HESSEN natürlich Winter 2022 - Aktion Schwalben-schutz - Ausgabe Winter 2022
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2 | THEMA Schwalbenschutz in Hessen Liebe Mitglieder, liebe Freund*innen wegen des Schwalbenkots abgeschlagen des NABU Hessen, werden, verwundert es da, wenn wir manchmal vergeblich auf die Rückkehr in diesem Heft berichten wir über Projek- der Frühjahrsboten warten? te unserer NABU-Gruppen zum Schutz der Schwalben. Unsere Schwalbenarten Vor diesem Hintergrund kümmern wir haben gleich mehrfach unter Umweltge- uns vielfach um den Schwalbenschutz. fahren zu leiden. Zum einen am gravie- Am Runden Tisch Landwirtschaft und Na- renden Rückgang der Insekten, verursacht turschutz haben wir mit den Bauern Pes- unter anderem durch verbreiteten Ein- tizidreduktion und Biotopvernetzung ver- satz von Pestiziden. Die Viehhaltung auf einbart. In unseren NABU-Gruppen gibt dem Land ist stark rückläufig und konzen- es überall Projekte, die Insekten helfen triert sich immer mehr in Großställen, aus und damit indirekt auch den Schwalben. denen die Schwalben auch noch fernge- Viele NABU-Aktive kümmern sich um halten werden. Selbst Lehmpfützen zum Schwalbenkolonien, sprechen mit Land- Nestbau finden sie kaum noch, wenn vie- wirten und Hausbesitzer*innen, bringen S. Winkelhaus les versiegelt wird und im trockenen Früh- Kotbretter an und helfen den Schwalben jahr selbst Pfützen selten werden. sogar mit künstlichen Schwalbennestern. Einen Sommer ohne Schwalben wollen Die Gefahren auf dem Zug durch Vogel- wir uns nicht vorstellen. Machen Sie mit. jagd und im Winterquartier, wo auch bei Gelegenheiten gibt es viele. uns bereits verbotene Pestizide eingesetzt werden, kommen hinzu. Wenn dann noch Ihr Gerhard Eppler die letzten Nester unter der Dachrinne NABU-Landesvorsitzender Faszinierende Flugakrobaten auf Insektenjagd Mehl- und Rauchschwalben sind aus Dörfern und Städten nicht wegzudenken S chwalben zählen zu den bekann- schen Luftflug geschickt fängt. Da es in testen Vögeln. Wie Mauersegler der kalten Jahreszeit kaum Insekten gibt, und Haussperling gehören sie zu verbringt er den Winter in Afrika. den typischen Kulturfolgern und sind aus unseren Dörfern und Städten eigentlich Rauchschwalbe . Die Rauchschwalbe ist gar nicht wegzudenken. von ihrer Verwandten durch die langen Schwanzspieße und eine braunrote Fär- Mehlschwalbe . Im Siedlungsbereich sind bung von Kehle und Stirn gut zu unter- M. Sommerhage die beiden Arten Mehl- und Rauchschwal- scheiden. Früher baute sie ihre Nester be zu finden. Die Mehlschwalbe zeichnet gerne an offenen Kaminen oder Rauch- sich durch einen leuchtend weißen Bür- fängen. Heute bevorzugt sie Balken oder zel und Bauch sowie ihren kurzen, tief Mauervorsprünge in Ställen, Scheunen gekerbten Schwanz aus. Sie baut ihre oder Carports. Leider gibt es immer weni- Nester gern unter geschützten Dachvor- ger Einflugluken. Auch die Rauchschwal- sprüngen an rau verputzen Hauswänden. be überwintert in Afrika. Dazu braucht sie viel feuchten Lehm, der der heutzutage immer schwerer zu fin- Schwalbenfreundliches Haus . Mit der Ak- den ist. Der Vogel brütet in Kolonien und tion "Schwalbenfreundliches Haus" zeich- ist auch außerhalb der Brutzeit in gro- net der NABU Hausbesitzer*innen aus, M. Sommerhage ßen Schwärmen anzutreffen. Er ernährt die Schwalben an oder in Ihren Gebäu- sich von Fluginsekten wie Mücken, Flie- den brüten lassen. Mehr Infos gibt es un- gen und Blattläusen, die er im akrobati- ter www.nabu.de/schwalben (bl) Winter 2022 HESSEN natürlich
M. Sommerhage THEMA | 3 L. Sommerhage Kein Sommer ohne Schwalben Interview mit dem NABU-Schwalbenexperten Maik Sommerhage Hessen natürlich: Der NABU engagiert Haus waren für mich als Kind damals wärmung früher, riskieren sie den Hun- sich schon seit langem für den Schwal- ein erstes Forschungsprojekt, bei denen gertod. Die Küken sind einem höheren benschutz. Warum eigentlich? ich die täglichen Anflüge zum Füttern Risiko für schlechte Wetterbedingungen der Kleinen dokumentiert habe. und Futterknappheit ausgesetzt. Maik: Rauch- und Mehlschwalben sind Kulturfolger, also unsere direkten Nach- Hessen natürlich: Warum sind Mehl- und Hessen natürlich: Was kann ich selbst für barn. Der Schwalbenschutz bietet viele Rauchschwalben heute gefährdet? den Schutz von Schwalben tun? Optionen, sich aktiv für ihren Erhalt ein- zusetzen. Über das Anbringen von Nist- Maik: Der negative Trend ist in den meis- Maik: Im Großen und Kleinen gibt es viel- hilfen sowie die Pflege von Lehmpfützen ten Regionen auf Verluste an Brutmög- fältige Möglichkeiten. Konsumverhalten über Gespräche mit Landwirten bis hin lichkeiten, ein verringertes Angebot an einerseits, also mehr auf regionale und zu den Themenfeldern Klimaschutz und Insektennahrung und die immer noch Bioprodukte zu setzen, ist sehr hilfreich. Vogelschutz in Afrika gibt es viele Betäti- anzutreffende mutwillige Zerstörung Inwiefern darüber hinaus noch Möglich- gungsmöglichkeiten. In den meisten Or- von Nestern zurück zu führen. Hinweise keiten bestehen, hängt natürlich davon ten leben noch Schwalben, so dass unse- auf negative Einflüsse in den Rast- und ab, ob man eine Wohnung oder aber ein re NABU-Gruppen durch ihre Arbeit ei- Überwinterungsgebieten, vor allem durch Haus bewohnt. Auf Balkonen wie Gärten nen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Pestizide und Vogeljagd, liegen ebenfalls auf Gewächse zu setzen, die Insekten an- beiden Schwalbenarten leisten können. vor, sind jedoch in ihrem Ausmaß weitest- locken, bietet eine Möglichkeit. Und selbst gehend unzureichend belegt. Nisthilfen anzubringen oder aber sich in Hessen natürlich: Was ist an Schwalben der Gemeinde für den Bau eines Schwal- eigentlich so faszinierend? Hessen natürlich: Hat die starke Klimaer- benhauses einzusetzen, stellen weitere wärmung einen Einfluss auf das Leben Möglichkeiten dar. Maik: Wenige Gramm schwer, und den- der wendigen Flugkünstler? noch schafft es ein so kleiner Vogel, sich Hessen natürlich: Stimmt der Spruch „Eine auf verschiedenen Kontinenten perfekt Maik: Ja, in den Überwinterungsgebieten Schwalbe macht noch keinen Sommer“? zu orientieren und Jahr für Jahr den wei- trocknen Feuchtgebiete aus, so dass auch ten Weg – rund 10.000 Kilometer – ins in Afrika häufig zu wenig Nahrung zur Maik: Das wäre zu schön, denn die ersten Überwinterungsgebiet sowie die Brutge- Verfügung steht. Langzeitstudien belegen Schwalben kehren bereits im März wie- biete zu meistern. Die Nähe zu uns Men- zudem, dass die Vögel zwar früher in ih- der nach Deutschland zurück. Aber die schen durch die Brutstätten in den Sied- re Brutgebiete zurückkehren als noch vor Sichtungen der ersten Vögel jedes Jahr lungsräumen tragen sicherlich dazu bei, wenigen Jahrzehnten, rund zehn Tage sind ein deutliches Signal, dass es in aller dass viele Naturinteressierte ihre ganz sind es mittlerweile im Vergleich zu den Regel bald wärmer wird. Als Frühlings- persönlichen Schwalbengeschichten 1980er Jahren. Doch brüten die Insekten boten können wir die ersten Beobachtun- haben. Die Mehlschwalben an unserem fressenden Schwalben wegen der Erder- gen also durchaus verstehen. (bl) HESSEN natürlich Winter 2022
