HolzbauPlus Bundeswettbewerb - Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen 2018 - FNR

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HolzbauPlus Bundeswettbewerb - Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen 2018 - FNR
HolzbauPlus
Bundeswettbewerb
Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen 2018
HolzbauPlus Bundeswettbewerb - Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen 2018 - FNR
HolzbauPlus Bundeswettbewerb - Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen 2018 - FNR
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

                                                „HolzbauPlus steht für einen
                                                ganzheitlichen, ressourcen-
                                                und klimaschonenden Ansatz
                                                beim Bauen.“

Liebe Leserinnen
und Leser,
der traditionelle Rohstoff Holz erfährt eine Renaissance:   Holzbau-Wettbewerb. „HolzbauPlus“ steht vielmehr für
Viele architektonische Leuchtturmprojekte weltweit          einen ganzheitlichen, ressourcen- und klimaschonenden
und die steigende Zahl mehrgeschossiger Holzbauten          Ansatz beim Bauen – ganz im Sinne unserer Charta für
in Deutschland sprechen für sich.                           Holz. Diejenigen, die zusätzlich zum Konstruktionsbau-
                                                            stoff Holz auch biobasierte Dämmstoffe nutzen und
Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Holz ist gleich-    im Innenausbau auf Materialien aus nachwachsenden
zeitig relativ leicht und sehr tragfähig – und strahlt      Rohstoffen setzen wollen, finden in den „HolzbauPlus“-
zudem Wohnlichkeit aus. Die Möglichkeit, viele Bau-         Projekten vielgestaltige Anregungen.
teile vorzuproduzieren, führt zu kurzen Bauzeiten, was
gerade in Zeiten akuten Wohnungsmangels von großer          Ich freue mich deshalb, Ihnen mit dieser Broschüre die
Bedeutung ist. Und gleichzeitig sorgt der Holzbau für       prämierten Projekte vorzustellen! Mein Dank gilt allen
eine spannende Ästhetik und neue Kreativität – im           Wettbewerbsteilnehmern für ihr großartiges Engage-
Städtebau wie in ländlichen Regionen.                       ment beim Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen.

Mit unserem Bundeswettbewerb „HolzbauPlus“, den             Ihre
wir bereits zum vierten Mal ausgelobt haben, wollen
wir die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten der
nachwachsenden Rohstoffe im Bausektor sichtbar
machen und zu deren Verwendung anregen. Und die
Bilanz kann sich sehen lassen: Zahlreiche Bauherren und
Architekten haben ihre Ideen und Projekte vorgestellt       Julia Klöckner
und insgesamt 137 Gebäude eingereicht. Dabei hat sich       Bundesministerin für Ernährung
gezeigt, dass „HolzbauPlus“ weit mehr ist als ein reiner    und Landwirtschaft

                                                                                                                     3
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BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

INHALT

Vorwort   3                                                  Lobende Erwähnungen 26

Hochklassiges Bauen mit                                      Alnatura Holzhochregallager     26
nachwachsenden Rohstoffen                 6
                                                             Universal Design Quartier Woodie     27
Gewinner      8
                                                             Konrad-Wachsmann-Haus Niesky 28
Einfamilienhaus in Stroh    8
                                                             Modularer Baukasten Hoffnungshäuser        29
Altes Garmisch neu gelebt       10
                                                             Mensa Waldcampus HNE Eberswalde           30
Kienzlerhansenhof 12
                                                             Fährhaus Rothenhusen       31
Sudhaus auf der Alten Brauerei in Schwerin         14
                                                             Kinderzentrum 28      32
Hortgebäude Waldorfschule am Prenzlauer Berg            16
                                                             Grünes Zentrum Immenstadt       33
Gemeindehaus Huchenfeld         18
                                                             Kirche St. Josef 34
Bauhof Sengenthal      20
                                                             Kinderhaus Franziskus      35
Logistikzentrum Fa. elobau in Leutkirch       22
                                                             Wettbewerbsteilnehmer 36
Sonderpreise      24
                                                             Impressum   52
Infozentrale auf dem Vollgut         24

CUBITY 25

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HolzbauPlus Bundeswettbewerb - Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen 2018 - FNR
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                        Hochklassiges Bauen
                        mit nachwachsenden
                        Rohstoffen
                        Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der gesellschaftlichen Herausforderungen
                        gerät der Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen auch im Bauwesen
                        zunehmend in den Fokus ökonomischer und ökologischer Betrachtungen. Holz gewinnt
                        in diesem Zusammenhang zunehmend an Bedeutung, da es der einzige Baustoff ist, der
                        beständig nachwächst und mit dem wir leistungsfähig konstruieren können. War vor
                        über 300 Jahren die Knappheit von Holz der Grund für die Entwicklung des Prinzips der
                        Nachhaltigkeit, so kommt den nachwachsenden Rohstoffen, die bei ihrem Wachstum
                        CO2 in Form von Kohlenstoff speichern, heute eine besondere Bedeutung zu. Die klima-
                        relevante Anwendung von nachwachsenden Baumaterialien macht nur Sinn, wenn die
                        Pflanzen nach ihrer Ernte ersetzt werden und somit der Kreislauf der CO2 Entnahme aus
                        der Atmosphäre nicht unterbrochen wird. Erst dann wird die gesamte auf natürlichen
                        Materialien basierende Wertschöpfungskette wirklich nachhaltig.

                        Der diesjährige „HolzbauPlus“ Wettbewerb, der zum vierten Mal in Folge ausgelobt
                        wurde, ist eine wahre Leistungsschau für die Anwendung natürlicher Baustoffe im
                        Bauwesen. 137 Bauwerke in vier Kategorien und unterschiedlichen Größenordnun-
                        gen belegen eindrucksvoll, dass die Anwendung von nachwachsenden Rohstoffen im
    VORSITZ             Bauwesen auf hohem Qualitätsniveau gelingen kann. Dabei wird Holz als Bau- und
    Frank Lattke        Konstruktionswerkstoff im Innenraum oder als Bekleidung sichtbar und steht im
    (Architekt)
                        Vordergrund. Die eingereichten Arbeiten belegen aber auch die vielseitigen und
                        sinnvollen Einsatzmöglichkeiten natürlicher und nachwachsender Materialien als
                        Dämm-, Füll- und Ausbaustoffe. Faserdämmstoffe aus Holz und Flachs kommen
                        dabei genauso zur Anwendung wie Hanf oder Stroh.

                        Auffallend unter den Einreichungen sind die großvolumigen Bauwerke, seien es
                        mehrgeschossige Wohngebäude oder große Gewerbebauten, die die technischen, ge-
                        stalterischen und architektonischen Qualitäten demonstrieren, die in der Umsetzung
                        erreicht werden können.

                        In der Kategorie Wohnungsbau zeigen viele eingereichte Arbeiten mustergültige
                        Lösungen, die Antworten geben auf die derzeitigen Herausforderungen der Immobi-
                        lienbranche. Durch einen hohen Vorfertigungsgrad kann ein überdurchschnittliches
                        Qualitätsniveau bei gleichzeitiger schneller Bauzeit vor Ort realisiert werden. Vermehrt
                        setzen öffentliche und private Akteure der Immobilienbranche auf das Bauen mit Holz.

