Hessische mitteilungen - WILLKOMMEN UND ABSCHIED IN DER HESSISCHEN JUSTIZ - Richterbund ...

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Hessische mitteilungen - WILLKOMMEN UND ABSCHIED IN DER HESSISCHEN JUSTIZ - Richterbund ...
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     mitteilungen
     www.richterbund-hessen.de

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                      WILLKOMMEN UND ABSCHIED
                      IN DER HESSISCHEN JUSTIZ
Hessische mitteilungen - WILLKOMMEN UND ABSCHIED IN DER HESSISCHEN JUSTIZ - Richterbund ...
INHALT
IHRE VORTEILE ALS MITGLIED
DES DEUTSCHEN RICHTERBUNDS:

–B  ezug der Deutschen Richterzeitung                   VORWORT                                                              3
   einschließlich exklusiver Exemplare juris-
   tischer Standardkommentare auf CD so-
   wie exklusiver Zugriff auf „JURION“ (das
   digitale Wissenswerk) und die Deutsche                AKTUELLES                                                            4
   Richterzeitung online im Internet (auch               Aus der Arbeit des Bezirksrichterrates beim OLG (Hauptrichterrat)    4
   über App)
– Gruppen-Diensthaftpflichtversicherung
–S  onderkonditionen zum Beispiel bei
   Versicherungen
                                                         PINNWAND                                                             8
–H  aftpflicht- und Rechtsschutzversiche-
   rung                                                  Aus den Bezirksgruppen                                               8
– Vorsorgewerk
– k ostenlose DRiB-Visacard                             Neues aus dem Landtag                                                9
– vergünstigter Erwerb des ZR-Report.de
– v ergünstigte Teilnahme am Richter- und
   Staatsanwaltstag
–F  achforum für Mitglieder im Internet                 TITELTHEMA                                                          10
– im Einzelfall Rechtsschutz für Rechts-
                                                         Die neue Einstellungspraxis in Zahlen                               10
   streitigkeiten mit dem Dienstherrn
                                                         Und tschüss – Gründe, die Justiz zu verlassen                       12
Einen Link zu weiteren Informationen und
dem Beitrittsformular finden Sie auf Seite 21            Warum haben Sie die Justiz verlassen?                               14

  IMPRESSUM                                              eJUSTICE                                                            16
                                                         Legal Tech – Neue Werkzeuge für die Justiz?                         16
  HERAUSGEBER
  Deutscher Richterbund                                  Mehr Digitalisierung wagen                                          20
  Landesverband Hessen e. V.
  Gerichtsstraße 2
  60313 Frankfurt am Main

  REDAKTION
                                                         INTERVIEW                                                           22
  RiOLG Dr. Charlotte Rau (V. i. S. d. P.),
  RiLG Barbara-Luise Bendrick,
                                                         Interview mit der Ständigen Vertreterin des Generalstaatsanwalts    22
  LOStA a. D. Dr. Ursula Goedel,
  OStA a. D. Peter Köhler,
  DirSG Dr. Henning Müller,
  StA Sebastian T. Müller,
  RiOLG Dr. Johannes Schmidt,                            KOMMENTAR                                                           28
  RiLG Dr. Christine Schröder
                                                         Verschwendung wertvoller Ressourcen der Justiz                      28
  E-Mail: hemi@richterbund-hessen.de

                                                         Freud und Leid der Pflichtverteidigung                              30
  SATZ UND DRUCK
  Wilke Mediengruppe GmbH
  Oberallener Weg 1, 59069 Hamm
  Telefon: 0 23 85-4 62 90-0
  Telefax: 0 23 85-4 62 90-90
  E-Mail: info@einfach-wilke.de
  Internet: www.einfach-wilke.de

  Bildnachweis: Cover und Illustrationen: p. c. p. a/
  Ralf Rinke, S. 3, 4, 20, 28 : privat, S. 14: privat/
  Alex Schwander

  www.richterbund-hessen.de

                           2                                                                                         HeMi 1/2021
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TITELTHEMA
                                                                                  EDITORIAL

VORWORT

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

an einen Laufbahnwechsel dachte Hessens be-            Richterliche Assistenzsysteme,
kanntester Jurist sicher nicht, als er das den Ti-     denen schon Goethe in Vene-
tel dieses Heftes inspirierende Gedicht zu Papier      dig in Form eines redezeitbe-
brachte, obwohl er sich auch mit der Straßburger       grenzenden         Stundenglases
Dissertation schon schwertat. Überhaupt stand für      begegnete, werden in den
ihn die Juristerei unter einem Unstern: Vom Jurastu-   nächsten Jahren überragende
dium in Leipzig kam er krank zurück, nach der Sta-     Bedeutung erlangen. Henning
tion am Reichskammergericht in Wetzlar schrieb er      Müller bringt uns das Thema in
ein Buch über einen Selbstmörder, und dem Frank-       einer gut verständlichen Einfüh-
furter Anwaltsberuf entzog er sich durch Flucht in     rung nahe und unser Gastautor
den Osten, wo er an einem unrühmlichen Todesur-        Ullrich Steppler zeigt am Bei-
teil gegen eine „Kindsmörderin“ beteiligt war. Mit     spiel einer anwaltlichen Software
                                                       zum claims handling im Bereich                  Johannes Schmidt
den Weichenstellungen, die ein gelungeneres Ju-
ristenleben von der Einstellung bis zum Ausschei-      Fluggastrechte, wo die Reise
den kennzeichnen, beschäftigen sich die HeMi im        hingehen könnte.
Rahmen des Heftschwerpunktes „Willkommen und
Abschied“ nun 250 Jahre später.                        In einem großen Interview schildert die ständige
                                                       Vertreterin des Generalstaatsanwalts Christina
Im Eröffnungsbeitrag gibt uns Heidrun Mondl, die       Kreis, welche Herausforderungen das Amt bereit-
Vorsitzende des Bezirksrichterrates, einen umfas-      hält und gibt uns einen lebendigen Einblick in die
senden Überblick über das Engagement des Gre-          Funktionsweise der Generalstaatsanwaltschaft. Kri-
miums unter Corona-Bedingungen und die ernüch-         tisch sehen die beiden Kommentatoren Joachim
ternden Reaktionen auf die Forderung nach mehr         Becker und Peter Köhler auch das Scheitern der
Beteiligung – „Wer nie sein Brot mit Tränen aß …“.     hessischen Initiative zu einer Vielklägergebühr und
Für unseren Heftschwerpunkt hat Luise Bendrick         die Reform des Rechts der Pflichtverteidigung.
nachgehakt, wie sich das neue Notenquorum auf
die Einstellungspraxis auswirkt und Christine Schrö-   Die hohe Qualität der Beiträge und die Fotos und
der hat sich dem brisanten Thema des vorzeitigen       Zeichnungen von p. c. p. a. / Ralf Rinke ergänzen
Ausscheidens aus dem Dienst gewidmet.                  sich wieder einmal kongenial. Bei der Lektüre die-
                                                       ses Heftes in leider immer noch schwierigen Zeiten
                                                       wünscht die Redaktion viel Spaß!

                                                                                     Mit herzlichen Grüßen
                                                                                     Ihr Johannes Schmidt

HeMi 1/2021                                                                                  3
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AKTUELLES

WO (K)EIN WILLE, DA (K)EIN WEG?

AUS DER ARBEIT DES BEZIRKSRICHTERRATES BEIM OLG
(HAUPTRICHTERRAT)

