HolzbauPlus Bundeswettbewerb - Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen 2018 - FNR
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BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN „HolzbauPlus steht für einen ganzheitlichen, ressourcen- und klimaschonenden Ansatz beim Bauen.“ Liebe Leserinnen und Leser, der traditionelle Rohstoff Holz erfährt eine Renaissance: Holzbau-Wettbewerb. „HolzbauPlus“ steht vielmehr für Viele architektonische Leuchtturmprojekte weltweit einen ganzheitlichen, ressourcen- und klimaschonenden und die steigende Zahl mehrgeschossiger Holzbauten Ansatz beim Bauen – ganz im Sinne unserer Charta für in Deutschland sprechen für sich. Holz. Diejenigen, die zusätzlich zum Konstruktionsbau- stoff Holz auch biobasierte Dämmstoffe nutzen und Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Holz ist gleich- im Innenausbau auf Materialien aus nachwachsenden zeitig relativ leicht und sehr tragfähig – und strahlt Rohstoffen setzen wollen, finden in den „HolzbauPlus“- zudem Wohnlichkeit aus. Die Möglichkeit, viele Bau- Projekten vielgestaltige Anregungen. teile vorzuproduzieren, führt zu kurzen Bauzeiten, was gerade in Zeiten akuten Wohnungsmangels von großer Ich freue mich deshalb, Ihnen mit dieser Broschüre die Bedeutung ist. Und gleichzeitig sorgt der Holzbau für prämierten Projekte vorzustellen! Mein Dank gilt allen eine spannende Ästhetik und neue Kreativität – im Wettbewerbsteilnehmern für ihr großartiges Engage- Städtebau wie in ländlichen Regionen. ment beim Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen. Mit unserem Bundeswettbewerb „HolzbauPlus“, den Ihre wir bereits zum vierten Mal ausgelobt haben, wollen wir die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten der nachwachsenden Rohstoffe im Bausektor sichtbar machen und zu deren Verwendung anregen. Und die Bilanz kann sich sehen lassen: Zahlreiche Bauherren und Architekten haben ihre Ideen und Projekte vorgestellt Julia Klöckner und insgesamt 137 Gebäude eingereicht. Dabei hat sich Bundesministerin für Ernährung gezeigt, dass „HolzbauPlus“ weit mehr ist als ein reiner und Landwirtschaft 3
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN INHALT Vorwort 3 Lobende Erwähnungen 26 Hochklassiges Bauen mit Alnatura Holzhochregallager 26 nachwachsenden Rohstoffen 6 Universal Design Quartier Woodie 27 Gewinner 8 Konrad-Wachsmann-Haus Niesky 28 Einfamilienhaus in Stroh 8 Modularer Baukasten Hoffnungshäuser 29 Altes Garmisch neu gelebt 10 Mensa Waldcampus HNE Eberswalde 30 Kienzlerhansenhof 12 Fährhaus Rothenhusen 31 Sudhaus auf der Alten Brauerei in Schwerin 14 Kinderzentrum 28 32 Hortgebäude Waldorfschule am Prenzlauer Berg 16 Grünes Zentrum Immenstadt 33 Gemeindehaus Huchenfeld 18 Kirche St. Josef 34 Bauhof Sengenthal 20 Kinderhaus Franziskus 35 Logistikzentrum Fa. elobau in Leutkirch 22 Wettbewerbsteilnehmer 36 Sonderpreise 24 Impressum 52 Infozentrale auf dem Vollgut 24 CUBITY 25 4
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Hochklassiges Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der gesellschaftlichen Herausforderungen gerät der Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen auch im Bauwesen zunehmend in den Fokus ökonomischer und ökologischer Betrachtungen. Holz gewinnt in diesem Zusammenhang zunehmend an Bedeutung, da es der einzige Baustoff ist, der beständig nachwächst und mit dem wir leistungsfähig konstruieren können. War vor über 300 Jahren die Knappheit von Holz der Grund für die Entwicklung des Prinzips der Nachhaltigkeit, so kommt den nachwachsenden Rohstoffen, die bei ihrem Wachstum CO2 in Form von Kohlenstoff speichern, heute eine besondere Bedeutung zu. Die klima- relevante Anwendung von nachwachsenden Baumaterialien macht nur Sinn, wenn die Pflanzen nach ihrer Ernte ersetzt werden und somit der Kreislauf der CO2 Entnahme aus der Atmosphäre nicht unterbrochen wird. Erst dann wird die gesamte auf natürlichen Materialien basierende Wertschöpfungskette wirklich nachhaltig. Der diesjährige „HolzbauPlus“ Wettbewerb, der zum vierten Mal in Folge ausgelobt wurde, ist eine wahre Leistungsschau für die Anwendung natürlicher Baustoffe im Bauwesen. 137 Bauwerke in vier Kategorien und unterschiedlichen Größenordnun- gen belegen eindrucksvoll, dass die Anwendung von nachwachsenden Rohstoffen im VORSITZ Bauwesen auf hohem Qualitätsniveau gelingen kann. Dabei wird Holz als Bau- und Frank Lattke Konstruktionswerkstoff im Innenraum oder als Bekleidung sichtbar und steht im (Architekt) Vordergrund. Die eingereichten Arbeiten belegen aber auch die vielseitigen und sinnvollen Einsatzmöglichkeiten natürlicher und nachwachsender Materialien als Dämm-, Füll- und Ausbaustoffe. Faserdämmstoffe aus Holz und Flachs kommen dabei genauso zur Anwendung wie Hanf oder Stroh. Auffallend unter den Einreichungen sind die großvolumigen Bauwerke, seien es mehrgeschossige Wohngebäude oder große Gewerbebauten, die die technischen, ge- stalterischen und architektonischen Qualitäten demonstrieren, die in der Umsetzung erreicht werden können. In der Kategorie Wohnungsbau zeigen viele eingereichte Arbeiten mustergültige Lösungen, die Antworten geben auf die derzeitigen Herausforderungen der Immobi- lienbranche. Durch einen hohen Vorfertigungsgrad kann ein überdurchschnittliches Qualitätsniveau bei gleichzeitiger schneller Bauzeit vor Ort realisiert werden. Vermehrt setzen öffentliche und private Akteure der Immobilienbranche auf das Bauen mit Holz. 6
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Die geänderte Bauordnung in Baden-Württemberg ist wohl ein Grund, warum gerade WEITERE JURYMITGLIEDER dort eine Vielzahl von Einreichungen des mehrgeschossigen Wohnungsbaus ange- Bernt Farcke (BMEL – Leiter der siedelt sind. Die nachwachsenden Rohstoffe erobern sich aber auch Bereiche, wo man Unterabteilung Nachhaltigkeit, sie zunächst nicht vermuten würde. In der Kategorie Gewerbebau wird dies deutlich Nachwachsende Rohstoffe) sichtbar. Die natürlichen Baustoffe finden seit einigen Jahren eine immer beliebtere Dr.