Dpr # 02/2018 - digital publishing report
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dpr das digitale magazin zur digitalen transformation der medienbranche ISSN 2512–9368 # 02/2018 digital publishing report Das Hörbuch als Motor des Digitalmarktes Wie agiles Arbeiten die Team-Leistung steigert Photo by Jackson Hendry on Unsplash Content kernspalten, Reichweite ausbauen
ein paar worte zum geleit Audio boomt! Das sieht man nicht nur daran, dass wir mit der neuen Podcast-Plattform „Anchor“. die Veranstalter der London Book Fair dem The- Und wussten Sie eigentlich, was MIUs sind? Und ma Audiobook eine zentrale Rolle bei den Veran- was Content-Kernspaltung ist? Wir haben gleich staltungen einräumen wollen und dass Harper- zwei ausführliche Artikel dazu – genauso wie Collins sogar damit beginnt, Hörbücher auf Vinyl zum Thema Geschäftsprozessmodellierung, das (genau!) herauszubringen. Man sieht es vor allem wichtig genug ist, um Stichworte wie „BPMN“ aus an den Marktzahlen, die für 2017 beeindruckend der Entwicklerecke zu holen. sind und für 2018 Gutes ahnen lassen. Deswegen findet sich in dieser Ausgabe ein detaillierter Blick Apropos Entwicklerecke: Dorthin wird ja gerne al- sowohl auf den internationalen Markt wie auch les gepackt, was mit dem Thema „Agil“, „Scrum“ auf Analysen deutscher Verlage. und so weiter zu tun hat. Dies ist aber nur ein Tei- laspekt. Tatsächlich lassen sich agile Prinzipien Um das Thema Markt geht es auch bei der ak- auf Arbeitsorganisation und Führungstechniken tuellen Studie des Börsenvereins, die sich glück- genauso gut anwenden: richtig gemacht, mit viel licherweise nicht nur monothematisch den Erfolg – und mit erhöhtem Dopamin-Spiegel. E-Books, sondern auch Vertriebswegen widmet, dem boomenden Streaming oder der Tatsache, Ihr dass etwa ein Viertel der kleineren Verlage im Steffen Meier Digitalmarkt gerade abgehängt wird. Auch hierzu findet sich eine ausführliche Analyse. P.S. Wollen Sie uns mal so richtig die Meinung sagen? Kein Problem, wir freuen uns über jedes Dass Audio nicht nur Hörbuch bedeutet, sondern Feedback! Bewerten Sie doch die aktuelle Ausga- sich auch neue Inhalte-Formen entwickeln, zeigen be mit wenigen Klicks . 2
in ha lt impressum Der digital publishing report ist ein 14-tägig erscheinendes Magazin zur digitalen Transformation der Medienbran- che. Format: PDF. Herausgeber und V.i.S.d.P.: Steffen Meier. Redaktion: dpr / Postfach 12 61 / 86712 Nördlingen. Co-Herausgeber: Daniel Lenz. Art Direction: Cornelia Zeug. Textredak- tion: Nikolaus Wolters - ISSN zugeteilt vom Nationalen ISSN-Zentrum für Deutschland: Digital publishing report ISSN 2512–9368 bildquellen Alle Bilder sind entweder im Artikel direkt vermerkt oder von den Auto- ren 4 die vermessung des digitalen raums 15 podcasting mobil und interaktiv marktanteile digitaler produkte und vertriebswege der christian spließ stellt anchor vor verlage // steffen meier 18 agile@work // wie agiles arbeiten die leistung 6 warum das hörbuch der stärkste mo- von teams dauerhaft steigert // marco olavarria tor des digitalmarktes ist // straight-to-audio, 23 minimum information units (MIUs) in der genre-abodienste, novitäten-plus und podcasts – die praxis // ein inhaltszentrierter ansatz des content wichtigsten trends der us-audiobook-branche 2017 marketing in verlagen // michael stühr michael kozlowski 26 wie sie ihre reichweite durch MIUs rasant 13 großes jahr für storytelling-podcasts ausbauen // über die kernspaltung von content // kilian kissling zum deutschen markt simon geisler 14 streaming und verkäufe profitieren vonei- 30 bpmn im fokus // das schweizer taschenmes- nander // ellen voráč ser für die geschäftsprozessmodellierung // fabian kern 34 heftübersicht 3
D ie Älteren können sich vielleicht noch an die E-Book-Markt-Studie des Börsenvereins er- innern, in der zu Beginn des damals boomenden terschied zur E-Book-Markt-Studie darum ging, den Begriff des digitalen Produkts weiter zu fas- sen und auch die digitalen Vertriebswege genauer E-Book-Marktes nach den Umsätzen mit diesem anzuschauen, inklusive Flatrates und Stream- Produkt (und anderen Dingen wie Produktions- ing-Modelle. wegen, Produktformaten usw.) gefragt wurde. Das war im Jahr 2012, weitere Studien in dieser Wie groß ist denn jetzt der digitale Markt? Form wurden nicht durchgeführt. Schon damals In der Vergangenheit gab es für Verlage meistens gab es jedoch große Unterschiede zwischen den nur ein einziges digitales Produkt: das E-Book. Dies von den Verlagen gemeldeten Zahlen (2012 ga- ist bei der großen Bandbreite an Verlagen, The- ben die Verlage einen E-Book-Umsatzanteil von men und Produkten nur die halbe Wahrheit, wes- 9,5 % an) und denen der GfK, deren Angaben in wegen in der Studie die Definition weiter gefasst den E-Book-Quartalsberichten bis heute nicht ge- wurde, nämlich mit „E-Books, Hörbuch-Down- rade zu großer Freude animieren. loads, PDFs, Streaming-Angebote, Nutzungsli- Nun hat die IG Digital hier einen neuen Vorstoß zenzen (Datenbanken etc.), Webinare, Games, gewagt mit der Studie „Umsatz der Verlage über Apps etc.“. Das Ergebnis der Untersuchung: „Im digitale Vertriebswege. Ergebnisse einer On- Schnitt erwirtschaften große Verlage 12,5 % ihrer line-Umfrage September 2017“ – wobei es im Un- Umsätze mit digitalen Produkten, kleine 10,8 %.“ die vermessung des digitalen raums marktanteile digitaler produkte und vertriebswege der verlage steffen meier
Quellen: „Umsatz der Verlage über digitale Vertriebswege. Ergebnisse einer Online-Umfrage September 2017“ des Börsenvereins / IG Digital /// „E-Book-Markt Deutsch- Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: „Ein Drittel Downloadzahlen im Jahr glänzen. Und tatsächlich der kleinen Verlage generiert derzeit keine Umsätze liegen die Umsätze mit den Produktkategorien mit nichtphysischen Gegenständen.“ Hier gibt es also Apps, Datenbanken etc. in teilweise sehr niedrigen durchaus noch eine Kluft entlang der Unternehmens- Bereichen. größen. Denkt man diese Entwicklung ketzerisch wei- Streaming ist im Kommen ter, kommt es zu einer Scheren-Entwicklung: Kleine Verlage verlieren im digitalen Geschäft, verschwin- „Über zwei Drittel der Verlage sind auf digitalen den aber auch gleichzeitig immer mehr aus einem Plattformen/Modellen präsent (32,6 % nicht). St- zentralisierten Buchhandel. Keine guten Aussichten! reaming-Modelle sind dabei die häufigste Option“, so die Studie. Wie wir oben schon gesehen haben, E-Book als Produktform hat weiter die Nase vorn muss Präsenz nicht gleich Erlös sein, was von der Eine weitere Erkenntnis der Studie: „Belletristik-Ver- Untersuchung auch bestätigt wird: „Knapp 40 % lage partizipieren hier überdurchschnittlich am Ge- der Verlage, die auf digitalen Plattformen/Mo- schäft mit digitalen Produkten.