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HolzbauPlus Bundeswettbewerb - Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen 2018 - FNR
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

Die geänderte Bauordnung in Baden-Württemberg ist wohl ein Grund, warum gerade           WEITERE JURYMITGLIEDER
dort eine Vielzahl von Einreichungen des mehrgeschossigen Wohnungsbaus ange-             Bernt Farcke
                                                                                         (BMEL – Leiter der
siedelt sind. Die nachwachsenden Rohstoffe erobern sich aber auch Bereiche, wo man       Unterab­teilung Nachhaltigkeit,
sie zunächst nicht vermuten würde. In der Kategorie Gewerbebau wird dies deutlich        Nachwachsende Rohstoffe)
sichtbar. Die natürlichen Baustoffe finden seit einigen Jahren eine immer beliebtere     Dr.-Ing. Axel Borchmann
Anwendung für Büro- oder Produktionsgebäude. Dieses Jahr befindet sich unter den         (BMU – Bundesministerium
                                                                                         für Umwelt, Naturschutz
Einreichungen sogar ein Tankstellengebäude.                                              und nukleare Sicherheit)
                                                                                         Prof. Ludger Dederich
Zusammenfassend stellen wir eine Vielzahl attraktiver Beiträge fest, die eine Aus-       (HFR – Hochschule für
wahl der Preiskategorie nicht gerade einfach macht. Einige Arbeiten konnten leider       Forstwirtschaft Rottenburg,
aufgrund fehlender Angaben nicht in gebührender Tiefe erfasst werden. Die hohe           Professur für Holzbau)

Anforderung des Auslobers, die Bauwerke in ihrer Gesamtheit zu betrachten und die        Prof. Martin Wollensak
                                                                                         (Hochschule Wismar,
möglichst durchgängige Anwendung nachwachsender Rohstoffe anzuerkennen, trennt
                                                                                         Fachbereich Architektur)
am Ende die Spreu vom Weizen. Die ausgewählten Arbeiten beantworten am durch-
                                                                                         Christian Kaiser
gängigsten den Wunsch des Auslobers, die Anwendung nachwachsender Rohstoffe              (Dipl.-Ing. Architekt SIA,
zu fördern. Alle Einreichungen machen Lust und geben Mut, biogenen Baustoffen in         Bereichsleiter Bauerneuerung
Zukunft noch mehr Raum zu geben und den ihnen gebührenden Stellenwert zu ver-            und Nachhaltigkeit,
                                                                                         Friedlipartner AG)
leihen.
                                                                                         Dr. Anna Braune
                                                                                         (DGNB e. V. – Deutsche
Deswegen danke ich im Namen der Jury dem Bundesministerium für Ernährung und             Gesellschaft für
Landwirtschaft, dass es sich mit diesem Wettbewerb deutlich zur Verwendung von           Nachhaltiges Bauen)
nachwachsenden Rohstoffen im Bauwesen bekennt. Es zeigt damit – nicht nur im             Yvonne Kavermann
nationalen Maßstab – Alternativen zur Verwendung von Materialien und energieinten-       (BauNetz Media GmbH)
siven Baustoffen bei gleichzeitiger Schaffung regionaler Wertschöpfung auf und leistet   Ulrike Trampe
somit einen Beitrag zur Bewältigung der globalen Herausforderungen im Alltag des         (Die Wohnungswirtschaft,
                                                                                         Haufe-Lexware GmbH & Co. KG)
Bauens. Abschließend sei den Akteuren bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe
unser Dank für die Organisation des Wettbewerbs ausgesprochen.

Frank Lattke
Vorsitzender der Jury

                                                                                                                           7
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GEWINNER | Kategorie „Wohnungsbau Neubau – Einfamilienhaus“

Einfamilienhaus in Stroh
Würdigung der Jury
Am Westhang gelegen, bietet sich dem Einfamilien-        geschoss führt. Im Innenraum dominieren Brettstapel-
haus in Wurmlingen ein wunderbares Panorama. Das         decken aus Fichte, sowie ockerfarbene Wandfarben
einfache zweigeschossige Gebäude wurde ideal in die      und ein schwimmend über Holzfaserplatten verlegter
relativ steile Hangsituation eingebunden und wird von    Seekiefer-Dielenboden.
der unten liegenden Straße zunächst über eine Garagen-
treppe und anschließend über eine in den Hang einge-     Das Haus wurde als Holzsystembau in der Zimmerei
passte Stahlgitterrosttreppe erschlossen.                vorgefertigt und vor Ort komplett mit Strohballen aus-
                                                         gedämmt. Auf der Innenseite wurden die Strohballen
Von außen zeigt sich das Gebäude mit Satteldach ohne     direkt mit Lehm verputzt, wobei sich auch der Bau-
Dachüberstände als archaischer Baukörper und er-         herr selbst einbringen konnte. Insgesamt erfolgte der
innert dadurch unmittelbar an eine Art „Urhütte“, also   Materialeinsatz ausgesprochen konsequent mit gut 90 %
einen einfachst möglichen Bautypus für ein Wohnhaus.     Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen. Auf eine
Die Fassade ist durchgängig mit senkrechter Fichten-     regionale Herkunft des Bauholzes und der Strohballen
schalung geschützt, in die klar konturierte großzügige   wurde geachtet und der Einsatz von Beton und Stahl
Fenster eingeschnitten sind. Das Haus wird durch einen   auf ein Minimum begrenzt. Die ausführenden Firmen
großzügigen Eingangsbereich betreten, im Erdgeschoss     stammten aus der näheren Umgebung, sodass auch auf
befinden sich die allgemein genutzten Räume zum          nachhaltige Aspekte einer regionalen Wirtschaft geach-
Wohnen, Kochen, Essen und für die Hausarbeit. Das        tet wurde. Das Energiekonzept verbindet eine hoch-
Erdgeschoss wird an zwei Seiten von einer Holzbohlen-    effiziente Gebäudehülle (KfW 40 plus) mit einer in das
terrasse aus Douglasienholz eingefasst, wobei der        Ziegeldach integrierten Solaranlage, einer PV-Anlage mit
Eingangsbereich durch eine filigrane Terrassenüberda-    Batteriespeicher und einen Stückholzofen mit Holzver-
chung geschützt ist. Der offene Wohnbereich verbindet    gaser. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
einen zentralen Küchenblock mit offener Anrichte, den    vervollständigt das nachhaltige Konzept.
Essplatz, einen Holzofen und gewährt den Durchblick
zur schlanken Treppe, die in die Einzelräume im Ober-

    Grundriss EG

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BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

                         Nord-Ost-Ansicht / Fotos: Arno Witt

BAUHERR
Stefanie &
Daniel Müller

PROJEKT
Neubau eines KfW
40plus Einfamilien-
hauses in Strohballen-
bauweise
78573 Wurmlingen

ARCHITEKT
Otto Merz

KONSTRUKTION
Holzrahmenbau mit
Strohausfachung,
Geschossdecke als
Massivholzdecke

DÄMMUNG
Dach: Strohballen
Wand: Strohballen

   Lebensraum                                                    Nord-West-Ansicht

                                                                                                          9
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GEWINNER | Kategorie „Wohnungsbau Neubau – Gebäudegruppe“

Altes Garmisch neu gelebt
Würdigung der Jury
Das Projekt an der Krankenhausstraße in Garmisch-          Tagungsbereich und Café. Mit der Baugemeinschaft
Partenkirchen nutzt ein innerörtliches Areal um und        als Entwicklerin konnten die Entwicklung sowie die
ergänzt die Umgebung mit einer neuen Nutzungsmi-           Nutzungsmischung und Dichte während des Planungs-
schung. Den Impuls zur städtebaulichen Neuordnung          und Bauprozesses eng mit den Ortsansässigen sowie
setzt eine Baugemeinschaft. Vier historische Gebäu-        den künftigen Nutzergruppen abgestimmt werden.
de wurden in die Neubebauung integriert. Im Süden
sorgt die geschlossene Hotelbebauung für einen bau-        Das Wohnbauprojekt fügt sich wohltuend unaufgeregt
lichen Lärmschutz gegenüber der stark befahrenen           in die gewachsene Ortssituation ein und zeigt doch in
St.-Martin-Straße. Auf dem dahinterliegenden Grund-        seiner Haltung einen sehr modernen Ansatz, wie ein
stück bilden Reihen von Einfamilien- und Doppel-           traditionelles Ortsbild interpretiert und weiterentwickelt
häusern sowie Geschosswohnungsbauten einen abge-           werden kann. Die Einbeziehung der Menschen und das
schirmten gemeinschaftlich genutzten grünen Anger,         Nebeneinander der Nutzungen wird der Aufgabe äußerst
der die Blickachse zur Pfarrkirche und zu den Ausläufern   gerecht und führt zu diesem positiven Ergebnis. Das
der Kramerspitze aufspannt. Durch die Neuordnung des       Projekt überzeugt durch den hohen gestalterischen und
Areals bot sich nicht nur die Möglichkeit, schrittweise    handwerklichen Umgang mit Holz. Die Betonung in der
ein neues, gemischt genutztes Quartier zu entwickeln,      Ausgestaltung liegt dabei bewusst auf dem Kontrast der
sondern auch die Chance, Impulse und Engagement von        umgebenden atemberaubenden Landschaft rund um
Bürgerseite für eine nachhaltige und zukunftsfähige        die Zugspitze und einem gesunden Wohnumfeld. Der
Entwicklung ihrer Stadt aufzunehmen, zu unterstützen       Ökologie und der Auswahl einer gesunden Material-
und umzusetzen. „Altes Garmisch neu gelebt“ kombi-         qualität kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.
niert Wohnen mit privatem Arbeiten, Kreativwerkstät-
ten, einer Eisstockmanufaktur sowie einem Hotel mit