                                   Der Bezirksrichterrat ist seit      das Justizprüfungsamt im April 2020 einen „Erlass
                                   dem Ausbruch der Corona-Pan-        betreffend Wahrnehmung der Aufsicht in der Zwei-
                                   demie im Frühjahr 2020 in viel-     ten juristischen Staatsprüfung und der staatlichen
                                   fältiger Weise in beteiligungs-     Pflichtfachprüfung durch Richter und Staatsanwäl-
                                   rechtlichen Fragen gefordert        te“ heraus, in dem es auf den Wortlaut des § 4
                                   und hat durch Ausübung des In-      Abs. 2 JAO hinwies, nach dem die Aufsicht bei der
                                   itiativrechts eine Reihe von The-   Anfertigung der Aufsichtsarbeiten von Richterinnen
                                   men angestoßen. Die Tätigkeit       und Richtern, Staatsanwältinnen und Staatsanwäl-
                                   des Gremiums, das gegenüber         ten und sonstigen Bediensteten der Justiz geführt
                                   dem Ministerium auch die Funk-      werde. Die Gerichts- und Staatsanwaltschaftslei-
                                   tion eines Hauptrichterrates        tungen sollten auf die „Rechtslage“ hinweisen und
                                   wahrnimmt und dies durch die        eine Übernahme der Aufsichtsdienste sicherstel-
Heidrun Mondl                      Bezeichnung als „Bezirksrich-       len. Das Gremium hat sich daraufhin nochmals an
                terrat beim Oberlandesgericht/Hauptrichterrat der      das Ministerium gewandt und im Einzelnen dar-
                ordentlichen Gerichtsbarkeit“ kenntlich macht, war     gelegt, dass die Rechtsauffassung des Justizprü-
                dabei von negativen Überraschungen, aber auch          fungsamtes, es bestünde nach § 4 Abs. 2 JAO eine
                von vielen positiven Entwicklungen geprägt.            Verpflichtung zur Aufsicht bei der Anfertigung der
                                                                       Aufsichtsarbeiten, gerade keine Grundlage im Ge-
                Positiv hat sich seit Beginn der Pandemie ein en-      setz findet. Unter Bezugnahme auf das Urteil des
                ger und vertrauensvoller Austausch mit dem Prä-        Niedersächsischen Dienstgerichtshofs zu Klausur-
                sidenten des Oberlandesgerichts, zwischen den          aufsichten im ersten juristischen Staatsexamen
                Gremien und mit den Verbänden entwickelt. Dies         (DRiZ 1997, 63) haben wir dabei gegenüber dem
                zeigte sich einerseits in einer Verbesserung des       Ministerium ausgeführt, dass das richterliche Per-
                Informationsflusses und andererseits durch das         sonal nach § 4 Abs. 2 Nr. 1 DRiG zwar Aufgaben
                solidarische Vorgehen, mit dem die Arbeitsge-          der Gerichtsverwaltung wahrnehmen dürfe, Klau-
                meinschaft der Hauptrichter- und Hauptstaatsan-        suraufsichten jedoch keine Aufgaben der Gerichts-
                waltsvertretungen in Abstimmung mit dem Haupt-         verwaltung, sondern Aufgaben der Justizverwal-
                personalrat der Justiz eine Vielzahl gemeinsamer       tung seien und Richterinnen und Richter Geschäfte
                Anliegen gegenüber dem hessischen Ministerium          der Justizverwaltung neben ihrem Richteramt nur
                der Justiz vertreten hat. Über unser solidarisches     kraft Zuweisung durch ein förmliches Gesetz wahr-
                Handeln sowie die ernüchternden Reaktionen auf         nehmen müssten, es sich bei der JAO aber ledig-
                unsere Forderungen nach Beteiligung möchte ich         lich um eine Rechtsverordnung handele.
                anhand ausgewählter Beispiele einen Überblick
                geben.                                                 Nach gebetsmühlenartiger Wiederholung der
                                                                       Rechtslage kam schließlich Bewegung in die An-
                Klausuraufsichten                                      gelegenheit, als sich im Oktober 2020 die 2. Co-
                Der Bezirksrichterrat hatte auf Hinweise der ört-      ronawelle abzeichnete und der Hauptpersonalrat
                lichen Richterräte bereits in den vergangenen          in einer Besprechung mit dem Ministerium von der
                Jahren gegenüber dem Ministerium immer wie-            schlechten Lage eines Prüfungsraumes mit unzu-
                der deutlich gemacht, dass eine Verpflichtung          reichender Belüftung sowie von Anordnungen be-
                zur Wahrnehmung der Aufsichtstätigkeiten durch         richtet hatte, nach denen das Tragen eines Mund-
                Richterinnen und Richter nicht besteht. Besonders      Nasen-Schutzes während der Aufsichtsführung
                betroffen von Aufsichtsanforderungen sind dabei        unterbleiben solle. Der Hauptpersonalrat hat für die
                die Amts- und Landgerichte an den Universitäts-        Tarifbeschäftigten zutreffend darauf hingewiesen,
                standorten.                                            dass diese nach geltendem Arbeits- und Tarifrecht
                                                                       zur Übernahme von Aufsichten nicht verpflichtet
                Nachdem es sich ab dem Frühjahr 2020 corona-           werden dürfen. Gemeinsam mit dem Hauptperso-
                bedingt zunehmend schwieriger gestaltete, Auf-         nalrat hat der Bezirksrichterrat eine Abfrage bei al-
                sichtskräfte auf freiwilliger Basis zu finden, gab     len Dienststellen nach freiwilligen Aufsichtskräften

                4                                                                                              HeMi 1/2021
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AKTUELLES

sowie eine Erhöhung der Aufwandspauschale für           für die Kolleginnen und Kollegen, die keinen Zu-
die Aufsichtstätigkeit vorgeschlagen.                   gang zum EWO-Datenpool haben, sofort heraufge-
                                                        setzt und sodann für die Zugänge zum Datenpool
Anlässlich der letzten gemeinsamen Besprechung          durch eine Arbeitsgruppe kurzfristig eine geson-
der Gremienvertreter mit der Ministerin, dem sog.       derte Lösung gefunden werden.
Runden Tisch der Räte, vom 23.02.2021 hat der
Präsident des Justizprüfungsamtes mitgeteilt, die       Im Herbst 2020 wurde die Latenzzeit auf allen
Anhebung der Aufwandspauschale um 20 % sei              dienstlichen Rechnern ohne EWO-Datenpoolzu-
in „trockenen Tüchern“ und lediglich noch ein           gang wieder hochgesetzt. Die Belastungen wir-
entsprechender Erlass erforderlich. Zwar ist das        ken aber insbesondere für die Staatsanwältinnen
Justizprüfungsamt dem Vorschlag, einen landes-          und Staatsanwälte sowie für das nichtrichterliche
weiten Freiwilligenpool zu bilden, der von den Zu-      Personal fort. Seitens des Ministeriums wird der-
weisungen der Landgerichte unabhängig ist, bis-         zeit eine „verschärfte organisatorische“ Lösung
her nicht nähergetreten. Man hat aber zumindest         favorisiert, bei der eine Liste von bekannten oder
signalisiert, dass Bereitschaft bestehe, weitere        gefährdeten Personen erstellt und missbräuchliche
Landgerichtsbezirke einzubeziehen, die bisher           Zugriffe auf gespeicherte Daten dieser Personen
keine Aufsichtskräfte stellten.                         durch regelmäßige Kontrollen herausgefiltert wer-
                                                        den. Da die nun beabsichtigte Maßnahme den Mit-
Latenzzeitverkürzung                                    bestimmungstatbestand des § 74 Abs. 1 Ziff. 17
Dass Einsatz und Solidarität mehr denn je gefor-        HPVG („… Einrichtungen, die dazu geeignet sind,
dert sind, hat sich im Sommer 2020 gezeigt, als wir     das Verhalten …der Beschäftigten zu überwa-
durch ein an alle Bediensteten gerichtetes Schrei-      chen“) erfüllt, bleibt abzuwarten, ob die Gremien
ben der Justizministerin davon Kenntnis nehmen          nun ordnungsgemäß beteiligt werden oder doch
mussten, dass die Vorfälle unberechtigten Zugriffs      der Rechtsweg beschritten werden muss. Der für
auf Computer hessischer Polizeibehörden zum An-         Ende April 2021 anberaumte Besprechungstermin
lass genommen wurden, den Sperrbildschirm der           der Arbeitsgruppe lässt auf Beteiligung hoffen.
Dienstrechner auch in der Justiz nach einer La-
tenzzeit von drei Minuten zu aktivieren.                Konzept Sitzungssaalausstattung
                                                        Im Sommer 2020 hat ein weiteres wichtiges Mitbe-
Das Gremium hat die Ministerin unverzüglich da-         stimmungsthema an Fahrt aufgenommen, das im
rauf hingewiesen, dass die Verkürzung der La-           Zusammenhang mit der in weniger als 5 Jahren
tenzzeit in die Gestaltung des elektronischen Ar-       einzuführenden elektronischen Akte steht.
beitsplatzes eingreift und einer Beteiligung bedurft
hätte (§ 36 Abs. 1 Ziff. 2 HRiG, § 74 Abs. 1 Ziff. 16   Aus Gerichten der ordentlichen Gerichtsbarkeit
HPVG). Der sogar ohne Vorabinformation umge-            sowie der Fachgerichtsbarkeiten wurde berich-
setzten Maßnahme hat das Gremium nachdrück-             tet, dass die IT-Stelle Sitzungssaal-Begehungen
lich widersprochen, da mögliche Missstände bei          im Rahmen eines „Konzepts zur Ausstattung der
der Polizei nicht zum Anlass genommen werden            Sitzungssäle“ durchführe. Da den Beteiligungs-
dürfen, die dritte Gewalt anlasslos unter Gene-         gremien ein derartiges Konzept nicht bekannt war,
ralverdacht zu stellen. Moniert wurden weiter die       haben wir das Ministerium mit deutlichen Worten
mangelnde Vergleichbarkeit des richterlichen Ar-        darauf hingewiesen, dass Sitzungssäle Arbeits-
beitsplatzes mit Arbeitsplätzen in Polizeidienststel-   plätze darstellen, deren Ausstattung der Beteili-
len sowie die zeitlichen, in Pebb§y nicht berück-       gung nach § 74 Abs. 1 Ziff. 16 und 17 HPVG un-
sichtigten Mehrbelastungen.                             terliege. Den Gremien wurde schließlich ein auf die
                                                        Richterbank sowie die Beratungszimmer bezoge-
Der Forderung, die Maßnahme unverzüglich zu-            nes Sitzungssaalkonzept als ein der ständigen An-
rückzunehmen, ist das Ministerium zunächst nicht        passung unterliegendes „lebendes Konzept“ vor-
gefolgt, hat aufgrund unserer massiven Kritik aber      gestellt. Seitens der Gremien wurde eingewandt,
mitgeteilt, dass man an einer schnellen, praxis-        dass eine IT-Ausstattung der Güterichterräume
nahen Lösung interessiert sei. Da das Problem im        ebenso wenig berücksichtigt sei, wie eine Video-
Wesentlichen im Zugang zu den Einwohnermelde-           konferenztechnik und die konkrete Ausstattung der
amtsanfragen über den Datenpool gesehen wurde,          Sitzungssäle am Bedarf vor Ort zu orientieren sei.
hat das Gremium zur schnellen Verbesserung der          Im Übrigen wurde die fehlende Einbeziehung der
Arbeitsbedingungen ein vorläufiges Angebot des          Staatsanwältinnen und Staatsanwälte moniert und
Ministeriums angenommen, nachdem wir uns das            auf die Erfordernisse der Barrierefreiheit hingewie-
Beschreiten des Rechtsweges vorbehalten hatten.         sen. Im weiteren Austausch haben die Gremien
Als erste Maßnahme sollte danach die Latenzzeit         ferner Mindeststandards z. B. für Bildauflösungen

