflegeflächen
                                                                     gige Altbäume,       wurden durch weitere alte und seltene
                                                              M. Franz

                                                                     um so den Bestand    (Lokal-)Sorten wie zwei Friedberger Bohn-
                                                                      zu erhalten und     äpfel, Gelber Bellefleur und Spätblühen-

A
       uch in 2022 fand wieder die jähr-      zu verjüngen. Um dem Verschwinden der       der Taffetapfel ergänzt. Beim Friedberger
       liche Obstbaum-Pflanzaktion des        wertvollen Streuobstwiesen aus der Land-    Bohnapfel handelt es sich um die von der
       NABU Bad Nauheim statt. Dabei          schaft etwas entgegen zu setzen, führt      Landesgruppe Hessen des Pomologen-
haben Eigentümer oder Pächter von Obst-       der NABU Bad Nauheim seit drei Jahr-        Vereins gewählte „Hessische Lokalsorte
wiesen in den örtlichen Gemarkungen           zehnten die Pflanzaktion durch.             des Jahres 2022“, für die der NABU Bad
die Möglichkeit, im Rahmen einer von             Mit dem Angebot zahlreicher alter        Nauheim Kooperationspartner ist. Er ist
der Stadt bezuschussten Sammelbestel-         und erhaltenswerter (Regional-)Obstsor-     eine der vitalsten und wüchsigsten Streu-
lung hochstämmige Obstbäume zur Nach-         ten leistet man einen Beitrag zum Erhalt    obstsorten für die Saft- und Apfelwein-
pflanzung in oder Neuanlage von Streu-        der genetischen und der Obstsorten-Viel-    herstellung. (Mirko Franz)

Gruselige und witzige Schnitzkunstwerke
NABU Bindsachsen veranstaltet kreatives Kürbisschnitzen für Kinder

I
     m Herbst gehört das Kürbis-Schnit-
     zen der NABU-Gruppe Bindsachsen
     für die Kinder und Jugendlichen ein-
fach dazu. An der Vogelschutzhütte tra-
fen sich bei schönem Wetter etliche Mäd-
chen und Jungen und hatten die „oran-
gen Riesen“ im Gepäck. Jugendleiter
Steffen Baumgart sowie Britta Groth und
Christel Cordes, die Vorlagen für schau-
rig-schöne Fratzen vorbereitet hatte, leis-
teten bei den Schnitzarbeiten Hilfestel-
lung. Nachdem die Gesichter aufgemalt,
der Deckel vom Kürbis entfernt und das
Fruchtfleisch ausgehöhlt waren, wurden
die Augen und der Mund ausgeschnitzt.
So entstanden, je nach Geschmack, gru-
selige oder witzige Kunstwerke. Diese
schmückten dann mit einer Kerze im In-
                                              C. Cordes

neren zu Halloween den Treppen- oder
Eingangsbereich. (Britta Groth)

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Biotopschutz auf verwilderten Baugrundstücken
NABU Fuldatal setzt sich für mehr Artenschutz im Siedlungsbereich ein

A
        m Häuschensberg in Fuldatal-         solch ein Biotop, da es einer genehmigten
        Rothwesten gibt es so manche Na-     Baumaßnahme weichen muss.
        turoasen, in denen sich zwischen
wild wachsenden Brombeer- und ande-          Schutzfristen einhalten . Um ein größeres
ren Sträuchern auch alte Obstbestände        Übel abzuwenden, wurden deshalb am
befinden. Seit vielen Jahren existierte      Häuschensberg der NABU und andere Um-
eine brachliegende, sich selbst überlasse-   weltverbände, die Igelstation in Kassel
ne Naturlandschaft, die vielen Tieren ein    und die UNB zur Unterstützung einge-
geborgenes Umfeld garantiert. Nicht nur      schaltet. So wurde der Bauherr auf die
Insekten fühlen sich hier wohl, auch Igel,   Einhaltung der gesetzlichen Schutzfrist
Füchse, Rehe, Amphibien, Schmetterlin-       zwischen dem 1. März und dem 30. Sep-
ge, Blindschleichen, Eichhörnchen und        tember hingewiesen. Die Schutzfrist wur-
andere Wildtiere sind nicht nur in der       de vom Bauherrn zwar eingehalten, die
Dämmerung unterwegs. Vogelarten wie          Rodungsarbeiten erfolgten dann aber
Kleiber, Buntspecht, Goldammer, Dom-         überraschend so unmittelbar nach Ab-
pfaff, Kleiber, Eichelhäher, Buchfink und    lauf, dass es leider nicht mehr möglich
Rotkehlchen fühlen sich im alten Baum-       war, ins Gespräch zu kommen und Hilfe-
bestand wohl. Selbst Zwergfledermäuse        stellung anzubieten. Um so etwas in Zu-
halten in der Dämmerung Ausschau nach        kunft zu vermeiden, sollte es im Vorfeld
Insekten. Solch ein kleines Tierparadies     auch bei unbebauten Baugrundstücken,
gerät dann in Gefahr, wenn ein Bauvor-       die zwischenzeitlich verwildert sind, eine
haben geplant, genehmigt und umgesetzt       verpflichtende artenschutzrechtliche Po-
                                                                                           G. Lerch

wird. Über Nacht verschwindet dann           tentzialanalyse geben. (Gerlinde Lerch)

Märchenwelt für Schleiereule und Mauersegler
NABU-Kreisverband Groß-Gerau baut Nisthilfen an altem Trafoturm

I
    m letzten Jahr kam die Idee auf, ei-
    nen alten ungenutzten Trafoturm
    für den Naturschutz umzubauen. Das
Überlandwerk stellte dem NABU-Kreis-
verband Groß-Gerau einen alten Turm
in Riedstadt-Crumstadt zur Verfügung
und so konnten die NABU-Aktiven schon
bald loslegen. In mehreren Arbeitseinsät-
zen wurden eine Schleiereulenkiste im
Turm und Mauerseglerkästen unter der
                                             I. Linke

                                                                                           I. Linke

Dachtraufe angebracht.