     Lageplan

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BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

                               Gemeinschaftlicher Innenhof / Fotos: Stefan Müller-Naumann

BAUHERR
VEHBL Baugemein-
schaft gap. Quartiers-
entwicklungsgemein-
schaft

PROJEKT
Gemischtes Quartier
bestehend aus
21 Wohnhäusern,
Forum und Aparthotel
mit Café in
Holzbauweise
82467 Garmisch-
Partenkirchen

ARCHITEKT
Beer Bembé Dellinger
Architekten und
Stadtplaner

KONSTRUKTION
Massivholzbau

DÄMMUNG
Dach: Holzfaser
Wand: Holzfaser

   Südfassade mit Lüftungsschrank                                            St.-Martin-Straße

                                                                                                              11
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

GEWINNER | Kategorie „Wohnungsbau – Bauen mit Bestand – Einfamilienhaus“

Kienzlerhansenhof
Würdigung der Jury
Beschirmt von einem immensen Dach steht das ehe-                             Bohlenkonstruktion der Außenwände wurde im Wohn-
malige Schwarzwälder Bauernhaus in leichter Hanglage                         bereich mit Holzfaserdämmung moderat gedämmt und
auf großzügiger Parzelle. Das Gebäude besticht durch die                     mit einer diffusionsoffenen Winddichtungsmembran
archaische Form einer regionaltypischen Bauweise, bei                        ausgestattet. Der Natursteinsockel aus Granit wurde
der sämtliche Nutzungen (Wohnen, Tierställe, Heulager,                       in historischer Handwerkstechnik saniert, von außen
Fahrzeugunterstand) unter einem Dach vereint sind. Bei                       gedämmt und mit Lehm verputzt. Die gebäudeprägen-
der denkmalgerechten Sanierung der 450 Jahre alten                           den Fenster wurden als dicht schließende sprossierte
Bausubstanz wurde der Charakter des Hauses erhalten                          Holz-Kastenfenster mit integrierten Schiebeelementen
und gleichzeitig für heutige Wohnbedürfnisse weiterent-                      erneuert und somit auch energetisch verbessert. Gegen
wickelt. Der ursprüngliche Wohnhausteil wird weiterhin                       aufsteigende Kälte und Feuchtigkeit schützt neuerdings
zum Wohnen genutzt, jedoch mit einfachen Eingriffen                          eine Dämmschüttung aus Naturbims.
und passender Materialisierung erneuert und saniert,
sowie mit zusätzlichen Raumnutzungen, wie z. B. Bad-                         Im Zuge der Sanierung des historischen Hauses ist es
einbau und Küchenerneuerung sanft modernisiert. Im                           gelungen, durch den Einsatz angepasster Dämmungen
großzügigen Dachbereich entstanden flexible Experi-                          aus nachwachsenden Rohstoffen und eine neue Kon-
mentalräume, die auch für Veranstaltungen genutzt                            zeption der Energieversorgung mit Geothermie und
werden können.                                                               Photovoltaik-Flächen die heutigen Anforderungen an ein
                                                                             energieeffizientes Gebäude zu erfüllen. Dennoch konnten
Zum Einsatz kamen die gleichartigen natürlichen Bauma-                       das Erscheinungsbild und der einzigartige Charakter des
terialien, wie sie bereits seit Jahrhunderten in der Region                  einfachen und urtümlichen Schwarzwaldbauernhauses
gebräuchlich und bewährt sind: Das beschützende Dach                         erhalten bleiben. Dank dem Einsatz von kapillaraktiven
wurde mit 1.000 m2 handgespaltenen roh belassenen                            Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen wurde das
Holzschindeln neu eingedeckt und partiell mit Holzfa-                        klimatische und energetische Konzept bewusst „weiter-
serdämmung neu gedämmt. Die massive Ständer-                                 gebaut“ und für heutige Anforderungen umgesetzt.

     links: Schnitt A-A und B-B (längs und quer) | rechts: Grundriss E 0 und E1

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BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

                              Blick von Südosten / Fotos: Claus Morgenstern / Fa. Zehnder / Gössel + Kluge

BAUHERR
Anja Kluge &
Ingolf Gössel

PROJEKT
Umbau und denkmal-
schutzgerechte
Sanierung des
Kienzlerhansenhofes
78141 Schönwald

ARCHITEKT
gk Gössel + Kluge
Generalplaner GmbH

KONSTRUKTION
Massivholzbau in
Ständer-Bohlen-
Bauweise

DÄMMUNG
Dach: Holzfaser
Wand: Holzfaser

   Mitte: Wohnbereich Stube Südost und Küche | unten: Bad und Stubenkammer

                                                                                                               13
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

GEWINNER | Kategorie „Wohnungsbau – Bauen mit Bestand – Mehrfamilienhaus“

Sudhaus auf der Alten Brauerei
in Schwerin
Würdigung der Jury
Das Projekt in der Alten Brauerei betrachtet umfassend   Bei der Planung wurde darauf geachtet, nachwachsende
die Aspekte einer gesamtheitlich nachhaltigen Bauweise   Baustoffe mit einfachen Verbindungen zu verwenden.
im Bestand unter Verwendung ökologischer Baustoffe       Dies erleichtert spätere Um- und Rückbauten und das
und kombiniert dabei überzeugenderweise vorgebliche      nachfolgende Recycling anfallender Rohstoffe. Während
Gegensätze. Dabei sind im ehemaligen Sudhaus der         der Ausführung kamen schadstofffreie und ökologisch
Alten Brauerei Schwerin großzügige und lichtdurchflu-    unbedenkliche Baustoffe mit kurzen Transportwegen
tete Eigentumswohnungen mit Loftcharakter entstan-       zum Einsatz.
den. Das Sudhaus bildet ein Ensemble mit dem südlich
angrenzenden Siloturm, der bereits zuvor saniert und     So wurden die Grundelemente mit einer außenliegen-
zu einem Wohnhaus mit 5 Einheiten umgenutzt worden       den Dämmschicht aus zertifiziertem Baustroh versehen.
war. In dem 22 m hohen fensterlosen Turm lagerte das     Durch die Verwendung von Dämmmaterialien aus
Getreide für den Brauprozess.                            nachwachsenden Rohstoffen konnten ca. 1.600 m² Poly-
                                                         styroldämmung eingespart werden. In die Gebäudehülle
Der Beton-Hallenbau aus dem Jahr 1976 wurde entkernt     wurden ausgedehnte Öffnungen eingeschnitten und auf
und technische Einbauten wie Sudkessel und Maisch-       der Westseite eine geräumige Balkonkonstruktion vor-
gefäße wurden entfernt. Der nördliche Gebäudeteil, in    gestellt. In die freigelegte Stahlbetonkonstruktion der
dem ursprünglich die Sozialräume untergebracht waren,    Halle wurden neue Geschossdecken und Erschließungs-
wurde ebenfalls beräumt. Durch die weitest gehende       stränge eingebaut. Die flächig verglaste Westfassade des
Weiternutzung der vorhandenen Bausubstanz konnte         Gebäudes ist zum nur wenige Meter entfernten Ziegel-
die darin gebundene graue Energie erhalten werden,       innensee orientiert.
wodurch dem Energiekonzept über die reine Betrach-
tung der Betriebsenergie hinaus eine weitere Dimension   Durch den Umgang mit dem Bestand, dessen rauer
hinzugefügt wird. Das über Fernwärme versorgte Ge-       Charakter erhalten werden konnte, dem aber durch die
bäude erreicht hier KfW 70 Standard.                     konsequente Nutzung nachhaltiger, nachwachsender
                                                         Baustoffe eine zusätzliche Ebene hinzugefügt wird, ist
                                                         das Projekt ein würdiger Preisträger im Bereich der
                                                         Sanierung.

     links: Grundriss | rechts: Lageplan

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BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

                             Saniertes Sudhaus auf der Alten Brauerei mit angrenzendem Siloturm / Fotos: Jörn Lehmann, Ronald J. Kamphausen

BAUHERR
Alte Brauerei GmbH &
Co. KG

PROJEKT
Sanierung und
Umnutzung einer
Industriehalle in
ein Wohngebäude
19055 Schwerin