HeMi 1/2021                                                                                               5
Hessische mitteilungen - WILLKOMMEN UND ABSCHIED IN DER HESSISCHEN JUSTIZ - Richterbund ...
AKTUELLES

und eine Öffnungsklausel gefordert, um dem sich         sandt, in dem einige Vorschläge der Gremien
ändernden Stand der Technik Rechnung tragen             berücksichtigt wurden. Das Gremium hat im Vor-
zu können. Das entsprechend unserer Vorschlä-           feld der förmlichen Beteiligung aber immer noch
ge/Änderungswünsche überarbeitete Sitzungs-             Einwendungen erhoben und angekündigt, die
saalkonzept wurde uns nun vorgelegt, sodass die         beteiligungsrechtliche Zustimmung nicht zu ertei-
förmliche Beteiligung unmittelbar bevorsteht.           len. Beanstandet wurden insbesondere potenzi-
                                                        ell kinderbetreuende und pflegende Beschäftigte
HessenConnect/Skype für Business                        benachteiligende Regelungen, wie z. B. bürokra-
Auf ein förmliches Beteiligungsverfahren betref-        tische Nachweispflichten, die nicht erfolgte Über-
fend die Einführung von HessenConnect / Skype           tragung der Kinderkrankentageregelung auf das
for Business warten die Gremien nach wie vor, was       richterliche Personal und die Verpflichtung zur In-
umso misslicher ist, als Skype for Business ein         anspruchnahme von Resturlaub.
„auslaufendes Modell“ ist und wohl noch in diesem
Jahr durch ein anderes Produkt abgelöst werden          Mit Schreiben vom 30.03.2021 wurde die Befris-
wird. Die Ausschreibung läuft bereits. Es bleibt also   tung der vorläufigen Regelungen aufgehoben. Das
spannend, was auf uns zukommen wird. Ob und             Gremium hat die Aufhebung der Befristung mit Ver-
wie sich die Beteiligung des Gremiums gestalten         wunderung zur Kenntnis genommen, weil nach §
wird, muss abgewartet werden. Im Übrigen wur-           74 HPVG nur unaufschiebbare Maßnahmen vorläu-
de angekündigt, dass in absehbarer Zeit weitere         fig geregelt werden dürfen und ein Beteiligungs-
Online-Werkzeuge für Videokonferenzschaltung,           verfahren einzuleiten ist. Nachdem der Haupt-
so u. a. Webex, zur Verfügung stehen werden. Aus        personalrat dem Ministerium daraufhin mitgeteilt
der Sicht des Gremiums gilt es aber auch immer zu       hatte, dass man der zeitnahen Einleitung des
bedenken, dass Sicherheit beachtet und nicht all        förmlichen Beteiligungsverfahrens entgegensehe,
das über Bord geworfen wird, was Kolleginnen und        wurde der Erlassentwurf „zur Ausübung etwaiger
Kollegen vor Jahren erkämpft und mit der Bildung        Beteiligungsrechte“ übersandt. Zu den Einwen-
der IT-Kontrollkommission erreicht haben.               dungen wurde mitgeteilt, dass dem Hessischen
                                                        Ministerium der Justiz wegen unterschiedlicher
Corona                                                  gesetzlicher Grundlagen und mangels Zuständig-
In den letzten Monaten hat sich das Gremium in-         keit für das beim Innenministerium verortete Thema
tensiv mit den zur Aufrechterhaltung eines „risi-       Arbeitszeit eine eigenständige Regelung verwehrt
koangepassten Regelbetriebes“ erforderlichen            sei.
Maßnahmen befasst, von denen ich drei wichtige
Themen herausgreifen möchte.                            Impfstrategie
                                                        Die ständige Impfkommission hatte Anfang De-
Musterdienstanweisung                                   zember 2020 Empfehlungen zur Priorisierung bei
Nachdem Beteiligungsrechte vor den Erlassen zu          den anstehenden Corona-Impfmaßnahmen unter-
Musterdienstanweisungen seit Beginn der Pande-          breitet, die Justiz darin allerdings mit keinem Wort
mie missachtet wurden und es zu heftigster Kritik       erwähnt, sodass sich der Richterbund Hessen und
an der Androhung disziplinar- und arbeitsrecht-         der Präsident des Oberlandesgerichts mit ein-
licher Konsequenzen bei Auslandsreisen gekom-           dringlichen Appellen gegenüber dem Hessischen
men war, wurde den Gremien nach entsprechender          Justizministerium erfolgreich dafür eingesetzt ha-
Zusicherung, beteiligungsrechtlich nun wieder           ben, auf eine Aufnahme der Justiz in die Impfprio-
in den „Normalbetrieb“ übergehen zu wollen, im          risierung hinzuwirken.
September 2020 ein Entwurf für eine Musterdienst-
anweisung zur Stellungnahme zugeleitet. Trotz           Im Januar 2021 hat das Gremium auf die Mittei-
Stellungnahmen und umfangreichen ergänzenden            lung des Ministeriums, dass es noch keine Über-
Vorschlägen der Gremien wurde ein nach § 83             legungen für ein Impfangebot für Bedienstete der
Abs. 3 HPVG über den erweiterten Hauptpersonal-         Justiz gebe, dazu aufgefordert, Konzepte zu wei-
rat durchzuführendes Beteiligungsverfahren nicht        teren Corona-Maßnahmen, insbesondere aber zur
eingeleitet. Am 05.11.2020 hat das Ministerium          Impfstrategie, frühzeitig zur Verfügung zu stellen.
vielmehr eine unsere Änderungsvorschläge nicht          Unter Hinweis auf die Praxis anderer Bundeslän-
berücksichtigende Musterdienstanweisung als Eil-        der, die sowohl die geschäftsplanmäßigen Betreu-
maßnahme gemäß § 73 HPVG vorläufig in Kraft ge-         ungsrichter, als auch die im Bereitschaftsdienst mit
setzt und nachfolgend mehrmals verlängert.              betreuungsrichterlichen Aufgaben konfrontierten
                                                        Kolleginnen und Kollegen der Personengruppe mit
Am 22.02.2021 wurde ein „neuer“ Entwurf einer           höchster Impfpriorität nach § 2 Nr. 2 CoronaImpfV
Musterdienstanweisung zur Stellungnahme über-           zugeordnet hatten, wurde das Ministerium wegen