4 | THEMA T. Hoffmeister Eisenwerk Grundschule K. Weber Auszeichnung Eisenwerk in Battenberg, Grund- schule in Niederscheld und Bauhofgebäude in Egelsbach. M. Strohfeldt Bauhofgebäude Schwalbenfreundliches Haus NABU-Gruppen zeichnen Hausbesitzer*innen für Artenschutz aus D as bundesweite NABU-Projekt dort das ganze Jahr über warm und in zenden des NABU Langen-Egelsbach, im „Schwalbenfreundliches Haus“ der Nähe befi ndet sich die Staustrecke August entgegen. Seit Anfang der Schwal- ist ein großes Erfolgsprojekt. des Ederwehres. Da die Hinterlassenschaf- benzählungen 2009 brüteten am Verwal- Überall in Hessen zeichnen NABU-Grup- ten von jährlich 20 bis 25 Brutpaaren bei tungsgebäude Mehlschwalben in sieben pen Hausbesitzer*innen aus, die sich für der Herstellung hochwertiger Teile für Naturnestern. Da die Nester wegen des den Schutz von Schwalben an oder in die Automobilproduktion durchaus Pro- zu sandigen Nistmateriales immer wie- ihren Gebäuden einsetzen. Ob Wohnge- bleme bereiten können, fand man eine der ausbrachen, stabilisierten die Mit- bäude, Werkhalle, Schule, Pferdestall schwalbenfreundliche Lösung durch Ver- arbeiter des Bauhofes die Kolonie durch oder Verwaltungsgebäude: Dem Schwal- legung von Trapezblechen oberhalb der Anbringung von Kunstnestern. In diesem benschutz sind keine Grenzen gesetzt. Produktion und Eingrenzung der Nist- Jahr zählten die NABU-Aktiven bisher Drei Beispiele aus den Landkreisen Wal- möglichkeiten. Der Umbau kostete insge- insgesamt zehn Brutpaare an beiden Sei- deck-Frankenberg, Offenbach und Lahn- samt ca. 30.000 Euro, die zur Hälfte vom ten des Gebäudes. (Rudolf Lehmann) Dill zeigen, wie guter Schwalbenschutz Regierungspräsidium Kassel aus Arten- in der Praxis funktioniert. (bl) schutzmitteln des Landes beigesteuert Grundschule in Niederscheld wurden. (Markus Grosche) Als zweite Schule im nördlichen Lahn- Eisenwerk in Battenberg Dill-Kreis wurde die Scheldetalschule Der Vorsitzende des NABU-Kreisverbands Verwaltungsgebäude in Egelsbach in Niederscheld im Herbst vom Vorsit- Waldeck-Frankenberg, Heinz-Günther Im Rahmen der NABU-Aktion “Schwal- zenden des NABU Lahn-Dill, Walter Veit, Schneider und Peter Käufler von der Un- benfreundliches Haus“ hat der NABU mit Urkunde und Plakette „Schwalben- teren Naturschutzbehörde zeichneten Langen-Egelsbach in diesem Jahr dem freundliches Haus“ ausgezeichnet. Am im Juli das Battenberger Eisenwerk Ha- Team des Bauhofes Egelsbach für seine Schulgebäude sind stattliche 21 Mehl- senclever (Auhammer) als „Schwalben- vorbildlichen Bemühungen um Nester- schwalbennester angebracht. In diesem freundliches Haus“ aus. In den großen halt und Neuansiedlung von Mehlschwal- Jahr brüteten dort 14 Schwalbenpaare. Werkshallen brüten seit Jahrzehnten ben gedankt. Mit großer Freude nahm Der NABU Lahn-Dill hat im Kreisgebiet Rauchschwalben, die die dafür die T-Trä- der Bauhofleiter Peter Auth die Ehren- insgesamt schon über 120 Gebäude aus- ger der Dachkonstruktion nutzen. Es ist Plakette von Simone Kiefer, der 2. Vorsit- gezeichnet. (Walter Veit) Winter 2022 HESSEN natürlich
VOR ORT | 5 Bei Libellen, Fröschen und Kaulquappen NABU Lampertheim geht mit Kindern auf große Tümpel-Exkursion M it dem Kescher in der Hand, bar- den Matsch war herr- fuß oder mit Gummistiefeln an lich bei sommerlichen den Füßen, ging es im Sommer Temperaturen! Nach- zur Tümpel-Expedition auf dem Lampert- dem genügend Teich- heimer NABU-Gelände „Ehemalige Stor- bewohner eingesam- chenstation“. Zuerst gab es eine kurze melt waren, setzten Einführung zum Verhalten und dem ge- die Kinder diese aus botenen Respekt vor Tümpeln und Was- ihren Eimern behut- ser. Die NABU-Betreuer Anke Diehlmann, sam in ein Aquarium, Ralf Gerlach und Willi Ganss begleiteten wo sie sie gut betrach- die Kinder auf der Suche nach Wasserin- ten und genau beob- sekten und Amphibien am Wasser. achten konnten. Nun fanden die Kinder ge- Urige Unterwasserwelt . Was gibt es zu meinsam heraus, was B. Hoffmann entdecken? Auf den ersten Blick zeigten im Aquarium zu be- sich Libellen, Frösche und Kaulquappen. staunen war. Bestim- Mit dem reinen Blick auf das Wasser blie- mungsbücher und In- ben jedoch viele Lebewesen darin verbor- fo-Blätter halfen dabei. Die Kinder waren läufer, Wasserasseln und Wasserskorpio- gen. Durch langsame Kescherbewegun- ganz bei der Sache und fasziniert von den ne bestimmt werden. „So viele verschie- gen ging den kleinen Naturforscher eini- Wasserinsekten, die im Teich leben. Ne- dene Arten leben im Wasser“, staunten ges ins Netz. Eine vielfältige Unterwas- ben räuberischen Gelbrandkäfer- und Li- die Kin-der. Zum Abschluss wurden alle serwelt lebt zwischen Algen und Wasser- bellenlarven sowie roten Zuckmücken Wasserlebewesen wieder behutsam in den pflanzen. Das Waten am Teichrand durch konnten auch Rückenschwimmer, Wasser- Teich freigelassen. (Beate Hoffmann) Neun Jahrzehnte im Dienst der Umwelt NABU Heppenheim blickt auf viele Erfolge im Naturschutz zurück A ls im Jahr 1932 die Ortsgruppe felsumpfhuhn, Wasserralle, Zwergtau- Heppenheim des Deutschen Bund cher, alle Entenarten und viele Limiko- für Vogelschutz (DBV) gegründet len beobachtet werden. wurde, lagen schon viele Jahre intensiver Vogelbeobachtung hinter ihr, wie aus al- Hilfe für Amphibien . Der Klimawandel ten Aufzeichnungen und Beringerlisten und fehlende Niederschläge lassen in den aus den 1920er Jahren hervorgeht. Bis südhessischen Sandgebieten immer mehr vor wenigen Jahrzehnten galt das Augen- Laichgewässer trockenfallen. Die Schaf- G. Hagemeister merk der NABU-Gruppe hauptsächlich fung vieler neuer Tümpel und Teiche war dem Schutz der Vogelwelt. Heute liegt nicht ausreichend. Deshalb werden jetzt der Schwerpunkt der Aktivitäten stark vierzig teure Edelstahlwannen genutzt, im Biotopschutz und der Biotoppflege. die lange das Wasser halten und ein Über- Fast 19 Hektar wertvoller Flächen werden leben der Quappen von Kreuz-, Wechsel- gepflegt, davon sind mehr als die Hälfte kröte und Gelbbauchunke sichern. Zu- im Eigenbesitz. dem werden von den Aktiven alte Wein- berge mit Trockenmauern und Steinrie- Beobachtungshütte . Besonders stolz ist geln am Bergstraßenhang in mühevoller der NABU Heppenheim auf sein 9 Hektar Arbeit gepflegt und auch mit Fördermit- großes Teichgebiet, an dessen Ufer 2019 teln professionell restauriert und neu er- G. Hagemeister eine große Beobachtungshütte errichtet richtet. Zaunammer, Schlingnatter, Got- werden konnte. Dort können Silber-, Sei- tesanbeterin und Mauereidechse profitie- den-, Purpur- und Graureiher sowie Tüp- ren davon. (Günther Hagemeister) HESSEN natürlich Winter 2022