ARCHITEKT
Ulrich Bunnemann –
Schelfbauhütte

KONSTRUKTION
Stahlbetonhallen-
konstruktion
(Bestand 1976)
Außenwände
(Bestand):
massiv
Außenwände
(Neubau):
Strohdämmung

DÄMMUNG
Dach: Strohballen
Wand: Strohballen

   Loftwohnung – Küche und Wohnbereich                                      Großflächig verglaste Westfassade mit Terrassen und Balkonen

                                                                                                                                           15
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

GEWINNER | Kategorie „Öffentliches Bauen – Neubau & Bauen mit Bestand“

Hortgebäude Waldorfschule
am Prenzlauer Berg
Würdigung der Jury
Am Übergang zwischen der Blockrandbebauung der            wurde in vorsegmentierter Holzständerbauweise her-
Gründerzeit und den seriellen und schmucklosen Plat-      gestellt und mit naturbelassenen Getreidestrohballen
tenbauten im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg setzt   nichtlasttragend ausgefacht. Die so ausgefachten Außen-
das Hortgebäude mit waldorfpädagogischem Ansatz ein       wandflächen erreichen nicht nur höchste Dämmstan-
sichtbares Zeichen für ökologisches Bauen. Direkt an      dards, sondern weisen auch eine hervorragende Öko-
einen langen Plattenbauriegel dockt die freie Form des    bilanz auf. Innenliegend wurde das Stroh mit 4 cm Lehm
Holzgebäudes an und wertet das Quartier sowie das Be-     verputzt. Das Fassadenkleid zeigt senkrecht stehende
standsgebäude spürbar auf.                                Lärchenholzbretter, die durch ihre unterschiedlichen
                                                          Breiten und Tiefen den Baukörpern eine plastisch be-
Der Baukörper selbst entwickelt sich als organische       wegte Oberfläche verschaffen. Die sehr flach geneigten
Raumabfolge mit unterschiedlicher Höhenstaffelung.        Dachflächen wurden als Sparrendach mit eingeblasener
Die anspruchsvolle Gebäudemodulation konnte mithilfe      Zellulosedämmung und extensiver Begrünung reali-
des Einsatzes digitaler Entwurfs,- Planungs- und Ab-      siert. Die Bodenplatte des Gebäudes wurde ebenfalls
bundsoftware in Holzständerbauweise realisiert werden.    mit Zellulosedämmung überdämmt. Das Konzept
Der Einsatz von naturbelassenen und nachwachsenden        eines konsequent naturbelassenen und ökologischen
Baustoffen war ein zentrales Anliegen der Bauherr-        Materialeinsatzes wird auch in der Innenraumgestaltung
schaft, wodurch nicht nur das erzieherische Konzept       mit geölten Kieferndielen, sichtbaren Brettstapeldecken,
der Waldorfpädagogik unterstützt wird, sondern auch       einer feuchtepuffernden Lehmwand und Leichtbau-
ein Gegenpol zu den oftmals schadstoffbelasteten          wänden aus Lehmtrockenbauplatten durchgehalten.
Plattenbauten geschaffen wird. Die eingesetzten Hölzer    Die Einbaumöbel aus Weißtanne vervollständigen das
stammen aus der Region und sollen möglichst unbe-         Bild. Insgesamt ist so ein sinnlich-haptisches Gebäude
handelt dem natürlichen Alterungsprozess unterworfen      mit hoher Aufenthaltsqualität und maximalem ökologi-
werden. Dadurch wird bewusst der Unterhaltsaufwand        schem Anspruch entstanden.
auf ein Minimum beschränkt. Das Gebäudetragwerk

     links: Grundriss EG | rechts: Bauabschnitte

16
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

                                 Vogelflug – Einbettung in den Baumbestand, begrünte Dachlandschaft / Fotos: Gregor Schmidt

BAUHERR
Freie Waldorfschule
am Prenzlauer Berg/
schulemachen e. V./
Esther Knoblich

PROJEKT
Neubau Hortgebäude
Waldorfschule am
Prenzlauer Berg
10409 Berlin

ARCHITEKT
MONO Architekten
Greubel & Schilp &
Schmidt PartGmbB

KONSTRUKTION
Holzständerbau, nicht-
lasttragende Stroh-
ballendämmung

DÄMMUNG
Dach: Zellulose
Wand: Strohballen

   Spielflur/Garderoben – geölter Sichtestrich                                      Fassadendetail – plastisches Fassadenrelief

                                                                                                                                  17
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

GEWINNER | Kategorie „Öffentliches Bauen – Neubau & Bauen mit Bestand“

Gemeindehaus Huchenfeld
Würdigung der Jury
In Huchenfeld ist ein neuer zentraler Gemeindeplatz        platz entstanden, der bestehende Wegebeziehungen zur
entstanden. Das nach Norden eingeschossige Gemeinde-       Umgebung aufnimmt und einen zentralen Kommuni-
haus fügt sich in den städtischen Kontext zwischen Kin-    kationsort in Huchenfeld bietet. Auf der Südseite ist das
dergarten und Wohnhäuser und ermöglicht eine bessere       Gebäude zweigeschossig. Von den Mehrzweckräumen
Sicht vom Rathaus auf die Kirche, die dadurch wieder       aus gelangt man direkt in die Gartenebene. Die Hang-
mehr an die Ortsmitte angebunden wird. Das alte Ge-        lage erweist sich im unteren Stockwerk als Vorteil für
meindehaus in Pforzheim Huchenfeld aus den 60er-Jah-       privatere und weniger einsehbare Veranstaltungen. Die
ren war seit Jahren dringend sanierungsbedürftig. Statt    bestehenden Lagerräume auf der Hanggeschossebene
eines Neubaus entschied man sich nach einem Architek-      wurden hinter einer Sichtbetonwand in das Gesamt-
tenwettbewerb für einen Umbau und eine Erweiterung         ensemble integriert. Der Gemeindesaal hat das größte
durch ein komplett neues und erweitertes Erdgeschoss       Raumvolumen und befindet sich mittig unter der
in Holzbauweise. Das Hanggeschoss aus Stahlbeton wur-      Firstlinie. Die Ausrichtung des Gebäudes zum Tal und
de erhalten und mit einer hochgedämmten Holzfassade        zum Platz verbinden das Innen mit den Qualitäten des
überformt.                                                 Außen.

Der Besucher nähert sich dem überdachten Hauptein-         Die überzeugende konzeptionelle Strategie ist der verant-
gang auf der Nordseite. Das in die äußere Holzschalung     wortungsvolle Umgang mit Flächen und Ressourcen –
dezent eingearbeitete Kreuz signalisiert die inhaltliche   ein ganzheitlicher ökologischer, ökonomischer und
Bedeutung des Neubaus als christliches Gemeindehaus.       sozialer Ansatz, der seinen Ausdruck in einer
Zwischen Gemeindehaus und Dorfkern ist durch den           angemessenen Architektursprache gefunden hat.
Wegfall des alten Pfarrhauses ein neuer Gemeinde-

     Lageplan

18
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

                             Gemeindehaus mit Platzfläche / Fotos: Dietmar Strauss Bildermacher, Besigheim

BAUHERR
Evangelische Kirche
Pforzheim

PROJEKT
Umbau und
Erweiterung
Gemeindehaus
75181 Pforzheim

ARCHITEKT
ARCHITEKTUR 109 –
Mark Arnold und
Arne Fentzloff
Freie Architekten BDA

KONSTRUKTION
Massivholzkonstruktion

DÄMMUNG
Dach: Holzfaser
Wand: Holzfaser

   Hauptzugang Gemeindesaal/Pfarramt EG                                     Foyer Gemeindehaus EG