-Ing. Axel Borchmann Anwendung für Büro- oder Produktionsgebäude. Dieses Jahr befindet sich unter den (BMU – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz Einreichungen sogar ein Tankstellengebäude. und nukleare Sicherheit) Prof. Ludger Dederich Zusammenfassend stellen wir eine Vielzahl attraktiver Beiträge fest, die eine Aus- (HFR – Hochschule für wahl der Preiskategorie nicht gerade einfach macht. Einige Arbeiten konnten leider Forstwirtschaft Rottenburg, aufgrund fehlender Angaben nicht in gebührender Tiefe erfasst werden. Die hohe Professur für Holzbau) Anforderung des Auslobers, die Bauwerke in ihrer Gesamtheit zu betrachten und die Prof. Martin Wollensak (Hochschule Wismar, möglichst durchgängige Anwendung nachwachsender Rohstoffe anzuerkennen, trennt Fachbereich Architektur) am Ende die Spreu vom Weizen. Die ausgewählten Arbeiten beantworten am durch- Christian Kaiser gängigsten den Wunsch des Auslobers, die Anwendung nachwachsender Rohstoffe (Dipl.-Ing. Architekt SIA, zu fördern. Alle Einreichungen machen Lust und geben Mut, biogenen Baustoffen in Bereichsleiter Bauerneuerung Zukunft noch mehr Raum zu geben und den ihnen gebührenden Stellenwert zu ver- und Nachhaltigkeit, Friedlipartner AG) leihen. Dr. Anna Braune (DGNB e. V. – Deutsche Deswegen danke ich im Namen der Jury dem Bundesministerium für Ernährung und Gesellschaft für Landwirtschaft, dass es sich mit diesem Wettbewerb deutlich zur Verwendung von Nachhaltiges Bauen) nachwachsenden Rohstoffen im Bauwesen bekennt. Es zeigt damit – nicht nur im Yvonne Kavermann nationalen Maßstab – Alternativen zur Verwendung von Materialien und energieinten- (BauNetz Media GmbH) siven Baustoffen bei gleichzeitiger Schaffung regionaler Wertschöpfung auf und leistet Ulrike Trampe somit einen Beitrag zur Bewältigung der globalen Herausforderungen im Alltag des (Die Wohnungswirtschaft, Haufe-Lexware GmbH & Co. KG) Bauens. Abschließend sei den Akteuren bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe unser Dank für die Organisation des Wettbewerbs ausgesprochen. Frank Lattke Vorsitzender der Jury 7
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Wohnungsbau Neubau – Einfamilienhaus“ Einfamilienhaus in Stroh Würdigung der Jury Am Westhang gelegen, bietet sich dem Einfamilien- geschoss führt. Im Innenraum dominieren Brettstapel- haus in Wurmlingen ein wunderbares Panorama. Das decken aus Fichte, sowie ockerfarbene Wandfarben einfache zweigeschossige Gebäude wurde ideal in die und ein schwimmend über Holzfaserplatten verlegter relativ steile Hangsituation eingebunden und wird von Seekiefer-Dielenboden. der unten liegenden Straße zunächst über eine Garagen- treppe und anschließend über eine in den Hang einge- Das Haus wurde als Holzsystembau in der Zimmerei passte Stahlgitterrosttreppe erschlossen. vorgefertigt und vor Ort komplett mit Strohballen aus- gedämmt. Auf der Innenseite wurden die Strohballen Von außen zeigt sich das Gebäude mit Satteldach ohne direkt mit Lehm verputzt, wobei sich auch der Bau- Dachüberstände als archaischer Baukörper und er- herr selbst einbringen konnte. Insgesamt erfolgte der innert dadurch unmittelbar an eine Art „Urhütte“, also Materialeinsatz ausgesprochen konsequent mit gut 90 % einen einfachst möglichen Bautypus für ein Wohnhaus. Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen. Auf eine Die Fassade ist durchgängig mit senkrechter Fichten- regionale Herkunft des Bauholzes und der Strohballen schalung geschützt, in die klar konturierte großzügige wurde geachtet und der Einsatz von Beton und Stahl Fenster eingeschnitten sind. Das Haus wird durch einen auf ein Minimum begrenzt. Die ausführenden Firmen großzügigen Eingangsbereich betreten, im Erdgeschoss stammten aus der näheren Umgebung, sodass auch auf befinden sich die allgemein genutzten Räume zum nachhaltige Aspekte einer regionalen Wirtschaft geach- Wohnen, Kochen, Essen und für die Hausarbeit. Das tet wurde. Das Energiekonzept verbindet eine hoch- Erdgeschoss wird an zwei Seiten von einer Holzbohlen- effiziente Gebäudehülle (KfW 40 plus) mit einer in das terrasse aus Douglasienholz eingefasst, wobei der Ziegeldach integrierten Solaranlage, einer PV-Anlage mit Eingangsbereich durch eine filigrane Terrassenüberda- Batteriespeicher und einen Stückholzofen mit Holzver- chung geschützt ist. Der offene Wohnbereich verbindet gaser. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung einen zentralen Küchenblock mit offener Anrichte, den vervollständigt das nachhaltige Konzept. Essplatz, einen Holzofen und gewährt den Durchblick zur schlanken Treppe, die in die Einzelräume im Ober- Grundriss EG 8
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Nord-Ost-Ansicht / Fotos: Arno Witt BAUHERR Stefanie & Daniel Müller PROJEKT Neubau eines KfW 40plus Einfamilien- hauses in Strohballen- bauweise 78573 Wurmlingen ARCHITEKT Otto Merz KONSTRUKTION Holzrahmenbau mit Strohausfachung, Geschossdecke als Massivholzdecke DÄMMUNG Dach: Strohballen Wand: Strohballen Lebensraum Nord-West-Ansicht 9
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Wohnungsbau Neubau – Gebäudegruppe“ Altes Garmisch neu gelebt Würdigung der Jury Das Projekt an der Krankenhausstraße in Garmisch- Tagungsbereich und Café. Mit der Baugemeinschaft Partenkirchen nutzt ein innerörtliches Areal um und als Entwicklerin konnten die Entwicklung sowie die ergänzt die Umgebung mit einer neuen Nutzungsmi- Nutzungsmischung und Dichte während des Planungs- schung. Den Impuls zur städtebaulichen Neuordnung und Bauprozesses eng mit den Ortsansässigen sowie setzt eine Baugemeinschaft. Vier historische Gebäu- den künftigen Nutzergruppen abgestimmt werden. de wurden in die Neubebauung integriert. Im Süden sorgt die geschlossene Hotelbebauung für einen bau- Das Wohnbauprojekt fügt sich wohltuend unaufgeregt lichen Lärmschutz gegenüber der stark befahrenen in die gewachsene Ortssituation ein und zeigt doch in St.-Martin-Straße. Auf dem dahinterliegenden Grund- seiner Haltung einen sehr modernen Ansatz, wie ein stück bilden Reihen von Einfamilien- und Doppel- traditionelles Ortsbild interpretiert und weiterentwickelt häusern sowie Geschosswohnungsbauten einen abge- werden kann. Die Einbeziehung der Menschen und das schirmten gemeinschaftlich genutzten grünen Anger, Nebeneinander der Nutzungen wird der Aufgabe äußerst der die Blickachse zur Pfarrkirche und zu den Ausläufern gerecht und führt zu diesem positiven Ergebnis. Das der Kramerspitze aufspannt. Durch die Neuordnung des Projekt überzeugt durch den hohen gestalterischen und Areals bot sich nicht nur die Möglichkeit, schrittweise handwerklichen Umgang mit Holz. Die Betonung in der ein neues, gemischt genutztes Quartier zu entwickeln, Ausgestaltung liegt dabei bewusst auf dem Kontrast der sondern auch die Chance, Impulse und Engagement von umgebenden atemberaubenden Landschaft rund um Bürgerseite für eine nachhaltige und zukunftsfähige die Zugspitze und einem gesunden Wohnumfeld. Der Entwicklung ihrer Stadt aufzunehmen, zu unterstützen Ökologie und der Auswahl einer gesunden Material- und umzusetzen. „Altes Garmisch neu gelebt“ kombi- qualität kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. niert Wohnen mit privatem Arbeiten, Kreativwerkstät- ten, einer Eisstockmanufaktur sowie einem Hotel mit Lageplan 10