6 | VOR ORT Unrundes Gruppenjubiläum mit vielen Gästen NABU Friedrichsdorf feiert 70 + 1. Geburtstag auf Vereinsgelände D ie ersten 50 Mitglieder zahlten gendarbeit, Schulklassen-Besuche, Vogel- 1951 jeweils 1,50 DM Mitglieds- fütterung im Winter und Projektarbeit. beitrag. Lange war das Geld nicht in der Kasse, es wurden sogleich Vogel- Moderner Vogelschutz . Und so waren es häuschen angeschafft. Der NABU firmier- unzählige Projekte, die das Hanggrund- te da noch unter dem alten Namen „Vo- stück zu einem Kleinod für Fauna, Flora gelschutzbund“. 70 und ein Jahr später und Mensch machten: „Ein Teich wurde steht der Vereinsvorsitzende Klaus Peikert buchstäblich von Grund auf saniert, We- vor einer ganzen Batterie an Vogelbehau- ge erneuert, ein Bach aus Kanalrohren sungen. „Unsere Fertighausausstellung“, befreit, der Baumbestand ausgelichtet lacht er und erklärt Besuchern, welche und Blühsäume angelegt“ zählt Peikert M. John Vögel welchen Nistkasten bevorzugen. Es auf. „Derzeit staffieren wir neben den ist Anfang September und ein besonderer Säumen ein schrankgroßes Insektenho- Tag. NABU-Geburtstag. „Wir feiern 70 plus tel für Biene Majas wilde Schwestern aus“, 1. Geburtstag“, sagt Peikert: „Letztes Jahr ergänzt Blumensaum-Spezialistin Gaby konnten wir wegen Corona nicht feiern.“ Kunze. „Die Säume entstanden aus re- gionalem Wildblumensaatgut. Seither Vielfältiges NABU-Gelände . Rund 80 der blühen sie vom Frühjahr bis zum Herbst 470 NABU-Mitglieder und ihre Familien und sind wertvolle Nahrungsquellen für durchstreifen das Gelände, das einst eine Insekten. Im Winter picken die Vögel Pumpstation beherbergte. Das Grund- den Samen aus den verdorrten Blüten- stück gehört der Stadt. Herausgeputzt, ständen und ernähren sich von den Ha- gehegt und gepflegt wird es aber vom gebutten unserer neu angelegten Wild- Verein. Wer es kennt, weiß, dass es sein rosenhecke“. Und da sind sie wieder: die Herzstück ist. Hier fi ndet statt, was die Vögel, mit denen im Jahr 1951 alles ange- M. John NABU-Gruppe ausmacht: Kinder- und Ju- fangen hatte. (Michael John) Über 600 neue Mitglieder für den Naturschutz NABU Seeheim-Jugenheim verdoppelt Mitgliederzahl in zwei Jahren B ei der diesjährigen Mitglieder- versammlung konnte der NABU Seeheim-Jugenheim eine erfreu- liche Erfolgsbilanz ziehen: Entgegen dem Trend in vielen Vereinen und trotz der Corona-bedingten Arbeitseinschränkun- gen, die auch den NABU getroffen haben, hat die NABU-Gruppe dank aktiver Wer- T. Westphal T. Westphal bemaßnahmen, aber ganz sicher auch wegen seiner öffentlich gut sichtbaren, ehrenamtlichen Arbeit im Natur- und Umweltschutz und wegen der starken Weniger Flächenverbrauch . Der Gruppen- weiter in die Zukunft verschobenen Ziel- Kinder- und Jugendgruppen in den letz- vorsitzende Tino Westphal wies auf die vorgaben der hessischen Landesregierung ten beiden Jahren mehr als 600 neue Mit- gestiegene Verantwortung der Gemein- zur Reduktion des Flächenverbrauchs. glieder hinzugewonnen. Aktuell kann die den hin, die Klimakrise und die Krise der Aktuell ist das Jahr 2040 die Zielvorgabe NABU-Gruppe auf mehr als 1250 Mitglie- Biodiversität in ihren täglichen Entschei- für ein Netto-Null, also einen nicht wei- der verweisen, die ganz überwiegend in dungen zu berücksichtigen. Insbesonde- ter steigenden Landfraß. Zweifel am Um- Alsbach-Hähnlein, Bickenbach und See- re beklagte er die mangelnde Umsetzung setzungswillen der Politik sind aber mehr heim-Jugenheim wohnen. der immer wieder erneuerten und immer als berechtigt. (Tino Westphal) Winter 2022 HESSEN natürlich
VOR ORT | 7 Wochenstuben für vierzig Zwergfledermäuse NABU Poppenhausen zeichnet fledermausfreundlichen Gasthof aus D er „Waldgasthof Wachtküppel“, stück an. Margret Niebling konnte den ein Wohnhaus mit Gaststätte NABU-Mitgliedern eindrucksvoll aufzei- und Tagungshaus, in idyllischer gen, wie hier Naturschutz konsequent Lage im Poppenhausener Ortsteil Gacken- umgesetzt wird. Am ökologisch gedämm- hof gelegen, beherbergt und bewirtet ten Gebäude befinden sich hinter der nicht nur naturverbundene Menschen, Holzfassade zwei Wochenstuben von je sondern ist auch seit Jahren Heimat für cirka 40 Zwergfledermäusen, die dort ih- Fledermäuse. Wirtin Margret Niebling re Jungen aufziehen. Erst durch ein ver- und ihre Mitbewohnerin Heike Weber irrtes Tier in ihrer Wohnung wurde Hei- hatten sich um die Auszeichnung mit der ke Weber auf die lautlosen Kobolde der Plakette „Fledermausfreundliches Haus“ Nacht aufmerksam. beworben, die ihnen nun vom Vorsitzen- Der alte Baumbestand bietet Lebens- den der NABU-Gruppe Poppenhausen, raum für Vögel, Insekten, Kleinsäuger und Karlheinz Kern, verliehen wurde. andere Wildtiere. Abgestorbene Bäume werden nicht gefällt, sondern bilden ei- Hilfe für Fledermäuse . Der NABU zeich- nen Rückzugsraum für gefährdete Arten. net Bürger und Einrichtungen aus, die Zwischen Mauern und Pflastersteinen den Schutz der nachtaktiven Insektenjä- werden lebendige Strukturen toleriert: ger an ihren Gebäuden fördern und da- In ihren Fugen und Ritzen ist eine Viel- mit einen wichtigen Beitrag zur Erhal- falt von Pflanzen und Kleinstlebewesen tung dieser bedrohten Tiere leisten. Der heimisch. Resümee aller Beteiligten: Ein Preisverleihung schloss sich eine Führung wunderbarer Ort – nicht nur für Fleder- M. Kern über das traumhaft gelegene Waldgrund- mäuse. (Margarete Kern) Zum Keltern nur beste Zimmner Äbbel NABU Groß-Zimmern presst frischen Apfelsaft am Seniorenheim E inen vergnüglichen Vormittag Aktion beteiligt war und bei den Vorbe- konnten viele Bewohner des Se- reitungen die Fäden in der Hand hielt. niorenheims Groß-Zimmern ge- Leider musste aber wegen Corona auf die nießen: Der NABU Groß-Zimmern orga- Mithilfe der Heimbewohner beim Wa- nisierte zusammen mit dem Sozialdienst schen, Aussortieren und Zerkleinern der des Hauses ein kleines Kelterfest, zu dem Äpfel verzichtet werden: sicher ist sicher! alle eingeladen waren. „Zum Keltern neh- Der frische Most, der nicht an die Runde men wir natürlich nur beste Zimmner zum Verköstigen ausgeschenkt wurde, Äbbel“, begrüßte der NABU-Vorsitzende landete in vorbereiteten Flaschen. Lothar Jacob die Runde. An der Kelter, die mit Muskelkraft betrieben wurde, Apfelgelee fürs Brötchen . Die Angestell- leistete der stellvertretende NABU-Vorsit- ten des Seniorenheimes füllten etliche zende Herbert Pietsch ganze Arbeit. Liter ab und versorgten damit die Heim- bewohner, die nicht mehr so mobil wa- Frischer Apfelsaft . Bereits nach kurzer ren und nicht auf den Innenhof kommen Zeit sorgte der Drehmechanismus dafür, konnten. Zum Teil wurde der Apfelsaft dass aus den mit einem Muser zerklei- auch zum Kochen von Gelee verwendet. nerten Äpfeln reichlich goldener Apfel- Insgesamt war es eine sehr schöne Ak- saft gepresst werden konnte. „Superfrisch, tion, die bei den Besuchern gut ankam. naturtrüb und schön süß“, war der fach- Der Apfelgelee wird sicherlich noch so kundige Kommentar von Sabine Carr manches Frühstücksbrötchen der Bewoh- L. Jacob vom Sozialdienst, die maßgeblich an der ner versüßen. (Dr. Lothar Jacob) HESSEN natürlich Winter 2022