                                                                                                             19
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

GEWINNER | Kategorie „Gewerbliches Bauen – Neubau“

Bauhof Sengenthal
Würdigung der Jury
Ein großes Dach vereint alle Nutzungen und Gebäude-       Innenausbau minimiert werden. Ein hoher Grad an Vor-
teile unter sich: Verwaltung und Personalräume, Werk-     fertigung der Holzkonstruktion machte eine rasche und
stätten, Magazin und Lager, Fahrzeughalle, überdachter    weniger witterungsabhängige Montage möglich. Die In-
Außenlagerplatz, Waschhalle und Salzhalle. Das Gebäude    nenräume sind freundlich mit farbigen Linoleumböden,
wurde bis auf die Waschhalle komplett in Holzbau-         sichtbaren Holzwänden und Decken. Auch die tempe-
weise errichtet. Die Dachkonstruktion ist ein schlankes   rierte Fahrzeughalle bietet mit ihren großflächigen Ver-
Rippentragwerk, das im Verbund mit der darunter mon-      glasungen und Ausblicken einen adäquaten Arbeitsplatz
tierten Mehrschichtplatte, die Hallen überspannt, das     für die Bauhofmitarbeiter. Durch die Verwendung von
Gebäude ordnet und ihm seine prägnante Form verleiht.     Holz und Holzdämmstoffen, sowie Glasschaumschotter
Dadurch wird die statische Trägerhöhe auf 30 cm redu-     als Dämmung unter der Bodenplatte konnte auf große
ziert und eine wirtschaftliche Konstruktion ermöglicht.   Mengen an Kunststoffen verzichtet werden. Die Holz-
Das Tragsystem überspannt mit insgesamt 25 m Spann-       bauteile dienen als CO2-Speicher. Die große Dachfläche
weite das komplette Gebäude und das Vordach.              ist vorbereitet für eine Stromproduktion mit Photo-
                                                          voltaikmodulen.
Die Gebäudehöhe steigt mit dem Gelände an und
passt sich so in die Hanglage und Umgebung ein. Die       Der Gewerbebau überzeugt durch seine schlichte Eleganz
Fassade aus einer vertikalen unbehandelten Lärchen-       und dem hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe. Es
holzschalung gibt dem Bauwerk ein angemessenes            ist ein mustergültiges Beispiel für das Bauen mit Holz
Erscheinungsbild in der Landschaft. Durch die in weiten   durch die öffentliche Hand.
Teilen sichtbare Rohbaukonstruktion wie Betonwände
und Brettsperrholz als Decken und Wände konnte der

     Grundriss

20
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

                            Ansicht Süd-West / Fotos: Erich Spahn

BAUHERR
Gemeinde Sengenthal

PROJEKT
Neubau eines Bauhofs
für die Gemeinde
Sengenthal
92369 Sengenthal

ARCHITEKT
Michael Kühnlein jun.

KONSTRUKTION
Massivholzbauweise

DÄMMUNG
Dach: Zellulose
Wand: Holzfaser

   Innenansicht & Fassade

                                                                                                            21
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

GEWINNER | Kategorie „Gewerbliches Bauen – Neubau“

Logistikzentrum Fa. elobau
in Leutkirch
Würdigung der Jury
Die Firma elobau unterhält bereits zwei Standorte in        Raumklima. Es reguliert die Luftfeuchtigkeit und nimmt
Leutkirch. Mit dem Neubau des Logistikzentrums als          Schadstoffe aus der Atemluft auf.
Erweiterung des Werkes II sollte die gesamte Logistik des
Unternehmens gebündelt werden. Das Werk II besteht          Die hinterlüftete, filterartige Holzfassade liegt vor einer
aus Produktions-, Labor- und Bürobereichen mit ca.          grünen Abdichtungsbahn, die den ökologischen Anspruch
6.800 m² Grundfläche am Rand des Gewerbegebietes.           des Gebäudes plakativ in der assoziierten Farbe auf-
                                                            nimmt. Zur Außendämmung werden Holzfasermatten
In der Halle arbeiten ständig 25 Menschen, im Büro          genutzt. Wenn auch im Innenraum zum Teil mineralische
ebenso viele. Die neue Logistikhalle liegt im Süden des     Platten- und Dämmwerkstoffe aus Brandschutzgründen
Bestandes und hat die Abmessungen von 88,5 m × 25,5 m.      verwendet werden, tut dies im Bereich des Industriebaus
Alle sichtbaren Oberflächen im Hallenbereich sind aus       der Preiswürdigkeit keinen Abbruch – zumal das Konzept
unbehandeltem Holz. Das Hallentragwerk spannt mit           auch bei der Energieversorgung nachwachsende Roh-
schmalen Leimbindern über 25 m, bei einem Achsab-           stoffe berücksichtigt.
stand von 2,5 m, die von einer Sperrholzplatte überdeckt
werden. Die Wände werden als vorgefertigte Ständer-         Im Vordergrund steht zunächst die Einsparung und
wände erstellt, deren innere Schale auch eine Sperrholz-    Effizienz von Betriebsenergie durch Optimierung der
platte mit Sichtoberfläche ist.                             Heiz-, Kühl- und Lüftungssysteme sowie Nutzung von
                                                            Tageslicht bei sonst sparsamer LED Kunstbeleuchtung.
Somit sind alle sichtbaren Oberflächen im Hallen-           Darüber hinaus wird das Gebäude dann über einen Bio-
bereich aus Holz. Auch der zweigeschossige Büroteil         gaskessel mit Heizenergie versorgt. Zusammen mit den
wurde komplett in Holzbauweise erstellt. Raumhohe           ca. 1.200 m² Kollektorfläche auf dem Dach entsteht so ein
Fenster schaffen ein großzügiges helles Raumklima.          Plusenergiehaus, das in der Jahresbilanz 2,6-mal so viel
Doppelböden und Akustikdecken stellen Flexibilität und      Primärenergie liefert, wie es selbst benötigt – ein vorbild-
Ergonomie für den Büroalltag sicher. Holz schafft also      licher Ansatz: so wie Menschen gerne wohnen, sollen sie
neben den ökologischen Vorteilen auch ein angenehmes        bei elobau auch arbeiten.

     Schnitt

22
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

                                 Fassade Südwest / Fotos: Rainer Retzlaff

BAUHERR
imelo GmbH & Co.KG

PROJEKT
Neubau eines Logistik-
zentrums für die
Fa. elobau sensor
technology in
Leutkirch. Erweiterung
des Werkes II um
eine Logistikhalle
mit Büros in reiner
Holzbauweise im
Energie-Plus Standard
88299 Leutkirch

ARCHITEKT
F64 Architekten und
Stadtplaner PartGmbB

KONSTRUKTION
Holzbinderkonstruk-
tion, Holzständerbau-
weise

DÄMMUNG
Dach: Mineralwolle
Wand: Holzfaser

   oben: Fassade Südseite Logistik | unten: Fassadenstruktur Detail               Versand und Hochregal

                                                                                                                   23
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

SONDERPREIS

Infozentrale auf dem Vollgut
BAUHERR
Building Cycle Collective c/o
Natural Building Lab TU Berlin

PROJEKT
DesignBuild-Projekt
Infozentrale auf dem Vollgut
12053 Berlin

ARCHITEKT
Prof. Eike Roswag-Klinge,
Natural Building Lab TU Berlin

KONSTRUKTION
Mischbau, Verwendung von
recycelten Materialien,
Trägerrost aus Altholz

DÄMMUNG
Dach: Zellulose
Wand: Zellulose

                                          oben: Ansicht Osten / Fotos: Leon Klaßen

Würdigung der Jury
Die Infozentrale auf dem Vollgut ist ein flexibel nutz-          Der Fokus lag auf Material, welches im alltäglichen Ge-
bares, reversibles und temporäres Gebäude auf dem                brauch und somit auch als Massenware im Umlauf ist.
Vollgut-Areal in Berlin Neukölln. Dabei macht sich das           Dabei haben sich Obstkisten als eine leicht zugängliche
Konzept die Abfallhierarchie zu eigen und setzt die Wie-         Ressource herausgestellt, die eine modulare Verarbeitung
derverwendung von Baumaterialien vor das Recycling.              zulässt und über die notwendigen sonstigen baulichen
Die spätere Nachnutzbarkeit ist ganz im Sinne der zu-            Eigenschaften verfügt. Für zusätzliche Stabilität und
künftigen Abfallvermeidung. Entstanden ist das Projekt           Witterungsbeständigkeit werden die gestapelten Kisten
im Rahmen des Seminars Building Cycle, einem Ent-                mit übrig gebliebenen Werbeplakaten tapeziert. Alte
wurfsstudio mit baukonstruktiver Vertiefung von etwa             Glasscheiben werden in eine simple Konstruktion aus
40 Studierenden am Natural Building Lab der TU Berlin.           Fahrradschläuchen und Holzrahmen gefasst und in ver-
                                                                 schiedenen Größen jeweils in Beziehung zu den einzelnen
Ziel war es, einen großen Anteil der Materialien aus ver-        Nischen in die Außenhülle gesetzt.
werteten und damit umweltverträglichen Ressourcen zu
entwickeln und so einen gebauten Prototyp für nach-              Als Raum für Alle soll das Gebäude der Vernetzung von
haltige Gebäude entstehen zu lassen. Die 100 m² große            Akteuren untereinander als auch mit der Nachbarschaft
Trägerrostkonstruktion besteht zu einem großen Teil aus          dienen und darüber hinaus ein Ort der Begegnung und
aufgearbeiteten Altholzbalken. Die Unterkonstruktion des         des Verweilens sein. Das scheint gelungen zu sein und der
Bodens wurde mit Spänen gedämmt, die bei den Hobel-              Austausch über die Bauweise wird die Verbreitung der
arbeiten für die Aufarbeitung der Holzbalken anfielen.           lobenswerten Idee und Umsetzung fördern.
Bei den Wänden wird wiederum auf geschreddertes
Papier und Zellulose als Dämmmaterial zurückgegriffen.
Grundsätzlich bestehen die Wandmodule aus Pappkisten,
die mit Plakaten verkleidet sind.