Quartiere für Fledermäuse . Dazu kamen       Graffitikünstler in Aktion . Um alle Pläne    ten die NABU-Aktiven den Graffitikünst-
Fledermauskästen an allen vier Außen-        umsetzen zu können, suchten die Natur-        ler Chris Krause gewinnen, der den Turm
seiten und im Inneren des Turmes, so         schützer nach Unterstützung. Die Firma        in einen wunderschönen, verwunsche-
dass die Fledertiere je nach klimatischem    Gerüstbau Schimmer aus Weiterstadt            nen Märchenwald verwandelte.
Bedarf das jeweils passende Quartier aus-    stellte ihnen das Gerüst kostenlos zur Ver-       In mehr als zwanzig Stunden wurde
wählen können. Auf dem Gelände wer-          fügung, zudem gab es eine Privatspende        aus dem unschönen grauen Betonturm
den außerdem noch eine Eidechsenburg         von 300,- Euro und einen Zuschuss für         ein echter Hingucker und Aushänge-
errichtet und Schwalbennester montiert.      Nisthilfen aus Lotto-Tronc-Mitteln des        schild für den NABU-Kreisverband Groß-
Auch für den Waldkauz und Eichhörn-          hessischen Umweltministeriums. Zur            Gerau, das vielen Spaziergängern positiv
chen soll es Nistmöglichkeiten geben.        Krönung des Artenschutz-Projektes konn-       ins Auge fällt. (Ilka Linke)

HESSEN natürlich                                                                                                       Frühling 2023
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Quartiere und Blumenbeete für Nachtschwärmer
NABU Main-Kinzig unterstützt Brüder-Grimm-Schule beim Fledermausschutz

                                                                      on „Fledermausfreund-      bereits im Mai mit Annette und Axel
                                                                      liches Haus“ leistet die   Schmitt und mit der NABU-Gruppe Stein-
                                                                      Schule einen wichtigen     heim. Man traf sich auf dem Schulhof
                                                                      Beitrag zum heimischen     und konnte dort mit einem Fledermaus-
                                                                      Fledermausschutz.          detektor bereits die Aktivität der Zwerg-
                                                                                                 fledermaus feststellen. Dies freute die
                                                               Fledermauskästen . Die            Schulgemeinde sehr und bestärkte sie
                                                               „Fledermaus-Projektta-            darin, den Tieren neue Quartiermöglich-
                                                               ge“ fanden Anfang No-             keiten zu schaffen.
                                                               vember statt. In dieser
                                                               Zeit beschäftigten sich           Schuleigenes Fledermausbeet . Die meis-
                                                               alle Schüler*innen der            ten Fledermausarten sind auf die Hilfe
                                                               Grundschule mit Fle-              des Menschen angewiesen, da sie unter
                                                         A. Schmitt

                                                               dermäusen, um etwas               Lebensraumverlust und Insektenvernich-
                                                               zum Schutz, zur Erhal-            tung leiden. Unterschlupfmöglichkeiten
                                                               tung und zur Auf klä-             wie zum Beispiel Baumhöhlen oder alte

S
       chon früh im Jahr 2022 began-         rung dieser Tierart beizutragen. Viele              Dachgiebel werden seltener – besonders
       nen die ersten Initiativen für ein    Fledermauskästen wurden von den Kin-                im Stadtraum. Um die Nachhaltigkeit
       nachhaltiges Projekt zum Fleder-      dern der vierten Klassen gebaut und die-            des Fledermaus-Projekts zu gewährleis-
mausschutz an der Brüder-Grimm-Schule        se dann auf dem Schulgelände angebracht.            ten, wird im Frühjahr darum wieder das
in Hanau. Im Mai konnten Fledermäuse         Dabei wurden sie vom NABU Main-Kin-                 schuleigene „Fledermaus-Beet“ gepflegt.
nachgewiesen werden und im November          zig unterstützt, damit die Kästen an den            Dort sollen Pflanzen wachsen, die durch
wurden Quartiere ausgebracht. Mit Ihrer      richtigen Orten befestigt werden. Die Zu-           ihren Duft Nachtfalter anlocken und da-
Teilnahme an der bekannten NABU-Akti-        sammenarbeit mit dem NABU begann                    mit gute Nahrung bieten. (Axel Schmitt)

Apfelsaftpressen mit kleinen Naturfreunden
NABU Solz veranstaltet lebendigen Streuobsttag für örtlichen Kindergarten

R
        rund um die Bedeutung des Ap-
        fels für uns Menschen drehte sich
        alles beim Streuobsttag des NABU
Solz für den örtlichen Kindergarten im
Herbst. Zuerst erzählte Christian Richter
den Mädchen und Jungen, wie die Süße
in den Apfel kommt. Dann ging es in die
Praxis: Die Kinder konnten beim Apfel-
saftpressen aus heimischen Früchten mit
                                             L. Stiben

                                                                                                 L. Stiben

anpacken. Christoph Stockmeyer und
Berthold Brandau zeigten ihnen, welche
einzelnen Arbeitsschritte nötig sind, um
den köstlichen Saft zu gewinnen. Dazu
hatten die NABU-Aktiven eine anschau-
liche „Apfel-Wasch- und Zerkleinerungs-
straße“ angelegt. Nun galt es, Äpfel zu
säubern, zu schreddern und so fest zu
pressen, dass der Saft in einen bereitste-
henden Bottich floss. Als Belohnung gab
es am Ende frischen, lecken Apfelsaft aus
                                             L. Stiben

                                                                                                 L. Stiben

der Region für alle. (Dieter Gothe)

Frühling 2023                                                                                                              HESSEN natürlich
HESSEN natürlich Frühling 2023 - Vogel des Jahres 2023 - Frühling 2023
VOR ORT | 9

Eine Eiche als Geschenk zum 90. Jubiläum
NABU Kaufungen blickt auf eine erfolgreiche Naturschutzarbeit zurück

M
            it einer Festveranstaltung am 5.
            November 2022 im Bürgerhaus
            von Oberkaufungen feierte der
NABU Kaufungen sein 90jähriges Beste-
hen. Dafür war der große Saal festlich
hergerichtet und eine umfangreiche Aus-
stellung mit Infotafeln über Themen im
Natur- und Umweltschutz aufgebaut wor-
den. Zuvor war das Info-Zentrum der
NABU-Gruppe am Steinertsee für Besu-
cher geöffnet. Kaffee und Kuchen wur-
den angeboten, ebenso Spiele für Kinder.
                                               N. Ohm-Hansen