8 | VOR ORT Sitzwürfel aus Holz und drehbare Aufsteller NABU Höringhausen richtet NABU-Infoecke zum naturnahen Garten ein heiten zu gestalten. Da neuen Sitzmöbel zu erhalten. Ein anderer sich auf der Fläche be- Bereich erhielt eine Einsaat mit heimi- reits drei Apfelbäume, schen Wildblumen. eine kleine Wasserstel- le sowie verschiedene Drehbare Aufsteller . Vom NABU-Bundes- Büsche und eine Bren- verband erhielt die Gruppe gute Druck- nesselecke befanden, vorlagen für DIN A2-Tafeln zu der Mit- entschieden sich die machaktion „Gönn dir Garten“. Jörg Fin- NABU-Aktiven, weitere gerhut und Roger Kesting bauten über Gestaltungselemente den Winter die Sitzwürfel und drehbare eines naturnahen Gar- Aufsteller für die Plakate. Ursprünglich tens einzufügen und war die Förderung des Projekts über den Informationstafeln zum Kellerwaldverein angedacht, da dies auf- N. Lamm Thema aufzustellen. grund der hohen Förderauflagen nicht möglich war, trug die Spende der Walde- Trockenmauer . Neben N cker Bank in Höhe von 400,- Euro maß- achdem die NABU-Gruppe Hö- dem Insektenhotel errichtete der Grup- geblich zur Realisierung bei. ringhausen im letzten Jahr eine penvorstand 2021 eine Trockenmauer Die NABU-Gruppe Höringhausen und kleine Fläche am Bahnradweg/ aus Feldsteinen, die leider mittlerweile Ingo Göbel von der Waldecker Bank hof- Ecke Brinker Weg von der Stadt Waldeck zerstört und um die Hälfte der Steine be- fen, dass viele Mitbürger die Sitzgelegen- zu Verfügung gestellt bekam, um dort raubt wurde, um z.B. Salamandern einen heiten bei einer Radtour zum Ausruhen ein Insektenhotel aufzustellen, entstand Rückzugsort zu bieten. Ein Teil der Flä- nutzen und gleichzeitig wertvolle Anre- die Idee, aus der Fläche ein NABU-Eck che wurde entkrautet und mit Grassamen gungen für die naturnahe Gestaltung des mit Informationstafeln und Sitzgelegen- eingesät, um hier eine Freifläche für die eigenen Gartens erhalten. (Nicole Lamm) Siebzig Jahre Natur bebachten und erkunden NABU Edertal veröffentlicht neues Buch zum runden Gruppenjubiläum D er Nationalpark Kellerwald-Eder- den dort vorkommenden Pflanzen und see, sechs Naturschutzgebiete und Tieren. Fast beiläufig ermutigt er, und 14 Naturdenkmale: Das gibt selbst etwas für den Schutz der Natur einen ersten Eindruck von der Vielfalt und ihrer Bewohner zu tun – wie mit der Natur in der Großgemeinde Edertal. der Schaffung von Nistmöglichkeiten für Was genau in der Natur der Großgemein- Schwalben. Er erzählt von den Zusam- de am Edersee und Hessens einzigem Na- menhängen in der Natur. Zum Beispiel, tionalpark zu erleben ist, das beschreibt wie ein großer Starenschwarm einen ein- der engagierte Edertaler Naturschützer zelnen Vogel darin vor dem Zugriff von Wolfgang Lübcke in seinem jüngsten Jägern wie dem Sperber schützt. Wolf- Werk „Die Natur in Edertal“. Das 150-sei- gang Lübcke verbindet auch natur- und tige Buch ist anlässlich des 70-jährigen heimatkundliche Aspekte: Er erklärt Bestehens der Naturschutzbundgruppe Edertaler Dorfnamen, die mit der Natur Edertal erschienen. zusammenhängen. Zahlreiche Tourentipps . Wolfgang Lübcke Erinnerung an Hartmut Mai . Die Edertaler hat weit mehr als einen Natur- und Wan- NABU-Gruppe hat das mit vielen schö- derführer erstellt. Das Buch lädt dazu ein, nen Fotos ausgestattete Buch dem Ende die von ihm beschriebenen Lebensräume August verstorbenen langjährigen NABU- Das Buch „Natur in Edertal“ ist für selbst zu erleben. Seine Tourentipps ver- Landesgeschäftsführer Hartmut Mai ge- 10,00 Euro plus Porto erhältlich über bindet er mit vielen Informationen zu widmet. (Bernd Schünemann) info@nabu-waldeck-frankenberg.de. Winter 2022 HESSEN natürlich
VOR ORT | 9 Neugier und Verbundenheit mit der Natur Kinderferienspiele zu Gast im MILAN-Zentrum des NABU Solz D. Gothe D. Gothe D. Gothe S chöner hätte der Tag gar nicht be- Kindergruppe im erst zwei Wochen zuvor zu beantworten. Von dort lief die Gruppe ginnen können, strahlend blauer eröffneten MILAN-Zentrum in Bebra-Solz. weiter vorbei am Solzbach mit seinen blü- Himmel, die Sonne am Morgen henden Pflanzen und an einem vollhän- noch mild. Zwanzig Kinder im Alter von Ziegen und Schafe . Der erste Programm- genden wunderschönen, alten Walnuss- sieben bis elf Jahren, die im Rahmen der punkt führte zu den Ziegen und Schafen baum. Die Kinder und Betreuer*innen Kinderferienspiele gemeinsam mit Sarah der NABU-Gruppe, die seit vielen Jahren nahmen sich dort natürlich die Zeit, zu Heller und Mario Möllmann vom Fach- im Solztal zur Landschaftspflege einge- fragen „Was blüht denn da?“ oder „Was dienst Generationen der Stadt Bebra das setzt werden. Welche Freude war es auch wächst denn da?“ Denn darum geht es, NABU-Zentrum in Solz besuchten und für die Begleiter*innen, diesen fröhlichen, den Blick, den die Kinder sowieso von einen Vormittag dort verbrachten. Es war offenen und wissbegierigen Jungen und Kleinauf haben, die Neugier und Verbun- sozusagen eine „Einweihung“ und der Mädchen das Ziegenprojekt vorzustellen, denheit zur Natur, diesen Fähigkeiten NABU-Vorsitzende Dieter Gothe begrüß- mit ihnen ins Gespräch zu kommen und Raum und Zeit zu geben, sich weiterzu- te mit Freude die jungen Gäste als erste ihre sachkundigen, interessierten Fragen entwickeln. (Ute Nöckel) Naturschutzzentrum Alter Bahnhof Trais-Horloff NABU Horlofftal veranstaltet Dankesfest für Freunde und Förderer Z u einem ganz besonderen Dankes- neben der vielfältigen fest lud der NABU Horlofftal im programmatischen Juli in sein „Naturschutzzentrum Arbeit, die der Verein Alter Bahnhof Trais-Horloff“ ein. Anlass im Sinne des Umwelt- war der sicht- und vor allem schmeckba- schutzgedankens mit re Dank an alle Mitglieder, Förderer und seinen ehrenamtlich Spender, die dem Verein nach der großen aktiven Helfer*innen Zerstörungsattacke auf das Zentrum im sonst noch zum Nut- August 2021 auf so vielfältige Art und zen der Allgemeinheit Weise beigestanden hatten, selbst bei der ausführte. Beseitigung der Zerstörungen angepackt Holzbackofen . Ein be- S. Kannwischer und/oder ihr Scherflein zur baulichen Wiederherstellung beigetragen hatten. sonderes Highlight des Die Vorstandssprecher Ana Farago- Festes war die Anwe- Macht und Stephan Kannwischer ließen senheit des Düdelshei- ein aufopferungsvolles Jahr Revue passie- mer Bäckermeisters Jonathan Kilb, der die Gäste quasi „die Klinke in die Hand ren, in dem der „Alte Bahnhof Trais-Hor- mit seinem großen Können allerlei knus- gaben“, war er neben dem Zubereiten loff“ so einigermaßen wiederhergestellt prige Köstlichkeiten in deftig-rustikaler und Backen auch ständig mit Erklärun- werden konnte. Hieran hatte der NABU- und süß-verführerischer Note im mobi- gen über seine ökologische Back-Philoso- Aktive Thomas Baur als Bauleiter einen len Holzbackofen zauberte. Da das Fest phie und die Qualität des Lebensmittels besonderen Anteil. Und dies geschah alles ein großer Besuchermagnet war und sich Brot beschäftigt. (Stephan Kannwischer) HESSEN natürlich Winter 2022