“ Da diese Verlags- dellen präsent sind, generieren dort (so gut wie formen eher weniger mit Datenbanken, Webinaren keine) Umsatzanteile, ein weiteres Drittel der ver- oder ähnlichem ihre Geschäfte machen, liegt der tretenen Verlage erzielt dort unter 5 % der Ge- Verdacht nahe, dass diese mit dem guten alten Fließ- samtumsätze.“ text-E-Book verdienen. land knapp vor 10 % (Analyse)“ /// E-Book-Quartalsberichte des Börsenvereins Vorsicht ist die Mutter der Wie viele Verlagsprodukte werden über statistischen Porzellankiste digitale Distributionswege vertrieben? Wenn Statistiker eines sind, dann vorsichtig – hier Betrachtet man die gefühlte Wertschätzung, die Ver- macht auch der Börsenverein keine Ausnahme: lage dem klassischen Sortimenter gegenüber an den „Die (Gesamt)-Ergebnisse dürfen deshalb nur als Tag legen, spricht die kaufmännische Realität eine an- Tendenzaussagen verstanden werden. Dennoch dere Sprache: „Im Schnitt erwirtschaften die Verlage lassen sich mit Fokus auf die Umsatzgrößenklas- rund ein Drittel ihrer Gesamtumsätze auf digitalen sen erste Erkenntnisse über Verlage innerhalb Vertriebswegen.“ Ein Indiz für eine Verschiebung der der einzelnen Größenklassen gewinnen.“ Aber Distributionskanäle gerade bei den oben erwähnten grundsätzlich gilt: lieber erst einmal ein Bild, über kleineren Verlagen dürfte ein weiteres Befragungs- das man diskutieren und das man zukünftig ver- ergebnis sein – ein Drittel erzielt „sehr hohe“ Ge- feinern kann, als gar keines. Allein dafür gilt den samtumsätze mit digitalen Vertriebswegen. Kolleginnen und Kollegen der IG Digital und natür- Schaut man sich weiter an, welche Produkte denn lich den teilnehmenden Verlagen ein Lob. so über den digitalen Ladentisch gehen, erwartet einen zunächst keine Überraschung: Bei physischen Hard Facts Produkten sind es Hardcover und Taschenbuch, bei digitalen die E-Books, und zwar über alle Unterneh- • Im Schnitt erwirtschaften große Verlage mensgrößen hinweg. Danach aber zeigt sich „eine 12,5 % ihrer Umsätze mit digitalen Pro- deutlich breitere Produktpalette im Internet-Ver- dukten, kleine Verlage 10,8 %. trieb“ der größeren Verlage: 40 % der Verlage mit • 1/3 der kleineren Verlage bietet über- über 10 Mio. Euro Jahresumsatz bieten ihre Produkte haupt keine digitalen Produkte an. über E-Book-Streaming an, ebenfalls 40 % verdienen • 1/3 der Gesamtumsätze werden auf an App-Downloads und überraschende 47 % bieten digitalen Vertriebswegen erwirtschaftet. Print-on-Demand-Produkte an. Wobei diese Zahlen keinen Aufschluss darüber ge- • 2/3 der Verlage sind präsent auf ben, welches Volumen dahinter liegt. In die Aufzäh- Streaming-Plattformen & Co., verdienen lung fallen natürlich dann auch Verlage, die vielleicht aber kaum Geld darüber. 1 bis 2 Apps anbieten, die wiederum mit einstelligen 5
warum das hörbuch der stärkste motor des digitalmarktes ist straight-to-audio, genre-abodienste, novitäten-plus und podcasts – die wichtigsten trends der us-audiobook-branche 2017 michael kozlowski
H örbücher sind das am schnellsten wachsen- de Segment in der digitalen Verlagsbranche. Die USA sind nach wie vor der größte Markt für sind mobil nutzbar; sie mögen es, Bücher vorgelesen zu bekommen. das Audioformat, mit über 2,5 Milliarden Dol- Kampf um Hörbuch-Rechte lar Umsatz im Jahr 2017, was einen deutlichen Eine Reihe von Agenten in den USA und Großbri- Anstieg gegenüber den 2,1 Milliarden Dollar im tannien haben Bedenken geäußert, dass Verlage Jahr 2016 bedeutet. Michelle Cobb von der Au- automatisch auch die Audiorechte fordern, wenn diobook Publishers Association verweist darauf, sie Buchtitel einkaufen – weil die Agenten gerne dass 26 % der US-Bürger in den letzten 12 Mo- Audio als separates Recht verkaufen möchten. naten ein Hörbuch gehört haben. In ihrem Jah- Ein Beispiel nennt Ivan Mulcahy, Gründer der resbericht 2017 berichtete die APA außerdem Literaturagentur mmb interactive, der Robert von einer 34 %-igen Steigerung der Anzahl der Webb und seinen neuesten Titel „How Not to Be veröffentlichten Hörbücher im Vergleich zum a Boy“ als Agent vertritt. Audible habe ihm eine Vorjahr 2016. sechsstellige Summe für die Audiorechte ange- Der Boom im Hörbuchgeschäft hat auch zu boten; alle großen Verlage hätten daraufhin den deutlichen Umsatzzuwächsen geführt. Zwar Bieterraum verlassen. sind die Verkäufe von E-Books bei HarperCollins, Hachette, Simon & Schuster und Penguin Ran- Straight-to-Audio dom House 2017 zuletzt im Schnitt um rund 5 % Hörbücher sind inzwischen so populär, dass eini- zurückgegangen, doch durch das Plus mit Hör- ge Verlage das Produkt „Buch“ überspringen und büchern gab es insgesamt dennoch Zuwächse direkt eine Audioproduktion anstoßen. „Wir fra- im Digitalgeschäft. gen unsere Bestsellerautoren und alle unsere Die wichtigsten Statistiken Autoren nach alten Geschichten, Kurzgeschich- zur Hörbuchnutzung ten, die nie veröffentlicht wurden“, sagt Antho- ny Goff, Senior Vice President Content Develop- Weitere Zahlen zur Nutzung von Hörbüchern: ment und Hörbuch-Verleger bei Hachette Audio; • 48 % aller Hörer sind laut dem APA-Jahres- „Texte, die sie in ihrer Schreibtischschublade bericht jünger als 35 Jahre – was für Verlage, finden und die vielleicht für Audio geeignet wä- die diese Zielgruppen ansprechen wollen, be- ren.“ Christopher Lynch, Präsident und Heraus- sonders interessant ist. Diese Alterskohorte geber von Simon & Schuster Audio, sagt, dass hat durchschnittlich 15 Hörbücher im letzten er zwar mehr Straight-to-Audio erwarte, aber Jahr gehört, und die meisten von ihnen haben keine Angebote in voller Buchlänge. „Ich denke angegeben, dass das Hörbuchmedium ihnen dabei an Geschichten, die ein, zwei, drei Stunden dabei geholfen hat, die Lektüre gedruckter lang sind“, so Lynch. Voraussetzung: Der Autor Bücher zu beenden – ein Hinweis auf eine ist bekannt. So veröffentlichte Simon & Schuster Multi-Kanal-Nutzung von Inhalten. vor drei Jahren eine einstündige Audioprodukti- • Der Anteil der Hörer, die am häufigsten mit on von Stephen Kings „Drunken Fireworks“ mit ihrem Smartphone Hörbücher nutzen, ist großem Erfolg. deutlich gestiegen: 29 % im Jahr 2017 ge- genüber 22 % im Jahr 2015. Podcasting • Ein Großteil des Hörbuchhörens findet zu Podcasting ist ein großes Geschäft. 40 % der Hause statt (57 %), wobei das Auto der US-Bürger haben im vergangenen Jahr Podcasts zweithäufigste Ort ist (32 %). 68 % der angehört, gegenüber 36 % im Jahr 2016. 