Zahlreiche Mitglieder und Gäste, so auch
die Stellv. Landesvorsitzende Stefanie Stü-
ber, sahen die neu gestalteten Räume mit
informierenden Bildtafeln und Ausstel-
lungsobjekten.                                 felden, Silvia Eckel. Stefanie Stüber vom     liehen. Treuenadeln erhielten Peter Vese-
                                               NABU-Landesvorstand lobte die vielfälti-      ly für 40-jährige und Familie Lange für
Großer Festakt . Der festliche Teil begann     ge Arbeit der NABU-Aktiven. Der NABU-         30-jährige Vereinszugehörigkeit. Für sei-
mit der Begrüßung und Vorstellung der          Kreisvorsitzende Markus Dietrich wies auf     ne über 30-jährige Vorstandstätigkeit wur-
geladenen Gäste. Es folgten Grußworte          die seit vielen Jahren geleistete Jugendar-   de Manfred Henkel von Stefanie Stüber
vom Stellv. Landrat Thomas Ackermann,          beit der „Kleinen Füchse“ hin und über-       mit der Ehrenurkunde des NABU Hessen
vom Bürgermeister der Gemeinde Kau-            gab eine junge Eiche als Geschenk.            ausgezeichnet. Allen Geehrten wurde der
fungen, Armin Roß, sowie der Vertretung            Für besondere Verdienste wurde Dirk       Dank ausgesprochen und ein Geschenk
des Bürgermeisters der Gemeinde Loh-           Löwer die NABU-Ehrennadel in Silber ver-      übergeben. (Manfred Henkel)

Mehr Naturschutz in den Gemeindewälden
AG Wald des NABU Seeheim-Jugenheim erzielt Erfolge beim Waldschutz

D
         ie im Jahr 2020 gegründete AG         auf dem Weg hin zur notwendigen Wald-
         Wald des NABU Seeheim-Jugen-          wende erzielen: So wurde in Bickenbach
         heim hat sich in den letzten Jah-     nach knapp einjähriger Abstimmung mit
ren verstärkt der Öffentlichkeitsarbeit        dem NABU ein 10-Punkteplan zum Wald-
und Lokalpolitik zugewandt und einiges         erhalt beschlossen, der deutlich mehr Na-
erreicht. Mit einer Petition zum Schutz        turschutz als früher vorsieht.
des Naturschutzgebiets Felsberg/Felsen-            Die Nachbargemeinde Alsbach-Hähn-
meer wurden über 17.000 Unterschriften         lein hat einen 5-Punkteplan vorgelegt, der
gesammelt und der Lokalpolitik überge-         zusätzlich zu unmittelbaren Maßnahmen
ben. Regionale wie überregionale Medien,       wie dem Verzicht auf Holzernte auch die
etwa die taz und der Deutschlandfunk           zukunftsweisende Einbindung unabhän-
Kultur berichteten darüber, auch weil          giger Expertise zur Entwicklung einer
Wohllebens Waldakademie im Rahmen              Waldstrategie enthält. In Seeheim-Jugen-
ihres Urwaldprojekts finanzielle Unter-        heim selbst ist externe Beratung von der
stützung angeboten hat.                        Gemeinde ebenso vorgesehen wie die Ein-
                                               setzung eines Runden Tischs, an dem alle
Aktionsplan zum Walderhalt . Auch in den       beteiligten Interessengruppen vertreten
drei Gemeinden, in denen der NABU tätig        sein werden, um ein langfristiges Konzept
ist, konnte die AG Wald zusammen mit           zur naturnahen Waldbewirtschaftung zu
                                                                                             Y. Albe

verbündeten Bürgerinitiativen Teilerfolge      entwickeln. (Gunnar Glänzel)

HESSEN natürlich                                                                                                           Frühling 2023
HESSEN natürlich Frühling 2023 - Vogel des Jahres 2023 - Frühling 2023
10 | VOR ORT

Ameisen, Schwalben und Feuersalamander
NABU Mernes blickt auf ein erfolgreiches Jahr im Naturschutz zurück

                                                                                       zu schützen, wurden Nester freigeschnit-
                                                                                       ten und gekennzeichnet. Zum Schwal-
                                                                                       benschutz brachten die NABU-Aktiven
                                                                                       Lehm und Torf auf Sandbänken der Jossa
                                                                                       auf. Da der Vogelschutz zu den Schwer-
                                                                                       punkten der NABU-Gruppe gehört, stan-
                                                                                       den auch das Reinigen und Sanieren von
                                                                                       Nisthöhlen und eines Storchenhorsts auf
                                                                                       dem Programm. Darüber hinaus spiel-
                                                                                       te auch die Naturschutzberatung von
R. Ziegler

                                           R. Ziegler

                                                                                       Bürgern, Vereinen und Betrieben sowie
                                                                                       die Abgabe von Samenmischungen und
                                                                                       Pflanzen eine wichtige Rolle. Mit Unter-

D
         er NABU Mernes kann auf ein       Nicht zu vergessen die Sicherung von        stützung der Unteren Naturschutzbehör-
         erfolgreiches Naturschutzjahr     Froschlaich und Kaulquappen und die         de des Kreises konnte ein neues Grund-
         2022 zurückblicken. Im Mittel-    Rettung von Fröschen, Molchen und Krö-      stück zur Förderung von Feuersalaman-
punkt standen die Pflege von Obstbäu-      ten aus einem Schwimmbadbecken.             dern erworben werden.
men, Hecken, Wiesen und Wegrändern.                                                        Besonders stolz ist der NABU Mernes
Auch die Betreuung einer Wacholderhei-     Blühflächen und Schwalbenschutz . Mit       auf die monatlichen Treffen der NAJU-
de, die Sanierung von Baum-Drahthosen,     dem Ernten und Aussäen von Besenhei-        Gruppe. So wurden alles in allem insge-
ein NABU-„Fichten“waldumbau sowie          desamen und dem Einsäen erdblanker          samt 2.500 Ehrenamts-Arbeitsstunden
das Zurückdrängen invasiver Pflanzen       Böden zu Blühflächen wurden Biotop-         geleistet. Eine Bilanz, die sich sehen las-
gehörten zu den Gruppen-Aktivitäten.       strukturen verbessert. Um Waldameisen       sen kann. (Reiner Ziegler)

Lebensraum für Zauneidechse und Kreuzkröte
NABU Rüsselsheim-Raunheim kümmert sich um den Streubstwiesenschutz

                                                             Anlage eines Lesestein-   wertung des Habitats profitieren. Meh-
                                                             haufens mit Förderung     rere Streuobstwiesen im Gebiet befin-
                                                             durch die zuständigen     den sich dank einer Spende mittlerweile
                                                             Behörde umgesetzt.        im Besitz der NABU-Stiftung Hessisches
                                                                                       Naturerbe. Zum Abschluss der Arbeiten
                                                             Biotopschutz . Insge-     war auch die Spenderin Frau Vongries
                                                             samt wurden in zahl-      eingeladen, sich ein Bild der Streuobst-
                                                             reichen Arbeitsstun-      wiesen im weiteren Vogelschutzgebiet zu
                                                             den und mehreren          machen. Der NABU-Landesvorsitzende
                                                             Arbeitseinsätzen 16       Gerhard Eppler ließ es sich nicht nehmen
                                                             Tonnen Bruchsteine,       und dankte persönlich für die großzügige
                                                             ein Kubikmeter Holz       Zuwendung. Dabei würdigte er auch die
                                                             und eine Tonne Kies       hervorragende Arbeit der NABU-Aktiven.
                                                             als Drainage verbaut.
F. Hahn