10 | VOR ORT Besetzte Nistkästen im Abstand von 100 Metern NABU Bad Soden am Taunus kümmert sich um Wasseramseln am Liederbach D er Liederbach im Main-Taunus- NABU Bad Soden Betonkästen montierte, Kreis tangiert nur knapp einen war eine längere Haltezeit vorprogram- Kilometer das Stadtgebiet von miert. Von sieben dieser Quartiere wur- Bad Soden am Taunus. Das schöne Wie- den zeitweise fünf angenommen, nur in sental zwischen Kelkheim und Schneid- diesem Hitzesommer 2022 wurden ledig- hain zieht unglaublich viele Spaziergän- lich drei Bruten registriert. Möglicher- ger an, wird aber hauptsächlich genutzt weise wurde sehr früh im Jahr gebrütet als Tummelplatz für freilaufende Hunde und durch das Trockenfallen des Baches und in der warmen Jahreszeit als Famili- könnten die Vögel das Brutgeschäft dann W. Kiesewetter enidylle am Wasser. aufgegeben haben und abgewandert sein. Brutplatz verlassen . Trotz dieser immen- Kleinere Reviere . Wenn man in der Lite- sen Störungen am Bachlauf mit Tram- ratur liest, dass die Wasseramsel ein Brut- pelpfaden en masse scheint dies einer revier von jeweils 1000 Metern und mehr Spezies kaum etwas auszumachen – der links und rechts des Brutplatzes bean- Wasseramsel. Kurzzeitige Störungen sprucht, so müssen diese Berichte neu scheinen sie nicht zu interessieren, nur geschrieben werden. In einem Fall waren der Brutplatz unter der Brücke der Zu- beide Kästen besetzt und die Luftlinie fahrtstraße wurde durch ganztags im betrug keine hundert Meter – der zweite Wasser spielende Kinder aufgegeben. Kasten war eigentlich als Ausweichquar- In den 90er Jahren wurden Nisthilfen tier gedacht. Man kann vielleicht doch K. Fischer aus Holz aufgehangen, die jedoch schnell ein paar mehr Kästen installieren als die durch die Nässe verrotteten. Erst als der Wissenschaft vorgibt. (Klemens Fischer) Vom Biotopschutz bis zur Klimaerwärmung NABU Münster/Hessen organisiert naturkundliche Ausstellung im Museum D as älteste Gebäude in Dieburg- Unterschiedliche im Museum aufgebaute Münster, die Langsmühle, wur- Lebensräume wie Feuchtgebiete, Wasser, de 2005/2006 zu einem Museum Wald und Wiese zeigten aktuelle Themen umgestaltet. Jährlich sind wechselnde auf. Eine wichtige Rolle spielten der Kli- Ausstellungen zu sehen. Schon im April mawandel und seine Auswirkungen, z.B. des Jahres 2020 hatte die NABU-Gruppe Insektensterben, Trockenheit, Waldbrän- Münster eine Ausstellung „Natur im Mu- de, Waldsterben, Sturmschäden und Über- seum“ geplant. Aus bekannten Gründen schwemmungen. musste die Ausstellung immer wieder geöffnet und geschlossen werden. Nach Anregungen für den Alltag . Die NABU-Aus- H. Jacob einjähriger Vorbereitungszeit konnte die stellung, die bis Anfang Oktober geöffnet Ausstellung dann im April 2022 endlich war, bot auch Anregungen, wie jeder regelmäßig ihre Pforten öffnen. mithelfen kann, die Natur zu schützen, z.B. „Wie lege ich einen Naturgarten an?“ Biologische Vielfalt . In der Ausstellung Zu den entsprechenden Themen gab es wurden einige Naturschutz- und schüt- viel Informationsmaterial zum Mitneh- zenswerte Gebiete aus der Region mit men. Auch Kinder und Jugendliche ka- artgerechter Fauna und Flora in Bildern men auf ihre Kosten. Kindergärten nutz- vorgestellt, z.B. die Hergershäuser Wie- ten die Ausstellung als einen der letzten sen mit der renaturierten Gersprenzaue Ausflüge vor der Einschulung. Schulklas- sowie Faulbruch, Rallenteich, Adamsteich sen nahmen ebenfalls an den spannen- H. Jacob und Urwald am Erlenbach. den Führungen teil. (Hildegard Jacob) Winter 2022 HESSEN natürlich
M. Sommerhage LANDESWEIT | 11 A. Zedler Unzureichender Lerchenschutz NABU erwirkt Baustopp für geplantes großes Gewerbegebiet bei Pohlheim A uch wenn aus der Politik immer plans „Garbenteich Ost“ ein. Dieser wur- den Medien dargestellte Skandalisierung, wieder beteuert wird, man wolle de aber vom Verwaltungsgericht Kassel Tiere würden Bauprojekte behindern, ist den Flächenverbrauch verringern, im Juni 2022 zunächst abgelehnt. Der irreführend. Bauvorhaben werden in der entstehen vielerorts immer wieder neue NABU legte dagegen Widerspruch ein Regel nicht überraschend und spontan Baugebiete, Gewerbegebiete, Logistikhal- und bekam Recht: Am 5. Oktober ver- für den Schutz bestimmter gefährdeter len und ähnliches. In Pohlheim bei Gie- hängte das Gericht einen Baustopp, bis Arten gestoppt. So hat der NABU Hessen ßen soll nun ein 24 Hektar großes Gewer- im Hauptverfahren entschieden ist! Der in diesem konkreten Fall bereits früh begebiet eingerichtet werden, am Rande Senat äußerte „erhebliche Zweifel ins- sehr deutlich seine Kritik an der fehler- eines Dorfes, das flächenmäßig kleiner besondere an der Wirksamkeit der zum haften Planung vorgetragen. ist als das geplante Gewerbegebiet. Schutz der … Feldlerche vorgesehenen Diese Kritik wurde auch von der Un- Erschreckend ist dabei die schlechte vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen“. teren Naturschutzbehörde geteilt und Qualität des Umweltberichts in der Pla- seit Dezember 2020 immer wieder vorge- nung: Die Kartierung der vorkommen- Schlechter Ausgleich . Es ist sehr oft der tragen. Wenn Planungsträger schlechte den Brutvögel war völlig unzureichend: Fall, dass die sogenannten „Ausgleichs- Planungen vorlegen, liegt das Verschul- Angegeben wurden nur sechs Brutreviere maßnahmen“ nicht funktionieren. In den von Verzögerungen beim Planungs- der Feldlerche. Als die NABU-Aktiven des diesem konkreten Fall sind nicht nur zu träger selbst, nicht bei den seit vielen Jah- Kreisverbandes Gießen dies nachprüften, wenig Flächen ausgewählt worden, son- ren dort lebenden Arten. fanden sie jedoch 28 Brutreviere! Ent- dern auch solche, die als Lebensraum für sprechend waren auch die vorgesehenen die Feldlerche kaum geeignet sind: Sie Schuld des Bauträgers . Ein Baustopp wä- artenschutzrechtlichen Ausgleichsmaß- grenzen direkt an die Autobahn an. Da- re leicht vermeidbar, wenn Planungen nahmen mit sieben „Feldlerchenfenstern“ bei meidet die Feldlerche als Offenland- von Ausgleichsmaßnahmen und Kartie- – das sind nicht eingesäte, freie Brutin- art solche viel befahrenen Straßen. rungen so ordentlich gemacht würden, seln in Ackerflächen – viel zu gering, um dass darin ein ehrliches Interesse an den Schaden auszugleichen, der mit dem Fehlerhafte Planung . Bis heute ist der einem Erhalt der beeinträchtigten Arten Baugebiet angerichtet wird. Planungsträger nicht auf die Kritik des erkennbar ist. Wer aus welcher Motivati- NABU eingegangen und bezweifelt nach on auch immer eine Planung darauf aus- Vorläufiger Baustopp . Der NABU Hessen wie vor die Sichtweise des Naturschutzes. richtet, den Eingriff in die Natur gering klagte daher in Form eines Normenkon- Stattdessen polemisiert Pohlheims Bür- erscheinen zu lassen, muss dann auch trollantrages. Da die Entscheidung darü- germeister Andreas Ruck gegenüber der einen gerichtlich verordneten Baustopp ber noch lange dauern wird, reichte der Hessenschau: „Die Naturschutzbunde ertragen und kann die Verantwortung NABU zudem einen Antrag auf vorläufi- müssen nur die Hand heben und schon für Verzögerungen nicht dem NABU als ge Außervollzugsetzung des Bebauungs- ist das Projekt gestoppt.“ Die häufig in Kläger zuweisen. (mh) HESSEN natürlich Winter 2022
12 | LANDESWEIT NABU trauert um Hartmut Mai Langjähriger Landesgeschäftsführer widmete sein Leben dem Naturschutz Schlaglichter, die Hartmut mit auf den Weg gebracht hat. Seine Leidenschaft für Fledermäuse, die ihn schon als Jugendlichen umgetrieben hat, begleitete ihn auch im Be- rufsleben und führte zur Kampagne „Fledermausfreund- liches Haus“. Ein weiteres seiner „Steckenpferde“ war der Schutz der Amphibien, die er in mehreren Kooperations- projekten mit Abbauunternehmen fortsetzte. Immer prä- sent war sein großes Interesse für die Ornithologie: Seine „Kladde“ wird uns in Erinnerung bleiben, in die er fast täglich seine Beobachtungen eintrug. In Behörden aller Ebenen und in der Politik war Hartmut ein stets sehr anerkannter und geachteter Ansprechpart- ner. Mit Diplomatie und Hartnäckigkeit begleitete er ins- gesamt acht Umweltminister*innen mit unterschiedli- cher Naturschutzagenda. Es gelang es ihm, viele Hürden S. Scharfscherr zu überwinden und Naturschutzprojekte zum Erfolg zu führen. In zahlreichen Verbandsklagen und politischen N Widerstandsaktionen verhalf er der Natur zu ihrem ach kurzer schwerer Krankheit verstarb Hartmut Recht und verbesserte Genehmigungsverfahren auch für Mai, unser langjähriger Landesgeschäftsführer, die Zukunft. Hartmut scheute nicht den Konflikt, wenn am 25. August 2022 in Wetzlar. Über 30 Jahre er von einem Vorteil für die Natur oder den Verband lang widmete er sein berufliches und ehrenamtliches En- überzeugt war. gagement dem Naturschutz in Hessen. Leider war es ihm nicht vergönnt, nun im Ruhestand die Früchte seiner Ar- Auch menschlich war Hartmut als sensibler, feinfühliger beit zu genießen. Mensch hochgeachtet. Selbst im ehrenamtlichen Natur- schutz groß geworden, wurde er von den ehrenamtlich „Gestatten Sie, dass ich mich Ihnen vorstelle: Mein Name Aktiven im NABU sehr geschätzt. Die Förderung der Ju- ist Hartmut Mai, ich bin 29 Jahre alt und stamme aus dem gendorganisation NAJU war ihm ein wichtiges Anliegen. nordhessischen Bad Wildungen. Ich bin gelernter Bank- Den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Landesge- kaufmann und seit etwa 15 Jahren im Naturschutz ak- schäftsstelle war Hartmut stets ein verständnisvoller, tiv“. So stellte sich Hartmut 1990 den NABU-Gruppen als fördernder und motivierender Vorgesetzter und für den neuer Geschäftsführer vor. ehrenamtlichen Landesvorstand ein wertvoller Ratgeber. Hartmut war ein unermüdlicher Streiter für den Natur- Der NABU verdankt ihm viel. Die thematische Öffnung schutz, stets optimistisch und mitreißend. Mit grenzen- vom Vogelschutzverband zu einer großen naturschutz- losem Engagement trieb er viele Projekte voran und ließ politischen Organisation hat Hartmut maßgeblich mit- sich von Bedenkenträgern nicht entmutigen. So ging er gestaltet. Die Zahl der hessischen Mitglieder stieg seit mit viel Mut auch große Projekte an, an die sich viele an- seinem Dienstantritt 1990 von 19.977 auf heute 85.000. Er dere nicht getraut hätten. hinterlässt ein großes Erbe wertvoller Naturlandschaften, die viele Arten erhalten und uns weiter Freude bereiten Die Gründung des Nationalparks Kellerwald-Edersee, der werden. Der NABU wird Hartmut in dankbarer Erinne- Ankauf der Vogelsberger Teiche, der Aufbau der Jugend- rung behalten, als echten Naturschutzmacher. burg Hessenstein, das NABU-Haus am Roten Moor in der Rhön, der Aufbau der NABU-Stiftung Hessisches Natur- Gerhard Eppler, Landesvorsitzender erbe mit der Sicherung zahlloser Flächen sind nur einige und NABU-Landesvorstand Winter 2022 HESSEN natürlich
LANDESWEIT | 13 Einzigartige Lebenswelt des Roten Moors NABU organisiert Fortbildungen für neue Moorführer*innen in der Rhön I n diesem Jahr startete wieder eine Bei einer zweiten Exkursion ließen sich Fortbildungsreihe zum/zur NABU- Pflanzen wie Sumpfblutauge und Sieben- Moorführer*in am Roten Moor im stern entlang des Bohlenweges im Roten Biosphärenreservat Rhön. Die Kursreihe Moor entdecken. Beim dritten Tageskurs setzte sich aus drei Tagesveranstaltungen im September stand das Gestalten von zu verschiedenen Themen zusammen. Naturführungen am Roten Moor im Mit- Beim ersten Tageskurs im Mai standen telpunkt. Bei diesem Kurs ging es darum, die biologische Vielfalt im Roten Moor wie die angehenden Moorführer*innen und das Kennenlernen des NABU-Info- eine Gruppe zielgruppenspezifisch durch V. Börner zentrums mit der Moorausstellung „Moor- das Rote Moor leiten können. Der Höhe- fibel“ im Mittelpunkt. Die erfahrenen punkt der Fortbildung war das Erarbei- NABU-Moorführer*innen gaben den in- ten einer eigenen Moorführung. teressierten Neulingen einen ersten Ein- blick in das eindrucksvolle Rote Moor. Moorführer werden . Wer künftig selbst Moorführungen anbieten möchte, kann Tier- und Pflanzenwelt . Beim zweiten Ta- kursbegleitend im NABU-Moorführer*in- geskurs im Juli drehte sich alles um die nen-Team mitwirken und bei Moorfüh- Einführung und die Bestimmung der be- rungen hospitieren. Für das Jahr 2023 sonderen Tier- und Pflanzenwelt am Ro- sind bereits drei Tagesfortbildungen ge- ten Moor. Bei einer umfangreichen Exkur- plant, so zu den Themen „Die Pflanzen- sion zeigte Dipl. Biologe Joachim Jenrich und Tierwelt im Frühjahr und Sommer V. Börner viele Libellen- und Schmetterlingsarten. am Roten Moor“. (Vera