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Gemeinschaftlicher Innenhof / Fotos: Stefan Müller-Naumann BAUHERR VEHBL Baugemein- schaft gap. Quartiers- entwicklungsgemein- schaft PROJEKT Gemischtes Quartier bestehend aus 21 Wohnhäusern, Forum und Aparthotel mit Café in Holzbauweise 82467 Garmisch- Partenkirchen ARCHITEKT Beer Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner KONSTRUKTION Massivholzbau DÄMMUNG Dach: Holzfaser Wand: Holzfaser Südfassade mit Lüftungsschrank St.-Martin-Straße 11
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Wohnungsbau – Bauen mit Bestand – Einfamilienhaus“ Kienzlerhansenhof Würdigung der Jury Beschirmt von einem immensen Dach steht das ehe- Bohlenkonstruktion der Außenwände wurde im Wohn- malige Schwarzwälder Bauernhaus in leichter Hanglage bereich mit Holzfaserdämmung moderat gedämmt und auf großzügiger Parzelle. Das Gebäude besticht durch die mit einer diffusionsoffenen Winddichtungsmembran archaische Form einer regionaltypischen Bauweise, bei ausgestattet. Der Natursteinsockel aus Granit wurde der sämtliche Nutzungen (Wohnen, Tierställe, Heulager, in historischer Handwerkstechnik saniert, von außen Fahrzeugunterstand) unter einem Dach vereint sind. Bei gedämmt und mit Lehm verputzt. Die gebäudeprägen- der denkmalgerechten Sanierung der 450 Jahre alten den Fenster wurden als dicht schließende sprossierte Bausubstanz wurde der Charakter des Hauses erhalten Holz-Kastenfenster mit integrierten Schiebeelementen und gleichzeitig für heutige Wohnbedürfnisse weiterent- erneuert und somit auch energetisch verbessert. Gegen wickelt. Der ursprüngliche Wohnhausteil wird weiterhin aufsteigende Kälte und Feuchtigkeit schützt neuerdings zum Wohnen genutzt, jedoch mit einfachen Eingriffen eine Dämmschüttung aus Naturbims. und passender Materialisierung erneuert und saniert, sowie mit zusätzlichen Raumnutzungen, wie z. B. Bad- Im Zuge der Sanierung des historischen Hauses ist es einbau und Küchenerneuerung sanft modernisiert. Im gelungen, durch den Einsatz angepasster Dämmungen großzügigen Dachbereich entstanden flexible Experi- aus nachwachsenden Rohstoffen und eine neue Kon- mentalräume, die auch für Veranstaltungen genutzt zeption der Energieversorgung mit Geothermie und werden können. Photovoltaik-Flächen die heutigen Anforderungen an ein energieeffizientes Gebäude zu erfüllen. Dennoch konnten Zum Einsatz kamen die gleichartigen natürlichen Bauma- das Erscheinungsbild und der einzigartige Charakter des terialien, wie sie bereits seit Jahrhunderten in der Region einfachen und urtümlichen Schwarzwaldbauernhauses gebräuchlich und bewährt sind: Das beschützende Dach erhalten bleiben. Dank dem Einsatz von kapillaraktiven wurde mit 1.000 m2 handgespaltenen roh belassenen Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen wurde das Holzschindeln neu eingedeckt und partiell mit Holzfa- klimatische und energetische Konzept bewusst „weiter- serdämmung neu gedämmt. Die massive Ständer- gebaut“ und für heutige Anforderungen umgesetzt. links: Schnitt A-A und B-B (längs und quer) | rechts: Grundriss E 0 und E1 12
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Blick von Südosten / Fotos: Claus Morgenstern / Fa. Zehnder / Gössel + Kluge BAUHERR Anja Kluge & Ingolf Gössel PROJEKT Umbau und denkmal- schutzgerechte Sanierung des Kienzlerhansenhofes 78141 Schönwald ARCHITEKT gk Gössel + Kluge Generalplaner GmbH KONSTRUKTION Massivholzbau in Ständer-Bohlen- Bauweise DÄMMUNG Dach: Holzfaser Wand: Holzfaser Mitte: Wohnbereich Stube Südost und Küche | unten: Bad und Stubenkammer 13
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Wohnungsbau – Bauen mit Bestand – Mehrfamilienhaus“ Sudhaus auf der Alten Brauerei in Schwerin Würdigung der Jury Das Projekt in der Alten Brauerei betrachtet umfassend Bei der Planung wurde darauf geachtet, nachwachsende die Aspekte einer gesamtheitlich nachhaltigen Bauweise Baustoffe mit einfachen Verbindungen zu verwenden. im Bestand unter Verwendung ökologischer Baustoffe Dies erleichtert spätere Um- und Rückbauten und das und kombiniert dabei überzeugenderweise vorgebliche nachfolgende Recycling anfallender Rohstoffe. Während Gegensätze. Dabei sind im ehemaligen Sudhaus der der Ausführung kamen schadstofffreie und ökologisch Alten Brauerei Schwerin großzügige und lichtdurchflu- unbedenkliche Baustoffe mit kurzen Transportwegen tete Eigentumswohnungen mit Loftcharakter entstan- zum Einsatz. den. Das Sudhaus bildet ein Ensemble mit dem südlich angrenzenden Siloturm, der bereits zuvor saniert und So wurden die Grundelemente mit einer außenliegen- zu einem Wohnhaus mit 5 Einheiten umgenutzt worden den Dämmschicht aus zertifiziertem Baustroh versehen. war. In dem 22 m hohen fensterlosen Turm lagerte das Durch die Verwendung von Dämmmaterialien aus Getreide für den Brauprozess. nachwachsenden Rohstoffen konnten ca. 1.600 m² Poly- styroldämmung eingespart werden. In die Gebäudehülle Der Beton-Hallenbau aus dem Jahr 1976 wurde entkernt wurden ausgedehnte Öffnungen eingeschnitten und auf und technische Einbauten wie Sudkessel und Maisch- der Westseite eine geräumige Balkonkonstruktion vor- gefäße wurden entfernt. Der nördliche Gebäudeteil, in gestellt. In die freigelegte Stahlbetonkonstruktion der dem ursprünglich die Sozialräume untergebracht waren, Halle wurden neue Geschossdecken und Erschließungs- wurde ebenfalls beräumt. Durch die weitest gehende stränge eingebaut. Die flächig verglaste Westfassade des Weiternutzung der vorhandenen Bausubstanz konnte Gebäudes ist zum nur wenige Meter entfernten Ziegel- die darin gebundene graue Energie erhalten werden, innensee orientiert. wodurch dem Energiekonzept über die reine Betrach- tung der Betriebsenergie hinaus eine weitere Dimension Durch den Umgang mit dem Bestand, dessen rauer hinzugefügt wird. Das über Fernwärme versorgte Ge- Charakter erhalten werden konnte, dem aber durch die bäude erreicht hier KfW 70 Standard. konsequente Nutzung nachhaltiger, nachwachsender Baustoffe eine zusätzliche Ebene hinzugefügt wird, ist das Projekt ein würdiger Preisträger im Bereich der Sanierung. links: Grundriss | rechts: Lageplan 14