24
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

SONDERPREIS

CUBITY
                                                                                                           BAUHERR
                                                                                                           Prof. Anett-Maud Joppien,
                                                                                                           Dipl.-Ing. M. Arch. BDA mit
                                                                                                           Studierenden

                                                                                                           PROJEKT
                                                                                                           CUBITY – Energy-Plus and
                                                                                                           Modular Future Student
                                                                                                           Living
                                                                                                           60528 Frankfurt am Main

                                                                                                           ARCHITEKT
                                                                                                           Prof. Anett-Maud Joppien,
                                                                                                           Dipl.-Ing. M. Arch. BDA mit
                                                                                                           Studierenden

                                                                                                           KONSTRUKTION
                                                                                                           Brettschichtholz-Fachwerk-
                                                                                                           konstruktion

                                                                                                           DÄMMUNG
                                                                                                           Dach: PUR
                                                                                                           Wand: keine

     oben: Ansicht von außen | unten & rechts: Innenansichten / Fotos: Thorsten Kohlhaas

Würdigung der Jury
Mit dem Projekt CUBITY haben die Studierenden des                          Das Konzept beruht auf einem Haus-in Haus-Konzept,
Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt ein Wohn-                        wobei auch Konstruktion und Materialisierung dem
konzept im Sinne der größtmöglichen Energieeffizienz                       Suffizienzgedanken folgen. Die 6 m hohen Außenwände
und gleichzeitigen Nutzer- Suffizienz entwickelt. Das Stu-                 werden aus einer Brettschichtholz-Fachwerkkonstruktion
dierendenwohnheim im Plusenergiestandard bietet auf                        gebildet und die Gebäudehülle mit transluzenten Polycar-
einer Grundfläche von 16 m × 16 m temporäres Wohnen                        bonatplatten geschützt. Die modulare Bauweise gewähr-
im städtischen Raum für 12 Studierende. Je Nutzungs-                       leistet, die Bauelemente rückzubauen und umzunutzen,
einheit stehen lediglich 7,2 m2 private Wohnfläche zur                     wodurch der nachhaltige Lebenszyklus von CUBITY
Verfügung – diese bewusste Flächenbeschränkung ver-                        sichergestellt wird. Das Energiekonzept sieht neben der
steht sich als Beitrag zu einem innovativen, auf Suffizienz                Einsparung von Energiebedarf die vollständige Abstützung
ausgerichteten Nachhaltigkeitsansatz. Dadurch wird der                     auf (möglichst selbst erzeugten) Strom als Energieträger
derzeitige stetig wachsende Wohnflächenbedarf von 45 m2                    vor. In der Jahresbilanz erzeugt die gebäudeintegrierte
pro Person in Deutschland durch einen Ansatz der Selbst-                   Photovoltaikanlage auf dem Dach in etwa so viel Energie,
begrenzung bewusst in Frage gestellt. Gleichzeitig wird die                wie für den Gebäudebetrieb und die Nutzung benötigt
Zwischenzone zwischen den individuellen Kleinst-Wohn-                      wird.
einheiten als großzügiger Gemeinschaftsraum ausgebildet,
so dass jede Person über eine resultierende Wohnfläche                     Auf einem leerstehenden Grundstück in Frankfurt am
von 27,5 m2 verfügt.                                                       Main wird CUBITY seit November 2016 von 12 Studieren-
                                                                           den bewohnt und beforscht. Ein sozialwissenschaftliches
                                                                           und energetisches Monitoring begleitet die Nutzungspha-
                                                                           se, das auf die interdisziplinäre Erforschung sozialer und
                                                                           energetischer Suffizienz zielt.

                                                                                                                                     25
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

LOBENDE ERWÄHNUNG

Alnatura Holzhochregallager
BAUHERR
Prof. Dr. Götz E. Rehn

PROJEKT
Neubau des weltweit größten
Hochregallagers aus Holz
64653 Lorsch

ARCHITEKT
Thorsten Mergel

KONSTRUKTION
Silobauweise

DÄMMUNG
Dach: Mineralwolle
Wand: Mineralwolle in
den Holzbauelementen

                                     oben: Außenansicht | unten: Innen & kurz vor Fertigstellung / Fotos: Jürgen Oehler, Norman A. Müller

Würdigung der Jury
Ein Holzriese ist das neue Logistikzentrum der Firma            3,60 m hohen Holztafelbauteilen mit mineralischer Wär-
Alnatura. Auf einer Grundfläche von 9.700 m2 wurde              medämmung und einer unbehandelten Lärchenholzfas-
2014 das weltweit größte Hochregallager aus Holz in Be-         sade. Dank guter Dämmung einerseits und natürlicher
trieb genommen. Das Hochregal steht auf einer Fläche,           Kühlung andererseits kommt das Logistikzentrum im
die so groß ist wie ein Fußballfeld und bietet Platz für        Betrieb ganz ohne Heizung und künstliche Kälteerzeu-
32.000 Paletten. Es dient der Aufbewahrung von mehr als         gung aus. Dazu wurde der Neubau um 2,50 m in den Bo-
3.000 verschiedenen Bio-Produkten, hauptsächlich halt-          den versenkt und nutzt auf diese Weise den natürlichen
barer Trockenerzeugnisse wie Getreide- und Teigwaren,           Kühleffekt des umliegenden Erdreichs. Auch auf eine
Convenience-Produkte, Gewürze oder Speiseöle. In dem            künstliche Klimatisierung des Hochregallagers konnte
Gebäude wurden ca. 5.000 m3 Holz verbaut, die Regale            aufgrund der natürlichen Regulierung der Raumluft-
bestehen zu 100 % aus PEFC-zertifiziertem Fichtenholz,          feuchte durch den Einsatz von Holz verzichtet werden.
haben acht Ebenen und werden durch neun Gassen von
je 120 m voneinander getrennt. Die Anforderungen an             Die Größe, die Verwendung von Holz als nachwachsen-
die Toleranz eines Hochregallagers mit automatischem            dem Rohstoff für die Tragkonstruktion des Regalsystems
Verteilsystem sind sehr hoch. Üblicherweise kommt bei           und der damit verbundene architektonische Ausdruck
solch einem Ingenieurbauwerk Stahl zum Einsatz. Das             ist vorbildlich.
neue Alnatura Lager beweist eindrucksvoll, mit welcher
Präzision Holz als nachwachsender Rohstoff eingesetzt
werden kann. Der in Silobauweise errichtete Regalbau ist
ein achtstöckiges Tragwerk mit 65.570 laufenden Regal-
trägern, 19 m hoch und 118 m lang. Auf einer 60 cm
dicken Bodenplatte sind insgesamt 1.296 Regalsteher in
einem Raster angeordnet, das durch die Palettengröße
und die Fahrgassenbreite des Regalbediengeräts defi-
nierten ist. Die Gebäudehülle besteht aus vorgefertigten

26
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

LOBENDE ERWÄHNUNG

Universal Design Quartier –
Woodie
                                                                                                        BAUHERR
                                                                                                        PRIMUS Projekt UDQ GmbH &
                                                                                                        Co. KG

                                                                                                        PROJEKT
                                                                                                        Studentenwohnheim WOODIE
                                                                                                        21109 Hamburg