24 % häufigen Zuhörer machen Hausarbeit, wäh- hören mindestens einmal monatlich Podcasts rend sie Hörbücher hören. Weitere Multita- (21 % im Jahr 2016). Fast alle Unternehmen, die sking-Aktivitäten unter den häufigen Zuhö- auf der Handelsseite der Hörbuchdistribution tä- rern sind Backen (65 %), Sport (56 %) und tig sind, sehen Podcasts als wichtigen Zugang zu Basteln (36 %). Hörbüchern. Dies hat Audible, Tunein, Overdrive • Die Erhebung 2017 widmete sich zum ersten und Scribd dazu veranlasst, eigene Podcasts auf Mal auch sprachfähigen drahtlosen Laut- den Markt zu bringen. Die Hoffnung besteht da- sprechern (wie Amazon Echo oder Google rin, dass durch den freien Podcast-Content der Home). 19 % aller Befragten gaben an, dass Anreiz für den Leser größer wird, Abos abzu- sie im letzten Jahr ein Hörbuch über solche schließen oder Audiobooks einzeln zu kaufen. Geräte gehört haben. Bei den Vielhörern sind Overdrive startete beispielsweise einen eigenen es sogar 30 %. Podcast, die „Book Nerds“, der in den Katalog • Die drei wichtigsten Gründe, warum Leser des Bibliotheksdienstleisters integriert wurde, gerne Hörbücher hören: Sie können andere damit Bibliotheken ihren Kunden einen kosten- Dinge tun, während sie zuhören; Hörbücher losen Podcast anbieten können. 7
Kontrolle über das Endprodukt zu ermöglichen, damit sie es selbst vermarkten können. Audible Audible ist dabei unangefochtener Marktführer in der Hörbuchproduktion und betreibt den welt- größten Hörbuch-Shop. Die Amazon-Tochter hat 2017 eine Reihe neuer Programme ausprobiert und wird 2018 hier weiter experimentieren. Neue Abos: Einer der erfolgreichsten Tests war der neue dedizierte Abodienst „Audible Roman- ce“. Er gibt den Nutzern Zugang zu Tausenden von Hörbuchtiteln aus diesem Genre. Die Zuhö- Auch die Verlage schauen sich inzwischen den rer können sich dabei über eine Art Ampelsy- Erfolg von Podcasts genau an. „Wir fragen uns, stem über die „Hotness“ eines Romantiktitels ob Podcasts Treiber für den Buchmarkt sind", schnell ein Bild machen. Titel werden hier auf sagt Jamie Leifer, Associate Publisher von Public einer Skala von 1 bis 5 bewertet: „Sweet“, „Sim- Affairs (Hachette). Sie verweist auf bemerkens- mering“, „Sizzling“, „Hot Damn“ und „O-O-OMG“. werte Vorverkäufe für „The Storm Before the Wer die etwas schlüpfrigen Teile eines Hörbuchs Storm: The Beginning of the End of the Roman überspringen möchte, kann dies mittels einer Republic“ von Mike Duncan, einem Autor, der seit neuen Funktion einstellen, die entsprechende zehn Jahren Moderator des Podcasts „The Histo- Szenen per maschinellem Lernen ermittelt und ry of Rome“ und seit 2013 des Podcasts „Revo- herausfiltert. Das neue Romantik-Abopaket be- lutions“ ist. „Wir waren uns nicht sicher, ob Mikes inhaltet den Zugang zu 41 Kategorien und 131 begeisterte Fans zu Lesern werden würden", so Geschichten- und Charaktertypen, die es den Leifer. „Aber ich freue mich darüber, dass dies Hörern ermöglichen, tief in den Katalog einzu- tatsächlich der Fall ist.“ Zwei Monate vor dem dringen und Romantik-Titel zu entdecken, die Erscheinungstermin des Buches am 24. Okto- ihren Interessen am meisten entsprechen. Jede ber hatte PublicAffairs so hohe Vorbestellungen Kategorie hat ihre eigene Seite zum Blättern, für Hardcover, E-Book und digitalem Audio wie und die Nutzer können Hörproben von jedem sonst nur bei Unterhaltungsliteratur – und das Titel anhören, bevor sie in die ganze Geschichte mit einem anspruchsvollen historischen Stoff. eintauchen. Audible Romance kostet 6,95 Dollar Macmillan lanciert aktuell einen Krimi-Pod- pro Monat als Zusatz zu einer bestehenden Au- cast mit dem Titel „Case Closed“, beginnend dible-Mitgliedschaft. Ohne diese kostet das Abo mit einem Buch, das vor drei Jahren bei St. Mar- 14,95 Dollar pro Monat. tin's erschienen ist, „Crazy For You“ von Michael Neue Zielgruppen: Audible hat auch etwas auf Fleeman. Das Buch behandelt einen mysteriösen den Markt gebracht, das vielfältigen Spott her- Mord aus dem Jahr 2010, und der Podcast bein- vorgerufen hat: Hörbücher für Hunde. Im August haltet neue Entwicklungen in diesem Fall. haben sich Audible und Cesar Millan zu einer ent- Die BBC hat sich mit Rosina Sound, einer auf sprechenden Initiative zusammengeschlossen. Audio und Podcasts spezialisierten Agentur, zu- Zielgruppe sind Hundebesitzer und Betreuer, die sammengetan, um „The Inspection Chamber“ ihren Hunden per Hörbuch menschliche Anwe- zu produzieren. Das ist ein interaktives Hörspiel, senheit suggerieren wollen, wenn sie nicht zu das an die glorreichen Tage der „Choose Your Hause sind – ich persönlich hoffe, dass sie nicht Own Adventure“-Taschenbücher erinnert. Es als nächstes noch Hörbücher für Katzen ma- wurde für Playbook auf dem Alexa Smart Spea- chen. [Anmerkung des Übersetzers: Gleich zu ker, Google und Apple HomePod entwickelt. Beginn des 1988 erschienen Films „Scrooged“ mit Bill Murray tritt der von Robert Mitchum ge- Der Hörbuch-Handelsmarkt spielte TV-Mogul Preston Rhinelander auf, der Im Laufe des Jahres 2017 zeichnete sich in der eine geniale Idee für eine neue Zuschauer-Ziel- Hörbuchbranche eine Konsolidierung ab, au- gruppe hat, nämlich „Abermillionen von Hunden ßerdem die Expansion in internationale Märkte. und Katzen“, und ein spezielles Format für diese Viele Unternehmen haben dabei erkannt, dass entwickelt haben möchte. Also alles schon ein- es sich lohnt, unabhängigen Autoren eine Kom- mal dagewesen.] plettlösung aus einer Hand anzubieten. Dazu ge- Neue Märkte: Audible versucht konsequent, in hört die Suche nach einem Sprecher und einem die internationalen Märkte zu expandieren. Ein Toningenieur. Ziel ist es, Indie-Autoren die volle großer Schritt war 2017 der nach Kanada. An- 8