Börner) Arten kennenlernen und für Natur begeistern NABU Umweltwerkstatt bietet Ausbildungsreihe zum NABU-Naturführer an W as kann es schöneres geben, als die faszinierende Natur in allen Jahreszeiten neu zu ent- decken? Von den Spuren im Schnee über bunte Schmetterlinge in artenreichen Wiesen und den Gesang der Vögel bis hin zu den bunten Hecken im Herbst mit ihren roten und blauen Früchten. Das und noch viel mehr vermitteln NABU-Natur- F. U. Pfuhl führer*innen bei ihren spannenden Ex- D. Wäß kursionen, Workshops und Vorträgen. NABU-Ausbildungsreihe . Die grundlegen- Führungen weitergeben. Aber auch wer findet dann in drei Pflicht- und drei Wahl- den Kenntnisse zu Lebensräumen, Arten einfach seine naturkundlichen Kenntnis- Modulen im Gelände statt. Bei den Wahl- und ökologischen Zusammenhängen, se erweitern möchte, ist hier richtig. Die Modulen stehen zwölf Themen zur Aus- ebenso wie das didaktische Handwerks- Inhalte werden so vermittelt, dass inter- wahl, so dass die Teilnehmenden ihre zeug vermittelt eine Ausbildungsreihe essierte Laien einen guten Einstieg finden individuellen Interessenschwerpunkte der NABU Umweltwerkstatt. In sechs Mo- und auch Fortgeschrittene noch Neues legen können. Zur Auswahl stehen The- dulen wird praxisnahes Wissen vermit- für sich mitnehmen können. men wie „Vogelkunde“, „Waldökologie“ telt und nach einer Abschlusspräsentati- oder „Streuobstwiese“. on gibt es ein Zertifikat. Die Ausbildung Neuer Kurs im März . Die nächste Ausbil- Weitere Informationen zur Ausbil- spricht vor allem Menschen an, die ihr dungsreihe startet im März 2023. In 16 dung „NABU-Naturführer:in“ gibt es auf Wissen gerne bei Veranstaltungen mit Online-Seminaren werden die theoreti- der Internetseite www.NABU-Natur- Schulen, Vereinen oder bei öffentlichen schen Grundlagen vermittelt. Die Praxis fuehrer.de (Frank Uwe Pfuhl) HESSEN natürlich Winter 2022
14 | NABU-STIFTUNG Wir retten hessische Paradiese Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Weihnachtsspende! Dank der zahlreichen allgemeinen Spenden war es mit Ih- rer Hilfe möglich, auf vielen weiteren Standorten wichti- ge Pflegeeinsätze durchführen. Projekte, die davon profi- tiert haben, sind unter anderem beide Gebiete des Natio- nalen Naturerbes und Flächenprojekte direkt an der Lahn. Auch im Jahr 2023 wollen wir viel für Hessens Natur er- reichen. Inzwischen haben wir über 100 Projekte überall in Hessen, die wir nicht nur dauerhaft unter Schutz ge- stellt haben, sondern auch mit großem Engagement pfle- gen. Im nächsten Jahr werden wir uns weiterhin dafür einsetzen, diese Paradiese zu bewahren und weitere Schutz- M. Runkel gebiete durch Ankauf zu sichern. Unsere Pläne für nächs- tes Jahr beinhalten unter anderem die folgenden Projekte: Liebe Unterstützer*innen der NABU-Stiftung Im Kreis Hersfeld-Rotenburg möchten wir mehrere wert- Hessisches Naturerbe, volle Kalkmagerrasengebiete durch gezielten Ankauf vernetzen. So wird für unseren Schäfer eine effektive Be- mit ihrer Hilfe konnten wir uns auch im vergangenen Jahr weidung und dadurch auch ein wertvoller Austausch der erfolgreich dafür einsetzen, Hessens Naturschätze zu er- Blütensamen zwischen den einzelnen Flächen möglich. halten. Vielen Dank dafür! Wir möchten Ihnen hier einen kleinen Einblick in unsere aktuellen Projekte geben. In den Feuchtwiesen von Glimmerode bei Hessisch-Lichte- nau streben wir an, eine Niedermoorfläche hinzuzuge- Im NABU-Stiftungsprojekt „Rheinhänge Assmannshausen“ winnen und von Büschen zu befreien, um der Moorvege- haben wir in diesem Sommer die Trockenmauern wieder- tation Raum zu geben. Wichtige Lebensräume für Laub- hergestellt, damit unsere wärmeliebenden Arten wie Mau- frosch, Kammmmolch und Co. möchten wir in der ehe- ereidechse und Segelfalter weiterhin Verstecke und war- maligen Sandgrube am Galgenberg offen halten. Für die me Sonnenplätze fernab des intensiven Weinbaus finden. notwendige Beweidung muss zunächst das Gelände um- zäunt werden. Unsere Bergmähwiesen auf der Eube in der Hochrhön stehen durch den Ankauf nun unter dauerhaftem Schutz. In beiden Gebieten des Nationalen Naturerbes möchten Um die Blütenpracht zu erhalten, wurden sie in diesem wir weitere Schritte in der Umweltbildung gehen und Jahr nur einmal spät gemäht. Auf die neu eingesäten Be- freuen uns dabei über Mithelfer*innen. Natürlich verfol- reiche, die vorher mit Gehölzen bestockt waren, werden gen wir in den restlichen Naturparadiesen weiterhin die wir nun ein besonderes Auge haben, damit es auch hier Entwicklungen durch die Maßnahmen aus den Vorjahren bald vielfältig blüht. und gewährleisten die weitere Pflege. Im Schutz der hessischen Niedermoore konnten wir auf Wir setzen uns tagtäglich dafür ein, die kleinen und gro- einigen Standorten bereits entscheidende Schritte gehen. ßen Naturschätze in Hessen zu bewahren und weitere zu In Beedenkirchen wurde ein weiteres Grundstück ange- schützen. Das wäre ohne Ihre großartige Unterstützung kauft, in Merzhausen und Heidenrod wurden wichtige durch allgemeine oder projektgebundene Spenden nicht Maßnahmen zur Vernässung umgesetzt. Zudem freuen möglich! wir uns, dass wir auf zahlreichen weiteren Standorten die Grundstücksbesitzer*innen für die Bedeutung der Nieder- Ihre Stefanie Stüber moore sensibilisieren und sie zu einer geeigneten Pflege Vorsitzende der NABU-Stiftung beraten konnten. Winter 2022 HESSEN natürlich
NABU-STIFTUNG | 15 D. Schmidt D. Schmidt rerbe Die NABU-Stiftung Hessisches Natu und setzt sich dafür ein, die heimische Tier- M. Sommerhage . Pflanzenwelt dauerhaft zu erhalten So können Sie spenden Wir freuen uns auf Ihre Weihnachtsspende für die D. Schmidt Natur! Sie können uns Ihre Spende entweder online unter www.Hessisches-Naturerbe.de oder per Überwei- sung zukommen lassen. Bitte geben Sie stets Ihren Namen und Ihre Adresse an. Unser Spendenkonto: NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe Sparkasse Wetzlar, IBAN: DE78 5155 0035 0002 0443 60 Unser Spendentelefon: Dina Schmidt, Geschäftsführerin Tel.: 06441-67904-19, E-Mail: Dina.Schmidt@nabu-hessen.de H. Mai K. Kiuntke D. Schmidt Y. Albe HESSEN natürlich Winter 2022