                                                                                                        ARCHITEKT
                                                                                                        Sauerbruch Hutton
                                                                                                        Architekten Berlin

                                                                                                        KONSTRUKTION
                                                                                                        Hybrid-Bauweise aus Stahlbeton
                                                                                                        (Erdgeschoss, Treppenkerne) und
                                                                                                        Brettsperrholz-Modulen

                                                                                                        DÄMMUNG
                                                                                                        Dach: Mineralfaser
                                                                                                        Wand: Mineralfaser

    rechts: Ansicht von außen | links: Innenansichten / Fotos: Götz Wrage

Würdigung der Jury
WOODIE zeigt eindrucksvoll, dass es möglich ist auch                        Potenzial. Alle Wohneinheiten sind vollständig aus Holz
größere Wohnkomplexe überwiegend in Holz und mit                            gefertigt, dabei bleiben die konstruktiven Holzwände aus
nachhaltigen Baustoffen, innen wie außen, zu realisieren.                   10–12 cm dickem Massivholz sichtbar. Dies schafft in
Lediglich bei der Dämmung der Wohneinheiten wurde                           den wie so oft eher beengten Verhältnissen des studen-
auf mineralische Stoffe zurückgegriffen. Dies dürfte                        tischen Wohnens eine behagliche, warme Atmosphäre
ebenso brandschutztechnischen Anforderungen ge-                             und reguliert auf natürliche Weise das Raumklima und
schuldet sein, wie die Grundstruktur aus Stahlbeton. Das                    die Luftfeuchtigkeit. Die Fassadengestaltung erreicht es
Studentenwohnheim bietet 371 Apartments, bei denen                          mit dem auch dort sichtbaren Einsatz von Holz den uni-
der Fokus auf Umnutzbarkeit und flexible Grundrisse                         formen Charakter aufzulockern ohne ihn zu verneinen.
trotz modularer Bauweise besonders hervorzuheben ist.
                                                                            Auch energetisch wurde optimiert, so ist WOODIE ein
Die identischen Wohneinheiten, inspiriert von den nahe-                     KFW 55 Haus, erfüllt aber die Anforderungen an den
liegenden Hamburger Containerhäfen, wurden komplett                         Energiebedarf des KFW 40 Standards und nutzt das zur
in Holzmodulbauweise vorgefertigt. Durch den sehr                           Internationalen Bauausstellung 2013 in Wilhelmsburg
hohen Grad der Vorfertigung der Serienproduktion, ist es                    aufgebaute, lokale Nahwärmenetz. Die Beleuchtung
möglich die Bauzeit stark zu verkürzen und gleichzeitig                     wurde vollständig in LED-Technik umgesetzt.
eine sehr hohe durchgehende Qualität im Ausbau zu ge-
währleisten. Eine Optimierung der Fertigprozesse erlaubt                    Insgesamt ein lobenswertes Konzept, das Potenzial zur
dabei den effizienten Einsatz der eingesetzten Rohstoffe                    konsequenten Weiterentwicklung im Sinne eines ganz-
zu erreichen. Lokale Firmen wurden gezielt unterstützt.                     heitlich nachhaltigen Bauens bietet.
Bei zukünftigen Projekten bietet die Erweiterung dieses
Ansatzes auf Primär- und Sekundärrohstoffe weiteres

                                                                                                                                    27
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

 LOBENDE ERWÄHNUNG

Konrad-Wachsmann-Haus
Niesky
BAUHERR
Große Kreisstadt Niesky

PROJEKT
Mustersanierung und Umbau eines
klassisch-modernen Holzbaus zu
einem Museum
02906 Niesky

ARCHITEKT
KKS Architektur + Gestaltung –
Dipl. Ing. Rudolf Klinkenbusch Architekt BDA

KONSTRUKTION
Blockbohlenbauweise

DÄMMUNG
Dach: Erhalt des historischen Dachstuhls,
Dämmung Holzbalkengeschossdecke k. A.
Wand: Holzfaser

                                                   oben: Außenansicht | unten: Innenansichten / Fotos: Volker Kreidler

Würdigung der Jury
Das „Konrad-Wachsmann-Haus“ in Niesky wurde                  rung. Um die Wirkung des Hauptbaukörpers zu erhalten,
1927 nach Plänen des gleichnamigen Architekten als           wurden notwendige Ergänzungen von Bauteilen auf die
moderner Holzbau in Blockbauweise errichtet. Ziel der        Kellergeschoss- und Gebäudesockelzone beschränkt. Die
Maßnahmen war der Umbau und die Modernisierung               Maßnahmen zur energetischen Sanierung behalten das
des seit 25 Jahren leerstehenden Gebäudes zu einem           vorgefundene historische Prinzip zur Wärmedämmung
Museums- und Veranstaltungsgebäude. Das Erdge-               grundsätzlich bei. Sie optimieren jedoch das ursprüng-
schoss bietet nun Raum für Ausstellungen sowie kul-          liche Konzept, das aus einem Holzvollwandsystem mit
turelle Veranstaltungen. Büro- und Sozialräume sind          ergänzender Innendämmung bei dampfdiffusions-
im Obergeschoss für den Museumsbetrieb und Ver-              offenem Wandquerschnitt besteht.
waltungsnutzung der Stadt eingerichtet. Bei der Maß-
nahme handelt es sich um die Mustersanierung eines           Die Jury würdigt die Anstrengung der Bauherren, die
klassisch-modernen Holzbaus in enger Abstimmung mit          zum Erhalt und zur Weiternutzung dieses herausragen-
dem Landesamt für Denkmalpflege. Durch den inter-            den Kulturdenkmals als Aushängeschild des modernen
nationalen Bekanntheitsgrad sowohl der Holzbaufirma          Holzbaus geführt haben.
Christoph & Unmack als auch des Architekten Konrad
Wachsmann entstand hier für die Stadt ein neuer An-
ziehungspunkt. Das Gebäude ist zu großen Teilen in
seiner Originalsubstanz erhalten und ein Denkmal von
nationalem Rang. Der Erhalt der vorgefundenen Bau-
substanz (Dach, Dachdeckung, Wände, Fenster, Vergla-
sungen, Türen) hatte oberste Priorität, daher hatte auch
eine Reparatur grundsätzlich Vorrang vor einer Erneue-

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BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

LOBENDE ERWÄHNUNG

Modularer Baukasten
Hoffnungshäuser
                                                                                       BAUHERR
                                                                                       Hoffnungsträger Stiftung

                                                                                       PROJEKT
                                                                                       Holzbausystem für hochwertigen
                                                                                       bezahlbaren Wohnraum
                                                                                       73734 Esslingen am Neckar

                                                                                       ARCHITEKT
                                                                                       andOFFICE Blatter Ertel Probst
                                                                                       Freie Architekten PartGmbB

                                                                                       KONSTRUKTION
                                                                                       Mischbauweise, Holzständerwände,
                                                                                       BSP-Massivholzdecken

                                                                                       DÄMMUNG
                                                                                       Dach: Gefälledämmung (k. A.)
                                                                                       Wand: Mineralwolle