funktionsfähigen Hörbuch-Player und die Mög- lichkeit, drahtlose Kopfhörer oder einen Laut- sprecher zu koppeln. Wenn Benutzer über ein be- stehendes Audible-Konto verfügen, werden alle bisherigen Einkäufe automatisch synchronisiert. Im Dezember 2017 veröffentlichte Amazon ein Firmware-Update, das den Player und den Shop für die erste Generation des Kindle Oasis und das Einstiegsmodell Kindle Basic ergänzt. In diesem Jahr dürften die KIndle-Modelle Paperwhite und Voyage nachziehen. Audiobooks.com Audiobooks.com ist der größte Wettbewerber von Audible und wurde von RBmedia übernommen, einem Mischkonzern, der von Recorded Books angeführt wird. Dies ermöglichte Audiobooks. com eine schnelle Expansion nach Australien und Großbritannien. Ian Small, der frühere CEO und heutige General Manager von Audiobooks.com, erklärt: „Im Jahr 2017 habe ich eine deutliche Zu- nahme der Hörer unter 25 Jahren festgestellt. Diese Verbreiterung des Hörbuchpublikums ist ein Trend, der in den letzten Jahren an Dynamik geblich werden Millionen von Dollar investiert, gewonnen hat, und es ist spannend zu sehen, um Verlage dazu zu bringen, ihre Titel für eng- welchen Einfluss er auf das Wachstum der Bran- lische und französische Produktionen zu di- che hat. Ein weiterer ermutigender Trend: Immer gitalisieren. Um die Vorteile des kanadischen mehr Verlage bringen Audiobooks gleichzeitig Marktes zu nutzen, setzt Audible zum ersten oder sogar im Vorfeld der Print-Ausgabe heraus. Mal außerhalb der USA und Großbritanniens die Diese Verschiebung ist ein bemerkenswerter Be- „Audiobook Creation Exchange“ ein. ACX ist ein weis dafür, dass sich die Einstellung zum Thema Online-Marktplatz, auf dem Autoren nach Erzäh- Audio innerhalb der Verlagsbranche verändert lern und Toningenieuren suchen können, um ihr hat.“ CEO Small ergänzt: „Wir wussten schon Hörbuch produzieren zu lassen. Autoren können immer, dass der Verkauf von Hörbüchern stark entweder pro abrechenbare Stunde bezahlen mit der Veröffentlichung von Film- oder TV-Ad- oder den Sprecher mittels einer Gewinnbeteili- aptionen zusammenhängt, aber ein neuer Trend gung, basierend auf der Anzahl der Verkäufe, be- in diesem Jahr ist die Veröffentlichung von brand- teiligen. Bei neuen Autoren sind die Erlöse auf die- neuen Inhalten zur Unterstützung der Kinostarts. sem Weg noch überschaubar – Autoren jedoch, HarperCollins hat zum Beispiel mit Kenneth Bra- die schon mit E-Books Erfolge feierten, haben nagh zusammengearbeitet. Die neue Hörbuchver- angeblich ein ordentliches Auskommen. sion von ,Mord im Orient-Express' (mit Branagh Audible ist zwar nicht offiziell in China tätig, als Sprecher) soll die Veröffentlichung des Films aber die Hörbuchfirma hat gerade eine neue chi- unterstützen (bei dem Branagh Regie führte und nesische Landing Page entwickelt. Der Katalog in dem er die Hauptrolle spielt).“ „Audible Chinese“ umfasst über 300 Hörbücher Kobo und Hörspiele in Mandarin. Das Angebot soll 2018 weiter wachsen. „Audible.com bietet der- Im Vergleich zu den anderen großen Handels-Ak- zeit Inhalte in 38 Sprachen an, und ich freue mich teuren Amazon, Barnes und Noble und Apple sehr, unseren Katalog um Chinesisch erweitern zu war Kobo bislang der Außenseiter im Hörbuch- können", so Andy Gaies, Chief Content Officer von geschäft. Das soll sich ändern. Ende 2017 stell- Audible. Das Angebot richtet sich an chinesisch- te das in Toronto ansässige Unternehmen einen sprachige Kunden von audible.com außerhalb neuen Shop mit einem Abo-Angebot vor. Kunden ihres Heimatlandes. erhalten eine bestimmte Anzahl von Credits pro Neue Geräte: Amazon veröffentlichte im Herbst Monat, um sie für einzelne Titel einzulösen. Die 2017 die zweite Generation des eReaders Kindle Benutzer haben auch die Möglichkeit, auf das Oasis 2, mit Bluetooth und integriertem Audi- Abonnementpaket zu verzichten und Hörbücher ble-Shop. Die Benutzer haben damit einen voll zu kaufen. Das Modell wurde in Australien, Kana- 9
da, den USA und Großbritannien eingeführt und Märkten, in denen die Firma schon präsent ist, soll im Laufe des Jahres 2018 in weitere europä- mehr Hörbücher in der jeweiligen Landessprache ische Märkte expandieren. produzieren. Scribd Bookbeat Scribd ist ein Unternehmen, das zunächst für ei- Niclas Sandin, CEO von BookBeat, Bonniers nen unbegrenzten Abo-Zugriff auf Hörbücher E-Book- und Hörbuch-Abonnementservice in und eBooks stand, aber sein Angebot in den letz- Schweden und Deutschland, sagt ein zweistelli- ten Jahren deutlich reduziert hat. Im Jahr 2017, ges Wachstum mindestens für das nächste Jahr- so Scribd, seien Hörbücher das am schnells- zehnt voraus. „In Schweden dachten wir vor ein ten wachsende Segment gewesen. Die Zahl der paar Jahren, dass der Markt bald gesättigt ist, Abonnenten von Hörbüchern sei um mehr als damals gab es ein Wachstum von 30 % bis 40 %. 24 % gewachsen. Die beliebtesten Genres waren Aber dieses Wachstum hat sich gerade noch wei- Persönlichkeitsbildung, Mystery, Science Ficti- ter erhöht. Es wird vorrangig getrieben von im- on und Fantasy, Karriere und Geldanlage. Scribd mer mehr digital orientierten Menschen, die vom hat gerade einen eigenen Podcast gestartet, den E-Book-Lesen kommen. Der Hörbuchmarkt hat ScribdChat-Podcast, der sich unter anderem Ge- eine glänzende Zukunft." sprächen mit führenden Autoren widmet. Der Podcast soll aktuelle Scribd-Abonnenten binden Die größten Hörbuchverlage: und neue Kunden für Hörbücher gewinnen. Penguin Random House Findaway Penguin Random House und HarperCollins sind weltweit die beiden größten Hörbuchverlage. Findaway sieht sich als größten Hörbuchver- Amanda D’Acierno, Senior Vice President und trieb der Welt, zu den Kunden zählen Apple iTu- Publisher bei Penguin Random House Audio: „Wir nes, Audible, Audiobooks.com, Barnes & Noble, haben 2017 fast 1000 Hörbücher produziert, das Baker & Taylor, Nook Audiobooks, Overdrive, sind 20 % mehr als 2016, was den Gesamtkata- Scribd und Tunein. Findaway beliefert die über- log von Penguin Random House Audio auf über wiegende Mehrheit der Hörbuchshops, die nicht 11.000 Titel erhöht. 2017 war ein unglaubliches direkt mit Verlagen Verträge haben. Um den Ka- Jahr für uns, angefangen von Carol Burnetts talog zu erweitern, hat Findaway ebenfalls eine Grammy Award-Sieg für ,In Such Good Compa- Selfpublishing-Lösung entwickelt („Findaway ny', über den Odyssey Award der American Li- Voices“), die Autoren direkt mit Erzählern und To- brary Association für Gavriel Savits ,Anna And ningenieuren in Kontakt bringt – die einzige echte The Swallow Man', unsere rekordverdächtige Alternative zu ACX von Audible. Geplant ist ein 166-köpfige Produktion von George Saunders' hochgradig kuratierter Ansatz für das Selfpu- ,Lincoln In The Bardo' bis hin zum großen Erfolg blishing. Findaway Voices will sich damit profi- von Dan Brown.” lieren, dass der Autor die völlige Kontrolle über Im Verlag, so D’Acierno, denke man genauer den gewünschten Sprecher hat. Findaway lässt darüber nach, welchen Hörbuchshop man belie- zu einem Buch fünf verschiedene Sprecher Pro- fere und welchen nicht. Außerdem soll das Ti- ben und ein Angebot schicken, von „einer Hexe mit telvolumen steigen: „Um der ständig steigenden britischem Akzent“ bis zu „einem Mann, der fran- Nachfrage nach Titeln für Audio gerecht zu wer- zösisch spricht und Sprüche klopft“, vom „Home den, ist es unser Ziel, alles aus dem Penguin Setup“ bis zum richtigen Studio. Random House-Katalog aufzunehmen, was sich Storytel zu einem Hörbuch verarbeiten lässt. Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir den Zuhörern so Die größte Hörbuchfirma Skandinaviens operiert viel Auswahl wie möglich bieten. Das ist einer von Schweden aus und nennt sich Storytel. Das Unternehmen bietet seit fast zehn Jahren einen unbegrenzten Aboservice an. Seit 2010, mit dem Aufkommen des iPhone und anderer Smart- phones, sieht das Unternehmen einen deutlichen Zuwachs bei den bezahlten Abonnements. Laut CEO Jonas Teller ist zuletzt nicht nur der schwe- dische (aktuell 7500 Hörbücher), sondern auch der englischsprachige Katalog (rund 10.000 Ti- tel) gewachsen. Im Jahr 2018 wolle Storytel in einigen neuen Märkten Fuß fassen und in den 10