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AKTUELLES

des deutlich erhöhten Infektionsrisikos der aktu-      Teststrategie
ellen Corona-Mutationen und dem daraus resultie-       Bereits im Oktober/November 2020 hatte sich
renden größeren Schutzbedürfnis der Kolleginnen        gezeigt, dass Hauptverhandlungstermine sowie
und Kollegen dringend ersucht, festzustellen und       wichtige Verhandlungen und Anhörungstermine
darauf hinzuwirken, dass auch in Hessen tätige         abgesagt oder verschoben werden mussten, weil
Richterinnen und Richter, die betreuungsrichter-       Verfahrensbeteiligte kurz vor den Sitzungen Kon-
liche Aufgaben wahrnehmen, in der höchsten Prio-       takte mit infizierten Personen hatten oder Erkäl-
ritätsgruppe geimpft werden können.                    tungsanzeichen verspürten. Vor dem Hintergrund,
                                                       dass Landtagsabgeordnete bereits damals re-
In der Skype-Besprechung des Runden Tisches            gelmäßigen Testungen unterzogen wurden und
mit den Räten vom 23.02.2021 hat die Justizmini-       der Mangel an ausreichenden Testmöglichkeiten
sterin zum Thema Priorisierung der Betreuungs-         innerhalb der Justiz auf Unverständnis gestoßen
und Bereitschaftsdienstrichterinnen und -richter       war, hat das Gremium gegenüber dem Ministerium
mitgeteilt, auf eigene Anfragen beim Sozialministe-    Testmöglichkeiten gefordert.
rium noch keine Antwort erhalten zu haben. Unter
Bezugnahme auf bereits durchgeführte Impfungen         Im Dezember 2020 wurde eine im Justizministe-
an einzelnen Amtsgerichten hat die Justizministe-      rium entwickelte „Teststrategie“ übermittelt. Darin
rin dann ausdrücklich empfohlen, nun pragma-           wurden die grundsätzlich aus dem eigenen Budget
tisch vorzugehen und sich mit der entsprechenden       der Dienststellen zu leistenden Testungen nur in
Bescheinigung der Dienststelle impfen zu lassen.       begründeten und eiligen Einzelfällen für erforder-
Diese als „Startschuss“ für den Beginn der Imp-        lich erachtet. Dass sich der Dienst- und Sitzungs-
fung in der Hessischen Justiz zu wertende Erklä-       betrieb ohne regelmäßige anlasslose Testungen
rung der Justizministerin hat das Gremium an den       nicht aufrechterhalten lassen wird und für die Justiz
Präsidenten des Oberlandesgerichts weitergege-         deshalb ein dringender Handlungsbedarf besteht,
ben, woraufhin die Präsidentinnen und Präsidenten      wurde dem Ministerium seitens des Gremiums, ins-
der ordentlichen Gerichtsbarkeit im Beschlussweg       besondere aber auch seitens der Präsidentinnen
Einigkeit in Bezug auf die Ausstellung von Impfbe-     und Präsidenten eindringlich vermittelt.
scheinigungen für die mit betreuungsrichterlichen
Aufgaben befassten Richterinnen und Richter er-        Auch wenn eine der Fürsorgepflicht des Dienst-
zielt haben. Neben den Abteilungsrichtern der          herrn gerecht werdende „justizeinheitliche“ Test-
Betreuungsabteilungen sollten demnach deren            strategie nach wie vor nicht existiert, zeichnet sich
geschäftsplanmäßige Vertreterinnen und Vertreter,      aktuell doch eine positive Entwicklung ab. Zwi-
sowie die im amtsgerichtlichen Eildienst und den       schenzeitlich stellt das Land Hessen in Erfüllung
landgerichtlichen Beschwerdekammern in Betreu-         seiner Arbeitgeberpflicht jedem Bediensteten seit
ungsangelegenheiten tätigen Richterinnen und           dem 19.04.2021 Selbsttests zur Verfügung.
Richter Impfbescheinigungen erhalten, sofern in-
nerhalb der nächsten zwei Monate mit dem Eintritt      Fazit und Ausblick
des Vertretungsfalls, dem Eildienst bzw. in der Be-    Trotz der Verbesserungen in der Kommunikation mit
schwerdekammer mit einem Tätigwerden in einer          dem Ministerium ist der Kampf um die im Vergleich
Hochrisikoeinrichtung zu rechnen sei. Ansonsten        zu anderen Bundesländern ohnehin defizitäre Be-
sollten Impfbescheinigungen für Angehörige an-         teiligung noch immer ein „mühseliges Geschäft“.
derer Berufsgruppen nur ausgestellt werden, wenn       Die seit Jahren erhobene Forderung nach der
konkret mit ihrem zeitnahen dienstlichen Tätigwer-     Rückkehr zu demokratischen Beteiligungsrechten
den in einer entsprechenden Einrichtung zu rech-       muss deshalb aufrechterhalten und gegenüber
nen sein würde.                                        dem Ministerium immer wieder vertreten werden.

Trotz der als uneingeschränkt positiv zu bewer-        Wegen der in den kommenden Jahren anstehen-
tenden Erklärung der Justizministerin, der klarstel-   den Einführung der elektronischen Akte wird dabei
lenden Beschlussfassung der Präsidentinnen und         neben den Einzelheiten der Gestaltung der Ar-
Präsidenten sowie der zwischenzeitlich erfolgten       beitsplätze und -abläufe sowie dem Bemühen um
Zuordnung der Wachtmeisterinnen und Wachtmeis-         Abschluss von Dienstvereinbarungen zur E-Akte
ter zur Impfkategorie 2 ist eine Impfstrategie für     insbesondere die Forderung nach einer Streichung
alle Justizbediensteten bislang nicht in Sicht. Die    des jegliche Mitwirkung bei Pilotierungen aus-
Gremien haben deshalb beim Ministerium um In-          schließenden § 81 Abs. 1 Satz 2 HPVG von Bedeu-
formationen und Beteiligung zu einer Impfstrategie     tung sein. Dies insbesondere vor dem Hintergrund,
nachgesucht.                                           dass ein seitens des Ministeriums bei der letzten
                                                       Novellierung des HRiG im Jahr 2011 gegebenes

HeMi 1/2021                                                                                               7
TITELTHEMA
PINNWAND

Versprechen, mit den Beteiligungsgremien in Ge-                      des umfangreichen und weit ins kommende Jahr-
spräche über Verbesserungen der Beteiligungs-                        zehnt hineinreichenden Bauprojektes „Justizstand-
rechte einzutreten, noch nicht eingelöst ist.                        ort Konstablerwache“ in Frankfurt wahrzunehmen
                                                                     haben, für das mit Rücksicht auf eine möglichst
Darüber hinaus wird sich das Gremium auch zu-                        frühzeitige Beteiligung der „Gremienbeirat Bau“
künftig mit den hohen Arbeitsbelastungen sowie                       ins Leben gerufen wurde, dem Vertreterinnen und
dem stetig wachsenden Personalbedarf befas-                          Vertreter der Personalvertretungsgremien, der
sen und dabei an der Forderung nach einem De-                        Gleichstellungsbeauftragten und der Menschen
ckungsgrad von 100 % des errechneten Perso-                          mit Behinderung angehören.
nalbedarfs festhalten. Das Thema „Pebb§y“ mit
all seinen Facetten wird das Gremium im Rahmen                                                             Ri’inAG Heidrun Mondl1
der 2024 anstehenden Nacherhebung dabei sogar
noch verstärkt in Anspruch nehmen. Nicht zuletzt
wird das Gremium Beteiligungsrechte anlässlich                       1 Die Autorin ist Vorsitzende des Bezirksrichterrates.

Aus den Bezirksgruppen

                                                                       Wechs
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                                                                               te Mo       s Rathm       l Ja
                                                                                      ckel.          ann u hn,
                                                                                                            nd

8                                                                                                                        HeMi 1/2021
TITELTHEMA
                                                                                                                                                       PINNWAND

  Neues aus dem Landtag

                                                                                                                             CDU + Grüne
                                                                                                                                                             g der Regie-
                                                                                                                                             ßungsantra
                                                         nsfa
                                                                 ll                                                          Ein Entschlie                   d GRÜNE,
                                                                                                                                            nen CDU un
        FDP                       h e  Korr
                                               uptio
                                                       a lt s chaf
                                                                     t               CDU                                     rungsfraktio
                                                                                                                                            rü ck lic h  begrüßt, da
                                                                                                                                                                     ss
                              lic                   w                                                                        der es ausd
               m   u tmaß lstaatsan                         r ü c k-                                                                          ng   m  it Sk ype-Lizenzen
         Der              ener
                                  a
                                            in de
                                                     r zu                           Mit de
                                                                                           r Situa                            die Ausstattu renzanlagen bereits
                  er G            auch                 de d
                                                               en
                                                                                                                              und Videok
                                                                                                                                            onfe
          bei d                 e                                                  lichen          tio
                                                                                           Richte n der ehrena                                                   ckend sei,
                        ft ig t               p e r io              n                                                                       bz w. flächende /4485).
           bes    c h ä
                               Beric
                                        h t s                it re
                                                               e                   sich d          r
                                                                                          ie klein in Hessen se t-
                                                                                                                   m          beac ht lic h                     . 20
                                                   s we                  DP                                                                  nomm      en (D rs
                     nden                   eine                   der F          Abgeo            e              tzte         wurde ange
            li e g e
                             in   F o r m
                                                   a  n t r a g s                         rdnete Anfrage eine
                                                 s                                                n der C         s
             Land
                      tag               richt                                     ausein
                                                                                         ander            D
                                  n Be                                                           (Drs. 2 U-Fraktion
                         liche                                                                          0/5041
               dring /5005).                                                                                   ).
                        . 20
                 (Drs