                                                             Die Maßnahme soll         Stiftungsbesitz . Durch die Überführung
                                                             für viele auf den Flä-    der Grundstücke in den Besitz der Stif-

E
       in Arbeitsschwerpunkt der NABU-     chen vorkommenden Arten, wie etwa           tung Hessisches Naturerbe kann eine
       Gruppe Rüsselheim-Raunheim          Zauneidechse und Kreuzkröte, Rückzugs-,     durch die NABU-Gruppe angestrebte Bio-
       ist der Erhalt und die Pflege der   Überwinterungs- und Brutmöglichkeiten       topvernetzung wieder aufgegriffen wer-
Streuobstwiesen im südlichen Bereich       bieten. Auch der im Gebiet vorkommen-       den, die bereits vor rund zwanzig Jahren
der Stadt. Im vergangenen Jahr wurden      de Wiedehopf und der ebenfalls beobach-     als Ziel gegenüber der Stadt Rüsselsheim
neben den Pflegemaßnahmen auch die         tete Steinschmätzer sollen von der Auf-     ausgerufen wurde. (Florian Hahn)

Frühling 2023                                                                                                     HESSEN natürlich
VOR ORT | 11

Wiedersehen mit Mitgliedern und Freunden
NABU Wehrheim veranstaltet großen Glühweinempfang zum Jahresanfang

E
        s war wieder so weit: Am ersten     die Einstimmung
        Samstag im Januar durfte sich       auf Vorhaben im
        das eingespielte Team des NABU      neuen NABU-Jahr
Wehrheim auf ein Wiedersehen mit Mit-       leicht.
gliedern und Freunden freuen. Die über
die Ortsgrenzen hinaus bekannte Tradi-      Austausch . In herz-
tion, mit selbstgemachtem Glühwein, hei-    lich warmer Atmo-
ßem Saft und Grillwürstchen einen ge-       sphäre erfuhren
lungenen Start ins neue Jahr zu begehen,    die Besucherinnen
wurde endlich fortgesetzt.                  und Besucher, für
                                            welche der mehr
Einstimmung in das NABU-Jahr . Der Treff-   als dreißig betreu-
punkt an der Grillhütte vor dem Freibad     ten Biotope in die-
                                                                    P. König
bot nach zwei Jahren Pause wieder die       sem Jahr eine be-
Möglichkeit, im Gespräch mit NABU-Ak-       sondere Pflege-
tiven aus Wehrheim und des Arbeitskrei-     maßnahme angedacht ist und welche Ver-         tausch unter Freunden. Die NABU-Grup-
ses aus Oberursel, mit Wehrheimern so-      anstaltungen die Ortsgruppe plant. So          pe Wehrheim bedankte sich bei allen
wie Naturbegeisterten, sich Naturschutz-    lohnte sich die beliebte Glühweinfete in       Unterstützern und freut sich darauf, die
projekte des letzten Jahres sowie beson-    vielerlei Hinsicht: es war eine gelungene      eine oder den anderen bei einem Ein-
dere Arbeitseinsätze der Gruppe vor Au-     Auftaktveranstaltung mit spannenden            satz wiederzusehen – spätestens aber im
gen zu führen. Mit dem Duft von Glüh-       Gesprächen bei leckerer Verköstigung,          kommenden Jahr, am ersten Samstag im
wein und Holzkohle in der Nase fiel auch    lustigen Anekdoten und nettem Aus-             Januar. (Pamela König)

Immer mehr versiegende Quellen im Vogelsberg
NABU Horlofftal beteiligt sich an Demonstration zum Grundwasserschutz

                                                                      zählten die Ver-     machten deutlich, dass die wichtige Res-
                                                                      anstalter auf dem    source Wasser besser geschützt werden
                                                                      Zug vom Bahn-        muss. Schon seit vielen Jahren wird im
                                                                      hof in Friedberg     hessischen Mittelgebirge zu viel Grund-
                                                                      zum regionalen       wasser geschöpft, was dazu führt, dass
                                                                      Wasserversorger      immer mehr Quellen versiegen.
                                                                      OVAG. Anlass war
                                                                      die Weigerung        Mehr Ressourcenschutz . Die NABU-Akti-
                                                                      der OVAG, ihre       ven übten scharfe Kritik an der Verlaut-
                                                                      Wasserampel end-     barung der OVAG, wonach mit größeren
                                                                      lich auf Rot zu      Problemen bei der Wasserförderung erst
                                                                      stellen. Auch die    in vierzig Jahren zu rechnen sei. Es muss
S. Kannwischer

                                                                      Stadt Frankfurt      klar sein, dass das Wachstum der Metro-
                                                                      muss dringend        polregion Rhein-Main nicht weiter auf
                                                                      effektive Maß-       Kosten der Natur sowie der Menschen
                                                                      nahmen treffen,      und Mitgeschöpfe im Frankfurter Um-

I
    m September 2022 beteiligten sich die   um Trinkwasser einzusparen und ihre            land erfolgen darf. Die Fakten liegen auf
    NABU-Kreisverbände Gießen, Vogels-      Eigenversorgung zu erhöhen. Beim Zug           der Hand: 70 Prozent der Vogelsberger
    berg und Wetterau sowie der NABU        zur OVAG wechselten sich Sprechchöre           Quellen sind versiegt, die Nidda ist von
Horlofftal an einer Demonstration ober-     „Wasser bleibt, Wasser bleibt, Wasser          der Quelle bis zum Nidda-Stausee ausge-
hessischer Umweltverbände zum Grund-        bleibt, bleibt, bleibt“ und „Kein Profit mit   trocknet. Selbst die Horloff lag im regen-
wasserschutz im Vogelsberg und in der       unserm Wasser“ mit kurzen Ansprachen           armen Sommer südlich von Hungen zeit-
Wetterau. Annähernd hundert Menschen        und Grußworten ab. Die Demonstranten           weise trocken. (Stephan Kannwischer)

HESSEN natürlich                                                                                                         Frühling 2023
12 | VOR ORT

Auf den Spuren der gefährdeten Haselmaus
NABU Korbach nimmt an einem landesweiten Monitoringprojekt teil