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Saniertes Sudhaus auf der Alten Brauerei mit angrenzendem Siloturm / Fotos: Jörn Lehmann, Ronald J. Kamphausen BAUHERR Alte Brauerei GmbH & Co. KG PROJEKT Sanierung und Umnutzung einer Industriehalle in ein Wohngebäude 19055 Schwerin ARCHITEKT Ulrich Bunnemann – Schelfbauhütte KONSTRUKTION Stahlbetonhallen- konstruktion (Bestand 1976) Außenwände (Bestand): massiv Außenwände (Neubau): Strohdämmung DÄMMUNG Dach: Strohballen Wand: Strohballen Loftwohnung – Küche und Wohnbereich Großflächig verglaste Westfassade mit Terrassen und Balkonen 15
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Öffentliches Bauen – Neubau & Bauen mit Bestand“ Hortgebäude Waldorfschule am Prenzlauer Berg Würdigung der Jury Am Übergang zwischen der Blockrandbebauung der wurde in vorsegmentierter Holzständerbauweise her- Gründerzeit und den seriellen und schmucklosen Plat- gestellt und mit naturbelassenen Getreidestrohballen tenbauten im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg setzt nichtlasttragend ausgefacht. Die so ausgefachten Außen- das Hortgebäude mit waldorfpädagogischem Ansatz ein wandflächen erreichen nicht nur höchste Dämmstan- sichtbares Zeichen für ökologisches Bauen. Direkt an dards, sondern weisen auch eine hervorragende Öko- einen langen Plattenbauriegel dockt die freie Form des bilanz auf. Innenliegend wurde das Stroh mit 4 cm Lehm Holzgebäudes an und wertet das Quartier sowie das Be- verputzt. Das Fassadenkleid zeigt senkrecht stehende standsgebäude spürbar auf. Lärchenholzbretter, die durch ihre unterschiedlichen Breiten und Tiefen den Baukörpern eine plastisch be- Der Baukörper selbst entwickelt sich als organische wegte Oberfläche verschaffen. Die sehr flach geneigten Raumabfolge mit unterschiedlicher Höhenstaffelung. Dachflächen wurden als Sparrendach mit eingeblasener Die anspruchsvolle Gebäudemodulation konnte mithilfe Zellulosedämmung und extensiver Begrünung reali- des Einsatzes digitaler Entwurfs,- Planungs- und Ab- siert. Die Bodenplatte des Gebäudes wurde ebenfalls bundsoftware in Holzständerbauweise realisiert werden. mit Zellulosedämmung überdämmt. Das Konzept Der Einsatz von naturbelassenen und nachwachsenden eines konsequent naturbelassenen und ökologischen Baustoffen war ein zentrales Anliegen der Bauherr- Materialeinsatzes wird auch in der Innenraumgestaltung schaft, wodurch nicht nur das erzieherische Konzept mit geölten Kieferndielen, sichtbaren Brettstapeldecken, der Waldorfpädagogik unterstützt wird, sondern auch einer feuchtepuffernden Lehmwand und Leichtbau- ein Gegenpol zu den oftmals schadstoffbelasteten wänden aus Lehmtrockenbauplatten durchgehalten. Plattenbauten geschaffen wird. Die eingesetzten Hölzer Die Einbaumöbel aus Weißtanne vervollständigen das stammen aus der Region und sollen möglichst unbe- Bild. Insgesamt ist so ein sinnlich-haptisches Gebäude handelt dem natürlichen Alterungsprozess unterworfen mit hoher Aufenthaltsqualität und maximalem ökologi- werden. Dadurch wird bewusst der Unterhaltsaufwand schem Anspruch entstanden. auf ein Minimum beschränkt. Das Gebäudetragwerk links: Grundriss EG | rechts: Bauabschnitte 16
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Vogelflug – Einbettung in den Baumbestand, begrünte Dachlandschaft / Fotos: Gregor Schmidt BAUHERR Freie Waldorfschule am Prenzlauer Berg/ schulemachen e. V./ Esther Knoblich PROJEKT Neubau Hortgebäude Waldorfschule am Prenzlauer Berg 10409 Berlin ARCHITEKT MONO Architekten Greubel & Schilp & Schmidt PartGmbB KONSTRUKTION Holzständerbau, nicht- lasttragende Stroh- ballendämmung DÄMMUNG Dach: Zellulose Wand: Strohballen Spielflur/Garderoben – geölter Sichtestrich Fassadendetail – plastisches Fassadenrelief 17
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Öffentliches Bauen – Neubau & Bauen mit Bestand“ Gemeindehaus Huchenfeld Würdigung der Jury In Huchenfeld ist ein neuer zentraler Gemeindeplatz platz entstanden, der bestehende Wegebeziehungen zur entstanden. Das nach Norden eingeschossige Gemeinde- Umgebung aufnimmt und einen zentralen Kommuni- haus fügt sich in den städtischen Kontext zwischen Kin- kationsort in Huchenfeld bietet. Auf der Südseite ist das dergarten und Wohnhäuser und ermöglicht eine bessere Gebäude zweigeschossig. Von den Mehrzweckräumen Sicht vom Rathaus auf die Kirche, die dadurch wieder aus gelangt man direkt in die Gartenebene. Die Hang- mehr an die Ortsmitte angebunden wird. Das alte Ge- lage erweist sich im unteren Stockwerk als Vorteil für meindehaus in Pforzheim Huchenfeld aus den 60er-Jah- privatere und weniger einsehbare Veranstaltungen. Die ren war seit Jahren dringend sanierungsbedürftig. Statt bestehenden Lagerräume auf der Hanggeschossebene eines Neubaus entschied man sich nach einem Architek- wurden hinter einer Sichtbetonwand in das Gesamt- tenwettbewerb für einen Umbau und eine Erweiterung ensemble integriert. Der Gemeindesaal hat das größte durch ein komplett neues und erweitertes Erdgeschoss Raumvolumen und befindet sich mittig unter der in Holzbauweise. Das Hanggeschoss aus Stahlbeton wur- Firstlinie. Die Ausrichtung des Gebäudes zum Tal und de erhalten und mit einer hochgedämmten Holzfassade zum Platz verbinden das Innen mit den Qualitäten des überformt. Außen. Der Besucher nähert sich dem überdachten Hauptein- Die überzeugende konzeptionelle Strategie ist der verant- gang auf der Nordseite. Das in die äußere Holzschalung wortungsvolle Umgang mit Flächen und Ressourcen – dezent eingearbeitete Kreuz signalisiert die inhaltliche ein ganzheitlicher ökologischer, ökonomischer und Bedeutung des Neubaus als christliches Gemeindehaus. sozialer Ansatz, der seinen Ausdruck in einer Zwischen Gemeindehaus und Dorfkern ist durch den angemessenen Architektursprache gefunden hat. Wegfall des alten Pfarrhauses ein neuer Gemeinde- Lageplan 18
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Gemeindehaus mit Platzfläche / Fotos: Dietmar Strauss Bildermacher, Besigheim BAUHERR Evangelische Kirche Pforzheim PROJEKT Umbau und Erweiterung Gemeindehaus 75181 Pforzheim ARCHITEKT ARCHITEKTUR 109 – Mark Arnold und Arne Fentzloff Freie Architekten BDA KONSTRUKTION Massivholzkonstruktion DÄMMUNG Dach: Holzfaser Wand: Holzfaser Hauptzugang Gemeindesaal/Pfarramt EG Foyer Gemeindehaus EG 19