16 | NAJU C. Müller L. Meier Danilo Merlin Achtsam mit der Natur umgehen Interview mit den AK Wildlife-Sprechern Danilo Müller und Merlin Hamp I m NAJU-Arbeitskreis Wildlife (AK lichst wenig Spuren zu hinterlassen. Im NAJU: Welche wichtigen Dinge hast du Wildlife) sind Menschen aktiv, die AK Wildlife engagiere ich mich vor allem im AK Wildlife gelernt? sich mit dem Erleben in und mit der für die Nachwuchsförderung, um die Zu- Natur beschäftigen. Das Wildlife-Konzept kunft des Vereins zu fördern. Danilo: Ich habe gelernt, wie man unter- bedient sich dabei verschiedener pädago- wegs in der Natur Wasser findet, wie man gischer Strömungen, wie der Natur- und NAJU: Was ist der schönste Moment, den sich in der Natur bewegt und wie man Wildnisbildung. Im Arbeitskreis können du beim Teamen in der NAJU erlebt hast? längere Zeit draußen zurechtkommt – sich Teamende vernetzen und über neue und das ganz ohne Spuren zu hinterlas- Inhalte informieren. Im Interview berich- Danilo: Ich mag besonders die Momente, sen – ganz nach dem Wildlife-Motto des ten die AK-Sprechenden Danilo Müller in denen man merkt, dass eine Gruppe „Minimal Impact“. und Merlin Hamp über ihre Erfahrungen. gut angekommen ist. Ich werde aber auch Merlin: Ich genieße es, dass bei der NAJU Sie sind insbesondere für die Absprachen nie den Moment vergessen, als wir auf solch ein tolerantes Klima besteht. Es be- mit der Geschäftsstelle und dem Vorstand der Rückreise der Wildnistour gemein- deutet mir viel, dass jede Person mit ih- verantwortlich und Ansprechpersonen sam im Zug die Tagebücher durchgelesen ren eigenen Gewohnheiten so willkom- für Interessierte. (Madita Reiner) haben und bereits dann in Erinnerungen men bei der NAJU ist. der schönen Erlebnisse schwelgten. NAJU: Warum bist du eigentlich im Ar- Merlin: Ich erinnere mich gern an den NAJU: Was würdest du dir wünschen, beitskreis Wildlife aktiv? Moment, als wir bei einem Gruppenlei- was mehr Menschen wissen sollten? ter* innen-Lehrgang das Ressourcenspiel Danilo: Ich bin immer gern als Teilneh- mit Bohnen mit den Teilnehmenden ge- Danilo: Ich wünschte, die Menschen wür- mer und als Teamer bei den Wildlife-Ver- spielt haben: Wenn du zu viel auf einmal den sich bewusster darüber werden, was anstaltungen aktiv gewesen und genieße nimmst, kommt weniger nach, wenn du es bedeutet, Müll in der Natur zu entsor- es auch heute noch, bei der NAJU aktiv zu weniger auf einmal nimmst, kommt im- gen. Ich fände es schön, wenn mehr Men- sein und schöne Draußen-Wochenenden mer wieder etwas nach und du hast am schen lernen, wie man mit der Natur organisieren zu können. Ende mehr. Solche Übungen machen das lebt, ohne sie zu zerstören. Merlin: Ich hatte schon immer Spaß und Nachhaltigkeitsprinzip total erlebbar. Ich Merlin: Ich fände es wirklich gut, wenn Interesse an den ganzen Outdoor-Themen erinnere mich, wie ich während der Re- mehr Menschen verstehen würden, was und daran, sich als Gruppe draußen un- flexion in den Augen der Teilnehmenden wir so toll daran finden, mit einem schwe- terwegs gut versorgen zu können: Was gesehen habe, wie es „Klick“ gemacht hat. ren Rucksack durch die Natur zu ziehen. können wir trinken und essen? Wo kön- Solche Momente erlebe ich immer wieder Vor allem auch wünsche ich mir mehr nen wir schlafen? Dabei ist es mir total bei Veranstaltungen, auch ganz ohne Naturbewusstsein bei den Menschen, al- wichtig, achtsam mit der Natur umzuge- spezielle Übungen, im ganz alltäglichen so dass sie sich der Konsequenzen ihres hen, sie als Gast zu besuchen und mög- Umgang mit den Ressourcen. eigenen Handelns bewusst werden. Winter 2022 HESSEN natürlich
NAJU | 17 Pilze, Beeren und Wurzeln aus der Natur NAJU veranstaltet abenteuerliches Survival-Camp auf Streuobstwiese M it wenigen Dingen in der Natur schen Wetters etwas zurechtkommen, das ist das schwierig gestaltete. Ziel des NAJU-Survival-Camps. Zur Stärkung gab es Hier können sich die Teilnehmenden ein- noch leckere Gnoc- mal auf die Probe stellen und viel über chi aus den Resten essbare Pflanzen in unserer Natur lernen. des Vorabends. Auf Auch dieses Jahr fand die abenteuerliche der Wanderung zum und spannende Freizeit erneut statt. Von Sammeln von Nah- Freitagabend bis Sonntagmittag verbrach- rungsmitteln wärm- ten fünf Teilnehmende und zwei Teamen- te die Sonne die mo- de drei Tage auf einer Streuobstwiese. tivierten Survival- Die Packliste war klein, dabei hatte die Freaks dann doch Gruppe nur zwei Planen, einen Topf, ein noch auf. Es gab Pil- Kilo Mehl und etwas Salz und Öl. ze, Beeren, Wurzeln, Samen, Nüsse und A. Zirkel Pilze, Beeren und Wurzeln . Zu Beginn des verschiedene Früch- Wochenendes wurde ein einfaches Lager te zu finden, die anschließend im Lager zen Regenpausen nur das Lager abgebaut mit Lehmfeuerstelle errichtet und die weiterverarbeitet wurden. So wurde das wurde, um sich wieder auf den Heimweg erste einfache Mahlzeit aus Kräuterpesto Abendessen reichhaltig und lecker. Mit zu begeben. Dabei wurden möglichst und einigen gesammelten Kartoffeln zu- einem Holunder-Apfel-Punsch konnten wenige Spuren in der Natur hinterlassen. bereitet. Als Nachtisch gab es dann lecke- sich die Teilnehmenden aufwärmen und Trotz des unvorteilhaften Wetters war es re Bratäpfel und Bratbirnen direkt am so das nass-kalte Wetter gut wegstecken. eine spannende NAJU-Freizeit, von der al- Feuer. Am nächsten Morgen musste das le mit neuen Erfahrungen im einfachen Feuer wieder in Gang gebracht werden, Wenig Spuren hinterlassen . Der Sonntag Outdoor-Leben in der Natur nach Hause was sich allerdings aufgrund des regneri- war leider so verregnet, dass in den kur- zurückkehren konnten. (Jens Rieser) Naturerleben mit Schatzsuche und Seilrutsche Alte Häs*innen-Treffen bringt verschiedene Generationen zusammen J ung und Alt, Aktiv und Nichtmehr- spielten und redeten über die NAJU und Aktiv – an einem Wochenende im gemeinsame Erlebnisse. Sommer versammelten sich zwan- Neben den Abenteuern an der frischen zig NAJU-Menschen, um gemeinsam eine Luft verarbeitete die Gruppe gemeinsam schöne Zeit zu verbringen. Auf einem Frei- ihr mitgebrachtes Essen und kochte aus zeitgelände in Marburg gab es die besten gesammelten Äpfeln leckeres Apfelmus. Voraussetzungen dazu. Das Alte Häs*in- Am langen Esstisch waren die kleinen nen-Treffen brachte verschiedene Gene- Menschen komplett in der Überzahl, so rationen der NAJU Hessen zusammen. dass sich das Alte Häs*innen-Treffen am Ende zu einem „Viele-kleine Häschen- Am Seil entlang . Die Veranstaltung wur- Treffen“ erweiterte, die sich hoffentlich de besonders von den Teilnehmenden ge- noch bei vielen schönen NAJU-Veranstal- prägt, da das Wochenende sehr offen ge- tungen wiedersehen werden. staltet wurde und alle eingeladen waren, Mit ganz viel Action und schönen Ge- ihre Ideen miteinzubringen. So ergab sprächen ging ein erlebnisreiches und er- sich ein buntes Programm. Alt und Jung fülltes Wochenende sehr schnell zu En- gingen gemeinsam auf Schatzsuche, han- de. Für einige alte NAJU'ler war es eine gelten sich an Seilen entlang und fuhren ideale Möglichkeit, sich an die NAJU-Zei- M. Sörries mit einer Seilrutsche einen Berg herun- ten zu erinnern und noch einmal mitten- ter. Sie kochten gemeinsam, jonglierten, drin zu sein. (Isa Kämpf & Vera Börner) HESSEN natürlich Winter 2022
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