                                                              schon vor vielen Jahren    periode oder zwei nachweisbar sind und
                                                              ein hessenweites Moni-     ob es Gebiete gibt, in denen es über Jahre
                                                              toringprogramm aufge-      mehr Jungtiere gibt als in anderen.
                                                              legt, an dem sich auch
                                                              Naturschützer vor Ort      Spezialnistkästen . Bei der Langzeitunter-
                                                              beteiligen. Aus diesem     suchung spielen Nistkästen eine große
                                                              Grund betreut Thorsten     Rolle. Um das Monitoring der Haselmaus
                                                              Kleine vom NABU Kor-       zu ermöglichen, wurden spezielle Nistkäs-
                                                              bach zwei Monitoring-      ten als Ausgleich für fehlende Baumhöh-
                                                              gebiete im Waldecker       len angebracht, die gern als Tagesquar-
                                                              Land, das zehn Hektar      tiere und zur Jungenaufzucht von der Ha-
                                                              große NABU-Wäldchen        selmaus genutzt werden. Im Goddelsberg
                                                              „Der Goddelsberg“ bei      kommen 50 Spezialnistkästen und am
                                                        T. Kleine

                                                              Rhena und die „Hohen       Hohen Rade rund 25 im Abstand von je-
                                                              Rade“ nahe Flechtdorf.     weils 50 Metern entlang der Waldrand-

I
     in Hessen ist die seltene Haselmaus,    Die Haselmaus unterscheidet sich deut-      linie mit guter Verbindung zur Strauch-
     die kleinste heimische Bilchart, vie-   lich von anderen Kleinsäugern durch ei-     schicht und auf strauchreichen Lichtun-
     lerorts gefährdet oder vom Ausster-     ne geringe Populationsdichte und wenig      gen im Waldinneren zum Einsatz. Da die
ben bedroht. Deshalb ist sie gesetzlich      Nachwuchs im Jahr. Die Anzahl der Nes-      Haselmaus artenreiche Laubwälder als
streng geschützt. Um zu erfahren, wie        ter sowie der erwachsenen Haselmäuse        Lebensraum braucht, müssen naturnahe
sich die Bestände der Haselmaus in unse-     und der Jungtiere wird seit 2008 mehr-      Baumbestände mit Höhlen und stufigen
rem Bundesland entwickeln und wie man        mals im Jahr erfasst und dokumentiert.      Waldrändern sowie Hecken erhalten und
ihr am besten helfen kann, hat das Land      Geprüft wird zudem, ob nur eine Wurf-       gefördert werden. (Thorsten Kleine)

Aktiv werden gegen das große Insektensterben
NABU Bindsachsen erhält Fördermittel für den Bau eines Insektenhotels

E
        in „begehbares Insektenhotel“
        will die zwanzigköpfige NABU-
        Gruppe Bindsachsen unter der
Leitung des Vorsitzenden Alfred Leiß er-
richten, um direkt vor der eigenen Haus-
tür etwas gegen das besorgniserregende
Insektensterben zu unternehmen. Das
Projekt wurde nun im Rahmen der HR4-
Aktion „Unser schönes Hessen“ mit 500
Euro gefördert, die aus Mitteln der Um-
weltlotterie GENAU stammen.

Alle packen mit an . Die Förderung ist für
die NABU-Gruppe ein absoluter Glücks-
                                                                                                                                 B. Groth

fall. Die NABU-Aktive Britta Groth freut
sich vor allem über die generationsüber-
greifende Zusammenarbeit, bei der zwar       und Jugendlichen, die in ihrer Freizeit     nen und darauf, zu sehen, wie sie die
die großen Sachen von den Erwachsenen        gerne in der NABU-Gruppe mitarbeiten.       Brutröhren im Insektenhotel einrichten.
übernommen, aber die Details, insbeson-      Sie haben auch schon Müll aufgesammelt      Auch Janis ist voller Vorfreude, und wäh-
dere der Ausbau der Fächer, von den Kin-     und sind von vielen Leuten angesprochen     rend er früher Angst vor Wespen hatte,
dern der Jugendgruppe bewerkstelligt         worden, die das gut fanden. Jetzt freut     weiß er inzwischen, dass die eigentlich
wird. Charlotte gehört zu den 20 Kindern     sich Charlotte vor allem auf die Wildbie-   nicht aggressiv sind. (Britta Groth)

Frühling 2023                                                                                                       HESSEN natürlich
LANDESWEIT | 13

Gute Fortschritte im Biber-Management
NABU freut sich über die Ausbreitung des Nagers an Lahn und Dill

D
         er Biber breitet sich kontinuier-   kauf in der Aue. Viele örtliche Probleme
         lich immer weiter in Hessen aus,    lassen sich durch Aufklärung lösen.
         das ist deutlich zu spüren: Beim
NABU, im Ministerium und in den Na-          Besseres Management . Nun wird auch
turschutzbehörden kommt es zu immer          das Bibermanagement der Behörden
mehr Anfragen dazu. Viele Menschen           professioneller: Künftig wird neben den
sind einfach nur begeistert, können ihre     wenigen Koordinator*innen in den Obe-
Beobachtungen kaum glauben und schi-         ren Naturschutzbehörden auch in jedem
cken Fotos von Spuren. Andere haben          der über vierzig Forstämter ein Ansprech-
Sorgen wegen der Vernässung von Wie-         partner da sein, der (auch) für den Biber-

                                                                                          M. Harthun
sen oder gefällter Bäume.                    schutz zuständig ist. So soll sehr rasch
                                             und mit kurzen Wegen geholfen werden,
Erfolgreiche Ausbreitung . Es dürften in-    wenn der Landschaftsgestalter Probleme
zwischen 1.300 und 1.500 Biber sein, die     macht. Oft kann schon mit kleinen Maß-
in Hessen unterwegs sind. Sie renaturie-     nahmen geholfen werden.
ren die Bäche, legen vielfältige wilde Au-       Ziel ist dabei immer, das Biberrevier
en an, in denen sich eine Vielzahl von       zu schützen und gleichzeitig mögliche
Arten ansiedelt. Spektakulär sind aktu-      Schäden gering zu halten. So können
elle Nachweise an den großen Flüssen         kleine wasserableitende Gräben die Über-
Lahn und Dill, denn Westhessen ist noch      flutungsfläche begrenzen. Mit Draina-
weitgehend unbesiedelt vom Biber.            gerohren im Damm kann die Höhe des
                                                                                          Shutterstock/Benny337
    Seit vielen Jahren sind NABU-Aktive      Wasserstaus begrenzt werden, ohne
unterwegs, um den Biber den Weg zu be-       dass es den Biber stört. Und Drahthosen
reiten. Durch Öffentlichkeitsarbeit, Ge-     schützen wertvolle Bäume vor der Fäl-
spräche mit Landnutzern oder Flächen-        lung durch den Nager. (mh)