der Hauptfaktoren für das jüngste Wachstum Australien um 36 %, in Neuseeland um 40 % des Marktes. Vorbei sind die Zeiten, in denen es und im Vereinigten Königreich um 28 %. Auch nicht möglich war, einen Titel zu hören, weil er in Märkten wie Singapur, China und Deutsch- nicht als Audio verfügbar ist“. land, wo Bibliotheken noch nicht so lange zum Penguin Random House unterhält mehre- Overdrive-Netzwerk zählen, habe man ein deut- re Kampagnen, um die Aufmerksamkeit für liches Wachstum verzeichnet. Daher soll der Hörbücher zu erhöhen, darunter die TryAudio nicht-englischsprachige Katalog deutlich ausge- books-Initiative, die sich bestimmten Hörergrup- weitet werden. pen wie Handwerkern, Köchen, Joggern und Ge- Auch Overdrive verfolgt verschiedene Initiati- schäftsreisenden zuwendet. Daneben soll die ven zur Förderung und Vermarktung des Hör- Kampagne „Transform Your Commute“ den Mo- buchformats. Dazu zählen die Unterstützung nat Juni als den Hörbuch-Monat etablieren, mit der Kampagne, die den Juni als Hörbuchmonat Pop-Up-Limonade-Stände an fünf Standorten in etablieren will, der „Big Library Read“ (nach ei- New York City und einer Woche lang kostenlosen genen Angaben der weltweit größte digitale Hörbuch-Downloads. Buchclub), die Entwicklung von Hörbuch-eRea- ding-Räumen in Bibliotheken und die Kuratierung HarperCollins von Hörbuch-spezifischen Listen auf Overdrive. In seinem jüngsten Finanzbericht berichtet Ru- com. Burleigh verweist zudem auf die verbes- pert Murdochs News Corporation (zu der Har- serte Lese-App „Libby“, mit der Leser Hörbü- perCollins gehört), dass die Verkäufe von her- cher mit bis zu dreifacher Geschwindigkeit anhö- unterladbaren Audio-Dateien im Geschäftsjahr ren, benutzerdefinierte Timer einstellen und sich 2016/2017 (30. Juni 2017) um 47 % gestiegen verschiedene Statistiken anschauen könnten. sind. Um die wachsende Nachfrage zu befriedi- Hoopla gen, will Brian Murray, CEO von HarperCollins Publishers, fast alle neuen Titel für erwachse- Bibliotheksdienstleister Hoopla will sich mit ne Leser auch als digitales Hörbuch veröffent- einem alternativen Bezugsmodell gegenüber den lichen. Beispiel für den Erfolg in dem Segment: Wettbewerbern profilieren: Bibliotheken können Von Mark Mansons „The Subtle Art of Not Gi- den gesamten digitalen Katalog kostenlos über- ving a F*ck“ seien mehr als 470.000 Hörbü- nehmen und zahlen erst dann eine Gebühr, wenn cher verkauft worden, während die Printversion Benutzer ein Hörbuch oder ein eBook ausleihen. 490.000 mal über die Ladentische ging. Vorteil: Bibliothekseinkäufer müssen nicht, wie bei Baker & Taylor oder Overdrive, für jeden Ti- Digitale Hörbücher in der tel einzeln bezahlen. Aktuell hat Hoopla 45.000 öffentlichen Bibliothek Hörbücher im Angebot, was einem Zuwachs von Hörbücher in der Stadtbibliothek auszuleihen, 41 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Verträ- das macht aus Kundensicht viel Sinn, weil der ge hat das Unternehmen nach eigenen Angaben Kauf von Hörbüchern in der Regel ein teures mit über 5750 Einzelbibliotheken. Jeff Jankow- Vergnügen ist: Titel auf den Bestsellerlisten ko- ski, der Gründer und CEO von Hoopla, hat für sten zwischen 25 und 49 Dollar. 2017 einen Anstieg bei den Hörbuch-Ausleihen um 91% registriert. Über 98 % aller Hörbuchti- Overdrive tel würden auf Vierteljahres-Sicht auch ausge- Overdrive ist der unangefochtene Marktführer liehen. Hoopla habe 2017 eine Million neue Nut- unter den Dienstleistern, die Bibliotheken ein zer hinzugewonnen. umfangreiches Hörbuch- und E-Book-Sortiment Baker & Taylor zur Verfügung stellen. Für 2017 verzeichnet Overdrive ein zweistelliges Wachstum bei der Baker & Taylor sind seit Jahrzehnten im Biblio- Anzahl der Ausleihen (+24 %) und Hörbuch-Nut- theksgeschäft tätig. Der Hörbuchvertrieb um- zer. Dieses Wachstum zeige sich weltweit in Bi- fasst rund 100.000 Titel im Portfolio (+20 % bliotheken. Von allen Kunden hätten 56 Biblio- gegenüber dem Vorjahr). Die Nutzungszahlen thekspartner im Jahr 2017 mehr als eine Million wachsen laut Unternehmen Monat für Monat digitale Ausleihen für E-Books und Hörbücher konstant zweistellig, vor allem in Kanada und verbucht; sieben weitere Bibliotheken seien auf Australien/Neuseeland. Für das Jahr 2018 wird dem besten Weg, diesen Meilenstein in Kürze zu in anderen Sprachen und Ländern ein ähnliches erreichen. David Burleigh, Director of Brand & Wachstum prognostiziert – der Schwerpunkt Marketing Communication bei Overdrive, fächert liegt vor allem auf Französisch, Arabisch, Dä- einzelne Märkte auf: Im vergangenen Jahr seien nisch, Hebräisch, Russisch, Japanisch, Chine- die Ausleihen in Kanada um 24 % gestiegen, in sisch, Italienisch und Schwedisch. Michael Bills, 11
Vertriebschef für digitale Produkte bei Baker & gen, nach dem Modell von Audible Romance. Taylor, erklärt, dass es am Markt eine wachsen- Kobo hatte mit seinem „Kobo Super Points“ de Nachfrage nach sorgfältig kuratierten Titel- Treueprogramm einen guten Start. 