                                                                                FDP                                           FDP                                              n Landta
                                                                                                                                                                                          g
                                                                                                                                                                  rderte de
                                                                                                                                             tio n de  r FDP fo               flä ch en de-
                                                                                                                               Die Frak                               2021
                                                                                Ein wichtig                                                               s Jahres                    gen
                                                                                            es Thema                                           Ende de                  ussetzun
                                                                               hang mit de            im Zusamm                auf, zum                   sc hen Vora                    lge-
                                                    it den                                                                                                                   i den Zivi
                                                                                            r sächliche             en-                        e te ch ni
                                                                                                                                ckend di
     SPD                           nhang
                                            m                                  tung der Ju
                                                                                           stiz behand
                                                                                                        n Ausstat-
                                                                                                                                                htsverha
                                                                                                                                                           ndlu   ng en be
                                                                                                                                                                                en im Weg
                                                                                                                                                                                            e
                    Z u s amme nztechnik                                       Anfrage au               elt auch di             fü  r G  er ic
                                                                                                                                                              tung  sg er ic ht
                                                                                                                                                                                             8a
              em                  re               leine                                  s der FDP-                e                             d Verwal                        mäß § 12
      In eng Videokonfe steht die k                                                                                                     te n  un                         ng    ge
                                                                              der- und ju            Fraktion „K                 ri ch                        bertra  gu                     u
           d ie              g e n              a                                         gendgerech              in-                    B ild - und Tonü               sc  ha  ff en. Hierz
       um               Fra             hem                                   nehmunge                 te Zeugenve               de   r                       wGO zu                        e Zi-
                nden             zum T              Ge-                                  n im Strafv                 r-                           § 102a V                       hessisch
       kreise der SPD olizei und                       .                      20/5373).              erfahren“ (D
                                                                                                                  rs.
                                                                                                                                  ZPO und
                                                                                                                                                      stellen, da
                                                                                                                                                                    ss jedes
                                                                                                                                                                                        altungs-
        Anfr  a g e
                        tu r b e i P
                                        li c h e r bzw                                                                             sei si   ch  er zu
                                                                                                                                                                s hessis
                                                                                                                                                                           ch  e Ve  rw
                 struk
                                                                                                                                                                                            nd
                                   häus            764).                                                                                            und jede                      tspreche
        „Infra für Opfer                  . 2 0 /3                                                                                  vilgericht
                                                                                                                                                        mindest
                                                                                                                                                                   ens ein en             verfügt
                  n                  (Drs                                                                                                            er                              m er
         richte er Gewalt“                                                                                                                     t üb                         gs  zi m
                                                                                                                                    gerich                      rhandlun
                   ll                                                                                                                               ttetes Ve                         932).
          sexue                                                                                                                      ausgesta
                                                                                                                                                          28 .10.2020
                                                                                                                                                                        Drs. 20/3
                                                                                                                                                   vo m
                                                                                                                                      (Antrag                    ab ge le hn  t
                                                                                                                                                      g wurde
                                                                                                                                       Der Antra
                                                                                                                                                      4).
                                                                                                                                       (RTA 20/2

                                                       er                            FDP                                        Die Linke:
                                               ge d
                                       anträ
SPD                              h t s
                         Beric 42) und
                                                    d  e r                          Die Fra                                      Die Fraktion Die LINKE begehrte im Zu-
         r in g liche        2 0 /4 0
                                                 t t e n                            mittels
                                                                                             ktion d
                                                                                                     er FDP                      sammenhang mit einer kleinen Anfrage zur
       d               che                     a
Zwei           cksa                     40) h         e ge
                                                             -                               e
                                                                                   Ausku iner kleinen
                                                                                                              begeh
                                                                                                                    rte          Istanbul-Konvention auch Auskunft zur Fra-
       (Dru                   20/40                                                                          A
 SPD                   a che              b er ein                                 Umfan
                                                                                           nft, ob
                                                                                                   und in nfrage                 ge, ob und in welcher Frequenz hessische
                c  k s
                            erich
                                     t  ü                m -a
        (Dru                                   Infor                                       g koste          welche
                                                                                                                                 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte bzw.
  FDP         e  it u ngsb          b e  von            f fend
                                                                                  für Mit          n
                                                                                          arbeite lose Corona
                                                                                                                   m
                                 a
   eine
         nZ              eiter
                               g              betre                              gung s           rd
                                                                                          tünden er Justiz zu
                                                                                                                  -Tests         Richterinnen und Richter an Weiterbil-
          m  a ß  te W
                              iz k r eisen          g  s m  aß-                  Antwo             (Drs. 2       r Verfü          dungen zur Istanbul-Konvention teilnäh-
    mut            u s Ju
                           st
                                       r m ittlun                                       rt vom             0
                                                                                                 28.12.2 /4074 nebst
                                                                                                                         -
                 a                  E                                                                                             men und ob dies verpflichtender Ausbil-
     tione
             n              hrte             nd.                                                         020).
                      gefü             nsta                                                                                       dungsbestandteil sei bzw. entsprechende
             eckt            Gege
      verd              u m                                                                                                       Planungen existierten (Drs. 20/4090).
                 en z
       nahm

                                                                                  Die Lin                                                                            nen
                                                                                         ke                                                                    at ei     u
            ke                                                                   Die LIN                                       FDP                    r  F DP h antrag z ntos
                                                                                                                                                  n de erichts tszeitko
     Die Lin                            ngsfr
                                tbildu rtbildungs
                                                  agen
                                                           -
                                                                                          K
                                                                                pande E fragte nac
                                                                                       miebe                                          Fra k t i o
                                                                                                                                                    nB         be
                                                                                                                                 Die hrliche bensar ebensa n und
                                                                                                                                                                  i       r-
                      d  F o  r
                                         o                                      persön         dingte h möglichen
             us- un us- und F                        h ten                              licher       nA                                 ü             e         L
                                                                                                                                  ausf n des L uch die wältinne d hat
      M it A           A                     r r e c                                           Anhöru usfällen
               reich               ich de               r,                     treuun
                                                                                       gsang          ngen in                            e            a
                                                                                                                                   Frag llt, der taatsan gensta
                                                                                                                                                                           n
      im Be te im Bere für Richte s-                                           durchs         ele              B                          e             S         e
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                     n d                 tr a                                 ungsg           ichen          nd der                       s             te
                lt u
       Gewa nwälte un ftigt sich a
                                     d S                                             erichtl
                                                                                             ich
                                                                                                     Dauer
                                                                                                           betr                      beit sanwäl .
                                                                              sen (D                                                        t             )
                  a
         Staats tete besc antrag der
                                     hä                                              rs. 20/4 er Verfahren eu-                        Staa 20/4922
                                                                                              343).          in Hes                          .
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                                       s                                                                            -                  (Drs
                      c h li
                   ts                  33
           ein En (Drs. 20/5
                   n
           Linke

  HeMi 1/2021                                                                                                                                                                        9
TITELTHEMA

WILLKOMMENER NACHWUCHS

DIE NEUE EINSTELLUNGSPRAXIS IN ZAHLEN

                                  Zum Februar 2020 sind in Hessen         Probe eingingen, ist die Anzahl der Bewerbungen
                                  – wie auch bereits in anderen Bun-      im Jahr 2020 auf 346 und damit im Vergleich zum
                                  desländern – die Voraussetzungen        Vorjahr um über 50 % gestiegen. 92 der 346 Bewer-
                                  für die Einstellung ins Richterver-     ber brachten dabei die Voraussetzungen aus dem
                                  hältnis auf Probe abgesenkt wor-        neuen Notenkorridor mit.
                                  den. Die in beiden Staatsexamina
                                  mindestens zu erreichende Punkt-        Neueinstellungen in den Jahren 2013-2020
                                  summe wurde um einen Punkt auf          Mit der Zahl der Bewerbungen sind auch die Ein-
                                  16 herabgesetzt. Zudem kann die         stellungen im Jahr 2020 deutlich gestiegen. So
                                  Acht-Punkte-Grenze im zweiten           wurden im Jahr 2019 100 Bewerber neu eingestellt
                                  Staatsexamen nunmehr unter-             und im Jahr 2020 134. Insgesamt nimmt die Zahl
                                  schritten werden: auch Bewerbe-         der Neueinstellungen seit Jahren recht kontinuier-
Luise Bendrick   rinnen und Bewerber mit mindestens 7,5 Punkten           lich zu:
                 können bei Vorliegen besonderer Umstände einge-
                                                                                                           Anzahl der
                 stellt werden (vgl. HeMi 2/20, Seite 16).                          Jahr
                                                                                                        Neueinstellungen

                 Wie hat sich die Einstellungspraxis in den hes-                    2013                      51
                 sischen Justizdienst im Hinblick auf diesen neu
                                                                                    2014                      75
                 eröffneten Notenkorridor im ersten Jahr entwickelt
                 und was sind aus Ministeriumssicht die Gründe für                  2015                      92
                 diese Öffnung?                                                     2016                      111

                 Hemi hat im HMdJ bei Frau Dr. Katrin Burkhardt,                    2017                      157
                 die dort als Referatsleiterin in der Personalabteilung             2018                      126
                 tätig ist, nachgefragt:
                                                                                    2019                      100
                 Gründe für die geänderten Voraussetzungen                          2020                      134
                 und neue Kriterien
                 Als Gründe für diese Neuregelung wurden uns die          Geschlechterverhältnis der Neueinstellungen
                 Möglichkeit genannt, das Feld der potenziellen           2013 bis 2020
                 Bewerber zu vergrößern und so angesichts des             Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen hat
                 weiterhin hohen Personalbedarfs im richterlichen         sich in diesem Zeitraum nicht wesentlich verändert.
                 und staatsanwaltschaftlichen Bereich eine zügige         Waren die Jahre 2015, 2018 und 2019 zwar starke
                 Neubesetzung der neu geschaffenen und wieder-            „Männerjahrgänge“, lag die Quote durchschnittlich
                      besetzbaren Stellen zu gewährleisten. Durch         bei 60 % Frauen und 40 % Männern.
                          die Neuregelung können besondere Um-
                             stände in der Person der Bewerber wie
                               z. B. mehrjährige Berufserfahrung (z.        Jahr   insgesamt Frauen Anteil % Männer Anteil %
                                 B. im Sozialrecht) oder besonders
                                   gute Leistungen im Referenda-           2013        51         33        64,7        18       35,3
                                    riat, die durch entsprechende
                                                                           2014        75         47        62,7        28       37,3
                                     Noten und Empfehlungen für
                                     die Justiz belegt sein können,        2015        92         42        45,7        50       54,3
                                      berücksichtigt werden.               2016        111        71        64,0        40       36,0