Artenwissen für Naturbeobachter*innen
NABU | naturgucker-Akademie bietet kostenfreie Online-Kurse an

F
       ür alle, die die Natur toll finden    man einen Kurs unterbricht, merkt sich
       und mehr über Tiere, Pflanzen,        das Programm die Stelle und beginnt
       Lebensräume und ökologische Zu-       beim nächsten Einloggen dort, wo man
sammenhänge erfahren möchten, bietet         zuvor aufgehört hat.
die NABU | naturgucker-Akademie ver-
schiedene Online-Kurse zum Selbstlernen      Abwechslungsreiche Kurse . Die von Fach-
an. Die Themenpalette der Artenkurse         expert*innen konzipierten Online-Kurse
reicht von Insekten, Schmetterlingen,        sind nach modernen didaktischen Prinzi-
Käfern und Vögeln über Säugetiere und        pien aufgebaut und arbeiten mit vielfäl-
Amphibien & Reptilien bis zu Pilzen. Ne-     tigen Methoden. Nach Bestehen eines klei-
ben der Artenkursen stehen auch Lebens-      nen Lerntests erhalten die Teilnehmen-
raum-Kurse zur Feldflur und zur Stadtna-     den ein Abschlusszertifikat.
tur auf dem Programm. Kurse zur Praxis           Die Kurse der NABU | naturgucker-
des Naturguckens runden das umfang-          Akademie wollen eine Lernergänzung zu
reiche Angebot ab.                           eigenen Naturerfahrungen und Exkur-
    Das Belegen der kostenlosen Lernan-      sionen in der Natur sein. Sie eignen sich
gebote geht ganz einfach: Man muss sich      ideal, um draußen erworbene Kenntnisse
nur auf der Webseite registrieren und        zu ergänzen und zu festigen. Der NABU-
schon geht es los. Der Clou: Das Lerntem-    Tipp: Am besten einfach einmal auspro-
po lässt sich selbst bestimmen. Wenn         bieren.  www.artenwissen.online (bl)

HESSEN natürlich                                                                                                       Frühling 2023
14 | LANDESWEIT

Wasserkunst und Märchenzauber im Wald
Jugendburg Hessenstein veranstaltet Naturerlebnisfreizeiten für Familien

                                            B. Langenhorst
V. Börner

                                                                                        S. Boley
D
        as Naturerleben steht ganz im       vom 16.-18. Juni 2023. Ob Bachspiele, Ge-   Gebrüder Grimm ein und lernen die Na-
        Mittelpunkt der beiden diesjäh-     wässererkundung oder kreative Wasser-       tur im Märchen kennen. Bei einer Mär-
        rigen Familienfreizeiten der Ju-    kunst – bei der Familienfreizeit kommen     chenrallye gilt es knifflige Aufgaben zu
gendburg Hessenstein. Die älteste Jugend-   Klein und Groß voll auf ihre Kosten. Bei    lösen und den vielen kleinen Geheimnis-
herberge Hessens, die vom NABU Hessen       einer Gewässer-Untersuchung lassen sich     sen der alten Geschichten auf die Spur zu
mitbetrieben wird, ist in einer urigen      Steinfliegen, Strudelwürmer und Schne-      kommen. Auf einer Naturbühne erspie-
Burganlage aus dem 14. Jahrhundert un-      cken kennenlernen. Die eigene Kreativi-     len sich Kinder und ihre Eltern dann die
tergebracht. Sie liegt im Landkreis Wal-    tät ist dann bei der Gestaltung von Was-    Lebenswelt von Rotkäppchen und Co.
deck-Frankenberg oberhalb der Eder. Am      serkunst-Werken gefragt. Lagerfeuer und         Bei den Familienfreizeiten sind die Fa-
alten Gemäuer fliegen in der Abendäm-       Stockbrot dürfen natürlich nicht fehlen.    milien jeweils in einem eigenen Zimmer
merung die Fledermäuse aus.                                                             mit Bad untergebracht. Das Programm
                                            Märchenzauber . Bei einem märchenhaf-       wird von den Teamer*innen der Jugend-
Naturerlebnis Bach . Rund um das Lebens-    ten Wochenende können Familien eine         burg durchgeführt. Weitere Informati-
element Wasser dreht sich alles beim        zauberhafte Zeit vom 15.-17. September      onen gibt es unter  www.jugendburg-
abenteuerlichen Familien-Wochenende         2023 erleben. Sie tauchen in die Welt der   hessenstein.de (bl)

Artenkenner*in Tagfalter und Vogel des Jahres
Fortbildungsangebote der NABU-Akademie Hessen zum Naturschutz

                                            D
                                                    ie NABU-Akademie Hessen hält        bra-Solz im Mai lernen die Teilnehmen-
                                                    auch in diesem Jahr einige Fort-    den die Blumenvielfalt osthessischer
                                                    bildungen und Tagungen zum          Kalk-Magerrasen kennen und erfahren,
                                            Natur- und Artenschutz bereit. Einige       warum der Biotopverbund für den Ar-
                                            der Veranstaltungen werden in Koopera-      tenschutz so wichtig ist.
                                            tion mit der staatlichen Naturschutz-
                                            akademie der HLNUG angeboten.               Tagung zum Jahresvogel . Ein Highlight
                                                                                        des Jahres ist die Tagung zum Vogel des
                                            NABU-Expert*innen . Das Kennenlernen        Jahres, dem Braunkehlchen, im Juli in
                                            heimischer Tagfalter steht im Mittel-       Wetzlar. Die Tagung wird vom NABU-
                                            punkt des eintägigen Kurses „Artenken-      Brankehlchen-Experten Maik Sommer-
                                            ner*in Schmetterlinge“ im Juni auf dem      hage vorbereitet. Auf dem Programm ste-
                                            Nationalen Naturerbe „Weinberg Wetz-        hen auch noch ein Motorsägenlehgang
                                            lar“. Die NABU-Experten Ernst Brock-        sowie eine Online-Tagung zur Lichtver-
                                            mann und Arik Siegel geben eine Einfüh-     schmutzung und eine zur Wildtierhilfe
                                            rung in die Bestimmung und zeigen häu-      in der Praxis. Die NAJU Hessen bietet
                                            fige und wichtige Arten im Gelände. Bei     Gruppenleiterlehrgänge an. Weitere In-
D. Bellmer

                                            der Fortbildung für Schutzgebietsbetreu-    fos zu den Kursen und Tagungen gibt es
                                            er im MILAN-Naturinfozentrum in Be-         unter  akademie.nabu-hessen.de (bl)