     Blick von außen auf das Gesamtensemble / Fotos: David Franck Photographie

Würdigung der Jury
Der modulare Baukasten HOFFNUNGSHÄUSER ist                              den Lebenszyklus des Gebäudes. Die Wandkonstruk-
ein System zur schnellen und qualitativ hochwertigen                    tion in Holzrahmenbau wird von einer hinterlüfteten
Planung von bezahlbarem Wohnraum und das prämierte                      Holzleistenfassade bekleidet. Konstruktive Oberflächen
Projekt ein Prototyp einer Reihe von Gebäuden. Zur                      ohne zusätzliche Ausbauschritte erzeugen innen ein
Realisierung unterschiedlicher Gebäudegrößen wer-                       angenehm warmes Raumgefühl bei gleichzeitiger
den hierbei nicht Raummodule, sondern verschiedene                      Kosteneinsparung. Die Holzdecken-Untersichten und
Elementmodule kombiniert. Durch diese Standardi-                        OSB-Oberflächen der Holzständerwände bleiben sicht-
sierung im Baukastensystem kann eine Vorfertigung                       bar, der Estrich ist lediglich versiegelt. BSP-Massivdecken
erfolgen, wobei spätere Transportentfernungen in der                    ermöglichen eine kostengünstige Konstruktion der
Gesamtbilanz berücksichtigt werden sollten. Dies alles                  Balkone als statische Kragarme. Deren geschwungene
resultiert in der Reduzierung des Zeitaufwands über die                 Form lockert unaufdringlich die Kubatur des Gebäude-
gesamte Prozesskette Planung, Fertigung und Ausfüh-                     körpers auf.
rung. Zusätzlich führt die Modularität zu einer deut-
lichen Kostenersparnis bei den Baunebenkosten, ohne                     Das technische Gebäudekonzept setzt auf einen low-
gänzlich auf Flexibilität zur Anpassung an die standort-                tech Ansatz, der den Wartungsaufwand und die für
spezifischen Vorgaben zu verzichten.                                    deren Erstellung eingesetzte Primärenergie reduziert.
                                                                        Wärmeenergie für Heizung und Wasser liefert eine
Ausgangspunkt für diese Entwicklung waren die Bedarfe                   Wärmepumpe. Aus den Anforderungen des Brand-
zur Unterbringung Geflüchteter auf Basis der Standards                  schutzes ergibt sich die Nutzung von Steinwolle für die
des sozialen Wohnungsbaus. Dabei sind die multifunk-                    Dämmung und zementgebundenen Spanplatten im
tionalen Grundrisse für unterschiedliche Nutzergrup-                    Treppenhaus, was in der Gesamtbewertung einer loben-
pen konzipiert und sichern so die Anpassbarkeit über                    den Erwähnung jedoch nicht im Wege steht.

                                                                                                                                 29
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

LOBENDE ERWÄHNUNG

Mensa Waldcampus
HNE Eberswalde
BAUHERR
Brandenburgischer Landesbetrieb
für Liegenschaften und Bauen

PROJEKT
Mensa Waldcampus der
Hochschule für nachhaltige
Entwicklung
16225 Eberswalde

ARCHITEKT
andreas gehrke architekten

KONSTRUKTION
Massivholzbau

DÄMMUNG
Dach: keine
Wand: Zellulose

                                          oben: Außenansicht | unten: Innenansicht / Fotos: Ulrich Schwarz

Würdigung der Jury
Eberswalde ist bereits seit über 180 Jahren ein wichti-          sinnliche Atmosphäre schaffen, um das Gebäude als
ger Standort der Forstwissenschaften. Folgerichtig hat           Ruhe- und Regenerationsort innerhalb des Campus zu
sich die Hochschule für nachhaltige Entwicklung den              etablieren. Das Gebäude wird auf organische Weise an
Titel „Grünste Hochschule Deutschlands“ verliehen,               strategischer Stelle in die leicht abfallend terrassierte
womit nicht nur der Anspruch an einen nachhaltigen               Freifläche eingepasst und bildet ein Pendant zum halb-
Umgang mit unseren Wäldern zum Ausdruck gebracht                 runden Hörsaalgebäude. Bei der Wahl der Hölzer wurde
wird, sondern auch für den Hochschulstandort selbst              nicht nur auf eine regionale Herkunft aus nachhaltiger
der Anspruch an eine ökologisch optimierte Gebäu-                Forstwirtschaft geachtet, sondern auch auf eine Bau-
de-Infrastruktur gestellt wird. Es liegt daher auf der           realisierung mit regionalen Bauunternehmern. Weitere
Hand, dass für den Neubau des Mensa-Gebäudes auf                 wichtige Kriterien für das nachhaltig geplante Gebäude
dem Waldcampus der Hochschule der Baustoff Holz                  war zudem der Einsatz recycleter Bauprodukte, eine
die erste Wahl ist. So verwundert es nicht, dass für den         hohe Nutzerakzeptanz und Identifikationsmöglichkeit
Bau der Mensa 360 m3 FSC-zertifiziertes Holz zum                 sowie vielfältig variable Nutzungs- um Umnutzungs-
Einsatz kam und in unterschiedlichen Ausbildungen                optionen.
als Fassadenmaterial, Massivholzdecken, Wandkons-
truktionen, Stützen, Fenster, Türen, Bodenbeläge und             Abgerundet wird das Gebäudekonzept durch den Einsatz
Möbeleinbauten konstruktiv und gestalterisch verwen-             einer Holzhackschnitzel-Heizung, die in einem benach-
det wurden.                                                      barten Heizhaus untergebracht ist und den ohnehin
                                                                 geringen Primärenergiebedarf von 79,2 kWh/m²a mit
Das neue zentrale Mensagebäude dient besonders auch              einem regional verfügbaren Energieträger aus nach-
als Treffpunkt und Begegnungsort für die Studierenden.           wachsenden Rohstoffen deckt.
Der Baustoff Holz soll daher eine inspirierende und

30
BUNDESWETTBEWERB – BAUEN MIT NACHWACHSENDEN ROHSTOFFEN

LOBENDE ERWÄHNUNG

Fährhaus Rothenhusen
                                                                                                          BAUHERR
                                                                                                          Marienhoff Rössig Fährhaus
                                                                                                          Rothenhusen GbR

                                                                                                          PROJEKT
                                                                                                          Sanierung und Erweiterung
                                                                                                          Fährhaus Rothenhusen
                                                                                                          23627 Groß Sarau

                                                                                                          ARCHITEKT
                                                                                                          Mißfeldt Kraß Architekten BDA
                                                                                                          Partnerschaftsgesellschaft mbB

                                                                                                          KONSTRUKTION
                                                                                                          Mischbau

                                                                                                          DÄMMUNG
                                                                                                          Dach (Fährhaus): Zellulose
                                                                                                          Wand (Fährhaus): Mineralwolle
                                                                                                          Dach (Neubau): XPS
                                                                                                          Wand (Neubau): Zellulose

     links: Außenansichten | rechts: Innenansicht / Fotos: Johannes Kottjé

Würdigung der Jury
Das seit 1968 denkmalgeschützte „rothe Hus“ am                               Bei der Materialisierung wurden die prägenden Mate-
Ratzeburger See blickt auf eine bewegte Geschichte                           rialien des Ortes (Holz, Reet, Ziegel) bei der Fassadenge-
von 770 Jahren zurück. Ursprünglich als Zollstelle an                        staltung neu interpretiert. Die Fundamente des Alt-
der Einfahrt zur Wakenitz errichtet, wurde später eine                       baus wurden erneut mit Feldsteinen ausgemauert und
kleine Wirtschaft darin untergebracht. So entwickelte                        Abbruchziegel des früheren Stallgebäudes beim Neubau
sich das Fährhaus zum bis heute beliebten Ausflugs-                          wiederverwendet. Bei der weiteren Materialisierung der
ort. Nachdem jahrzehntelang die Pflege des Gebäudes                          Dämmungen und Ausbaumaterialien wäre eine noch
vernachlässigt wurde, konnte das Fährhaus schließlich                        konsequentere Anwendung nachwachsender Baumate-
behutsam denkmalgerecht saniert und durch einen                              rialien wünschenswert gewesen.
Neubau aus natürlichen und regionaltypischen Bau-
materialien ergänzt werden.                                                  Dennoch konnte durch die Sanierung und Erweiterung der
                                                                             Ort deutlich aufgewertet werden. Der Neubau wurde ener-
Im historischen Fährhaus, dem benachbarten Stall und                         getisch nach Niedrigenergiestandard realisiert, im Altbau
dem ergänzenden Neubau wurden verschieden große                              wurden mit moderater Innendämmung und neuen Holz-
Gasträume mit unterschiedlichen Atmosphären reali-                           fenstern maßgebliche Reduktionen der Wärmeverluste
siert. Dabei wurden bewusst unterschiedliche Raum-                           erreicht. Aufgrund der besonderen Lage des Gebäudes
stimmungen in den verschiedenen Gebäudeteilen der                            am See wurden diverse flankierende Maßnahmen zum
Anlage geschaffen und durch die verbindende Außen-                           Vogel-, Gewässer-, Baum- und Fledermausschutz durch-
anlage in Beziehung zueinander gesetzt. Der Neubau                           geführt. Um Pfahlgründungen vermeiden zu können,
nimmt sich gegenüber dem alten Fährhaus zurück und                           wurde eine schwimmende Sohle mit flexiblen Erschlie-
bietet auf seinem Flachdach eine Dachterrasse in den                         ßungsleitungen ausgebildet.
Baumwipfeln mit Weitblick über den See.

                                                                                                                                       31
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