                                     Bewerbungssituation 2020              2017        157        100       63,7        57       36,3
                                     Die Neureglung hat auch schon         2018        126        73        57,9        53       42,1
                                    deutliche Wirkungen gezeigt.
                                                                           2019        100        56        56,0        44       44,0
                                  Während im Jahr 2019 unter der
                                 bisherigen Regelung 224 Bewer-            2020        134        95        70,0        39       30,0
                               bungen für das Richterverhältnis auf

                 10                                                                                                HeMi 1/2021
TITELTHEMA

Neueinstellungen im Jahre 2020 unter den neu-         Im Folgenden drucken wir das zur Verfügung ge-
en Voraussetzungen                                    stellte statistische Material ab:
Im Jahr 2020 kam die neue Notenregelung 32 Per-
sonen bei 134 Neueinstellungen zugute, davon 23       Einstellungen 2018
Frauen und 9 Männern, die damit 24 Prozent der
                                                           Noten im
Neueinstellungen und den etwa gleichen Prozent-                            insgesamt    Männer      Frauen
                                                       2. Staatsexamen
satz bei den Frauen wie bei den Männern aus-
machten.                                                  4,00 - 6,49         0            0              0
                                                          6,50 - 7,00         0            0              0
Im Detail stellen sich die Noten dieser 32 Personen
wie folgt dar:                                            7,01 - 7,99         0            0              0
                                                          8,00 - 8,99         49          19          30
          Notenwert               Männer Frauen
                                                         9,00 - 11,49         73          30          43

2. Examen 7,50-7,99 und                                  11,50 - 13,99        4            4              0
                                     1         7
Gesamtpunktzahl 16,00-16,99                              14,00 - 18,00        0            0              0
2. Examen 7,50-7,99 und                                  Gesamtzahl:         126          53          73
                                     3         7
Gesamtpunktzahl ab 17,00
                                                      Einstellungen 2019
2. Examen ab 8,00 und
                                     5         9
Gesamtpunktzahl 16,00-16,99                                Noten im
                                                                           insgesamt    Männer      Frauen
                                                       2. Staatsexamen

Insgesamt setzt die Neuerung der Vorausset-               4,00 - 6,49         0            0              0
zungen eine bereits seit Längerem anhaltende Ten-         6,50 - 7,00         0            0              0
denz fort: So brachten im Jahr 2013 unter 4 % der
Eingestellten ein Befriedigend im Zweiten Staatse-        7,01 - 7,99         2            1              1
xamen mit, im Jahr 2014 ca. 10 %, im Jahr 2015            8,00 - 8,99         32          13          19
27 %, im Jahr 2016 mehr als 32 %, im Jahr 2017
                                                         9,00 - 11,49         60          27          33
44 %, im Jahr 2018 38 %, im Jahr 2019 34 % und
nun im Jahr 2020 52 % (siehe dazu die detaillierte       11,50 - 13,99        6            3              3
Aufstellung in HeMi, 1/2017, S. 7–12 und 1/2018,         14,00 - 18,00        0            0              0
S. 24–25 für die Jahre 2013 bis 2017).
                                                         Gesamtzahl:         100          44          56

                                                      Einstellungen 2020
                                                         Noten im 2.
                                                                           insgesamt    Männer      Frauen
                                                        Staatsexamen
                                                          4,00 - 6,49         0            0              0
                                                          6,50 - 7,00         0            0              0
Mag die Zahl derer, die mit einem Vollbefriedigend        7,01 - 7,99         18           4          14
im 2. Examen vom Richterwahlausschuss gewählt
wurden, in den letzten Jahren gesunken sein, so ist       8,00 - 8,99         53          13          40
die Anzahl derer, die ein Gut im Zweiten Examen          9,00 - 11,49         57          19          38
mitbringen, gleichbleibend zwischen knapp 2 %
                                                         11,50 - 13,99        6            3              3
und 6,4 %.
                                                         14,00 - 18,00        0            0              0
                                                         Gesamtzahl:         134          39          95

                                                      Die Redaktion bedankt sich bei Frau Dr. Katrin
                                                      Burckhardt herzlich für die Zurverfügungstellung
                                                      der Informationen.
                                                                                 Ri’inLG Luise Bendrick

HeMi 1/2021                                                                                         11
TITELTHEMA

UNWILLKOMMENER ABSCHIED

UND TSCHÜSS – GRÜNDE, DIE JUSTIZ ZU VERLASSEN

                                          Aus der hessischen Justiz             Überwiegend haben die ehemaligen Kollegen
                                          scheiden regelmäßig Richter           sich aus der ordentlichen Gerichtsbarkeit ver-
                                          und Staatsanwälte vorzeitig aus.      abschiedet. Jeweils ungefähr ein Viertel war an
                                          Die Gründe dafür sind vielfältig.     Amtsgerichten, an Landgerichten und bei der
                                          In ihrer Gesamtheit werfen diese      Staatsanwaltschaft tätig. Das restliche Viertel ver-
                                          Fälle aber auch ein Schlaglicht       teilte sich auf zahlreiche Verwendungen. Vorzeitige
                                          auf Ursachen mittlerweile man-        Abgänge hatten auch das Oberlandesgericht, die
                                          gelnder Attraktivität Justitias als   Generalstaatsanwaltschaft, die Arbeitsgerichte,
                                          Arbeitgeberin. Personalmangel         das Landesarbeitsgericht, die Sozialgerichte, das
                                          in der Justiz ist ein Dauerthema      Landessozialgericht, die Verwaltungsgerichte, der
                                          der Verbände und der Medien.          Verwaltungsgerichtshof und das Hessische Finanz-
                                          In Hessen fehlten 2020 allein in      gericht zu verzeichnen.
                                          der ordentlichen Gerichtsbar-
                                          keit ca. 230 Richter und Staats-      Was sind die Gründe?
                                          anwälte. Das Problem wird da-         Die Bediensteten sind nicht verpflichtet, Gründe
Christine Schröder                        durch verschärft, dass immer          für das vorzeitige Ausscheiden anzugeben. Das
                                          wieder Kollegen die hessische         Hessische Ministerium der Justiz hat mitgeteilt, die
                     Justiz vorzeitig verlassen. Zum Vergleich: Altersbe-       Hintergründe seien nicht in allen Fällen bekannt.
                     dingt sind seit Anfang 2010 bis Ende 2020 in Hes-          Anlass seien insbesondere Versetzungen – aus
                     sen 586 Richter und Staatsanwälte nach § 7 Abs. 1          persönlichen Gründen – zu einem anderen Dienst-
                     und 2 bzw. Abs. 6 Nr. 1 und 2 Hessisches Richter-          herrn bzw. eine damit teilweise einhergehende
                     gesetz ausgeschieden. Demgegenüber haben in                Entlassung kraft Gesetzes nach § 21 Abs. 1 Nr. 2
                     der gleichen Zeit 195 Richter und Staatsanwälte die        DRiG. Daneben gebe es Entlassungen auf eigenen
                     Justiz vor Erreichen der Altersgrenze verlassen. Sie       Antrag, wenn Richter bzw. Staatsanwälte eine an-
                     machen damit rund ein Viertel der Personalabgän-           dere Tätigkeit – etwa als Rechtsanwalt – planten.
                     ge aus. Allein ihre Menge gibt Anlass, sich ihnen          In Einzelfällen seien Kollegen aufgrund einer zuvor
                     intensiver zuzuwenden und nach den Gründen für             festgestellten Dienstunfähigkeit mit ihrer Zustim-
                     ihr Ausscheiden zu fragen.                                 mung in den Ruhestand versetzt worden.
                     Durch die vorzeitigen Abgänge wird deutlich, dass
                     die allgemeine Tendenz weg von einer Lebens-               Einige ehemalige Kollegen waren uns gegenüber
                     zeitbeschäftigung auch innerhalb der dritten Ge-           bereit, sich zu ihren Beweggründen zu äußern1,
                     walt spürbar ist. Wie kommt es, dass Richter und           wobei die Auswahl nicht repräsentativ ist. Alle Be-
                     Staatsanwälte nicht (mehr) berufslebenslang im             fragten waren mehrjährig an unterschiedlichen Or-
                     Justizdienst stehen, wie es die – bei Einstellung          ten in Hessen an Amts-, Land- und Sozialgerichten
                     angestrebte – Ernennung auf Lebenszeit impliziert?         sowie bei der Staatsanwaltschaft tätig. Zum Teil wa-
                                                                                ren die Frauen und Männer auf Lebenszeit ernannt,
                     Wer verlässt die Justiz?                                   zum Teil standen sie noch im Probeverhältnis. Ihre
                     Von den knapp 200 Kollegen, die in der vergange-           Entscheidungen, sich aus der Judikative zu verab-
                     nen Dekade vorzeitig ausschieden, gaben im Jahr            schieden, waren zum ganz überwiegenden Teil das
                     2019 in der Spitze 24 Kollegen ihren Beruf auf, im         Ergebnis eines langen, mitunter Jahre dauernden
                     Jahr 2011 nur elf. Bei den Abgängen ist das Ge-            Prozesses. Alle Befragten haben den Berufswech-
                     schlechterverhältnis nahezu ausgeglichen, wobei            sel rückblickend als richtigen Schritt empfunden.
                     der Anteil der Frauen seit 2014 durchgängig über           Gleichwohl schlossen nur wenige eine Rückkehr in
                     demjenigen der Männer und insgesamt bei knapp              die Justiz kategorisch aus.
                     über 54 % liegt. Die Mehrzahl der Abgänger war
                     bereits auf Lebenszeit ernannt, ihr Anteil liegt bei
                     knapp 60 %, während etwas mehr als 40 % im
                     Dienstverhältnis auf Probe oder kraft Auftrags stan-
                                                                                1 D
                                                                                   en folgenden Ausführungen liegen die Angaben von neun
                     den.
                                                                                  ehemaligen Kolleginnen und Kollegen zugrunde, denen 18 Fra-
                                                                                  gen rund um ihr Ausscheiden aus der hessischen Justiz gestellt
                                                                                  wurden. Ihnen sei an dieser Stelle insbesondere für ihre Offen-
                                                                                  heit gedankt, denn ohne sie wäre dieser Artikel nicht zustande
                                                                                  gekommen.