Frühling 2023                                                                                                      HESSEN natürlich
NABU-STIFTUNG | 15

Lebensraum für das seltene Sumpfblutauge
NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe schützt Niedermoor bei Beedenkirchen

D
         as Niedermoor Atzenrod bei Bee-   tig entwässert wurde, son-
         denkirchen ist einer von 135      dern dass auch seltene Pflan-
         Standorten, die im Rahmen des     zenarten vom Standort ver-
Niedermoor-Projekts der NABU-Stiftung      drängt wurden.
Hessisches Naturerbe geschützt werden
sollen. Die rund zwei Hektar große Flä-    Sicherung der Moorfläche .
che wird von einem Bach geprägt, der       Durch den Ankauf der schüt-
im Niedermoor entspringt und dieses        zenswerten Niedermoor-Flä-
mit dem notwendigen Wasser versorgt.       chen im Jahr 2021 durch die
Durch die dauerhafte Vernässung der        NABU-Stiftung Hessisches
Fläche konnten sich Torfschichten von      Naturerbe konnten wichtige

                                                                               N. Flügel
bis zu zwei Meter bilden, die nicht nur    Teilflächen erstmals gesichert
in der Lage sind, große Mengen an Koh-     und Maßnahmen zur Rena-
lenstoff zu speichern, sondern auf ihrer   turierung des Niedermoors
Oberfläche auch einen Lebensraum für       entwickelt werden. Um der
speziell angepasste Tier- und Pflanzen-    Verbrachung entgegenzuwir-
arten bieten. So kann man im Atzenrod      ken, wurde das Niedermoor
etwa das für den Odenwald größte Vor-      Anfang November 2022 ge-
kommen des gefährdeten und seltenen        mäht – sensible Bereiche, wie
Sumpf-Blutauges finden.                    alte Seggenbulte oder beson-
                                           ders torfige Stellen, wurden
Verdrängung seltener Pflanzen . Leider     dabei ausgespart. Langfristig
lag das Niedermoor in der Vergangenheit    soll das Niedermoor über ei-
viele Jahre brach, sodass sich im Laufe    ne Beweidung offengehalten
der Zeit ungehemmt Stauden und Brenn-      werden, sodass sich seltene
nesseln verbreiten konnten. Dies führte    Arten wieder stärker ausbrei-
                                                                               Y. Albe

nicht nur dazu, dass das Niedermoor ste-   ten können. (Anne Michaeli)

    Wir sagen Danke!                       Ein riesiges Dankeschön an alle Spender*innen, die uns bei den Weihnachtspro-
                                           jekten unterstützt haben! Dank Ihrer Unterstützung stehen uns nun über 26.500 €
                                           mehr für den Erhalt von Natur und Artenvielfalt in Hessen zur Verfügung.

                                           Was wir mit dem Geld vorhaben? . An erster Stelle pflegen, pflegen, pflegen und
                                           natürlich, wo möglich unsere Naturparadiese wachsen lassen. Denn auf vielen
                                           Flächen stehen wichtige Maßnahmen zum Erhalt oder der Wiederherstellung
                                           ihrer besonderen Bedingungen an. Ob Wiedervernässung, schonende Beweidung,
                                           die Anlage von Kleingewässern, Entbuschung oder der Ankauf von weiteren Flä-
                                           chen – jeder Euro kommt Hessens Natur zugute und wird nachhaltig zum Erhalt
                                           der Artenvielfalt unserer Naturparadiese beitragen.

                                           Artenreichtum ist unser größter Schatz . Ob Bekassine, Laubfrosch, Sonnentau,
                                           Libelle, Turteltaube, Fieberklee, Wollgras, Sandlaufkäfer, Orchideen oder selte-
                                           ner Schmetterling: Von den nun möglichen Maßnahmen profitieren zahlreiche
                                           Arten, die in unserer intensiv genutzten Landschaft sonst keinen Raum mehr
                                           finden. So wächst unser Schatz der Artenvielfalt in Hessen wieder an und kann
                                           hoffentlichnoch über lange Zeit bewahrt werden.
    M. Runkel

                                           Ihre Stefanie Stüber, Vorsitzende der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe

HESSEN natürlich                                                                                                         Frühling 2023
16 | NAJU

                                                                      Y. Klemm
Y. Klemm

Einmaleins der Gruppenleitung
NAJU Hessen veranstaltet Gruppenleiter*innen-Lehrgang in Stangenrod

D
         ie NAJU Hessen bietet Interessier-   bisherigen Erfahrungen aus, die sie als        Grundlagen von Klima-Kommunikation
         ten jedes Jahr die Möglichkeit,      Gruppenleitende machen konnten. Die            kennen. In Fallbeispielen erarbeiteten sie
         am Gruppenleitenden Lehrgang         aufkommenden Fragen wurden im Lau-             dann selbst eigene Lösungen als Klima-
teilzunehmen. In zwei Teilen werden           fe des Wochenendes aufgegriffen und            Kommunikator*innen.
dort verschiedene Themen rund um das          intensiv diskutiert. Am Samstag startete
Anleiten einer Gruppe und das Teamen          der Tag mit einer kurzen Wiederholung          Gruppengründung . Später wurden die
bei Veranstaltungen besprochen. Auch          zum Thema „Konflikte“. Dieses Thema            Fragen von Freitag wieder aufgegriffen.
im letzten Jahr hat eine Gruppe die Fort-     wurde bereits am ersten Termin bespro-         In verschiedenen Stationen eines World-
bildung erfolgreich absolviert.               chen. Darauf aufbauend wurde gemein-           Cafés hat die Gruppe sich zum Umgang
                                              sam ein Konzept zur Konfliktvermeidung         mit herausfordernden Kindern, Grün-
Gruppendynamik . Vom 18. bis 20. Novem-       und Mediation erarbeitet.                      dung einer Jugendgruppe und weiteren
ber 2022 trafen sich 14 Teilnehmende                                                         spannenden Themen ausgetauscht und
und 5 Teamende, um gemeinsam im Land-         Klima-Kommunikation . Nach einem le-           Ansätze entwickelt. Wer wollte, hat den
schulheim Stangenrod den zweiten Teil         ckeren Mittagessen stand ein gemeinsa-         Abend mit einem Saunagang abgerundet.
des Gruppenleitenden-Lehrganges zu ab-        mer Spaziergang durch Stangenrod an.
solvieren. Ein Teil der Gruppe hatte sich     Auf dem Weg war Zeit für einen kurzen          Kinderschutz . Sonntags war eine externe
bereits im Frühjahr kennengelernt. Beim       thematischen Einblick zum Thema Na-            Referentin eingeladen, die uns einen In-
ersten Teil des Lehrgangs hatten sie ge-      turschutz. Darüber hinaus wurde die            put in das Thema „Kinderschutz; Präven-
meinsam die Grundlagen rund um Grup-          Situation genutzt, um auf Ausflüge mit         tion vor sexueller Gewalt“ gegeben hat.
pendynamik und Naturerleben erarbei-          Gruppen einzugehen. Die Gruppe über-           Als wichtiger Teil in der Arbeit mit Kin-
tet. Die anderen Teilnehmenden began-         legte gemeinsam, worauf zu achten ist,         dern und Jugendlichen sollte dieses The-
nen dieses Mal mit der Ausbildung.            wenn sie mit einer Kinder- oder Jugend-        ma nicht zu kurz kommen. Nach einem
                                              gruppe unterwegs sind. Draußen war es          gemeinsamen Mittagessen und Aufräu-
Umgang mit Konflikten . Am Freitag ging       eisig kalt und so war es gut, dass alle sich   men hieß es dann auch schon Abschied
es nach einem gemeinsamen Abendessen          vor dem nächsten Programmpunkt bei             nehmen. Wir gratulieren allen, die den
gleich mit dem ersten Programmpunkt           heißer Schokolade und Tee aufwärmen            Lehrgang mit diesem Wochenende ab-
los. Um einen gemeinsamen Einstieg zu         konnten. In einem Workshop ging über           solviert haben und freuen uns auf viele
finden, wurden Kleingruppen gebildet.         die Tätigkeiten als Gruppenleitende hin-       gemeinsamen schöne Momente. (Yasmin
Darin tauschten die Teilnehmenden ihre        aus und die Teilnehmenden lernten die          Klemm & Luis Ensinger)