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Gewerbliches Bauen – Neubau“ Bauhof Sengenthal Würdigung der Jury Ein großes Dach vereint alle Nutzungen und Gebäude- Innenausbau minimiert werden. Ein hoher Grad an Vor- teile unter sich: Verwaltung und Personalräume, Werk- fertigung der Holzkonstruktion machte eine rasche und stätten, Magazin und Lager, Fahrzeughalle, überdachter weniger witterungsabhängige Montage möglich. Die In- Außenlagerplatz, Waschhalle und Salzhalle. Das Gebäude nenräume sind freundlich mit farbigen Linoleumböden, wurde bis auf die Waschhalle komplett in Holzbau- sichtbaren Holzwänden und Decken. Auch die tempe- weise errichtet. Die Dachkonstruktion ist ein schlankes rierte Fahrzeughalle bietet mit ihren großflächigen Ver- Rippentragwerk, das im Verbund mit der darunter mon- glasungen und Ausblicken einen adäquaten Arbeitsplatz tierten Mehrschichtplatte, die Hallen überspannt, das für die Bauhofmitarbeiter. Durch die Verwendung von Gebäude ordnet und ihm seine prägnante Form verleiht. Holz und Holzdämmstoffen, sowie Glasschaumschotter Dadurch wird die statische Trägerhöhe auf 30 cm redu- als Dämmung unter der Bodenplatte konnte auf große ziert und eine wirtschaftliche Konstruktion ermöglicht. Mengen an Kunststoffen verzichtet werden. Die Holz- Das Tragsystem überspannt mit insgesamt 25 m Spann- bauteile dienen als CO2-Speicher. Die große Dachfläche weite das komplette Gebäude und das Vordach. ist vorbereitet für eine Stromproduktion mit Photo- voltaikmodulen. Die Gebäudehöhe steigt mit dem Gelände an und passt sich so in die Hanglage und Umgebung ein. Die Der Gewerbebau überzeugt durch seine schlichte Eleganz Fassade aus einer vertikalen unbehandelten Lärchen- und dem hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe. Es holzschalung gibt dem Bauwerk ein angemessenes ist ein mustergültiges Beispiel für das Bauen mit Holz Erscheinungsbild in der Landschaft. Durch die in weiten durch die öffentliche Hand. Teilen sichtbare Rohbaukonstruktion wie Betonwände und Brettsperrholz als Decken und Wände konnte der Grundriss 20
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Ansicht Süd-West / Fotos: Erich Spahn BAUHERR Gemeinde Sengenthal PROJEKT Neubau eines Bauhofs für die Gemeinde Sengenthal 92369 Sengenthal ARCHITEKT Michael Kühnlein jun. KONSTRUKTION Massivholzbauweise DÄMMUNG Dach: Zellulose Wand: Holzfaser Innenansicht & Fassade 21
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN GEWINNER | Kategorie „Gewerbliches Bauen – Neubau“ Logistikzentrum Fa. elobau in Leutkirch Würdigung der Jury Die Firma elobau unterhält bereits zwei Standorte in Raumklima. Es reguliert die Luftfeuchtigkeit und nimmt Leutkirch. Mit dem Neubau des Logistikzentrums als Schadstoffe aus der Atemluft auf. Erweiterung des Werkes II sollte die gesamte Logistik des Unternehmens gebündelt werden. Das Werk II besteht Die hinterlüftete, filterartige Holzfassade liegt vor einer aus Produktions-, Labor- und Bürobereichen mit ca. grünen Abdichtungsbahn, die den ökologischen Anspruch 6.800 m² Grundfläche am Rand des Gewerbegebietes. des Gebäudes plakativ in der assoziierten Farbe auf- nimmt. Zur Außendämmung werden Holzfasermatten In der Halle arbeiten ständig 25 Menschen, im Büro genutzt. Wenn auch im Innenraum zum Teil mineralische ebenso viele. Die neue Logistikhalle liegt im Süden des Platten- und Dämmwerkstoffe aus Brandschutzgründen Bestandes und hat die Abmessungen von 88,5 m × 25,5 m. verwendet werden, tut dies im Bereich des Industriebaus Alle sichtbaren Oberflächen im Hallenbereich sind aus der Preiswürdigkeit keinen Abbruch – zumal das Konzept unbehandeltem Holz. Das Hallentragwerk spannt mit auch bei der Energieversorgung nachwachsende Roh- schmalen Leimbindern über 25 m, bei einem Achsab- stoffe berücksichtigt. stand von 2,5 m, die von einer Sperrholzplatte überdeckt werden. Die Wände werden als vorgefertigte Ständer- Im Vordergrund steht zunächst die Einsparung und wände erstellt, deren innere Schale auch eine Sperrholz- Effizienz von Betriebsenergie durch Optimierung der platte mit Sichtoberfläche ist. Heiz-, Kühl- und Lüftungssysteme sowie Nutzung von Tageslicht bei sonst sparsamer LED Kunstbeleuchtung. Somit sind alle sichtbaren Oberflächen im Hallen- Darüber hinaus wird das Gebäude dann über einen Bio- bereich aus Holz. Auch der zweigeschossige Büroteil gaskessel mit Heizenergie versorgt. Zusammen mit den wurde komplett in Holzbauweise erstellt. Raumhohe ca. 1.200 m² Kollektorfläche auf dem Dach entsteht so ein Fenster schaffen ein großzügiges helles Raumklima. Plusenergiehaus, das in der Jahresbilanz 2,6-mal so viel Doppelböden und Akustikdecken stellen Flexibilität und Primärenergie liefert, wie es selbst benötigt – ein vorbild- Ergonomie für den Büroalltag sicher. Holz schafft also licher Ansatz: so wie Menschen gerne wohnen, sollen sie neben den ökologischen Vorteilen auch ein angenehmes bei elobau auch arbeiten. Schnitt 22
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN Fassade Südwest / Fotos: Rainer Retzlaff BAUHERR imelo GmbH & Co.KG PROJEKT Neubau eines Logistik- zentrums für die Fa. elobau sensor technology in Leutkirch. Erweiterung des Werkes II um eine Logistikhalle mit Büros in reiner Holzbauweise im Energie-Plus Standard 88299 Leutkirch ARCHITEKT F64 Architekten und Stadtplaner PartGmbB KONSTRUKTION Holzbinderkonstruk- tion, Holzständerbau- weise DÄMMUNG Dach: Mineralwolle Wand: Holzfaser oben: Fassade Südseite Logistik | unten: Fassadenstruktur Detail Versand und Hochregal 23