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TITELTHEMA

Hinsichtlich der konkreten Verwendung gaben die         derungsmaßnahmen gezeigt hätten. Sie äußerten
Befragten als Gründe für das Ausscheiden feh-           deutliche Zweifel, ob tatsächlich allein die Leistung
lende Abwechslung betreffend Art und Ort der Tä-        der Berufsträger maßgeblich sei. In diesem Zusam-
tigkeit sowie gleichbleibende Routine und Einsam-       menhang wurde die institutionelle Abhängigkeit der
keit der Arbeit – auch in den Spruchkörpern – an.       Justiz von der Exekutive kritisiert, die sich in Perso-
Sie nannten auch, dass Gerichtsverwaltungen bei         nalentscheidungen niederschlagen könne.
den Dezernatszuweisungen, insbesondere, aber
nicht nur, gegenüber Proberichtern, wenig Flexibi-      Schließlich wurden auch fehlende Wertschätzung
lität gezeigt sowie Wünsche und Fähigkeiten der         und Anerkennung der Berufsträger durch die Ge-
Bediensteten nicht berücksichtigt hätten. Überdies      richtsverwaltungen und das Justizministerium kri-
führten sie eine unzureichende Sachausstattung          tisiert, die sich sowohl in der Kommunikation als
des Arbeitsplatzes an und vermissten Hilfe bei der      auch im persönlichen Umgang niedergeschlagen
Einarbeitung in Spezialmaterien, dies umso mehr         hätten. Die ehemaligen Kollegen bemängelten,
als in der Justiz Generalisten gefragt seien, man       dass dadurch weder der notenmäßigen Qualifika-
sich aber hochspezialisierten Anwälten mit bes-         tion von Richtern und Staatsanwälten noch ihrem
seren finanziellen, zeitlichen und personellen Res-     damit einhergehenden Marktwert Rechnung getra-
sourcen gegenübersehe.                                  gen werde.

Ebenfalls thematisierten die ehemaligen Kollegen        Was muss sich ändern?
den Personalmangel in der Justiz. Dieser erhöhe         Es gibt zahlreiche Ideen der ehemaligen Kollegen,
die Arbeitsbelastung, die dadurch verstärkt werde,      die Attraktivität des Staatsdienstes zu steigern.
dass zusätzlich Eildienste und Referendarausbil-        Genannt wurden vielfach eine bessere Sach- und
dung zu leisten seien und Aufgaben der Wacht-           Personalausstattung, höhere Gehälter sowie mehr
meister und Geschäftsstellen aus der Not der dor-       Anerkennung der Berufsträger und ein damit ein-
tigen Unterbesetzung heraus übernommen werden           hergehendes wertschätzendes Betriebsklima.
müssten. Der Personalmangel führe dazu, dem             Überdies wurden mehr Möglichkeiten der indi-
Pensum an Akten und den eigenen qualitativen An-        viduellen Personalentwicklung und Supervision,
sprüchen nicht gerecht zu werden.                       stärkere Rotationsmöglichkeiten für auf Lebenszeit
                                                        ernannte Kollegen mit größeren Möglichkeiten der
Als weitere Gründe wurden genannt, dass es an ei-       internationalen Tätigkeit sowie Berücksichtigung
ner amtsangemessenen Besoldung fehle und Mög-           von persönlichen Fähigkeiten und Neigungen bei
lichkeiten bestehen, erheblich höhere Einkommen,        Dezernatszuweisungen angeführt. Schließlich auch
teils mehrfache, außerhalb der Justiz zu erzielen.      genannt wurde die Selbstverwaltung der Justiz un-
In diesem Zusammenhang wurde auch bemerkt,              abhängig von der Exekutive.
dass die Einkommen in der Justiz nicht mit der all-
gemeinen Gehaltsentwicklung mithielten und daher        Die Umsetzung auch ihrer Verbesserungsvorschlä-
anders als früher mit einem Richtergehalt allein kein   ge könnte mit Sicherheit dazu beitragen, die Arbeit
auskömmliches Familieneinkommen in Metropolre-          im Dienste Justitias reizvoller zu gestalten, den Per-
gionen mehr erzielbar sei.                              sonalmangel in der Justiz zu bekämpfen und dafür
                                                        sorgen, dass das Ziel der Ernennung auf Lebens-
Überdies monierten die Berufswechsler geringe           zeit wieder häufiger gleichbedeutend ist mit berufs-
und in zeitlich weiter Ferne liegende Aussichten auf    lebenslanger Tätigkeit.
Beförderung und persönliche Weiterentwicklung,
die sich auch in mangelnder Transparenz von Beur-                                 Ri’inLG Christine Schröder
teilungen, Abordnungen und sonstigen Karriereför-

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INTERVIEW MIT Dr. Nils Kößler

WARUM HABEN SIE DIE JUSTIZ VERLASSEN, HERR DR. KÖẞLER?