Frühling 2023                                                                                                           HESSEN natürlich
NAJU | 17

Seitenlage, Wiederbelebung und Sonnenstich
Wichtiges Know-How beim Erste-Hilfe-Lehrgang der NAJU Hessen

E
        in Kind fällt im Winter in einen    Aber alle konnten
        Fluss und droht zu unterkühlen,     viel mitnehmen an
        was ist jetzt zu tun? Das war ei-   dem Tag. Der Kurs
nes der Szenarien, das den Teilnehmen-      wechselte immer
den beim Erste Hilfe Kurs gestellt wur-     wieder zwischen
de. In verschiedenen Beispielen konnten     Theorie und Auspro-
die Teilnehmenden am Nachmittag bei         bieren. Alle Teilneh-
frischen Temperaturen draußen prak-         menden konnten
tisch erproben, was sie in Sachen Erste     die Grundlagen wie
Hilfe gelernt haben.                        Wiederbelebungs-
                                            maßnahmen und
Erste-Hilfe-Theorie . Für den Kurs kamen    stabile Seitenlagen
etwa 20 Teilnehmende in das NABU-Haus       üben. Nach einer
an den Salzwiesen in Ortenberg. Mor-        kleinen Stärkung
gens wurden sie erst mal mit Tee und        am Mittag ging es         I. Bahr

Kaffee begrüßt, bevor es mit dem Inhalt     für die Gruppe nach
losging. Tabea von den Maltesern Alten-     draußen. Denn der Bezug zu typischen          Übungen wurde das Handeln der Grup-
stadt führte spannend durch die Theorie     Situationen in der NAJU sollte nicht feh-     pe besprochen und fehlende Handlungs-
am Vormittag. Dabei entstanden immer        len. Mit realitätsnahen Fallbeispielen wur-   schritte ergänzt.
wieder Rückfragen, die gemeinsam dis-       de das Wissen der Teilnehmenden auf               Nach dem Erste-Hilfe-Kurs sind die
kutiert und geklärt werden konnten.         die Probe gestellt. Unterkühlung, Sonnen-     Teilnehmenden gut gerüstet für den All-
    Die Gruppe war vielfältig. Bei man-     stich oder Verbrennung – ganz typische        tag in NAJU-Gruppen und Freizeiten. Vie-
chen war der letzte Erste Hilfe Kurs etwa   Situationen, die die Gruppe gut meistern      len Dank an Tabea für den spannenden
2 Jahre, bei anderen fast 40 Jahre her.     konnte. Im Anschluss an die wichtigen         und lehrreichen Kurs. (ib)

Umwelt-AG rettet Kröten, Frösche und Molche
NABU Homberg (Efze) kooperiert beim Amphibienschutz mit Grundschule

E
       ines der ersten Projekte der NABU-   die Amphibien vor dem Verkehrstod zu
       Gruppe Homberg (Efze) war der        retten. Für die NABU-Aktiven ist die Zäh-
       Amphibienschutz. Seit über 30        lung der Tiere sehr wertvoll. Die Kinder
Jahren werden jährlich im Frühjahr die      selber lernen viel über die Wirbeltiere.
Amphibienschutzzäune in Rodemann            Rainer Hartmann, Vorsitzender des NABU
und Rengshausen aufgebaut.                  Homberg (Efze), gibt bei den Aktionen
                                            sein Wissen gerne weiter.
Aktive Umwelt-AG . An der Stellbergschu-
le in Homberg (Efze) haben naturinter-      Kröten einsammeln . Durch Interessierte
                                                                                          A. Klink

essierte Lehrer, Schüler und Eltern eine    sind nun weitere Gebiete an den NABU
Umwelt-AG ins Leben gerufen. Mit viel       herangetragen worden, die den Aufbau
Begeisterung nehmen die Grundschul-         von Amphibienschutzzäunen benötigen.
kinder an den Aktionen teil und lernen      Zwischen Malsfeld und Obermelsungen
viel über Tiere, Pflanzen. Ein fester Be-   konnten noch im letzten Jahr die Enga-
standteil des Programms besteht im Auf-     gierten der Stellbergschule spontan den
bau der Amphibienschutzzäune zwischen       Amphibienschutzzaun errichten. Hier su-
Oberbeisheim und Welferode. Bereits im      chen wir für dieses Jahr Helfer. Gleiches
dritten Jahr errichten und betreuen die     gilt für die Straße zwischen Ostheim und
Schüler*innen und deren Eltern die Zäu-     Dagobertshausen. Auch hier überqueren
ne. Besonders groß ist dabei das Engage-    jährlich Amphibien zur Fortpflanzungs-
                                                                                          A. Klink

ment, die Zäune täglich abzulaufen und      zeit die Straße. (Anett Klink)

HESSEN natürlich                                                                                                      Frühling 2023
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