2018 sammlungen gebe. wird es sicher weitere Unternehmen geben, die ähnliche Systeme einsetzen, um die Ver- Recorded Books/RBmedia braucher in ihr Ökosystem zu führen oder Recorded Books konzentriert sich seit der Grün- dort zu halten. dung des Unternehmens im Jahr 1978 aus- • Die Verlage werden damit beginnen, mehr ih- schließlich auf Audio-Inhalte. Im April 2017 wur- rer Novitäten direkt auch in Fremdsprachen de das Unternehmen neu organisiert. Der neue zu übersetzen. Außerdem soll die gesamte Firmenname ist RBmedia mit neuen Imprints wie Hörbuchproduktion ausgeweitet werden, im Recorded Books, HighBridge Audio und Tantor Schnitt um 20 %. Media. Der Katalog umfasst fast 100.000 Ti- • Apple hat kürzlich den App-Store überarbei- teln, darunter sind 35.000 exklusiv für RBme- tet und den Schwerpunkt auf Spiele gelegt dia produzierte Titel. Die Hörbücher werden an – was neue Hörbuch-Apps diskriminiert. Vor Kunden über die Tochter audiobooks.com, über diesem Hintergrund werden mehr Entwick- Bibliotheken und Wiederverkäufer wie Audible ler anfangen, ihre Apps auf Android zu veröf- vertrieben. Auch bei RBmedia ist Kuratierung fentlichen, da diese Plattform eine solide Mi- ein wichtiges Thema, wie Inhaltechef Troy Juliar schung aus Kuration und Entdeckung bietet. erklärt: Das hauseigene Bibliothekssystem zeige Mein Fazit: 2018 wird ein gutes Jahr für den Bibliothekaren kuratierte Listen (Bestseller, etc.) Hörbuchmarkt! an, um ihnen bei der Auswahl zu helfen. Die RBdi- gital App, die das Unternehmen Bibliotheksbesu- chern zur Verfügung stellt, umfasse eine „Emp- fehlungsmaschine“, die Daten nutze, um Lesern michael kozlowski bestimmte Titel zu empfehlen. Chefredakteur des Blogs Good Auch Troy Juliar, Content-Chef bei RBmedia, er- e-Reader (https://goodereader. com). Seit vier Jahren schreibt er kennt, dass sich Hörbücher inzwischen emanzi- über elektronische Lesegeräte piert haben. „Früher korrelierte der Erfolg eines und Technologie. Seine Artikel Hörbuchs mit dem Erfolg des Printbuches. Das wurden von großen und lokalen stimmt nicht mehr. Die Zahl der Hörbücher, die Nachrichtenquellen und Websites wie der Huffington Post und CNET unabhängig von der Print- und eBook-Auflage aufgegriffen. Kozlowski berichtet gut abschneiden, nimmt zu.“ Die Leser wählten von internationalen Veranstal- Titel, weil es ein gutes Hörbuch sei – nicht unbe- tungen wie IFA, Computex, CES, dingt, weil ein gutes gedrucktes Buch zugrunde- Book Expo und anderen. Überset- zung: Steffen Meier, Daniel Lenz liege. Hier spielten die Erzähler eine große Rolle. Hörbuch-Ausblick 2018: Smart Speaker und Interactive Audio Im Jahr 2018 wird es eine Reihe bemerkens- werter neuer Trends geben: • Die Hörbuchbranche ist sich einig, dass Pod- casts ein Tor zum Hörbuchmarkt sind und dass Amazon Alexa, Google Home und der kommende Apple HomePod sich durchset- zen werden. Michelle Cobb von der Audio- book Publishers Association: „Unsere Ver- braucherumfrage 2017 hat gezeigt, dass intelligente Smart Speaker eine wichtige Rolle im Markt spielen. 19 % der Befragten haben bereits auf einem dieser Geräte Hör- bücher gehört. Wir gehen davon aus, dass dies mit zunehmender Akzeptanz der Geräte zunehmen wird.“ • Auf der Handelsseite wird Audible wahr- scheinlich mehr genrebasierte, dedizierte Abonnement-Angebote auf den Markt brin- 12
großes jahr für storytelling-podcasts kilian kissling zum deutschen markt Im internationalen Vergleich zeichnet sich der deutsche Hör- buchmarkt durch zwei Besonderheiten aus: • Zum einen durch den anhaltend hohen Anteil verkaufter physischer Datenträger. Viele Verlage erzielen noch über die Hälfte ihrer Umsätze im physischen Markt! • Zum anderen durch die bereits etablierte Verfügbarkeit von Hörbüchern in Musik-Streamingdiensten wie Spotify, Napster und Deezer. Seit November 2017 hat nunmehr auch Apple Music Hörbücher in sein Angebot aufgenom- men. Und während der skandinavische Hörbuch-Spezialist Storytel noch nicht in Deutschland aktiv geworden ist, hat der Anbieter BookBeat (Bonnier) nun ein deutschsprachiges Angebot. Diese Besonderheiten des deutschen Marktes spiegeln sich Kilian Kissling ist Geschäftsführer Marketing und Vertrieb beim Ar- auch im Rückblick auf das Jahr 2017 wider. Im ersten Halbjahr gon Verlag und Vorsitzender des Landesverbandes Berlin-Bran- waren die physischen Verkaufszahlen rückläufig, ähnlich denen denburg. Zudem ist er einer der drei Sprecher der IG Hörbuch im im Buchmarkt. Erschwerend kam hinzu, dass in solchen Pha- Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Foto: Argon Verlag. sen Warengruppen besonders leiden, die im Buchhandel nicht meldet der Audible-Kompass 2017 16 Millio- zum Kernsortiment gehören. Es kam zur Verringerung der Sor- nen Hörbuch-Hörer in Deutschland. Bleiben timentsbreite und Konzentration auf vermeintlich sichere Titel. also noch rund 66 Millionen Menschen, die für Dem stand dann allerdings ein außerordentlich starkes zweites das Medium gewonnen werden können (so- Halbjahr gegenüber, sicherlich auch begünstigt durch starke zusagen noch eine komplette alte BRD!). Und Programme der führenden Verlage. davon profitiert auch das physische Hörbuch. Für die digitalen Vertriebskanäle gibt es keine neutral ermit- Bei den digitalen Vertriebskanälen gibt es kei- telten Marktzahlen, doch offensichtlich haben sich diese sehr nerlei Anzeichen für geringeres Wachstum. gut entwickelt, wie etwa aus der jüngsten Pressemeldung von 2018 könnte ein großes Jahr für deutsch- Bookwire hervorgeht, wonach der Hörbuchumsatz der Part- sprachige Podcasts werden. Dem deutschen nerverlage 2017 um 49 % gewachsen ist. Hörbuch-Marktfüh- Markt fehlt noch ein vergleichbarer Urknall rer Zebralution spricht allein im Streaming von einem Wachs- wie „Serial“ 2014 in den USA. Dabei beziehe tum von 66 %. ich mich vor allem auf den Podcast als „Sto- Keine Impulse hingegen brachte die formale Beendigung der rytelling-Format“, was ja für uns Verlage be- Exklusivitätsvereinbarung zwischen Audible und Apple, die zur sonders spannend ist. Hier ist die Entwicklung Einstellung der gegen diese Unternehmen eingeleiteten Er- bisher eher still und leise, aber dennoch nach- mittlungen auf deutscher wie auf europäischer Ebene führte. haltig erfolgt. Audible hat ein attraktives Pro- Gleichwohl hat die Branche 2017 vergeblich auf neue Initiativen gramm auf die Beine gestellt und immer mehr von Apple im Download-Vertrieb gewartet. Wie es in diesem Verlage entwickeln Formate und bereichern Bereich weiter geht, bleibt abzuwarten. den Markt. Es scheint sich ein Phänomen zu Womit wir bei den Erwartungen für 2018 wären. Bleibt der phy- wiederholen, das von Anfang an prägend für sische Markt robust wie in den Jahren zuvor? Bei immer weniger den Hörbuchmarkt war und ist: Eine Techno- CD-Playern in Neuwagen? Bei immer mehr Konkurrenz durch logie ist längst vorhanden (Radio, Schallplat- Netflix, Spotify & Co.? Die überraschende Antwort: höchst- te, Kassette, CD, Download), sie wird auch in wahrscheinlich ja! Und das liegt vor allem an starken Program- gewissem Umfang schon genutzt – und erst men, einem nach wie vor vorhandenen Kern aktiver Händler, nach einer gewissen Gärungsphase entsteht einer wachsenden Bedeutung des Hörbuchs als Geschenkarti- sprunghaft eine neue Kunstform, eine breite kel und nicht zuletzt an der digitalen Expansion des Hörbuchs, Nutzung und ein weiterer Trend für das ge- durch die auch physische Käufe angeregt werden. Schließlich sprochene Wort. 13