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN SONDERPREIS Infozentrale auf dem Vollgut BAUHERR Building Cycle Collective c/o Natural Building Lab TU Berlin PROJEKT DesignBuild-Projekt Infozentrale auf dem Vollgut 12053 Berlin ARCHITEKT Prof. Eike Roswag-Klinge, Natural Building Lab TU Berlin KONSTRUKTION Mischbau, Verwendung von recycelten Materialien, Trägerrost aus Altholz DÄMMUNG Dach: Zellulose Wand: Zellulose oben: Ansicht Osten / Fotos: Leon Klaßen Würdigung der Jury Die Infozentrale auf dem Vollgut ist ein flexibel nutz- Der Fokus lag auf Material, welches im alltäglichen Ge- bares, reversibles und temporäres Gebäude auf dem brauch und somit auch als Massenware im Umlauf ist. Vollgut-Areal in Berlin Neukölln. Dabei macht sich das Dabei haben sich Obstkisten als eine leicht zugängliche Konzept die Abfallhierarchie zu eigen und setzt die Wie- Ressource herausgestellt, die eine modulare Verarbeitung derverwendung von Baumaterialien vor das Recycling. zulässt und über die notwendigen sonstigen baulichen Die spätere Nachnutzbarkeit ist ganz im Sinne der zu- Eigenschaften verfügt. Für zusätzliche Stabilität und künftigen Abfallvermeidung. Entstanden ist das Projekt Witterungsbeständigkeit werden die gestapelten Kisten im Rahmen des Seminars Building Cycle, einem Ent- mit übrig gebliebenen Werbeplakaten tapeziert. Alte wurfsstudio mit baukonstruktiver Vertiefung von etwa Glasscheiben werden in eine simple Konstruktion aus 40 Studierenden am Natural Building Lab der TU Berlin. Fahrradschläuchen und Holzrahmen gefasst und in ver- schiedenen Größen jeweils in Beziehung zu den einzelnen Ziel war es, einen großen Anteil der Materialien aus ver- Nischen in die Außenhülle gesetzt. werteten und damit umweltverträglichen Ressourcen zu entwickeln und so einen gebauten Prototyp für nach- Als Raum für Alle soll das Gebäude der Vernetzung von haltige Gebäude entstehen zu lassen. Die 100 m² große Akteuren untereinander als auch mit der Nachbarschaft Trägerrostkonstruktion besteht zu einem großen Teil aus dienen und darüber hinaus ein Ort der Begegnung und aufgearbeiteten Altholzbalken. Die Unterkonstruktion des des Verweilens sein. Das scheint gelungen zu sein und der Bodens wurde mit Spänen gedämmt, die bei den Hobel- Austausch über die Bauweise wird die Verbreitung der arbeiten für die Aufarbeitung der Holzbalken anfielen. lobenswerten Idee und Umsetzung fördern. Bei den Wänden wird wiederum auf geschreddertes Papier und Zellulose als Dämmmaterial zurückgegriffen. Grundsätzlich bestehen die Wandmodule aus Pappkisten, die mit Plakaten verkleidet sind. 24
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN SONDERPREIS CUBITY BAUHERR Prof. Anett-Maud Joppien, Dipl.-Ing. M. Arch. BDA mit Studierenden PROJEKT CUBITY – Energy-Plus and Modular Future Student Living 60528 Frankfurt am Main ARCHITEKT Prof. Anett-Maud Joppien, Dipl.-Ing. M. Arch. BDA mit Studierenden KONSTRUKTION Brettschichtholz-Fachwerk- konstruktion DÄMMUNG Dach: PUR Wand: keine oben: Ansicht von außen | unten & rechts: Innenansichten / Fotos: Thorsten Kohlhaas Würdigung der Jury Mit dem Projekt CUBITY haben die Studierenden des Das Konzept beruht auf einem Haus-in Haus-Konzept, Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt ein Wohn- wobei auch Konstruktion und Materialisierung dem konzept im Sinne der größtmöglichen Energieeffizienz Suffizienzgedanken folgen. Die 6 m hohen Außenwände und gleichzeitigen Nutzer- Suffizienz entwickelt. Das Stu- werden aus einer Brettschichtholz-Fachwerkkonstruktion dierendenwohnheim im Plusenergiestandard bietet auf gebildet und die Gebäudehülle mit transluzenten Polycar- einer Grundfläche von 16 m × 16 m temporäres Wohnen bonatplatten geschützt. Die modulare Bauweise gewähr- im städtischen Raum für 12 Studierende. Je Nutzungs- leistet, die Bauelemente rückzubauen und umzunutzen, einheit stehen lediglich 7,2 m2 private Wohnfläche zur wodurch der nachhaltige Lebenszyklus von CUBITY Verfügung – diese bewusste Flächenbeschränkung ver- sichergestellt wird. Das Energiekonzept sieht neben der steht sich als Beitrag zu einem innovativen, auf Suffizienz Einsparung von Energiebedarf die vollständige Abstützung ausgerichteten Nachhaltigkeitsansatz. Dadurch wird der auf (möglichst selbst erzeugten) Strom als Energieträger derzeitige stetig wachsende Wohnflächenbedarf von 45 m2 vor. In der Jahresbilanz erzeugt die gebäudeintegrierte pro Person in Deutschland durch einen Ansatz der Selbst- Photovoltaikanlage auf dem Dach in etwa so viel Energie, begrenzung bewusst in Frage gestellt. Gleichzeitig wird die wie für den Gebäudebetrieb und die Nutzung benötigt Zwischenzone zwischen den individuellen Kleinst-Wohn- wird. einheiten als großzügiger Gemeinschaftsraum ausgebildet, so dass jede Person über eine resultierende Wohnfläche Auf einem leerstehenden Grundstück in Frankfurt am von 27,5 m2 verfügt. Main wird CUBITY seit November 2016 von 12 Studieren- den bewohnt und beforscht. Ein sozialwissenschaftliches und energetisches Monitoring begleitet die Nutzungspha- se, das auf die interdisziplinäre Erforschung sozialer und energetischer Suffizienz zielt. 25
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN LOBENDE ERWÄHNUNG Alnatura Holzhochregallager BAUHERR Prof. Dr. Götz E. Rehn PROJEKT Neubau des weltweit größten Hochregallagers aus Holz 64653 Lorsch ARCHITEKT Thorsten Mergel KONSTRUKTION Silobauweise DÄMMUNG Dach: Mineralwolle Wand: Mineralwolle in den Holzbauelementen oben: Außenansicht | unten: Innen & kurz vor Fertigstellung / Fotos: Jürgen Oehler, Norman A. Müller Würdigung der Jury Ein Holzriese ist das neue Logistikzentrum der Firma 3,60 m hohen Holztafelbauteilen mit mineralischer Wär- Alnatura. Auf einer Grundfläche von 9.700 m2 wurde medämmung und einer unbehandelten Lärchenholzfas- 2014 das weltweit größte Hochregallager aus Holz in Be- sade. Dank guter Dämmung einerseits und natürlicher trieb genommen. Das Hochregal steht auf einer Fläche, Kühlung andererseits kommt das Logistikzentrum im die so groß ist wie ein Fußballfeld und bietet Platz für Betrieb ganz ohne Heizung und künstliche Kälteerzeu- 32.000 Paletten. Es dient der Aufbewahrung von mehr als gung aus. Dazu wurde der Neubau um 2,50 m in den Bo- 3.000 verschiedenen Bio-Produkten, hauptsächlich halt- den versenkt und nutzt auf diese Weise den natürlichen barer Trockenerzeugnisse wie Getreide- und Teigwaren, Kühleffekt des umliegenden Erdreichs. Auch auf eine Convenience-Produkte, Gewürze oder Speiseöle. In dem künstliche Klimatisierung des Hochregallagers konnte Gebäude wurden ca. 5.000 m3 Holz verbaut, die Regale aufgrund der natürlichen Regulierung der Raumluft- bestehen zu 100 % aus PEFC-zertifiziertem Fichtenholz, feuchte durch den Einsatz von Holz verzichtet werden. haben acht Ebenen und werden durch neun Gassen von je 120 m voneinander getrennt. Die Anforderungen an Die Größe, die Verwendung von Holz als nachwachsen- die Toleranz eines Hochregallagers mit automatischem dem Rohstoff für die Tragkonstruktion des Regalsystems Verteilsystem sind sehr hoch. Üblicherweise kommt bei und der damit verbundene architektonische Ausdruck solch einem Ingenieurbauwerk Stahl zum Einsatz. Das ist vorbildlich. neue Alnatura Lager beweist eindrucksvoll, mit welcher Präzision Holz als nachwachsender Rohstoff eingesetzt werden kann. Der in Silobauweise errichtete Regalbau ist ein achtstöckiges Tragwerk mit 65.570 laufenden Regal- trägern, 19 m hoch und 118 m lang. Auf einer 60 cm dicken Bodenplatte sind insgesamt 1.296 Regalsteher in einem Raster angeordnet, das durch die Palettengröße und die Fahrgassenbreite des Regalbediengeräts defi- nierten ist. Die Gebäudehülle besteht aus vorgefertigten 26