                                    HeMi: Herr Kößler, wir freuen         aber bereits erfolgreich nach einer neuen Entwick-
                                    uns, dass Sie zu einem Ge-            lung in einem anderen Teil der Landesverwaltung
                                    spräch über Ihre Erfahrungen          umgesehen.
                                    im Justizdienst und die Gründe,
                                    die Sie nach einer langjährigen       HeMi: Demnach haben Sie recht lange über den
                                    Berufstätigkeit als Richter zum       Berufswechsel nachgedacht, bevor Sie ihn umge-
                                    Ausscheiden veranlasst haben,         setzt haben.
                                    bereit sind. Können Sie uns zu-       Kößler: Die erste Grundlage für den späteren Berufs-
                                    nächst schildern, wie lange und       wechsel in 2018 wurde – wenn man so will – schon
                                    wo Sie tätig waren?                   mit meiner Abordnung zu einer Bundesbehörde in
                                    Kößler: Das mache ich sehr            der Zeit von 2012 bis 2014 gelegt. Als ich 2014 von
                                    gern, zumal mich tatsächlich aus      dort zurückkam, hatte ich ausgesprochen positive
                                    der Justizverwaltung noch nie         Erfahrungen mit einem Chef gemacht und die Team-
                                    jemand danach gefragt hat. Ich        arbeit sehr zu schätzen gelernt.
Dr. Nils Kößler                     war unmittelbar nach meinem
                  zweiten Staatsexamen zwölf Jahre als Richter tä-        HeMi: Wäre es möglich gewesen, Sie zu überzeu-
                  tig, davon zwei Jahre am Amtsgericht, im Übrigen        gen, im Justizdienst zu bleiben?
                  durchweg am Landgericht.                                Kößler: Ich denke, das wäre möglich gewesen,
                                                                          wenn man mir damals ein echtes Interesse an mei-
                  HeMi: Was waren Ihre Gründe, die Justiz nach so         ner persönlichen Weiterentwicklung signalisiert
                  langer Zeit vor Erreichen der Altersgrenze zu ver-      hätte. Ich möchte an dieser Stelle vielleicht noch
                  lassen?                                                 erwähnen, dass ich nach allem, was mir gesagt wur-
                  Kößler: Ich hatte nach etwa zehn Jahren zunehmend       de, als Spruchrichter qualitativ und quantitativ eine
                  Zweifel, dass ich in den verbleibenden etwa 30 Be-      gute Performance hatte. Das erwähne ich deshalb,
                  rufsjahren als Richter dauerhaft mit meiner Berufstä-   weil ich nach wie vor meine, dass die Justiz und der
                  tigkeit zufrieden sein würde. Dazu haben auch die       Staat insgesamt ein erhebliches Interesse daran ha-
                  sehr überschaubaren Aussichten auf eine Beförde-        ben, gute Leute zu gewinnen, zu behalten und zu
                  rung und auf eine persönliche Weiterentwicklung         fördern.
                  beigetragen. Der Anteil an Kommunikation und un-
                  mittelbarem Umgang mit Menschen im richterlichen        HeMi: Es kam aber anders und Sie haben sich für
                  Alltag eines Zivildezernats war mir mit einem Tag pro   den Wechsel entschieden.
                  Woche deutlich zu gering. Die anderen vier Tage         Kößler: Genau. Inzwischen bin ich Beamter im hes-
                  empfand ich dann als vergleichsweise einsame            sischen Innenministerium, wo ich als Referatsleiter
                  Tätigkeit. Darüber hinaus wollte ich gerne Personal-    auch die von mir angestrebte Personalverantwor-
                  verantwortung übernehmen. Dazu wurde mir in der         tung übernehmen konnte. Das von mir zuletzt ge-
                  Justiz keine Perspektive aufgezeigt.                    leitete Referat betraf Rechtsfragen der hessischen
                                                                          Polizei und war mit seinem bunten Themenfeld,
                  HeMi: Gab es ein ausschlaggebendes Ereignis für         vorwiegend aus dem öffentlichen Recht, ein ganz
                  Ihren Wechsel?                                          neuer Rechtsbereich. Derzeit bin ich allerdings nicht
                  Kößler: Ich hatte in diesem Kontext das Gespräch        als Landesbeamter eingesetzt, sondern seit 2019
                  mit meinem Vorgesetzten, dem Gerichtspräsidenten,       für eine Tätigkeit in der Frankfurter Kommunalpolitik
                  gesucht. Der empfahl mir damals im Sommer 2016          beurlaubt.
                  bezüglich Weiterentwicklung und Personalverant-
                  wortung unumwunden, lieber über Möglichkeiten           HeMi: Wie beurteilen Sie Ihren Berufswechsel
                  außerhalb der Justiz nachzudenken. Das ist doch         rückblickend?
                  eigentlich ein Hammer! Was die „normale“ Weiter-        Kößler: Für mich war das der richtige Schritt. Zum
                  entwicklung innerhalb der Justiz als Richter anging,    einen haben sich dadurch Chancen ergeben, die in
                  wurde mir zwar eine Abordnung an das Oberlan-           der Justiz so nicht zu erkennen waren. Zum anderen
                  desgericht in Aussicht gestellt, allerdings mit einem   muss ich in der Rückschau sagen, dass die insge-
                  sehr vage formulierten Zeitraum. Dieser wurde dann      samt zwölf Jahre in der Justiz offenbar für mich ein
                  auch deutlich überschritten, bevor sich etwas tat. Zu   ausreichend langer Zeitraum waren, um die Dinge,
                  diesem Zeitpunkt, Ende 2017, hatte ich mich dann        die mich am Richterberuf begeistert und fasziniert

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TITELTHEMA

haben und die ich auch lange gern ausgeübt habe,         im Richterdienst. Das hat auch etwas damit zu tun,
erschöpfend einsetzen zu können. Aber selbst eine        dass jegliche Veränderung und Weiterentwicklung
befriedigende Tätigkeit muss sich irgendwann ent-        von der Richterschaft gern sofort abgelehnt und
weder weiterentwickeln oder zumindest abwech-            zurückgewiesen wird, weil das mit der richterlichen
seln.                                                    Unabhängigkeit kollidiere. Das halte ich für einen
                                                         Pawlowschen Reflex und eine inflationäre Verwen-
HeMi: Wenn Sie an Ihre frühere Tätigkeit zurück-         dung dieses Prinzips. Das Land und namentlich der
denken, vermissen Sie dann bestimmte Elemente?           Rechtsstaat haben ein großes Interesse daran, dass
Kößler: Ich habe in meinen zwölf Jahren Richter-         Richter sich persönlich weiterentwickeln, sich selbst
dienst sehr gerne verhandelt und Verfahren gestal-       und ihre Entwicklung reflektieren und dabei professi-
tet, also auf konkrete Abschlüsse hingearbeitet. Das     onell unterstützt werden. Dazu gehört auch Kritik an
galt im Strafrecht wie im Zivilrecht. Das Verhandeln     der eigenen Arbeitsform.
als solches, d. h. gemeinsam in einer zunächst un-
klaren Situation mit anderen Verfahrensbeteiligten       HeMi: Trotz aller Kritik, könnten Sie sich vorstellen,
arbeiten und auf eine Lösung hinsteuern, habe ich        in die Justiz zurückzukehren?
als interessant, anspruchsvoll und lehrreich empfun-     Kößler: In eine reine Tätigkeit als Spruchrichter wür-
den. Daraus konnte ich sicherlich auch über die Zeit     de ich aus heutiger Sicht nicht mehr zurückkehren.
hinweg eine Fertigkeit entwickeln. Allerdings kann       Das habe ich lange genug gemacht und insofern
ich nicht sagen, dass ich die Tätigkeit als solche       diese Rolle ausgiebig leben dürfen. Eine Rückkehr
vermisse. Tatsächlich war das schon ab dem ersten        in die Justiz könnte ich mir nur so vorstellen, dass
Monat nach meinem „Ausstieg“ nicht mehr der Fall.        ich dort mit einem Entwicklungs- und Gestaltungs-
                                                         auftrag – etwa im Rahmen der Personalentwicklung
HeMi: Gibt es Dinge, die Sie überhaupt nicht ver-        – auf ein bestimmtes Ziel hinarbeite. Selbstverständ-
missen?                                                  lich wäre aber die Voraussetzung dafür, dass das
Kößler: Wenn ich ehrlich sein soll, hat zu meiner        im Ergebnis überhaupt möglich ist und kein theore-
wachsenden Frustration auch beigetragen, dass            tischer, unerfüllbarer Auftrag bleibt.
bei einem Teil der Kolleginnen und Kollegen keine
Sensibilität mehr dafür zu erkennen war, wie sich die    HeMi: Was würden Sie einem Assessor raten, der
Justiz insgesamt den Menschen präsentiert. Darü-         sich mit dem Gedanken trägt, in der Justiz tätig zu
ber habe ich mich zunehmend geärgert, weil ich der       werden?
Auffassung war und bin, dass man als Richter einen       Kößler: Berufsanfänger in der Justiz sollten sich
anderen Anspruch an sich selbst haben sollte. An         darüber im Klaren sein, dass über die gesamte Be-
manchen Tagen ging es bis zum Fremdschämen.              rufstätigkeit hinweg eher wenig Veränderungen und
Das hat mich auch deshalb so geärgert, weil ich da-      quasi keine Überraschungen zu erwarten sind. Das
mals wie heute viele Richterinnen und Richter ken-       gilt für die eigene Tätigkeit, also den beruflichen All-
ne, die ihren Job – selbst bei hoher Belastung – sehr    tag und die dabei eingesetzten Fähigkeiten, aber
engagiert erledigen.                                     eben auch für die Rahmenbedingungen wie die Be-
                                                         soldung oder die Zuordnung zu einer Instanz. Eine
HeMi: Wie könnte die Justiz aus Ihrer Sicht attrak-      Tätigkeit als Beamter im höheren Dienst scheint mir
tiver werden?                                            daher – über das gesamte Berufsleben hinweg ge-
Kößler: Die Attraktivität der Justiz für Neueinsteiger   sehen – mit mehr Abwechslung verbunden, weil sich
wäre sicher erheblich höher, wenn es eine bewusste       die Aufgaben dort immer mal wieder ändern und
und erkennbare Personalentwicklung gäbe, die             man auch mit neuen Aufträgen konfrontiert wird. Der
den Menschen dabei hilft, ihre Stärken weiterzu-         lange Verbleib in derselben Behörde und in einem
entwickeln und ihre Talente einzusetzen. Richtig ist     konkreten Tätigkeitsbereich, wie er für die Justiz mit
allerdings auch, dass in Städten wie Frankfurt das       Ausnahme der Probezeit ja typisch ist, besteht dort
Gehalt höher sein müsste, um attraktiv zu sein. Das      so nicht.
heutige Besoldungsniveau hat wenig zu tun mit dem
früheren bei Richtern und kann darüber hinaus in         HeMi: Herr Kößler, haben Sie herzlichen Dank für
Frankfurt die Lebenshaltungskosten – z. B. für eine      das Gespräch.1
Familie – nicht angemessen abbilden.
                                                                                    Das Interview führte unser
                                                                         Redaktionsmitglied Christine Schröder
HeMi: Nachdem Sie nun unterschiedliche Berufe
und Tätigkeitsbereiche kennengelernt haben, was
könnte die Justiz Ihrer Meinung nach von anderen
Branchen lernen?                                         1 Herr Dr. Kößler ist Vorsitzender der Fraktion der CDU in der
Kößler: In der Justiz sind Supervision und persönliche      Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Er ist Ministerialrat
Weiterentwicklung völlig unterentwickelt, zumindest         im hessischen Innenministerium (derz. beurlaubt) und war von
                                                            2006 bis 2018 Richter in der hessischen Justiz.

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