streaming und verkäufe profitieren voneinander ellen voráč Spannend an den Jahreszahlen der digitalen Buchbranche ist die Tatsache, dass sich Streaming und digitale sowie physische Hörbuchkäufe keinesfalls ausschließen. Im Gegenteil: Die Ana- lyse zeigt, dass parallel zum Beginn der aktiven Promotion von Hörbüchern im Audio-Streamingmarkt auch die Kaufintensität von Hörbuchkonsumenten zugenommen hat. Im Vergleich von 2015 auf 2016 wurden digitale und physische Hörbuchkäufe um ganze 9 % gesteigert (Analyse des GfK Consumer Panels im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels). Die verschiedenen Bereiche – Streaming, digitale Hörbücher und physische Verkäufe – können also durchaus voneinander profitieren. Durch redaktionelle Empfehlungen und Startseiten-Platzie- rungen auf Deezer haben wir es auch geschafft, ein neues, junges Publikum für die Themen Buch und Hörbücher zu begei- stern, das bis dato teilweise nicht von den üblichen Werbemaß- Ellen Voráč ist seit August 2015 Senior Manager Audiobooks bei nahmen der Hörbuchverlage erreicht wurde. Deezer in den Märkten Deutschland, Österreich und Schweiz. Im Bereich Hörbuch und Hörspiel ist sie für Content-Akquise, Redakti- Auch können Verlage beispielsweise mithilfe von Stream- on und Partnermanagement mit Verlagen und Vertrieben zustän- ing-Modellen erstmalig herausfinden, wie Hörbücher kapitelba- dig. Zuvor war Ellen Voráč als Head of E-Book & Audio-Book bei der Zebralution GmbH und als Head of Label Management bei der siert performen (und nicht wie zuvor üblich nur anhand ganzer finetunes GmbH tätig. Hörbuch-Alben). Auf diese Weise ist eine tiefergehende Analy- se des Nutzerverhaltens möglich, auf deren Basis Verlage ihre kabarettistische Weise besprochen. Auch der Vermarktungsstrategie bestimmter Titel ausrichten können. Podcast „Das kleine Fernsehballett“ mit Sarah Schließlich setzen wir bei Deezer verstärkt auf Eigenproduk- Kuttner und Stefan Niggemeier, der Podcast tionen im Spoken Word-Bereich, sprich: Podcasts. Podcasts „Das Böse“ (originale Kriminalfälle neu auf- sind eine hervorragende Möglichkeit verschiedenste kulturelle bereitet) sowie die Infotainment Reihe „Wis- Themen in den Mittelpunkt zu stellen und auf unterhaltsame sens-Snacks“ erfreuen sich großer Beliebtheit Weise aufzubereiten. So wurden beispielsweise in unserem Li- bei Deezer. Hier freuen wir uns auch 2018 auf teraturpodcast „Das literarische Streamtett“ Hörbücher auf spannende neue Projekte. 14
podcasting mobil und interaktiv christian spließ stellt anchor vor P odcasting erlebt seit einiger Zeit eine Renais- sance. Zwar stand das Audio-Format lange dem Video-Format nach. Doch das hat sich in- Die Funktionen von Anchor 1. „Waves“ aufnehmen zwischen geändert, nachdem Facebook unter an- Interessant wird die Nutzung des Angebots erst, derem eine Audio-Only-Streaming-Funktion ein- wenn man selber Inhalte erstellt: die sogenann- geführt hat, nachdem im letzten Jahr zahlreiche ten „Waves“. Dabei macht es einem die App sehr neue Podcasts aus der Verlagsbranche das Licht einfach, Inhalte aufzunehmen: Es ist so einfach der Welt erblickten und da sich allmählich die di- wie das Telefonieren selbst. Man drückt einen gitalen Assistenten etablieren – Audio holt auf. roten Aufnahme-Knopf, hält sich das Gerät ans Das darf nicht verwundern: Wer gewohnt ist mit, Ohr und spricht seine Inhalte in die App ein. Be- Alexa zu sprechen, wer seine SMS mit Siri diktiert, denken sollte man allerdings, dass man ein Zeit- der ist auch daran gewohnt, dass digitale Assi- limit von fünf Minuten für eine „Wave“ hat, wenn stenten beliebige Hörinhalte wiedergeben können man seine Inhalte mobil mit der App aufnimmt, – wozu neben Hörspielen dann auch Podcasts per Anchor-Webseite kann man auch längere zählen. Zudem: Mit Spotify und Deezer sind Platt- Inhalte hochladen. Anchor segmentiert diese formen auf den Markt getreten, die ebenfalls teil- längeren Aufnahmen dann, so dass automatisch weise originäre Podcasts in Auftrag geben. Audio eine Reihe von 5-Minuten-Abschnitten entsteht, holt gegenüber Video auf, und Anchor scheint ge- die für den Hörer allerdings kontinuierlich inei- rade zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. nander übergehen. Man hört also keine Schnitte oder keine Unterbrechungen. Allerdings: Zu lang Wer ist Anchor? sollten die per Webseite hochgeladenen Pod- Anchor wurde 2015 in New York gegründet und casts dann nicht sein – wer eine halbe Stunde bis 2017 mit 15 Millionen Dollar neuem Investo- erreicht, der könnte schon Probleme beim Hoch- renkapital ausgestattet, Das Angebot umfasst ei- laden und Umwandeln bekommen. nerseits eine App, die tatsächlich das mobile Pod- 2. Jingles und Musik hinzufügen casting neu erfindet, andererseits ist Anchor eine Plattform für Audioinhalte. Anchor ermöglicht es Neben den eigentlichen „Waves“ bietet Anchor jedem Nutzer, einen eigenen Sender („Station“) zu das Einfügen von bereitgestellten Jingles an, au- erstellen. Daneben kann Anchor auch wie jede ßerdem die Möglichkeit, Hintergrundmusik unter andere Podcastplattform als Radioersatz benutzt den Beitrag zu legen, sodass schon eine Art Ra- werden. diofeeling aufkommt. Das macht Anchor sehr
geschickt: Wer Spotify oder Apple-Music nutzt, sen. Man braucht nur fünf Minuten dazu: Name kann Songs von dort in die eigene „Station“ ein- auswählen, etwas über den Inhalt schreiben, fügen. Hören wiederum kann man die nur in Verzeichnis anklicken - fertig. Man könnte auch voller Länge, wenn man eine bezahlte Mitglied- seinen kompletten, bisher auf anderen Platt- schaft bei den Diensten hat; wenn nicht, werden formen gehosteten Podcast über Anchor laufen nur 30 Sekunden ausgespielt. Anchor ist also lassen, es gibt eine Importfunktion. Was aller- kein eigener Anbieter, sondern stellt in dem Fall dings, wenn man bisher im Halbstunden- oder tatsächlich nur die Plattform zur Verfügung. Stundenformat gepodcastet hat, eher nicht so sinnvoll ist. Natürlich kann man Anchor auch 3. Anchor interaktiv dazu nutzen, um eine kürzere Variante des eige- Ein weiteres Feature und bei Anchor wichtig: die nen Podcasts einzustellen. „Call Ins“. Jede „Station“ hat diese Möglichkeit 6. Audio transkribiert zur Interaktion: Wer auf den Knopf klickt, hat eine Minute Zeit um den Betreiber der „Station“ Anchor kann als App tatsächlich eine Menge, und etwas zu sagen. Feedback, Anregungen oder die Webseite ermöglicht es, wie schon gesagt, Fragen können somit an den Macher durchge- auch längere Inhalte einzustellen, Schneidefunk- stellt werden und diese können wiederum in die tion übrigens inbegriffen (das gilt auch für die „Station“ eingefügt werden. Noch wichtiger ist App, wenn man fremde „Waves“ übernimmt). die