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN LOBENDE ERWÄHNUNG Universal Design Quartier – Woodie BAUHERR PRIMUS Projekt UDQ GmbH & Co. KG PROJEKT Studentenwohnheim WOODIE 21109 Hamburg ARCHITEKT Sauerbruch Hutton Architekten Berlin KONSTRUKTION Hybrid-Bauweise aus Stahlbeton (Erdgeschoss, Treppenkerne) und Brettsperrholz-Modulen DÄMMUNG Dach: Mineralfaser Wand: Mineralfaser rechts: Ansicht von außen | links: Innenansichten / Fotos: Götz Wrage Würdigung der Jury WOODIE zeigt eindrucksvoll, dass es möglich ist auch Potenzial. Alle Wohneinheiten sind vollständig aus Holz größere Wohnkomplexe überwiegend in Holz und mit gefertigt, dabei bleiben die konstruktiven Holzwände aus nachhaltigen Baustoffen, innen wie außen, zu realisieren. 10–12 cm dickem Massivholz sichtbar. Dies schafft in Lediglich bei der Dämmung der Wohneinheiten wurde den wie so oft eher beengten Verhältnissen des studen- auf mineralische Stoffe zurückgegriffen. Dies dürfte tischen Wohnens eine behagliche, warme Atmosphäre ebenso brandschutztechnischen Anforderungen ge- und reguliert auf natürliche Weise das Raumklima und schuldet sein, wie die Grundstruktur aus Stahlbeton. Das die Luftfeuchtigkeit. Die Fassadengestaltung erreicht es Studentenwohnheim bietet 371 Apartments, bei denen mit dem auch dort sichtbaren Einsatz von Holz den uni- der Fokus auf Umnutzbarkeit und flexible Grundrisse formen Charakter aufzulockern ohne ihn zu verneinen. trotz modularer Bauweise besonders hervorzuheben ist. Auch energetisch wurde optimiert, so ist WOODIE ein Die identischen Wohneinheiten, inspiriert von den nahe- KFW 55 Haus, erfüllt aber die Anforderungen an den liegenden Hamburger Containerhäfen, wurden komplett Energiebedarf des KFW 40 Standards und nutzt das zur in Holzmodulbauweise vorgefertigt. Durch den sehr Internationalen Bauausstellung 2013 in Wilhelmsburg hohen Grad der Vorfertigung der Serienproduktion, ist es aufgebaute, lokale Nahwärmenetz. Die Beleuchtung möglich die Bauzeit stark zu verkürzen und gleichzeitig wurde vollständig in LED-Technik umgesetzt. eine sehr hohe durchgehende Qualität im Ausbau zu ge- währleisten. Eine Optimierung der Fertigprozesse erlaubt Insgesamt ein lobenswertes Konzept, das Potenzial zur dabei den effizienten Einsatz der eingesetzten Rohstoffe konsequenten Weiterentwicklung im Sinne eines ganz- zu erreichen. Lokale Firmen wurden gezielt unterstützt. heitlich nachhaltigen Bauens bietet. Bei zukünftigen Projekten bietet die Erweiterung dieses Ansatzes auf Primär- und Sekundärrohstoffe weiteres 27
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN LOBENDE ERWÄHNUNG Konrad-Wachsmann-Haus Niesky BAUHERR Große Kreisstadt Niesky PROJEKT Mustersanierung und Umbau eines klassisch-modernen Holzbaus zu einem Museum 02906 Niesky ARCHITEKT KKS Architektur + Gestaltung – Dipl. Ing. Rudolf Klinkenbusch Architekt BDA KONSTRUKTION Blockbohlenbauweise DÄMMUNG Dach: Erhalt des historischen Dachstuhls, Dämmung Holzbalkengeschossdecke k. A. Wand: Holzfaser oben: Außenansicht | unten: Innenansichten / Fotos: Volker Kreidler Würdigung der Jury Das „Konrad-Wachsmann-Haus“ in Niesky wurde rung. Um die Wirkung des Hauptbaukörpers zu erhalten, 1927 nach Plänen des gleichnamigen Architekten als wurden notwendige Ergänzungen von Bauteilen auf die moderner Holzbau in Blockbauweise errichtet. Ziel der Kellergeschoss- und Gebäudesockelzone beschränkt. Die Maßnahmen war der Umbau und die Modernisierung Maßnahmen zur energetischen Sanierung behalten das des seit 25 Jahren leerstehenden Gebäudes zu einem vorgefundene historische Prinzip zur Wärmedämmung Museums- und Veranstaltungsgebäude. Das Erdge- grundsätzlich bei. Sie optimieren jedoch das ursprüng- schoss bietet nun Raum für Ausstellungen sowie kul- liche Konzept, das aus einem Holzvollwandsystem mit turelle Veranstaltungen. Büro- und Sozialräume sind ergänzender Innendämmung bei dampfdiffusions- im Obergeschoss für den Museumsbetrieb und Ver- offenem Wandquerschnitt besteht. waltungsnutzung der Stadt eingerichtet. Bei der Maß- nahme handelt es sich um die Mustersanierung eines Die Jury würdigt die Anstrengung der Bauherren, die klassisch-modernen Holzbaus in enger Abstimmung mit zum Erhalt und zur Weiternutzung dieses herausragen- dem Landesamt für Denkmalpflege. Durch den inter- den Kulturdenkmals als Aushängeschild des modernen nationalen Bekanntheitsgrad sowohl der Holzbaufirma Holzbaus geführt haben. Christoph & Unmack als auch des Architekten Konrad Wachsmann entstand hier für die Stadt ein neuer An- ziehungspunkt. Das Gebäude ist zu großen Teilen in seiner Originalsubstanz erhalten und ein Denkmal von nationalem Rang. Der Erhalt der vorgefundenen Bau- substanz (Dach, Dachdeckung, Wände, Fenster, Vergla- sungen, Türen) hatte oberste Priorität, daher hatte auch eine Reparatur grundsätzlich Vorrang vor einer Erneue- 28
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN LOBENDE ERWÄHNUNG Modularer Baukasten Hoffnungshäuser BAUHERR Hoffnungsträger Stiftung PROJEKT Holzbausystem für hochwertigen bezahlbaren Wohnraum 73734 Esslingen am Neckar ARCHITEKT andOFFICE Blatter Ertel Probst Freie Architekten PartGmbB KONSTRUKTION Mischbauweise, Holzständerwände, BSP-Massivholzdecken DÄMMUNG Dach: Gefälledämmung (k. A.) Wand: Mineralwolle Blick von außen auf das Gesamtensemble / Fotos: David Franck Photographie Würdigung der Jury Der modulare Baukasten HOFFNUNGSHÄUSER ist den Lebenszyklus des Gebäudes. Die Wandkonstruk- ein System zur schnellen und qualitativ hochwertigen tion in Holzrahmenbau wird von einer hinterlüfteten Planung von bezahlbarem Wohnraum und das prämierte Holzleistenfassade bekleidet. Konstruktive Oberflächen Projekt ein Prototyp einer Reihe von Gebäuden. Zur ohne zusätzliche Ausbauschritte erzeugen innen ein Realisierung unterschiedlicher Gebäudegrößen wer- angenehm warmes Raumgefühl bei gleichzeitiger den hierbei nicht Raummodule, sondern verschiedene Kosteneinsparung. Die Holzdecken-Untersichten und Elementmodule kombiniert. Durch diese Standardi- OSB-Oberflächen der Holzständerwände bleiben sicht- sierung im Baukastensystem kann eine Vorfertigung