Tatsache, dass jede „Wave“ in die eigene „Sta- Und nicht zu vergessen: die Transkript-Funktion. tion“ eingefügt werden kann - bei Twitter wäre Was diese Funktion kann? Sie erstellt ein kleines das ein Retweet. Und neben der Möglichkeit, animiertes Video aus der Sprachdatei. Zum Tei- Kommentare zu den Beiträge einzutippen, kann len bei Facebook zum Beispiel ideal: Man hört die man auch einfach nur den „Applaus“-Knopf an Tonspur und gleichzeitig sieht man die einzelnen der Stelle drücken, die einem bei der „Wave“ am Wörter über den Bildschirm flimmern. Das funk- Besten gefällt. Die Plattform „Medium“ hat im tioniert momentan auf Deutsch leider nicht gut, letzten Jahr dieses Feature übernommen. Dass aber laut Maya Prohovnik, „Product and Operati- man „Stations“ mit einem Sternchen abonnieren ons“-Verantwortliche, arbeitet man an weiteren kann, ist dem Nutzer dann von Twitter her schon Sprachen wie Deutsch. vertraut. Eine eigentliche „Daumenbewertung“ oder Sterne sind bei Anchor nicht vorgesehen. 7. Newsüberblick in Beta Schick ist übrigens der Newsüberblick namens 4. Kurzfristige und langfristige „Waves“ „Rundown“, den jeder „Station“-Betreiber maß- „Waves“ haben nicht nur eine Zeitbegrenzung geschneidert für sich in die App bekommt. Wo- von fünf Minuten, sie sind auch nach 24 Stun- bei maßgeschneidert etwas relativiert werden den aus der eigenen „Station“ verschwunden - muss: Der Wetterbericht für den eigenen Ort das betrifft sowohl eigene als auch fremde. Das funktioniert, die Nachrichtenfunktion weniger Feature kennt man, seit Snapchat es populär gut. Das Prinzip: Wer mehr Tech-Nachrichten gemacht hat und Instagram und Facebook die mag, sollte dann auch mehr Tech-Nachrichten Stories für sich übernommen haben. Der Kniff im „Rundown“ hören, aber bisher scheint das bei Anchor ist allerdings: Man kann die eigenen noch nicht ganz zu Ende entwickelt worden zu Inhalte, die für einen selbst übrigens auch archi- sein. Dass man mit Anchor auch noch Interviews viert werden, auch in sogenannten „Episodes“ mit anderen Nutzern aufzeichnen kann oder so- zusammenfassen. Diese bleiben dann länger- gar einen Podcast im Dialog gestalten kann, das fristig erhalten und sind permanent zugänglich. sei nur am Rande erwähnt. Das kann für jemanden, der gerade eine „Stati- on“ neu entdeckt hat, die momentan keine aktu- 8. Lücken der Webseite ellen „Waves“ hat, durchaus nützlich sein. Wobei Verbesserungswürdig derzeit auch noch: Zwar man die retweeteten „Waves“ leider nicht in die hat jede Station eine eigene URL und kann eigent- eigenen „Episodes“ übernehmen kann. Aller- lich auch im Webbrowser gehört werden, aller- dings sehr bequem für den Macher: Anchor hat dings ist das Browsen im Web dann nach wei- Schnittstellen zu dem Podcastverzeichnis von teren Stationen bisher nicht möglich. Man muss iTunes und dem von Google. dann schon jeweils die spezielle URL der „Stati- on“ kennen. In der App existiert eine Suchfunkti- 5. Podcast-Feed über Anchor on und eine Trending-Anzeige, mit der man wei- Wer sich bisher scheute, einen Podcast-Feed an- tere Stations findet, für den Browser existiert zulegen, weil das zu kompliziert war, der kann das bisher leider noch nicht. Für die Webseite hat das auch mittlerweile über Anchor laufen las- Anchor ein paar „Stations“ zusammengestellt, 16
die über den „Listen“-Knopf abrufbar sind – wer fehlen kann. Anchor ermöglicht es dagegen, also einige Beispiele hören möchte, bevor er sich ganze „Waves“ einzubetten und beispielsweise die App runterlädt, kann das auf der Webseite direkt in der nächsten eigenen Wave auf das Vo- durchaus tun. Allerdings ist dann der Zugriff rangegangene einzugehen. Dadurch ergibt sich auf alle „Stations“ nicht möglich. Und die Feed- ein schneller Kommunikationsweg zum Macher back-Möglichkeiten sind bei der Webseite auch des Podcastes, direkt per „Call In“ oder per Kom- nicht vorhanden. Dafür kann man die hochge- mentar oder Applaus. Anchor hat gerade wegen ladenen Beiträge einprogrammieren, was dann dieser Funktionen eine ausgeprägte Diskussi- wiederum bei der App nicht geht. Insofern ist ons- und Beteiligungskultur – obwohl Beiträge in eine Nutzung von Webseite und App eine gegen- der Regel nur 24 Stunden zur Verfügung stehen seitige Bedingungen, wenn man Anchor wirklich und man eventuell nicht ganz nachvollziehen komplett nutzen möchte. Vor allem, weil man kann, über was debattiert wird. Diese Funkti- auf der Webseite auch noch Audio-Ton-Spuren onsweise hat den Vorteil, dass man schnell eine von YouTube oder anderen Diensten per URL in- Meinung einholen oder zu einem aktuellen The- tegrieren kann. Anchor weist natürlich darauf ma Stellung beziehen kann. Ein Beispiel: Der Stif- hin, dass man dann auch die Rechte an den Tons- terverband für die Deutsche Wissenschaft hat puren haben sollte… bei Anchor eine Station, die genutzt wird, um ein Impuls-Thema für die Woche zu setzen – und bit- Fazit: Was an Anchor so besonders ist tet dabei auch immer um Call-Ins, die dann auch Zunächst reduziert Anchor die Hemmschwel- veröffentlicht werden. le. Auch wenn einige Podcaster vielleicht etwas Wie generell jede Plattform hat Anchor also abschätzig auf die Methode des mobilen Podca- eine eigene Kommunikationskultur entwickelt. stings mit Smartphone oder Tablet herabsehen Für das reine Absetzen von Botschaften, das rei- mögen: Einfacher geht es momentan nicht, wenn ne Senden, ist Anchor weniger geeignet. Längere man einen eigenen Podcast erstellen möchte, Podcastformate sollten ebenfalls auf anderen ohne viel Equipment kaufen zu müssen. Zwar Plattformen oder gar auf einem eigenen Server sollte man im Kopf haben, dass es die Fünf-Mi- gehostet werden. nuten-Grenze gibt. Die gibt es allerdings immer nur für eine „Wave“. Theoretisch kann man durchaus ein längeres Thema in mehreren „Wa- ves“ abhandeln. Insgesamt ist Anchor daher für christian spließ einen „Podcast to Go“ bestens geeignet: Knopf Der selbstständige Journalist und Social-Media-Redakteur begleitet drücken, Beitrag einsprechen, abschicken, fertig. Unternehmen und Organisationen Und in fünf Minuten einen Podcastfeed erstellen, bei der erfolgreichen Umsetzung der bei Apple und Google gelistet ist? Das ist gar von Social Media-Kampagnen. kein Hexenwerk. Spließ ist einer der Social Influen- cer in NRW – vor allem über Twit- Doch das Besondere der App ist, dass sie kon- ter und Facebook. sequent auf den Dialog setzt. Normalerweise ist ein Podcast eine Audiodatei, die man anhörten, auf der Webseite des Anbieters kommentieren und deren URL man auch in Social Media emp- 17
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