bar, der Estrich ist lediglich versiegelt. BSP-Massivdecken erfolgen, wobei spätere Transportentfernungen in der ermöglichen eine kostengünstige Konstruktion der Gesamtbilanz berücksichtigt werden sollten. Dies alles Balkone als statische Kragarme. Deren geschwungene resultiert in der Reduzierung des Zeitaufwands über die Form lockert unaufdringlich die Kubatur des Gebäude- gesamte Prozesskette Planung, Fertigung und Ausfüh- körpers auf. rung. Zusätzlich führt die Modularität zu einer deut- lichen Kostenersparnis bei den Baunebenkosten, ohne Das technische Gebäudekonzept setzt auf einen low- gänzlich auf Flexibilität zur Anpassung an die standort- tech Ansatz, der den Wartungsaufwand und die für spezifischen Vorgaben zu verzichten. deren Erstellung eingesetzte Primärenergie reduziert. Wärmeenergie für Heizung und Wasser liefert eine Ausgangspunkt für diese Entwicklung waren die Bedarfe Wärmepumpe. Aus den Anforderungen des Brand- zur Unterbringung Geflüchteter auf Basis der Standards schutzes ergibt sich die Nutzung von Steinwolle für die des sozialen Wohnungsbaus. Dabei sind die multifunk- Dämmung und zementgebundenen Spanplatten im tionalen Grundrisse für unterschiedliche Nutzergrup- Treppenhaus, was in der Gesamtbewertung einer loben- pen konzipiert und sichern so die Anpassbarkeit über den Erwähnung jedoch nicht im Wege steht. 29
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN LOBENDE ERWÄHNUNG Mensa Waldcampus HNE Eberswalde BAUHERR Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen PROJEKT Mensa Waldcampus der Hochschule für nachhaltige Entwicklung 16225 Eberswalde ARCHITEKT andreas gehrke architekten KONSTRUKTION Massivholzbau DÄMMUNG Dach: keine Wand: Zellulose oben: Außenansicht | unten: Innenansicht / Fotos: Ulrich Schwarz Würdigung der Jury Eberswalde ist bereits seit über 180 Jahren ein wichti- sinnliche Atmosphäre schaffen, um das Gebäude als ger Standort der Forstwissenschaften. Folgerichtig hat Ruhe- und Regenerationsort innerhalb des Campus zu sich die Hochschule für nachhaltige Entwicklung den etablieren. Das Gebäude wird auf organische Weise an Titel „Grünste Hochschule Deutschlands“ verliehen, strategischer Stelle in die leicht abfallend terrassierte womit nicht nur der Anspruch an einen nachhaltigen Freifläche eingepasst und bildet ein Pendant zum halb- Umgang mit unseren Wäldern zum Ausdruck gebracht runden Hörsaalgebäude. Bei der Wahl der Hölzer wurde wird, sondern auch für den Hochschulstandort selbst nicht nur auf eine regionale Herkunft aus nachhaltiger der Anspruch an eine ökologisch optimierte Gebäu- Forstwirtschaft geachtet, sondern auch auf eine Bau- de-Infrastruktur gestellt wird. Es liegt daher auf der realisierung mit regionalen Bauunternehmern. Weitere Hand, dass für den Neubau des Mensa-Gebäudes auf wichtige Kriterien für das nachhaltig geplante Gebäude dem Waldcampus der Hochschule der Baustoff Holz war zudem der Einsatz recycleter Bauprodukte, eine die erste Wahl ist. So verwundert es nicht, dass für den hohe Nutzerakzeptanz und Identifikationsmöglichkeit Bau der Mensa 360 m3 FSC-zertifiziertes Holz zum sowie vielfältig variable Nutzungs- um Umnutzungs- Einsatz kam und in unterschiedlichen Ausbildungen optionen. als Fassadenmaterial, Massivholzdecken, Wandkons- truktionen, Stützen, Fenster, Türen, Bodenbeläge und Abgerundet wird das Gebäudekonzept durch den Einsatz Möbeleinbauten konstruktiv und gestalterisch verwen- einer Holzhackschnitzel-Heizung, die in einem benach- det wurden. barten Heizhaus untergebracht ist und den ohnehin geringen Primärenergiebedarf von 79,2 kWh/m²a mit Das neue zentrale Mensagebäude dient besonders auch einem regional verfügbaren Energieträger aus nach- als Treffpunkt und Begegnungsort für die Studierenden. wachsenden Rohstoffen deckt. Der Baustoff Holz soll daher eine inspirierende und 30
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN LOBENDE ERWÄHNUNG Fährhaus Rothenhusen BAUHERR Marienhoff Rössig Fährhaus Rothenhusen GbR PROJEKT Sanierung und Erweiterung Fährhaus Rothenhusen 23627 Groß Sarau ARCHITEKT Mißfeldt Kraß Architekten BDA Partnerschaftsgesellschaft mbB KONSTRUKTION Mischbau DÄMMUNG Dach (Fährhaus): Zellulose Wand (Fährhaus): Mineralwolle Dach (Neubau): XPS Wand (Neubau): Zellulose links: Außenansichten | rechts: Innenansicht / Fotos: Johannes Kottjé Würdigung der Jury Das seit 1968 denkmalgeschützte „rothe Hus“ am Bei der Materialisierung wurden die prägenden Mate- Ratzeburger See blickt auf eine bewegte Geschichte rialien des Ortes (Holz, Reet, Ziegel) bei der Fassadenge- von 770 Jahren zurück. Ursprünglich als Zollstelle an staltung neu interpretiert. Die Fundamente des Alt- der Einfahrt zur Wakenitz errichtet, wurde später eine baus wurden erneut mit Feldsteinen ausgemauert und kleine Wirtschaft darin untergebracht. So entwickelte Abbruchziegel des früheren Stallgebäudes beim Neubau sich das Fährhaus zum bis heute beliebten Ausflugs- wiederverwendet. Bei der weiteren Materialisierung der ort. Nachdem jahrzehntelang die Pflege des Gebäudes Dämmungen und Ausbaumaterialien wäre eine noch vernachlässigt wurde, konnte das Fährhaus schließlich konsequentere Anwendung nachwachsender Baumate- behutsam denkmalgerecht saniert und durch einen rialien wünschenswert gewesen. Neubau aus natürlichen und regionaltypischen Bau- materialien ergänzt werden. Dennoch konnte durch die Sanierung und Erweiterung der Ort deutlich aufgewertet werden. Der Neubau wurde ener- Im historischen Fährhaus, dem benachbarten Stall und getisch nach Niedrigenergiestandard realisiert, im Altbau dem ergänzenden Neubau wurden verschieden große wurden mit moderater Innendämmung und neuen Holz- Gasträume mit unterschiedlichen Atmosphären reali- fenstern maßgebliche Reduktionen der Wärmeverluste siert. Dabei wurden bewusst unterschiedliche Raum- erreicht. Aufgrund der besonderen Lage des Gebäudes stimmungen in den verschiedenen Gebäudeteilen der am See wurden diverse flankierende Maßnahmen zum Anlage geschaffen und durch die verbindende Außen- Vogel-, Gewässer-, Baum- und Fledermausschutz durch- anlage in Beziehung zueinander gesetzt. Der Neubau geführt. Um Pfahlgründungen vermeiden zu können, nimmt sich gegenüber dem alten Fährhaus zurück und wurde eine schwimmende Sohle mit flexiblen Erschlie- bietet auf seinem Flachdach eine Dachterrasse in den ßungsleitungen ausgebildet. Baumwipfeln mit Weitblick über den See. 31
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